mdC
|
pequeño (250x250 max)
mediano (500x500 max)
grande
Extra Large
grande ( > 500x500)
Alta resolución
|
|
Helmut STUMFOHL, Graz LINGUISTISCHES SYMPOSION (Tagung des Institutum Canarium in Hallein, Mai 1975.) Die Vorträge, deren Resumes hier geboten werden, hatten vor allem den Zweck, Methodisches zu bieten und Abgrenzungen vorzunehmen; sie richten sich auch gegen die Phantasten in der Sprachwissenschaft, gegen die wahllosen Alles-Vergleicher, gegen die Willkür gewaltsamer Rekonstruktionen. Sie beabsichtigen daher nicht, in Einzelableitungen einzutreten, so interessant sie auch sein mögen, sondern zunächst Grundsätzliches zu bieten - auf einem Felde, auf dem man einerseits nicht vorsichtig, nicht kritisch genug sein kann, auf dem aber anderseits gezügelte Phantasie, gelenkte Intuition ebenfalls ihr Recht haben, sofern sie sich methodisch und kritisch orientieren. Helmut Stumfohl, Juni 1975 I: ZUM PROBLEM DER SPRACHVER WANDSCHAFT Daß Sprachen miteinander verwandt und wiederum voneinander verschieden sind, daß man einander versteht oder nicht versteht - das sind uralte Beobachtungen. Uns geht es vielmehr um Art und Grad der Verwandtschaft, um die Kriterien, die anzuwenden sind, um Modellbegriffe, die uns die Verwandtschaft verdeutlichen sollen. Aufs Ganze gesehen, erheben sich damit auch die Fragen nach dem Ursprung der Sprachen, ob es sich um Mono- ob es sich um Polygenese handle; denn von der Weise, wie wir diese Frage beantworten, hängen unsere Vorstellungen über Art und Grad der Verwandtschaft ab. Hier sind die Begriffe zu schärfen. Auch zeigt es sich, daß es eine immanente Sprachwissenschaft nicht gibt, die nur aus Eigenem antworten könnte: alle Ursprungsfragen sind interdisziplinäre Fragen und müssen sich anderer Wissenschaften bedienen - gerade die Ursprungsfrage und die Frage nach dem Verhältnis von Vorgeschichte und Sprache sind klassische Beispiele hiefür. Methodisch kann die Frage nach dem Sprachursprung von der Frage nach der Menschwerdung nicht getrennt werden; dabei wird hier die Meinung vertreten, daß mit dem Menschsein das Wortsein, das Sprachehaben und Sprechenkönnen mit gesetzt sind. So wenig nun die vorauszusetzende Monogenese des Menschengeschlechtes die Abstammung von einem Urpaar bedeutet, sowenig kann davon die Rede sein, daß alle Sprachen von einer Ursprache abstammen: keine linguistische Paläontologie erreicht jemals d i e Ursprache, ja nicht einmal eine Ursprache eines Sprachstammes - alle Rekonstruktionen sind in hohem Maße Konstruktionen. Der scheinbare Widerspruch zwischen Monogenese und einer nicht von einem Urpaar her gedachten Menschheitsabstammung löst sich mit Hilfe der Populationsgenetik: kein Einzelmensch, kein Paar enthält jemals alle möglichen Gene, die nur innerhalb einer Gruppe, einem Genpool als Ganzheit da sind. Dies übertragen wir auf unsere Problematik - es gab nie Ursprache oder Ursprachen, sondern Dialektpopulationen, mit größerer, mit geringerer Verständlichkeit untereinander, wobei vorauszusetzen ist, 51 daß sich viele Dialektgruppen - unter denen Familien- und Hordensprachen gewesen sein müssen - auch außersprachlicher Mittel der Verständigung bedienten, ja bedienen mußten. Alle historischen Sprachen sind sekundäre Ergebnisse mannigfaltigen Ausgleichs, vielfacher Überschichtungen, Umbildungen, Vereinheitlichungen, sekundärer Dialektbildungen, etc. Durch keine historische Sprache hindurch ist der Blick auf eine Ursprache möglich, nur auf frühere Sprachzustände in verschiedener zeitlicher Tiefe. Die herkömmlichen beschreibenden Termini - flektierend, agglutinierend, inkorporierend, isolierend - reichen nicht aus, um Sprachen zu klassifizieren, da sie niemals absolut rein erscheinen und die syntaktische Beschreibung nicht leisten. Zwei agglutinierende - d. h. immer vorwiegend agglutinierende - Sprachen sind deshalb noch lange nicht miteinander genetisch verwandt; es war übereilt, z.B. alle agglutinierenden Sprachen in einer Sprachgruppe zu vereinigen, ja daraus dann auf Urverwandtschaft zu schließen. Damit ist die Problematik der Urheimat und des Urvolkes gesetzt, die z. T. auf falschen Fragestellungen beruht. Damit ist aber weiterhin das Problem der Ethnogenese gegeben, in weiterer Hinsicht der Stammesbildung, das wieder von der Frage der Dialekte nicht zu trennen ist. Woher kommen die Etrusker? Wo lag die Urheimat des bairischen Stammes? Wo lag die Urheimat der Indoeuropäer ? V an welchem Volk stammen die Franzosen ab ? - das sind falsch gestellte Fragen, die die Problematik der Ethnogenese nicht berücksichtigen, ja nicht einmal ahnen. Alle historischen Völker wachsen aus verschiedenen Elementen aufgrund politischer, religiöser, ökonomischer Bedingungen zusammen. Die romantische Suche, sagen wir nach Ur-Ungarn - die man sogar in Tibet suchte - geht von der falschen Voraussetzung aus, daß die Ungarn als Ungarn geschlossen gewandert seien; in Wirklichkeit wachsen sie aus einem militärischen Bündnis verschiedener verwandter und nicht verwandter Stämme in Südrußland zusammen, wobei man sich auf eine Militärsprache einigte - die Sprache der westasiatischen Komponente dieser Gruppe, die mit dem Wogulischen verwandt war. Hinter diesen falschen Fragestellungen steht die romantische Ideologie von „reinen, ungemischten" Sprachen und Völkern, was schon ein antiker Topos gewesen ist (Tacitus über die Germanen, Hippokrates über die Skythen). Ein weiteres Beispiel, daß Außersprachliches beigezogen werden muß, ist das Verhältnis von Dialekt und Sprache. Es gibt ganz verschiedene Typen von Dialekten, das Kriterium der gegenseitigen Verständlichkeit reicht nicht aus: Tschechen und Slowaken verstehen sich untereinander sprachlich einigermaßen - sind daher die beiden Sprachen Dialekte einer Sprache? Hier kommt das Bewußtsein einer historischen Besonderheit, ein einheitliches Volksbewußtsein, hinzu: so ist das Slowakische als eigene Sprache zu klassifizieren, obgleich es dem Tschechischen nähersteht als deutsche oder italienische Dialekte untereinander. Ist das Friesische ein Dialekt des Deutschen oder eine eigene Sprache, bzw. Dialektgruppe? Vom Sprachlichen allein ist diese Frage nicht zu lösen. In der Frage der Sprachverwandtschaft sind verschiedene Grade der Verwandtschaft und verschiedene Typen der Verwandtschaft zu beachten: der rein typologischen Sprachverwandtschaft (Hjelmslev) steht die genetische gegenüber, die sich 52 decken können aber nicht müssen. Hier taucht die Frage des Beschreibungsmodells auf, besonders für die genetische Verwandtschaft. Das vorige Jahrhundert, darwinistisch angeregt, glaubte einfache Genealogien, Stammbäume verwenden zu können, (Schleicher). Man hatte eine Ursprache, dem Urpaar entsprechend, von dem die sich anderen Sprachen abstammten, indem sich die Ursprache in Dialekte teilte, die dann zu eigenen Sprachen wurden. So hatte man die indoeuropäische Ursprache - gleichgültig, wo man deren Urheimat ansetzte - und leitete davon ab. Schon früh erkannte man, daß ein solches Beschreibungsmodell der sprachlichen Wirklichkeit nicht entsprach (J. Schmidt's Wellentheorie). In der Wellentheorie steckt der Gedanke der Konvergenz, des allmählichen Überganges, sie setzt aber immer noch einen Mittelpunkt voraus, von dem aus die sprachlichen Erscheinungen an Intensität abnehmen; die erweiterte Wellentheorie (Trubetzkoj) nimmt an, daß auch die im normalen Sinne unverwandten Sprachen in die Konvergenzzonen einzubeziehen sind - womit freilich ein rein hypothetisches Element eingeführt wurde. Das heißt nicht sagen, daß die Stammbaumtheorie völlig falsch wäre - sie kann für sekundäre Fälle Anwendung finden. Ein klassisches Beispiel ist die Frage der Entstehung der romanischen Sprachen: hier ist der Ausgangspunkt klar, das Vulgärlatein, also als „Ursprache"; das Beschreibungsmodell funktioniert einigermaßen, aber keineswegs glänzend. So haben wir keine dialektischen Zwischenstufen zwischen Spätlatein und Frühromanisch, außerdem ist hier die Frage der Substrate einzubeziehen - die verschiedenen romanischen Sprachen gehen auch auf verschiedene Substrate zurück, sie sind geographisch verschiedenen Ursprungs. In unserem Sinne ist die Wellentheorie noch einmal zu modifizieren - nämlich durch analoge Übertragung populationsgenetischer Vorstellungen, wie oben angedeutet. Nachdem es in den letzten Jahrzehnten, z. T. schon von de Saussure ausgehend, eine starke Reaktion gegen die historische Linguistik gegeben hatte, gab es neue Vorstöße auf diesem Gebiete - so die Glottochronologie von M. Swadesh. Dieser machte den Versuch, durch Vergleich ausgewählter Wörter zweier Sprachgruppen - des Eskimoischen und des Aleutischen - die aufgrund anderer Kriterien als verwandt gelten müssen - die zeitliche Tiefe der Trennung beider Sprachgruppen festzustellen. Dabei bediente er sich, für nicht-indoeuropäische Sprachen, eines Modells, das er aus den indoeuropäischen Sprachen aufgrund der Stammbaumtheorie gewonnen hatte. Der zweite Fehler liegt in der relativ willkürlichen Auswahl des Wortschatzes, der dritte in der Annahme geradliniger, ungestörter Entwicklung. Kurz, die Glottochronologie leistet nicht, was sie zu versprechen schien. Aus all dem ergibt sich eine große Zurückhaltung gegenüber allem unkritischen Vergleichen - die uferlose Komparation ergibt nur Phantasiespiele - die Schimäre des bloßen Gleichklangs konstitutiert noch keine Sprachverwandtschaft - viele weitere sprachliche und außersprachliche Kriterien sind anzuwenden. 53 II: ZU M PROBLEM DER SUBSTRATE Die Frage nach den Substraten ist ein Zentralproblem der linguistischen Archäologie und eng verknüpft mit der Frage nach der Sprachverwandtschaft, innerhalb deren sie ebenfalls als ein Sonderproblem erscheint. Was sind Substrate ? Ältere Sprachschichten, die in späteren, gegenwärtigen Sprachen durchschlagen und zwar so, daß sie eben als fremdartige Erscheinungen erkennbar sind, die dem Gesamttypus und den Bauplänen der tragenden Sprache widersprechen; dies können Reste älterer Zustände derselben Sprache sein, erstarrte Reste; solche werden gewöhnlich nicht als Substrate betrachtet. Interessant wird das Problem erst, wenn es sich um Reste unverwandter Sprachen handelt - dies kann phonetisch, syntaktisch, wortschatzmäßig sein. Für uns sind am interessantesten zunächst Substratwörter, auch Reliktwörter genannt (Hubschmids Alpen- und Pyrenäenwörter z.B.). Die Substratfrage ist eng mit der Frage der Ethnogenese verknüpft - historisch setzt dies Sprachmischung und Volksmischung voraus. Dabei haben wir uns Substratsprachen stets als Sprachen älterer, unterlegener Volksteile vorzustellen, die aber sprachlich so stark wirken, daß sie in Resten im Superstrat, der überschichtenden Sprache, erhalten bleiben. Zwischen Substratwirkung und Sprachmischung zu scheiden ist unmöglich; wer sollte hier Kriterien für den Grad der Mischung angeben können? - statistische Angaben schwanken hier sehr. Wieviel Prozent des germanischen Wortschatzes sind nicht-indoeuropäischer Herkunft ? Im Verhältnis siegreicher und unterworfener Völker kommt es häufig zu einer Klassenschichtung - aber Wörter, vor allen Dingen für spezielle, durch die unterlegenen Völker verrichtete Tätigkeiten oder Anschauungen steigen in den Wortschatz der oberen Klassen auf, werden wenigstens passiv gekannt. So enthalten Alpen- und Pyrenäenwörter über verschiedene Sprachen hinweg einen einheitlichen Reliktwortschatz, der Benennungen von Landschaftsformen, viehzüchterischen Tätigkeiten enthält - wobei wieder zwischen indoeuropäischen und vor-indoeuropäischen Substraten zu scheiden ist. Natürlich handelt es sich um ein dorniges Fragengebiet - so sehr, daß viele Germanisten und Indogermanisten diese Fragen möglichst ausklammern, mit dem Erfolg, daß sich die dilettantischen Vergleicher des Stoffes bemächtigen. Wie dornig die Probleme sind, zeigt etwa das Beispiel des Rhätischen. Ein rhätisches Volkstum im strengen Sinne des Wortes wird es vermutlich gar nicht gegeben haben - die zunächst rein geographisch gemeinte Bezeichnung schloß eine Reihe verwandter und unverwandter Stämme gleicher Alpenkultur mit ein: Viehzüchter, Senner, kleine Ackerbauer, die