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Helmut Stumfohl DIE WISSENSCHAFfLICHE POSITION DOMINIK JOSEF WÖLFELS IM JAHRE 1988 1.- Terminologisches Wie alle Poiniere rang auch Dominik Josef Wölfet (1883-1963) nicht nur mit neuen Gedankengängen, sondern auch mit dem Terminologischen. Für sein Forschungsgebiet gebrauchte er am häufigsten den Ausdruck "Weissafrika" (1). Das Beiwort "weiss" und die Zusätze "Westkultur" und das "alte Mittelmeer" zeigen, dass er das Unzulängliche dieses Ausdrucks selbst empfand, denn damit waren weder die Weiterungen dieses Bereiches im europäischen und saharischen Raum ausgedrückt, noch war "weiss" eindeutig, ja geradezu irreführend, denn der Bereich umfasst auch dunkelhäutige Europiden. Gemeint war das nicht-negerische, europide Nord- und Westafrika, aber auch die Randzonen des Mittelmeers, in Europa wenigstens die drei südlichen Halbinseln, mit vom Westen nach Osten abnehmendem Nachdruck. In seinem Hauptwerk, den "Monumenta Linguae Canariae", hat Wölfel für den nie geschriebenen 6. Teil den Oberbegriff "Libysch-atlantische Sprachschicht" gebraucht (2), worunter aber mehr als bloss eine "Sprachschicht" zu verstehen ist, sondern eben auch eine Kulturschicht, die sich mit "Mittelmeerkultur", "Halbinseleuropa" und mit dem Megalithikum überschneidet, bzw. deckt; aber hieher gehört auch die Bezeichnung das "Afrische" (3), worunter ein gemeinsames Substrat des Libysch-Berberischen, Alt kanarischen, Iberischen, Baskischen zu verstehen ist, worunter sich Wölfet die eigentliche Megalithsprache vorstellte. Zeitlich zwischen "Weissafrika" und "Atlanta-Libysch" ist auch der Terminus "Eurafrikanisch" angesiedelt (4). Derselbe Terminus findet sich bei Hubschmied (5). Mukarowsky (6) versuchte den Terminus durch "Euro-Saharanisch" zu präzisieren, besonders auch, um den vermuteten Bezie- -113- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 hungen zu den tschadischen Sprachen sprachlich Ausdruck zu geben. Hubschmied endlich (7) versuchte dies mit "Hispano-Kaukasisch", wobei er besonders die kaukasischen Beziehungen des Baskischen im Auge hatte. In all diesen Ausdrücken ist das mediterrane Beziehungsgefüge - mehr oder weniger deutlich - vom Westen her benannt, was sich aber im Grunde mit Marrs (1864- 1934) etwas verstiegen-unglücklichem Terminus "japhetitisch" deckt (8), der das ganze Beziehungsgefüge umgekehrt vom Osten her ins Auge fasst. Marr, ein tüchtiger Kenner der Kaukasussprachen, verstand unter seinem "dritten ethnischen Element" die nichtidg. und nichtsemit. Basis des gesamten Bereichs vom Kaukasus bis zum Atlantik; dabei lag die Auffassung zugrunde, dass es sich um eine sprachliche und ethnische Einheit handelte. Marr, ursprünglich von der sowjetischen Sprachwissenschaft hochgeschätzt, wurde nach seinem Tode von den sowjetischen Ideologen, darunter Stalin selbst, getadelt und abgekanzelt (9). Dies - und die phantastische Einbettung seiner Theorien-Abstammung des japhetischen Sprachstammes von vier Urwörtern - bewirkte, dass der brauchbare Kern von Marrs Ideen nicht beachtet wurde; nämlich der Gedanke einer möglichen Substratbasis, die zwischen Kaukasus und Atlantik, über den Raum der ganzen Mediterranea hinweg, gemeinsame Elemente enthält. Dabei setzte Marr, wie heute noch viele, Ethnos und Sprache ohne weiteres gleich (10). Am förderlichsten erscheint es mir noch immer, vom mediterranen Substrat zu sprechen, wobei im geographischen bedingten Begriff Südeuropa, Nord- und Westafrika mit gemeint sind, mit weiteren Ausstrahlungen, deren Grenzziehungen sich ohnedies nie genau bestimmen lassen, da ja doch allenthalb mit Konvergenzzonen zu rechnen ist. Infolge der Komplexität der Fragestellung kann kein Einzelbegriff die Sache wirklich treffen und die ganze Beziehungsfülle andeuten. Mit dem Begriff des Komplexen stossen wir auch auf ein wesentliches methodisches Problem, das oft nicht scharf genug ins Auge gefasst wird: komplexe Probleme verlangen komplexe Lösungen, sie lassen sich nicht mit "Ockhams Rasiermesser" zurechtschnei- -114- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 den; derlei komplexe Probleme sind auch, nebenbei gesagt, nicht mathematisierbar. Dies gilt besonders für die Beweisführung: komplexe Probleme lassen sich eben nur durch ein Bündel von Lösungen in den Griff bekommen, durch Näherungen und Umkreisungen einer wahrscheinlichen Lösung näherbringen; sie verlangen kumulative Evidenz, aber auch einen gewissen Mut zur Hypothese, gezügelte, disziplinierte Phantasie. Betrachtungen unseres Problemkreises - die sich in dem weiten Feld zwischen Geschichte und Sprache bewegen - verengen sich oft selbst das Blickfeld, indem sie Modellvorstellungen für Beschreibungen der Realität nehmen, anstatt ihren Werkzeugcharakter zu beachten. Dies gilt zum Beispiel für das viel gebrauchte und viel missbrauchte Stammbaummodell, einem Erbstück der darwinistisch beeinflussten Sprachwissenschaft, gegen das Wölfe} ein gesundes kritisches Misstrauen hegte. Das Stammbaummodell veranlasst Sprachfamilien und Überfamilien zu konstruieren, Ursprachen und die genetische Einheit aller Sprachen (etwa im Sinne Trombettis) zu verfechten (11). Damit ist natürlich in keiner Weise gesagt, dass das Stammbaummodell überhaupt nicht zur Beschreibung tauge - es hat sehr wohl seinen, aber eben eingeschränkten Geltungsbereich. Das sehen wir etwa in der Analyse der romanischen Sprachen: sie gehen auf eine "Ursprache" zurück - nämlich das Vulgärlatein -, aber die genetische Entfaltung geht nicht ohne gleichzeitige Einwirkung von Substraten bzw. Superstraten vor sich. 2.- Das Megalithproblem Innerhalb unseres komplexen Problembereichs stellt das Megalithprobleme seinerseits schon einen gewaltigen Komplex dar, der aber nun mit anderen Komplexen - dem mediterranen Substrat, selbst höchst komplex - verknüpft ist. Jeder Versuch, das Megalithikum aus einem einzigen Gesichtspunkt heraus zu beschreiben, zu beurteilen oder gar zu klären, führt notwendig zur Verfremdung des Gegenstandes, ja man verfehlt ihn. Zum Wesen des Komplexes gehören auch die scheinbaren Widersprüche, so im Mega- -115- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lithkum der Gegensatz zwischen ethnischer Wanderung und kultureller Diffusion. Ein Komplex ist immer das Ergebnis vielfältiger und konvergenter Prozesse. Die Versuchung, unter allem Umständen eine einzige Ursache herauszufinden und ein komplexes Phänomen aus einem einzigen Begriff abzuleiten, ist die Versuchung der "terrible simplificateurs" im Sinne Jakob Burckhardts. Ein Komplex ist ein in sich zusammenhängendes ideell-religiös-politisch-ökonomisch-linguistisches Phänomen unseres Bereiches, in dem mehrere oder viele Ursachenreihen konvergieren, sich in ihren Ergebnissen teilweise überlagern und verschmelzen. Leider sind auch in den Wissenschaften die schrecklichen Vereinfacher häufig am Werke, besonders auch dort, wo Wissenschaftliches ideologisch missbraucht wird. Wölfe} sprach sich mehrfach über das Problem der Megalithkultur aus, die für ihn ein einheitlicher religiöser und kultureller Komplex, ja eine vorgeschichtliche Weltreligion war ( 12). Für Wölfe} waren Megalithikum/archaische Hochkultur ein "grossartiges Zeitalter der Entdeckungen und Kolonisationen" v o r der ersten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrtausends; angesichts einer "primitiveren, barbarischen Vorbevölkerung" des atlantischen Westbereichs, auf den sich Wölfels Blick richtete, muss es eine Strömung überlegener Kultur gewesen sein; sie ging von den Küsten aus, war also maritim, verbreitete sich landeinwärts entlang der grossen Flüsse und bildete also die Basis der "Westkultur"; innerhalb der Westkultur war das Megalithikum die kulturprägende und entscheidende Schicht (13). Wölfe} stellt sich eine ethnisch identifizierbare, distinkte Gruppe seefahrender Missionare und Kolonisatoren. vor. Er hatte den spekulativen Mut, das westliche Megalithikum für älter als das östliche zu erklären, noch ohne triftige Beweise im Rahmen absoluter chronologischer Bestimmungen liefern zu können, die erst durch die Radiocarbon- Methode möglich wurde, ergänzt durch die Dendrochronologie. Damit konnte das westliche Megalithikum keine "Barbarisierung" der vorderasiatisch-ägyptischen Hochkultur gewesen sein, war also nicht aus ägyptischen Ansät- -116- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zen oder palästinensischen abzuleiten. Der megalithische Westen weist daher auch keine direkten Parallelen zu den späteren Hochkulturen des östlichen Mittelmeerraumes auf, sondern nur zu deren vormegalithischen Vorstufen. Diese stellten eine "relativ noch recht einheitliche gemeinsammediterrane Schicht" dar. Wölfel stellt sich diese Kulturbewegung als eine missionierende Weltreligion vor (14): "Die Megalithreligion ist eine der grossen Weltreligionen gewesen, die zweite nach der Urreligion im Sinne P. Wilhelm Schmidts." Wenn auch Wölfel später nicht mehr vom Monotheismus spricht, der für die Megalithiker nachgewiesen sei (15), sondern sich auf die vermittelnde Position des Hochgottglaubens zurückgezogen hat (16), so bleibt er doch hier zu sehr im Banne W. Schmidts und seiner Anhänger (17). Etwas präziser spricht man vom Glauben an ein Höchstes Wesen. Obgleich Closs (18) schon früh die entschei.:. dende kritische Arbeit an Schmidts Thesen zur Urreligion und zum U rmonotheismus geleistet hat, blieben Koppers und Siegmund bei ihren unkritisch tradierten Ansichten. Wölfel rezipiert zwar Grundsätzliches an der Kritik, bleibt aber bei der These des "Höchsten Wesens", das ihm "sicher nachgewiesen" war ( 19). Andererseits teilt Gordon Childe, trotz gehässiger, zu weit gehender Kritik an Wölf els Thesen (20), dessen Ansicht, dass die Megalithreligion missionierend gewesen sei (21). Auch konzediert er, darin etwas vorsichtiger als Wölfel, dass die Megalithiker höchstwahrscheinlich eine Muttergöttin an zentraler Stelle des Glaubens verehrten, die zugleich Todesgöttin war. Man kann dazu die Zweiheit Demeter/Persephone der Griechen stellen, in der sich die beiden Funktionen auf Mutter und Tochter verteilen, offenbar weil man später einen Widerspruch zwischen Mutter- und Todesgöttin empfand. Auch gehören, zuletzt aus demselben Substratraum, die indischen Muttergöttinnen hieher, die zu Todesgöttinnen wurden: Kali, Durga. Andererseits vertritt G. Childe, wie die meisten, die Auffassung, dass die Megalithkultur sich durch Diffusion vom Osten her verbreitet habe (22). Darin folgt ihm zunächst auch Glyn Daniel (23), der aber im Nachwort sei- -117- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 nes Buches diese Auffassung aufgrund der neuesten Kohlenstoff- 14-Datierung revidiert und für wahrscheinlich hält, dass das westliche Megalithikum älter sei, also unabhängig von den alten östlichen Hochkulturen entstand (24). Damit kommt die alte Ansicht Georg Wilkes, dass das westliche Megalithikum älter sei, wieder zu Ehren; Wilke nahm Anregungen Kossinnas auf (25). Wölfels Vorstellung eines einheitlichen westlichen Megalithikums, das eine in sich geschlossene religiöse und kulturelle Welt gewesen sein, kann so nicht mehr vertreten werden. Das Megalithikum war eben ein Komplex, in dem verschiedene Strömungen zusammenwuchsen. Dies versuchte schon Heine-Geldern (26) zu zeigen, indem er zum Beispiel auf nichtreligiöse Steinsetzungen hinwies: Häuptlingssitze, Steinsetzungen für Verdienstfeste; ferner auf die scharfe Trennung zwischen einem kupferzeitlich- frühbronzezeitlichen westlichen Megalithikum und einem eisenzeitlichen bis rezenten Megalithikum von Indien bis in den pazifischen Raum. Immerhin denkt auch R. Heine- Geldern zuletzt an eine gemeinsame Wurzel in verschiedenartiger Entfaltung. Leider ist die seriöse Megalithforschung durch Phantasten und Schwarmgeister auch diskreditiert worden (27). Sicher gibt es Entfaltungen, die ganz verschiedene Akzente setzen; so muss der Dolmen keineswegs immer dieselbe Funktion gehabt haben. Dolmen, die von Hügeln überwölbt wurden - die dann häufig durch Erosion oder humussuchende Bauern abgetragen wurden - und solche, die offenbar stets freistehende Strukturen waren, hatten wohl verschiedene Funktionen. Heine-Geldern versuchte in der Megalithkultur den Gegensatz u n d die Vermischung zweier verschiedener Weltanschauungen herauszuarbeiten, einer "magischen", die den Gegensatz und die Entsprechung zwischen Makro- und Mikrokosmos zum Inhalt hatte, und einer "genealogischen", deren durchgehendes Kennzeichen, vom Atlantik bis zum Pazifik, der Menhir als Seelen- und Ahnensitz gewesen sei (28). Beim Menhir konnte von Röder gezeigt werden, dass er die Umsetzung eines älteren Symbols, eines Pfahls oder Baumes, in die megalithische Denkweise darstellte (29). -118- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Hier besteht offenbar ein fliessender Übergang in vormegalithische oder nicht megalithische Denkweise. Zwar stellt die Megalithkultur nicht d e n festgefügten und einheitlichen Block dar, mit dem Wölfe} operierte; aber an einem etwas diffuseren und vielfältigeren Megalithikum kann nicht gezweifelt werden. Ganz einig kann man mit Wölfe} in der Ansicht gehen, dass das Megalithikum entschieden nichtindogermanischer Herkunft war, sodass also auch das norddeutsche bzw. südskandinavische Megalithikum zur nichtindogermanischen Basis des Germanentums gehört. Zweifellos tragen Ausdrücke wie "Missionierung" und "Weltreligion" durch Überhöhung des Tones zu Missverständnissen bei. Stuart Pigott (30) versucht dagegen ein Bündel von Faktoren anzunehmen, Eroberung, Missionierung, Verbreitung durch "Heilige" und Händler, Fanatismus oder kulturelle Diffussion eines bestimmten Lebensstiles - wofür man eigentlich Mode sagen könnte. Ausdrücke wie "Weltreligion" etc. rufen zwangsläufig die Vorstellung einer etablierten, dogmatisierten, verwaltend organisierten Weltreligion hervor. Dies ist gewiss nicht der Fall gewesen. Ein kleiner Kern, der eine bestimmte ethnische Identität besessen haben wird, sei sie sekundär oder primär, begann sich händlerisch oder günstige Siedlungsräume suchend, auszubreiten, konnte aber an ähnliche vormegalithische Gewohnheiten ansetzen und verlor vermutlich rasch seine Identität; d. h. auf dem grössten Teil unseres Gebietes verbreiten sich megalithische Vorstellungen eben durch kulturelle Diffussion (31). Man kann sich dies ähnlich wie die ausschwärmenden Bronzeschmieden vorstellen, die sicher eine Kaste und kein Ethnikum waren. Die Diffussion nach Osten darf man sich aber nicht als Eroberung vorstellen wie Wölfel, der die mykenischen Kuppelgräber von megalithischen Eroberern aus dem Westen erbaut sein lässt. Das ist so wenig beweisbar wie Wölfels Ansicht, dass die Seevölker aus dem Westen kamen ( 32). Die Seevölker waren eine Koalition verschiedener mediterraner Völker von Libyen, Sardinien bis Anatolien; natürlich können sie auch Splitter westlicher, ja nordischer -119- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Herkunft enthalten haben. Der See- und Nordvölkersturm mag übrigens das Vorbild für Platons Erzählung von den Atlantern darstellen, die Ur-Athen angegriffen hätten. Die Anwesenheit proto-germanischer Splitter - nicht germanischer - könnte der wahre Kern von Spanuths viel zu weit gespannten Ideen sein (33). Wölfet konnte seine Anschauung durch keine gesicherte absolute Chronologie stützen, ganz abgesehen davon, dass es sowohl für Mesopotamien wie Ägypten bis heute einen weiteren und einen engeren Ansatz gibt, der um Jahrhunderte differieren kann. Erst heute sind wir in der Lage, durch die schon erwähnte Kohlenstoff-14-Methode, verbessert durch Kalibrationskurven, die die Schwankungen in der Diffussion radioaktiven Kohlenstoffs berücksichtigen, gegenkontrolliert durch Dendrochronologie (Baumring-Chronologie), genauer zu datieren (34). Einen Überblick über erste Ergebnisse hinsichtlich des westlichen megalithischen Bereichs gibt C. Renfrew (35). Baumring-Zählungen haben gezeigt, dass die frühen Kohlenstoff-14-Datierungen bis zu 700 Jahre zu niedrig ausfielen. Daraus ergibt sich, dass die Ansicht, alle Kulturelemente, darunter auch die megalithischen, seien vom Osten her gekommen, nicht mehr länger haltbar ist (36). Die grossen Hoffnungen, die Renfrew weckte, wurden zunächst durch die Kalibrationskurven von Clark gestützt (37), aber durch Atkinson (38) wieder etwas gedämpft. Er weist darauf hin, dass damit die Theorie der Diffussion von Osten her noch nicht endgültig erledigt sei, da sich ja auch die ostmediterranen Daten als zu niedrig herausstellen könnten. Immerhin ist jedenfalls der ägyptische Pyramidenkomplex, sei er nun "enger" oder "weiter" datiert, als Ausgangspunkt der megalithischen Diffussion wohl endgültig erledigt! Die ältesten Megalithdenkmäler - Ganggräber und Kuppelgräber, besonders der Bretagne - sind wenigstens ein Jahrtausend früher anzusetzen. Auch das maltesische Megalithikum kann nicht mehr als von Ägypten, Kreta oder Palästina kommend gedacht werden, denn die ältesten megalithischen Denkmäler Maltas sind zeitlich ebenfalls vor den Pyramiden anzusetzen (39). In diesem Sinne bespricht L. Bernab6 Evans' Arbeit -120- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 über Malta (40) und meint, Evans' Arbeit sei zwar ein grosser Fortschritt, die zeitlichen Ansätze aber, von Evans ohnedies schon hinaufgerückt, seien immer noch zu knapp. Ja, er meint sogar, dass das westliche Megalithikum in Malta begonnen haben (41). Nur die Statuen der Göttinnen und Priesterinnen hätten ihren Ausgangspunkt in der Kykladenkult ur. Das westliche Megalithikum lässt sich gut in den allgemeinen chronologischen Ansatz einbauen, der geologisch gewonnen wurde, nämlich in die beginnende frühe Wärmezeit des Boreals im Übergang auf Atlantikum I (5500-4000 v. Chr.), also in die sogenannte mittlere Wärmezeit; sie bot günstige klimatische Bedingungen und förderte die Übernahme des Ackerbaus, der tatsächlich aus dem Osten kam (42). Daraus ergibt sich hinsichtlich der Mediterranea der Schluss, dass die Kulturbewegungen sozusagen hin- und herschwappten. Der erste grosse Kultureinfluss kam mit dem 8. vorchristlichen Jahrtausend von Osten her und brachte die Ahnen der "barbarischen" Völker des Westens, Proto-Bandkeramiker. Später wirkte das westliche Megalithikum grösstenteils durch Diffussion nach Osten! Im späteren Megalithikum machte sich umgekehrt ein zuletzt östlicher Einfluss in den Glockenbecherleuten bemerkbar, deren kaukasische Beziehungen kaum abzuleugnen sind; diese aber, die mit den späten Megalithikern offenbar teilweise verschmolzen, verbreiteten sich durch tatsächliche Wanderungen (Händler, Bronzeschmiede) wieder nach Westen, Mitteleuropa bis Polen. Im grossen und ganzen hat Wölfel hier, abgesehen von dem Gedanken nach Osten vordringender megalithischer Eroberer, grösstenteils richtig gesehen. Die kaukasischen Elemente im Baskischen, die meines Erachtens ganz unleugbar sind, könnten also sowohl auf die allgemeine Substratverwandtschaft als auch auf die Glockenbecherleute zurückgehen; das kaukasische Element könnte eine nachträgliche Stärkung durch Rekombination erfahren haben. Nach all dem stellt sich nun das Problem einer Megalithsprache. Es ist mit einem ursprünglichen kleinen ethni- -121- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen Kern zu rechnen, vielleicht an der französischen Nordwestküste als Ausgangsraum. Sprachlich lässt sich nicht mehr sagen, dass dieses Ausgangsethnikum, das man sich als Mischung kleiner Populationen vorstellen kann, dem protohamitischen Substrat angehört haben muss, das an der Basis des mediterranen Substrats liegt. Die ethnische Diffussion dürfte rasch durch kulturelle Diffusion ersetzt worden sein; eine geschlossene Megalithsprache kann es kaum gegeben haben, wohl aber eine Art megalithischen Fachwortschatzes, der trümmerhaft noch bis heute in Ortsnamen, Appellativen und Reliktwörtern lebt. Ihm gehörten vielleicht die vielberedete und erörterte Wurzel *kar- mit den möglichen Varianten *karr-, *kan(n)-, *kam-, *kragetc. an, deren ausserordentliche, semantisch übereinstimmende Verbreitung unmöglich auf blossem Zufall beruhen kann, vom Atlantik bis zum Kaukasus (43). Richtet man einen Blick auf das ostmediterrane bis indisch-pazifische Megalithikum, das von ganz verschiedenen Völkern und Kulturen getragen wird, so scheidet der Gedanke an eine Megalithsprache vollends aus; sie kann nur in kleinen Ansätzen, vermutlich in Form eines Inventars von Fachausdrücken, im Westen in den Ausgangspunkten best an den haben. Wölfel glaubt, diese Megalithsprache hingegen einer atlanto-libyschen Schicht zuordnen zu können, der er, wie schon der Name sagt, eine beträchtliche geographische Ausdehnung zuschrieb (44). Aber die mögliche sprachliche Ausgangszone muss in einem früheren Substrat gelegen haben, lang vor ausgebildeten berberischen Sprachformen. Für uns bleibt eine Megalithsprache, die fassbar wäre, ein Wunschgebilde; auch die einzige fortlebende nichtidg. Sprache Westeuropas, das Baskische, kann dafür nicht in Frage kommen, höchstens an der Basis dieser sehr gemischten und vielfach überschichteten Sprache könnte sprachlich Megalithisches in unserem Sinne mitgewirkt haben - aber keine Megalithsprache als Ganzes, als eine ausgebildete, von einem bestimmten Volk gebrauchte Sprache (45). Am ehesten ist die Gestalt der Grossen Mutter, der Muttergöttin, als ein verbindendes Element des Megalithikums vom Atlantik bis Indien anzusehen. Dies zeigt sich -122- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 auch in den nichtidg. Wurzeln einer Göttin wie Athene, der schon Herodot libysche Herkunft zuschreibt (46). Aber sie ist nicht ausschliesslich megalithisch, sie hat ja schon paläo- und mesolithische Wurzeln, erfuhr aber im Megalithikum Steigerung und Stärkung und die Einbettung in einen mutterrechtlichen Bezug, Eingliederung in schärfer umrissene Glaubensvorstellungen. Andrew Fleming (47) geht viel zu weit, wenn er die megalithische Muttergöttin als zentrale Gestalt überhaupt in Abrede stellt und sie nur für den mittleren westlichen Bereich (Südfrankreich, Korsika, Sardinien, Malta) gelten lässt, wobei er Glyn Daniels Arbeit (48) hyperkritisch angreift. Noch weniger ist ·akzeptabel, das Megalithikum insgesamt anzuzweifeln, wie es J. Mitchell tut (49). Hingegen ist die Entstehung des westlichen Megalithikums in verschiedenen lokalen Zentren mit sekundärer Diffussion, Wechselwirkung, Rückwirkung, durchaus debattierbar, wie dies Glyn Daniel annimmt. Er meint, dies könnten Jütland, die iberische Halbinsel, Südfrankreich und Malta gewesen sein (50). 