Herben Nowak
DER "FELSEN DES IDAFE" IN DER CALDERA DE
TABURIENTE - INSEL LA PALMA
In diesem Jahrbuch befassen sich Siegbert Hummel,
Helmut Stumfohl und Karl A. Wipf in Beiträgen mit dem
altkanarischen Kultfelsen des Idafe in der mächtigen Caldera
de Taburiente. Es ist daher wohl angebracht, vor
diesen religionsgeschichtlichen und linguistischen Detailstudien
den Idafe so vorzustellen, wie er uns bisher aus der
wissenschaftlichen Literatur bekannt ist. Zudem wird die
Begehung des Idaf e-Felsen durch Werner Pichler und Arnoldo
Hernandez Esposito einen neuen Aspekt erbringen;
doch darüber wird später berichtet werden.
Es ist natürlich kaum möglich, den Idafe und die umgehende
Landschaft so zu beschreiben, wie sie auf den
Beschauer wirkt, wenn er etwa vom Roque de los Muchachos
in die Tiefe blickt oder über die Hacienda del Cura
zum Mirador de los Brezos, also innerhalb des mächtigen
Steilabfalles der Caldera-Wand unterwegs ist. Nicht zu
vergessen der übliche Ein- und Tiefblick von der Cumbrecita,
die von El Paso aus leicht erreichbar ist.
Die Caldera de Taburiente hat einen Durchmesser von
fast 9 km, die Wandhöhen betragen durchwegs etwa 1500
m, der höchste Punkt des Kraterrandes liegt im Norden;
es ist der schon erwähnte Roque de los Muchachos mit
2423 m, unweit davon befinden sich, allerdings auf der
Aussenseite des Caldera-Randes, die internationalen
Sternwarten des "Observatorio Ast rofisico Roque de los
Muchachos". Nach den Bergen der Insel Tenerife, hat La
Palma die zweithöchsten Berge des kanarischen Archipels.
Die jüngeren geologischen Erkenntnisse rechnen bei der
Caldera mit einem sogenannten Einsturzkrater, während in
den älteren Ansichten die Entstehung der heutigen Caldera
lediglich der Erosion und den Hangrutschungen zugeschrieben
wird (Rother, 1988, 203 ff.).
Die mächtige Caldera wird nach Südwesten durch den
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Barranco de las Angustias entwässert. Diesen Weg nehmen
heute auch die meisten Besucher der Caldera, die entweder
über den Wasserkanal oder durch das Bachbett - was
nur bei Trockenheit möglich ist - gehen. Über weitere
Wege in die Caldera berichten die diversen Wanderführer;
der von A. und U. Reifenberger ist von den uns zugänglichen
wohl der beste, da sich die Autoren auch ausführlich
und kritisch mit der Vorgeschichte beschäftigt haben und
so verlässliche Hinweise auch in dieser Richtung zu geben
vermögen (Reifenberger, 1988, 240).
Das Innere der Caldera ist wild zerklüftet. Die wichtigsten
und wasserführenden Barrancos sind, wenn man der
Publikation der ICONA (ICONA, 1988) folgt:
a) der Barranco Cantos de Turugumay und Barranco
Verduras de Alfonso; beide vereinigen sich noch im nördlichen
Teil der Caldera und münden bei Dos Aguas in den
Barranco de la Angustias;
b) der Barranco Almendro Amargo und der Barranco
Rivanceras; beide umfliessen den Roque de Idafe und vereinigen
sich etwas oberhalb von Dos Aguas, und bilden den
Wasserlauf, der bei Dos Aguas mit den unter a) genannten
Barrancos zusammenfliesst; daher auch der Name
"Dos Aguas", "Zwei Wasser". Natürlich gibt es noch eine
Vielzahl kleinerer Barrancos und Quellen (Fuentes), die in
dieser Darstellung jedoch vernachlässigt werden können.
Leider haben wir es hier mit einer ziemlich chaotischen
Namensgebung zu tun. Der Barranco Cantos de
Turugumay ist auf zwei anderen, uns verfügbaren Karten,
wohl vorhanden - aber ohne Namen (siehe Bibliographie
unter: Mapas), während der Barranco Verduras de Alfonso
auf den gleichen zwei Karten als "Taburiente" eingetragen
ist. Als nahezu selbstverständliche Varianten stehen wir
unter anderem vor "Ribanseras/Rivanseras" oder Barranco
de "Allaguna/ Altaguna" und ein Problem für sich ist die
kartografische Plazierung des Idaf e selbst.
