Almogaren XL / 2009 Wien 2009
Rudolf Franz Ertl
40 Jahre Institutum Canarium
Die Kanarischen Inseln,
Dominik Josef Wölfel und sein Archiv
29 - 256
Die Erforschung des Archipels. In der Frühzeit der wissenschaftlichen
Erforschung der Kanarischen Inseln gingen die vielen Impulse nicht nur von
den Canarios selbst aus, sondern von Gelehrten aus vielen Ländern Europas.
Die Geschichte der Erforschung der Kanarischen Inseln würde viele Bände
füllen. Aus diesem Grund seien hier lediglich die herausragendsten Persönlichkeiten
und die wichtigsten ihrer Werke genannt: 1572 verfasste Giralomo
Karte der Kanarischen Inseln, publiziert in "Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und
Lande; oder Sammlung aller Reisebeschreibungen ... , Zweyter Band. Leipzig, bey Arkstee
und Merkus, 1748. Archiv Rudolf Franz Ertl
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Oben links: Römerzeitliche Amphore, Privatsammlung Gran Canaria. Foto: Friedrich
Grotensohn. Oben rechts: Darstellung eines Altkanariers der Insel Gran Canaria aus
Leonardo TORRJANls Bilderhandschrift "Descrittione et Historia de! Regno de l'Jsole
Canarie gia dette Je Fortunate con il parere delle loro fortificationi" aus dem Jahr 1590
Unten: Tonsiegel von Gran Canaria (nach R. Verneau).
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BENZONJ "La Historia del Mondo Nuovo". Besonders interessant der Anhang:
"Breve Discurso di alcune cose notabile dell Isole di Canaria".
Der Festungsbaumeister Leonardo TORRIANI und seine Bilderhandschrift
"Descrittione et Historia del Regno de I'Isole Canarie gia dette Je Fortunate
con il parere delle loro fortificationi" aus dem Jahr 1590 wird nach wie vor
häufig zitiert. Alonso de ESPINOSA vermutete 1594 als erster, dass die
kanarische Bevölkerung aus Nordafrika stammt und Antonio de VIANA verfasste
1604 die "Antigüedades de las lslas de Gran Canaria".
D. Francisco LOPEZ DE ULLOA schrieb bereits 1646 eine ''Historia de Ja
Conquista de las siete lslas de Canarias"und Fr. Jose de SOSA verfasste 1678
eine "Topograffa de Ja lsla Fortunada Gran Canaria 11
• Von Pedro Agustin del
CASTILLO Y RIUZ DE VERGARA stammt die "Descripcio de las Yslas de
Canaria '~ die er 1686 publizierte. Berühmt sind auch die Arbeiten des Franziskaners
Fray J. de ABREUY GALINDO (1632), Jose de VIERA Y CLAVIJO
gilt längst als Vater der kanarischen Geschichtsschreibung und George GLAS
schrieb 1764 seine heute noch gerne gelesene "History of the Discovery and
Conquest of the Canary Islands. 11
J. B. G. M. BORY de SAINT VINCENT, Rene VERNEAU, Don Agustin
MILLARES TORRES und Don Gregorio CHIL Y NARANJO sind nur einige
wenige aus der großen Reihe der Historiker und Geographen, die sich schon
sehr früh, intensiv und erfolgreich mit der Vergangenheit der Kanaren be-
Tumulus (Grabstätte) der Altkanarier in Arteara bei Fataga (San Bartolome de Tirajana,
Gran Canaria). Foto: Rudolf Franz Ertl
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schäftigten und wertvolle Daten aufzeichneten. Viele wichtige Arbeiten kompilierte
1929 Julius Franz SCHÜTZ in seinen "Bausteinen zu einer Bibliographie
der Canarischen, Madeirischen und Capverdischen Inseln und der Azoren".
Fundamentale Arbeiten deutschsprachiger Forscher wurden von Dominik Josef
WÖLFEL um 1940 aufge_listet und in der im Jahr 2004 von Marcos SARMIENTO
PEREZ verfassten Dissertation "Las Islas Canarias en los textos
alemanes (1494 - 1865)" ausführlich beschrieben und kommentiert.
Berühmte Naturforscher wiesen den Weg. Alexander von HUMBOLDT,
der berühmte Naturforscher und Weltreisende, weilte 1799 auf den Kanaren,
zwei Jahre nachdem Admiral Nelson vor der ''Rhede von Sainte Croix "(Santa
Cruz de Tenerife) durch eine Kugel den Arm verlor. HUMBOLDTs Beobachtungen
im Orotavatal aufTeneriffa spiegeln sich in seiner berühmt gewordenen
Aussage: "Ich habe im heißen Erdgürtel Landschaften gesehen, wo die Natur
großartiger ist, reicher in der Entwicklung organischer Formen, aber nachdem
ich die Ufer des Orinoco, die Kordilleren von Peru und die schönen Täler von
Mexiko durchwandert, muss ich gestehen, nirgends ein so mannigfaltiges, so
Spiralen, Halbkreise und Mäander bestimmen das Dekor der altkanarischen Keramik von
La Palma, die stets ohne Töpferscheibe in mühsamer Aufbauarbeit gefertigt wurde. Privatsammlung
in La Palma. Foto: Rudolf Franz Ertl
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anziehendes, durch die Verteilung von Grün und Felsmassen so harmonisches
Gemälde vor mir gehabt zu haben, als die Westküste von Teneriffa. ff
Der hervorragende französische Naturwissenschafter Sabin BERTHELOT
und sein aus England stammender, nicht minder aktiver und fachlich hochqualifizierter
Mitarbeiter Philip Barker WEBB schufen mit ihrer in den Jahren
1836 bis 1844 in Paris publizierten ''Histoire Naturelle des Jles Canariesff
ein Standardwerk, das heute noch eine wertvolle Quelle für Mineralogen,
Geologen und Biologen ist. In den ''Antiquites Canariennes ff (Paris 1879) wurden
die archäologischen Erkenntnisse der beiden Forscher publiziert.
Allein die Entwicklung der geowissenschaftlichen Erforschung der
Kanarischen Inseln markieren viele berühmte Namen. So schreibt HUMBOLDT
im zweiten Kapitel seiner ''Reise in die Äquinoctial=Gegenden des
neuen Continents in den Jahren 1799 bis 1804ff: ffCanaria wurde niemahls von
einem unterrichteten Mineralogen besucht, indessen würde diese Insel eine
Untersuchung um so mehr verdienen als mir die Physiognomie ihrer Gebirge,
die in parallelen Ketten streichen, völlig von der verschieden schien, welche
die Gipfel von Lancerote und von Teneriffa darbiethen. Nichts ist für den Ge-m
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Alexander von Humboldt weilte 1799 auf den Kanaren und erwähnte seine dort gemachten
Erfahrungen und Entdeckungen in seinem Standardwerk "Reise in die Äquinoctial=
Gegenden des neuen Continents" . Archiv Rudolf Franz Ertl
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ologen merkwürdiger, als die Beobachtung der Verhältnisse, in denen, auf einem
Punct des Erdballs, die vulcanischen Gebirge zu den primitiven und
secundären stehen. Wenn einst die canarischen Inseln in allen Theilen, welche
das System dieser Berge zusammen setzen, untersucht seyn werden, so wird
man einsehen, daß es zu voreilig war, die ganze Gruppe als ein, durch die
unter dem Meere wirksamen Feuer empor gehobenes, Product anzusehen. "Wie
recht der geniale HUMBOLDT mit dieser visionären Aussage hatte, erkannten
die Fachleute erst in den letzten drei Dezennien.
In der Vergangenheit wurde gerätselt, ob die Inseln des kanarischen Archipels
Bruchstücke des afrikanischen Kontinentalrandes sind, die durch Einbrechen
von Landbrücken oder infolge der Kontinentalverschiebung vom
Festland getrennt wurden oder ob es sich bei diesen um rein ozeanische Inseln
handelt, die sich ausnahmslos durch vulkanische Ergüsse über den Meeresspiegel
hinaus erhoben. Auf Grund seismischer und magnetischer Messungen
gehen mehrere Experten heute, 200 Jahre nach HUMBOLDT, von einer
Zweiteilung des Archipels aus. Sie nehmen an, dass die beiden Ostinseln
Lanzarote und Fuerteventura über einen Festlandsockel verfügen, die übrigen
Inseln des Archipels aber echte ozeanische Vulkaninseln sind. Entsprechende
Untersuchungen sind freilich noch ausständig.
Links: Der französische Naturwissenschafter Sabin BERTHELOT. Rechts: sein hochqualifizierter
Mitarbeiter Philip Barker WEBB. Die beiden schufen die wichtige "Histoire
Naturelle des Iles Canaries". Abbildungen: IC-Archiv, Wien
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Fundamentale Arbeiten. Wer die Berichte der frühen Historiker und Geographen
aufmerksam liest, wird immer wieder auf wertvolle Hinweise stoßen.
Anno 1800 beschrieben LAMANON und MONGET als erste zollgroße
Schwefelkristalle aus dem Krater des "Pico de Teyde ". Der deutsche Geologe,
Vulkanologe und Paläontologe Christian Leopold von BUCH (1774 bis 1853)
lieferte als erster viele definitive und zum Teil heute noch brauchbare
lagerstättenkundliche Beschreibungen. Seine "Geognostische Beschreibung
der Canarischen Inseln" aus dem Jahr 1825 sollte Pflichtlektüre für jeden mineralogisch
Interessierten sein, der jemals die Kanaren auf den Spuren seltener
Steine zu durchforschen beabsichtigt.
Bemerkenswert sind die Arbeiten von Gustav LEONHARD, der sich speziell
mit den Basalten der Kanaren und den auf den Inseln vorkommenden
Mineralien (Schwefel, Analcim und andere Zeolithe etc.) beschäftigte und auf
dessen ''Handwörterbuch der topographischen Mineralogie" (1843) HINTZE
mehrfach Bezug nahm. Johann R. BLUM, der Verfasser der "Pseudomorphosen
des Mineralreiches ", beobachtete als erster die Epidotisierungsvorgänge
an Diabasen und Dioriten auf der Insel La Palma und berichtete darüber bereits
1863 und der Geologe und Mineraloge SAUER untersuchte die Hauyn-Vorkommen
in den Phonolithen der Kanaren (La Palma, Gran Canaria).
Zu den klassischen geologischen Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts
zählen auch die Arbeiten von HARTUNG, FRITSCH & REISS. Sie gelten heute
als Raritäten und sind oft schwer zugänglich. 1857 publizierte G. HARTUNG
"über die geologischen Verhältnisse der Inseln L<inzarote und Fuerteventura"
in Zürich. 1862 erschienen seine "Betrachtungen über Erhebungskrater, ältere
und neuere Eruptivmassen, nebst einer Schilderung der geologischen Verhältnisse
der Insel Gran Canaria II in Leipzig. 1867 gingen die ''Reisebilder von den
Canarischen Inseln" von K. von FRITSCH in Druck, 1870 publizierte er "über
die ostatlantischen Inselgruppen". 1868 erschien erstmals die 496 Seiten umfassende
"Geologische Beschreibung der InselTenerife "von K. von FRITSCH
und W. REISS. 1878 und 1884 veröffentlichte FRITSCH seine geognostischen
Aufzeichnungen über die Insel EI Hierro, erschienen u.a. in WALTER: Petrographische
Studien an Gesteinen der Insel Hierro, Magdeburg. Als einen "Beitrag
zur Kenntnis vulkanischer Gebirge" bezeichneten K. von FRITSCH, G.
HARTUNG und W. REISS ihren 1876 erschienenen Aufsatz über die geologisch-
topographischen Untersuchungen auf Teneriffa. 1886 erschien die
"Frühlingsfahrt nach den Canarischen Inseln II des Botanikers H. CHRIST.
Geowissenschaftliche Erkenntnisse. 1894 untersuchte der Österreicher F.
BERWERTH vulkanische Bomben von den Kanarischen Inseln und publizierte
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Oben: Die Feuerberge von Lanzarote (Montafias del Fuego). Unten: Feinnadelige, weiße
Natrolithkristalle im dunkelgrauen Basalt vom Papagayostrand westlich des Castillo de las
Coloradas, Insel Lanzarote. Vergrößert im Maßstab 2:1. Fotos: Friedrich Grotensohn
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seine Erkenntnisse in den Annalen des k.k. naturhistorischen Hofmuseums
in Wien. 1908 widmete sich C. GAGEL der "Caldera von La Palma" in der
Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin. Im gleichen Jahr erschienen
seine Arbeiten "Über die Bezeichnung vulkanischer Kesseltäler und Schluchten':
"Das Grundgebirge von La Palma ': ''Bemerkungen zu dem Vortrage über
das Grundgebirge von La Palma" und ''Der Pie de Teyde aufTenerife ".
GAGEL war auch in der Folgezeit überaus fleißig und publizierte 1910
"Beobachtungen über Zersetz ungs- und Verwitterungserscheinungen in
jungvulkanischen Gesteinen" sowie "Die mittelatlantischen Vulkaninseln". 1914
erschien GAGELs Arbeit "Vulkanische Erscheinungen der nordwestafrikanischen
Inseln". Interessant ist GAGELs Arbeit über die "Tiefengesteine
von den Canarischen Inseln': die 1915 in Druck ging. GAGEL publizierte auch
über "die mittelatlantischen Vulkaninseln" im Handbuch der regionalen Geologie
VII und verfasste 1926 die "Begleitworte zu der Karte von La Gomera"
mit einem Anhang über die Calderafrage.
Reiseschriftsteller und bedeutende Forscher. Weitere, für die Erforschung
der Kanaren wichtige Fachleute waren die Geographen Martin Heinrich Karl
LICHTENSTEIN, Konrad MANNERT, Joachim LELEWEL, Francis Coleman
MAC-GREGOR, Heinrich BERGHAUS und der Historiker und General-Konsul
für Spanien und Portugal Julius Freiherr von MINUTOLI. Große Verdienste
um die Erforschung der Vegetation haben die Botaniker Hermann SCHACHT
( "Madeira und Tenerife mit ihrer Vegetation') und Hermann CHRIST sowie
der Naturwissenschaftler und Ornithologe Carl August BOLLE. Anthropologische
Arbeiten sind Ilse SCHWIDETZKY zu verdanken. Nach wie vor
richtungsweisend sind die Arbeiten des Ethnologen, Völkerkundlers und
Kulturwissenschaftlers Dominik Josef WÖLFEL (Hauptwerk ''Monumenta
Linguae Canariae ''.)und seiner Schüler, darunter der ebenfalls bereits verstorbene
Ethnologe Hans BIEDERMANN sowie der Petroglyphen- und Sprachforscher
Herbert NOWAK, um nur einige wenige stellvertretend für Dutzende
Experten zu nennen.
Herbert Nowak auf den Spuren Wölfels. Schon 1963, im Todesjahr
WÖLFELs, begab sich Herbert NOWAK für drei Monate auf die Kanarischen
Inseln. Dessen Interesse an der prähispanischen Kultur begeisterte zunächst
nur seinen unmittelbaren Freundeskreis, der sich in den darauffolgenden Jahren
auf den Spuren WÖLFELs verstärkt um die Erforschung archäologisch
bemerkenswerter Fundplätze und die Dokumentation der Felsbilder auf den
Kanaren bemühte.
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Zur gleichen Zeit publizierte die Akademische Druck- und Verlagsanstalt
in Graz WÖLFELs ''Monumenta Linguae Canariae" (MLC, 1965). Die Korrektur
und Bearbeitung des Werkes nach dem Tod des Verfassers besorgte
Alois CLOSS, die Biographie des Autors verfasste Ferdinand ANDERS. Die
MLC wurden später von Marcos SARMIENTO PEREZ ins Spanische übersetzt.
Besagtem Professor CLOSS bzw. seiner Vermittlung war es zu verdanken,
dass es schließlich zur Gründung des IC kam: Er machte 1965 Hans BIEDERMANN
auf den auf den Kanaren weilenden Herbert NOWAK aufmerksam
und brachte beide zusammen.
Nachdem sich NOWAK gründlich mit den Schriften WÖLFELs und der
ihm damals zugänglichen Fachliteratur beschäftigt hatte, recherchierte
NOWAK im Jahr 1965 sechs Monate lang, und 1966/67 sogar 18 Monate lang
auf dem Kanarischen Archipel. An dieser Stelle muss fairerweise darauf hingewiesen
werden, dass die erste Expedition der Halleiner Forscher unter keinem
guten Stern stand. Vier ihrer Alpinisten planten mit NOWAK eine Expedition
zu den heiligen Bergen auf den Kanaren zu unternehmen. Aus diesem
Grund bewarb sich NOWAK bei Alois CLOSS, dem Bearbeiter der MLC an
Schon im Jahr 1963, im Todesjahr Wölfels, begab sich Herbert Nowak für drei Monate auf
die Kanarischen Inseln und bemühte sich seit dieser Zeit um die weitere Erforschung
archäologisch bemerkenswerter Fundplätze auf allen Inseln des Archipels und die
Dokumentation der Felsbilder. Foto: IC-Archiv
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der Philosophischen Fakultät Graz um die Befürwortung eines Ansuchens an
das Bundesministerium für Unterricht um eine Subvention seines Unternehmens.
"Durch ein mitgesandtes Elaborat, das er selber ausgearbeitet hatte,
erbrachte der Gesuchsteller den Beweis für seine gute Kenntnis der Arbeiten
Wölfels und der spanischen Literatur': notierte CLOSS 1980.
Dem Ansuchen wurde unter dem Vorbehalt entsprochen, dass von der Gruppe
keinerlei Ausgrabungen versucht werden sollen, solange es ihnen nicht
gelungen sei, möglichst von den einheimischen kanarischen Fachleuten,
besonders an der Universität La Laguna, eine Unterstützung für ihr Vorhaben
durch Beistellung eines ihrer Experten zu erreichen. Die gestellte Bedingung
wurde von der Halleiner Expedition dementsprechend genau eingehalten, die
geplanten Kontakte mit den Gelehrten an der Universität und in den Museen
jedoch aus Zeitgründen leider verabsäumt. Es wäre jedoch, wie sich später
zeigte, zur Vermeidung eines Missverständnisses wichtig gewesen, den Hauptprotektor
WÖLFELs in La Laguna, E. SERRA RAFOLS, der ihn 1960 in großer
Feier! ichkeit zum Ehrendoktor promoviert hatte, von der Ausrichtung dieses
Unternehmens und der noch beabsichtigten folgenden Wiederbelebung des
Gedächtnisses der Leistung WÖLFELs in Kenntnis zu setzen.
