Almogaren XXII / 1991 Hallein l 992 7 - 31
Helmut Stumfohl
Die Religion der Phönizier im Rahmen der Mediterranea
1) Einleitendes: das Mediterrane
Das alte Mittelmeer mit seinen Küsten- und Hinterländern ist nicht bloß
eine geographische Einheit; es ist nicht bloß ein Meer zwischen Europa, Afrika
und Asien. Es ist eine alte sprachliche, kulturelle und anthropologische Einheit
in Vielheit; ringsum wohnt ähnliches Volkstum. Es wird umklammert durch
koloniale und wirtschaftliche, d.h. politische und kulturelle Expansion. Geschichtlich
dokumentiert ist die phönizische, die griechische Expansion, die
mindestens teilweise gleichzeitig vor sich ging. Weniger ins allgemeine Bewußtsein
gedrungen ist eine andere Invasion: die der See-und Nordvölker.Nicht
historisch dokumentiert ist eine frühere Expansion, die nicht vom Osten, sondern
vom Westen her ausging: die megalithische, der vielleicht schon eine frühere
west-östliche Expansion vorausging, die durch die kardialkeramische
Schicht gekennzeichnet wird. Auch gibt es Wechselwirkungen zwischen Ost
und West; die Kultur der Glockenbecherleute. Ein letzter Rest solch vielfältiger
Beziehungen sind die verschiedenen Schichten des Baskischen, das hispanische,
afrikanische und kaukasische Beziehungen hat. Den von der palästinensischkanaanäischen
Stadt Tyrus ausgehenden Phöniziern, die vermutlich ziemlich
gleichzeitig Karthago gründen und die iberische Halbinsel erreichen folgen die
Römer als ihre Erben; der Hellenismus sorgt für eine Zweiteilung der späteren
römischen Welt in eine lateinisch und eine griechisch redende Hälfte, die der
Gebildete jedoch als Einheit ansieht: Die gebildete Schicht der Römer kann
griechisch wenigstens lesen und studiert Rhetorik in Athen und auf Rhodos
oder in Alexandrien. Fast hätte es später noch der Islam geschafft, die gesamte
Mediterranea zu umklammern. Aber zwischen der hellenistischen, der römischen
und der islamischen Epoche stellte das Christentum vorübergehend ebenfalls
eine mediterrane Einheit her.
Bei Jakob Burckhardt lesen wir: "Die Menschheit ums Mittelmeer und
bis zum persischen Busen ist wirkliche in belebtes Wesen, die aktive Menschheit
kat' exochen." (1) Wer immer in diesem Raum sich als politische Macht
etabliert, muß den Blick aufs Ganze richten.
Die Hinwendung zum Mediterranen entspringt nicht nur einem besonderen,
wenn man will modischen, Interesse. Im Mediterranen kehrt man gewissermaßen
weniger zu den Vätern als vielmehr zu den Müttern zurück; das
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Mediterrane ist einer unserer Ursprünge, der nicht nur symbolisch durch die
drei Städte Jerusalem, Athen und Rom bezeichnet wird, sondern auch durch
eine alte Schicht, die weder idg. noch semitisch ist - das Vorindogermanische
im mediterranen Raum.
In die Welt des Mediterranen, die durch eine stärkere Betonung des
weiblichen Elements gekennzeichnet war, bricht die indogermanische und die
semitische patriarchale Welt ein. Johann Jakob Bachofen war, trotz falscher
Begründungen und unerlaubter Verallgemeinerungen, auf den Spuren dieser
Verhältnisse und Verhängnisse als er das "Mutterrecht" als soziale und religiöse
Lebensform alter Völker erkannte. Was Bachofen nicht erkannte, war die Tatsache,
daß er sich im Vor- und Nichtindogermanischen bewegte.
Die Rolle der See- und Nordvölker des 13. vorchristlichen Jahrhunderts
wird meist zu isoliert gesehen: Auch sie handeln - als Koalition von Völkern
ost- und zum Teil sogar westmediterraner Völker, vermutlich auch kleinasiatischer
und möglicherweise einiger nördlicher, protogermanischer
Völkersplitter - aus den Bedingungen des mediterranen Raumes heraus. In den
Schardana sind mit ziemlicher Sicherheit Sardinier beteiligt.
Als der Seevölkersturm vorüber ist, der auf Landnahme gerichtet war,
etablieren sich die Reste an verschiedenen Küsten: die Philister etwa im heutigen
Gazastreifen, die Danaer als mögliche Vorfahren des Stammes Dan im
Norden Palästinas (beide Stämme historisch schon semitisiert), die Etrusker an
der Ostküste Italiens, um dann nach Westen zu gehen; die Sardinier auf Sardinien,
die Libyer in Libyen: Die beiden letzteren Stämme kehren offensichtlich
in ihre Ausgangspositionen zurück; alle verzichten sie auf die Seefahrt.
Nach der Vernichtung bzw. Befriedung der Seevölker kann die phönizische
Expansion beginnen. Dies veranlaßt uns, trotz Fehlens sicherer Nachrichten,
die Expansion der Phönizier schon ins 12. vorchristliche Jahrhundert
hinaufzurücken (2).
Die Phönizier und die Griechen sind aber auch die Erben der kretischen
Thalassokratie, der Herrschaft über das östliche Mittelmeer, der vielleicht schon
eine karische Herrschaft vorausging und der die mykenische Schiffahrt nachfolgte.
Auf diesem Hintergrund ist auch der Europa-Mythos zu betrachten. Es
ist ja ein ursprünglich phönizischer Mythos, kretisch, mykenisch und griechisch
gedeutet: Der kretische Zeus, erst später mit dem olympischen Zeus gleichgesetzt,
holt sich die phönizische Königstochter Europa. Sie trägt zwar einen griechischen
Namen, der "breitgesichtig" bedeutet; neben dem Ausdruck "kuhäugig"
für "schönäugig" ist das ein Hüllwort für eine Kuh. Das Wort dürfte ein schon
ugaritisches Hüllwort für eine heilige Kuh übersetzen. Im Stierkult verbindet
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sich Westsemitisches aus U garit, Phönizisches und Kretisches ... Der später daraus
abstrahierte Gegensatz zwischen Europa und Asien berührt das Mediterrane
1nicht: Beide Möglichkeiten gehören dem Mediterranen an!
Aber auch schon prähistorisch spannten sich Handelsbeziehungen quer
über den ganzen Mittelmeerraum. Die Kardialkeramik des 5. vorchristlichen
Jahrtausends ist in der ganzen Mediterranea verbreitet; Beziehungen zwischen
dem Vorderen Orient und der iberischen Halbinsel bestehen schon damals. Um
2500 v.Chr. wird die rote Keramik der iberischen Halbinsel eindeutig von Zypern
her beeinflußt; wenig später zeigen die Kulturen von Los Miliares
(Südostandalusien) und Vila Nova de Sao Pedro in Portugal starke östliche
Beziehungen, die ethnisch vielleicht durch die Glockenbecherleute zu parallelisieren
sind. Das heißt auch, als Phönizier und Griechen auf die iberische
Halbinsel vordringen, stoßen sie nicht in völlig Fremdes und Unbekanntes vor.
Davon abgesehen, existiert schon in der Mitte des 2. Jahrtausends eine große
Handelsstadt, Tartessos, die auch mykenische Beziehungen gehabt haben muß;
die biblischen Tarschisch-Schiffe, die zur Zeit König Salomos im DreijahresRhythmus
fahren, folgen diesen Spuren (3).
Radiokarbon-Daten gestatten uns, die kardialkeramische Schicht auch
noch ins 3. vorchristliche Jahrtausend zu verweisen; so weist die Höhle Coveta
de l'Or (ProvinzAlicante) Getreidereste auf, die auf 4670 ± 160 zu datieren sind
(4).
Auch die megalithische Diffusion, die sicher im Westen ansetzt und einen
sekundären Mittelpunkt auf Malta gehabt haben könnte - das seinerseits
mykenische Beziehungen aufwies - hat von Portugal bis Arabien, ja in den
Kaukasus ähnliche Strukturen hervorgebracht.
Wenn wir uns auch die Megalithisierung nicht, im Sinne W ölfels, als
missionierende Wanderbewegung eines bestimmten Volkstums vorstellen können
(5) so traf sie doch auf ein Substrat verwandter Völkerschaften, das auch
anthropologisch vom Atlantik bis nach Indien hinein von verwandten Typen
geprägt ist (6).
Drei religiöse Leitmotive machen diese Einheit, trotz vielfacher Überschichtungen
und Re-Interpretationen, besonders deutlich: der Kult der Magna
Mater, der Bergkult mit seinen Weiterungen, der mediterrane Herakles (7).
Auch die El-Argar-Kultur zeigt starke Beziehungen zwischen Ost und West im
Mittelmeerraum; am stärksten ausgeprägt in Begräbnisriten, so der PithosBestattung
und in den Höhensiedlungen. Es gibt sogar übereinstimmende Einzelheiten:
So finden wir die Bestattung mit dem Kopf voran auf der iberischen
Halbinsel, auf Kreta, auf dem Peloponnes. Auch die schwarzpolierten Tonwaren
der Grabbeigaben weisen auf ostmediterrane Beziehungen hin: Sie sind
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keramische Nachahmungen polierter Metallgefäße aus Syrien. Die sogenanten
Umbruchgefäße von El-Argar - frühe wid mittlere Bronzezeit - verraten Kenntnis
ägäischer Vorbilder, die aber selbständig verarbeitet wurden (8).
