1 Almogaren XXXII-XXXIII / 2001-2002 1 Wien 2002
Joaquin Caridad Arias
"Artemis - Ast arte"
75 - 106
Die Göttin in der vorspanischen kanarischen Kultur
Keywords: Mother-Goddess, syncretism, goat-goddess, cave sanctuaries,
royal titles
Zusammenfassung:
Der Vergleich von Namen, Beinamen und Titeln der Göttin Artemis/Astarte
im alten Mittelmeerraum mit Toponymen und Anthroponymen auf den
Kanarischen Inseln lässt eine deutliche Parallele zwischen beiden Bereichen
erkennen. Gleiches ergibt eine Untersuchung des Königstitels Guanarteme
(G. C.) im Vergleich mit Entsprechungen im östlichen Mittelmeer. Ferner wird
der Kult der Ziegengöttin in den verschiedenen Kulturen betrachtet.
Abstract:
A number of names and by-names of the old mediterranean goddess Artemis/
Astarteare compared here with personal names and locatives in the Canary
Islands, as weil as the royal title Guanarteme (G. C.), and others from ancient
cultures in this milieu. Further, a comparative study is made ofthe cult ofthe
Mother-Goddess as a goat-goddess in both areas.
Resumen:
Se compara una serie de nombres y titulos de Ja diosa Artemis!Astarte en las
antiguas culturas mediterraneas (e incluso en Ja celta) con otros de Ja
toponimia canaria. Asimismo se estudian diversos aspectos de! culto a Ja
Diosa-Madre y su relaci6n con Ja cabra en ambos ambitos culturales. Finalmente
se examina el titulo real canario Guanarteme (G. C.) en comparaci6n
con otros de estos entornos culturales.
Der Brennpunkt aller Kulte und Mythen der Jungsteinzeit - wenn auch mit
noch weiter zurückreichenden Wurzeln - ist die Muttergöttin, die seit Beginn
des Ackerbaus mit der Erde identifiziert und als Nährende Mutter des Lebens
verstanden wurde sowie als diejenige, die die Toten für ihre künftige Wiederauferstehung
in Empfang nahm. In der frühesten Periode (vermutlich zwischen
7500 und 3500 v.C. im Nahen Osten sowie auch im Südosten Europas)
mag die Muttergöttin die Rolle einer lokalen Patronin der Fruchtbarkeit inne-
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gehabt haben. Jedoch war die Große Göttin bereits in den ältesten Kulturen,
von denen wir verlässliche Kenntnis haben, wie etwa von Sumer (ca. 3500 -
2350 v. C.), gewiss weit mehr als das: Sie wurde bereits als ein metaphysisches
Symbol verstanden, als die höchste Personifizierung der Macht des
Raumes, der Zeit und der Materie, in deren Bereich alles ersteht und vergeht;
als diejenige, die allen Wesen Substanz gibt, ihrem Leben und Denken Gestalt
verleiht und die Toten aufnimmt. Aus all diesen Gründen erscheint es
wohl kaum übertrieben zu behaupten, dass im ältesten Stadium, das bis ins
Paläolithikum zurückreicht, die Göttin die ursprüngliche und unangefochtene
Gottheit war - mit anderen Worten: In principio erat Dea.
Der Kult der Muttergöttin ist für die Kanarischen Inseln durch zahlreiche
Statuetten, Reliefs, graphische Darstellungen auf Stein oder Keramik bezeugt,
die eine ganze Bandbreite vom figürlichen Realismus bis hin zur völligen
Abstraktion (Dreiecke, Rauten, M-Zeichen usw.) bieten,jedoch stets ohne den
geringsten Zweifel an ihrer Identität, Funktion oder Bedeutung aufkommen
zu lassen, da uns sämtliche Zwischenstufen wohl bekannt sind.
Allerdings ist große Zurückhaltung angebracht, wenn es um die Berichte
der Chronisten über die Religion der Guanchen geht, insbesondere hinsichtlich
ihres Glaubens an eine einzige männliche Oberste Gottheit mit universalistisch-
abstraktem Charakter. Diese Mitteilungen beziehen sich nämlich
auf die Sachlage im 15. Jahrhundert, die höchstwahrscheinlich von den ursprünglichen
Gegebenheiten erheblich abweicht, da jetzt neue Faktoren ins
Spiel kamen, die die überlieferten religiösen Schemata der Einheimischen
nachhaltig verändert haben dürften, speziell die Bemühungen islamischer Missionare
in den der Konquista vorangehenden Jahrhunderten sowie anschließend
die Auswirkungen der christlichen Katechisierung. Andererseits weist
das unverzügliche, sofort nach Abschluss der Konquista - manchmal sogar
noch eher - zu beobachtende Aufkommen einer fast unabsehbaren Reihe von
'Gebetsstätten' und 'Höhlen der Jungfrau' überall auf den Inseln auf den rasch
vollzogenen Synkretismus mit einer vormaligen weiblichen Gottheit hin.
Hierbei handelt es sich zweifellos um ehemalige Kultstätten der Muttergöttin,
die ihren einstigen sakralen Charakter, zumeist aufgrund ihrer Neu-Nutzung
oder Umwidmung an die Jungfrau Maria unter einigen ihrer Anrufungsbeinamen,
bewahrten.
Die Tatsache des prähispanischen Kultes der Muttergöttin auf dem
Kanarischen Archipel vorausgesetzt, stellt sich uns eine weitere Frage: Wie
wurde sie genannt? Oder präziser: Welche Namen hatte sie? Hier passende
Antworten zu finden scheint recht schwierig, wenngleich nicht völlig unmöglich.
Zwar wurde die Erinnerung an die Göttin durch den Verlust der über-
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kommenen Kultur sowie die unausweichliche Übernahme einer neuen Orthodoxie
praktisch ausradiert, doch lassen sich Spuren der alten Kulte noch
heute in zahlreichen Formen der Marienverehrung nachweisen. Eine wirkungsvolle
Methode zum Aufspüren der einschlägigen Namen steht uns im
Vergleich der kanarischen Toponymie und Anthroponymie mit den Entsprechungen
im (der kanarischen Kultur eng verbundenen) Mittelmeerraum zur
Verfügung und insbesondere auch im Studium der Namen der Gottheiten, die
an der Spitze der jeweiligen Theogonien stehen. Eine derartige Methode könnten
wir wohl als "toponymische Archäologie" bezeichnen.
Eine dieser Gottheiten, deren hohes Alter und weiteste Verbreitung im gesamten
Bereich sie in einzigartiger Weise herausragen lassen, ist die Göttin,
die Artemis genannt wurde. Die Spur ihres Namens lässt sich noch heute vielfach
auf dem Kanarischen Archipel verfolgen.
Artemis ist die alte Mond-Muttergöttin, die auch mit dem Sternbild des
Großen Bären gleichgesetzt wird sowie mit dem Hauptstern des Kleinen Bären,
d. h. mit dem Planeten Venus. Ihr Ursprung ist nicht eigentlich griechisch
(d. h. klassisch), sondern es handelt sich bei ihr um eine ehemalige Gottheit,
deren wesentliche Züge vorgriechisch und sogar vorindoeuropäisch sind. Im
historischen Altertum hatte sie ihr kultisches Hauptzentrum in Ephesus, in
Kleinasien.
Diese bedeutende Gottheit des östlichen Mittelmeers tritt als Jungfrau,
Herrin der Gewässer, der wilden Natur und der Tiere auf. Sie ist zugleich
mütterlich, gutherzig, grausam und rachsüchtig. Ihre Jungfräulichkeit hindert
sie nicht an einer gleichzeitigen Funktion als Schutzherrin der Geburt und als
Todesgöttin.
