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ALMOGAREN 50/2019MM37 IC INSTITUTUM CANARIUM ALMOGAREN 50/2019 50 JAHRE INSTITUTUM CANARIUM 1969–2019 ICDIGITAL Separatum 50/2 38MMALMOGAREN 50/2019 ICDIGITAL Eine PDF-Serie des Institutum Canarium herausgegeben von Hans-Joachim Ulbrich Technische Hinweise für den Leser: Die vorliegende Datei ist die digitale Version eines im Jahrbuch "Almogaren" ge-druckten Aufsatzes. Aus technischen Gründen konnte – nur bei Aufsätzen vor 1990 – der originale Zeilenfall nicht beibehalten werden. Das bedeutet, dass Zeilen-nummern hier nicht unbedingt jenen im Original entsprechen. Nach wie vor un-verändert ist jedoch der Text pro Seite, so dass Zitate von Textstellen in der ge-druckten wie in der digitalen Version identisch sind, d.h. gleiche Seitenzahlen (Pa-ginierung) aufweisen. Der im Aufsatzkopf erwähnte Erscheinungsort kann vom Sitz der Gesellschaft abweichen, wenn die Publikation nicht im Selbstverlag er-schienen ist (z.B. Vereinssitz = Hallein, Verlagsort = Graz wie bei Almogaren III). Die deutsche Rechtschreibung wurde – mit Ausnahme von Literaturzitaten – den aktuellen Regeln angepasst. Englischsprachige Keywords wurden zum Teil nach-träglich ergänzt. PDF-Dokumente des IC lassen sich mit dem kostenlosen Adobe Acrobat Reader (Version 7.0 oder höher) lesen. Für den Inhalt der Aufsätze sind allein die Autoren verantwortlich. Dunkelrot gefärbter Text kennzeichnet spätere Einfügungen der Redaktion. Alle Vervielfältigungs- und Medien-Rechte dieses Beitrags liegen beim Institutum Canarium Hauslabgasse 31/6 A-1050 Wien IC-Separata werden für den privaten bzw. wissenschaftlichen Bereich kostenlos zur Verfügung gestellt. Digitale oder gedruckte Kopien von diesen PDFs herzu-stellen und gegen Gebühr zu verbreiten, ist jedoch strengstens untersagt und be-deutet eine schwerwiegende Verletzung der Urheberrechte. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten: institutum-canarium.org almogaren.org Abbildung Titelseite: Original-Umschlag des gedruckten Jahrbuches. Institutum Canarium 1969-2019 für alle seine Logos, Services und Internetinhalte ALMOGAREN 50/2019MM39 Inhaltsverzeichnis (der kompletten Print-Version) Marcos Sarmiento Pérez 50 años de relaciones del Institutum Canarium con instituciones e investigadores de las Islas Canarias (1969-2019) .................. 11 Hans-Joachim Ulbrich Der Hype um Illustrationen von toten Guanchen im Europa des 18.-19. Jahrhunderts ........................................................... 41 Franz Trost Das Hochzeitszeremoniell beim Vasallenstamm der Dag-Rhali ................... 83 Hartwig-E. Steiner, Paz Fernández Palomeque, María Luisa Morales Ayala, Marcos Sarmiento Pérez Ysla del Hierro de José Agustín Álvarez Rixo del legado del erudito canario universal ..................................................... 107 Hartwig-E. Steiner Altkanarische Stätten in Las Playas / El Hierro IV: Siedlungsspuren im Gebiet Los Cardones sind Zeugnisse herrenischer Transhumanz .................................................. 151 Hartwig-E. Steiner El Hierro im Fokus des Institutum Canarium. Erfolgreiche IC-Forschungsprojekte seit 50 Jahren. ..................................... 265 Franz Rudolf Ertl 50 Jahre im Dienst der Erforschung der Kanaren, der vergleichenden Felsbildforschung und der Mittelmeerkulturen ............................................ 275 • 40MMALMOGAREN 50/2019 Ulbrich, Hans-Joachim (2019): Der Hype um Illustrationen von toten Guanchen im Europa des 18.-19. Jahrhunderts.- Almogaren 50 / 2019 (Institutum Canarium), Wien, 41-82 [mit einem digitalen Anhang auf S. 82a-e] Zitieren Sie bitte diesen Aufsatz folgendermaßen / Please cite this article as follows: ALMOGAREN 50/2019MM41 Almogaren 50 Wien 2019 41 - 82 Hans-Joachim Ulbrich Der Hype um Illustrationen von toten Guanchen im Europa des 18.-19. Jahrhunderts Keywords: Canary Islands, Tenerife, Guanches, mummies, caves, press, travels Zusammenfassung Ab dem 16. Jahrhundert wurden auf Tenerife größere Bestattungshöhlen auch von nicht-residenten Europäern entdeckt. Rund 200 Jahre später setzte in wissenschaftlichen Krei-sen und in der europäischen Presse ein regelrechter Hype um die Darstellung von Guan-chen- Mumien und -Schädeln ein. Parallel verstärkte sich der Handel damit enorm. Die Folge waren zahlreiche Abbildungen, in denen man versuchte, den Beschreibungen der Anthropologen, Künstler und gelehrten Reisenden gerecht zu werden. Diese Illustratio-nen werden hier analysiert und wiedergegeben. Abstract Starting in the 16th c. big burial caves in Tenerife were also discovered by non-resident Europeans. Around 200 years later began in scientific circles and in the European press a full-fledged hype around the depiction of Guanche mummies and skulls. At the same time their trading fulminated. The consequence were numerous graphical representions in which one tried to meet the requirements of the descriptions delivered by anthropologists, artists and studious travelers. These illustrations are analyzed and displayed here. Resumen A partir del siglo XVI se descubrieron en Tenerife cuevas de enterramiento de considerables dimensiones. Entre los descubridores figuraron europeos no residentes en las Islas. Unos 200 años más tarde se inició en círculos científicos y en la prensa europea una campaña en toda regla en pro de la representación de momias y cráneos guanches, al tiempo que su comercio aumentaba de forma extraordinaria. De aquella campaña resultaron numerosas ilustraciones en las que se intentaba hacer justicia a las descripciones de los antropólogos, artistas y viajeros eruditos, y que ahora analizamos y reproducimos en el presente trabajo. 1. Die Quellen in der Reiseliteratur. Die Entdeckung der Kanarischen Inseln durch Europäer im 14. Jh. (Ulbrich 1989) bewirkte bei den unterschiedlichsten Kreisen sofort ein enormes Interesse, welches bis zur endgültigen Klärung der Besitzverhältnisse (spanische Eroberung Tenerifes 1496) vielschichtige Aktio-nen auslöste. Da sind die frühen Raubfahrten der Sklavenhändler zu nennen, die ersten Handelsbeziehungen, die Machtgelüste adeliger Großfamilien aus An-dalusien und Portugal, die missionarischen Anstrengungen der katholischen Kirche, die Entdeckungsfahrten Abenteuer suchender Seefahrer und last but not least die Hegemoniebestrebungen der kastilischen und aragonesischen Herr-scherhäuser. Dass alle sieben großen Inseln des Archipels von exotischen Ein- 42MMALMOGAREN 50/2019 geborenen bewohnt waren, die alle sehr merkwürdige Sitten und Gebräuche hatten, verstärkte ihren Nimbus als geheimnisvolle Ziele, die für Forscher und Geschäftemacher gleichermaßen einen besonderen Wert besaßen. Wer zum Beispiel die Insel Tenerife (Abb. 6, 18) besuchte und sich für Land und Leute interessierte, wurde sehr schnell mit einem speziellen Totenkult kon-frontiert, der die Herrichtung von Trockenleichen und sogar Mumien (Abb. 23) mit einschloss. Erste Kunde davon konnte man den frühen Beschreibungen des portugiesischen Kapitäns Diogo Gomes (1463: 36) entnehmen: In seinem Be-richt über die "Insula Teneriffe" erwähnt er bereits, wie ein Guanchen-König einbalsamiert und in einer Höhle bestattet wurde. In der Folge wurde das The-ma von mehreren Reisenden, Eroberern und kompilierenden Historikern auf-gegriffen. Hier sind vor allem spanische bzw. kanarische Autoren wie Juan de Abreu Galindo, Alonso de Espinosa, Antonio Sedeño und José de Viera y Clavijo zu erwähnen, sowie italienische Berichterstatter wie Alvise da Cadamosto und Leonardo Torriani. Auch George Glas und J. Bory de St. Vincent gehören in diese Liste. Eine Steigerung des Interesses an den tinerfenischen Mumien fand im 16. Jh. statt, als englische Reisende begannen, die entsprechenden Fundstellen persönlich aufzusuchen und somit in der Lage waren, Informationen aus erster Hand zu liefern. Dieses Kapitel befasst sich vorwiegend mit diesen Akteuren und nicht mit den obengenannten großen Namen der Kanaren-Literatur. Hier ist zunächst der englische Handelsvertreter, Schriftsteller und Überset-zer Thomas Nichols (1583) zu nennen, der den Kanarischen Inseln einen Bericht widmete, nachdem er dort einen mehrjährigen beruflichen Aufenthalt hatte. Er vermittelt uns interessante Details über den Totenkult der Guanchen. Der deut-schen Übersetzung (Nichols 1748: 13) entnehmen wir folgende Textstelle: "Ihre Todten begruben sie auf diese Art: Sie brachten die Leichname nackend zu einer großen Hoele, und stellten sie daselbst aufgerichtet an die Wand. Wenn er von einigem Ansehen unter ihnen gewesen, so geben sie ihm einen Stab in die Hand, und setzen ein Gefaeß voll Milch neben ihm. Der Verfasser hat 300 von diesen Leichnamen in einer Hoele beisammen gesehen; das Fleisch daran war so zusam-mengetrocknet, daß der Koerper wie Pergament war." Nichols lässt vieles aus, was die Sonderbehandlung der verstorbenen Würdenträger betrifft (Mumifizie-rung mit speziellen Riten, eigene Grabgestelle, etc. – siehe Ulbrich 2002, 2018). Dafür erwähnt er Stäbe als Verdienst- und Adelsinsignien, die bei anderen Auto-ren nicht genannt werden; diese Stäbe sind in den Illustrationen der Höhlen nicht zu entdecken, was aber ihre Existenz nicht anzweifeln lässt. Darüberhin-aus gab es derartige Stäbe als Berufsmerkmal bestatteter Hirten. Für La Palma sind die dortigen Krummstäbe ebenfalls als Macht ausdrückende Grabbeigaben zu interpretieren (Hernández Pérez 1972 / man sehe auch die Abb. in den IC- ALMOGAREN 50/2019MM43 Nachrichten 65, S. 7). Nichols ist aber der erste europäische Berichterstatter, der auf die hohe Zahl der Toten in vielen Höhlen aufmerksam macht. Berühmt unter den Kompilierern wurde der walisische Professor und Geistliche Richard Hakluyt, der in seiner Textsammlung unter anderem auch die Erlebnisse des Thomas Nichols wiedergibt (Nichols 1599). Von Hakluyts Zusammenstellungen gibt es zahlreiche Nachdrucke und Ergänzungen. Die von ihm dokumentierten Reisenden und viele andere werden bis heute von der englischen Hakluyt Society nach dem neuesten Stand herausgegeben und kommentiert. Weiterhin ist der Pfarrer Samuel Purchas zu erwähnen, der 1614(2. Ed.) eine beliebte Sammlung von Reisebeschreibungen veröffentlichte, die auch die Ka-naren umfasst; wertvolles Material erhielt er von seinem Freund Richard Hak-luyt ( 1616) noch zu dessen Lebzeiten und später dann als Vermächtnis (Abb.35). Purchas bringt Nichols und dessen Mumienbericht auf S. 713. Aus eigener Erfah-rung ergänzt Purchas, in London zwei Guanchen-Mumien gesehen zu haben. Purchas (1626) greift auch den Bericht von Sir Edmund Scory auf, der Tenerife wahrscheinlich um 1620 besuchte und als Erstbe-steiger des Teide-Vulkans (Abb. 18) gilt. Scory schreibt u.a. über die Guanchen, dass die Leute allge-mein in ihrer Tageskleidung aus Lammfellen bestattet wurden (deut-sche Übersetzung Scory 1748: 30). Das einfache Volk wurde aber nur teilweise in Fellen bestattet und horizontal positioniert, denn meistens wurden die Verstorbenen als starre nackte Trockenleichen an den Höhlenwänden aufgestellt. Großer Aufwand wurde aber bei den liegenden Toten des Adels betrieben, die nach der Einbalsamierung mehrfach in Tierhäute eingewickelt wurden. Thomas Herbert (1677, Titelseite Abb.36) berichtet von einer Seefahrt 1626 nach Ost-Indien. Dabei hat man die Kanarischen Inseln gestreift, was Herbert veranlasst [S. 2-4], sein vom Hörensagen und von Vermutungen geprägtes Halbwissen über den Archipel zu demonstrieren. Über den Totenritus der Ur-einwohner schreibt er (ins Deutsche übersetzt): "... Die Toten wusch man und hielt sie aufrecht in Höhlen, mit einem Stab in der Hand und einem Krug Milch oder Wein an der Seite um sie zu unterstützen und um ihre Wanderung ins Abb.1 - Übliche Buchkunst der Zeit: Der Verlag von Henrie Fetherstone in London, Herausgeber der Sammlung von Samuel Purchas, verwendete über Jahre diesen grafischen Kapitelabschluss, der wohl einen fiktiven exotischen König oder Häupt-ling inmitten barocker Girlanden darstellen soll. 44MMALMOGAREN 50/2019 Paradies zu erleichtern. ... In al-ten Zeiten wurden hier [auf Te-nerife], wie auch auf Gran Ca-naria, die Toten einbalsamiert. Und in tiefen, dunklen Höhlen platzierte man sie in mehreren [verschiedenartigen] Stellungen; manche stehend, manche auf Brettern liegend, worin sie [die Ureinwohner] wahre Künstler waren [in der Herstellung der Totengestelle]". Die Nachricht von den Stäben hat Herbert wahr-scheinlich von Thomas Nichols übernommen (s.o.); Milch von Zie-gen oder Schafen wurde tatsächlich als "Wegzehrung" bereitgestellt. 1626 gab es durch europäische Siedler bereits über 125 Jahre Weinbau auf Tenerife, der nach der Conquista sofort einsetzte. Dass aber die Guanchen angeblich kulturfrem-den Wein, also Alkohol konsumierten, ist eine offenkundige Fehlinformation. Zu den wichtigsten Berichten zählt jener über den englischen Arzt, der ca. 1626- 1646 auf Tenerife lebte und die Grabhöhlen und Bestattungsriten einschließlich der Mumien ausführlich beschreibt [Rückblende auf sein Güimar-Erlebnis]. Dieses Manuskript erreichte den englischen Bischof von Rochester, Thomas Sprat (Abb. 2), der dessen Bedeutung erkannte und in seine Geschichte der Royal Society of London aufnahm (Anonymus 1634 in Sprat 1667: Auszug 209-213). Der Holländer Olfert Dapper (1668: 98-99) verarbeitete diese Informationen als einer der ersten. Eine Analyse des deutschen Textes fand bereits in Ulbrich (2002) auf der Basis von Schwabe (1748) statt. Mehr zur Ausstrahlung dieses Textes ist im nachfolgenden Kapitel zu erfahren, wo es um die publizierten Illustrationen von Guanchen geht. John Edens (1715a), ein weiterer Teide-Aficionado, über den wir nur wenig wissen, erzählt, dass er beim Abstieg rund vier Meilen vom Vulkan entfernt eine Grabhöhle fand, "wo viele Gerippe und Gebeine von Menschen, und wie andere sagen, von Riesen" (Edens 1715b) den Boden bedeckten. Wegen Licht-mangels sahen er und seine Begleiter jedoch nicht, wie groß die Höhle war und Abb. 2 - Bischof Thomas Sprat (1635-1713) nach einer Zeichnung von Peter Lely (1618-1680), gesto-chen von Michael van der Gucht (1660-1725). ALMOGAREN 50/2019MM45 wie viele weitere Verstorbene sie beherbergte. Bei einer Durchschnittsgröße von 171 cm bei den Guanchen-Männern waren sicher auch schon mal Körper mit ei-ner Höhe von über 180 cm dabei. Dies wurde im 18. Jh. schon als "riesig" betrach-tet. Der deutsche Schriftsteller A.G. Meißner (1813: 5-87) verarbeitet diese Nach-richt von toten Riesen in seiner Erzählung "Makin" (nach einer französischen Vorlage von d'Arnaud), ohne dass wir erfahren, woher er seine Kenntnisse von großen Guanchen hat, auf die er sich in einer Fußnote (55-56) bezieht; die Hand-lung ist deutlich davon geprägt. Der englische Anonymus (1634) erwähnt eben-falls eine große Leiche, was übrigens auch von Fuerteventura gemeldet wird. Informativ ist auch der Bericht der amerikanischen Schriftstellerin Roxana Dabney (1873), die 1872 die Azoren und Kanaren besuchte. Ihre Reisegruppe hatte Gelegenheit, in Tacoronte (Tenerife) ein privates Ethnologie-Museum mit Guanchen- Material zu besuchen (Saal 4); dazu gehörte ein seltener Mumien-Typ mit angewin-kelten Beinen (Abb. 24). Bei Debary (1851: 43) erfahren wir, dass der Besitzer dieses Museums ein gewisser Sebastián [Casilda] Pérez Yanes war, der Fremden gerne seine Schätze zeigte. Auch Carballo Wangüemert (1802: 72) besuchte diese Samm-lung, ebenso Edwardes (1888: 44). Über den Bestand des Museums 1887 berichtet de Sainte-Marie (1899). Don Sebastián starb 1868 und die Erben verkauften 1889 den Großteil der anthropologischen Stücke nach Argentinien. Nachricht von einer weite-ren Privatinitiative bekommen wir von dem sardischen Marineoffizier Joseph de Rochette (1887: 444), Baron de Salagine, der 1834 in der Hafenstadt Sta. Cruz de Tenerife einen unbenannten genuesischen Colonel in spanischen Diensten kennen-lernte, der bereitwillig seine Sammlung mit einer gut erhaltenen Guanchen-Mumie präsentierte ["Museo Megliorini"]. Wie man sieht, war es selbst unter den Angehö-rigen des lokalen Mittelstands gang und gäbe, eine eigene Mumie zu besitzen. Bekannt geworden ist außerdem der elsässische Geograph de Golbéry (1742- 1822), der 1785 die Grabhöhlen Tenerifes nur beschrieb aber nicht besuchte; auf eine ihm vor Ort geschenkte Mumie geht er jedoch detailliert ein. Zwei weitere Fälle sind ebenfalls der Großzügigkeit zu verdanken: 1772 erhielt der französische Marineoffizier Antoine Hyacinthe Anne de Chastenet, Comte de Puységur (1752-1809), die Erlaubnis vom spanischen König, auf Tenerife sein archäologisches Hobby ausüben zu dürfen, wonach er befugt war, die Bestat-tungshöhlen der Guanchen aufzusuchen (Anonymus 1833: 2477; Béchu 2004: 103). Der Graf durfte sogar – ganz offiziell – zwei sehr gut erhaltene Mumien entnehmen, die er an die Museen für Naturgeschichte in Paris bzw. Madrid weiterreichte. Für Göttingen und das Preußische Königreich von 1806 können wir den berühmten Anthropologen J.F. Blumenbach benennen. Er beschreibt u.a. eine ungeöffnete Mumie von Tenerife (Abb.31), die ihm der britische Bo-taniker und Korrespondenz-Freund Sir Joseph Banks 1801 geschenkt hatte 46MMALMOGAREN 50/2019 (Blumenbach 1806:205, 1808:7). Hunderte von Guanchen-Mumien und -Ske-letten wurden über Europa hinaus in die ganze Welt verkauft und verschenkt ( S. 66, 68-70). Wir haben es demnach nicht nur mit einem Illustrierungshype zu tun, sondern auch mit einer exzessiven Händler- und Sammleraktivität1, die viele Grabhöhlen nahezu entleerte und so der Wissenschaft entzog. Die Präsenz der Altkanarier in der anthropologischen Fachliteratur machte im 18.-19. Jh. einen großen Schritt vorwärts (Abb.31, 32). Die Zahl dieser Un-tersuchungen, Erwähnungen und Diskussionen explodierte geradezu. Hier sind berühmte Namen wie Verneau, Quatrefages, Chil y Naranjo und Berthelot zu nennen. Unter den damals nur Spezialisten bekannten Autoren – z.B. auf dem Gebiet der Einbalsamierung – kann man auf deutscher Seite J. Magnus (1839) anführen und auf französischer J.