Für den westlichen Raum des Mittelmeers spielt auch die Kultur der
Glockenbecherleute eine vereinheitlichende Rolle, die vielleicht auf den
Gesamtraum des Mittelmeers einschließlich Kleinasiens auszudehnen wäre,
könnte man ihre Herkunft mit Gewißheit dem kaukasischen Raum zuschreiben.
Die Glockenbecherleute waren sowohl anthropologisch wie kulturell eine sehr
einheitliche Gruppe: dinarisch-armenoid, mit einem fest umschriebenen Grabinventar,
für das eben die berühmten Glockenbecher bezeichnend sind; sie dienten
- vielleicht einem ins Jenseits verlagerten Trinkritual, dessen Urbild vielleicht
ein Umtrunk für den Toten beim Begräbnis war. Sie scheinen wandernde
Bronzeschmiede gewesen zu sein und erscheinen häufig im Gefolge megalithischer
Spuren (9).
2) Die phönizische Expansion
Sie ist, wie schon in der Einleitung bemerkt, früher anzusetzen, als es die
übervorsichtige Geschichtsschreibung tut. Es ist freilich verführerisch, das Datum
der Gründung Karthagos - etwa um 900 v.Chr. - als ein Datum der gesamten
Westexpansion der Phönizier aufzufassen, aber es scheint, daß die Phönizier
früher Iberien als die Nordküste Afrikas erreichten. Sie muß bald nach dem
Ende des Seevölkersturms vor sich gegangen sein, denn da gab es, infolge der
Schwächung der beiden mächtigsten Staaten des Vorderen Orients - Ägyptens
und des Hethiterreiches - günstige Vorbedingungen ( 10).
Dazu kommt, daß sich Reste eines der Völker der Seevölkerkoalition,
die Philister, im Süden der palästinensischen Küste ansiedeln, im Gazastreifen;
sie geben die Seefahrt auf und wenden ihre aggressive Energie, bereits semitisiert,
dem judäischen Bergland zu und halten so den Phöniziern gewissermaßen den
Rücken frei.
Aber auch aus den Bedingungen des frühen Seehandels an sich folgt
schon die Möglichkeit früherer Expansion. Die erste Form der Seefahrt war
gewiß zunächst Küstenschiffahrt, um stummen Tauschhandel zu betreiben, wie
ihn Herodot schildert ( 11). Derartiger stummer Tauschhandel hinterläßt nur
geringe oder gar keine archäologischen Spuren.
Es ist dabei nicht so zu verstehen, daß die Phönizier als Nation schon voll
etabliert gewesen wären, bevor sie ihre Expansion begannen - nein, Expansion
und Ethnogenese gingen vielmehr Hand in Hand, eines bedingte das andere.
Gerade erst im Wettstreit mit anderen Seehandel treibenden Gruppen - Griechen
etwa - entstand phönizisches Selbstverständnis, das sich ja sehr lange
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hartnäckig behauptete; bis zum hl. Augustinus, der zweisprachig war (Lateinisch
und Punisch) und Malta - mit weiten Bereichen Nordafrikas, die bis zur
;Ankunft der Araber und deren Expansion Punisch sprachen, was die Arabisierung
sicher erleichterte.
Erst nach der Epoche des reinen Tauschhandels begann man mit der
Anlage eigentlicher Landeplätze und förmlicher Kolonien, wohl meist im Einverständnis
mit den Eingeborenen. Dies betrieb vor allen Dingen Karthago als
Tochterstadt von Tyrus in hohem Maße.
Das Alte Testament weiß noch, daß die Phönizier aus kanaanäischem
Stamm herauswuchsen; es schreibt Kanaan, der als Sohn Harns gilt, zwei Söhne
zu: Sidon und Het (12). Mit Sidon - Sidonier gilt noch lange als Gesamtname
der Phönizier - wird die Selbständigkeit der Phönizier anerkannt. Indem Sidon
und Het - das sind die Hethiter - zu Brüdern gemacht werden, wird schon die
Selbständigkeit der Phönizier anerkannt; beide sind schon Fremde in Israel.
Dabei denkt die Bibel vermutlich nicht an Hethiter im strengen ethnischen oder
sprachlichen Sinne, sondern an Hethiternachkommen, die schon semitisiert
waren, aber noch nach hethitischem Recht lebten, wie die Geschichte vom
Kauf der Höhle Machpela durch Abraham zeigt.
Die Sonderentwicklung der Phönizier muß schon im 12. vorchristlichen
Jahrhundert begonnen haben, lange vor der Zeit Salomos ( 13).
Ein weiterer Gesichtspunkt ist dabei zu berücksichtigen: Man darf nicht
vom heutigen Küstenverlauf ausgehen, sondern muß die Veränderungen, besonders
Verlandungen seit der Antike einbeziehen; in der Troja-Ebene, bei Milet,
Ephesus, in den Syrten, an der Atlantikküste Marokkos. So verschwanden zahlreiche
Inseln, auf die mindestens teilweise die zahlreichen Nennungen im Alten
Testament zurückgehen. In vielen Fällen bleibt unklar, ob Küstenländer oder
Inseln gemeint sind - hebr. "aj", im Plural "ajjim" kann beides bedeuten. Aber
jene Stellen, die Festland und Küstenland, also Inseln, gegenüberstellen, sind
eindeutig ( 14 ). Im östlichen Mittelmeer waren das Latmosgebirge, U garit, Sidon
und Pharos einst Inseln,
Zur phönizischen Ethnogenese könnte auch die Eingliederung von Frauen
fremden Stammes beigetragen haben; so wenigstens sind die merkwürdigen
Stellen bei Herodot zu verstehen, wo er vom Frauenraub der Phönizier spricht:
Frauen werden, zur Besichtigung schöner Ware, auf Schiffe gelockt, die dann
unvermutet in See stechen - übrigens auch eine alte Wandersage, die sich noch
in der mhd. Epik findet (Kudrun-Epos). Besonders merkwürdig ist Herodots
Behauptung, daß die Frauen nicht geraubt wurden, wenn sie dies nicht wollten
(15)!
Während die Philister als einstige Seefahrer sozusagen landfest werden
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und von ihrer Pentapolis aus - etwa dem heutigen Gazastreifen - landeinwärts
vordringen, werden die Phönizier zu handeltreibenden Seeleuten, die auffallend
wenig Berührung mit den Philistern zeigen, obwohl diese damals schon
mit Sicherheit sernitisiert waren. Das erklärt sich aus den verschiedenartigen
Expansionsräumen (16). Die Philister waren vermutlich versprengte Illyrier,
was nicht heißt, daß alle Seevölker idg. Herkunft gewesen wären, wie Vardiman
meint (17).
Die See- und Nordvölker waren Koalitionen von Völkersplittern ganz
verschiedener Herkunft. Die Seevölker griffen, zur See und zu Land, von Libyen
her an und wurden vom Pharaoh Merneptah etwa 1270 v.Chr. zurückgeschlagen.
Die Nordvölker griffen unmittelbar von Norden her das Delta an
und wurden unter Ramses III. etwa um 1170 v.Chr. zurückgeschlagen. Es sind
die Jahre, in denen Troja Vlla, Hattusas (die Hauptstadt der Hethiter), Ugarit,
Mykene und Tiryns zerstört werden. Eine Gruppe davon, die Denyen genannt
wird, ist sicher mit den Danaoi zu identifizieren, die bald so gründlich griechisiert
sind, daß ihr Name für alle Griechen gilt. Eine kleine Gruppe wird hingegen
semitisiert und bildet den Kern des späteren Stammes Dan.
Auf Zypern gehen viele kleine Seevölkerherrschaften - zweifellos nur
als dünne Herrschaftsgruppe - der phönizischen Expansion voraus. Die Phönizier
sind ihre Erben, besonders in der ersten phönizischen Siedlung, Kition.
Hier treten sie in Wettstreit mit den Achäern, die ebenfalls, mindestens ein
Teilkontingent, unter den Nordvölkern genannt werden, als "Aqiwascha"(l 8).
3) Die phönizische Expansion im Westen
See- und Nordvölkerreste, von den Phöniziern absorbiert, mögen zur
phönizischen Expansion beigetragen haben (19). Die phönizische Küstenschiffahrt
wird schon unter dem Pharaoh Thutmosis III (1490-1436 oder 1501-
1448) erwähnt (20).
Ihre erste Probe machten sie mit der Gründung Kitions, die mindestens
ins zehnte vorchristliche Jahrhundert fällt, vermutlich aber früher anzusetzen
ist (21).
Die Sage, wonach der König Belos von Sidon - natürlich Ba'al als Titel
des Stadtgottes - dem Achaier Teukros, worin der Nordvölkername "Teker"
stecken wird, bei der Eroberung von Salamis auf Zypern hilft, widerspiegelt die
wirren ethnischen und sprachlichen Verhältnisse; vermutlich zeigt sich darin
eine Art von Kondominium zwischen Nordvölkern und Phöniziern.
Ein wichtiger Zug der religiösen Architektur ist vom Tempel I, vermutlich
dem Haupttempel Kitions, zu vermelden: Es sind die beiden Pfeiler oder
Säulen, die den Eingang des Tempels flankieren. Diesen Säulen, bald mit den
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Säulen des Herakles gleichgesetzt, begegnen wir überall im phönizischen Bereich
- auch am Tempel Salomos, den ja phönizische Baumeister und Handwerker
erbauten (22).
Hier begegnet uns das Horn als Symbol der Macht; so konnten die
Stierschädel, die schon in Catal Hüyük eine wesentliche Rolle spielten, auch
durch das bloße Gehörn vertreten werden, wie das schon bei den gehörnten
Tempeln des frühen Elam der Fall war. In Kition trugen die Priester Stierschädelmasken,
was uns sofort an das Minotaurus-Mythologem Kretas erinnert:
Die Minotaurus-Legende entstand durch Mißverständnis eines Kultspiels,
bei dem die Priester Stiermasken trugen.