Gelehrtenstreit um die Bedeutung der Fortaleza de Chipude von
Gomera. Dazu notierte CLOSS: "Denn als sich dann H NOWAK 1966/67 im
Alleingang zur Klärung des von WÖLFEL nicht behandelten, von VERNEAU
aber hoch eingeschätzten Heiligtumcharakters der Fortaleza de Chipude von
Gomera aufgemacht hatte und über seine dortige Untersuchung in der Tageszeitung
''Ei Dia •: Santa Cruz, Tenerife, am 19. 11. 1967 berichtete, sie mit dem
Vermerk begründend, dass man sich in der einheimischen Forschung bis dahin
nicht darum gekümmert hätte, hielt ihm der große Freund WÖLFELs E. SERRA
RAFOLS am 29.11.1967 persönlich, offenbar verärgert, vor, er habe den in dieser
Sache ausführlich beobachtenden und beschreibenden J BETHENCOURT
ALFONSO nicht gekannt. Wie dann aus einer im selben Blatt am 18.11.1973
erschienenen Darstellung durch den inzwischen mit der Leitung des Archäologischen
Departments der Universität La Laguna betrauten M PELLICER
hervorging, empfand man nun in La Laguna, aufgrund der Differenzen zwischen
E. SERRA RAFOLS und H NOWAK, die Notwendigkeit, sich um diese
Dinge an der Fortaleza de Chipude anzunehmen. "
In seinem Bericht in der genannten Tageszeitung erklärte PELLICER, sein
Ergebnis erfordere ein Verlassen der von VERNEAU und vorher von
BETHENCOURT und dann von NOWAK vertretenen religiösen Deutung der
Steindenkmäler auf diesem gewaltigen Basaltstock. Die von NOWAK als
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Libationsgruben bezeichneten Vertiefungen am Ende des Aufstieges hätten
nur als Trinkstellen (wohl von Regenwasser) für die Schafe und Ziegen der
dort sich mitunter einfindenden Hirten gedient und der nach der Zeichnung
NOWAKs darauffolgende Altar und der Steinkreis, bei dem sich VERNEAU
an die efquenes in Fuerteventura erinnert hatte, seien nur Reste von Hirtenunterkünften.
Vereinzelt stehenden Steinblöcke wurden von PELLICER teils
als Mauerstützen, teils als Windschutz für die Feuerstellen gedeutet.
Dazu CLOSS wörtlich: "Hält man neben diesen Bericht den von Nowak in
der angesehenen Schweizer Fachzeitschrift "Raggi" vom Jahre 1969 darüber
erstatteten Befund, auf den sich Pellicer bezieht, so erforderte dieser allein schon
durch seine detaillierte Genauigkeit eine aufgeschlossenere Würdigung. Die
Deutung Pellicers, alles Religiöse daran sei zu bestreiten, geht dem Vergleich
Verneaus mit den efquenes auf den Ostinseln und Bethencourts mit dem unbestreitbaren
Heiligtum in Ei Julan aus dem Weg. So kann er die Interpretation
H Nowaks aufgrund der aus kanarischen Denkmälern sonst sich ergebenden
Gesichtpunkte nicht entkräften. M Pellicers Erklärung der Funktion dieser
Steindenkmäler steht und fällt mit der Berechtigung seiner allgemeinen antimegalithischen
Einstellung. Sie ist übrigens in einigen Punkten sogar widerspruchsvoll
und der Situation einfach nicht entsprechend, am wenigsten seine
Behauptung, die Fortaleza de Chipude sei für die Hirten ein 'Zufluchtsort' gewesen.
Wovor hätten sie sich gerade dorthin, in ein so unwirtliches Gebiet ohne
Wasser, zurückziehen sollen?"
Dispute in Gelehrtenkreisen weckten verstärktes Interesse an prähispanischen
Funden. CLOSS konnte und wollte nicht die Auffassung
PELLICERs teilen, stimmte den Interpretationen BETHENCOURTs, VERNEAUs
und NOWAKs zu und fügte einer seiner Publikationen den Wunsch
bei, Herbert NOWAK möge sich auch noch zu den Steindenkmälern von EI
Julan auf der Insel Hierro begeben. NOWAK sollte die von BETHENCOURT
und VERNEAU bereits zitierten Steinbauten und Muschelhaufen ("concheros 11
)
untersuchen.
1968 lieferten die von NOWAK durchgeführten Untersuchungen und seine
daraus abgeleiteten Hypothesen nicht nur den Gelehrtenkreisen in Teneriffa und
Gran Canaria, sondern in ganz Europa Gesprächsstoff für zum Teil recht heftige
Diskussionen, wie später die Pyramiden auf den Kanarischen Inseln oder der
umstrittene Zanata-Stein. NOWAK ließ sich in seiner Auffassung nicht beirren
und erkannte schnell, dass nur eine Zusammenarbeit der besten Köpfe auf lange
Sicht zielführend sein kann. Die Gründung einer Forschungsgesellschaft war nur
mehr eine Frage der Zeit. Im Herbst 1969 war es dann so weit ...
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Der geistige Vater: Prof. Dr. Dominik Josef WÖLFEL. Prof. Dr. Dominik
JosefWÖLFEL, der bedeutende österreichische Historiker und Völkerkundler
gilt als einer der wichtigsten Erforscher der nordafrikanischen Kulturen sowie
der Kanarischen Inseln. WÖLFEL war Universitätsdozent für Völkerkunde
in Wien sowie Kustos am Museum für Völkerkunde in Wien. In Fachkreisen
wird er als Papst der Kanarenforschung bezeichnet. Sein wichtigstes Werk
sind die Monumenta Linguae Canariae (Kanarische Sprachdenkmäler).
Dominik Josef WÖLFEL kam am 25. Mai 1888 in Wien als zwölftes Kind des
Ehepaars WÖLFEL zur Welt. Der Vater - er war damals bereits 63 Jahre alt - war
Militärrechnungsrat und bezog wie viele Beamte in der k. k. Monarchie ein gesichertes,
aber leider nur geringes Salär. Der kleine Dominik wuchs in geregelten,
aber bescheidenen, eher ärmlichen Verhältnissen auf. Dominik JosefWÖLFEL
absolvierte Volks- und Bürgerschule. Die schwierigen finanziellen Verhältnisse
der Eltern gestatteten dem Junior nicht, die Mittelschule zu besuchen. Im Alter
Los Letreros (EI Julan, Insel EI Hierro) - Links eine historische Aufnahme der berühmten
Petroglyphen aus dem Fundus von Dominik Josef Wölfe!, rechts eine Aufnahme desselben
Bereiches von Rudolf Franz Ertl aus dem Jahr 1994. Bildmaterial: IC-Archiv
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Der bedeutende österreichische Ethnologe Dominik JosefWölfe l wird als Papst der Kanarenforschung
bezeichnet. Sein wichtigstes Werk sind die Monumenta Linguae Canariae
(Kanarische Sprachdenkmäler). Foto: IC-Archiv
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von fünfzehn Jahren wurde er Fotographenlehrling und schrieb Gedichte. Seine
sprachliche Begabung erlaubte ihm das schnelle Erlernen von Fremdsprachen:
Englisch, Französisch, Italienisch, Arabisch und Persisch. Auch seine Grundkenntnisse
in Geschichte und Geographie erwarb er durch private Studien.
Reiseleiter, Sprachlehrer und Übersetzer. Bald verdingte er sich als Reiseleiter
in Mittel- und Südeuropa, Sprachlehrer und Übersetzer. Mitten im
Ersten Weltkrieg, am 24. Februar 1916 trat WÖLFEL als "wissenschaftlicher
Hilfsarbeiter" in das österreichische Handelsministerium als Übersetzer ein.
Er übersetzte dort Handelsverträge und Zolltarife usw. aus Dänisch, Norwegisch,
Schwedisch und Niederländisch. Daneben lernte er Russisch, Spanisch
und Portugiesisch. Nach Ende des Ersten Weltkrieges im Handelsministerium
abgebaut, machte er zunächst Dienst in einer amerikanischen Kinderausspeisungsaktion.
Am 3. Oktober 1919 inskribierte er an der Universität Wien
als außerordentlicher Hörer Völkerkunde und Anthropologie. Die erforderliche
Ergänzungsprüfung für Realschulabsolventen legte er mit Auszeichnung
ab. Die philosophische Fakultät bewilligte die Zulassung zu den Rigorosen.
WÖLFEL heiratete am 1. September 1920, vier Jahre später wurde er Vater
eines Töchterchens. Am 4. Februar 1925 promovierte er zum Dr. phil. mit einer
Dissertation zum Thema Trepanation. Bald danach trat er als Assistent in
die Dienste des Museums für Völkerkunde in Wien, wo seine Vorgesetzten
und Kollegen in ihm ein ''klerikales Spitzel"zu erkennen glaubten. Schon im
Februar 1927 beklagte sich der ''grenzenlos müde, grenzenlos mutlose und
grenzenlos freudlose" WÖLFEL - wie er sich selbst bezeichnete - in einem
Schreiben an seinen Lehrer Pater Prof. P. W. SCHMIDT über die ''professoralen
Intriganten", die ihm sein berufliches Weiterkommen erschwerten. Dennoch
wurde er am 1. Juli 1927 zum wissenschaftlichen Vertragsbeamten ernannt.
Aber das Mobbing gegen ihn scheint weiter gegangen zu sein, denn
erst am 1. Juli 1937 avancierte er zum Kustos II. Klasse, seine Pragmatisierung
wurde jedoch von seinen Vorgesetzten bis zur Pensionierung WÖLFELs im
Jahre 1939 erfolgreich verhindert. Da sich WÖLFEL schon in den späten Zwanzigerjahren
"aus wissenschaftlichen Gründen gegen den Rassenwahn" aussprach
und als Anhänger Bundeskanzler SEIPELs galt, mag durchaus den Tatsachen
entsprechen, dass seine Vorgesetzten und politischen Gegner, die Professoren
CHRISTIAN und MENGHIN, auch seine Habilitation verhinderten.
Beweisen lässt sich das freilich nicht.
Erforschung von Primärquellen. Als sich WÖLFEL von seinem Fach als
junger Ethnologe hierzu angeregt von der Aufdeckung eines physischen Zu-
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sammenhanges der alten Kanarier mit den "Eurafnkanern "durch den damals
führenden deutschen Anthropologen Eugen FISCHER und durch die Auffassung
seines Völkerkundelehrers W. SCHMIDT anschickte, den Kanaren-Archipel
als Rückzugsgebiet von Westeuropa und Nordafrika näher ins Auge zu
fassen, begann er - dank Unterstützung durch die Österreichisch-Deutsche
Wissenschaftshilfe - seine Arbeit mit der Erforschung von Primärquellen in
den Archiven des Vatikan, Madrids, Simancas, Lissabons und Paris. Die Archivreisen
wurden seitens des zuständigen Bundesministeriums auch durch bezahlte
Studienurlaube und die einmalige Gewährung einer Subvention in der
Höhe von eintausend Schill ing gefördert. Den Recherchen von Albert RIEGER
zufolge "waI die Fülle der aufgefimdenen Dokumente so groß, dass die bewilligten
Geldmittel neben dem Aufwand für die Fahrten und Lebensunterhalt restlos
für die Fotographien der Dokumente aufgingen. "WÖLFELs Spanienreise
1932/33 finanzierte die europäische Zentrale der Rockefeller Foundation. Es
fo lgten Publikationen über seine Funde und die Herausgabe jenes Manuskriptes,
das er schon damals als das wichtigste erkannte: die Beschreibung und
Geschichte der Kanarischen Inseln von L. TORRIANI. Die Ausgabe WÖLFELs
Doz. Dr. Dominik Josef Wölfe! (rechts) im Gespräch mit seinem ehemaligen Schü ler Dr.
Hans Biedermann im Jahr 1957. Foto: IC-Archiv
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enthält den Urtext mit einer deutschen Übersetzung und mit ethnologisch richtungweisenden
Anmerkungen und Anhängen.
Das eigentliche Verdienst WÖLFELs liegt nach CLOSS darin, dass er als
erster den Gesamtstand der Nachrichten über die alten Kanarier und ihre
Kulturreste zuerst systematisch in vergleichende Sicht gestellt hat, und zwar
sowohl in sprachlicher als auch in kulturwissenschaftlicher Hinsicht. Zum
Vergleichsgebiet wählte er dabei zunächst den kulturellen Komplex des alten
"Eurafnka "und innerhalb von diesem das Megalithikum, von dem aus er sogar
rein hypothetisch seine Kreise bis nach Mittelamerika hinüber zu ziehen wagte,
ohne jedoch diesbezüglich strikte Behauptungen aufzustellen.
1938 "in den Ruhestand versetzt". Von seinen Tätigkeiten in Wien war
WÖLFEL laut Personalakt vom April 1939 bis April 1945 "in den Ruhestand
versetzt"(= suspendiert). Dr. Etta BECKER-DONNER notierte in einem handschriftlichen
Memorandum unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges:
''Dr. Domimk los. Wölfe] wurde 1938 wegen einer halbjüdischen Frau u. wohl
auch sonst aus polit. Gründen pensioniert u. hat sich nun wieder zum Dienst
Wölfe! besuchte, zum Teil gemeinsam mit Don Jose Moreno, Mitarbeitern des Museo Canario
und vielen Einheimischen eine große Zahl archäologischer Denkmäler auf den Kanarischen
Inseln. Leider nicht näher beschriftete Aufnahmen aus dem Wölfel-Archiv.
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gemeldet." Ab 16. April 1945 machte WÖLFEL wieder Dienst im Museum für
Völkerkunde in Wien. Zwei Monate später bewarb sich WÖLFEL um einen
Lehrauftrag oder Zuerkennung der Venia legendi an der Universität Wien.
RIEGERs Recherchen zufolge wurde am 23. Juli 1945 "die Zustimmung der
Kollegiumssitzung zur Übertragung einer Lehrbefugnis in Verbindung mit Verleihung
des Titels eines a. o. Prof an Dr. Dominik Josef Wölfe/ durch den Dekan
unterbreitet. Der Antrag wurde mit 22 Stimmen ja und 2 nein angenommen.
Das Ministerium bestätigte zwar, die von der Universität La Laguna erworbene
Lehrbefugnis Wölfels zu übernehmen, behielt sich aber die Schlussfassung
über den Antrag aufVerle1hung des Titels eines außerordentlichen Professors
an Dr. Wölfe/ vor. .. "Pater W. KOPPERS setzte sich zwar weiterhin für
WÖLFEL ein, hatte jedoch kaum Erfolg.
Eine ähnliche Situation herrschte im Völkerkundemuseum, die in einem
Konflikt zwischen WÖLFEL und dem neuen Direktor Dr. BLEICHSTEINER
eskalierte. In der Regierung RENNER war der Kommunist Ernst FISCHER
Unterrichtsminister geworden. Da sich BLEICHSTEINER nach Kriegsende
Dr. Dominik Josef Wölfe! bei den prähistorischen Höhlen (Cueva de Pilares) von Cuatro
Puertas in Telde, Gran Canaria. Von links nach rechts: Don Laureano Betancor Suarez
(Ten iente Alca lde), Don Juan del Rio Ayala, Sebastian Jimenez Sanchez (Comisario
Provincial), Dr. Dominik Josef Wölfe!, Pedro Hernandez Benitez (Parroco de Telde) und
Deogracias Rodriguez Perez (Can6nigo). Foto: Archivo Foto-Estudio Suarez Robaina, Telde;
Quelle: Estado Espaiiol, Ministerio de Educaci6n Nacional,Comisaria Provincial de Excavaciones
arqueol6gicas, Las Palmas de Gran Canaria)
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den Kommunisten angeschlossen hatte, ist es nicht weiter verwunderlich, dass
dieser zum Chef des Völkerkundemuseums avancierte. Wenn WÖLFEL nicht
die ihm zustehende Gehaltsvorrückung gewährt wurde, mag dies nicht zuletzt
in den gravierend unterschiedlichen Weltanschauungen, politischen Orientierungen
und persönliche Differenzen der Beiden begründet sein. Dazu
RIEGER: ''Die Akten ... berichten von 1945 bis 1953, dem Jahr von Wölfels
Pensionierung, nur mehr von Streitigkeiten, da Wölfe/ auf seine 1hm zustehenden
Rechte beharrte. Zur Durchsetzung seiner Forderungen schaltete er auch
einen Rechtsanwalt ein. Wölfe] wandte sich unter Umgehung des Dienstweges
direkt an den Unterrichtsminister und auch an das Bundeskanzleramt und erhielt
dafür eine Verwarnung. Aber so gerne man Wölfe] seitens des Ministeriums
losgeworden wäre, fürchtete man doch ein öffentliches Verfahren, wie aus
dem Personalakt eindeutig hervorgeht ... 11
Wölfel - eine Gefahr für die Amtsdisziplin? WÖLFEL wurde beschuldigt,
eine eminente Gefahr für die Amtsdisziplin im Museum für Völkerkunde
darzustellen: "Es haben sich die unerquicklichsten Auseinandersetzungen,
Beschuldigungen und Intrigen an diesem Museum ereignet, die zweifellos durch
Dr. Wölfe] hervorgerufen wurden, der seit 1945, seitdem er wieder am Museum
Dienst macht, sich als Rehabilitierter zurückgesetzt fühlte, weil er nicht mit
der Leitung des Museums betraut wurde. "Überdies wurde WÖLFEL vorgeworfen,
"er habe hat sich, um den damaligen Machthabern in der NS-Zeit
gefällig zu sein, in seinem Buch über Spanien durchaus im NS-Sinne geäußert.
Er hat Gemeinsamkeiten zwischen Spanien und Deutschland herausgefunden,
die vom Standpunkt einer österreichischen Geschichtsbetrachtung
keineswegs bestehen. .. 11
Anfang 1953 verbrachte Wölfe) mit Frau und Tochter mehrere Monate auf
den Kanarischen Inseln und hielt dort auch einige Vorlesungen. Der genaue
Zeitraum der Reise geht aus den Unterlagen nicht hervor, doch hielt er im
Sommer-Semester in Wien keine Vorlesungen mehr. Auf Betreiben von Pater
W. KOPPERS wurde im Mai 1953 in einer Fakultätssitzung nochmals über
den Antrag, WÖLFEL für den Titel eines außerordentlichen Professors vorzuschlagen,
abgestimmt. Die Abstimmung ging abermals zugunsten WÖLFELs
aus. Der Dekan schickte den Antrag zur Erledigung an das zuständige
Wissenschaftsministerium. Eine Ernennung zum Universitätsprofessor wurde
WÖLFEL in Wien allerdings nie zuteil. Die Universität San Fernando in
La Laguna verlieh ihm am 18. Februar 1960 das Ehrendoktorat. Schwerherzkrank,
musste WÖLFEL in den letzten Lebensjahren wiederholt seine Vorlesungen
an der Universität Wien absagen. Am 27. April 1963 verstarb Dominik
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Josef WÖLFEL. Nach ihm wurde die Wölfel-Medaille des Institutum
Canarium, die Dominik-Wölfel-Gasse in Wien und eine Straße in Santa Cruz
de Tenerife benannt.