-N. Gannal (1841). Als Kuriosität können wir noch das Buch von J.D. von Braunschweig (1840) zitieren, der trotz Literatur-kenntnissen fälschlicherweise behauptet, die mumifizierten "Häuptlinge" der "Guanen" [sic] würde man in den Grabhöhlen an die Wand stellen [S. 181]. Absolut zu hoch spekuliert ist seine Idee, die Guanchen könnten Beziehungen zu den indigenen Kariben Mittelamerikas gehabt haben [S. 184]. 2. Die Auswirkung auf zeitgenössische Illustrationen. Die oben erwähn-ten Eigenarten des Totenkultes auf Tenerife, die u.a. durch die oft hohe Zahl der Bestatteten pro Höhle auffallen, führten auf der Seite der Herausgeber von Reise-Sammelbänden, Enzyklopädien, Zeitungen, Wissenschaftsblättern und sogar von unterhaltsamem Lesestoff für den gehobenen Bürgerstand (Abb. 20) zu dem morbiden Wunsch, beson-ders schaurige Szenen auszusuchen. Großen Einfluss darauf können wir – noch über 100 Jahre später – den Schilderungen des englischen Arztes beimessen (Anonymus 1634 / Erst-druck 1667), der als einziger vor 1746 Abb. 3 - Antoine-François Prévost d' Exi-les ("Abbé Prévost", 1697-1763) nach ei-nem Stich von Georg Friedrich Schmidt 1745. Ob Prévost als Übersetzer und Geistlicher das Bild einer Totenhöhle heidnischer Guanchen mit auswählen oder beeinflussen durfte, ist unbekannt. 1 Der vielschichtige Bereich des Handels und Sammelns von Guanchen-Material kann hier nur gestreift werden; man lese dazu weitere Details bei Ortiz García (2016). Der Autorin kann man jedoch nicht folgen, wenn sie Cochin d.J. als Graveur des Höhlenmotivs bezeichnet (dort S.4). ALMOGAREN 50/2019MM47 so ausführlich und authentisch auf die verschiedenen Aspekte der Bestattungs-riten einging. Auch zeitlich passt dies einigermaßen, denn die ersten, die 1746 ein geografisches Sammelwerk mit einer Guanchen-Höhle illustrierten, war das Redaktionsteam, dem der Abbé Prévost zuarbeitete. Der Druck erfolgte auf damals gängige Weise in zwei verschiedenen Buchformaten. Halbtöne kann man seit 1881 durch Aufrasterung erzeugen, die in modernen Druckverfahren für Farbabstufungen und sanfte Übergänge sorgt. Bis zur Mitte des 19. Jhs. bedeutete Drucken jedoch vorwiegend den Einsatz von Holz- und Kupferstichen. Konturen sowie Schraffur für Abstufungen, Schatten usw. konn-ten bei letzteren nur durch die Zahl, Länge, Breite und Tiefe von Linien erreicht werden, demnach ein Tiefdruck-Verfahren. Dafür brauchte man kreative Maler und Zeichner für die Motiv-Entwicklung, sowie Graveure [S. 82, dort auch "Gravur"], die solche Entwürfe in druckbare Kupferplatten umsetzten. Für ihre mehrbändige Serie konnten Prévost et alii (1746) u.a. den französischen Maler und Graveur Charles-Nicolas Cochin d.J.1 (Abb.4) gewinnen, der dazu ins-gesamt 65 Vorlagen entworfen hat. Die "Cave sépulchrale des Guanches" ist Vor-lage Nr. 12 (Jombert 1770: 60 / S.u. Abb.33; S.76), die für Bd.2 (Quart) bzw. Bd.6 (Duodez) erstmals gestochen wurde (Abb.8/9) – nicht von Cochin! Wir sehen ein Höhlensystem am Treffpunkt zweier Lavaröhren. An den Wänden sind zahl-reiche nackte Trockenleichen aufgestellt, während auf dem Boden mehr oder weniger als Mumien erkennbare Leichen (s.u.) auf Holzgestelle gelegt wurden. Abb. 5 - Louis Gervais Marvy (1815-1850), Gravur von J.A. Beaucé nach einer Vorla-ge von C.-M. Dubufe, aus L'Illustration Vol. XVI / No.404, Paris 1850. Abb. 4 - Charles-Nicolas Cochin d.J. (1715- 1790 beides Paris) nach einem Ölgemälde des schwedischen Malers Alexander Ros-lin von 1774 (Photo: Joconde Database). 48MMALMOGAREN 50/2019 Nur wenige Verstorbene verfügen über Krüge mit Milch als Proviant für den Weg ins Jenseits. Ein Nachkomme (?) der Guanchen in Fellkleidung führt sechs offen-bar europäische Besucher (inkl. zweier Diener) herum und gibt Auskünfte. Alle stehen im Fokus einer natürlichen von oben kommenden Lichtquelle. Unklar ist, ob die Besucher den Ausraub der Grabhöhle mit Hilfe des Canarios planen, oder ob es sich um interessierte aber harmlose Touristen oder Wissenschaftler handelt. Woher hatte Cochin d.J. die Idee mit den zwei Lavaröhren? Um das überhaupt zeichnen zu können, muss man eine solche Konstellation zuvor gesehen haben. Cochin war aber nie auf Tenerife. Gab es jedoch einen Franzosen, der schon um 1745 oder noch früher die große Höhle des Barranco de Herques (Fasnia/Güimar) persönlich kannte und Kontakt zu Cochin hatte? Das könnte die Lösung sein! Was Cochin vor seinem geistigen Auge mit Hilfe eines Landsmannes entstehen ließ, betrifft einen Zeitpunkt, als die Höhle noch nicht so ausgeraubt war. Der Amerikaner D.J. Browne (1834: 65)2 beschreibt später – fast wie eine Bestätigung der Hypothese – diese berühmte Grabhöhle (Abb. 29) im Steilhang der Herques- Schlucht, den er mit seinen beiden Führern bezwungen hatte: "Sie kann über zwei vergleichsweise kleine Öffnungen in den Felsen betreten werden, die zu einem gro-ßen, dunklen und bedrückenden, von der Natur so geformten Gewölbe führen, wel-ches früher eine immense Zahl von Mumien enthielt." Der Entwurf von Cochin dürfte somit von Daten des Anonymus (1634) und eines französischen Besuchers der Herques-Höhle inspiriert sein, wohl mit einem gewissen Anteil an grafischer Fiktion. Cochin scheint seinen Schauplatz weiträumiger angelegt zu haben, als das von Prévost et al. schließlich gewählte schlanke Hochformat. Als Graveure der Vorlage Nr.12 engagierten Prévost et al. den Franzosen Pierre-Quentin Chedel (Abb. 27) für den Duodez-Band, sowie André Laurent, gebürtiger Engländer und Wahlfranzose, für den Quart-Band (Jombert 1770, Basan 1791). Unterhalb einer Gravur (Kupferstich) erscheint in den meisten Fällen links in kleiner Schrift der Name des Künstlers und abgekürzt seine Ak-tion in lateinischer Sprache – in unserem Fall also "Cochin filius inv." [invenit/ hat es erfunden] –, und rechts entsprechend der ausführende Graveur mit sei-nem Namen, dieser aber oft stark reduziert, so dass zum Beispiel "Laurent sculp." [sculpsit/hat es gestochen] nur als "L. sculp." auftauchen kann. Design-Schwankungen bei liegenden Toten auf Cochin-Basis: Die auf den Holz-gestellen (chajascos) gebetteten Toten sollten aufgrund dieser Hervorhebung vor-wiegend ranghohe Adelige und verdiente Mitmenschen sein, die einbalsamiert, in Tierhäute eingenäht und verschnürt wurden. Aber die Abb. 8-15, sowie 17 u. 21 2Die Zeitangaben von D.J. Browne bei seiner Exkursion in den Süden Tenerifes sind völ-lig unrealistisch. Allein die verschiedenen Klettertouren auf der Suche nach Guanchen-höhlen sowie deren individuelle Erkundung dürften mehrere Tage erfordert haben. ALMOGAREN 50/2019MM49 zeigen nur maximal je drei Tierhäute mit kurzen Nähten bei den Beinen (Riemen nicht dargestellt) und einige Hochformate zeigen Nähte am Thorax und Abdomen (z.B. Abb. 7, 8, 9, 10); dies auch nur im Vordergrund des Bildes, dahinter erfolgt Abb. 6 - Die bei de Hondt (1747) dem Text beigegebene Übersichtskarte von Tenerife entspricht mit ihrem schon beachtlichen Detailreichtum dem damaligen Stand der Kennt-nis. Dies ist in diesem Fall den Forschungen des französischen Kartographen und Ma-rine- Ingenieurs Jacques-Nicolas Bellin zu verdanken (Gravur: Jacob van der Schley). 50MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 7 (11) - Dieser Ausschnitt aus dem Stich bei Schwabe (1748) zeigt – wie bei allen liegenden Toten – keine Rangunterschiede. Die Extremitäten sind offen und wie die Körper unverschnürt; die Arme liegen entweder seitlich an (männl.?) oder sind auf dem Bauch abgelegt (weibl.?). sofort eine starke Abstraktion (besonders bei Abb. 13). Es haben sich auch Eigen-arten der Darstellung entwickelt, die damals wie heute einige Fragen aufwerfen: z.B. der nicht erkennbare Unterschied (im Vergleich zu Abb.23/24), wo bei der Totenhülle feines oder grobes Leder oder sogar nur Fell verwendet wurde. Die von Cochin d.J. entworfene Höhlenszene wurde zunächst nur von Prévost et al. (1746) für ihre Reiseserie eingesetzt. Der Verbleib des Originals (Zeichnung/ Radierung ?) ist unbekannt. Beide Graveure dieser ersten Phase müssen früh eine Pausvorlage von der Redaktion erhalten haben, um eine seitenverkehrte und druck-technisch korrekte Gravur stechen zu können. Den individuellen Stil des jeweili-gen Graveurs kann man an der Form von Schatten und Felsen, der Kopfgestaltung bei den Leichen, dem Gesichtsausdruck der Besucher und an vielen anderen De-tails ablesen. Chedel z.B. scheint ein Problem mit Proportionen des Kopfes zu haben (Abb. 9). Bei flüchtigem Blick ergibt sich jedoch für das hochformatige Kern-motiv eine nahezu durchgängige Optik bei sieben Graveuren (Abb.8-14) – fünf davon eingesetzt bei anderen Verlagen. Denn in Europa wurden Lithographien, Gravuren (Stiche) und Radierungen schamlos kopiert, nachgeahmt, umstruktu-riert und sogar gespiegelt. Kolorierungen konnten beliebig vorgenommen werden. Ein Copyright gab es damals noch nicht – daher das Wort "abkupfern". Die Auf-traggeber haben sich zweifellos mit den Künstlern und Graveuren des Höhlen-motivs abgestimmt, das mit der Zeit breiter und oft sogar detailärmer wurde. Als Konkurrent kam noch der französische Illustrator und Graveur Louis Marvy (Abb. 5) hinzu, der ein völlig neues Motiv präsentierte (Abb. 22; Henrion 1846). Bei Marvy sieht es jedoch so aus, als ob er nur der Graveur (Kupferstecher) und nicht auch der gestaltende Künstler war. Als Druckplatte der Imprimerie N. Rémond, Paris, wurde jedenfalls seine Gravur verwendet, die einige Besonder-heiten aufweist, darunter die auffallende Körperbemalung der Eingeborenen, die zwar für Gran Canaria nachgewiesen ist, nicht aber für Tenerife. ALMOGAREN 50/2019MM51 Technisch-bibliographische Kurzbeschreibungen bezüglich der Darstellung von Leichen und Skeletten in Grabhöhlen der Guanchen (nur Abb.24 zeigt ein Museum) Abb. 8 - Aus Prévost et al. (1746a) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: André Laurent (= Andrew Lawrence, 1708-1747) Position: (Pl.) XV bei S. 261 Abb. 9 - Aus Prévost et al. (1746b) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Pierre- Quentin Chedel Position: No. XV bei S. 254f Abb. 10 - Aus Prévost/de Hondt (1747) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Jacob van der Schley Position: S. 40f Holländisch "graf-spelonk" = deutsch "Grab-Höhle" ("Spelunke" von lat. spelunca "Höhle/Grotte" war damals auch im Deutschen noch nicht eine "verrufene Kneipe" oder "elende Behausung".) Abb. 11 - Aus Schwabe (1748) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Coenraad (Koenraadt) de Putter Position: Nr.4 bei S.40f Schwabes Text ist weitgehend eine Übersetzung von Green/Astley (1745, dort S.555 ohne Abb.). Die deutsche Gravur basiert deshalb auf der von Prévost et al. (1746) initiierten Cochin-Vorlage. Abb. 12 - Aus Middleton (1778) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: (evtl.) George Burder [sculpsit 1777/ 1778] Position: S. 482f Abb. 13 - Aus de La Harpe (1780) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: unbe-kannt Werkstattleiter: Robert Bénard (direxit) Position: Planche 8 bei S. 211 Abb. 14 - Aus Lang (1814), koloriert Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: un-bekannt Position: No. 13 = XII. Tafel vor S. 141 Abb. 15 - Aus Wilhelm (1813), koloriert Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: unbekannt Position: Tafel XLIII am Ende des Bandes Abb. 16 - Aus Bankes (1800 etc.) Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: (evtl.) W. Hawkins Position: S. 420f Abb. 17 - Aus Goedsche (1832), Kreidelithographie farbig Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Steinzeichner: unbekannt Position: Tafel 27 am Ende des Bandes Abb. 19 - Aus Schütz (1808) Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Johann Blaschke Position: S. 202f Abb. 20 - Aus Schmezer (1834), Lithographie Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Steinzeichner: "G.R." oder Gustav Nehrlich (?) Position: Tafel IX bei S. 32f Abb. 21 - Aus Ferrario (1817), Kupferradierung mit Aquatinta Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Radierer: Giovanni Bigatti Position: Tafel 65 bei S. 353 Abb. 22 - Aus Henrion (1846) Zeichner: [Louis Marvy ungewiss] Graveur: Louis Marvy Position: Tafel II bei S. 239 Abb. 24 - Aus Dabney (1873) Zeichner: unbekannt (ein Teilnehmer der Reisege-sellschaft) Holzstecher: unbekannt Position: S. 874 Abb. 26 - Aus Lorente García de Linares (1772) Illustrator: unbekannt Position: sehr kleine Abbildung auf einer Land- bzw. Übersichtskarte Abb. 28 - Aus Edwardes (1888) Zeichner: C.V. Goddard (?) Graveur: unbekannt Position: S. 45 Abb. 29 - Aus Browne (1834) Zeichner: unbekannt (vermutlich der Autor selbst) Holzstecher: unbekannt Position: S. 65 Die Original-Bildunterschriften werden bei den jeweiligen Reproduktionen genannt. Die nun folgende Reihe der Abbildungen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 52MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 8 - "Cave Sépulchrale des Guanches" aus Prévost et al. (1746 Quart), Szene nach Cochin d.J. Diese erste Druckversion des hochformatigen Bildes ist dem Verlag recht gut gelungen; die Trockenleichen könnten jedoch kontrastreicher und konturierter sein. ALMOGAREN 50/2019MM53 Abb. 9 - "Cave Sepulchrale [sic] des Guanches" aus Prévost et al. (1746 Duodez), Sze-ne nach Cochin d.J. Die Duodez-Ausgabe ist naturgemäß noch hochformatiger als die Quart-Version, so dass ein breiter Rahmen nicht sinnvoll war. Die Köpfe sind zu klein. 54MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 10 - "GRAF-SPELONK der GUANCHOS." aus Prévost/de Hondt (Den Haag 1747), Szene nach Cochin d.J. Die Gravur wurde vorbildlich mit sehr gut erkennbaren De-tails ausgestattet. Alle Bildtexte in dieser Ausgabe sind zweisprachig: französisch und flämisch. "Guanchos" statt "Guanches" ist wohl hispanisierendes Pseudowissen. ALMOGAREN 50/2019MM55 Abb. 11 - "Begraebnißhoehle der Guanchen." aus Schwabe (1748), Szene nach Cochin d.J. Der Ausschnitt wurde mit den bekannten Ungereimtheiten der Fußstütze übernom-men (S.68). Die grafische Beigabe in Form eines breiten Rahmens stört die Szene nicht. In der Tafel-Übersicht auch "Begraebnißhoehle der Guanches" 56MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 12 - "SEPULCHRAL CAVES of the GUANCHES in the Isle of Teneriff." aus Midd-leton (1778), Szene nach Cochin d.J. Das Höhlenmotiv wurde mit aufwändigen grafi-schen Schmuckelementen ergänzt, die das eigentliche Bild nahezu erdrücken. ALMOGAREN 50/2019MM57 Abb. 13 - "CAVES SEPULCRALES DES GUANCHES." aus de La Harpe (1780), Szene nach Cochin d.J. Die Anlehnung an die anderen Graveure ist nur teilweise gelungen; sämtliche Leichen im Hintergrund bzw. an den Wänden wurden leider sehr undeutlich gestochen. 58MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 14 - "Die Grabhöhlen der Guanchen auf Teneriffa" aus Lang (1814), frei nach Cochin d.J. Nur die linke Hälfte des bekannten Motivs wurde besonders eigenwillig und hoch-formatig angelegt. Mehr dekorativ als glaubwürdig sind die Pflanzen an der Höhlendecke. ALMOGAREN 50/2019MM59 Abb. 15 - "Todtenhöhle der Guanchen" aus Wilhelm (1813), frei nach Cochin d.J. Die Szene wurde vom Graveur nicht seitenverkehrt gestochen, so dass beim Druck ein sei-tenverkehrtes Bild entstand. Außerdem wurden viele Details, z.B. die Felswände, sehr grob und minimalistisch umgesetzt. Je nach Auflage wurden offenbar auch andere Graveure eingesetzt, was zu Abweichungen führte; so sind die Gesichter teilweise völ-lig unterschiedlich. Weitere Variationen konnten durch Kolorierungen entstehen. Abb. 16 (Bildtext auf S. 60) 60MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 17 - "Grabhöhle der Guanchen." aus Goedsche (1832), frei nach Cochin d.J. Wir sehen erhebliche Abänderungen: Felsen im Vordergrund, weniger liegende Tote, Licht-strahl durch die Höhlendecke, Blick ins Freie am Ende der Lavaröhre, nur drei Besu-cher (1 Einheimischer, 2 Europäer), unsinnig fern der Toten aufgestellte Milchkrüge. [S.59] Abb. 16 - "SEPULCHRAL CAVES of the GUANCHES in the Isle of Teneriffe." aus Bankes (1800), frei nach Cochin d.J. Eine Szene mit deutlichen Veränderungen: weniger Tote, beson-ders bei den liegenden, und ein insgesamt sehr einfacher Stil. Abb. 18 - "Der Pik von Tenerife" (Geistbeck 1897: 161). Vulkane wie der Teide wurden bei den Guanchen als Sitz von übelgesinnten Na-turgeistern angesehen. ALMOGAREN 50/2019MM61 Abb. 20 - "Grabhöhle der Guanchen" aus Schmezer (1834), frei nach Cochin d.J. Die starke Veränderung der Szene zeigt einen Ausgang und ist wie Abb. 15 seitenverkehrt. Abb. 19a - "Begräbnisse" aus Schütz (1808), frei nach Cochin d.J. Hier liegt eine weitere auf-fällige Veränderung vor: Felsen im Vordergrund, deutlich weniger liegende Tote, Lichtstrahl durch die Höhlendecke, Blick ins Freie, sehr breitformatig. Siehe auch Abb.19b im Annex. 62MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 21 - "Cave sepolcrali de' Guanci" (Ferrario 1817), frei nach Charles-Nicolas Cochin d.J. [Basisent-wurf ursprünglich 1746]. Die vielen Imitationen speziell dieser Variante durch konkurrierende itali-enische Verlage können hier nicht behandelt werden; ein separater Aufsatz dazu ist in Arbeit. Wie man im Vergleich mit den vorangegangenen Höhlenbildern ( S. 61) sehen kann, ist der Anord-nung der verschiedenen Gestaltungselemente keine Grenze gesetzt: nur eine Lavaröhre, die ans Ta-geslicht führt; fünf Europäer und zwei Kanarier (letztere voll bekleidet); links eine tiefe Nische mit Grabgestellen; nur wenige Milchkrüge aufgestellt; mehrere hängend wachsende Pflanzen (auch im dunklen Teil der Lavaröhre); im Vordergrund auf Grabgestellen die drei einzigen Mumien mit künst-lichen Nähten auf den Leichenhüllen (siehe Beine). Lederriemen sind nicht erkennbar. Man sieht eine idealisierende fiktive Situation mit intakten Leichenhüllen, die eher der Zeit des Anonymus (1652) ent-sprechen, wogegen die "Höhlenbesucher" als Zeitgenossen von Cochin bereits einer Ära der Plünderung und Zerstörung der altkanarischen Grabhöhlen durch Einheimische und Fremde angehören. Inwieweit diese Abbildung bei Ferrario und auch die vielen oben erwähnten Varianten bei den anderen europäischen Verlagen vorauseilend toleriert wurden, also möglicherweise bewusst den Graveuren ein Spielraum eröffnet wurde, lässt sich heute mit Bestimmtheit nicht mehr sagen. Die vielen Abwei-chungen in den Details (z.B. Canarios mit nacktem oder verhülltem Oberkörper) sind wohl auch ge-stalterische Einwirkungen der Verlage gewesen. Mindestens dreizehn Motive konnten identifiziert wer-den, die auf den Entwurf von Cochin d.J. zurückgehen: Abb. 