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José ALCINA FRANCH, Tenerife BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEN KANARISCHEN INSELN UND AMERIKA IN PRAHISTORISCHER ZEIT Vortrag, gehalten am 21. Ma.rz 197 O in der ,,Casa de Colón", Las Palmas de Gran Canaria. Aus dem Spanischen übersetzt von Dipl. Dolm. Helmfried Knoll, Wien. Wenn heute die Kanarischen Inseln einen der bedeutendsten wirtschaftsgeographischen Knotenpunkte der Erde darstellen, dann ist das weder ein Zufall noch eine Entwicklung der neuesten Zeit. Die Grundlagen dieser Tatsache konnen bis in sehr frühe Perioden zurückverfolgt werden. Mit anderen Worten: Der Begrif des Knotenpunktes trift für die Kanarischen Inseln sowohl in der Gegenwart als auch in der vorgeschichtlichen Vergangenheit zu. Man muB daher einerseits den lange Zeit dauernden und engen Kontakt der Kanaren mit der unmittelbar benachbarten Küste des afrikanischen Kontinents betrachten, andererseits darf aber der wechselnd starke ideologische und gesellschaftlich-kulturelle EinfluB aus dem ostlichen und westlichen Mittelmeerraum, und sogar noch von der Iberischen Halbinsel her, nicht auBer Acht gelassen werden. All dies zusammengenommen bedeutet den im auBersten Westen liegenden Auslaufer von kulturellen und gesellschaftlichen Erscheinungen, die ihren Ursprung in der alten Welt haben. Was hingegen konnen die Kanaren zum Verstandnis der Probleme beitragen, die die Erforschung der Neuen Welt auf der anderen Seite des Atlantik bietet? Was das Hauptthema unseres heutigen Vortrags sein wird und was das Thema unserer wissenschaftlichen Beschaftigung seit zwanzig J ahren ist, scheint nicht erfaBbar zu sein, ohne eine allgemeine Darstellung der Ursprungsproblematik der Eingeborenenkulturen Amerikas. Wenn wir in Rechnung stellen, daB die ersichtliche rassenmaBige, sprachliche und kulturelle Vielfalt und Verschiedenheit des amerikanischen Ureinwohners zufriedenstellend nur durch einen verschiedenartigen Ursprung erklarbar ist, so wird man begreifen, daB die Suche nach diesen verschiedenartigen Ursprüngen beinahe seit dem Augenblick der Entdeckung durch Kolumbus an die denkbar groBte, von einer Vielzahl von Autoren durch- 103 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 geführte Anstrengung bewirkt hat. Sie stützen sich auf eine Vielzahl von Hypothesen und bauten auf sehr unterschiedlichen methodologischen Grundlagen auf. Es ist dies nicht der Zeitpunkt zur Ganze das theoretische Problem zu behandeln, das diese ganze Serie von Studien mit sich bringt. Es moge uns genügen, daB neben einer erstaunlichen Menge von Forschungen, die auf dem Difussionismus aufbauen - wie die von Gordon F. Ekholm und Robert Heine-Geldern, Paul Kirchhof, Betty J. Megers, Cliford Evans und Emilio Estrada und Paul Tolstoy1 - diejenigen, die auf mehr oder minder geniale oder elegante2 Weise dagegen ankampfen, ebenfalls nicht wenige und ihre Argumente auch nicht verachtenswert sind. Man kann sagen, daB der Kampf der Standpunkte gegeneinander heute noch genauso heftig sei wie zu den besten Zeiten 3 • Ohne uns damit aufzuhalten, die besser oder schlechter begründeten Theorien zu zergliedern, die heute teilweise oder zur Ganze als wahrscheinliche Erklarungen über den kulturellen Ursprung der sehr verschiedenen Eingeborenengruppen Amerikas gelten konnen, müssen wir sagen, daB die Mehrheit von ihnen als Schauplatz den weiten Pazifischen Ozean oder die BeringstraBe haben; mit einem Wort, daB die Stromungen kulturellen EinfluBes wie auch der Bevolkerungsstrom nach Amerika direkt aus Asien in die Neue Welt gekommen sei. Und dies trotz der ungeheuren Verkehrsschwierigkeiten, die in jenem Ozean zu überwinden sind. Vor allem die Richtung vieler seiner Meeresstromungen und besonders die Entfernungen sind hier von Bedeutung. Wenden wir den Blick auf den Atlantik zurück, um zu versuchen, auf ihm den Weg moglicher vorkolumbischer Einflüsse zu finden, so werden wir ein nahezu absolutes Schweigen vorfinden, und dies - wie wir spater sehen werden - trotz des Umstandes, daB all das, was im Pazifik Schwierigkeiten bereitet, sich hier zu relativen Erleichterungen wandelt: geringe Entfernungen und für die überquerung von Ost nach West günstige Stromungen. Was ist der Grund für dieses Schweigen für die Wissenschaft von heute? Ohne zu versuchen, das Problem im Detall zu analysieren, was uns zu einer vielgestaltigen Geschichte vom europaischen Denken über den Ursprung des amerikanischen Menschen führen würde, vom XVI. bis in das XIX. Jahrhundert4 , konkretisiert sich die Antwort für uns auf zwei Aspekte: a) Die maBlose Entwicklung der schlecht fundierten Theorien, die sich wahrend der ersten Jahrhunderte rund um einen hebraischen, phonikischen, karthaginensischen oder auch noch spanischen Ursprung drehten; 104 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 b) die periodisch erneuerte Theorie des Urspungs auf einem verschwundenen Erdteil: Atlantis. Als Folgerung aus all diesem muB jedweder Versuch, auf rein wissenschaftlichen Grundlagen die Moglichkeiten interkontinentaler Beziehungen auf der Seite des Atlantiks zu erforschen, mit einer von vornherein gegebenen Unglauhwürdigkeit belastet sein. Bei dieser Gelegenheit werden wir abermals die Worte des Altmeisters Paul Rivet anlaBlich der Rede zur Eroffnung des 28. Internationalen Amerikanistenkongresses wiederholen müssen ,, ... hezüglich der amerikanischen Ursprünge wird man von Mal zu Mal mehr die Augen nicht auf Amerika selbst, sondern gerade auf das, was Amerika nicht ist, auf Asien, Ozeanien und selbst auf Europa und Afrika wenden müssen, denn die Ursachen seiner Besiedlung werden nicht gefunden werden konnen, indem wir uns üher die Zusammenhanglosigkeit und Eigenart der amerikanischen Zivilisation wundern, sondern indem wir die Kulturen des einen Kontinents mit denen der anderen vergleichend studieren" 5 • Wenden wir diese Idee in totaler Form an - was Rivet selbst nicht tat - und machen wir uns von jeglichem transatlantischen Vorurteil freí, so werden wir zugeben müssen, daB dieser Weg der Durchdringung von ebensolchem oder hoherem Wert ist, mit ebensolchen oder mehr Moglichkeiten, als sie der von den Forschern bisher benutzte transpazifische Weg bietet. Dieser Gedanke, der - wie wir vorhin erwahnten - seit ungefahr zwanzig Jahren unser Leitmotiv gewesen ist 6 , ist im Lauf der Zeit mit der Meinung anderer Autoren7 in Einklang gekommen. Dies erlaubt heute, neben den von anderen Gelehrten8 früher aufrechterhaltenen Meinungen, das Prohlem in Ausdrücken groBerer Sicherheit betrefend die Moglichkeiten ihrer Ergebnisse zu betrachten. Zumal wir, wie wir jüngst sagten9 , nur mit groBter Sorgfalt, peinlichster Genauigkeit und moglichster Ausdehnung jedes einzelne der Probleme erforschen müssen, um positiv oder negativ auf die These einer transatlantischen Verbindung in prahistorischer Zeit zwischen der Alten und der Neuen Welt Antwort gehen zu konnen. Nun gut, wenn wir zu einem etwas weniger konservativen SchluB gelangen wollen, auch wenn dieser einige Unruhe mit sich bringen wird, dann müssen wir aus der Menge der Beweise ableiten, daB eine solche transatlaritische Verbindung moglich und ziemlich wahrscheinlich war, dann sind wir auf dem W eg dazu, sagen zu konnen, daB sie gewiB sei. 105 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die transatlantische These Die transatlantische These, auf die wir uns nun beziehen, und bei der die Kanarischen Inseln eine erstrangige Rolle spielen, kann - wie wir dies wiederholt bei anderer Gelegenheit getan haben - folgend formuliert werden: ,,Im Verlauf des zweiten vorchristlichen Jahrtausends überqueren eine Reihe von Menschengruppen, gering an Zahl und unter auBergewohnlichen Umstanden, den Atlantik von den Küsten Nordwestafrikas und den Kanaren in Richtung Amerika, Trager eines weitlaufigen ergologischen und animologischen Gemisches neolithischen Charakters, deren kulturelle Spuren wir in einer ziemlich umfangreichen Reihe von Merkmalen verfolgen konnen, deren anthropologische Spuren jedoch nicht vorhanden oder sehr verschwommen sind und infolgedessen sehr verworren - Europide und Negride in Amerika - und deren linguistische Reste schlieBlich bis heute nicht ausreichend beobachtet oder studiert wurden". 10 Wie angeführt wurde, sind die Kanarischen Inseln für mich - vielleicht dank ihrer strategischen geographischen Lage oder durch einmalige Umstande, die bei ihnen zusammentreffen - das Bindeglied, das, allgemein gesprochen, eine Kette zusammenhalt, die im Nahen Osten zu beginnen pflegt und die fast stets in Amerika endet, obwohl sie gelegentlich bis nach Polynesien verlangert wird, wie dies Heyerdahl11 vermutet. Daher rührt es, warum mein Interesse für die kanarische Vorgeschichte ganz besonders stark ist und meine Forderung nach Aufhellung sehr nachdrücklich ist, zumal die Losung des aufgegebenen Ratsels mit groBer Wahrscheinlichkeit hier gefunden werden kann. Transatlantische überquerung Die erste zu behandelnde Frage - noch ehe das archaologische und ethno-historische Problem der moglichen Kontakte zwischen den primitiven Ureinwohnern der Kanaren und Amerikas behandelt wird, besteht darin, zu sehen, oh - wie wir behauptet haben - physische und geographische Moglichkeiten dafür bestehen, daB derartige Kontakte tatsachlich gegeben waren. Ziehen wir in erster Linie die Entfernung in Betracht, in der beide Erdteile, der afrikanische und der amerikanische, voneinander liegen, so sollten wir vom ersten Augenblick an deutlich herausstreichen, daB diese, obwohl sie sowohl am Wendekreis des Krebses als auch an dem des Steinbocks die 3.500 Meilen übersteigt 12, ,,zwischen dem Cabo de San Roque und der afrikanischen Küste, auf dem 5. südlichen Breitegrad, nicht mehr als 2700 Meilen auf dem Parallelkreis betragt. Wenn die astronomische Aquatorlinie noch 106 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 3600 Seemeilen betragt, so reduziert die entsprechende SW-NO-Linie zwischen dem Vorsprung Südamerikas und dem des afrikanischen Nordwestens die Luftlinie zwischen Natal in Brasilien und Freetown in Sierra Leone auf 1600 Meilen. Und man za.hit bloE 1500 Meilen auf den groEen Seewegen von Sao Vicente de Cabo Verde nach Tatal" 13• Die Verringerung der Entfernung zwischen beiden Ufern an den angegebenen Stellen führt uns zu der Ansicht einer echten Meeresenge, die in der Praxis den Nordatlantik vom Südatlantik trennt. Vergleichen wir diese Entfernungen mit denen des Pazifischen Ozeans in der Zone, von der man annimmt, daB dort einige Menschengruppen nach Amerika gekommen seien, wo der kürzeste ,,Sprung" - von der Osterinsel zu den Küsten Chiles - rund 2000 Meilen betragt, so werden wir verstehen, daE die - geographisch gesprochen - Mindestmoglichkeiten sich im Atlantik unter besseren Bedingungen als im Pazifik ergeben 14. Das Studium der Stromungen im mittleren Atlantik,der Zone, die uns hier am meisten interessiert, bestatigt diesen ersten Eindruck. In der Tat folgen von der Zone der Azoren bis zu den Antillen eine Reihe von Stromungen aufeinander, die direkt von den Küsten der Kanarischen Inseln nach Amerika führen. Die erste dieser Stromungen ist der sogenannte Kanarenstrom, der sich mit dem Nordaquatorialstrom verbindet, ohne daB es zwischen den beiden einen Unterschied gibt, ,,weder durch ihren thermischen Index noch in der Fortbewegungsgeschwindigkeit" 15, und der direkt in Westrichtung verlauft, wobei er sich allmahlich in der Umgebung der Antillen mit den Wassern des Südaquatorialstromes vermengt. Wenn wir nun die Fortbewegungsgeschwindigkeit dieser Stromungen in Betracht ziehen, so werden wir zwei verschiedene Gegebenheiten für die Gesamtheit des Weges, der uns interessiert, feststellen konnen: Der Kanarenstrom, wie auch der Nordaquatorialstrom, bewegen sich bis zu 40 ° westlicher Lange mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15-17 Meilen pro Tag weiter. Vom angeführten Grenzpunkt an wird der Nordaquatorialstrom beschleunigt, bis er die Normalgeschwindigkeit von 27 bis 30 Meilen pro Tag erreicht, die typische Geschwindigkeit der aquatorialen Stromungen 16• Nehmen wir als auBersten Abstand denjenigen, der sich von den Kanaren bis zu den Antillen ergibt, das heilt, rund 3000 Meilen, so konnten die ersten 1500 Meilen in 100 Tagen bewaltigt werden, wahrend der zweite Teil der Reise über die restlichen 1500 Meilen in 50 oder 60 Tagen zurückgelegt werden konnte. Infolgedessen konnten, auch noch unter der Annahme, daE die moglichen Seefahrer keinerlei nautische Kenntnisse hatten, sie in sechs 107 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Monaten nach Amerika gelangen, indem sie sich von der Meeresstromung treiben lassen. Bis hierher haben wir natürlich nicht die mehr oder weniger entwickelten technischen Moglichkeiten in Betracht gezogen, über die die in Frage kommenden Seefahrer verfügen hatten konnen. Dies ist ein Problem, das wir spater behandeln konnen. Unabhangig von der Entwicklung derartiger Techniken müssen wir darauf Bedacht nehmen, daB sowohl die Winde auf Meereshohe in den Monaten Janner bis Juni, als auch die Stromung der AlisiosWinde im allgemeinen mit dem übereinstimmen, was über den Kanaren- und Nordaquatorialstrom gesagt wurde. Moglichkeiten und Realitaten In den vorhergehenden Abschnitten haben wir versucht, zu sehen, welcher Art die geographischen Moglichkeiten zur Durchführung einer Transatlantiküberquerung in alten Zeiten sind. Welcher Art sind jedoch die Realitaten? Welche Beweise haben wir, um ableiten zu konnen, daB eine solche überquerung nicht nur moglich, sondern ziemlich wahrscheinlich war? Derartige Wahrscheinlichkeiten sieht man durch die Tatsache der Entdeckung des Kolumbus selbst bestatigt, oder durch die Entdeckung Brasiliens durch Alvarez Cabral 1500, der, sich von der afrikanischen Küste nach Indien wendend, an die amerikanische Küste getrieben wurde, ohne daB darin - allem Anschein nach - irgend eine Absicht gelegen ware. Es gibt eine Stelle bei Gumilla, die wir bei anderer Gelegenheit zitiert haben17 und die, wegen ihrer Anschaulichkeit, verdient, hier wiedergegeben zu werden, in der er uns erzahlt, daB ,, ... in seinen Hafen (San José de Oruñ auf Trinidad), ein Schif aus Tenerife (Kanaren) gekommen war, beladen mit Wein, und auf diesem Schif fünf oder sechs bleiche und abgezehrte Manner, die mit Brot und Fleisch für vier Tage von Tenerife nach einer anderen Insel derselben Kanaren unterwegs waren; und daB sie sich, als das Schif von einem fürchterlichen Oststurm erfaBt wurde, gezwungen sahen, sich von der Gewalt des Meeres und des Windes mehrere Tage hindurch treiben zu lassen, bis ihnen die knappen Vorrate zu Ende gingen, für die sie Vorsorge getrofen hatten; und schlieBlich, ... als sie sich kaum mehr aufrecht halten konnten und bereits abgezehrt und hinfallig binnen Stunden den Tod erwarteten, wollte Gott es, daB sie Land entdeckten, welches die Insel Trinidad der Inseln über dem Winde (Windward Islands) war" 18• Obgleich wir jetzt nicht versuchen wollen, eine eingehende Analyse der in den alten Quellen enthaltenen Nachrichten über die Kenntnis zu machen, die 108 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 man zu jener Zeit von den Kanarischen Inseln hatte19 , müssen wir doch die Tatsache hervorheben, daB, wenn wir bis vor kurzem mit Marcy20 annehmen konnten, ,,daB die Romer etwa um unsere Zeitenwende herum den Kanarischen Archipel kannten, weil sie ihn berührt hatten", wir jetzt vollige GewiBheit darüber haben, daB es archaologische Beweise gibt, die diese Nachrichten bekraftigen. In der Tat wurden zwischen Oktober 1964 und Dezember des daraufolgenden Jahres an den Küsten von Graziosa, Lanzarote und Tenerife sogar fünf Amphoren21 ,,phonikischer" Art gefunden, welche die romischen Schife bis in das 2. und 3. Jahrhundert nach Christus benutzten, zur Versorgung e ben der Matrosen auf den Schifen, die sie führten 2: Die Art der Amphoren - ahnlich, aber nicht gleich der Nummer 33 der Dressel-Tafel -, vollig verschieden von der auf Handelsschiffen verwendeten, scheint eine erzwungene oder zufallige Landung anzuzeigen, vermindert jedoch in keinem Fall die auBergewohnliche Bedeutung der Tatsache. Von ebensolcher Beweiskraft für die These, die wir hier aufbauen, ist