Wichtige Aufsätze und Monografien von
Dominik Josef Wölfet (1888 -1963)
Auszug aus der Wölfel-Bibliografie von Hans-Joachim Ulbrich inkl. einer
Ergänzung des Autors. Berücksichtigt sind hauptsächlich Arbeiten, die das
Forschungsfeld des IC tangieren:
Wölfe!, D. J. (1924): Studien zur kulturellen Stellung der Trepanation.- Dissertation Universität
Wien, 148 S.
Wölfe!, D. J. (1925): Die Trepanation. Studien über Ursprung, Zusammenhänge und kulturelle
Zugehörigkeit der Trepanation.-Anthropos XX, St.Gabriel-Mödling (Austria), pag.
1-50.
Wölfe! , D. J. (1928): Zur Terminologie sprach! ich er Verwandtschaft.- in Koppers, W. (Ed.):
Publication d'hommage offerte au P W. Schmidt= P. W. Schmidt-Festschrift, pag. 165-
172. St. Gabriel, Mödling. Mechitharisten-Congregation s-Buchdruckerei , Wien.
Wölfet, D. J. (1930): Be richt über eine Studienreise in die Archive Roms und Spaniens zur
Aufuellung der Vor- und Frühgeschichte der Kanarischen Inseln.-Anthropos XXV, St.
Gabriel-Mödling, pag. 711-724.
Wölfe! , D. J. (1930): La Curia Romana y la Corona de Espaiia en la defensa de los aborigenes
Canarios.- Anthropos XXV, St. Gabriel-Mödling, pag. 1001-1083 (Nachdruck 1980).
Wölfe! , D. J. (1931): Sind die Ureinwohner der Kanaren ausgestorben?- Zeitschrift für Ethnologie
62 /1930, Berlin 1931 , pag. 282-302 (Nachdruck 1993).
Wölfe! , D. J. (1933): Los Gomeros vendidos por Pedro de Vera y dofia Beatriz de Bobadilla.El
Museo Canario III , Las Palmas, pag. 5-84 (Nachdruck 1980; Übersetzung ins Deutsche
1973).
Wölfe!, D. J.; HIRSCHBERG, W: (1934): Die Afrikaforschung se it 1931.- Mitteilungen d.
Seminars für Orientalische Sprachen XXXVII / IlJ (Auslands-Hochschule an der Universität
Berlin), Berlin, pag. 1-35.
Wölfe!, D. J. (1934): Historische Anthropologie in ihrer Anwendung auf die Kanarischen
Inseln.- Festband E. Fischer = Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie XXXIV,
Stuttgart, pag. 493-503.
Wölfe!, D. J. (1937): Die Afrikaforschung seit 1934. - Mitteilungen d. Seminars für Orientalische
Sprachen Abt. Jll / XL (Auslands-Hochschule an der Universität Berlin), Berlin,
pag. 170-221.
Wölfe! , D. J. (1939): Nord- und Weiß-Afrika. - in Bematzik, H. A. (Hrsg.): Große Völkerkunde.
Sitten, Gebräuche und Wesen fremder Völker. Bd. l. Europa, Afrika.- Bibi iografisches
Institut Leipzig, 225-243 (Nachdruck 1954 a ls "Die Neue Große Völkerkunde")
Wölfe], D. J. (Ed. 1940): Leonardo Torriani "Die Kanarischen In seln und ihre Urbewohner".
48
Eine unbekannte Bilderhandschrift vom Jahre 1590.- Übersetzt und kommentiert von D.
J. Wölfe! = Quellen und Forschungen zur Geschichte der Geographie und Völkerkunde
VI ( F. Koehler Verlag), Leipzig 1940, 323 S. + 31 Abb. [Reprint Hallein 1979].
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Wölfe! , D. J. (1940 / 1979): Torrianis Beitrag zur Rassen- und Kulturgeschichte. - Anhang I
(pag. 234-243) zu Torriani, L.: Die Kanarischen Inseln und ihre Urbewohner.- Leipzig
1940 und Hallein 1979.
Wölfe!, D. J. (1940 / 1979): Torriani und die Sprache der Kanaren.- Anhang II (pag. 244-
303) zu Torriani, L.: Die Kanarischen Inseln und ihre Urbewohner.- Leipzig 1940 und
Hallein 1979.
Wölfe!, D. J. (1940/ 1979): Vorläufige Mitteilungen zu den kanarischen Siegeln und Inschriften.-
Anhang III (pag. 304-310) zu Torriani, L.: Die Kanarischen Inseln und ihre
Urbewohner. - Leipzig 1940 und Hallein 1979.
Wölfe! , D. J. (1943): Monumenta Linguae Canariae. Die kanarischen Sprachdenkmäler und
die Sprache der Megalithkultur.- 2 Bde., Leipzig (im Satz-Zustand ausgebombt) [Fraglich
ist, ob in dieser Version die 1965 nicht entha ltenen Kapitel schon abgesetzt waren.]
Wölfe!, D. J. (1950 / 1978 / 1994): Die Kanarischen Inseln, die westafrikanischen Hochkulturen
und das alte Mittelmeer.- In Jensen, A. E. (Ed. 1950): Paideuma Bd. 4, Bamberg,
pag. 231-253; Faksimil-Nachdruck: Arno Press, New York 1978; sowie Neudruck des
Aufsatzes in Almogaren XXIV-XXV/1993-94, Hallein 1994, pag. 17-43.
Wölfe!, D. J. (1951): Die Gottesnamen der Libyer und Berber.- Separata aus "Die Sprache",
Bd. 11/ Heft 3 (Wiener Sprachgesellschaft), Wien, pag. 171-181
Wölfe!, D. J. (1951, 1980): Die Religionen des vorindogermanischen Europa.= Bd.1 von
König, F. (Hrsg.): Christus und die Religionen der Erde. - Wien 1951, pag. 161- 537 (darin
u. a. Kapitel "Die Religion der Kanarier") [Nachdruck Hallein 1980].
Wölfe! , D. J. (1952): La falsificacion del "Canarien".- Revista de Historia t. XVIII / no. 100,
La Laguna, pag. 495-508.
Wölfe!, D. J. (1953): Le probleme des rapports du Guanche et du Berbere.- Hesperis XL / 3-
4, Paris-Rabat, pag. 523-527 (Übersetzung ins Spanische siehe 1979).
Wölfe!, D. J. (1953): Don Juan de Frias. EI gran conquistador de Gran Canaria.- Publicaciones
de "EI Museo Canario", Las Palmas de G. C., 13 + XLIX S. (Nachdruck 1980).
Wölfet, D. J. (1954): Les noms de nombre dans Je parler guanche des lies Canaries.- Hesperis
XLI /1-2, Paris-Rabat [Nachdruck in Wölfe! 1965: pag. 613-645].
Wölfe!, D. J. (1954) : Megalithikum und archaische Hochkulturen.- In Randa, A. (Ed.):
Handbuch der Weltgeschichte. Bd. I. Archaische Hochkulturen.- Walter Verlag, OltenFreiburg,
Spalte 173-182 (Nachdruck 1958).
Wölfe!, D. J. (1955): Eine Felsgravierung eines neolithisch-bronzezeitlichen Schiffstypus
und anderes aus der Archäologie der Kanarischen Inseln.- "Afrikanistische Studien" D.
Westermann-Festschrift (= Veröffentlichungen des Instituts f. Orientforschung der Deutschen
Akademie d. Wissenschaften Nr. 26), Berlin, pag. 181-197.
Wölfe! , D. J. (1955): Eurafrikanische Wortschichten als Kulturschichten.-Acta Salmanticensia
(Filosofia y Letras) IX /1, Universidad de Salamanca, 189 S.
Wölfe!, D. J. (1957): Dilettantismus und Scharlatanerie und die Erforschung der Eingeborenensprache
der Kanarischen Inseln .- Memorial Andre Basset (1895-1956), Paris, pag.
147-158 (Übersetzung ins Spanische siehe 1958/1980).
Wölfe!, D. J. (1958): Los aficionados, los charlatanes y Ja investigacion de Ja lengua aborigen
de las Islas Canarias.- Revista de Historia Canaria t. XXIV / no. 121- 122, La Laguna,
pag. 1-15; erschien auch als Separata durch das Secretariado de Publicaciones der Universidad
de La Laguna (Nachdruck 1980).
Wölfe! , D. J. (1960): Die Kunst der Altvölker Afrikas.- in Rimli, E. T. ; Fischer, K. (Hrg.):
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Illustrierte Welt-Kunstgeschichte Bd. LV (Stauffacher-Verlag), Zürich, pag. 295-336;
Nachdruck in Ullstein Ku nstgeschichte Bd. 1, Frankfurt / M. - Berl in 1963, pag. 63-100.
Wölfe!, D. J. (1961): Weißafrika von den Anfä ngen bis zur Eroberung durch die Araber.- in
Oldenbourgs Abriss der Weltgeschichte. Abriss der Geschichte außereuropäischer Kulturen.
Bd. 1 Abriss der Geschichte antiker Randkulturen (Verlag R. Oldenbourg), München-
Wien, pag. 193-237.
Wölfe !, D. J. (1963): Die Kunst der Altvölker Afrikas / Die Kunst der Ozeanier / Die Kunst
der Altvölker Indonesiens und Südostasiens. - In Sperlich, H.-G. (Ed. 1963): Ullstein
Kunstgeschichte Bd. 1.- Ullstein-Buch 4001 , Frankfurt / M.- Berl in, 63-155 (Nachdruck
von 1960).
Posthum erschienene Publikationen:
Wölfe !, D. J. (1965): Monumenta Linguae Canariae. Die Kanari schen Sprachdenkmäler.bea
rbeitet von A. Closs (ADEVA), Graz, 928 S.
Wölfe !, D. J. (1973): Die Versklavung der Gomeros.- Almogaren III/1972, Graz 1973, pag. 1-
14 (gekürzte Übersetzung von "Los Gomeros vendidos ... "; siehe 1933 und 1980).
Wölfe !, D. J. (1975): Mega lithikum - Weißafri ka - Kanarische In seln.- Almogaren IV / 1973,
Graz 1975, pag. 1-6 (Zitatensammlung aus verschiedenen Aufsätzen).
Wölfe!, D. J. (1979): EI problema de las relaciones del guanche y del bereber.- Agüayro no.
11 5, Las Palmas de G.C. , pag. 32-33 (Übersetzu ng aus dem Französ ischen; s iehe 1953).
Wölfe !, D. J. (Ed . 1979/ 1940): Leonardo Torriani "Die Kanari schen Inse ln und ihre
Urbewohner". Eine unbekannte Bilderhand schrift vom Jahre 1590.- übersetzt und
komment iert von D. J. Wölfe! (Burgfried Verl ag), Hallein, 323 S. + 31 Abb. [FaksimilNachdruck
der Ausgabe von 1940] .
Wölfe!, D. J. (1980): Die Religionen des vorindogermanischen Europa. - H. Nowak / BurgfriedVerl
ag, Hallein 1980, 537 S. (Nachdruck aus König, F. [Hrsg.]: Christus und die Religionen
der Erde. Bd.1.- Wien 1951 ).
Wölfe !, D. J. (1980): Don Juan de Frias. EI gran conquistador de Gran Canaria. - Estudios
Canarios I (Burgfried -Verlag), Hallein 1980 (Faksimil-Nachdruck der Ausgabe von 1953,
13 + XLIX Seiten).
Wölfe !, D. J. (1980): La Curia Romana y la Corona de Espaii.a en la defensa de los aborigenes
Canarios.- Estudios Canarios I (Burgfri ed-Verlag), Hallein 1980 (Faksimil-Nachdruck
aus Anthropos XXV /1930, pag. 1001 -1083).
Wölfe !, D. J. (1980): Los aficionados, los charl atanes y la investigaci6n de la lengua aborigen
de las Is las Canari as.- Estudios Canarios l (Burgfri ed- Verlag), Hall ein 1980 (FaksimilNachdruck
aus Revista de Historia Canaria XXIV / 121-1 22, La Laguna 1958, pag. 1-15)
Wölfe !, D. J. (1980): Los Gomeros vendidos par Pedro de Vera y doii.a Beatriz de Bobadilla.Estudios
Canarios I (Burgfri ed-Verl ag), Hallein 1980 (Faksimil-Nachdruck aus EI Museo
Canario 1/1, Las Palmas 1933, pag. 5-84)
Wölfe !, D. J. (1980): Unjefe de tribu de la Gomera y sus relaciones con la Curia Romana. Estud
ios Canarios 1 (Burgfr ied-Ve rl ag) , Ha ll e in 1980 (Fa ksim i !-Nachdru ck aus
ln vestigac i6n y Progreso IV /1930, Madrid , pag. 1-6)
Wölfe !, D. J. (1993): Sind die Ureinwohner der Kanaren ausgestorben?- Almogaren XXIII/
1992, Hallein 1993, pag. 13-40 (Nachdruck aus Zeitschrift für Ethnologie 62 / 1930, Berlin
1931).
Wölfe !, J. D. (1994): Die Kanari schen Inseln, die westafrikanischen Hochkulturen und das
alte Mittelmeer.- Almogaren XXIV-XXV/1993-94, Hallein, pag. 17-43.
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Wölfe!, D. J. (1995): Alteuropa und Matrilinearität. In: Derungs, K. (1995): Keltische Frauen
und Göttinnen .
Wölfe!, D. J. (1996): Monumenta Linguae Canariae. Monumentos de la lengua aborigen
canaria.- Direcci6n General de! Patrimonio Hist6rico (Gobierno de Canarias), Sta. Cruz
de Tenerife, 2 ts. 1-402 / 403-1115 [Übersetzung aus dem Deutschen = Trad. al espafiol
de Marcos Sarmiento Perez. Tenerife.] Man sehe auch 1943 bzw. 1965.
Das Archivum Canarium Wölfel (ACW), heute IC-Archiv-Wölfel genannt.
Wölfels Sammeltätigkeit begann mit "einer Studienreise in die Archive
Roms und Spaniens zur Aufhellung der Vor- und Frühgeschichte der
Kanarischen Inseln". Vermutlich bereits während seiner Recherchen, spätestens
aber nach Sichtung des entdeckten wertvollen Materials wird WÖLFEL die
für die historische Erforschung der Kanarischen Inseln daraus resultierenden
Problemkreise erkannt haben, denn schon bald legte er das Programm seiner
weiteren Arbeiten vor.
In den Jahren 1930 bis 1933 folgten mehrere, insgesamt 14 Monate währende
Aufenthalte zur Erfassung des Kanaren-Materials in den unterschiedlichsten
Archiven, Bibliotheken und Instituten. "In systematischer Sucharbeit': so
Univ.-Doz. Dr. ANDERS, der nachmalige erste Präsident des INSTITUTUM
CANARIUM, "sollten die Archivbestände, die kanarisches Material enthalten
konnten, erfasst werden und eine Sammlung von Urkunden, Originalhandschriften
und Erstausgaben von Quellenwerken in fotographischer
Reproduktion entstehen. " Einen "noch zu bearbeitenden Schatz der Kanarienkunde
... , als Frucht jahrelanger, mühsamer, durch Finderglück begünstigter
Forschungen zusammengebracht"nannte im Jahr 1941 FRIEDERICI, einer
der besten deutschen Kenner der Entdeckungsgeschichte, WÖLFELs Archivmaterial
in der Besprechung von dessen "Leonardo Torriani, Die Kanarischen
Inseln und ihre Urbewohner".
Kein Verzeichnis des Wölfel-Archivs vorhanden. ANDERS recherchierte, dass
WÖLFEL eine vollständige Übersicht der Zusammensetzung seines Sammlungsbestandes
nie publiziert hat, auch bestand dem Befund nach kein Verzeichnis
desselben. Eine solche als zeitraubend empfundene Arbeit wurde von WÖLFEL,
der jedes Dokument in seiner Bedeutung genau kannte, immer wieder aufgeschoben;
in späteren Jahren unterblieb die Erfassung wegen seiner sich dauernd
verschlechternden Sehkraft. Den Inhalt des Großteils der angehäuften Dokumente
erhellen zum Teil die von WÖLFEL selbst durchgeführte Bearbeitungen, deren
erste er bereits in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts publizierte. Sowohl
in diesen Arbeiten als auch im Literaturverzeichnis zur Torriani-Ausgabe erfolgten
Hinweise auf Fotokopien seltener Werke und Manuskripte.
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Nach ANDERS lagen 1965 handschrift-
1 iche Unterlagen zum Teil in chronologischer
Ordnung vor, doch ließen verschiedene
Umstände die weit gespannten Planungen
nicht realisieren. Heute sind diese
Papiere verschollen, sind im ACW leider
nicht mehr vorhanden - sie müssen bei
ihrer Odyssee ausgehend vom Anthropologischen
Institut der Universität Kiel bis
zu den verschiedenen Vereinssitzen des IC
in Verlust geraten sein.
Fünf Aufgabenkreise. Als Ansatzpunkte
für die weitere Forschung hatte Wölfe!
den Ausführungen von Ferdinand ANDERS
zufolge fünf Aufgabenkreise geFunde
aus Wohn- und Grabhöh len der steckt, einen anthropologischen, einen
Insel Fuerteventura bei einer Präsen-tation
im Museo Canario in Las Palmas, ethnologischen, einen archäologischen, ei-
Gran Canaria. Foto: Wölfel-Archiv nen historischen und einen sprachwissen-schaftlichen:
"Dje histon·sche Forschung
sollte jn der Reihenfolge an erster Stelle stehen und die Voraussetzungen für
dje Bearbejtung der anderen Problemstellungen schaffen. Daran konnte sjch
dje Lösung der anthropologischen Aufgabe schjjeßen, um mit Hilfe der Archäologje
gewonnenes Schädel- und Skelettmatenal mit Ergebnissen von Untersuchungen
an Lebenden zu veigleichen und zu einer endgültigen Rassengeschichte
der Inseln zu gelangen. "
Es galt die Erkenntnisse von der aus den alten Quellen geschöpften Ethnographie
mit den Auswertungen archäologischer Funde und der volkskundl ichen
Untersuchung der heutigen Bevölkerung abzugleichen. Als Resultat - so
ANDERS - sollte sich "die endgültige Ethnologie der Inseln" schreiben lassen
und aus einem räumlichen Nebeneinander von Ethnien und Kulturen auf den
Kanarischen Inseln sollte das zeitlichen Nacheinander durch entsprechende
Schichtensondierung erkannt werden.