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21. Seiner Vorlage kann man jedenfalls bescheinigen, dass sie innerhalb einer großen Bandbreite von unterhalt-samen und [pseudo-]wissenschaftlichen Publikationen der Zeit gleichermaßen einsetzbar war. ALMOGAREN 50/2019MM63 Abb.23-Sehr gut erhaltene Mumie, gefunden 1763 in einer der heute verschollenen Grabhöhlen im Barranco de Herques, Tenerife. Man sieht deutlich die Mumifizierung und die eng anliegen-de Hülle aus feinem Leder (Photo: Boletín del Museo Arqueológico Nacional No. 34, Madrid 2016). Abb. 22 - "Caverne des Guanches" aus Henrion (1846), Gravur von Louis Marvy. Man sieht eine völlig neue Szenerie mit nur einer Lavaröhre, vier Trockenleichen an der Wand, zwei Mumien auf Holzgestellen, sowie sieben Guanchen mit Fellkleidung und unglaubwürdiger Körperbemalung. Keine Europäer! 64MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 24 - "GUANCHE MUMMIES AT TACORONTE" aus Dabney (1873), Original-Zeich-nung des Mitglieds einer amerikanischen Reisegesellschaft. Das Anwinkeln der Unter-schenkel (links) hat es tatsächlich gegeben – wohl aufgrund der beengten Verhältnisse in einer kleinen Grabhöhle (oder nach anderen Quellen ein Merkmal weiblicher Mumien). Meyer (1896: 86) konnte 1894 nur noch Fake-Mumien feststellen, die von den Museums-betreibern in betrügerischer Absicht aus mehreren Teilen zusammengesetzt waren. De Golbéry (1804: 26-27) beschreibt bei Höhergestellten das komplette, dreifache Einwickeln der Mumifizierten mit länglichen Stücken von Ziegenleder und anschließendem Verschnüren. Museo Casilda ALMOGAREN 50/2019MM65 Abb. 27 - Das im Neorenaissance- Stil erbaute Rathaus von Paris inte-griert in seiner Fassade 146 Statuen von verdienten Pariser Bürgern; ei-ner davon ist der bereits oben er-wähnte Graveur Pierre-Quentin Che-del (1705-1763 / Photo G. Garitan). Abb. 25 - Der sorg- und respektlose Umgang mit den Guanchen-Mumi-en spiegelt sich wider in den pietät-losen Knochen- und Skeletthaufen (zynisch muladares = "Abfallhaufen" genannt), die noch Ende des 19. Jhs. für die ärmsten Schichten, die sich kein Begräbnis leisten konnten, auf den kanarischen Friedhöfen ange-legt waren. Das Bild zeigt einen sol-chen Schandfleck auf Gran Canaria (Illustr. "Skulls and human bones in Roman Catholic cemetery at Las Pal-mas" aus S.F. Latimer 1888, S. 185). Abb. 26 - "Cuebas de los Guanches" aus Lorente García de Linares (1772). Man sieht drei europäisch gekleide-te Männer mit Fackeln, die ein Höh-lensystem mit drei Gängen oder Nischen erneut untersuchen wollen. Vermutlich handelt es sich um den Ausraub einer Guanchen-Höhle; zwei Trockenleichen und zwei Mu-mien auf Brettern wurden bereits herausgeholt. 66MMALMOGAREN 50/2019 [S. 67] Abb. 29 - "...one of the sepulchral caverns of the Guanches" aus Browne (1834), sel-tener Holzstich der legendären Grabhöhle im Barranco de Herques, SO-Tenerife. Bemer-kenswert ist der Einsatz verbundener Holzplatten ( S.44 oben). Was wir aber hier vermis-sen, sind die einzelnen mit Holzfüßen ausgestatteten Totengestelle für die Mumien von Adligen und anderen Würdenträgern – wohl eine Folge des ausgeraubten Zustands in 1833. Abb. 28 - "A GUANCHE SEPULCHRE." aus Edwar-des (1888). Für Edwardes und seine Begleiter war diese Grabhöhle der Gu-anchen nur mit Abseilen erreichbar (siehe Strick). Andere Engländer hatten sie vorher in Küstennähe entdeckt und ausgeraubt. Auf dem Boden ein Cha-os von Skeletten, Schä-deln und einzelnen Kno-chen, so wie man es nach der Plünderung hinterlas-sen hatte. Zu den zahlreichen Grab-höhlen der Guanchen, um die sich die kanarischen Behörden mit wenig Er-folg kümmerten, gehören nicht nur die beiden vor- u. nachgenannten Beispiele, sondern auch die auf den S. 44-45, 68-70 und 82a/d/e erwähnten Fundstätten. Der extrem liberale Mu-mien-, Skelett- und Schä-del- Handel in allen sozia-len Schichten der Insel führte zu einem de facto rechtsfreien Raum für be-stimmte Wirtschaftskreise des 18. bis angehenden 20. Jahrhunderts. Genau genom-men haben aber schon die spanischen Eroberer Teneri-fes die Plünderungsproble-matik ausgelöst. [ Kap.3] ALMOGAREN 50/2019MM67 Abb. 30 - "GUANCHE SKULL" aus Stone (1889). Mit ihrem umfangreichen Band präsentiert Olivia Stone nicht einen weiteren der zahlreichen englischen Reiseberichte von den beliebten Ka-narischen Inseln; vielmehr ergänzt sie die persönlichen Beobachtungen mit einem breitgefächerten Wissen über alle Belange des 1883-1884 be-suchten Archipels. Dazu musste ihr Text natürlich auch einen Exkurs über die Guanchen enthalten, der diese eindrucksvolle Photographie umfasst – auffallend die durch die Mumifizierung lederartig geworde-nen Lippen. Stone hat wohl direk-ten Kontakt zu einem örtlichen Mu-mien- Besitzer gehabt. Der große Erfolg ihres Buches verleitete sie zu der falschen Behauptung, erst das Buch habe die Engländer auf die Kanarischen Inseln aufmerksam ge-macht – eine unschöne PR-Über-treibung. 68MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 31 - Gut erhaltener Kopf einer kompletten Guanchen-Mumie von Tenerife (Blumenbach 1808 / Tafel 42). Authentizität war nicht immer eine Stärke der Illustratoren, das sieht man auch an Abb.17 mit weitab von den Totengestellen platzierten Milchkrügen. In querformatigen Varianten des Cochin-Motivs kann man sogar den Himmel er-kennen und ein Europäer erhält unerwartet einen Umhang (Abb. 17, 19, 20). Die zusätzliche Fußstütze beim Totengestell in Abb.8 etc. (vorne rechts) wird nur bei Abb. 9 logisch – mit korrektem Schatten – dargestellt. Bei drei deutschen Szenen (Abb.17, 19, 20) wurden die Lebenden auf drei pro Bild beschränkt, davon zweimal ein "Guanche" mit nacktem Oberkörper (Abb.17, 20). 3. Echte Guanchen-Mumien und ihre öffentliche Resonanz. Die europä-ische und überseeische Presse des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts nahm regen Anteil an der kanarischen Entwicklung der Mumien- und Schädel-Forschung. Neue Funde und vor allem die Untersuchungen der Anthropologen waren ein ALMOGAREN 50/2019MM69 Abb. 32 - Man sieht im Stirnbereich eines männlichen Guanchen-Schä-dels eine schwerwiegende aber of-fenbar nicht tödliche Verletzung, bei der es sich um eine für die da-malige Zeit gut verheilte Trepana-tion bzw. Kraniotomie handelt, also eine künstliche, operative Öffnung (Gravur: von Luschan 1896: 297, Fig. b). Laut Dr. Hans Meyer, dem deutschen Donator dieses Schädels, stammt seine komplette Sammlung aus dem Süden von Tenerife. Hauptsächlich die englische, fran-zösische und deutsche Fachliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts ist voll von solchen oder ähnlichen anato-mischen Untersuchungen, bei de-nen unter anderem versucht wurde, klärende Merkmale für eine Ver-wandtschaft der Guanchen zu ande-ren Ethnien zu finden. Auf das Bildmaterial mit nicht-fik-tiven Guanchen-Toten in diesem Aufsatz sei besonders hingewiesen: Abb.. 23, 24, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 40. gern gedrucktes Thema, welches bei der Leserschaft höchstes Interesse fand. Auf die entsprechenden Fach- und Publikumszeitschriften kann hier nur bei-spielhaft hingewiesen werden, so im Fall des Anthropologen J.F. Blumenbach (1806) und des Gerichtspräsidenten und Afrikareisenden C. Marchal (1833). Viele private Sammler und berufliche Interessenten von Skeletten und Schä-deln werden gar nicht genau gewusst haben, ob die von ihnen auf Tenerife gekauften Exemplare wirklich aus einer Grabhöhle der Ureinwohner stam-men, oder von einem der Friedhöfe (Abb. 25), die, wie berichtet wird, tatsäch-lich als Reservoir dienten, um naive Touristen des 18. und 19. Jhs. mit fal-schem Guanchenmaterial zu beliefern. Der Deutsche Hans Meyer (1896), der die Insel 1894 intensiv durchwanderte, ist sich jedenfalls sicher, dass die 45 von ihm erworbenen Schädel alle aus natürlichen "Felsenhöhlen" stammen. Diese Objekte konnte Dr. Felix von Luschan untersuchen (s.o.); 18 Schädel davon übergab Meyer später an das Königl. Museum f. Völkerkunde (Berlin). Zum Schluss der Ausführungen noch ein Beispiel für die Pressearbeit eines kanarischen Reporters: Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich der tiner- 70MMALMOGAREN 50/2019 fenische Chronist, Schriftsteller und Journalist José Agustín Álvarez Rixo (Ms. 1879) auch um die Mumien- und Skelettfunde seiner Insel kümmerte. In seinem erst 1990 posthum veröffentlichten Manuskript beschreibt er nicht nur das Museo Casilda (siehe oben Privatmuseum Tacoronte) sondern auch vierzehn bis dato nur teilweise bekannte Fundstellen sowie den einen oder anderen lokalen Presse-bericht. Seinem Text entnehmen wir eine interessante Kuriosität: Der Staub aus zersetztem Knochenmaterial inklusive ganzer Knochenteile (örtlich carambola genannt) wurde gerne von den Bauern aus der Umgebung solcher Fundstellen als Düngemittel für die Felder eingesetzt – soviel zum Thema "Erhalt des Patrimonio". Spanisch carambola, ursprünglich aus der Billard-Sprache, kann u.a. soviel wie Betrug/Schwindel bedeuten, aber auch etwas, mit dem man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann, in diesem Fall das Loswerden der Knochen (kein Ärger mit Behörden oder ungebetenen Touristen) und das notwendige Düngen der An-bauflächen. Rixos Interesse war nicht ganz unpersönlich, denn in einer Höhle auf seinem Grundstück bei Puerto de la Cruz fand er neben völlig zerfallenen Kno-chen auch kleinere Gegenstände aus der Guanchenzeit, darunter Halsketten. Ver-mutlich wollte Rixo diese Aufzeichnungen in einem seiner kommenden Bücher verwenden, aber der begabte Vielschreiber (1796-1883) hat es wohl nicht mehr geschafft oder aus den Augen verloren. Literatur (und weitere bibliografische Anmerkungen): Álvarez Delgado, Juan (1961): Juan Machín, vizcaino del siglo XV, gran figura histórica de Madera y Canarias.- Anuario de Estudios Atlánticos no. 7 (Instituto "Jerónimo Zurita" / Casa de Colón), Madrid-Las Palmas, 133-213 Álvarez Rixo, J.A. (Ms. ca. 1879): Apuntes sobre restos de los guanches encontrados en el siglo actual.- in Tejera Gaspar, A. (1990): Apuntes sobre restos de los guanches encontrados en el siglo actual, de José Agustín Álvarez Rixo.- Eres (Arqueología) vol. 1 / no. 1, Sta. Cruz de Tenerife, 121-134 Anonymer Arzt (ca. 1634/Güimar-Episode): Arzt zitiert in "[Ms. 1646*] A relation of the Pico Teneriffe. Receiv'd from some considerable merchants and men worthy of credit, who went to top of it".- in Sprat, Thomas (1667): History of the Royal Society of London.- J. Martyn (Ed.), London, 209-213 (*Laut den Anmerkungen zur Ausgabe London 1959. Die korrekte Schreibweise des Arzt-Namens ist un-klar.) [Totengestelle siehe auch oben S.44/47/48/66 bzw. Dapper 1668, 1670] Anonymer Arzt (ca. 1634/Güimar-Episode): Arzt zitiert in "Conjecture concerning the origin of the Pike: with an account of the caves of the dead, and mummies found in the island of Teneriffe".- in Green, J. (1745): A new general collection of voyages and travels. Vol.1.- Th. Astley Ed., London, 555-556 ["1652" von Green ist falsch.] Anonymer Arzt (ca. 1634/Güimar-Episode): Arzt zitiert in "Muthmaßung von dem Ursprunge der Pike, nebst einer Nachricht von den Todtenhoelen und dem in dem Eylande Teneriffa gefundenen Mumien".- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung aller Reisebeschreibun-gen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Capitel / 39-41 ALMOGAREN 50/2019MM71 Abb. 33 - Titelseite der Werksübersicht zu Charles-Nicolas Cochin d.J. von C.-A. Jombert (Paris 1770). Künstler der Vignette ist Benoît-Louis Prévost (delineavit et sculpsit). 72MMALMOGAREN 50/2019 Anonymus [Team von Fachleuten] (1833): Biographie universelle ou Dictionnaire historique contenant la nécrologie des hommes célèbres. T.4. Mero-Rapp.- Furne libraire/éditeur, Paris, 546 S. = S. 1969-2514 Bankes, Thomas (18007): A new, royal, and authentic and complete system of univer-sal geography.- C. Cooke, London, 460 S. (Erstausgabe 1775) [Vikar von Dixton in Monmouthshire, England – Kanarische Inseln Kap. XXI, 420-426] Basan, Pierre-François (1791): Dictionnaire des graveurs anciens et modernes depuis l'ori-gine de la gravure. T.2.- chez Joseph Ermens, Bruxelles, 560 S. ["Laurent, André" S. 267] Béchu, Philippe (2004): Archives des particuliers émigrés ou condamnés pendant la Révolution. Première partie. Guide (T//1-T//345).- Archives Nationales, Pierre-fitte- sur-Seine, 309 S. Blumenbach, Johann Friedrich (1806): [Bericht über die Komplettierung seiner Mumien- und Skelettsammlung bei der Sitzung der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften vom 25.8.1806 in Göttingen].- Medicinisch-Chirurgische Zeitung 4. Bd., Salzburg, S. 205 – auch etwas ausführlicher in Göttingische Gelehrte An-zeigen 2. Bd., 1806, S. 1562 Blumenbach, Johann Friedrich (1808): Decas quinta collectionis svae craniorvm diversarvm gentivm illvstrata.- J.C. Dieterich, Göttingen, 20 S. + 50 Tafeln (Gu-anchen S.7-8 und Tafel XLII) Browne, Daniel Jay (1834): Letters from the Canary Islands.- George W. Light Ed., Boston (USA), 140 S. [Er war der letzte ausländische Wanderer, der die Herques- Höhle (Tenerife) 1833 ausfindig machte und untersuchte. Mumien S. 65-66.] Carballo Wangüemert, Benigno (1802): Las Afortunadas. Viaje descriptivo a las Islas Canarias. Primer grupo.- Impr. Manuel Galiano, Madrid, 389 S. Dabney, Roxana Lewis (1873): A summer cruise among the Azores and the Canary Islands.- Harper's New Monthly Magazine Vol. XLVI, New York, 865-875 [An-sprechend illustriert – Mumien aus Museo Casilda] Dapper, Olfert (1668): Naukeurige Befschrijvinge der Afrikaensche Eylanden.-Jacob van Meurs, Amsterdam, 120 S. (Tenerife/Anonymus 1634: 96-99) [deutsche Version 1670] Debary, Thomas (1851): Notes of a residence in the Canary Islands, the south of Spain, and Algiers.- F. & R. Rivington, London, 348 S. [Mumien S. 29, 43] de Golbéry (Golberry), Sylvain-Meinrad-Xavier (1804): Reise durch das westliche Afrika in den Jahren 1785, 1786 und 1787.- aus dem Franz. von J.A. Bergk, Berlin-Hamburg, 442 S. [Tenerife und Mumien S. 19-28] (Erstdruck in zwei Bänden, Paris 1802) de Goncourt, Edmond & Jules (1882): L'art du XVIIIe siècle. Deuxième Série.- G. Charpentier, Paris, 452 S. [Charles-Nicolas Cochin d.J. ausführlich 327-452] de La Harpe, Jean-François (1780²): Abrégé de l'histoire générale des voyages. T.1.- Hôtel de Thou [chez Moutardier], Paris, 350 S. (Livre Second/ Chap.II, 162-243) – Die Erstausgabe (de La Harpe 1780), erschien noch unter dem Titel "Histoire générale des voyages, de M. l'Abbé Prévot [sic], abrégée et redigée sur un nouveau plan". Die Planche 8 (Grabhöhle) der beiden ersten Auflagen ist identisch. de Rochette, Joseph-Marie-Jérôme (1887): Relation d'un voyage a Fez en 1825 et extrait d'un voyage au Brésil et a La Plata en 1834.- Memoires et Documents publiés par la Société Savoisienne d'Histoire et d'Archéologie, T.XXVI, Chambéry, 349-502 (mit Anmerkungen und einer Genealogie von François Mugnier) ALMOGAREN 50/2019MM73 Abb. 34 - Beispiel für das Dessin eines Frontispiz von Cochin d.J. (aus P.-F. Basan, Dictionnaire des graveurs anciens et modernes, T.1, Paris 1789).[E.-H. Langlois sculpsit] 74MMALMOGAREN 50/2019 de Sainte-Marie, Eugenio (1899): Museo de Tacoronte.- Boletín de la Real Sociedad Económica de Amigos del País de Tenerife Nr. 1/8-1/9, La Laguna, 62-63 & 69-70 Edens, John (1715a): An account of a journey from the port of Oratava in the island of Tenerife to the top of the Pike in that island, in August last.- Philosophical Transactions Vol. XXIX / Nr. 345 / 1715, London [printed 1717], 317-325 Edens, John (1715b): Eine dritte Reise nach der Spitze des Pico.- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung al-ler Reisebeschreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Capitel / 34-38 Edwardes, Charles (1888): Rides and studies in the Canary islands.- Fisher, Unwin & Co., London, 365 S. [Guanchen-Höhle S. 45] Ferrario, Giulio (1817): Il costume antico e moderno. O storia del governo, della milizia, della religione, delle arti, scienze ed usanze di tutti i popoli antichi e moderni. Volume Primo dell' Africa.- Tipografia dell' Editore, Milano, 480 S. (Kapitel "Isole della Mauritania", 337-353, von Ambrogio Levati; dort auch Tafel 65. – Der Verlag hat zusätzlich einen identisch paginierten Druck in französischer Sprache aufge-legt.) [Diese berühmte 21-bändige, ethnologisch-geschichtliche Enzyklopädie star-tete 1815 üppig illustriert in Mailand, um dann von weiteren italienischen und in der Folge auch europäischen Verlagen aufgegriffen zu werden.] Gannal, Jean Nicolas (184110): Histoire des embauments.- Selbstverlag, Paris, 448 S. (Guanchen Kap. III / 94-102) Geistbeck, Alois (1897): Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdtei-le.- Bibliographisches Institut, Leipzig-Wien, 240 S. [Holzschnitt des Pico del Teide, Tenerife, S. 161 – nach einer zeitgenössischen Photographie] Goedsche, Friedrich Wilhelm (1832): Vollständige Völkergallerie in getreuen Abbil-dungen aller Nationen. Bd.1.2.- F.W. Goedsche Verlag, Meißen, 256 S. + Tafeln [Kanarische Inseln 99-105 & Tafel 27] Gomes (de Sintra), Diogo (Ms. ca. 1463): De insulis primo inventis in mari oceano occidentis, et primo de Insulis Fortunatis, quae nunc de Canaria vocantur.