Cuad. But. Canar. XVIII/XIX: 55-64; 73 l
Euphorbia canariensis L. auf La Palma
~ i n epf lanzengeographische Kartierung
Von V. Voggenreiter*
(recibido eln la redacción: 20.7.1973)
R e s u m e n
La distribución del "cardón" (Euphorbia canariensis L.) en
La Palma: Los datos presentados se basan en observaciones en el
campo, durante el año 1973 (Abril - Junio); la registración origi-nal
se realizó en mapas topográficos de escalas grandes. Los car-donales
más intactos, al parecer, son las de la zona de Puntallana
- Santa Lucía (G-4) y en las cercanías de Puerto Naos (C-7).
P-rrinrlno n-7tnnn;nrinn
uLaALuLo G,bLLAoLvAILo de !os cardundes de La Palma ürgm pro-tección.
S u m m a r y
The distribution of Euphorbia canariensis L., the Canary
Candelabra Spurge (vernac.: cardón) in La Palma, as investiga-ted
in 1973. The fieid data have originally been transferred to to-pographic
maps. Some communities ("cardonales") seem to be
intact and are of high sociological value, i. e. the Puntallana -
Santa Lucía región (G-4) and the surroundings of Puerto Naos
(C-7). Large extensions o$ the Euphorbia canariensis-commu-nities
in La Palma urge protection against destruction.
Euphorbia canariensis L. ist eine in der Basalstufe der
West-Kanaren aspektbildende Charakterpflanze, die sehr
wesentlich zum typischen Antlj+? der kanarischen Natur-iardsci~
ali Leiir-agi. Die Ver 'u1 ttliurlg der Kaiiai-isclieii Kaii-delaber-
Wolfsmilch wurde von mir auf Tenerife ziemlich
genau umrissen (siehe Karte p. 32 in VOGGENREITER
1/72 a). - Vor allem interessierte mich nun der Vergleich
der Areale erwahnter Art auf La Pzlma, Tenerife und Gran
Canaria.
* Botan. Institut, Univ. Erlangen-Nürnberg, Bundesrepublik Dentschland
Die einzigm mir bekannten Punktkartchen von Euphor-bia
canariensis L. auf La Palma vor 1973 sind diejenigen von
H. KNOCHE (1923 p. 120, 263) mit 21 bzw. 13 Fundstellen.
Nunmehr sind für die Areale auf La Palma (siehe unten)
und Tenerife an exakten Karten pflanzenokologisch-verglei-chende
Interpretationen moglich. Wünschenswert ist die ra-
L T - -1 1 : A A - - ri ---- 2 -
ZiCllC V tfl V U113 LdllUlg U11g UCl I\dl LlCl U115 dUl U1 dll Ldlldl ld.
Für künftige vergleichend-soziologische Untersuchungen im
Kanarischen Westarchipel ist eine genaue Kenntnisnahme
der Arealgestaltung von Euphorbia canariensis auch auf
Hierro und Gomera unumganglich.
n,, L:,, --,,i:,~,-a,, +,,,H,,,~:,,~,, D..,~,+,,,,L,: UCL ULCL v UL L L C ~ C L L U C L L bu pus^ a p u a L u c u L u u n b v CL UL GL-tungskarte
von Euphorbia canariensis auf La Palma liegen
eigene Gelandebeobachtungen vom 27.4 bis zum 26.6.1973
zu Grunde. Wichtige Hilfsmittel waren ein starkes Fernrohr
und die topographischen Kartenwerke 1: 100.000 und 1:
50.000, in die wahrend der Excursionen direkt eingezeich-net
wurde. Die topographische Karte (Eintrage-Genauigkeit + 100 m) umreisst das Gesamtverbreitungsgebiet der Art
auf La Palma meines Erachtens sehr genau, im einzelnen
lassen sich aber sicherlich viele kleine Lücken ausfüllen
(eine Reihe wichtiger Fundorte ist besonders im nordlichen
Teii aes SW-Küstengehanges zu erwarten j .
