Almogaren XXII / 1 991 Hallein 1992 85 - 127
Helmut Stumf ohl
Nichtindogermanisches im Indogermanischen:
Urverwandtschaften, Substratschichten und Lehnwörter
(1987)
I. Einleitendes
Dem 19. Jh. erschien die Indogermanistik - ein Kind der Romantik und
der vergleichenden Sprachwissenschaft - als ein festgefügter Bau, ein
unwiderlegliches System, aufgebaut auf den Vorstellungen von linearer Entwicklung
und sprachlicher Progression, und dies innerhalb eines klaren Systems
genetischer Verwandtschaft. Der sprachliche Fortschritt zeigte sich besonders
in der Typologie der Sprachen, die mit der genetischen Verwandtschaft
korreliert war: Sprachen gleichen Typs waren miteinander auch verwandt. Man
hatte eine aufsteigende Reihe vor sich, über die isolierenden Sprachen zu den
inkorporierenden, über diese zu den agglutinierenden gelangte man aufsteigend
zu den flektierenden Sprachen, die den höchsten Typus darstellten; unter
den flektierenden Sprachen wiederum gebührte die Krone den indogermanischen
oder indoeuropäischen. Diese allein waren zur vollen Ausbildung einer großen
Literatur, der Logik und damit der Naturwissenschaften befähigt; den Sprechern
idg. Sprachen gehörte die Welt: Darin bildete sich der missionarische
Imperialismus des 19. Jhs. ab.
Mit Hilfe von Wortschatzanalysen konnte man die Früh- und Vorgeschichte
ergründen, wo die Archäologie und die Schriftquellen versagten,
man konnte mit Hilfe rekonstruierter Wortwurzeln eine gemeinsame Ursprache
rekonstruieren, die natürlich einheitlich war und deren Sprecher einen Ursitz
gehabt haben mußten, die vielberedete Urheimat.
Im Assoziationsbereich, den der Begriff "Wurzel" im Sprachgebrauch
der Sprachwissenschaftler annahm, verrät sich die romantische Sehnsucht nach
den Ursprüngen. Dabei war es den wenigsten Sprechern klar, daß sich der
Begriff der Wortwurzel ursprünglich auf die semitischen Sprachen bezog, in
denen die Wortbedeutung an zwei- oder dreikonsonantigen Wurzeln fest haftete.
Alle Versuche, für die idg. Sprachen eine ähnliche feste Determination der
Wurzeln zu erweisen, sind fehlgeschlagen. Die Übertragung des Wurzelbegriffs
aus dem Bereich der semitischen Sprachen in den der idg. fand noch vot der
Entstehung der Indogermanistik statt. Friedrich Carl Fulda ( 1) gibt bereits ein
vergleichendes germanisches Wurzelwörterbuch, für das er schon außer-
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germanische Parallelen heranzieht. Die Wurzeln gewinnt er flott, indem er -
nach dem Muster des Hebräischen - nur einkonsonantigen Anlaut fiir eine einsilbige
Wurzel gelten läßt; immerhin sieht er schon, daß die persischen und die
germanischen Sprachen miteinander verwandt sein müssen und postuliert eine
gemeinsame "Völkerstraße" von "Scythia" her längs der Donau bis Mittel- und
Nordeuropa (2). Wir finden bei ihm schon die Vorstellung einer ursprünglichen,
ungemischten Spracheinheit: "Wir haben eine einzige (Sprache) vor uns
(nämlich die germanische), welche von je her gelebt hat, im Ganzen auf ihrem
Grund und Boden unvermischt geblieben ist und frisch und munter keine Tod
befürchtet." (3) Hier haben wir in nuce gängige Vorstellungen des 19. und 20.
Ths. vor uns: Urheimat, reine Ursprache, Autochthonie.
Unglücklicherweise wird im ausgehenden 19. Jh. - und noch mehr im
20. - die Indogermanistik durch den Rassenbegriff kontaminiert, der in keiner
Weise, weder anthropologisch noch archäologisch, ausgereift war; noch dazu
mit einem Rassenbegriff, der bewußte und unterbewußte Wertungen enthielt.
So rückten die Germanen in den Mittelpunkt der Indogermanen und wurden
mit der nordischen Rasse identisch.
Auf diesem Hintergrund spielte sich teilweise der Streit um die indogermanische
und germanische Urheimat ab, der leider ideologisch verzerrt
wurde. Die Vertreter der älteren Ansicht, daß die Indogermanen aus Asien
gekommen wären, hatten dafür kaum eigentliche Beweise anzubieten, noch
dazu handelte es sich eigentlich nur um die Säkularisierung des alten Wortes
"Ex oriente lux", das einmal religiös gemeint war. Die erbitterten Vertreter der
Nordthese hatten ihrerseits keine Beweise, die stichhaltig gewesen wären. Ein
Kompromiß bahnte sich an, als man den südrussischen Raum ins Auge zu
fassen begann. Nach dem Zusammenbruch des Buchen- und Lachsargumentes
erscheint dieser Raum durchaus denkbar, est er doch sowohl zum Balkan hin als
auch zum Kaukasusbereich offen. Zwischen der Mitteleuropathese und der
südrussischen These vermittelt Bertil Lundmann (4), der, indem er die mutmaßlichen
Wanderwege nach rückwärts verfolgt, etwa den mittleren östlichen
Balkan als Urheimat gewinnt, wobei der Gedanke, daß es eine klar geographisch
umschreibbare Urheimat gegeben haben müsse, durchaus unerschüttert
scheint (5).
Statt Urheimat wollen wir hier "Raum der Entstehung" einsetzen und
dieser ist irgendwo in dem weiten Raum zwischen Mitteleuropa und Kaukasus
zu suchen, d.h. die Ausformung der Populationen, die zum Idg. hinführen, fand
im Bereich der bandkeramischen Kultur statt, ohne daß die Bandkeramiker
selbst in toto schon Idg. gewesen wären. Diese Ausformung fand wohl schon
spätmesolithisch bis frühneolithisch statt.
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Dem 19. Jh. - und seinen Nachfolgevorstellungen - schien dies alles
schon linear und organisch zu sein. Aus einer einheitlichen Ursprache sonder~
en sich Dialekte ab, aus diesen wurden Sprachen, die ihrerseits in Dialekte
ierfielen und durch Völkerwanderungen verbreitet wurden, wobei sich überall
die Überlegenheit sowohl der idg. Sprachen als auch der kriegerischen
Herrschaftskaste zeigte.
Von der Romantik her mischt sich die Vorstellung, daß es einst reine
ungemischte Sprachen und damit auch Völker gegeben habe, ganz unbewußt
und selbstverständlich ein, mit all den unterbewußten Wertungen, die damit
verknüpft sind. Von "reinen, ungemischten" Völkern ist nur ein Schritt zur "reinen"
Rasse und zum "reinen" Urvolk. Auch hier ist übrigens Religiöses
säkularisiert worden: Die Überzeugung, daß es einmal eine Ursprache der Menschen
im Paradiese gegeben habe - natürlich das von Gott geschaffene und
konstruierte Urhebräisch, das Gott und die Erzengel gebrauchten - wird zur
Überzeugung es habe reine Sprachen gegeben (6).
Daraus ergibt sich, daß die Rekonstruktion einer Ursprache in der Tat
einen Sprachzustand, der unterbewußt für vollkommen gehalten wird - der einst
gängige romantische Lobpreis für das Sanskrit als vollkommene Mutter der
idg. Sprachen - in die Vergangenheit zurückprojiziert. Für das Idg. heißt das,
daß sprachliche Belege, die sich über mehr als zwei Jahrtausende verteilen, auf
eine Zeitebene projiziert werden.
Die Rekonstruktion des Idg., über deren Berechtigung an sich natürlich
kein Zweifel besteht - es geht hier nur um Einschätzung und Wertung, diente als
Modell für weitere Rekonstruktionen, stets innerhalb des veralteten und in seiner
Geltung einzuschränkenden Stammbaummodells; so gewann man das
ursemitische, später das Ur-Hamito-Semitische; das Ural-Altaische; dann das
Japhetitische im Sinne Marrs (7), dessen brauchbarer Kerngedanke die
Heraushebung des mediterranen Substrats mit seinen möglichen kaukasischen
Beziehungen darstellt; und endlich das sogenannte Eurasische oder Nostratische,
das eine Über~Familie darstellt, die praktisch alle europäischen und asiatischen
Sprachen umfaßt.
Alle diese Rekonstruktionen sind nur denkbar auf dem Hintergrunde
einer konservativen Stammbaumtheorie. Diese - zuerst bei August Schleicher
(8) - übertrug einfach die populär-darwinistische Entwicklungstheorie auf die
Sprachwissenschaft; das einfache genetische Modell ist eigentlich das biblischtheologische
des Urpaars. Sprach- und Völkerentwicklungen vollziehen sich
nicht so einfach und es ist mehr als ein Jahrhundert her, seitdem Johannes
Schmidt mit seiner an sich unzulänglichen Wellentheorie (9) den erste Protest
ann1eldete.
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So wenig wie der Mensch, anthropologisch gesehen, von einem einzigen
Urpaar abstammen kann, so wenig können die menschlichen Sprachen von
einer einzigen Ursprache stammen - trotz der vorauszusetzenden Monogenese.
Sprachen entstehen durch Überschneidungen, Mischungen, Konvergenzen,
Kontakte, Herrschaftssysteme, Befehlsnotwendigkeiten, Klassenschichtungen,
Wiederanknüpfungen, Überlagerungen (verwandter und unverwandter Sprachen);
Tabuisierungen spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Aus politischen,
militärischen, religiösen und ökonomischen Gründen kommt es zu sekundären
Vereinheitlichungen; für die Nachfolgeschaft sekundärer Bildungen dieser Art
kann die Stammbaumtheorie eine Rolle spielen. Alle idg. Sprachen, wie sie uns
historisch entgegentreten, sind sekundäre und tertiäre Bildungen; die Rekonstruktion
erfaßt nur Gemeinsamkeiten dieser Bildungen, nicht aber des
Populations- und Dialektgernisches dahinter. Für die Stammbaumtheorie in dieser
Hinsicht gilt ja der Bereich der romanischen Sprachen als gängiges Beispiel -
aber auch hier kommt man, obgleich man sich in einem relativ überschaubaren
und historisch neueren Bereich bewegt, nicht ohne zusätzliche Vorstellungen
aus, besonders solchen der Substrate.
Getreu der Einwirkung naturwissenschaftlichen Denkens entwickelten
die Junggrammatiker (Hermann Paul, Paul Delbrück etc.) die Vorstellung, daß
Lautgesetze wie Naturgesetze seien; Ausnahmslosigkeit war daher gefordert
und wo sie peinlicherweise doch nicht auftrat, mußte sie hinwegerklärt werden.
Lautgesetze sind weder den Naturgesetzen analog - Sprache ist ja eine
Kulturleistung - noch gibt es sie überhaupt nicht: Man kann nur von Regeln
sprechen, die sich in einem gewissen Rahmen bewegen und von anderen Regeln
gestört werden können - z.B. Modeerscheinungen oder Tabuisierungen.
In allen größeren Gruppierungen muß es ein Bestreben nach Vereinheitlichung
und Systematisierung gegeben haben; auch muß es in Mischsprachen
zum Ausgleich gekommen sein und das kann nicht immer ohne bewußte Erfindung
sprachlicher Mittel abgegangen sein.
Betrachten wir einige historische und moderne Beispiele. Wir hatten
z.B. keltisch-germanische Mischstämme wie die Belgae; es gab rechtsrheinische
Stämme, wie die Usipetes, die keltische Namen trugen; ja, das Paradebeispiel
eines frühen germanischen Wanderstammes, die Teutonen, trägt einen keltischen,
möglicherweise illyrischen oder illyrisierten Namen. Auf dem Balkan gab es
keltisch-dakische Mischungen, ja germanisch-iranische: die Bastarnen und
Peucini an der Donau-Mündung. Wir begegnen in den Anten einer Gruppe, die
vermutlich durch Slawisierung einer alanischen Bevölkerung entstand. Aber
gerade die Anten waren wichtig für die Ethnogenese mehrerer Völker: der
Rumänen, der Bulgaren, der Ukrainer. Am Beispiel der historischen Magyaren
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läßt sich zeigen, daß eine militärische Gruppierung mehrerer verwandter und
nichtverwandter Stämme sich auf eine Befehlssprache einigt, die der Megeres;
!und am Beispiel des Magyarischen, das so einheitlich erscheint, läßt sich zei
·gen, wie viele Überschichtungen diese Sprache zu dem gemacht hat, was sie
heute ist: eine ganze Reihe türkischer Überschichtungen und mindestens eine
iranische.
Wir sehen wie nichtgermanische Völker in historischer Zeit in germanischen
aufgehen: Alanen, die in Gepiden, Goten, Vandalen aufgehen, und
es ist nicht einzusehen, warum Gleichartiges in frühgeschichtlicher bzw. vorgeschichtlicher
Zeit nicht hätte geschehen können.
Auch ist mit Sondersprachen zu rechnen - ausziehende Jugendbünde
werden sich damals wie heute ihre Sondersprachen geschaffen haben;
Gruppierungen verschiedener Wandergruppen brauchten Befehls- und
Behelfssprachen. Dazu kommen die sprachlichen Folgen der Mischungen, die
sich notwendig ergaben - Mischungen mit verwandten und unverwandten Völkern.
Keine Herrenschicht bleibt dies lange unvermischt.
Dazu kommt, daß die sekundär entstandenen idg. Einzelsprachen nicht
einfach Fortsetzungen hypothetischer Dialekte waren, sondern Systematisierungen
von Stammessprachen, die ihrerseits aus Angleichungen und Anpassungen
von Clan-Sprachen entstanden sein müssen. Dabei ist zu beachten,
daß die verschiedenen Einzelsprachen weder sprachlich noch überlieferungsmäßig
auf einer Ebene sind: Hethitisch ist nicht einfach seiner Stellung nach
gleich dem Griechischen; Stellung und "Rang" innerhalb des ldg. - ohne Absicht
der Wertung - sind eben nicht gleichartig. "Urgermanisch", "Urgriechisch"
und "Urkeltisch" sind weder ihrer Stellung nach, noch nach der Rekonstruktionswahrscheinlichkeit
vergleichbar. "Urgermanisch" hat es sicher - mit
Vorbehalten - gegeben; "Urkeltisch" ist wenig wahrscheinlich, "Urgriechisch"
hat es nie gegeben.
Die ethnische Zuschreibung vor- undfrühgeschichtlicher archäologischer
Fundkreise ist ein weiteres dorniges Problem. Kossinnas bekanntes Diktum
(10), daß dies bei klaren archäologischen Verhältnissen immer möglich sei, ist
irreführend, nur beschränkt anwendbar. Ein klassisches Beispiel ist die ethnische
Zuordnung der Lausitzer Kultur; war sie thrakisch, slawisch, germanisch,
illyrisch? Die Urnenfelderkultur kann ethnisch nicht einheitlich gewesen sein -
aus ihr müssen sowohl Kelten wie Illyrier hervorgegangen sein.
Die Zuschreibung an eine bestimmte "Rasse" ist noch problematischer,
besonders wenn sich die Vorstellung einer reinen Rasse damit verbindet - auch
hier begegnen wir einer Säkularisation religiösen Guts: Der Rechtgläubige war
der Reine, der Ungläubige mußte "verderbten Blutes" sein, es mangelte ihm,
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um die Sprache der spanischen Inquisition zu reden, an der "limpieza del sangre ",
der Reinheit des Blutes.
Noch einmal: Das Stammbawnmodell hat selbstverständlich eingeschränkte
Geltung, Geltung mit Vorbehalten: Für die germanischen Sprachen
gilt das Stammbaummodell. "Urgermanisch" hat sich, wie die urgermanischen
Lehnwörter im Westfinnischen zeigen, relativ einheitlich dargeboten. Aber weder
die germanischen Sprachen noch die romanischen können allein nach diesem
Modell zusammenhängen; das Stammbaummodell muß durch Substratvorstellungen
ergänzt werden (l l ).
Nach der "Urheimat" einer Sprache zu fragen ist an sich so klug wie
nach der Urheimat des Französischen zu fragen oder des Rumänischen. Dies
wäre eine der vielen falschen Fragestellungen, die in den Wissenschaften
herumspuken. Rumänen oder Franzosen sind nirgendwoher gekommen - sie
sind sozusagen autochthon, das heißt in ihren heutigen Sitzen entstanden - es
kann also nur nach der Herkunft der volksbildenden Elemente gefragt werden,
nach der Ethnogenese.
Erörtern wir zur Schärfung des Begriffs kurz die Ethnogenese der Rumänen.
Hier standen sich längere Zeit die siebenbürgische und die transdanubische
These gegenüber. Letztere These besagte, daß die romanische Bevölkerung
nach dem Abzug der Legionen aus der Provincia Dacia (271 unter
Kaiser Aurelian) insgesamt in das transdanubische und Dacia repensis übergeführt
worden sei; nach der Völkerwanderung sei sie wieder zurückgekehrt.
Die siebenbürgische These - heute allgemein angenommen - besagt, daß eine
Restbevölkerung den Auszug nicht mitgemacht habe; sondern sich in die Berge
Siebenbürgens zurückgezogen und dort überdauert habe. Die Ebenen wurden
dann von den herandrängenden Slawen - Protobulgaren und Anten - in Besitz
genommen, diese aber allmählich, im Verlauf des 8. - 10. Jhs. rumänisiert.