- in Schmeller, Johann Andreas (Vortrag 1845): Ueber Valenti Fernandez Alemã und seine Sammlung von Nachrichten = Abhandlungen der I. Classe der königlichen Akademie der Wissenschaften IV. Bd./3. Abth., 34-41 [Kompletter Vortrag mit Abschnitt-Paginierung in: Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften XXI/4. Bd., München 1847, 1-73 – Auch als Separatum bzw. Vorabdruck publiziert, München 1846, 73 S.] Green, John (Kompilierer 1745): A new general collection of voyages and travels. Vol. 1.- Thomas Astley Ed., London, 680 S. (Kanaren 532-556) Hakluyt, Richard (1599): The principal navigations, voyages, traffiques and disco-veries of the English Nation. First Volume & Second Volume [in 1 Buch].- George Bishop, Ralph Newberie & Robert Barker, London, Vol.1 XXIV + 619 S. / Vol.2 XVI + Pt.1 312 S. + Pt.2 204 S. = 1175 S. [Vol.2/Pt.1/Pt.2 jeweils neu paginiert] Henrion, Mathieu Richard Auguste (1846): Histoire générale des missions catholiques depuis le XIIIe siècle jusqu'a nos jours. Tome Premier. Première Partie.- Gaume Frères, Paris, "Livre Premier" = 452 S. [Kanaren Chap. XXII, 238-244, Planche II mit "Caverne des Guanches"] ALMOGAREN 50/2019MM75 Abb. 35 - Frontispiz des Hakluyt-Nachtrages von Samuel Purchas (The First Part, London 1725): "HAKLUYTUS POSTHUMUS or PURCHAS HIS PILGRIMES.". 76MMALMOGAREN 50/2019 Herbert, Thomas (1677³): Some yeares travels into Africa & Asia the Great.- R. Everingham [print] for Scot, Basset, Wright & Chiswell, London, 418 S. [S.u. Abb. 36] Hernández Pérez, Mauro Severo (1972): Contribución a la Carta Arqueológica de la isla de La Palma.- Anuario de Estudios Atlánticos no. 18 (Instituto "Jerónimo Zurita" / Casa de Colón), Madrid-Las Palmas, 537-641 Jombert, Charles-Antoine (1770): Catalogue de l'oeuvre de Ch. Nic. Cochin fils.- Impr. de Prault, Paris, 144 S. ["Cave sépulchrale des Guanches" erwähnt auf S. 60] [S.o. Abb.33] Wer die enorme Vielfalt des Verlagswesens im 18. Jh. nachvollzieht, wird nicht nur die hohe Anspruchshaltung der Leser bezüglich aktueller Information und nachschlagbarem Wissen verstehen, sondern besonders auch den schier unstill-baren Hunger nach Kunst, Literatur, Geschichte und fremden Kulturen. Um die-se sehr unterschiedlichen Zielgruppen zu befriedigen, existierte im grafischen, reproduzierenden Bereich ein Heer von tausenden von Malern, Illustratoren, Por-trätisten, Graveuren (Holz-/Kupferstecher), Lithographen, Radierern und Kolo-rierern, um nur einige Berufe zu nennen. Charles-Nicolas Cochin d.J. gehörte zweifellos zu den sehr erfolgreichen Künstlern dieses Geschäftes. Den Ausfüh-rungen von C.-A. Jombert können wir entnehmen, dass er neben den lukrativen und prestigeträchtigen Einzelbestellungen seinen Lebensunterhalt auch mit Groß-aufträgen verdiente. Nur so ist es zu erklären, dass Cochin von Prévost et al. eine Order für 65 Vorlagen annahm, die bei der Geografieserie des Verlages den Ein-satz der Kupferstecher steuern sollten. Die Motive sind gemäß den breitgefächer-ten Themen der Enzyklopädie ebenso bunt und ansprechend: z.B. die Taufe eines Eingeborenenkönigs im Kongo, die Beschneidung des Königs von Bantam (Indo-nesien), ein Militärmarsch in Japan, farbige Einwohner ("Neger") der Kapverdi-schen Inseln, Grabmäler der Könige von Guinea, Frauen verschiedener Bevöl-kerungsschichten (inkl. Sklavinnen), Beispiele aus der Tierwelt, Tartaren (mehr-mals), der Große Lama (Tibet), Bewohner der Magellanschen Meerenge (Feuer-land), Frauen als Geschenk für Hernán Cortés (Eroberung der Azteken), und vie-le andere. Leider existieren keine Informationen darüber, welchen Zeitrahmen Cochin für 65 Vorlagen zur Verfügung hatte und welches Salär er bekam. Es ist aber gut vorstellbar, dass die Vorbereitungen der Redaktion schon vor 1745 began-nen (also unmittelbar nach der Veröffentlichung der Enzyklopädie von Green/ Astley) und dass Cochin von seiner Bezahlung sehr gut leben konnte, einschließ-lich seiner amtlichen u. repräsentativen Aufgaben in Paris und bei Hofe (Louis XV.). La Harpe siehe de La Harpe (dito weitere Familiennamen mit vorangestelltem "de"). Lang, Carl (1814): Geschichtliche Denkwürdigkeiten und Seltenheiten der Natur. 3. Bd.- Nürnberg, 306 + XIII S. [Text "Die Grabhöhlen der Guanchen auf Teneriffa" inkl. Tafel XII auf S. 141-144 in Heft 5] Latimer, Selina Frances (1888): The English in Canary Isles. Being a journal in Tenerife and Gran Canaria, with latest information.- Western Daily Mercury Office, Plymouth, 340 S. (Zweiter Verlag: Simpkin, Marshall & Co., London) [Illustration S. 185] Lorente García de Linares, Bernardino (1772): Carta Geográfica de las YsIas Canarias. [Siehe auch Ulbrich 2007] Magnus, Julius (1839): Das Einbalsamiren der Leichen in alter und neuer Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der Medicin [sic].- Verlag George Westermann, Braun- ALMOGAREN 50/2019MM77 Abb. 36 - Das am prunkvollsten gestaltete Frontispiz der hier verwendeten Literatur (aus Herbert 1677), aber nicht unbedingt das schönste. 78MMALMOGAREN 50/2019 schweig, 128 S. [Guanchen-Mumien 70-76] Marchal, Charles (1833): Voyage au Sénégal (1).- Le Voleur no. 59, Paris, 929-931 [Er besuchte auch Tenerife und beschrieb Nachkommen der Guanchen.] Meißner, August Gottlieb (1813): Saemmtliche Werke. 13. Bd. Erzählungen. 7.Theil.- bey Anton Doll, Wien, 268 S. (posthum) [Bei "Makin" handelt es sich um die freie Übersetzung einer romantischen Novelle von François Thomas Marie de Baculard d'Arnaud, die keinen echten historischen Bezug hat. Lediglich der Name des Pro-tagonisten "Makin", der sich über einen toten Riesen (Guanchen) erschreckt, be-ruht auf der realen aber verworrenen Vita des aus der spanischen Biskaya stam-menden Juan Machín (bei Hakluyt 1599/Vol.2/Pt.2/S.1 sogar "Macham"). Die zahl-reichen Puzzle-Teile aus englischen, madeirensischen und kanarischen Elemen-ten fügt J. Álvarez Delgado nachvollziehbar zusammen; siehe dort 1961.] Meyer, Hans [Heinrich Joseph] (1896): Die Insel Tenerife. Wanderungen im cana-rischen Hoch- und Tiefland.- S. Hirzel, Leipzig, 282 S. + Register Middleton, Charles Theodore (Kompilierer 17782): A new and complete system of geo-graphy. Vol.1.- J. Cooke, London, 546 S. [Kanaren 476-485 / Kap. XIX] [S.u. Abb.37] Nichols, Thomas (1583): A pleasant description of the Fortunate Ilandes, called the Ilands of Canaria, with their straunge fruits and commodities [sic].- [edited & printed by] Thomas East, London, 18 S. Nichols, Thomas (1599): A description of the Fortunate Ilands, othervise called the Ilands of Canaria, with their strange fruits and commodities.- in Hakluyt, Richard (Ed. 1599): The principal navigations, voyages, traffiques and discoveries of the English Nation. Vol. 2 / Part 2.- Bishop, Newberie & Barker, London, 315-319 [zusätzlich als 3-7 paginiert] Nichols, Thomas (1748): Beschreibung der Canarischen Eylande und Madera, nebst ihren merkwürdigen Früchten und Waaren.- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allge-meine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung aller Reisebe-schreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Capitel / 1- 26 [Die hohe Seitenzahl im Vergleich zu den englischen Ausgaben ergibt sich durch die von J.J. Schwabe eingestreuten Zusatzinformationen.] Nott, Josiah Clark; Gliddon, George Robins (1854): Types of mankind. Or ethnolo-gical researches, based upon the ancient monuments, paintings, sculptures and crania of races.- Lippincott, Grambo & Co., Philadelphia (USA), 738 S. Ortiz García, Carmen (2016): 'Antigüedades guanchinescas'. Comercio y coleccio-nismo de restos arqueológicos canarios.- Culture & History Digital Journal 5 (2), Instituto de Historia (CSIC), Madrid, 1-23 Prévost d'Exiles, Antoine-François; et al.* (1746a etc.): Histoire générale des voyages, ou Nouvelle collection de toutes les relations de voyages par mer et par terre. T.2 [Quart].- chez Didot, Paris, 654 S. (Kanarische Inseln 226-262 – Die komplette Serie besteht aus zunächst 15 regulären Bänden + Atlas + Index.) [*Prévost war genau genommen nur der Übersetzer der Sammlung von Green/Astley 1745, denn es gab noch weitere maßgebliche Kollegen innerhalb der Redaktion, die von Jacques-Philibert Rousselot de Surgy geleitet wurde.] Prévost d'Exiles, Antoine-François; et al. (1746b etc.): Histoire générale des voyages, ou Nouvelle collection de toutes les relations de voyages par mer et par terre. T.6 ALMOGAREN 50/2019MM79 Abb. 37 - Frontispiz der geografischen Sammlung von C.T. Middleton (London 1778). Die Illustration bietet ein Kaleidoskop verschiedener Kulturen und Erdteile. 80MMALMOGAREN 50/2019 [Duodez].- chez Didot, Paris, 434 S. (Kanarische Inseln 149-259) Prévost d'Exiles, A.-F. im Streit mit dem holländischen Verleger Pieter de Hondt (1747): Histoire générale des voyages, ou Nouvelle collection de toutes les relations de voyages par mer et par terre. T.3 / Nouvelle Édition [Quart].- chez Pierre de Hondt, La Haye (Den Haag), 480 S. (Kanarische Inseln 1-42) Purchas, Samuel (1614²): Purchas his Pilgrimage or Relations of the World and the Religions.- Henrie Fetherstone (Ed.) / Druck William Stansby, London, 954 S. Rousselot de Surgy, Jacques-Philibert Prévost d'Exiles et al. 1746 etc. Schmezer, Christoph (1834): Grabhoehle der Guanchen.- Das Karlsruher Unterhal-tungsblatt 7. Jg., Nr. 9 (Verlag C.F. Müller), Karlsruhe, 33-34 + Tafel IX [Diese Tafel wurde durch das Karlsruher Unterhaltungsblatt nicht nur im badischen Raum bekannt, sondern durch den Erfolg des Magazins auch in der gesamten deutschsprachigen Vielstaaterei Europas und darüber hinaus durch eine Überset-zung ins Russische, die von St. Petersburg aus vertrieben wurde.] Schütz, Joseph Babtist (1808): Allgemeine Erdkunde für denkende und gebildete Le-ser oder Beschreibung aller Länder der fünf Welttheile. Zweyter Band [Afrika II].- Verlag Anton Doll, Wien, 302 S. [Kanarische Inseln 196-217 bzw. Abb. der Guanchenhöhle bei S. 202] Schwabe, Johann Joachim (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lan-de oder Sammlung aller Reisebeschreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, 520 S. + Register (Kanaren 1-41) [Text auf der Basis von Green/Astley 1745; Illustrationen aus Prévost et al. 1746, neu graviert (z.T. Cochin filius inv.).] Scory, Edmund (Ms. ca. 1620a): Extracts taken out of the Obseruations of the Right Worshipfull Sir Edmond Scory, Knight, of the Pike of Tenariffe, and other rarities, which hee observed there.- in Purchas, Samuel (16264): Purchas his Pilgrimage or Relations of the World and the Religions. Book 7 "Africa".- Henrie Fetherstone (Ed.) / Druck William Stansby, London, 784-787 Scory, Edmund (Ms. ca. 1620b): Eine Beschreibung des Pico von Teneriffa, nebst einer Nachricht von den Guanches, oder alten Einwohnern dieses Eylandes.- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung aller Reisebeschreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Cap./ 28-31 Sprat, Thomas (1667): History of the Royal Society of London.- J. Martyn (Ed.), London, 238 S. [Man sehe auch die kommentierte Neuausgabe London 1959] Stone, Olivia Mary (1889²): Tenerife and its six satellites or the Canary Islands past and present.- Marcus Ward Ed., London, 506 S. [Beide Teile der Erstausgabe in einem Band / Mumie auf S. 183] Ulbrich, Hans-Joachim (1989): Die Entdeckung der Kanaren vom 9. bis zum 14. Jahrhundert: Araber, Genuesen, Portugiesen, Spanier.- Almogaren XX/1/1989 (Institutum Canarium), Hallein 1990, 60-138 [Aktualisierung 2006 als PDF] Ulbrich, Hans-Joachim (2002): Tod und Totenkult bei den Ureinwohnern von Tenerife (Kanarische Inseln).- Almogaren XXXII-XXXIII / 2001-2002 (Institut-um Canarium), Wien, 107-120 [Aktualisierung 2019 als PDF] Ulbrich, Hans-Joachim (2007): Guanchen-Mumien als Illustration einer spanischen Karte von 1772.- IC-Nachrichten 89 (Institutum Canarium), Wien, 37-41 ALMOGAREN 50/2019MM81 Ulbrich, Hans-Joachim (2018): Teneriffa. Ein Friedhof in der Lavahöhle.- Spektrum der Wissenschaft Spezial 3.18 "Mumien", Heidelberg, 62-66 Viera y Clavijo, José de (1982*): Noticias de la Historia General de las Islas Canarias.- notas de A. Cioranescu, 2 Bde. (Goya Ediciones), Santa Cruz de Tenerife, 867 + 1194 S. (*Erstdruck: Madrid / Imprenta de Blas Román 1772-1783) von Braunschweig, Johann Daniel (1840): Ueber die alt-americanischen Denkmä-ler.- G. Reimer, Berlin, 185 S. [Guanchen 179-185] von Luschan, Felix (1896): Über eine Schädelsammlung von den Canarischen In-seln.- in Meyer, Hans: Die Insel Tenerife. Wanderungen im canarischen Hoch-und Tiefland.- S. Hirzel, Leipzig, 285-319 Abb. 38 - Bildnis von Gottlieb Tobias Wilhelm nach einem Entwurf von Johann Walch, 1757–1815 (Paul Jakob Laminit, 1773–1831, sculpsit Augsburg 1810). 82MMALMOGAREN 50/2019 Wilhelm, Gottlieb Tobias (1813, 1819): Unterhaltungen über den Menschen. Dritter Theil.- Selbstverlag, Wien, 563 S. + Register und 72 Tafeln (Text über Mumien von Tenerife S. 529-530) [Man sehe auch die drei in Augsburg 1806 (Erstausgabe), 1828 und 1834 gedruckten Ausgaben des dritten Bandes dieser dreiteiligen Buch-reihe mit ihren altkolorierten Kupferstichen. "Unterhaltungen über den Menschen" wird auch als Bd. 13-15 der übergeordneten Serie "Unterhaltungen aus der Natur-geschichte" bezeichnet. Für Wien und Augsburg und wohl auch je nach Auflage wurden getrennte Druckplatten hergestellt, die zwar in der freien Auslegung des Cochin-Motivs weitgehend identisch sind, aber in der Art und Weise wie die Kolorierungen vorgenommen wurden deutliche Qualitätsunterschiede aufweisen. Die Sorgfalt der Pinselführung lässt leider in einigen Fällen zu wünschen übrig – wohl ein Problem der in großen Auflagen mehrfach publizierten Serie.] G.T. Wilhelm (1758-1811) war zu-nächst protestantischer Prediger in Augsburg, verfasste aber zu-nehmend auch Artikel für Alma-nache, Kalender und Zeitschrif-ten, oft anonym. Sein breites Wis-sen in Naturthemen – ohne Natur-forscher zu sein – konnte er ab 1792 in seiner Reihe "Unterhal-tungen aus der Naturgeschichte" veröffentlichen. Anfangs als wö-chentliche Lieferungen wobei ihm die Unterstützung seines väterli-chen Verlages in der Startphase si-cher geholfen hat. Im Geiste der deutschen Aufklärung boten die 25 Bände die Vermittlung fundier-ter Naturkenntnisse und zugleich unterhaltsame Lektüre – im End-effekt eine rasante publizistische Erfolgsgeschichte im Europa des 18.-19. Jahrhunderts. Abb. 39 - "Unterhaltungen über den Menschen" Band 3 (Wien 1813) Im Sinne einer besseren internationalen Verständlichkeit dieses Aufsatzes wurden ersatzweise die Worte "Gravur" (für Kupferstich) und "Graveur" (für Kupferstecher) verwendet, zumal auch im Französischen im Zusammenhang mit Illustrationen die Begriffe "gravure / graveur" existieren – man sehe auch englisch "(copper plate) engraving / engraver" und spanisch "grabado / grabador (en cobre)". ALAMLMOGOAGRAERNE N50 5/02/021091M9MMM828a3 Annex Die Seiten 82a-e stellen eine Zugabe für das vorliegende digitale Separatum dar. Die hier berücksichtigten Illustrationen sind nur in diesem Anhang ver-fügbar: Abb. 19b, 40a/40b & 41. In der regulären Druckversion dieses Jahrbuches konnten die beiden auf den folgenden Seiten abgebildeten Breitformate nur suboptimal bzw. gar nicht rea-lisiert werden. Ziel ist es, die Perfektion mancher Graveu-re, Lithographen und Dru-ckereien des frühen bis mitt-leren 19. Jahrhunderts zu de-monstrieren. Abb. 40a – Männlicher Gu-anchen- Schädel aus dem Bar-ranco Hondo, Tenerife (aus Nott & Gliddon 1854: 437, Fig. 291). Diese simple Gravur nach einer Vorlage von P. M. A. Dumoutier findet sich wieder in Abb. 40b (Schädel Nr. 6), dort rechts auf S. 82e. Abb.41 - Verschiedene Trepanationsmethoden, untersucht ca. 1918-1920 von dem Briten Dr. Thomas Wilson Parry mithilfe eines Guanchen-Schädels. Der u.a. notwendige Obsidian wurde auf den vulkanischen Isole Lipari (Sizilien) besorgt und nicht – wie man vermuten könnte – in den Cañadas del Teide, Tenerife. [Photo: Science Museum, London] 84MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 19b - Illustration (Ausschnitt) aus Schütz, Joseph Baptist (1808): Allgemeine Erdkun-de für denkende und gebildete Leser oder Beschreibung aller Länder der fünf Welttheile. Zweyter Band.- Verlag Anton Doll, Wien, 302 S. Dieser Kupferstich zum Kapitel "Begräb-nisse" befindet sich um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht zwischen den Seiten 202 und 203, um in das vom Verlag gewählte und damals weitverbreitete schmale Hochformat des 82bMMALMOGAREN 50/2019 AALMLMOGOGAARERNEN 5 05/02/021091M9MMM8825c Buches zu passen (Oktav). Die Abbildung ist damit deutlich kleiner als die Seitengröße von 18,8 x 11,6 cm, was dem Graveur äußerste Präzision abverlangte, zum Beispiel bei der Schraffur. Diese breitformatige Variante des Cochin-Motivs hat gegenüber dem Hochfor-mat den Vorteil, eine nicht so felsenlastige Lavaröhre berücksichtigen zu müssen, was einer ausgewogenen, menschenbezogenen Bildgestaltung entgegen kommt. 862dMMMALAMLMOGOAGRAERNE N50 5/02/0210919 Abb. 40b - "Guanches des Cavernes sépulcrales du Barranco Hondo" (Südost-Tenerife). Li-thographie von A. Léveillé nach einem Photo von Louise-Auguste Bisson unter der Anleitung von Dr. Dumoutier, offizieller Anthropologe bzw. anatomischer Preparateur und Skulpteur der Expedition. Literatur: Dumoutier, Pierre-Marie Alexandre [Text Émile Blanchard] (1854): Homme Fem 1 4. 2 . AALLMMOOGGAARREENN 5 500//22001199 M M8827e Homme 5. 6. Voyage au Pole Sud et dans l'Oceanie sur les corvettes l'Astrolabe et la Zélée. Anthropologie.- Gide & Baudry Eds., Paris, 264 S. [Guanchen S. 249-251] –– Dumoutier, Pierre-Marie Alexandre (1854): Voyage au Pole Sud et dans l'Oceanie sur les corvettes l'Astrolabe et la Zélée. Anthropologie. Atlas.- Gide & Baudry Eds., Paris, 50 Planches [Guanchen Pl. 26] mme 1. 2. 88MMALMOGAREN 50/2019 ICDIGITAL
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Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Der Hype um Illustrationen von toten Guanchen im Europa des 18.-19. Jahrhunderts |
Autor principal | Ulbrich, Hans-Joachim |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 50 |
Tipo de documento | Separata |