Euphorbia canariensis-Bestande ("cardonales") sind auf
La Palma offensichtlich (prozentual zur Insel - Gesamtfla-che)
seltener als auf Tenerife; auf La Palma stellen sie be-sonders
schutzbedürftige Bestandteile der typisch kana-rischen
Landschafi der Tiefensiuk dar-. Sciiürliieii, uiiver-dorbener
Erhaltungszustand und pflanzengeographisch-so-ziologische
Wichtigkeit zeichnen folgende gefahrdete Car-donales
aus:
Die Cardonales bei Casas La Bombilla (C-7 MS) und
Playa Nueva (C-7 M) am Rande der jüngstvulkanischen
Küstenplatte von Naos, am meerseitigen Rand von Puerto
de Naos und im Steilabfall oberhalb des Ortes (C-7 SE)
und die Cardonales oberhalb Charco Verde (C-8 NE) blie-ben
zwar vom rezenten Vulkanismus verschont (hohe pflan-
zengeographische Bedeutung! ) , sind aber nun akut durcli
die maPlose Ausdehnung der Banarieriplaritageri gefiihrdet,
die ohne Rücksicht auf die Notwendigkeit des Landschafts-schutzes
betrieben wird.
An der Ostküste von La Palma (F-2, F-3) von Barlo-vento
bis La Galga werden die Küsten-und Barranco- Car-donalcs
zuschends von Platanares eingeengt und durch die
'kdirekte Bewasserung und Nitrifizierung" betroffen
namlich durch das aus den Bananenkulturen in die Barran-
co - Steilwande heraussickernde stark düngerhaltige Was-ser
- die Folge ist eine rasche Vernichtung der prachtvol-len
einheimischen xerothermophiloligotrophen Barran-co-
Vegetation und der Ersatz durch eine hsliche, nicht
Kanaren-typische; nitro-hydrophile Pflanzenwelt, in der z.
B. Coíocasia esculenta, Cyperus-Arten, Tropaeolum rnajus,
Plantago major etc. als Felspflanzen (!) auftreten und wo
zwischen absterbenden und verfaulenden Euphorbia cana-riensis-
Restexemplaren künstliche nitrophile Quellen durch-brechen
(vgl. Bco. Herradura F-2 MS, Bco. San Juan F-3
ME, Bco. del Agua F-3 NE, etc.)
Im Gebiet des 25 qkm-Gitterquadrates F-5 (Gegend um
Santa Cruz de La Palma) sollten die wenigen Cardonales
ais wicntiger Bestanateii der verbiiebenen Kai;uriandschafts-reste
(aus Landschaftsschutz - Gründen im Stadtbereich)
erhalten werden.
In F-6 droht ein wichtiger Teil der Euphorbia canarien-sis-
Bestande den Urbanisationen, Kulturflachen und Ver-kehrswzgen
züm Q f z r zü fallen (Pta. Arenuu bis Udzt:: dz
la Ballena F-6 ME); ein ausdrücklicher Schutz der Vegeta-tion
der 50-150 m hohen Küsten-Steilabstürze oberhalb Pla-ya
Bajamar bis Lomo Flores (F-6 lu'E bis ME;) sami den da-rin
enthaltenen Cardonales sollte unbedingt realisiert wer-den
(Motivation: Natur- und Landschaftsschutz, Erhaltung
pflanzengeographisch-okologisch wichtiger wissenschaftli-cher
Forschungsgegenstande) .
Vm besmdereri? Iriteresse se!!te der Schtltz der Curde-nales
in F-7 sein (südlicher Grenzbereich des Areales, von
hoher pflanzengeographischer Bedeutung); akute Gefahr-dung
durch die Erweiierung des Fiughafens siehi unmii-telbar
bevor.
Auf die Einzigartigkeit der Euphorbia canariensis-Be-stande
in G-4, G-5 und F-5 NE, namlich im Bereich von
Puntallana - Sta. Lucía - Bco. del Agua bis Tenagua, hin-sichtlich
des Erhaltungszustandes, der Ausdehnung, der
landschaftsbestimmenden Schonheit und der pflanzengeo-graphisch
- soziologisch - okologischen Bedeutung (Massie-
rungsgebiet von Euphorbia canariensis!) sei ausdrückliclr,
hingewiesen; hiermit sei dort die schnelle Einrichtung eines
groperen, zusammenhangenden Schutzgebietes dringend
vorgeschlagen!