Am wahrscheinlichsten leiten sich die Bedeutungen ihres Namens - wenn
es sich hier nicht, wie so häufig, um bereits klassische Volksetymologien handelt
- vom griechischen artos 'Brot' oder aber von arktos 'Bär' her, was seinerseits
dem irisch-keltischen art, kymrisch arth entspricht. Das baskische Wort
für 'Bär' ist (h)artz, vermutlich ein keltisches Lehnwort. In gleichen Zusammenhang
lässt sich die von Platon vorgeschlagene Etymologie stellen, die sich
auf das griechische artemes (apreμ17<;) 'jungfräulich, unversehrt' gründet.
Weitere Etymologien bringen sie mit dem Stern Sirius sowie, in manchen
Sprachen, mit dem Wort für 'Stern' selbst in Verbindung - eine Gleichsetzung,
die in den alten Kosmogonien eine bedeutende Rolle spielte.
Alle diese Versionen entsprechen dem Bedürfnis eines jeden Volkes, in der
eigenen Sprache das dem importierten, unverständlichen Theonym ähnlichste
Wort aufzuspüren, das gleichzeitig auf einen der charakteristischen Züge
oder eine der speziellen Eigenschaften der Gottheit anspielen soll.
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Von manchen wird bei Artemis minoische Herkunft vermutet, oder zumindest
sehen sie in ihr eine weitere Version der minoischen Göttin, eine frühere
und in den Religionen des präindoeuropäischen Mittelmeerraums wichtigere
Gottheit als der männliche Gott. Ursprünglich war sie eine Erd-Muttergöttin,
stets fruchtbar und doch stets jungfäulich, eng verbunden mit der Geburt der
menschlichen wie der tierischen Wesen sowie ihre Schutzherrin - bevor sie
zur "Schwester" Apollons und zur Jägerin gemacht wurde. Sie wurde gelegentlich
als polymastos, 'die mit den vielen Brüsten' - Symbol ihrer unerschöpflichen
Mütterlichkeit -, dargestellt. Ihrem Kult diente eine Priesterschaft
von jungfräulichen Vestalinnen sowie ein Eunuch als Oberpriester. Ob
wohl die kanarischen harimaguadas, die unter anderem die Kinder tauften
und auf Gran Canaria im Cenobio de Valer6n (Kloster des Valer6n) lebten, zu
diesem Typus gehören?
Es ist uns bekannt, dass die mediterrane Große Mutter unter anderen Erscheinungsformen,
auch als Orakelgöttin, in der Gestalt der Sibylle auftrat,
ähnlich wie die libyschen und delphischen Sibyllen, deren letztgenannte für
die älteste gehalten wurde. Clemens von Alexandrien ( Stromateis 1, 108) sagt,
dass die Sibylle aus Phrygien kam und ursprünglich Artemis hieß. Hinter der
Sibylle erscheint, wie gesagt, die Große Mutter und eine irdische Orakelpriesterin,
eine Art Wala, wie sie die Berber kannten. Prokop (Bellum Vandalicum
II, 8, 13) spricht davon, dass bei den Libyern nur die Frauen prophezeiten.
Von solcher Art muss die Berberische Kahinna, die Führerin des Widerstands
gegen das moslemische Vordringen in Nordafrika, gewesen sein.
Dieser Name, der zweifellos nicht ihr wahrer Name ist, bedeutet im Arabischen
'Hexe' oder 'Zauberin11
•
Der Name der Artemis erscheint in zahlreichen weiteren Varianten, die
mehrheitlich auf derselben Wortwurzel beruhen. In Griechenland, wo sie die
bei der Landbevölkerung populärste Göttin war, hieß sie Artemis oder Afea2
;
später wurde sie mit der italischen Diana synkretisiert. In Etrurien war sie als
Artumes oder Aritimi bekannt. Zudem entspricht sie der mesopotamischen
Astarte oder Ishtar sowie der syrakusanischen Arethusa (Abb. 1 ). Eine Münze
aus ebendieser Stadt zeigt diese Göttin mit Mondsichel und in ihre Haartracht
eingeflochtenen Ähren, zwei typische Attribute der griechischen Astarte.
Weitere Formen ihres Namens im alten Mittelmeer waren auch: Atergatis
(Syrien), Persephone (Griechenland) oder Proserpina (Rom) 'die (die Früchte
der Erde) wachsen oder keimen lässt', Aigeia (wegen ihrer Ziege), Koronis
(wegen ihres Raben).
Als Herin der Tiere - die archaische potnia theron - herrscht sie über die
Fruchtbarkeit der Tiere und der Erde, weshalb sie gelegentlich einen Bund
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Ähren und einen Halbmond im Haar trägt oder zwischen zwei Tieren derselben
Art erscheint, die ihr zugewandt sind (Ziegen, Hirsche, Löwen, Greife
usw.). Sie ist auch die Herin des Berges - ebenfalls eines ihrer Symbole, wie
auch der Baityl, der Monolith, der Pfeiler oder der eingeschlagene Pfahl, durch
die sie repräsentiert wurde.
Bei ihr handelt es sich, wie gesagt, um eine wesentlich lunare Gottheit -
wie die kanarische Moneiba -, eng verbunden mit der Fruchtbarkeit und dem
Wasser (in manchen Ländern wurde sie sogar mit einem Fischschwanz dargestellt),
die oftmals von dem männlichen Gott verfolgt wird, so etwa im Mythos
der von Apollon verfolgten Daphne - ein Symbol des Mondes, der von
der Sonne verfolgt, jedoch niemals eingeholt wird.
In der keltischen Kultur wurde sie auch Artona oder Artiona sowie Andarta
'die Große Bärin' oder Andrasta genannt, die besonders von den Bretonen
verehrt wurde. Weitere Versionen des Namens dieser Gottheit sind: die gallische
Arduinna, Herrin der Ardennen, Göttin der Natur und der wilden Tiere -
ebenso wie Artemis/Diana.
In Helvetien trug sie den Namen Artio, und von ihr existiert eine bildliche
Darstellung, die in Muri, bei Bern, aufgefunden wurde ( CIL XIII 4113). Dort
erscheint sie auf einem Thron sitzend, in Gesellschaft eines Bären bzw. einer
Bärin sowie eines Baumes (Abb. 2). Wahrscheinlich ein Erdbeerbaum, wie
wir später sehen werden.
Im vorrömischen nördlichen Hispanien war die Gottheit, deren Namen auf
diesem Radikal gründet, möglicherweise als männliche Gottheit bekannt (oder
hatte auch eine maskuline Version), wie sich einer Reihe von Widmungsinschriften
(aus der aquitanisch-pyrenäischen Region) an deo Artahe, Artehe
deo, Arte usw. - wahrscheinlich ein iberischer Gott - entnehmen lässt. Die
Philologen Jullian und Lizop bringen ihn mit Mercurius Artaios (eine spätere
lateinische Interpretation) in Verbindung. Alle diese scheinen maskulinisierte
Versionen der Göttin Artio zu sein, die D'Arbois "la deesse des ours" nennt.
Diese Theonyme finden sich in einer ganzen Reihe von Toponymen wieder, so
z. B. Arteixo /A rteijo (A Corufia), Ardiege (Frank.r) us.w, die den altkanarischen
Formen vom Typus Arteheita - Artejeita und weiteren (s. u.) gleichzusetzen sind.
R. Lafon, Michelena und andere Autoren bringen den Radikal art- dieses
Theonyms mit dem baskischen arte bzw. arta 'Steineiche' in Zusammenhang,
worin sich in der Tat eine parallele Etymologie manifestieren dürfte (vgl. oben
bask. (h)artz 'Bär'). Dieser Parallelismus würde dann die Göttin, traditionell
die Herrin des Berges und der Höhen, mit diesem Baum verbinden. Einen
ähnlich gelagerten Fall haben wir im Namen der Göttin Arduina und dem ihr
zugeordneten Wald und Bergmassiv der Ardennen (Abb. 3).