Lugar de publicación | Wien |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 2019 |
Páginas | pp. 41-82 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias ; Tenerife (Canarias) ; Guanches ; Arqueología |
Notas | 50 Jahre Institutum Canarium 1969-2019 |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 8247296 Bytes |
Texto | ALMOGAREN 50/2019MM37 IC INSTITUTUM CANARIUM ALMOGAREN 50/2019 50 JAHRE INSTITUTUM CANARIUM 1969–2019 ICDIGITAL Separatum 50/2 38MMALMOGAREN 50/2019 ICDIGITAL Eine PDF-Serie des Institutum Canarium herausgegeben von Hans-Joachim Ulbrich Technische Hinweise für den Leser: Die vorliegende Datei ist die digitale Version eines im Jahrbuch "Almogaren" ge-druckten Aufsatzes. Aus technischen Gründen konnte – nur bei Aufsätzen vor 1990 – der originale Zeilenfall nicht beibehalten werden. Das bedeutet, dass Zeilen-nummern hier nicht unbedingt jenen im Original entsprechen. Nach wie vor un-verändert ist jedoch der Text pro Seite, so dass Zitate von Textstellen in der ge-druckten wie in der digitalen Version identisch sind, d.h. gleiche Seitenzahlen (Pa-ginierung) aufweisen. Der im Aufsatzkopf erwähnte Erscheinungsort kann vom Sitz der Gesellschaft abweichen, wenn die Publikation nicht im Selbstverlag er-schienen ist (z.B. Vereinssitz = Hallein, Verlagsort = Graz wie bei Almogaren III). Die deutsche Rechtschreibung wurde – mit Ausnahme von Literaturzitaten – den aktuellen Regeln angepasst. Englischsprachige Keywords wurden zum Teil nach-träglich ergänzt. PDF-Dokumente des IC lassen sich mit dem kostenlosen Adobe Acrobat Reader (Version 7.0 oder höher) lesen. Für den Inhalt der Aufsätze sind allein die Autoren verantwortlich. Dunkelrot gefärbter Text kennzeichnet spätere Einfügungen der Redaktion. Alle Vervielfältigungs- und Medien-Rechte dieses Beitrags liegen beim Institutum Canarium Hauslabgasse 31/6 A-1050 Wien IC-Separata werden für den privaten bzw. wissenschaftlichen Bereich kostenlos zur Verfügung gestellt. Digitale oder gedruckte Kopien von diesen PDFs herzu-stellen und gegen Gebühr zu verbreiten, ist jedoch strengstens untersagt und be-deutet eine schwerwiegende Verletzung der Urheberrechte. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten: institutum-canarium.org almogaren.org Abbildung Titelseite: Original-Umschlag des gedruckten Jahrbuches. Institutum Canarium 1969-2019 für alle seine Logos, Services und Internetinhalte ALMOGAREN 50/2019MM39 Inhaltsverzeichnis (der kompletten Print-Version) Marcos Sarmiento Pérez 50 años de relaciones del Institutum Canarium con instituciones e investigadores de las Islas Canarias (1969-2019) .................. 11 Hans-Joachim Ulbrich Der Hype um Illustrationen von toten Guanchen im Europa des 18.-19. Jahrhunderts ........................................................... 41 Franz Trost Das Hochzeitszeremoniell beim Vasallenstamm der Dag-Rhali ................... 83 Hartwig-E. Steiner, Paz Fernández Palomeque, María Luisa Morales Ayala, Marcos Sarmiento Pérez Ysla del Hierro de José Agustín Álvarez Rixo del legado del erudito canario universal ..................................................... 107 Hartwig-E. Steiner Altkanarische Stätten in Las Playas / El Hierro IV: Siedlungsspuren im Gebiet Los Cardones sind Zeugnisse herrenischer Transhumanz .................................................. 151 Hartwig-E. Steiner El Hierro im Fokus des Institutum Canarium. Erfolgreiche IC-Forschungsprojekte seit 50 Jahren. ..................................... 265 Franz Rudolf Ertl 50 Jahre im Dienst der Erforschung der Kanaren, der vergleichenden Felsbildforschung und der Mittelmeerkulturen ............................................ 275 • 40MMALMOGAREN 50/2019 Ulbrich, Hans-Joachim (2019): Der Hype um Illustrationen von toten Guanchen im Europa des 18.-19. Jahrhunderts.- Almogaren 50 / 2019 (Institutum Canarium), Wien, 41-82 [mit einem digitalen Anhang auf S. 82a-e] Zitieren Sie bitte diesen Aufsatz folgendermaßen / Please cite this article as follows: ALMOGAREN 50/2019MM41 Almogaren 50 Wien 2019 41 - 82 Hans-Joachim Ulbrich Der Hype um Illustrationen von toten Guanchen im Europa des 18.-19. Jahrhunderts Keywords: Canary Islands, Tenerife, Guanches, mummies, caves, press, travels Zusammenfassung Ab dem 16. Jahrhundert wurden auf Tenerife größere Bestattungshöhlen auch von nicht-residenten Europäern entdeckt. Rund 200 Jahre später setzte in wissenschaftlichen Krei-sen und in der europäischen Presse ein regelrechter Hype um die Darstellung von Guan-chen- Mumien und -Schädeln ein. Parallel verstärkte sich der Handel damit enorm. Die Folge waren zahlreiche Abbildungen, in denen man versuchte, den Beschreibungen der Anthropologen, Künstler und gelehrten Reisenden gerecht zu werden. Diese Illustratio-nen werden hier analysiert und wiedergegeben. Abstract Starting in the 16th c. big burial caves in Tenerife were also discovered by non-resident Europeans. Around 200 years later began in scientific circles and in the European press a full-fledged hype around the depiction of Guanche mummies and skulls. At the same time their trading fulminated. The consequence were numerous graphical representions in which one tried to meet the requirements of the descriptions delivered by anthropologists, artists and studious travelers. These illustrations are analyzed and displayed here. Resumen A partir del siglo XVI se descubrieron en Tenerife cuevas de enterramiento de considerables dimensiones. Entre los descubridores figuraron europeos no residentes en las Islas. Unos 200 años más tarde se inició en círculos científicos y en la prensa europea una campaña en toda regla en pro de la representación de momias y cráneos guanches, al tiempo que su comercio aumentaba de forma extraordinaria. De aquella campaña resultaron numerosas ilustraciones en las que se intentaba hacer justicia a las descripciones de los antropólogos, artistas y viajeros eruditos, y que ahora analizamos y reproducimos en el presente trabajo. 1. Die Quellen in der Reiseliteratur. Die Entdeckung der Kanarischen Inseln durch Europäer im 14. Jh. (Ulbrich 1989) bewirkte bei den unterschiedlichsten Kreisen sofort ein enormes Interesse, welches bis zur endgültigen Klärung der Besitzverhältnisse (spanische Eroberung Tenerifes 1496) vielschichtige Aktio-nen auslöste. Da sind die frühen Raubfahrten der Sklavenhändler zu nennen, die ersten Handelsbeziehungen, die Machtgelüste adeliger Großfamilien aus An-dalusien und Portugal, die missionarischen Anstrengungen der katholischen Kirche, die Entdeckungsfahrten Abenteuer suchender Seefahrer und last but not least die Hegemoniebestrebungen der kastilischen und aragonesischen Herr-scherhäuser. Dass alle sieben großen Inseln des Archipels von exotischen Ein- 42MMALMOGAREN 50/2019 geborenen bewohnt waren, die alle sehr merkwürdige Sitten und Gebräuche hatten, verstärkte ihren Nimbus als geheimnisvolle Ziele, die für Forscher und Geschäftemacher gleichermaßen einen besonderen Wert besaßen. Wer zum Beispiel die Insel Tenerife (Abb. 6, 18) besuchte und sich für Land und Leute interessierte, wurde sehr schnell mit einem speziellen Totenkult kon-frontiert, der die Herrichtung von Trockenleichen und sogar Mumien (Abb. 23) mit einschloss. Erste Kunde davon konnte man den frühen Beschreibungen des portugiesischen Kapitäns Diogo Gomes (1463: 36) entnehmen: In seinem Be-richt über die "Insula Teneriffe" erwähnt er bereits, wie ein Guanchen-König einbalsamiert und in einer Höhle bestattet wurde. In der Folge wurde das The-ma von mehreren Reisenden, Eroberern und kompilierenden Historikern auf-gegriffen. Hier sind vor allem spanische bzw. kanarische Autoren wie Juan de Abreu Galindo, Alonso de Espinosa, Antonio Sedeño und José de Viera y Clavijo zu erwähnen, sowie italienische Berichterstatter wie Alvise da Cadamosto und Leonardo Torriani. Auch George Glas und J. Bory de St. Vincent gehören in diese Liste. Eine Steigerung des Interesses an den tinerfenischen Mumien fand im 16. Jh. statt, als englische Reisende begannen, die entsprechenden Fundstellen persönlich aufzusuchen und somit in der Lage waren, Informationen aus erster Hand zu liefern. Dieses Kapitel befasst sich vorwiegend mit diesen Akteuren und nicht mit den obengenannten großen Namen der Kanaren-Literatur. Hier ist zunächst der englische Handelsvertreter, Schriftsteller und Überset-zer Thomas Nichols (1583) zu nennen, der den Kanarischen Inseln einen Bericht widmete, nachdem er dort einen mehrjährigen beruflichen Aufenthalt hatte. Er vermittelt uns interessante Details über den Totenkult der Guanchen. Der deut-schen Übersetzung (Nichols 1748: 13) entnehmen wir folgende Textstelle: "Ihre Todten begruben sie auf diese Art: Sie brachten die Leichname nackend zu einer großen Hoele, und stellten sie daselbst aufgerichtet an die Wand. Wenn er von einigem Ansehen unter ihnen gewesen, so geben sie ihm einen Stab in die Hand, und setzen ein Gefaeß voll Milch neben ihm. Der Verfasser hat 300 von diesen Leichnamen in einer Hoele beisammen gesehen; das Fleisch daran war so zusam-mengetrocknet, daß der Koerper wie Pergament war." Nichols lässt vieles aus, was die Sonderbehandlung der verstorbenen Würdenträger betrifft (Mumifizie-rung mit speziellen Riten, eigene Grabgestelle, etc. – siehe Ulbrich 2002, 2018). Dafür erwähnt er Stäbe als Verdienst- und Adelsinsignien, die bei anderen Auto-ren nicht genannt werden; diese Stäbe sind in den Illustrationen der Höhlen nicht zu entdecken, was aber ihre Existenz nicht anzweifeln lässt. Darüberhin-aus gab es derartige Stäbe als Berufsmerkmal bestatteter Hirten. Für La Palma sind die dortigen Krummstäbe ebenfalls als Macht ausdrückende Grabbeigaben zu interpretieren (Hernández Pérez 1972 / man sehe auch die Abb. in den IC- ALMOGAREN 50/2019MM43 Nachrichten 65, S. 7). Nichols ist aber der erste europäische Berichterstatter, der auf die hohe Zahl der Toten in vielen Höhlen aufmerksam macht. Berühmt unter den Kompilierern wurde der walisische Professor und Geistliche Richard Hakluyt, der in seiner Textsammlung unter anderem auch die Erlebnisse des Thomas Nichols wiedergibt (Nichols 1599). Von Hakluyts Zusammenstellungen gibt es zahlreiche Nachdrucke und Ergänzungen. Die von ihm dokumentierten Reisenden und viele andere werden bis heute von der englischen Hakluyt Society nach dem neuesten Stand herausgegeben und kommentiert. Weiterhin ist der Pfarrer Samuel Purchas zu erwähnen, der 1614(2. Ed.) eine beliebte Sammlung von Reisebeschreibungen veröffentlichte, die auch die Ka-naren umfasst; wertvolles Material erhielt er von seinem Freund Richard Hak-luyt ( 1616) noch zu dessen Lebzeiten und später dann als Vermächtnis (Abb.35). Purchas bringt Nichols und dessen Mumienbericht auf S. 713. Aus eigener Erfah-rung ergänzt Purchas, in London zwei Guanchen-Mumien gesehen zu haben. Purchas (1626) greift auch den Bericht von Sir Edmund Scory auf, der Tenerife wahrscheinlich um 1620 besuchte und als Erstbe-steiger des Teide-Vulkans (Abb. 18) gilt. Scory schreibt u.a. über die Guanchen, dass die Leute allge-mein in ihrer Tageskleidung aus Lammfellen bestattet wurden (deut-sche Übersetzung Scory 1748: 30). Das einfache Volk wurde aber nur teilweise in Fellen bestattet und horizontal positioniert, denn meistens wurden die Verstorbenen als starre nackte Trockenleichen an den Höhlenwänden aufgestellt. Großer Aufwand wurde aber bei den liegenden Toten des Adels betrieben, die nach der Einbalsamierung mehrfach in Tierhäute eingewickelt wurden. Thomas Herbert (1677, Titelseite Abb.36) berichtet von einer Seefahrt 1626 nach Ost-Indien. Dabei hat man die Kanarischen Inseln gestreift, was Herbert veranlasst [S. 2-4], sein vom Hörensagen und von Vermutungen geprägtes Halbwissen über den Archipel zu demonstrieren. Über den Totenritus der Ur-einwohner schreibt er (ins Deutsche übersetzt): "... Die Toten wusch man und hielt sie aufrecht in Höhlen, mit einem Stab in der Hand und einem Krug Milch oder Wein an der Seite um sie zu unterstützen und um ihre Wanderung ins Abb.1 - Übliche Buchkunst der Zeit: Der Verlag von Henrie Fetherstone in London, Herausgeber der Sammlung von Samuel Purchas, verwendete über Jahre diesen grafischen Kapitelabschluss, der wohl einen fiktiven exotischen König oder Häupt-ling inmitten barocker Girlanden darstellen soll. 44MMALMOGAREN 50/2019 Paradies zu erleichtern. ... In al-ten Zeiten wurden hier [auf Te-nerife], wie auch auf Gran Ca-naria, die Toten einbalsamiert. Und in tiefen, dunklen Höhlen platzierte man sie in mehreren [verschiedenartigen] Stellungen; manche stehend, manche auf Brettern liegend, worin sie [die Ureinwohner] wahre Künstler waren [in der Herstellung der Totengestelle]". Die Nachricht von den Stäben hat Herbert wahr-scheinlich von Thomas Nichols übernommen (s.o.); Milch von Zie-gen oder Schafen wurde tatsächlich als "Wegzehrung" bereitgestellt. 1626 gab es durch europäische Siedler bereits über 125 Jahre Weinbau auf Tenerife, der nach der Conquista sofort einsetzte. Dass aber die Guanchen angeblich kulturfrem-den Wein, also Alkohol konsumierten, ist eine offenkundige Fehlinformation. Zu den wichtigsten Berichten zählt jener über den englischen Arzt, der ca. 1626- 1646 auf Tenerife lebte und die Grabhöhlen und Bestattungsriten einschließlich der Mumien ausführlich beschreibt [Rückblende auf sein Güimar-Erlebnis]. Dieses Manuskript erreichte den englischen Bischof von Rochester, Thomas Sprat (Abb. 2), der dessen Bedeutung erkannte und in seine Geschichte der Royal Society of London aufnahm (Anonymus 1634 in Sprat 1667: Auszug 209-213). Der Holländer Olfert Dapper (1668: 98-99) verarbeitete diese Informationen als einer der ersten. Eine Analyse des deutschen Textes fand bereits in Ulbrich (2002) auf der Basis von Schwabe (1748) statt. Mehr zur Ausstrahlung dieses Textes ist im nachfolgenden Kapitel zu erfahren, wo es um die publizierten Illustrationen von Guanchen geht. John Edens (1715a), ein weiterer Teide-Aficionado, über den wir nur wenig wissen, erzählt, dass er beim Abstieg rund vier Meilen vom Vulkan entfernt eine Grabhöhle fand, "wo viele Gerippe und Gebeine von Menschen, und wie andere sagen, von Riesen" (Edens 1715b) den Boden bedeckten. Wegen Licht-mangels sahen er und seine Begleiter jedoch nicht, wie groß die Höhle war und Abb. 2 - Bischof Thomas Sprat (1635-1713) nach einer Zeichnung von Peter Lely (1618-1680), gesto-chen von Michael van der Gucht (1660-1725). ALMOGAREN 50/2019MM45 wie viele weitere Verstorbene sie beherbergte. Bei einer Durchschnittsgröße von 171 cm bei den Guanchen-Männern waren sicher auch schon mal Körper mit ei-ner Höhe von über 180 cm dabei. Dies wurde im 18. Jh. schon als "riesig" betrach-tet. Der deutsche Schriftsteller A.G. Meißner (1813: 5-87) verarbeitet diese Nach-richt von toten Riesen in seiner Erzählung "Makin" (nach einer französischen Vorlage von d'Arnaud), ohne dass wir erfahren, woher er seine Kenntnisse von großen Guanchen hat, auf die er sich in einer Fußnote (55-56) bezieht; die Hand-lung ist deutlich davon geprägt. Der englische Anonymus (1634) erwähnt eben-falls eine große Leiche, was übrigens auch von Fuerteventura gemeldet wird. Informativ ist auch der Bericht der amerikanischen Schriftstellerin Roxana Dabney (1873), die 1872 die Azoren und Kanaren besuchte. Ihre Reisegruppe hatte Gelegenheit, in Tacoronte (Tenerife) ein privates Ethnologie-Museum mit Guanchen- Material zu besuchen (Saal 4); dazu gehörte ein seltener Mumien-Typ mit angewin-kelten Beinen (Abb. 24). Bei Debary (1851: 43) erfahren wir, dass der Besitzer dieses Museums ein gewisser Sebastián [Casilda] Pérez Yanes war, der Fremden gerne seine Schätze zeigte. Auch Carballo Wangüemert (1802: 72) besuchte diese Samm-lung, ebenso Edwardes (1888: 44). Über den Bestand des Museums 1887 berichtet de Sainte-Marie (1899). Don Sebastián starb 1868 und die Erben verkauften 1889 den Großteil der anthropologischen Stücke nach Argentinien. Nachricht von einer weite-ren Privatinitiative bekommen wir von dem sardischen Marineoffizier Joseph de Rochette (1887: 444), Baron de Salagine, der 1834 in der Hafenstadt Sta. Cruz de Tenerife einen unbenannten genuesischen Colonel in spanischen Diensten kennen-lernte, der bereitwillig seine Sammlung mit einer gut erhaltenen Guanchen-Mumie präsentierte ["Museo Megliorini"]. Wie man sieht, war es selbst unter den Angehö-rigen des lokalen Mittelstands gang und gäbe, eine eigene Mumie zu besitzen. Bekannt geworden ist außerdem der elsässische Geograph de Golbéry (1742- 1822), der 1785 die Grabhöhlen Tenerifes nur beschrieb aber nicht besuchte; auf eine ihm vor Ort geschenkte Mumie geht er jedoch detailliert ein. Zwei weitere Fälle sind ebenfalls der Großzügigkeit zu verdanken: 1772 erhielt der französische Marineoffizier Antoine Hyacinthe Anne de Chastenet, Comte de Puységur (1752-1809), die Erlaubnis vom spanischen König, auf Tenerife sein archäologisches Hobby ausüben zu dürfen, wonach er befugt war, die Bestat-tungshöhlen der Guanchen aufzusuchen (Anonymus 1833: 2477; Béchu 2004: 103). Der Graf durfte sogar – ganz offiziell – zwei sehr gut erhaltene Mumien entnehmen, die er an die Museen für Naturgeschichte in Paris bzw. Madrid weiterreichte. Für Göttingen und das Preußische Königreich von 1806 können wir den berühmten Anthropologen J.F. Blumenbach benennen. Er beschreibt u.a. eine ungeöffnete Mumie von Tenerife (Abb.31), die ihm der britische Bo-taniker und Korrespondenz-Freund Sir Joseph Banks 1801 geschenkt hatte 46MMALMOGAREN 50/2019 (Blumenbach 1806:205, 1808:7). Hunderte von Guanchen-Mumien und -Ske-letten wurden über Europa hinaus in die ganze Welt verkauft und verschenkt ( S. 66, 68-70). Wir haben es demnach nicht nur mit einem Illustrierungshype zu tun, sondern auch mit einer exzessiven Händler- und Sammleraktivität1, die viele Grabhöhlen nahezu entleerte und so der Wissenschaft entzog. Die Präsenz der Altkanarier in der anthropologischen Fachliteratur machte im 18.