"Erst z uletzt konnte die sprachwissenschaftjjche Aufgabe jn Angriff genommen
werden': notierte der nachmalige erste IC-Präsident, "weil sie auf den
Materialsammlungen vor allem der historischen Forschung aufzubauen hatte.
Es galt, die Fülle von Orts- und Eigennamen aus dem rejchen Dokumentenschatz
zu erfassen, die räumliche Scheidung nach den ejnzelnen Inseln zu sichern,
mit den m·chtspanjschen W01ten der zahlreichen spanischen h1seld1alekte
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zu ergänzen und mit Hilfe der Provinzialismen im heutigen Spanisch der Inseln
sowie durch Vergleich der zeitgenössischen spanischen lautlichen Wiedergabe
das lautliche Kleid einigermaßen zu erschließen. "Das von WÖLFEL
in Karteiform niedergelegte reiche Vergleichsmaterial fand in dem von CLOSS
herausgegebenen Hauptwerk ''Monumenta Linguae Canariae. Die Kanarischen
Sprachdenkmäler" seinen Niederschlag und befindet sich leider nicht im ACW.
Erhalten gebliebene Aufzeichnungen künden vom gewaltigen Umfang
der Quellen und Dokumentengruppen, die von WÖLFEL aufgefunden und
bearbeitet werden konnten: annähernd 17.000 Seiten! Zwei bemerkenswerte
Transkriptionen von Dokumenten finden sich in RIEGERs Dissertation
"Dominik JosefWölfel":
Pag: 27 ff.: In einem Schreiben an das Bundesministerium für Unterricht
(Ansuchen um Pragmatisierung und Gewährung einer Subvention für wissenschaftliche
Arbeiten) heißt es u.a.: "Das riesige, von ihm auf der zweiten
Archivreise gesammelte Material liegt in Leicafilmen vor, die erst durch die
Vergrößerung oder Anschaffung eines Projektionsapparates verwertbar werden.
Diesbezüglich ist vor Ende 1932 mit Berlin nicht zu rechnen. Das neugefundene
Material ist anthropologisch, ethnologisch und linguistisch von
grösster Bedeutung, es stellt eine Bereicherung des bisher vorhandenen Stoffes
auf das vier- bis zehnfache dar. Es sei nur ein 200 Seiten starkes Manuskript
mit zeitgenössischen Aquarellbildern der Ureinwohner erwähnt. "Fragt
sich, wann und wohin dieses Material verschwunden ist...
Pag. 37: In den "Ergebnissen der Studienreise" ist zu lesen: ... "Gewinnung
einer vorläufigen Sammlung von Objekten, teJJs im Original, teils in Gipsabgüssen,
teils in Proben. Die Kiste mit diesen Objekten ist noch auf dem Wege.
- Weitere Ergänzung des von mir geschaffenen Archivium Canarium (ACW),
das, aus Fotographien aller erreichbaren Originalmanuskripte und Dokumente
bestehend, ein einzigartiges Forschungsmittel darstellt und Wien zum Z entrum
aller Forschungen über Anthropologie, Ethnologie, Linguistik und Geschichte
macht. Es umfasst bereits gegen 15.000 fotographierte Seiten ... "
ACW-Bestandsaufnahme durch ULBRICH. Betrachtet man im Vergleich
dazu die ACW-Bestandsaufnahme durch ULBRICH im Herbst 2008, so umfasst
das Archiv heute etwa 10.000 ± 20% fotografierte Seiten. Exakte Angaben dazu
sind vor einer detaillierten Aufarbeitung unmöglich, da bei vielen Manuskripten
die konkreten Seitenanzahlen fehlen und bei sämtlichen Leicafilmrollen (Kleinbildfilmen)
die Negativanzahl mit 36 Aufnahmen pro Film hochgerechnet wurde.
Daraus erklärt sich die enorme Schwankungsbreite von rund 8.000 bis 12.000
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Aufnahmen. Sehr wahrscheinlich sind es heute nicht mehr die kolportierten 15.000
und auch nicht die von ANDERS zitierten 17.000 Seiten.
Zurück zu den Ausführungen von ANDERS: 1930 entdeckte WÖLFEL in
Rom bislang unberücksichtigt gebliebene Dokumente im Vatikanischen Archiv
(Archivo Vaticano, AV) und im Archiv der Spanischen Botschaft beim
Vatikan (Archivo de Ja Embajada Espafiola en Roma, AEER). Weitere wichtige
historische Quellen bot ihm das Arxiu de Ja Corona d'Arag6 in Barcelona
(Archivo de Ja Corona de Arag6n, ACA). In Madrid wurde WÖLFEL in der
Biblioteca Nacional (BNM), imArchivo de laAcademia de Ja Historia (AAHM)
und im Archivo Hist6rico Nacional (AHN) fündig . Nahezu ausschließlich
unbekanntes Material entdeckte er während eines neunwöchigen Aufenthaltes
in Simancas im Archivo General (AS).
1931 setzte WÖLFEL seine Suche fort und entdeckte weitere unkatalogisierte
Einzeldokumente des Registro de! Sello im Archivo General de Simancas. Weitere
wichtige Dokumente und Berichte fand WÖLFEL im Archivo de Indias (AI)
und im Archivo de Protocolos in Sevilla. Lohnend waren auch die Recherchen in
Lissabon - Biblioteca Nacional (BNL), Biblioteca d'Ajuda (BAL) und da Torre do
Tombo (TTL) - und in der Biblioteca da Universidade in Coimbra (BUC).
Weitere wichtige Recherchen. In den Jahren 1932 und 1933 begab sich
WÖLFEL in die Bibliotheque Nationale in Paris (BNP), abermals in das Archivo
General de Simancas und auf die Kanarischen Inseln, wo er seine Forschungsarbeiten
in mehreren Archiven und Bibliotheken erfolgreich fortsetzen
konnte. Dokumente, Briefe und bislang unveröffentlichte Manuskripte
kopierte er in der Biblioteca Municipal, Sta. Cruz de Tenerife (BMSC) und im
Archivo de la Casa Fuerte de Adeje. Ebenfalls fündig wurde er in den Bibliotheken
von La Laguna (Biblioteca de la Sociedad Econ6mica = BSE und
Biblioteca Provincial = BP), Sta. Cruz de la Palma (Biblioteca de la Soc. Cos.
und Biblioteca Municipal) sowie im Museo Canario und Archivo Canario, Las
Palmas (MCLP, AC), Archivo de Ja Catedral und Archivo Municipal (AMC).
Um nicht, wie es WÖLFEL ausdrückt, eine Kompilation vorhandener Kompilationen
zu erhalten, galt es, alle primären historischen Quellen herbeizuschaffen,
soweit sie überhaupt noch irgendwie auftreibbar waren. Dazu notierte
er selbst im Jahr 1934: "Es hieß alle Bibliotheken, alle Archive, alle Stellen
zu durchforschen, die solche Quellen möglicheIWeise enthalten konnten.
Das ist nicht restlos, aber vielleicht doch zu 85 % geschehen. Das Urkundenmaterial
über die Kanarischen Inseln wurde etwa verfünffacht; wenn man
die historische Bedeutung wiegen wollte, könnte man sagen verzehnfacht, denn
es gibt keine Seite der Geschichte der Kanaren, die nunmehr nicht umgeschrie-
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ben werden müsste. Dje erzählenden Quellen wurden durch ganz unbekannte
oder unz ugäng/jche um das Dappelte vermehrt. Von den bekannten Quellen
wurde dje Ongjnalhandschrift oder älteste Handschnft oder wenjgstens &e
Erstausgabe zustande gebracht. All dies jst 1n mejner Hand als Archjvum
Canarjum 1n Fotokopien und jn Lejca-Reproduktion verejnjgt und stellt nunmehr
das beste Werkzeug für alle Forschungen über dje Kanarjschen Inseln dar. .. "
Die Dokumentation des Quellenmaterials. Die Dokumentation des in den
verschiedenen Archiven von WÖLFEL erfassten Quellenmaterials geschah
in Form von Fotokopien, Transkriptionen, Regesten und Literaturnotizen. So
umfassen die Quellen aus dem Archivo Vaticano den Zeitraum von 1344 bis
1486 und enthalten Bischofsernennungen, Indulgenzen, Schutzbriefe für
Klosterneugründungen, Belehnungen, Angaben über geplante und ausgeführte
Missionsreisen und Schutzmaßnahmen für die Eingeborenen. Das von Wölfe!
sichergestellte Material ist teilweise von ganz hervorragender Bedeutung. Es
ging ihm nicht darum, "nur bl'sher unbekannte und unveröffentlkhte, mög]jchst
sensafjonelle Dokumente aufzutreiben, sondern vor allem das gesamte noch
errejchbare Urkundenmaterjal zu sammeln."
Die Dokumente gliedern sich nach ANDERS in drei Gruppen: 1. Dokumente
aus der Zeit vor der Eroberung bis 1400, 2. Dokumente aus der Eroberungszeit
von 1400 bis 1500, und 3. Dokumente aus der Zeit nach der Eroberung
seit 1500 bis zum Abschluss der Assimilation der einheimischen Bevölkerung.
Inhaltlich gesehen kann die Gliederung in die Eroberer betreffende Dokumente
und in solche die Eingeborenen betreffende vorgenommen werden. Die
erste Gruppe wird eingeleitet durch Belege über die Investitur des Luis de la
Cerda als Princeps Fortunae und dessen Vasalleneid. Ein Großteil von Daten,
Nachrichten und Dokumenten bezieht sich auf Expeditionen von Genuesen,
Portugiesen, Katalanen und Mallorkinern im 14. und in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts. Einen breiten Raum nahmen die Nachforschungen nach den
ersten Eroberern gewährten Privilegien ein. Außer der Klärung der stark im
Dunkel liegenden Chronologie dieser Zeit galten Untersuchungen der Unternehmung
Jehan de Bethencourts und Gadifer de la Salles. Sichergestellte
Dokumente ergaben den völlig gleichen Anteil der beiden Eroberer. Besondere
Bedeutung kommt einer Dokumentengruppe zu, die sich auf die bekehrten
Eingeborenen bezieht und die römische Kurie "jn steter Vertejdigung der
Menschenrechte der Ejngeborenen der Kanaren" ausweist.
Eine wahre Fundgrube: das Archivo General de Simancas. WÖLFEL
erkannte schnell, dass das Archivo General de Simancas für seine Forschun-
55
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gen die wichtigste und ergiebigste Quelle darstellt, ist es doch reichhaltiger
als die Archive der Kanarischen Inseln, wo man die meisten Dokumente vermuten
könnte. Die bedeutendste urkundliche Ausbeute lieferte nach Durchsicht
der in Frage stehenden Fondos das Registro de! Sello. Seinem eigenen
Sucharbeit zufolge notierte WÖLFEL bereits vor Ort die Inhaltsangaben:
Fondo Consejo de Castilla: Dokumente über Alonso Hernandez de Lugo,
den Eroberer von Palma und Tenerife. - Fondo Mercedes y Privilegios (MyP):
Historische Dokumente über die Zeit der Eroberung, Quelle für Vasallenfürsten
der kleinen Inseln. - Fondo Consejo Real (CR): MS. - Band über Vasallendynastie
der Perazas, Verhältnisse Gomeras, unmittelbare Zeugnisse über Eroberung,
erste Verwaltung und Repartimientos der Inseln; bedeutendster Fund: gerichtliche
Untersuchung der Amtsführung Alonso Hernandez de Lugos. - Fondo
Camera de Castilla (CaCa): Eroberungsgeschichte, Behandlung der Eingeborenen.
- Fondo Patronato Real: wenig ergiebig. - Fondo Diversos de Casti lla (DC):
Dokumentengruppen über Eroberungs- und Siedlungsgeschichte (Dynastien,
Besitzverhältnisse, Eroberung, Verwaltung, Repartimientos). - Fondo Registro
General del Sello (RGS, RS): Dokumente von hervorragendem historischen
und siedlungsgeschichtlichen Wert (Repartimiento, spanische Guineafahrten
1475/78, kastilische Beziehungen zu den Kapverdischen Inseln, Frage der Behandlung
und des Fortlebens der Eingeborenen).
Über die Erschließung dieses Fondos schreibt Wölfe!: "Ein Zufall oder eine
glückliche Eingebung veranlaßten mich, bei einem der Legajos (Dokumentenbündel)
über das katalogisierte Material hinaus weiter zu suchen. Und nun
stellte sich heraus, dass einst wohl die Verle1hung von Notar- und Schreiberstellen
der einzelnen Inseln als das einzig Katalogwürdige gegolten haben
mussten, während Dokumente von ganz hervorragendem historischen und
siedlungsgeschichtlichen Wert unverzeichnet und vergessen geblieben waren.
Von diesem Augenblicke an begann ich alle in meine Hände kommenden Legajos
des Registro de} Sello Dokument für Dokument, Blatt für Blatt zu durchsuchen
... fünfundvierzig Legajos gingen so durch meine Hände, mit durchschnittlich
je 500 bis 800 Dokumenten, ich schätze die Gesamtheit der von mir durchgesehenen
Dokumente auf zwischen 25.000 bis 30.000".
Eine lückenlos gesicherte Chronologie? Den Untersuchungen und Ausführungen
von ANDERS zufolge ergibt sich - vom historischen Standspunkt
aus gesehen - eine lückenlos gesicherte Chronologie, welche einerseits eine
Rekonstruktion der Geschichte der Conquista ermöglicht und andererseits die
Dokumente eine gesicherte Quellenkritik gegenüber den Darstellungen von
Historikern erlauben. Ebenso klar wird die Siedlungsgeschichte, denn "es las-
56
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sen sich die Repartimientos verfolgen
und zusammen mit den Dokumenten
der anderen Fondos wird geradezu
eine Spezialgeschichte der Repartimientos
auf den Kanaren, die für
jene in Amerika vorbildlich waren,
ermöglicht, die sich zu einer lückenlosen
Siedlungsgeschichte ausweitet".
Außer die Kultur, Rasse und
Sprache der Eingeborenen betreffenden
Materialien stehen Dokumentengruppen
zur Verfügung, die "den
Beginn der überseeischen Kolonisierung,
die Anfänge einer Praxis des ; o
Völkerrechtes lange bevor Vitoria
ij
0
0
0 ;
0
und Grotius dessen Grundsätze formuliert
hatten, die Beziehungen nach
Amerika und die Entstehung und erste
Erprobung einer Kolonialverwaltung,
Handelsfragen, sowie die Negersklaverei"
zum Inhalt haben. Die
Fotokopiemappen nach Aktenbeständen
des Registro de! Sello führen
im ACW zwei Bezeichnungen
nach dem Zeitpunkt ihrer EntsteC
0
Historische Darstellung der Kirche von Candelaria,
Tenerife, Graphik aus Damaso de
Quezada y Chaves (1784): Canaria lllustrada y
Puente Americhano situado en las Afortunadas
7 Yslas de Canaria. Compendio del Descubrimiento,
Conquista, Situaci6n y Dominio de
ellas. Quelle: Wölfel-Archiv
hung. Mit römischen Zahlen nummeriert laufen die zwischen 1476 und 1520
datierten Dokumente des ersten Aufenthaltes unter der Bezeichnung RGS bei
verschiedenem Seitenumfang bis CXLVII, die mit RS bezeichneten Aufnahmen
der bei den weiteren Studienaufenthalte umfassen den Zeitraum von 1480
bis 1504 und enthalten rund 1100 Seiten.
Wenig aufgeschlüsselt sind die Materialien aus portugiesischen Archiven.
Neben den Fotographien der Handschriften Torrianis und Fructuosos nehmen
vor allem verschiedene Abschnitte aus dem "Livro das Ilhas "des Archivo da
Torre do Tombo, Lissabon, einen größeren Raum ein. In ihnen sind viele Akten
mit Bezug auf die Azoren, Madeira und die Ilhas Selvagens ab 1450 enthalten.
Speziell dieses Material bedarf noch der Aufarbeitung.
Kernstück des Archivmaterials des ACW bildeten nach ANDERS handschriftliche
Karteiblätter in chronologischer Ordnung, die in Regestenform
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kurz gehaltene Inhaltsangaben der einzelnen erfassten Dokumente enthielten
und von wichtigen Partien auch teilweise transkribierte Auszüge aufwiesen.
ANDERS notierte: "Angeschlossen sind bibliographische Notizen wie ein verschiedene
kanarische Probleme betreffender Sachindex. Hinzu kommen die
Karteikarten mit sprachkundlichen und sprachvergleichenden Notizen, wie sie
für eine Reihe von Publikationen als Materialsammlungen gedient haben.
Besonders für diese sprachlichen Zwecke war die Heranziehung der alten Drucke,
die an sich schon Rarissima darstellen, und die Suche nach den Erstfassungen
unpublizierter Manuskripte unbedingtes Erfordernis. "
1965 formulierte ANDERS: "In einiger Vollständigkeit vereinigt stellt das
Archivmaterial des ACW einen wertvollen Arbeitsbehelf dar und bietet eine
Ergänzung zu anderen Sammlungen, vor allem zum Archivo de Canarias im
Museo Canario in Las Palmas. Im Anthropologischen Institut der Universität
Kiel werden die Bestände öffentlich z ugänglich gemacht werden. "Der in den
Adeva-Mitteilungen 1965 erschienene ANDERS-Bericht wurde 1970 im
Almogaren publiziert, zu einer Zeit also, da sich das ACW bereits im Kieler
Institut befand. Doch das Material blieb nicht lange in Kiel. Wie den IC-Nachrichten
11 /1973 (pag. 4) zu entnehmen ist, wurde das ACW bereits 1973 dem
IC als Leihgabe überlassen. Bald danach entschloss sich der IC-Vorstand, das
Wölfel-Archiv käuflich zu erwerben. Dem Vernehmen nach mussten die spendenfreudigen
IC-Mitglieder kräftig zur Kasse gebeten werden, um den Ankauf
zu ermöglichen. Detailinformationen dazu gibt es im IC-Archiv leider
keine und von den noch lebenden Mitgliedern weiß niemand, wie viel tatsächlich
dafür bezahlt wurde.