Wortschatzanalysen zeigen dies klar: Der Wortschatz der Fischer, Jäger, Hirten,
Kleinbauern und Holzfäller ist eindeutig romanisch bzw. gehört dem dakischen
und voridg. Substrat an; der Wortschatz des höher entwickelten Ackerbaus ist
slawischer Herkunft. Ein Teil der Rumänen überlebte als Hirtennomaden mit
Transhumanz - einige Stämme leben heute noch so: Aromunen und Kutzowlachen
(12).
Wir sehen also eine vorindogermanischen Bevölkerung - das balkanische
Substrat - durch Daker, Thraker und in geringerem Maße Kelten indogermanisiert,
hierauf romanisiert, mit starker slawischer Überschichtung, die ihrerseits
ein iranisches Substrat hatte - und sehen, daß eine Kerngruppe, eine Art
ethnischer Sauerteig, größtenteils der mediterranen Rasse angehörig, stets
bodenständig blieb. Wie es möglich war, daß die starken slawisc.hen Gruppen
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rumänisiert wurden, ist eine zusätzliche Frage; vermutlich spielte die kirchliche
Organisation eine bedeutende Rolle.
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II. Zur Entstehung der Indogermanen
Sie entstehen innerhalb des bandkeramischen Komplexes und teilweise
aus diesem; dabei fassen wir darunter nicht nur die eigentliche Bandkeramik,
sondern auch die donauländischen Kulturen mit ihren Beziehungen zu Dimini -
das seinerseits Beziehungen zu Anatolien hat, aber nicht einfach ein anatolischer
Ableger ist - und die anschließenden Kulturen Rußlands mit der Tripoljekultur
und der Ockergräberkultur und Sibiriens bis zum Jenissej mit der Kultur von
Afanasiewo. Die Anfänge sind spätmesolithisch und ins 5. vorchristliche Jt. zu
verlegen.
In diesem weiten Raum muß es immer wieder Sonderentwicklungen,
Zusammenballungen, Mischungen mehr oder weniger verwandter Elemente
gegeben haben; aus frühen Ackerbauern ging eine kriegerische Nomadengruppe
hervor, die Schnurkeramiker, die also, wie alle Hirtennomaden erst aus dem
Ackerbau hervorgehen. In diesem Bereich, dessen Entstehungsort irgendwo
zwischen Mitteleuropa, dem Balkan und dem Kaukasusgebiet gelegen haben
muß, vollzog sich die Indogermanisierung, die von Ausstrahlungen des
Megalithischen und der Glockenbecherkultur nicht unberiihrt gewesen sein kann
- dies alles spätestens im 3. vorchristlichen Jahrtausend.
Es muß auch Beziehungen zum kaukasischen und anatolischen Raum
gegeben haben, zu dem Raum, in dem das mediterrane Substrat zuhause war,
d.h. seine ostmediterrane Komponente, die bis zum Sumerischen reichte, was
auch einer östlichen Ausprägung der sogenannten mediterranen Rasse entspricht,
die weiter nach Osten unmerklich in Eickstedts "indide" Rasse übergeht. Andererseits
muß es im nord- und mittelrussischen Raum bis nach Osteuropa hinein
Beziehungen zu den Kammkeramikern gegeben haben, worin die Grundlage
möglicher Urverwandtschaft mit den finnisch-ugrischen Sprachen zu sehen
wäre. Hier deuten sich sprachliche Beziehungen an, die sowohl Urverwandtschaft,
als auch Substrate und Entlehnungen bzw. Wanderworte umfassen.
Fernerhin muß es mannigfache Gruppierungen idg. Gruppen gegeben
haben, die sprachlich noch nicht einheitlich gewesen sind, die aber miteinander
verbündet gewesen sind. Eine solche Gruppierung ist vermutlich in der
Urnenfelderkultur zu fassen, aus der, bevor es zu einer durch Notwendigkeiten
politischer und militärischer Art erzwungenen Vereinheitlichung und Systematisierung
kam, einzelne engere Gruppierungen ausschieden - wie Illyrier,
Veneter, Kelten, Italiker (13).
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III. Übersicht über einige vermutete Beziehungen des Idg. zu anderen
Sprachgruppen
Bevor wir uns einzelne besondere Probleme ansehen - besonders die
möglichen Beziehungen zum Semitischen, zum Finnisch-Ugrischen und zum
mediterranen Substrat - noch ein Blick auf einige weitere vermutete Beziehungen.
Hier ist auch auf die Rolle des Zufalls hinzuweisen, der zufälligen Anklänge
oft isolierter Wörter (14).
Zwischen Entlehnung und Urverwandtschaft schwanken die Vorstellungen
über Beziehungen zum Chinesischen. C.C. Pulleyblank (15) versucht, gestützt
auf archäologisches Material (Kurgan-Kultur, Andronowo, Afanasiewo)
altchinesische Entlehnungen wahrscheinlich zu machen. Er behandelt die Wörter
mi4 "Honig" (16) und ma1 "Pferd" (17), k'üan1 "Hund" (Pulleyblank schreibt
ch'üan) und niu1 "Rind", die er mit ahd. "maraha, mariha", gr. "markan", altir.
"marc" für ma1 vergleicht; mit idg. *medhu "Honig", gr. "methy", tochar. "mit"
für mi4 und mit idg. *kuon "Hund" sowie idg. *gyou "Rind". J. Ulenbrook (18)
behandelt chines. ti4 'Jüngerer Bruder", das er zu gr. "terne" "zart", armen.
"t'orm" "Enkel" stellt und aus altchines. *d'ier (19) erklärt. Andererseits will
Ulenbrook (20) das chinesische Wort hüe1 "Blut" zum idg. Stamm von *gheu"
gießen" stellen. Für sicher halte ich - unter anderen, hier nicht aufgeführten
Beispielen - nur die Beziehungen zu mi4 und ma1, in denen alte Kulturwanderwörter
zu erblicken sind, die rn.it verbesserter Bienenhaltung oder
Honiggewinnung und der Pferdezucht, durch Protoskythen, Skythen oder
Tocharer vermittelt (21 ), nach Altchina gelangten. Sie waren aber auch im
Tocharischen nicht wirklich heimisch, denn dieses hat finnisch-ugrische oder
türkische Substrate gehabt oder beides (22).
Ein weiteres Pferdewort, chines. kun1 "Wildpferd" (23) gehört in unseren
Zusammenhang; es kann von gemeinslaw. "konj" Pferd nicht getrennt werden,
aber auch nicht vön der parallelen Entfaltung der Wurzel, die in bulg.
"k6byla" Stute steckt und die man wiederum von pers. "kaval" und litau.
"kumele", tschech. komon, alle "Stute" nicht trennen kann, ebenso wenig wie
finn. "hepo", estn. "hebu/hobu", alle "Pferd". Lat. "caballus" undgr. "kabälles",
die aus einer östlichen Quelle stammen müssen, bereiteten dann der roman.
Sippe den Weg. Hier ist am ehesten an ein Wanderwort zu denken, das man, je
nachdem welchem Volk man den Ursprung der Pferdezucht zuschreibt, verschieden
einschätzen wird (24).
Die Tocharer müssen auch herhalten, um eine mögliche Urverwandtschaft
oder Berührung zwischen Idg. und Koreanisch wahrscheinlich zu machen (25).
Über das Finnisch-V grische hinaus wird Verwandtschaft zur ganzen hypothetischen
Übergruppe Ural-Altaisch erwogen - hier gelten natürlich eben-
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falls all die Vorbehalte, die oben gegen die reine Stammbaumtheorie vorgebracht
wurden (26). Eine Verwandtschaft des Idg. mit dem Malayischen und
folynesischen erwog schon Franz Bopp, dem Robert v. Heine-Geldern mit
anthropologischen Argumenten sozusagen zu Hilfe kommt, womit gleichsam
durch die Hintertüre noch einmal China erreicht wäre, wegen der wahrscheinlichen
Herkunft der Altmalayen aus Südchina (27).
Über eine mögliche finnisch-ugrisch-drawidische Verwandtschaft - die
eine angenommene Verwandtschaft zwischen Magyarisch und Drawidisch mit
einschließt - läßt sich auch eine solche zwischen Idg. und Drawidisch konstruieren
(28), womit sich im Falle des drawidischen Substrats im Altindischen
sozusagen entfernte Verwandte wiederum illegal getroffen hätten - was die
Gefahr sprachlicher Zirkelschlüsse erhöht.
L.G. Heller (29) konstatiert eine entfernte Verwandtschaft zwischen Idg.
und Sumerisch (darüber mehr weiter unten), Jensen und Uhlenbeck (30) eine
solche zwischen Eskimoisch (Grönländisch) und Idg.
Uhlenbeck denkt auch an eine mögliche entfernte Verwandtschaft zum
Kaukasischen, mindestens zum Westkaukasischen, das ja, im Gegensatz zum
Ostkaukasischen, prähistorisch eine engere Einheit gebildet haben muß; ob
durch Urverwandtschaft oder Konvergenz oder beides kann nicht gesagt werden.
Uhlenbeck will dabei im Idg. eine kaukasische und eine finnisch-ugrische
Komponente scheiden, deren Überlagerung das ldg. mit bestimmt habe; dabei
sei die grammatische Struktur mehr dem Finnisch-ugrischen, der Wortschatz
mehr dem Kaukasischen zu verdanken (31 ). Wenn es hier überhaupt Beziehungen
gibt, dann laufen sie über ein gemeinsames Substrat oder eine Gruppe von
Substratpopulationen.
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit - sie soll
zur zeigen, welche Möglichkeiten, z.T. sehr unbestimmter und phantasievoller
Art, für das Beziehungsgefüge des Idg. erwogen wurden. Immerhin liegt der
Nachdruck auf asiatischen Beziehungen; aber bei genauerer Durchforschung
indianischer Sprachen ließen sich sicher nach obigem Muster weitere
Anknüpfungen gewinnen.
Derlei Überlegungen geraten am Ende in die Nähe des spekulativen
Baues von Über-Über-Familien, endlich in die Nähe einer unbeweisbaren
Monogenese der Sprachen und eines unersättlichen Ornnicomparatismus.
IV. Zum Begriff des Substrats und des Lehnworts
Auch hier gilt es, Maß zu halten und eine Mitte zwischen Extremen
einzuhalten - zwischen der Leugnung eines Substrats im Germanischen durch
Günter Neumann, des mediterranen Substrats durch Karl Felix Wolff (aus ideo-
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logischen Gründen), der Geringschätzung durch Otto Jespersen (32) und der
Überschätzung des Substrats, besonders des mediterranen durch die italienische
Schule, wofür uns Giacomo Devoto als Beispiel dient (33). Auch kann die
Unterscheidung Weriand Merlingens, der zwischen Substrat und Superstrat -
an sich berechtigterweise - unterscheidet, in die Irre führen, wenn er meint, daß
ganze Lehnwortschichten nur aus dem Superstrat kommen könnten (34). Nur
Herrenschichten könnten Wörter und Wortfelder in die Sprache der Unterlegenen
einbringen - woher kämen dann wohl die zahlreichen Lehnwörter aus den
Bantusprachen im heutigen Afrikaans? Wohl nicht daher, daß die Bantus einmal
die Herren der Buren gewesen wären!
Unter Substrat verstehen wir eine ältere Sprachschicht, die sich in einer
anderen Sprache erhalten hat - oft mehrere - und zwar in Wortfeldern,
Reliktwörtem, isolierten Wörtern, syntaktischen, morphologischen und phonetischen
Eigentümlichkeiten. Dies betrifft besonders den Wortschatz und hier
wiederum besonders den Namensschatz an Reliktwörtern, die sich auf landschaftliche
Gegebenheiten, Fluß-, Berg- und Ortsnamen beziehen. Dabei muß
es sich nicht um unterworfene Völker handeln, die den betreffenden Wortschatz
lieferten; sie können auf friedliche Durchdringung und Mischung zurückgehen,
auf kulturelle Berührungen (wie etwa zwischen Urgermanen und
Westfinnen). Missionierung kann ein Superstrat bringen - wie die griechischen
Lehnwörter im Altbulgarischen, Kirchenslawischen und damit besonders Russischen,
aus denen man nicht auf eine griechische Herrenschicht schließen
dürfte. Dazu können Sachwortgruppen mit Berufsständen - wandernden Schmieden
etwa - oder mit neuen Errungenschaften wandern, z.B. in der Pferdezucht
oder Milchwirtschaft.
Eine strenge Scheidung zwischen Substrat- und Reliktwörtern und
Lehnwörtern ist nicht möglich; je rezenter sie sincl,je mehr sie schriftlich nachweisbar
sind - z.B. die lateinischen Lehnwörter im Germanischen - desto eher
sprechen wir von Lehnwörtern; je tiefer wir in die schriftlose Zeit eindringen,
desto weniger können wir unterscheiden; das gilt auch für den Begriff der
Urverwandtschaft. Oft müssen außersprachliche Überlegungen helfen, zwischen
Urverwandtschaft und Wanderwortbeziehung zu unterscheiden und zu
entscheiden. Gelegentlich kann der Begriff des Substrats in die Irre führen bzw.
des Superstrats: Niemand wird aus den französischen Ausdrücken des
Kunstreitens und des Militärs auf eine französische Herrschaftsschicht im
mitteleuropäischen Raum schließen, so wenig, wie aus den indo-arischen
Fachwörtern des Wagenrennens im Hurritischen auf eine indo-arische
Herrenschicht geschlossen werden muß.
In der Tiefe der Geschichte müssen Substrate durch Mehrsprachigkeit,
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besonders Zweisprachigkeit entstanden sein, die sich gelegentlich auf beide
Geschlechter verteilt haben kann: Frauensprachen können Substratsprachen
fein, abenteuernde oder zum Auszug gezwungene Gruppen junger Männer
nahmen sich einheimische Frauen.
Keineswegs jede Herrenschicht muß Superstratwörter hinterlassen haben
- die turkbulgarischen Reste im heutigen Bulgarischen sind so gering, daß
sie in der Betrachtung keine Rolle spielen können - sie sind natürlich von den
zahlreichen osmanisch-türkischen Lehnwörtern zu scheiden - und doch hatten
die Bulgaren einmal eine turktatarische Herrenschicht.
Was Uriel Weinreich (35) für die synchrone Sprachbetrachtung hinsichtlich
der Zwei- oder Mehrsprachigkeit herausarbeitet, ist auf die Vergangenheit
zu übertragen: Zweisprachigkeit - gänzliche oder annähernde - muß zu Substratoder
Superstratwirkungen geführt haben. Sprachgeschichtlich sind Substratwirkungen
meist interessanter, denn sie verkörpern Relikte einer vergangenen,
aber autochthonen Unterschicht.
Die Substratforschung ist schwierig, weil sie mit Trümmern und Relikten
vergangener Sprachzustände und Sprachen zu tun hat, die größtenteils niemals
schriftlich überliefert wurden oder gänzlich unbekannt, also nur hypothetisch
erschlossen sind, aber vorhanden gewesen sein müssen. Sie wird noch
einmal erschwert durch die Tatsache, daß wir an sich bekannte oder teilweise
überlieferte Sprachen wie das Thrakische etwa nicht eindeutig zuordnen können.
Die Substratforschung, die historisch in der Erforschung der romanischen
Sprachen begann, konnte sich erst entfalten, als zwei säkularisierte Reliktvorstellungen
aus dem wissenschaftlichen Bewußtsein verschwunden waren,
nämlich der Glaube an eine heilige Ursprache der Menschheit und damit an
eine Monogenese der Sprachen. Sie konnte sich ferner erst entfalten, nachdem
mit dem Glauben an reine und ungemischte Sprachen und an die Vorrangstellung
des Idg. aufgeräumt worden war (36).
V. Übersicht über die Hauptthesen zur Verwandschaft des Indogermanischen
a) Die Verwandtschaft mit dem Semitischen oder Hamito-Semitischen
Meist wird hier genetische Beziehung, Urverwandtschaft stillschweigend
vorausgesetzt, ohne daß an andere Möglichkeiten gedacht wäre. Alle Einwände
gegen reine Stammbaummodelle und Über-Familien sind hier gleichfalls
vorzubringen, der Gedanke eines möglichen Substrats ist nicht einbezogen;
eine genetische Beziehung zwischen dem Hamitischen und dem
Berberischen einerseits, dem Semitischen andererseits wird stillschweigend
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vorausgesetzt, obgleich es niemals eine berberische Spracheinheit und damit
auch keine genetische Beziehung zum Semitischen gegeben haben kann. So ist
schon das Verhältnis der semitischen und der berberischen Sprachen untereinander
ganz verschieden zu beurteilen, denn nur die semitischen Sprachen scheinen
einmal eine engere Einheit gebildet zu haben.
Daß man sich am frühesten mit der Frage der möglichen Beziehung
zwischen dem Idg. und Semitischen beschäftigte, hat natürlich historisch und
unterbewußte Gründe: Über das Hebräische, Aramäische und Syrische war
man von der Theologie her mit den semitischen Sprachen vertraut und so finden
wir am frühesten Friedrich Delitzsch (37) als Vertreter der Verwandtschaft
und z.T. auf seinen Spuren wandelnd den Dänen Hetman M0ller (Moeller).
M0ller geht davon aus, daß die semitischen wie die idg. Sprachen ursprünglich
"zweiliterale" Wurzeln hatten, was schon Graziadio Isaia Ascoli und Rudolf v.
Raumer zu zeigen versucht hatten (38).