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Der keltische Name für den Bären ist her oder math. Demzufolge bezeichnen
ber/veroder bere gleichzeitig 'die Bärin' und 'die Mutter', die Liebesgöttin,
dieselbe, die durch Venus personifiziert wurde. Es handelt sich hierbei
um die gleichen Elemente, die der namengebenden Gottheit der Stadt Madrid
zugeordnet werden können, nämlich der Göttin Matrona (die Göttin vom Fluss
Marne), Matra oder Maya, woraus sich die alte lateinische Form Matrit-um
sowie die arabisierten Versionen Magerit und Mayerit herleiten. Alle diese
Namen sind nichts weiter als Beinamen der Muttergöttin, die seit Urzeiten
mit der Bärin gleichgesetzt und oftmals in Begleitung ebendieses Tieres dargestellt
wurde, das in den alten Kulturen als höchstes Symbol der Mutterliebe
galt.
Im Wappen Madrids findet sich ein Bär (oder eine Bärin!) und ein Erdbeerbaum
(spanisch madrofio < *matronium) - mögliche Attribute einer alten
eponymischen Gottheit, wie auch im Falle der zuvor erwähnten Göttin von
Muri sowie auch von Bern und Berlin (Abb. 4).
Von dieser theophorischen Wurzel leiten sich zahlreiche europäische
Toponyme, Anthroponyme und Stammes- oder Volksnamen ab, wie Arth
(Fluss); Artern und Arzberg in Deutschland; Artia, Fluss in Gallien; Artica,
Quelle in Armenien; Artiaca, in Norditalien; Artana, in Etrurien; Artenia, Stadt
der Carni, in Noricum, südlich der Donau (nach Strabo); Artesona und Artusa
in den Pyrenäen (vgl. oben Arethusa). Vorrömische Städte wie Arto-dunum in
Gallien (heute Arthun) 'die Festung des Artos'; Artobriga oder Ardobriga, in
der Vindelica, und eine weitere Stadt gleichen Namens an der Stelle oder aber
in der Nähe des heutigen El Ferrol (Galicien); in ebendieser Gegend siedelte
auch das Volk der Artabri, für die sie wohl schutz- bzw. namengebende Gottheit
gewesen sein wird.
Gleicher Herkunft ist der Personenname And<irito bzw. Ant<irito eines
Galliers im Dienste Karthagos, zweifellos ebenfalls vom Namen der Göttin
Andarta (s. o.) abgeleitet. Sowohl der eine wie der andere stehen dem Namen
der karthagischen Gottheit Anti<irado (mit leichter Variation der Lautung) nahe.
Von ähnlichem Typus ist das kanarische weibliche Anthroponym Androna
(Tenerife). Vgl. den galicischen ( hier männlichen) Gottnamen Andero oder
Anderon ( CIL II 2598).
Die Ziegen-Göttin
In ihren mittelmeerischen Ursprüngen hat die Verbindung der Göttin mit
der Bärin, wie gesagt, Vorläufer in der Verehrung der Ziege oder der ZiegenGöttin.
Athene selbst geht, nach Herodot, auf eine alte libysche Göttin zurück,
die mit einer Ziegenhaut bedeckt dargestellt wurde, als Anspielung auf
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ihren Ursprung. Der Wechsel von der Ziege zur Bärin war gewiss Folge einer
Ausweitung ihres Kultes auf weiter nördlich gelegene Länder mit einer anderen
Fauna, wahrscheinlich gegen Ende der Jungsteinzeit. Selbst auf Kreta,
einem bedeutenden Kultzentrum dieser Göttin, ging bekanntermaßen die
Verehrung der Ziege gleichfalls der des Stieres vorauf
Demzufolge war Artemi oder Aritimi auf den Kanaren keine Bären-, sondern
eine Ziegen-Göttin. 3 In diesem Zusammenhang sei an das erinnert, was
der Baccalaureus Thamara über die "heiligen Ziegen" der Kanarier sagte, nämlich
dass sie mit deren Milch alle Tage ihre Anbetungsstätten oder Tempel
besprengten. Diese Aussage zeigt deutlich die Existenz einer kontinuierlichen
Kulthandlung an diesen Kultstätten, die sich nicht nur auf bestimmte Tage
oder Notfälle, wie z. B. Regenmangel, beschränkte. Das lässt vermuten, dass
eine permanente Priesterschaft - möglicherweise Priesterinnen - mit diesen
Orten verbunden waren, wie es auch bei den Harimaguadas von Valeron der
Fall war.
In der alten Ikonographie wird Artemis meist nackt dargestellt. Zweifellos
ist ebendiese die kanarische Göttin der Fruchtbarkeit, deren entblößtes Bildnis
4 über die Paarung der Ziegen im Höhlenheiligtum von Torifia wachte,
sowie diejenige, die in anderen kanarischen Bildnissen als schwangere Frau
oder gebärende Mutter erscheint. Die Präsenz dieser Göttin auf den Kanarischen
Inseln hat ganz gewiss ihren Ursprung im Kontakt mit den mediterranen
Kulturen, und zwar in der Zeit vor der Auswanderung auf den Archipel.
Diese Theonyme mögen gleichfalls Zeugnis geben von der Verbreitung und
Beständigkeit des Kultes der Artemis focea, der ursprünglich in die Kolonie
Massalia (Marseille) getragen wurde, von wo aus er sich weiter über den westlichen
Mittelmeerraum verbreitet haben dürfte, bis er schließlich Nordafrika
erreichte.
Es scheint angebracht, hier anzumerken, dass die auf diesem Radikal fußenden
Namen weiterhin im keltischen Bereich verwendet wurden, trotz der
Tatsache, dass die Bären in einigen Gebieten, wie Irland (mutmaßlich seit der
Bronzezeit), bereits seit langem ausgestorben waren.
Namen besitzen die Eigenschaft, Veränderungen der Umwelt und sogar der
Bevölkerung zu überleben, insbesondere wenn es sich, wie in diesem Falle,
um Theonyme handelt. Die enge Verbindung der kanarischen Namen, die auf
der Wurzel art- basieren, mit der Göttin Artemis ist eines der besten Beispiele
für die hier vielfach aufgezeigte kulturelle Verwandtschaft.
Der enge Zusammenhang der Göttin mit der Fruchbarkeit der Natur und
der Tiere hat seine Wurzeln bis ins Paläolithikum, sowohl mit den wilden -
als auch mit den Haustieren. Aus dem Neolithikum stammen die Petroglyphen
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mit Darstellungen von sich paarenden Hirschen in Galicien (Nordwest-Spanien)
oder Wildziegen, in Morbihan, in der französischen Bretagne. Daneben
werden öfter heilige Symbole der Gottheit dargestellt.
Aus dem mittelmeerischen Kulturraum ist die Darstellung von sich paarenden
Ziegen auf einem minoischen Siegel zu sehen. Links davon findet sich
ein änigmatisches Symbol, das auch anderswo in Verbindung mit der Göttin
erscheint. Es handelt sich um näpfchen-ähnliche Darstellungen, das Wahrzeichen
der Göttin auf Petroglyphen.
Ganz deutlich ist das Relief der zwischen zwei Ziegen thronenden Göttin
aus Ugarit (Syrien), die ihren TierenÄhrenbüschel anbietet. Hier erscheint sie
in ihrer Doppelrolle als Herrin der Tiere und der Früchte der Erde (Abb. 5).
Zuletzt - und in engem Zusammenhang mit diesen Bildnissen - kommt
die schon erwähnte Skulpturengruppe der Höhle von Torifia auf Gran Canaria,
wo die Göttin, in aufrechter Haltung, der Paarung (d. h. Vermehrung) der Ziegen,
der allerwichtigsten Nutztiere der Kanarier, vorsteht.