der Fund eines Keramikkopfes hellenistisch-romanischen Stils, ungefahr aus der Zeit um 200 n. Chr. stammend, unter zwei intakten Schichten bei einer Fundstelle der Azteken-Matlatzinca-Kultur in Tecaxic-Calixtlahuaca (Toluca-Tal, Méxiko), ein Fund, der 1933 getan wurde, der aber erst vor wenigen Jahren zur Kenntnis gebracht wurde23 und mit dem andere frühere Funde verbunden sind, für die wir keine solche stratigraphische Genauigkeit anführen konnen. Heine-Geldern nimmt an, daB das erste dieser Serie in Méxiko gefundener romischer Figürchen von einer der Faktoreien an der malayischen Küste stammen dürfte, das nach China gelangt ware und von dort nach Mittelamerika, zusammen mit einer anderen Reihe von typisch orientalischen kulturellen Spuren. Nun gut, wenn wir die auf den Kanaren gefundenen Nachweise romischen ,,Dortseins" in Betracht ziehen, sowie die Tatsache, daB der Weg vom Mutterland nach Amerika über die Atlantikroute viel kürzer ist, worauf Pericot unsere Aufmerksamkeit lenkt24, werden wir darin ein Beweiselement allerersten Ranges haben, um zu bekraftigen, daB romische oder Mittelmeer-Seefahrer spater als im 3. Jahrhundert n. Chr. unter Ausnutzung ihrer nautischen Fahigkeiten tatsachlich nach Amerika gelangten und eine evidente Spur in Méxiko hinterlieBen. Die Nachrichten über arabische Expeditionen gegen Westen wahrend des Mittelalters sind bekannt, von denen man aber nicht mehr weiB, oh sie je wieder zurückgekehrt sind25 , wie zum Beispiel diejenigen des (westsudanesischen) Mandingo-Sultans Muhamed de Gao Anfang des 14. Jahrhunderts26 • 109 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Stützt man sich auf diese Art von Daten und die in Amerika gefundenen Nachweise, so kann man meinen, da.13 negroide Afrikanergruppen irgendwann einmal, vielleicht vor dem Jahr 900 - wie Jeffreys und Johnson vermuten - in die Neue Welt gelangt seien. Das Schiffahrtsproblem auf den Kanaren Aus dem, was wir in den vorhergehenden Abschnitten gesagt haben, konnen wir ableiten, da.13 die antiken Schiffsreisen über den Mittelatlantik nicht nur moglich, sondern auch wahrscheinlich waren, zumal die bisher gefundenen Beweise dies anzuzeigen scheinen. So bleibt nun aufzuklaren, oh diese überquerung, wenn sie moglich war, in Epochen durchgeführt wurde, die vor jenen liegen, die wir angeführt haben, unter Volkern primitiver Kultur und mit augenscheinlich bedeutend einfacheren Hilfsmitteln. Wir kommen damit dazu, eines der meistumstrittenen Themen in bezug auf die prahistorischen Bevolkerungen der Kanaren zu behandeln, das jedoch ebenso die primitiven Volker an der Atlantikküste Amerikas berührt: das ihre Fahigkeit oder Unfahigkeit zum Bau von Schifen und zur Seefahrt. Obgleich es nicht moglich ist, bei dieser Gelegenheit das Thema in seiner ganzen Tragweite zu durchforschen, werden wir jedoch versuchen, uns seiner geeignetsten Betrachtung mit adaquatester Methodik zu nahern. Das Problem ist offenkundig sehr kompliziert, da sowohl die amerikanischen Volker, zumindest diejenigen am uns interessierenden Atlantikufer als auch die prahispanischen Kanaren-Volker ,,niemals die geringste Eignung für die Hochseeschifahrt zeigten" 27 , wie dies zum Beispiel bei den Polynesiern der Fall war. Dies will dennoch nicht sagen, da.13 sie nicht irgend eine Art Schif besessen hatten; konnen doch nur auf diese Weise die Verbindungen auf relativ weite Entfernungen hin erklart werden, die von der Amazonasmündung bis nach Mittelamerika entlang der Küste angeknüpft wurden, oder die Besiedlung der Antillen, die kulturell Südamerika mit Florida verband. Hier ist es notwendig, zu erwahnen, daB auBerdem die Ausdehnung des Karibenvolkes über die Antillen dadurch erfolgte, daB eine Art Einbaumkanu verwendet wurde, das wir nur schwerlich als ein vollendetes Schif ansehen konnen28 • Es ist merkwürdig, daB ausgerechnet die einzige Angabe, die wir über die praspanischen kanarischen Schiffe besitzen, sich auf einen Bootstyp dieser Art bezieht. In der Tat, wenn die alten Quellen im allgemeinen keinen Bezug auf das Vorhandensein irgend eines Bootstyps nehmen, so sagt uns Torriani mit groBer Genauigkeit, da.13 ,,sie auch Boote aus dem Drachenbaum mach- 110 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ten, den sie ganz aushohlten und ihn dann mit Steinen beschwerten; und sie fuhren mit Rudern und mit Palmsegeln rund um die Küsten der Insel ( Gran Canaria) und hatten auch die Gewohnheit, nach Tenerife und Fuerteventura zu fahren und zu stehlen. Durch diese Seefahrt gelangten sie dazu, den übrigen Insulanern sowohl in der Sprache, als auch mit einigen Gebrauchen zu gleichen" 29 • Der Absatz ist hinreichend prazis und einleuchtend, so daB wir ihm keinen weiteren Kommentar zu widmen brauchen. Dennoch macht die Tatsache, daB Torrianis Behauptung nicht durch andere Autoren bestatigt wurde, diese relativ zweifelhaft. Doch ist dies, unserer Meinung nach, nicht bedeutsam genug, zumal - auch wenn wir Torrianis Angaben nicht ins Kalkül zogen - die erwiesene Tatsache, daB eine bestimmte Anzahl kultureller Spuren, sowohl ergologischer als auch soziologischer Art, auf verschiedenen Inseln des Archipels ahnlich waren, sehr deutlich dafür spricht, daB die Verbindungen über See, auch wenn sie nicht sehr haufig und intensiv waren, doch zu bedeutsam waren, als daB sich derlei kulturelle Ahnlichkeiten erst im 15. Jahrhundert ergeben hatten, zumal sonst die Unterschiede wahrscheinlich viel groBer gewesen waren. Anderseits, wenn wir die Behauptung, daB die praspanischen Kanarier ,,die Kunst der Seefahrt und alles, was damit zu tun hat, nicht kannten" 30 als richtig annehmen, dann stellt sich das Problem der Besiedlung der Insel von Afrika, zumal es unwahrscheinlich erscheint, daB ein seefahrendes Volk im Lauf der Zeit jegliche Kenntnis der Seefahrerkunst verlieren sollte. Das Problem der Verbindungen zwischen dem Archipel und der afrikanischen Küste selbst verlangt eine tiefschürfende Analyse, zumal keine übereinstimmung unter den Autoren darüber herrscht, ob die Bedingungen für die Schifahrt zwischen Cabo Juby und der Ostküste Fuerteventuras, der dem Kontinent nachstgelegenen, günstig waren oder nicht31 • Allerdings erscheint die Annahme abwegig, daB die Besiedlung der Inseln Einwanderern zu danken sei, die aus dieser Region stammten. SchieBlich erscheint die Erklarung, daB die primitiven Bewohner der Kanaren ,,gleich bequemen Passagieren an Bord von Schifen von Seevolkern die, nach Ausladung der menschlichen Fracht, sich nicht weiter um die so besiedelten Inseln kümmerten" 32 , gekommen seien, vollig unwahrscheinlich. Andererseits ,,konnen wir auch nicht vergessen, daB schon in der Bronzezeit kühne Seefahrer und Handler das Kantabrische Meer auf plumpen Booten aus zusammengenahten Hauten durchfuhren, um das atlantische Zinn und Gold ins Mittelmeer zu bringen, und auch nicht die Tatsache, daB diese Boote die Kanaren und die Küste Afrikas erreichten" 33 • Wenn solche See- 111 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 reisen auf viel gefahrlicheren Meeren und unter schlechteren nautischen Bedingungen durchgeführt wurden, so ist es nicht schwierig, anzunehmen, daB andere nordafrikanische Seefahrer eine so kurze überquerung bis zu den Inseln hatten schafen konnen. Wir müssen also daraus folgern, daB die prahispanischen Kanarier eine Art Schiffe kennen mu13ten, mochten sie auch noch so plump sein, so doch ausreichend in erster Linie, um die Besiedlung aller Inseln von Afrika aus erlaubt zu haben und, in zweiter Linie, die mehr oder minder haufige Zwischenverbindung innerhalb der Inseln. DaB die Schife, die sie benutzten, ahnlich denen der Zenagas von der Bahía del Galgo34 gewesen sein mogen oder einem ahnlichen Typ, oder daB sogar alle nautischen Kenntnisse zum Zeitpunkt des Kontakts mit den Spaniern in Vergessenheit geraten waren, ist bei dieser Gelegenheit nicht allzu ausschlaggebend. Wir halten es für bedeutsamer, zu dem SchluB gelangen zu konnen, daB in prahistorischer Zeit die Seefahrt und der Fischfang in den Gewassern der Kanaren ausgeübt wurden35 • Wenn wir jetzt, auf Torrianis Text zurückgreifend, die Tatsache herausstellen, - daB diesem Autor zufolge - die Bewohner der Kanaren auf ihren Booten ,,Palmsegel" gebrauchten, dann ware eine angenommene Transatlantikreise mit dieser Art von Booten betrachtlich kürzer, als wir anfangs berechnet haben, wenn man einzig die Geschwindigkeit der Meeresstromung ins Kalkül zieht. Es sind just diese unerfahrenen Seefahrer oder Inselfischer, von denen wir annehmen, daB sie von Winden und Meeresstromungen getrieben worden sein konnten, die in dieser Gegend unvermeidbar zum amerikanischen Kontinent führen. Das chronologische Problem Unanhangig von den Moglichkeiten oder Wahrscheinlichkeiten der Kontakte oder überquerungen des Mittelatlantiks von den Kanaren nach Amerika ist das grundlegende Problem, das wir in der Folge diskutieren wollen, ein kulturelles und chronologisches. Es muB hier unbedingt behandelt werden, obwohl wir uns kürzlich damit ausführlich beschaftigt haben36 • Ziehen wir in Betracht, wie wir eingangs sagten, daB die Kanaren das Bindeglied darstellen, das meiner Meinung nach die Vorgeschichte der Alten Welt und Amerikas über den Mittelatlantik verbindet, so wird dieser Bindegliedcharakter durch einen bestimmten Kulturtyp und in einer prazisen Epoche definiert. Der kulturelle Typ oder das kulturelle Niveau, worauf wir Bezug nehmen, sind die in allgemeinen Ausdrücken mit den Namen ,,Neo- 112 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lithikum" hezeichneten; die Epoche - der Schlüsselpunkt der Frage - wird jene sein, in der dieses Kulturniveau die Kanaren und Amerika erreicht. Lassen wir das hochinteressante Problem der Ursprünge, Verteilung und der gegenseitigen Beziehungen des mediterranen und nordafrikanischen Neolithikums beiseite, das heute zur Diskussion gestellt ist37 , so interessiert uns hier das zu betrachten, was Diego Cuscoy 38 ,,Substratkultur" des Archipels nennt, das entspricht der neolithischen Kultur, die vom unmittelbar benachbarten Kontinent auf die Inseln kommt. Die Ankunft dieser neolithischen Bevolkerung auf den Kanarischen Inseln kann ,,zwischen das 111. und 11. vorchristliche J ahrtausend, wahrscheinlicher jedoch um 2500 v. Chr." verlegt werden, wie Diego Cuscoy39 behauptet, oder ,,an das Ende des zweiten vorchristlichen J ahrtausends, d.h. um das Jahr 2000", wie Schwidetzky mutmaBt40 • Die Zeit also, in der moglicherweise der Kontakt oder die Kontakte mit Amerika verwirklicht wurden, sollte zwischen den Jahren 2000 und 1000 v. Chr. liegen. Das amerikanische chronologische Problem ist viel komplexer und andererseits hochst unvollstandig und in groBem AusmaBe noch zweifelhaft. Wenn wir als aktuellste Grundlage die Analyse nehmen, die Fond41 kürzlich über altere kulturelle Aspekte vorlegte, worin erstmals die Keramik in der Neuen Welt aufscheint, werden wir bemerken, daB die durch die Radiokarbonanalyse erbrachten Daten von 3000 bis 1200 v. Chr. reichen. So zum Beispiel: V aldivia und Puerto Hormiga Puerto Márquez Purrón Monagrillo Machalilla Kotosh (3000) (2440) (2300) (2140) (2000) (1800) Asia, Las Haldas Guanape, Poverty Point (1200) usw. Es ware auBerst umstandlich, wenn wir nun das Problem des amerikanischen Neolithikums insgesamt, sowie das des Ursprungs des Ackerbaues und der Keramik in der Neuen Welt analysieren wollten. Anscheinend sind die Autoren nicht zu einem übereinkommen über die Festsetzung des ersten Auftretens solcher Erfindungen für diesen Kontinent gelangt und solche Probleme stehen noch mitten in der Diskussion. Uns interessiert hier einzig die grundlegende Tatsache chronologischer Art herauszustreichen, daB, obgleich der Ackerbau bedeutend alter zu sein scheint, die Keramik vielleicht nicht vor dem dritten vorchristlichen Jahrtausend in Erscheinung tritt. 113 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Vergleichen wir nun diese Daten mit denen, die dazu dienen, das Auftauchen des Neolithikums im Nordwesten Afrikas und auf den Kanaren festzusetzen, dann werden wir erkennen, daB beide Regionen - Amerika und die Kanaren - sich zu relativ ahnlichen Zeiten im gleichen ProzeB kultureller Wandlung befinden. Das Gerüst der These, die wir zu errichten im Begrif sind, stützt sich auf eine schon ziemlich umfangreiche Serie von Beweisen archaologischen, ethnohistorischen, anthropologischen und ethnobotanischen Charakters42 • Bei dieser Gelegenheit wollen wir einerseits auf den Beweisen beharren, die unserer Meinung nach die Kanarischen Inseln berühren und anderseits auf jenen, die - da sie in früheren Arbeiten nicht ausreichend entwickelt worden sind - dazu dienen konnen, die in diesen Arbeiten gegeben Vision zu vervollstandigen, und dies ganz besonders bei den Beweisen ethnologischen Charakters. Archiologische Beweise Im Einklang mit den methodologischen Prinzipien, die wir bei verschiedenen Gelegenheiten diskutiert haben43 und auf die wir uns zu einem guten Teil für die Vorlage dieser These stützen, ist die genaueste und gleichzeitig sicherste Beweisführung diejenige archaologischen Charakters, zumal es gerade diese Art von Materialien ist, bei denen wir die notige Festlegung chronologischer Ordnung finden konnen, die für die Richtungsbestimmung bei einem Difusionssphanomen unabdingbar notig ist. Die ersten Studien, die wir im angeführten Sinn durchgeführt haben, und von denen wir zwecks Ausarbeitung dieser These ausgehen, waren die im Zusammenhang mit den ,,pintaderas" oder Keramiksiegeln - zylindrisch oder flach - die, auf den Kanarischen Inseln auftauchend, eine weite und dichte Verbreitung sowohl in Amerika rund um die Karibische See, als auch in Eurafrika, rund um das Mittelmeer fanden. Jene Studien, zwischen 1950 und 1955 verteilt44 , dienten als Ausgangspunkt zur ófnung neuer Wege und neuer Analysen verschiedener kultureller Elemente archaologischen Charakters. Die Studien über die drei- und vierfüBigen Behalter45 , die Vase mit AusguBarm46 und über die ,,weibliche Figur mit gespreizten Beinen" 47 gestatten uns nachzuprüfen, bis zu welchem Punkt derlei vergleichende Studien es erlauben konnten, positive Ergebnisse zu finden oder nicht. Wir wollen nicht auf dem in den erwahnten Arbeiten Gesagten beharren; wir mochten jedoch einige Daten vervollstandigen und einige neue Ideen aufzeichnen. W as die Daten anlangt, so ist es interessant, die Tatsache zu prazisieren, daB es bei der Keramik von Gran Canaria - obwohl die Boden im allgemeinen flach 114 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sind - auch solche mit FüBen48 gibt, wie bei der Figur von Mógan (Fig. 4 ). Anderseits mu.E man nicht nur eine andere Serie von ,,weiblichen Figuren mit gespreizten Beinen" 49 in Betracht ziehen, sondern auch die Tatsache, daB derartige ,,Idole" bisher einzig auf Gran Canaria in Erscheinung treten so. SchlieBlich ist das keine unwichtige Feststellung, zieht man die von Taradell 5 1 angeführten Ideen in Betracht, welche die Beziehungen hinreichend zu prazisieren scheinen, dem Anschein nach direkte Beziehungen zwischen den Inseln des westlichen Mittelmeeres - Malta, Sardinien - zur Keramik und den ,,Idolen" Gran Canarias 52 • Was die ofensichtliche Ahnlichkeit zwischen bestimmten Themen der Petroglyphen anlangt, die in der Alten Welt und in Amerika in Erscheinung treten, so ist diese bei mehreren Gelegenheiten durch Pericot53 aufgezeigt worden, der uns erzahlt, daB ,,wahrend der Bronzezeit in den atlantischen Landern, von Irland bis zur Iberischen Halbinsel mit Berührung der Britischen Inseln und der Bretagne, eine Felsbilderkunst auftritt, bei der haufig bestimmte krummlinige Motive gegeben sind". Solche sind beispielsweise die Darstellungen konzentrischer Kreise, die Spiralen oder Doppelspiralen, Kreise mit Kreuzen oder Punkten usw., die gleicherweise in Galicien (Nordspanien), in Irland oder in der Bretagne aufscheinen54. Das Vorhandensein etlicher dieser Themen an mehreren der zahlreichen Orte des Kanarischen Archipels mit Petroglyphen laBt eine gewisse Art von Beziehungen zwischen a1 diesen Regionen vermuten, wobei man auch nicht auBer Acht lassen darf, daB sowohl die Spiralen, ,,als auch die Kreismotive sich in Marrakesch, im Atlas und an anderen Stellen der Sahara finden" 55 • Daraus kann man ableiten, daB die kanarischen Petroglyphen das Ergebnis afrikanischer Einflüsse sein konnen - aus dem vordynastischem Agypten? 