ALMOGAREN
XX/2/1989
8IC INSTITUTUM CANARIUM
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ALMOGAREN
XX/2/1989
8IC INSTITUTUM CANARIUM
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Umschlagillustration:
"Pintadera" von Gran Canaria
(Stempel, Siegelmarke, Umhänger der Ureinwohner )
Copyright 19<.X) by
Institutum Canarium, Postfach 48, A-5400 Hallein, Austria
Layout und Satz mit PC/AT und Aldus PageMaker
ISBN 3-900861-05-6
Printed in Germany:
Schnelldruck Ernst Grässer, D-7500 Karlsruhe
Für Inhalt und Aussage der Beiträge sind die Verfasser allein verantwortlich.
J
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Inhaltsverzeichnis
Carmen Diaz Alay6n:
Dominik Josef Wölfet und seine kanarischen Studien ........................ 7
Hans-Joachim Ulbrich:
Die Besiedlung der Kanarischen Inseln - Ursprung
und Chronologie ................................................................................ 33
Helmut Stumf ohl:
Probleme der Ethnogenese .............................................................. 101
Carmen Diaz Alay6n:
Einige Fragen zum kanarischen W ortschalz der Viehhaltung ........ 155
Hans-Joachim Ulbrich:
Timanfaya - eine altkanarische Kulturlandschaft in Wandel
der Jahrhunderte. Geographisch-historische Betrachtungen. ........ 163
K. Guy Stevens:
Die Felsbilder von Kobustan (Aserbaidschan, USSR) -
ein status questionis .......... : ............................................................. 205
Uwe Topper:
Felsbilder in Süd-Marokko .............................................................. 223
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Almogaren XX / 2 / 1989 Hallein 19'.xJ 7 -32
Carmen Diaz Alay6n
Dominik Josef Wölfet und seine kanarischen Studien
Die Kanarischen Inseln haben immer das Interesse der Männer der Wissenschaft auf
sich gezogen. von der griechischen Antilee an bis in unsere Tage. Die heroische und
romantische Geschichte der Eroberung. der Mut und die Tugenden der Eingeborenen.
die so wunderbare und grandiose Natur. das alles hat dazu beigetragen, sie in das
Zentrum vieler Studien von Wissenschaftlern und Laien zu stellen.
Dominik Josef Wölfet. 1932
Wien feierte im Jahre 1888 den 40. Jahrestag der Herrschaft von
Kaiser Franz Josef. Es schien, als ob man mit den großartigen Feierlichkeiten
die tiefe wirtschaftliche Krise vergessen lassen wollte, die der Staat
gerade erlebte. Die Gründung von Banken zwecks Ausbeutung der Eisenbahnlinien
oder um landwirtschaftliche Produkte zu verschieben, Spekulationen
jeglicher Art, überbordende Kosten der imperialistischen Politik
des vorletzten österreichischen Monarchen und die Rüstungsverpflichtungen
mit den Verbündeten waren Elemente, die Tag für Tag das beachtliche
Defizit des Landes erhöhten. Dazu kam der Umstand, daß Österreich an
politischem Gewicht verloren hatte. Es war nicht mehr die Macht, wie zu
Zeiten des Fürsten von Metternich. Trotz alledem, ein gewisses Glück
zeichnete das Familienleben der Habsburger aus, und nichts ließ die
Anhäufung von Unheil vorausahnen, welches sehr bald den letzten
Lebensabschnitt des Kaisers verdunkeln sollte. Die Attraktivität Wiens zu
jener Zeit war offenbar, besonders im künstlerischen und kulturellen Bereich.
Die Musik und die Musiker hatte ihre Herrschaft in der österreichischen
Hauptstadt errichtet, und die Universität hatte eine bemerkenswerte
Entwicklung erlebt; ihr Ansehen überstrahlte manchmal sogar das anderer
berühmter Universitäten Europas.
Wien 1888. Das war das Ambiente, in das am 25. Mai Dominik Josef
W ölf el geboren wurde, den die Wissenschaft und das Schicksal auf eine
glückliche Weise in eine enge Beziehung zu den Kanarischen Inseln geführt
hat. In seinem Leben sollten die widrigen Umstände keine vorübergehende
Episode sein, aber in Wölfels Fall wurde die geizige Behandlung
des Glücks kompensiert durch die Vorsehung, von der W ölfel reichlich mit
hervorragenden Eigenschaften versehen wurde, unter denen Ehrlichkeit,
Zähigkeit, Intelligenz, Opferbereitschaft und Vertrauen in seine Arbeit
hervorstachen. Die ungünstige wirtschaftliche Lage seiner Familie erlaubte
es dem jungen Dominik Josef nicht, seine Studien an öffentlichen Lehr-
7
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anslalten weilerzuführen, aber dieser Umsland slellle für eine unruhige
und unlemehmungslustige Persönlichkeil, wie die seine, kein unüberwindliches
Hindernis dar. Wissenschaflen, wie Linguistik, Geschichle und
Geographie, erwecklen in ihm ein frühes und offenkundiges Interesse, und
- wie alle Autodidakten - studierte er auf eine bescheidene und stille, aber
fest entschlossene Weise. Nach einigen Reisen durch Südeuropa wurde er
Sprachlehrer und trat 1916 als Übersetzer in das österreichische Handelsministerium
ein.
Das Jahr 1919 wurde für ihn zu einem Schlüsseljahr, als er sich mit
31 Jahren an der Universität Wien als freier Hörer für Ethnologie und
Anthropologie einschreiben konnte. Sechs Jahre später erhielt er den
Doktorgrad für seine Arbeit über die Trepanation (1). Das Interesse
Wölfels für die Kanarischen Inseln wurde vor allem nach einem Vortrag
von Prof. Eugen Fischer in der Anthropologischen Gesellschaft Wien im
Oktober 1928 geweckt, bei der dieser über die drei Jahre zuvor durchgeführten
anthropologischen Forschungen auf Tenerife berichtete. Schon
damals hatte sich W ölfel Gedanken über die kanarischen Studien gemacht
(2) und einen genauen Forschungsplan aufgestellt. Seiner Meinung nach
war es notwendig, die größtmögliche Anzahl von noch unbekannten dokumentarischen
Quellen aufzufinden und zu untersuchen; Quellen, die die
traditionellen Überlieferungen bestätigten oder widerlegten, und zudem
vollkommen unbekannte oder nur teilweise bekannte Aspekte aufklären
konnten (3). In dieser Hinsicht mußten Archive in Spanien und Portugal
aufgrund ihrer direkten Beziehung zu den Kanaren umfangreiche und
wertvolle Informationen besitzen, was die Eroberung und die ersten Jahre
der neuen Inselgesellschaft betraf. Und außerdem, weil zu jener Zeit
Konquista und Christianisierung zwei eng verbundene Erscheinungen
waren, mußten mit großer Wahrscheinlichkeit die Archive des Vatikans
bedeutende Dokumentationen diesbezüglich aufbewahren (4). Das war
Wölfels Arbeitsplan: klar und einfach in seinem Entwurf, schwierig und
großartig in der Durchführung.
Um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen - und mit der Unterstüh
zung von Prof. Fischer -, erhielt Wölfel ein Forschungsstipendium der
Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und begann voll Vertrauen
seine Arbeit. Er arbeitete in den wichtigsten Archiven: in Madrid, Lissabon,
Rom, im Vatikan, in Paris, Sevilla, Simancas und Coimbra. Die 50.000
in Simancas untersuchten Dokumente, die sich auf die Kanarischen Inseln
beziehen, stellen ein beredtes Zeugnis über den Umfang seiner Arbeit dar.
Sehr bald wurden die Ergebnisse seiner Forschung bekannt und geschätzt.
Im Jahr 1930 erschienen in der Zeitschrift "Anthropos", Band XXV - diese
Zeitschrift hatte schon 1925 in Band XX, S. 1-50 seine Dissertation "Die
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Trepanation" veröffentlicht - seine Arbeiten "Bericht über eine Studienreise
in die Archive Roms und Spaniens zur Aufhellung der Vor- und
Frühgeschichte der Kanarischen Inseln" (S. 711-724) und "La Curia romana
y la Corona de Espaiia en la defensa de los aborigenes canarios" (Die
römische Kurie und die Spanische Krone in Verteidigung der kanarischen
Ureinwohner) (S. 1011-1083). Und im gleichen Jahr wurden seine Artikel
"Sind die Ureinwohner der Kanaren ausgestorben?" und "Un jefe de tribu
de La Gomera y sus relaciones con la Curia romana" (Ein Stammeshäuptling
von La Gomera und seine Beziehungen mit der Römischen Kurie)
publiziert, jeweils in der "Zeitschrift für Ethnologie" LXII, S. 282-302,
und in "lnvestigaci6n y Progreso", Madrid IV, S. 103-105. Die letzt genannte
Zeitschrift veröffentlichte darauf im folgenden Jahr die Beiträge
"Un episodio desconocido de la conquista de la isla de La Palma" (Eine
unbekannte Episode der Eroberung der Insel La Palma) (V, S. 101-103)
und "Quienes fueron los primeros conquistadores y obispos de Canarias"
(Wer waren die ersten Eroberer und Bischöfe der Kanaren) (V, S. 130-
136).