Geringfügig ramponiert, aber nach wie vor eine wertvolle Quellensammlung:
das Wölfet-Archiv. Bedingt durch die jahrzehntelange Lagerung
und die wiederholte Übersiedlung von einem Magazin zum nächsten Aufbewahrungsort
wurde das ACW geringfügig in Mitleidenschaft gezogen und
die Verpackungen ein wenig ramponiert. Mehrere Fotokopien und Schriften
vergilbten, Fotos dunkelten nach und wölbten sich infolge Wärmeeinwirkung
und Austrocknung. Die unsachgemäß in Rollen aufbewahrten Leicafilm-Negative
(Kleinbildfilme) wurden spröde und müssen ehest möglich umkopiert
werden, wobei die Übertragung auf CD oder DVD höchst problematisch erscheint,
zumal deren Haltbar- und Lesbarkeit zeitlich eng begrenzt ist. Ein
wesentlich sichere Methode wäre nach Ansicht des Autors ein Vergrößern des
Materials auf Papier. Foto-Vergrößerungen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts
sind heute nach wie vor von höchster Qualität, desgleichen Glas- oder Planfilmnegative
aus dieser Zeit. Ob man eine CD oder eine DVD noch in 150 Jahren
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wird lesen können, erscheint aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich.
Der Vergleich der Bestandsaufnahme von 1965 durch ANDERS und der
Inventarisierung im Herbst 2008 durch ULBRICH macht deutlich, dass das
Gros der bei ANDERS zitierten Schriften nach wie vor vorhanden ist. Seit
1965 wurden einige wenige Unterlagen vermutlich von Bearbeitern des Materials
einbehalten oder sind auf andere Weise in Verlust geraten, ein Teil des
Materials blieb bei ANDERS unberücksichtigt und so manches ist nachweislich
in der Ära NOWAK hinzugekommen.
Verwendete und weiterführende Literatur:
ANDERS, F. (1963): Dominik Josef Wölfel (1888-1963). Nachrufund Bibliographie,
Wiener Völkerkundliche Mitteilungen, XINI, 1-6, Wien.
ANDERS, F. (1965): DasArchivum Canarium Wölfel-Planung und Inhalt. In:
ADEVA 5/1965, Graz.
ANDERS, F. (1965): Dominik JosefWölfel (1888-1963). Nachrufund Bibliographie,
In Dominik Josef Wölfe!: Monumenta Linguae Canariae, VII-XI,
Graz.
FISCHER, E. (1963): Dominik JosefWölfel (1888-1963). Recuerdo de su vida
y de sus investigaciones canarias. Leido en la sesi6n necrol6gica tenida por
el Instituto de Estudios Canarios en 28 de octubre 1963.
FISCHER, E. y SERRA RAFOLS, E. (1963): Dr. D. J. Wölfel, Recuerdo de su
vida y de su obra canaria. Estudios Canarios, VIII, 51-58, La Laguna de
Tenerife
FRIEDERICI, G. (1941): Leonardo Torriani. Die Kanarischen Inseln und ihre
Urbewohner, hrsg. von D. J. Wölfel (Buchbesprechung). Göttingische Gelehrte
Anzeigen. 203. Jg., Nr. 10, 391.
RIEGER, A. (2002): Dominik Josef Wölfel (1888-1963). Dissertation Universität
Wien.
Das bislang wichtigste Werk zu den historischen und linguistischen Arbeiten
von Dominik Josef WÖLFEL verfassten 2008 Carmen DIAZ ALAYÖN
und Francisco JAVIER CASTILLO:
DIAZ ALAYON, C. & JAVIER CASTILLO, F. (2008): Los estudios hist6ricos
y lingüisticos de Dominik JosefWolfel. Santa Cruz de Tenerife - Las Palmas
de Gran Canaria.
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1969 wurde in Hallein das Institutum Canarium gegründet. Foto: Rudolf Franz Ertl
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lnstitutum Canarium -
Gründung und das erste Dezennium
Ein Blick zurück ins Jahr der ersten Mondlandung. Erinnern wir uns
zurück: 1969 war das Jahr der ersten Mondlandung. Am 21 . Juli betrat der
US-Astronaut Neil A. Armstrong als erster Mensch den Erdtrabanten. Aber
1969 war auch das Jahr, in dem Spanien die westafrikanische Provinz Ifni an
Marokko zurückgab. Am 1. Januar 1969 wurde das erste Farbfernsehprogramm
der österreichischen Fernsehanstalt ORF - das Neujahrskonzert aus dem Wiener
Musikvereinssaal - ausgestrahlt. Im Februar wählte der Palästinensische
Nationalkongress den Al-Fatah-Führer Jassir Arafat zum Vorsitzenden und
Koordinator der Kommandounternehmen gegen Israel, der deutsche Bundespräsident
Lübke unternahm eine ausgedehnte Afrikareise und die Wiener Philharmoniker
waren wieder einmal auf einer besonders erfolgreichen Japantournee.
Im März erfolgte der Jungfernflug der "Concorde 001 "und in Deutschland
wurde Gustav Heinemann zum neuen Bundespräsidenten der Bundesrepublik
gewählt. Am 28. März starb der US-Präsident Dwight D. Eisenhower.
Am 28. April trat der französische Präsident Charles de Gaulle zurück, zwei
Tage später erklärte der österreichische Verkehrsminister Weiss, dass in
Zwentendorf das erste Atomkraftwerk der Alpenrepublik errichtet werden soll.
Eine Fehlinvestition, denn die Anlage wurde zwar gebaut, auf Grund einer
Volksabstimmung jedoch nie in Betrieb genommen. Im Mai startete der norwegische
Forscher Thor Heyerdahl mit einem Papyrusfloß über den Atlantik.
600 Meilen vor dem Ziel musste der Forscher die sinkende "Ra" verlassen
und seinen Plan aufgeben. Im Juni wurde Georges Pompidou zum Nachfolger
von Charles de Gaulle zum französischen Staatspräsidenten gewählt.
Der Juli stand ganz im Zeichen der einleitend bereits erwähnten Mondlandung
und im August war das dreitägige Pop-Festival von Woodstock das
historisch wohl markantestes Ereignis. Im September starb der nordvietnamesische
Präsident Ho Chi Minh, in Österreich wurde die 40-Stunden-Woche
eingeführt und in der damaligen CSSR Alexander Dubcek aus dem Parteipräsidium
der KP ausgeschlossen.
Im Oktober wurde Willy Brandt vom Deutschen Bundestag zum neuen Kanzler
der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Im November häuften sich die Proteste
gegen den Vietnam-Krieg, Indira Gandhi wurde aus der Partei ausgeschlossen
und die Amerikaner brachten nach ihrer zweiten, erfolgreichen Mondlandung
58,5 kg Mondgestein mit. Spät, aber doch begann man in Wien mit dem Bau
einer U-Bahn unter Verwendung der bereits unter Kaiser Franz Josef 1. errichteten
Stadtbahntrassen. Und was geschah am 8. November 1969 in Hallein?
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Die erste IC-Jahreshauptversammlung 1969. In der salzburgischen
Salinenstadt wurde von ehemaligen Schülern WÖLFELs das INSTITUTUM
CANARIUM (IC) als wissenschaftliche Forschungsgesellschaft offiziell gegründet.
Häufig interessierten sich neu hinzugekommene IC-Mitglieder, warum
die Standortwahl auf Hallein fiel. Das ist einfach erklärt, denn die Initiative
zur Gründung ging von Herbert NOWAK und dem von ihm um sich
versammelten Freundeskreis aus.
Hallein war schon uralt, bevor die Siedlung erstmals in Urkunden als Stadt
aufscheint. Wie schon der Name sagt (griech. halos = Salz), begann die Besiedlung
der Gegend mit dem Salzabbau. Hallein, an der Salzach unweit der
Stadt Salzburg gelegen, ist eine mystische Stadt mit einer großen Vergangenheit.
Der mittelalterliche Stadtkern zeugt von einer langen und bewegten
Geschichte, die den Besucher sogleich in ihren Bann zieht. Die alten Salinenhallen
und das Salzbergwerk sind noch heute Zeugen einer Zeit, in der Salz
nicht nur lebenswichtig war, sondern vor allem auch Geld und Macht bedeutete.
Ein Besuch Halleins ist eine Reise in die Vergangenheit.
Der Halleiner Dürrnberg war ein Zentrum keltischer Besiedlung von gesamteuropäischem
Rang. Die reichhaltigen Funde aus den prähistorischen Grab-
62
feldern - Schmuck, Waffen, Arbeitsgeräte,
Münzen, Gebrauchsgegenstände - sind ein
faszinierendes Zeugnis dafür, welch hohe
Kultur dieses Volk schon vor über 2500 Jahren
entwickelte. Einen umfassenden Einblick
in diese Epoche bietet das Halleiner
Keltenmuseum, eine wahre Schatzkammer
mit einzigartigen Funden wertvoller Kostbarkeiten
aus jener Zeit. Vor allem die
Schmuckgegenstände zeigen uns, wieviel
ästhetisches Gespür und welch hohes handwerkliches
Geschick die Kelten hatten. Einen
besonders anschaulichen Eindruck hinterlässt
die Rekonstruktion einer Keltensiedlung
am Halleiner Dürrnberg, ein Erlebnisdorf,
in dem Szenen des täglichen
Lebens von den Kelten bis ins Mittelalter
zu sehen sind. Mystisch ist die Stimmung
in der Dunkelheit des Fürstengrabes - die
Schnabelkanne vom Dürrnberg, Keltenmuseum
Hallein (Foto: IC-Archiv)
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wertvollen Beigaben in den "Prunkgräbern" sollten der Führungselite auch
im Jenseits den gewohnten Lebensstandard garantieren. Ein besonderes Kleinod
ist die barocke Wallfahrtskirche Maria Dürrnberg mit ihrer einmaligen
Marmorfassade. Heute bilden das Salz bzw. die Sole auch die Grundlage des
Kurangebotes im Heilbad Dürrnberg. Ein Besuch des Salzbergwerkes, verbunden
mit Rutschpartien und einer Bootsfahrt auf dem unterirdischen Salzsee,
gehört zu den besonderen Eindrücken. Die Halleiner sind stolz auf ihre
Stadt und pflegen selbstbewusst ihre alten Sitten und Bräuche. Die malerischen
Auftritte der Halleiner Bürgergarde und der Bürgerkorpskapelle sind
ebenso ein Augen- und Ohrenschmaus wie der berühmte Schwerttanz der
Dürrnberger Bergknappen.
Besonders eindrucksvoll ist die Adventzeit in Hallein nicht nur wegen der
Adventmärkte und dem Angebot von traditionellen Hall einer Krippenfiguren
und Holzspielzeug. Der Umstand, dass der Komponist Franz Xaver Gruber,
Verfasser des berühmten Weihnachtsliedes "Stille Nacht, Heilige Nacht", hier
gelebt und bis zu seinem Tode erfolgreich gewirkt hat, trägt zweifellos zur
romantischen vorweihnachtliche Stimmung bei.
Die IC-Gründungsversammlung fand im Vortragssaal des Gewerkschaftshauses
in Hallein statt. Gemäss den Statuten trat das Proponentenkomitee
zurück. Nach Wahlvorschlag und Abstimmung setzte sich der erste Vorstand
wie folgt zusammen:
Präsident: Univ. Doz. Dr. Ferdinand ANDERS,
Klosterneuburg, Österreich
Vize-Präsident: Dr. Alois ROITHINGER, Salzburg, Österreich
Schriftführer Herbert NOWAK, Hallein, Österreich
Schriftführer-Stellvertreter:Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen,
Kassier:
Kassier-Stellvertreter:
Schriftleiter:
Österreich
Willi REPIS, Puch, Österreich
Detlef STENGL, Salzburg, A
Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen,
Österreich
Schriftleiter-Stellvertreter: Univ. Doz. Dr. Ferdinand ANDERS,
Klosterneuburg, Österreich
Rechnungsprüfer:
Rechnungsprüfer:
Albin MITTERRUTZNER, Salzburg, Österreich
Albin WAGNEST, Hallein, Österreich
Ehrenmitglied: Univ. Prof. Dr. Dr. Alois CLOSS, Graz, Österreich
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Von links nach rechts: Herbert NOWAK (Schriftführer), Dr. Hans BIEDERMANN (stellv.
Schriftführer) und Univ. Prof. Dr. Dr. Alois CLOSS (Ehrenmitglied). Fotos: IC-Archiv
Die IC-Tagung 1969 in Hallein (Salzburg, Österreich)
Schon im Rahmen der IC-Tagung 1969 gab es eine Reihe bemerkenswerter Vorträge
und Exkursionen:
6. November 1969: Öffentlicher Vortrag, veranstaltet von der Salzburger Volkshochschule,
Zweigstelle Hallein - Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen: "Die vorgeschichtlichen
Großsteinbauten Europas" (mit Lichtbildern).
7. November 1969: Besuch das Keltenmuseums in Hallein. Führung durch di e eindrucksvolle
Sammlung: Kurt ZELLER. - Vgl. hierzu die Kurzbeschreibung des Keltenmuseums
anlässlich der Exkursion nach Hallein zur Landesausstellung "Salz" im Rahmen
der Gollinger IC-Tagung am 4. Juni 1994.
7. November 1969: Am Nachmittag Besuch der spätmittelalterlichen Felszeichen im
Bluntautal bei Golling. - Willi REPIS: Vorführung einer neuen Abklatschmethode. - 19.00
Uhr: Arbeitssitzung im Hotel Galsterer. Themen: Publikationen (es wurden das Informations-
Bulletin "IG-Nachrichten" und das Jahrbuch "Almogaren" - benannt mit dem
altkanarischen Namen für Versammlungsplatz - ins Leben gerufen), die IC-Bibliothek,
Finanzierungen usw.
8. November 1969: Fahrt nach Salzburg - Besuch der Salzburger Museen "CarolinoAugusteum
"und ''Haus der Natur". - Vortragssaal des Gewerkschaftshauses von Hallein:
Ausstellung über kanarische Felsbilder, Literatur, typische gomerische Keramik und Musikinstrumente.
- 20.15 Uhr: Jahreshauptversammlung.
Die IC-Tagung 1970 in Hallein (Salzburg, Österreich)
Bereits ein knappes halbes Jahr später, im April 1970, fand die zweite IC-Tagung statt.
23. April 1970, Kurhaus St. Josef auf dem Dürrnberg bei Hallein : Vortrag von Dr.
Hans BIEDERMANN: ''In den Palastruinen Kretas". Mit Bildern aus Knossos, Phaistos,
Mallia, Haghia Triada und Mykene.
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24. April 1970: Ln den Vormittagstunden Aufiwhme eines Interviews über das Jnstitutum
Canarium im Studio Salzburg des Österreichischen Rundfunks. Univ. Doz. Dr. Ferdinand
ANDERS und Dr. Hans BIEDERMANN umrissen die Planungen und Zielsetzungen und
stellten fest, dass das IC neben den Forschungsaufgaben auf den Kanarischen Inseln und
im weißafrikanischen Raum - vor a llem der Spanischen Sahara - auch die Gebiete von
"Spanisch-Amerika" durch Vorträge erfassen sollte.
24. April 1970. Am Nachmittag im Schloss Kalsperg - Univ. Doz. Dr. Ferdinand
ANDERS: "Streifz üge durch Europas Kunstkammern". Gezeigt wurden Kunstwerke und
Raritäten Altamerikas, so vor allem prächtige Aufnahmen von Bildern aus Kolibri- und
Papageien federn (Lichtbildervortrag). - 19.00 Uhr: A1·beitssitzungim Restaurant "Kupferkanne"
in Hallein.
25. April 1970, Hallein. 10.00 Uhr: Abfahrt nach Mondsee zur Besichtigung des
Heimatmuseums (Mondseer Pfahlbau) und des Rauchhauses. Die Exkursionsteilnehmer
waren von den Sammlungen des Museums sehr beeindruckt und verwei lten lange in
dem volkstümlich interessanten Rauchhaus. - 20.00 Uhr: IC-Jahreshauptversammlung
in Hallein. Im Rahmen derselben referierte Univ. Doz. Dr. Ferdinand ANDERS über
"Die Eroberung Mexikos".
Das interdisziplinäre Programm des IC und die Sahara-Forschungsreisen.
Schon allein mit dieser Veranstaltung wurde deutlich, dass im Bereich
der Forschung schon in der Frühzeit des TC nicht nur den Kanarischen
Inseln, sondern auch dem Megalithikum, der weltweiten Felsbildforschung
mit Schwerpunkt Kanaren und Westsahara, den frühen Mittelmeerkulturen
und selbst den Kulturen Mesoamerikas große Bedeutung zugemessen wurde.
Im März 1971 führten Herbert NOWAK sowie Dr. Wulfdieter und Sigrid
ORTNER eine archäologische Forschungsreise in die dama lige Spanisch-Sahara
durch und stießen dabei auf eine Reihe prähistorischer Felsbilder und Steinbauten.
Übrigens: Diese Forschungsfahrt wurde 1973 durch Hans BIEDERMANN
und Herbert NOWAK wiederholt, während 1975 Herbert NOWAK
allein dieses Gebiet besuchte, in dem wenig später der lang andauernde Westsahara-
Krieg ausbrach. Details dazu im nachstehenden Text. Das Ergebnis
dieser Reisen fand im Dokumentationsband "Felsbilder der Spanischen Sahara"
seinen Niederschlag. Zur gleichen Zeit war Wolfgang CREYAUFMÜLLER,
dem wir zahlreiche Publikationen und Vorträge verdanken, in diesem
Krisengebiet, aus Mauretanien kommend, unterwegs.
Eine erste Zwischenbilanz vom 1. Oktober 1970:
Mitgliederstand: 1 Ehrenmitglied (Uni v. Prof. Dr. Dr. Alois CLOSS, Graz),
54 ordentliche Mitglieder, 5 unterstützende Mitglieder
Wohnsitze der Mitglieder: Deutsche Bundesrep. ("Westdeutsch land"), Frankreich,
Ita lien, Kanarische Inse ln, Österreich, Schweiz, Spanien .
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Die Rio de Oro-Expedition im März 1971. Drei IC Mitglieder - Herbert
NOWAK sowie Dr. Wulfdieter und Sigrid ORTNER - führten im März 1971
eine archäologische Erkundungstour in die Spanische Sahara durch und stießen
dabei auf eine Reihe von überaus interessanten alten Felsbildern und prähistorische
Steinbauten. Die unter dem Ehrenschutz von LandeshauptmannStellvertreter
Karl STEINOCHER (Salzburg) stehende Expedition fand durch
ein Empfehlungsschreiben des Spanischen Botschafters in Österreich, Exzellenz
Miguel de LOJENDIO, bei der Regierungsstelle der Spanischen Sahara
in El Aaiun, dem Secretario General del Gobierno de Ja Provincia de Sahara,
Don Fernando SANDOVAL Y COIG vollste Unterstützung. In den unerschlossenen
Gebieten von Smara und Auserd konnte nur durch Beistellung von
Begleitoffizieren und Landrover-Kleinlastwagen sowie durch Besorgung der
Verpflegung durch die spanischen Behörden gearbeitet werden.