56 - oder mediterraner Einflüsse oder solcher des Nordatlantiks, oder mehrerer oder all dieser Richtungen. Der Mittelmeerweg von der Agais, Malta oder Sardinien stoBt allmahlich mit den weiter oben angeführten Spuren zusammen, der so unmittelbare afrikanische EinfluB kann nicht unberücksichtigt gelassen werden, doch in diesem Fall scheint der Weg von Westeuropa der offenkundigere57 • Das von unserem Standpunkt aus Bedeutsamste ist, daB solche Arten und Motive von Felszeichnungen sich an der Atlantikküste der Neuen Welt in einer relativ ausgedehnten Zone wiederholen, die Brasilien, die Antillen, Venezuela und Columbien umfaBt und die einer detaillierten, systematischen Studie bedürfte, wenngleich diese Art von Vergleichen nie so sichere Ergebnisse bringt wie diejenige, die sich von Fundgegenstanden in einem stratigrafischen Zusammenhang ableitet58 • 115 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Eine andere kulturelle Spur, deren Analyse sehr interessant ware, ist die der Bolas (Wurfkégeln an Lederschnüren). Es ist wohlbekannt, da.B dies eine der charakteristischesten Wafen der Jagervolker der südamerikanischen Prarie ist59 • Ihre Verbreitung auf diesem Erdteil fa.lit anderseits mit derjenigen der Schleuder zusammen. Diese Verbreitung in der Alten Welt, wie auch in Amerika, im Detail aufzuzeigen, konnte uns einen Weg weisen oder vielleicht nur eine Moglichkeit. In diesem wie in anderen Fallen müssen die reichlich vorhandenen Spharoide (Kugelkorper), die im Kanarischen Archipel in Erscheinung treten, ihren Ursprung auf dem unmittelbar benachbarten afrikanischen Kontinent haben, wo ihre Verbreitung sehr ausgedehnt ist60 • Natürlich ist die ,,boleadora" als Gebilde von zwei oder drei mit Fell oder Streifen aus einem beliebigen anderen Material zusammengehaltenen Spharoiden deutlich von jeglicher Waffe verschieden, bei der der Kugelkorper eine mehr oder weniger bedeutungsvolle Rolle spielen soll. Wir wollen aus der van Clark aufgezeigten Gesamtheit die Kugeln von Churgold deshalb hervorheben, weil sie eine echte ,,boleadora" bilden61 • Für die Kanaren haben wir einerseits nur das indirekte Zeugnis von Abreu, in dem er vom Gebrauch ,,von drei glatten, runden Steinen" 62 spricht, andererseits die ziemlich umfangreiche Serie runder oder kugelformiger Steine, etliche ,,mit scharfer Schneide in der Mitte ihrer Umrandung" 63, von denen ich eines der Exemplare herausheben mochte, das im Museo Canario64 aufbewahrt wird, auf dem man in seinem Aquatorteil eine Vertiefung bemerkt. Es ist sicher, da.B diese Vertiefung nicht ableiten la13t, da.B dieser Stein mit einem anderen oder mehreren anderen ahnlichen Steinen verbunden gewesen sei, aber zumindest weist er auf einen Gebrauch ahnlich dem der klassischen ,,boleadora" Südamerikas hin. Pericot hat auf ein anderes Element hingewiesen, dessen Vergleich, auf solideren Grundlagen angestelt, hochinteressant ware. Ich beziehe mich auf eine Schlachtwafe, die sowohl von den Kanariern, als auch von den alten Mexikanern und Nicaraos verwendet wurde und die auf dem Archipel unter den Namen ,,magado", ,,magle", ,,amogadac" oder ,,amodeghe" bekannt ist. Diese Wafen bestanden aus einer Art von Holzprügeln, ,,oftmals bestückt mit ,tahonas' oder zugeschlifenen Feuersteinen" 65 , ihr Schaft mochte eine Lange von etwa drei Metern haben66 • Obwohl die Beschreibungen nicht in jeder Einzelheit übereinstimmen, scheint es, da.B diese Instrumente mit groBer Haufigkeit durch die prahispanischen Ureinwohner der Kanarischen Inseln verwendet worden sind67 • Pericot zeigt die merkwürdige Ahnlichkeit zwischen diesen Wafen und dem mexikanischen ,,maquahuitl auf, der gleich- 116 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 falls mit Obsidiansplittern armiert war, und besser noch mit dem der primitiven Nicaraos, der ein Prügel mit Obsidiantrümmern war" 68• Man müBte noch zwei weitere hochst interessante Details erwahnen, insbesondere wegen der Auswirkungen, die sie auf die Neue Welt haben konnen. Die keramischen Ausstellungsstücke Nr. 596 und Nr. 598 des Museo Canario in Las Palmas de Gran Canaria zeigen beide am Gefa.Brand oder am Gefa.Bhenkel Verzierungen; dies konnte sie in Verbindung mit Verzierungen bringen, die eine ahnliche Funktion bei der Keramik eines weiten Gebiets erfüllen, das einen GroBteil Venezuelas, der Guayanas, Brasiliens und der Antillen umfaBt, Verzierungen, die im allgemeinen Menschen- oder Tierkopfe darstellen, welche für gewohnlich in das Gefa.Binnere blicken. Das zweite hervorzuhebende keramische Element - von moglichem Interesse für den Vergleich mit amerikanischen Gegenstücken - ist eine Art Figürchen, von dem in Museo Canario zwei nahezu identische Exemplare aufbewahrt werden, die hochstwahrscheinlich Vogel darstellen. Diese Vogel konnten mit anderen in Beziehung gebracht werden, die in Columbien und Venezuela fast immer die Funktion von Windfloten (Okarinas) erlangen. Ethnologische Beweise Soweit die archaologischen Beweise im Hinblick auf die adaquaten Argumente unserer These einen chronologischen Wert von groBem Gewicht haben, führen die ethnohistorischen, auch wenn sie noch nicht diese Wirksamkeit besitzen, eine viel lebendigere und realistischere Rekonstruktion des kulturellen Niveaus herbei, die wir mit der Handvoll kultureller Spuren archaologischen Charakters zu erreichen suchen, reichen diese doch kaum über eine schlichte Anregung oder Aufzeichnung hinaus. Die seltene Tatsache, ziemlich detaillierte Beschreibungen sowohl für Amerika, als auch für die Kanarischen Inseln zu besitzen, erlaubt uns, einige Vergleiche zwischen beiden Gruppen in bezug auf kulturelle Spuren nicht archaologischen Charakters anzustellen. Einer der bemerkenswertesten kulturellen Züge ist derjenige, der sich auf das Auftreten von Ehen zwischen Geschwistern auf den Inseln bezieht. Es ist wohlbekannt, daB die groBe Mehrheit der menschlichen Gesellschaften der Vergangenheit oder der Gegenwart ihren Mitgliedern verbietet, die Ehe zwischen Geschwistern auszuüben und daB sie die übertretung dieses Gesetzes als einen Fall von Inzest betrachten. Dennoch gibt es einige wenige Ausnahmen von dieser Regel, und diese konkretisieren sich auf die hochst- 117 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gestellte Klasse jeder Gesellschaft, die im allgemeinen von einer ,,regierenden" Familie gebildet wird. Mit Bezug auf den Fall der Kanaren wissen wir, daB diese Art von Inzest zugelassen war, zumindest auf Tenerife und Lanzarote. Verschiedene Chronisten heben, wenn sie über die Ureinwohner Tenerifes berichten, die Tatsache hervor, daB ,,der Konig stets seinesgleichen heiratet, und wenn dies nicht moglich war, seine Schwester ehelichte, um nicht sein Blut zu besudeln. Es war nicht gestattet, Leute, die nicht adelig waren, zu heiraten" 69 • Anderseits ist die Geschichte des letzten Herrschers von Lanzarote, Guanarteme, wohlbekannt, der seine Schwester leo heiratete 70 • Unter den wenigen Fallen von Ehen zwischen Geschwistern, die in der Alten Welt bekannt sind, gibt es eine Reihe von ihnen, die man miteinander in Verbindung bringen konnte und die moglicherweise ihren Urspung auf den Kanaren haben. Wir beziehen uns da in erster Linie auf den bestbekannten Fall im dynastischen Agypten, der moglicherweise das von einer Reihe weiterer, am Oberen Nil, in Uganda und Südrhodesien ansassigen Monarchien befolgte Modell war, über die wir im AnschluB berichten. Die eingeborenen Funch und Schilluk am oberen Nil, die eine politische Staatsorganisation neusudanesischen Typs mit einem Begründer der Dynastie darstellen, den man als Stammvater betrachtet und den man gleich einer Gottheit verehrt, praktizieren die Geschwisterehe innerhalb des regierenden Hauses 71• Dasselbe geschieht weiter im Süden im Seengebiet, in dem sich das Konigreich Uganda befand. Sowohl hier als auch am Oberen Nil ist die politische Rolle der Gattin des Herrschers - die gleichzeitig seine Schwester ist - oder der Koniginmutter von unüblicher Bedeutung, und man muB sie mit ihrer Rolle als Konigin-Schwester 72 in Verbindung bringen. SchlieBlich gilt auch noch unter den Gründern des Monomotapa-Reiches, das die Erbauer des sagenhaften Zimbabwe beherbergte, dieselbe Vereinigung gesellschaftlich- politischen Charakters: Konigliche Geschwisterehe, besondere Wichtigkeit der Herrscherin und der Koniginmutter, und die Einrichtung von geweihten Priesterinnen, auf die ich spater zurückkommen werde 73• Von meinem augenblicklichem Standpunkt aus muB man die im Zusammenhang mit dem Oberen Nil, Uganda und Rhodesien stehenden Falle, sowie den der prahispanischen Ureinwohner Tenerifes und Lanzarotes in direkte oder indirekte Verbindung mit dem dynastischen Agypten bringen, das in diesem Fall ein Modell darstellen soll, das sich fast buchstablich in all diesen Gegenden wiederholt. Wir konnten nicht mit moderner Bibliographie und ausreichenden Details 118 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 die Daten erharten, die Waitz 74 anführt, in dem Sinn, daB es die Geschwisterehe auch bei den Assyrern gabe, in einigen Dorfern Indiens jenseits des Ganges - auch noch nach der Einführung des Buddhismus - usw. Vielleicht ist diese Serie ebenfalls mit dem vorhin erwahnten agyptischen Brennpunkt verknüpft. Für Amerika sind die Daten auch sehr sparlich, zumal, wenn wir einerseits wissen, daB die ,,Verbindungen zwischen Geschwistern nur unter dem Konigsgeschlecht rund um die Karibische See geduldet waren" 75 ; oder es wird irgendein ausgefallenes Beispiel aus Brasilien geschildert 76 • Lowie bemerkt, daB die Mehrzahl dieser Angaben auBerhalb der Andenregion mit Vorsicht zu behandeln seien 77 In den Andenregionen - und unabhangig von dem wohlerwiesenen F all der Inkaherrscher, die traditionellerweise ihre Schwestern ehelichten - finden wir einige Spuren in Columbien. Pérez de Barradas, der als Grundlage den Hunzahuá-Mythos nimmt, erwahnt, daB die Chibchas diese Art von Verbindungen praktizierten 78• Auch im Valle del Cauca wird der Tatbestand unter den Lile, den Carrapa und den Indianern des Anserma-Gebietes erwahnt. ,,Davon wird abgeleitet", sagt Trimborn, ,,daB auf jeden Fall bei einem Teil der Stamme der Cauca, obgleich einzig unter den Hauptlingen, Falle von Ehen mit Nichten und sogar mit Schwestern genannt wurden, sie jedoch nicht die allgemeine Regel waren und selten vorkamen" 79• SchlieBlich darf die Tatsache nicht vergessen werden, daB diese Art von Geschwisterehe auch unter den Mitgliedern der koniglichen Familie auf Hawaii geschlossen wurde80 • Die Tatsache, die wir hier erlautern, ist an sich seltsam und bedeutungsvoll genug, es würde uns zu weit führen, eine Erklarung dafür zu finden. Schon 1929 erwahnt Friederici, der an der Sache interessiert war, die Hypothese, daB wir uns vielleicht ,,vor einer Hinwendung zum Vaterrecht befinden - in einer Muttergesellschaft, wie die im Valle del Cauca es sein konnte -, sobald der Hauptling seine Schwester ehelicht, um die Nachfolge seines Sohnes zu legitimieren, der gleichzeitig von seiten der Schwester sein Nefe ist" 8 1 • Diese Art von Erklarungen, mogen sie auch hochinteressant sein, würde uns auf Abwege führen, die uns zum gegenwartigen Zeitpunkt nicht interessieren. Wir glauben in erster Linie, daB es wichtig ist, zwei Tatsachen herauszustellen, die wir für sehr beachtenswert halten. Einerseits, daB die Ehe zwischen Geschwistern ,,eher das Ergebnis einer extremen Raffinesse als ein Zeichen von Primitivitat" zu sein scheint82 • In zweiter Linie scheint es, daB 119 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 man fast nie die Tatsache ins Kalkül gezogen hat, da.B diese Art von Verbindungen eher unter Stiefschwestern als unter leiblichen Geschwistern eingegangen wird83 , das heiBt, in Gesellschaften oder sozialen Schichten, in denen die Vielweiberei gestattet ist, mit einer Hauptfrau, welche die Rolle der Konigin oder Herrscherin ausfüllt, in der aber der Nachfolger nicht unbestritten der Erstgeborene ist, sondern dieser, ganz im Gegenteil, das Ergebnis einer gewissen Art Wahl seitens des Herrschers selbst oder seitens einer hervorragenden Gruppe ,,Edler" oder Mitglieder der herrschenden Kaste ist. Neben diesen Betrachtungen müssen wir die Tatsache herausstreichen, da.B beim GroBteil der erwahnten Falle das Ziel, das man mit dieser Art von Verbindungen zu erreichen anstrebt, kein anderes ist als die ,,Reinheit des Blutes" 84• Dies bedingt eine gegliederte Gesellschaft mit einem starken Adel, über den die ,,konigliche Familie" hinausragen soll, indem sie diesen Blutstolz mittels einer stetigen ,,Lauterung" aufrech t erhalt. ,,Hier hat auch", wie Dittmer hervorhebt, ,,die Idee der Gleichheit von Konig und Konigin gleich Geschwistern von verschiedenen Gestirnen (Mond, Sonne Venus) ihren EinfluE" 85 • Von all dem laBt sich ableiten, da.B die von uns geprüfte Spur den Teil eines Gesamten bildet, in dem die Rolle von Konig und Konigin oder Bruder- Schwester an die Existenz einer ,,adeligen" Klasse gebunden ist, von der man eine ,,Familie" mit einem vergotterten Gründer-Helden zu isolieren versucht, eine Vielweiberfamilie mit einer Haupt-Konigin-Gemahlin, deren Erbe durch den Herrscher oder durch einen Wahlerrat bestimmt wird. In dieser, vom politisch-okonomischen Gesichtspunkt aus moglicherweise wohlgeordneten Gesellschaft verlangt der Sonnenkult oder der Kult mit dem Dynastiebegründer die Absonderung von Jungfrauen, die sich ihm bis zum Zeitpunkt der Ehe weihen, die in besonderen Hausern wohnen und den Edlen als Ehefrauen dienen. All dies in seiner Gesam theit erfordert eine detaillierte und tiefschürfende Studie, von der wir lediglich ein Gerippe oder Schema darbieten. Ein anderes, schon oben erwahntes Thema, das anscheinend mit der Ehe zwischen Geschwistern im Zusammenhang steht, ist das des Vorhandenseins von in einer Art von Klostern, Stiften oder Schulen eingesperrten Madchen oder J ungfrauen, und zwar auf standig oder zeitweilig, die sich dem Gotterkult widmen. Sie treten in verschiedenen Orten und Kulturen rund um das Mittelmeer auf, doch wollen wir hier lediglich die merkwürdige Ahnlichkeit zwischen den Institutionen des inkaischen Peru und den prahispanischen Kanaren hervorheben. 