M0llers zweiliterale Wurzeln bleiben freilich für beide Sprachengruppen
hypothetisch, doch finden sich unter seinen Aufstellungen so viele Übereinstimmungen,
daß an einer Beziehung nicht gezweifelt werden kann, die allerdings
keineswegs nur durch den Begriff der Urverwandtschaft auszudrücken
ist, die dann gerne noch gleich auf das Sumerische mit ausgedehnt wird (39). Es
ist aber zur Klärung der Verhältnisse unbedingt die Ethnogenese der Sumerer
zu beleuchten; diese aber, sehr kompliziert und problematisch, schließt schon
dadurch eine einfache, lineare Beziehung genetischer Art oder durch direkte
Entlehnung aus. Wie bei den Etruskern kann nach Herkunft und Urheimat der
Sumerer gar nicht gefragt werden, sondern nur nach der Herkunft der Komponenten,
die im Zweistromland dann zur Volkwerdung führten.
Es ist zunächst mit einer vorsumerischen und vorsemitischen Bevölkerung
zu rechnen, die durch frühe Semiten teilweise ,semitisiert wurde - frühe
Ackerbauer, Jäger, Fischer. Diese sicher nur lose gefügte Gruppe wird von zwei
möglicherweise ziemlich gleichzeitig erscheinenden Gruppen "sumerisiert",
die möglicherweise untereinander verwandt gewesen sind. Die eine Gruppe
kam vom Zagrosgebirge her, das Völkerwiege und Rückzugsgebiet zu gleicher
Zeit gewesen zu sein scheint (wie der Kaukasus auch, zu dem vermutlich Beziehungen
bestanden) und brachte die Bergsymbolik des Tempelbaus. Diese
Gruppe war vielleicht mit proto-uralischen Gruppen verwandt und zugleich mit
altaischen, so daß sich Beziehungen zum Türkischen ( 40) so erklären, die bei
türkischen Nationalisten ja zur grotesken Behauptung führen, daß Sumerisch
"Urtürkisch" sei. Die zweite Gruppe kam übers Meer, die Insel Dilmun (41),
die mit Bahrain zu identifizieren ist, mit den "beiden Meeren" der Sumerer, was
ins Arabische übersetzt eben "Bahrain (Dual)" die zwei Meere ergibt, nämlich
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das Salzmeer und die Süßwasserquellen der Insel, die vielleicht mit den Wassern
des Urabgrundes identifiziert wurden. Diese Gruppe, die vielleicht Beziehungen
zur Industalkultur hatte, war vermutlich pro-drawidisch. Dazu kommt, daß
die Brahui Belutschistans einen vermutlich sitzengebliebenen Rest der UrDrawida
darstellen, die ebenfalls also aus Nordwesten gekommen zu sein scheinen.
Die Sumerer nannten das Land der Industalkultur "Miluhha". Aus all dem
ergibt sich die Möglichkeit, daß in der Industalschrift nicht Drawidisches stekken
könnte, sondern "Proto-Sumerisches", oder ein Substrat, das beiden gemeinsam
wäre ( 42). Nach Viktor Christian kamen die Sumerer schon als ethnische
Einheit aus Hinterindien und sind mit den Leuten von Djemdet Nasr zu identifizieren
und zugleich hätten sie Beziehungen zum Kaukasischen, die besonders
M. Tseretheli (43) mit einem umfangreichen Material herausgearbeitet
hat, aber wenig überzeugend. Auch hier könnte es sich nur um ein gemeinsames
Substrat handeln, besonders wenn man, wie Bouda, noch Beziehungen
zum Baskischen, Westkaukasischen und Tibetischen beweisen will (44) .
Theophilus G. Pinches endlich ( 45) will Sumerisches als Tonsprache mit dem
Chinesischen in Beziehung setzen und für "closely related" halten. Hierin steckt
nebenbei der methodischen Fehler, aufgrund typologischer Ähnlichkeiten allein
Verwandtschaft zu konstatieren; im Grunde hätte er eben so gut eine afrikanische
(Ewe) oder indianische Tonhöhensprache (Otomi) heranziehen können.
Eduard Stucken endlich ( 46) will über das Polynesische als Vermittlung die
Brücke vom Sumerischen bis zu indianischen Sprachen schlagen. So viel Verwandtschaften
kann man gar nicht bewältigen, sie zeigen aber, wie viele
Fehlerquellen möglich sind. Auch werden hier chronologische Faktoren meist
nicht genügend berücksichtigt - das Sumerische, das uns schon gegen ende des
4. vorchristlichen Jahrtausends begegnet, läßt sich schwer direkt mit dem Türkischen,
das vermutlich erst gegen Ende des letzten vorschristlichen Jahrtausends
entstanden ist, in Beziehung setzen.
Kehren wir zum Semitischen zurück und geben einige Beispiele, die uns
z.T. auch zeigen, wie schwer es ist, zwischen Urverwandtschaft und Wanderwort
zu unterscheiden. Hebr. "gedi" "Ziegenböckchen" zu ahd. "Geiz", nhd. "Geiß",
lat. "haedus" aus *ghaidos, mit dem Sonderproblem, wie sich "Kitz", engl. "kid"
dazu verhält; hebr. "for", arma. "tor", arab. "tor/tur" entsprechen sehr gut der slosen
Form von anord. "thjörr" - alle "Stier"; hebr. "koba/qoba" "Helm" entspricht
gr. "kyphos" "Rundung", "kyphe" "Kopf', ahd. "huba" nhd. "Haube" -
mit dem Sonderproblem, wie lat. "cuppa" "Becher, Schale, Schädelschale" und
seine reich entfaltete Sippe dazu stimmen. Die Wurzel *a-g-r "sammeln" entspricht
gr. (mit einem nicht-prothetischen Vokal!) gr. "ageirö" "sammeln, versammeln"
und seiner Sippe - wozu kanar. "t-agoror" (mit dem Berberischen
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analogem Artikel) "Versammlungsort", "almogaren" "Versammlung" stimmen
(47). Die idg. Wurzel *ank- "krümmen" in gr. "ankön" und lat. "uncus" "Haken",
assyr. "unku" "Ring", lat. "ango" "verenge", nhd. "eng" und aus dem
alpenländischen Reliktwortschatz der Name des Ortes "Unken" bei Lofer im
Salzburgischen, der ursprünglich die auffallende Flußkrümmung südlich davon
bezeichnete.
Diese Beziehungen sind ziemlich klar - schwieriger sind die folgenden
zu beurteilen: M0ller nimmt eine altsemitische Wurzel *s-t- an, die "hassen"
bedeute, aus vorsemitisch *k-t entwickelt (k als palatales k, das wie in den idg.
Satemsprachen zu einem s- oder s-ähnlichen Laut wurde) und stellt es zu dor.
"kädos" "Sorge", bret. "kas" "Haß", ahd. "haz" "Haß", dt. "Hader", gallokelt.
"catu-" "Kampf', gr. "kotos" "Zank", altkanar. "catana" "Helden, Kämpfer"
( 48). Die erweiterte Form der Wurzel als •s-t-n erblickt M0ller in hehr. "satan",
"Feind, Widersacher, Teufel".
Wie sind diese Beziehungen zu beurteilen? Sie zeigen in •a-g-r offensichtliche
Urverwandtschaft, in "gedi" ein Wanderwort oder das mediterrane
Substrat, in "koba/qoba" vielleicht Entlehnung aus dem idg. Anteil der
Philistersprache, die vielleicht proto-dorisch oder proto-illyrisch oder eine Mischung
beider Möglichkeiten war, Mit Bomhard oder Lidzbarski kann gesagt
werden, daß es Beziehungen gibt, sie sind aber nicht allein durch Urverwandtschaft
zu erklären (49).
b) Sumerisch
Beziehungen zum Sumerischen klangen bereits zweimal an. Für sie wird
eine Reihe von Wörtern genannt, die alle Wanderwörter zu sein scheinen, die
schon im Substrat verankert sind. Sum. "gu" "Kuh", "gud" "Stier" (als
"Bespringer" gedeutet, was aber wegen des offensichtlichen lautmalenden Charakters
des Wortes fraglich ist, aber auch nicht "Großvieh" bedeutet), lat. "bos",
gr. "bous", lett. "guovs", altind. "gau~". Hierin steckt - wie in hehr. "gedi" dt.
"Geiß" - die Frage nach der Herkunft der Viehzucht, hier also der Rinderzucht:
europäisch, zentralasiatisch, vorderasiatisch? Mit Sicherheit ist der Ur als Ahne
des Hausrinds anzusprechen, der von Mitteleuropa bis Westasien nachgewiesen
ist (50). Die Domestikation des Hausrindes liegt etwa 9.000 Jahre zurück
und fand vermutlich in demselben Raume statt, in dem man sich die Herausbildung
des Proto-Semitischen, Proto-Mediterranen und Prolo-Indogermanischen
zu denken hat - in dem Raum zwischen Balkan, Südrußland,
Kaukasus, Kleinasien (51). Es wird also kaum, wie auch bei den folgenden
Wörtern, direkte Entlehnung gewesen sein, sondern ein ungewisser sprachlicher
Bereich, in dem zwischen Urverwandtschaft, Substrat und Entlehnung
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bzw. Wanderwort nicht geschieden werden kann, was auch für die folgenden
Wörter gilt (52).
\ Ein akkadisches, ursprünglich sumerisches Wort wie "pilakku" Beil, entspricht
genau altind. "parasu", gr. "pelekys" - man kann daraus auf einen
sumerisch-indischen Wanderweg schließen. Hingegen ist die Verwandtschaft
mit unserem Worte "Beil" sehr problematisch, schon ahd. "bihal", russ. "bilo"
"Schlegel" bereiten bei einer vorauszusetzenden Urform "bithlo" große phonetische
Schwierigkeiten.
Anders steht es mit sum. "urud" "Kupfer", das genau ahd. "uruzzi, aruzzi"
"Erz" entspricht, aber vom Stamm des Farbwortes "rot" lat. "rutilus, ruber"
fernzuhalten ist. Wohl aber gehört lat. "raudus, rodus, rudus" hierher, das eine
interessante Sonderbedeutung aufweist, "formloses Metallstück als Münze".
Altind. "lohah" Kupfer, Eisen, Rotmetall, wird man ebenfalls fernhalten, slaw.
"ruda" "Erz, Metall" hinzustellen.
Auf der Schimäre des bloßen Anklangs beruht Friedrich Cornelius' Meinung
(53), daß sum. "tug" unserem "Zeug" entspräche, das klärlich zum Stamm
von "ziehen, zeugen" gehört; andererseits aber könnte sum. "gur/kur" "Land"
tatsächlich mit gr. "chora" "Land, Dorf, Gegend", slaw. "gora" altind. "giri"
Berg zusammenhängen und die Brücke zum keltisch-ligurischen Landschaftsnamen
"Jura" schlagen.
Aus all diesen Erörterungen hebt sich die Möglichkeit eines ostmediterranen
Substrats heraus, das bis ins Westkaukasische reicht, das in einer
seiner Komponenten zugleich mit dem Idg. wie dem Semitischen urverwandt
gewesen sein könnte (54).
c) Beziehungen zum Finnisch-V grischen
Aus der prähistorischen Nachbarschaft zwischen Bandkeramikern und
Kammkeramikern kann auf Affinitäten, Konvergenz, Kontaktzonen, vielleicht
auch genetische Verwandtschaft einer Komponente geschlossen werden. Hier
besteht unter Linguisten und Paläohistorikern durchaus keine Einigkeit. Konnte
Fritz Rommel (55) erklären, daß "trotz frappierender Übereinstimmung in
Wurzeln wie in ganzen Wörtern konkreter Bedeutung" keine Urverwandtschaft
zwischen Finnisch-Ugrisch und Idg. bestehe, so fand sich Gyula Decsy (56)
nur bei zögerndem Skeptizismus, während Björn Collinder in zahlreichen Arbeiten
(57) mit der Urverwandtschaft zwischen beiden Sprachgruppen wie mit
einer festen Größe operiert.
Bei einem finnischen Wort wie "kamana" "Rahmen" bleibt unklar, ob
wir es mit Urverwandtschaft mit idg. bzw. germ. "hamo" "Netz, Reuse" zu tun
haben oder mit Entlehnung oder einem noch älteren gemeinsamen Substrat,
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denn das Finnische verwandelte fremdes anlautendes h in k, wie in "kana"
"Hahn" und "kalvakka" "bleich", das zu unserem "gelb", lat. "hel vus" zu stellen
ist. "Kalvo" "Haut" ist mit dem Stamm von "hehlen" im Sinne von "verbergen,
bedecken" urverwandt; gr. kalypto. "Mainita" kann ebensogut urverwandt sein
zu westgerm. *mainjan, dies zum Stamme von lat. "mens", engl. "mind"; "hanhi"
"Gans" ist wohl ein uraltes Wanderwort, das sich bis ins Chinesische und Türkische
verfolgen läßt (türk. "kaz", chines. T'ai-Sprachen "gan"). In finn . "raudan"
"Eisen" begegnen wir unserem "sumerischen" Wanderwort wieder.
Sehr eigentümlich ist das Verhältnis von echtfinnisch "veli" "Bruder"
zum offenbar idg. "sisar" "Schwester". Haben wir hier eine Luxusentlehnung
vor uns, da es natürlich Schwestern gegeben hat? Man könnte meinen, daß so
elementare Bezeichnungen wie Verwandtschaftsnamen nicht entlehnt werden
müßten - immerhin haben wir im Deutschen die Wörter Onkel und Tante, die
eben doch entlehnt sind; hier spielten Mode-Einflüsse eine Rolle. Die Entlehnung
des idg. Wortes für Schwester mag eine Sonderstellung der Frauen bzw. Schwestern
kaschiert haben, vielleicht eine Aufwertung gegen ursprüngliche
Minderachtung bedeuten.
Finn. "kunta" "Gemeinde, Stamm" stimmt gut zu lat. "gens" und dem
Stamm von german. "kuningaz" und dem ungar. "hat" "Heer". Zwei Wortanalysen
zum Abschluß: finn. "nimi" "Name", "vesi" "Wasser" (58). Ahd.
"namo", lat. "nomen", gr. "onoma", com. "hanow" (mit prothetischem Vokal
und Aspiration), alban. "emen", altpreuß. "emrnens", altir. "ainrn", altind. avest.
"näma", np. "name" (mit merkwürdiger Bedeutungsentfaltung: Text, Erzählung,
Dichtung), hethit. "läman" (mit dem auch sonst beobachteten altkleinasiatischen
Wechsel von n/1), esth. "nimi", ostjak. "neem", lapp. "nämmä",
tscherem. "lüm", syrj. "nim". Dabei ist mit Descy zu bedenken, daß elementare
Grundbegriffe kaum entlehnt werden, was zwar nicht unbedingt folgt, aber
nicht sehr wahrscheinlich ist. Es könnte ja sein, daß durch die Berührung mit
Idg. ein neuer Begriff des Namens mit gleichzeitiger Tabuisierung des alten
einheimischen Erbwortes entstanden wäre - aber Urverwandtschaft ist hier wohl
wahrscheinlicher.
Dasselbe gilt für "vesi", ungar. "vez", mordwin. "wed". Wir haben ein
altes Wasserwort vor uns, das in engl. "wet", ahd. "wazzar", hethit. "watar", got.
"watö" steckt. Wird ein Wort für Wasser entlehnt sein? Das ist kaum anzunehmen
(59).
d) Das mediterrane Substrat
Nach dem Finnisch-Ugrischen und dem Semitischen ist das Mediterrane
in Gestalt des mediterranen Substrats einzubeziehen, das ohnedies schon mehr-
100
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fach gestreift wurde (60).
Unter mediterranem Substrat versteht man prähistorische, mehr oder
)'Veniger verwandte Dialekte/Sprachen/Sprachpopulationen, die rings um das
Mittelmeer gesprochen wurden, mit Ausstrahlungen ins Afrikanische (Wölfels
"Weißafrikanisch", Hubschmidts "Eurafrikanisch") über Berber- und Fulsprachen
und das Altkanarische, aber auch bis Irland, ferner ins Altlibysche,
aber auch im östlichen Bereich, im Ägäischen und Anatolischen mit kaukasischen
und, wie wir sahen, wohl indirekten sumerischen Berührungen. Die
Zusammengehörigkeit dieser Sprachpopulationen ist etwa nach dem Muster
des Berberischen zu verstehen: Es gab niemals eine sprachliche und ethnische
Einheit, wohl aber zahlreiche einander mehr oder weniger nahestehende Sprachen/
Dialekte etc. - also Einheit in Vielfalt (61).
Ein so enger lautlicher und semantischer Zusammenhang, wie der folgende
kann nicht Zufall sein. Wir haben den Namen, d.h. den Titel eines
maltesischen Herrschers namens Battos (62), der letzlich aus für uns verschollenen
phönikischen Quellen stammte, der noch Vorphönikisches enthielt; wir
haben einen anderen Battos bei Herodot (63), der Kyrene in Libyen gründet,
und dessen sämtliche Nachfolger Battos hießen, also ein Titel, der nichts weiter
als Herrscher bedeutete. Sum. "patesi" "Herr" kann weder vom idg. Stamm
*potis "Herr" noch von etrusk. "patu" "Herr", noch von georg. "batoni", alban.
"bats" "älterer Bruder", noch bask. "bat" "eins" getrennt werden. Der karische
Vorname Batön, der pannon.-kelt. Name Bathinus, der gallokelt. Name Batus
schließen sich an (64).
Ein Paradebeispiel ist die Wurzel *kar- mit ihren Weiterungen und
Verflechtungen, die doch so eindeutig sind, daß an ihrem sprachlichen Bestand
nicht gezweifelt werden kann, allenfalls an ihre Deutung und Einordnung (65).