-19. Jh. einen großen Schritt vorwärts (Abb.31, 32). Die Zahl dieser Un-tersuchungen, Erwähnungen und Diskussionen explodierte geradezu. Hier sind berühmte Namen wie Verneau, Quatrefages, Chil y Naranjo und Berthelot zu nennen. Unter den damals nur Spezialisten bekannten Autoren – z.B. auf dem Gebiet der Einbalsamierung – kann man auf deutscher Seite J. Magnus (1839) anführen und auf französischer J.-N. Gannal (1841). Als Kuriosität können wir noch das Buch von J.D. von Braunschweig (1840) zitieren, der trotz Literatur-kenntnissen fälschlicherweise behauptet, die mumifizierten "Häuptlinge" der "Guanen" [sic] würde man in den Grabhöhlen an die Wand stellen [S. 181]. Absolut zu hoch spekuliert ist seine Idee, die Guanchen könnten Beziehungen zu den indigenen Kariben Mittelamerikas gehabt haben [S. 184]. 2. Die Auswirkung auf zeitgenössische Illustrationen. Die oben erwähn-ten Eigenarten des Totenkultes auf Tenerife, die u.a. durch die oft hohe Zahl der Bestatteten pro Höhle auffallen, führten auf der Seite der Herausgeber von Reise-Sammelbänden, Enzyklopädien, Zeitungen, Wissenschaftsblättern und sogar von unterhaltsamem Lesestoff für den gehobenen Bürgerstand (Abb. 20) zu dem morbiden Wunsch, beson-ders schaurige Szenen auszusuchen. Großen Einfluss darauf können wir – noch über 100 Jahre später – den Schilderungen des englischen Arztes beimessen (Anonymus 1634 / Erst-druck 1667), der als einziger vor 1746 Abb. 3 - Antoine-François Prévost d' Exi-les ("Abbé Prévost", 1697-1763) nach ei-nem Stich von Georg Friedrich Schmidt 1745. Ob Prévost als Übersetzer und Geistlicher das Bild einer Totenhöhle heidnischer Guanchen mit auswählen oder beeinflussen durfte, ist unbekannt. 1 Der vielschichtige Bereich des Handels und Sammelns von Guanchen-Material kann hier nur gestreift werden; man lese dazu weitere Details bei Ortiz García (2016). Der Autorin kann man jedoch nicht folgen, wenn sie Cochin d.J. als Graveur des Höhlenmotivs bezeichnet (dort S.4). ALMOGAREN 50/2019MM47 so ausführlich und authentisch auf die verschiedenen Aspekte der Bestattungs-riten einging. Auch zeitlich passt dies einigermaßen, denn die ersten, die 1746 ein geografisches Sammelwerk mit einer Guanchen-Höhle illustrierten, war das Redaktionsteam, dem der Abbé Prévost zuarbeitete. Der Druck erfolgte auf damals gängige Weise in zwei verschiedenen Buchformaten. Halbtöne kann man seit 1881 durch Aufrasterung erzeugen, die in modernen Druckverfahren für Farbabstufungen und sanfte Übergänge sorgt. Bis zur Mitte des 19. Jhs. bedeutete Drucken jedoch vorwiegend den Einsatz von Holz- und Kupferstichen. Konturen sowie Schraffur für Abstufungen, Schatten usw. konn-ten bei letzteren nur durch die Zahl, Länge, Breite und Tiefe von Linien erreicht werden, demnach ein Tiefdruck-Verfahren. Dafür brauchte man kreative Maler und Zeichner für die Motiv-Entwicklung, sowie Graveure [S. 82, dort auch "Gravur"], die solche Entwürfe in druckbare Kupferplatten umsetzten. Für ihre mehrbändige Serie konnten Prévost et alii (1746) u.a. den französischen Maler und Graveur Charles-Nicolas Cochin d.J.1 (Abb.4) gewinnen, der dazu ins-gesamt 65 Vorlagen entworfen hat. Die "Cave sépulchrale des Guanches" ist Vor-lage Nr. 12 (Jombert 1770: 60 / S.u. Abb.33; S.76), die für Bd.2 (Quart) bzw. Bd.6 (Duodez) erstmals gestochen wurde (Abb.8/9) – nicht von Cochin! Wir sehen ein Höhlensystem am Treffpunkt zweier Lavaröhren. An den Wänden sind zahl-reiche nackte Trockenleichen aufgestellt, während auf dem Boden mehr oder weniger als Mumien erkennbare Leichen (s.u.) auf Holzgestelle gelegt wurden. Abb. 5 - Louis Gervais Marvy (1815-1850), Gravur von J.A. Beaucé nach einer Vorla-ge von C.-M. Dubufe, aus L'Illustration Vol. XVI / No.404, Paris 1850. Abb. 4 - Charles-Nicolas Cochin d.J. (1715- 1790 beides Paris) nach einem Ölgemälde des schwedischen Malers Alexander Ros-lin von 1774 (Photo: Joconde Database). 48MMALMOGAREN 50/2019 Nur wenige Verstorbene verfügen über Krüge mit Milch als Proviant für den Weg ins Jenseits. Ein Nachkomme (?) der Guanchen in Fellkleidung führt sechs offen-bar europäische Besucher (inkl. zweier Diener) herum und gibt Auskünfte. Alle stehen im Fokus einer natürlichen von oben kommenden Lichtquelle. Unklar ist, ob die Besucher den Ausraub der Grabhöhle mit Hilfe des Canarios planen, oder ob es sich um interessierte aber harmlose Touristen oder Wissenschaftler handelt. Woher hatte Cochin d.J. die Idee mit den zwei Lavaröhren? Um das überhaupt zeichnen zu können, muss man eine solche Konstellation zuvor gesehen haben. Cochin war aber nie auf Tenerife. Gab es jedoch einen Franzosen, der schon um 1745 oder noch früher die große Höhle des Barranco de Herques (Fasnia/Güimar) persönlich kannte und Kontakt zu Cochin hatte? Das könnte die Lösung sein! Was Cochin vor seinem geistigen Auge mit Hilfe eines Landsmannes entstehen ließ, betrifft einen Zeitpunkt, als die Höhle noch nicht so ausgeraubt war. Der Amerikaner D.J. Browne (1834: 65)2 beschreibt später – fast wie eine Bestätigung der Hypothese – diese berühmte Grabhöhle (Abb. 29) im Steilhang der Herques- Schlucht, den er mit seinen beiden Führern bezwungen hatte: "Sie kann über zwei vergleichsweise kleine Öffnungen in den Felsen betreten werden, die zu einem gro-ßen, dunklen und bedrückenden, von der Natur so geformten Gewölbe führen, wel-ches früher eine immense Zahl von Mumien enthielt." Der Entwurf von Cochin dürfte somit von Daten des Anonymus (1634) und eines französischen Besuchers der Herques-Höhle inspiriert sein, wohl mit einem gewissen Anteil an grafischer Fiktion. Cochin scheint seinen Schauplatz weiträumiger angelegt zu haben, als das von Prévost et al. schließlich gewählte schlanke Hochformat. Als Graveure der Vorlage Nr.12 engagierten Prévost et al. den Franzosen Pierre-Quentin Chedel (Abb. 27) für den Duodez-Band, sowie André Laurent, gebürtiger Engländer und Wahlfranzose, für den Quart-Band (Jombert 1770, Basan 1791). Unterhalb einer Gravur (Kupferstich) erscheint in den meisten Fällen links in kleiner Schrift der Name des Künstlers und abgekürzt seine Ak-tion in lateinischer Sprache – in unserem Fall also "Cochin filius inv." [invenit/ hat es erfunden] –, und rechts entsprechend der ausführende Graveur mit sei-nem Namen, dieser aber oft stark reduziert, so dass zum Beispiel "Laurent sculp." [sculpsit/hat es gestochen] nur als "L. sculp." auftauchen kann. Design-Schwankungen bei liegenden Toten auf Cochin-Basis: Die auf den Holz-gestellen (chajascos) gebetteten Toten sollten aufgrund dieser Hervorhebung vor-wiegend ranghohe Adelige und verdiente Mitmenschen sein, die einbalsamiert, in Tierhäute eingenäht und verschnürt wurden. Aber die Abb. 8-15, sowie 17 u. 21 2Die Zeitangaben von D.J. Browne bei seiner Exkursion in den Süden Tenerifes sind völ-lig unrealistisch. Allein die verschiedenen Klettertouren auf der Suche nach Guanchen-höhlen sowie deren individuelle Erkundung dürften mehrere Tage erfordert haben. ALMOGAREN 50/2019MM49 zeigen nur maximal je drei Tierhäute mit kurzen Nähten bei den Beinen (Riemen nicht dargestellt) und einige Hochformate zeigen Nähte am Thorax und Abdomen (z.B. Abb. 7, 8, 9, 10); dies auch nur im Vordergrund des Bildes, dahinter erfolgt Abb. 6 - Die bei de Hondt (1747) dem Text beigegebene Übersichtskarte von Tenerife entspricht mit ihrem schon beachtlichen Detailreichtum dem damaligen Stand der Kennt-nis. Dies ist in diesem Fall den Forschungen des französischen Kartographen und Ma-rine- Ingenieurs Jacques-Nicolas Bellin zu verdanken (Gravur: Jacob van der Schley). 50MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 7 (11) - Dieser Ausschnitt aus dem Stich bei Schwabe (1748) zeigt – wie bei allen liegenden Toten – keine Rangunterschiede. Die Extremitäten sind offen und wie die Körper unverschnürt; die Arme liegen entweder seitlich an (männl.?) oder sind auf dem Bauch abgelegt (weibl.?). sofort eine starke Abstraktion (besonders bei Abb. 13). Es haben sich auch Eigen-arten der Darstellung entwickelt, die damals wie heute einige Fragen aufwerfen: z.B. der nicht erkennbare Unterschied (im Vergleich zu Abb.23/24), wo bei der Totenhülle feines oder grobes Leder oder sogar nur Fell verwendet wurde. Die von Cochin d.J. entworfene Höhlenszene wurde zunächst nur von Prévost et al. (1746) für ihre Reiseserie eingesetzt. Der Verbleib des Originals (Zeichnung/ Radierung ?) ist unbekannt. Beide Graveure dieser ersten Phase müssen früh eine Pausvorlage von der Redaktion erhalten haben, um eine seitenverkehrte und druck-technisch korrekte Gravur stechen zu können. Den individuellen Stil des jeweili-gen Graveurs kann man an der Form von Schatten und Felsen, der Kopfgestaltung bei den Leichen, dem Gesichtsausdruck der Besucher und an vielen anderen De-tails ablesen. Chedel z.B. scheint ein Problem mit Proportionen des Kopfes zu haben (Abb. 9). Bei flüchtigem Blick ergibt sich jedoch für das hochformatige Kern-motiv eine nahezu durchgängige Optik bei sieben Graveuren (Abb.8-14) – fünf davon eingesetzt bei anderen Verlagen. Denn in Europa wurden Lithographien, Gravuren (Stiche) und Radierungen schamlos kopiert, nachgeahmt, umstruktu-riert und sogar gespiegelt. Kolorierungen konnten beliebig vorgenommen werden. Ein Copyright gab es damals noch nicht – daher das Wort "abkupfern". Die Auf-traggeber haben sich zweifellos mit den Künstlern und Graveuren des Höhlen-motivs abgestimmt, das mit der Zeit breiter und oft sogar detailärmer wurde. Als Konkurrent kam noch der französische Illustrator und Graveur Louis Marvy (Abb. 5) hinzu, der ein völlig neues Motiv präsentierte (Abb. 22; Henrion 1846). Bei Marvy sieht es jedoch so aus, als ob er nur der Graveur (Kupferstecher) und nicht auch der gestaltende Künstler war. Als Druckplatte der Imprimerie N. Rémond, Paris, wurde jedenfalls seine Gravur verwendet, die einige Besonder-heiten aufweist, darunter die auffallende Körperbemalung der Eingeborenen, die zwar für Gran Canaria nachgewiesen ist, nicht aber für Tenerife. ALMOGAREN 50/2019MM51 Technisch-bibliographische Kurzbeschreibungen bezüglich der Darstellung von Leichen und Skeletten in Grabhöhlen der Guanchen (nur Abb.24 zeigt ein Museum) Abb. 8 - Aus Prévost et al. (1746a) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: André Laurent (= Andrew Lawrence, 1708-1747) Position: (Pl.) XV bei S. 261 Abb. 9 - Aus Prévost et al. (1746b) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Pierre- Quentin Chedel Position: No. XV bei S. 254f Abb. 10 - Aus Prévost/de Hondt (1747) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Jacob van der Schley Position: S. 40f Holländisch "graf-spelonk" = deutsch "Grab-Höhle" ("Spelunke" von lat. spelunca "Höhle/Grotte" war damals auch im Deutschen noch nicht eine "verrufene Kneipe" oder "elende Behausung".) Abb. 11 - Aus Schwabe (1748) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Coenraad (Koenraadt) de Putter Position: Nr.4 bei S.40f Schwabes Text ist weitgehend eine Übersetzung von Green/Astley (1745, dort S.555 ohne Abb.). Die deutsche Gravur basiert deshalb auf der von Prévost et al. (1746) initiierten Cochin-Vorlage. Abb. 12 - Aus Middleton (1778) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: (evtl.) George Burder [sculpsit 1777/ 1778] Position: S. 482f Abb. 13 - Aus de La Harpe (1780) Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: unbe-kannt Werkstattleiter: Robert Bénard (direxit) Position: Planche 8 bei S. 211 Abb. 14 - Aus Lang (1814), koloriert Vorgabe: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: un-bekannt Position: No. 13 = XII. Tafel vor S. 141 Abb. 15 - Aus Wilhelm (1813), koloriert Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: unbekannt Position: Tafel XLIII am Ende des Bandes Abb. 16 - Aus Bankes (1800 etc.) Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: (evtl.) W. Hawkins Position: S. 420f Abb. 17 - Aus Goedsche (1832), Kreidelithographie farbig Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Steinzeichner: unbekannt Position: Tafel 27 am Ende des Bandes Abb. 19 - Aus Schütz (1808) Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Graveur: Johann Blaschke Position: S. 202f Abb. 20 - Aus Schmezer (1834), Lithographie Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Steinzeichner: "G.R." oder Gustav Nehrlich (?) Position: Tafel IX bei S. 32f Abb. 21 - Aus Ferrario (1817), Kupferradierung mit Aquatinta Grundidee: Ch.-N. Cochin d.J. Radierer: Giovanni Bigatti Position: Tafel 65 bei S. 353 Abb. 22 - Aus Henrion (1846) Zeichner: [Louis Marvy ungewiss] Graveur: Louis Marvy Position: Tafel II bei S. 239 Abb. 24 - Aus Dabney (1873) Zeichner: unbekannt (ein Teilnehmer der Reisege-sellschaft) Holzstecher: unbekannt Position: S. 874 Abb. 26 - Aus Lorente García de Linares (1772) Illustrator: unbekannt Position: sehr kleine Abbildung auf einer Land- bzw. Übersichtskarte Abb. 28 - Aus Edwardes (1888) Zeichner: C.V. Goddard (?) Graveur: unbekannt Position: S. 45 Abb. 29 - Aus Browne (1834) Zeichner: unbekannt (vermutlich der Autor selbst) Holzstecher: unbekannt Position: S. 65 Die Original-Bildunterschriften werden bei den jeweiligen Reproduktionen genannt. Die nun folgende Reihe der Abbildungen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 52MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 8 - "Cave Sépulchrale des Guanches" aus Prévost et al. (1746 Quart), Szene nach Cochin d.J. Diese erste Druckversion des hochformatigen Bildes ist dem Verlag recht gut gelungen; die Trockenleichen könnten jedoch kontrastreicher und konturierter sein. ALMOGAREN 50/2019MM53 Abb. 9 - "Cave Sepulchrale [sic] des Guanches" aus Prévost et al. (1746 Duodez), Sze-ne nach Cochin d.J. Die Duodez-Ausgabe ist naturgemäß noch hochformatiger als die Quart-Version, so dass ein breiter Rahmen nicht sinnvoll war. Die Köpfe sind zu klein. 54MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 10 - "GRAF-SPELONK der GUANCHOS." aus Prévost/de Hondt (Den Haag 1747), Szene nach Cochin d.J. Die Gravur wurde vorbildlich mit sehr gut erkennbaren De-tails ausgestattet. Alle Bildtexte in dieser Ausgabe sind zweisprachig: französisch und flämisch. "Guanchos" statt "Guanches" ist wohl hispanisierendes Pseudowissen. ALMOGAREN 50/2019MM55 Abb. 11 - "Begraebnißhoehle der Guanchen." aus Schwabe (1748), Szene nach Cochin d.J. Der Ausschnitt wurde mit den bekannten Ungereimtheiten der Fußstütze übernom-men (S.68). Die grafische Beigabe in Form eines breiten Rahmens stört die Szene nicht. In der Tafel-Übersicht auch "Begraebnißhoehle der Guanches" 56MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 12 - "SEPULCHRAL CAVES of the GUANCHES in the Isle of Teneriff." aus Midd-leton (1778), Szene nach Cochin d.J. Das Höhlenmotiv wurde mit aufwändigen grafi-schen Schmuckelementen ergänzt, die das eigentliche Bild nahezu erdrücken. ALMOGAREN 50/2019MM57 Abb. 13 - "CAVES SEPULCRALES DES GUANCHES." aus de La Harpe (1780), Szene nach Cochin d.J. Die Anlehnung an die anderen Graveure ist nur teilweise gelungen; sämtliche Leichen im Hintergrund bzw. an den Wänden wurden leider sehr undeutlich gestochen. 58MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 14 - "Die Grabhöhlen der Guanchen auf Teneriffa" aus Lang (1814), frei nach Cochin d.J. Nur die linke Hälfte des bekannten Motivs wurde besonders eigenwillig und hoch-formatig angelegt. Mehr dekorativ als glaubwürdig sind die Pflanzen an der Höhlendecke. ALMOGAREN 50/2019MM59 Abb. 15 - "Todtenhöhle der Guanchen" aus Wilhelm (1813), frei nach Cochin d.J. Die Szene wurde vom Graveur nicht seitenverkehrt gestochen, so dass beim Druck ein sei-tenverkehrtes Bild entstand. Außerdem wurden viele Details, z.B. die Felswände, sehr grob und minimalistisch umgesetzt. Je nach Auflage wurden offenbar auch andere Graveure eingesetzt, was zu Abweichungen führte; so sind die Gesichter teilweise völ-lig unterschiedlich. Weitere Variationen konnten durch Kolorierungen entstehen. Abb. 16 (Bildtext auf S. 60) 60MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 17 - "Grabhöhle der Guanchen." aus Goedsche (1832), frei nach Cochin d.J. Wir sehen erhebliche Abänderungen: Felsen im Vordergrund, weniger liegende Tote, Licht-strahl durch die Höhlendecke, Blick ins Freie am Ende der Lavaröhre, nur drei Besu-cher (1 Einheimischer, 2 Europäer), unsinnig fern der Toten aufgestellte Milchkrüge. [S.59] Abb. 16 - "SEPULCHRAL CAVES of the GUANCHES in the Isle of Teneriffe." aus Bankes (1800), frei nach Cochin d.J. Eine Szene mit deutlichen Veränderungen: weniger Tote, beson-ders bei den liegenden, und ein insgesamt sehr einfacher Stil. Abb. 18 - "Der Pik von Tenerife" (Geistbeck 1897: 161). Vulkane wie der Teide wurden bei den Guanchen als Sitz von übelgesinnten Na-turgeistern angesehen. ALMOGAREN 50/2019MM61 Abb. 20 - "Grabhöhle der Guanchen" aus Schmezer (1834), frei nach Cochin d.J. Die starke Veränderung der Szene zeigt einen Ausgang und ist wie Abb. 15 seitenverkehrt. Abb. 19a - "Begräbnisse" aus Schütz (1808), frei nach Cochin d.J. Hier liegt eine weitere auf-fällige Veränderung vor: Felsen im Vordergrund, deutlich weniger liegende Tote, Lichtstrahl durch die Höhlendecke, Blick ins Freie, sehr breitformatig. Siehe auch Abb.19b im Annex. 62MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 21 - "Cave sepolcrali de' Guanci" (Ferrario 1817), frei nach Charles-Nicolas Cochin d.J. [Basisent-wurf ursprünglich 1746]. Die vielen Imitationen speziell dieser Variante durch konkurrierende itali-enische Verlage können hier nicht behandelt werden; ein separater Aufsatz dazu ist in Arbeit. Wie man im Vergleich mit den vorangegangenen Höhlenbildern ( S. 61) sehen kann, ist der Anord-nung der verschiedenen Gestaltungselemente keine Grenze gesetzt: nur eine Lavaröhre, die ans Ta-geslicht führt; fünf Europäer und zwei Kanarier (letztere voll bekleidet); links eine tiefe Nische mit Grabgestellen; nur wenige Milchkrüge aufgestellt; mehrere hängend wachsende Pflanzen (auch im dunklen Teil der Lavaröhre); im Vordergrund auf Grabgestellen die drei einzigen Mumien mit künst-lichen Nähten auf den Leichenhüllen (siehe Beine). Lederriemen sind nicht erkennbar. Man sieht eine idealisierende fiktive Situation mit intakten Leichenhüllen, die eher der Zeit des Anonymus (1652) ent-sprechen, wogegen die "Höhlenbesucher" als Zeitgenossen von Cochin bereits einer Ära der Plünderung und Zerstörung der altkanarischen Grabhöhlen durch Einheimische und Fremde angehören. Inwieweit diese Abbildung bei Ferrario und auch die vielen oben erwähnten Varianten bei den anderen europäischen Verlagen vorauseilend toleriert wurden, also möglicherweise bewusst den Graveuren ein Spielraum eröffnet wurde, lässt sich heute mit Bestimmtheit nicht mehr sagen. Die vielen Abwei-chungen in den Details (z.B. Canarios mit nacktem oder verhülltem Oberkörper) sind wohl auch ge-stalterische Einwirkungen der Verlage gewesen. Mindestens dreizehn Motive konnten identifiziert wer-den, die auf den Entwurf von Cochin d.J. zurückgehen: Abb. 