120 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die Beschreibung, die Gómez Escudero von dieser Type Madchen gibt, wenn er von Gran Canaria spricht, ist sehr ausdrucksvoll: ,,Die Hauser der Madchen waren zusammengefaBt; diese gingen niemals aus, auBer um zu haden; sie muBten allein gehen und es gab einen dafür festgesetzten Tag, und es drohte dem Mann - mochte er es wissen oder nicht - die Todesstrafe, der sie sehen, trefen und sprechen wollte; sie hieBen ,Maguas' oder ,Maguadas' ... Diese Maguas verlieBen ihre Kloster nicht, es sei denn, um Gott um gut Wetter zu bitten; wenn eine fortgehen wollte, dann mochte es sein, um zu heiraten" 86 • Schwerlich konnte man eine Beschreibung finden, die derjenigen ahnlicher ware, die sich auf die jugendlichen Vestalinnen des Inkareiches bezieht. Die Hauser oder Kloster, in denen die ,,Maguas" wohnten, waren unter dem Namen ,,Tamogante en Acorán" oder Gottestempel bekannt87 • Marín y Cubas prazisiert, daB diese Madchen ,,Tochter von Edlen waren, die von der ganzen Insel dort zusammenkamen, um wie in der Schule zu lernen" 88 • Folgt man der in den vorhergehenden Absatzen erwahnten Linie, so muB man auch das besondere Landbesitzsystem aufzeigen, das in der prahispanischen Epoche auf Tenerife und Gran Canaria herrschte und das so sehr an das Inkasystem erinnert. Viera y Clavija ist der sachlichste Chronist in dieser Hinsicht, wenn er uns sagt, daB ,,auf Tenerife die Konige die absoluten Herren und Eigentümer allen urbaren Landes waren, das sie alljahrlich unter den Untertanen verteilten, wobei sie auf die Qualitat, Familie, Verdienste, und Dienstleistungen jedes einzelnen Bedacht nahmen, derart, daB die Guanchen nichts weiter als NutznieBer der Landereien oder Arbeiter des Staates waren die ihm keine Abgaben zahlten" 89 • Espinosa, Sedeño und Gómez Escudero schildern einige Punkte genauer und bekraftigen, daB die Landesverteilung alljahrlich erfolgte90 • Das allgemeine System von Eigentum und Verteilung der Landereien ist dem Inkasystem überraschend ahnlich. Im prahispanischen Peru wurde, gemaB der weitverbreiteten überlieferung durch den Inka Garcilaso de la Vega, im Monat ,,chaora conacui" oder ,,Monat des Feldertausches" jedes Jahr die Verteilung oder Wiederaufteilung der Landereien vorgenommen, dank derer die neuen Ehepaare die für ihren autonomen Unterhalt notwendigen Felder erlangten. Bei dieser Gelegenheit muB auch hervorgehoben werden, daB sowohl die Inkas als auch die Ureinwohner des Kanarischen Archipels Hirten und gleichzeitig Ackerbauer waren, und daB das so genau von Diego Cuscoy studierte System periodischer Umsiedlungen auf der Suche nach Weideplatzen auch 121 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 von den Inkas entwickelt wurde, wenngleich in unterschiedlichem AusmaB; dies konnte dazu dienen, eine Reihe hochst interessanter Parallelen aufzuzeigen 91. Es mu.B auch die Tatsache hervorgehoben werden, daB sowohl für die Inkas, als auch für die Eingeborenen der Kanaren der Adelsstand nicht nur ein erblicher Stand war, sondern daB man zu ihm auch durch eigene Verdienste zugelassen werden konnte, was beiden Volkern eine gro.Be Beweglichkeit verlieh 92• Schlie.Blich müssen wir uns noch mit dem Fall der Pfeifsprache, sowohl auf den Kanaren, als auch in Amerika, befassen, die einen weiteren Aspekt des Problems aufzeigen kann, das wir studieren. Es ist wohlbekannt, daB die Verstandigung auf weite Entfernungen mittels des Pfeifens eine seltene Erscheinung ist. Hasler hat diese Art von Verstandigung bei einer Reihe von Eingeborenengruppen in der Gegenwart oder Vergangenheit aufgezeigt, in Méxiko, auf den Kanaren und in Afrika, von denen es nicht zweifelhaft erscheint, daB sie untereinander in Verbindung gestanden sein sallen. Allerdings kann man für unser augenblickliches Interesse aus der gegenwartigen Tatsache dieser Verbindung nicht auf den Zeitpunkt rückschlie.Ben, zu dem sie hergestellt wurde. Espinosa93 und andere Chronisten nehmen auf die Tatsache Bezug, daB die primitiven Bewohner Tenerifes, ,,wenn sie Krieg führten, sich durch Rauchzeichen verstandigten, und mit Pfifen, die sie ganz laut erschallen He.Ben, wer sie harte, gab den Piff an andere weiter, und so - von Hand zu Hand - riefen und scharten sie sich alle zusammen" 94• Dieser Brauch hat sich unter den Bewohnern Gomeras bis auf unsere Zeit erhalten. Hasler selbst vermerkt, daB dieses Verstandigungssystem von verschiedenen Negerstammen angewandt werde, ,,zum Beispiel den Bayas in Mittelkamerun" 95• Anderseits wenden es in Méxiko die Chinanteken von Oaxaca an, die Zapoteken, die wei.Ben Kafeeplantagenbesitzer von Huatusco, die Nahuas von Tlaxcala und aus der südlichen Huasteca, die Totonaken, die Mazateken von Oaxaca und die Tepehuas von Hidalgo und die Otomís96• Diese Art von Pfeifen, durch das die Tone ihrer Normalsprache weitergegeben werden, dürfte eine ,,Erfindung von Bergbewohnern mit tonaler Sprache" sein97 • Wie und zu welchem Zeitpunkt das System von der Alten Welt nach Méxiko hat übermittelt werden konnen, ist eine reichlich zweifelhafte Angelegenheit, zumal die Verbindung mit afrikanischen Negergruppen erst nach der spanischen Eroberung starker in Erscheinung getreten ist und hochstwahrscheinlich zu dieser Zeit in den Neuen Erdteil übermittelt wurde. 122 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anthropologische Beweise Die Beweise anthropologischen Charakters, die zur vergleichenden Studie zwischen den Kanaren und Amerika in vorkolumbischer Zeit, die wir bei dieser Gelegenheit anzustellen versuchen, hinzugefügt werden konnen, wurden bei verschiedenen früheren Gelegenheiten von verschiedenen Autoren erwahnt98 , weshalb wir uns hier nur kurz mit ihnen befassen werden. Es sind dies hauptsachlich die Trepanation, die Mumifizierung und die Syphilis. Die Trepanation ist eine Praxis chirurgischen oder rituellen Charakters, deren weltweite Verbreitung eine auBerst charakteristische GleichmaBigkeit aufweist. Man kann drei Gebiete klar unterscheiden: a) den Westen, also Mitteleuropa, Frankreich, Italien, Spanien, Danemark, Schweden, Nordafrika und die Kanaren; b) Südamerika mit Zentren in Bolivien, Nordwestargentinien und Peru (Cuzco, Huarochiri und Paracas); e) Polynesien und Melanesien, wobei man behaupten kann - trotz vereinzelten, sehr zweifelhaften Funden -, da.E die Trepanation weder in Afrika noch in Asien noch in Nordamerika auftritt99 • ,,,Wenn wir ins Kalkül ziehen, da.E die altesten Funde des westlichen Gebietes 3000 v. Chr. festgelegt werden konnen, da.E die altesten Exemplare aus Südamerika ungefahr aus der Zeit um 500 v. Chr. stammen konnen, da.E man für die Besiedlung Ozeaniens, allgemein gesprochen, an jüngere Daten denken muB, so erscheint die chronologische Anordnung der drei Gebiete oder Areale logisch, denn sie setzen eine Richtung der Verbreitung - wenn es diese giht - von Ost nach West fest" 1 ºº· Alles schein t infolgedessen für die Annahme zu sprechen, da.E die so besondere chirurgische und magische Praxis, wie es die prahistorische Schadeldurchlocherung ist, eines der entscheidendsten Argumente zugunsten der von uns diskutierten These sein kann. Der Fall der Mumifizierung laBt sich unter ahnlichen Gesichtspunkten hetrachten, als wir die Trepanation behandelten. Tatsachlich ,,findet sich die Mumifizierung ehenso in Agypten, auf den Kanaren, in Südamerika wie in Polynesien, eine ziemlich ahnliche Verbreitung, wie wir sie hei der Trepanation aufgezeigt haben" 101 • Dies will nicht besagen, da.E die natürliche Mumifizierung nicht auch in anderen Gebieten existierte oder da.E in anderen Zonen nicht andere Systeme zum Mumifizieren von Leichnamen angewandt würden, jedoch findet in jedem Fall die haufigste Mumifizierung in den angekündigten Zonen statt, 123 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wobei Asien und Nordamerika die Regionen sind, in Jenen neben Europa kaum Falle von Mumifizierung gefunden werden. So wie im Fall anderer kultureller Spuren, die weiter vorn geprüft wurden, wird die Beziehung zwischen Agypten und dem Nahen Osten mit dem Norden Afrikas und den Kanaren auch im Falle der Mumifizierung deutlich 102• Dasselbe konnen wir von dieser Praxis in der Andenregion und in Ozeanien sagen. Das letzte der Probleme, mit dem wir uns bei dieser Gelegenheit befassen wollen, ist der Ursprung und die Verbreitung des Syphilis auf der Welt. Verschiedenste Schwierigkeiten, hauptsachlich in Verbindung mit den alten Beschreibungen der Krankheit und der im allgemeinen wenig klaren Identifizierung der in den Knochenresten hinterlassenen Spuren haben bewirkt, daB darüber die gegensatzlichsten und unversohnlichsten Meinungen herrschen. Zur Verkomplizierung dieses Gesamtbilds kamen spater noch die Meinungen für und wider den amerikanischen Ursprung dieser Krankheit hinzu. Einerseits wurden die Spanier beschuldigt,diese Krankheit aus Europa eingeschleppt zu haben; andererseits versuchten sie, die eigene Verantwortlichkeit dafür auszuschalten. All dies verhindert, daB wir dieses verstrickte und mit so vielen Verzweigungen versehene Problem klar und kurz betrachten konnten. ,,Nach allgemein gebilligter Meinung", sagt Bosch, ,,wurde die Syphilis durch Christoph Columbus' Truppen nach seiner Entdeckung der Neuen Welt in Europa eingeschleppt. Entgegen dieser allen bekannten Meinung wird von anderen Geschichtsschreibern eingeraumt, daB jene Seuche in Europa schon lange Jahre vor dem Ende des 15. Jahrhunderts existiert habe, und daB, wenn sie zu diesem Zeitpunkt besser bekannt war, dies dem eingehenden Studium zu danken sei, das die Arzte, die damals die Heilkunde ausübten, über sie anstellten" 1º3• Die Argumente zugunsten dieser letztgenannten Meinung sind zahlreich und unterschiedlich. Eine venerische Krankheit, von der man annimmt, es sei die Syphilis gewesen, wurde im Mittelalter von den I talienern ,,franzosisches übel" genannt, ,,übel von Neapel" von den Franzosen, ,,bubas" von den Kastiliern, ,,kastilisches übel" von den Portugiesen und ,,portugiesisches übel" von den Indern, die von diesen beherrscht wurden 104 • Doch die venerischen Erkrankungen, die als Syphilisfalle identifiziert werden, sind viel alter. Ein in La Solutre (Frankreich) von Abbé Ducrost gefundenes Skelett zeigt ,,auf beiden Unterschenkelknochen sehr deutliche Exostosen" 1º5; mehrere Knochenfragmente mit Spuren, die syphilitischen 124 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Verformungen zu entsprechen scheinen, auBerdem mehrfache literarische und Hinweise in Dokumenten, klassische Mittelmeervolker betreffend, usw. Die Kanaren scheinen das ,,verlorene Kettenglied" zu sein, wodurch die Meinung erhartet wird, daB die Syphilis in der Alten Welt vor der Entdeckung Amerikas bekannt war. In der Tat hatte schon Verneau die Existenz von 39 Guanchenschadeln mit Verletzungen auf der Stirn (parietal), den Schlafen und dem Hinterkopf angeführt, die syphilitischen Ursprungs zu sein schienen. Diese Meinung wurde von Bosch Millares 1941 gebilligt. Doch derselbe Autor meint, als er kürzlich auf das Thema zurückkam, daB ,,die Verletzungen, welche die vorhin angeführten Schadel aufweisen, nicht syphilitischen Geschwüren entsprachen, wie dies Verneau glaubt, sondern, daB sie Ahstufungen eines Prozesses von Osteítis seien"1º6• Trotz des unsicheren Materials ware es moglich, zu denken, daB die Syphilis zweimal den Atlantik überquert haben konnte: ein erstes Mal in prahistorischen Zeiten, ausgehend vom Mittelmeer, Afrika und den Kanaren Richtung Amerika, und ein zweites Mal, in nachkolumbischer Zeit, von Amerika Richtung Westeuropa. Hofen wir, daB die Zukunft endgültig diese Hypothese bestatigen oder widerlegen kann! Wenn wir zum AhschluB unserer Darlegung an den Punkt zurückkehren, von dem wir ausgegangen sind, konnen wir beweisen, wie der Kanarische Archipel gemaB den angeführten Daten und Hypothesen wahrend der Vorgeschichte eine Rolle des Knotenpunkts zwischen nicht weniger als drei Erdteilen gespielt hat - namlich Europa, Afrika und Amerika. Auf der atlantischen Seite dienten die Kanaren als Verbindung für die unbezweifelbare Verwandtschaft der vorkolumbischen Kulturen mit den ihnen zeitgenossischen der Alten W elt. 125 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anmerkungen 1 Heine-Geldern, 1966; Kirchhof, 1964, Meggers, Evans und Estrada, 1965; Tolstoy, 1966. 2 Caso, 1962 und 1965; Rowe, 1966. 3 Jett und Carter, 1966. 4 Huddleston, 1967. 5 Rivet, 1947. 6 Erstmalige Verofentlichung der Societé des Américanistes de Paris, vom 16. Janner 1951. 7 Heyerdahl, 1952; Biedermann, 1957 und 1958; Mourant, 1954; Carter, 1950; Pericot, 1955, 1962 und 1963; Comas, 1956; Jefreys, 1965; Vivante, 1967. etc. 8 Capitan, 1928; Gafarel, 1892; Weiner, 1921, und andere. 9 Alcina, 1969, 58. 10 Alcina, 1969, 10. 11 Heyerdahl, 1952. 12 Vallaux, 1953, 274. 13 Vallaux, 1953, 274. 14 Pericot, 1955, 608-09. 15 Vallaux, 1953, 303. 16 Vallaux, 1953, 303. 17 Alcina, 19 55, 878. 18 Gumilla, 1741, 327-28. 19 Alvarez, 1945; Marcy, 1962. 20 Marcy, 1962, 255. 21 Serra, 1965-a, 1965-b; Información, 1966; Diego Cuscoy, 1967. 22 Serra, 1965-a, 232. 23 GarcíaPayón, 1961;Heine-Geldern, 1961. 24 Pericot, 1962-a, 17 und 1963, 9. 25 Pericot, 1962, 17-18. 26 Pericot, 1963, 8. 27 Vallaux, 1953, 359. 28 Marquez, 1929. 29 Torriani, 1940, fols. 38-39; und 1959, 102, und 113-14. 30 Torriani, 1959, 113, Anmerkung van Cioranescu. 31 Diego Cuscoy, 1968, 71; Schwidetzky, 1963, 19. 32 Serra, 1957, 85; Gaudio, 1958, 153; Diego Cuscoy, 1968, 71. 33 Pericot, 1963, 5. 34 Serra, 1957, 89-90. 35 Alvarez, 1950, 169; Pericot, 1955, 602. 36 Alcina, 1969, 21-25. 37 Tarradell, 1966. 38 Diego Cuscoy, 1968, 18. 39 Diego Cuscoy, 1968, 17. 40 Schwidetzky, 1963, 23. 41 Ford, 1969, 9-40. 42 Alcina, 1969, 26-57. 43 Alcina, 1958-a, 203-207; 1969, 11. 126 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 44 Alcina, 1952, 1954, 1955, 1956 und 1958-a. 45 Alcina, 1953. 46 Alcina, 1958-b und 1958-c. 4 7 Alcina, 1962. 48 Serra, 1961, 92. 49 Jiménez, 1947, Taf. XIV-2; Zeuner, 1960;Jimenez, 1966, 252-53 und Tafeln. 50 Jiménez, 1966, 251. 51 Tarradell, 1966. 52 Serra, 1961, 94; Bataglia, 1927, etc. 53 Pericot, 1955, 599; 1963, 8-9. 54 Für diese Frage beachte man unter der reichlich vorhandenen Literatur folgende Studien: Bosch, 1954; Diego Cuscoy, 1955; Mac White, 1946 und 1951; Sobrino, 1955. 55 Diego Cuscoy, 1955, 22; Schwidetzky, 1963, 2l;Pericot, 1955, 21. 56 Mac White, 1951. 57 Diego Cuscoy, 1955, 21. 58 Pericot, 1955, 599, FuBnote 38; Rouse, 1949; Tavera, 1956, als Beispiel. 59 Métraux, 1949. 60 Clark, 1955. 61 Clark, 1955. Abb. 62 Abreu, 1955, 151. 63 Diego Cuscoy, 1963, 32 und 1968, Taf. XII-1. 64 Bosch, 1962, Fig. 4. 65 Viera, 1950, I, 167. 66 Diego Cuscoy, 1963, 40. 67 Abreu, 1950, 150; Torriani, 1959, 110; Cedeño, angeführt von Diego Cuscoy, 1963, etc. 68 Pericot, 1955, 595. 69 Abreu, 1955, 293; Espinosa, 1952, 42; Torriani, 1959, 178. 70 Chil, 1876, I, 406; Viera, 1950, I, 172; Schwidetzky, 1963, 22. 71 Baumann und Westermann, 1948, 272. 72 Baumann und Westermann, 1948, 216. 73 Baumann und Westermann, 1948, 143. 74 Waitz, 1858, I, 203, angeführt von Müler-Lyer, 1930, 56. 75 Driver, 1961, 271. 76 Martius, 1867, I, 116, angeführt von Brinton, 1946, 53. 77 Lowie, 1949, 316. 78 Perez de Barradas, 1941, 250. 79 Trimborn, 1949, 77. 80 Waitz, 1858, I, 203, angeführt von Müller-Lyer, 1930, 56. 81 Friederici, 1929, 445, angeführt von Trimborn, 1949, 78. 82 Lowie, 1945, 27. 83 Dittmer, 1960, 68. 84 Lowie, 1935, 27; Dittmer, 1960, 68; Trimborn, 1949, 77, etc. 85 Dittmer, 1960, 68. 86 Chil, 1876, I, 520. 87 Torriani, 1959, 95; Abreu, 1955, 156. 88 Chil, 1876, I, 526. 127 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 89 Viera, 1950, 1, 143. 90 Espinosa, 1952, 39; Chil, 1876, 1, 531-32. 91 Diego Cuscoy, 1968. 92 Abreu, 1955, 150; Viera, 1950, 1, 142-43; Torriani, 1959, 105-06. 93 Espinosa, 1952, 42. 94 Abreu, 1955, 296. 95 Hasler, 1960, 35. 96 Hasler, 1960, 23. 97 Hasler, 1960, 35. 98 Heyerdahl, 1952; Pericot, 1955; Alcina, 1969. 99 Palop, 1970. 100 Palop, 1970. 101 Pericot, 1955, 595. 102 Schwidetzky, 1963, 21-22. 103 Bosch, 1941, 249. 104 Bosch, 1941, 250-51. 105 Gonzalez, 1954, 21. 106 Bosch, 1962, 615. BIBLIOGRAPHIE Abreu Galindo, T. 19 5 5 Historia de la Conquista de las siete islas de Canarias. Edición de A. Cioranescu, Santa Cruz de Tenerife. Alcina Franch, José. 19 5 2 Distribución geográfica de las pintaderas en América. Archivo de Prehistoria Levantina, vol. 3; pp. 241-55, Valencia. 19 53 Distribución geográfica del vaso trípode en el mundo. Trabajos y Conferencias, vol. l; pp. 83-100, Madrid. 19 54 Diffusion of pottery stamps. 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Le fait que cette these tres probable est si rarement discutée s'explique a cause de la compromission par les anciennes théories peu scientifiques sur "Atlantis". Dans cette étude l'auteur se tache a collectionner du matérial comparatif des deux cótés de l' Atlantique pour manifester que des contacts oubliés culturels préhistoriques ont vraiement existé. SUMMARY Since 20 years the author of this paper has proposed the theory of prehistoric cultural contacts of the civilizations on both sides of the Atlantic Ocean. The fact that this higly probable assumption is being discussed seriously so rarely can only be explained by the fact that it is compromised by old unscientific 'Atlantis'-theories. Here the author collects comparative material from both sides of the Atlantic Ocean in arder to show that forgotten prehistoric connections indeed seem to have existed. 135 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017
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Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Beziehungen zwischen den Kanarischen Inseln und Amerika in prähistorischer Zeit |
Autor principal | Alcina Franch, José |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 02 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1971 |
Páginas | pp. 103-135 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias ; América |