In Kition kann man auch sehen, wie die Phönizier sich ältere Kulte
aneigneten: Der Tempel einer frühen Aphrodite, deren Hauptkult sich in Paphos
vollzog, wird der phönizischen Großen Mutter umgewidmet und umgeweiht,
der Astarte.
Die Phönizier waren Nordwestsemiten, deren Sprache dem Moabitischen
nächst verwandt war. Ihre wichtigste Stadt Sidon war so bedeutend, daß sich
selbst die Nachkommen der Siedler aus Tyros, die Karthager oder Punier, entweder
Chanani oder Sidonii nannten. Der Name der Phönizier, gewöhnlich zu
gr. "phoinos" = dunkelrot gezogen, was sich auf den Purpurhandel bezöge, ist
vielleicht eine volksetymologische Umbildung des ägyptischen "Fnh-w", was
entweder die "Eingesessenen" oder "Schiffszimmerleute" bedeutet; beides würde
ja durchaus passend sein. Andererseits enthält "Kanaan" einen semitischen
Wortstamm, der "rot" bedeutet (23). Strabo zufolge kamen sie aus ursprünglichen
Sitzen im nördlichen Umfeld des Roten Meeres (24).
Wie immer ihr Name zu deuten ist: Im 12. Jahrhundert v.Chr. sind sie die
Erben der minoischen und mykenischen Seeherrschaft und der Seevölker (25).
Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Phönizier, die seit der Mitte des 15.
Jhs. v.Chr. Küstenschiffahrt im östlichen Mittelmeer betrieben, eine günstige
Lage nach dem Ende der erwähnten Seeherrschaften nicht benutzt hätten. Das
heißt, daß ihre Expansion ins westliche Mittelmeer etwa drei Jahrhunderte vor
dem überlieferten Gründungsdatum Karthagos - 814 v.Chr. - anzusetzen ist;
und dies heißt, daß die Expansion sich nicht über viele Jahrhunderte erstreckte,
sondern in verhältnismäßig kurzer Zeit vor sich ging, wobei die etruskische
Seeräuberei nur ein Zwischenspiel im 9. und 8. vorchristlichen Jahrhundert
darstellte. Auch gingen Teilabschnitte der griechischen Expansion parallel zur
phönizischen vonstatten (26). Die späte Datierung phönizischen archäologischen
Materials, besonders der des Grabinventars, scheint da zu widersprechen; wir
wiesen schon auf die Stufe des frühen Tauschhandels hin. Auch ist es durchaus
möglich, daß selbst frühe Dauersiedler wenig oder gar kein archäologisches
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Material hinterließen, weil sie z. T. einheimische Frauen heirateten und deren
Inventar benützten. Auch die Goten in Nordwestspanien und Südfrankeich hinterließen
kein spezifisch als gotisch deutbares Inventar (27).
Eine Art Leitmotiv all dieser westlichen Beziehungen stellt die Problematik
um die Stadt Tartessos dar und damit eben die Frage, welches Volk gründete
Tartessos und welch ein Verhältnis bestand zwischen dem vorphönizischen,
vielleicht iberischen Tartessos und dem phönizischen Gades? Beide Städte lagen
auf Inseln vor dem Mündungsbereich des Guadalquivir, die im Schwemmland
des Flusses längst landfest geworden sind; ursprünglich konnten Seeschiffe
bis nach Sevilla gelangen. Tartessos, dessen Name ägäisch-kleinasiatisch klingt,
aber vermutlich durch phokäische Griechen aus einem iberischen oder altberberischen
Wort umgedeutet wurde, war vermutlich eine Vielvölkerstadt, wie
alle Handelsstätte im Mittelmeerbereich; man denke an U garit oder Alexandrien.
Iberer, Phönizier und Griechen treffen sich in Tartessos (28).
Hier taucht auch das Problem der Tarsis-Schiffe auf, die König Salomo
aussendet und zwar im Dreijahres-Rhythmus. Dabei werden die Phönizier als
die eigentlichen Seeleute erwähnt (29). Kontakte zwischen Phöniziern und
Tartessiern sind wenigstens ins I 0. vorchristliche Jahrhundert zu datieren, dabei
folgten die Phönizier sogar vermutlich mykenischen Kontakten (30). Tarsis
und Tartessos sind sicher identisch und dürfen nicht mit dem kiliki-Tarsus verwechselt
werden, das ja bei gutem Wind in einer Woche von der palästinensischen
Küste erreichbar war. Auch daß die Propheten die Tarsis-Schiffe als
Metaphern für Hochmut und unerlaubten Luxus verwenden, spricht fürTartessos
(31).
Die Tartessier hatten möglicherweise auch karische und etruskische Berührungen.
Ein anderer Name der Stadt war Carteia (32), was bei Pausanias zu
Karpia entstellt wurde (33). Das ist sicherlich phönizisch "qart", die "Stadt";
der Name wurde von Gades aus gegeben und weist darauf hin, daß auch die
PhönizierTartessos einfach als die Stadt auffaßten (34). Tartessos lag im Schnittpunkt
der mediterranen und atlantischen Handelsrouten und an der Route nach
Norden, die über Sevilla führte und dessen Hinterland. Zinn, Kupfer, Blei,
Zinnober, Gold, Silber, Salz, Purpur, Espartogras und Garum ( eine dauerhafte
Würzsauce aus Fischen, Kräutern und Salz) und wohl auch Sklaven waren die
Handelswaren. Das Wort "Tarsis" könnte sogar "Schmelzhütte, Erzschmelze"
bedeutet haben (35).
4) Die phönizische Religion in einigen Leitvorstellungen
a) Die Tempelsäulen und die sogenannten "Säulen des Herakles"
Am bekanntesten sind sie als geographischer Topos in der Redewendung
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"Jenseits der Säulen des Herakles", was herkömmlich als 'Jenseits der Straße
von Gibraltar", also "im Atlantik" aufgefaßt wird. Freilich ist dies nicht der
ursprüngliche Name für den geographischen Begriff. Dies war vielmehr "Säulen
des Briareos" (36), eines fünfzigköpfigen Meeresungeheuers, hinter dem
sich ein alter, im Orient bekannter Meeresriese verbirgt (3 7), ähnlich dem
hurritischen Uppeluri. Briareos ist ein sprechender Name, er bedeutet nichts
weiter als der "Riesenhafte". Die afrikanische Säule hieß auch die libysche oder
Abila, was ein häufiger punischer Orts- und Flurname ist, der wohl mit dem
semit. "kabir" = groß, mächtig, zusammenhängt. Die europäische Säule hieß
Kalpe, ein Name, der sich wiederum in Kleinasien als Orts- und Kapname
wieder findet (38).
Die "Säulen des Herakles" sind also komplexer Natur. Zunächst sind
zwei Bezüge deutlich: Sie deuten eine Grenze an - zwischen Mittelmeer und
Atlantik; sie sind ein Symbol des Mächtigen und Riesenhaften und verbinden
sich so mit dem riesenstarken Heros und Halbgott Herakles.
Strabo aber kennt eine Säule Abila auf der nordischen Insel Abalus,
wobei es für unsere Zwecke gleichgültig ist, ob man Abalus oder Basileia mit
Rügen in der Ostsee oder der untergegangenen Insel vor der Eidermündung in
der Nordsee identifiziert, deren letzter Rest Helgoland ist, Rest des einstigen
Fositeslandes (39). Eine solche Säule im germanischen Raum ist eine Vorform
der Irminsul und ist als Weltsäule oder Himmelsstütze aufzufassen. Auch
Apollodoros kennt solche nordischen Säulen; er nennt sie Säulen der
Hyperboreer. Damit haben wir eine dritte Komponente der mythischen oder
heiligen Säule.
Im Mittelmeerraum aber haben wir eine vierte Deutungsmöglichkeit:
Hinter den Säulen des Herakles erscheint der mediterrane Säulenkult, in dem
sich Mediterranes und Semitisches untrennbar mischen.
Konkret handelt es sich um die Säulen vor dem Eingang des Tempels, die
wir schon bei Kition erwähnten. Wir finden sie vor dem Eingang des Tempels
zu Khorsabad ebenso wie auf Zypern und beim salomonischen Tempel. Für
diese beiden Säulen sind auch die Namen überliefert: Jakin und Boaz ( 40). Es
dürfte sieh um die Anfangsworte ritueller Sprüche handeln; Jakin heißt "Gründung",
Boaz heißt "Kraft" - durchaus passende Bezeichnungen. Ebenso hatte
der Tempel der syrischen Großen Mutter zwei Säulen beim Eingang. Wir werden
dabei natürlich an den kretischen Säulenkult erinnert.
Der ursprüngliche Sinn kann kaum zweifelhaft sein: In der Säule wohnte
numinose Kraft, göttliche Potenz. Als letzter Hintergrund erscheint der
megalithische Menhir und der heilige Pfahl. Verdunkelt erscheint dieser Gedanke
noch in Stele, Grabstein, Turm und Stufenpyramide oder Obelisk: Sie
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verbindet die archaische,ja archetypische Kategorie des Ragenden, des Mächtigen,
des Erhabenen. Es ist kein Zufall, daß das Wort Turm, das dem Iat. "turris"
entstammt, ein mediterranes Wort ist. Kition aber zeigt wis, daß sich ein weiterer
numinoser Bezug hinzugesellen konnte: der heilige Stier (41).