Der Idafe-Fels befindet sich nach der Beschreibung
des Abreu Galindo, wie wir später noch sehen werden, im
Mündungswinkel des Barranco Almendro Amargo und des
Barranco de Rivanseras - eine andere Beschreibung verlegt
ihn "entre el Barranco del Almendro A margo y el Barran-
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co del Limonero", also zwischen den Barranco del Almendro
Amargo und den Barranco del Limonero" (D1az
Alay6n, 1987, 118). Nur die vorgenannte ICONA-Information
plaziert ihn zwischen die beiden Bäche, während eine
der Karten, die Hoja 109, ihn nicht nennt, die andere ihn
aber westlich des Barranco Almendro Amargo, also falsch
plaziert.
Etwas Licht in das Barranco- und Namenschaos bringt
die Karte 1:25.000 des "Parque Nacional de la Caldera de
Taburiente" (ICONA, 1979). In dieser Karte hat der Barranco
de los Cantos den Platz des Barranco Cantos de
Turugumay ersetzt. Der Barranco del Limonero umfliesst
tatsächlich den Idafe, wie C. D1az Alay6n ausführt, während
der Barranco de Ribanceras nur ein einmündender
Nebenarm ist.
Der Felsen des Idaf e befindet sich also im tiefsten
Teil der Caldera, etwas nördlich von Dos Aguas und nur
von diesem Blickwinkel aus ist er meines Erachtens als
beeindruckend zu bezeichnen. Von den anderen höher gelegenen
Blickpunkten in die Caldera ist er teils mühevoll zu
lokalisieren und nur als wohl spitz zulaufendes Gebilde
auszumachen, aber relativ schwer zu orten. Angesichts der
gewaltigen Caldera ist der Idaf e eine kleines und bescheidenes
Felstürmchen am Ausgang der Caldera, also ihrem
tiefsten Punkt, und man tut sich schwer, in diesem brökkeligen
"Felsen" jenen bedeutenden Kultfelsen zu sehen,
der er nach den Berichten des Chronisten war (Abreu
Galindo, 1977, 279).
Es war daher naheliegend, anlässlich eines Studienaufenthaltes
auf La Pal ma eine Begehung des Idaf e ins Auge
zu fassen. Diese fand sodann am 12. 4. 1984 durch Prof.
Werner Pichler und Arnoldo Hernandez Esposito statt. Ziel
dieser Erkundung des Idaf e war eine Untersuchung des
Pfeilers aus nächster Nähe, verbunden mit der eventuellen
Lokalisierung von archäologisch Anmutenden in seinem
unmittelbaren Umfeld.
Schon vor der Exkursion hatte W. Pichler festgestellt,
dass die Plazierung des Idafe auf der zur Verfügung stehenden
Karte des Institute Geografico Nacional ( 1968) unrichtig
sein muss. Tatsächlich ergab sich bei Begehung, dass
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der Felsen des ldafe die letzte auslaufende Erhebung eines
mehrgipfligen Höhenzuges ist, der in der Karte als "Los
Picos de Toney" verzeichnet und dessen Höhe mit 752 m
angegeben ist. Francisco Javier Castillo verdanke ich die
exakte Entfernung des Idafe-Felspfeilers von Dos Aguas,
die ihm vom ICONA-Personal mit genau 750 m angegeben
wurde. Diese Angabe sollte es anlässlich des nächsten Besuches
in der Caldera de Taburiente ermöglichen, die genaue
Höhe des Idafe-Felsens zu ermitteln, eine Höhe, die
selbst vom ICONA-Personal nicht angegeben werden kann
(Mitteilung von F. Javier Castillo) und mit der wir uns
gegen Ende dieser Darstellung noch ausführlich befassen
wollen.
Der Idaf e selbst ist nur nach mehrstündiger mühevoller
Wanderung erreichbar; man. steigt an die zwei Stunden
durch den Barranco de las Angustias über Stock und Stein
bis Dos Aguas. W. Pichler berichtet sodann in seinem
Vortrag anlässlich der I.C. -Tagung 1984:
"Von hier aus (den Dos Aguas) führt ein bequemer
Wanderweg in den zentralen Teil der Caldera. Von dieser
West-Seite aus ist jedoch der Aufstieg zum ldafe unmöglich.