in Graubünden, Tirol und dem westlichen O beritalien siedelten. Sie waren sprachlich nicht einheitlich, hatten vielleicht einen illyrisch-venetischen Kern mit geringer etruskischer Überschichtung und uns unbekannten Beimischungen anderer Stämme, vielleicht eben lag ein ursprünglich ligurisches Substrat zugrunde. Kann man nun Reliktwörter dieses Bereiches einem einheitlichen Stratum zuordnen? Ein einheitlicher Wortschatz - sagen wir in Namen für Felsen, Höhlen, Sennhütten, Viehzucht - erweist noch kein einheitliches Volkstum, sowenig wie ein einheitliches archäologisches Inventar ohneweiters (im Sinne Kossinnas) auf ein einheitliches Volkstum zu deuten wäre. Spätere Sprachforscher, die nicht kritisch 54 genug wären, könnten aus unseren heutigen europäischen Sprachen ein griechischrömisches Substrat herauslesen, wobei sie noch tiefsinnige Betrachtungen über das Verhältnis der beiden Substratsprachen anstellen könnten. Also sind auch Wahrscheinlichkeitserwägungen zu pflegen - was kann dem Substrat angehören? Hier sind also Lehnwörter zunächst einmal auszuscheiden, besonders, wenn sie bestimmten Wortfeldern angehören - sagen wir die lateinischen Lehnwörter in den germanischen Sprachen, das Bauen mit Stein und Kalk betreffend. Richten wir unseren Blick zunächst klärend auf die indoeuropäischen Sprachen - auch sie enthalten, bei genauer Betrachtung, eine erstaunliche Fülle verschiedenartigster Substrate, ja die verschiedenartige Ausprägung der indoeuropäischen Sprachen ist gerade durch Substratwirkung mit zu erklären. Die Substrate in den indoeuropäischen Sprachen sind bislang am besten erforscht - ihre Erforschungsgeschichte liefert Analogien für Substratforschung in nicht-indoeuropäischen Sprachbereichen. Substrate setzen vorübergehende oder länger währende Zweisprachigkeit geschlossener Bevölkerungen voraus; damit geht das Problem, geht die Erforschung des Bilingualismus, das Problem der gegenseitigen Interferenz sprachlicher Gegebenheiten mit in die Diskussion ein: an gegenwärtigen Interferenzerscheinungen (unbewußte Einwirkung einer Sprache auf die andere bei Zweisprachigkeit, z. B. auch beim Erlernen einer Fremdpsrache) kann per analogiam die historische Substratwirkung studiert werden. Als Beispiel für die Fülle von Substratwirkungen sei das Griechische, sodann das Etruskische genannt. Klassisch-philologische Erziehung spiegelt eine Einheitlichkeit des überlieferten Griechischen vor, die künstlich ist - schon die altgriechische Dichtung benützte verschiedene Formen des Griechischen, aus verschiedenen Dialekten. Hinter diesen Dialekten stehen Substrate verschiedenartiger Art, sowohl indoeuropäische wie nicht-indoeuropäische. Am Pelasgerproblem kann unsere Problematik studiert werden; zunächst spiegelt die einheitliche Benennung eine einheitliche Sprachschicht vor, die nie bestanden hat. Eine wesentliche Komponente war eine vorgriechische, aber indoeuropäische, die wiederum nicht einheitlich war, sondern illyrische, thrakische und makedonische Schichten besessen haben muß. Diese überlagerten ihrerseits nicht-indoeuropäische Schichten, die wiederum nicht einheitlich gewesen sind, sondern auf wechselnde Weise sowohl mit Kleinasien als auch mit der mediterranen Welt zusammenhingen, hier besonders wieder mit einer libyschen Komponente. Das Ägäische seinerseits kann kein einheitliches Stratum gewesen sein; doch bleibt der vermutete Zusammenhang mit dem Westkaukasischen unklar. Dabei muß es sich noch um verschiedene Grade der Substratwirkungen handeln - so scheint der dorische Dialekt eine besonders starke illyrische Komponente besessen zu haben. Man sieht, wir verwickeln uns leicht in ein ganzes Geflecht von Substratwirkungen - dabei ist auch die vermutete libysche Komponente, die vielleicht geographisch über Kreta anzusetzen ist, nicht einheitlich gewesen, nicht einfach mit dem historischen Libyschen gleichzusetzen; doch enthält der religionsgeschichtliche Komplex der Athene Tritogeneia Hinweise auf ein altes Wissen um solche Zusammenhänge. 55 Wenden wir das oben Gesagte nun auf das Problem der mediterranen Substrate an! Hier geraten wir zunächst in die Problematik - nicht Rätselhaftigkeit, die überlassen wir den Journalisten und Phantasten! - des Etruskischen. Daß es nur im Rahmen der mediterranen Welt betrachtet werden kann, hat Pfiffig gezeigt. Am Etruskerproblem kann besonders gut gezeigt werden, was ein linguistisches Scheinproblem ist: die Etrusker entstehen als Volk erst auf italischem Boden, eine östliche, vermutlich kleinasiatische, der alten Ägäis zugehörige Komponente, ist sprachlich prägend - aber wie viele Berührungen und Einflüsse hat das Etruskische auf seinem Wege zur Volkswerdung erfahren! Das ägäisch-kaukasische Element, das vielleicht aus dem weiteren Bereich Asiens kam, wird im lydischen Bereich mit einer lokalen Ausprägung des nicht-indoeuropäischen Stratums in Berührung gebracht; aber Ausstrahlungen des Phrygisch-Diois-Thrakischen können nicht ausgeschlossen werden; sodann kommen griechische Einflüsse, die auf dem vermutlichen Wege über Kreta verstärkt werden, aber auch das Eteokretische, der fortlebende Rest des nichtindoeuropäischen Kreta, kann eingewirkt haben. Auf italischem Boden wird eine indoeuropäische Bevölkerung der Villanova-Kultur etruskisiert, wobei vermutlich Teile der Unterworfenen als nicht-etruskische Hintersassen bleiben. Aber das indoeuropäische Element der Villanova-Kultur - ein Zweig der Urnenfelderkultur - ist selbst nicht einheitlich gewesen; Mischungen von Dialekten, die Vorformen des Illyrischen, Venetischen, Messapischen gewesen sein können und Vorformen der italischen Dialekte enthielten, dμrften diesen indoeuropäischen Kriegerbund ausgezeichnet haben. Kein Wunder, daß bei so vielen indoeuropäischen Zumischungen immer wieder versucht wurde, das Etruskische als indoeuropäisch zu erweisen! Aber die VillanovaKultur überschichtet ihrerseits ein nicht-indoeuropäisches Substrat, ein mediterranes also. Aber das Mediterrane müssen wir uns als eine Mischung verschiedener Sprachbereiche vorstellen, teils verwandt, teils unverwandt, die aber Vorformen des Ligurischen und Libyschen enthielt. III. ZUM PROBLEM EINER MÖGLICHEN MEGALITHSPRACHE Zunächst ist Allgemeines zum Begrif des Megalithischen, des Megalithikums zu sagen: eine vorgeschichtliche, aber in sich uneinheitliche Kulturströmung, die vom 3. vorchristlichen Jahrtausend bis in die Gegenwart reicht, deren Elemente sich auf allen Kontinenten - ausgenommen Australien - finden, aber nicht gleichmäßig und uniform, auch nicht in geographischer Beziehung. Nirgendwo treten die Elemente des Megalithischen in gleicher Anzahl auf, jedoch immer so, daß sich ein typischer Komplex abheben läßt. Was sind nun die typischen Elemente: die Verwendung großer unbehauener Steine für Monumente, die im Westen dem Grabbau zugehören, im Osten aber auch mit Lebenden verknüpft sind. Das westliche Megalithikum enthält als Elemente: Seelensitzvorstellungen, in weiterem Sinne Ahnendienst, die Beziehung zu einem Hochgott, der besonders Himmelsgott ist (von dem sich ein Blitzoder Donnergott abspalten konnte), damit wieder vielleicht die Vorstellung der Himmelssäule, vielleicht des himmelstützenden Weltbergs; ferner scheint das west- 56 liehe Megalithikum stärker matriarchal und sippenmäßig bestimmt gewesen zu sein; ein starkes Häuptlingswesen mit kräftiger Sozialorganisation waren Voraussetzungen arbeitsmäßiger Art. Das westliche Megalithikum, in dem sich wieder die westmediterrane und atlantische Provinz abhebt, ist in den Küstenbereichen Westeuropas und Nordafrikas, des nördlichen Mitteleuropas und des westlichen und nordwestlichen atlantischen Bereichs Skandinaviens, der Britischen und Irischen Inseln heimisch, mit Ausstrahlungen in die Tiefe des Hinterlandes. Die östliche Zone des Westbereichs umfaßt die Mittelzone, den palästinensisch-syrischen Raum, Südarabien, mit Ausstrahlungen nach Äthiopien. Anderseits finden wir eine etwas isolierte Provinz im Kaukasus. Das östliche Megalithikum - zeitlich später anzusetzen als das westliche, z. T. in den Nagastämmen Assams bis in die Gegenwart fortlebend, nicht bronzesondern eisenzeitlich und rezent also, baut z. T. ähnliche Monumente, besonders Dolmen und Menhire, verknüpft sie aber, stärker patriarchal bestimmt, mit Verdienstfesten und Büffelopfern, bzw. Schweineopfern. Der Verbreitungsbereich reicht von Indien - mit Ausstrahlungen nach Tibet und den westlichen Randzonen Chinas - über Hinterindien nach Polynesien und Indonesien und über Taiwan nach Japan. Auf dem amerikanischen Kontinent begegnen uns megalithische Anklänge in den Anden, mit unklaren ethnischen und zeitlichen Zuordnungen, ohne Möglichkeit, sie an das Megalithikum der Alten Welt anzuschließen. überall ist mit Ausstrahlungen in die Hochkulturen zu rechnen, sodaß man sagen könnte, an der Basis der archaischen Hochkulturen ist auch Megalithisches zu finden. Anderseits kann es auch megalithische Verarmungszonen geben, die entweder nur mehr von einem Restmegalithikum erreicht wurden oder ein stärker ausgebildetes Megalithikum verkümmern ließen (Kanarische Inseln). Vorgeschichtlich ist auch damit zu rechnen, daß megalithische Vorstellungen einst auch durch Holzbauten ausgedrückt wurden, bzw., daß der Menhir auch durch einen Pfahl vertreten werden konnte. Diese weltweite Verbreitung neben der Tatsache zweier in den Zuordnungen scharf geschiedener Zonen schließt m. E. eine Verbreitung von einem einheitlichen Zentrum durch eine ethnisch einheitliche Gruppe mit genügender Sicherheit aus. Ebensowenig kann es sich um eine einheitliche megalithische Religion gehandelt haben. Es ist daher mit mehreren Ausgangspunkten und Verbreitungswellen zu rechnen, nicht mit megalithischen Wanderungen, sondern mit mehrfachen Diffusionen. Immerhin liegt das Bauen mit großen Steinen so nahe, daß man mit voneinander unabhängigen Ausgangspunkten rechnen muß, deren Ausstrahlungsbereiche sich sekundär überschnitten. Daß es sich um Difusion entlang alter Wander- und Handelswege handelt, zeigt die früh erkannte Meeresnähe der meisten megalithischen Kulturen, was nicht heißen muß, daß e i n seefahrendes Volk megalithisches Gedankengut verbreitet habe. Zur Abklärung richten wir daher unser Augenmerk auf eine engere Zone innerhalb des megalithischen Bereiches, auf das westliche Megalithikum und da wiederum besonders auf dessen atlantische und westmediterrane Teilbereiche. Hier stehen wir zunächst vor der Frage: west- oder ostmediterrane Entstehung, unabhängige Entstehung des norddeutschen und skandinavischen Megalithikums? Hier ist das Chronologische noch immer teilweise ungeklärt - ist die portugiesisch-spanische 57 Provinz früher anzusetzen als die syrisch-jordanische? Können wir die ägyptischen Mastabas als Frühformen, die Pyramiden und Obelisken als ausgebildete, spätere Formen fassen? Denken wir uns einen Ausgangspunkt im Ostbereich, so ist mit Diffusion entlang der Nordküste Afrikas und auf dem Landwege zu rechnen - kann dies eine von einem bestimmten Volkstum getragene Bewegung gewesen sein? Hier ist nun an das in den beiden vorhergehenden Vorträgen Gesagte anzuknüpfen: an die Probleme der Volkswerdung und der Substrate. Mit einem seiner selbst bewußten Volkstum, das sich defenitiv ethnisch im modernen Sinne durch Kultur und Sprache abgrenzen ließe, kann vorgeschichtlich überhaupt nicht gerechnet werden. Bei der Begrenztheit unseres heutigen Wissens kann die Frage nach einem möglichen Megalithvolk im Sinne Wölfels überhaupt nur für den westlichen Teilbereich des westlichen Megalithikums und dies nur in sekundärer Hinsicht gestellt werden: in primärer und universaler Hinsicht ist die Frage grundsätzlich falsch gestellt, die eingeschränkte Frage kann wenigstens methodisch richtig gestellt werden. Wie sieht es nun mit der Antwort aus? Sehen wir uns zunächst eine amüsante literarische Phantasie, Jacquetta Hawkes' Roman „Providence Island" an; die englische Archäologin läßt auf einer Südseeinsel durch einen Zufallsflug ein im Inneren der Insel - in einem erloschenen Krater - lebendes Megalithvolk entdeckt werden, das zur See vom