Hier kann ich nur eine beschränkte Auswahl vorführen.
a) kar-/karr-: "kar" "Fels" im Dialekt von Chatillon, dazu der tirolische
Ortsname Karres am Tschirgant bei Imst mit beweglichem lokativischem s; das
alpendeutsche Wort "Kar", ursprünglich ein Gefäß aus Stein (wie viele Gefäßnamen
kann es auch Kopf bedeuten, hethit. "kar" "Kopf'', gr. kare/karenon
"Kopf''), armen. "k'ar" "Stein", bask. "harri/arri"; dazu stellt sich der iberische
Steingott Carrus, das dt. Gebirge "Haar" (regelrecht idg. verschoben) und das
Grundwort für unser Karst, slowen. "kras" mit der für das Slawische typischen
r-Metathesis.
b) kar-kar/kar-k: offenbar wie die Wörter mit verdoppeltem r Intensivbildungen.
Gr. "karkaron", lat. "carcer" "steinernes Gemach"; anord. "horgr"
"Steinhaufen", ahd. "barg" "Heiligtum" (also ein Steinbau, vielleicht steckt darin
noch eine megalithische Erinnerung); neuir. "crag" "Fels" (davon engl. crag
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und craggy), altind. "karka" "Krabbe", gr. "karkinon" "Krebs" (also "hartschalige"
Tiere), altind. "karkara" "hart", "karkari" "Krug" (also steinernes
Gefäß), im Dialekt des Bearnais "carroc" "Fels", georg. "karkari" "nackter Fels".
Hierher gehören Ortsnamen wie Carrara und Carnac - beide "Steingegend".
c) kar-n: in Carnac fanden wir diese Verbindung: eine voridg. n-Ableitung
mit dem kelt. -acom verbunden, das "Ort, Gegend, Stätte" bedeutet;
breton. "cairn" "Steinhaufen", "Carnia" "Krain", sizil. "carrancu" "Steinfels",
venet. "karanto", davon "Carantania" = "Kärnten" und Carnuntum "Felsenort" -
beide mit -nt-Nachsilbe, die sowohl voridg. wie idg. zu sein scheint. Carnuntum
heißt offenbar nach seiner Lage am Hundsheimer Felsberg.
d) kar-p, kar-b, kra-p, kre-pp: alban. "karpe" "Fels" - hierzu der Name
der Karpaten und bask. "harrpe" "Höhle"; lombard. "karave" "steinig", gr.
"karabos" "Krebs"; im Surselvischen erscheint "crap" als Fels, das als "crep" in
ladinischen Orts- und Familiennamen erscheint. In Oberitalien gibt es
mehreremale den Monte Grappa - der sicher nichts mit Weinbau zu tun hat, im
Venezianischen haben wir "crepo" "Fels". Dazu gehört der Jupiter Grabovius
der Iguvinischen Tafeln ( 66) - ein Beispiel für das Durchdringen des mediterranen
Substrats im Oskischen und im Etruskischen, das den Crapsti kennt. Albanisch
"krep" "Fels" hat eine mit s anlautende Nebenform "skrep", die Vasmer ( 67) mit
norweg. "skarv" "nackter Fels" und unserem "Schroffe" verbinden will. Hierher
ist auch der Name der Karawanken zu stellen ( 68), der erst volksetymologisch
mit der Wurzel von "cervus" "Hirsch" verbunden wurde (69), wie Carantania/
Carantani erst aufgrund einer kelt. Volksetymologie zu "Verbündete bzw. Land
der Verbündeten" wurde.
e) kar-t/kra-t: altindisch "kratu/kartu" "Kraft, avest. "xratus", gr. "krater"
"Mischgefäß, ursprünglich steinernes Gefäß". Auch die germanische Sippe von
"hart" "tapfer, hart, fest" ist hier anzuschließen. Merkwürdig bleibt katalanisch
"garrotcha" "steinernes Haus" - es ist wohl baskisch "harri" + "eche" = "Steinhaufen".
Mit dem Wandel von r zu l ist schweizerisch "der Galm", eine Bergkuppe
im Simmental anzuschließen, ferner "der Kalm", der alte Name des mittleren
Passeiertals, das walserische "die Gale" "Bergweide" gehört hierher wie
asturianisch "garma" "Fels, Höhle", französisch "gaume" "Höhle" aus galma
und "chaume" "Trümmerfeld" mit palatalisiertem k: "kalma".
g) kam/kal: sind offensichtliche Parallelwurzeln: lat. "camera" "steinerne
Wölbung", "camur" "gewölbt", "caminus" "Feuerplatz aus Steinen", gr.
"kaminion" "Holzkohleofen", gr. "kammaros" "Hummer" (dieses vermutlich
ablautend verwandt). Hierher gehört auch anord. "hamarr" "Felsklippe", das
mit unserem "Hammer" eins ist: ursprünglich der steinerne Fäustel. Dazu auch
der Name der Gemse, der auf das vermutlich ligurische "camox" (Plinius) zu-
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rückgeht (79). Auch der Name des Stammes der Cam(m)uni, der noch in der
Val Camonica lebendig ist, gehört hierher: Felsenleute (71 ).
1 h) Pokorny, Vasmer wollen auch die idg. Wortsippen für "spitz" und für
,;Himmel" anschließen. Für die erstere Wurzel wäre die Schwundstufe der Wurzel
mit prothetischem Vokal vorauszusetzen, also *a-k-, für das letztere *(a)-k-m- -
freilich etwas künstliche Voraussetzungen; immerhin: lat. acer, gr. akros "spitz,
hoch" wie dialekt. steir. "Agen" (spitze Reste der Flachsrinde nach dem Brecheln)
würden hierher zu stellen sein; andererseits gr. "akmon" "Stein, Amboß" und
"akone" "Wetzstein" wie gallokelt. "acaunum" "Stein, Blitzstein", aber auch
germ. "himil" würden hierher gehören - die semantische Beziehung liefe sowohl
über die Vorstellung des gewölbten wie des steinernen Himmels (72).
Weiter in die Problematik unseres Beziehungsgefüges führt uns ein alpines
Reliktwort wie "pala", das im Lepontischen "Grab, Grabplatte, Grabmal"
bedeutet (73). Dasselbe Wort erscheint aliz. als "Höhle", ladin. als "Hochweide"
und logudorisch als "Schaufel" (wie im Lateinischen etc.). Hier könnte man
auch an den Zusammenfall mehrerer unverwandter idg. und voridg. Wörter
denken - alber Höhle/Stein/Hochweide lassen sich vereinigen und auch pala als
Schaufel bietet keine ernsthaften semantischen Schwierigkeiten: Die engere
Bedeutung war offensichtlich "flacher Fels/Stein" und die Grundbedeutung war
"steinernes Grabscheit". "Pala" könnte sowohl mit dem Grundwort für unser
"Fels" - etwa makedon. "pella" (Name der makedonischen Hauptstadt)
urverwandt sein als auch mit der Sippe, die lat. "planus" und unser "flach"
geliefert hat. Bei der Indogermanisierung Westeuropas hätten sich so ein nichtidg.
aber urverwandtes Wort mit seinen idg. Verwandten getroffen.
Ähnliches könnte sich mit dem Reliktwort *mar(r)a/mur(r)a etc. ereignet
haben. Es ist zunächst zweifellos voridg. und von den Pyrenäen bis zu den
Alpen nachweisbar (74). Provenr;al. "marroc" "Felsblock", sard. "marrarzu"
"felsiger Ort", ladin. "Mare6", der Name des Enneberger Tals, also "Gerölltal"
(75). Hierzu ist auch der Ötztaler Flurname "im Maurach" zu stellen, der aus
"Marrach" zerdehnt und mißverstanden wurde. ImAostatal haben wir den Mont
Mary, im Savoyardischen "morena" "Geröllhalde", ein Wort, das ursprünglich
nur in Chamonix (= Gemsenort) gebräuchlich war und durch die Mont BlancBergführer
verbreitet wurde (76), bis es in die Geologie als Moräne Eingang
fand. Dazu der ötztaler. Flurname "im Mareil" (alt: Maruel, mit Endbetonung).
Mittellat. "murra/morra" ist ein spitzer Fels, dazu sard. "murri/nurru" "Spitzes,
Felsspitze, Schnauze". (Möglicherweise hängt auch der Name der Nuraghen
mit der Sippe zusammen.) Noch immer sind im Tirolischen und Schweizerischen
die Reliktwörter Marre und Murre - hochd. "Mure" gebräuchlich (77).
Hubschrnid hält die Wurzel - mit Recht! - für voridg., Kluge-Mitzka
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schließen, vermutlich ebenso mit Recht, die idg. Wurzel *mer- etc. "zerreiben"
an, die sich in "marmor" findet wid im Namen der Insel Marmara und im
südtürkischen Marmaris. Wir haben hier wieder einen deutlichen Hinweis auf
Urverwandtschaft zwischen dem Idg. und dem mediterranen Substrat vor uns.
Dasselbe gilt etwa für das Reliktwort *matta/motta, dessen Bedeutungen
zwischen "Gestrüpp, Wald, Bergwiese, Bergkuppe" schwanken (78). So in sard.
"matta" "Gestrüpp", span.-port. "mata" dasselbe. Eine romanische Weiterung
ist "motta" "Hügel", engadin. "muot" ist der Berg, bes. mit steilen Hängen und
flacherer Kuppe - die Mutspitze bei Meran, die Motta im Montafon, die Motta
Naluns im Unterengadin etc. Das schweizerd. "Matte" hingegen gehört klärlich
zum Stamm von "mähen", ist aber wohl beeinflußt von den Reliktwörtern. Hier
überschneiden sich ldg. und Mediterranes in einer Grunddeutwig "Abgehauenes"
- wo man Gestrüpp abhieb, konnte eine Bergweide entstehen und die war auf
einer etwas zugänglicheren, flacheren Stelle. Man kann hier unser bayerischöst.
"das Mais" vergleichen, das je nach Landschaft "Jungwald, Schlag, Lichtung,
Waldweide" bedeuten kann.
Im Verhältnis Idg. zum Mediterranen muß also mit Urverwandtschaft
und Entlehnung und nachfolgender Überschneidung gerechnet werden. Und
auch mit Wanderwörtern, wie etwa in Getreidenamen - ahd. "gersta", gr. "krithe",
armen. "gari" "Weizen", ebenso bask. "gari" dasselbe, georg. "qeri" "Gerste",
lat. "hordeum" (aus "ghordiom") sind ohne Zweifel verwandt - aber nicht über
idg. phonetische Beziehungen.
VI. Die alteuropäische Hydronomie als Anzeigen der Indogermanisierung
und als ein Museum von Reliktwörtern
Daß sich die Namen von Flüssen und Gewässern in weiten Teilen Europas
vom Atlantik bis nach Rußland hinein wiederholen, ist früh bemerkt worden,
am frühesten am Beispiel des Namens der Donau durch Karl Zeuß oder
Max Müller (79).
Hans Krahe betrieb dies systematisch und entdeckte ihre Verbreitung
und ihre Systematik. Er entdeckte immer wieder neue "Wasserwörter". Da
Krahe vom Illyrischen ausging, geriet er in gefährliche Nähe eines Panillyrismus,
den er selbst später einschränkte. Als Folgerung aus seinen Materialien
gewann er die Auffassung, daß man in der alteuropäischen Hydronomie Reste
eines einheitlichen, voreinzelsprachlichen Westindogermanischen vor sich hätte,
das sich besonders nördlich der Alpen in "reiner" und "ungestörter" Weise
zeige (80).
So bestechend Krahes System zu sein schien, so war es doch nicht zur
Gänze haltbar; weder war damit ein einheitliches vorkeltisches westliches
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Indogermanisch zu erweisen - es fanden sich mehr und mehr östliche Anknüpfungen
- noch seine etwaige prolo-illyrische Grundlage. Auch war Krahes
,j\uffassung, daß sich die Hydronomie nördlich der Alpen ganz "rein" vorfände
(81) und vielleicht der Hügelgräberkultur zu verdanken wäre, leicht zu widerlegen
- zahlreiche Namen norddeutscher Herkunft passen nicht ins System der
Hydronomie: Wümme, Leine, Eider.
Überdies stellt sich die Frage, weshalb sich die Namen der alteuropäischen
Hydronomie gerade im Westen, der mit Sicherheit erst später indogermanisiert
wurde als die Mitte und der Osten Europas, mit besonderer Häufigkeit finden.
Ferner ist die phonetische Struktur von Krahes "Wasserwörtern" merkwürdig
einförmig - a-haltige Wurzeln überwiegen alle anderen an Zahl und Bedeutung;
man kann sich des Verdachts nicht erwehren, in ihnen alte Lallwörter für Wasser
zu finden; dazu kommt die Überlegung, daß eine Sprache doch wohl kaum
mehrere hundert Wasserwörter gehabt haben dürfte; das wäre selbst für eine
"Primitivsprache" zu viel der Verschwendung!
Aus all dem ist der Schluß zu ziehen, daß wir in diesen vielen "Wasserwörtern"
Reliktwörter vor uns haben, die aus zahlreichen lokalen Populationen
nichtidg. und idg. Herkunft stammen, aber schon größtenteils nicht mehr
appellativ gebraucht wurden, sondern eben erstarrte Relikte waren, die z.T.
indogermanisiert wurden und nachträglich in ein System eingebaut wurden,
das erst durch die große Zahl der "Wasserwörter" angeregt und möglich wurde.
Kurz, wir tun besser daran, in der alteuropäischen Hydronomie Krahes den
Prozeß der Indogermanisierung West- und Mitteleuropas in erstarrten musealen
Resten zu sehen, deren nichtidg. Komponente im Ausstrahlungsbereich des
mediterranen Substrats - im weitesten Sinne dieses Begriffes - liegt.
Ohne es zu wollen aber bewies Krahe das Vorhandensein einer vorkeltischen
idg. Schicht im Westen Europas, was französische und spanische
Forscher schon mit anderen Mitteln gezeigt hatten. Er zeigte damit, daß in der
alteuropäischen Hydronomie den westlichen idg. Sprachen ein idg. Substrat mit
zugrundeliegt, das die erstarrten Reste des Wasserwortschatzes zahlreicher kleiner
voridg. Populationen enthält. Die zahlreichen "Wasserwörter", die neu ins
westliche Idg. strömten, gaben die Möglichkeit der Differenzierung. Dabei muß
bemerkt werden, daß damit eine schon im Idg. vorhandene Tendenz, zahlreiche
"Wasserwörter" zur Bedeutungsdifferenzierung zu verwenden, fortgesetzt wurde.
Hierfür geben uns die slawischen Sprachen ein Analogon: Sie besitzen eigene
Wörter für kaltes, schnelles, klares Wasser.
Auch zeigt die Analyse eines "Wasserwortes" - nämlich des Stammes
unseres Wortes "Meer" (lat. mare, got. marei, ags. mere, gall. more, slaw. more,
morje) - daß es sich ursprünglich um eine Bezeichnung für Binnengewässer
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gehandelt haben muß und zwar stehende, bes. Sümpfe mit offenen Wasserflächen.
Man hat daraus den wohl richtigen Schluß gezogen, daß die Idg. nicht an den
Küsten des Meeres entstanden, sondern im Binnenland, wozu kommt, daß die
östlichen Sprachen (Griechisch, Indo-Iranisch) das Wort nicht besitzen. Es ist
ja auch bemerkenswert, daß das Wort noch heute Binnengewässer bezeichnen
kann, das nhd. "Maar" "Kratersee" (besonders in der Eifel"), das lit. "maryes"
"Haff, Lagune, Strandsee" (es zeigt den Übergang vom Binnenland zur Anschauung
des Meeres im Küstenbereich) und illyr. "mar-" in lat. Marisa, heute
"Maros" und im Namen der March, tschech. Morava (vgl. die serbische Morava),
alle etwa "Sumpffluß". Noch heute wird "Meer" in der Pfalz und im
Hannoveranischen für größere Binnengewässer gebraucht (Steinhuder Meer).
So dürften die Wurzeln der alteuropäischen Hydronomie in der
Hügelgräber- und in der Urnenfelderkultur liegen, aber nicht gänzlich ohne
östliche Beziehungen bis zum Altindischen (82).
VD. Substrate einzelner indogermanischer Sprachen
In dieser Übersicht wird weder Ausführlichkeit noch Vollständigkeit erstrebt;
die östlichen indogermanischen Sprachen - vom Slawischen bis zum
Indo-iranischen bleiben außer Betracht. So gewiß die Regionalisierung und
Systematisierung der sekundären idg. Sprachen durch Substrate mit bedingt
wurde, so gewiß ist auch, daß Substrate nicht die ausschließliche Entstehungsursache
der Verschiedenheit sein können. Hier kann uns die Entstehung
der romanischen Sprachen einen Hinweisen geben: so sicher sie durch
Substrate stark bestimmt wurden, so sicher ist es auch, daß diese nicht die
alleinige Ursache ihrer Verschiedenheit sein können: Substrate stellen nur einen
Faktor unter anderen dar (83).
a) Die Kelten
Sie sind die Erben jener namenlosen idg. Vorhuten, die schon vor den
Kelten in der 2. Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrtausends bis nach Spanien
gelangten (84). Sie vollendeten die Indogermanisierung zwar nicht - nichtidg.
Sprachreste blieben bestehen: Iberer, Ligurer, Aquitanier und die Vorfahren der
bis heute existenten Basken (Vascones) - aber besiedelten weite Landstriche
und gründeten Stammesfürstentümer (85). An ihrer Entstehung im süddeutschen
Raum, im Ausstrahlungsbereich der Urnenfelderkultur, die von der Hügelgräberkultur
herkam, kann kaum Zweifel aufkommen (86).
Die frühen Westindogermanen - Erben des Megalithischen und der kulturellen
Anstöße durch die Glockenbecherleute - werden von den nachrückenden
Kelten auf gesogen. Die Meinung der keltischen Ursage, wie sie uns Ammianus
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Marcellus berichtet (87), daß die Druiden sich für alteingesessen hielten und
sich dann mit Leuten vermischt hätten, die über den Rhein gekommen waren,
bnn sehr wohl eine wahre Tradition enthalten und auf das Nichtindogermanische
im Druidentum verweisen.
