I Cuad. Bot. Canar. XVIIIjXIX: 43-48; 73 I I
Pflanzenverbreitungstypen auf La Palma
Geobotanisch-arealkundliche Untersuchungen
1. Aeonium W & B.
Von V. Voggenreiter *
(recibido en la redacción: 19.7.1973)
Resumen
Re,particiÓn geográfica de 8 especies del género Aeonium W.
B. (Crassulaceae) en La Palma. Los tipos fitogeográficos (a, b, d,
f, y') parecen ser los más característicos dentro de la flora indí-gena
die la isla.
Summary
Phytogeogrqphical distribution of 8 species of Aeonium W.
B. known as native to the island of La Palma. The phytogeogra-phical
types (a, b, d, f, y') seem to be thle most characteristical
ones considering the native vegetation.
Vom 27. April bis zum 26. Juni 1973 wurden auf La
Palma geobotanische Untersuchungen in den meisten Tei-len
der Insel durchgeführt, wobei die Excursionsorte nach
okologisch - topographischen Gesichtspunkten ausgewahlt
wurden; das Ziel, für jeden Quadranten des 25 qkm-Gitter-iietzes
(LAMBERT'sches System) wenigstens eine gründ-liche
Pflanzenliste herzustellen, wurde bis zu einem hohen
Grade verwirklicht. Die Koordinatcn A bis G und 1 bis 10
wurden in den Verbreitungskarten für die 25 qkm-Gittrr-quadrate
entsprechend dem Vorgehen auf Tenerife uncl
Gran Canaria verwendet (vgl. VOGGENREITER 1973 a
und 1973 d); F-5 auf La Palma ist das Gitterquadrat in
dem die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma liegt.
* Botan. Institut, Universitat Erlangen-Nürnberg, Bundesrepublik Deutschland
DaL. ReYU!tUt der ui?tersi?cihilficrnn cinrl 43 Gittrryu2- a-" ""'-
drat-Arteninventar-Listen für die beobachtete natürliche
Flora (ungenügend untersuchte Gitterquadrate: B-5, C-4,
D-4, E-3); in diese Listen sind zwecks Erreichung einer
hoheren Genauigkeit die Gitterquadranten-Positionen ein-getragen
("modifizierte Gitterquadranten" ergeben bis zu
9 Verbreitungspunkte im 25 qkm-Gitterquadrat). Die weni-gen
detaillierten Fundortangaben aus der Literatur wurden
praktisch nicht benotigt. Alle -Zeichen in den Karten
stellen eigene Fundorte dar (1973); O bedeutet: Determi-nation
nicht ganz sicher. "?" bedeutet ein wahrscheinliches
T7 v urkummen. in den Kariciieri isi aucii die Ver-'ureiiurg iirrl
Kanarischen Archipel angezeigt. In der numerischen Areal-karte
der Gattung Aeonium W.B. bedeuten die Ziffern die
je 25 qkm-Gitterquadrat angetroffenen Anzahlen verschie-dener
Aeonium-Arten, wobei "Aeonium cf. urbicum" und
"A~nniiim rf gnrnprmw'' al c pin einziges Taxon gezahlt
wurden.
Aeoniurn "ciliatum" gibt es meines Erachtens auf La
Palma nicht. Das Vorhandensein von A. urbicum ist genaue-stens
zu überprüfen (vgl. PRAEGER 1932 p. 167). Das
Taxon, das bisher für A. ciliatum gehalten worden sein
dürfte, kann nach dem PRAEGER'schen Bestimmmungs-schlüssel
nur als Aeonium cf. gomerense determiniert wer-den
(vgl. vorlaufiges Verbreitungsbild unter Nr. 7 der
Arealkarten); zur Identifizierung sollten alle Merkmale und
nicht nur die Morphologie des generativen Teiles herangezo-gen
werden - es sei daraui 'riirigewie~eri,d dbb d e ' Gudis-formen
(Kandelaber- und Kugelbuschformen) in keinem
einzigen Falle rauhe Aeste besitzen (vgl. das echte tinerfe-nische
A. ciliatum!) .
Aeonium cruentum sollte besser als Varietas von A.