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21. Seiner Vorlage kann man jedenfalls bescheinigen, dass sie innerhalb einer großen Bandbreite von unterhalt-samen und [pseudo-]wissenschaftlichen Publikationen der Zeit gleichermaßen einsetzbar war. ALMOGAREN 50/2019MM63 Abb.23-Sehr gut erhaltene Mumie, gefunden 1763 in einer der heute verschollenen Grabhöhlen im Barranco de Herques, Tenerife. Man sieht deutlich die Mumifizierung und die eng anliegen-de Hülle aus feinem Leder (Photo: Boletín del Museo Arqueológico Nacional No. 34, Madrid 2016). Abb. 22 - "Caverne des Guanches" aus Henrion (1846), Gravur von Louis Marvy. Man sieht eine völlig neue Szenerie mit nur einer Lavaröhre, vier Trockenleichen an der Wand, zwei Mumien auf Holzgestellen, sowie sieben Guanchen mit Fellkleidung und unglaubwürdiger Körperbemalung. Keine Europäer! 64MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 24 - "GUANCHE MUMMIES AT TACORONTE" aus Dabney (1873), Original-Zeich-nung des Mitglieds einer amerikanischen Reisegesellschaft. Das Anwinkeln der Unter-schenkel (links) hat es tatsächlich gegeben – wohl aufgrund der beengten Verhältnisse in einer kleinen Grabhöhle (oder nach anderen Quellen ein Merkmal weiblicher Mumien). Meyer (1896: 86) konnte 1894 nur noch Fake-Mumien feststellen, die von den Museums-betreibern in betrügerischer Absicht aus mehreren Teilen zusammengesetzt waren. De Golbéry (1804: 26-27) beschreibt bei Höhergestellten das komplette, dreifache Einwickeln der Mumifizierten mit länglichen Stücken von Ziegenleder und anschließendem Verschnüren. Museo Casilda ALMOGAREN 50/2019MM65 Abb. 27 - Das im Neorenaissance- Stil erbaute Rathaus von Paris inte-griert in seiner Fassade 146 Statuen von verdienten Pariser Bürgern; ei-ner davon ist der bereits oben er-wähnte Graveur Pierre-Quentin Che-del (1705-1763 / Photo G. Garitan). Abb. 25 - Der sorg- und respektlose Umgang mit den Guanchen-Mumi-en spiegelt sich wider in den pietät-losen Knochen- und Skeletthaufen (zynisch muladares = "Abfallhaufen" genannt), die noch Ende des 19. Jhs. für die ärmsten Schichten, die sich kein Begräbnis leisten konnten, auf den kanarischen Friedhöfen ange-legt waren. Das Bild zeigt einen sol-chen Schandfleck auf Gran Canaria (Illustr. "Skulls and human bones in Roman Catholic cemetery at Las Pal-mas" aus S.F. Latimer 1888, S. 185). Abb. 26 - "Cuebas de los Guanches" aus Lorente García de Linares (1772). Man sieht drei europäisch gekleide-te Männer mit Fackeln, die ein Höh-lensystem mit drei Gängen oder Nischen erneut untersuchen wollen. Vermutlich handelt es sich um den Ausraub einer Guanchen-Höhle; zwei Trockenleichen und zwei Mu-mien auf Brettern wurden bereits herausgeholt. 66MMALMOGAREN 50/2019 [S. 67] Abb. 29 - "...one of the sepulchral caverns of the Guanches" aus Browne (1834), sel-tener Holzstich der legendären Grabhöhle im Barranco de Herques, SO-Tenerife. Bemer-kenswert ist der Einsatz verbundener Holzplatten ( S.44 oben). Was wir aber hier vermis-sen, sind die einzelnen mit Holzfüßen ausgestatteten Totengestelle für die Mumien von Adligen und anderen Würdenträgern – wohl eine Folge des ausgeraubten Zustands in 1833. Abb. 28 - "A GUANCHE SEPULCHRE." aus Edwar-des (1888). Für Edwardes und seine Begleiter war diese Grabhöhle der Gu-anchen nur mit Abseilen erreichbar (siehe Strick). Andere Engländer hatten sie vorher in Küstennähe entdeckt und ausgeraubt. Auf dem Boden ein Cha-os von Skeletten, Schä-deln und einzelnen Kno-chen, so wie man es nach der Plünderung hinterlas-sen hatte. Zu den zahlreichen Grab-höhlen der Guanchen, um die sich die kanarischen Behörden mit wenig Er-folg kümmerten, gehören nicht nur die beiden vor- u. nachgenannten Beispiele, sondern auch die auf den S. 44-45, 68-70 und 82a/d/e erwähnten Fundstätten. Der extrem liberale Mu-mien-, Skelett- und Schä-del- Handel in allen sozia-len Schichten der Insel führte zu einem de facto rechtsfreien Raum für be-stimmte Wirtschaftskreise des 18. bis angehenden 20. Jahrhunderts. Genau genom-men haben aber schon die spanischen Eroberer Teneri-fes die Plünderungsproble-matik ausgelöst. [ Kap.3] ALMOGAREN 50/2019MM67 Abb. 30 - "GUANCHE SKULL" aus Stone (1889). Mit ihrem umfangreichen Band präsentiert Olivia Stone nicht einen weiteren der zahlreichen englischen Reiseberichte von den beliebten Ka-narischen Inseln; vielmehr ergänzt sie die persönlichen Beobachtungen mit einem breitgefächerten Wissen über alle Belange des 1883-1884 be-suchten Archipels. Dazu musste ihr Text natürlich auch einen Exkurs über die Guanchen enthalten, der diese eindrucksvolle Photographie umfasst – auffallend die durch die Mumifizierung lederartig geworde-nen Lippen. Stone hat wohl direk-ten Kontakt zu einem örtlichen Mu-mien- Besitzer gehabt. Der große Erfolg ihres Buches verleitete sie zu der falschen Behauptung, erst das Buch habe die Engländer auf die Kanarischen Inseln aufmerksam ge-macht – eine unschöne PR-Über-treibung. 68MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 31 - Gut erhaltener Kopf einer kompletten Guanchen-Mumie von Tenerife (Blumenbach 1808 / Tafel 42). Authentizität war nicht immer eine Stärke der Illustratoren, das sieht man auch an Abb.17 mit weitab von den Totengestellen platzierten Milchkrügen. In querformatigen Varianten des Cochin-Motivs kann man sogar den Himmel er-kennen und ein Europäer erhält unerwartet einen Umhang (Abb. 17, 19, 20). Die zusätzliche Fußstütze beim Totengestell in Abb.8 etc. (vorne rechts) wird nur bei Abb. 9 logisch – mit korrektem Schatten – dargestellt. Bei drei deutschen Szenen (Abb.17, 19, 20) wurden die Lebenden auf drei pro Bild beschränkt, davon zweimal ein "Guanche" mit nacktem Oberkörper (Abb.17, 20). 3. Echte Guanchen-Mumien und ihre öffentliche Resonanz. Die europä-ische und überseeische Presse des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts nahm regen Anteil an der kanarischen Entwicklung der Mumien- und Schädel-Forschung. Neue Funde und vor allem die Untersuchungen der Anthropologen waren ein ALMOGAREN 50/2019MM69 Abb. 32 - Man sieht im Stirnbereich eines männlichen Guanchen-Schä-dels eine schwerwiegende aber of-fenbar nicht tödliche Verletzung, bei der es sich um eine für die da-malige Zeit gut verheilte Trepana-tion bzw. Kraniotomie handelt, also eine künstliche, operative Öffnung (Gravur: von Luschan 1896: 297, Fig. b). Laut Dr. Hans Meyer, dem deutschen Donator dieses Schädels, stammt seine komplette Sammlung aus dem Süden von Tenerife. Hauptsächlich die englische, fran-zösische und deutsche Fachliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts ist voll von solchen oder ähnlichen anato-mischen Untersuchungen, bei de-nen unter anderem versucht wurde, klärende Merkmale für eine Ver-wandtschaft der Guanchen zu ande-ren Ethnien zu finden. Auf das Bildmaterial mit nicht-fik-tiven Guanchen-Toten in diesem Aufsatz sei besonders hingewiesen: Abb.. 23, 24, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 40. gern gedrucktes Thema, welches bei der Leserschaft höchstes Interesse fand. Auf die entsprechenden Fach- und Publikumszeitschriften kann hier nur bei-spielhaft hingewiesen werden, so im Fall des Anthropologen J.F. Blumenbach (1806) und des Gerichtspräsidenten und Afrikareisenden C. Marchal (1833). Viele private Sammler und berufliche Interessenten von Skeletten und Schä-deln werden gar nicht genau gewusst haben, ob die von ihnen auf Tenerife gekauften Exemplare wirklich aus einer Grabhöhle der Ureinwohner stam-men, oder von einem der Friedhöfe (Abb. 25), die, wie berichtet wird, tatsäch-lich als Reservoir dienten, um naive Touristen des 18. und 19. Jhs. mit fal-schem Guanchenmaterial zu beliefern. Der Deutsche Hans Meyer (1896), der die Insel 1894 intensiv durchwanderte, ist sich jedenfalls sicher, dass die 45 von ihm erworbenen Schädel alle aus natürlichen "Felsenhöhlen" stammen. Diese Objekte konnte Dr. Felix von Luschan untersuchen (s.o.); 18 Schädel davon übergab Meyer später an das Königl. Museum f. Völkerkunde (Berlin). Zum Schluss der Ausführungen noch ein Beispiel für die Pressearbeit eines kanarischen Reporters: Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich der tiner- 70MMALMOGAREN 50/2019 fenische Chronist, Schriftsteller und Journalist José Agustín Álvarez Rixo (Ms. 1879) auch um die Mumien- und Skelettfunde seiner Insel kümmerte. In seinem erst 1990 posthum veröffentlichten Manuskript beschreibt er nicht nur das Museo Casilda (siehe oben Privatmuseum Tacoronte) sondern auch vierzehn bis dato nur teilweise bekannte Fundstellen sowie den einen oder anderen lokalen Presse-bericht. Seinem Text entnehmen wir eine interessante Kuriosität: Der Staub aus zersetztem Knochenmaterial inklusive ganzer Knochenteile (örtlich carambola genannt) wurde gerne von den Bauern aus der Umgebung solcher Fundstellen als Düngemittel für die Felder eingesetzt – soviel zum Thema "Erhalt des Patrimonio". Spanisch carambola, ursprünglich aus der Billard-Sprache, kann u.a. soviel wie Betrug/Schwindel bedeuten, aber auch etwas, mit dem man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann, in diesem Fall das Loswerden der Knochen (kein Ärger mit Behörden oder ungebetenen Touristen) und das notwendige Düngen der An-bauflächen. Rixos Interesse war nicht ganz unpersönlich, denn in einer Höhle auf seinem Grundstück bei Puerto de la Cruz fand er neben völlig zerfallenen Kno-chen auch kleinere Gegenstände aus der Guanchenzeit, darunter Halsketten. Ver-mutlich wollte Rixo diese Aufzeichnungen in einem seiner kommenden Bücher verwenden, aber der begabte Vielschreiber (1796-1883) hat es wohl nicht mehr geschafft oder aus den Augen verloren. Literatur (und weitere bibliografische Anmerkungen): Álvarez Delgado, Juan (1961): Juan Machín, vizcaino del siglo XV, gran figura histórica de Madera y Canarias.- Anuario de Estudios Atlánticos no. 7 (Instituto "Jerónimo Zurita" / Casa de Colón), Madrid-Las Palmas, 133-213 Álvarez Rixo, J.A. (Ms. ca. 1879): Apuntes sobre restos de los guanches encontrados en el siglo actual.- in Tejera Gaspar, A. (1990): Apuntes sobre restos de los guanches encontrados en el siglo actual, de José Agustín Álvarez Rixo.- Eres (Arqueología) vol. 1 / no. 1, Sta. Cruz de Tenerife, 121-134 Anonymer Arzt (ca. 1634/Güimar-Episode): Arzt zitiert in "[Ms. 1646*] A relation of the Pico Teneriffe. Receiv'd from some considerable merchants and men worthy of credit, who went to top of it".- in Sprat, Thomas (1667): History of the Royal Society of London.- J. Martyn (Ed.), London, 209-213 (*Laut den Anmerkungen zur Ausgabe London 1959. Die korrekte Schreibweise des Arzt-Namens ist un-klar.) [Totengestelle siehe auch oben S.44/47/48/66 bzw. Dapper 1668, 1670] Anonymer Arzt (ca. 1634/Güimar-Episode): Arzt zitiert in "Conjecture concerning the origin of the Pike: with an account of the caves of the dead, and mummies found in the island of Teneriffe".- in Green, J. (1745): A new general collection of voyages and travels. Vol.1.- Th. Astley Ed., London, 555-556 ["1652" von Green ist falsch.] Anonymer Arzt (ca. 1634/Güimar-Episode): Arzt zitiert in "Muthmaßung von dem Ursprunge der Pike, nebst einer Nachricht von den Todtenhoelen und dem in dem Eylande Teneriffa gefundenen Mumien".- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung aller Reisebeschreibun-gen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Capitel / 39-41 ALMOGAREN 50/2019MM71 Abb. 33 - Titelseite der Werksübersicht zu Charles-Nicolas Cochin d.J. von C.-A. Jombert (Paris 1770). Künstler der Vignette ist Benoît-Louis Prévost (delineavit et sculpsit). 72MMALMOGAREN 50/2019 Anonymus [Team von Fachleuten] (1833): Biographie universelle ou Dictionnaire historique contenant la nécrologie des hommes célèbres. T.4. Mero-Rapp.- Furne libraire/éditeur, Paris, 546 S. = S. 1969-2514 Bankes, Thomas (18007): A new, royal, and authentic and complete system of univer-sal geography.- C. Cooke, London, 460 S. (Erstausgabe 1775) [Vikar von Dixton in Monmouthshire, England – Kanarische Inseln Kap. XXI, 420-426] Basan, Pierre-François (1791): Dictionnaire des graveurs anciens et modernes depuis l'ori-gine de la gravure. T.2.- chez Joseph Ermens, Bruxelles, 560 S. ["Laurent, André" S. 267] Béchu, Philippe (2004): Archives des particuliers émigrés ou condamnés pendant la Révolution. Première partie. Guide (T//1-T//345).- Archives Nationales, Pierre-fitte- sur-Seine, 309 S. Blumenbach, Johann Friedrich (1806): [Bericht über die Komplettierung seiner Mumien- und Skelettsammlung bei der Sitzung der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften vom 25.8.1806 in Göttingen].- Medicinisch-Chirurgische Zeitung 4. Bd., Salzburg, S. 205 – auch etwas ausführlicher in Göttingische Gelehrte An-zeigen 2. Bd., 1806, S. 1562 Blumenbach, Johann Friedrich (1808): Decas quinta collectionis svae craniorvm diversarvm gentivm illvstrata.- J.C. Dieterich, Göttingen, 20 S. + 50 Tafeln (Gu-anchen S.7-8 und Tafel XLII) Browne, Daniel Jay (1834): Letters from the Canary Islands.- George W. Light Ed., Boston (USA), 140 S. [Er war der letzte ausländische Wanderer, der die Herques- Höhle (Tenerife) 1833 ausfindig machte und untersuchte. Mumien S. 65-66.] Carballo Wangüemert, Benigno (1802): Las Afortunadas. Viaje descriptivo a las Islas Canarias. Primer grupo.- Impr. Manuel Galiano, Madrid, 389 S. Dabney, Roxana Lewis (1873): A summer cruise among the Azores and the Canary Islands.- Harper's New Monthly Magazine Vol. XLVI, New York, 865-875 [An-sprechend illustriert – Mumien aus Museo Casilda] Dapper, Olfert (1668): Naukeurige Befschrijvinge der Afrikaensche Eylanden.-Jacob van Meurs, Amsterdam, 120 S. (Tenerife/Anonymus 1634: 96-99) [deutsche Version 1670] Debary, Thomas (1851): Notes of a residence in the Canary Islands, the south of Spain, and Algiers.- F. & R. Rivington, London, 348 S. [Mumien S. 29, 43] de Golbéry (Golberry), Sylvain-Meinrad-Xavier (1804): Reise durch das westliche Afrika in den Jahren 1785, 1786 und 1787.- aus dem Franz. von J.A. Bergk, Berlin-Hamburg, 442 S. [Tenerife und Mumien S. 19-28] (Erstdruck in zwei Bänden, Paris 1802) de Goncourt, Edmond & Jules (1882): L'art du XVIIIe siècle. Deuxième Série.- G. Charpentier, Paris, 452 S. [Charles-Nicolas Cochin d.J. ausführlich 327-452] de La Harpe, Jean-François (1780²): Abrégé de l'histoire générale des voyages. T.1.- Hôtel de Thou [chez Moutardier], Paris, 350 S. (Livre Second/ Chap.II, 162-243) – Die Erstausgabe (de La Harpe 1780), erschien noch unter dem Titel "Histoire générale des voyages, de M. l'Abbé Prévot [sic], abrégée et redigée sur un nouveau plan". Die Planche 8 (Grabhöhle) der beiden ersten Auflagen ist identisch. de Rochette, Joseph-Marie-Jérôme (1887): Relation d'un voyage a Fez en 1825 et extrait d'un voyage au Brésil et a La Plata en 1834.- Memoires et Documents publiés par la Société Savoisienne d'Histoire et d'Archéologie, T.XXVI, Chambéry, 349-502 (mit Anmerkungen und einer Genealogie von François Mugnier) ALMOGAREN 50/2019MM73 Abb. 34 - Beispiel für das Dessin eines Frontispiz von Cochin d.J. (aus P.-F. Basan, Dictionnaire des graveurs anciens et modernes, T.1, Paris 1789).[E.-H. Langlois sculpsit] 74MMALMOGAREN 50/2019 de Sainte-Marie, Eugenio (1899): Museo de Tacoronte.- Boletín de la Real Sociedad Económica de Amigos del País de Tenerife Nr. 1/8-1/9, La Laguna, 62-63 & 69-70 Edens, John (1715a): An account of a journey from the port of Oratava in the island of Tenerife to the top of the Pike in that island, in August last.- Philosophical Transactions Vol. XXIX / Nr. 345 / 1715, London [printed 1717], 317-325 Edens, John (1715b): Eine dritte Reise nach der Spitze des Pico.- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung al-ler Reisebeschreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Capitel / 34-38 Edwardes, Charles (1888): Rides and studies in the Canary islands.- Fisher, Unwin & Co., London, 365 S. [Guanchen-Höhle S. 45] Ferrario, Giulio (1817): Il costume antico e moderno. O storia del governo, della milizia, della religione, delle arti, scienze ed usanze di tutti i popoli antichi e moderni. Volume Primo dell' Africa.- Tipografia dell' Editore, Milano, 480 S. (Kapitel "Isole della Mauritania", 337-353, von Ambrogio Levati; dort auch Tafel 65. – Der Verlag hat zusätzlich einen identisch paginierten Druck in französischer Sprache aufge-legt.) [Diese berühmte 21-bändige, ethnologisch-geschichtliche Enzyklopädie star-tete 1815 üppig illustriert in Mailand, um dann von weiteren italienischen und in der Folge auch europäischen Verlagen aufgegriffen zu werden.] Gannal, Jean Nicolas (184110): Histoire des embauments.- Selbstverlag, Paris, 448 S. (Guanchen Kap. III / 94-102) Geistbeck, Alois (1897): Bilder-Atlas zur Geographie der außereuropäischen Erdtei-le.- Bibliographisches Institut, Leipzig-Wien, 240 S. [Holzschnitt des Pico del Teide, Tenerife, S. 161 – nach einer zeitgenössischen Photographie] Goedsche, Friedrich Wilhelm (1832): Vollständige Völkergallerie in getreuen Abbil-dungen aller Nationen. Bd.1.2.- F.W. Goedsche Verlag, Meißen, 256 S. + Tafeln [Kanarische Inseln 99-105 & Tafel 27] Gomes (de Sintra), Diogo (Ms. ca. 1463): De insulis primo inventis in mari oceano occidentis, et primo de Insulis Fortunatis, quae nunc de Canaria vocantur.