Notas | Resumen: Desde hace veinte años el autor de esta revista está defendiendo la teoría que hubo contactos culturales entre ambas costas del Atlántico ya en tiempos prehistóricos. Será debido a teorías antiguas de poco valor científico acerca de "Atlantis" que se habla tan raras veces en serio de esta suposición muy posible. Aquí el autor colecciona material comparativo de ambos lados del Atlántico para hacer resaltar la gran probabilidad de que verdaderamente hubo contactos prehistóricos. |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
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Texto | José ALCINA FRANCH, Tenerife BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEN KANARISCHEN INSELN UND AMERIKA IN PRAHISTORISCHER ZEIT Vortrag, gehalten am 21. Ma.rz 197 O in der ,,Casa de Colón", Las Palmas de Gran Canaria. Aus dem Spanischen übersetzt von Dipl. Dolm. Helmfried Knoll, Wien. Wenn heute die Kanarischen Inseln einen der bedeutendsten wirtschaftsgeographischen Knotenpunkte der Erde darstellen, dann ist das weder ein Zufall noch eine Entwicklung der neuesten Zeit. Die Grundlagen dieser Tatsache konnen bis in sehr frühe Perioden zurückverfolgt werden. Mit anderen Worten: Der Begrif des Knotenpunktes trift für die Kanarischen Inseln sowohl in der Gegenwart als auch in der vorgeschichtlichen Vergangenheit zu. Man muB daher einerseits den lange Zeit dauernden und engen Kontakt der Kanaren mit der unmittelbar benachbarten Küste des afrikanischen Kontinents betrachten, andererseits darf aber der wechselnd starke ideologische und gesellschaftlich-kulturelle EinfluB aus dem ostlichen und westlichen Mittelmeerraum, und sogar noch von der Iberischen Halbinsel her, nicht auBer Acht gelassen werden. All dies zusammengenommen bedeutet den im auBersten Westen liegenden Auslaufer von kulturellen und gesellschaftlichen Erscheinungen, die ihren Ursprung in der alten Welt haben. Was hingegen konnen die Kanaren zum Verstandnis der Probleme beitragen, die die Erforschung der Neuen Welt auf der anderen Seite des Atlantik bietet? Was das Hauptthema unseres heutigen Vortrags sein wird und was das Thema unserer wissenschaftlichen Beschaftigung seit zwanzig J ahren ist, scheint nicht erfaBbar zu sein, ohne eine allgemeine Darstellung der Ursprungsproblematik der Eingeborenenkulturen Amerikas. Wenn wir in Rechnung stellen, daB die ersichtliche rassenmaBige, sprachliche und kulturelle Vielfalt und Verschiedenheit des amerikanischen Ureinwohners zufriedenstellend nur durch einen verschiedenartigen Ursprung erklarbar ist, so wird man begreifen, daB die Suche nach diesen verschiedenartigen Ursprüngen beinahe seit dem Augenblick der Entdeckung durch Kolumbus an die denkbar groBte, von einer Vielzahl von Autoren durch- 103 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 geführte Anstrengung bewirkt hat. Sie stützen sich auf eine Vielzahl von Hypothesen und bauten auf sehr unterschiedlichen methodologischen Grundlagen auf. Es ist dies nicht der Zeitpunkt zur Ganze das theoretische Problem zu behandeln, das diese ganze Serie von Studien mit sich bringt. Es moge uns genügen, daB neben einer erstaunlichen Menge von Forschungen, die auf dem Difussionismus aufbauen - wie die von Gordon F. Ekholm und Robert Heine-Geldern, Paul Kirchhof, Betty J. Megers, Cliford Evans und Emilio Estrada und Paul Tolstoy1 - diejenigen, die auf mehr oder minder geniale oder elegante2 Weise dagegen ankampfen, ebenfalls nicht wenige und ihre Argumente auch nicht verachtenswert sind. Man kann sagen, daB der Kampf der Standpunkte gegeneinander heute noch genauso heftig sei wie zu den besten Zeiten 3 • Ohne uns damit aufzuhalten, die besser oder schlechter begründeten Theorien zu zergliedern, die heute teilweise oder zur Ganze als wahrscheinliche Erklarungen über den kulturellen Ursprung der sehr verschiedenen Eingeborenengruppen Amerikas gelten konnen, müssen wir sagen, daB die Mehrheit von ihnen als Schauplatz den weiten Pazifischen Ozean oder die BeringstraBe haben; mit einem Wort, daB die Stromungen kulturellen EinfluBes wie auch der Bevolkerungsstrom nach Amerika direkt aus Asien in die Neue Welt gekommen sei. Und dies trotz der ungeheuren Verkehrsschwierigkeiten, die in jenem Ozean zu überwinden sind. Vor allem die Richtung vieler seiner Meeresstromungen und besonders die Entfernungen sind hier von Bedeutung. Wenden wir den Blick auf den Atlantik zurück, um zu versuchen, auf ihm den Weg moglicher vorkolumbischer Einflüsse zu finden, so werden wir ein nahezu absolutes Schweigen vorfinden, und dies - wie wir spater sehen werden - trotz des Umstandes, daB all das, was im Pazifik Schwierigkeiten bereitet, sich hier zu relativen Erleichterungen wandelt: geringe Entfernungen und für die überquerung von Ost nach West günstige Stromungen. Was ist der Grund für dieses Schweigen für die Wissenschaft von heute? Ohne zu versuchen, das Problem im Detall zu analysieren, was uns zu einer vielgestaltigen Geschichte vom europaischen Denken über den Ursprung des amerikanischen Menschen führen würde, vom XVI. bis in das XIX. Jahrhundert4 , konkretisiert sich die Antwort für uns auf zwei Aspekte: a) Die maBlose Entwicklung der schlecht fundierten Theorien, die sich wahrend der ersten Jahrhunderte rund um einen hebraischen, phonikischen, karthaginensischen oder auch noch spanischen Ursprung drehten; 104 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 b) die periodisch erneuerte Theorie des Urspungs auf einem verschwundenen Erdteil: Atlantis. Als Folgerung aus all diesem muB jedweder Versuch, auf rein wissenschaftlichen Grundlagen die Moglichkeiten interkontinentaler Beziehungen auf der Seite des Atlantiks zu erforschen, mit einer von vornherein gegebenen Unglauhwürdigkeit belastet sein. Bei dieser Gelegenheit werden wir abermals die Worte des Altmeisters Paul Rivet anlaBlich der Rede zur Eroffnung des 28. Internationalen Amerikanistenkongresses wiederholen müssen ,, ... hezüglich der amerikanischen Ursprünge wird man von Mal zu Mal mehr die Augen nicht auf Amerika selbst, sondern gerade auf das, was Amerika nicht ist, auf Asien, Ozeanien und selbst auf Europa und Afrika wenden müssen, denn die Ursachen seiner Besiedlung werden nicht gefunden werden konnen, indem wir uns üher die Zusammenhanglosigkeit und Eigenart der amerikanischen Zivilisation wundern, sondern indem wir die Kulturen des einen Kontinents mit denen der anderen vergleichend studieren" 5 • Wenden wir diese Idee in totaler Form an - was Rivet selbst nicht tat - und machen wir uns von jeglichem transatlantischen Vorurteil freí, so werden wir zugeben müssen, daB dieser Weg der Durchdringung von ebensolchem oder hoherem Wert ist, mit ebensolchen oder mehr Moglichkeiten, als sie der von den Forschern bisher benutzte transpazifische Weg bietet. Dieser Gedanke, der - wie wir vorhin erwahnten - seit ungefahr zwanzig Jahren unser Leitmotiv gewesen ist 6 , ist im Lauf der Zeit mit der Meinung anderer Autoren7 in Einklang gekommen. Dies erlaubt heute, neben den von anderen Gelehrten8 früher aufrechterhaltenen Meinungen, das Prohlem in Ausdrücken groBerer Sicherheit betrefend die Moglichkeiten ihrer Ergebnisse zu betrachten. Zumal wir, wie wir jüngst sagten9 , nur mit groBter Sorgfalt, peinlichster Genauigkeit und moglichster Ausdehnung jedes einzelne der Probleme erforschen müssen, um positiv oder negativ auf die These einer transatlantischen Verbindung in prahistorischer Zeit zwischen der Alten und der Neuen Welt Antwort gehen zu konnen. Nun gut, wenn wir zu einem etwas weniger konservativen SchluB gelangen wollen, auch wenn dieser einige Unruhe mit sich bringen wird, dann müssen wir aus der Menge der Beweise ableiten, daB eine solche transatlaritische Verbindung moglich und ziemlich wahrscheinlich war, dann sind wir auf dem W eg dazu, sagen zu konnen, daB sie gewiB sei. 105 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die transatlantische These Die transatlantische These, auf die wir uns nun beziehen, und bei der die Kanarischen Inseln eine erstrangige Rolle spielen, kann - wie wir dies wiederholt bei anderer Gelegenheit getan haben - folgend formuliert werden: ,,Im Verlauf des zweiten vorchristlichen Jahrtausends überqueren eine Reihe von Menschengruppen, gering an Zahl und unter auBergewohnlichen Umstanden, den Atlantik von den Küsten Nordwestafrikas und den Kanaren in Richtung Amerika, Trager eines weitlaufigen ergologischen und animologischen Gemisches neolithischen Charakters, deren kulturelle Spuren wir in einer ziemlich umfangreichen Reihe von Merkmalen verfolgen konnen, deren anthropologische Spuren jedoch nicht vorhanden oder sehr verschwommen sind und infolgedessen sehr verworren - Europide und Negride in Amerika - und deren linguistische Reste schlieBlich bis heute nicht ausreichend beobachtet oder studiert wurden". 10 Wie angeführt wurde, sind die Kanarischen Inseln für mich - vielleicht dank ihrer strategischen geographischen Lage oder durch einmalige Umstande, die bei ihnen zusammentreffen - das Bindeglied, das, allgemein gesprochen, eine Kette zusammenhalt, die im Nahen Osten zu beginnen pflegt und die fast stets in Amerika endet, obwohl sie gelegentlich bis nach Polynesien verlangert wird, wie dies Heyerdahl11 vermutet. Daher rührt es, warum mein Interesse für die kanarische Vorgeschichte ganz besonders stark ist und meine Forderung nach Aufhellung sehr nachdrücklich ist, zumal die Losung des aufgegebenen Ratsels mit groBer Wahrscheinlichkeit hier gefunden werden kann. Transatlantische überquerung Die erste zu behandelnde Frage - noch ehe das archaologische und ethno-historische Problem der moglichen Kontakte zwischen den primitiven Ureinwohnern der Kanaren und Amerikas behandelt wird, besteht darin, zu sehen, oh - wie wir behauptet haben - physische und geographische Moglichkeiten dafür bestehen, daB derartige Kontakte tatsachlich gegeben waren. Ziehen wir in erster Linie die Entfernung in Betracht, in der beide Erdteile, der afrikanische und der amerikanische, voneinander liegen, so sollten wir vom ersten Augenblick an deutlich herausstreichen, daB diese, obwohl sie sowohl am Wendekreis des Krebses als auch an dem des Steinbocks die 3.500 Meilen übersteigt 12, ,,zwischen dem Cabo de San Roque und der afrikanischen Küste, auf dem 5. südlichen Breitegrad, nicht mehr als 2700 Meilen auf dem Parallelkreis betragt. Wenn die astronomische Aquatorlinie noch 106 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 3600 Seemeilen betragt, so reduziert die entsprechende SW-NO-Linie zwischen dem Vorsprung Südamerikas und dem des afrikanischen Nordwestens die Luftlinie zwischen Natal in Brasilien und Freetown in Sierra Leone auf 1600 Meilen. Und man za.hit bloE 1500 Meilen auf den groEen Seewegen von Sao Vicente de Cabo Verde nach Tatal" 13• Die Verringerung der Entfernung zwischen beiden Ufern an den angegebenen Stellen führt uns zu der Ansicht einer echten Meeresenge, die in der Praxis den Nordatlantik vom Südatlantik trennt. Vergleichen wir diese Entfernungen mit denen des Pazifischen Ozeans in der Zone, von der man annimmt, daB dort einige Menschengruppen nach Amerika gekommen seien, wo der kürzeste ,,Sprung" - von der Osterinsel zu den Küsten Chiles - rund 2000 Meilen betragt, so werden wir verstehen, daE die - geographisch gesprochen - Mindestmoglichkeiten sich im Atlantik unter besseren Bedingungen als im Pazifik ergeben 14. Das Studium der Stromungen im mittleren Atlantik,der Zone, die uns hier am meisten interessiert, bestatigt diesen ersten Eindruck. In der Tat folgen von der Zone der Azoren bis zu den Antillen eine Reihe von Stromungen aufeinander, die direkt von den Küsten der Kanarischen Inseln nach Amerika führen. Die erste dieser Stromungen ist der sogenannte Kanarenstrom, der sich mit dem Nordaquatorialstrom verbindet, ohne daB es zwischen den beiden einen Unterschied gibt, ,,weder durch ihren thermischen Index noch in der Fortbewegungsgeschwindigkeit" 15, und der direkt in Westrichtung verlauft, wobei er sich allmahlich in der Umgebung der Antillen mit den Wassern des Südaquatorialstromes vermengt. Wenn wir nun die Fortbewegungsgeschwindigkeit dieser Stromungen in Betracht ziehen, so werden wir zwei verschiedene Gegebenheiten für die Gesamtheit des Weges, der uns interessiert, feststellen konnen: Der Kanarenstrom, wie auch der Nordaquatorialstrom, bewegen sich bis zu 40 ° westlicher Lange mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15-17 Meilen pro Tag weiter. Vom angeführten Grenzpunkt an wird der Nordaquatorialstrom beschleunigt, bis er die Normalgeschwindigkeit von 27 bis 30 Meilen pro Tag erreicht, die typische Geschwindigkeit der aquatorialen Stromungen 16• Nehmen wir als auBersten Abstand denjenigen, der sich von den Kanaren bis zu den Antillen ergibt, das heilt, rund 3000 Meilen, so konnten die ersten 1500 Meilen in 100 Tagen bewaltigt werden, wahrend der zweite Teil der Reise über die restlichen 1500 Meilen in 50 oder 60 Tagen zurückgelegt werden konnte. Infolgedessen konnten, auch noch unter der Annahme, daE die moglichen Seefahrer keinerlei nautische Kenntnisse hatten, sie in sechs 107 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Monaten nach Amerika gelangen, indem sie sich von der Meeresstromung treiben lassen. Bis hierher haben wir natürlich nicht die mehr oder weniger entwickelten technischen Moglichkeiten in Betracht gezogen, über die die in Frage kommenden Seefahrer verfügen hatten konnen. Dies ist ein Problem, das wir spater behandeln konnen. Unabhangig von der Entwicklung derartiger Techniken müssen wir darauf Bedacht nehmen, daB sowohl die Winde auf Meereshohe in den Monaten Janner bis Juni, als auch die Stromung der AlisiosWinde im allgemeinen mit dem übereinstimmen, was über den Kanaren- und Nordaquatorialstrom gesagt wurde. Moglichkeiten und Realitaten In den vorhergehenden Abschnitten haben wir versucht, zu sehen, welcher Art die geographischen Moglichkeiten zur Durchführung einer Transatlantiküberquerung in alten Zeiten sind. Welcher Art sind jedoch die Realitaten? Welche Beweise haben wir, um ableiten zu konnen, daB eine solche überquerung nicht nur moglich, sondern ziemlich wahrscheinlich war? Derartige Wahrscheinlichkeiten sieht man durch die Tatsache der Entdeckung des Kolumbus selbst bestatigt, oder durch die Entdeckung Brasiliens durch Alvarez Cabral 1500, der, sich von der afrikanischen Küste nach Indien wendend, an die amerikanische Küste getrieben wurde, ohne daB darin - allem Anschein nach - irgend eine Absicht gelegen ware. Es gibt eine Stelle bei Gumilla, die wir bei anderer Gelegenheit zitiert haben17 und die, wegen ihrer Anschaulichkeit, verdient, hier wiedergegeben zu werden, in der er uns erzahlt, daB ,, ... in seinen Hafen (San José de Oruñ auf Trinidad), ein Schif aus Tenerife (Kanaren) gekommen war, beladen mit Wein, und auf diesem Schif fünf oder sechs bleiche und abgezehrte Manner, die mit Brot und Fleisch für vier Tage von Tenerife nach einer anderen Insel derselben Kanaren unterwegs waren; und daB sie sich, als das Schif von einem fürchterlichen Oststurm erfaBt wurde, gezwungen sahen, sich von der Gewalt des Meeres und des Windes mehrere Tage hindurch treiben zu lassen, bis ihnen die knappen Vorrate zu Ende gingen, für die sie Vorsorge getrofen hatten; und schlieBlich, ... als sie sich kaum mehr aufrecht halten konnten und bereits abgezehrt und hinfallig binnen Stunden den Tod erwarteten, wollte Gott es, daB sie Land entdeckten, welches die Insel Trinidad der Inseln über dem Winde (Windward Islands) war" 18• Obgleich wir jetzt nicht versuchen wollen, eine eingehende Analyse der in den alten Quellen enthaltenen Nachrichten über die Kenntnis zu machen, die 108 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 man zu jener Zeit von den Kanarischen Inseln hatte19 , müssen wir doch die Tatsache hervorheben, daB, wenn wir bis vor kurzem mit Marcy20 annehmen konnten, ,,daB die Romer etwa um unsere Zeitenwende herum den Kanarischen Archipel kannten, weil sie ihn berührt hatten", wir jetzt vollige GewiBheit darüber haben, daB es archaologische Beweise gibt, die diese Nachrichten bekraftigen. In der Tat wurden zwischen Oktober 1964 und Dezember des daraufolgenden Jahres an den Küsten von Graziosa, Lanzarote und Tenerife sogar fünf Amphoren21 ,,phonikischer" Art gefunden, welche die romischen Schife bis