Die besondere Beziehwig zu Herakles erklärt sich nicht nur aus dem
Archetypus der Kraft oder Potenz. Sie schreibt sich auch vom Muttertempel zu
Tyros her, der dem Gotte Melqart, d.i. "König der Stadt" geweiht war. Diesen
setzte man dem Herakles gleich, der ja ohnedies weit über das Griechische
hinausreichenden Bezug hatte: Simson und Gilgamesch. In einem doppelten
Bezug wurde Melqart im ganzen phönizischen Bereich verehrt und Herakles
gleichgesetzt: als numinoser Herrscher der Stadt und zugleich der Unterwelt.
Der westlichste Punkt seiner Verehrung war der Tempel des Herakles/Melqart
zu Gades, den Strabo, Poseidonios folgend, beschreibt ( 42), ohne übrigens an
dieser Stelle die beiden Säulen zu erwähnen, die er an anderer Stelle beschreibt
- zwei Bronzesäulen (43). Im übrigen erklärt Lukian (44), daß der tyrische
Herakles älter als der thebanische sei.
Schwierig bleibt die Frage, wie Melqart, der tyrische und karthagische
Stadtgott, mit dem griechischen Herakles identifiziert werden konnte. Man
kann daraus folgern, daß eben beide doch auch auf mediterranem Grunde ruhen,
wie sich dies im Säulenkult bereits zeigte: Sowohl der dorische Herakles
als auch der semitische Melqart haben tiefere und weiter reichende Wurzeln.
Als Städtegründer - er soll das thrakische Abdera, Alesia in Gallien, Herakleia
Indica, Herculaneum am Fuße des Vesuvs, das süditalische Kroton gegründet
haben (45) - wurde er ganz von selbst in die Nähe des Stadtgottes gerückt.
Aber die Bezüge reichen weiter: Phöniz. "qart" = Stadt, dürfte mit dem
idg. Stamm von *ghort-, das got. "gards", unser "Garten", lat. "hortus" geliefert
hat, urverwandt sein; die ursprüngliche Bedeutung dürfte etwa "Umschlossenes,
Eingefriedetes" gewesen sein. Die etymologischen Verästelungen reichen aber
noch weiter; so dürfte der Stadtname Kroton (Italien, Kreta) sowie das
westkleinasiatische Gortyn ebenfalls diesen Stamm enthalten und nichts weiter
als Stadt bedeuten.
Aber dies ist nicht alles: Phöniz. "qart" konnte auch "Unterwelt" bedeu~
ten. Damit ergibt sich ein weiterer Vergleichspunkt: Herakles soll die Fahrt in
die Unterwelt in Epirus oder Kyme unternommen haben; er war auf Geheiß des
Eurystheus hinabgestiegen, um den Kerberos heraufzuholen. Der Höhlenbereich
von Kyme bietet sich besonders an; in einem Bereich, der zugleich Festung
am Meer gewesen zu sein scheint (heute ist das Meer in Kyme, lat. Cumae,
durch Verlandung zurückgewichen) zeigt man die Grotte der Sibylle, die zugleich
Eingang in die Unterwelt gewesen ist. Betritt man diesen Bereich, kann
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man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier Mediterranes und Megalithisches
miteinander verschmolzen sind ( 46).
Für die grobe und äußere Anschauung sind die Säulen, meist als Doppelsäulen
gedacht, das gängigste Symbol und numinoses Zeichen des
mediterranen Herakles ( 47). Auf seinen Altären wurden ewige Feuer unterhalten,
die die Anhänger der interpretatio Punica wohl auch an den Scheiterhaufen
denken ließen auf dem sich Herakles, von den Schmerzen des Nessos-Giftes
gefoltert, selbst verbrannte. Im übrigen spiegelt sich darin, kultisch sanktioniert,
die Einführung des Leichenbrandes und das Selbstopfer durch Verbrennung,
das uns an Indien denken läßt. Später erhielt der tyrische Herakles auch
die Züge eines Sonnengottes und konnte so mit dem Ba'al Schamim gleichgesetzt
werden ( 48).
Eine weitere Anknüpfungsmöglichkeit bestand darin, Herakles-Melqart
als einen sterbenden und wiederauferstehenden Gott aufzufassen, was schon
die Entrückung und Wiedergeburt als Gott nach dem Ende auf dem Scheiterhaufen
nahelegt. In Lixos, an der marokkanischen Atlantikküste, einer Stadt,
die durch Herakles-Melqart gegründet worden sein soll, zeigte man das Grab
des Herakles ( 49).
Herakles soll ganz Libya = Afrika durchwandert haben; das widerspiegelt
natürlich die Begegnung mit zahlreichen lokalen Mythen und zugleich den Zug
der Phönizier nach Westen, der durch die griechische Westexpansion parallelisiert
wird (50).
b) Die Muttergöttin.
Sie ruht klärlich auf vorsemitischem, vorgriechischem Grund. Sie ist
rings um das Mittelmeer beheimatet und verbindet den Mittelmeerraum mit
dem indischen Subkontinent. Kanaanäisch erscheint sie als Aserah und Astaroth/
Astart; in Byblos als Anat, in Karthago als Tinit/fanit (51). In Ugarit ist Anat
auch mit der heiligen Höhe, dem heiligen Berg verknüpft; im alten Israel erscheint
als ihr Symbol der Pfahl auf der heiligen Höhe, der Aschera-pfahl. Der
Berg der Anat tritt unter vielen Namen auf, so als Sapan im ugaritischen Epos
"Ba'al und Anat" (52). In Karthago weist die Gestalt der Tanit, der Gefährtin des
Ba'al Hamrnon, auf älteren Grund hin, der mit Libyen und Ägypten rückverbindet
(53).
Die ineinander übergehenden zahlreichen Namen der Muttergötttin -
Asirtu, Asratu, Asera/Aschera, Astart, Astaroth, Atargatis (womit auch durch
volksetymologische Umdeutung der Name Aphrodite zusammenhängen könnte)
- bleiben etymologisch durchaus unklar; ihr letzter Ursprung dürfte wohl in
alten Lallnamen zu suchen sein.
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Auch könnten Begriffe wie Fruchtbarkeit, Gedeihen, Leben in diesem
Wortstamm stecken; darauf weist vielleicht die Tatsache hin, daß der Heilgott
Eschmun, der später mit Asklepios gleichgesetzt wurde, als Sohn der Astart
galt. In Ägypten erschien die große Mutter als Isis und ihr Sohn Horus galt
zugleich als Heilgott, als Entsprechung des Asklepios, der seinerseits einen idg.
nicht deutbaren Namen trägt (54).
In U garit ist der Hauptgott EI der Asera zugesellt und diese wird deutlich
von Anat unterschieden, obwohl es offensichtlich ist, daß es sich nur um
Doppelungen oder Hypostasen ein und derselben Gottheit handelt.
Unter den vielen Namen der großen Göttin, besonders in ihrer Eigenschaft
als Orakelgötttin, erscheint Melite, der griechische Name Maltas, der
vielleicht eine Übersetzung eines älteren Ausdrucks ist. Im Griechischen ist
Melite, als "Biene" oder "Honigsüße" zu deuten, ein Hüllname der Orakelgöttin,
wie dies auch bei Kalypso der Fall sein könnte - gleichfalls mit Malta
verknüpft (55). Auf Malta erschien die große Mutter in ihrer Form als Orakelpriesterin
in Gestalt jener monströs dicken Frauen, die wir aus den Statuen
kennen (56).
Lukian (57) identifiziert die große Göttin auch mit der Mondgötttin, mit
Selene.
In Syrien wie in Byblos und anderen Orten der palästinensisch-phönizischen
Küste wird Astarte mit ihrem jugendlichen Sohn-Geliebten Adonis
verbunden. Adonis, der bekannteste der sterbenden und wiederauferstehenden
Götter, wie der babylonische Tammuz, wurde in Byblos, das unter starkem
ägyptischen Einfluß stand, mit Osiris identifiziert. Lukian identifiziert, wohl
den Lehren der Oberpriester von Hierapolis folgend, die syrische Astarte sogar
mit Rhea, der Mutter des kretischen Zeus.
Befremdlich ist für uns Modeme, obgleich eigentlich logisch, daß der
großen Göttermutter auch der rein sexuelle Aspekt in Form von sakraler Prostitution
zugeschrieben wurde - so in den Tempeln von Babylon, Hierapolis, in
Korinth, auf dem Eryx in Sizilien. Dies ist schon aus Ugarit zu belegen: Anat als
Dirne hieß "qudsu", d.i. "Heiligkeit".
Bemerkenswert ist, daß in Ugarit und andern Orts die Muttergöttinnen
zugleich Kriegsgöttinnen sind. Die ugaritische Anat ist sogar äußerst blutdürstig
und erinnert an die blutdürstigste Göttin der Religionsgeschichte, die indische
Kali/Durga. Eine Widerspiegelung davon finden wir in der altkleinasiatischen
Göttin Mä, die einfach einen alten Lallnamen trägt, wie sie in Kleinasien besonders
häufig waren und die von den Römern mit ihrer Kriegsgöttin Bellona,
altlat. Duellona, gleichgesetzt wurde.
Einen weiteren Aspekt liefert uns Ugarit, wo Asera auch als "Athiratu
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Yammi" erscheint, als die, "die auf dem Meere geht". Das läßt W1S sogleich an
die meerschaumgeborene Aphrodite Zyperns denken, die dem Meer oder der
Muschel entsteigt. Die letzte Entwicklung dieses Bezugs findet sich unerwarteterweise
in der christlichen Marienmetaphorik: Die Madonna war, besonders
in Byzanz, der "Meerstern".
Meer- und Wasserbezüge der Großen Mutter spiegeln sich in der Gestalt
der Kalypso, einer Abspaltung der Großen Mutter als Todes- und Orakelgöttin.