Dabei ist anzunehmen, daß das Keltische schon in seinem Ursprungsgebiet
(zwischen Hunsrück, Eifel, Marne und Maas) Einwirkungen von Substraten
erfahren haben muß, die wir vage als "ligurisch" mangels einer besseren
Bezeichnung benennen, eines Substrates, das auch nach Abzug und Ausbreitung
der Kelten gedauert haben muß und dem vielleicht die vordig. Komponente der
idg. überlagerten -apa-Namen zuzuschreiben wäre.
Im gallokeltischen Wortschatz, den wir leider fast nur durch Appellativa
kennen, ist zweifellos voridg. Wortgut enthalten. Dem gallokelt. "adarca" "Horn"
entspricht vollkommen ir. "adarc" und bask. "adar" - eine so spezielle Übereinstimmung,
die man dem Wortschatz früher Kleinviehzüchter zuschreiben muß,
wird nicht zufällig sein. Walis. "aram" "Feld" entspricht genau bask. "aran"
"Tal". Der Gardasee - Lacus Benacus - hat seinen Namen von einem anderen
nichtidg. Wort für Horn, "ben", ir. als "benn" - die Halbinsel von Sirmione
wurde mit einem Horn verglichen.
Bask. "abarca" "Schuhe aus rohem Fell oder roher Tierhaut" entspricht
dem bearn. "abarque"; katalan. "arany6" "Schlehe" zu provencal. "aranun" und
ir. "airne"; ein Teil der frz. Ortsnamen vom Typus "motte" gehört zu unserem
"Mut" in Mutspitze, engadin. "muot" - alle "Hügel, Erdhügel, Umwallung,
Wallgraben" (vgl. engl. moat und bayr. Mott), wozu noch kypr. "myytte"
"Berggipfel" und das Grundwort des Inselnamens "Mytilene" zu stellen wäre.
Bask. "iturri/aturri" "Quelle" erscheint im bearn. "adour" "Quelle" und im Namen
des Flusses Adour; gekürzt im Namen des Duero/Doro und in den DoraFlüssen
der Westalpen; dazu vielleicht einige der bayerischen Itter-Bäche.
Frz. "matte" "saure Milch" hat sein nächstes Äquivalent in herber.
"amdun" "Sauerteig"; altfrz. "baraigne" "Unfruchtbare(s) Frau, Land" entspricht
genau alban. "berone" "unfruchtbare Frau" - hier kann es sich nur um einen
mediterranen Zusammenhang handeln. Provencal. "sap, sapin" "Tanne" hat seine
Entsprechung in bask. "tsapar", herber. "tasaft" "Eiche" - der Wechsel der
Baumnamen darf nicht überraschen - idg. kreuzen sich die Namen von Buche,
Eiche, Esche, Birke desöfteren.
Locker (88) verbindet die keltischen Sprachen sogar mit afrikanischen
jenseits der Sahara, so der Wolof-Fulbe-Gruppe in syntaktischer Hinsicht: Stellung
des Gezählten innerhalb der Zahlwortgruppe, Permutation des Anlauts,
indikativische Konstruktionen; Locker bringt auch eine bemerkenswerte
Wortgleichung: breton. "ar ger" "zuhause" aus breton. "ker" "Stadt" (ker/ger
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hat Anlautpermutation) und Wolof "ker" "Wohnort".
Wichtiger als all die syntaktischen Eigentümlichkeiten, die Locker bespricht
- sie finden sich in all zu vielen verschiedenen Sprachen Afrikas, als daß
sie schlüssig sein könnten - ist die Permutation der Anlaute, wie sie sich im
Walisischen findet und die frz . Tendenz, die Autonomie des Wortes zugrunsten
der Autonomie des Satzes aufzugeben - hier ist auch das Irische zu nennen, das
unter allen keltischen Sprachen am stärksten das Durchschlagen eines nichtidg.
Substrats zeigt (90). Pokorny spricht allerdings von einem hamitischen Substrat
- besser wäre es, von einem protohamitischen oder eurafrikanischen Substrat
zu sprechen, das sowohl dem Berberischen wie dem Ligurischen und Iberischen
und dem Altirischen zugrundeliegt.
Im nördlichen Irland könnten die Proto-Hamiten oder die frühen
keltischen Einwanderer auch eine kleine eskimoide Bevölkerungsgruppe vorgefunden
haben, auf die vielleicht der Gebrauch des mit Ochsenhäuten überzogenen
Lederboots, des curragh/coracle - zurückgeht.
b) Die Germanen
Sie entstehen, jedenfalls schon um die Mitte des 2. vorchristlichen
Jahrtausends, aus der Überschichtung einer megalithisierten Trichterbecherkultur
durch die Einzelgräber- oder Streitaxtleute aus dem schnurkeramischen Kreis.
Die Streitaxtleute waren eine kriegerische Viehzüchterkaste, die zwar etwas
Ackerbau kannte, aber in der megalithischen Vorbevölkerung auf entwickeltere
Ackerbauern stieß; der germanische Bauer, auf den sich gewisse Leute so viel
zu gute taten, entspricht der nichtidg. Komponente des Germanenturns. Die
Streitaxtleute bringen schon mit Urverwandtschaft und Beziehungen zu den
Karnrnk:eramikern und damit eben zu den finnisch-ugrischen Stämmen. Sie
treffen auf Megalithisches mit der Betonung des Ahnenkultes, der Fruchtbarkeit
und der Großen Mutter; über die Trichterbecherkulturen kam vermutlich
Arktisches-Zirkumpolares, die Weltenbaumvorstellung und das schamanistische
Element in Odin und der durch Drogen verstärkte Besessenheitsfanatismus der
Berserker. Die Streitaxtleute brachten die Kulturschicht des Himmelsgottes,
die Megalithiker das Element der Wanenreligion. In der Ausbreitung nach Süden
trafen die Früh- oder Protogerrnanen auf Kelten und dazwischen lebende
nichtidg. Vorkelten "Ligurer" mit unserer Notbezeichnung. Außer den Kelten
muß trotz aller Vorbehalte auch mit einem frühen illyrischen Substrat in Nordwestdeutschland
gerechnet werden, das viele kleine voridg. Populationen in
sich auf genommen hatte, deren lokalen Wortschatz an Landschaftsnamen -
hauptsächlich Gewässernamen - an die Germanen weitergegeben wurde (91).
Im Vorübergehen erwähnen wir Günter Neumann, der ohne wesentliche Grün-
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de vorzubringen, die Möglichkeit eines Substrats im Germanischen leugnet
(92) und andererseits haben wir die Behauptung, die meist mündlich oder
apokryph weitergeht, daß das Germanische zu einem Drittel nichtidg. sei (93).
Beide Extrempositionen sind unhaltbar.
Ernst Wasserzieher (94) gibt eine etwas flüchtige Liste solcher nichtidg.
Wörter des Germanischen, wobei er den deutschen Wortschatz zugrundelegt.
Daraus läßt sich eine Doppelreihe gewinnen, in der jeweils ein gesicherter idg.
Ausdruck einem gleichbedeutenden nichtidg. gegenübersteht - oder mindestens
einem Wort, dessen idg. Etymologie fragwürdig ist und Schwierigkeiten
macht: Ufer/Strand, Frau/Weib, Aue/Schaf, Esse/Schlot, Wasen/Rasen, Ried/
Binse, Frost/Eis, Aas/Luder, Bache/Pudel, ahd. wistar/link. Aus der Gruppe
solcher Wörter ohne (sichere) idg. Beziehungen hebt sich eine Gruppe heraus,
die dem Bereich der Nordsee, der kleinen Schiffahrt angehört, den Küstengewässern:
Geest, Brise, Buhne, Jolle, Hulk, Priel, See, Schiff; engl. "gale", nd.
"Gale" "Sturm" etc. Dazu Wörter wie Assel, Fleisch, faseln, Feme, gönnen,
Harke, herb, Heuer, Hopfen,jucken, Jul, Kralle, Krieg (vgl. ahd. werra, das idg.
Stammwort), Luft, Lauern, Lurch, Pauke, Külpe (eine Karpfenart), Schimpf,
Schleier, schnell, Schwegel, Seele, sehnen, Spiel, spröde, spülen, Strafe, straff,
Bach, Gott, Busen, Wunder, Wante, Käfer, Nacken, Schlett etc ....
Neben dem erwähnten Wortfeld des Nordseeraumes hebt sich ein weiteres
heraus, das den Wortschaft von Binnengewässern enthält, bes. im
nordwestdeutschen Raum. Hier hat Hans Bahlow - allerdings eigensinnig und
einseitig - Pionierarbeit geleistet (95) außerhalb und unabhängig von Krahes
alteuropäischer Hydronomie.
Bahlow fördert etwa 1.500 (!) Wurzeln zutage, die nach ihm alle nur
"Bach, Fluß, Sumpf, Sumpfwasser etc." bedeuten. Hier sind gewiß Abstriche
zu machen, aber auch nach kritischer Durchmusterung bleibt noch eine große
Fülle von "Wasserwörtern" übrig, die der Erklärung und Deutung bedarf. Bei
einer so großen Zahl einsilbiger Wurzeln darf auch die Rolle des Zufalls nicht
vergessen werden: Es muß zahlreiche zufällige Übereinstimmungen zwischen
nichtidg. und idg. Wurzeln gegeben haben. Auch Bahlows Gewässernamen
haben z.T. weiterreichende Beziehungen - zur alteuropäischen Hydronomie
und gelegentlich nach Osten.
Die Ahr, die bei Koblenz zum Rhein fließt, ist gleichbenannt wie die Ahr,
die in Westfalen zur Nuhne fließt, die Aare in der Schweiz, die Aar zum alten
Rhein, die Arar zur Saone, mit der Arona zum Lago Maggiore, die Aruoan in
Lettland, der Brenz zur Sauer, der Arancia = Arance in Frankreich. Man hat hier
den zwingenden Eindruck, daß hier ein älteres Wort nachträglich in die alteuropäische
Hydronomie eingepaßt wurde, das den Verdacht auf ein ursprüng-
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liebes Lallwort erweckt: "a-r-" (96).
Westfäl. "Bug" "Sumpf' hat seine Beziehungen zum engl. "bog" und
dessen keltischen Genossen: gael. "bogan" "Sumpf', ir. "bog" "weich" und mit
einer möglichen Beziehung zu norddt. "Pogge" "Frosch".
Aus Bahlows Wurzeln unter d- (dab, dabr, dak, <lach, dal, dan dard, dert,
dag, ded, deg etc.) greife ich ein Beispiel heraus: unter dak/dach stellt Bahlow
(wie sonst oft) ganz Verschiedenes zusammen. Nach ihm ist "Tegernsee"
"Sumpfsee" - aber der Name gehört klärlich zu ahd. "teger/tehir" "groß" und
auch der winzige Tegernbach bei Rastatt (97) rettet Bahlow nicht - denn er
beachtet nicht, daß unsere Bauern auch Spottnamen kennen; so heißt ein stets
durch Gletscherschmelze verschmutzter Bach bei St. Veit im Defereggental bei
den Bauern spöttisch "Lauterbachl" und ein winziger Bach in den Ausläufern
der Teichalm in der Steiermark heißt bei den Bauern "'s Breitenbachl". Bahlow
ist oft einseitig in seinen Bedeutungszuschreibungen - kelt. "glan-", das "klar,
durchsichtig" bedeutet, bezeichnet eben keine Sumpfbäche, eine Reihe von
Glanbächen scheidet hier sicher aus - z.B. die beiden österreichischen Glan
(Kärnten, Salzburg) (98).
Ein Wort zu den vielumstrittenen Kompositis auf -apa, das nun als -aff, -
p(e), -pf, -b erscheint. Sie wurden als germanisch, keltisch, vorgermanisch,
voridg. angesprochen (99). Diese Fluß- und Ortsnamen finden sich besonders
im nordwestdt. Raum, mit Ausstrahlungen in den westdt. und Beziehungen zu
den baltischen Sprachen. -apa, eine Parallelwurzel zu idg. *akya- "Wasser"
könnte sehr wohl an sich voridg. sein, aber wegen des Anklanges an *akyaeinbezogen
und als idg. gefühlt worden sein. Die Erft, die bei Neuss in den
Rhein fällt, ist eine *Arape (mit sekundärem t) und entspricht der Arpe, die zur
Wenne fließt und der Arfe zur Eder, die mit lett. Arupe gleich ist. Hier fällt auf,
daß zwei Wasserwörter kombiniert sind- offenbar ein älteres und ein jüngeres.
Tacitus ( 100) hat ein Kastell namens Gelduba, das dem heutigen Gellep
bei Krefeld entspricht (vielleicht "verhexter Fluß"?). Die Dörpe, die zur Wupper
geht, eine alte *Durapa, bringt uns eine weitere Kombination - der Stamm
gehört zum schon erwähnten *dura/dora "Fluß". Hier haben wir eine eindeutig
voridg. Wurzel.
Noch ein kurzes Wort zur Ansicht, daß das Substrat, Substratwirkungen
die beiden Lautverschiebungen ausgelöst hätten, wie sie unter anderen besonders
Hermann Güntert vertrat (s. Anm. 91 ). Er meint, daß die erste Lautverschiebung
(vom Idg. zum Germanischen) eine vollständige Umbildung gewesen
sei, die bewußt gegen den ererbten idg. Bestand durchgeführt wurde und
die er wohl - Güntert bleibt etwas unklar in bezug auf das Substrat - dem
Megalithischen zuschreibt, die Akzeptverschiebung (in der Tat ein schwerwie-
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gender Eingriff, wenn wir bedenken, daß das Slawische und das Baltische teilweise
- im Russischen und im Litauischen - den freien idg. Akzept bis heute
:(esthielten), die "Vereinfachung" der Verbalformen und der Deklinationsschemata.
Güntert denkt daran, daß das Substrat die Ablösung der idg. Hypotaxe
(Unterordnung der Satzglieder und der Nebensätze) durch Parataxe - Bei- oder
Nebenordnung - ersetzt habe, was mit dem "Vert'all" der Kasuselemente etc.
parallel ging. Hier ist die Rolle der Akzentverschiebung zu beachten. Es ist ja
die Verlagerung des Akzents auf die Stanunsilbe und seine Umwandlung in
einen respiratorischen, die alle Bildungssilben phonetisch entwertet: Sie werden
unbetont. Möglicherweise äußert sich in der neuen Stammsilbenbetonung
tatsächlich die Wirkung eines Substrats. Man kann immerhin auf Parallelerscheinungen
verweisen - so die zeitweilige Übernahme des etruskischen
Akzents durch das Altlateinische.
Es mag aber auch sein, daß die "Protogermanen" von vornherein diese
Tendenzen mitbrachten, weil sie eben von vornherein keinem hypothetischen
völlig einheitlichen idg. Sprachverband angehörten, und daß diese Tendenzen
durch eines der Substrate, wohl das megalithische, verstärkt wurde.
Wir haben also im Germanischen mit einer ganzen Reihe von Substraten
zu rechnen, die es sowohl mit dem arktischen wie mit dem mediterranen Bereich
verbinden, zusätzlich zur möglichen Urverwandtschaft des Indogermanischen
mit dem Finnisch-Ugrischen, Semitischen und Mediterranen.
c) Illyrier
Sie sind in der Urnenfelderkultur mit anderen idg. Populationen anzutreffen
und am Beginn des 1. vorchristlichen Jahrtausends an der Lausitzer
Kultur mit beteiligt ( 101 ), der man im Sinne Kossinnas und seiner Schüler alle
möglichen Bestimmungen zuschrieb (thrakisch, slawisch, germanisch, illyrisch)
und die in Wirklichkeit ein Gemisch verschiedener idg. Populationen gewesen
sein muß. Dabei reicht die Urnenfelderbewegung vermutlich auch in die
Seevölkerbewegung und äußert sich auch noch im Dorersturrn ( 102). Zugleich
entsprechen die eigentlichen Illyrer den frühen Phasen der Hallstatt-kultur.
Die Urnenfelderkultur entsteht in dem Raum, der Westpolen, Schlesien,
die Lausitz, Obersachsen, vielleicht auch Südpolen umfaßt. Wenig später sind
Illyrier im Karpatenbogen, aber einzelne illyrische Gruppen erreichten Thüringen,
Nordwestdeutschland, ja vielleicht sogar Westfrankreich, wenn wir die
Veneti in der Bretagne als versprengte Veneter oder Illyrier auffassen dürfen -
es sei denn, der Name Veneti wäre mehrt'ach für verschiedene Völker verwendet
worden. Im Süden und Südwesten reichen die sprachlichen Spuren der
Illyrier bis nach Tirol; die nordischen Stämme sind wohl ziemlich sicher
keltisierte Illyrier.
111
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In ihren historischen Sitzen sind sie auf die westliche Mitte des Balkans
beschränkt und haben die Adria vermutlich erst spät erreicht, wobei ihnen verwandte
Gruppierungen - die eigentlichen Veneter und die Liburner - zuvorkamen,
ebenso die Messapier, die im Süden die Adria überquerten. Die Veneter
könnten dabei eine Restpopulation darstellen, die aus einer Kontaktzone zwischen
Italikern, Illyriern und Germanen stammte (103).
Was gibt eine solche Entstehung und Verbreitung für die Bestimmung
möglicher Substrate her? besonders, wenn wir uns das Problem der eigentlichen
Stellung des Albanischen vor Augen halten! Wie ist das Albanische zu
beurteilen? Ist es eine Nachfolgesprache des Thrakischen, des Illyrischen oder
einer Mischung beider? Und wenn, wie ist das Verhältnis der beiden Komponenten
zueinander zu beurteilen (104)?