Inmitten dieser Phase der Erforschung und Sammlung des Materials
kam Wölfel gegen 1932 zum ersten Mal auf die Kanarischen Inseln. Es ist
nicht schwer, sich vorzustellen, daß er sich in diesem einzigartigen und
intensiven Augenblick in gewisser Weise als Nachfolger von Aeneas sah
und ihm die Hexameter des klassischen Dichters Vergil ins Gedächtnis
kamen: "Devenere locos laetos et amoena vireta
Fortunatorum nemorumque sedesque beatas" (5)
Endlich wurde die bis dahin nur gedachte Wirklichkeit von der gesehenen
Wirklichkeit ersetzt. Der ihm gebotene Empfang konnte nicht freundlicher
und respektvoller sein; von den kanarischen Intellektuellen und Institutionen
wurde er bewundert, die Presse berichtete über seine Aktivitäten. Am
18. Dezember besuchte er das Observatorium von Izaiia, wo er erklärte:
"En esta isla he experimentado todo lo mejor que hay en el mundo, lo
mejor de la naturaleza y lo mejor de la humanidad: la cumbre de todo en
la cumbre." (Auf dieser Insel habe ich das Beste, was es in der Welt gibt,
erlebt, das Beste der Natur und das Beste der Menschlichkeit: das Höchste
von allem hier oben auf den Bergen.)
Zehn Tage später hielt Wölfel im Saal der Provinzialverwaltung von
Santa Cruz de Tenerife bei einem Festakt, der von der Gaceta del Arle
veranstaltet worden war, einen Vortrag mit dem Titel "Los indigenas canarios,
problema central de la antropologia" (Die kanarischen Ureinwohner,
zentrales Problem der Anthropologie) (7). Seine ersten Worte waren:
"Las Islas Canarias han atraido siempre el interes de los hombres de ciencia
desde la antigüedad griega hasta nuestros dias. La historia her6ica y ro-
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mantica de la conquista, el valor y la virtudes de los indigenas, la naturaleza
tan grande y hermosa, todo eso contribuy6 a haverlas el centro de
muchos estudios de cientificos y aficionados." (Siehe einleitendes Zitat)
In seinem Vortrag nahm der Wiener Professor, der von dem Schriftsteller
Pedro Garcia Cabrera vorgestellt wurde, eine Bewertung des zugänglichen
Wissensstandes über die Geschichte und die Anthropologie des
Archipels vor, gefolgt von einer Zusammnenfassung seiner eigenen Forschungen,
in denen verschiedene Aspekte der Vergangenheit der Inseln
glücklicherweise endgültig aufgeklärt wurden. Unter anderem wies er
unter Berufung auf zahlreiche dokumentarische Quellen und anthropologische
Studien von höchster Glaubwürdigkeit die traditionelle Annahme
zurück, daß die Ureinwohner aufgrund der Eroberung der Inseln ausgerottet
worden waren, und er wies auf die zahlreichen Maßnahmen der Krone
sowie der Justiz- und Kirchenbehörden hin, die - nicht immer mit zufriedenstellenden
Ergebnissen - die Ureinwohner schützten. Außerdem wies
er auf die christlichen Missionen hin, die in Gran Canaria, La Palma und
Tenerife schon lange vor ihrer Annexion aktiv waren.
Er betonte ebenfalls, daß die Teilnahme einer Einheimischen von
La Palma (8) bei der Christianisierung dieser Insel ein Hauptgrund war,
die dem Adelantado Alonso Femandez de Lugo eine schnelle und nicht
allzu schwierige Eroberung erlaubte. Weiterhin führte er aus, daß man die
Geschichte der Kanaren - und besonders die letzten Abschnitte ihrer langen
Prähistorie und die ersten ihres Weges als ein weiteres Territorium der
spanischen Monarchie - nicht befriedigend verfolgen könne, ohne auf die
Bestände von Simancas zurückzugreifen, die die frühesten Verzeichnisse
der Inseln aufweisen. Bei dieser Gelegenheit teilte er seine Absicht mit,
eine Kopie der Materialien seines wertvollen und einzigartigen Archivs
dem "Instituto de Estudios Canarios" in La Laguna und dem "Museo
Canario" in Las Palmas zu überlassen, wenn er seine Forschungen in dieser
Hinsicht beendet habe, was aber leider nicht stattfand.
W ölfel gelang es, das bei dem Vortrag anwesende Publikum sehr zu
beeindrucken, und der freudige Kommentar von Eduardo Westerdahl am
folgenden Tag in einer Lokalzeitung über diesen öffentlichen Vortrag ist
dafür ein lebendiges Beispiel (9): "Alle Essays, alle Versuche von Laien,
die keine wirkliche Arbeit durchführen konnten, weil ihnen die wissenschaftlichen
Fähigkeiten fehlten, und auch in den vielen Fällen, in denen
ihr guter Wille die historischen Quellen verfälschte und entwertete, scheinen
jetzt klar überwunden. Bis zum heutigen Tag unternahm die Problematik
unserer Ureinwohner ängstliche Ausflüge in die Schichten der Eroberung
und blieb bei der Erschaffung von Mythen, bei der Erfindung von
Legenden, bei der Anekdote, im Nebensächlichen stecken, ... Von heute an
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treten die Wissenschaft, die Forschung, die Schädelvergleiche, das breite
Wissen der Anthropologie, die linguistischen Ableitungen, die Ausgrabungen
in den Vordergrund. Das bedeutet, jetzt beginnt der wirkliche Weg der
Modernisierung, der Aktualität. Das ist die große rationelle Einstellung zu
unseren Problemen ... ".
Auf Einladung des "lnstituto des Estudios Canarios" hielt Wölfe!
am 3. Januar 1933 einen weiteren Vortrag über das Thema "Los indigenas
canarios despues de la conquista" (Die kanarischen Ureinwohner nach der
Konquista) (10) im "Ateneo" von La Laguna. Es war die öffentliche
Gründungsfeier des "lnstituto de Estudios Canarios", das am 23. Dezember
zuvor bei einer Versammlung im Festsaal der Universität gegründet
worden war. Auf Vorschlag ihres ersten Vorsitzenden, Prof. Jose Peraza
de Ayala, wurde Wölfe! erstes Ehrenmitglied dieser Institution. Aber der
österreichische Forscher war nicht nur auf die Kanaren gekommen, um
Vorträge zu halten und Ehrungen und die Bewunderung von Menschen
und Institutionen der Insel entgegenzunehmen. Von besonderem Interesse
waren für ihn die Archive der Inseln, denn er hatte schon drei Jahre lang
die wichtigsten europäischen Archive, die Informationen über die Kanaren
aufbewahrten, intensiv durchforscht. Jetzt wollte er diese Arbeit mit
den entsprechenden Untersuchungen in den öffentlichen und privaten
Archiven der Inseln vervollständigen.· In diesen konnte er - neben anderen
Quellen - die Chroniken von Pedro G6mez Escudero, Marin de Cubas und
Antonio Sedeiio zu Rate ziehen, die damals noch nicht veröffentlicht
waren, sowie die Manuskripte von Juan Bautista Lorenzo Rodriguez (11)
und Jose Agustin Alvarez Rixo (12). Leider konnte er aber keine weitere
Zeit dieser Tätigkeit widmen, die er vermutlich bei einem späteren Besuch
befriedigend abschließen wollte.
Zweifellos waren diese Jahre die besten im Leben Wölfels. Unter
dauernder Beachtung anthropologischer, ethnologischer und sprachgeschichtlicher
Fragen arbeitete er mit voller Hingabe. Gewissenhaft bereitete
er sich auf die Annäherung an das prähispanische Sprachmaterial der
Kanaren vor, und zu diesem Zweck zögerte er nicht, nach Berlin zu reisen,
um bei Prof. Dr. Diedrich Westermann, einem Spezialisten der Afrikanistik,
Unterricht in Berbersprachen und Haussa zu nehmen.
Weitere Studien über kanarische Themen wurden veröffentlicht. So
erschien 1933 sein Artikel "Los gomeros vendidos por Pedro de Vera y
doii.a Beatriz de Bobadilla" (Die von Pedro de Vera und Doiia Beatriz de
Bobadilla verkauften Bewohner von La Gomera) in "EI Museo Canario" I,
S. 5-84, und 1934 sein Beitrag "El efimero obispado de Fuerteventura y su
unico obispo" (Das kurzlebige Bistum von Fuerteventura und sein einziger
Bischof) in "lnvestigaci6n y Progreso", VIII, und "Alonso de Lugo y
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Compaiiia, sociedad comercial para la conquista de la isla La Palma"
(Alonso de Lugo & Co., Geschäftsunternehmen für die Eroberung der
Insel La Palma) in "lnvestigaciön y Progreso", Vill.
Die Annexion Österreichs durch das Drille Reich im Jahr 1938
bedeutete den Beginn einer besonders harten und schwierigen Zeit für
Wölfe!. Unter der Naziherrschaft versuchte man, ihm sein großartiges
Archivum Canarium zu entziehen. Eugen Fischer gelang es, die wertvolle
Sammlung von Fotos, Notizen und Reproduktionen an das Kaiser-Wilhelm-
Institut nach Berlin zu holen, weil er nachweisen konnte, daß dieses
Institut die Kosten der Materialaufnahme getragen hatte; eine glückliche
Intervention, die es Wölfel später erlaubte, sein Archiv wiederzuerlangen.
Außerdem wurde er von seinem Posten als Konservator des Ethnologischen
Museums Wien entf emt, den er 1926 als Assistent kurz nach seiner
glänzenden Promovierung angetreten hatte. Es sollten harte, einsame
Jahre werden, die erst 1945 endeten, als er an das Ethnologische Museum
zurückkehren konnte.