Der bewaldete Grat, auf dem sich der eigentliche
'Monolith' erhebt, ist nur von der Ostseite, also vom Barranco
del Limonero her erreichbar, und auch hier nur über
steile Hänge, deren Begehung durch extrem brüchiges Gestein
und eine Auflage trockener Kiefernnadeln sehr erschwert
wird. Auch das Gelände unmittelbar zu Füssen des
Monolithen ist so steil, dass an die beschriebene kultische
Tätigkeit hier, zufüssen des Idaf e, schwer vorstellbar ist -
wurde dieser doch mit dem Gekröse bestrichen. Diese
Kulthandlung wäre besser auf einer ansteigenden Terrasse
zu Füssen des Südosthanges, nur wenige Meter über dem
Barranco del Limonero vorstellbar. Hier befindet sich eine
kreisförmige Trockensteinmauer, die jedoch wegen Zeitmangels
nicht näher untersucht werden konnte.
Der Idafe selbst ist, vom Sattel aus gesehen, kaum
mehr als 40 m hoch und n i c h t aus gewachsenem Fels;
vielmehr besteht er aus einem extrem brüchigen, konglomerat-
ähnlichem Gestein, das - sozusagen - unter der
Hand zerbröckelt; eine Erkletterung ist nicht möglich.
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Die Bröckeligkeit des Gesteins wirft neues Licht auf
den Bericht des Chronisten, der uns Wissen lässt, dass der
Idaf e die Höhe von 'mehr als 100 Ellen hat' - der Idafe
muss daher früher um etliches höher gewesen sein."
Diese Schilderung lässt den heutigen Idafe in einem
anderen Licht sehen, vor allem was seine Höhe betrifft.
Ausserdem sollten wir aufgrund seiner Lage am Eingang
zur Caldera vielleicht doch eher im Sinne Wölfels an einen
Geistersitz, denn an eine axis mundi denken (Abbildung
bei: Jacquet, 1983, Abb. 107: Idafe-Fels). Zudem dürfen
wir nicht übersehen, dass nämlich der Kult a n diesem
"Felsen" d e m - wer immer das auch war - Idafe galt,
und dass diese Art kultisch-religiöser Verehrung nur in
der Caldera und von den Bewohnern der Caldera ausgeübt
wurde. Die anderen Stämme der Inseln verfügten jeweils
über einen eigenen Steinhaufen-Altar, zu dem die Opfernden
jeder für sich jeweils einen Stein trug, der Steinhaufen
letztlich die Funktion als "Steinhaufen, Altar, Heiligtum"
hatte, eine Entwicklung die über das ganze weissafrikanisch-
europäische Verbreitungsgebiet des Megalithikums
geht (Wölfel, 1965, 375; Wölfel, 1980, 433-434).
Um das Geschehen um den Idaf e auszuleuchten, wenden
wir uns Abreu Galindo - in der Übersetzung Wölfels -
zu. Er schreibt:
" ••• aber der Häuptling oder Herr von Acero, das
heisst der Caldera ••• hatte diese Steinhaufen nicht, weil
zwischen dem Ursprung der beiden Bäche, die aus diesem
Gebiet entspringen, es einen Felsen oder ein Kliff gibt,
das sehr dünn und mehr als 100 Ellen hoch ist, wo sie
Idafe verehrten, aus welchem Grund er heute noch Felsen
des Idafe heisst.
Und sie hatte solche Furcht, er würde fallen und sie
töten, dass sie, obwohl er, selbst wenn er fiele, ihnen
kaum schaden konnte, da ihre Wohnungen weit entfernt
vom ihm waren. Nur aus dieser Furcht heraus beschlossen
sie, von allen Tieren, die zur Speise getötet würden, dem
Idaf e die Eingeweide zu geben. Und wenn somit ein Tier
getötet war und das Gekröse herausgenommen, gingen damit
zwei Personen zum Felsen und dort angekommen sang
der, welcher das Gekröse trug: y Iguida, y Iguan Idafe, was
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heisst: Er sagt, dass er fallen wird, Idafe. Und der andere
antwortete singend: que guerte y guan taro, was heisst:
Gib ihm was Du trägst und er wird nicht fallen. Das gesagt
warf er es (das Geschlinge) hin ... und bestrich ihn
("dar con" ) mit dem Geschlinge und sie gingen; dieses
aber blieb als Futter für die Raben und Geier zurück,
welche auf dieser Insel guirres heissen" (Wölfel, 1965, 375).