Die offiziellen Stellen in EI Aaiun, Smara, Villa Cisneros und Auserd, vor
allem Comandante Julian ESTALAYO DIAZ, Capitan Justo GONZALES
FERNANDEZ, Teniente Cesar GOAS ESCRIBANO und Teniente Ram6n
MUNIZ SOSA, haben sich große Verdienste um das Gelingen des Unternehmens
erworben. Entdeckt wurden viele bislang in der Fachwelt unbekannte
Felsbilder (Felsritzungen und Felsgravierungen) sowie Steinsetzungen, menhirartige
Grabstelen sowie Steinsäulen in Verbindung mit Bestattungen, die an
nordwesteuropäische Großsteinanlagen erinnern und Kleinfunde von Beilen,
über Reibsteine, Feuersteinklingen bis zu verzierter Keramik. Details dazu
siehe IC-Nachrichten Nr. 5/1971.
Die IC-Tagung 1971 in Hallein (Salzburg, Österreich)
13. Mai 1971, Arbeiterkammer Salzburg, 20.00 Uhr: Dr. Hans BIEDERMANN: "Die
Kulturen Altmexikos" (Farblichtbildervortrag). - Vortragssaal des ÖGB, Hallein, 20.00
Uhr: Doz. Dr. Ferdinand ANDERS: "Im Lande der Maya" (Farb! ichtbildervortrag)
14. Mai 1971, Keltenmuseum Hallein, 14.30 Uhr: Arbeitssitzung. - 20.00 Uhr: Herbert
NOWAK: "Rio de Oro 1971, Forschungen in der atlantischen Sahara" (Farblichtbildervortrag)
15. Mai 1971 , 10.00 Uhr: Ex kursion zu den keltischen Gräberfe ldern auf dem
Dürrnberg, anschließend Führung durch das Kettenmuseum Hallein. - 20.00 Uhr:
Jahreshauptve rsammlung und Festvortrag von Prof. Dr. Fabrizio MORI, Rom: "Djebel
Acacus - vorgeschichtliche Kunst und Kulturen der Sahara" (Farb! ichtbildervortrag).
Blättert man in den frühen Anmeldeformularen, wird die bereits 1971/1972
bestehende Internationalität des IC deutlich , denn neben den frühen österreichischen
IC-Mitgliedem gab es bereits Mitglieder in Deutschland, Finnland,
Frankreich, Italien, Mexiko, Polen, Schweden, in der Schweiz, in Spani-
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Detail aus der Palastanlage von Knossos. Foto: Rudolf Franz Ertl
IC-Tagung 1971 in Hallein: Festvortrag von Prof. Dr. Fabrizio MORI, Rom: "Djebel Acacus,
vorgeschichtliche Kunst und Kulturen der Sahara" (Diavortrag). Foto: Archiv Karlheinz
und Ilse Peiffer
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TC-Tagung 1971 in Hallein: Die Zuhörer kamen vorwiegend aus Österreich, es konnten
jedoch auch Gäste aus europä ischen Nachbarländern begrüßt werden. Unten: In der ersten
Re ihe Prof. Dr. Fabrizio MORI aus ltalien. Fotos: Archiv KJ1. und I. Peiffer
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en, Südafrika, in der Türkei und in der Tschechoslowakei sowie in den USA.
Ende März 1972 betrug der IC-Mitgliederstand 123, einen Monat später sogar
schon 130.
Transatlantische Beziehungen zwischen Kanaren und dem prähistorischen
Amerika? Die Fahrt Thor HEYERDAHLs im Binsenfloß ''Ra" nach
Mittelamerika im Jahr 1969 löste bereits zu Beginn der Siebzigerjahre Diskussionen
über Erkundungsfahrten von den Kanaren in Richtung Neuer Welt
aus. 1971 publizierte A. CLOSS im Almogaren (Almo II): "Über die nautischen
Voraussetzungen der kanarischen Landnahme und transatlantischer Kultureinflüsse
aus dem alteurafrikanischen Westeuropa".
Auch JoseALCINA FRANCH nahm sich dieses auf Grund der spektakulären
"Ra "-Expedition wieder ins öffentliche Interesse gerückten Themas an
und veröffentlichte seinen Bericht über das erste internationale Symposium
über mögliche vorkolumbische transatlantische Beziehungen sowie seine Arbeit
über Beziehungen zwischen den Kanaren und dem prähistorischen Amerika.
1972 folgte eine vielbeachtete Arbeit von Karlheinz PEIFFER, der die antiken
Quellen zur Geschichte der Atlantikfahrten zusammentrug und erörterte.
Gleichzeitig mit dem Artikel von PEIFFER erschienen wichtige Ergänzungen,
eine von Edmund DONDELINGER über altägyptischen Schiffsbau und
Zygmunt KRZAKs Versuch einer Rekonstruktion eines ''afroiberischen Schiffes
aus neolithischer Zeit" sowie Thomas BARGATZKYs Aufsatz über die ''Fischerboot-
Hypothese" in vorkolumbischer Zeit.
Die IC-Tagung 1972 in Hallein (Salzburg, Österreich)
1 J. Mai 1972, Hotel Galsterer, 20.00 Uhr: Begrüßungsabend und Kurzvortrag von
Herbert NOWAK: "Hallein und Umgebung"
12. Mai 1972, Hotel Galsterer - Vorträge (Lichtbilder) mit Diskussion:
9.000hr: Dr. Edmund DONDELINGER, Koblenz: "A ltägyptischer Schiffsbau"
10.00 Uhr: Dr. Karlheinz PETFFER, Düsseldorf: "Antike Quellen zur Geschichte
der Atlantikfahrten"
11.00 Uhr:
14.00 Uhr:
15.00 Uhr:
16.00 Uhr:
17.00 Uhr:
20.00 Uhr:
Dipl.-Ing. Bernd BAIER, Hallein: "Berberburgen Marokkos"
Dr. Lothar BECKEL, Bad Isch l: "Luftbildarchäologie am Beispiel der
Römerstadt Carnuntum"
Doz. Dr. Ambros J. PFIFFIG, Perugia: "Megalithische Elemente in den
altitalischen Kulturen"
Herbert NOWAK, Hallein: "Heilige Berge der Altkanarier"
Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen: ''Die Hundeinseln im Westmeer"
lm Vortragssaal des ÖGB (beim Bahnhof Ha llein), Dr. Hans BIEDERMANN,
Ehrenhausen: "In den Kulthöhlen der Eiszeitmenschen"
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13. Mai 1972: Exkursion in die Eisriesenwelt. - Keltenmuseum Ha llein :
TC-Mitglied (und Obmann des Landesvereines für Höhlenkunde in Sa lzburg) W. REPIS
führte ei ne Anza hl der Tagungsteilnehmer in die Eisriesenwelt im Tennengebirge, e ine
Natur-Att rak ti on von internationalem Rang. Die größte Eishöhle der Welt erstreckt sich
sche inbar unendlich in den Fels des Tennengebirges. Tatsäch lich sind es mehr a ls 47
Kilometer, und noch immer sind nicht a lle Gänge und Dome bega ngen und erforscht.
Von einem von Werfen bequem in zehn Minuten zu erreichenden Parkpl atz beförderte
e ine Kle inse ilbahn die Tagungsteilnehmer zum ''Dr. Friedrich Oed/ Haus", von wo
aus der Höhleneingang in 15 Minuten zu Fuß erre icht wurde. Dem Besucher wird ein
zwei Kilometer langer, bestens gesicherter Rundgang unter fac hkundi ger Führung geboten.
Die e ingangsnahen Räume sind e iserfüll t und für Gäste erschlossen. Auf 1641 m
Seehöhe stiegen die Tagungsteilnehmer in die Welt der Eisgiganten ein und wanderten
über 134 Höhenmeter durch die eindrucksvollsten Abschnitte des Höhl ensystems.
Vor Beginn der Jahreshauptversammlung im Keltenmuseum hie lten A. MÖLLER,
Graz, und E. DONDELINGER, Koblenz, e inen eindrucksvollen Vortrag über die Bi ldDokumentation
des ägyptischen Königinnen-Grabes der Nofretari bei Theben, der nicht
nur die Vorgangsweise der lückenlosen Bilddokumentati on dieses prachtvollen Kunstdenkmales
ze igte, sondern auch den Nicht-Ägyptologen fesse lnde Einblicke in die
Jense itsvorste llungen der a lten Hochkultur des Niltales bot. Königin Nofretari war die
Gemah lin des bekannten Pharaos Ramses II. In den ältesten Dynastien ga lt die Frau als
Trägerin der Legitimität des Herrschers. Ein Rest mutterrechtlicher Kultur und Rechtssatzung
verlangte, dass der König Sohn einer Königin oder Königstochter se i. Die wahren
Königsmacher waren fre ilich die Pri ester. Diese a lte Rechtsordnung wurde durch
die Invasion der Hyksos unterbrochen. Doch die auf Echnaton , Tutanchamun und Haremhab
folgende neue Dynastie der Ramessiden nahm die alte Tradition wieder auf. Nofretari
stammte zwar "nur" aus dem Provinzadel, wurde aber von den Priestern a ls Gottesgemahlin
erklärt, um den Anschluss an die a lte Tradition wiederherzustell en. Dazu muss
man wissen, dass die Königin nur a ls "Gottesgemahhn des Amun und Kamak"Trägerin
der Legitimität war. Mit der Institution der Gottesgemahlin hatte das Neue Re ich den
Konnex an die Weltordnung des Alten Re iches gefunden und das Königtum wieder in
der göttlichen Sphäre verankert.
19.00 Uhr: Jahreshauptversammlung
In dieser Generalversammlung wurde durch Neuwahl Dr. Hans BIEDERMANN zum
Präs identen , Dr. Ferdinand ANDERS zu se inem Ste ll vertreter gewählt und Herbert
NOWAK als Schriftführer bestätigt:
1. Vorsitzender: Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen, Österreich
Vorsitzender-Stellvertreter: Univ. Doz. Dr. Ferdinand ANDERS,
Schriftführer:
Schriftführer-Ste llvertreter:
Kassier:
Kassier-Stel I ve rtreter:
Schriftle iter:
Sch r i ft le i ter-Stel I vertreter:
70
Kl osterneuburg, Österreich
He rbert NOWAK, Hallein, Österreich
Dr. Dieter ORTNER, Hallein, Österre ich
Wa lter ESCHBACHER, Ha llein, Österreich
Willi REPIS, Puch, Österre ich
Adolf MÖLLER, Graz, Österreich
Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen, Österreich
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Rechnungsprüfer:
Rechnungsprüfer:
Albin MITTERRUTZNER, Salzburg, Österreich
Albin WAGNEST, Hallein, Österreich
Ihren Abschluss fand die Generalversammlung in einem in Wort und Bild hervorragenden
Farbdia-Vortrag von Lothar BECKEL, der die Natur und die alten Felsbilder
Weissafrikas schilderte, wie er sie anlässlich des "Hoggar-Fluges über die Sahara" erlebt
hatte. Hatte der erste Vortrag des Abends den östlichen Hochkulturraum Weissafrikas
zum Gegenstand gehabt, so bot sich nun Gelegenheit, die mannigfachen Oberflächenformen
der Zentralsahara kennen zu lernen. Die Tagung schloss in harmonischem Gesamteindruck
und dank der Teilnahme zahlreicher Gelehrter und Amateure des In- und
Auslandes mit wertvollen Anregungen für die künftige wissenschaftliche und organisatorische
Tätigkeit.
14. Mai 1972, Hallein, 8.30 Uhr: Frühschoppen und Verabschiedung
Dipl. Ing. Bernd Baier (links im Bild) referierte im Rahmen der IC.Tagung 1972 in Hallein
über die "Berberburgen Marokkos". Foto: Archiv Karlheinz und Tlse Peiffer
Am 1. Oktober 1972 war der IC-Mitgliederstand bereits auf148 (in 19 Staaten
Europas und Übersee) angewachsen.
In memoriam Univ. Prof. Dr. phil. Elias Serra Rafols. Der am 20. Juli 1898
geborene Elias SERRA RAFOLS war von 1926 bis 1968 an der Universität La
Laguna (Teneriffa) tätig, davon 18 Jahre als Dekan sowie auch als Vizerektor
während mehrerer Perioden. Er war Historiker, sein Schwerpunkt war die Historiographie
der Kanarischen Inseln. Er fand in Dominik Josef WÖLFEL einen
wichtigen Ansprechpartner und wurde zu dessen Hauptprotektor. SERRA
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Das Ehepaar Ilse und Dr. Karlheinz Peiffer als aufmerksame Zuhörer bei der IC-Tagung
1972 in Hallein. Foto: Archiv Karlheinz und llse Peiffer
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Oben links: Dr. Karlheinz Peiffer bei seinem Referat "Antike Quellen zur Geschichte der
Atlantikfahrten". Oben rechts: Dr. Lothar Beckel zeigte faszinierende Luftaufnahmen in
seinem Vortrag "Luftbildarchäologie am Beispiel der Römerstadt Carnuntum". Unten:
Herbert Nowak (links) im Gespräch mit dem Philosophen und Mexikanisten Dr. Alexis
Wimmer. Fotos: IC-Archiv und Archiv Peiffer
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RAFOLS promovierte WÖLFEL 1960 in großer Feierlichkeit zum Ehrendoktor.
Der berühmte und hochgeschätzte Wissenschaftler verstarb am 27. Juli 1972.
Die Bibliographie von SERRA RA.POLS umfasst mehr als 110 Titel, einige
Arbeiten erschienen posthum. Darüber hinaus war er der Herausgeber mehrerer
Fachzeitschriften. Vgl. hierzu den Nachruf von Juan REGULO PEREZ
(ICN Nr. 11, 1972, pag. 2).
Ein neues IC-Ehrenmitglied: Seine Exzellenz Miguel de Lojendio, Königlich
Spanischer Botschafter. Am 12. Dezember 1972 überreichten Dr. Hans
BIEDERMANN und Herbert NOWAK Seiner Exzellenz Miguel de Lojendio,
Königlich Spanischer Botschafter in Wien, die Urkunde über die von der Generalversammlung
bereits 1971 beschlossenen Ehrenmitgliedschaft. Seine Exzellenz
zeigte sich an den Aufgaben des Institutum Canarium sehr interessiert
und war vor allem den Forschungen in der westlichen Sahara gegenüber
sehr aufgeschlossen. Der Botschafter sicherte dem IC auch für die Zukunft
seine Unterstützung bei Sahara-Forschungen zu und berichtete über seine
reichen Erfahrungen aus den Wüstenzonen Nordafrikas.
Westsahara als neuer Forschungsschwerpunkt des IC. Bedingt durch die
Saharafahrten mehrerer IC-Vorstandsmitglieder verlagerte sich der Forschungsschwerpunkt
des IC in den frühen Siebzigerjahren von den Kanarischen
Inseln in Richtung Westafrika.
Geographisch war von den Kanaren aus Westafrika, abgesehen von den
anthropotypischen Entsprechungen auf beiden Seiten, die schon WÖLFEL
seinerzeit zu seinem Aufsatz über die Probleme Weißafrikas angeregt hatten,
das nächste Vergleichsgebiet, auch hinsichtlich der Steindenkmäler. Dementsprechend
wurden sie auf den IC-Tagungen zum Gegenstand einer eigenen,
in der Folge in der GISAF zentrierten, Forschungsrichtung. Das Ergebnis war,
dass allein vom zweiten BandAlmogaren (1971) bis zum achten Band (1977)
über Steindenkmäler in Afrika von verschiedenen Autoren 24 Aufsätze veröffentlicht
wurden, darunter Arbeiten von Herbert NOWAK, Wulfdieter und
Sigrid ORTNER, Mark MILBURN und I. KÖBEL-WETTLAUFFER. Eröffnet
wurde die Serie durch einen Aufsatz über "Vorgeschicht/jche Kunst und
Kultur der Sahara" von Fabrizio MORI. Weitere wichtige Publikationen stammen
aus den Federn von Raymond MAUNY, James W. MAYOR jr., Franz
TROST, Walter J. PICHL, Gertrude ENGLJÄHRINGER und Ernst R. SCHERZ.
Die Westafrika-Feldforschung mag zum überraschenden Aufstieg des IC
nach zuerst ganz bescheidenen Anfangszielen wesentlich beigetragen haben.
Dazu muss man wissen, dass es das Primärziel war, möglichst schnell die
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gesamte einschlägige Fachliteratur über die Inseln des Kanarischen Archipels
zu beschaffen und den wissenschaftlichen Nachlass von Dominik Josef
WÖLFEL und seines zuerst an das Anthropologische Institut in Kiel gegangenen,
von Ferdinand ANDERS in den ADEVA-Mitteilungen überschaubar gemachten
Archivum Canarium Wölfelheranzuholen.
Die Rio de Oro-Expedition 1973. Diese von BIEDERMANN und NOWAK
geleitete Expedition verfolgte mehrere Ziele. Zunächst sollte die Frage untersucht
werden, ob sich ein urgeschichtlicher Zusammenhang der altkanarischen
Kultur mit jener des nordwestafrikanischen Festlandes nachweisen lässt.
Weiters sollte eine Basis für die exakte Dokumentation nordwestafrikanischer
Grabbauten aus ur- und frühgeschichtlichen Epochen gewonnen werden, die
über die andeutungsweisen Untersuchungen von M. ALMAGRO BASCH 1946
(Prehistoria del Norte de Africa y del Sahara Espafiol, Barcelona) hinausgeht.
Schließlich sollte Berichten von spanischen Offizieren nachgegangen werden,
denen zufolge im Süden der Sahara Espafiol, nahe der mauretanischen Grenze,
Felsmalereien lokalisiert werden konnten, die bisher noch unpubliziert sind.
Hinsichtlich der Klärung des Fragenkomplexes "Altkanarische Kultur -
Nordwestafrika" konnte das zuvor nur aus Marokko vorliegende Vergleichsmaterial
im Zuge der Feldforschung in der spanischen Sahara wesentlich erweitert
werden. Dies trifft beispielsweise für Felsinschriften des I ibyschaltnumidischen
Typus zu, wie sie auf den Kanarischen Inseln etwa im Barranco
de Balos, Gran Canaria, nachgewiesen sind. Verschiedene Inschriften konnten
erstmalig aufgenommen werden, so auch eine kreisförmig verlaufende
Schriftzeile auf einem Steinblock im Uad Tasua bei Smara, Seguia el Hamra.
Weitere Parallelen ergaben sich aus der Untersuchung der alten (vorislamischen)
Grabbauten, wobei vor allem der Bautypus des terrassenförmig
gestuften Tumulus aus mörtellos gefügten Steinplatten (Kanarische Inseln: z.B.