Falls die Illyrier tatsächlich, wie Schuchhardt meinte, indogermanisierte
Bandkeramiker waren, die in den losen Bund der Urnenfelderleute eingingen,
so könnte man theoretisch ein nichtidg. bandkeramisches und ein idg. Substrat
erwarten, in dem sich Querbeziehungen zwischen den einzelnen Komponenten
der Umenfelderleute spiegelten. Das idg. Umenfeldersubstrat spiegelt sich in
den Gewässemamen, die wir schon behandelt haben; das bandkeramische
Substrat könnte seine Fortsetzung im mediterranen Substrat haben.
Eine Reihe von Götternamen, besonders von Göttinnen, erwecken den
Verdacht, dieser mediterranen Schicht anzugehören, für die die Verehrung der
großen Mutter wichtig war ( 105). Wir haben Ansotica (liburnisch), Latra
(illyrisch), Prema (illyrisch), Sentona (illyrisch), Thana (illyrisch). Darunter
scheint nur Prema einen idg. Namen zu führen (vgl. lat. "primus" und den
vermutlich illyrischen Fürstentitel "Priamos" in Troja).
Illyrisch *karanto- "Felsenland" haben wir schon besprochen, was auf
das mediterrane Substrat und auf Urverwandtschaft weist. Im übrigen machen
gerade die Liburner einen stark fremdartigen, nichtidg. Eindruck: Gruppenehe,
Tätowierung, Gleichstellung der Frau.
Ein deutliches Substrat äußert sich in den heutigen Balkansprachen, was
die Linguisten veranlaßt, von Balkanismen oder einem balkanischen Sprachbund
zu sprechen. Diese betreffen besonders das Albanische und Rumänische - welche
die klarsten Berührungen zeigen, etwas weniger das Mazedonische, Bulgarische
und neugriechische Randdialekte, noch weniger das Serbokroatische,
am wenigsten das Slowenische und Ungarische (106). Es handelt sich offenbar
um ein Gemisch mehrerer Substratschichten - Vorindogermanisches, das sich
im Illyrischen, Thrakischen und Dakischen bewahrte. Für das heutige Rumänische
ist ohne Zweifel das Dakische der Hauptträger des Substratwortschatzes
gewesen; das Albanische scheint Illyrisch zu sein (was die heutige offizielle
112
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Ansicht ist), das aber sowohl vom Thrakischen wie vom Dakischen beeinflußt
wurde, vom späteren starken Einfluß des Vulgärlateinischen und dann Italieni-
1 sehen ganz abgesehen.
In den rumänischen Substratwörtem, die es mit dem Albanischen verbinden,
steckt eine ganze Schicht voridg. Substratwörter, die Verbindungen
zum mediterranen Substrat zeigen: so das merkwürdige rumän. "baci" - als
"bacso" "Hirt" ins Magyarische entlehnt - das zugleich "Käse" und "Hirte"
bedeutet. Wenn es sich, zusammen mit magyar. "bacsi" "Onkel, älterer Verwandter",
tatsächlich um dasselbe Wort handelt, so gehört es zu alban. "bats"
"älterer Bruder" und zur ganzen mediterranen Sippe, die bei der Besprechung
des mediterranen Substrats entwickelt wurde. Die Bedeutungsentfaltung "Hirte
- Respektsperson - Hauptprodukt" kann nur aus der Anschauung von Hirten
stammen (107).
Die Problematik von rurnän. "minz" "Tierjunges", alban. "mes", italien.
"manzo", engadin. "manz" "Stier", tirol. "Manz/Menz, ManzeVMenzel" "Färse,
Kuh, die noch nicht gekalbt hat", lat. "mannus" "Fohlen", bask. "mando" "Maultier"
ist nur zu lösen, wenn man Herkunft aus dem mediterranen Substrat annimmt
(108).
Rumän. "mal" "Küste, Berg, Ufer" zu alban. "mal" "Berg" (109) (im
Kosovo-Albanischen "Wald") findet sich in alpinen und pyrenäischen
Reliktwörtern: der Ort Mals südlich des Reschen-Scheidecks, Mils bei Imst
(und das untergegangene Mils, von dem Millstatt stammt), sowie die beiden
kärntnerischen "Malta" (eigentlich "in der Maitein") (110), aber möglicherweise
auch der Name der Insel Malta gehören hierher - der volksetymologisch mit
gr. Melita verbunden wurde. Diese Volksetymologie könnte dadurch bestärkt
worden sein, daß gr. "melite" "Biene" auch "Priesterin" bedeuten kann und
damit eine Anspielung auf Malta als Insel der Orakelpriesterinnen der Großen
Mutter verbunden wäre.
d) Italiker
Zu ihnen zählen wir alle nichtkeltischen und nichtillyrischen Völker auf
italischem Boden: die oskisch-umbrische Gruppe mit dem Sabellischen,
Sabinischen, Oskischen, Umbrischen und die Lationo-Faliskische Gruppe -wobei
unentschieden bleibt, ob sie schon getrennt einwanderten (vermutlich) oder
sich erst auf italischem Boden auseinanderentwickelten (11 l ). Daß die
Indogermanisierung Italiens - bis auf die Etrusker, Teile der Ligurer und Räter,
die Sicani und Elymi Siziliens, der Urnenfelderbewegung verdankt wird, ist
kein Zweifel. Damit ergibt sich aber auch die Möglichkeit, daß "protoillyrische"
Elemente von vornherein mit den Italikern verknüpft waren.
113
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Für unsere Betrachtungen scheiden die Ligurer, die teilweise von vorkeltischen,
teilweise von keltischen Gruppen überlagert waren, wie auch die
Räter aus, deren idg. Komponenten in die Nähe der Euganeer und Lepontier,
deren nichtidg. Elemente aber doch - trotz manchen Widerspruchs - in die Nähe
der Etrusker zu rücken sind; aber auch jene Gruppe scheidet aus, die die
Felsbilder der Val Camonica schuf, die starke Berührungen mit dem Norden,
bis nach Skandinavien zeigen.
Am stärksten an der Indogermanisierung Italiens scheint die VillanovaKultur
beteiligt gewesen zu sein, die zahlreiche nichtidg. Reliktwörter aufnahm
(112). Das Nötige hierzu ist schon im Abschnitt über das mediterrane Substrat
gesagt worden, jenes Substrats, das sich in italischen Dialekten zeigt, aber auch
im Etruskischen zutagetritt, wenn auch das Entruskische, als eine komplexe
Mischsprache, keineswegs in toto etwa als fortlebendes mediterranes Substrat
bezeichnet werden kann. Gewiß ist nur, daß die etruskische Ethnogenese erst
nach der teilweisen Indogermanisierung Italiens innerhalb des Bereiches der
Villanova-Kultur vor sich ging. Auf diesem Wege - und dem Wege der
sprachprägenden Komponente, die nun einmal aus Kleinasien gekommen sein
muß ( der Weg läßt sich über Lemnos, Kreta verfolgen) - erfuhr das Etruskische
mannigfache idg. Berührungen, die aber nicht so wie es W Georgiew meint zu
deuten sind, daß das Etruskische einfach fortlebendes Späthethitisch wäre. Eine
Komponente mag dem Lydischen entsprechen, das aber als eine späthethitische
Nachfolgesprache selbst wieder ein kleinasiatisch-ägäisches Substrat enthielt
und weitgehend "ent-indogermanisiert" war.
Wie das Substrat auch im Religiösen fortwirkte, zeigen die Tabulae
lguvinae (113) in der "interpretatio Osca vel lguvina" Jupiters, der als Jupiter
Grabovius erscheint. Hier wird er mit dem nichtidg. mediterranen Berg- und
Höhengott gleichgesetzt, der adjektivisch als "Grabovio" eingeführt "der vom
Fels oder Berg" wird. Dabei scheint eine Aufspaltung eingetreten zu sein: Jupiter
Grabovius als Hochgott, Jupiter Martius Grabovius als Erdgott. Grabovius gehört
einer der Weiterungen der Wurzel *kar- an, die wir oben besprachen; ihm
entspricht der etruskische Gott Crapsti der Agramer Mumienbinden und der
Gott Krapuvi der Umbrer.
e) Die Griechen
Am Beispiel der Griechen bzw. der Indogermanisierung Griechenlands
läßt sich zeigen, wie komplex und problembeladen ein solcher Vorgang war.
Die naive Annahme, daß die Griechen als geschlossenes Ethnos mit einheitlicher
Sprache insgesamt aus dem Balkan oder über Nordwestkleinasien eingewandert
seien, entspricht nicht den tatsächlichen Erscheinungen der Ethnogenese,
114
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die, wie in den Meisten Fällen ja an Ort und Stelle stattfindet, unbeschadet der
Herkunft des sprachprägenden Kerns und der übrigen Komponenten. So ist die
\Frage nach der Herkunft der Griechen wenig sinnvoll, sondern es ist nach der
Herkunft der Faktoren zu fragen, im Widerspiel zwischen Autochthonie und
Diffusion. Es gab daher auch kein Urgriechisch, das später in Dialekte zerfallen
wäre, sondern von vornherein miteinander nah verwandte Dialektpopulationen
- insbesondere den achaischen Komplex und den dorischen Komplex - die erst
in der hellenistischen Koine, mit Ausnahme des Tsakonitzi in Arkadien, zu
einer einheitlichen Sprache zusammenwuchsen, aufgrund politisch-militärischer
und ökonomischer Faktoren, nicht aber solchen, die nur in Sprache und Ethnos
als solchen gelegen wären (114).
In die Ethnogenese der Griechen geht eine ganze Reihe von Sonderproblemen
ein - woher kamen die Kerngruppierungen der achaischen und
dorischen Gruppen, die überdies durch mehr als ein halbes Jahrtausend in ihrer
Ankunft voneinander entfernt sind? Welchen Sprachen und Volksgruppen gehörten
die nichtidg. Vorbewohner an, wozu das Problem möglicher nichtgriechischer,
aber idg. Vorbewohner kommt. Wieweit waren semitische Elemente
beteiligt, die mindestens kulturell starke Spuren hinterlassen haben in
zahlreichen Lehnwörtern, die über frühe ugaritisch-achaüsche Beziehungen
einflossen (115)?
Die Verlegenheitsbezeichnung "ägäisch" für die nichtidg. Vorbewohner
umfaßt jedenfalls Kleinasiatisches mit - Ausweis dessen die auf beiden Seiten
der Ägäis gleichartigen Ortsnamen - und damit ist aber auch das Problem der
altkleinasiatischen Sprachen mit gesetzt, deren nichtidg. Anteil irgendwie mit
dem Westkaukasischen zusammenhängen muß. Damit erscheinen auch die
Hethiter und die hethitischen Nachfolgesprachen am Horizont.
Ebenso aber tritt damit das Problem der Pelasger auf, die schon von den
Griechen verschieden beurteilt und als rätselhaft und als "barbarisch", also
entschieden nichtgriechisch empfunden wurden. Auch hinter den Beziehungen
zu den nicht gänzlich mythischen Hyperboreern verbirgt sich ein ethnisches
Problem.
Offensichtlich verbindet sich im Pelasgischen Voridg. und Idg., aber
Nichtgriechisches auf vielfache Weise. Damit ist auch das illyrische Problem
gesetzt, Nordwestgriechenland galt als ursprünglich pelasgisch, das Hauptheiligtum
Dodona war ein griechisiertes illyrisches Heiligtum. Der Hauptstamm
der Epiroten, die Molosser, waren offensichtlich ein dorisierter illyrischer Stamm,
dessen Nachfolger im Verlauf des Mittelalters, vielleicht aufgrund eines in den
Volksdialekten noch wirksamen Substrats, albanisiert wurden, bis sie im Verlaufe
des 19. und 20. Jhs., nach Erlöschen der türkischen Herrschaft teilweise
115
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wieder re-hellenisiert wurden. Schon der Name der Molossoi weist auf illyrische
Abkunft hin, in ihm steckt die balkanische Nebenform zu *mal-, "mol-", die
Molossoi sind "Bergleute, Gebirgler" (116).
Daß den Griechen z.T. ihre gemischte Abstammung bewußt war, zeigen
Stammesnamen wie "Aiolophyloi" - später verkürzt "Aioloi", was "Leute gemischter
Herkunft" bedeutet und "Pamphyloi" "aus allen Stämmen gemischt".
Nach den präkeramischen Kulturen von Chirokitia auf Zypern und Nea
Nikomedia in Makedonien, etwa 6000 - 5000 v.Chr. (I 17), die von Kleinasien
und vom Balkan her bestimmt waren, folgen die thessalischen Kulturen von
Seskl6, Dimini, Otzaki Mägula - etwa 4000 v.Chr. - die sicher bandkeramisch
waren. Gegen Ende des 3. vorchristlichen Jts. werden diese Kulturen - Kritsane
in Makedonien, Argissa Magula in Thessalien, Entresis in Boötien - zerstört;
das entspricht dem Übergang von Ftühhelladisch II zu III. Darin erblickt man
die Folgen der Indogermanisierung (118).
Man kann also damit rechnen, daß die ersten griechischen Stammesverbände
etwa um 2200 v. Chr. in Thessalien ankamen, während die Indogermanen
Kleinasiens noch früher angekommen sein müssen (I 19).
Aus der ägäischen Schicht, die Griechenland mit Kleinasien, aber teilweise
mit weiteren Bereichen verbindet, stammen die altbekannten Ortsnamen
und Nomina mit den Ausgängen -nthos, -ntos, -nda, -s(s)os, -ene. Sie haben
zwar keine befriedigende idg. Etymologie, sind aber gleichwohl nicht in Bausch
und Bogen als nichtidg. anzusehen - möglicherweise treffen sich hier ähnliche
nichtidg. und idg. Nachsilben. Carnuntum - sicher idg. und voridg. urverwandt
- trifft sich mit Korinthos, ein Name wie Telmessos findet sich in Lykien, Karien
und Sizilien (120).
Ein Hauptproblem ist nun das der Pelasger. Die antiken Nachrichten sind
in keiner Weise einheitlich und lassen keinen Schluß auf ein einheitliches
Volkstum mit geschlossener Sprache zu (121 ). Pelasger werden genannt in Argos,
Phthia, Larisa, Troja, Dodona, Kreta etc. Ja, ein Pindarfragment ( 107 a) rühmt
Pferde und Hunde der Pelasger, was besonders auf die durch ihre Pferdezucht
bekannten Molosser deuten würde und ein Scholion zu Pindars olympischer
dritter olympischer Ode nennt Hyperboreos, den Pelasger, als einen Sohn des
Phoroneus und der Perimede, der Tochter des Aiolos; dahinter verbergen sich
verdunkelte ethnische Bestimmungen, die Ahnungen wirklicher Zusammenhänge
enthalten und nördliche Herkunft implizieren.
Schon Mucke ( 122) sagt klar, daß die Pelasger kein Volk gewesen seien,
sondern zahlreiche Volkssplitter verschiedener Herkunft, vielleicht sogar Griechen
mit schwer verständlichem Dialekt - ein moderner Grieche versteht z.B.
Tsakonitzi überhaupt nicht.
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In einem Teil der Pelasger scheint eine vorgriechische idg. Sprache zu
stecken, oder eher zwei miteinander verwandte - nämlich eine Schicht, die
μiehr dem Thrakischen, eine zweite, die mehr dem Illyrischen nahestand ( 123 ).
Die Pelasger sind weder in Bausch und Bogen Nichtindogermanen noch
Etrusker ( 124), noch einfach vorgriechische Indogermanen, noch einfach Illyrier
( 125), noch sprechen sie einfach eine spezielle idg. Satemsprache ( 126).
VIII. Abschließende Bemerkungen
In dem Bereich des Idg., den wir betrachteten, zeigte sich eine Fülle von
Substratmöglichkeiten und Urverwandtschaften, die etwas mehr als bloß hypothetisch
oder spekulativ sind; dabei können idg. Sprachen sowohl frühere idg.
Substrate als auch nichtidg. Substrate enthalten; besonders deutlich zeigte sich
die Rolle des mediterranen Substrats, dessen Ausstrahlungen vom Nordafrikanischen
und Altkanarischen bis zum Westkaukasischen reichen und das
wir als Populationen miteinander mehr oder weniger verwandter Dialekte und
Sprachen betrachten. Auch wenn wir weder eine geschlossene Urheimat, noch
eine einheitliche geschlossene Ursprache im Sinne eines geschlossenen integrierten
Ethnikums ansetzen können, so gibt es dennoch genügend relative
Einheit und Gemeinsamkeit, trotz der Substrate und weitergespannten Beziehungen,
so daß auch hier das alte Wort gilt: Einheit in Vielfalt.
Anmerkungen:
(1) Friedrich Carl Fulda (1724 - 1788), Sammlung und Abstammung germanischer
Wurzelwörter etc., ed. Johann Georg Neusel, Halle 1776
(2) p. 5
(3) p. 19
(4) Bertil Lundmann: Stammeskunde der Völker, Uppsala 1953
(5) Dazu vgl.: Die Indogermanen- und Germanenfrage. Neue Wege zu ihrer
Lösung, ed. Wilhelm Koppers, 1936 Salzburg-Leipzig, Wiener Beiträge zur
Kulturgeschichte und Linguistik IV mit Arbeiten von Nehring, Bleichsteiner,
Koppers, Slawik, Closs, Amschler, Childe, Brandenstein; und "Die Urheimat
der Indogermanen", ed. Anton Scherer, Damstadt 1968 - Wege der Forschung
CLXVI
(6) Augustinus De Civitate Dei XVI, 11; XVIII, 39 - 40; Origines, Contra
Celsum V, 31; oder noch J.G. Herder: Vom Geist der hebräischen Poesie, 1783,
Teil 2. = Sämtliche Werke, ed.: B. Suphan XII, 27 - 28
(7) Nikolaj, J.: Der japhetitische Kulturkreis und das dritte ethnische Element
im Bildungsprozeß, der mittelländischen Kultur, Berlin etc. 1923; rez. Robert
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Bleichsteiner, in: Anthropos 21 , 1926, pp. 1057 - 1060.