Wir finden, daß ihr die Insel Malta zugeschrieben wird (58). Das geht aus der
Homerstelle hervor, wonach sie "im Nebel des Meeres"(= inmitten des Meeres)
wohnt (59). Das kann sich nur auf die Insel Malta beziehen und nicht auf
die Insel Panarea (60).
In Kalypso, griechisch geschönt, lebt die uralte Orakelgöttin fort, die in
unterirdischen Heilgtümern weissagt - daher ihr Name "die Verborgene" - und
vielleicht auch Heilgöttin ist. Maltas megalithische Tempelanlagen scheinen
Nachbildungen von Orakelhöhlen gewesen zu sein, deren Zweiteilung offenbar
die Doppelung der Großen Göttin wiederspiegelte: als Mutter, als Tochter und
Jungfrau.
Auch der alte Name der Insel der Kalypso, Ortygia, wird am besten auf
Malta bezogen; er dürfte vorgriechisch so etwas wie "flutenumspült" bedeutet
haben und zum Namen des attischen Urheros Ortygios zu stellen sein, dessen
Name etwa "Wasserherr" bedeutet.
Der Begriff ''Nabel des Meeres" könnte nicht nur geographischen, sondern
auch wassermythischen Sinn gehabt haben. Dazu stimmt die Tatsache, daß
im Kult der Dea Syria Meerwasser verwendet wurde.
Bemerkenswert ist der Überblick, den W1S Philo von Byblos aus dem
Werke des von ihm ins Griechische übersetzten oder bearbeiteten phönizischen
Priesters Sanchuniathon gibt; ihn benützte Eusebius. Bis zur Entdeckung Ugarits
und seiner Texte hielt man Sanchuniathon und sein Werk für fiktiv oder doch
phantasievoll ausgeschmückt; Ugarit aber bestätigte vieles. Leider gibt Sanchuniathon
bzw. Eusebius nur selten die semitischen Namen, er übersetzt entweder
oder benützt einen Götternamen, den er für das entsprechende griechische
Äquivalent hält. Uranos, d.i. Bel Schamim, der Himmelsgott, hat eine
jungfräuliche Tochter namens Astarte, welche die Gattin des Kronos, d.h. des
EI, ist. Uranos als Himmelsgott ist der "Erfinder" der heiligen Steine, der Baitylia,
die vom Himmel gefallen sein sollen, wie übrigens auch das Kultbild der
ephesischen Artemis.
In den heiligen Steinen, die hebräisch "rnassebah" hießen und häufig mit
Höhen verknüpft waren - sie konnten auch durch Pfähle, die Aschera-Pfähle
vertreten werden - erkennt man leicht ein vorsemitisches, megalithisches Erbe
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aus der Welt der Menhire. Eusebius nennt sie, wohl Sanchuniathon bzw. Philo
folgend "beseelte Steine" ("lithoi empsychoi"), was genau den Sinn des Menhirs
und der Masseba trifft ( 61 ). An zahlreichen Stellen wendet sich das Alte Testament
gegen die "aufgerichteten Steine" - so die eigentliche Bedeutung des
Wortes "massebah" (62). Der Menhirgedanke verbindet den ungeheuren Raum
zwischen Indien, dem Kaukasus und der mediterranen Welt (63).
Eine besondere Weiterung erfuhr der Kult der Muttergöttin durch ihren
Sohn-Geliebten-Gemahl Adon, griechisiert zu Adonis. Die Griechen ließen ihn
- sein semitischer Name bedeutet einfach "Herr" - einen Sohn des Phoinix, also
des Heros eponymos der Phönizier, und einer sonst unbekannten "Alphe siboia"
sein. Der Name gehört vielleicht zu hebr. sebiäh "Herrlichkeit" (64). Adon
wurde durch Tänze und Spiele verehrt, besonders von Frauen. Sein Kult - einer
der vielen Kulte eines sterbenden und wiederauferstehenden Gottes - verbreitete
(65) sich über den ganzen mediterranen Raum. Seine Querverbindungen
reichen auch nach Mesopotamien, zum sumerischen Dumuzi!famrnuz und seiner
Muttergeliebten Inana und bis zu Tammuz ( dem semitisierten Durnuzi) und
Istar (66).
Wieweit der Inzest zwischen Mutter und Sohn tatsächlich rituelle
inzestuöse Bindungen widerspiegelt - die wir immerhin im alten Iran, in Südwestkleinasien,
Ägypten, auf den kanarischen Inseln und im Peru der Inka
kennen - ist schwer zu entscheiden.
Der Name Adonis ist, trotz Kretschmers Einspruch, der ihn für griechisch
erklären will (sehr erzwungen) unzweifelhaft der semitische "Adon"
(67). Noch weniger ist er ein semitischer Gott, der griechisch benannt worden
wäre (68).
Eine Etymologie für Adon, die überzeugend wäre, ist unbekannt; am
ehesten gehört das Wort zu einer Wurzel, die "mächtig" bedeutet oder "herrschen".
c) Der Bergkult, besonders des Ba'al Hammon
Sein Kult war besonders in Karthago beliebt; er war der Gefährte der
großen Muttergötttin Tinit/Tanit; sein Name ist phönizisch als "Herr des
Räucheraltars" zu deuten; dazu ist eine phönizische Gründung am Atlantik zu
stellen, deren griechisch übersetzter Name "Thymaterion" einfach "Räucheraltar"
bedeutet. Der Name Hammon ist komplexen Ursprungs; das libysche
Wort für Wasser dürfte ebenso darin stecken wie der ägyptisch-libysche Gott
Ammon, der in der Oase Shiva von Berbern verehrt wurde (69). Es konnte
gezeigt werden, daß der Ba'al Hammon nicht nur durch den widdergestaltigen
Ammon, sondern auch durch Kronos/Satum interpretiert und auf Bergen ver-
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ehrt werden konnte. Hinter seiner komplexen Gestalt verbirgt sich eine afrikanische
Gottheit, der zahlreiche Weihungen galten. Im afrikanisch-karthagischen
JBereich, nicht aber in Spanien, wurden ihm auch Menschenopfer dargebracht.
· An seiner Gestalt sehen wir, daß die Phönizier/Punier als Vermittler mediterraner
Ideenkomplexe auftraten (70).
Ba'al Hammon in seiner Interpretation als Saturnus erscheint auch als
Ba'al Qarnain, d.i. als der "Herr der beiden Hörner", nämlich der berberische
Sonnenwidder, der auch den Regen bringt. Daraus entstand in weiterer römischer
Interpretation der Saturnus Balcaranensis, d.i. der Gott des heutigen Djebel
Boul Qarnain - französisiert Bou Kornine - in der Nähe von Tunis. Ein alter
Berg-und Fruchtbarkeitsgott machte hier viele Verwandlungen durch bis zur
Christianisierung des Berges durch eine christliche Kirche.
Der rings um das Mittelmeer anzutreffende Bergkult - mit seinen
Weiterungen bis nach Indien und Ostasien hinein ruht auf altem gemeinsamen
Grund (71 ). Auf Gipfeln und Höhen, seien sie noch so bescheiden oder künstlich
gewesen, war man der Gottheit näher, erlebte man das Numinose stärker.
Man war den Himmlischen, den "oberen" Mächten näher. Berge, wie Menhire
oder Pfähle repräsentieren das Gefühl des Erhabenen, das archetypisch gegründet
ist.
Auf dem Berge ist man dem Himmel, der Sonne, dem Quell des Lichtes
nahe; diese Vorstellung gab es auch in griechischer Umsetzung - die heiligen
Berge Kretas oder der arkadische Zeus Lykaios - "Zeus des Lichtes" - der
später als "wölfischer" mißverstanden wurde (72).
In Syrien gab es den Kasios-Berg, der dem Zeus Kasios geweiht war und
hinter dem ein schon hurritischer Gott stecken wird, der später semitisiert, dann
griechisiert wurde. Strabo (73) sagt, daß die Phönizier die Berge an sich schon
als Erscheinungen der Gottheit auffaßten, wörtlich als "the6u pr6sopön", als
Antlitz der Götter. Antlitz steht hier für die Gottheit selbst, eine wohlbekannte
phönizische Metapher. Für die Phönizier des Ostens waren Libanon und
Antilibanon, Karmel und Hermosgebirge heilige Berge. Es genügt daran zu
erinnern, daß sich auch Jahve auf heiligen Bergen offenbart, auf dem Sinai, auf
dem Horeb; dies setzt sich christlich fort: Jesus wird auf dem Berge Tabor
verklärt.
Auch die große Grab- und Kultstätte auf dem Nirnrud Dagh (Osttürkei),
die Grabstätten und Gedenkaltäre, die Antiochos I Theos Dikaios Epiphanes -
lauter theophore Titel - für seinen Vater Mithradates Kallinikos errichten ließ,
ruhen auf mediterranem Grunde und bezeugen den Synkretismus semitischer,
iranischer und griechischer Religiösität auf gemeinsamem Urgrund.
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d) Das Kinderopfer
Zu den düstersten Zügen der kanaanäisch-phönizischen, besonders aber
der punischen Religion im engeren Sinne gehört das Kinderopfer, besonders
der oder des Erstgeborenen. Die zugrundeliegende Idee scheint gewesen zu
sein, daß man der Gottheit das Wertvollste opfern müsse; daneben scheint aber
im Falle der punischen Kinderopfer noch die Vorstellung mitgespielt zu haben,
daß man göttliches Tun nachvollzöge. Zu den merkwürdigen Zügen gehört
auch, daß Menschenopfer nur in höher akkulturierten Kulturen vorkommen;
sie dürften in pflanzerischen Gesellschaften als besondere Form des Erstlingsopfers
entstanden sein; mit höherer Kultur wurden die Menschenopfer wieder
abgelöst oder nur mehr symbolisch vollzogen. Dabei hatten Völker, wie die
Griechen und Römer, die die Aussetzung unerwünschter Kinder, besonders von
Mädchen, pflegten (wie die Chinesen bis in unser Jahrhundert!) eigentlich kein
Recht, die Karthager wegen ihrer Kinderopfer besonders zu verabscheuen.