Mogan, Gran Canaria) in schön erhaltenen Beispielen dokumentiert werden konnte.
Dies ist insofern belangvoll, als zahlreiche Grabtumuli von schatzsuchenden
Nomaden zerstört werden und unversehrte Bauten dieser Art selten geworden
sind. Andere Grabtypen (Steinkistengräber, Steinsetzungen aus bis zu 2 m hohen
Stelen, halbrunde Strukturen aus vertikalen Steinplatten, schließlich kalottenförmige
Tumuli mit großen Einfassungen von angeschlossenen Kultplätzen
in der Art der alteuropäischen "horned cairns ''.) konnten in diesem Gebiet erstmalig
exakt festgehalten werden, wobei auch Bauten von dolmenähnlichem
Charakter untersucht und in Fotos und Skizzen dokumentiert wurden.
Tatsächlich existieren im Süden der Spanischen Sahara im GranitgesteinGebiet
nahe der mauretanischen Grenze (nordwestlich und westlich von Aus-
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erd) nicht nur schematische Malereien, wovon einzelne Beispiele bereits von
spanischen Prähistorikern untersucht wurden, sondern auch figurale Darstellungen,
die bisher völlig unbekannt waren. Hier sind in erster Linie zwei neuentdeckte
Abris am Rande des Granitmassivs von Leyuad zu nennen, die Tierfiguren
in weißer und roter Farbe enthalten, deren künstlerische Qualität sich
nur mit jenen der Zentralsahara (Tassili, Acacus) vergleichen lässt. Eine Felskunst
dieser Art war bisher so weit im Süden nicht bekannt und die Entdeckung
dieser Malereien stellt somit für die Wissenschaft ein absolutes Novum
dar. Zurecht stolz waren die beiden Expeditionsleiter auch auf ihre Dokumentation
von eingeritzten, eingravierten und einpunzierten Darstellungen
von Tieren und zweirädrigen Kriegswagen in der Art der ägyptischen und
mykenischen Streitwagen auf zehn weiteren Fund plätzen. (Quelle: Vorbericht
über die Rio de Oro-Expedition 1973 von Herbert NOWAK und Dr. H. BIEDERMANN).
Die IC-Tagung 1973 in Hallein (Salzburg, Österreich):
Felsbilder Eurafrikas - Dokumentation und Deutung
Das Programm laut Ankündigung:
17. Mai 1973: Anreisetag, Begrüßungsabend,
Vortrag von Dr. Hans BIEDERMANN: "Die Stiege zum Mond"
(Forschungsfahrt in Moi;ambique)
18. Mai 1973: Vorträge zum Thema "Felsbilder Eurafrikas - Dokumentation und
19. Mai 1973:
20. Mai 1973:
Deutung"
Exkursion, Generalversammlung (Jahreshauptversammlung),
Vortrag mit altmexikanischen Themen.
Abreisetag
Sie haben uns für immer verlassen: IC-Mitglied Dr. Paul STRUZL, Gründer
und Inhaber der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt in Graz, verstarb
am 20. Januar 1973. Er hatte bis zu seinem Tod lebhaften Anteil am Wirken
des IC genommen, sein Verlag brachte unter anderem viele Felsbilddokumentationen
heraus und druckte anfänglich die IC-Nachrichten sowie das
Jahrbuch ''Almogaren ".
Im Juni 1973 verstarb IC-Mitglied Probst Harald von SICARD in Uppsala.
In St. Petersburg am 17. Mai 1900 geboren, machte er zunächst sein Abitur
und studierte danach Theologie in Dorpat, Greifswald und Berlin. Nach schwedischen
Sprachstudien in Kalmar und theologischen Ergänzungsstudien an
der Universität zu Uppsala machte der junge Gelehrte 1925 sein Pastoral-Examen
und wurde 1925 von Erzbischof Nathan SÖDERBLOM ordiniert. Ab
1926 war SICARD in Rhodesien als Missionar tätig. Im Verlauf seiner Studi-
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Oben: Ein wichtiger Referent der IC-Tagung 1973 war zweifellos James L. Swauger (Carnegie
Museum, Pittsburgh, USA), hier im Gespräch mit Herbert Nowak. Unten: Dr. Hans
Biedermann im Gespräch mit Prof. W. Pichl. Fotos: IC-Archiv
. /
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Vier weitere Referenten der IC-Tagung 1973 in Hallein: Dr. F. Van Noten (links oben), Dr.
H. Rhotert (rechts oben), Prof. Dr. Lionel Galand (links unten) und Prof. W. Pichl (rechts
unten). Alle Fotos: IC-Archiv
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en der Shona- oder Karanga-Sprache wurde seine ungewöhnliche Sprachbegabung
offenbar. Er erlernte in kürzester Zeit viele Sprachen und sprach fließend
Russisch, Deutsch, Schwedisch, Englisch und Karanga, hatte jedoch auch
gute Kenntnisse von Afrikaans, Holländisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch.
In Südafrika studierte er Ethnographie, Archäologie, Religion und
Volkskunde Afrikas. Vgl. hiezu IC-Nachrichten Nr. 12/13, 1973 (pag. 1 ff.).
1974 hatte das IC auch den Tod eines bedeutenden spanischen Gelehrten zu
beklagen: IC-Mitglied Prof. Dr. Pedro BOSCH GIMPERA verstarb 83-jährig
am 9.10.1974 in Mexiko. BOSCH GIMPERA ist u.a. der Verfasser der
"Paletnologfa de Ja Peninsula Iberica ", die 1974 als Reprintausgabe von F.
ANDERS bei der ADEVA in Graz publiziert wurde. Der mit seinen 1292 Seiten
wahrhaft monumentale Band unterscheidet sich von den üblichen Reprints
dadurch, dass zahlreiche Nachträge und Ergänzungen auch bei älteren Arbeiten,
die nun gesammelt vorliegen, dem Wissensstand der Siebzigerjahre Rechnung
tragen.
In memoriam Prof. Dr. rer. nat. Hans Georg Wunderlich. Hans Georg
WUNDERLICH wurde am 19. Januar 1928 geboren. Viel zu früh verstarb er
1974. Als Wissenschaftler ist er weltweit bekannt geworden durch seine geologischen
Werke, in weiten Kreisen aber auch durch seine Bücher "Wohin der
Stier Europa tmg"(Hamburg 1972) und "Die Steinzeit ist noch nicht zu Ende"
(Hamburg 1974). Seine Gattin Gisela ist bis heute ein treues IC-Mitglied.
1947-1952
1957
1969
ab 1970
1974
Geologiestudium, Promotion
Habilitation in Göttingen
Hauptkoordinator des Schwerpunktprogramms
"Geodynamik des
mediterranen Raumes"
Ordinarius für Geologie und Paläontologie
an der Universität Stuttgart
Am 28. Mai verstarb IC-Mitglied Prof.
Wunderlich. Er hinterließ eine Witwe
und sechs Kinder.
Von seinen über 120 Fachpublikationen seien genannt: "Atlas zur Geologie"
(1968), "Wesen und Ursachen der Gebirgsbildung" (1966), "Einführung in
die Geologie" 1 und 2 (1968), "Bau der Erde" 1 (1973). Da geologische und
archäologische Interessen oft gemeinsam auftreten, vertiefte sich Prof. Wunderlich
in die mannigfachen Probleme archaischer Kulte und Kulturen - seine
These über den minoischen Totenkult erweckte die Aufmerksamkeit weiter
Kreise für den geistigen Hintergrund der Zivilisationen des "alten Mittel-
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meeres ". Der erfolgreiche Gelehrte und Sachbuchautor war privat ein I iebenswerter
und ob seiner weitgespannten Interessen faszinierender Mensch, ungemein
agil und dynamisch, dabei stets aufgeschlossen und Anregungen gegenüber
zugänglich.
Die IC-Tagung 1974 in Hallein (Salzburg, Österreich)
Von der in der Zeit vom 16. bis 19. Mai 1974 in Halle in abgehaltenen TC-Tagung
konnten keinerlei Detail s eruiert werden . Fest steht allerdings, dass sie stattgefunden
hat, zumal Nowak in den IC-Nachrichten Nr. 19 (1975) berichtete, dass u. a. Prof. Dr.
Muvaffak UYANIK an dieser Veranstaltung te ilgenommen hat. Geplanter Schwerpunkt
der Tagung waren die Probl eme des Megalithikums und die neuesten Ergebnisse der
Felsbilderforschung.
Eine bemerkenswerte Entdeckung von James Krüss. ''Auch Götter können
irren", warum dann nicht auch WÖLFEL? IC-Mitglied James KRÜSS
überraschte 1974 mit einer interessanten Entdeckung: Er informierte die ICSchriftleitung
über den Fund eines Rarissimums, das D. J. WÖLFEL in seinen
"Monumenta Linguae CanGJiae "erwähnte und von dem er annahm, es handle
sich um eine alte Quelle über die Kanaren: das in Rom 1493 erschienene Buch
"Storia de/Je nueve insula de Channaria ". KRÜSS fand nach langem Suchen
das Werk: Giuliano DATIS "Storia del/a inventione delle nuove insule
Channaria indiane" im Anschluss an den Kolumbus-Briefüber seine Entdeckung
Amerikas. "Jnsu/e Channaria "bezieht sich auf Westindien!
In memoriam Prof. Dr. Muvaffak Uyanik. Am 15. März 1975 verstarb
IC-Mitglied Muvaffak Uyanik nach langer Krankheit. 1974 hatte er noch an
der IC-Tagung in Hallein teilgenommen und im Herbst 1974 war sein monographisches
Werk "Petroglyphs of South-Eastern Anatolia" im Herbst 1974 erschienen.
Prof. Uyanik, geb. am 2. Februar 1906, war von seiner Ausbi ldung her Fachmann
für das Unterrichtswesen (Studium an der Pädagogischen Hochschule
in Wien von 1924 bis 1928), wirkte als Hochkommissar für des Bildungswesen
in der Südost-Türkei und kam im Zuge dieser Tätigkeit immer wieder in Kontakt
mit den Hinterlassenschaften alter Kulturen. Neben seinem Beruf im Lehrfach,
für das er mehrere Fach- und Lehrbücher verfasste, war Muvaffak Uyan ik
ein begeisterter Bergsteiger und Autor von Bergbüchern (Our Mounta ins;
Mountaineering Handbook; Scouts climb Erciyes). Diese Aktivität veranlasste
ihn nicht nur, sich intensiv mit dem Naturschutz- und Nationalpark-Gedanken
zu befassen, sondern führte ihn euch zu den Resten der Urartu-Ku ltur und
schließlich zu den prähistorischen Felsbildern Anatoliens. So entstand der große
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Band über die Petroglyphen Südost-Anatoliens, "a very impressive addition to
the literature on rupestrian art"(The Interamerican). Eine Studie über das Felskunst-
Zentrum von Sat ist im Jahrbuch ALMOGAREN III (1972) enthalten.
Bis zu seinem Tod arbeitete Uyanik an der Vorbereitung eines weiteren
Dokumentationsbandes zur alten Felskunst der Türkei.
Die IC/GISAF-Tagung 1975 in Hallein (Salzburg, Österreich)
14. Mai 1975, Hallein, 20.00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung des Malers Hans Werner
GEERDTS, Marrakesch, mit einer Vernissage im Cafe Braun. Die Ausstellung und die
Tagung 1975 wurde durch Landesrat Dr. Herbert MORITZ eröffnet. Dieser betonte, dass
durch die Verbindung einer künstlerischen Ausdrucksform, die Hans Werner GEERDTS
gefunden hat und die hier vorgestellt wurde, "die mehrtägigen wissenschaftlichen Beratungen
eine wertvolle Erweiterung in kultureller Hinsicht gefunden haben. " Zum nun
schon seit Jahren in Hallein etablierten IC sei nun noch die Gesellschaft für interdisziplinäre
Sahara-Forschung gestoßen: "Die Impulse dieser wissenschaftlichen Gesellschaften
gehen weit über die Grenzen Österreichs hinaus und bringen Wissenschaftler verschiedenster
Disziplinen und Kontinente nach Hallein. "Die Vernissage war ein erstes Treffen
der Teilnehmer der IC-Tagung 1975 und durfte sich auch der Anwesenheit von Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens, so etwa des Bürgermeisters der Stadt Hallein, Josef
BRANDAUER, des Vizebürgermeisters Rudolf MÜLLER, von Stadtrat Gerhard
UNDINGER und zahlreicher Künstler erfreuen. Ein ausgezeichneter Gastgeber war
IC-Mitglied Gerd BRAUN, der die Räumlichkeiten seines Cafe Braun für diese Veranstaltung
zur Verfügung stellte.
15. Mai 1975, Hallein: Am Vormittag Jahreshauptversammlung, anschließend
• Prof. Dr. Edmund DONDELINGER, Koblenz: "Philae und E/-Kab"(Farblichtbildervortrag)
• Dr. Hans KOLMER, Graz: "Südafrikanische Begegnungen" (Bericht über Felsbilder
und die berühmten Ur- und Frühmenschen-Fundstätten Südafrikas)
• Harald PAGER, Johannesburg: "Buschmannmusik und Buschmannsprache"
Am Nachmittag LINGUISTISCHES SYMPOSION (Vorsitz: Prof. Dr. Helmut STUMFOHL,
Graz):
• Probleme der Sprachverwandtschaft und der sprachlichen Beziehungen. Methodische
und kritische Voraussetzungen
• Über Substrattheorien im Al/gemeinen und mit besonderer Beziehung auf den mediterranen
und eurafrikanischen Raum
• Über die Möglichkeit einer "Megalithsprache" und des Fortlebens megalithisch
bestimmter Wörter und Wortfelder
Zahlreiche Teilnehmer hatte das Round-table-Gespräch unter der Leitung von Dr.
Hans BIEDERMANN, ''Felsbilderforschung; Aufnahmetechnik und Dokumentation". Es
ging dabei um die Diskussion guter Felsbildaufnahmen unter Verwendung von Farbkeilen,
Maßstäben, Filmmaterial und Kameras, desgleichen um die verschiedenen Techniken
der Reproduktion von Piktographen und Petroglyphen einschließlich jener Gesichtspunkte,
die bei späterer Druckwiedergabe zu beachten sind.
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16. Mai 1975, Hallein : SYMPOSION "DIE ALT KANARIER " (Vorsitz: Dr. Hans BIEDERMANN)
• Prof. Dr. Helmut STUMFOHL, Graz: "Die Sprache der Altkanarier"
• James KRÜSS, Las Palmas de Gran Canaria: "Das Bild der kanarischen Ureinwohner
im Urteil der frühen Chronisten" (mit Lichtbildern von Steinfunden)
• Herbert NOWAK, Ha llein: "Götter und Kulte der Altkanarier aufgrund der historischen
Quellen "(mit Lichtbildern von Steinbauten aufHierro und Gomera sowie e inigen
Höhenheiligtümern auf Gran Canaria)
• Univ. Prof. Dr. Alois CLOSS, Gra z: "Der megalithische Aspekt an kanarischen Stein-denkmälern"
17. Mai 1975, Hallein: FELSBILDERFORSCHUNGS-SYMPOSION(Vorsitz: Dr. Hans
BIEDERMANN)
• Dr. Kl aus WELLMANN, New York: ''Felsbilder im Westen Nordamerikas"
• Gertrud WEBER, Marburg: ''DiePetroglyphen der Finca Las Palmas/Chiapas/Mexico"
• Willi REPIS, Oberalm: "Felsbildstationen in Südspanien"
• Lya DAMS, Brüssel: "Die paläolithische Kunst der Cueva de La Pileta bei Benaojan,
Südspanien"
• Harald PAGER, Johannesburg: "Die Motivation der südafrikanischen Felsmaler im
Lichte quantitativer Analysen"
• Hans-Chri stian GUNGA, Benninghausen: "Geologische Untersuchungen in Marokko"
• Dr. Hans KOLMER, Graz und Ha ra ld FEGER, Johannesburg: "Felsbilder aus
Rhodesien"
18. Mai 1975: Exkursion zu den Felsbildern des Ofenauerberges bei Golling unter der
Führung von Willi REPIS. Herbert NOWAK geleitete einige IC-Teilnehmer auf einer
"romantischen Route" durch den Tennengau. Am Nachmittag Treffen auf dem Pass Lueg
und Tagungsausklang in der "A lpeniose" bei Sankt Koloman.
Bei der Neuwahl 1975 wurde Hans BIEDERMANN als Präsident und Willi REPIS
als Vize-Präs ident gewählt, Herbert NOWAK erneut als Schriftführer bestätigt und
Karlheinz PEIFFER - Mitgli ed se it 1969 - mit der Schriftleitung betraut. In diesem Jahr
wurde Prof. Dr. Klaus WELLMANN Präs ident der "An1erican Rock Ait Organisation ".
Das Ergebnis der Neuwahl des Vorstandes im Rahmen der IC-Jahreshauptversammlung
1975 in der Salzberghalle in Ha llein:
Vorsitzender: Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen, Österreich
Vorsitzender-Stellvertreter: Willi REPIS, Puch, Österreich
Schriftführer: Herbert NOWAK, Hallein, Österreich
Schriftführe r-Stell vertreter: Dr. Dieter ORTNER, Hallein, Österre ich
Kassier: Walter ESCHBACHER, Hall ein, Österreich
Kassier-Stellvertreter: Wolfgang HERZOG, Hallein, Österreich
Schriftle iter: Adolf MÖLLER, Graz, Österreich
Schriftl eiter-Stellvertrete r: Doz. Ka rlheinz PEIFFER, Düsseldorf, BR Deutschland
Rechnungsprüfer: Albin MITTERRUTZNER, Salzburg, Österreich
Rechnungsprüfe r: Albin WAGNEST, Hallein, Österre ich
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GISAF-Gründung im Rahmen der IC-Tagung 1975.