Aber es waren keine verlorenen Jahre, ganz im Gegenteil. Es war
die Zeit, die W ölfel nutzte, um seine Studien voranzutreiben; besonders
die, die sich auf die Kanarischen Inseln bezogen. Im Jahre 1940 gab Wölfel
die Chronik des Leonardo Torriani und seine Studien darüber heraus (13).
Das Vorhandensein des Manuskripts des Architekten Torriani aus Cremona
war zwar auf den Kanarischen Inseln seit Ende des 19. Jahrhunderts
bekannt, aber die verschiedenen Versuche, es zu veröffentlichen, hatten
keinen Erfolg. 1931 fand Wölfel auf seinen Reisen durch die wichtigsten
Archive in der Universitätsbibliothek von Coimbra die "Descrittione et
historia del regno de l'Isole Canarie gia dette le Fortunate con il parere
delle loro fortificationi". Neun Jahre später gelang es ihm, sie nach einer
Zeit der Untersuchung und Vorbereitung zu veröffentlichen. Diese Ausgabe
beinhaltet den Abdruck des italienischen Originaltextes zusammen mit
einer deutschen Übersetzung (S. 42-233) und drei Studien: die erste über
ethnologische und archäologische Fragen (Torrianis Beitrag zur Rassenund
Kulturgeschichte der Kanarisohen Inseln, S. 234-243), die zweite über„
prähispanisches Sprachmaterial (Torriani und die Sprache der Kanaren, S.
244-303) und eine dritte über epigraphische Fragen (Vorläufige Mitteilungen
zu den kanarischen Siegeln und Inschriften, S. 304-310).
Allem voran stand eine interessante Einleitung (S. 1-39), in der die
Besonderheiten und Umstände der Chronik des italienischen Ingenieurs
analysiert wurden, ihre Beziehungen zu anderen Quellen der kanarischen
Historiographie sowie die traditionellen Vorstellungen und das aktualisierte
Wissen über die Wirklichkeit und die Ethnien der prähispanischen
Kanaren. Ein besonderes Interesse weist der Abschnitt auf, in dem die
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Sprache der Altkanarier mittels der Wörter und Sätze analysiert wird, die
T orriani notiert hatte.
Die moderne Erforschung der prähispanischen Sprachmaterialien
hatte 1917 mit John Abercromby und seinem Artikel "A Study of the
Ancient Speech of the Canary lslands" (14) begonnen. Die fast sechzig
Seiten, die W ölfel dem Thema widmete, stellten den zweiten wichtigen
Beitrag dieser Forschungsrichtung in diesem Jahrhundert dar. Es war der
Beginn einer wichtigen Sammlung von Beiträgen Wölfels über die Sprachen
der Ureinwohner. Bis zu diesem Augenblick hatte er sich in seinen
kanarischen Studien lediglich · historischen und anthropologischen Fragen
genähert, bei dieser Gelegenheit ging er begeistert auf die Überlegungen
zu sprachlichen Aspekten ein. Wölfel präsentierte die Sprachmaterialien
aus Torrianis Text in alphabetischer Reihenfolge in 215 Abschnitten. Zu
jedem Wort und Ausdruck brachte er eine vollständige Liste der entsprechenden
Eintragungen bei anderen Autoren, formulierte etymologische
Hypothesen, um der Originalform nahe zu kommen und stellte passende
Vergleiche mit möglichen Parallelformen aus dem Berberischen her. Er
entwarf damit ein Darlegungs- und Analyseschema, das er in seinem großen
Hauptwerk anwenden sollte (15).
Um einen Zugang zum Wesen der Sprachen der Altkanarier zu finden,
folgte W ölfel der Methode des Sprachvergleichs und näherte sich dem
Sprachgebiet, das geographisch den Inseln am nächsten liegt: dem der
Berbersprachen. Aber er tat dies auf eine sehr vorsichtige Weise mit dem
'Bewußtsein, daß man nicht immer gültige Bezüge für die kanarischen
Formen finden konnte. Unter den kommentierten Sprachmaterialien befanden
sich die beiden "Endechas", die so einzigartig in der "Descrittione"
von Torriani zusammengefaßt sind; doch die Analyse Wölfels warf nicht
das erhoffte Licht auf die Texte. Außerdem sind einige der Formen, die
W ölfel in dieser Studie als prähispanisch bezeichnet, weit entfernt davon,
es zu sein.
Ein Beispiel dafür ist der Ortsname Bafona, den Wölfel auf den
Karten von Lanzarote entdeckte, die Torriani gezeichnet hatte. Die irrtümliche
Lesung Bafona statt des authentischen Bufona machte es Wölfel
unmöglich, klar zu erkennen, daß diese geographische Bezeichnung romanischen
Ursprungs ist und daß man sie mit Wörtern wie bufar und bufadero
in Beziehung setzen muß, besonders mit dem letzteren, das in der
Benennung kleinerer Orte auf den Kanaren häufig ist (16). Ein ähnlicher
Fall ist der Ortsname Tiöosa von der erwähnten Lanzarote-Karte. Vermutlich
von dem anlautenden "t" und von seiner Ähnlichkeit in gesicherten
kanarischen Wörtern wie Tiöor auf die falsche Fährte gelockt, und in
Unkenntnis, daß Tiöosa als Ortsname auch für andere Orte der Inseln
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vorkam, entdeckte Wölfel hier nicht die wirkliche Ableitung dieser lanzarotischen
Ortsbezeichnung. In seinem Kommentar meinte er, daß die Tilde
- der traditionelle Strich über dem "n" (Ji) - , die Torriani über dem "Ji"
schrieb, als Zeichen zur Verdoppelung des Konsonanten zu verstehen sein
müßte, also "tin-nosa" und nicht " tiftosa" (17). Das gleiche geschah mit
dem Ortsnamen Facana, den Torriani als den Namen eines Hafens im
Norden von La Palma aufführte. Das Originalwort ist das romanische
"fajana", eine Bezeichnung, die bei den kanarischen Ortsbenennungen
wiederholt erscheint. Wölfel meinte jedoch, daß "facana" recht gut die
Pluralform von den prähispanischen Wörtern von La Palma "anarfeque"
(Weihrauch) und "beninarfaca" (Ort des Weihrauchs) - überliefert von
Abreu Galindo (18) - sein könnte.
Im Jahre 1940 brachte der Verleger K.F. Koehler in Leipzig den
Torriani von Wölfel heraus; doch die spezielle Beschaffenheit des Werkes
ließ eine umfassende Verbreitung des Buches in unserem Land nicht zu.
Die Ausgabe wurde in einer Zeit gedruckt, die schon von der Verwüstung
des Krieges gezeichnet war. 1940 war auch das Jahr der großen militärischen
Expansion des Dritten Reiches, die Deutschen besetzten Dänemark,
Norwegen, Luxemburg, Holland, Belgien und Frankreich; gleichzeitig
begann die Bombardierung Englands. Und Spanien sah sich nach dem
blutigen Bürgerkrieg mit einer Nachkriegszeit konfrontiert, die möglicherweise
noch härter war als der Krieg selbst. Zu diesen schwierigen Zeitumständen
kam die offensichtlich technische und spezielle Eigenart des Werkes
und die Tatsache, daß es auf Deutsch geschrieben war. Beide Faktoren
machte die Ausgabe für ein großes Publikum nicht sehr zugänglich, und
deshalb hat es auch von dieser Arbeit Wölfels nur sehr wenige Exemplare
auf den Kanarischen Inseln gegeben.
Die Studien des großen österreichischen Forschers auf den verschiedenen
Gebieten führten nach und nach zu einem Hypothesengebäude, mit
dem er das Vorhandensein des eurafrikanischen Megalithikums zu erklären
versuchte. Zu Beginn der vierziger Jahre hatte er schon vollständig
sein Konzept von "Weißafrika" (19) umrissen, das die prähispanischerl
Kanaren mit einschloß. Wölfel verteidigte die Existenz eines antiken Weißafrika,
daß sich aus weißen europiden Völkern zusammensetzte, die in der
heutigen Sahara lebten. Bis gegen Ende der letzten Pluvialzeit in Afrika
war die Sahara eine regenreichere Zone, die menschliche Besiedlung erlaubte.
Wölfel kam zu dem Begriff Weißafrika, als er - von seinen sprachlichen
und kulturellen Forschungen der prähispanischen Kanaren ausgehend
- im nördlichen Afrika mögliche Vergleichselemente suchte; und er
fand - unter der islamischen Überdeckung zahlreiche und unverwechelbare
Elemente alteuropäischer Kulturen. Diese Tatsache war für ihn der
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Hinweis, daß Weißafrika Teil einer größeren Einheit gewesen war, und
zwar Eurafrika, das nicht nur eine geographische Einheit Europa und
Nordafrika, sondern auch eine kulturelle Einheit gewesen war.
1943 erwartete Wölfe! ungeduldig das Erscheinen seines Werkes
"Monumenta Linguae Canariae". Der Satz war schon weit fortgeschritten
und lag in der Druckerei des Verlegers K.F. Koehler zur Paginierung bereit;
es war derselbe Herausgeber, der in Leipzig den Torriani publiziert
hatte. Aber durch einen Bombenangriff wurde die Druckerei zerstört und
die gesamte Arbeit . vernichtet. Glücklicherweise konnte Wölfel die Manuskripte
retten, und gegen jegliche Widrigkeit und voll Hoffnung begann er
mit einer intensiven Überarbeitung des Werkes.