Daß das Kinderopfer ursprünglich Teil der kanaanäischen Religion war
und sogar im alten Israel geübt wurde, leidet gar keinen Zweifel. Einige Stellen
im Alten Testament sind da nicht zweifelhaft (7 4). Die Prophetenreligion schaffte
das Kinderopfer, das Jahve galt, als Götzendienst ab. Diese Kinderopfer - durch
Verbrennung - fanden östlich Jerusalems im Tal Gehinnom statt, das seinen
schlechten Ruf auch nach Abschaffung des Kinderopfers behielt; das Wort
erhielt als Gehenna die Bedeutung Unterwelt, Hölle.
Aber neben Jahve nahm man an, daß das Kinderopfer des Erstgeborenen
einem besonderen Gott Moloch galt. Dessen Existenz wurde von Eißfeldt (75)
für Kanaan und die Punier, besonders eben die Karthager, bestritten. Er meinte,
daß "molk" oder "molkomor" ursprünglich der Name des Opfervorganges selbst
war, der eben auf der Opferstätte, dem Tophet stattfand. Später wurde das
Kinderopfer durch ein Schafopfer ersetzt. Kornfeld aber (76) weist darauf hin,
daß die Wurzel "m-1-k" in zahlreichen theophoren Namen erscheint, an der
Stelle, wo die Namen von Gottheiten zu stehen pflegen, wie Adramelech,
Germelek, auch Melekjaton - ein Namenstypus, der auch im Altsüdarabischen
erscheint. Daraus ist, mit Kornfeld, der Schluß zu ziehen, daß es eben doch
einen Gott Moloch gegeben haben müsse, der ein Gott des Feuers war. Als
solcher wurde er mit Ba'al Hammon und dieser mit Saturn/Kronos gleichgesetzt.
Hier liegt auch der eigentliche Anknüpfungspunkt: Saturn/Kronos ist ja der
Gott, der die eigenen Kinder verschlingt.
Die Ausgrabungen in Karthago zeigen, daß das Kinderopfer wirklich
stattfand: man entdeckte zahlreiche Tonkrüge mit den Gebeinen kleiner Kinder
und schätzt, daß im Laufe der Zeit in Karthago etwa 20.000 Erstgeborene
geopfert wurden.
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Für das alte Israel lehrt uns die wohlbekannte Geschichte von Isaaks
beabsichtigter - von Gott dem Abraham befohlener! - Opferung und deren
1 Ersatz durch das Opfer eines Widders (77) die Abschaffung des Kinderopfers.
Auch die griechische Parallele ist bekannt: Artemis verlangt die Opferung der
Iphigenie, diese aber wird durch das Opfer eines Hirsches ersetzt. Auch das alte
Griechenland kannte das Kinderopfer, wie die symbolische Zerreißung eines
neunjährigen, in die Dionysos-Mysterien eingeweihten Knaben durch die Töchter
des Kadrnos in den Bergen um Theben (78), die gewiß einst tatsächlich vollzogen
wurde - allerdings nicht nüchternen Sinnes, sondern im Zustande
mänadischen Rasens (79).
Andere Spuren griechischer Kinderopfer führen auf die Insel Tenedos;
hier wie auf dem korinthischen lsthmos wurde ein Lokalgott mit dem sprechenden
Namen Palaimon, d.i. Ringkämpfer, verehrt. In seinem Kult (80) wurden
Kinder getötet, vielleicht durch Erwürgen, wie der Beiname Palaimons,
Breph6ktonos (Kindswürger), andeutet.
Die bei verschiedenen Völkern gängigen Geschichten vom Kindermord,
den ein Tyrann befiehlt, mögen alte Kinderopfer widerspiegeln, wie die Legende
vom bethlehemitischen Kindermord durch Herodes oder die weniger bekannte
Legende, die König Artus zugeschrieben wird. Dieser ließ nach Malory
(81) alle am 1. Mai geborenen Kinder auf ein Schiff bringen, welches man ins
Meer hinaustreiben ließ; es war Artus von Merlin prophezeit worden, daß ihn
ein am 1. Mai Geborener einst töten würde.
e) Die Widerspiegelung phönizischer Mythologie bei Philo v. Byblos
Wir erwähnten schon die Fragmente oder Auszüge des Philo v. Byblos
aus dem Geschichtswerk des Sanchuniathon, die uns Eusebius überliefert. Heute
hat Philo eine Art Ehrenrettung durch die Ausgrabungen in U garit/Ras
Schamra erfahren (82). Natürlich rückt Philo den Priester Sanchuniathon in
eine sehr frühe Zeit hinauf; er sei noch vor Moses auf getreten. Tatsächlich
dürfte er kaum viel über die hellenistische Epoche zurückzudatieren sein.
Wichtig sind bei Eusebius besonders die Kapitel 10 und 11 des ersten
Buches (83). Eusebius wendet sich mit Philo v. Byblos gegen die alexandrinische
Auffassung, die besonders Philos Namensvetter Philo v. Alexandrien vertrat,
daß der religiöse Stoff symbolisch und allegorisch auszulegen sei; er sei viel
mehr wirkliche Geschichte. Phönizier und Ägypter seien in den Mythen die
Lehrmeister aller Völker. Die Phönizier hätten neben ihren alten Göttern auch
Wohltäter, Tempel und Säulen - die Baitylia - vergöttlicht. Sanchuniathons Lehre
ist ein ganzes System, offenbar nach griechischem Muster etwas abstrakt
systematisiert; wieweit Philo daran beteiligt war, läßt sich nicht sagen. Viele
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Vorstellungen erinnern an die griechische Orphik, d.h. auch sie hatte orientalische
Einflüsse erfahren.
Dunkelwolke, Wind und Chaos sind die schöpferischen Urprinzipien.
Aus dem Wind - in dem wir den hehr. "ruach", den Hauch Gottes erkennen,
entsteht das Verlangen; dieses erschafft die Dinge der äußeren Welt. Wolke und
Chaos sind Doppelungen einer Vorstellung, die dem hehr. tohu-wa-bohu entspricht,
dem Urchaos. Statt Wind sollte man einsetzen "Wehen des Gotteswinds".
Zuerst entstand das Urmeer, Mot, das als böse und feindlich aufgefaßt wird; aus
dem Urmeer geht das Weltall hervor, indem Mot ins Licht durchbricht; es entstehen
Land und Meer und die Tiere erwachen zu Bewußtsein. Aus den
Windgöttern entstehen Aion und Protogonos, die Zeit und der Erstgeborene;
ihre Kinder Genos und Geneia - der und die Erzeugte - sind die eigentlichen
ersten Menschen und zugleich natürlich die ersten Phönizier, die also Autochthone
sind. Genos ist der Schöpfer der ersten Kultur, besonders durch die Erfindung
des Feuerreibens, was auch in anderen Kulturen als erste Kulturtat gilt,
z.B. im alten Indien, oder, mit anderer Technik, bei Prometheus. Die Söhne des
Genos und der Geneia sind die heiligen Berge der Phönizier, Libanon,
Antilibanon, Hermos, der Mons Casius/Kasios. Aus den Bergen entsteht der
Urheros Hypsuranios, der "Oberhimmlische", der die freie Liebe einführt; die
Kinder werden nach den Müttern benannt - hier haben wir eine Ahnung
mutterrechtlicher Vorstellungen. Hypsuranios wird der Stammvater des Tyros,
der die ersten Schilfhütten baut. Sein Bruder Ousios, der "Seiende", mit dem er
später in Streit gerät - der erste Streit unter Brüdern wie bei Kain und Abel -
erfindet die erste Kleidung aus Fellen von Tieren. Zugleich ist er der erste
Seefahrer, der Heros eponyrnos aller phönizischen Seefahrer. Seine Nachkommen
verehren ihn und die anderen Gottheiten durch Errichtung von Pfählen,
Steinen und die Einrichtung von Festspielen, wie sie die ugaritischen Zyklen
widerspiegeln. Spätere Nachkommen entdecken das Eisen, ein fernerer Nachkomme
ist Zeus Meilichios, also ein Ba'al Melek. Andere Nachkommen sind
Eliun - EI Elyon "Gott der Götter" und Epigeios, der den Himmel gebiert; dieser
hat vier Söhne: Elus (Kronos), Baitylos (heiliger Stein), Dagon und Atlas. Die
Einbeziehung eines Gottes Atlas, eines libyschen heiligen Berges, setzt die
Westexpansion der Phönizier voraus. Unter den vielen Söhnen des Kronos befindet
sich Sidon, der erste Musiker und Ahnherr der Stadt Sidori, nach der die
Phönizier ja lange Sidonier genannt werden. Ein anderer Sohn, Demaros, wird
der Vater des Melkathron; in ihm verbirgt sich natürlich Melqart, etwas
verballhornt oder verschrieben. Die Gemahlin des Demaros ist Astarte. Während
einer Epidemie opfert Kronos seinen Erstgeborenen - hier haben wir die
eigentliche Begründung des Kinderopfers.