in das 2. und 3. Jahrhundert nach Christus benutzten, zur Versorgung e ben der Matrosen auf den Schifen, die sie führten 2: Die Art der Amphoren - ahnlich, aber nicht gleich der Nummer 33 der Dressel-Tafel -, vollig verschieden von der auf Handelsschiffen verwendeten, scheint eine erzwungene oder zufallige Landung anzuzeigen, vermindert jedoch in keinem Fall die auBergewohnliche Bedeutung der Tatsache. Von ebensolcher Beweiskraft für die These, die wir hier aufbauen, ist der Fund eines Keramikkopfes hellenistisch-romanischen Stils, ungefahr aus der Zeit um 200 n. Chr. stammend, unter zwei intakten Schichten bei einer Fundstelle der Azteken-Matlatzinca-Kultur in Tecaxic-Calixtlahuaca (Toluca-Tal, Méxiko), ein Fund, der 1933 getan wurde, der aber erst vor wenigen Jahren zur Kenntnis gebracht wurde23 und mit dem andere frühere Funde verbunden sind, für die wir keine solche stratigraphische Genauigkeit anführen konnen. Heine-Geldern nimmt an, daB das erste dieser Serie in Méxiko gefundener romischer Figürchen von einer der Faktoreien an der malayischen Küste stammen dürfte, das nach China gelangt ware und von dort nach Mittelamerika, zusammen mit einer anderen Reihe von typisch orientalischen kulturellen Spuren. Nun gut, wenn wir die auf den Kanaren gefundenen Nachweise romischen ,,Dortseins" in Betracht ziehen, sowie die Tatsache, daB der Weg vom Mutterland nach Amerika über die Atlantikroute viel kürzer ist, worauf Pericot unsere Aufmerksamkeit lenkt24, werden wir darin ein Beweiselement allerersten Ranges haben, um zu bekraftigen, daB romische oder Mittelmeer-Seefahrer spater als im 3. Jahrhundert n. Chr. unter Ausnutzung ihrer nautischen Fahigkeiten tatsachlich nach Amerika gelangten und eine evidente Spur in Méxiko hinterlieBen. Die Nachrichten über arabische Expeditionen gegen Westen wahrend des Mittelalters sind bekannt, von denen man aber nicht mehr weiB, oh sie je wieder zurückgekehrt sind25 , wie zum Beispiel diejenigen des (westsudanesischen) Mandingo-Sultans Muhamed de Gao Anfang des 14. Jahrhunderts26 • 109 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Stützt man sich auf diese Art von Daten und die in Amerika gefundenen Nachweise, so kann man meinen, da.13 negroide Afrikanergruppen irgendwann einmal, vielleicht vor dem Jahr 900 - wie Jeffreys und Johnson vermuten - in die Neue Welt gelangt seien. Das Schiffahrtsproblem auf den Kanaren Aus dem, was wir in den vorhergehenden Abschnitten gesagt haben, konnen wir ableiten, da.13 die antiken Schiffsreisen über den Mittelatlantik nicht nur moglich, sondern auch wahrscheinlich waren, zumal die bisher gefundenen Beweise dies anzuzeigen scheinen. So bleibt nun aufzuklaren, oh diese überquerung, wenn sie moglich war, in Epochen durchgeführt wurde, die vor jenen liegen, die wir angeführt haben, unter Volkern primitiver Kultur und mit augenscheinlich bedeutend einfacheren Hilfsmitteln. Wir kommen damit dazu, eines der meistumstrittenen Themen in bezug auf die prahistorischen Bevolkerungen der Kanaren zu behandeln, das jedoch ebenso die primitiven Volker an der Atlantikküste Amerikas berührt: das ihre Fahigkeit oder Unfahigkeit zum Bau von Schifen und zur Seefahrt. Obgleich es nicht moglich ist, bei dieser Gelegenheit das Thema in seiner ganzen Tragweite zu durchforschen, werden wir jedoch versuchen, uns seiner geeignetsten Betrachtung mit adaquatester Methodik zu nahern. Das Problem ist offenkundig sehr kompliziert, da sowohl die amerikanischen Volker, zumindest diejenigen am uns interessierenden Atlantikufer als auch die prahispanischen Kanaren-Volker ,,niemals die geringste Eignung für die Hochseeschifahrt zeigten" 27 , wie dies zum Beispiel bei den Polynesiern der Fall war. Dies will dennoch nicht sagen, da.13 sie nicht irgend eine Art Schif besessen hatten; konnen doch nur auf diese Weise die Verbindungen auf relativ weite Entfernungen hin erklart werden, die von der Amazonasmündung bis nach Mittelamerika entlang der Küste angeknüpft wurden, oder die Besiedlung der Antillen, die kulturell Südamerika mit Florida verband. Hier ist es notwendig, zu erwahnen, daB auBerdem die Ausdehnung des Karibenvolkes über die Antillen dadurch erfolgte, daB eine Art Einbaumkanu verwendet wurde, das wir nur schwerlich als ein vollendetes Schif ansehen konnen28 • Es ist merkwürdig, daB ausgerechnet die einzige Angabe, die wir über die praspanischen kanarischen Schiffe besitzen, sich auf einen Bootstyp dieser Art bezieht. In der Tat, wenn die alten Quellen im allgemeinen keinen Bezug auf das Vorhandensein irgend eines Bootstyps nehmen, so sagt uns Torriani mit groBer Genauigkeit, da.13 ,,sie auch Boote aus dem Drachenbaum mach- 110 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ten, den sie ganz aushohlten und ihn dann mit Steinen beschwerten; und sie fuhren mit Rudern und mit Palmsegeln rund um die Küsten der Insel ( Gran Canaria) und hatten auch die Gewohnheit, nach Tenerife und Fuerteventura zu fahren und zu stehlen. Durch diese Seefahrt gelangten sie dazu, den übrigen Insulanern sowohl in der Sprache, als auch mit einigen Gebrauchen zu gleichen" 29 • Der Absatz ist hinreichend prazis und einleuchtend, so daB wir ihm keinen weiteren Kommentar zu widmen brauchen. Dennoch macht die Tatsache, daB Torrianis Behauptung nicht durch andere Autoren bestatigt wurde, diese relativ zweifelhaft. Doch ist dies, unserer Meinung nach, nicht bedeutsam genug, zumal - auch wenn wir Torrianis Angaben nicht ins Kalkül zogen - die erwiesene Tatsache, daB eine bestimmte Anzahl kultureller Spuren, sowohl ergologischer als auch soziologischer Art, auf verschiedenen Inseln des Archipels ahnlich waren, sehr deutlich dafür spricht, daB die Verbindungen über See, auch wenn sie nicht sehr haufig und intensiv waren, doch zu bedeutsam waren, als daB sich derlei kulturelle Ahnlichkeiten erst im 15. Jahrhundert ergeben hatten, zumal sonst die Unterschiede wahrscheinlich viel groBer gewesen waren. Anderseits, wenn wir die Behauptung, daB die praspanischen Kanarier ,,die Kunst der Seefahrt und alles, was damit zu tun hat, nicht kannten" 30 als richtig annehmen, dann stellt sich das Problem der Besiedlung der Insel von Afrika, zumal es unwahrscheinlich erscheint, daB ein seefahrendes Volk im Lauf der Zeit jegliche Kenntnis der Seefahrerkunst verlieren sollte. Das Problem der Verbindungen zwischen dem Archipel und der afrikanischen Küste selbst verlangt eine tiefschürfende Analyse, zumal keine übereinstimmung unter den Autoren darüber herrscht, ob die Bedingungen für die Schifahrt zwischen Cabo Juby und der Ostküste Fuerteventuras, der dem Kontinent nachstgelegenen, günstig waren oder nicht31 • Allerdings erscheint die Annahme abwegig, daB die Besiedlung der Inseln Einwanderern zu danken sei, die aus dieser Region stammten. SchieBlich erscheint die Erklarung, daB die primitiven Bewohner der Kanaren ,,gleich bequemen Passagieren an Bord von Schifen von Seevolkern die, nach Ausladung der menschlichen Fracht, sich nicht weiter um die so besiedelten Inseln kümmerten" 32 , gekommen seien, vollig unwahrscheinlich. Andererseits ,,konnen wir auch nicht vergessen, daB schon in der Bronzezeit kühne Seefahrer und Handler das Kantabrische Meer auf plumpen Booten aus zusammengenahten Hauten durchfuhren, um das atlantische Zinn und Gold ins Mittelmeer zu bringen, und auch nicht die Tatsache, daB diese Boote die Kanaren und die Küste Afrikas erreichten" 33 • Wenn solche See- 111 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 reisen auf viel gefahrlicheren Meeren und unter schlechteren nautischen Bedingungen durchgeführt wurden, so ist es nicht schwierig, anzunehmen, daB andere nordafrikanische Seefahrer eine so kurze überquerung bis zu den Inseln hatten schafen konnen. Wir müssen also daraus folgern, daB die prahispanischen Kanarier eine Art Schiffe kennen mu13ten, mochten sie auch noch so plump sein, so doch ausreichend in erster Linie, um die Besiedlung aller Inseln von Afrika aus erlaubt zu haben und, in zweiter Linie, die mehr oder minder haufige Zwischenverbindung innerhalb der Inseln. DaB die Schife, die sie benutzten, ahnlich denen der Zenagas von der Bahía del Galgo34 gewesen sein mogen oder einem ahnlichen Typ, oder daB sogar alle nautischen Kenntnisse zum Zeitpunkt des Kontakts mit den Spaniern in Vergessenheit geraten waren, ist bei dieser Gelegenheit nicht allzu ausschlaggebend. Wir halten es für bedeutsamer, zu dem SchluB gelangen zu konnen, daB in prahistorischer Zeit die Seefahrt und der Fischfang in den Gewassern der Kanaren ausgeübt wurden35 • Wenn wir jetzt, auf Torrianis Text zurückgreifend, die Tatsache herausstellen, - daB diesem Autor zufolge - die Bewohner der Kanaren auf ihren Booten ,,Palmsegel" gebrauchten, dann ware eine angenommene Transatlantikreise mit dieser Art von Booten betrachtlich kürzer, als wir anfangs berechnet haben, wenn man einzig die Geschwindigkeit der Meeresstromung ins Kalkül zieht. Es sind just diese unerfahrenen Seefahrer oder Inselfischer, von denen wir annehmen, daB sie von Winden und Meeresstromungen getrieben worden sein konnten, die in dieser Gegend unvermeidbar zum amerikanischen Kontinent führen. Das chronologische Problem Unanhangig von den Moglichkeiten oder Wahrscheinlichkeiten der Kontakte oder überquerungen des Mittelatlantiks von den Kanaren nach Amerika ist das grundlegende Problem, das wir in der Folge diskutieren wollen, ein kulturelles und chronologisches. Es muB hier unbedingt behandelt werden, obwohl wir uns kürzlich damit ausführlich beschaftigt haben36 • Ziehen wir in Betracht, wie wir eingangs sagten, daB die Kanaren das Bindeglied darstellen, das meiner Meinung nach die Vorgeschichte der Alten Welt und Amerikas über den Mittelatlantik verbindet, so wird dieser Bindegliedcharakter durch einen bestimmten Kulturtyp und in einer prazisen Epoche definiert. Der kulturelle Typ oder das kulturelle Niveau, worauf wir Bezug nehmen, sind die in allgemeinen Ausdrücken mit den Namen ,,Neo- 112 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lithikum" hezeichneten; die Epoche - der Schlüsselpunkt der Frage - wird jene sein, in der dieses Kulturniveau die Kanaren und Amerika erreicht. Lassen wir das hochinteressante Problem der Ursprünge, Verteilung und der gegenseitigen Beziehungen des mediterranen und nordafrikanischen Neolithikums beiseite, das heute zur Diskussion gestellt ist37 , so interessiert uns hier das zu betrachten, was Diego Cuscoy 38 ,,Substratkultur" des Archipels nennt, das entspricht der neolithischen Kultur, die vom unmittelbar benachbarten Kontinent auf die Inseln kommt. Die Ankunft dieser neolithischen Bevolkerung auf den Kanarischen Inseln kann ,,zwischen das 111. und 11. vorchristliche J ahrtausend, wahrscheinlicher jedoch um 2500 v. Chr." verlegt werden, wie Diego Cuscoy39 behauptet, oder ,,an das Ende des zweiten vorchristlichen J ahrtausends, d.h. um das Jahr 2000", wie Schwidetzky mutmaBt40 • Die Zeit also, in der moglicherweise der Kontakt oder die Kontakte mit Amerika verwirklicht wurden, sollte zwischen den Jahren 2000 und 1000 v. Chr. liegen. Das amerikanische chronologische Problem ist viel komplexer und andererseits hochst unvollstandig und in groBem AusmaBe noch zweifelhaft. Wenn wir als aktuellste Grundlage die Analyse nehmen, die Fond41 kürzlich über altere kulturelle Aspekte vorlegte, worin erstmals die Keramik in der Neuen Welt aufscheint, werden wir bemerken, daB die durch die Radiokarbonanalyse erbrachten Daten von 3000 bis 1200 v. Chr. reichen. So zum Beispiel: V aldivia und Puerto Hormiga Puerto Márquez Purrón Monagrillo Machalilla Kotosh (3000) (2440) (2300) (2140) (2000) (1800) Asia, Las Haldas Guanape, Poverty Point (1200) usw. Es ware auBerst umstandlich, wenn wir nun das Problem des amerikanischen Neolithikums insgesamt, sowie das des Ursprungs des Ackerbaues und der Keramik in der Neuen Welt analysieren wollten. Anscheinend sind die Autoren nicht zu einem übereinkommen über die Festsetzung des ersten Auftretens solcher Erfindungen für diesen Kontinent gelangt und solche Probleme stehen noch mitten in der Diskussion. Uns interessiert hier einzig die grundlegende Tatsache chronologischer Art herauszustreichen, daB, obgleich der Ackerbau bedeutend alter zu sein scheint, die Keramik vielleicht nicht vor dem dritten vorchristlichen Jahrtausend in Erscheinung tritt. 113 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Vergleichen wir nun diese Daten mit denen, die dazu dienen, das Auftauchen des Neolithikums im Nordwesten Afrikas und auf den Kanaren festzusetzen, dann werden wir erkennen, daB beide Regionen - Amerika und die Kanaren - sich zu relativ ahnlichen Zeiten im gleichen ProzeB kultureller Wandlung befinden. Das Gerüst der These, die wir zu errichten im Begrif sind, stützt sich auf eine schon ziemlich umfangreiche Serie von Beweisen archaologischen, ethnohistorischen, anthropologischen und ethnobotanischen Charakters42 • Bei dieser Gelegenheit wollen wir einerseits auf den Beweisen beharren, die unserer Meinung nach die Kanarischen Inseln berühren und anderseits auf jenen, die - da sie in früheren Arbeiten nicht ausreichend entwickelt worden sind - dazu dienen konnen, die in diesen Arbeiten gegeben Vision zu vervollstandigen, und dies ganz besonders bei den Beweisen ethnologischen Charakters. Archiologische Beweise Im Einklang mit den methodologischen Prinzipien, die wir bei verschiedenen Gelegenheiten diskutiert haben43 und auf die wir uns zu einem guten Teil für die Vorlage dieser These stützen, ist die genaueste und gleichzeitig sicherste Beweisführung diejenige archaologischen Charakters, zumal es gerade diese Art von Materialien ist, bei denen wir die notige Festlegung chronologischer Ordnung finden konnen, die für die Richtungsbestimmung bei einem Difusionssphanomen unabdingbar notig ist. Die ersten Studien, die wir im angeführten Sinn durchgeführt haben, und von denen wir zwecks Ausarbeitung dieser These ausgehen, waren die im Zusammenhang mit den ,,pintaderas" oder Keramiksiegeln - zylindrisch oder flach - die, auf den Kanarischen Inseln auftauchend, eine weite und dichte Verbreitung sowohl in Amerika rund um die Karibische See, als auch in Eurafrika, rund um das Mittelmeer fanden. Jene Studien, zwischen 1950 und 1955 verteilt44 , dienten als Ausgangspunkt zur ófnung neuer Wege und neuer Analysen verschiedener kultureller Elemente archaologischen Charakters. Die Studien über die drei- und vierfüBigen Behalter45 , die Vase mit AusguBarm46 und über die ,,weibliche Figur mit gespreizten Beinen" 47 gestatten uns nachzuprüfen, bis zu welchem Punkt derlei vergleichende Studien es erlauben konnten, positive Ergebnisse zu finden oder nicht. Wir wollen nicht auf dem in den erwahnten Arbeiten Gesagten beharren; wir mochten jedoch einige Daten vervollstandigen und einige neue Ideen aufzeichnen. W as die Daten anlangt, so ist es interessant, die Tatsache zu prazisieren, daB es bei der Keramik von Gran Canaria - obwohl die Boden im allgemeinen flach 114 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sind - auch solche mit FüBen48 gibt, wie bei der Figur von Mógan (Fig. 4 ). Anderseits mu.E man nicht nur eine andere Serie von ,,weiblichen Figuren mit gespreizten Beinen" 49 in Betracht ziehen, sondern auch die Tatsache, daB derartige ,,Idole" bisher einzig auf Gran Canaria in Erscheinung treten so. SchlieBlich ist das keine unwichtige Feststellung, zieht man die von Taradell 5 1 angeführten Ideen in Betracht, welche die Beziehungen hinreichend zu prazisieren scheinen, dem Anschein nach direkte Beziehungen zwischen den Inseln des westlichen Mittelmeeres - Malta, Sardinien - zur Keramik und den ,,Idolen" Gran Canarias 52 • Was die ofensichtliche Ahnlichkeit zwischen bestimmten Themen der Petroglyphen anlangt, die in der Alten Welt und in Amerika in Erscheinung treten, so ist diese bei mehreren Gelegenheiten durch Pericot53 aufgezeigt worden, der uns erzahlt, daB ,,wahrend der Bronzezeit in den atlantischen Landern, von Irland bis zur Iberischen Halbinsel mit Berührung der Britischen Inseln und der Bretagne, eine Felsbilderkunst auftritt, bei der haufig bestimmte krummlinige Motive gegeben sind". Solche sind beispielsweise die Darstellungen konzentrischer Kreise, die Spiralen oder Doppelspiralen, Kreise mit Kreuzen oder Punkten usw., die gleicherweise in Galicien (Nordspanien), in Irland oder in der Bretagne aufscheinen54. Das Vorhandensein etlicher dieser Themen an mehreren der zahlreichen Orte des Kanarischen Archipels mit Petroglyphen laBt eine gewisse Art von Beziehungen zwischen a1 diesen Regionen vermuten, wobei man auch nicht auBer Acht lassen darf, daB sowohl die Spiralen, ,,als auch die Kreismotive sich in Marrakesch, im Atlas und an anderen Stellen der Sahara finden" 55 • Daraus kann man ableiten, daB die kanarischen Petroglyphen das Ergebnis afrikanischer Einflüsse sein konnen - aus dem vordynastischem Agypten? 