Im selben Jahr und unter dem selben Titel seines Hauptwerkes
veröffentlichte Wölfel in der "Revista de Historia" der Universität La
Laguna einen kurzen Vorbericht über den Stand seiner Studien über die
prähispanischen Sprachmaterialien (20). Da er oft zitiert und kritisiert
worden war, sollten sich die Leser eine Vorstellung über seine Methoden
zur Sprachforschung machen können. Sie sollten befinden können über
den Unterschied zwischen einer sorgfältigen Textkritik, bei der die Phantasie
als Interpretin der Tatsachen ausgeschlossen wurde, und einer Aneinanderreihung
unbegründeter und willkürlicher Vermutungen. Wölfel breite.
te hier einige wirklich interessante Fragen auf die umsichtige und nachdenkliche
Art und Weise aus, die seine wissenschaftliche Arbeit charakterisierte.
In diesem Sinne bekannte er, daß er noch weit davon entfernt sei,
eine endgültige Lösung für das Problem der Sprachen der kanarischen
Ureinwohner gefunden zu haben, aber er sei überzeugt, zahlreiche wichtige
und gesicherte Fortschritte in dieser Richtung gemacht zu haben.
Unter diesen Fortschritten befand sich die Bestätigung, daß ein Teil
des prähispanischen Sprachmaterials so Berberisch war, wie die Sprachen
des benachbarten afrikanischen Kontinents, aber daß es daneben eine nicht
weniger große Anzahl von Elementen gab, die durch das heutige Berberisch
nicht erklärbar waren, noch nicht einmal als alte oder verwandte
Formen. Wölfel gab seine Unschlüssigkeit bei der Suche nach einer passenden
Antwort bezüglich dieser Tatsache zu, und drei große Fragen standen
am Ausgangspunkt seiner Analyse: Gab es zwei verschiedene Schichten
in den Sprachresten, eine berberische und eine nicht-berberische? Oder ist
- im Gegenteil - das Berberische des Kontinents eine Mischung einer Sprache
des kanariscpen Typus mit einer anderen? Gab es im Megalithikum
eine gemeinsame Sprache, von der sich - im Sinne eines Substrats - Sprachen
wie, Haussa, die Berbersprachen, das Baskische und teilweise die indoeuropäischen
Sprachen Westeuropas ableiten? Und falls das so gewesen
sein sollte, hat diese megalithische Sprache auf den Kanaren fast vollstän-
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dig überlebt, während erst später eine Schicht der aktuellen Bcrbersprachen
hinzugekommen ist?
Aus dem ihm zur Verfügung stehenden Daten - weit entfernt von
der erwünschten Menge und viele von provisorischem Charakter - konnte
Wölfel keine sichere Unterscheidung treffen, und die drei Deutungen
schienen ihm gleichermaßen wahrscheinlich. Diesen Hinweisen fügte
Wölfcl als Beleg seiner Forschungsmethode den Paragraphen 37 des Kapitels
IV seiner Monumenta hinzu, in dem er den Satz "Atisa cagnaren cha
ondikhuesate antichiaha onanda erari" untersuchte. In diesem Satz sollte
man ein Fragment des Vaterunser - in die Sprache der kanarischen Ureinwohner
übersetzt - sehen (21). Die Existenz dieses Satzes war von Emilia
Hardisson Pizarroso 1934 veröffentlicht worden.
Das Kriegsende und die Befreiung Österreichs 1945 bedeuteten das
Ende dieser besonders harten Etappe im Leben Wölfels. In diesem Jahr
nahm er seine Arbeit am Wiener Ethnologischen Museum wieder auf und
erhielt die Venia legendi an der Universität, an der er Ethnologie, Allgemeine
Linguistik und Afrikanische Sprachen bis 1953 lehrte. Danach, mit
65 Jahren, erlaubte sein schwaches Herz die Fortsetzung der Lehrtätigkeit
nicht mehr.
In dieser ganzen Zeit - trotz der wahrnehmbaren Verschlechterung
seines Gesundheitszustandes - widmete Wölfe! noch viel seiner Zeit den
kanarischen Studien. Er arbeitete weiter an der Neufassung seiner Monumenta
mit der Hoffnung, sie eines Tages veröffentlicht zu sehen. Gleichzeitig
erschienen von ihm verschiedene weitere Beiträge, so 1953 sein
Artikel "Le probleme des rapports du guanche et du herbere" (22). Wölfel
nahm hier eine Uberprüfung der Quellen vor, in denen sich die prähispanischen
Sprachmaterialien erhalten hatten, Quellen von verschiedenem
Wert und unterschiedlicher Zugänglichkeit. Er klassifizierte sie in drei
Gruppen: An erster Stelle die zeitgenössischen, wirtschaftlich-administrativen
Dokumente der Konquista (Königliche Verordnungen, Landesverteilungen,
Prozeßakten usw.); an zweiter Stelle historische Werke, von denen
einige zur Zeit der Eroberung und andere während der zweiten Hällte des '
16. Jahrhunderts verfaßt worden waren (Leonardo Torriani, Alonso de
Espinosa, Juan de Abreu Galindo und Gaspar Fructuoso ); und schließlich
die späteren historischen oder literarischen Schriften (Antonio de Viana,
Jose de Sosa, Marin de Cubas, Pedro Agustin del Castillo, Nfuiez de la
Peiia usw.), die weniger relevante Quellen als die ersten darstellen.
Ein guter Teil des registrierten Sprachmaterials wurd.e von Autoren
des 19. Jahrhunderts inventarisiert, besonders von Sabin Berthelot (23)
und Gregorio Chil (24). In ihren Registern häuften sich zahlreiche Varianten
ein und des selben Elements an - die unvermeidbare Folge der Über-
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tragung von Wörtern und Ausdrücken von einem Manuskript zum anderen.
In dieser Hinsicht wies Wölfel auf den Umstand hin, daß die Originalwörter
so, wie sie von den ersten Urkundenschreibern und Autoren vermerkt
worden waren, nicht von Spezialisten in Phonetik aufgeschrieben
wurden, sondern von Menschen, die sie so notiert hatten, wie sie sie verstanden
hatten, und zwar im Rahmen des Schriftsystems ihrer Zeit. W ölfel
vergaß nicht hervorzuheben, daß der spanischen Sprache während des 15.
und 16. Jahrhunderts - und in dieser Sprache wurden die prähispanischen
Sprachmaterialien umgeschrieben - große phonetische Veränderungen
widerfahren waren, Veränderungen, die die Orthographie nicht mit vollzog.
Während einer längeren Zeit änderten die Kopisten fortlaufend die
Buchstaben und setzten die einen für die anderen ein. Aus all diesen
Gründen schlug Wölfel eine kritische Analyse der sprachlichen Reste vor,
bei der man die Eigenheiten des schriftlichen Systems beachten müßte, in
denen diese festgehalten worden waren, und daß man die verschiedenen
graphischen Veränderungen in Betracht ziehen müßte, um so die Anzahl
der Varianten zu vermindern und sich den Originalformen zu nähern.
Der zweite Teil des Artikels war der Untersuchung der Beziehungen
des Berberischen zu den Sprachen der kanarischen Ureinwohner
gewidmet. Die drei großen Chronisten des 16. Jahrhunderts - Espinosa,
Torriani und Abreu Galindo sprachen von dieser Verknüpfung, und ihren
Anmerkungen fügte Wölfel hier die von Gaspar Fructuoso (1522-1591)
aus dessen Werk "Saudades da Terra" hinzu (25). Dieser gelehrte Priester
von den Azoren schrieb die bemerkenswerte Aussage von Andre Martins
nieder, der ein Landsmann von ihm von der Insel San Miguel war und der
lange Jahre auf Tenerife gelebt hatte. Dort hatte er Anton Delgado kennengelernt,
einen Ureinwohner von Gran Canaria, der auf Tenerife ansässig
geworden war, nachdem er an der Eroberung teilgenommen hatte.
Martins wunderte sich, daß die Ureinwohner nichts über ihre Herkunft
wußten, und fragte Delgado, was er in dieser Hinsicht wüßte. Delgado
antwortete ihm: "Von den Küsten der Berberei und aus der Zeit vor dem
Islam. Ich kenne drei Sprachen der Kanaren, meine Muttersprache - die
von Gran Canaria -, die Sprache von Tenerife und die Sprache von La
Gomera, und alle drei gleichen sich. Ich habe mit dem Adelantado an der
Eroberung der Berberei teilgenommen, und die Sprache dieser Länder hat
eine Ähnlichkeit mit meiner Muttersprache" (26).
In modernen Zeiten haben verschiedene Autoren in den Berbersprachen
die Spur der kanarischen Formen gesucht. Wölfel hingegen war
sich bewußt, daß - auch wenn sich diese Forschungsrichtung als die fruchtbarste
erwiesen hat - die Berbersprachen den Schlüssel für den Hauptsaal
des Ruinenbauwerks der prähispanischen, kanarischen Sprache beinhal-
17
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ten, dieser Schlüssel aber nicht alle Türen und Räume dieses Hauses öffnen
würde. Er wußte um die Existenz einer Gruppe von Wörtern, die
phonetisch und inhaltlich im Kanarischen und Berberischen gleich sind,
und daß man in einigen dieser Formen den Einfluß eines modernen Berberisch
entdecken kann, aber daß es ebenfalls einige Elemente gab, wie
bestimmte Sätze und Verben, die einen Vargleich mit dem aktuellen Berberisch
nicht erlaubten.