Westen her kam. Die kühnen Forscher, die aufgrund einer vagen Nachricht dorthin vordringen, sind imstande, sich mit den blonden und blauäugigen Cromagnon-Typen (Guanchentypus ! ) - auf Baskisch zu verständigen! Jacquetta Hawkes hat also die Antwort impliziert: die Basken sind die Nachkommen eines westlichen Megalithvolkes. Diese Antwort ist natürlich unannehmbar. Aber sie weist immerhin in eine denkbare Richtung. Erinnern wir uns an das über die Ethnogenese der Etrusker Gesagte! Die Etrusker erwiesen sich als ein Mischvolk, das auf italischem Boden, geeinigt durch ein sprachlich richtunggebendes, wohl vorderasiatisches Element sich bildete. Analog verhält es sich mit den Basken: ein Mischvolk aus sehr verschiedenartigen ethnischen Elementen - bei relativer anthropologischer Einheitlichkeit im Sinne der hergebrachten Rassentypen - auf hispanischem Boden entstanden, also „autochthon" wenn man will (man weiß, wie zweifelhaft der Ausdruck ist, im Grunde dient er nur dem Ausdruck der Eitelkeit). Nun gestattet das Baskische - das nie eine Schriftsprache hervorgebracht und dessen vier Hauptdialekte untereinander fast nicht verständlich sind - zwei sprachliche Anknüpfungen: eine stärker bestimmte zum Berberischen, eine etwas weiter gespannte zum Kaukasischen. Eindeutig, vom Strukturellen und von Teilen des Wortschatzes her, ist eine Zuordnung zum Berberischen: aber kein bestimmter Berberdialekt ist darin bevorzugt, sondern bald dieser, bald jener gestattet wortschatzmäßige Anknüpfungen, d. h. nichts anderes, als daß die sprachlich bestimmende Schicht des Baskischen mit einem Substratum zu verknüpfen ist, das an der Basis aller Berberdialekte liegt, nennen wir es das ProtoBerberische; dieses muß - als Dialektpopulation, nicht als einheitliche Sprache - einen Teil des westmediterranen Substrats gebildet haben. Dieses Proto-Berberische - nicht identisch mit dem zwar verwandten, aber späteren Iberischen - wurde im westlichen Pyrenäenraum vom Iberischen überschichtet; zuvor aber war es schon mit 58 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 einem anderen, ebenfalls verwandten Sprachbereich in Berührung gekommen, dem Ligurischen, d. h. jenem Bestandteil des Ligurischen, der nicht-indoeuropäischer Herkunft war; das historische Ligurisch war sicher eine bereits indoeuropäisch überschichtete Sprache und zwar von einer Form des West-Indoeuropäischen, die dem Venetisch-Illyrischen vielleicht näher stand als anderen Zweigen. Dieses ProtoBerberisch, iberisch und ligurisch überschichtet, geriet in starke Berührung mit dem Hispanisch-Romanischen; erst diese Berührung ließ ein eigentlich baskisches Volkstum entstehen, das historisch stark an Boden verlor: im Norden Aquitanien, im Süden Navarra. Besonders die Abwehr gegen die verhaßten Goten scheint das ethnische Bewußtsein stark gefördert zu haben. Wenn es überhaupt eine Art von Megalithsprache gab - wobei die früher gemachten Einschränkungen hinsichtlich des Volks- und Sprachbewußtseins in vorgeschichtlichen Räumen stets zu bedenken sind - kann sie im Westen sich nur sekundär im Bereich des Proto-Berberischen gebildet haben, dem das Proto-Berberische und Proto-Ligurische stammverwandt waren; aber auch hier kann es sich nur um Gruppen näher verwandter Dialekte gehandelt haben - immer mit der Möglichkeit, daß auch unverwandte sich angeschlossen hatten - die stets mehr durch eine gemeinsame Kultur als durch eine gemeinsame Sprache im modernen Sinne verbunden waren. Es ist also mit verschiedenen megalithisch ausgeprägten Wortfeldern, d. h. deren Trümmern zu rechnen, die nicht einem einheitlichen Volkstum, einer einheitlichen Sprache im modernen Sinne zugeschrieben werden können. Konkret gesprochen: Reliktwörter des weiten Gebietes zwischen der portugiesischen, nordafrikanischen und britisch-irischen Atlantikküste, mit Einschluß Frankreichs und Mitteleuropas, und den Alpen, im Süden mit Einschluß Italiens, der Balearen, Korsikas, Sardiniens, Siziliens und Maltas, enthalten mit großer Wahrscheinlichkeit Megalithisches. Dies alles zu sichten und zu analysieren übersteigt wohl die Kraft eines Einzelnen. Ein solcher sekundärer Bereich megalithisch bestimmter Dialektpopulationen wäre in der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends und der ersten Hälfte des zweiten anzusetzen. Eine bessere Durchforschung dieses Reliktwortschatzes - der z. T. noch zum ungehoben in den Dialekten schlummert - müßte auch Beziehungen bis zum Ägäischen erbringen, während die kaukasischen Beziehungen ganz fraglich sind - sind sie doch methodisch kaum vertretbar, da ganz verschiedene Kaukasussprachen in Frage kommen, die voneinander weit entfernter sind als die berberischen Dialekte. Für diesen megalithischen Reliktwortschatz sind folgende Wortbereiche zu erwarten: kultischer Gebrauch von Steinen, Numinoses, Steine im allgemeinen betreffend; Namen megalithischer Bauten (nicht die bretonischen), Seelenvorstellungen, Ahnendienst, Himmel, Muttergottheiten. IV. ÜBERLEGUNGEN ZUR SPRACHE DER ALTEN KANARIER Das Grundsätzliche aller drei vorstehenden Vorträge ist auch und besonders auf das Problem der Sprache, bzw. Sprachen der alten Kanarier anzuwenden, wobei wir uns 59 als Grundlage der unentbehrlichen großen Pionierleistung Wölfels, nämlich der „Monumenta Linguae Canariae" bedienen. Auf die Sprachreste der Urbewohner der Kanarischen Inseln - im streng technischen Sinne hießen nur einige Stämme auf Tenerife Guanchen - ist anzuwenden: Überlegungen zur Ethnogenese, die Befunde aus den Substrattheorien, endlich was über eine sekundäre megalithische Dialektpopulation gesagt wurde. Sondiert man die Vergleichsmöglichkeiten aufgrund des Wölfelschen Materials, so ergibt sich eindeutig eine statistische Bevorzugung zweier Anknüpfungsmöglichkeiten außerhalb des Berberischen, das die Hauptmasse der Beziehungen liefert: nämlich zum Baskischen einerseits, zum Haussa anderseits. Daß alle Inselsprachen oder -dialekte ihre nächste Verwandtschaft zum Berberischen haben, kann gar keinen Zweifel leiden; fraglich hingegen sind Art und Grad dieser Verwandtschaft. Schon ein flüchtiger Blick auf Wölfels Parallelen zeigt, daß kein berberischer Dialekt - auch nicht der heute geographisch nächste, das Schilch (Schluch, Schlöch) - bevorzugt ist; so ziemlich alle berberischen Dialekte liefern Parallelen. Wie ist diese Sachlage zu deuten? Das nötigt uns, zunächst einige Worte über das Berberische zu sagen. In unserem Sinne stellt das Berberische geradezu einen Modellfall einer Dialektpopulation dar: einer zugrundeliegenden Einheit steht im einzelnen eine große Vielfalt gegenüber, wie dies Galand herausgearbeitet hat. Das heißt auch sagen, daß das Berberische nie eine Einheit gebildet hat; wenn wir vom Proto-Berberischen sprachen, meinen wir kein völlig einheitliches sprachliches Stratum und noch weniger ein einheitliches Ethnikum, sondern eben wiederum eine Gruppe, Population von Dialekten, die voneinander weiter entfernt waren; damit wollen wir auch sagen, daß zumindest ein Teil der einheitlichen Züge, wie sie Basset bestimmte, aufgrund von Konvergenzerscheinungen zustandekam und eben nicht auf einer hypothetischen ursprünglichen Ureinheit beruht. Das Proto-Berberische aber gehört natürlich in den größeren hamitischen Raum, wiederum ohne daß wir eine hamitische Ureinheit voraussetzen müßten. Auch hier sind die Vorstellungen bisher zu einfach gewesen, ja überhaupt zur Zeit im Fluß: keine semitisch-hamitische Ureinheit im alten Sinne kann gedacht werden, was nicht heißt, daß verwandtschaftliche Beziehungen auszuschließen wären: sie sind aber nach den Leitlinien der Konvergenz- und Populationsbegriffe zu denken. In dieser Hinsicht ist etwa auch das Ägyptische zu bedenken, das Wölfel oft, nicht immer schlüssig, als Parallele heranzieht. Seine sprachliche Stellung ist nicht so zu definieren, als ob ein ursprünglich hamitisches Element semitisiert worden wäre ( oder umgekehrt!), sondern es widerspiegelt eben in seinen zugleich semitischen und hamitischen Zügen eine Stufe im semitisch-hamitischen Konvergenzprozeß, nicht eine semitisch-hamitische Ureinheit in geradliniger Fortentwicklung oder sekundärer semitischer Überschichtung. Mit Ausstrahlungen und Konvergenzen ist aber sowohl in den äthiopischen als auch in den sudanischen Raum zu rechnen; im letzteren ist besonders das Haussa zu nennen, das (das heißt sein Vorfahr oder seine Vorfahren!) einst auch Glied einer weit gespannten proto-hamitischen Dialektpopulation gewesen sein muß, über die sich speziell mediterrane Ausstrahlungen verbreiteten. Alle altkanarischen Dialekte sind als Fortsetzungen dieses alten Sprachraumes zu betrachten Was ist nun speziell aus der Tatsache zu schließen, daß die Berühungen mit dem Baskischen und dem Haussa 60 am engsten sind? Zunächst fällt auf, daß es sich um die geographisch am weitesten nach Norden, bzw. nach Süden vorgeschobenen Glieder dieses Sprachraumes handelt, woraus zu schließen sein wird, daß ein Ausgangszentrum im nordafrikanischen Küstenraum gewesen sein wird und daß es sich um Reste der ältesten Glieder handelt. Damit ist gesagt, daß das Kanarische in seinem Grundbestand besonders archaischen Schichten dieses Sprachraumes entspricht, was zur Vorsicht bei direkten modernen berberischen Parallelen mahnt, die wir gleichwohl benützen müssen. Das heißt chronologisch, daß die Besiedlung der Kanarischen Inseln schon im 2. vorchristlichen Jahrtausend vor sich gegangen sein muß1 selbstverständlich zu Schif und von den geographisch nächsten Punkten der afrikanischen Küste, hzw. den strömungstechnisch günstigsten; dabei wird anzunehmen sein, daß es sich um eine einseitige Wanderung zu Schiff handelte - es gab keine Rückkehr. Der anthropologische Befund unterstützt unseren Ansatz - bekanntlich fanden die ersten europäischen Eindringlinge des 14. Jahrhunderts einen Teil der Kanarier, besonders der Guanchen auf Tenerife, hochgewachsen, blond und helläugig vor, wobei die Berichte, z. T. von kleinwüchsigen Romanen stammend, die Statur übertreiben. Seit Paudler ist es klar, daß es sich um helle - aufgehellte, wenn man will - Formen des Cro-Magnon-Typs handelt, der sich als eine alte westatlantische Bevölkerung darstellt, vielleicht sogar mit dem Capsien-Typus zusammenhängt. Ihn einfach, wie es die ideologischen Rassisten taten (Günther etwa), dem nordischen Rassentypus zu subsumieren, geht nicht an: wir haben eben mit mehreren aufgehellten Rassen zu rechnen. Die hellen Elemente der Kabylen im Atlas sind nun eher der nordischen Rasse als dem Cro Magnon-Typus (dem fälischen oder dalischen) zuzurechnen - auch dies ein Hinweis, daß es sich bei den Guanchen um ein sehr altes, an den Rand des Erdteils verdrängtes Element handeln muß. Der zweite (und häufigere) Typus der alten Kanarier gehört nun dem dunkleren Typus der Mediterranen an, größtenteils eher dem gröberen als dem grazilen Typus; man mag sie urgeschichtlich als Aurignac-Typen bezeichnen; dieser Typus findet sich nun über den ganzen mediterranen Raum hinweg bis ans Schwarze Meer und noch in den eng verwandten Indiden Indiens (nach Eickstedts Klassifiation) wieder - also ein riesiger, für uns fast zu großer Raum für Zusammenhänge, die jedenfalls nicht erst auf eine Besiedlung zur Römerzeit deuten, wie es Vycichl will, dessen Argumenta, z. T. ex negativo, durchaus nicht durchschlagend sind. Was enthalten die Dokumente, aus denen Wölfel seine Materialien schöpfte, an Sprachbeschreibung? Immerhin einiges, aber durchaus widersprüchlich. Zusammenfassend läßt sich sagen: die meisten Nichtkanarier sind sich immerhin darin einig, daß die Inselsprachen untereinander verwandt sind; aber schon die Angaben über die gegenseitige Verständlichkeit sind widersprüchlich, was zu erwarten ist. Was würde ein nicht linguistisch geschulter Beobachter über die gegenseitige Verständlichkeit der deutschen Dialekte sagen können, wenn er nicht durch das Medium eines allgemein verbindlichen Schrift- und Standarddeutschen sich selbst verständlich machen könnte? Er würde feststellen, daß sich Mecklenburger und Tiroler nicht verstehen, ja daß sich Burgenländer und Vorarlberger nicht verständigen können! Und dies alles, obgleich es sich um sehr nah verwandte Dialekte handelt. 