spathulaturn verstanden wwdm. Aeonium vestitum SVEN-TENIUS
ist nach meiner Beobachtung nichts anderes als
eine Varietat von A. holochrysum. Aeonium lindleyi scheint
auf La Palma nicht ursprünglich zu sein - es hat offensicht-lich
kein eigentliches Areal! - Allerdings habe ich den
BURCHARD'schen Fundort unterhalb von San Andres an
ECüstzr,fz!sz:: (Uemnuch iil F-3) r?irht gerehen - eine neaere
Bestatigung ist vonnoten. Aeonium cf. gomerense (alias "ci-liatum")
verdient eine gewissenhafte taxonornische Studie,
die zu einer Separation von ciem echten tinerfenischen A. ci-liatum
führen dürfte. Bei diesen taxonomischen Untersu-chungen
sollte an allen wichtigen Punkten des Areales
(vgl. Nr. 7 der Arealkarten) und nicht nur an einer Stelle
(!) beobachtet werden.
Die AEzah! der mit Sieherheit ürsprUn I Lr6r&l i1 n\ rhl lnbp I A A U V I V Y C V . , ~ A onmlormm-
Arten auf La Palma ist also 7, bestenfalls 8.
Die Arten der Gattung Aeonium auf La Palma stechen
unter den iibrigen Vertretern der natürlichen Flora dieser
Insel durch die gut unterscheidbaren und vielfaltigen Typen
ihrer Ime1-_A_r~a(Iae, b, d7 f , y') hervor. Die Klassifizierung
erfolgte in Anlehnung an die tinerfenischen Inselarealtypen
a bis g in VOGGENREITER 1972 c:
a ) gürtelformiger Ring um La Palma: Ae. holochrysum
a') Andeutung eines Ringes um La Palma: Ae. palmense
b) tief!i2gendcs XW-, N-, NE-C&Sr?ge 1.~5
La Palana: Ae. goochiae
d ) altvulkanisches SW-Gehange von La
D-l--. I a i i~a. -A--n. cdi fnl i i im
f ) "jungvulkanischer Gebirgstypus" von
La Palma: Ae. spathulatum
y') Aeonium nobile-Typus (nur auf La Pal-ma)
Ae. nobjle
Gegenstücke zu den Typen c, e und g Tenerifes fehlen offen-sichtlich
auf La P a h a (vgl. VOGGENREITER 1972 c).
Die Ursachen für die Ausgestaltung und Differenzie-rung
in die einzelnen, deutlich untcrschcidbaren Aeonium-
Inselareale auf La Palma sind komplexer Natur (geobota-nisch-
historischer, geomorphologischer, vulkanologischer,
edaphologischer, klimatologischer und mikroklimatologi-scher
Faktor, vgl. VOGGENREITER 1972 c) :
Die offensichtlich unterschiedlichen Lebensansprüche
der Aeonium-Species, die jungvulkanischen landschaftsge-staltenden
Prozesse und die Erhaltung von mehr oder minder
,l+nn "xr i i l lz~nicnhnn R T i ~ n c l t ~ l n r n/"- aLL,Llr r U r r - u l L r w r s L r s L 4. u L i u uL4irL.r li
\- x ~ n m;ii nc+r\*ini? ZT3 r l 1 7 n Y V l l l J UIIsLi. LII V UIJlQ-nismus
verschonte, altvulkanische Landschaftsteile mit
meist ausgepragter Erosionsmorphologie; vgl. LEMS 1958
p. 3Jj spieien iür die Areaigestaitung cier Aeonium-Hrten
bedeutende Rollen (vgl. besonders A. goochiae, sedifolium,
auch A. nobile); nicht zu vergessen ist der die nordlich-südlichen
Differenzierungen verstarkende Faktor des NNE-Passates
(man vergl. hierzu die Karten von Aeonium secli-,
fn l-i q.i m i--i -n - d-- h- -~ -c - -n - -n- -d - -~ lrrcn- -n - -A - . n- n- h- i- l- o- , ejne ahselute Ver-liebe
für ablandige, auch anlandige Passatlee-Situationen
hat und das ausgepragte Passatluv vollstandig meidet).