Aus diesem Grund hob Wölfel die Notwendigkeit hervor, sich nicht
nur auf die Berbersprachen zu beschränken, sondern das Feld der sprachlichen
Vergleiche auf weitere Sprachen der Antike auszudehnen. Dieses
methodologische Vorgehen entwickelte er in seiner Studie von 1955
"Eurafrikanische Wortschichten als Kulturschichten" (27). 1953, im Jahr
seiner Pensionierung von der Universität Wien, kam Wölfel zum zweiten
Mal zu den Kanarischen Inseln. Er nutzte eine Reise nach Marokko, zu der
er von dem "Institut des Hautes Etudes Marocaines" in Rabat eingeladen
worden war (28). Verschiedene Institutionen der Inseln, wie die Universität
von La Laguna, das "Instituto de Estudios Cenarios" und das "Museo
Canario" unterstützten die Reise W ölf els zu den Inseln, wo er Vorträge
und Seminare abhielt. Es war eine Zeit, in der weitere Beiträge von ihm
über die Kanaren erschienen, einige mit einem historischen Thema, wie
"La falsificaci6n del Canarien" (29) und "Don Juan de Frias. El gran
conquistador de Gran Canaria" (30), veröffentlicht 1952 bzw. 1953.
Aber er veröffentlichte auch wichtige linguistische Studien; wir
hatten schon 1953 und 1955 erschienene erwähnt, zu denen man die Arbeit
"Les noms de nombre dans le parler guanche des Iles Canaries" von 1954
hinzuzählen muß, in der er Material und Schlußfolgerungen aus seinen
Monumenta über das Zahlensystem der Sprachen der Ureinwohner veröffentlichte
(31). Wölfel analysierte in diesem Artikel alle Quellen, die sich
auf diese Frage bezogen, von den ältesten - Niccoloso da Recco aus dem
Jahre 1341, erhalten als Manuskript, das irrtümlich dem Schriftsteller
Giovanni Boccaccio (32) zugeschrieben worden war - bis zu den jüngsten
Varianten.
Nach eingehenden Untersuchungen zeigten seine Folgerungen, daß
die erste Zahlenliste - aus dem Florentiner Manuskript zusammengefaßt -
authentisch und relativ gut übermittelt worden war. Mit Ausnahme der
Zahl 3, amelotti, die man mit nichts in Verbindung setzen kann, weist die
Liste ganz und gar berberisches Wurzeln und Züge auf. Auch die Zahl 9,
aldamorana, war auf eine völlig abweichende Weise gebildet. Die zweite
Zahlenliste ist aus vier Quellen auf uns zugekommen. Sie steht am Ende
der Ausgabe von 1849 der "Topografia" des Jose de Sosa (33), wenngleich
sie nicht von diesem Autor zu sein scheint. Sie erschien ebenfalls in der
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"Historia" von Tomas Arias Marin de Cubas, in der dieser über das Wesen,
die Bräuche und sportlichen Betätigungen der Ureinwohner von Gran
Canaria schrieb (34). Grcgorio Chil lieferte ebenfalls eine Liste, von der er
behauptete, sie aus dem Manuskript "Historia de la conquista de Gran
Canaria" von Antonio Sedeöo entnommen zu haben (35), und letztendlich
gibt es die Liste von Sabin Berthelot, der als Quelle Abreu Galindo angab
(36 ).
Bezüglich der zweiten Zahlenliste wies Wölfel darauf hin, daß sie
auf eine gänzlich ungesicherte Weise übermittelt worden war und daß die
Reihenfolge - und damit der Wert der Zahlwörter - sich verändert hatte.
Außerdem sind in der Liste zwei fremde Wörter: arba und cansa. Um das
Vorhandensein dieser Elemente zu erklären, meinte Wölfel, daß die ursprüngliche
Liste kommentiert und mit der Sprache der Mauren ( d.h.
Berber und Araber) von der afrikanischen Küste verglichen worden war.
Auf diese Weise haben sich möglicherweise die Wörter arba und cansa aus
den Randnotizen in den Text eingeschlichen. Marin de Cubas hatte jedenfalls
diese Termini nicht eingeführt, sondern er scheint nur bei den Zehnerzahlen
eingegriffen zu haben. W ölfel merkte weiter an, daß es zwischen
den beiden Texten eine offensichtliche dialektale Unterscheidung gebe,
die sich auf zwei verschiedene Inseln oder wenigstens auf zwei Dialekte
e~er Insel beziehen. Die erste Liste sei möglicherweise von Gran Canaria,
die zweite von Tenerife (37).
Später, 1957 in seinem Artikel "Dilletantismus und Scharlatanerie
und die Erforschung der Eingeborenensprache der Kanarischen Inseln"
ändert Wölfel seinen gemäßigten Stil, um ungehalten gegen die Amateure
und Scharlatane anzugehen, die sich der Erforschung der Sprache der
kanarischen Urbewohner widmeten. Er wies darauf hin, daß eine Quelle
für die Irrtümer in der linguistischen Forschung dem Enthusiamus entspringt,
"der sich nicht zufrieden geben will mit den Lücken unserer Erkenntnis,
der ein volles rundes Bild geben will, statt vager Umrisse und der
der Zukunft und den Möglichkeiten vorauseilen will". Aber diese Begeisterung
braucht zwangsläufig den Filter der Methode, denn nur so kann
verhindert werden, daß das Studienobjekt unter einem Berg der Irrtümer
verschwindet.
W ölf el schrieb entschlossen gegen die Freibeuter der Wissenschaft,
die sich darauf verlassen, daß das, was sie hinschreiben und drucken lassen,
weil es aus einem hochspezialisierten, im allgemeinen nicht bekannten
Sondergebiet der Wissenschaft stammt, von der übergroßen Mehrzahl der
Leser und Hörer nicht überprüft werden kann, und nun schamlos bewußte
Lügen hervorbringen, Quellen zitieren, die sie nie in der Hand hatten,
ihnen Aussagen zuschreiben, die das absolute Gegenteil von dem sind, was
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sie wirklich sagen und das alles mit einer solchen frechen Sicherheit hinschreiben,
daß jeder, der es nicht besser weiß, glauben muß, vor der Quelle
der Wahrheit selbst zu stehen."
Diese harten Worte waren besonders gegen Ernest Zyhlarz gerichtet.
Dieser deutsche Sprachwissenschaftler hatte 1950 den Artikel "Das
kanarische Berberisch in seinem sprachgeschichtlichen Milieu" (39) veröffentlicht,
in dem er seine Vorstellungen von der sprachlichen Mannigfaltigkeit
der prähispanischen Kanaren verteidigte. Die von Zyhlarz in dieser
und in anderen Arbeiten angewandte Methodologie wurde von W ölfel
kritisiert, der alle Irrtümer und Fehler aufdeckte, die es in einer strengen
wissenschaftlichen Praxis nicht geben dürfte.
Die letzten Jahre Wölfels waren Jahre des Schweigens, der körperlichen
Hinfälligkeit und der Einsamkeit. Das Herzleiden, das schon 1953
der Grund für seinen Abschied von der Universität gewesen war, verschlimmerte
sich. Dazu kamen ein hartnäckiges Bronchialleiden und die
Schwierigkeiten, die sein schlechtes Sehvermögen verursachten, das er in
den vielen Jahren der intensiven Forschungen und Studien überfordert
hatte. Eine der wenigen Freuden in diesen letzten Jahren war die Ernennung
zum Doctor honoris causa durch die Universität von La Laguna im
Jahre 1960, aber er selber konnte leider zur feierlichen Verleihung nicht
mehr kommen. Das Schicksal erlaubte es ihm auch nicht, die Veröffentlichung
seines Hauptwerkes zu erleben. Er verstarb am 27. April 1963, als
sich der Frühling in Wien mit Licht erfüllte.
1965 konnte die internationale Wissenschaftlergemeinde detailliert
das erwartete Werk des österreichischen Forschers, die Monumenta Linguae
Canariae, kennenlernen, das schließlich in Graz dank der Anstrengungen
seines Freundes Prof. Dr. Alois Closs und seines Schülers Prof. Dr.
Hans Biedermann veröffentlicht wurde. Das Werk ist in sechs Teile gegliedert.
Im ersten Teil (Kritik der Quellen, Kompilatoren und bisherige
Bearbeiter des Kanarischen, S. 9-128) behandelt Wölfel Fragen der Dialektologie
und Paläographie und kommentiert ausführlich die Eigenheiten
aller untersuchten Quellen, von der ältesten - dem Bericht des Niccoloso
da Recco von 1341 - bis zu den jüngsten von G. Glas und Viera y Clavijo.
Der zweite Teil (Quellenzeugnisse zur Sprache, zu ihrem Charakter
und den Beziehungen der Inselmundarten zueinander, S. 129-144) widmet
sich den Texten (Azurara, Ca da Mosto, Bernaldez, Nichols, Scory, Torriani,
Fructuoso, Espinosa, Abreu Galindo u.a.), die sich besonders mit dem
Wesen der Sprache der Ureinwohner befaßt hatten sowie mit den sprachlichen
Verbindungen der prähispanischen Kanaren. Auch die Frage der
Homogenität oder Verschiedenheit der alten Mundarten der Inseln wird
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der Analyse unterzogen.
Der dritte Abschnitt ist ein alphabetischer Index aller Wörter mit
einem Hinweis auf den Paragraphen, in dem sie untersucht werden (Das
kanarische Sprachmaterial in alphabetischer Reihung der Quellennotierungen
/ zugleich Register, S. 145-351). In den beiden nächsten Teilen,
etwas über 500 Seiten lang, entwickelt Wölfe! die linguistischen Untersuchungen
des inventarisierten Sprachmaterials.