61 Ferner ist der Zustand der Überlieferung der altkanarischen Sprachreste zu bedenken; er ist nicht nur einseitig - Substantive überwiegen, Verba kennen wir nur wenige - er ist auch notwendig einseitig überliefert, durch Zufälle der Begegnung und des Interesses bestimmt. Die Art der Beziehung der altkanarischen Sprachdenkmäler zum proto-hamitischen Substrat - stärker im Berberischen aktiviert, aber mit Fernbezügen zum Baskischen und zum Haussa - schließt die Frage einer möglichen Ureinheit, einer Ursprache schlechthin aus: keine proto-hamitische Ursprache kann vorausgesetzt werden, von der nach Art einer Stammtafel - wie man eigentlich sagen müßte - sich alle Sprachen der Hamiten in schöner genealogischer Folge abgezweigt und auseinander entwickelt hätten! Zuletzt noch einige Worte über mögliche Beziehungen zum Indo-Europäischen: diese können - ausgenommen sehr fragliche über Keltiberisches - nur über einen Gesamtbezug des ganzen mediterranen Substratraumes zum Proto-Indo-Europäischen gehen; eine spezielle Beziehung eines hypothetischen West-Indoeuropäischen zum Berberischen oder Proto-Berberischen bleibt unerweislich; auch Krahes schon wieder aufgegebene westindoeuropäische Ureinheit, erweislich durch die alteuropäische Hydronomie, ist inzwischen aufgegeben worden; es kommen nur Beziehungen zum Ganzen des Indo-Europäischen in Frage, wobei auch für dieses die Bedenken und Einschränkungen gelten, die hinsichtlich einer Ureinheit gemacht wurden. LITERATUR ZU DEN VORTRÄGEN 1-IV. Aus der uferlosen (und doch wieder lückenhaften) Literatur kann nur eine knappe Auswahl gegeben werden. Zu I: Zum Problem der Sprachverwandtschaft. ASSIRELLI, Oddone: La dottrina monogenistica di Alfredo Trombetti, sua genesi, suo svolgimento, sua ultima meta. Faenza 1962. BAHNER, Werner: Die lexikalischen Besonderheiten des Frühromanischen in Südosteuropa. Sitzb. d. Sächs. Ak. d. Wissensch. Phil./Hist. 115, 3, Berlin 1970, pp. 5-125. BASTIAN, Otto: Die europäischen Sprachen. Dalp-Taschenbücher 377, Bern 1964 bes. pp. 27-36. BOUDA, Karl: Baskisch-Kaukasische Etymologien. Heidelberg 1949. (Vgl. dazu ablehnend Löpelmann s. d. p. XIX). COLLINDER, Björn: Sprachverwandtschaft und Wahrscheinlichkeit. Uppsala 1964 (= Acta Univ. Uppsal. Studia Uralica etc. 1). GANDES, Rüdiger: Was heißt Sprachverwandtschaft? Bemerkungen zur austroasiatischen Sprach-familie. Halle 1969 (Buddhist Centre=Buddhist Yearly 1968, Suppl.). HEESCHEM, Claus: Grundfragen der Linguistik. Stuttgart etc. 1972 (Urban-Taschenbücher 156). HJELMSLEV, Louis: Die Sprache. Darmstadt 1968. (Aus dem Dänischen durch Otmar Werner). LÖPELMANN, Martin: Etymologisches Wörterbuch der baskischen Sprache. Dialekte von Labourd, Nieder-Navarra und La Soule. 2 Bde. Berlin 1968. (Darin besonders die Einleitung wertvoll). LYONS,John: New Horizons in Linguistics. (Edit.) Darin Paul Kiparsky: Historical Linguistics, pp. 302-316). LUNDMAN, Bertil: Stammeskunde der Völker. Eine übersieht. Uppsala 1961. 62 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 MARR JAKOWLEWITSCH, Nikolai: Der Japhetische Kaukasus und das dritte ethnische Element im Bildungsprozeß der mittelländischen Kultur. Moskau 1920, dt. Stuttgart 1922. Sieht einen - immerhin wahrscheinlichen Gesamtzusammenhang zwischen den kaukasischen, kleinasiatischen, ägäischen und mediterranen Sprachen, bzw. Substraten, konstruiert aber phantastisch von vier „Urworten" her. (ber, rosch, sal, yon). MARTINET, Andre: Grundzüge der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Stuttgart etc. 1963 (UrbanTaschenbücher 69). PAUL, Hermann: Prinzipien der Sprachgeschichte. Halle 1920/5 (z. T. veraltet, aber noch immer wertvoll). KOCH, Walter A.: Perspektiven der Linguistik I (Edit.) darin besonders: Grundlagen und Methoden der historischen Sprachvergleichung von Karl Horst Schmidt, pp. 105-133 und Sprachkontakte von Norbert Boretzky, pp. 134-158). PISANI, Vittorio: Parentela fra le grande famiglie linguistiche. Paideia 26, 5-6 (1971), pp. 317-326. SAUSSURE, Ferdinand de: Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Berlin 196 7 /2. SCHMID, H.: über Randgebiete und Sprachgrenzen. Vox Romanica 15,2 (1956), pp. 19-80. STUMFOHL, Helmut: Bemerkungen zu A. Dolgopolski „Boreisch. Ursprache Asiens". Almogaren IV (1973), pp. 214-216. PFIFFIG, Ambros Josef: Einführung in die Etruskologie. Darmstadt 1972. TISCHLER, Johann: Glottochronologie und Lexikostatistik. Innsbruck 197 3. WARTBURG, Walter von: Einführung in Problematik und Methodik der Sprachwissenschaft. Tübingen 1962. WARTBURG, Walther von: Die Entstehung der romanischen Völker. Tübingen 1951. Zu II: Zum Problem der Substrate. Man vergleiche zunächst die bei H. Stumfohl „über mögliche Beziehungen zwischen dem Indogermanischen und dem Altkanarischen vom Standpunkt der Linguistik", Almogaren III, 1972 in den Anmerkungen genannte Literatur, bes. unter Anmerkung 10. ALESSIO, Giovanni: Le lingue indoeuropee nell' ambiente mediterraneo. Bari 1954. BATTISTI, A.: Bibliographie zum mediterranen Substrat in: Scientia 1935, pp. 172 ff. BERTOLDI, Vittorio: Fra latino e prelatino. In: Archivio Glottologico Italiano 32 (1952), pp. 69-81. BERTOLDI, Vittorio: Contatti e conflitti di lingue nell' antico Mediterrane 0. In: Zeitschr. f. Roman. Philol. LVII (1937), pp. 157-169. BOSCH-GIMPERA, P.: Los substratos lingu1sticos y la arqueologia en los territorios circummediterraneos. In: Homenaje a Pablo Mardnez del R{o. Mexiko 1961, pp. 57-61. DAICOVICIU, C.: Siebenbürgen im Altertum. Bukarest 1943. DEVOTO, Giacomo: Le fasi nella linguistica mediterranea I-III. In: Scritti minori II. Firenze 1967. DEVOTO, Giacomo: Geschichte der Sprache Roms. Heidelberg 1968, bes. pp. 40-56. FAUST, Manfred: Die antiken Völkernamen auf - itani, -etani. Untersuchungen zur Frage des westmediterranen Substrats. JACKSON, K.: Language and History in Early Britain. Edinburgh 1953. JESPERSEN, Otto: Die Sprache, ihre Natur, Entwicklung und Entstehung. Heidelberg 1925. KARST, Josef: Die vorgeschichtlichen Mittelmeervölker. Heidelberg 1931. (Intuitiv oft richtig, aber mit phantastischen Etymologien, linguistisch gänzlich unkritisch). KARST, Josef: Grundsteine zu einer Mittelländisch-Asiatischen Urgeschichte. Ethnographische Zusammenhänge der Ligurer, Iberer und Proto-Illyrer mit der Lelegisch-Hetitisch-Alarodischen Völkergruppe erwiesen in Toponymie, völkischer Onomastik und vergleichender Mythologie. Leipzig 1928 (Phantastisch-unkritisch, trotz der richtigen Grundgedanken eines eurafrikanischen und mediterranen Substratzusammenhangs). 63 LOCKER, Ernst: Die ältesten Sprachschichten Westeuropas. In: Anzeiger d. Öst. Ak. d. Wissensch. Phil./Hist. 1961, 18. SCHMOLL, Ulrich: Die Sprachen der vorkeltischen Indogermanen Hispaniens und das Keltiberische. Wiesbaden 1959. SÖLL, Ludwig: Die Bezeichnungen für den Wald in den romanischen Sprachen. München 1967. In: Münchener Roanistische Arbeiten 25. SZEMERENYI, 0.: The Study of Substratum in Ancient Italy. Romance Philology XV, 3 (1962) (Zu C. Battisti: Sostrati e parastrati nell' Italia preistorica). TERRACINI, B.: I1 sostrato. In: Scritti in onore di Alfredo Trombetti. Milano 1937, pp. 321-364. UNTERMANN, J.: ,,Sprachräume" und Sprachbegegnungen im vorrömischen Hispanien. Wiesbaden 1961. VERMEER, Hans J.: Einige Strukturmerkmale des Portugiesischen und angenommene westeuropäische „Substrat"-Eigenheiten. In: Orbis 18, ( 1969), pp. 190-219. Zu III. Zum Problem einer möglichen Megalithsprache: Vorbemerkung: da sich die Bereiche überschneiden, hätten viele der Arbeiten auch unter II oder IV zitiert werden können. ATKINSON, R. J. C.: Stonehenge. Penguin Books 1960, bes. pp. 151-153. BOSCH-GIMPERA, P.: Etnolog{a de la peninsula liberica. Barcelona 1932. CHILDE, Gordon: The Prehistory of European Society. Penguin Boo'ks 1959, pp. 124-133. DANIEL, Glyn: The Megalithic Builders of Western Europe. Penguin Books 1962. DANIEL, Glyn: The Dual Nature of the Megalithic Colonisation of Prehistoric Europe. In: Proceedings of the Prehistoric Society, 1941, vol. VII. DOST AL, Walter: Zur Megalithfrage in Südarabien. in: Festschrift für Walter Caskel. Leiden 1968, pp. 53-61. GABELENTZ, Georg v. d.: Die Verwandtschaft des Baskischen mit den Berbersprachen Nordafrikas. Braunschweig 1894. HEINE-GELDERN' Robert v.: Das Megalithproblem. In: Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und der Kulturgeschichte der Menschheit. Horn 1959, pp. 162-182. HEINE-GELDERN, Robert v.: Zur Chronologie der Megalithkultur Indiens. In: Wiener Beitr. zur Kunst- und Kulturgesch. Asiens VIII (1934), pp. 5-40. JETTMAR, Karl: Megalithsystem und Jagdritual bei den Dardvölkern. In: Tribus 9 (Stuttgart 1960). HUBSCHMID,Johannes: Die asko/usko-Sufixe und das Problem des Ligurischen. In: Revue Intern. d'Onomastique 18/19 (1966/67). KRAHE, Hans: Ligurisch und Indogermanisch. In: Festschrift f. H. Hirt, Heidelberg 1936, vol. II, pp. 250 f. KÜHN, Herbert: Vorgeschichte der Menschheit 2, Köln 1963, pp. 37-75. MUKAROVSKY, Hans: Baskisch und Berberisch. In: Wiener Zeitschr. f. Kunde d. Morgenlandes 59/60 (1963-64), pp. 52-94. PIDAL, Menendenz R.: Toponim1a preromanica hispana. Madrid 1953. POKORNY,Julius: Zur Vorgeschichte der Kelten und Ligurer. In: Zeitschr. f. Celt. Philologie 21 (1938/49), pp. 73 f. RIESENFELD, Alfons: The Megalithic Culture of Indonesia. Leiden 1950. RÖDER, Josef: Pfahl und Menhir. In: Studien zur westeurop. Altertumskunde 1, Neuwied 1949. SCHMOLL, Ulrich: I1 Ligure, lingua mediterranea o dialetto indoeuropeo. In: Rivista di Stud. Liguri 25 (1959 Bordighera), pp. 132-138. SCHUCHHARDT, Carl: Gallier, Ligurer und Iberer in Südfrankreich nach dem Zeugnis der Personennamen. In: Proceedings of the Ninth Intern. Congress of Onomastic Sciences (= PICOS) London 1966, vol. 9, pp. 439-454. 64 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 WIESNER,Joseph: Vor- und Frühzeit der Mittelmeerländer, Berlin 1943 (2 Bde, Sammlung Göschen). WÖLFEL, Dominik Josef: Monumenta Linguae Canariae, ed. Alois Closs, Graz 1965, bes. pp. 903-906. WÖLFEL, Dominik Josef: Die Religion des vorgeschichtlichen Europa. In: Christus und die Reli-gionen der Erde I/2, 1961, pp, 161.537. WOLFF, Karl Fritz: Die Ligurer und ihre Nachbarvölker. In: Mannus 22 (1930), pp. 181-205. Zu IV: Überlegungen zur Sprache der alten Kanarier. BALOUT, L.: Prehistorie de l' Afrique du Nord. Paris 1955. BASSET, Andre: La langue herbere. London 1950 (= Handbook of African Languages I, bes. pp. 47-48). BROCKELMANN, Carl: Gibt es einen hamitischen Sprachstamm? Anthropos 27, pp. 797-818. CAMPS, G.: Aux Origines de la Berberie. Monuments et Rites Funeraires Proto-historiques. Paris 1961. CATALAN, Manuel Pellicer: Elementos Culturales de la Prehistoria Canaria. Ensayo sobre ongines y cronolog{a de las culturas. In: Revista de Historia Canaria XXXIV, La Laguna Tenerifa Nr. 169, 1971/72, pp. 47-72. DIAKOFF, J. M.: Semito-Hamitic Languages. An Essay in Classification. Moscow 1965. (Vgl. dazu Dietz Otto Erhard in „Anthropos" 65 ( 1970), p. 642. GALAND, Lionel: Unite et diversite du vocabulaire herbere. In: Atti della Settimana Maghrebinia. Cagliari 22-25 Maggio 1969 = Milano 1970, pp. 5-20. LAOUST, E.: Mots et Choses Berberes. Paris 1920. RÖSSLER, Otto: Die lateinischen Reliktwörter im Berberischen und die Frage des Vokalsystems der afrikanischen Latinität. In: Beiträge zur Namenforschung XIII, (Heidelberg 1962) pp. 258-262. SCHMIDT,Johanna: Jenseits der Säulen des Herakles. In: Anuario de Estudios Atlanticos 17 (1971), pp. 1-4. SODEN, W. v.: Zur Methodik der semitisch-hamitischen Sprachvergleichung. In: Journal of Semitic Studies 10 (1963), pp. 159 ff. VYCICHL, Werner: Das Alter der kanarischen Kultur. In: Wiener Zeitsch. f. Kunde des Morgenlandes 53 (1953/55), pp. 27-35. WÖLFEL, Dominik Josef: Monumenta Linguae Canariae. S. III. ZYHLARZ, Ernst: Das kanarische Berberisch in seinem sprachgeschichtlichen Milieu. In: Zeitschr. d. deutschen Morgenl. Gesellschaft 100 (1950), pp. 404-460. 65
Click tabs to swap between content that is broken into logical sections.
Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Linguistisches Symposium : (Tagung des Institutum Canarium in Hallein, Mai 1975) |
Autor principal | Stumfohl, Helmut |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 05-06 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1974 |
Páginas | pp. 051-065 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 408154 Bytes |
Texto | Helmut STUMFOHL, Graz LINGUISTISCHES SYMPOSION (Tagung des Institutum Canarium in Hallein, Mai 1975.) Die Vorträge, deren Resumes hier geboten werden, hatten vor allem den Zweck, Methodisches zu bieten und Abgrenzungen vorzunehmen; sie richten sich auch gegen die Phantasten in der Sprachwissenschaft, gegen die wahllosen Alles-Vergleicher, gegen die Willkür gewaltsamer Rekonstruktionen. Sie beabsichtigen daher nicht, in Einzelableitungen einzutreten, so interessant sie auch sein mögen, sondern zunächst Grundsätzliches zu bieten - auf einem Felde, auf dem man einerseits nicht vorsichtig, nicht kritisch genug sein kann, auf dem aber anderseits gezügelte Phantasie, gelenkte Intuition ebenfalls ihr Recht haben, sofern sie sich methodisch und kritisch orientieren. Helmut Stumfohl, Juni 1975 I: ZUM PROBLEM DER SPRACHVER WANDSCHAFT Daß Sprachen miteinander verwandt und wiederum voneinander verschieden sind, daß man einander versteht oder nicht versteht - das sind uralte Beobachtungen. Uns geht es vielmehr um Art und Grad der Verwandtschaft, um die Kriterien, die anzuwenden sind, um Modellbegriffe, die uns die Verwandtschaft verdeutlichen sollen. Aufs Ganze gesehen, erheben sich damit auch die Fragen nach dem Ursprung der Sprachen, ob es sich um Mono- ob es sich um Polygenese handle; denn von der Weise, wie wir diese Frage beantworten, hängen unsere Vorstellungen über Art und Grad der Verwandtschaft ab. Hier sind die Begriffe zu schärfen. Auch zeigt es sich, daß es eine immanente Sprachwissenschaft nicht gibt, die nur aus Eigenem antworten könnte: alle Ursprungsfragen sind interdisziplinäre Fragen und müssen sich anderer Wissenschaften bedienen - gerade die Ursprungsfrage und die Frage nach dem Verhältnis von Vorgeschichte und Sprache sind klassische Beispiele hiefür. Methodisch kann die Frage nach dem Sprachursprung von der Frage nach der Menschwerdung nicht getrennt werden; dabei wird hier die Meinung vertreten, daß mit dem Menschsein das Wortsein, das Sprachehaben und Sprechenkönnen mit gesetzt sind. So wenig nun die vorauszusetzende Monogenese des Menschengeschlechtes die Abstammung von einem Urpaar bedeutet, sowenig kann davon die Rede sein, daß alle Sprachen von einer Ursprache abstammen: keine linguistische Paläontologie erreicht jemals d i e Ursprache, ja nicht einmal eine Ursprache eines Sprachstammes - alle Rekonstruktionen sind in hohem Maße Konstruktionen. Der scheinbare Widerspruch zwischen Monogenese und einer nicht von einem Urpaar her gedachten Menschheitsabstammung löst sich mit Hilfe der Populationsgenetik: kein Einzelmensch, kein Paar enthält jemals alle möglichen Gene, die nur innerhalb einer Gruppe, einem Genpool als Ganzheit da sind. Dies übertragen wir auf unsere Problematik - es gab nie Ursprache oder Ursprachen, sondern Dialektpopulationen, mit größerer, mit geringerer Verständlichkeit untereinander, wobei vorauszusetzen ist, 51 daß sich viele Dialektgruppen - unter denen Familien- und Hordensprachen gewesen sein müssen - auch außersprachlicher Mittel der Verständigung bedienten, ja bedienen mußten. Alle historischen Sprachen sind sekundäre Ergebnisse mannigfaltigen Ausgleichs, vielfacher Überschichtungen, Umbildungen, Vereinheitlichungen, sekundärer Dialektbildungen, etc. Durch keine historische Sprache hindurch ist der Blick auf eine Ursprache möglich, nur auf frühere Sprachzustände in verschiedener zeitlicher Tiefe. Die herkömmlichen beschreibenden Termini - flektierend, agglutinierend, inkorporierend, isolierend - reichen nicht aus, um Sprachen zu klassifizieren, da sie niemals absolut rein erscheinen und die syntaktische Beschreibung nicht leisten. Zwei agglutinierende - d. h. immer vorwiegend agglutinierende - Sprachen sind deshalb noch lange nicht miteinander genetisch verwandt; es war übereilt, z.B. alle agglutinierenden Sprachen in einer Sprachgruppe zu vereinigen, ja daraus dann auf Urverwandtschaft zu schließen. Damit ist die Problematik der Urheimat und des Urvolkes gesetzt, die z. T. auf falschen Fragestellungen beruht. Damit ist aber weiterhin das Problem der Ethnogenese gegeben, in weiterer Hinsicht der Stammesbildung, das wieder von der Frage der Dialekte nicht zu trennen ist. Woher kommen die Etrusker? Wo lag die Urheimat des bairischen Stammes? Wo lag die Urheimat der Indoeuropäer ? V an welchem Volk stammen die Franzosen ab ? - das sind falsch gestellte Fragen, die die Problematik der Ethnogenese nicht berücksichtigen, ja nicht einmal ahnen. Alle historischen Völker wachsen aus verschiedenen Elementen aufgrund politischer, religiöser, ökonomischer Bedingungen zusammen. Die romantische Suche, sagen wir nach Ur-Ungarn - die man sogar in Tibet suchte - geht von der falschen Voraussetzung aus, daß die Ungarn als Ungarn geschlossen gewandert seien; in Wirklichkeit wachsen sie aus einem militärischen Bündnis verschiedener verwandter und nicht verwandter Stämme in Südrußland zusammen, wobei man sich auf eine Militärsprache einigte - die Sprache der westasiatischen Komponente dieser Gruppe, die mit dem Wogulischen verwandt war. Hinter diesen falschen Fragestellungen steht die romantische Ideologie von „reinen, ungemischten" Sprachen und Völkern, was schon ein antiker Topos gewesen ist (Tacitus über die Germanen, Hippokrates über die Skythen). Ein weiteres Beispiel, daß Außersprachliches beigezogen werden muß, ist das Verhältnis von Dialekt und Sprache. Es gibt ganz verschiedene Typen von Dialekten, das Kriterium der gegenseitigen Verständlichkeit reicht nicht aus: Tschechen und Slowaken verstehen sich untereinander sprachlich einigermaßen - sind daher die beiden Sprachen Dialekte einer Sprache? Hier kommt das Bewußtsein einer historischen Besonderheit, ein einheitliches Volksbewußtsein, hinzu: so ist das Slowakische als eigene Sprache zu klassifizieren, obgleich es dem Tschechischen nähersteht als deutsche oder italienische Dialekte untereinander. Ist das Friesische ein Dialekt des Deutschen oder eine eigene Sprache, bzw. Dialektgruppe? Vom Sprachlichen allein ist diese Frage nicht zu lösen. In der Frage der Sprachverwandtschaft sind verschiedene Grade der Verwandtschaft und verschiedene Typen der Verwandtschaft zu beachten: der rein typologischen Sprachverwandtschaft (Hjelmslev) steht die genetische gegenüber, die sich 52 decken können aber nicht müssen. Hier taucht die Frage des Beschreibungsmodells auf, besonders für die genetische Verwandtschaft. Das vorige Jahrhundert, darwinistisch angeregt, glaubte einfache Genealogien, Stammbäume verwenden zu können, (Schleicher). Man hatte eine Ursprache, dem Urpaar entsprechend, von dem die sich anderen Sprachen abstammten, indem sich die Ursprache in Dialekte teilte, die dann zu eigenen Sprachen wurden. So hatte man die indoeuropäische Ursprache - gleichgültig, wo man deren Urheimat ansetzte - und leitete davon ab. Schon früh erkannte man, daß ein solches Beschreibungsmodell der sprachlichen Wirklichkeit nicht entsprach (J. Schmidt's Wellentheorie). In der Wellentheorie steckt der Gedanke der Konvergenz, des allmählichen Überganges, sie setzt aber immer noch einen Mittelpunkt voraus, von dem aus die sprachlichen Erscheinungen an Intensität abnehmen; die erweiterte Wellentheorie (Trubetzkoj) nimmt an, daß auch die im normalen Sinne unverwandten Sprachen in die Konvergenzzonen einzubeziehen sind - womit freilich ein rein hypothetisches Element eingeführt wurde. Das heißt nicht sagen, daß die Stammbaumtheorie völlig falsch wäre - sie kann für sekundäre Fälle Anwendung finden. Ein klassisches Beispiel ist die Frage der Entstehung der romanischen Sprachen: hier ist der Ausgangspunkt klar, das Vulgärlatein, also als „Ursprache"; das Beschreibungsmodell funktioniert einigermaßen, aber keineswegs glänzend. So haben wir keine dialektischen Zwischenstufen zwischen Spätlatein und Frühromanisch, außerdem ist hier die Frage der Substrate einzubeziehen - die verschiedenen romanischen Sprachen gehen auch auf verschiedene Substrate zurück, sie sind geographisch verschiedenen Ursprungs. In unserem Sinne ist die Wellentheorie noch einmal zu modifizieren - nämlich durch analoge Übertragung populationsgenetischer Vorstellungen, wie oben angedeutet. Nachdem es in den letzten Jahrzehnten, z. T. schon von de Saussure ausgehend, eine starke Reaktion gegen die historische Linguistik gegeben hatte, gab es neue Vorstöße auf diesem Gebiete - so die Glottochronologie von M. Swadesh. Dieser machte den Versuch, durch Vergleich ausgewählter Wörter zweier Sprachgruppen - des Eskimoischen und des Aleutischen - die aufgrund anderer Kriterien als verwandt gelten müssen - die zeitliche Tiefe der Trennung beider Sprachgruppen festzustellen. Dabei bediente er sich, für nicht-indoeuropäische Sprachen, eines Modells, das er aus den indoeuropäischen Sprachen aufgrund der Stammbaumtheorie gewonnen hatte. Der zweite Fehler liegt in der relativ willkürlichen Auswahl des Wortschatzes, der dritte in der Annahme geradliniger, ungestörter Entwicklung. Kurz, die Glottochronologie leistet nicht, was sie zu versprechen schien. Aus all dem ergibt sich eine große Zurückhaltung gegenüber allem unkritischen Vergleichen - die uferlose Komparation ergibt nur Phantasiespiele - die Schimäre des bloßen Gleichklangs konstitutiert noch keine Sprachverwandtschaft - viele weitere sprachliche und außersprachliche Kriterien sind anzuwenden. 53 II: ZU M PROBLEM DER SUBSTRATE Die Frage nach den Substraten ist ein Zentralproblem der linguistischen Archäologie und eng verknüpft mit der Frage nach der Sprachverwandtschaft, innerhalb deren sie ebenfalls als ein Sonderproblem erscheint. Was sind Substrate ? Ältere Sprachschichten, die in späteren, gegenwärtigen Sprachen durchschlagen und zwar so, daß sie eben als fremdartige Erscheinungen erkennbar sind, die dem Gesamttypus und den Bauplänen der tragenden Sprache widersprechen; dies können Reste älterer Zustände derselben Sprache sein, erstarrte Reste; solche werden gewöhnlich nicht als Substrate betrachtet. Interessant wird das Problem erst, wenn es sich um Reste unverwandter Sprachen handelt - dies kann phonetisch, syntaktisch, wortschatzmäßig sein. Für uns sind am interessantesten zunächst Substratwörter, auch Reliktwörter genannt (Hubschmids Alpen- und Pyrenäenwörter z.B.). Die Substratfrage ist eng mit der Frage der Ethnogenese verknüpft - historisch setzt dies Sprachmischung und Volksmischung voraus. Dabei haben wir uns Substratsprachen stets als Sprachen älterer, unterlegener Volksteile vorzustellen, die aber sprachlich so stark wirken, daß sie in Resten im Superstrat, der überschichtenden Sprache, erhalten bleiben. Zwischen Substratwirkung und Sprachmischung zu scheiden ist unmöglich; wer sollte hier Kriterien für den Grad der Mischung angeben können? - statistische Angaben schwanken hier sehr. Wieviel Prozent des germanischen Wortschatzes sind nicht-indoeuropäischer Herkunft ? Im Verhältnis siegreicher und unterworfener Völker kommt es häufig zu einer Klassenschichtung - aber Wörter, vor allen Dingen für spezielle, durch die unterlegenen Völker verrichtete Tätigkeiten oder Anschauungen steigen in den Wortschatz der oberen Klassen auf, werden wenigstens passiv gekannt. So enthalten Alpen- und Pyrenäenwörter über verschiedene Sprachen hinweg einen einheitlichen Reliktwortschatz, der Benennungen von Landschaftsformen, viehzüchterischen Tätigkeiten enthält - wobei wieder zwischen indoeuropäischen und vor-indoeuropäischen Substraten zu scheiden ist. Natürlich handelt es sich um ein dorniges Fragengebiet - so sehr, daß viele Germanisten und Indogermanisten diese Fragen möglichst ausklammern, mit dem Erfolg, daß sich die dilettantischen Vergleicher des Stoffes bemächtigen. Wie dornig die Probleme sind, zeigt etwa das Beispiel des Rhätischen. Ein rhätisches Volkstum im strengen Sinne des Wortes wird es vermutlich