Aus dieser Beschreibung geht eindeutig hervor, dass
dem Idaf e die Eingeweide von allen Tieren, die zur Speise
getötet wurden, gegeben worden sind. Es handelt sich also
keinesfalls um das Gekröse eines Opfertieres, wie Wölfel
an anderer Stelle festhält (Wölfel, 1980, 433).
Es kann nicht Sinn dieser Darstellung sein, näher auf
die verschiedenen Ausdeutungen der beiden altkanarischen
Sätze 11y Iguida, y Iguan Idafe•' und 11que guerte y guan
taro11 näher einzugehen, da es uns hier nur um die
Darstellung des Kultes für Idafe und nicht um die diversen
Ausdeutungen gehen soll. Auf alle Fälle muss auf Wölfel
(1965, 374 ff) verwiesen werden.
Im Zusammenhang mit den Namen wie Acero (der
altkanarische Name der Caldera), Idafe, Riv(b)ancera, Taburiente,
Tajodeque (eine Quelle und Höhle am Calderarand
mit einigen Inschriften in der sogenannten libyschberberischen
Schrift; welcher?), Tenerra, Trugumay (auch:
Turugumay ) etc. muss auf die neue Publikation von C.
D1az Alay6n (1987) verwiesen werden. In dieser hält die
verfasserin unter anderem auch fest, dass sie den IdafeFels
als den bemerkenswertesten Monolithen der Caldera
sieht, und uns mit unserer Ansicht, den Idaf e eher als bescheidene
Höhe zu sehen, allein lässt.
Nicht versäumt sollte werden, über die Höhe des Idaf
e-Pf eilers zu sprechen. Abreu Galindo (1977, 270) gibt
seine Höhe mit 11 ••• y de altura de mas de cien brazas
... " an, die Wölfel (1965, 375) mit den Worten 11 ••• und
mehr als 100 Ellen hoch ist ... " übersetzt. W. Pichler hat
uns den Pfeiler des Idafe als sehr bröckelig geschildert
und vermutet, dass der Idafe früher viel höher gewesen
sein müsste. Es ist uns leider nicht bekannt, ob Abreu
Galindo die von ihm festgehaltenen 11 ••• mehr als hundert
Brazas .•. 11 aus eigener Anschauung gekannt hat oder ob
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ihm diese Höhenangabe ein mehr oder weniger verlässlicher
Gewährsmann mitgeteilt hat. Es ist wohl letzteres
anzunehmen und sicherlich handelt es sich um eine Schätzung,
die etwa im Gebiet des heutigen Dos Aguas, also
dem Niveau des Bachgerinnes vorgenommen wurde.
Wenn W. Pichler als erfahrener Alpinist den Gipfelaufbau,
vom rückwärtigen Sattel aus gesehen, auf "eine
Seillänge" (= 40 m) schätzt, dazu dann den Aufstieg
vom Bachbett (Barranco del Limonero) bis zum Sattel
zwischen dem Felspfeiler des Idafe und den Picos de Toney
(922 m, 964 m) mit drei Seillängen schätzt, so kommen
wir auf eine Gesamthöhe von rund 160 m. Es handelt
sich dabei um eine Schätzung, die jedoch durch zwei unabhängig
voneinander befragte Wanderer nicht erreicht
wird Arnoldo Hernandez Exposito gab im April 1989 die
Höhe mit geschätzten 140 m an. Dazu von F. Ja vier Castillo
befragtes Naturwachtpersonal, das in der Caldera
tätig ist, gab keine Auskunft, nicht einmal als Schätzung,
über die Höhe des Idafe.
Kehren wir zur Angabe von "mehr als einhundert Brazas"
und zu Wölf els Übersetzung mit "einhundert Ellen"
zurück. Nehmen wir bei den Ellen den Durchschnittswert
der mitteleuropäischen Elle mit 0,60 m an, so ergäbe dies
eine Pfeilerhöhe von "mehr als 60 m". Legen wir jedoch
die . spanische Braza (= 1,672 m) oder die valencianische
Braza (= 2,138 m) (Klimpert, 1972, 36) der zu bestimmenden
Höhe zugrunde, so kommen wir immerhin auf eine
Höhe von "mehr als 167 m" oder gar "mehr als 213 m".