Im vierten Teil (Das kanarische Sprachmaterial mit bekannten
Deutungen, S. 353-645) werden die mit ihren Bedeutungen erhaltenen
Elemente untersucht: die wenigen und sehr schlecht übermittelten Sätze,
die Wörter mit Bezug auf Familie und Sozialstruktur, die Termini aus dem
Bereich der Personen-, Orts- und Heiligennamen, die Bezeichnung für
Tiere, Pflanzen und Lebensmittel, die Wörter bezogen auf Kleidung,
Hausrat und Waffen sowie das Zahlensystem.
Für den fünften Teil (Das kanarische Sprachmaterial ohne Bedeutungsangabe,
S. 647-900) bleiben die Materialien, deren Bedeutung man
nicht kennt und die mehrheitlich Personen- und Ortsnamen sind.
Das Werk schließt in einem sechsten Kapitel (Das Kanarische, das
Atlantolibysche und die Sprache der Megalithiker, S. 901-906), von der
Wölfe! ein detailliertes Schema von 167 Kapitelüberschriften lieferte. Er
widmete die 65 ersten Überschriften der Analyse den prähispanischen
Sprachen und dem Versuch, ihre historischen Grammatiken über das Studium
des Vokalismus, des Konsonantismus, des Systems der Wortbildung,
des grammatikalischen Verhaltes des Substantivs, des Verbs und der Pronomen
zu rekonstruieren. Der Rest der Überschriften - von 66 bis 167 -
war Gedanken über die Beziehungen zwischen den ursprünglichen Sprachen
der Inseln und den Berbersprachen gewidmet, außerdem den Beziehungen
zwischen den alten Sprachen Nordafrikas und des Mittelmeerbeckens
(Altägyptisch, Libysch, Koptisch, Kuschitisch, Baskisch, Etruskisch etc.),
das alles im Rahmen der Theorie W ölfels über die Megalithkulturen.
Von besonderem Interesse ist das Vorwort und die Einleitung des
Werkes, um die persönlichen Lebensumstände des Autors kennenzulernen
und die Perspektiven, unter denen er einerseits die Forschung aufnahm
und andererseits die Ergebnisse veröffentlichte. Im Vorwort, datiert im
Mai 1945 in Wien, beginnt Wölfe! mit zwei Warnungen. In der ersten warnt
er jene, die sich mit dem Buch befassen, daß sie in ihm nicht die Sprache
der Megalithkultur finden, die im Untertitel der Monumenta angesprochen
wird - sowohl in der vernichteten Ausgabe von Leipzig (Die kanarischen
Sprachdenkmäler und die Sprache der Megalithkultur), als auch in der
posthumen Ausgabe von Graz (Eine Studie zur Vor- und Frühgeschichte
Weißafrikas). Er kann zwar die Existenz eine Vokabulars und anderer
21
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gemeinsamer Elemente vor und während der lndogermanisierung Eurafrikas
nachweisen, mit den vorhandenen Mitteln ist für ihn aber eine umfassende
Kenntnis des sprachlichen Systems dieser Kultur nicht erreichbar, so
wie dies vermutlich für andere Forscher ebenfalls sein würde.
Als zweite Warnung bemerkt Wölfe!, daß - trotz aller Anstrengungen
in der Zeit der Materialsammlung, die zehn Jahre dauerte, und in den
sieben Jahren der späteren Studien - das ursprüngliche Projekt nicht vollständig
durchgeführt worden war. Was den kanarischen, sprachlichen
Korpus betrifft, so haben ihm die Zeit und die ursprünglichen persönlichen
Umstände nicht erlaubt, alle erreichbaren Quellen zu Rate zu ziehen.
Deshalb ist das Inventar der Monumenta unvollständig. Es war ihm bewußt,
daß es noch ein umfangreicheres Repertoire von Ortsnamen gab,
das weder gesammelt noch untersucht worden war, eine Tatsache, die auch
auf die umgangssprachlichen Wörter der Ureinwohner zutraf, die im Spanisch
der Inseln überlebt hatten. An diesem Punkt fragte sich W ölfel, ob
diese Umstände es nicht ratsam scheinen ließen, die Veröffentlichung für
eine Weile zu verschieben, bis die Arbeit abgeschlossen wäre. Seine Antwort
kann nicht offenherziger und ehrlicher sein.
Die Entscheidung, das Material für eine Publikation vorzubereiten,
so wie es war, auf dem erreichten Stand der Sammlung und Untersuchungen,
traf er in der festen Überzeugung, daß kein Forscher die Fortsetzung
dieser Arbeit übernehmen würde, und auch, weil er sich in schwierigen
Lebensumständen befand. Zur Erinnerung: er wurde aus dem Ethnologischen
Museum entlassen und von der Universität relegiert, seine Konflikte
mit der Naziherrschaft, die harten Bedingungen des Krieges - in dieser
Lage hatte er keine Hoffnung mehr, seinen sprachlichen Korpus vervollständigen
zu können, indem er Feldforschung auf den Kanarischen Inseln
betrieb oder nicht besuchte Bibliotheken und Archive auf suchte.
Als humoristischen Kontrapunkt zu seinen wissenschaftlichen Gedanken
und Methoden stellte Wölfe! der Einleitung der Monumenta (S. 1-
7) ein Zitat von Voltaire voran: "L'etymologie est une science dans laquelle
des voyelles ne sont rien, et les consonnes tres peu de chose" (Die Etymologie
ist eine Wissenschaft, in der die Vokale nichts und die Konsonanten
sehr wenig bedeuten). In diesem Abschnitt ist die Position des Linguisten
zu der Sprache der alten Kanarier dargelegt sowie die methodologischen
Vorschläge zu ihrer Untersuchung. Wölfe! weist darauf hin, daß
aufgrund der wenig erhaltenen Materialien die Methode des Sprachvergleiches
die geeignetste sei, um Erkenntnisse über das Wesen der prähispanischen
Sprachen der Kanaren zu erlangen.
Für Wölfe! galt es nicht, sich auf das Abzählen von Fenstern dieses
Hauses der Eingeborenen-Sprachen zu beschränken. Die Aufgabe war,
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einen oder mehrere Schlüssel zu suchen, die uns ins Innere dieses Hauses
führen könnten; und der Schlüssel ist der Sprachvergleich. Geographische
Gründe rieten an, die vergleichenden Analysen mit Sprachen aus dem
Nordwesten Afrikas vorzunehmen: das Gebiet der Berbersprachen; und
auf die gleiche Weise sollte die Forschung andere antike Sprachsysteme
mit einschließen, wie das Baskische, das Iberische, das Punische und im
allgemeinen alle vorindoeuropäischen Sprachen des Mittelmeerraumes.
Die Bedeutung des Werkes von Dominik Josef Wölfel ist ohne Mühe
erkennbar. Einerseits die großartige und tiefschürfende Arbeit der Materialsammlung,
eine unglaubliche Arbeit für einen einzelnene Forscher,
andererseits die überlegte und wissenschaftliche Strukturierung des Material
nach lexikalischen Bereichen. Dann die peinlich genaue chronologische
Klassifikation der Wörter und Ausdrücke sowie der Weg, den diese
von einer Quelle zur anderen genommen hatten, und die gewissenhafte
Analyse der gesammelten Formen. Und dazu kommen weitere wertvolle
Angaben, wie die Liste von Pflanzen- und Fischnamen in Berberisch, damit
sie von späteren Forschern benutzt werden konnten.
Aber unser Kommentar, der auch in der Bewunderung versucht
genau zu sein, sollte nicht nur die zahlreichen, positiven Werte verzeichnen,
die das Werk enthält. Aus diesem Grund und auch, um den Gefühlen
und Prinzipien des Autors genüge zu tun, möchten wir auf einige nennenswerte
Mängel und Irrtümer hinweisen, ein Umstand, den selbst Wölfel
schon auf der ersten Seite seines Magnum Opus in Betracht zieht, wenn er
ein vielsagendes Zitat des spanischen Gelehrten Marcelino Menendez y
Pelayo zitiert: " ... me resigno de antemano a que esta labor mia, obra al fin
de un autoditacto y de un solitario, resuelte eo algunos puntos manca y
impcrfecta a pesar de todos mis esfuerzos ... " ( ... ich füge mich im voraus
darin, daß dieses mein Werk, letztlich das eines Autodidakten und Einzelgängers,
in einigen Punkten trotz all meiner Anstrengungen unvollständig
und mangelhaft sein wird ... ).
Einige dieser Mängel sind das Ergebnis von Fehl-Lesungen. Seine
langjährigen Forschungen in den Archiven hatten Wölfel zu einem erfahrenen
Paläographen gemacht, aber bei einigen Gelegenheiten sind ihm
falsche Lesungen unterlaufen, die in den meisten Fällen die Richtung seiner
Analysen und folglich seiner Forschungsergebnisse negativ beeinflußt
haben. So las er in den Schriften des Jose Agustin Rixo boruca ( 40), tanaya,
Arguagoda, jarca und monocoya statt bornea, tarraya, Arguayoda,
jarea und morrocoyo. In anderen Fällen machten sich die wenig tiefen
Kenntnisse des Spanischen und Portugiesischen bemerkbar. Obwohl er die
korrekte Herkunft von Wörtern, wie anjova, bucio, tea, coruja, gilbarbera,
eherne, burgado und esteo, feststellen konnte, gelang es ihm nicht, die
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romanischen Parallelwörter zu den Kanarismen claca (Port. craca), vmat1-
go (Port. · vinhatigo), ademo (Port. aderno, Kast. aladierna, aladierno),
arrife (Port. arrife), nevada (Port. nevada, Galic. nevoda, Span. nebeda),
ruma (Port. ruma, Span. ruma), cabuco (Port. und Gal. cavaco), sämago
(Span. samago, Port. samago) und andere (41) zu entdecken, die er dann
konsequent den prähispanischen Sprachen der Kanaren zurechnete.