gar nicht gegeben haben - die zunächst rein geographisch gemeinte Bezeichnung schloß eine Reihe verwandter und unverwandter Stämme gleicher Alpenkultur mit ein: Viehzüchter, Senner, kleine Ackerbauer, die in Graubünden, Tirol und dem westlichen O beritalien siedelten. Sie waren sprachlich nicht einheitlich, hatten vielleicht einen illyrisch-venetischen Kern mit geringer etruskischer Überschichtung und uns unbekannten Beimischungen anderer Stämme, vielleicht eben lag ein ursprünglich ligurisches Substrat zugrunde. Kann man nun Reliktwörter dieses Bereiches einem einheitlichen Stratum zuordnen? Ein einheitlicher Wortschatz - sagen wir in Namen für Felsen, Höhlen, Sennhütten, Viehzucht - erweist noch kein einheitliches Volkstum, sowenig wie ein einheitliches archäologisches Inventar ohneweiters (im Sinne Kossinnas) auf ein einheitliches Volkstum zu deuten wäre. Spätere Sprachforscher, die nicht kritisch 54 genug wären, könnten aus unseren heutigen europäischen Sprachen ein griechischrömisches Substrat herauslesen, wobei sie noch tiefsinnige Betrachtungen über das Verhältnis der beiden Substratsprachen anstellen könnten. Also sind auch Wahrscheinlichkeitserwägungen zu pflegen - was kann dem Substrat angehören? Hier sind also Lehnwörter zunächst einmal auszuscheiden, besonders, wenn sie bestimmten Wortfeldern angehören - sagen wir die lateinischen Lehnwörter in den germanischen Sprachen, das Bauen mit Stein und Kalk betreffend. Richten wir unseren Blick zunächst klärend auf die indoeuropäischen Sprachen - auch sie enthalten, bei genauer Betrachtung, eine erstaunliche Fülle verschiedenartigster Substrate, ja die verschiedenartige Ausprägung der indoeuropäischen Sprachen ist gerade durch Substratwirkung mit zu erklären. Die Substrate in den indoeuropäischen Sprachen sind bislang am besten erforscht - ihre Erforschungsgeschichte liefert Analogien für Substratforschung in nicht-indoeuropäischen Sprachbereichen. Substrate setzen vorübergehende oder länger währende Zweisprachigkeit geschlossener Bevölkerungen voraus; damit geht das Problem, geht die Erforschung des Bilingualismus, das Problem der gegenseitigen Interferenz sprachlicher Gegebenheiten mit in die Diskussion ein: an gegenwärtigen Interferenzerscheinungen (unbewußte Einwirkung einer Sprache auf die andere bei Zweisprachigkeit, z. B. auch beim Erlernen einer Fremdpsrache) kann per analogiam die historische Substratwirkung studiert werden. Als Beispiel für die Fülle von Substratwirkungen sei das Griechische, sodann das Etruskische genannt. Klassisch-philologische Erziehung spiegelt eine Einheitlichkeit des überlieferten Griechischen vor, die künstlich ist - schon die altgriechische Dichtung benützte verschiedene Formen des Griechischen, aus verschiedenen Dialekten. Hinter diesen Dialekten stehen Substrate verschiedenartiger Art, sowohl indoeuropäische wie nicht-indoeuropäische. Am Pelasgerproblem kann unsere Problematik studiert werden; zunächst spiegelt die einheitliche Benennung eine einheitliche Sprachschicht vor, die nie bestanden hat. Eine wesentliche Komponente war eine vorgriechische, aber indoeuropäische, die wiederum nicht einheitlich war, sondern illyrische, thrakische und makedonische Schichten besessen haben muß. Diese überlagerten ihrerseits nicht-indoeuropäische Schichten, die wiederum nicht einheitlich gewesen sind, sondern auf wechselnde Weise sowohl mit Kleinasien als auch mit der mediterranen Welt zusammenhingen, hier besonders wieder mit einer libyschen Komponente. Das Ägäische seinerseits kann kein einheitliches Stratum gewesen sein; doch bleibt der vermutete Zusammenhang mit dem Westkaukasischen unklar. Dabei muß es sich noch um verschiedene Grade der Substratwirkungen handeln - so scheint der dorische Dialekt eine besonders starke illyrische Komponente besessen zu haben. Man sieht, wir verwickeln uns leicht in ein ganzes Geflecht von Substratwirkungen - dabei ist auch die vermutete libysche Komponente, die vielleicht geographisch über Kreta anzusetzen ist, nicht einheitlich gewesen, nicht einfach mit dem historischen Libyschen gleichzusetzen; doch enthält der religionsgeschichtliche Komplex der Athene Tritogeneia Hinweise auf ein altes Wissen um solche Zusammenhänge. 55 Wenden wir das oben Gesagte nun auf das Problem der mediterranen Substrate an! Hier geraten wir zunächst in die Problematik - nicht Rätselhaftigkeit, die überlassen wir den Journalisten und Phantasten! - des Etruskischen. Daß es nur im Rahmen der mediterranen Welt betrachtet werden kann, hat Pfiffig gezeigt. Am Etruskerproblem kann besonders gut gezeigt werden, was ein linguistisches Scheinproblem ist: die Etrusker entstehen als Volk erst auf italischem Boden, eine östliche, vermutlich kleinasiatische, der alten Ägäis zugehörige Komponente, ist sprachlich prägend - aber wie viele Berührungen und Einflüsse hat das Etruskische auf seinem Wege zur Volkswerdung erfahren! Das ägäisch-kaukasische Element, das vielleicht aus dem weiteren Bereich Asiens kam, wird im lydischen Bereich mit einer lokalen Ausprägung des nicht-indoeuropäischen Stratums in Berührung gebracht; aber Ausstrahlungen des Phrygisch-Diois-Thrakischen können nicht ausgeschlossen werden; sodann kommen griechische Einflüsse, die auf dem vermutlichen Wege über Kreta verstärkt werden, aber auch das Eteokretische, der fortlebende Rest des nichtindoeuropäischen Kreta, kann eingewirkt haben. Auf italischem Boden wird eine indoeuropäische Bevölkerung der Villanova-Kultur etruskisiert, wobei vermutlich Teile der Unterworfenen als nicht-etruskische Hintersassen bleiben. Aber das indoeuropäische Element der Villanova-Kultur - ein Zweig der Urnenfelderkultur - ist selbst nicht einheitlich gewesen; Mischungen von Dialekten, die Vorformen des Illyrischen, Venetischen, Messapischen gewesen sein können und Vorformen der italischen Dialekte enthielten, dμrften diesen indoeuropäischen Kriegerbund ausgezeichnet haben. Kein Wunder, daß bei so vielen indoeuropäischen Zumischungen immer wieder versucht wurde, das Etruskische als indoeuropäisch zu erweisen! Aber die VillanovaKultur überschichtet ihrerseits ein nicht-indoeuropäisches Substrat, ein mediterranes also. Aber das Mediterrane müssen wir uns als eine Mischung verschiedener Sprachbereiche vorstellen, teils verwandt, teils unverwandt, die aber Vorformen des Ligurischen und Libyschen enthielt. III. ZUM PROBLEM EINER MÖGLICHEN MEGALITHSPRACHE Zunächst ist Allgemeines zum Begrif des Megalithischen, des Megalithikums zu sagen: eine vorgeschichtliche, aber in sich uneinheitliche Kulturströmung, die vom 3. vorchristlichen Jahrtausend bis in die Gegenwart reicht, deren Elemente sich auf allen Kontinenten - ausgenommen Australien - finden, aber nicht gleichmäßig und uniform, auch nicht in geographischer Beziehung. Nirgendwo treten die Elemente des Megalithischen in gleicher Anzahl auf, jedoch immer so, daß sich ein typischer Komplex abheben läßt. Was sind nun die typischen Elemente: die Verwendung großer unbehauener Steine für Monumente, die im Westen dem Grabbau zugehören, im Osten aber auch mit Lebenden verknüpft sind. Das westliche Megalithikum enthält als Elemente: Seelensitzvorstellungen, in weiterem Sinne Ahnendienst, die Beziehung zu einem Hochgott, der besonders Himmelsgott ist (von dem sich ein Blitzoder Donnergott abspalten konnte), damit wieder vielleicht die Vorstellung der Himmelssäule, vielleicht des himmelstützenden Weltbergs; ferner scheint das west- 56 liehe Megalithikum stärker matriarchal und sippenmäßig bestimmt gewesen zu sein; ein starkes Häuptlingswesen mit kräftiger Sozialorganisation waren Voraussetzungen arbeitsmäßiger Art. Das westliche Megalithikum, in dem sich wieder die westmediterrane und atlantische Provinz abhebt, ist in den Küstenbereichen Westeuropas und Nordafrikas, des nördlichen Mitteleuropas und des westlichen und nordwestlichen atlantischen Bereichs Skandinaviens, der Britischen und Irischen Inseln heimisch, mit Ausstrahlungen in die Tiefe des Hinterlandes. Die östliche Zone des Westbereichs umfaßt die Mittelzone, den palästinensisch-syrischen Raum, Südarabien, mit Ausstrahlungen nach Äthiopien. Anderseits finden wir eine etwas isolierte Provinz im Kaukasus. Das östliche Megalithikum - zeitlich später anzusetzen als das westliche, z. T. in den Nagastämmen Assams bis in die Gegenwart fortlebend, nicht bronzesondern eisenzeitlich und rezent also, baut z. T. ähnliche Monumente, besonders Dolmen und Menhire, verknüpft sie aber, stärker patriarchal bestimmt, mit Verdienstfesten und Büffelopfern, bzw. Schweineopfern. Der Verbreitungsbereich reicht von Indien - mit Ausstrahlungen nach Tibet und den westlichen Randzonen Chinas - über Hinterindien nach Polynesien und Indonesien und über Taiwan nach Japan. Auf dem amerikanischen Kontinent begegnen uns megalithische Anklänge in den Anden, mit unklaren ethnischen und zeitlichen Zuordnungen, ohne Möglichkeit, sie an das Megalithikum der Alten Welt anzuschließen. überall ist mit Ausstrahlungen in die Hochkulturen zu rechnen, sodaß man sagen könnte, an der Basis der archaischen Hochkulturen ist auch Megalithisches zu finden. Anderseits kann es auch megalithische Verarmungszonen geben, die entweder nur mehr von einem Restmegalithikum erreicht wurden oder ein stärker ausgebildetes Megalithikum verkümmern ließen (Kanarische Inseln). Vorgeschichtlich ist auch damit zu rechnen, daß megalithische Vorstellungen einst auch durch Holzbauten ausgedrückt wurden, bzw., daß der Menhir auch durch einen Pfahl vertreten werden konnte. Diese weltweite Verbreitung neben der Tatsache zweier in den Zuordnungen scharf geschiedener Zonen schließt m. E. eine Verbreitung von einem einheitlichen Zentrum durch eine ethnisch einheitliche Gruppe mit genügender Sicherheit aus. Ebensowenig kann es sich um eine einheitliche megalithische Religion gehandelt haben. Es ist daher mit mehreren Ausgangspunkten und Verbreitungswellen zu rechnen, nicht mit megalithischen Wanderungen, sondern mit mehrfachen Diffusionen. Immerhin liegt das Bauen mit großen Steinen so nahe, daß man mit voneinander unabhängigen Ausgangspunkten rechnen muß, deren Ausstrahlungsbereiche sich sekundär überschnitten. Daß es sich um Difusion entlang alter Wander- und Handelswege handelt, zeigt die früh erkannte Meeresnähe der meisten megalithischen Kulturen, was nicht heißen muß, daß e i n seefahrendes Volk megalithisches Gedankengut verbreitet habe. Zur Abklärung richten wir daher unser Augenmerk auf eine engere Zone innerhalb des megalithischen Bereiches, auf das westliche Megalithikum und da wiederum besonders auf dessen atlantische und westmediterrane Teilbereiche. Hier stehen wir zunächst vor der Frage: west- oder ostmediterrane Entstehung, unabhängige Entstehung des norddeutschen und skandinavischen Megalithikums? Hier ist das Chronologische noch immer teilweise ungeklärt - ist die portugiesisch-spanische 57 Provinz früher anzusetzen als die syrisch-jordanische? Können wir die ägyptischen Mastabas als Frühformen, die Pyramiden und Obelisken als ausgebildete, spätere Formen fassen? Denken wir uns einen Ausgangspunkt im Ostbereich, so ist mit Diffusion entlang der Nordküste Afrikas und auf dem Landwege zu rechnen - kann dies eine von einem bestimmten Volkstum getragene Bewegung gewesen sein? Hier ist nun an das in den beiden vorhergehenden Vorträgen Gesagte anzuknüpfen: an die Probleme der Volkswerdung und der Substrate. Mit einem seiner selbst bewußten Volkstum, das sich defenitiv ethnisch im modernen Sinne durch Kultur und Sprache abgrenzen ließe, kann vorgeschichtlich überhaupt nicht gerechnet werden. Bei der Begrenztheit unseres heutigen Wissens kann die Frage nach einem möglichen Megalithvolk im Sinne Wölfels überhaupt nur für den westlichen Teilbereich des westlichen Megalithikums und dies nur in sekundärer Hinsicht gestellt werden: in primärer und universaler Hinsicht ist die Frage grundsätzlich falsch gestellt, die eingeschränkte Frage kann wenigstens methodisch richtig gestellt werden. Wie sieht es nun mit der Antwort aus? Sehen wir uns zunächst eine amüsante literarische Phantasie, Jacquetta Hawkes' Roman „Providence Island" an; die englische Archäologin läßt auf einer Südseeinsel durch einen