3.- Der Cro-Magnon-Mensch Von der anthropologischen Bestimmung der alten Kanarier, d.h. insbesondere der Guanchen ausgehend, hatte sich Wölfel mit den Menschen von Cro-Magnon auseinanderzusetzten, d. h. mit jenem Typus des Homo sapiens, der an der Basis der Ethnogenese all der Ethnien und Populationen liegt, die unseren Forschungsbereich ausmachen. Der Mensch von Cro-Magnon, der Ahnherr aller heute lebenden Menschen, trotz starker Variantionsbreite der heutigen Menschheit, kann nicht über etwa 40.000 Jahre zurück verfolgt werden, obgleich seine Ahnenformen viel älter sein müssen. Der Mensch von Fontechevade (51) verkörpert den Übergang zum eigentlichen Cro-Magnon-Typus; ihm stand der Mensch von Aurignac als eine erste für uns greifbare Varietät wohl sehr nahe. Für beide erwägt Kühn (52) die Einwanderung vom Osten her, lässt aber den engeren Entstehungsraum völlig offen. Saller hingegen (53) nimmt, sich auf V. Dröscher berufend, als Entstehungsraum -123- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 den nahen Osten bis etwa Indien an. Das würde sogar etwa unseren Substratraum decken. Graham-Beck hingegen (54) denken an ungefähr gleichzeitige Ausbildung der verschiedenen Zentren, ohne diese genauer zu bestimmen. Unausgesprochen erscheint dahinter die Populationsgenetik, die "Hybridisierung" verschiedener untereinander f ruchbarer Populationen vorausgesetzt, deren Verschmelzung erst einen stationären Typus schafft, in unserem Fall eine "Rasse" oder "Rassenkomplex", wenn man so will. Die ausserordentlich weite paläolithische Verbreitung - vom Menschen des Mechta-Typs (Capsien) in Nordafrika mit seinen Beziehungen zur iberischen Halbinseln (55) bis zu den sibirischen Cro-Magnon-Funden von Dobronocovko und dem zentralasiatischen von Samarkand (56) - legt den Schluss nahe, dass das eigentliche Entzstehungszentrum irgendwo im Bereich zwischen dem Kaukasus, Anatolien und dem nahen Osten vermutet werden könnte. Allgemein-unverbindliche Aussagen wie "von Osten her", "aus Asien" sind demgegenüber etwas zu vage. Anthropologisch hat Fritz Paudler (57) mit voller Deutlichkeit gesehen, dass der Cro-Magnon-Mensch neben den "moderneren" Varietäten noch immer ganz kräftig fortlebt und dass sein atlantischer Aussenposten sich auf den K a n a r i s c h e n I n s e 1 n befand. Merkwürdig ist die Verteilung der heutigen Cro-Magnon-Schläge in Europa: sie ziehen sich in einem Bogen durch Frankreich, Norddeutschland nach Skandinavien, als ob es sich um die übriggebliebenen Spuren eines Wanderwegs handelte - aber in welcher Richtung? Der Titel von Paudlers immer noch lesenswerter und materialreicher Arbeit zeigt, dass er sich noch nicht ganz vom "romantischen" Begriffsinventar der Anthropologie gelöst hatte. Obzwar er selbst auch auf dunkelhaarige CroMagnon- Schläge verweist, so legt er doch den Nachdruck auf die hell pigmentierten Rassen. Inzwischen ist man von der Überbetonung eines einzigen Elements, aus dem man den ganzen Rassentypus erklären oder ableiten zu können glaubte, also etwa dem Pigmentverlust, abgekommen; heute weiss man, dass auch Schädelform, Körpergrösse und eben auch Pigmentierung nicht in dem Ausmasse wesentlich sind, -124- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wie man einst glaubte, von einer allzu starren Interpretation der klassischen Genetik befangen. Natürlich gibt es "Mendelpopulationen" sehr wohl - aber innerhalb eines weiteren genetischen Rahmens. Dem alten Begriffsinventar entspringen auch jene Theorien (oder vielmehr Hypothesen), wonach man glaubte, einer bestimmten Rasse oder einem Rassenkreis eine bestimmte Sprachform zuordnen zu können; so dem Menschen von Cro-Magnon etwa das Hamitische, Proto-Berberische oder Finno-Ugrische, Ural-Altaische etc. Im grossen und ganzen aber haben Eugen Fischers Anmerkungen zur A n t h r o p o l o g i e der a l t e n K a n a r i e r (58) noch immer ihre Gültigkeit. Er unterscheidet fünf anthropologische Typen: den mediterranen, den er grösstenteils auf portugiesische und spanische Einwanderer zurückführt; den groben mediterranen Schlag, den er für spezifisch berberisch erklärt; einen grazil-orientaliden (der allerdings höchstwahrscheinlich nur eine Variante des grazil-mediterranen Schlages ist); einen sehr alpinen Typus (der wohl auf spanische Einwanderer zurückgeht) und eben den cromagnoiden, der teilweise auf gehellt ist (59). Dieser, besonders der aufgehellte, unterscheidet sich stark von den aufgehellten Typen unter den Rifkabylen und den blonden Libyern, die von den alten Ägyptern dargestellt wurden; diese sind eher der "nordischen" Rasse zuzuordnen. Es muss daher entweder für den cromagnoiden Typus der G u a n c h e n mit einem Inselisolat gerechnet werden (Verstärkung des Typs durch Inzucht und Rekombination, vielleicht in einer genetisch isolierten Führungsschicht) oder es steckt darin ein Hinweis, dass die ersten Cromagnoiden, die wohl die ersten Siedler darstellen dürften, nicht über Afrika, sondern über Spanien gekommen sind. Die völlige Abwesenheit des armenoiden Typs könnte bei aller Vorsicht gegenüber Schlüssen e silentio/ex absentia - darauf hinweisen, dass die Vorfahren der ältesten Kanarier noch vor der Ankunft der Glockenbecherleute in Spanien auswanderten. Dies könnte eine Einwanderung schon -125- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 um etwa 3000 v. Chr. bedeuten. Dass Cro-Magnon-Schläge an der Entstehung aller Europiden mit beteiligt sind, ist zu vermuten. So sind die vorindg. Elemente in der Ethnogenese der Germanen ihnen mindestens teilweise zuzuschreiben, ohne dass man deshalb einfach das Megalithikum als Kultur der späteren CroMagnon- Nachkommen auf fassen dürfte. Gar nicht wollen wir Paudler folgen, wenn er sich auf das Gebiet der Rassenspychologie begibt, wofür selbst unsere heutigen Kenntnisse nicht im entferntesten ausreichen, ganz abgesehen von der damit verbundenen Gefahr unbegründeter negativer oder auch positiver Wertungen. So wenn Paudler glaubt, dem Menschen vom Cro-Magnon besonderen Konservativismus zuschreiben zu dürfen (60). Richtig ist Paudlers Hinweis, dass die nordwestdeutschen Flussnamen zum Teil (61) voridg. Herkunft sind; heute sind wir aber auch da vorsichtiger und müssen sagen, dass unter einer Schicht vorgermanischer, aber idg. Namen eine weitere nichtidg. Schicht steckt (62). In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Paudlers, von Sigmund Feist übernommene Behauptung, dass der Wortschatz der germanischen Sprachen zu einem Drittel nichtidg. sei, gewaltig übertrieben ist (63). Der Prozentsatz (natürlich des Grundwortschatzes) ist bedeutend geringer (vielleicht 10%), aber umfasst wesentliche Wortfelder: Meer, Schiffahrt, Küste, Geländeform, Gewässer (64). Die Kritik an solchen Auffassungen darf freilich nicht soweit gehen, dass Substrate im Germanischen überhaupt (mit unzureichenden Gründen) geleugnet werden (65). 4.- Ethnogenetische Grundbegriffe Schon aus prinzipiellen Gründen ethnogenetische Voraussetzungen und Folgerungen der Populationstheorie - ist anzunehmen, dass es sich beim Cro-Magnon-Menschen weder um ein einheitliches Volkstum noch um eine einheitliche Sprache gehandelt haben kann. Die Gleichsetzung zwischen Rasse und Sprache ist eine durch nichts beweisbare "romantische" Erfindung, die zu vielen irrtümlichen Wertungen - im Sprachlichen wie im Anthropologischen - -126- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anlass gegeben hat (66). Die ethnogenetischen Voraussetzungen zeigen, auf wie vielfältige Weise Stämme/Völker entstehen können. Gerade die für einen Stamm schmeichelnde Vorstellung, als "einander gleiche" homogene Gruppe von einem Urahn oder Urpaar abzustammen, zählt zu den allerseltensten Möglichkeiten. Dabei ist auch darauf hinzuweisen, dass es nicht angeht, den modernen Volks- oder gar Nationsbegriff einfach in die Vergangenheit zurückzuprojizieren. Dasselbe gilt aber auch für die modernen Nationalsprachen, die allesamt künstliche Gebilde sind, die durch ökonomische, politische, administrative, religiöse Systmatisierung entstanden sind; sie können nicht ohne weiteres mit den Dialekten, Dialektgruppen, Dialektpopulationen, Stammessprachen etc. schriftloser Völker verglichen werden. Modeme Schriftsprachen sind ein verhältnismässig junges Phänomen. Wir sprechen grundsätzlich von Stämmen und betrachten das Volk als Potenzierung und Weiterung eines Stammes oder als Mischung mehrerer. Viele Stämme entstanden durch Zusammenschluss von Grossfamilien, Clans, Zadrugas, die allmählich zusammenwuchsen oder auch zusammengezwungen wurden. (Vgl. den Kern der späteren australischen Nation, die aus Deportierten entstand, die sich zusammenschliessen mussten, um zu überleben). Andere Stämme entstehen durch Asylgewährung und Frauenraub. (Vgl. die Keimzelle Roms: Asyl und Frauenraub!). Andere wiederum entstanden durch einen religiösen Bund, durch einen kriegerischen Männerbund, durch Zusammenschluss Landflüchtiger, durch bewusste Abspaltung, den Auszug der Jungmannschaft, durch Auswanderung infolge Unterdrückung, Hungersnot, Landmangel; durch Aufnahme vieler Volkssplitter, durch verfassungsmässige Abgrenzung, Territorialgrenzen, durch den Druck einer feindlichen Bevölkerung, durch eine scharfe geographische Grenzziehung, sei es Gebirge, Fluss, Meer (67). Es kann aber Völker geben, denen wesentliche Bestimmungsstücke fehlen: sie haben weder ein gemeinsames Territorium noch eine gemeinsame Sprache, wie Juden und Zigeuner; oder sie haben kein gemeinsames Territorium wie die Haussa (68). -127- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Hier ist der Ort, den schon angezogenen Begriff der Populationstheorie zu erörtern. Hiebei handelt es sich um eine analoge - keine direkte - Übertragung aus der Populationsgenetik (69). Ihr Grundtheorem besagt, das jedes Individuum einer Mendelpopulation einer untereinander fruchtbaren Gruppe - nur über einen Teil, niemals über alle Erbanlagen der Gesamtpopulation verfügt. In keinem Individuum sind daher alle Möglichkeiten der betreffenden Rasse verwirklicht. Die Gesamtheit aller dieser Erbanlagen ist der Genpool. Gerade in den kleinen Populationen kann durch Gendrift in kurzer Zeit eine erhebliche Veränderung vor sich gehen. Diese Gendrift wird durch Heiratsgewohnheiten, Krankheiten, soziale Faktoren, Kindertötung, Verschiebung des Heiratsalters, wirtschaftliche und psychologische Faktoren bestimmt. Die Evolution verläuft daher über Populationen, nicht über Individuen. Adolf Portmann (70) präzisiert kritisch: es meint, dass historisch belegte Formen oder Formenkreise, die wir der Variantionsbreite des Genpools zuschreiben möchten, auch durch Rekombination ähnlicher Formen entstanden sein können. Auf das ethnogenetische Problem der alten K a n a - r i e r angewendet hiesse das, dass das proto-berberische Element gerade durch Einwanderung berberischer Gruppen verstärkt worden sein kann - nach der Conquista also -, weil diese Gruppen ihrerseits proto-berberische Elemente mitgebracht haben können (71). Populationsgenetik bedeutet auch, dass alle Vorstellungen, die mit Begriffen wie Urpaar, Urheimat, Urvolk, Ursprache operieren, kritisch zu betrachten sind, nicht wörtlich genommen werden dürfen, sondern bestenfalls eben Modellvorstellungen, Behelfe sind. Die analoge Übertragung der Populationsgenetik auf die Sprache nennt man Populationstheorie. Auch ein bestimmtes Individuum verwirklicht niemals alle Möglichkeiten einer Sprache, so wenig wie eine bestimmte Population alle Möglichkeiten der Sprache überhaupt verwirklicht. In einer Dialektpopulation - einer Gruppe untereinander nahe "verwandter" Dialekte - sind daher noch mehr Möglichkeiten verwirklicht. Die Möglichkeit, untereinander unbegrenzt fruchtbar zu sein, die eine Population kenn- -128- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zeichnet, bedeutet in der Übertragung auf den sprachlichen Bereich, dass zwei Dialekte untereinander noch verständlich sind. Die linguistische Populationstheorie schliesst das alte Stammbaummodell - wie immer auch modifiziert - nicht aus, sondern schliesst es mit als eine Möglichkeit unter eingeschränkten und besonderen Bedingungen ein, zeigt es als Sonderfall unter vielen mögliche anderen. Dies gilt für die erste Modifikation der Stammbaumtheorie durch Johannes Schmidt, die sogenannte Wellentheorie und deren Modifikation durch Trubetzkoy (72). Innerhalb einer solchen linguistischen Population gibt es daher Selektion, Sprachdrift, Konvergenz, Rekombination. Aus den obigen Prämissen folgt auch, dass es eine rein sprachi mmanente Linguistik nicht geben kann. Es ist ja schon die Unterscheidung zwischen Dialekt und Hochsprache/ Regionalsprache etc. mit Hilfe rein sprachlicher Charakteristika, etwa des Prinzips der gegenseitigen Verständlichkeit, gänzlich unmöglich; es müssen psychologische, historische, territoriale Gesichtspunkte hinzutreten, besonders aber muss das Sprachbewusstsein der Sprecher selbst befragt werden. Hier ist auch des scheinbaren Widerspruchs zu gedenken, der darin liegt, dass einerseits die Monogenese des menschlichen Geschlechts als sicher zu gelten hat - alle Menschenrassen sind untereinander fruchtbar, verhalten sich also wie eine einzige Mendel-Population · komplexester Art - anderseits der Gedanke eines Urvolkes und einer Ursprache unvollziehbar ist. Die Populationsgenetik und die Populationstheorie vermögen diesen Widerspruch aufzulösen. Auf dem Hintergrund der populationstheoretischen Gedanken kann auch die vielberedete Urverwandtschaft zwischen Hamitisch und Semitisch neu durchdacht werden. Sie löst sich in eine Schimäre auf, das gegenseitige Verhältnis ist trotz zahlreicher Übereinstimmungen viel komplexer zu denken, als es ein Stammbaummodell darstellen könnte. Während für die semitischen Sprachen ein modifiziertes Stammbaummodell am ehesten eine zureichende Beschreibung liefert, ist dies für die hamitischen (berberischen, kuschitischen) Sprachen höchst unwahrscheinlich. Ebenso wenig kann die Beziehung zwischen Hamitisch und Semitisch -129- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 nach dem Stammbaummodell abgehandelt werden. Die Berbersprachen stellen eine Dialektpopulation dar, die mit dem Semitischen ein gemeinsames Substrat verbindet, das nicht mit dem mediterranen identisch ist. Hiezu kommen nachträgliche Konvergenzen u n d Überschichtungen, wie sie uns das Altägyptische als Modell zeigen kann: eine protohamitische Sprache mit einem noch älteren Substrat, nachträglich von einer semitischen Sprache überschichtet. Natürlich können sich typologische Ähnlichkeiten auch nachträglich durch Konvergenz, Oberschichtung, massive Entlehnung struktureller Elemente herstellen, aber typologische Ähnlichkeit bedeutet noch lange nicht genetische Beziehung. Niemand wird es einfallen, die ostasiatischen, die westsudanischen und die zentralamerikanischen Tonhöhensprachen für genetisch verwandt zu halten; ebenso wenig sind etwa agglutinierende Sprachen schon deshalb miteinander verwandt (73). Wölfe} befand sich in seinen Ansichten über Sprachverwandtschaft auf dem Wege zu schärferer Scheidung und Unterscheidung, ging diesen Weg aber nicht weit genug (74). S.- Sprachwisenschaft als Kulturwisenschaft Mit seiner Forderung nach einer kulturwissenschaftlich und kulturgeschichtlich orientierten Sprachwissenschaft (75) folgt Wölfel einerseits den Forderungen jener Schule der Sprachwissenschaft, die die Losung "Wörter und Sachen" auf ihr Banner geschrieben hatte, anderseits zog er die Folgerung aus der Tatsache, dass der Fragenbereich "Weissafrika, Megalithikum, alte Kanarier, mediterranes Substrat" von einer einzigen Wissenschaft aus nicht zu bewältigen ist, sondern, wie man heute sagen würde, "interdisziplinäre" Anstrengungen erfordert. Dazuz muss bemerkt werden, dass eine Sprache selbst - die Sprache überhaupt - eine interdisziplinäre und ganzheitliche Behandlung verlangt, weil Sprachen eben mehr als nur Sprachen sind, sondern Systeme, Strukturen, Komplexe von Symbolen und Zeichen, Träger geschichtlichen Niederschlags, Ausdrucksformen von Weltsichten und Weltanschauungen, deren Niederschlag sich bis in die grammati- -130- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen Kategorien hinein zeigt. Sprachen drücken eine bestimmte Kultur, verschiedenartige Kultureinflüsse aus; sie sind Werkzeuge der Weltgestaltung und Daseinsbewältigung. Auch von daher gesehen ist Wölfels Ausdruck "Megalithreligion" überzogen und zugleich zu einseitig; man sollte besser von einer religiös betonten Megalithkultur sprechen. Obgleich Wölfet der Wiener Schule der Ethnologie bzw. Religionswissenschaft entstammte, hütete er sich doch, etwa im Sinne der Kulturkreislehre (76) einen megalithischen Kulturkreis zu konstruieren. So entging er den Fehlerquellen, die in der systematischen Konstruktion weltweiter Kulturkreise liegen, was notwendig zu gewaltsamen Schematisierungen führt. 6.- Zum Begriff des Substrats, Substratprobleme Der Begriff des Substrats - zuerst hinsichtlich der voridg. Relikte des Lateinischen und der Mediterranea gebraucht - besagt, dass sich in einer Sprache als Relikte oder Überreste gewöhnlich erstarrte Reste einer älteren Sprache finden, die man meist bestimmten Wortfeldern zuordnen kann. Häufig finden sie sich in Orts- und Flurnamen, besonders auch in Gewässernamen. Das Superstrat hingegen stellt eine jüngere Schicht dar, die Sprache eines Eroberervolkes, die eine andere Sprache überschichtet. Sprachen, die Substrate, Superstrate enthalten, sind Mischsprachen. Dabei dürfte es kaum eine Sprache, wenigstens keine Kultursprache geben, die nicht Mischsprache wäre. Dies bezieht sich nicht nur auf den Wortschatz, sondern auch auf Struktur und Morphologie; das heisst auch sagen, dass es, selbst typologisch gesehen, keine typologisch reine Sprache gibt. Möglicherweise sind dies Sprachen allereinfachster Art, wie sie von WildbeuterRestvölkern gesprochen werden, wie z. B. den Phi-TongLuang der malaischen Halbinsel (77). Gerade für die idg. Sprachen gilt, dass keine ohne Substrat angetroffen wird, sei es idg. oder nichtidg. Herkunft. Um so mehr verwundert es, wenn ein Sprachforscher vom Range Otto Jespersens der Sprachmischung und damit auch dem Substratbegriff nur geringe Aufmerksamkeit -131- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 schenkt (78). Die mannigfaltigesten Mischungen sind denkbar. Etwa das verschollene Esseger Deutsch der alten Monarchie, das ein Deutsch mit kroatischer Syntax und kroatischer Rechtschreibung war; oder das Pennsylvania Dutch, ein Deutsch mit englisch-amerikanischer Syntax und vielen englischen Lehnwörtern, das heute noch von einigen hunderttausend Amerikanern gesprochen bzw. verstanden wird. Auch die Kreol- und Pidgin-Sprachen gehören hieher, wobei es sich bei den Pidginsprachen (auf englischer, französischer, deutscher Basis) um Behelfssprachen neben den eigentlichen Sprachen handelt, während Kreolsprachen einstige Pidginsprachen sind, die zur Muttersprache wurden. Dabei kann es vorkommen, dass sich die einstige Basissprache als Superstrat gehalten hat, so Hochfranzösisch als Sprache der Gebildeten in Haiti über dem Kreolfranzösisch der breiten Volksmassen (79). Substrat im strengeren Sinne sind aber prähistorische Relikte in einer Sprache, die also eine ältere Schicht darstellen - etwa die oft voridg. Reliktwörter in den Alpen und Pyrenäen, die allen Alpen- und Pyrenäendialekten gemeinsam sind; oder das balkanische Substrat, das dem Rumänischen, Griechischen, Albanischen gemeinsam ist, weniger dem Serbischen und Bulgarischen, gar nicht dem Ungarischen. Es kann natürlich mehrere Substrate übereinander geben, so die vor griechischen aber idg. Substrate des Griechischen und die voridg. Substrate, die es mit der Mediterranea verbinden. In der Frage der Mischsprachen und Substrate (80) ist auch die Frage der Lehnwörter einzubeziehen: Lehnwörter in einer Sprache konstituieren noch keine Mischsprache an sich, da Lehnwörter, die für uns erkennbar sind, ja jüngeren Schichten angehören müssen, die mit Nachbarsprachen, besonders schriftlich überlieferten, verglichen werden können; so etwa die lateinischen Lehnwörter in den germanischen Sprachen. Damit bilden sie aber auch kein lateinisches Substrat in den germanischen Sprachen, aber auch kein Superstrat, sonder streng genommen ein Adstrat, denn die lateinischen Lehnwörter des Germanischen verbreiten sich nicht durch prähistorische Vorgänger, nicht durch rö- -132- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 mische Herrschaft, sondern durch kulturelle Diffussion; deshalb gehören sie auch bestimmten Wortfeldern an: Kulturpflanzen, Bauen in Stein und Ziegel etc. Entlehnung konstituiert also an sich weder Mischsprache noch Stratum. Erst wenn die Entlehnungen gehäuft den Grundwortschatz betreffen, wie im Baskischen, spricht man von Mischsprache. Es gibt daher keinen prinzipiellen Unterschied zwischen substrathältiger und lehnworthältiger Sprache, wohl aber einen der historischen Tiefe; eine prähistorische Vorbevölkerung muss den Substrat- oder Reliktwortschatz hinterlassen haben. Für unser Forschungsgebiet hat das grösste Interesse die Substratschicht des mediterranen Raumes, das mediterrane Substrat, das wir uns als eine Gruppe nah verwandter Dialektpopulationen vorstellen müssen, nicht völlig einheitlich, aber einander doch so nahe, dass Gemeinsamkeiten überwogen haben müssen. Dieses sicher nichtidg. Substrat war höchstwarscheinlich mit dem Hamitischen, Semitischen, Indogermanischen und Westkaukasischen verwandt, nicht durch gemeinsame Abstammung im Sinne eines genetischen Modells, sondern durch Konvergenz in Übergangszonen. Von diesem Substrat ist