Gleichfalls bemerkte er nicht den eindeutigen Romanismus des
kanarischen Wortes abisero: "nicht von der Sonne beschienener (Berg-)
Abhang", von dem es zahlreiche Parallelen im Westen der Iberischen
Halbinsel gibt: abejedo, abiseiro und abisiu in Galicien, abeseo und avesedo
in Le6n, avisseiro, abexedo und abijeiro in Portugal (42). Wölfel sah in
abisero - wie später auch J. Alvarez Delgado - ein prähispanisches Wort,
für das er eine suggestive etymologische Hypothese ohne jegliche Grundlage
entwarf (43).
Das Inventar der Materialien weist ebenfalls einige Mängel auf.
Schon Wölfel selbst warnt in seinem Vorwort, daß seine Sammlung ein
unvollständiger Korpus ist. Es fehlen darin charakteristische prähispanische
Wörter, wie teberite (oder chibirito), tabaraste (oder tarabaste), chajasco,
tacanija sowie die lexikalische Serie der Farbbezeichnungen für das
Vieh, die im Dialekt von El Hierro überlebt hat. Dazu kommt, daß er in
seiner Liste Termini aufführt, die nicht aus den Sprachen der Ureinwohner
stammen, wie die Wörter Guisla und Amorin. Das erste Wort ist ein flämischer
Familienname, der auf La Palma verbreitet ist und sich bei kleineren
Orten als Bezeichnung erhalten hat; das zweite ist ein vermutlich portugiesischer
Familienname, den es auf den Kanarischen Inseln häufig gibt.
Trotzdem, diese Irrtümer und andere, die man zitieren könnte ( 44 ), vermindern
auf keinen Fall die Bedeutung dieser Arbeit.
Dieses Werk Wölfels beinhaltet genügend Werte, um in seiner Gesamteinschätzung
ein eindeutig positives Urteil zu erhalten. Wölfel war
zweifellos der Prototyp des vielseitigen und unternehmenden Gelehrten.
Er drang mit der gleichen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit in Fragen
der Linguistik ein wie in Themen der Anthropologie, Archäologie oder
Antiken Geschichte, und er fühlte den gleichen Enthusiasmus für die etymologische
Hypothese eines einzelnen Wortes wie für eine Theorie von
großer Tragweite. Mit seinen Forschungen umfaßt er einen außergewöhlich
großen geographischen Raum, der von Irland und Skandinavien bis ins
saharische Afrika reichte und von den Kanarischen Inseln über das Mittelmeer
bis nach Ozeanien.
Wir stehen auch vor einem Mann mit einer bemerkenswerten und
ehrlichen Schlichtheit, der in keinem Augenblick eine vernünftige Einschätzung
der Dinge aus den Augen zu verlieren schien und der - immer
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von den zuverlässigen Hinweisen seiner Prinzipien unterstützt - nie von
seinem Lebensweg und seinem Kurs in der Ausübung der Wissenschaft
abwich. Das haben wir in seinen Handlungen gesehen und in seinen Worten
gehört.
Über die Gelehrten schrieb er: "Wir Gelehrte sind allzumalen
Menschen und als solche dem Irrtum unterworfen und wer da glaubt, nie
geirrt zu haben, der offenbart mit diesem Glauben bereits, daß auch er
irrt" (45). Über seine kanarischen Sprachforschungen: "Ich bin weit davon
entfernt, für alles eine Lösung gefunden zu haben, und ich glaube auch
nicht, daß jemand sie finden könnte, aber ich habe viel erreicht und zwar
sicher" (46). Und an anderer Stelle: "Andere können nun die Lücken
ausfüllen, die ich lassen mußte, können zu den Erkenntnissen vorstoßen,
die meinen Möglichkeiten oder Fähigkeiten versagt waren. Wenn ich bei
der Kritik meiner Vorgänger zu hart oder zu streng gewesen bin, so liegt
dies an meinem Eifer für die Sache und man möge es mir verzeihen, so wie
ich es jenen verzeihe, die mit mir hart oder ungerecht waren oder sein
werden" (47).
Zu seiner ehrlichen Bescheidenheit trat bei Wölfel auch die vornehme
Tugend der Dankbarkeit. Er vergaß nie, in seinen veröffentlichten
Arbeiten den Personen und Institutionen zu danken, die seine Arbeit in
irgendeiner Weise unterstützt hatten. Seine Ausgabe des Torriani widmete
er Eugen Fischer, in seinem Hauptwerk erinnerte er an die Professoren
Diedrich Westermann, Wilhelm Schmidt und Gustav Villoth sowie an eine
lange Reihe von Institutionen und Personen, unter denen seine Frau einen
besonderen Platz einnahm: "Wenn mein Werk nach den mannigfachen
Widrigkeiten der Kriegszeit ... schließlich doch zum Druck erscheint, so
wurde dies auch durch das heroische Opfer meiner Frau möglich gemacht,
die durch ihre Büroarbeit während meiner Pensionierung meine wissenschaftliche
Arbeit erst ermöglichte" ( 48). Wie der Mensch, so der Wissenschaftler.
Die Kanarischen Inseln hatten das Glück, daß sich ihr Weg und
der dieses einzigartigen Wieners kreuzten. Wir glauben nicht zu irren, wenn
wir uns vorstellen, daß sein Geist mit uns ist und daß er von irgendeinem
immateriellen Turm aus vergnügt diese Inseln im Atlantik betrachtet, die
die Dichter der Antike "Die Glücklichen" nannten.
Weitere bibliographische Angaben:
Fischer, Eugen (1967): Reseiia de Monumenta Linguae Canariae de D.J.
Wölfel.- Revista de Historia, La Laguna, XXI, 152-157
Perez Perez, Buenaventura (1981): Toponimos tinerfeiios.- Burgfried-Verlag,
Hallein, 119 S.
25
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Regulo Perez, Juan (1965-66): Reseö.a de Monumenta Linguae Canariae
de D.J. Wölfel.- Revista de Historia, XXX, 206
Serra Rafols, Elias (1945): Las Islas Canarias y sus indigenas (Notas a la
edici6n del Dr. Dominik J. Wölfel y documentos sobre la estancia de
Torriani en Tenerife).- Separata aus Tagoror, Jahrbuch des Instituto
de Estudios Canarios, La Laguna
Serra Rafols, Elias (1953): Reseö.a de "Le probleme des rapports du guanche
et du herbere" de Dominik Josef Wölfel.- Revista de Historia,
La Laguna, XIX, 289-290
Serra Rafols, Elias (1963): "Necrologia" en Dr. D.J. Wölfel. Recuerdo de
su vida y de su obra canaria.- Separata aus Estudios Canarios, Jahrbuch
des Instituto de Estudios Canarios, VIII, 55-58
Wölfel, Dominik Josef (1942): Ensayo provisional sobre los sellos e inscripciones
canarios (con dos laminas), Revista de Historia, La Laguna,
VIII, 106-107 und 151-155
Wölfel, Dominik Josef (1980): Estudios Canarios 1.- Burgfried-Verlag,
Hallein (Nachdruck wichtiger Aufsätze mit Originalpaginierung)
Anmerkungen
(1) Diese und weitere biographische Einzelheiten können bei F. Anders
"Dominik Josef Wölfel (1888-1963), Wiener Völkerkundliche Mitteilungen,
XI, Bnd. VI, 1-4, nachgelesen werden. Auch in D.J. Wölfel, Monumenta
Linguae Canariae, Graz 1965, VII-IX
(2) In seinem Vortrag "Los indigenas canarios, problema central de antropologia",
Ende 1932 in der Presse von Santa Cruz de Tenerife veröffentlicht,
versichert Wölfel: "1920 hatte ich für meine kanarischen Forschungsprojekte
die Unterstützung eines Amerikaners gefunden, aber bevor ich
mit der Arbeit beginnen konnte, zog sich der Amerikaner zurück, weil er
wirtschaftliche Verluste erlitten hatte, und auch weil er glaubte, daß die
Arbeiten seines Landsmannes, Mr. Hooton, die Probleme geklärt hatten.
Trotzt der schon aufgestellten Planung mußte ich die Angelegenheit aufgeben
und vorläufig resignieren. Aber ich habe nicht von den erreichten
Ergebnissen, noch meinen Plan für die endgültige Lösung der Fragen,
veröffentlicht, denn ich war überzeugt, daß mir noch so viel fehlte, um
gesicherte Aussagen zu machen, und auch überzeugt, daß der Augenblick
der Durchführung meiner Pläne noch kommen würde."
Und später fügte er hinzu: Vor 15 Jahren wurde mein Interesse für immer
auf die Frage der kanarischen Urbewohner fixiert, zuerst und besonders in
dem, was die Ethnologie und Linguistik betrifft, aber nicht weniger in den
Aspekten der Anthropologie und Archäologie des Problems".
26
© Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca Universitaria, 2017
(3) Siehe Wölfe! "Los indigenas canarios, problema central de le anlropologia",
op. eil.. "Nachdem ich mehr und mehr in den Studien vorgedrungen
war, hatte ich mich überzeugt, daß die gesamte Forschungsarbeit noch
getan werden mußte. Außer der Geschichte der Eroberung war alles übrige
von mehr oder weniger fähigen Laien behandelt worden, es mangelte
also noch die genaue und wissenschaftliche Bearbeitung, es fehlte noch
jegliche genaue Grundlage, um zu einer Lösung der Fragen zu gelangen.