Alle diese Landschaftspartien sind durch die zmeh-mende
Landschafts-Vernichtung durch den Neubau von Ba-nanen
- ivionokuituren, durch Urbanisationen, durch Stra-
Penbau, Beweidung und Weide-Rodung und die Auswir-kung
der Bewasserung und Düngung benachbarter Kultur-flachen
gefahrdet. Eine Unterschutzstellung obengenannter
Landschaftsteile wird dringend empfohlen, da mit einer
nicht vorstellbaren Steigerung der Zerstorungsprozesse ge-rechnet
wird.
Euphorbia canariensis hat auf La Palma offensichtlich
Kein ringformig um ciie Insei reichendes, gurteiiormiges
Verbreitungsgebiet (vgl. aber Tenerife); die Südspitze von
La Palma stellt heutzutage eine beachtliche Lücke im In-selareal
dar (KNOCHES Fundort - Kartchen sind an dieser
Stelle nicht glaubwürdig). Es liegt nahc, als Ursache hier-für
die jungvulkanische Natur dieser Landschaftsteile an-zusehen
- 1677 entstand der Vulkan San Antonio (D-10)
und noch 1971 türmte sich die Mña. Teneguía auf (D-10).
n: ---- c<-:-~i t-:--~i:-i--?n, ----a .-
UICXI ~ ~ C U I U I I ~ ~ L C I I I U I L C I IICL ~ U I I I i iii v u k ~ i i i ~a~kliiiv eii
südlichen Auslaufer von La Palma stellt meines Erachtens
einen von Euphorbia canariensis noch nicht aufgesiedelten
potentiellen Arealteil dar - dieses Küstengebiet erscheint,
abgesehen von der "vulkanischen Unsicherheit" als durch-aus
siedlungsfahiges Land (keine ungeeigneten klimato-logisch
- edaphischen Voraussetzungen!). Allein die "vulka-nische
Unruhe" dürfte die nicht rasch ausbreitungsfahige
-T-il qhnrbia ~ n n a r i o n r i ra n der Resiedl~~ngge hindert hahem
Die Hohengrenzen, Küstenentfernungen und Flachen-ausdehnungen
der Kanarischen Kandelaberwolfsmilch auf
La Palma zeigen deutliche Abweichungen von den auf Te-nerife
bekannten AusmaBen:
Die hochsten Vorkolmmen des "Cardón" auf La Palma finden
sich in ca. 400 m Hohe im Bco. Angustias an der Ladera de El Ti-me
(im SW-Ge~hange von La Palma), im SW-Gehange von Tene-
rife hingegen in 1100 m (!) Hohe.
Maximale Küstenenltfernung auf La Palma ist 3 km (Bco. An-gustias)
- auf Tenerife erreicht diese Art bis 10 km Küstenfer-ne!
Minimale Küstenentfernungen von beachtlich kurzer Distanz
treten auf La Palma und Tenerife in der selben Gropenordnung
am meerseitigen Rande der Cardonales auf (20 bis 50 m) ; auf La
Palma zeigt die Art eine ziemliclh geringe Scheu vor der direk-ten
Meeresnahe, obwohl die Cardonales meerwarts stellenweise
durch Euphoabia balsamifera-Bestande abgelost werdea. An der
Nordküste von La Palma siedeilt Euphorbia canariensis viel lieikr
in den Barranco - Unterlaufen (besser insoliert!) als in den schat-tigen,
oft bis 200 m hohen nordexponierten, jah aus d m Meere
emporsteigenden Steilabsturzen.
Schlieplich ist die Flachenausdehnung der Cardonales auf La
Palma insgesamt nur ein Bruchteil derjenigen von Tenerífe.