(8) Johannes Schmidt: Die Verwandtschaftsverhältnisse der idg. Sprachen,
Weimar 1872, Nikolaus S. Trubetzkoy: Gedanken über das Indogermanenproblem,
in: Acta Linguistica 1, 1939, pp. 8189, Kopenhagen.
(9) Die Darwinsche Theorie und die Sprachwissenschaft, Weimar 18732 (1863 1)
(10) Gustav Kossinna: Zur Herkunft der Germanen; Zur Methode der Siedlungsarchäologie,
Würzburg 1911, Mannus Bibliothek 6
( 11) Carlo Tagliavini: Einführung in die romanische Philologie, München 1 973,
pp. 62- 118
(12) Vgl. dazu die Sammelarbeit: Rumänien, Blätter der Geschichte, V. Jahrgang,
Heft 1, 1980, Verlag der Rumän. Presse Agentur, Bukarest; C. Daicoviciu
und Ern. Petrovici und Th. Stefan: Die Entstehung des rumänischen Volkes und
der rumänischen Sprache, Bukarest 1964, in: Bibliotheca Historica Romaniae
1. Das vordakische Substrat zeigt sich in den zahlreichen albanisch-rumänischen
Wortgleichungen (I.J. Russu, ibidem pp. 173 - 185)
(13) Literatur zu den Bandkeramikern: Karl J. Narr im "Abriß der Vorgeschichte,
München 1957, pp. 39-40, 45-46; A. Häusler: Die kulturellen und wirtschaftlichen
Beziehungen der Bevölkerungsgruppen Mittelrußlands am Ende der Jüngeren
Steinzeit, in: Wissenschaftl. Zeitschrift d. Martin-Luther-Universität Halle
Wittenberg, Geschichte und Sprache, Reihe 5, 1955. Eberts Reallexikon der
Vorgeschichte I, Berlin 1924, pp. 342-345; Gordon Childe: The Danube in
Prehistory, Oxford 1929; Fritz Schachermeyr: Dirnini und die Bandkeramik,
Horn 1954, in: Präh. Forschungen 4
(14) Vgl. dazu auch für das Allgemeine Gerhard Doerfer: Lautgesetz und Zufall,
Innsbruck 1973, Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft 1 O; Johann
Tischler: Glottochronologie und Lexikostatistik, Innsbruck 1973 = Innsbrucker
Beitr. z. Sprachw. 11
(15) Kurgan-Kultur, Afanaswo, vgl. Marija Gimbutas: The Indo-European
Archaeological Problem in: American Anthropolgist 65, 1963, pp. 815 - 836;
Pulleyblank: "China und Indo-Europeans" in: Journal of the Royal Asiatic Society
of Great Britain and Ireland, 1966, pp. 9-3 9; altchinesische Entlehnungen wahrscheinlich
zu machen (Pulleyblank behandelt die Wörter Mi4).
(16) Transkription nach Rüdenberg-Stange: Chines.-deutsches Wörterbuch,
Hamburg 1963/3
( 17) Pulleyblank schreibt ch-üan = Hund
(18) J. Ulenbrook: Zum chin. Wort ti, in: Anthropos 65, 1970, pp. 694-601
(19) nach Bernhard Karlgren: Grammata Serrisca Recensa, Stockholm 1957
Nr. 59 a-c
(20) Anthropos 63 - 64, 1968-69, zum chines. Wort für Blut "hüe" pp. 75 - 82
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(21) Vgl. Robert v. Heine-Geldern: Die Pontische Wanderung, in: Saeculum II,
1951, pp. 225-255
~22) Vgl. Wolfgang Krause: Zur Frage nach dem nichtidg. Substrat des
Tocharischen in: Zeitsch. f. vgl. Sprachforschung 69, 1951 , pp. 185-203
(23) Rüdenberg-Stange: op. cit. Nr. 2695
(24) Vgl. auch Hans Jensen: Indogermanisch und Chinesisch in: Germanen und
Indogermanen, Festschrift für Hermann Hirt, ed. Helmut Amtz = Idg. Bibliothek
3, 15,2, Bd. 2, Heidelberg 1936,pp. nach in: Die Sprache 1, 1949, pp. 164-
170
(25) Vgl. Jensen: op. cit. Hirt-Festschrift pp. 159-170; Andre Eckardt: Koreanisch
und Indogermanisch, Heidelberg 1966; Hans Koppelmann: Die Verwandtschaft
des Koreanischen und der Ainusprache mit den idg. Sprachen in: Anthropos
1928, 23, 199ff; ferner A. Eckardt: Altkorea und die Tocharer in: Sinologica 9,
1967,pp. 96-107
(26) Jensen: op. cit. pp. 125-137; 171-181
(27) Vgl. Robert v. Heine-Geldern: Polynesier und Indogermanen in: Zeitschrift
f. Rassenkunde 2, 1935, pp. 5-40. Schon Franz Bopp: Über die Verwandtschaft
der malayisch-polynesischen Sprachen mit den indisch-europäischen in: Abhandlungen
d. Berliner Ak. d. Wissensch. Phil.-Hist. 1840
(28) Jensen: op. cit. pp. 145-149
(29) siehe (54)
(30) Jensen: op. cit. Idg. und Grönländisch, pp. 151-158; C. Uhlenbeck: Eskimo
en Oer-Indogermaansch in: Medeel. v. Konink. Ak. van Wetenschapen, Afdeeling
Letterk. Deel 77, 1935, pp. 179-196. Ders. Ur- und Altindogerm. Anklänge im
Wortschatz der Eskimo, in: Anthropos 37/40, 1942/45, pp. 133-148
(31) Oer-Indogermaansch en Oer-Indogermanen in: Medeel. v. Koninkl. Ak. v.
Wtsch. Afdeel. Letterk. Deel 77, Ser. A. M. 4; Heinrich Wagner will, Garngrelidze
folgend, zwischen dem idg. und dem karthwelischen Verbalsystem Ähnlichkeiten
feststellen (Studies in the Origins of the Celts and ofEarly Celtic Civilisation,
Belfast-Tübingen 1971, pp. 210- 211; vgl. dazu K. H. Schmidt: Probleme der
Typologie in: Tovar-Festschrift pp. 449 - 454)
(32) Substrate im Germanischen? in: Nachrichten d. Akad. d. Wissensch. in
Göttingen aus den Jahren 1971, Philol. Hist. Klasse Göttingen 1971, pp. 77 - 99;
des Substrats größtenteils durch Otto Jespersen: Die Sprache, Heidelberg 1925,
pp. 171 ff; oder Karl Felix Wolff: Urgeschichte Tirols, Bozen 1956.
(33) Giacomo Devoto: Geschichte der Sprache Roms, Heidelberg 1954
(34) W. Merlingen: Das "Vorgriechische" und die sprachwissenschaftlichen
vorhistorischen Grundlagen, Wien 1955, bes. pp. 32-39
(35) Sprachen in Kontakt, München 1977, zuerst als "Languages in Contact",
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The Hague 1963
(36) Die Theorie der Substrate und die Entstehung des ldg. in Actes du Jer
Congres des Linguistes, den Haag 1928 = 1930 erschienen, l 75ff.;vgl. Verfasser:
Zum Problem der Substrate, inAlmogaren V-VI, 1974-1975, pp. 34-56, 63-
64 (Literatur)
(37) "Studien über ldg.-Semitische Wurzelverwandschaft" 1873 Leipzig, 1884/
2; am ausführlichsten, wohl auch von Delitzsch angeregt, der Däne Hermann
Meiller (Moeller) in "lndoeuropaeisk-semitisk sammenligende Glossarium",
Kj0benhavn l 903
(38) "Dei nesso ario-Semitice" in: Estratte dal Politecnico XXI, XXII, Milano
1864; und Rudolf Raumer, Die Urverwandtschaft der sernit. und idg. Sprache
in: Gesammelte Sprachwissensch. Schriften, Frankfurt 1863 XV, 46 l ff
(39) Luigi Heilmann: Camito-Semitico e indoeurpeo. Teorie e orientamenti,
Bologna 1949; Vittoria Pisani: Indoeuropeo e camito-semitici, Neapel 1949 in:
lstituto orientali di Napoli, Annali N.S. 3; Albert Schott: IndogermanischSemitisch-
Sumerisch in: Germanen und Indogermanen. Festschrift f. Hermann
Hirt, ed. Helmut Amitz = Idg. Bibi. 3, 15,2, vol. 2, Heidelberg 1936, pp. 45-95
( 40) Vgl. Fritz Rommel: Hundert sumero-türkische Wortgleichungen als Grundlage
zu einem neuen Kapitel der Sprachwissenschaft, in Innsbrucker Jahrbuch
für Völkerkunde und Sprachwissenschaft, Innsbruck 1928, pp. 100-109
( 41) Vgl. Geoffrey Bibby: Looking for Dilmun, London 1970
(42) Vgl. dazu J.F. Kenneth Wilson: Indo-Sumerian, a new apporach to the
problems of the Indus-script in: Oxford 1974; rez. T. Burrow, in: Antiquity
XLIX, 1975, pp. 151-153; Viktor Christian, Die Herkunft der Sumerer in:
Abhandl. d. Öst. Ak. d. Wissensch. Phil-Hist. Kl. 236, Wien 1961
(43) N. Tseretheli: Sumerian and Georgian, in Journal of the Royal Asiatic
Society 1913, pp. 783-821; 1914,pp. 255-288; 1916,pp. 1-58
(44) Karl Bouda: Die Beziehungen des Sumerischen zum Baskischen,
Westkaukasischen und Tibetischen in: Mitteilungen der altoriental. Gesellsch.
12, 3, 1938, pp. 1-23
(45) Theophilus G. Pinches: Further Light upon the Sumerian Language in:
Journal of the Royal Asiatic Society 1914, 1, pp. 436-440
( 46) Polynesisches Sprachgut in Amerika und Sumer, in Mittig. d. VorderasiatischÄgyptischen
Gesellsch. 31, 2, 1927
( 4 7) Vgl. Verfasser: Über mögliche Beziehungen zwischen dem ldg. und dem
Altkanarischen vom Standpunkt der Linguistik, in Almogaren 3, 1972, pp. 59-
84
(48) Dominik Josef Wölfel: Monumenta Linguae Canariae. Die Kanarischen
Sprachdenkmäler. Eine Studie zur Vor- und Frühgeschichte Weißafrikas, ed.
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Alois Closs, Graz 1965, pp. 357-358; Eurafrikanische Wortschichten als
Kulturschichten. Salamanca 1955, p. 121 = Acta Salmanticensia, Filosofia y
l\,etras t. IX, no. 1 (Wölfel zieht auch sumerisch "gud" stark heran.)
(49) Als weitere Arbeiten seien genannt: Linus Brunner: Die gemeinsamen
Wurzeln des semitischen und des idg. Wortschatzes, Bern-München 1969; an
eine den Idg. und Semiten gemeinsame Vorstufe denkt Albert Cuny, Recherches
sur le vocalisme, le consonantisme et la formation des racines en "nostratique",
Paris 1943; Allan R. Bomhard: The Indo-European Studies 5, 1977, pp. 55-99,
Washington; dazu rez. in Anthropos 74, 1979, p. 255
(50) Vgl. dazu E.S. Higgs, M.R. Jarman: The Origins of Agriculture. A
Reconsideration in: Antiquity XLIII, 1969, pp. 31-41
(51) Vgl. Burchard Brentjes in Säugetierkundliche Mitteilungen 19, 1971 , pp.
344-351
(52) Vgl. zu ihnen JosefWeisweiler: Das altorientalische Gottkönigtum und die
Indogermanen, in Paideuma 3, 1 /2, 1944, pp. 112-117
(53) Geschichte der Hethiter, Darmstadt 1973, p. 67
(54) Vgl. dazu noch L.G. Heller: Theonymic indications of a distant IndoEuropean/
Sumerian relationship, in Names 19, 1971, pp. 43-46
(55) Grundzüge der Geschichte und Geographie des alten Orients, München
1904, zit. bei Karl Friedr. Wolff: Rassenlehre, Leipzig 1927, p. 105
(56) Einführung in die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft, Wiesbaden 1965,
p. 164
(57) Comparative Grammar of the Uralic Languages, Uppsala 1960; FennoUgric
Vokabulary. An Etymological Dictionary ofthe Uralic Languages. Uppsala
1955; Sprachverwandtschaft und Wahrscheinlichkeit in: Acta Universitatis
upsaliensis, Studia Uralica et Altaica 1, Uppsala 1964 (zuerst 1934 in: Uppsala
universites arsscrift, Filosofi, sprakvetensap och historiska vetenskaper); Die
indouralische Sprachvergleichung und die Laryngaltheorie in: Die Sprache XIII,
2, 1967, pp. 179-190; Nachtrag zum Aufsatz: Die indouralische Sprachvergleichung
und die Laryngaltheorie, in Die Sprache XVI, 2, 1970, pp. 174-
175
(58) Decsy op. cit. pp. 164-165; vgl. auch - noch immer brauchbar - Josef
Szinnyei: Finnisch-Ugrische Sprachwissenschaft, Leipzig 1910, pp. 20-21 =
Sammlung Göschen 463
(59) Weitere Gleichungen s. bei Jochen Schindler: Einige indogermanischuralische
Wortgleichungen, in Die Sprache X, 2, 1964, pp. 171-173; Schindler:
Germanisch Selyas "Seehund", in Die Sprache XII, 1, 1966, pp. 65-66; Björn
Collinder: Indo-uralisch oder gar Nostratisch - 40 Jahre auf rauhen Pfaden, in
Antiquitates Indogermanicae. Studien zur idg. Altertumskunde und zur Sprach-
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und Kulturgeschichte der idg. Völker. Gedenkschrift für Hermann Güntert in:
Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft 12, Innsbruck 1974, pp. 363-375
(60) Zwn Problem der Substrate vgl. noch H. Stumfohl: "Zwn Problem der
Substrate" in Almogaren V-VI, 1974-75, pp. 54-56; zwn mediterranen Substrat
vgl. H. Stumfohl ibidem "Zwn Problem einer möglichen Megalithsprache", pp.
56-59 und "Überlegungen zur Sprache der alten Kanarier" ibidem pp. 59-62
(61) Vgl. weiterhin Johannes Hubschmid: Mediterrane Substrate mit besonderer
Berücksichtigung des Baskischen u. d. westöstlichen Sprachbeziehungen,
in Romanica Helvetica 70, Bern 1960; ders. Vorindogermanische und jüngere
Wortschichten in den Romanischen Mundarten der Alpen mit bes. Berücksichtigung
der ladinisch-bayrisch-slowenischen Lehnwortbezeichnungen, in Zeitsch.
f. Roman. Philologie 66, 1950, pp. 1-94; ders. Thesaurus Praeromanicus Faszikel
I - II, Bern 1963, 1965; G.R. Salta: Einführung in die Balkanlinguistik mit bes.
Berücksichtigung des Substrats und des Balkanlateinischen, Darmstadt 1980;
Julius Pokorny: Substrattheorie und Urheimat des Idg., in Die Urheimat der
Indogermanen, Darmstadt 1968 = Wege der Forschung CLXVI, pp. 176-213,
zuerst in: Mittig. d. Anthropol. Gesellschaft in Wien 66, 1936, pp. 69-91; ders.
Keltisch-Baskisch-Hamitisches, inZeitsch. f. celt. Philol. 21, 1938/40, pp. 11 lff;
ders. Das nicht idg. Substrat im Irischen, ibidem 16, 1927, pp. 85-144, 231-294;
ibidem 17, 1928, pp. 373-388; Giacomo Devoto: Geschichte der Sprache Roms,
Heidelberg 1968, bes. pp. 40-65
(62) Ovid, Fasti 3, 570
(63) IV, 150
( 64) Dazu auch Pokorny: Substrattheorie etc. op.cit. p.190
(65) Vgl. dazu bes. Jul. Pokorny: Idg. Etymol. Wörterbuch, Basel/München
1959; Walther v. Wartburg: Französ. Etymol. Wörterbuch, Basel 1950 ff
(66) A.J. pfiffig: Religio Iguvina, Wien 1964, p. 37; Gerhard Radke: Die Götter
Altitaliens, in Fantes et Commentiationes 3, Aschendorf 1965, p.139
( 6 7) Vgl. Max Vasmer: Schriften zur slawischen Altertwns- und Namenskunde,
ed. Herbert Bräuner, Berlin 1971, Bd. II, p. 890 = Studien zur albanes.
Wortforschung l
( 68) Nicht mit Walter Prozig: Die Gliederung des idg. Sprachgebiets, Heidelberg
1954, p.175, zur Wurzel von cervus Hirsch, vgl. Heinz Dieter Pohl: Kärntner
Bergnamen in: Öst. Namensforschung 12, 1984, p. 3 0-31
(69) Vgl. Heinz Dieter Pohe: Kärntner Bergnamen, in: Österr. Namenforschung
12, 1984, pp.30-31
(70) Vgl. Johannes Hubschmid: Voridg. u. jüngere Schichten in den romanischen
Mundarten der Ostalpen; in Zeitschr. f. Roman. Philol. 66, 1950
(71) pp. 1-90, über camox pp. 9-14; zu camox auch Karl Felix Wolff: Zur
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Urgeschichte Tirols, o.J. Bozen, pp. 9-l 0
(72) Endlich könnte altkanar. atarnan/achaman aus a-kam-an verwandt sein.