56 - oder mediterraner Einflüsse oder solcher des Nordatlantiks, oder mehrerer oder all dieser Richtungen. Der Mittelmeerweg von der Agais, Malta oder Sardinien stoBt allmahlich mit den weiter oben angeführten Spuren zusammen, der so unmittelbare afrikanische EinfluB kann nicht unberücksichtigt gelassen werden, doch in diesem Fall scheint der Weg von Westeuropa der offenkundigere57 • Das von unserem Standpunkt aus Bedeutsamste ist, daB solche Arten und Motive von Felszeichnungen sich an der Atlantikküste der Neuen Welt in einer relativ ausgedehnten Zone wiederholen, die Brasilien, die Antillen, Venezuela und Columbien umfaBt und die einer detaillierten, systematischen Studie bedürfte, wenngleich diese Art von Vergleichen nie so sichere Ergebnisse bringt wie diejenige, die sich von Fundgegenstanden in einem stratigrafischen Zusammenhang ableitet58 • 115 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Eine andere kulturelle Spur, deren Analyse sehr interessant ware, ist die der Bolas (Wurfkégeln an Lederschnüren). Es ist wohlbekannt, da.B dies eine der charakteristischesten Wafen der Jagervolker der südamerikanischen Prarie ist59 • Ihre Verbreitung auf diesem Erdteil fa.lit anderseits mit derjenigen der Schleuder zusammen. Diese Verbreitung in der Alten Welt, wie auch in Amerika, im Detail aufzuzeigen, konnte uns einen Weg weisen oder vielleicht nur eine Moglichkeit. In diesem wie in anderen Fallen müssen die reichlich vorhandenen Spharoide (Kugelkorper), die im Kanarischen Archipel in Erscheinung treten, ihren Ursprung auf dem unmittelbar benachbarten afrikanischen Kontinent haben, wo ihre Verbreitung sehr ausgedehnt ist60 • Natürlich ist die ,,boleadora" als Gebilde von zwei oder drei mit Fell oder Streifen aus einem beliebigen anderen Material zusammengehaltenen Spharoiden deutlich von jeglicher Waffe verschieden, bei der der Kugelkorper eine mehr oder weniger bedeutungsvolle Rolle spielen soll. Wir wollen aus der van Clark aufgezeigten Gesamtheit die Kugeln von Churgold deshalb hervorheben, weil sie eine echte ,,boleadora" bilden61 • Für die Kanaren haben wir einerseits nur das indirekte Zeugnis von Abreu, in dem er vom Gebrauch ,,von drei glatten, runden Steinen" 62 spricht, andererseits die ziemlich umfangreiche Serie runder oder kugelformiger Steine, etliche ,,mit scharfer Schneide in der Mitte ihrer Umrandung" 63, von denen ich eines der Exemplare herausheben mochte, das im Museo Canario64 aufbewahrt wird, auf dem man in seinem Aquatorteil eine Vertiefung bemerkt. Es ist sicher, da.B diese Vertiefung nicht ableiten la13t, da.B dieser Stein mit einem anderen oder mehreren anderen ahnlichen Steinen verbunden gewesen sei, aber zumindest weist er auf einen Gebrauch ahnlich dem der klassischen ,,boleadora" Südamerikas hin. Pericot hat auf ein anderes Element hingewiesen, dessen Vergleich, auf solideren Grundlagen angestelt, hochinteressant ware. Ich beziehe mich auf eine Schlachtwafe, die sowohl von den Kanariern, als auch von den alten Mexikanern und Nicaraos verwendet wurde und die auf dem Archipel unter den Namen ,,magado", ,,magle", ,,amogadac" oder ,,amodeghe" bekannt ist. Diese Wafen bestanden aus einer Art von Holzprügeln, ,,oftmals bestückt mit ,tahonas' oder zugeschlifenen Feuersteinen" 65 , ihr Schaft mochte eine Lange von etwa drei Metern haben66 • Obwohl die Beschreibungen nicht in jeder Einzelheit übereinstimmen, scheint es, da.B diese Instrumente mit groBer Haufigkeit durch die prahispanischen Ureinwohner der Kanarischen Inseln verwendet worden sind67 • Pericot zeigt die merkwürdige Ahnlichkeit zwischen diesen Wafen und dem mexikanischen ,,maquahuitl auf, der gleich- 116 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 falls mit Obsidiansplittern armiert war, und besser noch mit dem der primitiven Nicaraos, der ein Prügel mit Obsidiantrümmern war" 68• Man müBte noch zwei weitere hochst interessante Details erwahnen, insbesondere wegen der Auswirkungen, die sie auf die Neue Welt haben konnen. Die keramischen Ausstellungsstücke Nr. 596 und Nr. 598 des Museo Canario in Las Palmas de Gran Canaria zeigen beide am Gefa.Brand oder am Gefa.Bhenkel Verzierungen; dies konnte sie in Verbindung mit Verzierungen bringen, die eine ahnliche Funktion bei der Keramik eines weiten Gebiets erfüllen, das einen GroBteil Venezuelas, der Guayanas, Brasiliens und der Antillen umfaBt, Verzierungen, die im allgemeinen Menschen- oder Tierkopfe darstellen, welche für gewohnlich in das Gefa.Binnere blicken. Das zweite hervorzuhebende keramische Element - von moglichem Interesse für den Vergleich mit amerikanischen Gegenstücken - ist eine Art Figürchen, von dem in Museo Canario zwei nahezu identische Exemplare aufbewahrt werden, die hochstwahrscheinlich Vogel darstellen. Diese Vogel konnten mit anderen in Beziehung gebracht werden, die in Columbien und Venezuela fast immer die Funktion von Windfloten (Okarinas) erlangen. Ethnologische Beweise Soweit die archaologischen Beweise im Hinblick auf die adaquaten Argumente unserer These einen chronologischen Wert von groBem Gewicht haben, führen die ethnohistorischen, auch wenn sie noch nicht diese Wirksamkeit besitzen, eine viel lebendigere und realistischere Rekonstruktion des kulturellen Niveaus herbei, die wir mit der Handvoll kultureller Spuren archaologischen Charakters zu erreichen suchen, reichen diese doch kaum über eine schlichte Anregung oder Aufzeichnung hinaus. Die seltene Tatsache, ziemlich detaillierte Beschreibungen sowohl für Amerika, als auch für die Kanarischen Inseln zu besitzen, erlaubt uns, einige Vergleiche zwischen beiden Gruppen in bezug auf kulturelle Spuren nicht archaologischen Charakters anzustellen. Einer der bemerkenswertesten kulturellen Züge ist derjenige, der sich auf das Auftreten von Ehen zwischen Geschwistern auf den Inseln bezieht. Es ist wohlbekannt, daB die groBe Mehrheit der menschlichen Gesellschaften der Vergangenheit oder der Gegenwart ihren Mitgliedern verbietet, die Ehe zwischen Geschwistern auszuüben und daB sie die übertretung dieses Gesetzes als einen Fall von Inzest betrachten. Dennoch gibt es einige wenige Ausnahmen von dieser Regel, und diese konkretisieren sich auf die hochst- 117 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gestellte Klasse jeder Gesellschaft, die im allgemeinen von einer ,,regierenden" Familie gebildet wird. Mit Bezug auf den Fall der Kanaren wissen wir, daB diese Art von Inzest zugelassen war, zumindest auf Tenerife und Lanzarote. Verschiedene Chronisten heben, wenn sie über die Ureinwohner Tenerifes berichten, die Tatsache hervor, daB ,,der Konig stets seinesgleichen heiratet, und wenn dies nicht moglich war, seine Schwester ehelichte, um nicht sein Blut zu besudeln. Es war nicht gestattet, Leute, die nicht adelig waren, zu heiraten" 69 • Anderseits ist die Geschichte des letzten Herrschers von Lanzarote, Guanarteme, wohlbekannt, der seine Schwester leo heiratete 70 • Unter den wenigen Fallen von Ehen zwischen Geschwistern, die in der Alten Welt bekannt sind, gibt es eine Reihe von ihnen, die man miteinander in Verbindung bringen konnte und die moglicherweise ihren Urspung auf den Kanaren haben. Wir beziehen uns da in erster Linie auf den bestbekannten Fall im dynastischen Agypten, der moglicherweise das von einer Reihe weiterer, am Oberen Nil, in Uganda und Südrhodesien ansassigen Monarchien befolgte Modell war, über die wir im AnschluB berichten. Die eingeborenen Funch und Schilluk am oberen Nil, die eine politische Staatsorganisation neusudanesischen Typs mit einem Begründer der Dynastie darstellen, den man als Stammvater betrachtet und den man gleich einer Gottheit verehrt, praktizieren die Geschwisterehe innerhalb des regierenden Hauses 71• Dasselbe geschieht weiter im Süden im Seengebiet, in dem sich das Konigreich Uganda befand. Sowohl hier als auch am Oberen Nil ist die politische Rolle der Gattin des Herrschers - die gleichzeitig seine Schwester ist - oder der Koniginmutter von unüblicher Bedeutung, und man muB sie mit ihrer Rolle als Konigin-Schwester 72 in Verbindung bringen. SchlieBlich gilt auch noch unter den Gründern des Monomotapa-Reiches, das die Erbauer des sagenhaften Zimbabwe beherbergte, dieselbe Vereinigung gesellschaftlich- politischen Charakters: Konigliche Geschwisterehe, besondere Wichtigkeit der Herrscherin und der Koniginmutter, und die Einrichtung von geweihten Priesterinnen, auf die ich spater zurückkommen werde 73• Von meinem augenblicklichem Standpunkt aus muB man die im Zusammenhang mit dem Oberen Nil, Uganda und Rhodesien stehenden Falle, sowie den der prahispanischen Ureinwohner Tenerifes und Lanzarotes in direkte oder indirekte Verbindung mit dem dynastischen Agypten bringen, das in diesem Fall ein Modell darstellen soll, das sich fast buchstablich in all diesen Gegenden wiederholt. Wir konnten nicht mit moderner Bibliographie und ausreichenden Details 118 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 die Daten erharten, die Waitz 74 anführt, in dem Sinn, daB es die Geschwisterehe auch bei den Assyrern gabe, in einigen Dorfern Indiens jenseits des Ganges - auch noch nach der Einführung des Buddhismus - usw. Vielleicht ist diese Serie ebenfalls mit dem vorhin erwahnten agyptischen Brennpunkt verknüpft. Für Amerika sind die Daten auch sehr sparlich, zumal, wenn wir einerseits wissen, daB die ,,Verbindungen zwischen Geschwistern nur unter dem Konigsgeschlecht rund um die Karibische See geduldet waren" 75 ; oder es wird irgendein ausgefallenes Beispiel aus Brasilien geschildert 76 • Lowie bemerkt, daB die Mehrzahl dieser Angaben auBerhalb der Andenregion mit Vorsicht zu behandeln seien 77 In den Andenregionen - und unabhangig von dem wohlerwiesenen F all der Inkaherrscher, die traditionellerweise ihre Schwestern ehelichten - finden wir einige Spuren in Columbien. Pérez de Barradas, der als Grundlage den Hunzahuá-Mythos nimmt, erwahnt, daB die Chibchas diese Art von Verbindungen praktizierten 78• Auch im Valle del Cauca wird der Tatbestand unter den Lile, den Carrapa und den Indianern des Anserma-Gebietes erwahnt. ,,Davon wird abgeleitet", sagt Trimborn, ,,daB auf jeden Fall bei einem Teil der Stamme der Cauca, obgleich einzig unter den Hauptlingen, Falle von Ehen mit Nichten und sogar mit Schwestern genannt wurden, sie jedoch nicht die allgemeine Regel waren und selten vorkamen" 79• SchlieBlich darf die Tatsache nicht vergessen werden, daB diese Art von Geschwisterehe auch unter den Mitgliedern der koniglichen Familie auf Hawaii geschlossen wurde80 • Die Tatsache, die wir hier erlautern, ist an sich seltsam und bedeutungsvoll genug, es würde uns zu weit führen, eine Erklarung dafür zu finden. Schon 1929 erwahnt Friederici, der an der Sache interessiert war, die Hypothese, daB wir uns vielleicht ,,vor einer Hinwendung zum Vaterrecht befinden - in einer Muttergesellschaft, wie die im Valle del Cauca es sein konnte -, sobald der Hauptling seine Schwester ehelicht, um die Nachfolge seines Sohnes zu legitimieren, der gleichzeitig von seiten der Schwester sein Nefe ist" 8 1 • Diese Art von Erklarungen, mogen sie auch hochinteressant sein, würde uns auf Abwege führen, die uns zum gegenwartigen Zeitpunkt nicht interessieren. Wir glauben in erster Linie, daB es wichtig ist, zwei Tatsachen herauszustellen, die wir für sehr beachtenswert halten. Einerseits, daB die Ehe zwischen Geschwistern ,,eher das Ergebnis einer extremen Raffinesse als ein Zeichen von Primitivitat" zu sein scheint82 • In zweiter Linie scheint es, daB 119 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 man fast nie die Tatsache ins Kalkül gezogen hat, da.B diese Art von Verbindungen eher unter Stiefschwestern als unter leiblichen Geschwistern eingegangen wird83 , das heiBt, in Gesellschaften oder sozialen Schichten, in denen die Vielweiberei gestattet ist, mit einer Hauptfrau, welche die Rolle der Konigin oder Herrscherin ausfüllt, in der aber der Nachfolger nicht unbestritten der Erstgeborene ist, sondern dieser, ganz im Gegenteil, das Ergebnis einer gewissen Art Wahl seitens des Herrschers selbst oder seitens einer hervorragenden Gruppe ,,Edler" oder Mitglieder der herrschenden Kaste ist. Neben diesen Betrachtungen müssen wir die Tatsache herausstreichen, da.B beim GroBteil der erwahnten Falle das Ziel, das man mit dieser Art von Verbindungen zu erreichen anstrebt, kein anderes ist als die ,,Reinheit des Blutes" 84• Dies bedingt eine gegliederte Gesellschaft mit einem starken Adel, über den die ,,konigliche Familie" hinausragen soll, indem sie diesen Blutstolz mittels einer stetigen ,,Lauterung" aufrech t erhalt. ,,Hier hat auch", wie Dittmer hervorhebt, ,,die Idee der Gleichheit von Konig und Konigin gleich Geschwistern von verschiedenen Gestirnen (Mond, Sonne Venus) ihren EinfluE" 85 • Von all dem laBt sich ableiten, da.B die von uns geprüfte Spur den Teil eines Gesamten bildet, in dem die Rolle von Konig und Konigin oder Bruder- Schwester an die Existenz einer ,,adeligen" Klasse gebunden ist, von der man eine ,,Familie" mit einem vergotterten Gründer-Helden zu isolieren versucht, eine Vielweiberfamilie mit einer Haupt-Konigin-Gemahlin, deren Erbe durch den Herrscher oder durch einen Wahlerrat bestimmt wird. In dieser, vom politisch-okonomischen Gesichtspunkt aus moglicherweise wohlgeordneten Gesellschaft verlangt der Sonnenkult oder der Kult mit dem Dynastiebegründer die Absonderung von Jungfrauen, die sich ihm bis zum Zeitpunkt der Ehe weihen, die in besonderen Hausern wohnen und den Edlen als Ehefrauen dienen. All dies in seiner Gesam theit erfordert eine detaillierte und tiefschürfende Studie, von der wir lediglich ein Gerippe oder Schema darbieten. Ein anderes, schon oben erwahntes Thema, das anscheinend mit der Ehe zwischen Geschwistern im Zusammenhang steht, ist das des Vorhandenseins von in einer Art von Klostern, Stiften oder Schulen eingesperrten Madchen oder J ungfrauen, und zwar auf standig oder zeitweilig, die sich dem Gotterkult widmen. Sie treten in verschiedenen Orten und Kulturen rund um das Mittelmeer auf, doch wollen wir hier lediglich die merkwürdige Ahnlichkeit zwischen den Institutionen des inkaischen Peru und den prahispanischen Kanaren hervorheben. 