natürlich das idg., aber vorlateinische oder vorgriechische Substrat zu scheiden. So ist nicht etwa alles, was uns als "pelasgisch" überliefert wurde, deshalb schon vorindogermanisch. Es enthält seinerseits sowohl wenigstens zwei idg. Schichten, dem Illyrischen und dem Thrakischen nahestehend, und mehrere miteinander verwandte voridg. Substrate (81). Für den weiten Raum zwischen Kaukasus und Atlantik - mit Ausstrahlungen nach Indien und Westafrika - ergibt sich das Vorhandensein dieses Substrats aus zahlreichen Wort- und Kulturanalysen. Dabei mögen die Beziehungen der einzelnen Populationen, Stämme, Völker, Ethnien untereinander sogar einst enger gewesen sein als die heutige trümmerhafte Evidenz nahe legt - sehen wir diese doch in verschiedener zeitlicher Tiefe, durch verschiedene Überlieferungsmöglichkeiten hindurch. Es ist hier nicht die Absicht, alle Wort- und Kultur- -133- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 analysen vorzuführen, die den Begriff eines mediterranen Substrats in unserem modifizierten Sinne zwingend fordern. Bei jeder einzelnen "Gleichung" könnte man auf Zufall, Elementarparallele, auf lokale Entlehnung oder Konvergenz schliessen; in der Masse der Beweisstücke haben wir eine kumulative Evidenz vor uns. Forscher wie Johannes Hubschmied, Giacomo Devoto, Alfredo Trombetti (ohne uns mit dessen Monogenese der Sprachen zu identifizieren) oder Julius Pokorny (82) haben hier entscheidende Vorarbeit geleistet. Wesentlich für unseren Kultur- und Sprachraum ist die megalithische Komponente, auf die Wölfe! entscheidend hingewiesen hat. Das heisst nicht, dass man deshalb das Megalithikum als Grundschicht ansehen dürfte, die an der Basis aller Hochkulturen stünde. Aber von einer entscheidenden Megalithisierung dieses Raumes muss gesprochen werden; dies zeigt etwa der Komplex Menhir - Grabstele; auch die griechische Grabstele ist am besten als Fortführung und lntegrierung megalithischer Gedanken aufzufassen - der Stein als Seelensitz wird zum Gedenkstein (83). Weiteren Überblick hinsichtlich des Begriffs Substrat gibt Pokorny mit Beispielen aus dem Bereich des Indogermanischen (84). Er macht insbesondere darauf aufmerksam, dass es sich bei Substraten und Sprachmischungen auch um soziale Vorgänge und Schichtungen handelt, "weshalb chronologisch jüngere Denkmäler ... einen weitaus älteren Sprachzustand repräsentieren können", was am "Emporkommen bisher unterdrückter Schichten" liegt (85). Von der Sicht der romanischen Sprachen aus behandelt Tagliavini (86) das mediterrane Substrat unter dem Begriff der "vor romanischen Substrate", die also idg. und voridg. Schichten umfassen. In einem eigenen Kapitel warnt Tagliavini vor den Gefahren und den Übertreibungen in der Substratforschung, besonders im Hinblick auf nichtidg. Substrate des mediterranen Raumes, ohne die Existenz dieser Substrate an sich zu bezweifeln. Insbesondere findet er zwei Arbeiten über die "Paradewurzel des Mediterranen" wie sie Tovar nennt (87), nämlich die Wurzel *kar- mit ihren Varianten als zu gewagt und zu weit gespannt (88). Indessen darf diese Wurzel, kritisch betrachtet, als gesi- -134- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 chert angesehen werden; ihr Bereich ist so gross, phonetisch wie semantisch übereinstimmend, vom Atlantik bis zum Kaukasus, das man weder an Zufall noch an Elementarparallele glauben kann (89). Es ist daher nicht meine Absicht, dieses ganze "Wurzelgeflecht" vorzuführen, aber doch, auf seine Bedeutung hinzuweisen, hat diese Wurzel doch nichtidg. u n d idg. Vertreter und hat, wie uns etwa die Wurzel im bretonischen Carnac zeigt - eine keltische Fortbildung der Wurzel, etwa "Ort der Steine" bedeutend - megalithische Verknüpfungen wie auch die parallele Wurzel *lap/lab/labr-. Es ist wichtig, auf die baskischen, berberischen und kaukasischen Beziehungen der Wurzel *kar- hinzuweisen. Dass es hier immer noch Zusammenhänge zu entdecken gilt, zeigt der Zusammenhang zwischen dem keltisch geformten "Carantania" (mit nachfolgender lat. Oberformung), dem französischen Charente (Fluss und Landschaft im Bereich von Cognac) und dem alten Namen Norwegens "Harund", die sich alle mühelos auf eine Grundlage *karant- zurückführen lassen, etwa "Felsenland" bedeutend. A usserhalb unserer "Paradewurzel" seien einige wenige Wörter bzw. Wurzeln vorgeführt, deren Beziehungsgefüge nicht als Zufall abgetan werden kann. Das herber. "adrar" = "Berg, Gebirge", altkanar. "adar" = "Klippe" (90) erscheint im gr. Reliktwort "othrys" = "Berg", im Namen des thrakischen Stammes der "Odrysai", im Namen der thrakischen Berggöttin "Adrasteia" (volksetymologisch umgedeutet als "Unerbittliche"); denselben Namen führt die kretische Amme des Zeus; ferner im Namen des sikulischen Berggottes "Adranus", der zugleich Feuergott war und noch im Namen des Ortes "Adranum", heute "Aderno" am Fusse des Ätna fortlebt; man wird kaum fehlgehen, darin den alten voridg. Namen des Ätna zu erblicken. Bemerkenswert ist das Kossovo- albanische Wort "odrar", das "Berg" und "Wald" bedeutet; dazu das bask. "adar" = "Horn, Felszacke", wozu das gall. "adarca" = "Horn" stimmt. Möglicherweise ist "Atlas" eine griechische oder schon vorgriechische Umformung unseres Wortes; dazu kommen die idg. Anknüpfungen, die nicht abzuweisen sind, seien sie nur durch Volksetymo- -135- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 logie, Entlehnung, Urverwandtschaft zur erklären: lat: "arduus" = "steil, hoch", ir. "aird" = "Spitze", gr. "orthos" = "aufrecht", sanskr. "urdhvas". Dazu der Name der Ardennen, gallokelt. "Arduinna" und der gleichbedeutende des kleinen Gebirges "Ardey" an der Weser. Das gr. "Lamia/Lamo" und die bask. "Lamina" sind beide dämonische weibliche Numina, die in Höhlen erscheinen (91). Der illyrische Name "Bato", der libysche Königstitel "Bat(t)os" in der griechischen Kyrenaika, der etr. "patu" = "Herrn", der georg. "batoni" = "Herr", der kar. Name "Baten", der pannon. "Bathinus", der gall. "Batus", das bask. "bat" = "eins", das alban. "bats" = "älterer Bruder", der sumer. "patesi" = "Herr, Herrscher" stimmen zum idg. "*potis" = "Herr", das in goth. "-faths" in Zusammensetzungen erscheint; lat. "potestas" = "Herrschergewalt". Das Wort, dem sichere weitere idg. Anknüpfungen fehlen, ist offensichtlich auch in das Wort für "Vater" "*pater" hineingedeutet worden als Erweiterung eines alten Lallwortes "*pa", das ja noch immer in vielen Sprachen familiär den Vater bezeichnen kann (92). Das bask. "argi" = "hell" hat seinen nächsten Verwandten in lat. "argenteum" = "Silber", also "das Glänzende"; dazu osk. "aragetud", altir. "argart" (das sich vielleicht mit dem verwandten und entlehnten lat. Wort deckte), gr. "argyros", altind. "arjunah" = "glänzend", got. "airkneitha" = "Reinheit", toch. A "arki" = "weiss". Dazu gehören zahlreiche Flussnamen, die also unseren vielen Weissenbächen entsprechen, wie der Name des Argen (zum Bodensee), die Egers (zum Rhein in Elsass, 1348 Ergentza, aus "*Argantia") (93). Auch die Dragonja, einer der kleinen istrischen Flüsse, gehört hieher - der Name ist aus dem illyr. "Argaone" umgedeutet. Wir haben die Arganza in der Provinz Oviedo (Spanien), die Argentona in Katalonien, die Argenton im Departement Indre. Auch der Name des höchsten inneranatolischen Berges, des heutigen Erciyaz Dagh, Mons Argaeus, Argaios, gehört hieher. Er ist nach einer Schneekuppe benannt, die sich auch im Sommer hält. Dem Namen der kultische Doppelaxt, labrys, wird man -136- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Beziehungen zur Wurzel "*lap-/lab-/labr-/lav-" kaum absprechen können, wie immer man sich das lautliche Verhältnis der Varianten untereinander im einzelnen denken mag. Kultisch wurde sie auch in Kreta und in Westanatolien verwendet (Labrandos, Labraundos). Ursprünglich wird sie ein Blitz- und Donnerkeilsymbol gewesen sein, wie der wesensverwandte tibet. "dorje" und der ind. "kila". Der Stamm von lat. "lapis", 1yd. "laprisa" = "Steinmauer"(?), kommt wohl aus dem Karischen (94). Der Kurzform "lava" entstammt neapolitan. "lava", das in den geologischen Wortschatz der europäischen Sprachen überging wie ein anderes altes Reliktwort aus dem Savoyardischen, "Moräne" = "Geröll, Schotter". Der Name eines alten Felssturzes bei Rovereto "I Lavini", deutsch "Steinernes Meer" (95), gr. "laas, laryes" = "Stein", "laura, laureion" = "Bergwerk", heute "Höhle". Hieher gehören auch Lavinium in Lukanien, Sublavio in Venetien (96). Welche Weiterungen die Wurzel haben kann, aus der abgeleiteten Bedeutung "Höhle", zeigt lat. "lepus", franz. "lapin" = "Hase, Kaninchen" (97). Merkwürdig bleibt slowen. "lapor" = "Mergel". Eine besondere Lautentwicklung nahm umbr. "vaper" = "Stein" - "l" wurde zum Halbvokal mit "u"-ähnlichem Klang. Ein Flussname verbindet Westeuropa mit Westafrika - der . "Taj/Tejo" entspricht dem Hausa "tagus" = "Fluss", aber auch dem schott. "Tay". Hiezu der "Tagonius", ein Nebenfluss des Tajo, heute Tajuna. Ein weiterer Flussname reicht vermutlich über die ganze Mediterranea: Duero/Douro. Er ist sprachlich eines mit den beiden ligur. "Doria", die Plinius erwähnt (98), heute "Dora Riparia" und "Dora Baltea" in den ligurischen Alpen. Aber auch der Duranus, die heutige Dordogne, gehört hieher. Möglicherweise auch der Adour in Südfrankreich mit einem voridg. Präfix. Die f rz. Durance und der Duras der Ostalpen, die heutige Thur (99). Ein kleiner irischer Fluss ist der Dur (100). Der Wadi Dra in Marokko hiess in der Antike Daras. Im Departement Chantal fliesst die Doire, antik Duria. Der Geograph von Ravenna (101) kennt einen Fluss Durbis, heuta La Dourbie, das alte Durbiae in A veyron - wie so oft Fluss- und Landschaftsname. -137- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Vielleicht mischt sich in den Namen des Adour - antik Aty(y)rios (102) - das baskische "iturri" = "Quelle". Zu den Töchtern des Okeanos zählt Doris, die Mutter der Nereiden und ihr männliches Gegenstück, Dorös, der heros eponymos des dorischen Stammes, entspringt wohl derselben Wurzel. Ein Wort wie das gr. "alphi" = "Gerste" reicht von Zentralasien bis in die östliche Mediterranea - alban. "el 'p" (103). Gerade das Albanische erweist sich des öfteren als Bewahrer von Reliktworten, so alban. "ardhi", das genau dem bask. "ardo" = beide "Weinstock" entspricht und dem armen. "ort". Bask. "tsakur" = "Hund" entspricht sowohl dem sard. "gagaru" als auch dem georg. "dzogli" bzw. dem las. "dzogori ". Das Problem des Mutterrechts Auf kulturellem Gebiet zeichnet sich die Mediterranea durch die besondere Stärke der Beziehung zum Stierkult und zur Magna Mater aus, oft in ursprünglicher Verknüpfung, die ins Paläolithikum zurückweist, wie die Frau mit dem Büffelhorn unter den Reliefs von Laussel zeigt. (Der Name Laussel gehört übrigens zum mediterranen Reliktwort "*lousa/lausa" = "Steinplatte"). Die Magna Mater und der Stier sind also das weibliche und das männliche Prinzip (104). Die Betonung der Magna Mater im mediterranen Raum geht auf mutterrechtliche Strömungen zurück, die diesem Raum wohl das Megalithikum vermittelt hat. Diese Beziehungen reichen bis in den indischen Raum (105). Zum Mutterrecht muss bemerkt werden, dass es zwar nicht die Bedeutung hat, die ihm Bachofen zuschrieb; es war nicht weltweit verbreitet, es war keine allgemeine Entwicklungsstufe der Menschheit, die einer vaterrechtlichen vorausgegangen wäre. Der klassische Komplex, wie ihn Bachofen mit apodiktischer Sicherheit verkündete (106), enthielt die Vorstellung, dass die männliche Zeugung unwichtig sei; daraus ergab sich die ethnologische Legende, es habe Völker gegeben, die den Zusammenhang zwischen -138- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Zeugung und Empfängnis nicht kannten - em längst widerlegtes Märchen (107). Weitere Merkmale des klassischen Mutterrechts: die Mutter galt als alleinige Bezugsperson, Erbfolge gab es nur in weiblicher Linie, nur weibliche Vorfahren wurden gezählt; die matrilokale Heirat oder Besuchsehe, Urmütter als alleinige Ahnherrinnen, beherrschende Rolle von Fruchtbarkeitsgöttinnen, Unterweltsgottheiten als Erdmütter und Todesgöttinnen, Verehrung des Mondes, nicht der Sonne, daher Mondessymbolik; Zweistufentheorie, wonach es zuerst den Ursumpf des Hetärismus, der allgemeinen Promiskuität gab, worauf die Gynaiokratie als Bändigung und Disziplinierung folgte (108). Die strengen Regelungen der gynaiokratischen Ehe werden durch die Göttin Demeter symbolisiert. Das Vaterrecht folgt dem Mutterrecht und ist ein männlicher Aufstand gegen das Matriarchat. Alle Erscheinungen des Mutterrechts stehen in einem geschlossenen Zusammenhang. Der Kampf des demetrischen Prinzips mit dem hetärischen und des matriarchalen mit dem patriarchalen spricht sich in Mythen und grossen Symbolzusammenhängen aus. Das Mutterrecht lässt sich, obgleich universal, am besten aus "pelasgischen" Quellen ableiten. Diese von Bachofen erschaute Komplexität ist selbst ideologisch, ja ein Mythologem. Nirgendwo waren a l l e Merkmale des Mutterrechts jemals in e i n e r Gesellschaft verwirklicht. Schon die Rolle, die der Mutterbruder - und da wieder, falls vorhanden, der ältere Bruder - in mutterrechtlichen Gesellschaften spielte (man denke an den germanischen Ohm, den Mutterbruder, gegenüber dem Vetter, Vaterbruder; die heutige Bedeutung von Vetter ist sekundär) spielte und spielt (z. B. auf den Trobriandsinseln östlich Neuguineas), hätte vor allzu schematischen Unterscheidungen und Einteilungen warnen müssen; in der Rolle des Mutterbruders scheinen vielmehr mutter- und vaterrechtliche Vorstellungen einen Ausgleich eingegangen zu sein. Wölfel hat die Kritik am Mutterecht nur am Rande mit vollzogen und nicht konsequent durchdacht (109). Kritik am Mutterrecht heisst nicht, dass das Mutterrecht eine reine Konstruktion wäre: es hat existiert, aber eben nicht -139- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 in der vollständigen und systematischen Form, wie sich der Jurist Bachofen das dachte. Eine spezifische Verbindung des westlichen Megalithikums (mit Ausstrahlungen bis nach Indien) mit der Gestalt der Grossen Mutter in mutterrechtlicher Einbettung darf als sicher gelten. Aus dem Bereich Wölfels "Westkultur" hebt sich eine Region besonders heraus, die des alten Irland. Eine Analyse des Altirischen zusammen mit ethnologischen und volkskundlichen Befunden, wie sie Pokorny aufführte (110), zeigt im ganzen unwiderlegbar das Vorhandensein eines nichtidg. Substrats von sehr starker Durchschlagskraft. Pokorny, der nicht nur Wortanalysen durchführte, sondern auch Syntaktisches und Morphologisches einbezog - dies sogar hauptsächlich -, nennt dieses Substrat "hamitisch". Im Sinne unserer Überlegungen müsste es "proto-hamitisch" heissen. Im kulturellen Bereich kann Pokorny auf besonders starke Spuren des Mutterrechts verweisen, das Irland übrigens auch mit den Pikten, d. h. deren voridg. Basis verbindet ( 111). Schwieriger ist es, die Couvade, auf die sich Pokorny bezieht, das "Männerkindbett" also, in den mutterrechtlichen Komplex einzubeziehen. Die klassische Anschauung besagt ja, dass der Mann, dem an sich im Rahmen der mutterrechtlichen Gesellschaft kein Anteil an seinem Kinde zustand, durch das Männerkindbett Geburt und Wochenbett symbolisch darstelle, um Anteil zu erwerben. Weit eher aber stellt die Couvade einen magischen Akt dar, eine Art Abwehrtäuschung, um das Kind vor dämonischen Einflüssen zu schützen, also eine Art Fürsorge des Ehemannes (112). Dabei mag auch der Gedanke mitspielen, die Schmerzen des Geburtsaktes auf den Mann zu projizieren (113). Die weltweite Verbreitung des Männerkindbettes zeigt, dass es nicht nur mutterrechtlich zu deuten ist und nicht nur, wie Wölfe} anzudeuten scheint, megalithisch einzuordnen ist. Schon die eigentümliche Verbreitung im mediterranen Bereich bei den Iberern (114) und die bei den Tibarenern im nordöstlichen Pontus (115) mahnt zur Vorsicht: Iberer als Vorindogermanen, Tibarener aber als idg. Skythen! -140- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Für die mutterrechtliche Herrscherfolge bietet die altirische Sage genügend Beispiele (116). Pokorny hebt die Tatsache hervor, dass im Alt irischen der Wortton zugunsten des Satztones schwindet; diesem wird auch die Lautgestalt der inkorporierten Wörter untergeordnet, besonders An- und Auslaute, wie dies, in noch extremerer Weise im Kymrischen (Walisischeri) geschieht. Der Satz wird als vorgegebene Einheit aufgefasst; der ganze Vorgang ist unindogermanisch und erinnert Pokorny an die hamitischen Sprachen, besonders die Berbersprachen. Aber auch das Französische hat die Tendenz, den Wortton zugunsten des Satztones zu unterdrücken; man müsste übrigens daraus schliessen, dass das Gallokeltische als Erbe des nichtidg. Substrats schon dieselbe Substrateigentümlichkeit besessen haben müsste. Besonders merkwürdig und nur durch ein nichtidg. Substrat zu erklären sind die infigierten Pronomina des alten Irischen (117). Wölfel bezog diesen Bereich nicht in seine Überlegungen ein; er zeigt, über Wölfel selbst hinaus, dass er sich hier auf dem richtigen Wege befand. 8.- Zusammenfasung und Schlusfolgerungen Diese Schlussfolgerungen wollen weniger als Zustimmung oder Kritik verstanden werden, sondern vielmehr als Fortführung der Gedanken Wölfels. a) Im Terminologischen wiesen wir schon darauf hin, dass Wölfels Begriffe wie "Weissafrika", megalithische Frömmigkeit als "Weltreligion" etc. irreführende Assoziationen befördern. Am ehesten sollte man vom "eurafrikanisch-mediterranen Raum" und "megalithischer Frömmigkeit" sprechen. b) Die Komplexität unseres Problembereiches hat Wölfel voll ins Auge gefasst, ohne jeder Facette und Weiterung selbst nachgehen zu können. Es war ihm klar, dass nur die Zusammenarbeit historischer, anthropologischer und linguistischer Disziplinen brauchbare Ergebnisse liefern könnte in der Aufgabe, den Zusammenhang der a l t e n -141- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 K a n a r i e r mit dem eurafrikanisch-mediterranen Raum darzustellen. Die Einbeziehung des Substratbegriffes, den wir durch populationstheoretische Gedankengänge ergänzen, die notwendige Einbeziehung des Megalithikums brachte einerseits Förderung, anderseits neue Probleme. Einer so komplexen Lage entspricht die methodische Notwendigkeit des kumulativen Beweises. c) Wölfel probte erfolgreich als einer der Pioniere den Ausbruch aus der indogermanischen bzw. indogermanistischen Zwangsjacke, aus dem Kerker der idg. Sprachen. Schon von seiner Ausbildung her sollte jeder Indogermanist verpflichtet sein, sich mit einer nichtidg. Sprache zu befassen. Die alte Hebraistik bzw. Semitistik gestattete diesen Ausbruch nicht, weil sie viel zu sehr schulmässig verfuhr, bibelphilologisch und bibeltheologisch. Sie war umgekehrt zu sehr auf ihren Bereich fixiert. d) Wölfels Begriff des Megalithischen war etwas zu einfach. Ihm erschien das Megalithikum allzu sehr als distinkte, in sich geschlossene Einheit. Der starke Gegensatz zwischen westlichem und östlichem Megalithikum wurde von ihm nicht ins Kalkül gezogen. Sein Begriff des Megalithikums als einer missionierenden und teilweise sogar erobernden Weltreligion war überhöht, zu hoch angesetzt. In einem sah aber Wölfet schärfer als die meisten seiner Zeitgenossen: er hielt das westliche Megalithikum für älter und dachte an einen Ausgangsbereich im Westen des euraf rikanischen Raumes. Sein Ansatz eines geschlossenen Megalithikums führte auch zu der Hypothese einer Megalithsprache, die sich über einen weiten Raum verbreitet hätte. e) Beim Problem der Sprachverwandtschaft und dem damit verknüpft der entsprechenden Terminologie war Wölfel auf dem richtigen Weg, ging ihn aber nicht weit genug, da er Probleme der Konvergenz und der Populationstheorie nicht einbezog, bzw. keine Folgerungen daraus zog. Wölfet sah aber völlig klar, dass das sogenannte Stammbaummodell in der Sprachwissenschaft nicht genügen konnte. Im Grunde stand auch hinter Wölfels terminologischen Versuchen das -142- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Problem der sprachlichen Universalien: haben wir ein allgemeines Begriffsinventar zur adäquaten Beschreibung jeder möglichen Sprache? Wir haben es nicht. f) Mit dem Begriff einer kulturgeschichtlich orientierten Sprachwissenschaft - oder vielmehr der Forderung danach - war Wölfel auf dem richtigen Wege, aus dem rein philologi sch-lingui st ischen B eschr ei bungszwängen auszubrechen. Eine so orientierte Sprachwissenschaft ergibt sich eigentlich zwangsläufig aus dem unter a) - d) behandelten Gesichtspunkten. g) Das Cro-Magnon-Problem: hier ist eine diffizilere Sicht geboten, als sie Paudler und Fischer, Wölfels Hauptinformanten in diesem Bereich, vermitteln konnten. Heute wissen wir, dass die genetische Fixierung keine absolute Starrheit in der Weitergabe von Erbinformationen bedeutet, sonder dass es, abgesehen von den seltenen positiven Mutationen, eine grössere Variationsbreite, eine gewisse genetische Plastizität gibt. Heute sind wir vorsichtiger beim naturwissenschaftlichen Rassenbegriff, der, da der Mensch auch Kulturwesen ist, nie rein biologisch durchgeführt werden kann: kulturelle Faktoren in der Selektion spielen eine erhebliche Rolle; z. B. Wölfel legte, wie seine Zeit und seine Lehrer, noch zu grossen Wert auf veränderliche Grössen wie Schädelform und Pigmentierung. Dabei waren aber die einschlägigen Arbeiten von Franz Boas (118) schon bekannt, man zog aber keine entsprechenden Folgerungen aus ihnen. Wölfel glaubte wie seine Zeitgenossen - ausgenommen eben auch Boas - an die Möglichkeit, Rasse und Sprache (oder einen ganzen Sprachenkreis) einander zuordnen zu können. Unter anderem ergab sich ihm schon hieraus die Möglichkeit einer Megalithsprache. Man kann aber den Typus Cro-Magnon, der an sich nicht einheitlich ist und dessen Herkunft nicht geklärt ist, keine Sprache zuordnen und schon gar nicht, eine von bestimmtem Typus (119). Weder Baskisch noch Finno-Ugrisch können hier Ansprüche erheben. Wie viele Zeitgenossen glaubte auch Wölfe! ( wie auch Pokorny in seiner zitierten Arbeit) an die Möglichkeit