Zufallsflug ein im Inneren der Insel - in einem erloschenen Krater - lebendes Megalithvolk entdeckt werden, das zur See vom Westen her kam. Die kühnen Forscher, die aufgrund einer vagen Nachricht dorthin vordringen, sind imstande, sich mit den blonden und blauäugigen Cromagnon-Typen (Guanchentypus ! ) - auf Baskisch zu verständigen! Jacquetta Hawkes hat also die Antwort impliziert: die Basken sind die Nachkommen eines westlichen Megalithvolkes. Diese Antwort ist natürlich unannehmbar. Aber sie weist immerhin in eine denkbare Richtung. Erinnern wir uns an das über die Ethnogenese der Etrusker Gesagte! Die Etrusker erwiesen sich als ein Mischvolk, das auf italischem Boden, geeinigt durch ein sprachlich richtunggebendes, wohl vorderasiatisches Element sich bildete. Analog verhält es sich mit den Basken: ein Mischvolk aus sehr verschiedenartigen ethnischen Elementen - bei relativer anthropologischer Einheitlichkeit im Sinne der hergebrachten Rassentypen - auf hispanischem Boden entstanden, also „autochthon" wenn man will (man weiß, wie zweifelhaft der Ausdruck ist, im Grunde dient er nur dem Ausdruck der Eitelkeit). Nun gestattet das Baskische - das nie eine Schriftsprache hervorgebracht und dessen vier Hauptdialekte untereinander fast nicht verständlich sind - zwei sprachliche Anknüpfungen: eine stärker bestimmte zum Berberischen, eine etwas weiter gespannte zum Kaukasischen. Eindeutig, vom Strukturellen und von Teilen des Wortschatzes her, ist eine Zuordnung zum Berberischen: aber kein bestimmter Berberdialekt ist darin bevorzugt, sondern bald dieser, bald jener gestattet wortschatzmäßige Anknüpfungen, d. h. nichts anderes, als daß die sprachlich bestimmende Schicht des Baskischen mit einem Substratum zu verknüpfen ist, das an der Basis aller Berberdialekte liegt, nennen wir es das ProtoBerberische; dieses muß - als Dialektpopulation, nicht als einheitliche Sprache - einen Teil des westmediterranen Substrats gebildet haben. Dieses Proto-Berberische - nicht identisch mit dem zwar verwandten, aber späteren Iberischen - wurde im westlichen Pyrenäenraum vom Iberischen überschichtet; zuvor aber war es schon mit 58 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 einem anderen, ebenfalls verwandten Sprachbereich in Berührung gekommen, dem Ligurischen, d. h. jenem Bestandteil des Ligurischen, der nicht-indoeuropäischer Herkunft war; das historische Ligurisch war sicher eine bereits indoeuropäisch überschichtete Sprache und zwar von einer Form des West-Indoeuropäischen, die dem Venetisch-Illyrischen vielleicht näher stand als anderen Zweigen. Dieses ProtoBerberisch, iberisch und ligurisch überschichtet, geriet in starke Berührung mit dem Hispanisch-Romanischen; erst diese Berührung ließ ein eigentlich baskisches Volkstum entstehen, das historisch stark an Boden verlor: im Norden Aquitanien, im Süden Navarra. Besonders die Abwehr gegen die verhaßten Goten scheint das ethnische Bewußtsein stark gefördert zu haben. Wenn es überhaupt eine Art von Megalithsprache gab - wobei die früher gemachten Einschränkungen hinsichtlich des Volks- und Sprachbewußtseins in vorgeschichtlichen Räumen stets zu bedenken sind - kann sie im Westen sich nur sekundär im Bereich des Proto-Berberischen gebildet haben, dem das Proto-Berberische und Proto-Ligurische stammverwandt waren; aber auch hier kann es sich nur um Gruppen näher verwandter Dialekte gehandelt haben - immer mit der Möglichkeit, daß auch unverwandte sich angeschlossen hatten - die stets mehr durch eine gemeinsame Kultur als durch eine gemeinsame Sprache im modernen Sinne verbunden waren. Es ist also mit verschiedenen megalithisch ausgeprägten Wortfeldern, d. h. deren Trümmern zu rechnen, die nicht einem einheitlichen Volkstum, einer einheitlichen Sprache im modernen Sinne zugeschrieben werden können. Konkret gesprochen: Reliktwörter des weiten Gebietes zwischen der portugiesischen, nordafrikanischen und britisch-irischen Atlantikküste, mit Einschluß Frankreichs und Mitteleuropas, und den Alpen, im Süden mit Einschluß Italiens, der Balearen, Korsikas, Sardiniens, Siziliens und Maltas, enthalten mit großer Wahrscheinlichkeit Megalithisches. Dies alles zu sichten und zu analysieren übersteigt wohl die Kraft eines Einzelnen. Ein solcher sekundärer Bereich megalithisch bestimmter Dialektpopulationen wäre in der zweiten Hälfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends und der ersten Hälfte des zweiten anzusetzen. Eine bessere Durchforschung dieses Reliktwortschatzes - der z. T. noch zum ungehoben in den Dialekten schlummert - müßte auch Beziehungen bis zum Ägäischen erbringen, während die kaukasischen Beziehungen ganz fraglich sind - sind sie doch methodisch kaum vertretbar, da ganz verschiedene Kaukasussprachen in Frage kommen, die voneinander weit entfernter sind als die berberischen Dialekte. Für diesen megalithischen Reliktwortschatz sind folgende Wortbereiche zu erwarten: kultischer Gebrauch von Steinen, Numinoses, Steine im allgemeinen betreffend; Namen megalithischer Bauten (nicht die bretonischen), Seelenvorstellungen, Ahnendienst, Himmel, Muttergottheiten. IV. ÜBERLEGUNGEN ZUR SPRACHE DER ALTEN KANARIER Das Grundsätzliche aller drei vorstehenden Vorträge ist auch und besonders auf das Problem der Sprache, bzw. Sprachen der alten Kanarier anzuwenden, wobei wir uns 59 als Grundlage der unentbehrlichen großen Pionierleistung Wölfels, nämlich der „Monumenta Linguae Canariae" bedienen. Auf die Sprachreste der Urbewohner der Kanarischen Inseln - im streng technischen Sinne hießen nur einige Stämme auf Tenerife Guanchen - ist anzuwenden: Überlegungen zur Ethnogenese, die Befunde aus den Substrattheorien, endlich was über eine sekundäre megalithische Dialektpopulation gesagt wurde. Sondiert man die Vergleichsmöglichkeiten aufgrund des Wölfelschen Materials, so ergibt sich eindeutig eine statistische Bevorzugung zweier Anknüpfungsmöglichkeiten außerhalb des Berberischen, das die Hauptmasse der Beziehungen liefert: nämlich zum Baskischen einerseits, zum Haussa anderseits. Daß alle Inselsprachen oder -dialekte ihre nächste Verwandtschaft zum Berberischen haben, kann gar keinen Zweifel leiden; fraglich hingegen sind Art und Grad dieser Verwandtschaft. Schon ein flüchtiger Blick auf Wölfels Parallelen zeigt, daß kein berberischer Dialekt - auch nicht der heute geographisch nächste, das Schilch (Schluch, Schlöch) - bevorzugt ist; so ziemlich alle berberischen Dialekte liefern Parallelen. Wie ist diese Sachlage zu deuten? Das nötigt uns, zunächst einige Worte über das Berberische zu sagen. In unserem Sinne stellt das Berberische geradezu einen Modellfall einer Dialektpopulation dar: einer zugrundeliegenden Einheit steht im einzelnen eine große Vielfalt gegenüber, wie dies Galand herausgearbeitet hat. Das heißt auch sagen, daß das Berberische nie eine Einheit gebildet hat; wenn wir vom Proto-Berberischen sprachen, meinen wir kein völlig einheitliches sprachliches Stratum und noch weniger ein einheitliches Ethnikum, sondern eben wiederum eine Gruppe, Population von Dialekten, die voneinander weiter entfernt waren; damit wollen wir auch sagen, daß zumindest ein Teil der einheitlichen Züge, wie sie Basset bestimmte, aufgrund von Konvergenzerscheinungen zustandekam und eben nicht auf einer hypothetischen ursprünglichen Ureinheit beruht. Das Proto-Berberische aber gehört natürlich in den größeren hamitischen Raum, wiederum ohne daß wir eine hamitische Ureinheit voraussetzen müßten. Auch hier sind die Vorstellungen bisher zu einfach gewesen, ja überhaupt zur Zeit im Fluß: keine semitisch-hamitische Ureinheit im alten Sinne kann gedacht werden, was nicht heißt, daß verwandtschaftliche Beziehungen auszuschließen wären: sie sind aber nach den Leitlinien der Konvergenz- und Populationsbegriffe zu denken. In dieser Hinsicht ist etwa auch das Ägyptische zu bedenken, das Wölfel oft, nicht immer schlüssig, als Parallele heranzieht. Seine sprachliche Stellung ist nicht so zu definieren, als ob ein ursprünglich hamitisches Element semitisiert worden wäre ( oder umgekehrt!), sondern es widerspiegelt eben in seinen zugleich semitischen und hamitischen Zügen eine Stufe im semitisch-hamitischen Konvergenzprozeß, nicht eine semitisch-hamitische Ureinheit in geradliniger Fortentwicklung oder sekundärer semitischer Überschichtung. Mit Ausstrahlungen und Konvergenzen ist aber sowohl in den äthiopischen als auch in den sudanischen Raum zu rechnen; im letzteren ist besonders das Haussa zu nennen, das (das heißt sein Vorfahr oder seine Vorfahren!) einst auch Glied einer weit gespannten proto-hamitischen Dialektpopulation gewesen sein muß, über die sich speziell mediterrane Ausstrahlungen verbreiteten. Alle altkanarischen Dialekte sind als Fortsetzungen dieses alten Sprachraumes zu betrachten Was ist nun speziell aus der Tatsache zu schließen, daß die Berühungen mit dem Baskischen und dem Haussa 60 am engsten sind? Zunächst fällt auf, daß es sich um die geographisch am weitesten nach Norden, bzw. nach Süden vorgeschobenen Glieder dieses Sprachraumes handelt, woraus zu schließen sein wird, daß ein Ausgangszentrum im nordafrikanischen Küstenraum gewesen sein wird und daß es sich um Reste der ältesten Glieder handelt. Damit ist gesagt, daß das Kanarische in seinem Grundbestand besonders archaischen Schichten dieses Sprachraumes entspricht, was zur Vorsicht bei direkten modernen berberischen Parallelen mahnt, die wir gleichwohl benützen müssen. Das heißt chronologisch, daß die Besiedlung der Kanarischen Inseln schon im 2. vorchristlichen Jahrtausend vor sich gegangen sein muß1 selbstverständlich zu Schif und von den geographisch nächsten Punkten der afrikanischen Küste, hzw. den strömungstechnisch günstigsten; dabei wird anzunehmen sein, daß es sich um eine einseitige Wanderung zu Schiff handelte - es gab keine Rückkehr. Der anthropologische Befund unterstützt unseren Ansatz - bekanntlich fanden die ersten europäischen Eindringlinge des 14. Jahrhunderts einen Teil der Kanarier, besonders der Guanchen auf Tenerife, hochgewachsen, blond und helläugig vor, wobei die Berichte, z. T. von kleinwüchsigen Romanen stammend, die Statur übertreiben. Seit Paudler ist es klar, daß es sich um helle - aufgehellte, wenn man will - Formen des Cro-Magnon-Typs handelt, der sich als eine alte westatlantische Bevölkerung darstellt, vielleicht sogar mit dem Capsien-Typus zusammenhängt. Ihn einfach, wie es die ideologischen Rassisten taten (Günther etwa), dem nordischen Rassentypus zu subsumieren, geht nicht an: wir haben eben mit mehreren aufgehellten Rassen zu rechnen. Die hellen Elemente der Kabylen im Atlas sind nun eher der nordischen Rasse als dem Cro Magnon-Typus (dem fälischen oder dalischen) zuzurechnen - auch dies ein Hinweis, daß es sich bei den Guanchen um ein sehr altes, an den Rand des Erdteils verdrängtes Element handeln muß. Der zweite (und häufigere) Typus der alten Kanarier gehört nun dem dunkleren Typus der Mediterranen an, größtenteils eher dem gröberen als dem grazilen Typus; man mag sie urgeschichtlich als Aurignac-Typen bezeichnen; dieser Typus findet sich nun über den ganzen mediterranen Raum hinweg bis ans Schwarze Meer und noch in den eng verwandten Indiden Indiens (nach Eickstedts Klassifiation) wieder - also ein riesiger, für uns fast zu großer Raum für Zusammenhänge, die jedenfalls nicht erst auf eine Besiedlung zur Römerzeit deuten, wie es Vycichl will, dessen Argumenta, z. T. ex negativo, durchaus nicht durchschlagend sind. Was enthalten die Dokumente, aus denen Wölfel seine Materialien schöpfte, an Sprachbeschreibung? Immerhin einiges, aber durchaus widersprüchlich. Zusammenfassend läßt sich sagen: die meisten Nichtkanarier sind sich immerhin darin einig, daß die Inselsprachen untereinander verwandt sind; aber schon die Angaben über die gegenseitige Verständlichkeit sind widersprüchlich, was zu erwarten ist. Was würde ein nicht linguistisch geschulter Beobachter über die gegenseitige Verständlichkeit der deutschen Dialekte sagen können, wenn er nicht durch das Medium eines allgemein verbindlichen Schrift- und Standarddeutschen sich selbst verständlich machen könnte? Er würde feststellen, daß sich Mecklenburger und Tiroler nicht verstehen, ja daß sich Burgenländer und Vorarlberger nicht verständigen können! Und dies alles, obgleich es sich um sehr nah verwandte Dialekte handelt. 