Mit diesen Daten als Basis habe ich mir erlaubt, eine Ideal-Rekonstruktion
der verschollenen Bildergruppe von Torifia vorzuschlagen, deren Allegorie
der Fruchtbarkeit einen weiteren Beweis der Einbettung der kanarischen Kultur
in die spätmegalithische Religiosität darstellt (siehe Abb. 6 - 9). Benutzt
wurden Repliken der beiden von Bernaldez erwähnten Elemente: die sich
paarenden Ziegen und die aufrecht stehende Göttin, aufgrund archäologischer
Funde aus dem alten Mittelmeerraum. Die Ziegen stammen von einem minoischen
Siegel, das zweifellos einen fruchtbarkeitsbegünstigenden Charakter
besaß. Die Göttin ist attisch, mit östlichem Einschlag. Die kanarische Frauenfigur
war vermutlich aus einem Baumstamm geschnitzt und so lang wie "eine
halbe Lanze", wie der Chronist sagt. (Die kastilische Lanze war um die drei
Meter lang, so dass die Göttin ungefähr anderthalb Meter groß gewesen sein
muss, also praktisch in Lebensgröße.)
Der Guanarteme
Guanarteme, guanartheme oder guadarteme war der von den Königen
auf Gran Canaria gebrauchte Titel, den einige Chronisten, wie Viera, Ulloa,
Millares, Sosa und Torriani5
, einfach mit 'König' übersetzen. Keine weitere
Berücksichtigung sollen hier Formen finden, die eindeutig auf orthographischen
Irrtümern beruhen, wie z. B. guadalteme, guanarted oder guardateme -
letztere wohl unter analogischem Einfluss von span. guardar 'bewachen, bewahren'.
Übrig bleiben demnach die zu Beginn genannten beiden Formen,
die sogar einmal im selben Dokument erscheinen und von denen, nach Meinung
Wölfels, einzig die Form (g)uanarteme als authentisch anzusehen ist.
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Letztere ist auch diejenige, die altemativlos in dem Dokument erscheint, das
den Frieden zwischen den Ureinwohnern und den Katholischen Königen vertraglich
besiegelt. Die so häufig auftretende Variante guadarteme könnte,
nebenbei bemerkt, auf einer gängigen phonetischen Variation [ n] - [ d] beruhen.
Sie erscheint schon in den Repartimientos de Gran Canaria (Landverteilungen
von G. C.) von 1542, wenige Jahre nach Beendigung der
Konquista.
In seinen Schlussbetrachtungen äußert Wölfel, dass für das in Frage stehende
Wort keine befriedigende Interpretation oder Erläuterung gegeben
werden könne, da die zum Vergleich herangezogenen Sprachen keine akzeptable
Parallele böten. Zu vermuten sei allenfalls eine - dem ahaggarischen
amenukal ' König' analoge - Zusammensetzung, die möglicherweise aus den
Bestandteilen 'Herrscher' und 'Land' gebildet sein könnte. In seinem Werk
Historia de Canarias (I/131, 150) übersetzt Viera guanarteme mit "el rey", wobei
er etwas später erläutert: "a lo que parece - quiere decir, hijo de Artemi,
otros dicen guadarteme, pero entiendo con impropiedad" (d. h. 'wie es scheint,
bedeutet es Sohn von Artemi; andere sagen guadarteme, aber ich meine, es ist
unzutrefend').
Die Übersetzung mit 'König', die einige Chronisten von den anderen übernehmen,
ist bloß eine Vereinfachung, denn wir verfügen über genauere Nachrichten,
wie die von Sosa, der uns eine andere Version gibt. Sosa (1678) berichtet
über eine 'Guanchen-Thronfolge' in Gran Canaria und schreibt: "Sie
gaben ihm den Besitz, und er übernahm den Namen seines Onkels, Guanarteme,
den alle Nachfolger jenes Hauses zu eigen hatten". Cedefio seinerseits
schreibt (16 82-87): " ... im Gebiet von Galdar, wo der Herrscher der Insel, genannt
der Guanarteme, seinen Sitz und sein Haus hatte, und das war der Name
sämtlicher Herrscher von Canaria, der von einem auf den anderen überging."
Aus dem bisher Diskutierten gehen zwei entscheidende Feststellungen
hervor: 1. Es handelt sich nicht um ein x-beliebiges "normales" Wort, sondern
um einen Königstitel. 2. Die einzige authentische Form ist guanarteme. Was
nun die Deutung des Wortes angeht, so bin ich der Überzeugung, dass es sich
um eine Zusammensetzung handelt, die als ersten Bestandteil den Namen der
mediterranen Göttin Artemis (mit Varianten: Arta, Artemi, Artimi, Aritimi usw.)
beinhaltet, ein Umstand, der womöglich auf alte matriarchalische Strukturen
sowie auf eine alte matrilineare Vererbung der Königswürde hindeutet. Es
geht hierbei um eine Thematik, die hinsichtlich der altkanarischen Kultur von
verschiedenen Autoren eingehend behandelt worden ist. Das erste Element
guan bzw. wan bezeichnet die Herkunft oder Abkunft, wie das lateinische bzw.
griechische -genus, -genes, -gnatus oder das arabisch-berberische ben-.
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Guanarteme (- wa-n-arteme) wäre demnach: 'Sohn der Artemis', 'der von
Artemis Hervorgebrachte' oder einfach 'der der Artemis'.6
Es handelt sich hier um einen Königstitel im allerursprünglichsten Sinne,
wie ihn zahlreiche Herrscher des Altertums gebrauchten, um sich irgendwie
mit der höchsten Gottheit zu identifizieren, die im vorliegenden Fall die Göttin
ist. Abgesehen von diesem Titel trug jeder kanarische König seinen eigenen
Namen: Guanarteme Guayedra, Guanarteme Semidan. Im Namen Tenesor
Semidan Guanarteme erscheint der Titel an zweiter Stelle, wie es auch bei
libysch-mauretanischen Herrscher- und Beamtennamen der Fall ist.
Der Titel guanarteme entspricht genau den keltischen patronymischen
Namensformen Arth-gen - Arti-genos - Arto-genos- Arti-cnos ( CIGr III 4039,
38) - Art-cnus sowie dem iberischen Artigousw. 'der Sohn/ der Gezeugte von
Arta /Artus'. Ein weiteres, ebenfalls keltisches Äquivalent ist Math-gen oder
Mat-genus, das auf einer anderen Version des Wortes für 'Bär(in )', kelt. math
(s. o.) beruht. Analoge Bedeutung bringt der griechische Name Artemidoro -
Apreμ i-o w p o <; - 'der von Artemis Gegebene' oder 'Gabe der Artemis' zum
Ausdruck. Den gleichen Radikal weisen auch das griechische Artemios, das
karische Artemisia usw. auf.
Dass alle diese Formen auf eine Gottheit bezogen sind, unterliegt keinerlei
Zweifel in Anbetracht von Namen wie Arti-dius, Arti-dunus und anderen mit
sufigiertem Titel. Selbst der französische Name keltischen Ursprungs
Artagnan kommt von * Arta-genanus, wie das Patronym Artagnos, eine
Reduktionsform, ferner das irische Artan, Genitiv Artagni, die gallischen
Artenac < * Arte(n)acus (laut D'Arbois aus dem Anthroponym * Artennus),
Artiacus, Arciaca und andere belegen.
Die Guanchen-Könige von Gran Canaria waren nicht die Einzigen, die sich
selbst als 'Söhne der Artemis (oder Astarte)' bezeichneten: Ähnliche Titel
wurden von zahlreichen antiken Herrschern als dynastische Namen benutzt,
so etwa:
• Die griechische Monarchie der Arta.
• Die Artemisische Dynastie von Halikarnass und ihre Königinnen Artesia I.
und II.
• Die armenische Dynastie, mit ihren Königen Artabazes oder Artabasdes.
• Die parthische Dynastie, mit ihren Königen Artaban oder Ardevan.
• Die persischen und armenischen Dynastien, mit den Königen Artaxerxes,
Artaserse, Artaxathra, Ardasir oder Ardaches. Selbst der Name Persiens
war früher Arthaga, und ihre Einwohner die Artheen genannt.