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f) Die Widerspiegelung phönizisch-altorientalischen Geistesgutes bei Hesiod
Wer unbefangen Hesiods Theogonie liest, d.h. ohne die Griechen als
:einzigartige selbständige Schöpfer, die alles aus sich selbst hätten, anzusehen,
·kann nicht umhin, die Verarbeitung und Poetisierung orientalischen Gedankengutes
festzustellen. Konkret heißt dies: Phönizischer Einfluß kann, neben dem
altkleinasiatischen von Hurritern und Hethitern her, nicht zweifelhaft sein (84) !
Im nachfolgenden Text aus der Theogonie finden sich alle Gedanken
Sanchuniathons, wie sie Eusebius über Philo v. Byblos überliefert, mit der den
Griechen eigentümlichen Fähigkeit der poetischen Verdichtung und Verkürzung.
"Wahrlich, zuallererst entstand
die gähnende Leere;
alsdann aber die Erde mit ihrer breiten Brust,
von uns fort sicherer Sitz von allen;
und Eros, das Liebesbegehren, welcher der schönste ist
unter den todfreien Göttern, der Gliederlöser;
aller Götter und aller Menschen
Sinn und verständige Absicht
bezwingt er in ihrer Brust.
Aus der gähnenden Leere entstanden
Erebos und dunkle Nacht,
Himmelshelle und Tag,
die sie gebar schwanger von Erebos,
in Liebe sich ihm vereinend.
Die Erde aber brachte zuerst hervor
den Himmel, den gestirnten,
auf daß er sie überall einhülle,
auf daß er sei den seligen Göttern
immerzu ein Sitz ohne Wanken.
Und sie gebar die weiten Berge ... (85)
Hier sind Zug um Zug alle mythologischen Schritte Sanchuniathons, verkürzt
und verdichtet.
Nicht die Poesie erschafft den Mythos, sondern der Mythos fordert die
poetischen Kräfte heraus; in unseren Falle, Hesiods Theogonie, wird orientalisches
Gedankengut zu griechischem Eigentum.
5) Abschließendes
Unsere kune Übersicht zeigt, daß die Phönizier nicht direkt und nicht
wesentlich an der altkanarischen Akkulturation beteiligt gewesen sind. Wo sich
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(86) Gemeinsamkeiten ergeben, bei heiligen Bergen und heiligen Steinen, bei
der Muttergottheit und vielleicht beim Himmelsgott, gehen sie auf gemeinsamen
mediterranen Grund zurück, was Einflüsse in der materiellen Kultur nicht
ausschließt.
Anmerkungen:
(1) Jakob Burckhardt, Historische Fragmente, ed. aus dem Nachlaß durch Emil
Dürr, Nördlingen 1988, p.6
(2) Friedrich-Karl Kienitz, Völker im Schatten, Gegenspieler der Griechen und
Römer, München 1981, pp. 13-30; dazu Oswald Spengler, Der Untergang des
Abendlandes, Bd.1, München 1923, pp. 21-25 (33. bis 47. Auflage)
(3) Hermannfried Schubart, Iberische Halbinsel, in: Giovanni Lilliu, Frühe
Randkulturen des Mittelmeers, Baden-Baden 1967, pp. 153-154
(4) Hermannfried Schubart, Radiokarbon-Daten zur Vor- und Frühzeit der
iberischen Halbinsel, in: Madrider Mitteilungen 6, 1965, pp. 11-19; Joseph
Wiesner, Vor- und Frühzeit der Mittelmeerländer, Bd. 1-2, Sammlung Göschen,
Berlin 1943; D.H. Trump, The Prehistory ofthe Mediterranean, Penguin Books
1981 ; Friedrich-Karl Kienitz, Das Mittelmeer, Schauplatz der Weltgeschichte
von den frühen Hochkulturen bis ins 20. Jh., München 1976; Michael Grant,
The Ancient Mediterranean, London 1969; Ellen Church Semple, The Geography
of the Mediterranean Region, New York 1931; Fritz Taeger, Das Altertum.
Geschichte und Gestalt der Mittelmeerwelt, Stuttgart 1939; Viktor Burr,
Nostrum Mare. Ursprung und Geschichte der Namen des Mittelmeers und seiner
Teilmeere, Stuttgart 1932, in: Würzburger Studien zur Altertumswissenschaft
4; Alfred Philippson, Das Mittelmeergebiet, seine geographische und kulturelle
Eigenart, Hildesheim 1974 = Nachdruck der 4. Aufl.1922
(5) Helmut Stumfohl, Die wissenschaftliche Position D.J. Wölfels im Jahrel 988,
in: Almogaren XVIII-XIX, Hallein 1987-88, pp. 115-123
(6) Ders. "Das mediterrane Substrat", in: Almogaren V-VI, Hallein 1974-75,
pp. 54-56, 63-64 (Literatur)
(7) Victor Maag, Syrien-Palästina, in: Kulturgeschichte des alten Orient, ed.
Hartmut Schmökel, Stuttgart 1961, p. 567; E.O. James, TheAncient Gods. The
History and Diffi'usion of Religion in the Ancient Near East and the Mediterranean,
London 1960 (James sieht die Einheit in Vielfalt, läßt aber alles von
Osten her durch Diffusion sich entwickeln.)
(8) Edward Sangmeister, Die Bronzezeit im Westmittelmeer, in: SaeculumWeltgeschichte
1 = Weltgeschichte der Frühkulturen und der frühen Hochkulturen,
Freiburg 1983, Sonderdruck pp. 551-563; Hermannfried Schubart,
Mediterrane Beziehungen der El-Argar-Kultur, in: Madrider Mitteilungen 14,
26
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1973, p. 41-59
(9) A. del Castillo, La cultura del vaso campaniforme, Barcelona 1928; Ewald
1 Sangmeister, La civilisation du vase campaniforme, in: Actes du premier colloque
atlantique, Rennes 1963; ders. Die Glockenbecherkulturen und die Becherkulturen,
Melsungen 1951; Kurt Gerhardt, Die Glockenbecherleute in Mittel- und
Westdeutschland. Ein Beitrag zur Paläontologie Weißafrikas, Stuttgart 1853;
Pedro Bosch Gimpera: Art. "Glockenbecherkultur" in: Eberts Reallexikon der
Vorgeschichte IV/2, Berlin 1962, pp. 345-362; Adolf Schulten, Die Griechen in
Spanien, in: Rhein. Museum f. Philologie N.F. 85, 1936, pp. 289-346
(10) "Phönikien und seine Städte" in: Die Bibel und ihre Welt, ed. Gaalyahu
Cornfeld u. Johannes Botterweck, Bd. 3., Bayrisch-Gladbach 1969, pp. 1114-
1155
( 11) Herodot, Historien IV, 196
(12) Genesis 10,15
(13) William Foxwell Albright, Die Religion Israels im Liebte der archäologischen
Ausgrabungen, München 1956, pp. 83-109 ( aus dem Englischen durch
Friedr. Cornelius)
(14) Is. 20,6; Is. 11,11; 15,40; Jeremias 47,4; Zephanja 2,11 ; Ps. 97,1; Esther
10,1
(15) Herodotl,l; 4; 2,56
(16) Otto Eißfeldt, Philister und Phönizier, in: Der alte Orient 34/3, 1936
(17) E.E. Vardiman, Nomaden, Schöpfer einer neuen Kultur im Vorderen Orient,
München 1977 = Heyne-Bücherei 7077
(18) G. Steiner, DieAhhijava-Frage heute, in: Saeculum 15, 1964, pp. 365-392;
Reiner Stadelmann, Die Abwehr der Seevölker unter Ramses III, in: Saeculum
19, 1968, pp. 156-171; Fritz Schachermeyr, Die ägäische Frühzeit 5 = Die
Levante im Zeitalter der Wanderungen vom 13.-11. Jh. = Sitzungsberichte d.