61 Ferner ist der Zustand der Überlieferung der altkanarischen Sprachreste zu bedenken; er ist nicht nur einseitig - Substantive überwiegen, Verba kennen wir nur wenige - er ist auch notwendig einseitig überliefert, durch Zufälle der Begegnung und des Interesses bestimmt. Die Art der Beziehung der altkanarischen Sprachdenkmäler zum proto-hamitischen Substrat - stärker im Berberischen aktiviert, aber mit Fernbezügen zum Baskischen und zum Haussa - schließt die Frage einer möglichen Ureinheit, einer Ursprache schlechthin aus: keine proto-hamitische Ursprache kann vorausgesetzt werden, von der nach Art einer Stammtafel - wie man eigentlich sagen müßte - sich alle Sprachen der Hamiten in schöner genealogischer Folge abgezweigt und auseinander entwickelt hätten! Zuletzt noch einige Worte über mögliche Beziehungen zum Indo-Europäischen: diese können - ausgenommen sehr fragliche über Keltiberisches - nur über einen Gesamtbezug des ganzen mediterranen Substratraumes zum Proto-Indo-Europäischen gehen; eine spezielle Beziehung eines hypothetischen West-Indoeuropäischen zum Berberischen oder Proto-Berberischen bleibt unerweislich; auch Krahes schon wieder aufgegebene westindoeuropäische Ureinheit, erweislich durch die alteuropäische Hydronomie, ist inzwischen aufgegeben worden; es kommen nur Beziehungen zum Ganzen des Indo-Europäischen in Frage, wobei auch für dieses die Bedenken und Einschränkungen gelten, die hinsichtlich einer Ureinheit gemacht wurden. LITERATUR ZU DEN VORTRÄGEN 1-IV. Aus der uferlosen (und doch wieder lückenhaften) Literatur kann nur eine knappe Auswahl gegeben werden. Zu I: Zum Problem der Sprachverwandtschaft. ASSIRELLI, Oddone: La dottrina monogenistica di Alfredo Trombetti, sua genesi, suo svolgimento, sua ultima meta. Faenza 1962. BAHNER, Werner: Die lexikalischen Besonderheiten des Frühromanischen in Südosteuropa. Sitzb. d. Sächs. Ak. d. Wissensch. Phil./Hist. 115, 3, Berlin 1970, pp. 5-125. BASTIAN, Otto: Die europäischen Sprachen. Dalp-Taschenbücher 377, Bern 1964 bes. pp. 27-36. BOUDA, Karl: Baskisch-Kaukasische Etymologien. Heidelberg 1949. (Vgl. dazu ablehnend Löpelmann s. d. p. XIX). COLLINDER, Björn: Sprachverwandtschaft und Wahrscheinlichkeit. Uppsala 1964 (= Acta Univ. Uppsal. Studia Uralica etc. 1). GANDES, Rüdiger: Was heißt Sprachverwandtschaft? Bemerkungen zur austroasiatischen Sprach-familie. Halle 1969 (Buddhist Centre=Buddhist Yearly 1968, Suppl.). HEESCHEM, Claus: Grundfragen der Linguistik. Stuttgart etc. 1972 (Urban-Taschenbücher 156). HJELMSLEV, Louis: Die Sprache. Darmstadt 1968. (Aus dem Dänischen durch Otmar Werner). LÖPELMANN, Martin: Etymologisches Wörterbuch der baskischen Sprache. Dialekte von Labourd, Nieder-Navarra und La Soule. 2 Bde. Berlin 1968. (Darin besonders die Einleitung wertvoll). LYONS,John: New Horizons in Linguistics. (Edit.) Darin Paul Kiparsky: Historical Linguistics, pp. 302-316). LUNDMAN, Bertil: Stammeskunde der Völker. Eine übersieht. Uppsala 1961. 62 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 MARR JAKOWLEWITSCH, Nikolai: Der Japhetische Kaukasus und das dritte ethnische Element im Bildungsprozeß der mittelländischen Kultur. Moskau 1920, dt. Stuttgart 1922. Sieht einen - immerhin wahrscheinlichen Gesamtzusammenhang zwischen den kaukasischen, kleinasiatischen, ägäischen und mediterranen Sprachen, bzw. Substraten, konstruiert aber phantastisch von vier „Urworten" her. (ber, rosch, sal, yon). MARTINET, Andre: Grundzüge der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Stuttgart etc. 1963 (UrbanTaschenbücher 69). PAUL, Hermann: Prinzipien der Sprachgeschichte. Halle 1920/5 (z. T. veraltet, aber noch immer wertvoll). KOCH, Walter A.: Perspektiven der Linguistik I (Edit.) darin besonders: Grundlagen und Methoden der historischen Sprachvergleichung von Karl Horst Schmidt, pp. 105-133 und Sprachkontakte von Norbert Boretzky, pp. 134-158). PISANI, Vittorio: Parentela fra le grande famiglie linguistiche. Paideia 26, 5-6 (1971), pp. 317-326. SAUSSURE, Ferdinand de: Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Berlin 196 7 /2. SCHMID, H.: über Randgebiete und Sprachgrenzen. Vox Romanica 15,2 (1956), pp. 19-80. STUMFOHL, Helmut: Bemerkungen zu A. Dolgopolski „Boreisch. Ursprache Asiens". Almogaren IV (1973), pp. 214-216. PFIFFIG, Ambros Josef: Einführung in die Etruskologie. Darmstadt 1972. TISCHLER, Johann: Glottochronologie und Lexikostatistik. Innsbruck 197 3. WARTBURG, Walter von: Einführung in Problematik und Methodik der Sprachwissenschaft. Tübingen 1962. WARTBURG, Walther von: Die Entstehung der romanischen Völker. Tübingen 1951. Zu II: Zum Problem der Substrate. Man vergleiche zunächst die bei H. Stumfohl „über mögliche Beziehungen zwischen dem Indogermanischen und dem Altkanarischen vom Standpunkt der Linguistik", Almogaren III, 1972 in den Anmerkungen genannte Literatur, bes. unter Anmerkung 10. ALESSIO, Giovanni: Le lingue indoeuropee nell' ambiente mediterraneo. Bari 1954. BATTISTI, A.: Bibliographie zum mediterranen Substrat in: Scientia 1935, pp. 172 ff. BERTOLDI, Vittorio: Fra latino e prelatino. In: Archivio Glottologico Italiano 32 (1952), pp. 69-81. BERTOLDI, Vittorio: Contatti e conflitti di lingue nell' antico Mediterrane 0. In: Zeitschr. f. Roman. Philol. LVII (1937), pp. 157-169. BOSCH-GIMPERA, P.: Los substratos lingu1sticos y la arqueologia en los territorios circummediterraneos. In: Homenaje a Pablo Mardnez del R{o. Mexiko 1961, pp. 57-61. DAICOVICIU, C.: Siebenbürgen im Altertum. Bukarest 1943. DEVOTO, Giacomo: Le fasi nella linguistica mediterranea I-III. In: Scritti minori II. Firenze 1967. DEVOTO, Giacomo: Geschichte der Sprache Roms. Heidelberg 1968, bes. pp. 40-56. FAUST, Manfred: Die antiken Völkernamen auf - itani, -etani. Untersuchungen zur Frage des westmediterranen Substrats. JACKSON, K.: Language and History in Early Britain. Edinburgh 1953. JESPERSEN, Otto: Die Sprache, ihre Natur, Entwicklung und Entstehung. Heidelberg 1925. KARST, Josef: Die vorgeschichtlichen Mittelmeervölker. Heidelberg 1931. (Intuitiv oft richtig, aber mit phantastischen Etymologien, linguistisch gänzlich unkritisch). KARST, Josef: Grundsteine zu einer Mittelländisch-Asiatischen Urgeschichte. Ethnographische Zusammenhänge der Ligurer, Iberer und Proto-Illyrer mit der Lelegisch-Hetitisch-Alarodischen Völkergruppe erwiesen in Toponymie, völkischer Onomastik und vergleichender Mythologie. Leipzig 1928 (Phantastisch-unkritisch, trotz der richtigen Grundgedanken eines eurafrikanischen und mediterranen Substratzusammenhangs). 63 LOCKER, Ernst: Die ältesten Sprachschichten Westeuropas. In: Anzeiger d. Öst. Ak. d. Wissensch. Phil./Hist. 1961, 18. SCHMOLL, Ulrich: Die Sprachen der vorkeltischen Indogermanen Hispaniens und das Keltiberische. Wiesbaden 1959. SÖLL, Ludwig: Die Bezeichnungen für den Wald in den romanischen Sprachen. München 1967. In: Münchener Roanistische Arbeiten 25. SZEMERENYI, 0.: The Study of Substratum in Ancient Italy. Romance Philology XV, 3 (1962) (Zu C. Battisti: Sostrati e parastrati nell' Italia preistorica). TERRACINI, B.: I1 sostrato. In: Scritti in onore di Alfredo Trombetti. Milano 1937, pp. 321-364. UNTERMANN, J.: ,,Sprachräume" und Sprachbegegnungen im vorrömischen Hispanien. Wiesbaden 1961. VERMEER, Hans J.: Einige Strukturmerkmale des Portugiesischen und angenommene westeuropäische „Substrat"-Eigenheiten. In: Orbis 18, ( 1969), pp. 190-219. Zu III. Zum Problem einer möglichen Megalithsprache: Vorbemerkung: da sich die Bereiche überschneiden, hätten viele der Arbeiten auch unter II oder IV zitiert werden können. ATKINSON, R. J. C.: Stonehenge. Penguin Books 1960, bes. pp. 151-153. BOSCH-GIMPERA, P.: Etnolog{a de la peninsula liberica. Barcelona 1932. CHILDE, Gordon: The Prehistory of European Society. Penguin Boo'ks 1959, pp. 124-133. DANIEL, Glyn: The Megalithic Builders of Western Europe. Penguin Books 1962. DANIEL, Glyn: The Dual Nature of the Megalithic Colonisation of Prehistoric Europe. In: Proceedings of the Prehistoric Society, 1941, vol. VII. DOST AL, Walter: Zur Megalithfrage in Südarabien. in: Festschrift für Walter Caskel. Leiden 1968, pp. 53-61. GABELENTZ, Georg v. d.: Die Verwandtschaft des Baskischen mit den Berbersprachen Nordafrikas. Braunschweig 1894. HEINE-GELDERN' Robert v.: Das Megalithproblem. In: Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und der Kulturgeschichte der Menschheit. Horn 1959, pp. 162-182. HEINE-GELDERN, Robert v.: Zur Chronologie der Megalithkultur Indiens. In: Wiener Beitr. zur Kunst- und Kulturgesch. Asiens VIII (1934), pp. 5-40. JETTMAR, Karl: Megalithsystem und Jagdritual bei den Dardvölkern. In: Tribus 9 (Stuttgart 1960). HUBSCHMID,Johannes: Die asko/usko-Sufixe und das Problem des Ligurischen. In: Revue Intern. d'Onomastique 18/19 (1966/67). KRAHE, Hans: Ligurisch und Indogermanisch. In: Festschrift f. H. Hirt, Heidelberg 1936, vol. II, pp. 250 f. KÜHN, Herbert: Vorgeschichte der Menschheit 2, Köln 1963, pp. 37-75. MUKAROVSKY, Hans: Baskisch und Berberisch. In: Wiener Zeitschr. f. Kunde d. Morgenlandes 59/60 (1963-64), pp. 52-94. PIDAL, Menendenz R.: Toponim1a preromanica hispana. Madrid 1953. POKORNY,Julius: Zur Vorgeschichte der Kelten und Ligurer. In: Zeitschr. f. Celt. Philologie 21 (1938/49), pp. 73 f. RIESENFELD, Alfons: The Megalithic Culture of Indonesia. Leiden 1950. RÖDER, Josef: Pfahl und Menhir. In: Studien zur westeurop. Altertumskunde 1, Neuwied 1949. SCHMOLL, Ulrich: I1 Ligure, lingua mediterranea o dialetto indoeuropeo. In: Rivista di Stud. Liguri 25 (1959 Bordighera), pp. 132-138. SCHUCHHARDT, Carl: Gallier, Ligurer und Iberer in Südfrankreich nach dem Zeugnis der Personennamen. In: Proceedings of the Ninth Intern. Congress of Onomastic Sciences (= PICOS) London 1966, vol. 9, pp. 439-454. 64 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 WIESNER,Joseph: Vor- und Frühzeit der Mittelmeerländer, Berlin 1943 (2 Bde, Sammlung Göschen). WÖLFEL, Dominik Josef: Monumenta Linguae Canariae, ed. Alois Closs, Graz 1965, bes. pp. 903-906. WÖLFEL, Dominik Josef: Die Religion des vorgeschichtlichen Europa. In: Christus und die Reli-gionen der Erde I/2, 1961, pp, 161.537. WOLFF, Karl Fritz: Die Ligurer und ihre Nachbarvölker. In: Mannus 22 (1930), pp. 181-205. Zu IV: Überlegungen zur Sprache der alten Kanarier. BALOUT, L.: Prehistorie de l' Afrique du Nord. Paris 1955. BASSET, Andre: La langue herbere. London 1950 (= Handbook of African Languages I, bes. pp. 47-48). BROCKELMANN, Carl: Gibt es einen hamitischen Sprachstamm? Anthropos 27, pp. 797-818. CAMPS, G.: Aux Origines de la Berberie. Monuments et Rites Funeraires Proto-historiques. Paris 1961. CATALAN, Manuel Pellicer: Elementos Culturales de la Prehistoria Canaria. Ensayo sobre ongines y cronolog{a de las culturas. In: Revista de Historia Canaria XXXIV, La Laguna Tenerifa Nr. 169, 1971/72, pp. 47-72. DIAKOFF, J. M.: Semito-Hamitic Languages. An Essay in Classification. Moscow 1965. (Vgl. dazu Dietz Otto Erhard in „Anthropos" 65 ( 1970), p. 642. GALAND, Lionel: Unite et diversite du vocabulaire herbere. In: Atti della Settimana Maghrebinia. Cagliari 22-25 Maggio 1969 = Milano 1970, pp. 5-20. LAOUST, E.: Mots et Choses Berberes. Paris 1920. RÖSSLER, Otto: Die lateinischen Reliktwörter im Berberischen und die Frage des Vokalsystems der afrikanischen Latinität. In: Beiträge zur Namenforschung XIII, (Heidelberg 1962) pp. 258-262. SCHMIDT,Johanna: Jenseits der Säulen des Herakles. In: Anuario de Estudios Atlanticos 17 (1971), pp. 1-4. SODEN, W. v.: Zur Methodik der semitisch-hamitischen Sprachvergleichung. In: Journal of Semitic Studies 10 (1963), pp. 159 ff. VYCICHL, Werner: Das Alter der kanarischen Kultur. In: Wiener Zeitsch. f. Kunde des Morgenlandes 53 (1953/55), pp. 27-35. WÖLFEL, Dominik Josef: Monumenta Linguae Canariae. S. III. ZYHLARZ, Ernst: Das kanarische Berberisch in seinem sprachgeschichtlichen Milieu. In: Zeitschr. d. deutschen Morgenl. Gesellschaft 100 (1950), pp. 404-460. 65 |
|
|
|
1 |
|
A |
|
B |
|
C |
|
E |
|
F |
|
M |
|
N |
|
P |
|
R |
|
T |
|
V |
|
X |
|
|
|