• Der König Artemidoros von Baktrien.
• Der phönizische Königstitel Abd-Astartos 'Sohn der Astarte', der zumindest
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von einem König von Tyrus verwendet wurde, der zwischen 918 und 910 v.
Chr. herrschte (bis er schließlich von seinen drei Brüdern sowie seiner
Amme durch Mord beseitigt wurde).
• Aus dem keltischen Bereich stammt der Name Arto-rix > Artri (irisch rix
'König').
Wir kennen sogar konkrete Fälle, wo die künftigen Könige zuvor andere
Namen hatten, wie Arsaches, und nach ihm sein Sohn Oco, die sie - bei der
Thronbesteigung - gegen den dynastischen Namen Artaxerxes (I. und II.)
austauschten. Das Gleiche geschah bekanntlich bei den kanarischen Guanartemen.
Oben habe ich schon das Volk der Artabri, im Nordwesten der Iberischen
Halbinsel, mit ihrer Stadt Artobriga, erwähnt. Den gleichen Namen trugen
zwei weitere Städte in der Vindelica und in Noricum (heute SüddeutschlandÖsterreich).
Der Name Artamyoder Art(h)amiswird auch in seiner Funktion als Name
des Sohnes des Königs von Gran Canaria erwähnt (so in Le Canarien, bei
Bout, Lev und anderen). Abreu nennt diesen Artemis. Im gleichen Zusammenhang
steht der Herrschername Arten-deifa von Artevirgo. Demselben
Prinzip folgen auch andere Königstitel, die auf verschiedenen Theonymen
beruhen, wie etwa Melkart, der mit dem kanarischen Menkey bzw. Mencey
in Verbindung stehen könnte. Auch dieser Titel wurde von den Chronisten mit
'König' wiedergegeben. (Dieses Thema wird an anderer Stelle gesondert behandelt).
Artemis in der kanarischen Toponomastik
In der kanarischen Kultur treten besonders häufig solche Personen- und
Ortsnamen auf, die auf den Schemata art-a, art-e, arit-i, aret-usw. beruhen,
ein klares Zeugnis für die Einbindung des kanarischen Archipels in die
paläomediterrane Kulturgemeinschaft.
Da auf den Kanaren keine Bären vorkommen, liegt der Gedanke nahe, dass
die Bären-Göttin auf dem Archipel eine Ziegen-Göttin gewesen sein muss,
wie die Beschreibung einer heute verschollenen Statue vermuten lässt, die im
Heiligtum von Torifia (s. u.) stand. Eine analoge Situation ergab sich für die
Ägäis und andere mittelmeerische Bereiche, in denen ihr die Ziege fest zugeordnet
war.
Wie wir sehen, gehörte die Göttin, deren Namen auf dem Radikal art- basiert,
nicht ausschließlich dem griechischen Kulturkreis an, sondern wurde in
einem sehr ausgedehnten Bereich verehrt, vom Nahen Osten bis zum äußersten
Westen Europas, unter Einschluss des gesamten Mittelmeerraums sowie
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der angrenzenden Länder. Davon zeugt nicht zuletzt die nachhaltige Wirkung,
die ihr Name auf die Toponymie und Anthroponymie ausgeübt hat.
Den oben erwähnten Typen entsprechen eine Reihe von kanarischen Anthroponymen,
wie:
Artemi oder Artemy, Namen eines faican (Oberpriester) von Telde und
Bruder des guanarteme (s. u.). Dieser Name erscheint auch in den folgenden
Varianten:
Artami / Artamy, Arthamis, Artemis.
Guan-artemid, Guan-d-artheme usw., Königstitel. 7
Kanarische Anthroponyme wie Artega oder Arthega, auf Fuerteventura,
und Toponyme wie Artegade, Arteguede, Artagude (G. C.), Artagaida und
Artagayda-deste, auf Tenerifa (mit angehängten Sufixen), sind praktisch
identisch mit dem Theonym ATARGATIS oder ATERGATIS (* Arte-ga-tis),
Name der Göttin in Syrien und Palästina, deren wichtigste Kultstätten sich in
Ashkalon, Karkemish, Hierapolis und Petra befanden (Abb. 10). Von hier aus
verbreitete sich ihr Kult und verschmolz mit dem der Astarte.
Andere sind:
Artamide, Artemide oder Armide (Reduktionsform) sind den vorgenannten
ähnliche Anthroponyme.
Artendeyfa oder Artenteyfac, eine prominente Persönlichkeit im Bezirk
von Artevirgo, auf Gran Canaria, mit einem mutmaßlichen Possessiv- bzw.
Zugehörigkeitssuffix.
Andarte, in Tij-andarte oder Tijadarte, mit der Variante Tij-andaste, ein
Name auf Gran Canaria, trägt das Präfix tij-, bei dem es sich um einen Titel zu
handeln scheint, der mit den Formen tigo-, tiho-, teh- oder tej- (vgl. Tijama,
Tejina usw.) oder mit dem Wort tigotan 'Himmel' ('die himmlische Andarte'?)
verbunden wird.
Einige Formen zeigen Vokaleinschub zwischen den Konsonanten -rt-, wie
beispielsweise die bereits erwähnte Arethusa ( < * Arthassa) von Syrakus -
eine Hypostase von Artemis/Diana - sowie die etruskische Aritimi. Zu diesem
Typus gehört der kanarische Name Aritarime, aus La Palma, und eine
Reihe von Ortsnamen, die weiter unten aufgeführt werden.
Aresague, ein kanarischer Name, ist mit dem gallischen Arsiacus oder
Artiacus und dem Ortsnamen Arsiacum (heute Arsac) vergleichbar.
Räumlich mitunter weit voneinander entfernte Toponyme wie Artajo (Navarra,
Huesca), Artajate, eine von Hannibal gegründete Stadt in Armenien
(deren König den Namen Arta-vasdestrug; s. u.), usw. sind aufallend ähnlich
und manchmal sogar identisch mit weiteren auf diese theonymische Wurzel
gegründeten kanarischen Namen, wobei der Radikal im Übrigen auf allen
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Inseln präsent ist und, wie gesagt, einer sehr alten Sprachschicht entstammt,
in der anscheinend zahlreiche Toponyme und Anthroponyme - insbesondere
auf Gran Canaria - auf die Göttin bezogen waren.
Zum Vergleich: Artajo (La Gomera), Artazo - Artaso - Hartaso, Ort bei
Galdar (G. C.), sowie Artaos, Höhlen auf Teneriffa (in Versionen mit und
ohne H- bzw. J- [x]).
Diese stehen ausnahmslos dem hispanischen Anthroponym ARTAS!Orecht
nah sowie davon abgeleiteten Toponymen wie Artasona (Huesca), Artasiacum
> Artassac, Artaizat (Frankreich), den Anthroponymen Artazo, Hartazo, dem
Patronym Artaiz ( < * Artasii) usw.
Weitere kanarische Formen desselben Typs, mit und ohne Hauchlaut am
Anfang, sind:
Artagona - Hartaguna - Jartaguna bzw. Hartagunda (mit Hauchlaut),
Quelle in La Caldera (La Palma).
Artaona - Artaone - Artahone - Artajone - Artehone oder Artaore
(Gebiet von Icod, Tfe., wo der König residierte) und Arteheita, eine heilige
Höhle auf El Hierro.
Alle diese Formen entsprechen ohne jeden Zweifel einigen peninsularen
Versionen, wie Artajona (Navarra), sowie vorrömischen Theonymen, wie dem
oben erwähnten ARTAHE - ARTEHE DEO der aquitanisch-pyrenäischen
Region.
Des Weiteren: Artiacar - Artiagar (Schlucht auf Gran Canaria), einem
Fluss namens Artiaca in Oberitalien, sowie dem baskischen Toponym Arteaga
nahe stehend. Den gleichen Namen trägt eine Ortschaft auf Gran Canaria,
deren Ursprung prähispanisch sein mag oder auch nicht.