Gegenüber der Höhenschätzung von W. Pichler mit
rund 160 m haben wir in der Angabe von Abreu Galindo
mit "mehr als einhundert Brazas", also mehr als 167 m -
wenn wir die spanische Elle als für uns gültig heranziehen
wollen - eine ziemlich exakte Höhenangabe vor uns. Das
heisst, dass der Pfeiler des Idafe in den letzten rund 400
Jahren um vielleicht 10 bis 15 m niedriger geworden wäre.
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns bei all diesen
Schätzungen auf sehr gefährlichem Terrain befinden.
Denn sowohl die Höhenangabe von "mehr als 100 brazas"
(wieviel mehr?), die Annahme, dass es sich um spanische
Braza (1,672 m) handelt und zudem die Annahme, dass die
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mehr als 100 Brazas seinerzeit im Gebiet von Dos Aguas
geschätzt wurden, drängt uns schon in den Bereich kaum
mehr vertretbarer Spekulation. Der sicherste Faktor sind
noch die geschätzten Seillängen von W. Pichler. und die
Schätzung seines damaligen Begleiters Arnoldo Hernandez
Esposito, der die Höhe des Idafe ab den Bachniveau mit
140 m angab.
Bleiben wir also bei unserer spekulativen Höhenberechnung,
so müssen wir uns den Idafe-Monolithen zur
Zeit der Konquista La Palmas (1493) um wohl mindestens
15 m höher als heute vorstellen, vielleicht sogar um noch
etwas mehr. Sollte diese zutreffen, dann wäre er um einiges
imposanter erschienen als heute. Selbst wenn der Felsen
in den letzten tausend Jahren rund dreissig Meter höher
gewesen wäre, war er auch nicht gerade eines Stütze
des Himmels, sondern imm noch ein eher beachtlicher
Wächter am Eingang der Caldera, dem eine Schutzfunktion,
vielleicht als ein Bewacher oder Wächter der Caldera,
zugeordnet war. Als eine Säule des Idafe, des Wächters,
die nicht fallen sollte, deren Abbröckeln durch ständige
Opferung hintangehalten werden sollte.
Schwer vorstellbar erscheint mir, angesichts der gewaltigen
und in nächster Nähe alles um mehr als 1500 m
überragenden Calderawände, dass der Felsen eine Funktion
als Träger des Himmels, als axis mundi, gehabt haben
könnte, zumal wir wissen, dass es der Fels des Idafe war.
Es ist doch mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen,
dass Idafe eine Rolle als lokaler Schützer und Bewacher
hatte und seinen Sitz auf dem nach ihm benannten Felsen.
Der Sturz des Felsen wäre wohl auch der Sturz des
Idafe gewesen, oder wie immer man es sehen will, daher
war die Nährung und Stärkung des Idafe dringendstes Anliegen
der Menschen in Acero. Dass sich diese Menschen,
diese Caldera-Bewohner mit ihrem Idafe, sich von den anderen
Stämmen La Pal mas, die Steinhauf enaltäre hatten
und Abora verehrten, wenigstens in ihrem religiösen Leben
unterschieden haben, ist deutlich sichbar und erwiesen.
Das Leben der anderen Stämme, sollte, ebenso wie die
uns heute bekannte Vorgeschichte La Palmas, Thema einer
kommenden Untersuchung sein.
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Dass der Felsen des Idafe vielleicht sogar eine andere
Felssäule - mehr im Inneren der Caldera - war, sollten
wir nicht völlig ausschliessen; wenngleich der uns heute
bekannte Standort des "Felsen des Idafe" in der Tat fernab
des Wohngebietes der Caldera-Bewohner liegt.
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Wölfel, Dominik Josef - 1980 - Die Religionen des vorindogermanischen
Europa, auszugsweiser Reprint aus dem
3-bändigen Werk "Christus und die Religionen der Erde",
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Pico Bejenado
•
Caldera de Taburiente
(Skizze nach Carmen D1az Alayon, 1989)
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Der "Felsen des Idafe" in der Caldera de Taburiente
Eine alte Ansichtskarte von Ed. Blas Alvarez
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