Öst. Akad. Wissenschaften, Phil. Hist. Kl. 387, Wien 1982; ders. Die Seevölker
im Orient, in: Mnemes Charin, Gedenkschrift für Kretschmer II, Wien 1957,
pp. 118-126; Hans Mühlestein, Über die Herkunft der Etrusker, Berlin 1921,
pp. 1-48; N.K. Sandars, The Sea Peoples, London 1978
( 19) Eberhard Wohlfahrt, Die arabische Halbinsel, Frankfurt a.M.-Wienl 980,
p. 57
(20) Richard Hennig, Terrae Incognitae I, Leiden 1944, pp. 40-50; August
Koester, Schiffahrt und Handelsverkehr des westlichen Mittelmeers im 3. und
2. Jahrt. v. Chr., in: Beihefte zum Alten Orient 1924, 1; Lionel Casson, Die Seefahrer
der Antike, München 1979 (zuerst engl. London 1959)
(21) Vassos Karageorgis, Kition auf Zypern. Die älteste Kolonie der Phönizier,
Bayrisch-Gladbach 1976
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(22) l Kg. 5-7; 2 Chr. 2-4; Ez. 40-43
(23) Otto Eißfeldt, in: Realencyclopädie der class. Altertumswissensch. XX,
Stuttgart 1950, coll. 350-380
(24) Strabo, Geographia XVI, 3,4
(25) "Phönizier im Westen" Beiträge des intern. Symposiums über die
phönikische Expansion im westlichen Mittelmeerraum, Köln 24.-27.4.1979,
ed. Hans-Georg Niemeyer, als: Madrider Beiträge 8, Mainz 1982; A. Garcia
Bellido, Hermannfried Schubart & H.G. Niedermeyer, L'expansione fenicia
nel Mediterraneo, Roma 1971 = Studi Semitici 38, pp. 145-160; R. Carpenter,
Phoenicians in the West, in: American Journal of Archeology 62, 1958, pp. 35-
53; D.B. Harden, The Phoenicians on the West Coast of Africa, in: Antiquity 22,
1948,pp. 141-165
(26) Velleius Paterculus 1,2; Plinius h.n. XVI, 216
(27) Gerta Lindemann, Phönikische Grabformen im westlichen Mittelmeerraum
des 7. -6. Jhs., in: Madrider Mitteilungen 15, 1974, pp. 122-135; Ivan
Negueruela, Zur Datierung der westphönikischen Nekropolen von Almufiecar,
in: Madrider Mitteilungen 22, 1981, pp. 21 1 -228 (Beide für späte Datierung)
(28) Adolf Schulten, op.cit. pp. 289-346 (Rhein. Museum)
(29) 1 Kön. l 0,22; Diodorus Siculus V, 4,5,4; Strabo II, 5,5
(30) Julij B. Girkin, Phönizier und Spanier, zum Problem der kulturellen Kontakte,
in: Klio 53, 1981, pp. 411-422
(31) Is. 2,16; 23,1; 66,19; Ps. 72,10; vgl. Herodot 1,163, IV,152
(32) Plinius h.n. 3,7
(33) Pausanias 6,19,3
(34) Adolf Schulten, Tartessos, ein Beitrag zur ältesten Geschichte des Westens,
Hamburg 1921; 1950 = in: Univ. Hamburg, Abhandlungen aus dem Gebiet
der Auslandskunde 54; Gustav Moritz Redslob, Tartessus. Ein Beitrag zur
Geschichte des phönizisch-spanischen Handels, so wie zur alten Geographie
überhaupt, Hamburg 1849-50 (Gymnasialprogramm; eine sehr kenntnisreiche,
noch nicht veraltete Arbeit)
(35) Albright, op.cit. p.151
(36) Hesiod, Theogonie 1.47
(37) Ilias 1,104
(38) Strabo III,5,5; Pindar, Olympische Ode III,4,4; Isthmische Ode III,30
(39) Für eine mögliche nördliche Lokalisierung, wonach die Säule Abila mit
der Insel Abalus = Basileia = Helgoland zu tun hätte - womit die germanische
Irminsul das Vorbild abgegeben hätte, vgl. Dietrich Stichtenoth, Abalus und die
Nerthus-Insel, in Zeitschrift f. deutsch. Altertum 86, 1955-56, pp. 161-192
(40) 1 Kön. 7,21
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(41) Vassos Karageorgis op. cit. p. 143; Albright, op. cit. pp. 156, 161-162;
Josef Röder, Pfahl und Menhir. Eine vergleichende vorgeschichtliche, vollcs-
1und völkerkundliche Studie, in: Studien zur westeuropäischen Altertumskunde
· 1, ed. J. Röder & R. v. Uslar, Neuwied 1949
(42) Strabo III, 5, 9
( 43) Lukian v. Samosata, De Dea Syria, nach der Übersetzung Wielands , Bd. 4,
p. 340
(44) A.J. Evans, Tue Mycenaen Tree and Pillar Cult, in: Journal of Hellenic
Studies, 1901
(45) Frank Brommer, Herakles II, Darmstadt 1984, p. 143
( 46) Albright, op. cit. p. 96
(47) Herodot 2, 44; Eusebius, Praeparatio Evangelica, 1,10,10, nach der Übersetzung
Edwin Harnilton Giffords, Oxford 1903, Bd. 1
(48) Realencyclopädie op. cit. Suppl. VI, pp. 293-297
(49) Plinius h.n. 19,63
(50) Diodorus Siculus 4, 8-39
(51) H. Stwnfohl, Magna Mater Mediterranea, in: Almogaren XVII, 1986, pp.
7-66
(52) Cyrus H. Gordon, Ugaritic Literature, Rome 1949, pp. 51 -52
(53) Otto Eißfeldt, Baal Hammon und Tanit, in: Ras Scharnra und Sanchuniathon,
Halle 1939, pp. 36-39
(54) Otto Eißfeldt, Götternamen und Göttervorstellungen bei den Semiten, in:
Zeitschrift d. deutsch. morgenl. Gesellschaft N.F. 8, 1929, pp. 21-36
( 55) H. Stumfohl, Das Problem der maltesischen Sprache, in: Almogaren XVII/
1986, pp. 124-125
(56) Otto Eißfeldt, Zur Religion der Phönizier, in Realencyclopädie XX, 2 =
Bd. 39, 1941,pp. 373-379
(57) Lukian, op. cit. p. 340
(58) Odyssee 5, 13
(59) Odyssee 1, 45; 12, 448-449
(60) Arrnin und Hans-Helmut Wolf, Die wirkliche Reise des Odysseus. Zur
Rekonstruktion des homerischen Weltbildes, München 1980, p. 83; vgl. weiter
Emle Bradford, Reisen mit Homer, DTV 1967, pp. 210-221
(61) Praeparatio Evangelica, op. cit. 1, 10, 23
(62) Zur Massebah vgl. den immer noch brauchbaren Artikel von D.M. Kay in
James Hastings, Encyclopaedia of Ethics and Religion, vol. VIII, Edinburgh
1915, pp. 487-488
(63) Vgl. Röder in Anmerkung (41)
(64) Apollodoros III,182
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(65) Wolf Wilhelm Graf Baudissin, Adonis, in: Zeitschrift d. deutsch. Morgenl.
Gesellschaft 70, 1916, pp. 423-448
(66) S.N. Kramer, Death and the Netherworld according to the Sumerian Literary
Texts, in: Iraq 22, 1960, pp. 59-68
(67) Paul Kretschmer in: Glotta VII,l, 1915, pp. 29-39
(68) Baudissin, op. cit.
(69) H. Stumfohl, Zur Religion der Berber. Spuren und Reste der libyschberberischen
Religion, in: Sahara-Studien, Hallein 1988, bes. pp. 136-137; Michael
Blech, Saturn in Sanien, in: Madrider Mitteilungen 19, 1978, pp. 238-250
(70) W.A. Ward, The Role of the Phoenicians in the Interaction of Mediterranean
Civilizations, in: Papers presented to the Archeological Symposium at
the American University of Beirut, Beirut 1968
(71) E. Stommel s. v. "Berg" in: Reallexikon f. Antil<e und Christentum II,
Stuttgart 1954, coll. 136-138
(72) Pausanias VIII, 3 7, 7
(73) Strabo XVI, 2
(74) Jeremias 2, 23; 7, 31; Ezechiel 23, 39
(75) Otto Eißfeldt, Molk als Opferbegriff im Punischen und Hebräischen und
das Ende des Gottes Moloch, in: Beiträge zur Religionsgeschichte des Altertums
II, Halle 1935
(76) Walter Kornfeld, Der Moloch, eine Untersuchung der Theorie Eißfeldts,
in: Wiener Zeitschrift f. d. Kunde des Morgenlandes 51, 1948-52, pp. 286-313
(77) Gen. 22, l -19
(78) Eißfeldt, Molk etc. op. cit. p. 55
(79) Theokritos, Bacchanalia 26, in The Greek Bucolic Poets, The Loeb Classical
Library 1960, pp. 326-329
(80) Pausanias I, 44,7
(81) Sir Thomas Malory, Le Morte d'Arthure I, 27
(82) Heinrich Doergens, Eusebius v. Caesarea als Darsteller der phönizischen
Religion, Paderborn 1915, in: Forschungen zur christlichen Literatur und
Dogmengeschichte 12,5 und Eißfeldt, Ras Schamta op. cit.
(83) Praeparatio Evangelica, op. cit. I, 10 und 11, 43d-44a
(84) Franz Domseiff, Altorientalisches in Hesiods Theogonie, in: l'Antiquite
Classique 6, 1937, pp. 231-258; ders. Hesiods Werke und Tage und das alte
Morgenland, in: Hesiod, Wege der Forschung 44, Darmstadt 1966, pp. 131-150;
Richard Reitzenstein, Studien zum antiken Synkretismus, in: Vorträge der Bibliothek
Warburg 1924-25; R. Reitzenstein, Altgriechische Theologie und ihre
Quellen, in: Wege der Forschung 44, op. cit. pp. 523-544; Richard Heubeck,
Mythologische Vorstellungen des alten Orients im archaischen Griechentum,
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ibidem pp. 544-570; Eißfeldt, Ras Schamra etc. op. cit. pp. 28-29
(85) Hesiod, Sämtliche Gedichte, übersetzt von Walter Marg, Zürich/München
11984, pp. 35-36
'(86) H. Stwnfohl, Die Urbevölkerung der Kanaren - Inselberber? Eine Klarstel1W1g,
in: Almogaren XX/1, Hallein 1990, pp. 12-24
(87) Weitere Literatur zu den Phöniziern: Paul Karge, Rephaim. Die vorgeschichtliche
Kultur Palästinas und Phöniziens, Paderborn 191 7, in: Collectanea
Hierosolymitana l; A. Maitland Edey, Anfänge des Seehandels, Hamburg l 977,
in: Frühzeit des Menschen l; G. Bonfanti, The Name of the Phoenicians, in:
Classical Philology 30, 1941, pp. 1-20; M.C. Astour, The Origin ofthe Terms
"Canaan", "Phoenician" and "Purple", in: The Journal ofNear Eastern Studies
24, 1965, pp. 346-350; Donald Harden, The Phoenicians, Penguin Books 1971 ;
Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, ed. Hartmut Gese &
Maria Höfuer & Kurt Rudolph = Religionen der Menschheit 10,2, Stuttgart
1970, bes. Gese, pp. 3-233; Werner Huß, Die Karthager, München 1990; Historia
Religionwn. Handbook for the History of Religions 1, Religions of the Past,
Leiden 1969, darin H. Ringgren, The Religion of Ancient Syria, pp. 195-222;
The Encyclopedia of Religion, ed. Mircea Eliade, Vol. 11, pp. 311-318
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