Die Areale ideriiisclier Arte11 aul La Pairria urid Tene-rife,
namlich Aeonium holoc hrysum und A. sedifoliurn, zei-gen
grundsatzliche bzw. grosste Aehnlichkeit, welche bei
ietzterer nicht zu überbieten ist: Aeonium sedifolium besie-delt
auf beiden Inseln die nordwestlichen Ecken, genauer ge-sagt:
die nordlichen Partien der SW-Gehange: die zudem
altvulkanischer Natur sind und tiefe, gegen die Nachmit-tags-
Insolation geoffnete Barrancos aufweisen und im ablan-digen
Passatlee liegen. Aeonium spathulatum bevorzugt auf
beiden Inseln die jungvulkanischen Gebiete und meidet im
allgemeinen die Küstennahe (Ausnahme : jungvulkanische
sudliche SE-Kuste auf La Palma).
Das Inselareal von Aeonium goochiae ahnelt prinzipiell
den tinerfenischen Verbreitungsbildern von A. tabulaefor-me
und canariense (geographischer Schwerpunkt im tieflie-genden
Nordgehange und Vorliebe für nordliche Expositio-nen).
Das Aeonium palmense-Inselareal (La Palma) kann
sich mit dem Areal seines nachsten Verwandten A. cana-riense
(Tenerife) nicht so ohne weiteres vergleichen lassen,
obwohl in beiden Fallen die selbe (Grundtendenz der Areal-gestaltung
zu beobachten ist (geographischer Schwerpunkt
im Norden der Inseln und Vorliebe für Nordexpositionen).
Aeonium nobile als extrem an das Innere heisser Ba-rrancos
gebundene Crassulacee hat unter den tinerfeni-schen
Arealtypen keinen Vergleichspartner - einen Ge-gensatz
stellen die Inselareale von A. goochiae, A. tabulae-forme
und canariense dar. Auffallend ist der ziemlich grosse
TT-L----L--:I..---L---:-L 1,- A ,,,l- rr,- A -r.l-.:7, ..-A .-.,A:
U ~ L I C L ~ L ~ L L ~ C L U U L ~ E ; ~ U C L C L LULC~L L X L C ~ L C v v ~ Ai . icuvbrc uuu OGUP
folium auf La Palma.
Das Phanomen der echten intra-insularen Disjunction
(Typus e Tenerifes; vgl. VOGGENREITER 1973 d) fehlt auf
der zu kleinen Insel La Palma - die Verbreitung von
Aemium nobile zeigt Klein- Disjunctionen! Der Inselareal-typus
c (d. h. nur im NE-Teil der Insel, entsprechend A. ci-liatum
und A. lindleyi auf Tenerife) scheint unter den Aeo-m,,.,
A ,+m, -7,- D.-.1-.-. *:,-.l.+ T7,.,."..17#,W.-r.m
i l i l u I I I r c u wzu v u u LE auua LuLuIi v u ~ ~ u ~ u u I u i ~ u .
Die Taxonomie von Aeonium cf. gomerense und cf. ur-bicum
auf La Palma benotigt dringend einer Klarung, be-vor
hier Areale festgelegt werden konnen - die Arealkar-ten
beider (Nr. 7. und 8.) sollen nur der Orientierung künf-tiger
klarender taxonomischer Untersuchungen dienen.
Literatur:
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Mapa Topográfico de la Isla de La Palma 1: 50.000. 1968 @m. 1985, 1090, 1094).
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PRAEGER, R. L. (1932): An Account of the Sempervivum Group. Reprint
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VOGGENREITER, V. (1 972 c) : Pflanzenverbreitungstypen auf Tenerife. Gewbo-tanisch-
arealkundliche Untersuchungen. 1. Aeonium Webb & Berth. Cuad.
Bot. Canar. 16, p. 1-8.
VOGGENREITEiR, V. 1973 a): Euphorbia canariensis L. auf La Palma. Eine
pflanzengeographische Kartierung. Cuad Bot. Canar. 18/19.
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Vegetation der Kanaren4mel Tenerife als Grundlage fur den Na-turschutz.
Anhang: Vergleiche mit La Palma und Gran Canaria. 717 pp.
(In Voitbereitung).