Als Gründe für die obengenannten Unterschiede in der
raumlichen Verteilung von Euphorbia canariensis auf La
Palma und Tenerife scheinen von besonderer Wíchtigkeit:
die morphologischen Unterschiede der Abdachungen der In-seln
besonders in der Stufe der syntaxonomischen Klasse
Kleinio-Zuphorbietea macaronesica OBERDQRFEcR (vgl. to-pographische
Kartea 1 : 50.000))
die Verteilung der jung- und altvulkanischen Landschaften
und besonders das Ausmab des jüngsten Vukanismus in der
Litoralstufe,
die Grope, Hohe und Form der Inseln,
die Lage der Inseln im Archipel ($Distan7 von der ozeani-shen
Sahara) ,
Gropenordnung der Luv- und Lee-,Differenzierung auf jeder
Imel,
die Orientierung der Inseln zum NNE-Passat,
anthrop~gene Faktoren: Ausloschung früher eventuell vor-handener
Cardonales im Bereiche der Massierun der Bana-nen-
Monokulturen (auf La Palma: Gegend von Tazacorte-
Los Llanos in C-6; auf Tenerife: nittlerer Teil der Nordküste).
von der Art auf La Palma wurden für jedes 25 ClhI~itter-quadrat
des Areales auf einem Ubersichts-Kiirtchen darge-stellt
(siehe unten); eine künftige Verbesserung der MePer-gebnisse
ist wünschenswert.
Die topographische Kartierung von Euphorbia canarien-sis
auf La Palma ist trotz des recht instruktiven Bildes, das
die Karte hergibt, noch erweiterungsbedürftig (beson-ders
das nord!iehe SJX,T-&hange bctrcffcnd); zfi ciner
fassenden Kartierung der Vorkommen der Kandelaber-wolfsmilch
auf Gran Canaria sei hiermit aufgerufen. -Un-terschiede
in der raumiichen Verteiiung der Hrt zwiscnen
Gran Canaria und den beiden anderen betrachteten Kanaren-
Inseln sind offensichtlich, aber noch nicht prazise zu fassen;
man vergleichc die dritte Rubrik in der Tabelle.
Die Vertikalmassierungskurven von Euphorbia cana-riensis
in der Tabelle haben sogenannte Vertikalmassie-rungsdiagramme
zur Grundlage, die durch geometrische
Addition statistisch umfangreicher Beobachtungsdaten der
geographischen Verteilung der Art auf La Palma und Te-nerife
hergestellt wurden; die entsprechende Figur für
Gran canaria km-;--+ m--< -;m-- ~ ~ - - . n - i i r ~ n - c ? n m nlrnnrrn Tvr=,
L,mz,LcL , au1 C L L L C l U ~ ~ ~ L L ~ L A ~ L L LL LV AL LLL LL 5~L
Einzelbeobachtungen und stellt nur eine vorlaufige, orien-tierende
Erhebung dar. In der Vertikalverbreitung der Art
erscheint La Paima mit dem kieinsten Hohenumfang (400
m), Gran Canaria mit einem durchschnittlich groBen (800
m) und Tenerife mit einem so auBergewohnlichen von fast
genau 1100 m. Da nunmehr van den drei wichtigsten Inseln
des Kanarischen Westarchipels die Euphorbia canariensis-
Vertikalmassierungsschwerpunkte bekannt sind, IaPt sich
die Tendenz derselben beobachten:
Der Vertikalmassierungsschwerpunkt der Art auf La
Palma (am weitesten in den rnittelatlantischen Ozean vor-geschoben)
ist mit ca. 130 m am niedrigsten, liegt auf Te-nerife
in 230 m Hohe und klettert auf Gran Canaria offen-sichtlich
auf 320 m Hohe (Annaherung an die ozeanische
Sahara; für Gran Canaria fehlen aber die allumfassenden
statistischen Beobachtungen). Die Obergrenzen von Eu-phorbia
canariensis zeigen unter den drei betrachteten In-seln
eine Kulmination auf Tenerife; spezielle Untersuchun-gen
zur Obergrenze auf Gran Canaria sind notwendig.
Beachtlich ist, daP das Minimum der Hohenverteilung der
nin. Kistenabstand
nax N
g ~ s s-~ Lfu v
4100
I / e r f i~a-l
massierungs- ,ooo
Yurven
je Gesamt- gOo
lnsel
800
'a Palma
?fundsi~ili&Teb idcnr,
iber eine ympe LJcke!
ca. 20 m
3 Km
+os ,%
5- ? m
F-S, G-4, G -5
la Palma Tener r fe
Gran & n a h I
Gran Gnaria
Art mit ca. 5 - 10 m Meereshohe auf den drei genannten
Inseln dasselbe ist.
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