Arteheita auf El Hierro, auch "Cueva Santa" 'Heilige Höhle' genannt, ist
ein alter Kultplatz, der mit der Regenanbetung in Zusammenhang steht.
Artenara (mit den Varianten Artenaran, Artenarar), Brunnen, Schlucht,
Berggipfel und Höhlenheiligtum der Heiligen Jungfrau auf Gran Canaria.
Arteara, eine Schlucht auf Gran Canaria.
Artenaga auf Gran Canaria, Artenga, Schlucht auf El Hierro, sowie das
Anthroponym Artega.
Diesen zur Seite stehen weitere Namen außerhalb der Kanarischen Inseln,
wie Artena, eine Stadt der Volsker in Latium (Livius); Artenia in Noricum
(Strabo); Arthenac, Artenca, Arthenas und Artannes in Frankreich, Artana in
der Provinz Castell6n sowie in Etrurien; Artaca in Armenien; Ribarteme
(Pontevedra), das ehemalige Rivo Artemi, usw. Selbstverständlich handelt es
sich bei diesen Beispielen um kulturelle, nicht sprachliche Parallelen bzw.
Analogien.
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Artabobo, Ort in Alajer6 (La Gomera);
Artagaida, Schlucht und Ortschaft in Abona (Teneriffa);
Artamache, ein Hügel in Alajer6 (La Gomera);
Armache (Tfe.) und Aramaque (La Gomera) sind wahrscheinlich Reduktionsformen
der vorgenannten;
Artapugache, Gebiet und Ort auf La Gomera;
Artebeja, Artebeje, Artejebe oder Artehebe, Schlucht und Ortschaft auf
Gran Canaria;
Artebirgo - Artevirgo, Schlucht auf Gran Canaria, mit der Variante
Artubrirgains;
Artendeifa, mit der Variante Artenteyfac, Häuptling vom Distrikt Artevirgo
(G.C.), vermutlich ein weiteres Theophorikum auf der Basis des Namens der
Göttin Arten bzw. Artem-is (erinnert an Arten-devia bzw. -divia) 'der/die der
GöttinArteme'; die Form Artenteyfacträgt ein Sufix -c [k], mutmaßlich mit
possessiver Funktion;
Articosia, Höhle und Senke auf den Höhen von Arafo (Tfe.);
Artinasia - Artiiasa und Artiiana, V ulkanberge auf El Hierro;
Artiz, Hügelkette bei Güimar (Tfe.), usw.
Der Radikal tritt als zweiter Bestandteil auf in Zusammensetzungen, wie:
Tazarte oder Tasarte, Schlucht und Bach auf Gran Canaria; Tasartico oder
Tazartico, Bach und Bucht auf Gran Canaria; vgl. die oben erwähnten
Personennamen Tijandarte, Tijandaste, Ir iarte usw.
Variantform arche
Die Abwandlung arte > arche ist typisch für die kanarische Lautung, die
dazu tendiert, das Tzu [1:f] ("eh") zu palatalisieren (z.B. Tenerife - Chinech).
Demzufolge können einige Namen mit dieser Form solchen vom Typ artegleichwertig
sein. Allerdings lässt sich in einigen Fällen auch an die Möglichkeit
denken, dass es sich um eine Variante ach- > arch- (mit patronymischer
Funktion und gefolgt von einem Eigennamen) handeln mag: 'der Sohn von ... '.
Wie wir bereits gesehen haben, nimmt Artemis -Arteme in der kanarischen
Toponomastik auch die Reduktionsformen Arche, Ache, Art(h)e sowie At(h)e
an, wie sich an den verschiedenen Versionen dieses Namens und Königstitels
ablesen lässt: Guadarteme, Guan-arche, Guan-ache, Guan-arthe, Guanathe
und sogar Guan-areme, Guan-arame sowie möglicherweise das auf
Teneriffa präsente Anthroponym Guayarten.
Eine weitere Variante findet sich in Arten- bzw. Artene (für Artem-e), mit
Wechsel des Nasals, wie er in kanarischen Namen häufig vorkommt.
Das Theonym Arciaco (York, England) hat seine europäischen Parallelen
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in Archiacus, heute Arciac (Ortschaft in Frankreich). Arciaca, Archiaca oder
Artiaca ( castra) sind drei Varianten des Namens einer römischen Siedlung
zwischen Troyes und Chälons-sur-Marne, die dem Anthroponym bzw.
Theonym Artius oder Artia - Arcia entstammen. Bekanntlich war Artio oder
Artium eine weitere Form des Namens der Bären-Göttin (s. o.), von dem später
die männliche Form Arciaco abgeleitet wurde. Dem gleichen Typus gehören
der erwähnte tyrische Namenstitel Abd-astartos und wohl auch der Ortsname
v'illasdardo (< Villa-Asdardo), Salamanca, an.
Man vergleiche die vorgenannten europäischen Namen mit den kanarischen
Toponymen (alle auf Tenerifa): Archaco, Archacha, Archaja, Archaha,
Archaga, Archajara und Archaoya sowie auch sonst die erwähnten Artajo,
Artahone usw. Sie alle enthalten möglicherweise das Element aha, aga 'Wasser,
Fluss, Schlucht'.
Weitere Entsprechungen finden sich im baskischen Ortsnamen Archanda
sowie auch in den alten europäischen Personen- und Ortsnamen Artinus
(Frankreich), Artinius, Artiniacus (heute Herzenich, Deutschland). Letzteres
weist eine Possessiv- oder Patronymform auf, die an die kanarischen
Archeneche und Archen ehe, 8 eine Schlucht und ein Weiler auf Teneriffa, erinnert.
Man vergleiche Arche.ia in Igueste (Tfe.) mit Archena (Thermalquellen in
Murcia), deren Quasi-Identität wohl nicht zufällig sein dürfte, da der Übergang
art- > arch- auch in europäischen Personen- und Ortsnamen dieses Ursprungs
vorkommt.
Weitere kanarische Toponyme dieses Typs sind:
Archaoya, Schlucht in Arico (Tfe.).
Archefe, Schlucht und Steilhang im Tal von Masca (Tfe.).
Archeje, Steilhang in Hermigua (La Gomera).
Archijira oder Achijira, Hüttensiedlung in Fasnia (Tfe.), möglicherweise
mit zweitem Element *vira, *vera, wie in Tafira und Tavera; vgl. auch Arta-bri
< * Arta-beri.
Archijoco, Archinife, Archipenque, alle auf Teneriffa.
Archimeni, Ortschaft auf Teneriffa; vgl. guafiameie ('Wahrsager', wahrscheinlich
ein Titel, wie im Fall guanarteme).
Möglicherweise handelt es sich um Geländeformen, die der Gottheit geweiht
waren oder mit ihr in Verbindung standen.
Astart oder Astarte, Astre, Ishtar, Atergatis, Atergade
Weitere der ältesten Namen der Göttin, die wir diversen schriftlichen Quellen
verdanken, sind Astart oder Astarte - was als Appellativum in einigen
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Gebieten auch 'Uterus' bedeutete-, die in ihrem Heiligtum in Hierapolis (Syrien)
verehrt wurde. Sie wurde auch 'die Allmächtige und Erzeugerin aller
Dinge' genannt, eine Göttin der Fruchtbarkeit - und des Krieges. Bekannt
war sie außerdem in Palästina als Astaroth und Anat, in Akkad als Istar, in
Syrien und Palästina als Aserah oder Asirat, in Sumer als Inanna, in Ägypten
als Isis usw., wovon sich u. a. Namen wie Esther, Stirona und Istrien herleiten.
Tatsächlich sind alle diese Formen gleichbedeutend mit der Magna Mater. Ihr
Kult hatte in vielen Fällen orgiastischen Charakter. Anlässlich gewisser Zeremonien
nahm die rasende Begeisterung derart extreme Formen an, dass einige
Männer sich selbst entmannten und ihre Geschlechtsteile der Göttin darboten.