einer Rassenpsychologie und umgekehrt aus dem psychologi- -143- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen Habitus einer bestimmten Bevölkerung - sagen wir der Iren oder der alten Kanarier ( wo wir nur auf dürftige subjektive Beschreibungen angewiesen wären) - auf Anthropologisches zu schliessen, was rasch zu Zirkelschlüssen führt. Selbst die seriösesten und selbstkritischesten der alten Rassenpsychologen scheitern vollständig an diesem Problem, ganz abgesehen vom politischen Missbrauch der implizierten Wertungen (120). h) Wölfels Aufsatz über die Beziehungen des Alten Kanarischen zum Berberischen ist noch nicht überholt, wenn er meint, dass der Vergleich mit den Berbersprachen sich als am fruchtbarsten erwiesen habe (121), aber ebenso seine Bemerkung, dass dieser Vergleich a l l e i n nicht tragfähig sei. Die Beziehung zwischen dem Berberischen und dem Altkanarischen ist daher nicht einlinig, sondern komplex und kann nur mit Hilfe des Gedankens gelöst werden, dass beiden Sprachbereichen ein gemeinsames Substrat zugrundeliegt, das eurafrikanisch-mediterrane, das mögliche Beziehungen zum Indogermanischen hat (122). i) Monotheismus und Hochgottglaube. Wölfel hatte zunächst, als getreuer Anhänger der Schmidt sehen Schule, behauptet, dass die alten Berber und Kanarier Monotheisten gewesen seien (123). Später war Wölfel vorsichtiger und zog sich auf den Begriff eines Höchsten Wesens, auf den Hochgottglauben zurück (124). Aber auch dies bedarf der Einschränkungen. Mit dem Begriff des Höchsten Wesens suchte man das Dogma vom U rmonotheismus zu retten. Den Hintergrund bildete die alte Völkerkunde, die eine einlinige Entwicklung vom Geisterglauben bis zum Monotheismus lehrte. Gegen diese gewaltsame Vereinfachung wendete sich mit Recht die Wiener Schule, behielt aber im Hintergrund den teilweise fiktiven Gegensatz zwischen Polytheismus und Monotheismus bei, trotz der Umkehrung des historischen Verhältnisses. Aber dieser Gegensatz ist eine Abstraktion der Theologen und Missionare und entspricht nicht der psychischen Realität. Es kann nur von einem l a t e n t e n H o c h g o t t g l a u b e n der alten K a n a r i e r die Rede sein. Dabei ist immer die Neigung -144- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der christlichen Berichterstatter zu bedenken, entweder alles als Teufelswerk zu verdammen oder, bei wohlwollender Betrachtung, allerlei Christliches hineinzudenken. Der berberische Sonnenwidder und der kanarische Achaman/ Ataman weisen auf einen solchen latenten Glauben hin. j) Der Begriff des Substrats - von Wölfel nicht in voller Schärfe in die Diskussion einbezogen - ist diffiziler und schwieriger als er meinte. Er wird schon durch die populationstheoretischen Grundsi,tze modifiziert. Der Substratbegriff allein ist ein komplexes Problem, das noch einmal komplexer wird in der Anwendung auf eine bestimmte Substratlandschaft. Es tritt ja niemals eine ganze Sprache als Substrat in eine andere Sprache ein, sondern nur Teilbereiche und diese als Trümmerlandschaften, seltener als ganze Wortfelder. Dabei ist die Art der sozialen Schichtung wesentlich; unterworfene Völkerschaften üben oft Tätigkeiten aus, die den Herren nicht angenehm sind; damit bleibt auch der betreffene Wortschatz und muss auch von den Herren gebraucht werden (zum Beispiel der Wortschatz der prähistorischen Almwirtschaft). k) In der Einschränkung des Mutterrechts war Wölfe} von den Quellen und Deutungen seiner Zeit abhängig. Das Mutterrecht war bzw. ist weder in sich einheitlich, noch hat es universale Bedeutung, noch war es ein· allgemeines Entwicklungsstadium der Menschheit. Die Zuordnung mutterrechtlicher Züge für den mediterranen und megalithischen Komplex ist an sich mit Problemen beladen - drei Problemkreise überlagern sich hier: Mediterranea, Mutterrecht, Megalithikum. 1) Im grossen und ganzen aber hat Wölfe}, ein echter Pionier, erstaunlich vieles richtig gesehen, im richtigen Kontext oder wenigstens in die richtige Richtung geblickt. Anmerkungen (1) Dominik Josef Wölfe}, Weissafrika von den Anfängen bis zur Eroberung durch die Araber, in: Oldenbourgs Grundriss -145- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der Weltgeschichte, Abriss der Geschichte antiker Randkulturen, München 1962, pp. 193-236; ders., Die Hauptprobleme Weissafrikas, in: Archiv für Anthropologie, Völkerforschung und kolonialen Kulturwandel, Braunschweig 1952, N.F. 27, pp. 89-140; ders., Die kanarischen Inseln, die westafrikanischen Hochkulturen und das alte Mittelmeer, in: Paideuma 4, 1950, pp. 231-243; ders., Monumenta Linguae Canariae, Graz 1965, ed. Alois Closs, bes. p. XIII; von nun als MLC zitiert. (2) MLC p. 906 (3) MLC p. 904 (4) D. J. Wölfel, Eurafrikanische Wortschichten als Kulturschichten, in: Acta Salmanticencia, Filosofia y Letras IX, I, Salamanca 1955, bes. p. 10 (5) Johannes Hubschmied, Mediterrane Substrate mit besonderer Berücksichtigung des Baskischen und der westöstlichen Sprachbeziehungen, Berlin 1960, bes. pp. 24, 72-76 = Romania Helvetica 70 (6) Hans G. Mukarowsky, Baskisch-berberische Entsprechungen, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 62, Wien 1969 (= Festschrift für Herbert Jansky), pp. 32-51; ders., Eurosaharanisch, eine alte Spracheinheit Europas und Afrikas, in: Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft Wien 95, Wien 1965, pp. 66-77 (7) Hubschmied op cit. pp. 23-24 (8) Nikolai Jakowlewitsch Marr, Der japhetitische Kulturkreis und das dritte ethnische Element im Bildungsprozess der mittelländischen Kultur, Japhetitische Studien zur Sprache und Kultur Eurasiens, Berlin etc. 1923; rez. durch Robert Bleichsteiner in: Anthropos XXI, 1926, pp. 1057- 1060; ders., Die Subaräer des alten Orients im Lichte der Japhetitenforschung, in: Festschrift für P. Wilhelm Schmidt, Mödling 1928; Hans Arens, Sprachwissenschaft. Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart, vol. 2, pp. 480-484, Frankfurt/M. 1969 (9) J. Stalin, Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft, Berlin 1952, pp. 38-42 ( 10) L. I. Thomas, The Linguistic Therories of N. J. Marr, in: University of California Publications in Linguistics 14, 1957 -146- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (11) Helmut Stumfohl, Bemerkungen zu A. Dolgopolskis 'Boreisch, Ursprache Asiens', in: Almogaren IV, Hallein 1973, pp. 214-216 ( 12) Wölfel, Hauptprobleme, op. cit; ders., Die Kanarischen Inseln op. cit.; ders., Megalithikum und archaische Hochkulturen, in: Handbuch der Weltgeschichte, ed. Alexander Randa, vol. 1, Olten 1961; und gleichzeitig und am ausführlichsten in: Die Religionen des voridg. Europa, in: Christus und die Religionen der Erde. vol. l2 , pp. 161-537. Nur in Titelentwürfen skizziert im unausgeführten 6. Teil der MLC; dazu vgl.: Megalithikum-Weissafrika-Kanarische Inseln. Literaturzitate aus wichtigsten Arbeiten, in: ADEV A-Mitteilungen 33, Februar 1973, Graz, pp. 15-20 (13) Hauptprobleme op. cit. pp. 127-133 (14) Religionen des voridg. Europa, op. cit., bes. p. 253 ( 15) Wölfel in Hugo Adolf Bernatziks "Grosser Völkerkunde" vol. 1, Leipzig 1939, p. 236 ( 16) Die Religionen d. voridg. Europa, op. cit., pp. 429-431 (17) P. Wilhelm Schmidt, Der Ursprung der Gottesidee, vol. 1-12, Münster 1926-1955; Wilhelm Koppers, Der Urmensch und sein Weltbild, Wien 1949, bes. pp. 231-242; Georg Siegmund, Der Glaube des Urmenschen, Basel 1962 = DalpTaschenbücher 361 ( 18) Alois Closs, in: Anthropos XXXII, 1937, pp. 997-999 ( 19) Die Religionen d. voridg. Europa, op. cit., p. 537 (20) Gordon Childe, in: Man. A Monthly Record of Anthropological Science 53, 1953, Nr. 157, pp. 108-109 (21) Gordon Childe, The Prehistory of European Society, Penguin Books 1958, bes. pp. 124-134 (22) Gordon Childe, op. cit., pp. 124-133, bes. p. 126 (23) Glyn Daniel, The Megalithic Builders of Western Europa, Penguin Books, 1962, bes. p. 138 (24) Glyn Daniel, op. cit., pp. 143-146 (25) Georg Wilke, Südwesteuropäische Megalithkultur und ihre Beziehungen zum Orient, in: Mannus 2, 1910, bes. pp. 246-248 (26) Robert von Heine-Geldern, Das Megalithproblem, in: Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und Kulturgeschichte der Menschheit, ed. Emil Breitinger, Josef Haekel, Richard 1>ittioni, Horn 1959, pp. 162-182 -147- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (27) G. E. Smith, W. J. Perry, Charles Berlitz und viele andere Schwarmgeister a la Däniken. (28) Robert v. Heine-Geldern, Zwei alte Weltanschauungen und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung, in: Anzeiger der Österr. Akadamie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, 1957, 17, pp. 251-263 (29) Josef Räder, Pfahl und Menhir, eine vergleichende vorgeschichtliche, volks- und välkergeschichtliche Studie, in: Studien zur westeuropäischen Altertumskunde, ed. J. Räder und R. v. Uslar, Neuwied 1949, vol. 1; Horst Kirchner, Die Menhire in Mitteleuropa und der Menhirgedanke, in: Ak. der Wissenschaften und Literatur Mainz, geistesw. Kl. 1959, S; A. Vayson de Pradenne, The Use of Wood in Megalithic Structures, in: Antiquity XI, pp. 87-92, 1937; Hans Fink, Zum alten Rätsel "Menhir", in: Der Schlern 55, 1981, pp. 82-85 (30) Stuart Piggott, Vorgeschichte Europas, München 1972, p. 101, zuerst London 1965 als: Ancient Europe from the Beginnings of Agriculture to Classical Antiquity. (31) Richard Pittioni, Die urgeschichtlichen Grundlagen der europäischen Kultur, Wien 1949, pp. 101-102 (32) Sir John Myres, Cupola Tombs in the Aegean and in Iberia, in: Antiquity 27, 1953, pp. 3-11 (33) Jürgen Spanuth, Die Atlanter, Tübingen 1976, pp. 312-323 u. a. 0. (34) Methoden der Archäologie. Eine Einführung in ihre naturwissenschaftlichen Techniken, ed. Barthel Krouda, darin Werner Rauert, Die Kohlenstoff-14 Datierungsmethode, pp. 111-124 (35) Colin Renfrew, Carbon 14 and the Prehistory of Europe, in: Scientific American 225, October 1971, pp. 63-72 (36) Renfrew op. cit. p. 63; ders., British Prehistory, A New Outline, London 1974 (37) R. M. Clark, A Calibration Curve for Radiocarbon Dates, in: Antiquity 49, 1975, pp. 257-266; deren Verbesserung durch H. E. Suess, A calibration Curve etc., in: Antiquity SO, 1976, pp. 61-63 (38) R. C. Atkinson, British Prehistory and the Radiocarbon Revolution, in: Antiquity 49, 1975, pp. 173-177 (39) John D. Evans, C 14 Date for the Maltese Early Neo- -148- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lithic, in: Antiquity 35, 1961, pp. 143-144 (40) J. D. Evans, Malta, Köln 1963, zuerst London 1959 (41) Bernabö Brea, Malta and the Mediterranean, in: Antiquity 34, 1960, pp. 132-137 (42) Meyers Enzyklopädisches Lexikon 19, 1977 s. v. Quartär. Colin Renfrew (ed.), The Megalithic Monuments of Western Europe, London 1983; dazu A. Fleming in Antiquity 58, 1984 pp. 81-82 ( 43) H. Stumfohl, Alt europäisch und Altkanarisch, in: Almogaren XIII-XIV, 1982-1983, pp. 7-56; Julius Pokorny, Idg. Etymologisches Wörterbuch, vol. 1, Bern 1959, pp. 431-432; Walther v. Wartburg, Französisches Etymologisches Wörterbuch, vol. 2, Tübingen 1949, pp. 408-412 (44) MLC p. 906 (45) H. Stumfohl, Das Problem einer möglichen Megalithsprache, in: Almogaren V-VI, 1974-1975, pp. 56-59, 64-65 (46) Friedrich Focke, Pallas Athene, in: Saeculum 4, 1953, pp. 398-413 (47) Andrew Fleming, The Myth of the Mother-Goddess, in: World Archaeology 1969, 1, London, pp. 247-261 (48) Glyn Daniel, The Megalithic Builders, op. cit. p. 74 (49) John Mitchell, Megalomania: Artists, Antiquarians and Archaeologists at the Old Stone Monuments, London 1982; dazu. Christopher Chippendale in: Antiquity 56, 1982, pp. 230-231 (rügt Mitchells Vorurteile gegen· die Archäologie) (50) Glyn Daniel, op. cit. pp. 24-26, 132-147, bes. 133 (51) Herbert Kühn, Vorgeschichte der Menschheit, Köln 1962, pp. 49-113; Karl Salier, Rassengeschichte des Menschen, Stuttgart 1969 = Urban-Bücher 125, pp. 25-30; Rudolf Grahmann und Hans Jürgen Beck, Urgeschichte der Menschheit, Stuttgart 1952, pp. 140-160 (52) Herbert Kühn, Das Erwachen der Menschheit, 1954, pp. 7 4-94 (Fischer-Taschenbuch) (53) Salier, op. cit. pp. 26-27 (54) Grahmann-Beck, op. cit. p. 160 (55) Grahmann-Beck, op. cit. p. 160 (56) Universum 23, 1968, pp. 87-88; Franz Hancar, Probleme der jüngeren Steinzeit Osteuropas, Versuch einer Systematisierung, in: Quartär 4, 1942, pp. 125-186 -149- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (57) Fritz Paudler, Die hellfarbigen Rassen und ihre Sprachstämme, Kulturen und Urheimaten. Ein neues Bild vom urzeitlichen Europa, Heidelberg 1924. Die Arbeit ist eine Erweiterung von Paudlers "Cro-Magnon-Studien", in: Anthropos XII-XIII, 1917-1918, pp. 641-694 (58) Eugen Fischer, Sind die alten Kanarier ausgestorben?, in: Zeitschrift für Ethnologie, Berlin 1930, pp. 258-281 (erschienen 1931) (59) Ilse Schwidetzky, Die vorspanische Bevölkerung der kanarischen Inseln, anthropologische Untersuchungen, Göttingen 1963, pp. 118-119 (60) Paudler, op. cit. p. 30 (61) Paudler op. cit. p. 47 (62) Hans Kuhn, Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Namenstypen, in: Akad. d. Wissenschaften u. Literatur Mainz, Geistes- u. gesellschaftsw. Kl. 1963, 4, pp. 105-128; ders., Kracht es im Nordwestblock?, in: Zeitschrift f. deutsches Altertum 106, 1977, pp. 321-346. Zur Kritik an Kuhns Thesen vgl. Wolfgang Meid, Nordwestblock-Hypothese, in: Anzeiger d. öst. Akad. d. Wissenschaften, Phil.-Hist. Kl. 121, 1984, pp. 1-29 mit ausführlicher Bibliographie der Arbeiten Kuhns. (63) Paudler op. cit. pp. 42-43 (64) Lutz Mackensen, Deutsche Etymologie, Bremen 1962, pp. 48-53 (65) Günter Neumann, Substrate im Germanischen?, in: Nachrichten d. Akad. d. Wissenschaften in Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 1971, pp. 76-79. Für die Vorstellung, dass der Cro-Magnon-Mensch zur Entstehung der Germanen beitrug vgl. Franz Rolf Schröder, Germanentum und Alteuropa, in: Römisch-Germanische Monatsschrift 22, 1934, pp. 157-212, bes. p. 172 mit Berufung auf Paudler; für den megalithischen Anteil vgl. Ernst Sprockhoff, Zur Entstehnung der Germanen, in: Germanen und Indogermanen = Festschrift für Hermann Hirt, ed. Helmut Arntz, Heidelberg 1936, pp. 252-274 = ldg. Bibliothek 3. Abtl. 15, 1-2 vol. 1 (66) H. L. Koppelmann, Rasse und Sprache, in: Internationales Archiv für Ethnographie 32, 1934, pp. 197-120 (67) Karl Bosl, Frühformen der Gesellschaft im mittelal- -150- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 terlichen Europa. Beiträge zu einer Strukturanalyse der mittelalterlichen Welt, München-Wien 1964; Richard Pittioni, Urgeschichtlicher Stamm und Sprachgeschichte, in: Zeitschrift für Mundartforschung 21, 1953, pp. 193-197 (68) Richard Thurnwald, Die menschliche Gesellschaft und ihre ethno-soziologischen Grundlagen, bes. Bd. 2, Leipzig 1932; Francis Emerich, Ethnos und Demos. Soziologische Beiträge zur Volkstheorie, Berlin 1965; Reinhard Wenskus, Stammesbildung und Verfassung, Köln-Wien 19722 ; Wilhelm Mühlmann, Rassen, Ethnien, Kulturen, Berlin 1964 (69) Gerhard Heberer in: Fischer-Lexikon "Anthropologie", 1966 s. v. Populationsgenetik (70) Rudolf Portmann, Biologie und Anthropologie, in: Propyläen- Weltgeschichte IX, Berlin 1960, pp. 559-594 (71) Rudolf Portmann, Das Ursprungsproblem, in: Biologie und Geist, Herder-Bücherei 137, 1963, pp. 49-50; für weitere Aspekte vgl. Dionysius Dobhansky, Dynamik der menschlichen Evolution, übersetzt von Gerhard Heberer, Hamburg 1965, pp. 172-173 (72) Johannes Schmidt, Die Verwandtschaftsverhältnisse der idg. Sprachen, Weimar 1872; Nikolai S. Trubetzkoy, Gedanken über das Indogermanenproblem, in: Acta Linguistica 1, Prag 1939, pp. 81-89; wieder abgedruckt in: Die Urheimat der Indogermanen, ed. Anton Scherer, Darmstadt 1968, pp. 214-223 = Wege der Forschung 166; Otto Höfler, Stammbaumtheorie, Wellentheorie, Entfaltungstheorie, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 77, 1955, pp. 30-66, 424-476, und Bd. 78, 1956, pp. 1-44 (73) H. Stumfohl, Zur Frage der Sprachverwandtschaft, in: Almogaren V-VI, 1974-1975, pp. 51-53, 62-63; für die Berbersprachen vgl. Lionel Galand, Unite et Diversite di vocabulaire herbere, in: Atti della Settimana Maghrebinia, Cagliari 1969, Milano 1970 pp. 5-20; Harald Haarmann, Grundzüge der Sprachtypologie, Stuttgart 1976 = Urban-Taschenbücher 242; Gustav Ineichen, Allgemeine Sprachtypologie, Darmstadt 1979 = Erträgnisse der Forschung 118; D. J. Wölfel, Zur Terminologie sprachlicher Verwandtschaft, in: Festschrift für P. Wilhelm Schmidt, Mödling 1929, pp. 165-172; Stumfohl, op. cit. Bemerkungen zu Dol- -151- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gopolski etc. (74) MLC pp. 903-906; ders., Eurafrik. Kulturschichten op. cit. pp. 7-19 (75) Rudolf Meringer (1859-1931) und Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1931), Wörter und Sachen. Kulturhistorische Zeitschrift für Sprach- und Sachforschung, 1909 ff.; E. Laoust, Mots et choses herberes, Paris 1920 (76) Fritz Gräbner, Methode der Ethnologie, Heidelberg 1911; ders., Das Weltbild des Primitiven, München 1924. Der Begriff zuerst bei Leo Frobenius: Der Ursprung der afrikanischen Kulturen; P. Wilhelm Schmidt, The Culture Historical Method of Ethnology, New York 1939; zur Kritik vgl. Hermann Trimborn, Zur Lehre von den Kulturkreisen, in: Zeitschrift f. Ethnologie 65, 1933, pp. 110-119. Weiter Wilhelm Koppers, Der historische Gedanke in Ethnologie und Religionswissenschaft, in: Christus und die Religionen der Erde, ed. Franz König, Wien 196!2 , pp. 75-109 (77) Hugo Adolf Bernatzik, Die Geister der gelben Blätter. Forschungsreisen in Hinterindien, Leipzig 1941, pp. 93-181, 237-240 (78) Otto Jespersen, Die Sprache, Heidelberg 1925; englische Ausgabe London 1922 (79) Robert A. Hall, Pidgin and Creole Languages, Cornell University Press, Ithaca, N. Y., 1966, der die Bedeutung der Analyse für die Subst rattheorien hervorhebt. (80) Hugo-Schuchardt-Brevier, ed. Leo Spitzer, Halle 1920, 5. Auflage, pp. 390-403 (81) Paul Kretschmer, Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten, in: Glotta 28, 1940, pp. 231-378; Glotta 30, 1943, pp. 84-278; Fritz Schachermayr, Prähistorische Kulturen Griechenlands, in: Pauly-Wissowas Realencyclopädie= RE 44, Halbband, Stuttgart 1954, bes. coll. 1475-1494; Fritz Lochner-Hüttenbach, Die Pelasger, Wien 1960 (die Pelasger zu einseitig nur als Illyrier bestimmt) (82) Johannes Hubschmied, Thesaurus Praeromanicus, 1-2, Bern 1965; ders., Mediterrane Substrate etc., op. cit.; ders., Voridg. und jüngere Wortschichten in den romanischen Mundarten der Alpen mit Berücksichtigung der ladinisch- bayrisch-slowenischen Lehnwortbeziehungen, in: Zeitschrift für romanische Philologie 66, 1950, pp. 1-94; Gia- -152- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 como Devote, Avviamento alla etimologia italiana. 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Fouche, A propos de *kal- Etude de toponomastique pre-indoeuropeenne, in: Annales del Institute Linguistico de la Universidad Nacional de Cuyo, Mendoza, Argentina, vol. 3, 1943, pp. 57-93 (mir nicht zugänglich, die Notiz nach Tagliavini) (89) Wartburg, Französ. Etymologisches Wörterbuch op. cit.; Pokorny, Idg. Etymolog. Wörterbuch, op. cit. (90) MLC p. 594 ( 91) Jose Miguel de Barandiaran, Die prähistorischen Höhlen in der baskischen Mythologie, in: Paideuma II, 1961, pp. 66-83 (92) Julius Pokorny, Substrattheorie und Urheimat des Idg., in: Die Urheimat der Idg. op. cit. p. 190; G. R. Solta, Einführung in die Balkanlinguistik mit besonderer Berücksichtigung des Substrats und des Balkanlateinischen, Darmstadt 1980, pp. 37-39 (93) Hans Krahe, Sprache und Vorzeit, Heidelberg 1954, pp. 51-55 (94) Wilhelm Brandenstein, Die lydische Sprache, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 36, 1929, -153- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 pp. 263-303, bes. pp. 269-271 ( 95) Dante Alighieri, La Divina Commedia, L 'Inferno XII, 4-9 (96) Hans Krahe, Die Sprache der Illyrier, vol. 1, Wiesbaden 1955, p. 102 (97) Wartburg, Französ. Etymolog. Wörterbuch, op. cit., pp. 175-177 s. v. lapparo - dies zu *lappa = Steinplatte (98) Plinius h. n. III, 118 (Loeb Classical Library) (99) Strabo, Geographia IV, 6, 9 (Loeb Classical Library) ( 100) Ptolemaios, Geographike Hyphegesis II, 2, 3 (101) Geograph v. Ravenna V, 31, in: Itineraria Romana 2, Leipzig 1940, ed. Joseph Sehnetz (102) Ptolemaios op. cit. 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Siegmund Freunds gänzlich unkritisch übernommene Begriffe der U rhorde und Promiskuität in: Totem und Tabu, Wien 1913 ( 109) Adolf Ellegard Jensen, Gab es eine mutterrechtliche Kultur?, in: Studium Generale 3, 8, 1950, pp. 418-433; Josef Haekel, Zum Problem des Mutterrechts, in: Paideuma V, 1953, pp. 298-322, 481-508 ( 110) J. Pokorny in Zeitschrift f. kelt. Philologie op. cit. (111) Josepf Weisweiler, Keltische Frauentypen, in: Paideuma 2, 1941, pp. 1-19 (112) P. Wilhelm Schmidt, Gebräuche des Ehemannes bei Schwangerschaft und Geburt mit Richtigstellung des Begriffes der Couvade, in: Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik X, 1954 -154- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (113) Schmidt op. cit. p. 304 ( 114) Strabo op. cit. III, 4, 17 ( 115) Appollonios Rhodios, Argonautica, II, 1011-1014 (Loeb Classical Library) ( 116) Pokorny, op. cit. Zeitschrift für keltische Philologie 16, p.122 (117) Pokorny, op. cit. 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Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Die wissenschaftliche Position Dominik Josef Wölfels im Jahre 1988 |
Autor principal | Stumfohl, Helmut |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 18-19 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1987 |
Páginas | pp. 113-155 |
Materias | Prehistoria ; Canarias |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 864505 Bytes |