Der vom Proponentenkomitee erstellte Wahlvorschlag wurde zur Kenntnis und Abstimmung
gebracht und der Wahlvorschlag einstimmig angenommen. Nachstehender
Vorstand wurde statutengemäß für die Dauer von vier Jahren gewählt:
Obmann:
1. Obmann-Stellvertreter:
2. Obmann-Stellvertreter:
Schriftführer:
Schriftführer-Stellvertreter:
Kassier:
Kassier-Stellvertreter:
Beisitzer:
Kassenprüfer:
Kassenprüfer:
Eduard KITTL, Salzburg, Österreich
Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen, Österreich
Mark MILBURN, Ronda, Spanien
Herbert NOWAK, Hallein, Österreich
Gertrude ENGLJÄHRINGER, Salzburg, Österreich
Willi REPIS, Puch, Österreich
Sigrid ORTNER, Hallein, Österreich A
Dr. Dieter ORTNER, Hallein, Österreich
AdolfWIEBECKE, Oberalm, Österreich
Roland KRAML, Bad Reichenhall, BR Deutschland
Walter ESCHBACHER, Hallein, Österreich
Dr. Dieter ORTNER, Hallein, Österreich
In memoriam Prof. Dr. Heinz-Joachim Graf. IC-Mitglied Prof. Dr. HeinzJoachim
GRAF verstarb am 25. Juni 1975 im Krankenhaus St. Tönis. Der liebenswürdige
und überaus hilfsbereite Gelehrte wurde am 18. November 1912
in Bonn geboren. Nach seinem Studium an der Rheinischen Friedrich-WilhelmUniversität
Bonn (Germanistik, Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft)
wurde er am 14. Februar 1939 zum Dr. phil. promoviert. Nach kurzer
Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Preußischen Akademie der
Wissenschaften unterbrachen Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft bis 1948
die weitere Laufbahn.
GRAF war ab 1948 freiberuflich und in der Wirtschaft tätig, wirkte seit
1971 im öffentlichen Dienst an einem Gymnasium und später als Referent für
Erwachsenenbildung im Kreis Kempten-Krefeld, gleichzeitig als Lehrbeauftragter
an der Universität Düsseldorf. Im März 1975 wurde er zum Honorarprofessor
dieser Universität ernannt. Er setzte sich u. a. dafür ein, das
Werk von Karl Weinhold "Altnordisches Leben" (1856) in Graz neu erscheinen
zu lassen und wollte es durch ein neues Vorwort und Register dem heutigen
Stand der Forschung anpassen.
Der Westsahara-Konflikt und seine schrecklichen Folgen. Wie schon
erwähnt, führten im März 1971 Herbert NOWAK sowie Dr. Wulfdieter und
Sigrid ORTNER eine archäologische Forschungsreise in die damalige Spanisch-
Sahara durch, eine zweite Expedition folgte zwei Jahre später unter der
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Leitung von Dr. Hans BIEDERMANN und Herbert NOWAK. Im August 1975
besuchte Herbert NOWAK allein die Sahara Espanol und kontaktierte unter
anderem den Felsbildforscher FEIDAL-LAH ULD ENDADIA, den er auch
zur IC-Tagung nach Hallein einlud. Im selben Jahr wurde das Gebiet von
Marokko annektiert und das war nicht die Ursache, aber der unmittelbare
Anlass, gewissermaßen der Startschuss, für einen langjährigen Guerillakrieg.
Zur Vorgeschichte: Im Jahr 1884 hatte Spanien auf der Berliner Konferenz
den vor allem von Nomaden bewohnten Wüstenstreifen an der Atlantikküste
als Kolonie zugesprochen bekommen. Nach anderer Lesart erwarb Spanien
1885 die Küstengebiete von Saguia el Hamra und Rio de Oro an der nordwestafrikanischen
Atlantikküste und dehnte seine Herrschaft auch in das Hinterland
aus. Faktum ist, dass ab 1901 die Spanische Sahara eine eigene koloniale
Verwaltungseinheit bildete. Die einheimische Bevölkerung hatte sich der
Kolonialisierung bis in die 1930er-Jahre hinein widersetzt. Doch das Gebiet
der heutigen Westsahara blieb auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine
spanische Kolonie.
Als Marokko 1956 von Frankreich in die Unabhängigkeit entlassen wurde,
verstärkte sich auch in der Westsahara der Widerstand gegen die spanische
Fremdherrschaft. Marokko und Mauretanien brachten die Westsahara-Frage
1963 vor den Entkolonialisierungsausschuss der Vereinten Nationen. In einer
Resolution forderte die UNO-Vollversammlung Spanien auf, die Westsahara
zu entkolonialisieren und der Bevölkerung das Recht auf Selbstbestimmung
zu gewähren. Tatsächlich erklärte sich Spanien 1967 dazu bereit, ein Referendum
über den Status der Westsahara durchzuführen. Die Anrainerstaaten
Marokko und Mauretanien unterstützen dieses Vorhaben. Dennoch wurde die
Durchführung dieses Referendums immer weiter hinausgezögert. Die Unzufriedenheit
vieler Saharauis führte 1973 zur Gründung der saharauischen
Befreiungsbewegung Frente POLISARIO (Frente popular para la liberaci6n
de Saguia el Hamra y Rio de Oro), die sogleich einen bewaffneten Widerstand
gegen die spanische Kolonialmacht begann.
Die POLISARIO, seit 1975 finanziell und militärlogistisch von Algerien
unterstützt, focht einen intensiven Widerstandskampf gegen Marokko und
Mauretanien. Dennoch zwang die marokkanische Okkupation viele Saharauis
zur Flucht nach Algerien. Auch IC-Mitglied FEIDAL-LAH ULD ENDADIA
musste Hab und Gut zurücklassen und lebte - wie ca. 180.000 weitere Saharauis
- ab dem Frühjahr 1976 mit seiner Familie in einem Flüchtlingslager bei Tindouf
in dürftigsten Verhältnissen. Die Menschen waren dort beinahe vollständig
von Hilfslieferungen der Vereinten Nationen und anderer internationaler nicht
staatlicher Organisationen abhängig.
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Spendenaktion für betroffene Freunde. Damals riefen BIEDERMANN
und NOWAK zu einer Spendenaktion auf, um unseren Freunden in ihrer prekären
Situation zu helfen. Mit dem von den IC- bzw. GISAF-Mitgliedern gespendeten
Geld haben die Vorstandsmitglieder die wichtigsten Lebensmittel,
vor allem Vitaminpräparate und andere Medikamente besorgt und über einen
mühevollen Weg gemeinsam mit Bargeld FEIDAL-LAH zugesandt. Bald
danach kehrten viele Saharauis wieder in ihre Heimat zurück, lebten dort jedoch
unter völlig veränderten Bedingungen, da Städte wie EI Aaiun, Smara,
Villa Cisneros und einige andere immer noch von Marokkanern besetzt waren.
"Doch dies sind politische Probleme", schrieben BIEDERMANN und
NOWAK in ihrer Aussendung an die GISAF-Mitglieder vom 2. Januar 1977.
"Unsere Hilfe, die mit Ihrer Spende möglich war, sollte einem Menschen und
Freund und Mitglied gelten. Feidal-lah konnte seine ganze Familie gut durchbringen
- nur ein Bruder ist in den Kämpfen gefallen. Er ist auch Vater eines
nun neun Monate alten Sohnes. "
In einem Brief bedankte sich der Felsbildforscher für die Unterstützung
und betonte, dass er in der vergangenen schweren Zeit von allen ausländischen
Freunden vergessen worden war. Nur seine Freunde von der GISAF
hätten geholfen und ihn und seine Familie nicht vergessen. Im Spätherbst 1977
war auch FEIDAL-LAH mit seiner Familie in den südlichen Rio de Oro zurückgekehrt
und versuchte sich eine neue Existenz aufzubauen. Er dachte dabei
an einen kleinen Laden, doch dazu fehlte ihm fast alles. Den GISAF- und ICMitglieder
war es eine Herzensangelegenheit, die Familie abermals zu unterstützen.
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der GISAF am 19. Mai 1977 in
Bozen führte Herbert NOWAK aus, dass die konfliktgeladene Situation in
Afrika, und natürlich auch in der Westsahara, eine Standortbestimmung der
GISAF erfordert: "Die GISAF widmet sich gemäß y 2 der Statuten der Erforschung
der Vorgeschichte des Sahara-Gebietes; sie hat weder politische noch
religiöse noch wirtschaftliche Bindungen und hat ihren Sitz in Hallein, Österreich."
"Die GISAF ist ausschließlich auf wissenschaftliche Zielsetzungen ausgerichtet,
und es ist notwendig, klar festzulegen, dass sie sich gegenüber allen
politischen Entwicklungen in den Forschungsländern neutral verhalten wird
und nicht gedenkt, sich für politische Zielsetzungen gewinnen bzw. einsetzen
zu Jassen. Selbstverständlich ist die GISAF nicht für die einzelnen Mitglieder
und die von diesen bekundeten Sympathien verantwortlich, und es ist jedem
einzelnen Mitglied überlassen, zu politischen Entwicklungen und Realitäten
eine persönliche Auffassung zu vertreten. Hilfeleistungen für Mitglieder der
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GISAFwerden immerauffreiw1Jjjger Basis durchgeführt. Hilfeleistungen, wie
sie etwa unserem Mitglied Feidel-lah Endadia wideifuhren - der aus der sich
auflösenden Spanischen Sahara nach Algerien geflohen war, um das Leben
seiner Familie und sich selbst zu retten und der unter fürchterlichsten Bedingungen
leben musste, ehe die internationale Hilfeleistung für das Volk der
Saharaui einsetzte - waren ein ausschließlich humanitärer Akt und kein wie
immer geartetes politisches Statement. "
Die Forschungsarbeiten wurden durch politische Entwicklungen verzögert.
Den Ausführungen NOWAKs in den IC-Nachrichten Nr. 27 (1978) ist
zu entnehmen, dass in den späten Siebzigerjahren die Forschungsarbeiten in
den Saharaländem "durch diverse politische Entwicklungen erschwert waren. "
Ansuchen um gezielte Forschungen in Mittel-Marokko wurden derart "verzögert",
dass die geplante Expedition abgesagt werden musste. Dasselbe Schicksal
erfuhren Planungen für Forschungen in Niger und Mali. Problematisch bis
unmöglich waren zu dieser Zeit jedwede Forschungsarbeiten im Raum der
ehemaligen Spanisch-Sahara und in den angrenzenden Gebieten Marokkos
und Mauretaniens. Umso mehr waren die Arbeiten unseres Mitgliedes FEIDAL-
LAH ENDADIA zu begrüßen, der im algerischen Erg Iguidi einen umfangreichen
Felsbilderfundplatz aufnehmen konnte. Mit dem Tod von BIEDERMANN
und NOWAK wurde auch der Kontakt zu FEIDAL-LAH ULD
ENDADIA und dessen Familie abgebrochen.
Die IC/GISAF-Tagung 1976 in Hallein (Salzburg, Österreich)
26. Mai 1976, Keltenmuseum, Hallein, 20.00 Uhr: Eröffnung der Tagung durch Landesrat
Dr. Herbert MORITZ. - Vernissage der Ausstellung des Bildhauers Roland KRAML
(Salzburg)
27. Mai 1976, Vortragssaal des Österreichischen Gewerkschaftsbundes
9.00 Uhr: Jahreshauptversammlung des lnstitutum Canarium,
10.00 Uhr:
10.30 Uhr:
13.30 Uhr:
14.30 Uhr:
16.00 Uhr:
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Vortrag von Adolf MÖLLER, Graz: "Codex Borgia, Inhalt und Reproduktionstechnik"
Dr. Edmund DONDELINGER, Koblenz: "Das Treibbrett des Herodot
am ägyptischen Nilschiff"
James L. SWAUGER, Carnegie Museum, Pittsburgh (USA): "The Stone
Structures of Mystery Hilf, North Salem, New Hampshire, USA"
KANARISCHE STUDIEN
Ulrike PISTOTNIK, Graz: "Zur Geologie der Kanarischen In seln"
Hansjörg WALTER, Dornach, Schweiz: "Steinbauten und Felsbilder auf
der Insel La Palma"
Jahreshauptversammlung der GISAF mit Kurzberichten über die
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18.00 Uhr:
Forschungen 1975/1976 (GALAND, MILBURN, KUNZ,
SIMON, NOWAK)
Keltenmuseum, Hallein. Führung durch das Museum mit Kustos
Dr. Ing. Ernst PENNINGER
28. Mai 1976, Vortragssaal des Österreichischen Gewerkschaftsbundes
LINGUISTISCHES SYMPOSIUM
9.00 Uhr:
13.30 Uhr:
14.00 Uhr:
14.30 Uhr:
15.45 Uhr:
16.30 Uhr:
20.00 Uhr:
Abschluss
Prof. Dr. Helmut STUMFOHL, Graz: ''Die Substrate des IndoEuropäischen"
SYMPOSION ZU GRUNDFRAGEN DER ETHNOLOGIE
Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen: "Magie und Religion"
Dr. Ambros J. PFIFFIG, Geras: "Religionsethnologie und ihre
Bedeutung für die Erforschung alter Kulturen"
Andrzej WIERCINSKI, Warschau: "Pyramids and Ziggurats as the
Architectonic Representation of the Archetype of the Cosmic Mountain"
Bernhard PELZL, Graz: ''Der Name Atlas"
Prof. Dr. Helmut STUMFOHL, Graz: "Der heilige Stein. Der Schalenstein"
Dr. Jürgen KUNZ, Freising/München: "Durch die Wüste von Tenere und
den Erg von Bilma zum Tschadsee"
Rene GARDI - Dokumentarfilm über die Südsahara: "Die letzten
Karawanen"
29. Mai 1976, Vortragssaal des Österreichischen Gewerkschaftsbundes
SCHUNG
9.00 Uhr:
10.15 Uhr:
11.30 Uhr:
13.30 Uhr:
14.45 Uhr:
15.30 Uhr:
16.30 Uhr:
SYMPOSION ÜBER NEUE ERGEBNISSE DER FELSBILD-FOR-Prof.
Dr. Ernst R. SCHERZ, Windhoek (Südwestafrika - Namibia):
"Die Felsbilder Südwestafrikas"
Francis VAN NOTEN, Tervuren, Belgien: "The Archaeology o[Central
Africa: Recent Fieldwork"
Elisabeth HASSAK, Wien: "Die Felsbilder des Oud Djerat, Sahara"
Dr. Hans BIEDERMANN, Ehrenhausen: "Felsbilder der atlantischen
Sahara"
Prof. Dr. Lionel GALAND, Bourg-la-Reine, Frankreich: "Zur Interpretation
der Felsinschriften der Westsahara"
Dr. Paulette GALAND-PERNET, Bourg-la-Reine, Frankreich: "Augures
et pierres trouees: toponymie et legendes maghrebines"
Dr. Jürgen KUNZ, Freising/München: "Neue Felsbildstationen im westlichen
Tassili N'A;jer"
Dr. Mark MILBURN, Lanzarote: "Felsbilder und Steinsetzungen in
Südalgerien und im Bergland von Air"
30. Mai 1976, Treffpunkt beim Vortragssaal des Österreichischen Gewerkschaftsbundes
am Bahnhof.
9.00 Uhr: Exkursion zu den Felsbildstationen von St. Wilhelm bei St. Koloman,
anschließend Fahrt zum Seewaldsee. Rückkehr etwa 15.00 Uhr.
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Die Exkursion zu den Felsbildstationen von St. Wilhelm bei St. Koloman und die anschließende
Fahrt zum Seewaldsee war mit einer feucht-fröhl ichen Wanderung verbunden.
Archiv: KarLheinz und Ilse Peiffer
Am 30. April 1976 verzeichnete das IC 281 Mitglieder, ein Jahr später waren
es 293. Im Jahr 1977 hatte das IC erneut einen Zugang von Mitgliedern,
diesmal aus Belgien, Slowenien, aus der Deutschen Demokratischen Republik,
aus der Demokratischen Arabischen Republik der Sahara, aus den Niederlanden
sowie aus dem Senegal und Südwestafrika.
Die IC-Tagung 1977 in Bozen (Südtirol, Italien)
Die Tagung 1977 stand in Verbindung mit einer Exkursion zu den Felsbildstationen
in Valcamonica, in deren Rahmen die wichtigsten auch besichtigt werden konnten.
Mittwoch, 18. Mai 1977, Bozen, Haus der Kultur "Walther von der Vogelweide"
20.00 Uhr Eröffnung der Tagung und Jahreshauptversammlung des Institutum
Canarium. Sowie Vortrag von Dr. Hans BIEDERMANN, Graz: "Streiflichter auf
vergangene Kulturen - Mittelalterliche Handschnften als Dokumente"
Donnerstag, 19. Mai 1977, Bozen, Haus der Kultur "Walther von der Vogelweide"
9.00 Uhr Jahreshauptversammlung der GISAF - Im Anschluss:
• Dr. Hans BIEDERMANN, Graz: "Die Felsbildstation von Lama de Aasli bei Smara,
Westsahara"
• Herbert NOWAK, Hallein: "Die Felsbildstation von Amgala, Westsahara"
• Andreas BRANDNER Innsbruck: "Sahara 1977 - Zwischen Algerien und Senegal"
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IC-Tagung 1977 in Bozen. Oben: Der Felsbildforscher Feidal-lah Endadia und Dozent
Karlheinz Peiffer in der Bilderschau von Georg Hedrich, dem "Maler der Kanaren"; unten
links: Menschendarstellung (Felsbild im Erg lguidi, Algerische Sahara, entdeckt von Feidallah
Endadia); unten rechts: lrma Köbel-Wettlauffer. Foto: Archiv Peiffer
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IC-Tagung 1977 in Bozen. Oben: Dr. Jürgen Kunz im Gespräch mit Dr. Mark Milburn.
Unten: Aufmerksame Zuhörer (von links nach rechts) - Prof. Gertrud Weber, Margot
Wellmann-Scharpenberg, Prof. Dr. Klaus Wellmann und Gisela Wunderlich. Foto: Archiv
Karlheinz und Ilse Peiffer
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KANARISCHE STUDIEN
James KRÜSS, Las Palmas de Gran Canaria, Spanien: "Die alten
Namen der Kanarischen Inseln und ihre Venfikation"
14.00 Uhr
15:00 Uhr
16.00 Uhr
16.30 Uhr
Illo BUSSMEYER, Weyhe, BRD: "Die Eroberung der Kanarischen Inseln"
Geert KÖSTER, Hamburg, BRD: "Felsbilder der Kanareninsel Hierro"
James KRÜSS, Las Palmas de Gran Canaria, Spanien: "Der Rautenstein
von Zonzamas, Lanzarote"
Freitag, 20. Mai 1977, Bozen, Haus der Kultur "Walther von der Vogelweide"
LINGUISTISCHES SYMPOSION
9.00 Uhr
14.00 Uhr:
Prof. Dr. Helmut STUMFOHL, Graz: "Megalithspuren in den europäischen
Sprachen und das Problem der linguistischen Paläontologie"
Dr. Mark MJLBURN, Tahiche, Lanzarote, Kanarische Inseln: ''Forschungen
in der Südsahara 1977" - Bericht einer Reise durch das
westliche Ai'r und Timersoi'
Gertrude ENGLJÄHRINGER, Salzburg: "Felsbilder bei Arrak, Algerische
Sahara"
15.00 Uhr:
16.00 Uhr
20.00 Uhr:
Heinrich WENDEL, Düsseldorf, BRD: "Die Fe