Dafür erhielten sie weibliche Gewänder und Schmuck.
Die Göttin wurde auch mit dem Morgen- und Abendstern identifiziert,
genau wie Venus. Daher der enge sprachliche Zusammenhang, der sie vielfach
mit den Wörtern Stem, star, astmm, stela usw. verbindet sowie mit weiteren
ihr zuzurechnenden Theonymen, wie dem der keltischen Stirona -
Tsirona - firona - Thirona - Steren sowie Siraun - Seren oder auch des Sterns
Sirius und vieler anderer "himmlischer Wesenheiten".
Ein und derselbe Radikal findet sich demnach in T- und S-Varianten: Tir-,
Sir-, Stir-, Tsir-, womit sich wohl auch erklären lässt, warum die Griechen die
Einwohner von Tyrus ununterschieden Tyrioi und Ser(r) anoi nannten. Die Etrusker
nannten die Göttin Astre oder Uni-Astre und identifizierten sie so mit der
etruskischen Uni (Juno). Ihr Kult ist für die Stadt Caere (südl. Etrurien) belegt.
In der bildlichen Darstellung pflegt sie mit einer Kopfbedeckung aus
Ziegenhömem aufzutreten (vgl. die ägäische - und vermutlich kanarische -
Artemis in ihrer Beziehung zu diesem Tier). Bei anderen Gelegenheiten erscheint
sie mit einer Taube in der Hand, als Symbol der Liebe (und im Altertum
auch der Wollust), gleich wie Tanit, Venus und weitere Göttinnen, die die
Quelle der Fruchtbarkeit und die ganze Schöpferkraft der Natur verkörpern.
Aufgrund ihrer Beziehung zur Erde und zum Unterirdischen wurde sie auch
als 'Herrin der Toten', 'Mutter der Wasser, die aus der Erde hervorquellen'
und 'Allmutter der Menschheit' betrachtet, bevor die männlichen Gottheiten
die Stelle der alten Göttinnen in ihrer Schöpferrolle einnahmen. Sie wurde
auch 'Herrin des Berges' genannt und häufig auf bestimmten Berggipfeln und
Anhöhen verehrt. Die Ikonographie stellt sie üblicherweise auf der Spitze eines
Berges stehend dar, vielfach in Gesellschaft eines von beiden Seiten her
auf sie blickenden Tier-Paares (Abb. 11 ).
Der Sohn und/oder Gatte der Göttin hat üblicherweise einen ihr untergeordneten
Rang. Der Gemahl der palästinischen Anat/Asiratwar Ba'al, und im
Falle der mesopotamischen Inanna/Istar war es Dumuzi oder Tammuz 'der
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treue Sohn der Wasser, der der Erde entsprang'. Diese männliche Gottheit
verkörpert den leidenden jungen Gott der Natur und der Ernte, der gemäß
dem Vegetationszyklus alljährlich stirbt und wieder aufersteht, wobei er ins
Reich der Dunkelheit und des Todes hinabsteigt, von wo die Menschen nicht
mehr zurückkommen können. Istar jedoch, als die Königin des Himmels,
begibt sich in die Unterwelt und vermag ihn dem Leben zurückzugeben. 9 Diese
Gottheiten finden sich, wie wir sehen, in der syrischen, mesopotamischen,
semitischen, hethitischen und palästinischen Welt (sowie in weiteren Kulturkreisen
) und wandern danach weiter zu den klassischen Kosmogonien und
schließlich bis hin zur keltischen und germanischen.
Als Jungfrau verkörpert die Göttin die noch nicht bestellte Erde; als nackte
Frau, gelegentlich schwanger, stellt sie die befruchtete Erde dar, bereit für
Reifung und Ernte.
Die kanarische Muttergöttin steht zweifellos in einer Reihe mit den weiblichen
Gottheiten des östlichen Mittelmeerraums wie des Nahen Ostens, mit
identischen Funktionen als Jungfrau und Mutter der Fruchtbarkeit der Erde,
der Tiere und Menschen. Die Bedeutung der weiblichen Gottheit zeigt sich
hier in den zahlreichen Zeugnissen, die sie uns auf dem kanarischen Archipel
durch eine sehr deutliche Spur sowohl in der Archäologie als auch im volkstümlichen
Marienkult hinterlassen hat. Davon zeugen viele der unterschiedlichen
Ausprägungen marianischer Anrufungen, die auf allen Inseln präsent
sind, wie die Virgen de Candelaria (Jungfrau von Lichtmess) auf Teneriffa,
Virgen del Pino (Jungfrau der Kiefer) auf Gran Canaria, Virgen de Jas Nieves
(Jungfrau vom Schnee) auf La Palma, Virgen de los Dolores (Jungfrau der
Schmerzen) auf Lanzarote, Virgen de Ja Pef.a (Jungfrau des Felsens) auf
Fuerteventura, Nuestra SefJ.ora de Guadalupe (Unsere Liebe Frau von Guadalupe)
auf La Gomera oder Virgen de los Reyes (Jungfrau der Könige) auf El
Hierro, ganz abgesehen von einer Unzahl lokaler Anrufungen minderer Bedeutung.
Die zahlreichen "cuevas de la Virgen" (Höhlen der Jungfrau), die auf
dem gesamten Archipel anzutreffen sind, belegen die ursprünglich chthonische
Herkunft der Muttergöttin.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Namen Astart, Astarte und Istar(t) derselben
Grundlage entstammen, mit einem im Übrigen sehr alten und üblichen
Austausch r > s/s. Im Falle der Kanaren wird diese Alternanz deutlich im
Vorhandensein von lautlichen Dubletten, wie in den oben erwähnten Tij-andarte
und Tij-and-aste. Doch sind solche Doppelungen nicht exklusiv
kanarisch, sondern finden sich beispielsweise auch in den der britisch-keltischen
Tradition angehörenden Namensformen der Göttin (hier mit kriegerischer
Funktion ): And-arta und Andr-asta.
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Der Gebrauch des Namens der Göttin als kanarisches Anthroponym ist
weiterhin bezeugt durch den palmerischen Namen Bedestra bzw. Bediestra
(ein König von Tagalgen, auf La Palma), der, nach Emest Zyhlarz, dem punischen
* bodestra (antike Aussprache boudastrat) 'der Schützling der Istar oder
Astart' gleichzusetzen ist.
Eine Inschrift von El Hierro, geschrieben in altlibyscher Sprache und mit
westnumidischen Schriftzeichen, entzifert Zyhlarz als Tdst- 'm u-Ks, wobei
Tdst'-m anscheinend als *Tdst-imma zu lesen ist, analog dem altsemitischen
Istar-ummi 'Istar ist meine Mutter' oder, damit gleichbedeutend mit 'Sohn der
Istar' . 10 Es handelt sich hier um einen Anthroponym-Typus, der in zahlreichen
Kulturen anzutreffen ist und solchen Formen entspricht, die anderwärts das
Element -genes, -genususw. als Sufix des Namens der Göttin aufweisen, deren
Schutz sich der Träger anvertraute ( bzw. anvertraut wurde), wie im Falle der
bereits vorgestellten Arth-gen/Arto-genos, des griechischen Artemi-doros usw.
Weitere in diesen Inschriften erscheinende theophorische Namen enthalten
den des Gottes T'n (Tan, Tin, Ten). 11
Die Doppelung Astart/Artemis dieses im alten Mittelmeer so überaus verbreiteten
Theonyms mag die gleiche sein, die sich in einigen kanarischen
Namen des Typs Aste- für * Arte- findet (vgl. die etruskische Version Astre, s.
o.), so z.B.:
Astiacar - Astiagar und Artiacar, Schlucht auf Gran Canaria.