Texto | Helmut Stumfohl DIE WISSENSCHAFfLICHE POSITION DOMINIK JOSEF WÖLFELS IM JAHRE 1988 1.- Terminologisches Wie alle Poiniere rang auch Dominik Josef Wölfet (1883-1963) nicht nur mit neuen Gedankengängen, sondern auch mit dem Terminologischen. Für sein Forschungsgebiet gebrauchte er am häufigsten den Ausdruck "Weissafrika" (1). Das Beiwort "weiss" und die Zusätze "Westkultur" und das "alte Mittelmeer" zeigen, dass er das Unzulängliche dieses Ausdrucks selbst empfand, denn damit waren weder die Weiterungen dieses Bereiches im europäischen und saharischen Raum ausgedrückt, noch war "weiss" eindeutig, ja geradezu irreführend, denn der Bereich umfasst auch dunkelhäutige Europiden. Gemeint war das nicht-negerische, europide Nord- und Westafrika, aber auch die Randzonen des Mittelmeers, in Europa wenigstens die drei südlichen Halbinseln, mit vom Westen nach Osten abnehmendem Nachdruck. In seinem Hauptwerk, den "Monumenta Linguae Canariae", hat Wölfel für den nie geschriebenen 6. Teil den Oberbegriff "Libysch-atlantische Sprachschicht" gebraucht (2), worunter aber mehr als bloss eine "Sprachschicht" zu verstehen ist, sondern eben auch eine Kulturschicht, die sich mit "Mittelmeerkultur", "Halbinseleuropa" und mit dem Megalithikum überschneidet, bzw. deckt; aber hieher gehört auch die Bezeichnung das "Afrische" (3), worunter ein gemeinsames Substrat des Libysch-Berberischen, Alt kanarischen, Iberischen, Baskischen zu verstehen ist, worunter sich Wölfet die eigentliche Megalithsprache vorstellte. Zeitlich zwischen "Weissafrika" und "Atlanta-Libysch" ist auch der Terminus "Eurafrikanisch" angesiedelt (4). Derselbe Terminus findet sich bei Hubschmied (5). Mukarowsky (6) versuchte den Terminus durch "Euro-Saharanisch" zu präzisieren, besonders auch, um den vermuteten Bezie- -113- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 hungen zu den tschadischen Sprachen sprachlich Ausdruck zu geben. Hubschmied endlich (7) versuchte dies mit "Hispano-Kaukasisch", wobei er besonders die kaukasischen Beziehungen des Baskischen im Auge hatte. In all diesen Ausdrücken ist das mediterrane Beziehungsgefüge - mehr oder weniger deutlich - vom Westen her benannt, was sich aber im Grunde mit Marrs (1864- 1934) etwas verstiegen-unglücklichem Terminus "japhetitisch" deckt (8), der das ganze Beziehungsgefüge umgekehrt vom Osten her ins Auge fasst. Marr, ein tüchtiger Kenner der Kaukasussprachen, verstand unter seinem "dritten ethnischen Element" die nichtidg. und nichtsemit. Basis des gesamten Bereichs vom Kaukasus bis zum Atlantik; dabei lag die Auffassung zugrunde, dass es sich um eine sprachliche und ethnische Einheit handelte. Marr, ursprünglich von der sowjetischen Sprachwissenschaft hochgeschätzt, wurde nach seinem Tode von den sowjetischen Ideologen, darunter Stalin selbst, getadelt und abgekanzelt (9). Dies - und die phantastische Einbettung seiner Theorien-Abstammung des japhetischen Sprachstammes von vier Urwörtern - bewirkte, dass der brauchbare Kern von Marrs Ideen nicht beachtet wurde; nämlich der Gedanke einer möglichen Substratbasis, die zwischen Kaukasus und Atlantik, über den Raum der ganzen Mediterranea hinweg, gemeinsame Elemente enthält. Dabei setzte Marr, wie heute noch viele, Ethnos und Sprache ohne weiteres gleich (10). Am förderlichsten erscheint es mir noch immer, vom mediterranen Substrat zu sprechen, wobei im geographischen bedingten Begriff Südeuropa, Nord- und Westafrika mit gemeint sind, mit weiteren Ausstrahlungen, deren Grenzziehungen sich ohnedies nie genau bestimmen lassen, da ja doch allenthalb mit Konvergenzzonen zu rechnen ist. Infolge der Komplexität der Fragestellung kann kein Einzelbegriff die Sache wirklich treffen und die ganze Beziehungsfülle andeuten. Mit dem Begriff des Komplexen stossen wir auch auf ein wesentliches methodisches Problem, das oft nicht scharf genug ins Auge gefasst wird: komplexe Probleme verlangen komplexe Lösungen, sie lassen sich nicht mit "Ockhams Rasiermesser" zurechtschnei- -114- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 den; derlei komplexe Probleme sind auch, nebenbei gesagt, nicht mathematisierbar. Dies gilt besonders für die Beweisführung: komplexe Probleme lassen sich eben nur durch ein Bündel von Lösungen in den Griff bekommen, durch Näherungen und Umkreisungen einer wahrscheinlichen Lösung näherbringen; sie verlangen kumulative Evidenz, aber auch einen gewissen Mut zur Hypothese, gezügelte, disziplinierte Phantasie. Betrachtungen unseres Problemkreises - die sich in dem weiten Feld zwischen Geschichte und Sprache bewegen - verengen sich oft selbst das Blickfeld, indem sie Modellvorstellungen für Beschreibungen der Realität nehmen, anstatt ihren Werkzeugcharakter zu beachten. Dies gilt zum Beispiel für das viel gebrauchte und viel missbrauchte Stammbaummodell, einem Erbstück der darwinistisch beeinflussten Sprachwissenschaft, gegen das Wölfe} ein gesundes kritisches Misstrauen hegte. Das Stammbaummodell veranlasst Sprachfamilien und Überfamilien zu konstruieren, Ursprachen und die genetische Einheit aller Sprachen (etwa im Sinne Trombettis) zu verfechten (11). Damit ist natürlich in keiner Weise gesagt, dass das Stammbaummodell überhaupt nicht zur Beschreibung tauge - es hat sehr wohl seinen, aber eben eingeschränkten Geltungsbereich. Das sehen wir etwa in der Analyse der romanischen Sprachen: sie gehen auf eine "Ursprache" zurück - nämlich das Vulgärlatein -, aber die genetische Entfaltung geht nicht ohne gleichzeitige Einwirkung von Substraten bzw. Superstraten vor sich. 2.- Das Megalithproblem Innerhalb unseres komplexen Problembereichs stellt das Megalithprobleme seinerseits schon einen gewaltigen Komplex dar, der aber nun mit anderen Komplexen - dem mediterranen Substrat, selbst höchst komplex - verknüpft ist. Jeder Versuch, das Megalithikum aus einem einzigen Gesichtspunkt heraus zu beschreiben, zu beurteilen oder gar zu klären, führt notwendig zur Verfremdung des Gegenstandes, ja man verfehlt ihn. Zum Wesen des Komplexes gehören auch die scheinbaren Widersprüche, so im Mega- -115- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lithkum der Gegensatz zwischen ethnischer Wanderung und kultureller Diffusion. Ein Komplex ist immer das Ergebnis vielfältiger und konvergenter Prozesse. Die Versuchung, unter allem Umständen eine einzige Ursache herauszufinden und ein komplexes Phänomen aus einem einzigen Begriff abzuleiten, ist die Versuchung der "terrible simplificateurs" im Sinne Jakob Burckhardts. Ein Komplex ist ein in sich zusammenhängendes ideell-religiös-politisch-ökonomisch-linguistisches Phänomen unseres Bereiches, in dem mehrere oder viele Ursachenreihen konvergieren, sich in ihren Ergebnissen teilweise überlagern und verschmelzen. Leider sind auch in den Wissenschaften die schrecklichen Vereinfacher häufig am Werke, besonders auch dort, wo Wissenschaftliches ideologisch missbraucht wird. Wölfe} sprach sich mehrfach über das Problem der Megalithkultur aus, die für ihn ein einheitlicher religiöser und kultureller Komplex, ja eine vorgeschichtliche Weltreligion war ( 12). Für Wölfe} waren Megalithikum/archaische Hochkultur ein "grossartiges Zeitalter der Entdeckungen und Kolonisationen" v o r der ersten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrtausends; angesichts einer "primitiveren, barbarischen Vorbevölkerung" des atlantischen Westbereichs, auf den sich Wölfels Blick richtete, muss es eine Strömung überlegener Kultur gewesen sein; sie ging von den Küsten aus, war also maritim, verbreitete sich landeinwärts entlang der grossen Flüsse und bildete also die Basis der "Westkultur"; innerhalb der Westkultur war das Megalithikum die kulturprägende und entscheidende Schicht (13). Wölfe} stellt sich eine ethnisch identifizierbare, distinkte Gruppe seefahrender Missionare und Kolonisatoren. vor. Er hatte den spekulativen Mut, das westliche Megalithikum für älter als das östliche zu erklären, noch ohne triftige Beweise im Rahmen absoluter chronologischer Bestimmungen liefern zu können, die erst durch die Radiocarbon- Methode möglich wurde, ergänzt durch die Dendrochronologie. Damit konnte das westliche Megalithikum keine "Barbarisierung" der vorderasiatisch-ägyptischen Hochkultur gewesen sein, war also nicht aus ägyptischen Ansät- -116- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zen oder palästinensischen abzuleiten. Der megalithische Westen weist daher auch keine direkten Parallelen zu den späteren Hochkulturen des östlichen Mittelmeerraumes auf, sondern nur zu deren vormegalithischen Vorstufen. Diese stellten eine "relativ noch recht einheitliche gemeinsammediterrane Schicht" dar. Wölfel stellt sich diese Kulturbewegung als eine missionierende Weltreligion vor (14): "Die Megalithreligion ist eine der grossen Weltreligionen gewesen, die zweite nach der Urreligion im Sinne P. Wilhelm Schmidts." Wenn auch Wölfel später nicht mehr vom Monotheismus spricht, der für die Megalithiker nachgewiesen sei (15), sondern sich auf die vermittelnde Position des Hochgottglaubens zurückgezogen hat (16), so bleibt er doch hier zu sehr im Banne W. Schmidts und seiner Anhänger (17). Etwas präziser spricht man vom Glauben an ein Höchstes Wesen. Obgleich Closs (18) schon früh die entschei.:. dende kritische Arbeit an Schmidts Thesen zur Urreligion und zum U rmonotheismus geleistet hat, blieben Koppers und Siegmund bei ihren unkritisch tradierten Ansichten. Wölfel rezipiert zwar Grundsätzliches an der Kritik, bleibt aber bei der These des "Höchsten Wesens", das ihm "sicher nachgewiesen" war ( 19). Andererseits teilt Gordon Childe, trotz gehässiger, zu weit gehender Kritik an Wölf els Thesen (20), dessen Ansicht, dass die Megalithreligion missionierend gewesen sei (21). Auch konzediert er, darin etwas vorsichtiger als Wölfel, dass die Megalithiker höchstwahrscheinlich eine Muttergöttin an zentraler Stelle des Glaubens verehrten, die zugleich Todesgöttin war. Man kann dazu die Zweiheit Demeter/Persephone der Griechen stellen, in der sich die beiden Funktionen auf Mutter und Tochter verteilen, offenbar weil man später einen Widerspruch zwischen Mutter- und Todesgöttin empfand. Auch gehören, zuletzt aus demselben Substratraum, die indischen Muttergöttinnen hieher, die zu Todesgöttinnen wurden: Kali, Durga. Andererseits vertritt G. Childe, wie die meisten, die Auffassung, dass die Megalithkultur sich durch Diffusion vom Osten her verbreitet habe (22). Darin folgt ihm zunächst auch Glyn Daniel (23), der aber im Nachwort sei- -117- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 nes Buches diese Auffassung aufgrund der neuesten Kohlenstoff- 14-Datierung revidiert und für wahrscheinlich hält, dass das westliche Megalithikum älter sei, also unabhängig von den alten östlichen Hochkulturen entstand (24). Damit kommt die alte Ansicht Georg Wilkes, dass das westliche Megalithikum älter sei, wieder zu Ehren; Wilke nahm Anregungen Kossinnas auf (25). Wölfels Vorstellung eines einheitlichen westlichen Megalithikums, das eine in sich geschlossene religiöse und kulturelle Welt gewesen sein, kann so nicht mehr vertreten werden. Das Megalithikum war eben ein Komplex, in dem verschiedene Strömungen zusammenwuchsen. Dies versuchte schon Heine-Geldern (26) zu zeigen, indem er zum Beispiel auf nichtreligiöse Steinsetzungen hinwies: Häuptlingssitze, Steinsetzungen für Verdienstfeste; ferner auf die scharfe Trennung zwischen einem kupferzeitlich- frühbronzezeitlichen westlichen Megalithikum und einem eisenzeitlichen bis rezenten Megalithikum von Indien bis in den pazifischen Raum. Immerhin denkt auch R. Heine- Geldern zuletzt an eine gemeinsame Wurzel in verschiedenartiger Entfaltung. Leider ist die seriöse Megalithforschung durch Phantasten und Schwarmgeister auch diskreditiert worden (27). Sicher gibt es Entfaltungen, die ganz verschiedene Akzente setzen; so muss der Dolmen keineswegs immer dieselbe Funktion gehabt haben. Dolmen, die von Hügeln überwölbt wurden - die dann häufig durch Erosion oder humussuchende Bauern abgetragen wurden - und solche, die offenbar stets freistehende Strukturen waren, hatten wohl verschiedene Funktionen. Heine-Geldern versuchte in der Megalithkultur den Gegensatz u n d die Vermischung zweier verschiedener Weltanschauungen herauszuarbeiten, einer "magischen", die den Gegensatz und die Entsprechung zwischen Makro- und Mikrokosmos zum Inhalt hatte, und einer "genealogischen", deren durchgehendes Kennzeichen, vom Atlantik bis zum Pazifik, der Menhir als Seelen- und Ahnensitz gewesen sei (28). Beim Menhir konnte von Röder gezeigt werden, dass er die Umsetzung eines älteren Symbols, eines Pfahls oder Baumes, in die megalithische Denkweise darstellte (29). -118- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Hier besteht offenbar ein fliessender Übergang in vormegalithische oder nicht megalithische Denkweise. Zwar stellt die Megalithkultur nicht d e n festgefügten und einheitlichen Block dar, mit dem Wölfe} operierte; aber an einem etwas diffuseren und vielfältigeren Megalithikum kann nicht gezweifelt werden. Ganz einig kann man mit Wölfe} in der Ansicht gehen, dass das Megalithikum entschieden nichtindogermanischer Herkunft war, sodass also auch das norddeutsche bzw. südskandinavische Megalithikum zur nichtindogermanischen Basis des Germanentums gehört. Zweifellos tragen Ausdrücke wie "Missionierung" und "Weltreligion" durch Überhöhung des Tones zu Missverständnissen bei. Stuart Pigott (30) versucht dagegen ein Bündel von Faktoren anzunehmen, Eroberung, Missionierung, Verbreitung durch "Heilige" und Händler, Fanatismus oder kulturelle Diffussion eines bestimmten Lebensstiles - wofür man eigentlich Mode sagen könnte. Ausdrücke wie "Weltreligion" etc. rufen zwangsläufig die Vorstellung einer etablierten, dogmatisierten, verwaltend organisierten Weltreligion hervor. Dies ist gewiss nicht der Fall gewesen. Ein kleiner Kern, der eine bestimmte ethnische Identität besessen haben wird, sei sie sekundär oder primär, begann sich händlerisch oder günstige Siedlungsräume suchend, auszubreiten, konnte aber an ähnliche vormegalithische Gewohnheiten ansetzen und verlor vermutlich rasch seine Identität; d. h. auf dem grössten Teil unseres Gebietes verbreiten sich megalithische Vorstellungen eben durch kulturelle Diffussion (31). Man kann sich dies ähnlich wie die ausschwärmenden Bronzeschmieden vorstellen, die sicher eine Kaste und kein Ethnikum waren. Die Diffussion nach Osten darf man sich aber nicht als Eroberung vorstellen wie Wölfel, der die mykenischen Kuppelgräber von megalithischen Eroberern aus dem Westen erbaut sein lässt. Das ist so wenig beweisbar wie Wölfels Ansicht, dass die Seevölker aus dem Westen kamen ( 32). Die Seevölker waren eine Koalition verschiedener mediterraner Völker von Libyen, Sardinien bis Anatolien; natürlich können sie auch Splitter westlicher, ja nordischer -119- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Herkunft enthalten haben. Der See- und Nordvölkersturm mag übrigens das Vorbild für Platons Erzählung von den Atlantern darstellen, die Ur-Athen angegriffen hätten. Die Anwesenheit proto-germanischer Splitter - nicht germanischer - könnte der wahre Kern von Spanuths viel zu weit gespannten Ideen sein (33). Wölfet konnte seine Anschauung durch keine gesicherte absolute Chronologie stützen, ganz abgesehen davon, dass es sowohl für Mesopotamien wie Ägypten bis heute einen weiteren und einen engeren Ansatz gibt, der um Jahrhunderte differieren kann. Erst heute sind wir in der Lage, durch die schon erwähnte Kohlenstoff-14-Methode, verbessert durch Kalibrationskurven, die die Schwankungen in der Diffussion radioaktiven Kohlenstoffs berücksichtigen, gegenkontrolliert durch Dendrochronologie (Baumring-Chronologie), genauer zu datieren (34). Einen Überblick über erste Ergebnisse hinsichtlich des westlichen megalithischen Bereichs gibt C. Renfrew (35). Baumring-Zählungen haben gezeigt, dass die frühen Kohlenstoff-14-Datierungen bis zu 700 Jahre zu niedrig ausfielen. Daraus ergibt sich, dass die Ansicht, alle Kulturelemente, darunter auch die megalithischen, seien vom Osten her gekommen, nicht mehr länger haltbar ist (36). Die grossen Hoffnungen, die Renfrew weckte, wurden zunächst durch die Kalibrationskurven von Clark gestützt (37), aber durch Atkinson (38) wieder etwas gedämpft. Er weist darauf hin, dass damit die Theorie der Diffussion von Osten her noch nicht endgültig erledigt sei, da sich ja auch die ostmediterranen Daten als zu niedrig herausstellen könnten. Immerhin ist jedenfalls der ägyptische Pyramidenkomplex, sei er nun "enger" oder "weiter" datiert, als Ausgangspunkt der megalithischen Diffussion wohl endgültig erledigt! Die ältesten Megalithdenkmäler - Ganggräber und Kuppelgräber, besonders der Bretagne - sind wenigstens ein Jahrtausend früher anzusetzen. Auch das maltesische Megalithikum kann nicht mehr als von Ägypten, Kreta oder Palästina kommend gedacht werden, denn die ältesten megalithischen Denkmäler Maltas sind zeitlich ebenfalls vor den Pyramiden anzusetzen (39). In diesem Sinne bespricht L. Bernab6 Evans' Arbeit -120- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 über Malta (40) und meint, Evans' Arbeit sei zwar ein grosser Fortschritt, die zeitlichen Ansätze aber, von Evans ohnedies schon hinaufgerückt, seien immer noch zu knapp. Ja, er meint sogar, dass das westliche Megalithikum in Malta begonnen haben (41). Nur die Statuen der Göttinnen und Priesterinnen hätten ihren Ausgangspunkt in der Kykladenkult ur. Das westliche Megalithikum lässt sich gut in den allgemeinen chronologischen Ansatz einbauen, der geologisch gewonnen wurde, nämlich in die beginnende frühe Wärmezeit des Boreals im Übergang auf Atlantikum I (5500-4000 v. Chr.), also in die sogenannte mittlere Wärmezeit; sie bot günstige klimatische Bedingungen und förderte die Übernahme des Ackerbaus, der tatsächlich aus dem Osten kam (42). Daraus ergibt sich hinsichtlich der Mediterranea der Schluss, dass die Kulturbewegungen sozusagen hin- und herschwappten. Der erste grosse Kultureinfluss kam mit dem 8. vorchristlichen Jahrtausend von Osten her und brachte die Ahnen der "barbarischen" Völker des Westens, Proto-Bandkeramiker. Später wirkte das westliche Megalithikum grösstenteils durch Diffussion nach Osten! Im späteren Megalithikum machte sich umgekehrt ein zuletzt östlicher Einfluss in den Glockenbecherleuten bemerkbar, deren kaukasische Beziehungen kaum abzuleugnen sind; diese aber, die mit den späten Megalithikern offenbar teilweise verschmolzen, verbreiteten sich durch tatsächliche Wanderungen (Händler, Bronzeschmiede) wieder nach Westen, Mitteleuropa bis Polen. Im grossen und ganzen hat Wölfel hier, abgesehen von dem Gedanken nach Osten vordringender megalithischer Eroberer, grösstenteils richtig gesehen. Die kaukasischen Elemente im Baskischen, die meines Erachtens ganz unleugbar sind, könnten also sowohl auf die allgemeine Substratverwandtschaft als auch auf die Glockenbecherleute zurückgehen; das kaukasische Element könnte eine nachträgliche Stärkung durch Rekombination erfahren haben. Nach all dem stellt sich nun das Problem einer Megalithsprache. Es ist mit einem ursprünglichen kleinen ethni- -121- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen Kern zu rechnen, vielleicht an der französischen Nordwestküste als Ausgangsraum. Sprachlich lässt sich nicht mehr sagen, dass dieses Ausgangsethnikum, das man sich als Mischung kleiner Populationen vorstellen kann, dem protohamitischen Substrat angehört haben muss, das an der Basis des mediterranen Substrats liegt. Die ethnische Diffussion dürfte rasch durch kulturelle Diffusion ersetzt worden sein; eine geschlossene Megalithsprache kann es kaum gegeben haben, wohl aber eine Art megalithischen Fachwortschatzes, der trümmerhaft noch bis heute in Ortsnamen, Appellativen und Reliktwörtern lebt. Ihm gehörten vielleicht die vielberedete und erörterte Wurzel *kar- mit den möglichen Varianten *karr-, *kan(n)-, *kam-, *kragetc. an, deren ausserordentliche, semantisch übereinstimmende Verbreitung unmöglich auf blossem Zufall beruhen kann, vom Atlantik bis zum Kaukasus (43). Richtet man einen Blick auf das ostmediterrane bis indisch-pazifische Megalithikum, das von ganz verschiedenen Völkern und Kulturen getragen wird, so scheidet der Gedanke an eine Megalithsprache vollends aus; sie kann nur in kleinen Ansätzen, vermutlich in Form eines Inventars von Fachausdrücken, im Westen in den Ausgangspunkten best an den haben. Wölfel glaubt, diese Megalithsprache hingegen einer atlanto-libyschen Schicht zuordnen zu können, der er, wie schon der Name sagt, eine beträchtliche geographische Ausdehnung zuschrieb (44). Aber die mögliche sprachliche Ausgangszone muss in einem früheren Substrat gelegen haben, lang vor ausgebildeten berberischen Sprachformen. Für uns bleibt eine Megalithsprache, die fassbar wäre, ein Wunschgebilde; auch die einzige fortlebende nichtidg. Sprache Westeuropas, das Baskische, kann dafür nicht in Frage kommen, höchstens an der Basis dieser sehr gemischten und vielfach überschichteten Sprache könnte sprachlich Megalithisches in unserem Sinne mitgewirkt haben - aber keine Megalithsprache als Ganzes, als eine ausgebildete, von einem bestimmten Volk gebrauchte Sprache (45). Am ehesten ist die Gestalt der Grossen Mutter, der Muttergöttin, als ein verbindendes Element des Megalithikums vom Atlantik bis Indien anzusehen. Dies zeigt sich -122- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 auch in den nichtidg. Wurzeln einer Göttin wie Athene, der schon Herodot libysche Herkunft zuschreibt (46). Aber sie ist nicht ausschliesslich megalithisch, sie hat ja schon paläo- und mesolithische Wurzeln, erfuhr aber im Megalithikum Steigerung und Stärkung und die Einbettung in einen mutterrechtlichen Bezug, Eingliederung in schärfer umrissene Glaubensvorstellungen. Andrew Fleming (47) geht viel zu weit, wenn er die megalithische Muttergöttin als zentrale Gestalt überhaupt in Abrede stellt und sie nur für den mittleren westlichen Bereich (Südfrankreich, Korsika, Sardinien, Malta) gelten lässt, wobei er Glyn Daniels Arbeit (48) hyperkritisch angreift. Noch weniger ist ·akzeptabel, das Megalithikum insgesamt anzuzweifeln, wie es J. Mitchell tut (49). Hingegen ist die Entstehung des westlichen Megalithikums in verschiedenen lokalen Zentren mit sekundärer Diffussion, Wechselwirkung, Rückwirkung, durchaus debattierbar, wie dies Glyn Daniel annimmt. Er meint, dies könnten Jütland, die iberische Halbinsel, Südfrankreich und Malta gewesen sein (50). 