120 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die Beschreibung, die Gómez Escudero von dieser Type Madchen gibt, wenn er von Gran Canaria spricht, ist sehr ausdrucksvoll: ,,Die Hauser der Madchen waren zusammengefaBt; diese gingen niemals aus, auBer um zu haden; sie muBten allein gehen und es gab einen dafür festgesetzten Tag, und es drohte dem Mann - mochte er es wissen oder nicht - die Todesstrafe, der sie sehen, trefen und sprechen wollte; sie hieBen ,Maguas' oder ,Maguadas' ... Diese Maguas verlieBen ihre Kloster nicht, es sei denn, um Gott um gut Wetter zu bitten; wenn eine fortgehen wollte, dann mochte es sein, um zu heiraten" 86 • Schwerlich konnte man eine Beschreibung finden, die derjenigen ahnlicher ware, die sich auf die jugendlichen Vestalinnen des Inkareiches bezieht. Die Hauser oder Kloster, in denen die ,,Maguas" wohnten, waren unter dem Namen ,,Tamogante en Acorán" oder Gottestempel bekannt87 • Marín y Cubas prazisiert, daB diese Madchen ,,Tochter von Edlen waren, die von der ganzen Insel dort zusammenkamen, um wie in der Schule zu lernen" 88 • Folgt man der in den vorhergehenden Absatzen erwahnten Linie, so muB man auch das besondere Landbesitzsystem aufzeigen, das in der prahispanischen Epoche auf Tenerife und Gran Canaria herrschte und das so sehr an das Inkasystem erinnert. Viera y Clavija ist der sachlichste Chronist in dieser Hinsicht, wenn er uns sagt, daB ,,auf Tenerife die Konige die absoluten Herren und Eigentümer allen urbaren Landes waren, das sie alljahrlich unter den Untertanen verteilten, wobei sie auf die Qualitat, Familie, Verdienste, und Dienstleistungen jedes einzelnen Bedacht nahmen, derart, daB die Guanchen nichts weiter als NutznieBer der Landereien oder Arbeiter des Staates waren die ihm keine Abgaben zahlten" 89 • Espinosa, Sedeño und Gómez Escudero schildern einige Punkte genauer und bekraftigen, daB die Landesverteilung alljahrlich erfolgte90 • Das allgemeine System von Eigentum und Verteilung der Landereien ist dem Inkasystem überraschend ahnlich. Im prahispanischen Peru wurde, gemaB der weitverbreiteten überlieferung durch den Inka Garcilaso de la Vega, im Monat ,,chaora conacui" oder ,,Monat des Feldertausches" jedes Jahr die Verteilung oder Wiederaufteilung der Landereien vorgenommen, dank derer die neuen Ehepaare die für ihren autonomen Unterhalt notwendigen Felder erlangten. Bei dieser Gelegenheit muB auch hervorgehoben werden, daB sowohl die Inkas als auch die Ureinwohner des Kanarischen Archipels Hirten und gleichzeitig Ackerbauer waren, und daB das so genau von Diego Cuscoy studierte System periodischer Umsiedlungen auf der Suche nach Weideplatzen auch 121 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 von den Inkas entwickelt wurde, wenngleich in unterschiedlichem AusmaB; dies konnte dazu dienen, eine Reihe hochst interessanter Parallelen aufzuzeigen 91. Es mu.B auch die Tatsache hervorgehoben werden, daB sowohl für die Inkas, als auch für die Eingeborenen der Kanaren der Adelsstand nicht nur ein erblicher Stand war, sondern daB man zu ihm auch durch eigene Verdienste zugelassen werden konnte, was beiden Volkern eine gro.Be Beweglichkeit verlieh 92• Schlie.Blich müssen wir uns noch mit dem Fall der Pfeifsprache, sowohl auf den Kanaren, als auch in Amerika, befassen, die einen weiteren Aspekt des Problems aufzeigen kann, das wir studieren. Es ist wohlbekannt, daB die Verstandigung auf weite Entfernungen mittels des Pfeifens eine seltene Erscheinung ist. Hasler hat diese Art von Verstandigung bei einer Reihe von Eingeborenengruppen in der Gegenwart oder Vergangenheit aufgezeigt, in Méxiko, auf den Kanaren und in Afrika, von denen es nicht zweifelhaft erscheint, daB sie untereinander in Verbindung gestanden sein sallen. Allerdings kann man für unser augenblickliches Interesse aus der gegenwartigen Tatsache dieser Verbindung nicht auf den Zeitpunkt rückschlie.Ben, zu dem sie hergestellt wurde. Espinosa93 und andere Chronisten nehmen auf die Tatsache Bezug, daB die primitiven Bewohner Tenerifes, ,,wenn sie Krieg führten, sich durch Rauchzeichen verstandigten, und mit Pfifen, die sie ganz laut erschallen He.Ben, wer sie harte, gab den Piff an andere weiter, und so - von Hand zu Hand - riefen und scharten sie sich alle zusammen" 94• Dieser Brauch hat sich unter den Bewohnern Gomeras bis auf unsere Zeit erhalten. Hasler selbst vermerkt, daB dieses Verstandigungssystem von verschiedenen Negerstammen angewandt werde, ,,zum Beispiel den Bayas in Mittelkamerun" 95• Anderseits wenden es in Méxiko die Chinanteken von Oaxaca an, die Zapoteken, die wei.Ben Kafeeplantagenbesitzer von Huatusco, die Nahuas von Tlaxcala und aus der südlichen Huasteca, die Totonaken, die Mazateken von Oaxaca und die Tepehuas von Hidalgo und die Otomís96• Diese Art von Pfeifen, durch das die Tone ihrer Normalsprache weitergegeben werden, dürfte eine ,,Erfindung von Bergbewohnern mit tonaler Sprache" sein97 • Wie und zu welchem Zeitpunkt das System von der Alten Welt nach Méxiko hat übermittelt werden konnen, ist eine reichlich zweifelhafte Angelegenheit, zumal die Verbindung mit afrikanischen Negergruppen erst nach der spanischen Eroberung starker in Erscheinung getreten ist und hochstwahrscheinlich zu dieser Zeit in den Neuen Erdteil übermittelt wurde. 122 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anthropologische Beweise Die Beweise anthropologischen Charakters, die zur vergleichenden Studie zwischen den Kanaren und Amerika in vorkolumbischer Zeit, die wir bei dieser Gelegenheit anzustellen versuchen, hinzugefügt werden konnen, wurden bei verschiedenen früheren Gelegenheiten von verschiedenen Autoren erwahnt98 , weshalb wir uns hier nur kurz mit ihnen befassen werden. Es sind dies hauptsachlich die Trepanation, die Mumifizierung und die Syphilis. Die Trepanation ist eine Praxis chirurgischen oder rituellen Charakters, deren weltweite Verbreitung eine auBerst charakteristische GleichmaBigkeit aufweist. Man kann drei Gebiete klar unterscheiden: a) den Westen, also Mitteleuropa, Frankreich, Italien, Spanien, Danemark, Schweden, Nordafrika und die Kanaren; b) Südamerika mit Zentren in Bolivien, Nordwestargentinien und Peru (Cuzco, Huarochiri und Paracas); e) Polynesien und Melanesien, wobei man behaupten kann - trotz vereinzelten, sehr zweifelhaften Funden -, da.E die Trepanation weder in Afrika noch in Asien noch in Nordamerika auftritt99 • ,,,Wenn wir ins Kalkül ziehen, da.E die altesten Funde des westlichen Gebietes 3000 v. Chr. festgelegt werden konnen, da.E die altesten Exemplare aus Südamerika ungefahr aus der Zeit um 500 v. Chr. stammen konnen, da.E man für die Besiedlung Ozeaniens, allgemein gesprochen, an jüngere Daten denken muB, so erscheint die chronologische Anordnung der drei Gebiete oder Areale logisch, denn sie setzen eine Richtung der Verbreitung - wenn es diese giht - von Ost nach West fest" 1 ºº· Alles schein t infolgedessen für die Annahme zu sprechen, da.E die so besondere chirurgische und magische Praxis, wie es die prahistorische Schadeldurchlocherung ist, eines der entscheidendsten Argumente zugunsten der von uns diskutierten These sein kann. Der Fall der Mumifizierung laBt sich unter ahnlichen Gesichtspunkten hetrachten, als wir die Trepanation behandelten. Tatsachlich ,,findet sich die Mumifizierung ehenso in Agypten, auf den Kanaren, in Südamerika wie in Polynesien, eine ziemlich ahnliche Verbreitung, wie wir sie hei der Trepanation aufgezeigt haben" 101 • Dies will nicht besagen, da.E die natürliche Mumifizierung nicht auch in anderen Gebieten existierte oder da.E in anderen Zonen nicht andere Systeme zum Mumifizieren von Leichnamen angewandt würden, jedoch findet in jedem Fall die haufigste Mumifizierung in den angekündigten Zonen statt, 123 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wobei Asien und Nordamerika die Regionen sind, in Jenen neben Europa kaum Falle von Mumifizierung gefunden werden. So wie im Fall anderer kultureller Spuren, die weiter vorn geprüft wurden, wird die Beziehung zwischen Agypten und dem Nahen Osten mit dem Norden Afrikas und den Kanaren auch im Falle der Mumifizierung deutlich 102• Dasselbe konnen wir von dieser Praxis in der Andenregion und in Ozeanien sagen. Das letzte der Probleme, mit dem wir uns bei dieser Gelegenheit befassen wollen, ist der Ursprung und die Verbreitung des Syphilis auf der Welt. Verschiedenste Schwierigkeiten, hauptsachlich in Verbindung mit den alten Beschreibungen der Krankheit und der im allgemeinen wenig klaren Identifizierung der in den Knochenresten hinterlassenen Spuren haben bewirkt, daB darüber die gegensatzlichsten und unversohnlichsten Meinungen herrschen. Zur Verkomplizierung dieses Gesamtbilds kamen spater noch die Meinungen für und wider den amerikanischen Ursprung dieser Krankheit hinzu. Einerseits wurden die Spanier beschuldigt,diese Krankheit aus Europa eingeschleppt zu haben; andererseits versuchten sie, die eigene Verantwortlichkeit dafür auszuschalten. All dies verhindert, daB wir dieses verstrickte und mit so vielen Verzweigungen versehene Problem klar und kurz betrachten konnten. ,,Nach allgemein gebilligter Meinung", sagt Bosch, ,,wurde die Syphilis durch Christoph Columbus' Truppen nach seiner Entdeckung der Neuen Welt in Europa eingeschleppt. Entgegen dieser allen bekannten Meinung wird von anderen Geschichtsschreibern eingeraumt, daB jene Seuche in Europa schon lange Jahre vor dem Ende des 15. Jahrhunderts existiert habe, und daB, wenn sie zu diesem Zeitpunkt besser bekannt war, dies dem eingehenden Studium zu danken sei, das die Arzte, die damals die Heilkunde ausübten, über sie anstellten" 1º3• Die Argumente zugunsten dieser letztgenannten Meinung sind zahlreich und unterschiedlich. Eine venerische Krankheit, von der man annimmt, es sei die Syphilis gewesen, wurde im Mittelalter von den I talienern ,,franzosisches übel" genannt, ,,übel von Neapel" von den Franzosen, ,,bubas" von den Kastiliern, ,,kastilisches übel" von den Portugiesen und ,,portugiesisches übel" von den Indern, die von diesen beherrscht wurden 104 • Doch die venerischen Erkrankungen, die als Syphilisfalle identifiziert werden, sind viel alter. Ein in La Solutre (Frankreich) von Abbé Ducrost gefundenes Skelett zeigt ,,auf beiden Unterschenkelknochen sehr deutliche Exostosen" 1º5; mehrere Knochenfragmente mit Spuren, die syphilitischen 124 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Verformungen zu entsprechen scheinen, auBerdem mehrfache literarische und Hinweise in Dokumenten, klassische Mittelmeervolker betreffend, usw. Die Kanaren scheinen das ,,verlorene Kettenglied" zu sein, wodurch die Meinung erhartet wird, daB die Syphilis in der Alten Welt vor der Entdeckung Amerikas bekannt war. In der Tat hatte schon Verneau die Existenz von 39 Guanchenschadeln mit Verletzungen auf der Stirn (parietal), den Schlafen und dem Hinterkopf angeführt, die syphilitischen Ursprungs zu sein schienen. Diese Meinung wurde von Bosch Millares 1941 gebilligt. Doch derselbe Autor meint, als er kürzlich auf das Thema zurückkam, daB ,,die Verletzungen, welche die vorhin angeführten Schadel aufweisen, nicht syphilitischen Geschwüren entsprachen, wie dies Verneau glaubt, sondern, daB sie Ahstufungen eines Prozesses von Osteítis seien"1º6• Trotz des unsicheren Materials ware es moglich, zu denken, daB die Syphilis zweimal den Atlantik überquert haben konnte: ein erstes Mal in prahistorischen Zeiten, ausgehend vom Mittelmeer, Afrika und den Kanaren Richtung Amerika, und ein zweites Mal, in nachkolumbischer Zeit, von Amerika Richtung Westeuropa. Hofen wir, daB die Zukunft endgültig diese Hypothese bestatigen oder widerlegen kann! Wenn wir zum AhschluB unserer Darlegung an den Punkt zurückkehren, von dem wir ausgegangen sind, konnen wir beweisen, wie der Kanarische Archipel gemaB den angeführten Daten und Hypothesen wahrend der Vorgeschichte eine Rolle des Knotenpunkts zwischen nicht weniger als drei Erdteilen gespielt hat - namlich Europa, Afrika und Amerika. Auf der atlantischen Seite dienten die Kanaren als Verbindung für die unbezweifelbare Verwandtschaft der vorkolumbischen Kulturen mit den ihnen zeitgenossischen der Alten W elt. 125 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anmerkungen 1 Heine-Geldern, 1966; Kirchhof, 1964, Meggers, Evans und Estrada, 1965; Tolstoy, 1966. 2 Caso, 1962 und 1965; Rowe, 1966. 3 Jett und Carter, 1966. 4 Huddleston, 1967. 5 Rivet, 1947. 6 Erstmalige Verofentlichung der Societé des Américanistes de Paris, vom 16. Janner 1951. 7 Heyerdahl, 1952; Biedermann, 1957 und 1958; Mourant, 1954; Carter, 1950; Pericot, 1955, 1962 und 1963; Comas, 1956; Jefreys, 1965; Vivante, 1967. etc. 8 Capitan, 1928; Gafarel, 1892; Weiner, 1921, und andere. 9 Alcina, 1969, 58. 10 Alcina, 1969, 10. 11 Heyerdahl, 1952. 12 Vallaux, 1953, 274. 13 Vallaux, 1953, 274. 14 Pericot, 1955, 608-09. 15 Vallaux, 1953, 303. 16 Vallaux, 1953, 303. 17 Alcina, 19 55, 878. 18 Gumilla, 1741, 327-28. 19 Alvarez, 1945; Marcy, 1962. 20 Marcy, 1962, 255. 21 Serra, 1965-a, 1965-b; Información, 1966; Diego Cuscoy, 1967. 22 Serra, 1965-a, 232. 23 GarcíaPayón, 1961;Heine-Geldern, 1961. 24 Pericot, 1962-a, 17 und 1963, 9. 25 Pericot, 1962, 17-18. 26 Pericot, 1963, 8. 27 Vallaux, 1953, 359. 28 Marquez, 1929. 29 Torriani, 1940, fols. 38-39; und 1959, 102, und 113-14. 30 Torriani, 1959, 113, Anmerkung van Cioranescu. 31 Diego Cuscoy, 1968, 71; Schwidetzky, 1963, 19. 32 Serra, 1957, 85; Gaudio, 1958, 153; Diego Cuscoy, 1968, 71. 33 Pericot, 1963, 5. 34 Serra, 1957, 89-90. 35 Alvarez, 1950, 169; Pericot, 1955, 602. 36 Alcina, 1969, 21-25. 37 Tarradell, 1966. 38 Diego Cuscoy, 1968, 18. 39 Diego Cuscoy, 1968, 17. 40 Schwidetzky, 1963, 23. 41 Ford, 1969, 9-40. 42 Alcina, 1969, 26-57. 43 Alcina, 1958-a, 203-207; 1969, 11. 126 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 44 Alcina, 1952, 1954, 1955, 1956 und 1958-a. 45 Alcina, 1953. 46 Alcina, 1958-b und 1958-c. 4 7 Alcina, 1962. 48 Serra, 1961, 92. 49 Jiménez, 1947, Taf. XIV-2; Zeuner, 1960;Jimenez, 1966, 252-53 und Tafeln. 50 Jiménez, 1966, 251. 51 Tarradell, 1966. 52 Serra, 1961, 94; Bataglia, 1927, etc. 53 Pericot, 1955, 599; 1963, 8-9. 54 Für diese Frage beachte man unter der reichlich vorhandenen Literatur folgende Studien: Bosch, 1954; Diego Cuscoy, 1955; Mac White, 1946 und 1951; Sobrino, 1955. 55 Diego Cuscoy, 1955, 22; Schwidetzky, 1963, 2l;Pericot, 1955, 21. 56 Mac White, 1951. 57 Diego Cuscoy, 1955, 21. 58 Pericot, 1955, 599, FuBnote 38; Rouse, 1949; Tavera, 1956, als Beispiel. 59 Métraux, 1949. 60 Clark, 1955. 61 Clark, 1955. Abb. 62 Abreu, 1955, 151. 63 Diego Cuscoy, 1963, 32 und 1968, Taf. XII-1. 64 Bosch, 1962, Fig. 4. 65 Viera, 1950, I, 167. 66 Diego Cuscoy, 1963, 40. 67 Abreu, 1950, 150; Torriani, 1959, 110; Cedeño, angeführt von Diego Cuscoy, 1963, etc. 68 Pericot, 1955, 595. 69 Abreu, 1955, 293; Espinosa, 1952, 42; Torriani, 1959, 178. 70 Chil, 1876, I, 406; Viera, 1950, I, 172; Schwidetzky, 1963, 22. 71 Baumann und Westermann, 1948, 272. 72 Baumann und Westermann, 1948, 216. 73 Baumann und Westermann, 1948, 143. 74 Waitz, 1858, I, 203, angeführt von Müler-Lyer, 1930, 56. 75 Driver, 1961, 271. 76 Martius, 1867, I, 116, angeführt von Brinton, 1946, 53. 77 Lowie, 1949, 316. 78 Perez de Barradas, 1941, 250. 79 Trimborn, 1949, 77. 80 Waitz, 1858, I, 203, angeführt von Müller-Lyer, 1930, 56. 81 Friederici, 1929, 445, angeführt von Trimborn, 1949, 78. 82 Lowie, 1945, 27. 83 Dittmer, 1960, 68. 84 Lowie, 1935, 27; Dittmer, 1960, 68; Trimborn, 1949, 77, etc. 85 Dittmer, 1960, 68. 86 Chil, 1876, I, 520. 87 Torriani, 1959, 95; Abreu, 1955, 156. 88 Chil, 1876, I, 526. 127 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 89 Viera, 1950, 1, 143. 90 Espinosa, 1952, 39; Chil, 1876, 1, 531-32. 91 Diego Cuscoy, 1968. 92 Abreu, 1955, 150; Viera, 1950, 1, 142-43; Torriani, 1959, 105-06. 93 Espinosa, 1952, 42. 94 Abreu, 1955, 296. 95 Hasler, 1960, 35. 96 Hasler, 1960, 23. 97 Hasler, 1960, 35. 98 Heyerdahl, 1952; Pericot, 1955; Alcina, 1969. 99 Palop, 1970. 100 Palop, 1970. 101 Pericot, 1955, 595. 102 Schwidetzky, 1963, 21-22. 103 Bosch, 1941, 249. 104 Bosch, 1941, 250-51. 105 Gonzalez, 1954, 21. 106 Bosch, 1962, 615. BIBLIOGRAPHIE Abreu Galindo, T. 19 5 5 Historia de la Conquista de las siete islas de Canarias. Edición de A. Cioranescu, Santa Cruz de Tenerife. Alcina Franch, José. 19 5 2 Distribución geográfica de las pintaderas en América. Archivo de Prehistoria Levantina, vol. 3; pp. 241-55, Valencia. 19 53 Distribución geográfica del vaso trípode en el mundo. Trabajos y Conferencias, vol. l; pp. 83-100, Madrid. 19 54 Diffusion of pottery stamps. 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Le fait que cette these tres probable est si rarement discutée s'explique a cause de la compromission par les anciennes théories peu scientifiques sur "Atlantis". Dans cette étude l'auteur se tache a collectionner du matérial comparatif des deux cótés de l' Atlantique pour manifester que des contacts oubliés culturels préhistoriques ont vraiement existé. SUMMARY Since 20 years the author of this paper has proposed the theory of prehistoric cultural contacts of the civilizations on both sides of the Atlantic Ocean. The fact that this higly probable assumption is being discussed seriously so rarely can only be explained by the fact that it is compromised by old unscientific 'Atlantis'-theories. Here the author collects comparative material from both sides of the Atlantic Ocean in arder to show that forgotten prehistoric connections indeed seem to have existed. 135 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 |
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