Asteheita - Abstenehita - Arteheita - Arteneita - Artecheita ist eine
Höhle bzw. Grotte auf El Hierro, wo das göttliche Höllenschwein Aranfaybo,
der Regenbringer, hauste. Krutwig interpretiert dieses Toponym als * Asteneheita
'die Felsen-Hölle', wobei er das zweite Element *eheita mit dem etruskischen
Eite 'Hölle' sowie mit dem griechischen Hades identifiziert. Hier fällt
wiederum der typische Rhotazismus s - rauf, in den Varianten Asten - Arten.
Das wortauslautende -n ist ein kanarisch-berberisches Possessivsuffix mit der
Bedeutung 'der Arta' bzw. 'der Arte(me)'.
Zusammenfassung
Als Schlussfolgerung aus den oben aufgezeigten Zusammenhängen wird
deutlich, dass die Mutter-Göttin auf den Kanarischen Inseln sehr wohl bekannt
war und verehrt wurde. Außerdem weisen alle Indizien darauf hin, dass
ihr Name, oder zumindest einer ihrer Beinamen, auf dem Archipel Arteme
oder Artemis war, insbesondere in ihrer Erscheinungsform als Göttin der Ziegen
und Förderin von deren Fruchtbarkeit und Vermehrung.
Ihr Kult hatte einen permanenten Charakter, indem ihr nämlich täglich
Milch- und Fettopfer dargebracht wurden. Diese Gaben wurden auf den Bo-
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den ihres Heiligtums in Torifia geschüttet, worin man die gleiche Kulthandlung
wie in anderen alten Kulturen des Mittelmeerraums erkennen kann.
Torifia ist nicht ein Einzelfall, denn sowohl die alten Traditionen als auch
die Toponymie und die Anthroponymie bezeugen die Anwesenheit von zahlreichen
Höhlenheiligtümern der Göttin, noch heute 'heilige Höhle', 'Jungfrauenhöhle'
oder 'Kirche der Guanchen' usw. genannt. Wahrscheinlich gab es
ein solches Höhlenheiligtum für jede Gemeinde einer bestimmten Größenordnung.
Die Milch stammte von einer der Göttin gewidmeten Ziegenherde;
wiederum eine von anderen Kulturbereichen her wohlbekannte Praxis. Das
Auf-die-Erde-Schütten der Gaben zeigt, dass die Empfängerin des Opfers die
Mutter-Göttin in ihrem tellurischen Habitat ist.
Die große Bedeutung der Rolle der 'Ziegen-Göttin' bei den Kanariern ist
völlig unbestreitbar, da ihre Ökonomie und ihre Subsistenz von diesem Tier
und seinen Produkten in sehr hohem Maße abhängig war. Der Ackerbau war
primitiv und rudimentär, ja auf den meisten Inseln inexistent. Die Flora des
Archipels bot damals kaum genug geeignete Pflanzen für die menschliche
Ernährung, mit Ausnahme einiger wilder Körner oder Wurzeln. Jagdbares
Wild gab es nicht, und das Meer bot nur einige wenige Muscheln, da die Fischerei
mangels Booten und entsprechender Fanggeräte kaum eine nennenswerte
Rolle spielte.
Fleisch war ein Luxus, den sich nur die Oberschicht gelegentlich leisten
konnte. Das paradiesische Bild, das oft vom Leben dieses Volkes gezeichnet
wird, entspricht nicht der Realität. Die durschnittliche Lebenserwartung der
Kanarier war nicht viel über dreißig Jahre, wie die erhaltenen Funde beweisen.
Es handelt sich dabei um 'Mumien', die bekanntlich nur von Personen
höheren Standes stammen.
Die Bedeutung der Göttin Artemis im Alltags- und Gesellschaftsleben der
Kanarier manifestiert sich auch im Brauch der Könige, ihren Namen als dynastischen
Titel zu verwenden, indem sie sich als 'Söhne der Artemis' bezeichneten,
einer Tradition folgend, die wiederum dem östlichen Mittelmeer, Kleinasien
und dem Nahen Osten entstammt.
Anmerkungen:
1 H. Stumfohl: Magna Mater mediterranea, in ALMOGAREN XVII (1986).
2 Afea bedeutet im Griechischen 'die Verschwindende' - eine Anspielung auf ihre lunare
Natur.
3 Das kanarische Wort für 'Ziege' ist ara oder aja, axa (Aussprache: [axa]), das sich auch
im Berberischen findet; wenn man jedoch das Vorhandensein des lateinischen aries,
arietis 'Widder' (Schema a-r-t) berücksichtigt, erscheint es möglich, dass sie alle einen
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gemeinsamen Ursprung haben. Aries ist nicht eigentlich ein lateinisches Wort; sein
Ursprung wird in den Wörterbüchern als "unsicher" bzw. "dunkel" bezeichnet, was
darauf hinweist, dass es sich hier um die Entlehnung aus einer anderen Sprache
(möglicherweise Substrat) handelt.
4 Wörtlich: "das Bildnis einer nackten Frau mit entblößten Gliedern" (imagen de muger
desnuda con sus miembros de fuera), nach dem Chronisten Andres Bernaldez , Historia
de los Reyes Cat6licos 1479.
5 " ••• ch'in nostra lingua Re vuol dire ... " (Torriani 33r).
6 In einem Fall wollte ein Autor den Titel guanarteme - wohl einigermaßen gewaltsam
- von einem berberischen guan-arsch-emir 'Abkömmling-Stamm-Emir' ableiten!
7 Man beachte das -d(e)-, das sicher zur Verdeutlichung vom Chronisten eingefügt wurde
und tautologisch das (berberisch) possessive -n- 'Sohn der Arteme' wiedergibt.
8 Typ *archenichi, aus * Archenicus oder * Artenicus.
9 Es handelt sich hier um einen uralten Mythos, einen der ursprünglichsten in der
Menschheitsgeschichte, der sich in Variationen in den Mythen von Persephone, Kore,
Isis und Osiris u. a. wiederholt.
10 E. Zyhlarz, ein profunder Kenner der semito-hamitischen Sprachen und speziell des
Libyschen in allen Epochen seiner Entwicklung sowie auch der Geschichte des afrikanischen
Nordwestens, ist der Auffassung, dass diese und andere Inschriften auf EI
Hierro (einschließlich einer punischen) möglicherweise alle dieselbe Entstehungszeit
haben, die einem Abschnitt zwischen dem ersten vor- und dem zweiten nachchristlichen
Jahrhundert entspräche.
11 Siehe Artikel "Tenerife - Überlegungen zur Herkunft des Namens" (des Autors), in
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Abb. 1
Die Göttin Aretussa,
Münze aus Syrakus
(Sizilien)
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Abb. 2
Darstellung der Göttin Artio (aus Muri bei Bern, Schweiz)
Abb. 3
Arduinna, Göttin der Ardennen
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Abb. 4
Wappen von Madrid, Bern und Berlin (von links nach rechts)
Abb. 5
Muttergöttin mit Ährenbüschel und zwei Ziegen, syrisch-mykenisch
(Ras Samra, Ugarit)
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Abb. 6
Minoisches Siegel (Kreta, um 2000 v.Chr.)
Abb. 7
Sich paarende Ziegen.
Petroglyphe aus Morbihan
(Bretagne, Frankreich)
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Abb. 8
Sich paarende Hirsche - zwei graphische Lösungen
(Petroglyphe aus Galizien, Nordwest-Spanien)
Abb. 9
Mögliche Rekonstruktion des Bildnisses von Torina (Kanarische Inseln):
a) Sich paarende Ziegen (wie minoisches Siegel)
b) Göttin (wie attische Variante)
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Abb. 10
Die nabatäische Göttin Atergatis, Göttin der Gewässer und der Fruchtbarkeit
(Relief von Khirbet Tannur, Negev)
Abb. 11
Die Göttin der Tiere und des Weltenberges (minoisches Siegel, Kreta).
Die rechts in anbetender Haltung stehende Figur ist ihr Sohn, der junge Gott.
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