3.- Der Cro-Magnon-Mensch Von der anthropologischen Bestimmung der alten Kanarier, d.h. insbesondere der Guanchen ausgehend, hatte sich Wölfel mit den Menschen von Cro-Magnon auseinanderzusetzten, d. h. mit jenem Typus des Homo sapiens, der an der Basis der Ethnogenese all der Ethnien und Populationen liegt, die unseren Forschungsbereich ausmachen. Der Mensch von Cro-Magnon, der Ahnherr aller heute lebenden Menschen, trotz starker Variantionsbreite der heutigen Menschheit, kann nicht über etwa 40.000 Jahre zurück verfolgt werden, obgleich seine Ahnenformen viel älter sein müssen. Der Mensch von Fontechevade (51) verkörpert den Übergang zum eigentlichen Cro-Magnon-Typus; ihm stand der Mensch von Aurignac als eine erste für uns greifbare Varietät wohl sehr nahe. Für beide erwägt Kühn (52) die Einwanderung vom Osten her, lässt aber den engeren Entstehungsraum völlig offen. Saller hingegen (53) nimmt, sich auf V. Dröscher berufend, als Entstehungsraum -123- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 den nahen Osten bis etwa Indien an. Das würde sogar etwa unseren Substratraum decken. Graham-Beck hingegen (54) denken an ungefähr gleichzeitige Ausbildung der verschiedenen Zentren, ohne diese genauer zu bestimmen. Unausgesprochen erscheint dahinter die Populationsgenetik, die "Hybridisierung" verschiedener untereinander f ruchbarer Populationen vorausgesetzt, deren Verschmelzung erst einen stationären Typus schafft, in unserem Fall eine "Rasse" oder "Rassenkomplex", wenn man so will. Die ausserordentlich weite paläolithische Verbreitung - vom Menschen des Mechta-Typs (Capsien) in Nordafrika mit seinen Beziehungen zur iberischen Halbinseln (55) bis zu den sibirischen Cro-Magnon-Funden von Dobronocovko und dem zentralasiatischen von Samarkand (56) - legt den Schluss nahe, dass das eigentliche Entzstehungszentrum irgendwo im Bereich zwischen dem Kaukasus, Anatolien und dem nahen Osten vermutet werden könnte. Allgemein-unverbindliche Aussagen wie "von Osten her", "aus Asien" sind demgegenüber etwas zu vage. Anthropologisch hat Fritz Paudler (57) mit voller Deutlichkeit gesehen, dass der Cro-Magnon-Mensch neben den "moderneren" Varietäten noch immer ganz kräftig fortlebt und dass sein atlantischer Aussenposten sich auf den K a n a r i s c h e n I n s e 1 n befand. Merkwürdig ist die Verteilung der heutigen Cro-Magnon-Schläge in Europa: sie ziehen sich in einem Bogen durch Frankreich, Norddeutschland nach Skandinavien, als ob es sich um die übriggebliebenen Spuren eines Wanderwegs handelte - aber in welcher Richtung? Der Titel von Paudlers immer noch lesenswerter und materialreicher Arbeit zeigt, dass er sich noch nicht ganz vom "romantischen" Begriffsinventar der Anthropologie gelöst hatte. Obzwar er selbst auch auf dunkelhaarige CroMagnon- Schläge verweist, so legt er doch den Nachdruck auf die hell pigmentierten Rassen. Inzwischen ist man von der Überbetonung eines einzigen Elements, aus dem man den ganzen Rassentypus erklären oder ableiten zu können glaubte, also etwa dem Pigmentverlust, abgekommen; heute weiss man, dass auch Schädelform, Körpergrösse und eben auch Pigmentierung nicht in dem Ausmasse wesentlich sind, -124- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wie man einst glaubte, von einer allzu starren Interpretation der klassischen Genetik befangen. Natürlich gibt es "Mendelpopulationen" sehr wohl - aber innerhalb eines weiteren genetischen Rahmens. Dem alten Begriffsinventar entspringen auch jene Theorien (oder vielmehr Hypothesen), wonach man glaubte, einer bestimmten Rasse oder einem Rassenkreis eine bestimmte Sprachform zuordnen zu können; so dem Menschen von Cro-Magnon etwa das Hamitische, Proto-Berberische oder Finno-Ugrische, Ural-Altaische etc. Im grossen und ganzen aber haben Eugen Fischers Anmerkungen zur A n t h r o p o l o g i e der a l t e n K a n a r i e r (58) noch immer ihre Gültigkeit. Er unterscheidet fünf anthropologische Typen: den mediterranen, den er grösstenteils auf portugiesische und spanische Einwanderer zurückführt; den groben mediterranen Schlag, den er für spezifisch berberisch erklärt; einen grazil-orientaliden (der allerdings höchstwahrscheinlich nur eine Variante des grazil-mediterranen Schlages ist); einen sehr alpinen Typus (der wohl auf spanische Einwanderer zurückgeht) und eben den cromagnoiden, der teilweise auf gehellt ist (59). Dieser, besonders der aufgehellte, unterscheidet sich stark von den aufgehellten Typen unter den Rifkabylen und den blonden Libyern, die von den alten Ägyptern dargestellt wurden; diese sind eher der "nordischen" Rasse zuzuordnen. Es muss daher entweder für den cromagnoiden Typus der G u a n c h e n mit einem Inselisolat gerechnet werden (Verstärkung des Typs durch Inzucht und Rekombination, vielleicht in einer genetisch isolierten Führungsschicht) oder es steckt darin ein Hinweis, dass die ersten Cromagnoiden, die wohl die ersten Siedler darstellen dürften, nicht über Afrika, sondern über Spanien gekommen sind. Die völlige Abwesenheit des armenoiden Typs könnte bei aller Vorsicht gegenüber Schlüssen e silentio/ex absentia - darauf hinweisen, dass die Vorfahren der ältesten Kanarier noch vor der Ankunft der Glockenbecherleute in Spanien auswanderten. Dies könnte eine Einwanderung schon -125- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 um etwa 3000 v. Chr. bedeuten. Dass Cro-Magnon-Schläge an der Entstehung aller Europiden mit beteiligt sind, ist zu vermuten. So sind die vorindg. Elemente in der Ethnogenese der Germanen ihnen mindestens teilweise zuzuschreiben, ohne dass man deshalb einfach das Megalithikum als Kultur der späteren CroMagnon- Nachkommen auf fassen dürfte. Gar nicht wollen wir Paudler folgen, wenn er sich auf das Gebiet der Rassenspychologie begibt, wofür selbst unsere heutigen Kenntnisse nicht im entferntesten ausreichen, ganz abgesehen von der damit verbundenen Gefahr unbegründeter negativer oder auch positiver Wertungen. So wenn Paudler glaubt, dem Menschen vom Cro-Magnon besonderen Konservativismus zuschreiben zu dürfen (60). Richtig ist Paudlers Hinweis, dass die nordwestdeutschen Flussnamen zum Teil (61) voridg. Herkunft sind; heute sind wir aber auch da vorsichtiger und müssen sagen, dass unter einer Schicht vorgermanischer, aber idg. Namen eine weitere nichtidg. Schicht steckt (62). In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Paudlers, von Sigmund Feist übernommene Behauptung, dass der Wortschatz der germanischen Sprachen zu einem Drittel nichtidg. sei, gewaltig übertrieben ist (63). Der Prozentsatz (natürlich des Grundwortschatzes) ist bedeutend geringer (vielleicht 10%), aber umfasst wesentliche Wortfelder: Meer, Schiffahrt, Küste, Geländeform, Gewässer (64). Die Kritik an solchen Auffassungen darf freilich nicht soweit gehen, dass Substrate im Germanischen überhaupt (mit unzureichenden Gründen) geleugnet werden (65). 4.- Ethnogenetische Grundbegriffe Schon aus prinzipiellen Gründen ethnogenetische Voraussetzungen und Folgerungen der Populationstheorie - ist anzunehmen, dass es sich beim Cro-Magnon-Menschen weder um ein einheitliches Volkstum noch um eine einheitliche Sprache gehandelt haben kann. Die Gleichsetzung zwischen Rasse und Sprache ist eine durch nichts beweisbare "romantische" Erfindung, die zu vielen irrtümlichen Wertungen - im Sprachlichen wie im Anthropologischen - -126- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anlass gegeben hat (66). Die ethnogenetischen Voraussetzungen zeigen, auf wie vielfältige Weise Stämme/Völker entstehen können. Gerade die für einen Stamm schmeichelnde Vorstellung, als "einander gleiche" homogene Gruppe von einem Urahn oder Urpaar abzustammen, zählt zu den allerseltensten Möglichkeiten. Dabei ist auch darauf hinzuweisen, dass es nicht angeht, den modernen Volks- oder gar Nationsbegriff einfach in die Vergangenheit zurückzuprojizieren. Dasselbe gilt aber auch für die modernen Nationalsprachen, die allesamt künstliche Gebilde sind, die durch ökonomische, politische, administrative, religiöse Systmatisierung entstanden sind; sie können nicht ohne weiteres mit den Dialekten, Dialektgruppen, Dialektpopulationen, Stammessprachen etc. schriftloser Völker verglichen werden. Modeme Schriftsprachen sind ein verhältnismässig junges Phänomen. Wir sprechen grundsätzlich von Stämmen und betrachten das Volk als Potenzierung und Weiterung eines Stammes oder als Mischung mehrerer. Viele Stämme entstanden durch Zusammenschluss von Grossfamilien, Clans, Zadrugas, die allmählich zusammenwuchsen oder auch zusammengezwungen wurden. (Vgl. den Kern der späteren australischen Nation, die aus Deportierten entstand, die sich zusammenschliessen mussten, um zu überleben). Andere Stämme entstehen durch Asylgewährung und Frauenraub. (Vgl. die Keimzelle Roms: Asyl und Frauenraub!). Andere wiederum entstanden durch einen religiösen Bund, durch einen kriegerischen Männerbund, durch Zusammenschluss Landflüchtiger, durch bewusste Abspaltung, den Auszug der Jungmannschaft, durch Auswanderung infolge Unterdrückung, Hungersnot, Landmangel; durch Aufnahme vieler Volkssplitter, durch verfassungsmässige Abgrenzung, Territorialgrenzen, durch den Druck einer feindlichen Bevölkerung, durch eine scharfe geographische Grenzziehung, sei es Gebirge, Fluss, Meer (67). Es kann aber Völker geben, denen wesentliche Bestimmungsstücke fehlen: sie haben weder ein gemeinsames Territorium noch eine gemeinsame Sprache, wie Juden und Zigeuner; oder sie haben kein gemeinsames Territorium wie die Haussa (68). -127- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Hier ist der Ort, den schon angezogenen Begriff der Populationstheorie zu erörtern. Hiebei handelt es sich um eine analoge - keine direkte - Übertragung aus der Populationsgenetik (69). Ihr Grundtheorem besagt, das jedes Individuum einer Mendelpopulation einer untereinander fruchtbaren Gruppe - nur über einen Teil, niemals über alle Erbanlagen der Gesamtpopulation verfügt. In keinem Individuum sind daher alle Möglichkeiten der betreffenden Rasse verwirklicht. Die Gesamtheit aller dieser Erbanlagen ist der Genpool. Gerade in den kleinen Populationen kann durch Gendrift in kurzer Zeit eine erhebliche Veränderung vor sich gehen. Diese Gendrift wird durch Heiratsgewohnheiten, Krankheiten, soziale Faktoren, Kindertötung, Verschiebung des Heiratsalters, wirtschaftliche und psychologische Faktoren bestimmt. Die Evolution verläuft daher über Populationen, nicht über Individuen. Adolf Portmann (70) präzisiert kritisch: es meint, dass historisch belegte Formen oder Formenkreise, die wir der Variantionsbreite des Genpools zuschreiben möchten, auch durch Rekombination ähnlicher Formen entstanden sein können. Auf das ethnogenetische Problem der alten K a n a - r i e r angewendet hiesse das, dass das proto-berberische Element gerade durch Einwanderung berberischer Gruppen verstärkt worden sein kann - nach der Conquista also -, weil diese Gruppen ihrerseits proto-berberische Elemente mitgebracht haben können (71). Populationsgenetik bedeutet auch, dass alle Vorstellungen, die mit Begriffen wie Urpaar, Urheimat, Urvolk, Ursprache operieren, kritisch zu betrachten sind, nicht wörtlich genommen werden dürfen, sondern bestenfalls eben Modellvorstellungen, Behelfe sind. Die analoge Übertragung der Populationsgenetik auf die Sprache nennt man Populationstheorie. Auch ein bestimmtes Individuum verwirklicht niemals alle Möglichkeiten einer Sprache, so wenig wie eine bestimmte Population alle Möglichkeiten der Sprache überhaupt verwirklicht. In einer Dialektpopulation - einer Gruppe untereinander nahe "verwandter" Dialekte - sind daher noch mehr Möglichkeiten verwirklicht. Die Möglichkeit, untereinander unbegrenzt fruchtbar zu sein, die eine Population kenn- -128- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zeichnet, bedeutet in der Übertragung auf den sprachlichen Bereich, dass zwei Dialekte untereinander noch verständlich sind. Die linguistische Populationstheorie schliesst das alte Stammbaummodell - wie immer auch modifiziert - nicht aus, sondern schliesst es mit als eine Möglichkeit unter eingeschränkten und besonderen Bedingungen ein, zeigt es als Sonderfall unter vielen mögliche anderen. Dies gilt für die erste Modifikation der Stammbaumtheorie durch Johannes Schmidt, die sogenannte Wellentheorie und deren Modifikation durch Trubetzkoy (72). Innerhalb einer solchen linguistischen Population gibt es daher Selektion, Sprachdrift, Konvergenz, Rekombination. Aus den obigen Prämissen folgt auch, dass es eine rein sprachi mmanente Linguistik nicht geben kann. Es ist ja schon die Unterscheidung zwischen Dialekt und Hochsprache/ Regionalsprache etc. mit Hilfe rein sprachlicher Charakteristika, etwa des Prinzips der gegenseitigen Verständlichkeit, gänzlich unmöglich; es müssen psychologische, historische, territoriale Gesichtspunkte hinzutreten, besonders aber muss das Sprachbewusstsein der Sprecher selbst befragt werden. Hier ist auch des scheinbaren Widerspruchs zu gedenken, der darin liegt, dass einerseits die Monogenese des menschlichen Geschlechts als sicher zu gelten hat - alle Menschenrassen sind untereinander fruchtbar, verhalten sich also wie eine einzige Mendel-Population · komplexester Art - anderseits der Gedanke eines Urvolkes und einer Ursprache unvollziehbar ist. Die Populationsgenetik und die Populationstheorie vermögen diesen Widerspruch aufzulösen. Auf dem Hintergrund der populationstheoretischen Gedanken kann auch die vielberedete Urverwandtschaft zwischen Hamitisch und Semitisch neu durchdacht werden. Sie löst sich in eine Schimäre auf, das gegenseitige Verhältnis ist trotz zahlreicher Übereinstimmungen viel komplexer zu denken, als es ein Stammbaummodell darstellen könnte. Während für die semitischen Sprachen ein modifiziertes Stammbaummodell am ehesten eine zureichende Beschreibung liefert, ist dies für die hamitischen (berberischen, kuschitischen) Sprachen höchst unwahrscheinlich. Ebenso wenig kann die Beziehung zwischen Hamitisch und Semitisch -129- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 nach dem Stammbaummodell abgehandelt werden. Die Berbersprachen stellen eine Dialektpopulation dar, die mit dem Semitischen ein gemeinsames Substrat verbindet, das nicht mit dem mediterranen identisch ist. Hiezu kommen nachträgliche Konvergenzen u n d Überschichtungen, wie sie uns das Altägyptische als Modell zeigen kann: eine protohamitische Sprache mit einem noch älteren Substrat, nachträglich von einer semitischen Sprache überschichtet. Natürlich können sich typologische Ähnlichkeiten auch nachträglich durch Konvergenz, Oberschichtung, massive Entlehnung struktureller Elemente herstellen, aber typologische Ähnlichkeit bedeutet noch lange nicht genetische Beziehung. Niemand wird es einfallen, die ostasiatischen, die westsudanischen und die zentralamerikanischen Tonhöhensprachen für genetisch verwandt zu halten; ebenso wenig sind etwa agglutinierende Sprachen schon deshalb miteinander verwandt (73). Wölfe} befand sich in seinen Ansichten über Sprachverwandtschaft auf dem Wege zu schärferer Scheidung und Unterscheidung, ging diesen Weg aber nicht weit genug (74). S.- Sprachwisenschaft als Kulturwisenschaft Mit seiner Forderung nach einer kulturwissenschaftlich und kulturgeschichtlich orientierten Sprachwissenschaft (75) folgt Wölfel einerseits den Forderungen jener Schule der Sprachwissenschaft, die die Losung "Wörter und Sachen" auf ihr Banner geschrieben hatte, anderseits zog er die Folgerung aus der Tatsache, dass der Fragenbereich "Weissafrika, Megalithikum, alte Kanarier, mediterranes Substrat" von einer einzigen Wissenschaft aus nicht zu bewältigen ist, sondern, wie man heute sagen würde, "interdisziplinäre" Anstrengungen erfordert. Dazuz muss bemerkt werden, dass eine Sprache selbst - die Sprache überhaupt - eine interdisziplinäre und ganzheitliche Behandlung verlangt, weil Sprachen eben mehr als nur Sprachen sind, sondern Systeme, Strukturen, Komplexe von Symbolen und Zeichen, Träger geschichtlichen Niederschlags, Ausdrucksformen von Weltsichten und Weltanschauungen, deren Niederschlag sich bis in die grammati- -130- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen Kategorien hinein zeigt. Sprachen drücken eine bestimmte Kultur, verschiedenartige Kultureinflüsse aus; sie sind Werkzeuge der Weltgestaltung und Daseinsbewältigung. Auch von daher gesehen ist Wölfels Ausdruck "Megalithreligion" überzogen und zugleich zu einseitig; man sollte besser von einer religiös betonten Megalithkultur sprechen. Obgleich Wölfet der Wiener Schule der Ethnologie bzw. Religionswissenschaft entstammte, hütete er sich doch, etwa im Sinne der Kulturkreislehre (76) einen megalithischen Kulturkreis zu konstruieren. So entging er den Fehlerquellen, die in der systematischen Konstruktion weltweiter Kulturkreise liegen, was notwendig zu gewaltsamen Schematisierungen führt. 6.- Zum Begriff des Substrats, Substratprobleme Der Begriff des Substrats - zuerst hinsichtlich der voridg. Relikte des Lateinischen und der Mediterranea gebraucht - besagt, dass sich in einer Sprache als Relikte oder Überreste gewöhnlich erstarrte Reste einer älteren Sprache finden, die man meist bestimmten Wortfeldern zuordnen kann. Häufig finden sie sich in Orts- und Flurnamen, besonders auch in Gewässernamen. Das Superstrat hingegen stellt eine jüngere Schicht dar, die Sprache eines Eroberervolkes, die eine andere Sprache überschichtet. Sprachen, die Substrate, Superstrate enthalten, sind Mischsprachen. Dabei dürfte es kaum eine Sprache, wenigstens keine Kultursprache geben, die nicht Mischsprache wäre. Dies bezieht sich nicht nur auf den Wortschatz, sondern auch auf Struktur und Morphologie; das heisst auch sagen, dass es, selbst typologisch gesehen, keine typologisch reine Sprache gibt. Möglicherweise sind dies Sprachen allereinfachster Art, wie sie von WildbeuterRestvölkern gesprochen werden, wie z. B. den Phi-TongLuang der malaischen Halbinsel (77). Gerade für die idg. Sprachen gilt, dass keine ohne Substrat angetroffen wird, sei es idg. oder nichtidg. Herkunft. Um so mehr verwundert es, wenn ein Sprachforscher vom Range Otto Jespersens der Sprachmischung und damit auch dem Substratbegriff nur geringe Aufmerksamkeit -131- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 schenkt (78). Die mannigfaltigesten Mischungen sind denkbar. Etwa das verschollene Esseger Deutsch der alten Monarchie, das ein Deutsch mit kroatischer Syntax und kroatischer Rechtschreibung war; oder das Pennsylvania Dutch, ein Deutsch mit englisch-amerikanischer Syntax und vielen englischen Lehnwörtern, das heute noch von einigen hunderttausend Amerikanern gesprochen bzw. verstanden wird. Auch die Kreol- und Pidgin-Sprachen gehören hieher, wobei es sich bei den Pidginsprachen (auf englischer, französischer, deutscher Basis) um Behelfssprachen neben den eigentlichen Sprachen handelt, während Kreolsprachen einstige Pidginsprachen sind, die zur Muttersprache wurden. Dabei kann es vorkommen, dass sich die einstige Basissprache als Superstrat gehalten hat, so Hochfranzösisch als Sprache der Gebildeten in Haiti über dem Kreolfranzösisch der breiten Volksmassen (79). Substrat im strengeren Sinne sind aber prähistorische Relikte in einer Sprache, die also eine ältere Schicht darstellen - etwa die oft voridg. Reliktwörter in den Alpen und Pyrenäen, die allen Alpen- und Pyrenäendialekten gemeinsam sind; oder das balkanische Substrat, das dem Rumänischen, Griechischen, Albanischen gemeinsam ist, weniger dem Serbischen und Bulgarischen, gar nicht dem Ungarischen. Es kann natürlich mehrere Substrate übereinander geben, so die vor griechischen aber idg. Substrate des Griechischen und die voridg. Substrate, die es mit der Mediterranea verbinden. In der Frage der Mischsprachen und Substrate (80) ist auch die Frage der Lehnwörter einzubeziehen: Lehnwörter in einer Sprache konstituieren noch keine Mischsprache an sich, da Lehnwörter, die für uns erkennbar sind, ja jüngeren Schichten angehören müssen, die mit Nachbarsprachen, besonders schriftlich überlieferten, verglichen werden können; so etwa die lateinischen Lehnwörter in den germanischen Sprachen. Damit bilden sie aber auch kein lateinisches Substrat in den germanischen Sprachen, aber auch kein Superstrat, sonder streng genommen ein Adstrat, denn die lateinischen Lehnwörter des Germanischen verbreiten sich nicht durch prähistorische Vorgänger, nicht durch rö- -132- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 mische Herrschaft, sondern durch kulturelle Diffussion; deshalb gehören sie auch bestimmten Wortfeldern an: Kulturpflanzen, Bauen in Stein und Ziegel etc. Entlehnung konstituiert also an sich weder Mischsprache noch Stratum. Erst wenn die Entlehnungen gehäuft den Grundwortschatz betreffen, wie im Baskischen, spricht man von Mischsprache. Es gibt daher keinen prinzipiellen Unterschied zwischen substrathältiger und lehnworthältiger Sprache, wohl aber einen der historischen Tiefe; eine prähistorische Vorbevölkerung muss den Substrat- oder Reliktwortschatz hinterlassen haben. Für unser Forschungsgebiet hat das grösste Interesse die Substratschicht des mediterranen Raumes, das mediterrane Substrat, das wir uns als eine Gruppe nah verwandter Dialektpopulationen vorstellen müssen, nicht völlig einheitlich, aber einander doch so nahe, dass Gemeinsamkeiten überwogen haben müssen. Dieses sicher nichtidg. Substrat war höchstwarscheinlich mit dem Hamitischen, Semitischen, Indogermanischen und Westkaukasischen verwandt, nicht durch gemeinsame Abstammung im Sinne eines genetischen Modells, sondern durch Konvergenz in Übergangszonen. Von diesem Substrat ist natürlich das idg., aber vorlateinische oder vorgriechische Substrat zu scheiden. So ist nicht etwa alles, was uns als "pelasgisch" überliefert wurde, deshalb schon vorindogermanisch. Es enthält seinerseits sowohl wenigstens zwei idg. Schichten, dem Illyrischen und dem Thrakischen nahestehend, und mehrere miteinander verwandte voridg. Substrate (81). Für den weiten Raum