- in Schmeller, Johann Andreas (Vortrag 1845): Ueber Valenti Fernandez Alemã und seine Sammlung von Nachrichten = Abhandlungen der I. Classe der königlichen Akademie der Wissenschaften IV. Bd./3. Abth., 34-41 [Kompletter Vortrag mit Abschnitt-Paginierung in: Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften XXI/4. Bd., München 1847, 1-73 – Auch als Separatum bzw. Vorabdruck publiziert, München 1846, 73 S.] Green, John (Kompilierer 1745): A new general collection of voyages and travels. Vol. 1.- Thomas Astley Ed., London, 680 S. (Kanaren 532-556) Hakluyt, Richard (1599): The principal navigations, voyages, traffiques and disco-veries of the English Nation. First Volume & Second Volume [in 1 Buch].- George Bishop, Ralph Newberie & Robert Barker, London, Vol.1 XXIV + 619 S. / Vol.2 XVI + Pt.1 312 S. + Pt.2 204 S. = 1175 S. [Vol.2/Pt.1/Pt.2 jeweils neu paginiert] Henrion, Mathieu Richard Auguste (1846): Histoire générale des missions catholiques depuis le XIIIe siècle jusqu'a nos jours. Tome Premier. Première Partie.- Gaume Frères, Paris, "Livre Premier" = 452 S. [Kanaren Chap. XXII, 238-244, Planche II mit "Caverne des Guanches"] ALMOGAREN 50/2019MM75 Abb. 35 - Frontispiz des Hakluyt-Nachtrages von Samuel Purchas (The First Part, London 1725): "HAKLUYTUS POSTHUMUS or PURCHAS HIS PILGRIMES.". 76MMALMOGAREN 50/2019 Herbert, Thomas (1677³): Some yeares travels into Africa & Asia the Great.- R. Everingham [print] for Scot, Basset, Wright & Chiswell, London, 418 S. [S.u. Abb. 36] Hernández Pérez, Mauro Severo (1972): Contribución a la Carta Arqueológica de la isla de La Palma.- Anuario de Estudios Atlánticos no. 18 (Instituto "Jerónimo Zurita" / Casa de Colón), Madrid-Las Palmas, 537-641 Jombert, Charles-Antoine (1770): Catalogue de l'oeuvre de Ch. Nic. Cochin fils.- Impr. de Prault, Paris, 144 S. ["Cave sépulchrale des Guanches" erwähnt auf S. 60] [S.o. Abb.33] Wer die enorme Vielfalt des Verlagswesens im 18. Jh. nachvollzieht, wird nicht nur die hohe Anspruchshaltung der Leser bezüglich aktueller Information und nachschlagbarem Wissen verstehen, sondern besonders auch den schier unstill-baren Hunger nach Kunst, Literatur, Geschichte und fremden Kulturen. Um die-se sehr unterschiedlichen Zielgruppen zu befriedigen, existierte im grafischen, reproduzierenden Bereich ein Heer von tausenden von Malern, Illustratoren, Por-trätisten, Graveuren (Holz-/Kupferstecher), Lithographen, Radierern und Kolo-rierern, um nur einige Berufe zu nennen. Charles-Nicolas Cochin d.J. gehörte zweifellos zu den sehr erfolgreichen Künstlern dieses Geschäftes. Den Ausfüh-rungen von C.-A. Jombert können wir entnehmen, dass er neben den lukrativen und prestigeträchtigen Einzelbestellungen seinen Lebensunterhalt auch mit Groß-aufträgen verdiente. Nur so ist es zu erklären, dass Cochin von Prévost et al. eine Order für 65 Vorlagen annahm, die bei der Geografieserie des Verlages den Ein-satz der Kupferstecher steuern sollten. Die Motive sind gemäß den breitgefächer-ten Themen der Enzyklopädie ebenso bunt und ansprechend: z.B. die Taufe eines Eingeborenenkönigs im Kongo, die Beschneidung des Königs von Bantam (Indo-nesien), ein Militärmarsch in Japan, farbige Einwohner ("Neger") der Kapverdi-schen Inseln, Grabmäler der Könige von Guinea, Frauen verschiedener Bevöl-kerungsschichten (inkl. Sklavinnen), Beispiele aus der Tierwelt, Tartaren (mehr-mals), der Große Lama (Tibet), Bewohner der Magellanschen Meerenge (Feuer-land), Frauen als Geschenk für Hernán Cortés (Eroberung der Azteken), und vie-le andere. Leider existieren keine Informationen darüber, welchen Zeitrahmen Cochin für 65 Vorlagen zur Verfügung hatte und welches Salär er bekam. Es ist aber gut vorstellbar, dass die Vorbereitungen der Redaktion schon vor 1745 began-nen (also unmittelbar nach der Veröffentlichung der Enzyklopädie von Green/ Astley) und dass Cochin von seiner Bezahlung sehr gut leben konnte, einschließ-lich seiner amtlichen u. repräsentativen Aufgaben in Paris und bei Hofe (Louis XV.). La Harpe siehe de La Harpe (dito weitere Familiennamen mit vorangestelltem "de"). Lang, Carl (1814): Geschichtliche Denkwürdigkeiten und Seltenheiten der Natur. 3. Bd.- Nürnberg, 306 + XIII S. [Text "Die Grabhöhlen der Guanchen auf Teneriffa" inkl. Tafel XII auf S. 141-144 in Heft 5] Latimer, Selina Frances (1888): The English in Canary Isles. Being a journal in Tenerife and Gran Canaria, with latest information.- Western Daily Mercury Office, Plymouth, 340 S. (Zweiter Verlag: Simpkin, Marshall & Co., London) [Illustration S. 185] Lorente García de Linares, Bernardino (1772): Carta Geográfica de las YsIas Canarias. [Siehe auch Ulbrich 2007] Magnus, Julius (1839): Das Einbalsamiren der Leichen in alter und neuer Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der Medicin [sic].- Verlag George Westermann, Braun- ALMOGAREN 50/2019MM77 Abb. 36 - Das am prunkvollsten gestaltete Frontispiz der hier verwendeten Literatur (aus Herbert 1677), aber nicht unbedingt das schönste. 78MMALMOGAREN 50/2019 schweig, 128 S. [Guanchen-Mumien 70-76] Marchal, Charles (1833): Voyage au Sénégal (1).- Le Voleur no. 59, Paris, 929-931 [Er besuchte auch Tenerife und beschrieb Nachkommen der Guanchen.] Meißner, August Gottlieb (1813): Saemmtliche Werke. 13. Bd. Erzählungen. 7.Theil.- bey Anton Doll, Wien, 268 S. (posthum) [Bei "Makin" handelt es sich um die freie Übersetzung einer romantischen Novelle von François Thomas Marie de Baculard d'Arnaud, die keinen echten historischen Bezug hat. Lediglich der Name des Pro-tagonisten "Makin", der sich über einen toten Riesen (Guanchen) erschreckt, be-ruht auf der realen aber verworrenen Vita des aus der spanischen Biskaya stam-menden Juan Machín (bei Hakluyt 1599/Vol.2/Pt.2/S.1 sogar "Macham"). Die zahl-reichen Puzzle-Teile aus englischen, madeirensischen und kanarischen Elemen-ten fügt J. Álvarez Delgado nachvollziehbar zusammen; siehe dort 1961.] Meyer, Hans [Heinrich Joseph] (1896): Die Insel Tenerife. Wanderungen im cana-rischen Hoch- und Tiefland.- S. Hirzel, Leipzig, 282 S. + Register Middleton, Charles Theodore (Kompilierer 17782): A new and complete system of geo-graphy. Vol.1.- J. Cooke, London, 546 S. [Kanaren 476-485 / Kap. XIX] [S.u. Abb.37] Nichols, Thomas (1583): A pleasant description of the Fortunate Ilandes, called the Ilands of Canaria, with their straunge fruits and commodities [sic].- [edited & printed by] Thomas East, London, 18 S. Nichols, Thomas (1599): A description of the Fortunate Ilands, othervise called the Ilands of Canaria, with their strange fruits and commodities.- in Hakluyt, Richard (Ed. 1599): The principal navigations, voyages, traffiques and discoveries of the English Nation. Vol. 2 / Part 2.- Bishop, Newberie & Barker, London, 315-319 [zusätzlich als 3-7 paginiert] Nichols, Thomas (1748): Beschreibung der Canarischen Eylande und Madera, nebst ihren merkwürdigen Früchten und Waaren.- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allge-meine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung aller Reisebe-schreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Capitel / 1- 26 [Die hohe Seitenzahl im Vergleich zu den englischen Ausgaben ergibt sich durch die von J.J. Schwabe eingestreuten Zusatzinformationen.] Nott, Josiah Clark; Gliddon, George Robins (1854): Types of mankind. Or ethnolo-gical researches, based upon the ancient monuments, paintings, sculptures and crania of races.- Lippincott, Grambo & Co., Philadelphia (USA), 738 S. Ortiz García, Carmen (2016): 'Antigüedades guanchinescas'. Comercio y coleccio-nismo de restos arqueológicos canarios.- Culture & History Digital Journal 5 (2), Instituto de Historia (CSIC), Madrid, 1-23 Prévost d'Exiles, Antoine-François; et al.* (1746a etc.): Histoire générale des voyages, ou Nouvelle collection de toutes les relations de voyages par mer et par terre. T.2 [Quart].- chez Didot, Paris, 654 S. (Kanarische Inseln 226-262 – Die komplette Serie besteht aus zunächst 15 regulären Bänden + Atlas + Index.) [*Prévost war genau genommen nur der Übersetzer der Sammlung von Green/Astley 1745, denn es gab noch weitere maßgebliche Kollegen innerhalb der Redaktion, die von Jacques-Philibert Rousselot de Surgy geleitet wurde.] Prévost d'Exiles, Antoine-François; et al. (1746b etc.): Histoire générale des voyages, ou Nouvelle collection de toutes les relations de voyages par mer et par terre. T.6 ALMOGAREN 50/2019MM79 Abb. 37 - Frontispiz der geografischen Sammlung von C.T. Middleton (London 1778). Die Illustration bietet ein Kaleidoskop verschiedener Kulturen und Erdteile. 80MMALMOGAREN 50/2019 [Duodez].- chez Didot, Paris, 434 S. (Kanarische Inseln 149-259) Prévost d'Exiles, A.-F. im Streit mit dem holländischen Verleger Pieter de Hondt (1747): Histoire générale des voyages, ou Nouvelle collection de toutes les relations de voyages par mer et par terre. T.3 / Nouvelle Édition [Quart].- chez Pierre de Hondt, La Haye (Den Haag), 480 S. (Kanarische Inseln 1-42) Purchas, Samuel (1614²): Purchas his Pilgrimage or Relations of the World and the Religions.- Henrie Fetherstone (Ed.) / Druck William Stansby, London, 954 S. Rousselot de Surgy, Jacques-Philibert Prévost d'Exiles et al. 1746 etc. Schmezer, Christoph (1834): Grabhoehle der Guanchen.- Das Karlsruher Unterhal-tungsblatt 7. Jg., Nr. 9 (Verlag C.F. Müller), Karlsruhe, 33-34 + Tafel IX [Diese Tafel wurde durch das Karlsruher Unterhaltungsblatt nicht nur im badischen Raum bekannt, sondern durch den Erfolg des Magazins auch in der gesamten deutschsprachigen Vielstaaterei Europas und darüber hinaus durch eine Überset-zung ins Russische, die von St. Petersburg aus vertrieben wurde.] Schütz, Joseph Babtist (1808): Allgemeine Erdkunde für denkende und gebildete Le-ser oder Beschreibung aller Länder der fünf Welttheile. Zweyter Band [Afrika II].- Verlag Anton Doll, Wien, 302 S. [Kanarische Inseln 196-217 bzw. Abb. der Guanchenhöhle bei S. 202] Schwabe, Johann Joachim (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lan-de oder Sammlung aller Reisebeschreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, 520 S. + Register (Kanaren 1-41) [Text auf der Basis von Green/Astley 1745; Illustrationen aus Prévost et al. 1746, neu graviert (z.T. Cochin filius inv.).] Scory, Edmund (Ms. ca. 1620a): Extracts taken out of the Obseruations of the Right Worshipfull Sir Edmond Scory, Knight, of the Pike of Tenariffe, and other rarities, which hee observed there.- in Purchas, Samuel (16264): Purchas his Pilgrimage or Relations of the World and the Religions. Book 7 "Africa".- Henrie Fetherstone (Ed.) / Druck William Stansby, London, 784-787 Scory, Edmund (Ms. ca. 1620b): Eine Beschreibung des Pico von Teneriffa, nebst einer Nachricht von den Guanches, oder alten Einwohnern dieses Eylandes.- in Schwabe, J.J. (Ed. 1748): Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande oder Sammlung aller Reisebeschreibungen. Zweyter Band.- Arkstee & Merkus, Leipzig, IV. Buch / 1. Cap./ 28-31 Sprat, Thomas (1667): History of the Royal Society of London.- J. Martyn (Ed.), London, 238 S. [Man sehe auch die kommentierte Neuausgabe London 1959] Stone, Olivia Mary (1889²): Tenerife and its six satellites or the Canary Islands past and present.- Marcus Ward Ed., London, 506 S. [Beide Teile der Erstausgabe in einem Band / Mumie auf S. 183] Ulbrich, Hans-Joachim (1989): Die Entdeckung der Kanaren vom 9. bis zum 14. Jahrhundert: Araber, Genuesen, Portugiesen, Spanier.- Almogaren XX/1/1989 (Institutum Canarium), Hallein 1990, 60-138 [Aktualisierung 2006 als PDF] Ulbrich, Hans-Joachim (2002): Tod und Totenkult bei den Ureinwohnern von Tenerife (Kanarische Inseln).- Almogaren XXXII-XXXIII / 2001-2002 (Institut-um Canarium), Wien, 107-120 [Aktualisierung 2019 als PDF] Ulbrich, Hans-Joachim (2007): Guanchen-Mumien als Illustration einer spanischen Karte von 1772.- IC-Nachrichten 89 (Institutum Canarium), Wien, 37-41 ALMOGAREN 50/2019MM81 Ulbrich, Hans-Joachim (2018): Teneriffa. Ein Friedhof in der Lavahöhle.- Spektrum der Wissenschaft Spezial 3.18 "Mumien", Heidelberg, 62-66 Viera y Clavijo, José de (1982*): Noticias de la Historia General de las Islas Canarias.- notas de A. Cioranescu, 2 Bde. (Goya Ediciones), Santa Cruz de Tenerife, 867 + 1194 S. (*Erstdruck: Madrid / Imprenta de Blas Román 1772-1783) von Braunschweig, Johann Daniel (1840): Ueber die alt-americanischen Denkmä-ler.- G. Reimer, Berlin, 185 S. [Guanchen 179-185] von Luschan, Felix (1896): Über eine Schädelsammlung von den Canarischen In-seln.- in Meyer, Hans: Die Insel Tenerife. Wanderungen im canarischen Hoch-und Tiefland.- S. Hirzel, Leipzig, 285-319 Abb. 38 - Bildnis von Gottlieb Tobias Wilhelm nach einem Entwurf von Johann Walch, 1757–1815 (Paul Jakob Laminit, 1773–1831, sculpsit Augsburg 1810). 82MMALMOGAREN 50/2019 Wilhelm, Gottlieb Tobias (1813, 1819): Unterhaltungen über den Menschen. Dritter Theil.- Selbstverlag, Wien, 563 S. + Register und 72 Tafeln (Text über Mumien von Tenerife S. 529-530) [Man sehe auch die drei in Augsburg 1806 (Erstausgabe), 1828 und 1834 gedruckten Ausgaben des dritten Bandes dieser dreiteiligen Buch-reihe mit ihren altkolorierten Kupferstichen. "Unterhaltungen über den Menschen" wird auch als Bd. 13-15 der übergeordneten Serie "Unterhaltungen aus der Natur-geschichte" bezeichnet. Für Wien und Augsburg und wohl auch je nach Auflage wurden getrennte Druckplatten hergestellt, die zwar in der freien Auslegung des Cochin-Motivs weitgehend identisch sind, aber in der Art und Weise wie die Kolorierungen vorgenommen wurden deutliche Qualitätsunterschiede aufweisen. Die Sorgfalt der Pinselführung lässt leider in einigen Fällen zu wünschen übrig – wohl ein Problem der in großen Auflagen mehrfach publizierten Serie.] G.T. Wilhelm (1758-1811) war zu-nächst protestantischer Prediger in Augsburg, verfasste aber zu-nehmend auch Artikel für Alma-nache, Kalender und Zeitschrif-ten, oft anonym. Sein breites Wis-sen in Naturthemen – ohne Natur-forscher zu sein – konnte er ab 1792 in seiner Reihe "Unterhal-tungen aus der Naturgeschichte" veröffentlichen. Anfangs als wö-chentliche Lieferungen wobei ihm die Unterstützung seines väterli-chen Verlages in der Startphase si-cher geholfen hat. Im Geiste der deutschen Aufklärung boten die 25 Bände die Vermittlung fundier-ter Naturkenntnisse und zugleich unterhaltsame Lektüre – im End-effekt eine rasante publizistische Erfolgsgeschichte im Europa des 18.-19. Jahrhunderts. Abb. 39 - "Unterhaltungen über den Menschen" Band 3 (Wien 1813) Im Sinne einer besseren internationalen Verständlichkeit dieses Aufsatzes wurden ersatzweise die Worte "Gravur" (für Kupferstich) und "Graveur" (für Kupferstecher) verwendet, zumal auch im Französischen im Zusammenhang mit Illustrationen die Begriffe "gravure / graveur" existieren – man sehe auch englisch "(copper plate) engraving / engraver" und spanisch "grabado / grabador (en cobre)". ALAMLMOGOAGRAERNE N50 5/02/021091M9MMM828a3 Annex Die Seiten 82a-e stellen eine Zugabe für das vorliegende digitale Separatum dar. Die hier berücksichtigten Illustrationen sind nur in diesem Anhang ver-fügbar: Abb. 19b, 40a/40b & 41. In der regulären Druckversion dieses Jahrbuches konnten die beiden auf den folgenden Seiten abgebildeten Breitformate nur suboptimal bzw. gar nicht rea-lisiert werden. Ziel ist es, die Perfektion mancher Graveu-re, Lithographen und Dru-ckereien des frühen bis mitt-leren 19. Jahrhunderts zu de-monstrieren. Abb. 40a – Männlicher Gu-anchen- Schädel aus dem Bar-ranco Hondo, Tenerife (aus Nott & Gliddon 1854: 437, Fig. 291). Diese simple Gravur nach einer Vorlage von P. M. A. Dumoutier findet sich wieder in Abb. 40b (Schädel Nr. 6), dort rechts auf S. 82e. Abb.41 - Verschiedene Trepanationsmethoden, untersucht ca. 1918-1920 von dem Briten Dr. Thomas Wilson Parry mithilfe eines Guanchen-Schädels. Der u.a. notwendige Obsidian wurde auf den vulkanischen Isole Lipari (Sizilien) besorgt und nicht – wie man vermuten könnte – in den Cañadas del Teide, Tenerife. [Photo: Science Museum, London] 84MMALMOGAREN 50/2019 Abb. 19b - Illustration (Ausschnitt) aus Schütz, Joseph Baptist (1808): Allgemeine Erdkun-de für denkende und gebildete Leser oder Beschreibung aller Länder der fünf Welttheile. Zweyter Band.- Verlag Anton Doll, Wien, 302 S. Dieser Kupferstich zum Kapitel "Begräb-nisse" befindet sich um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht zwischen den Seiten 202 und 203, um in das vom Verlag gewählte und damals weitverbreitete schmale Hochformat des 82bMMALMOGAREN 50/2019 AALMLMOGOGAARERNEN 5 05/02/021091M9MMM8825c Buches zu passen (Oktav). Die Abbildung ist damit deutlich kleiner als die Seitengröße von 18,8 x 11,6 cm, was dem Graveur äußerste Präzision abverlangte, zum Beispiel bei der Schraffur. Diese breitformatige Variante des Cochin-Motivs hat gegenüber dem Hochfor-mat den Vorteil, eine nicht so felsenlastige Lavaröhre berücksichtigen zu müssen, was einer ausgewogenen, menschenbezogenen Bildgestaltung entgegen kommt. 862dMMMALAMLMOGOAGRAERNE N50 5/02/0210919 Abb. 40b - "Guanches des Cavernes sépulcrales du Barranco Hondo" (Südost-Tenerife). Li-thographie von A. Léveillé nach einem Photo von Louise-Auguste Bisson unter der Anleitung von Dr. Dumoutier, offizieller Anthropologe bzw. anatomischer Preparateur und Skulpteur der Expedition. Literatur: Dumoutier, Pierre-Marie Alexandre [Text Émile Blanchard] (1854): Homme Fem 1 4. 2 . AALLMMOOGGAARREENN 5 500//22001199 M M8827e Homme 5. 6. Voyage au Pole Sud et dans l'Oceanie sur les corvettes l'Astrolabe et la Zélée. Anthropologie.- Gide & Baudry Eds., Paris, 264 S. [Guanchen S. 249-251] –– Dumoutier, Pierre-Marie Alexandre (1854): Voyage au Pole Sud et dans l'Oceanie sur les corvettes l'Astrolabe et la Zélée. Anthropologie. Atlas.- Gide & Baudry Eds., Paris, 50 Planches [Guanchen Pl. 26] mme 1. 2. 88MMALMOGAREN 50/2019 ICDIGITAL |
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