~azu vgl. Verfasser: Über mögliche Beziehungen zwischen dem Indogermanischen
und dem Altkanarischen vom Standpunkt der Linguistik, op. cit. pp.
59-84; bes. pp. 72-73; die Belege bei Dominik J. Wölfel: Monumenta Linguae
Canariae,pp. 433-434
(73) Vgl. Ludwig Pauli: Die Alpen in Frühzeit und Mittelalter, München 1980,
pp. 65-66; Wilhelm Brandenstein: Der Name Labyrinth, in Die Sprache II, 2,
1950, pp. 73-74
(74) Johannes Hubschmid: Pyrenäenwörter, Salamanca 1954, pp. 32-33
(75) Vgl. dazu Heinrich Kuen: Ist der ladinische Name des Enneberger Tales
Mar6 oder Mare6? in Vox Romanica 32, 1973, pp. 22-28
(76) Hubschmid: Alpenwörter etc ., op.cit., p.14
(77) Vgl. auch A. Unterforcher: Rätische Rätsel, Zeitsch. f. Roman. Philol. 35,
1911 , pp. 513-532
(78) Vergleiche Ludwig Söll: Die Bezeichnungen für den Wald in den romanischen
Sprachen, München 1967 = Münchener Romanistische Arbeiten 28
(79) Vgl. dazu Alfred Holder: Alt-Celtischer Sprachschatz, Leipzig 1896, Neudruck
Graz 1961 , vol. K. coll. 1225-1239. Aber erst Hans Krahe durchforschte
das Gebiet systematisch; Hans Krahe : Die Struktur der alteuropäischen
H ydronornie, in Akad. d. Wissensch. u. Lit. Geistes- und sozialw. Klasse, Mainz
1962, 5; ders. Unsere ältesten Flurnamen, Wiesbaden 1964; ders. Sprache und
Vorzeit, Heidelberg 1954, bes. pp. 48-63; ders. Alteuropäische Flußnamen in:
Beiträge zur Namensforschung 1, 1949/50, pp. 24-51, 247-266; 2, 1950/51 , pp.
113-131 , 217-237; 3, 1951/52, pp. 1-18, 153-170, 225-234; 4, 1953, pp. 37-53,
105-122,234-243;5, 1954,pp. 97-114
(80) Zur Kritik vergl. Antonio Tovar: Krahes alteuropäische Hydronornie und
die westindog. Sprachen, in Sitzungsber. d. Heidelberg. Akad. d. Wissensch.
Phil. Hist. Klasse 1977, 2; Heinz Kronasser: Illyrer und Illyricum, in Die Sprache
11, 1965, pp. 155-183; Friedrich Lochner-Hüttenbach: Illyrer und Illyrisch,
in Das Altertum 16, 1970, pp. 216/228
(81) Sprache und Vorzeit, op. cit. pp. 70-71
(82) Zur Urnenfelderkultur vgl. Richard Pittioni: Die Urnenfelderkultur und
ihre Bedeutung für die europäische Geschichte, in Zeitschr. für kelt. Philologie
21, 1933, pp. 106-204; ders. Neues zur Frage der Urnenfelderkultur in Europa,
ibidem 22, 1934, pp. 185-214; ders. Über die historische Bedeutung der
Urnenfelderkultur in Europa, in Anzeiger der Öst. Ak. d. Wissensch. 106, 1969;
H. Müller-Karpe: Beiträge zur Chronologie der Urnenfelderkultur nördlich und
südlich der Alpen, 2 Bde., Berlin 1959 = Römisch-Germanische Forschungen
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22; gibt fast nur relative Chronologie; unterscheidet sechs Phasen, zwischen
1300-1700 v. Chr.; Joseph Wiesner: Vor- und Frühzeit der Mittelmeerländer 2,
Berlin 1943, pp. 75-89 = Sammlung Göschen 1150; vgl. ferner H. Kuhn: Die
vor- und frühgerman. Namen in Norddeutschland, in Westfälische Forschungen
12, 1959, bes. p.5; ders. Späte Germanisierung Norddeutschlands, in Anzeiger
f. d. deutsch. Altertum und d. deutsch. Literatur 74, 1964, 148 ff; Johannes
Hubschrnid: Das Baskische und der voridg. topographische Wortschatz europäischer
Sprachen, Löwen/Louvain 1951, 3i•m• Congres intern. de toponymie et
d'anthroponymie, vol. 2, pp. 184-191 kaukasische und hamitische Beziehungen
des Baskischen; Julius Pokorny: Die Orts-und Flurnamen der Urnenfelderkultur,
in VI. Internationaler Kongreß für Namensforschung, München = Kongreßberichte
3, pp. 604-607; Hans Krahe: Ortsnamen als Geschichtsquellen,
Heidelberger Antrittsvorlesung 23.1.1948, Heidelberg 1949
(83) Vgl. Carlo Tagliavini: Einführung in die romanische Philologie, München
1973, op.cit. bes. pp. 62-118; Walther v. Wartburg: Die Entstehung der
romanischen Völker, Tübingen 1952
(84) Ulrich Schmoll: Die Sprachen der vorkeltischen Indogermanen Hispaniens
und das Keltiberische, Wiesbaden 1959 (An ihrer Entstehung im süddeutschen
Raum aus der Urnenfelderkultur ~ genauer im Südwesten - kann kein vernünftiger
Zweifel bestehen.)
(85) Vgl. Antonio Tovar: Die Indoeuropäisierung Westeuropas, in Innsbrucker
Beiträge zur Sprachwissenschaft, Vorträge und kleine Schriften 28, Innsbruck
1928; Wolfgang P. Schmid: Alteuropäisch und Indogermanisch, in Akad. d.
Wissensch. u. Lit. in Mainz, Abhandlung d. Geistesw. und sozialw. Klasse 1968,
6, pp. 3-18; Richard Pittioni: Alteuropäische Sprache und Urgeschichte, in Anzeiger
der phil.-hist. Klasse d. Ö. Ak. d. Wissensch. 1958, 10, Wien 1958; Karl
J; Narr in: Abriß der Weltgeschichte, München 1957, pp. 55-84; Ernst Locker:
Die ältesten Sprachschichten Westeuropas, Sitzungsbericht d. ö. Ak. d.
Wissensch. Phil.-Hist. Kl. 240, 5, Wien 1962; JuliusPokorny: Keltisch-BaskischHamitisches,
in Zeitsch. f. celt. Philol. 18, 1930, pp. 111 ff.
(86) Vgl. Richard Pittioni: Zum Herkunftsgebiet der Kelten, in Sitzb. d. Öst. Ak.
d. Wissensch. Phil.-Hist. Kl. 233, 1959.3
(87) Ammianus Marcellinus XV, 9, der Timagenes benützt
(88) op.cit. bes. p. 33
(89) Locker: op.cit. p. 22
(90) Julius Pokorny: Das nichtidg. Substrat im Irischen, in Zeitsch. f. celt. Philol.
16, 1927, pp. 95ff
(91) Zur Germanenentstehung vgl. A. Gabel: The Mesolithic Continuum in
Western Europe, in American Anthropologist 1958, pp. 658ff. Besonders über
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Kulturen, deren Erbe die Trichterbecherkultur war: Ertebölle, Maglemose; H.
G. Bandi: Die Frage des Zusammenhanges zwischen dem Magdalenien und der
fSkimo-Kultur, in 40. Jb. d. schweiz. Gesellsch. f. Urgeschichte 1949/50, pp.
74ff.; Mats Malmer: Jungmesolithische Studien, Bonn-Lund 1962 = Acta
Archaeologica Lund. in 8, Nr. 2; Rudolf Much, Herbert Jankuhn, Wolfgang
Lange: Die Germania des Tacitus, Heidelberg 1967/3, bes. pp. 44-74; Ernst
Sprockhoff: Zur Entstehung der Germanen, in Germanen und Indogermanen,
Festschrift f. Hermann Hirt, Heidelberg 1936, Bd. 1, pp. 255-274; Eduard Norden:
Die Germanische Urgeschichte in Tacitus Germania, Stuttgart 1959/4;
Eberts Reallexikon d. Vorgeschichte IV, 1, 1926, pp. 273 - 290 (Reche); Alois
Closs: Ethnologische Bestimmung des Altgermanentums, in Theorie und Praxis
der Zusammenarbeit zwischen den anthropologischen Disciplinen, Horn
1961 = Wartenstein Symposium 1961, pp. 165-193; ders. Germanenreligion in
ethnologischer Sicht, in Christus und die Religionen der Erde, ed. Franz König,
Bd. II, Wien 1951, pp. 273; Jan de Vries: Kelten und Germanen, in Bibliotheca
Germanica, Bern 1960; Hermann Güntert: Der Ursprung der Germanen,
Heidelberg 1934, bes. p.15, pp. 31-40, pp. 167-170; Helmut Rosenfeld: Name
und Kult der Istrionen (= Istaevonen), in Zeitsch. f dt. Altertum 90, 1961-62,
pp. 161-181
(92) Substrate im Germanischen? in: Nachr. d. Akad. d. Wissensch. in Göttingen,
Phil.-Hist. Kl. 1971, pp. 77-99
(93) Hans Jörgen Hutterer: Die germanischen Sprachen, Budapest 1975, p. 45
(94) Woher? Hannover 1966, p. 88
(95) Deutschlands älteste Fluß- und Ortsnamen, Hamburg 1963; Alteuropas
Namenwelt und ihre Erforschung, Hamburg 1958
(96) Bahlow, 1958, p. 35; H. Krahe: Sprache und Vorzeit, pp. 49-50
(97) Bahlow, 1958, p. 154
(98) Bahlow op.cit. p. 71
(99) Vgl. dazu Hans Kuhn: Grenzen vor- und frühgeschichtlich. Ortsnamentypen,
inAk. d. Wissensch. u. Lit. Geistesw. u. sozialw. Kl. 1963, 4; H. Dittmaier:
DasApa-Problem, in Bibliotheca Onomastica, Löwen 1955; Wolfgang P Schmid:
Neues zum Apa-Problem, in Gedenkschr. f. Wilhelm Brandenstein, in Studien
zur Sprachwissenschaft und Kulturkunde d. Innsbrucker Beiträge zur
Kulturwissenschaft 14, Innsbruck 1968, pp. 387-392
. ( 100) Hist. IV, 26 Name eines Kastells; vgl. Plin. n.h. XIX, 90 Gelduba appellatur
castellum Rheno impositum
(101) Vgl. dazu Jürgen Eggers: Einführung in die Vorgeschichte, München
1959, pp. 199-254
( 102) Vgl. dazu Fritz Schachermeyr: Die ägäische Frühzeit 5 = Die Levante im
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Zeitalter der Wanderungen vom 13. bis 11. Jh v.Chr., in Sitzb. d. Öst. Ak. d.
Wissensch. Phil. Hist. Kl. 387, Wien 1982
(103) Vgl. dazu Walter Porzig: Die Gliederung der idg. Sprachen, Heidelberg
1954 = Idg. Bibliothek Reihe III Untersuchungen, bes. pp. 93-130
(104) Zum Illyrischen vgl. noch WolfD. v. Barloewen in OldenbourgsAbriß der
Weltgeschichte. Abriß der antiken Randkulturen, München 1961, pp. 83-94;
Pauly-Wissowas: Realencyklopädie Suppl. V, Stuttgart 1981, coll. 311-345 Fluß;
Julius Pokomy: Die Urgeschichte der Kelten und Illyrier, Halle 1938; Karl
Schuchhardt: Die Urillyrier und ihre Indogermanisierung, Berlin. Ak. d.
Wissensch. Phil. Hist. Kl. 37, 4, Berlin 1937; ders. Alteuropa, Kulturen, Rassen,
Völker, Berlin 1935/3, p. 278: Illyrier als indogermanisierte Urnenfelderleute;
Günter Behm-Blancke: Höhlen, Heiligtümer, Kannibalen. Archäologische Forschungen
im Kyffhäuser, Leipzig 1962, bes. pp. 54; Hans Krahe: Die Sprache
der Illyrier 1, Wiesbaden 1955; Anton Mayer: Die Sprache der alten Illyrier,
Wien 1959, in Abhdlg. d. Ö. Ak. d. Wissensch. Phil. Hist. Kl. Schriften der
Balkankommission. Linguist. Abhdl. 15-16; Fritz Lochner-Hüttenbach: Illyrien
und Illyrisch: Rückschau, Synthese und Ausblick, in Das Altertum 16, 3, 1970
Berlin, pp. 216-228; z. T. eine Antwort auf Heinz Kronassers Hyperkritik "Illyrer
und Illyricum" in: Die Sprache XI, Wien 1965, pp. 155-183
(105) Vgl. Oldenbourgs Abriß etc. op.cit. bes. pp. 86-87
(106) Vgl. bes. Georg Renatus Solta: Einführung in die Balkanlinguistik mit
besonderer Berücksichtigung des Substrats und des Balkanlateinischen,
Darmstadt 1980, bes. pp. 11-63: Das Balkanische Substrat
(107) Stopa op.cit. p. 39
(108) Stopa pp. 42-43
(109) Stopa pp. 48-50
(110) Vgl. dazu Norbert Jokl in Eberts Reallexikon d. Vorgeschichte I, 1914,
pp. 84-95 und dessen "Geschichte der idg. Sprachwissenschaft II", 3, 1917, pp.
86-89; EberhardKranzmayr: Kämtnerürtsnamenbuch I,p. 21, 29; II, s.v. Malta
(111) Richard Pittioni: in RE Suppl. 9, Stuttgart 1961, coll. 105-362:
"Urgeschichte Italiens"; L. Barfield: Northern Italy before Rome, in Ancient
Peoples and Places, London 1971; Tagliavini: op. cit. pp. 62-64; Walter Porzig:
Die Gliederung des idg. Sprachgebietes, Heidelberg 54, pp. 93-135
(112) Vgl. Devoto: op.cit.
(113) Vgl. dazuAmbros Josef Pfiffig: Religio Iguvina, Wien 1963, pp. 36-39 =
Philologische und religionsgeschichtliche Studien zu den Tabulae Iguvinae in:
Denkschriften d. Ö. Ak. d. Wissensch. Phil. Hist. 84, Wien 1964
(114) Vgl. dazu Johann Richard Mucke: "Die Urbevölkerung Griechenlands
und ihre allmähliche Entwicklung zu Volksstämmen" 1-2 Leipzig 1927, 1 929;
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Fritz Haensell: Probleme der Vor-Völker-Forschung, Wien/Frankfurt 1955 =
Sammlung Die Universität 55
(115) Vgl. zum Semitischen im Griechischen Michael C. Astour: Hellenosernitica.
An Ethnic and Cultural Study in West Sernitic, Impact of Mycenean
Greece, Leiden 1965 (Astour geht etwas zu weit in semitischen Zuschreibungen;
hauptsächlich aufgrund ugaritischen Materials.)
(116) Vgl. RE XVI, Stuttgart 1935, coll. 15-25 Lenk
(117) etwa 6000-5000 v.Chr.; vgl. Fritz Kern: Die Welt, worin die Griechen
traten, in Anthropos 24, 1939, pp. 167-219; Foscher-Weltgeschichte 1, 1966,
pp. 84-96 (Cornelis Anke!); Joseph Wiesner: Vor- und Frühzeit der Mittelmeerländer
1, Das östl. Mittelmeer, Sammlung Göschen 1149, Berlin 1943, pp.
27-40, 65-102, 126-148
(118) Vgl. Eggers: op.cit. p.141 ; Fritz Schachermayr: Die ägäische Frühzeit l,
Sitzb. d. Ö. A. d. W Phil. Hist. 303, Wien 1976, pp. 33-185; bes. pp. 186-307
Bronzezeit
(119) Vgl. dazu Acta of the Second Intern. Colloqium on Aegean Prehistory:
The first Arrival oflndo-European Elements in Greece, Athens 1972; dazu E.
Laroche: Luwians and -nthos/ssos place names, in Minos 11 , 1970, pp. 112-
129; darin R. A. Crossland: Re-Appraisal ofEvidence for the Chronology of the
Differentiation oflndo-European 46-55; unter älterer Literatur Paul Kretschmer:
Einleitung in die Geschichte der gr. Sprache, Göttingen 1896
(120) Vgl. 0 . Hoffinann, A. Scherer: Geschichte der griech. Sprache l , Sammlung
Göschen 111/11 la, Berlin 1969, bes. pp. 15-25
(121) Vgl. zu den Pelasgern Fritz Lochner-Hüttenbach: Die Pelasger, Wien
1960 = Arbeiten aus dem Institut für vgl. Sprachwissenschaft 6 (Graz)
(122) op.cit. p. 53
(123) Vgl. dazu Weriand Merlingen: Das Vorgriechische und d. sprachwissensch.
historischen Grundlagen, Wien 1955; ders. Eine ältere Lehnwörterschicht im
Griechischen l - 2, Wien 1963, 1967, Schriften der Balkankommission d. Ak. d.
Wissensch. 17-18 Linguistische Abteilung
(124) Karl Otfried Müller u. Wilhelm Deecke, 1877/2, Neudruck Graz 1965,
bes. pp. 87-93
(125) Brandenstein, Lochner-Hüttenbach; vgl. Heinz Kronasser: Rezension von
Lochners Arbeit in Die Sprache VII, 1961 , pp. 218-222, hyperkritisch
(126) Vgl. Albert J. Wyndekens: Le pelasgique, Essai sur une langue indoeuropeene
prehellenique, Lourvain 1952; ders. Contributions a l'etude de
l'onomastique pelasgique, Lourvain 1954
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