zwischen Kaukasus und Atlantik - mit Ausstrahlungen nach Indien und Westafrika - ergibt sich das Vorhandensein dieses Substrats aus zahlreichen Wort- und Kulturanalysen. Dabei mögen die Beziehungen der einzelnen Populationen, Stämme, Völker, Ethnien untereinander sogar einst enger gewesen sein als die heutige trümmerhafte Evidenz nahe legt - sehen wir diese doch in verschiedener zeitlicher Tiefe, durch verschiedene Überlieferungsmöglichkeiten hindurch. Es ist hier nicht die Absicht, alle Wort- und Kultur- -133- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 analysen vorzuführen, die den Begriff eines mediterranen Substrats in unserem modifizierten Sinne zwingend fordern. Bei jeder einzelnen "Gleichung" könnte man auf Zufall, Elementarparallele, auf lokale Entlehnung oder Konvergenz schliessen; in der Masse der Beweisstücke haben wir eine kumulative Evidenz vor uns. Forscher wie Johannes Hubschmied, Giacomo Devoto, Alfredo Trombetti (ohne uns mit dessen Monogenese der Sprachen zu identifizieren) oder Julius Pokorny (82) haben hier entscheidende Vorarbeit geleistet. Wesentlich für unseren Kultur- und Sprachraum ist die megalithische Komponente, auf die Wölfe! entscheidend hingewiesen hat. Das heisst nicht, dass man deshalb das Megalithikum als Grundschicht ansehen dürfte, die an der Basis aller Hochkulturen stünde. Aber von einer entscheidenden Megalithisierung dieses Raumes muss gesprochen werden; dies zeigt etwa der Komplex Menhir - Grabstele; auch die griechische Grabstele ist am besten als Fortführung und lntegrierung megalithischer Gedanken aufzufassen - der Stein als Seelensitz wird zum Gedenkstein (83). Weiteren Überblick hinsichtlich des Begriffs Substrat gibt Pokorny mit Beispielen aus dem Bereich des Indogermanischen (84). Er macht insbesondere darauf aufmerksam, dass es sich bei Substraten und Sprachmischungen auch um soziale Vorgänge und Schichtungen handelt, "weshalb chronologisch jüngere Denkmäler ... einen weitaus älteren Sprachzustand repräsentieren können", was am "Emporkommen bisher unterdrückter Schichten" liegt (85). Von der Sicht der romanischen Sprachen aus behandelt Tagliavini (86) das mediterrane Substrat unter dem Begriff der "vor romanischen Substrate", die also idg. und voridg. Schichten umfassen. In einem eigenen Kapitel warnt Tagliavini vor den Gefahren und den Übertreibungen in der Substratforschung, besonders im Hinblick auf nichtidg. Substrate des mediterranen Raumes, ohne die Existenz dieser Substrate an sich zu bezweifeln. Insbesondere findet er zwei Arbeiten über die "Paradewurzel des Mediterranen" wie sie Tovar nennt (87), nämlich die Wurzel *kar- mit ihren Varianten als zu gewagt und zu weit gespannt (88). Indessen darf diese Wurzel, kritisch betrachtet, als gesi- -134- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 chert angesehen werden; ihr Bereich ist so gross, phonetisch wie semantisch übereinstimmend, vom Atlantik bis zum Kaukasus, das man weder an Zufall noch an Elementarparallele glauben kann (89). Es ist daher nicht meine Absicht, dieses ganze "Wurzelgeflecht" vorzuführen, aber doch, auf seine Bedeutung hinzuweisen, hat diese Wurzel doch nichtidg. u n d idg. Vertreter und hat, wie uns etwa die Wurzel im bretonischen Carnac zeigt - eine keltische Fortbildung der Wurzel, etwa "Ort der Steine" bedeutend - megalithische Verknüpfungen wie auch die parallele Wurzel *lap/lab/labr-. Es ist wichtig, auf die baskischen, berberischen und kaukasischen Beziehungen der Wurzel *kar- hinzuweisen. Dass es hier immer noch Zusammenhänge zu entdecken gilt, zeigt der Zusammenhang zwischen dem keltisch geformten "Carantania" (mit nachfolgender lat. Oberformung), dem französischen Charente (Fluss und Landschaft im Bereich von Cognac) und dem alten Namen Norwegens "Harund", die sich alle mühelos auf eine Grundlage *karant- zurückführen lassen, etwa "Felsenland" bedeutend. A usserhalb unserer "Paradewurzel" seien einige wenige Wörter bzw. Wurzeln vorgeführt, deren Beziehungsgefüge nicht als Zufall abgetan werden kann. Das herber. "adrar" = "Berg, Gebirge", altkanar. "adar" = "Klippe" (90) erscheint im gr. Reliktwort "othrys" = "Berg", im Namen des thrakischen Stammes der "Odrysai", im Namen der thrakischen Berggöttin "Adrasteia" (volksetymologisch umgedeutet als "Unerbittliche"); denselben Namen führt die kretische Amme des Zeus; ferner im Namen des sikulischen Berggottes "Adranus", der zugleich Feuergott war und noch im Namen des Ortes "Adranum", heute "Aderno" am Fusse des Ätna fortlebt; man wird kaum fehlgehen, darin den alten voridg. Namen des Ätna zu erblicken. Bemerkenswert ist das Kossovo- albanische Wort "odrar", das "Berg" und "Wald" bedeutet; dazu das bask. "adar" = "Horn, Felszacke", wozu das gall. "adarca" = "Horn" stimmt. Möglicherweise ist "Atlas" eine griechische oder schon vorgriechische Umformung unseres Wortes; dazu kommen die idg. Anknüpfungen, die nicht abzuweisen sind, seien sie nur durch Volksetymo- -135- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 logie, Entlehnung, Urverwandtschaft zur erklären: lat: "arduus" = "steil, hoch", ir. "aird" = "Spitze", gr. "orthos" = "aufrecht", sanskr. "urdhvas". Dazu der Name der Ardennen, gallokelt. "Arduinna" und der gleichbedeutende des kleinen Gebirges "Ardey" an der Weser. Das gr. "Lamia/Lamo" und die bask. "Lamina" sind beide dämonische weibliche Numina, die in Höhlen erscheinen (91). Der illyrische Name "Bato", der libysche Königstitel "Bat(t)os" in der griechischen Kyrenaika, der etr. "patu" = "Herrn", der georg. "batoni" = "Herr", der kar. Name "Baten", der pannon. "Bathinus", der gall. "Batus", das bask. "bat" = "eins", das alban. "bats" = "älterer Bruder", der sumer. "patesi" = "Herr, Herrscher" stimmen zum idg. "*potis" = "Herr", das in goth. "-faths" in Zusammensetzungen erscheint; lat. "potestas" = "Herrschergewalt". Das Wort, dem sichere weitere idg. Anknüpfungen fehlen, ist offensichtlich auch in das Wort für "Vater" "*pater" hineingedeutet worden als Erweiterung eines alten Lallwortes "*pa", das ja noch immer in vielen Sprachen familiär den Vater bezeichnen kann (92). Das bask. "argi" = "hell" hat seinen nächsten Verwandten in lat. "argenteum" = "Silber", also "das Glänzende"; dazu osk. "aragetud", altir. "argart" (das sich vielleicht mit dem verwandten und entlehnten lat. Wort deckte), gr. "argyros", altind. "arjunah" = "glänzend", got. "airkneitha" = "Reinheit", toch. A "arki" = "weiss". Dazu gehören zahlreiche Flussnamen, die also unseren vielen Weissenbächen entsprechen, wie der Name des Argen (zum Bodensee), die Egers (zum Rhein in Elsass, 1348 Ergentza, aus "*Argantia") (93). Auch die Dragonja, einer der kleinen istrischen Flüsse, gehört hieher - der Name ist aus dem illyr. "Argaone" umgedeutet. Wir haben die Arganza in der Provinz Oviedo (Spanien), die Argentona in Katalonien, die Argenton im Departement Indre. Auch der Name des höchsten inneranatolischen Berges, des heutigen Erciyaz Dagh, Mons Argaeus, Argaios, gehört hieher. Er ist nach einer Schneekuppe benannt, die sich auch im Sommer hält. Dem Namen der kultische Doppelaxt, labrys, wird man -136- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Beziehungen zur Wurzel "*lap-/lab-/labr-/lav-" kaum absprechen können, wie immer man sich das lautliche Verhältnis der Varianten untereinander im einzelnen denken mag. Kultisch wurde sie auch in Kreta und in Westanatolien verwendet (Labrandos, Labraundos). Ursprünglich wird sie ein Blitz- und Donnerkeilsymbol gewesen sein, wie der wesensverwandte tibet. "dorje" und der ind. "kila". Der Stamm von lat. "lapis", 1yd. "laprisa" = "Steinmauer"(?), kommt wohl aus dem Karischen (94). Der Kurzform "lava" entstammt neapolitan. "lava", das in den geologischen Wortschatz der europäischen Sprachen überging wie ein anderes altes Reliktwort aus dem Savoyardischen, "Moräne" = "Geröll, Schotter". Der Name eines alten Felssturzes bei Rovereto "I Lavini", deutsch "Steinernes Meer" (95), gr. "laas, laryes" = "Stein", "laura, laureion" = "Bergwerk", heute "Höhle". Hieher gehören auch Lavinium in Lukanien, Sublavio in Venetien (96). Welche Weiterungen die Wurzel haben kann, aus der abgeleiteten Bedeutung "Höhle", zeigt lat. "lepus", franz. "lapin" = "Hase, Kaninchen" (97). Merkwürdig bleibt slowen. "lapor" = "Mergel". Eine besondere Lautentwicklung nahm umbr. "vaper" = "Stein" - "l" wurde zum Halbvokal mit "u"-ähnlichem Klang. Ein Flussname verbindet Westeuropa mit Westafrika - der . "Taj/Tejo" entspricht dem Hausa "tagus" = "Fluss", aber auch dem schott. "Tay". Hiezu der "Tagonius", ein Nebenfluss des Tajo, heute Tajuna. Ein weiterer Flussname reicht vermutlich über die ganze Mediterranea: Duero/Douro. Er ist sprachlich eines mit den beiden ligur. "Doria", die Plinius erwähnt (98), heute "Dora Riparia" und "Dora Baltea" in den ligurischen Alpen. Aber auch der Duranus, die heutige Dordogne, gehört hieher. Möglicherweise auch der Adour in Südfrankreich mit einem voridg. Präfix. Die f rz. Durance und der Duras der Ostalpen, die heutige Thur (99). Ein kleiner irischer Fluss ist der Dur (100). Der Wadi Dra in Marokko hiess in der Antike Daras. Im Departement Chantal fliesst die Doire, antik Duria. Der Geograph von Ravenna (101) kennt einen Fluss Durbis, heuta La Dourbie, das alte Durbiae in A veyron - wie so oft Fluss- und Landschaftsname. -137- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Vielleicht mischt sich in den Namen des Adour - antik Aty(y)rios (102) - das baskische "iturri" = "Quelle". Zu den Töchtern des Okeanos zählt Doris, die Mutter der Nereiden und ihr männliches Gegenstück, Dorös, der heros eponymos des dorischen Stammes, entspringt wohl derselben Wurzel. Ein Wort wie das gr. "alphi" = "Gerste" reicht von Zentralasien bis in die östliche Mediterranea - alban. "el 'p" (103). Gerade das Albanische erweist sich des öfteren als Bewahrer von Reliktworten, so alban. "ardhi", das genau dem bask. "ardo" = beide "Weinstock" entspricht und dem armen. "ort". Bask. "tsakur" = "Hund" entspricht sowohl dem sard. "gagaru" als auch dem georg. "dzogli" bzw. dem las. "dzogori ". Das Problem des Mutterrechts Auf kulturellem Gebiet zeichnet sich die Mediterranea durch die besondere Stärke der Beziehung zum Stierkult und zur Magna Mater aus, oft in ursprünglicher Verknüpfung, die ins Paläolithikum zurückweist, wie die Frau mit dem Büffelhorn unter den Reliefs von Laussel zeigt. (Der Name Laussel gehört übrigens zum mediterranen Reliktwort "*lousa/lausa" = "Steinplatte"). Die Magna Mater und der Stier sind also das weibliche und das männliche Prinzip (104). Die Betonung der Magna Mater im mediterranen Raum geht auf mutterrechtliche Strömungen zurück, die diesem Raum wohl das Megalithikum vermittelt hat. Diese Beziehungen reichen bis in den indischen Raum (105). Zum Mutterrecht muss bemerkt werden, dass es zwar nicht die Bedeutung hat, die ihm Bachofen zuschrieb; es war nicht weltweit verbreitet, es war keine allgemeine Entwicklungsstufe der Menschheit, die einer vaterrechtlichen vorausgegangen wäre. Der klassische Komplex, wie ihn Bachofen mit apodiktischer Sicherheit verkündete (106), enthielt die Vorstellung, dass die männliche Zeugung unwichtig sei; daraus ergab sich die ethnologische Legende, es habe Völker gegeben, die den Zusammenhang zwischen -138- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Zeugung und Empfängnis nicht kannten - em längst widerlegtes Märchen (107). Weitere Merkmale des klassischen Mutterrechts: die Mutter galt als alleinige Bezugsperson, Erbfolge gab es nur in weiblicher Linie, nur weibliche Vorfahren wurden gezählt; die matrilokale Heirat oder Besuchsehe, Urmütter als alleinige Ahnherrinnen, beherrschende Rolle von Fruchtbarkeitsgöttinnen, Unterweltsgottheiten als Erdmütter und Todesgöttinnen, Verehrung des Mondes, nicht der Sonne, daher Mondessymbolik; Zweistufentheorie, wonach es zuerst den Ursumpf des Hetärismus, der allgemeinen Promiskuität gab, worauf die Gynaiokratie als Bändigung und Disziplinierung folgte (108). Die strengen Regelungen der gynaiokratischen Ehe werden durch die Göttin Demeter symbolisiert. Das Vaterrecht folgt dem Mutterrecht und ist ein männlicher Aufstand gegen das Matriarchat. Alle Erscheinungen des Mutterrechts stehen in einem geschlossenen Zusammenhang. Der Kampf des demetrischen Prinzips mit dem hetärischen und des matriarchalen mit dem patriarchalen spricht sich in Mythen und grossen Symbolzusammenhängen aus. Das Mutterrecht lässt sich, obgleich universal, am besten aus "pelasgischen" Quellen ableiten. Diese von Bachofen erschaute Komplexität ist selbst ideologisch, ja ein Mythologem. Nirgendwo waren a l l e Merkmale des Mutterrechts jemals in e i n e r Gesellschaft verwirklicht. Schon die Rolle, die der Mutterbruder - und da wieder, falls vorhanden, der ältere Bruder - in mutterrechtlichen Gesellschaften spielte (man denke an den germanischen Ohm, den Mutterbruder, gegenüber dem Vetter, Vaterbruder; die heutige Bedeutung von Vetter ist sekundär) spielte und spielt (z. B. auf den Trobriandsinseln östlich Neuguineas), hätte vor allzu schematischen Unterscheidungen und Einteilungen warnen müssen; in der Rolle des Mutterbruders scheinen vielmehr mutter- und vaterrechtliche Vorstellungen einen Ausgleich eingegangen zu sein. Wölfel hat die Kritik am Mutterecht nur am Rande mit vollzogen und nicht konsequent durchdacht (109). Kritik am Mutterrecht heisst nicht, dass das Mutterrecht eine reine Konstruktion wäre: es hat existiert, aber eben nicht -139- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 in der vollständigen und systematischen Form, wie sich der Jurist Bachofen das dachte. Eine spezifische Verbindung des westlichen Megalithikums (mit Ausstrahlungen bis nach Indien) mit der Gestalt der Grossen Mutter in mutterrechtlicher Einbettung darf als sicher gelten. Aus dem Bereich Wölfels "Westkultur" hebt sich eine Region besonders heraus, die des alten Irland. Eine Analyse des Altirischen zusammen mit ethnologischen und volkskundlichen Befunden, wie sie Pokorny aufführte (110), zeigt im ganzen unwiderlegbar das Vorhandensein eines nichtidg. Substrats von sehr starker Durchschlagskraft. Pokorny, der nicht nur Wortanalysen durchführte, sondern auch Syntaktisches und Morphologisches einbezog - dies sogar hauptsächlich -, nennt dieses Substrat "hamitisch". Im Sinne unserer Überlegungen müsste es "proto-hamitisch" heissen. Im kulturellen Bereich kann Pokorny auf besonders starke Spuren des Mutterrechts verweisen, das Irland übrigens auch mit den Pikten, d. h. deren voridg. Basis verbindet ( 111). Schwieriger ist es, die Couvade, auf die sich Pokorny bezieht, das "Männerkindbett" also, in den mutterrechtlichen Komplex einzubeziehen. Die klassische Anschauung besagt ja, dass der Mann, dem an sich im Rahmen der mutterrechtlichen Gesellschaft kein Anteil an seinem Kinde zustand, durch das Männerkindbett Geburt und Wochenbett symbolisch darstelle, um Anteil zu erwerben. Weit eher aber stellt die Couvade einen magischen Akt dar, eine Art Abwehrtäuschung, um das Kind vor dämonischen Einflüssen zu schützen, also eine Art Fürsorge des Ehemannes (112). Dabei mag auch der Gedanke mitspielen, die Schmerzen des Geburtsaktes auf den Mann zu projizieren (113). Die weltweite Verbreitung des Männerkindbettes zeigt, dass es nicht nur mutterrechtlich zu deuten ist und nicht nur, wie Wölfe} anzudeuten scheint, megalithisch einzuordnen ist. Schon die eigentümliche Verbreitung im mediterranen Bereich bei den Iberern (114) und die bei den Tibarenern im nordöstlichen Pontus (115) mahnt zur Vorsicht: Iberer als Vorindogermanen, Tibarener aber als idg. Skythen! -140- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Für die mutterrechtliche Herrscherfolge bietet die altirische Sage genügend Beispiele (116). Pokorny hebt die Tatsache hervor, dass im Alt irischen der Wortton zugunsten des Satztones schwindet; diesem wird auch die Lautgestalt der inkorporierten Wörter untergeordnet, besonders An- und Auslaute, wie dies, in noch extremerer Weise im Kymrischen (Walisischeri) geschieht. Der Satz wird als vorgegebene Einheit aufgefasst; der ganze Vorgang ist unindogermanisch und erinnert Pokorny an die hamitischen Sprachen, besonders die Berbersprachen. Aber auch das Französische hat die Tendenz, den Wortton zugunsten des Satztones zu unterdrücken; man müsste übrigens daraus schliessen, dass das Gallokeltische als Erbe des nichtidg. Substrats schon dieselbe Substrateigentümlichkeit besessen haben müsste. Besonders merkwürdig und nur durch ein nichtidg. Substrat zu erklären sind die infigierten Pronomina des alten Irischen (117). Wölfel bezog diesen Bereich nicht in seine Überlegungen ein; er zeigt, über Wölfel selbst hinaus, dass er sich hier auf dem richtigen Wege befand. 8.- Zusammenfasung und Schlusfolgerungen Diese Schlussfolgerungen wollen weniger als Zustimmung oder Kritik verstanden werden, sondern vielmehr als Fortführung der Gedanken Wölfels. a) Im Terminologischen wiesen wir schon darauf hin, dass Wölfels Begriffe wie "Weissafrika", megalithische Frömmigkeit als "Weltreligion" etc. irreführende Assoziationen befördern. Am ehesten sollte man vom "eurafrikanisch-mediterranen Raum" und "megalithischer Frömmigkeit" sprechen. b) Die Komplexität unseres Problembereiches hat Wölfel voll ins Auge gefasst, ohne jeder Facette und Weiterung selbst nachgehen zu können. Es war ihm klar, dass nur die Zusammenarbeit historischer, anthropologischer und linguistischer Disziplinen brauchbare Ergebnisse liefern könnte in der Aufgabe, den Zusammenhang der a l t e n -141- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 K a n a r i e r mit dem eurafrikanisch-mediterranen Raum darzustellen. Die Einbeziehung des Substratbegriffes, den wir durch populationstheoretische Gedankengänge ergänzen, die notwendige Einbeziehung des Megalithikums brachte einerseits Förderung, anderseits neue Probleme. Einer so komplexen Lage entspricht die methodische Notwendigkeit des kumulativen Beweises. c) Wölfel probte erfolgreich als einer der Pioniere den Ausbruch aus der indogermanischen bzw. indogermanistischen Zwangsjacke, aus dem Kerker der idg. Sprachen. Schon von seiner Ausbildung her sollte jeder Indogermanist verpflichtet sein, sich mit einer nichtidg. Sprache zu befassen. Die alte Hebraistik bzw. Semitistik gestattete diesen Ausbruch nicht, weil sie viel zu sehr schulmässig verfuhr, bibelphilologisch und bibeltheologisch. Sie war umgekehrt zu sehr auf ihren Bereich fixiert. d) Wölfels Begriff des Megalithischen war etwas zu einfach. Ihm erschien das Megalithikum allzu sehr als distinkte, in sich geschlossene Einheit. Der starke Gegensatz zwischen westlichem und östlichem Megalithikum wurde von ihm nicht ins Kalkül gezogen. Sein Begriff des Megalithikums als einer missionierenden und teilweise sogar erobernden Weltreligion war überhöht, zu hoch angesetzt. In einem sah aber Wölfet schärfer als die meisten seiner Zeitgenossen: er hielt das westliche Megalithikum für älter und dachte an einen Ausgangsbereich im Westen des euraf rikanischen Raumes. Sein Ansatz eines geschlossenen Megalithikums führte auch zu der Hypothese einer Megalithsprache, die sich über einen weiten Raum verbreitet hätte. e) Beim Problem der Sprachverwandtschaft und dem damit verknüpft der entsprechenden Terminologie war Wölfel auf dem richtigen Weg, ging ihn aber nicht weit genug, da er Probleme der Konvergenz und der Populationstheorie nicht einbezog, bzw. keine Folgerungen daraus zog. Wölfet sah aber völlig klar, dass das sogenannte Stammbaummodell in der Sprachwissenschaft nicht genügen konnte. Im Grunde stand auch hinter Wölfels terminologischen Versuchen das -142- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Problem der sprachlichen Universalien: haben wir ein allgemeines Begriffsinventar zur adäquaten Beschreibung jeder möglichen Sprache? Wir haben es nicht. f) Mit dem Begriff einer kulturgeschichtlich orientierten Sprachwissenschaft - oder vielmehr der Forderung danach - war Wölfel auf dem richtigen Wege, aus dem rein philologi sch-lingui st ischen B eschr ei bungszwängen auszubrechen. Eine so orientierte Sprachwissenschaft ergibt sich eigentlich zwangsläufig aus dem unter a) - d) behandelten Gesichtspunkten. g) Das Cro-Magnon-Problem: hier ist eine diffizilere Sicht geboten, als sie Paudler und Fischer, Wölfels Hauptinformanten in diesem Bereich, vermitteln konnten. Heute wissen wir, dass die genetische Fixierung keine absolute Starrheit in der Weitergabe von Erbinformationen bedeutet, sonder dass es, abgesehen von den seltenen positiven Mutationen, eine grössere Variationsbreite, eine gewisse genetische Plastizität gibt. Heute sind wir vorsichtiger beim naturwissenschaftlichen Rassenbegriff, der, da der Mensch auch Kulturwesen ist, nie rein biologisch durchgeführt werden kann: kulturelle Faktoren in der Selektion spielen eine erhebliche Rolle; z. B. Wölfel legte, wie seine Zeit und seine Lehrer, noch zu grossen Wert auf veränderliche Grössen wie Schädelform und Pigmentierung. Dabei waren aber die einschlägigen Arbeiten von Franz Boas (118) schon bekannt, man zog aber keine entsprechenden Folgerungen aus ihnen. Wölfel glaubte wie seine Zeitgenossen - ausgenommen eben auch Boas - an die Möglichkeit, Rasse und Sprache (oder einen ganzen Sprachenkreis) einander zuordnen zu können. Unter anderem ergab sich ihm schon hieraus die Möglichkeit einer Megalithsprache. Man kann aber den Typus Cro-Magnon, der an sich nicht einheitlich ist und dessen Herkunft nicht geklärt ist, keine Sprache zuordnen und schon gar nicht, eine von bestimmtem Typus (119). Weder Baskisch noch Finno-Ugrisch können hier Ansprüche erheben. Wie viele Zeitgenossen glaubte auch Wölfe! ( wie auch Pokorny in seiner zitierten Arbeit) an die Möglichkeit einer Rassenpsychologie und umgekehrt aus dem psychologi- -143- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen Habitus einer bestimmten Bevölkerung - sagen wir der Iren oder der alten Kanarier ( wo wir nur auf dürftige subjektive Beschreibungen angewiesen wären) - auf Anthropologisches zu schliessen, was rasch zu Zirkelschlüssen führt. Selbst die seriösesten und selbstkritischesten der alten Rassenpsychologen scheitern vollständig an diesem Problem, ganz abgesehen vom politischen Missbrauch der implizierten Wertungen (120). h) Wölfels Aufsatz über die Beziehungen des Alten Kanarischen zum Berberischen ist noch nicht überholt, wenn er meint, dass der Vergleich mit den Berbersprachen sich als am fruchtbarsten erwiesen habe (121), aber ebenso seine Bemerkung, dass dieser Vergleich a l l e i n nicht tragfähig sei. Die Beziehung zwischen dem Berberischen und dem Altkanarischen ist daher nicht einlinig, sondern komplex und kann nur mit Hilfe des Gedankens gelöst werden, dass beiden Sprachbereichen ein gemeinsames Substrat zugrundeliegt, das eurafrikanisch-mediterrane, das mögliche Beziehungen zum Indogermanischen hat (122). i) Monotheismus und Hochgottglaube. Wölfel hatte zunächst, als getreuer Anhänger der Schmidt sehen Schule, behauptet, dass die alten Berber und Kanarier Monotheisten gewesen seien (123). Später war Wölfel vorsichtiger und zog sich auf den Begriff eines Höchsten Wesens, auf den Hochgottglauben zurück (124). Aber auch dies bedarf der Einschränkungen. Mit dem Begriff des Höchsten Wesens suchte man das Dogma vom U rmonotheismus zu retten. Den Hintergrund bildete die alte Völkerkunde, die eine einlinige Entwicklung vom Geisterglauben bis zum Monotheismus lehrte. Gegen diese gewaltsame Vereinfachung wendete sich mit Recht die Wiener Schule, behielt aber im Hintergrund den teilweise fiktiven Gegensatz zwischen Polytheismus und Monotheismus bei, trotz der Umkehrung des historischen Verhältnisses. Aber dieser Gegensatz ist eine Abstraktion der Theologen und Missionare und entspricht nicht der psychischen Realität. Es kann nur von einem l a t e n t e n H o c h g o t t g l a u b e n der alten K a n a r i e r die Rede sein. Dabei ist immer die Neigung -144- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der christlichen Berichterstatter zu bedenken, entweder alles als Teufelswerk zu verdammen oder, bei wohlwollender Betrachtung, allerlei Christliches hineinzudenken. Der berberische Sonnenwidder und der kanarische Achaman/ Ataman weisen auf einen solchen latenten Glauben hin. j) Der Begriff des Substrats - von Wölfel nicht in voller Schärfe in die Diskussion einbezogen - ist diffiziler und schwieriger als er meinte. Er wird schon durch die populationstheoretischen Grundsi,tze modifiziert. Der Substratbegriff allein ist ein komplexes Problem, das noch einmal komplexer wird in der Anwendung auf eine bestimmte Substratlandschaft. Es tritt ja niemals eine ganze Sprache als Substrat in eine andere Sprache ein, sondern nur Teilbereiche und diese als Trümmerlandschaften, seltener als ganze Wortfelder. Dabei ist die Art der sozialen Schichtung wesentlich; unterworfene Völkerschaften üben oft Tätigkeiten aus, die den Herren nicht angenehm sind; damit bleibt auch der betreffene Wortschatz und muss auch von den Herren gebraucht werden (zum Beispiel der Wortschatz der prähistorischen Almwirtschaft). k) In der Einschränkung des Mutterrechts war Wölfe} von den Quellen und Deutungen seiner Zeit abhängig. Das Mutterrecht war bzw. ist weder in sich einheitlich, noch hat es universale Bedeutung, noch war es ein· allgemeines Entwicklungsstadium der Menschheit. Die Zuordnung mutterrechtlicher Züge für den mediterranen und megalithischen Komplex ist an sich mit Problemen beladen - drei Problemkreise überlagern sich hier: Mediterranea, Mutterrecht, Megalithikum. 1) Im grossen und ganzen aber hat Wölfe}, ein echter Pionier, erstaunlich vieles richtig gesehen, im richtigen Kontext oder wenigstens in die richtige Richtung geblickt. Anmerkungen (1) Dominik Josef Wölfe}, Weissafrika von den Anfängen bis zur Eroberung durch die Araber, in: Oldenbourgs Grundriss -145- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der Weltgeschichte, Abriss der Geschichte antiker Randkulturen, München 1962, pp. 193-236; ders., Die Hauptprobleme Weissafrikas, in: Archiv für Anthropologie, Völkerforschung und kolonialen Kulturwandel, Braunschweig 1952, N.F. 27, pp. 89-140; ders., Die kanarischen Inseln, die westafrikanischen Hochkulturen und das alte Mittelmeer, in: Paideuma 4, 1950, pp. 231-243; ders., Monumenta Linguae Canariae, Graz 1965, ed. Alois Closs, bes. p. XIII; von nun als MLC zitiert. (2) MLC p. 906 (3) MLC p. 904 (4) D. J. Wölfel, Eurafrikanische Wortschichten als Kulturschichten, in: Acta Salmanticencia, Filosofia y Letras IX, I, Salamanca 1955, bes. p. 10 (5) Johannes Hubschmied, Mediterrane Substrate mit besonderer Berücksichtigung des Baskischen und der westöstlichen Sprachbeziehungen, Berlin 1960, bes. pp. 24, 72-76 = Romania Helvetica 70 (6) Hans G. Mukarowsky, Baskisch-berberische Entsprechungen, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 62, Wien 1969 (= Festschrift für Herbert Jansky), pp. 32-51; ders., Eurosaharanisch, eine alte Spracheinheit Europas und Afrikas, in: Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft Wien 95, Wien 1965, pp. 66-77 (7) Hubschmied op cit. pp. 23-24 (8) Nikolai Jakowlewitsch Marr, Der japhetitische Kulturkreis und das dritte ethnische Element im Bildungsprozess der mittelländischen Kultur, Japhetitische Studien zur Sprache und Kultur Eurasiens, Berlin etc. 1923; rez. durch Robert Bleichsteiner in: Anthropos XXI, 1926, pp. 1057- 1060; ders., Die Subaräer des alten Orients im Lichte der Japhetitenforschung, in: Festschrift für P. Wilhelm Schmidt, Mödling 1928; Hans Arens, Sprachwissenschaft. Der Gang ihrer Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart, vol. 2, pp. 480-484, Frankfurt/M. 1969 (9) J. Stalin, Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft, Berlin 1952, pp. 38-42 ( 10) L. I. Thomas, The Linguistic Therories of N. J. Marr, in: University of California Publications in Linguistics 14, 1957 -146- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (11) Helmut Stumfohl, Bemerkungen zu A. Dolgopolskis 'Boreisch, Ursprache Asiens', in: Almogaren IV, Hallein 1973, pp. 214-216 ( 12) Wölfel, Hauptprobleme, op. cit; ders., Die Kanarischen Inseln op. cit.; ders., Megalithikum und archaische Hochkulturen, in: Handbuch der Weltgeschichte, ed. Alexander Randa, vol. 1, Olten 1961; und gleichzeitig und am ausführlichsten in: Die Religionen des voridg. Europa, in: Christus und die Religionen der Erde. vol. l2 , pp. 161-537. Nur in Titelentwürfen skizziert im unausgeführten 6. Teil der MLC; dazu vgl.: Megalithikum-Weissafrika-Kanarische Inseln. Literaturzitate aus wichtigsten Arbeiten, in: ADEV A-Mitteilungen 33, Februar 1973, Graz, pp. 15-20 (13) Hauptprobleme op. cit. pp. 127-133 (14) Religionen des voridg. Europa, op. cit., bes. p. 253 ( 15) Wölfel in Hugo Adolf Bernatziks "Grosser Völkerkunde" vol. 1, Leipzig 1939, p. 236 ( 16) Die Religionen d. voridg. Europa, op. cit., pp. 429-431 (17) P. Wilhelm Schmidt, Der Ursprung der Gottesidee, vol. 1-12, Münster 1926-1955; Wilhelm Koppers, Der Urmensch und sein Weltbild, Wien 1949, bes. pp. 231-242; Georg Siegmund, Der Glaube des Urmenschen, Basel 1962 = DalpTaschenbücher 361 ( 18) Alois Closs, in: Anthropos XXXII, 1937, pp. 997-999 ( 19) Die Religionen d. voridg. Europa, op. cit., p. 537 (20) Gordon Childe, in: Man. A Monthly Record of Anthropological Science 53, 1953, Nr. 157, pp. 108-109 (21) Gordon Childe, The Prehistory of European Society, Penguin Books 1958, bes. pp. 124-134 (22) Gordon Childe, op. cit., pp. 124-133, bes. p. 126 (23) Glyn Daniel, The Megalithic Builders of Western Europa, Penguin Books, 1962, bes. p. 138 (24) Glyn Daniel, op. cit., pp. 143-146 (25) Georg Wilke, Südwesteuropäische Megalithkultur und ihre Beziehungen zum Orient, in: Mannus 2, 1910, bes. pp. 246-248 (26) Robert von Heine-Geldern, Das Megalithproblem, in: Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und Kulturgeschichte der Menschheit, ed. Emil Breitinger, Josef Haekel, Richard 1>ittioni, Horn 1959, pp. 162-182 -147- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (27) G. E. Smith, W. J. Perry, Charles Berlitz und viele andere Schwarmgeister a la Däniken. (28) Robert v. Heine-Geldern, Zwei alte Weltanschauungen und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung, in: Anzeiger der Österr. Akadamie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, 1957, 17, pp. 251-263 (29) Josef Räder, Pfahl und Menhir, eine vergleichende vorgeschichtliche, volks- und välkergeschichtliche Studie, in: Studien zur westeuropäischen Altertumskunde, ed. J. Räder und R. v. Uslar, Neuwied 1949, vol. 1; Horst Kirchner, Die Menhire in Mitteleuropa und der Menhirgedanke, in: Ak. der Wissenschaften und Literatur Mainz, geistesw. Kl. 1959, S; A. Vayson de Pradenne, The Use of Wood in Megalithic Structures, in: Antiquity XI, pp. 87-92, 1937; Hans Fink, Zum alten Rätsel "Menhir", in: Der Schlern 55, 1981, pp. 82-85 (30) Stuart Piggott, Vorgeschichte Europas, München 1972, p. 101, zuerst London 1965 als: Ancient Europe from the Beginnings of Agriculture to Classical Antiquity. 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Evans, C 14 Date for the Maltese Early Neo- -148- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lithic, in: Antiquity 35, 1961, pp. 143-144 (40) J. D. Evans, Malta, Köln 1963, zuerst London 1959 (41) Bernabö Brea, Malta and the Mediterranean, in: Antiquity 34, 1960, pp. 132-137 (42) Meyers Enzyklopädisches Lexikon 19, 1977 s. v. Quartär. Colin Renfrew (ed.), The Megalithic Monuments of Western Europe, London 1983; dazu A. Fleming in Antiquity 58, 1984 pp. 81-82 ( 43) H. Stumfohl, Alt europäisch und Altkanarisch, in: Almogaren XIII-XIV, 1982-1983, pp. 7-56; Julius Pokorny, Idg. Etymologisches Wörterbuch, vol. 1, Bern 1959, pp. 431-432; Walther v. Wartburg, Französisches Etymologisches Wörterbuch, vol. 2, Tübingen 1949, pp. 408-412 (44) MLC p. 906 (45) H. 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Christopher Chippendale in: Antiquity 56, 1982, pp. 230-231 (rügt Mitchells Vorurteile gegen· die Archäologie) (50) Glyn Daniel, op. cit. pp. 24-26, 132-147, bes. 133 (51) Herbert Kühn, Vorgeschichte der Menschheit, Köln 1962, pp. 49-113; Karl Salier, Rassengeschichte des Menschen, Stuttgart 1969 = Urban-Bücher 125, pp. 25-30; Rudolf Grahmann und Hans Jürgen Beck, Urgeschichte der Menschheit, Stuttgart 1952, pp. 140-160 (52) Herbert Kühn, Das Erwachen der Menschheit, 1954, pp. 7 4-94 (Fischer-Taschenbuch) (53) Salier, op. cit. pp. 26-27 (54) Grahmann-Beck, op. cit. p. 160 (55) Grahmann-Beck, op. cit. p. 160 (56) Universum 23, 1968, pp. 87-88; Franz Hancar, Probleme der jüngeren Steinzeit Osteuropas, Versuch einer Systematisierung, in: Quartär 4, 1942, pp. 125-186 -149- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (57) Fritz Paudler, Die hellfarbigen Rassen und ihre Sprachstämme, Kulturen und Urheimaten. Ein neues Bild vom urzeitlichen Europa, Heidelberg 1924. Die Arbeit ist eine Erweiterung von Paudlers "Cro-Magnon-Studien", in: Anthropos XII-XIII, 1917-1918, pp. 641-694 (58) Eugen Fischer, Sind die alten Kanarier ausgestorben?, in: Zeitschrift für Ethnologie, Berlin 1930, pp. 258-281 (erschienen 1931) (59) Ilse Schwidetzky, Die vorspanische Bevölkerung der kanarischen Inseln, anthropologische Untersuchungen, Göttingen 1963, pp. 118-119 (60) Paudler, op. cit. p. 30 (61) Paudler op. cit. p. 47 (62) Hans Kuhn, Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Namenstypen, in: Akad. d. Wissenschaften u. Literatur Mainz, Geistes- u. gesellschaftsw. Kl. 1963, 4, pp. 105-128; ders., Kracht es im Nordwestblock?, in: Zeitschrift f. deutsches Altertum 106, 1977, pp. 321-346. Zur Kritik an Kuhns Thesen vgl. Wolfgang Meid, Nordwestblock-Hypothese, in: Anzeiger d. öst. Akad. d. Wissenschaften, Phil.-Hist. Kl. 121, 1984, pp. 1-29 mit ausführlicher Bibliographie der Arbeiten Kuhns. (63) Paudler op. cit. pp. 42-43 (64) Lutz Mackensen, Deutsche Etymologie, Bremen 1962, pp. 48-53 (65) Günter Neumann, Substrate im Germanischen?, in: Nachrichten d. Akad. d. Wissenschaften in Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 1971, pp. 76-79. Für die Vorstellung, dass der Cro-Magnon-Mensch zur Entstehung der Germanen beitrug vgl. Franz Rolf Schröder, Germanentum und Alteuropa, in: Römisch-Germanische Monatsschrift 22, 1934, pp. 157-212, bes. p. 172 mit Berufung auf Paudler; für den megalithischen Anteil vgl. Ernst Sprockhoff, Zur Entstehnung der Germanen, in: Germanen und Indogermanen = Festschrift für Hermann Hirt, ed. Helmut Arntz, Heidelberg 1936, pp. 252-274 = ldg. Bibliothek 3. Abtl. 15, 1-2 vol. 1 (66) H. L. Koppelmann, Rasse und Sprache, in: Internationales Archiv für Ethnographie 32, 1934, pp. 197-120 (67) Karl Bosl, Frühformen der Gesellschaft im mittelal- -150- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 terlichen Europa. Beiträge zu einer Strukturanalyse der mittelalterlichen Welt, München-Wien 1964; Richard Pittioni, Urgeschichtlicher Stamm und Sprachgeschichte, in: Zeitschrift für Mundartforschung 21, 1953, pp. 193-197 (68) Richard Thurnwald, Die menschliche Gesellschaft und ihre ethno-soziologischen Grundlagen, bes. Bd. 2, Leipzig 1932; Francis Emerich, Ethnos und Demos. Soziologische Beiträge zur Volkstheorie, Berlin 1965; Reinhard Wenskus, Stammesbildung und Verfassung, Köln-Wien 19722 ; Wilhelm Mühlmann, Rassen, Ethnien, Kulturen, Berlin 1964 (69) Gerhard Heberer in: Fischer-Lexikon "Anthropologie", 1966 s. v. Populationsgenetik (70) Rudolf Portmann, Biologie und Anthropologie, in: Propyläen- Weltgeschichte IX, Berlin 1960, pp. 559-594 (71) Rudolf Portmann, Das Ursprungsproblem, in: Biologie und Geist, Herder-Bücherei 137, 1963, pp. 49-50; für weitere Aspekte vgl. Dionysius Dobhansky, Dynamik der menschlichen Evolution, übersetzt von Gerhard Heberer, Hamburg 1965, pp. 172-173 (72) Johannes Schmidt, Die Verwandtschaftsverhältnisse der idg. Sprachen, Weimar 1872; Nikolai S. Trubetzkoy, Gedanken über das Indogermanenproblem, in: Acta Linguistica 1, Prag 1939, pp. 81-89; wieder abgedruckt in: Die Urheimat der Indogermanen, ed. Anton Scherer, Darmstadt 1968, pp. 214-223 = Wege der Forschung 166; Otto Höfler, Stammbaumtheorie, Wellentheorie, Entfaltungstheorie, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 77, 1955, pp. 30-66, 424-476, und Bd. 78, 1956, pp. 1-44 (73) H. Stumfohl, Zur Frage der Sprachverwandtschaft, in: Almogaren V-VI, 1974-1975, pp. 51-53, 62-63; für die Berbersprachen vgl. Lionel Galand, Unite et Diversite di vocabulaire herbere, in: Atti della Settimana Maghrebinia, Cagliari 1969, Milano 1970 pp. 5-20; Harald Haarmann, Grundzüge der Sprachtypologie, Stuttgart 1976 = Urban-Taschenbücher 242; Gustav Ineichen, Allgemeine Sprachtypologie, Darmstadt 1979 = Erträgnisse der Forschung 118; D. J. Wölfel, Zur Terminologie sprachlicher Verwandtschaft, in: Festschrift für P. Wilhelm Schmidt, Mödling 1929, pp. 165-172; Stumfohl, op. cit. Bemerkungen zu Dol- -151- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gopolski etc. (74) MLC pp. 903-906; ders., Eurafrik. Kulturschichten op. cit. pp. 7-19 (75) Rudolf Meringer (1859-1931) und Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1931), Wörter und Sachen. Kulturhistorische Zeitschrift für Sprach- und Sachforschung, 1909 ff.; E. Laoust, Mots et choses herberes, Paris 1920 (76) Fritz Gräbner, Methode der Ethnologie, Heidelberg 1911; ders., Das Weltbild des Primitiven, München 1924. Der Begriff zuerst bei Leo Frobenius: Der Ursprung der afrikanischen Kulturen; P. Wilhelm Schmidt, The Culture Historical Method of Ethnology, New York 1939; zur Kritik vgl. Hermann Trimborn, Zur Lehre von den Kulturkreisen, in: Zeitschrift f. Ethnologie 65, 1933, pp. 110-119. Weiter Wilhelm Koppers, Der historische Gedanke in Ethnologie und Religionswissenschaft, in: Christus und die Religionen der Erde, ed. Franz König, Wien 196!2 , pp. 75-109 (77) Hugo Adolf Bernatzik, Die Geister der gelben Blätter. Forschungsreisen in Hinterindien, Leipzig 1941, pp. 93-181, 237-240 (78) Otto Jespersen, Die Sprache, Heidelberg 1925; englische Ausgabe London 1922 (79) Robert A. Hall, Pidgin and Creole Languages, Cornell University Press, Ithaca, N. Y., 1966, der die Bedeutung der Analyse für die Subst rattheorien hervorhebt. (80) Hugo-Schuchardt-Brevier, ed. Leo Spitzer, Halle 1920, 5. Auflage, pp. 390-403 (81) Paul Kretschmer, Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten, in: Glotta 28, 1940, pp. 231-378; Glotta 30, 1943, pp. 84-278; Fritz Schachermayr, Prähistorische Kulturen Griechenlands, in: Pauly-Wissowas Realencyclopädie= RE 44, Halbband, Stuttgart 1954, bes. coll. 1475-1494; Fritz Lochner-Hüttenbach, Die Pelasger, Wien 1960 (die Pelasger zu einseitig nur als Illyrier bestimmt) (82) Johannes Hubschmied, Thesaurus Praeromanicus, 1-2, Bern 1965; ders., Mediterrane Substrate etc., op. cit.; ders., Voridg. und jüngere Wortschichten in den romanischen Mundarten der Alpen mit Berücksichtigung der ladinisch- bayrisch-slowenischen Lehnwortbeziehungen, in: Zeitschrift für romanische Philologie 66, 1950, pp. 1-94; Gia- -152- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 como Devote, Avviamento alla etimologia italiana. Dizionario etimologico, Firenze 1970; Antonio Tovar, Die Indoeuropa1s1erung Westeuropas, in: Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft, Vorträge und kleine Schriften 28, Innsbruck 1928. (83) G. v. Kaschmitz-Weinberg, die mittelländischen Grundlagen der antiken Kunst, Frankfurt/M. 1944; G. Lilliu und H. Schubart, Frühe Randkulturen des Mittelmeerraumes, Baden-Baden 1967. (84) Julius Pokorny, Das nichtidg. Substrat im Irischen, in: Zeitschrift f. keltische Philologie 16, 1927, pp. 85-141, bes. 85-108, pp. 231-266, 363-394; 17, 1928, pp. 373-388; 18, 1930, pp. 233-248 (85) Pokorny, op. cit. 16. p. 105 (86) Carlo Tagliavini, Einführung in die romanische Philologie, München 1972, pp. 62-118 (87) Hans Krahe, Die alteuropäische Hydronomie und die westidg. Sprachen, in: Sitzungsbericht d. Heidelberger Akad. der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse 1977, 2, pp. 19-20 (88) G. Alessio, La base preindoeuropea *kar(r)a- *gar(r)a-, in: Studi Etruschi 9, 1935, pp. 132-151; P. Fouche, A propos de *kal- Etude de toponomastique pre-indoeuropeenne, in: Annales del Institute Linguistico de la Universidad Nacional de Cuyo, Mendoza, Argentina, vol. 3, 1943, pp. 57-93 (mir nicht zugänglich, die Notiz nach Tagliavini) (89) Wartburg, Französ. Etymologisches Wörterbuch op. cit.; Pokorny, Idg. Etymolog. Wörterbuch, op. cit. (90) MLC p. 594 ( 91) Jose Miguel de Barandiaran, Die prähistorischen Höhlen in der baskischen Mythologie, in: Paideuma II, 1961, pp. 66-83 (92) Julius Pokorny, Substrattheorie und Urheimat des Idg., in: Die Urheimat der Idg. op. cit. p. 190; G. R. Solta, Einführung in die Balkanlinguistik mit besonderer Berücksichtigung des Substrats und des Balkanlateinischen, Darmstadt 1980, pp. 37-39 (93) Hans Krahe, Sprache und Vorzeit, Heidelberg 1954, pp. 51-55 (94) Wilhelm Brandenstein, Die lydische Sprache, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 36, 1929, -153- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 pp. 263-303, bes. pp. 269-271 ( 95) Dante Alighieri, La Divina Commedia, L 'Inferno XII, 4-9 (96) Hans Krahe, Die Sprache der Illyrier, vol. 1, Wiesbaden 1955, p. 102 (97) Wartburg, Französ. Etymolog. Wörterbuch, op. cit., pp. 175-177 s. v. lapparo - dies zu *lappa = Steinplatte (98) Plinius h. n. III, 118 (Loeb Classical Library) (99) Strabo, Geographia IV, 6, 9 (Loeb Classical Library) ( 100) Ptolemaios, Geographike Hyphegesis II, 2, 3 (101) Geograph v. Ravenna V, 31, in: Itineraria Romana 2, Leipzig 1940, ed. Joseph Sehnetz (102) Ptolemaios op. cit. II, 7, 1 ( 103) Norbert Jockl, Griechisch-Albanische Studien, in: Feschrift für Paul Kretschmer, Wien 1926, pp. 92-95 ( 104) Franz Altheim, Römische Religionsgeschichte, vol. 1, Baden-Baden 1951, pp. 17-41, bes. p. 31 ( 105) Willibald Kirfel, Die vorgeschichtliche Besiedelung Indiens und seine kulturellen Parallelen zum alten Mittelmeerraum, in: Saeculum VI, 1955, pp. 166-179 ( 106) Johann Jakob Bachofen, Das Mutterrecht. Eine Untersuchung über die Gynaiokratie der alten Welt und ihrer religiösen und rechtlichen Natur, Basel 1861, 19483 ed. Karl Meuli ( 107) Erhard Schlesier, Meudama. Die Empfängnistheorien und ihre Auswirkungen, in: Curare 2, 1979, pp. 97-104 (108) Vgl. Siegmund Freunds gänzlich unkritisch übernommene Begriffe der U rhorde und Promiskuität in: Totem und Tabu, Wien 1913 ( 109) Adolf Ellegard Jensen, Gab es eine mutterrechtliche Kultur?, in: Studium Generale 3, 8, 1950, pp. 418-433; Josef Haekel, Zum Problem des Mutterrechts, in: Paideuma V, 1953, pp. 298-322, 481-508 ( 110) J. Pokorny in Zeitschrift f. kelt. Philologie op. cit. (111) Josepf Weisweiler, Keltische Frauentypen, in: Paideuma 2, 1941, pp. 1-19 (112) P. Wilhelm Schmidt, Gebräuche des Ehemannes bei Schwangerschaft und Geburt mit Richtigstellung des Begriffes der Couvade, in: Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik X, 1954 -154- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (113) Schmidt op. cit. p. 304 ( 114) Strabo op. cit. III, 4, 17 ( 115) Appollonios Rhodios, Argonautica, II, 1011-1014 (Loeb Classical Library) ( 116) Pokorny, op. cit. Zeitschrift für keltische Philologie 16, p.122 (117) Pokorny, op. cit. Bd. 17, pp. 282-283 ( 118) Franz Boas, Veränderung der Körperformen der Nachkommen von Einwanderern in Amerika, in: Zeitschrift für Ethnologie 45, 1913 ( 119) Joachim-Hermann Scharf, Sprachen die Cro-MagnonPaläolithiker Protomongolisch?, in: Biologische Rundschau 15, 6, 1977, pp. 382-385 ( 120) Ludwig Ferdinand Clauss, Rasse und Seele, München 1933 (121) D. J. Wölfet, Le Probleme des Rapports du Guanche et du Berbere, in: Hesperis. Archives Berberes et Bulletin de l 'Institut des hautes Etudes Marocaines, Paris 1953, p. 5 ( 122) Stumfohl, Alteuropäisch und Alt kanarisch, op. cit. pp. 42-44 ( 123) H. A. Bernatzik, Grosse Völkerkunde, vol. 1, Leipzig 1939, p. 236 ( 124) D. J. Wölfel, Die Religionen des vorindogermanischen Europa, op. cit. pp. 429-431 -155- © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 |
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