Meiner Meinung nach mußte die historische Forschung die Grundlage für
alles andere liefern. Historische Quellen sind die Berichte der alten Geschichtsschreiber
über Sitten und Religion der Eingeborenen, historische
Quellen sind Werke, die Reste der alten Sprachen der Inseln enthalten, die
Beschreibungen ihrer Waffen und Utensilien. Folglich muß jegliche ethnologische
und linguistische Forschung mit einer vollständigen Sammlung
aller Dokumente, Manuskripte und Bücher beginnen, die ein mehr oder
weniger zeitgenössisches und authentisches Zeugnis darstellen, und nur
mittels einer sehr strengen historischen und Textkritik kann man den Wert
dieser Quellen feststellen."
(4) Siehe Eugen Fischer: "Dr. D.J. Wölfe!. Recuerdo de su vida y de su
obra canaria", Estudios Canarios, Jahrbuch des lnstituto de Estudios
Canarios, Vlll, La Laguna 1963, 51 ff. Ebenfalls siehe Wölfe!, D.J.: "Los
indigenas canarios, problema central de la antropologia", op. cit.
(5) Siehe Vergil, Äneis, VI. Buch
(6) Siehe "Elogio a Tenerife. Una frase de Wölfe!", La Tarde, Santa Cruz
de Tenerife, VI. Jg. Nr. 2048, 19.12.1932
(7) Siehe "Hoy", Santa Cruz de Tenerife, 29. u. 30.12.1932
(8) Es handelt sich um Francisca Gazmira, auch Francisca la Palmesa
genannt. Über diese Person siehe Wölfe!: "La Curia Romana y la Corona
de Espana en la defensa de los aborigenes canarios", Anthropos XXV,
1930, 1028-1029
(9) Siehe "Expresi6n de G.A. El Dr. Dominik Josef Wölfe!" , La Tarde,
Santa Cruz de Tenerife, VI. Jg. Nr. 2059, 31.12.1933
(10) Veröffentlicht in der wissenschaftlichen Zeitschrift "La medicina
canaria", Santa Cruz de Tenerife, Dezember 1932, 1-11
(11) Siehe "Noticias sueltas y sin ilaci6n ... ", Manuskript aus dem 19. Jh.,
4 Foliobände, Sociedad "La Cosmol6gica", Santa Cruz de La Palma. Vom
ersten Band der "Noticias" gibt es zwei Ausgaben, eine von 1975, die
zweite von 1987.
(12) Siehe "Lenguaje de los antiguos isletios", handschriftliches Manuskript
das 19. Jh., Puerto de la Cruz. Wölfe! konnte das Originalmanuskript
nicht zu Rate ziehen, sondern nur die Kopie, die A. Miliares angefertigt
hatte und die unter dam Titel "Catalogo de voces indigenas canarias" im
27
© Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca Universitaria, 2017
Museo Canario in Las Palmas de Gran Canaria aufbewahrt wird.
(13) Siehe "Die Kanarischen Inseln und ihre Urbewohner. Eine unbekannte
Bilderhandschrift vom Jahre 1590". Im italienischen Urtext und in
deutscher Übersetzung sowie mit völkerkundlichen, historisch-geographischen
und archäologischen Beiträgen herausgegeben von Dr. Dominik
Josef Wollei. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Geographie
und Völkerkunde, Bd. 6, Leipzig 1940 (Nachdruck Hallein 1979). Es gibt
eine spanische Ausgabe: Descripci6n e historia de! rnino de las lslas Canarias,
antes Afortunadas, con el parecer se sus fortificaciones.- Übersetzung
aus dem Italienischen, mit einer Einführung und Anmerkungen von A.
Cioranescu, Santa Cruz de Tenerife 1978.
(14) in "Varia Africana l", Harvard African Studies I, Cambridge/Mass.,
95-129
(15) Juan Alvarez Delgado, in seinem Werk "Miscelanea Guanche", Santa
Cruz de Tenerife, 1941, 105 ff., widmete diesem Beitrag Wöllels einen
langen Kommentar.
(16) Siehe Carmen Diaz Alay6n "Comentario toponimico de Lanzarote a
prop6sito de una antigua carta geografica", Anuario de Estudios Atlanticos
34, Madrid - Las Palmas 1988
(17) Siehe Carmen Diaz Alay6n, op. cit.
(18) Siehe "Historia de la conquista de las siete islas de Canaria", kritische
Ausgabe mit Einleitung, Anmerkungen und Register von A. Cioranescu,
Santa Cruz de Tenerife, 1977, S. 285: "Tambien -nacen dentro de esta
Caldera, en cierta parte, muchos inciensos, que llamaban anarfeque; y por
eso se llama aquel lugar Beninarfaca". Alvarez Delgado (Miscelanea
Guanche, S. 136) schien die Verwandtschaft, die Wöllel zwischen facana
und anarfeque feststellte, nicht wahrscheinlich, weil seiner Meinung nach
die Wurzel des Wortes (a)narfek(e) ist, wie die zusammengesetzte Form
beni-narfac-a beweist. Deshalb stellte er facana in die Nähe von anderen
kanarischen Elemente: Afaganige, Figuen, Fiquinico.
(19) Siehe D.J. Wölle!: "Nord- und Weißafrika", in: Illustrierte Völkerkunde,
hsg. von A. Bematzik, Bd. I, Bibliographisches Institut, Leipzig
1939, und "Die Hauptprobleme Weißafrikas", in: Archiv für Anthropologie,
Völkerforschung und kolonialen Kulturwandel (Neue Folge), Bd.
XXVIII, Nr. 3-4, Braunschweig 1942, 89-140. Von diesem letzten Artikel
gibt es eine lange spanische Zusammenfassung von Alberto G. Sastre, EI
Museo Canario, V. Jg., 1944, Nr. 9, 81-83, Nr. 10, 37-48 und Nr. 11, 59-69.
(20) Siehe "Monumenta Linguae Canariae", Revista de Historia XI, 105-
111.
(21) Über diese Frage, siehe Emilia Hardisson Pizarroso: "Una frase
desconocida en canario", Gaceta de Tenerife, Nr. 7843, 28.10.1934 und
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"Una frase desconocida en antiguo canario", Revista de Historia VIII,
1942, 47-54; J. Alvarez Delgado "Miscelanea Guanche", Santa Cruz de
Tenerife 1941, 155-157, und "EI padrenuestro en guanche", Revista de
Historia IX, 1942, 173-174; D.J. Wölfel "Torriani und die Sprache der
Kanaren, in seiner Ausgabe von L. Torriani, op. cit., 252-263, und "Monumenta
Linguae Canariae", 399-403. (22) Siehe Hesperis XL, 3.-4. Trimester,
523-527.
(23) Siehe "L'Ethnographie et les Annales de la conquete", in Ph. B. Webb
und S. Berthelot, Histoire Naturelle des Iles Canaries, I, Paris 1842. Es gibt
eine spanische Fassung "Etnografia y Anales de 1a conquista de las Islas
Canarias, übersetzt von J. A. Malibran, Santa Cruz de Tenerife 1849
(24) Siehe "Estudios historicos, climatologicos y patologicos de las Islas
Canarias, Las Palmas de Gran Canaria, 1876-1880.
(25) Siehe "Libro primeiro das Saudades da Terra", Ponta Delgada
(Azoren) 1966. Es gibt eine spanische Fassung in Gaspar Fructuoso "Las
Islas Canarias" de "Saudades da Terra", Vorwort, Übersetzung, Glossar
und Index von Elias Serra Rafols, Juan Regulo und Sebastiäo Pestana,
Instituto de Estudios Canarios, La Laguna 1964 (Fantes Rerum Canariarum
XII).
(26) Die textgetreuen Worte Anton Delgados zitiert von Wölfel in "Le
probleme des rapports du guanche et du berbere", S. 525 sind: "mais de la
cote de la Berberie et anterieurement a l'Islam. Je connais trois des langues
des Canaries, la langue matemelles de la Grande Canarie, la langue de
Teneriffe, et le langue de la Gomere, et les trois sont parentes. J'ai participe
avec l' Adelantado a la conquete de la Berberie et 1a langue de ce pays
a une ressemblance avec ma langue matemelle". Die Aussage Anton
Delgados, die im Buch Fructuosos in der schon erwähnten Ausgabe der
Azoren 1966 (S. 78) und der Kanarischen Inseln von 1964 (S. 11) erscheint,
ist allerdings ziemlich unterschiedlich. " ... lhe respondeu Antao pelgado,
sorrindo-se, que donde podiam proceder senao dessa Berberia, que estava
ali täo perto. E Andre Martins lhe replicou, que näo podia isso ser, porque
se foram dai, tiveram a lei, e seita dos mouros, e a mesma lingua. Ao que
Antäo Delgado respondeu, dizendo, parece, que naquele tempo em que os
moradores destas Ilhas Canarias vieram aqui ter da terra da Af rica, näo
havia ainda a seita de Mafämede, que agora tem os mouros; porque eu
entendo tres linguas, convem a saber, a de Canaria, a de Tenarife e a de
Gomeira; e tödas väo quasi parecendo a linguagem dos mouros. E disse
mais Antäo Delgado, que bem parecia isto ser assim, pois os canarios töda
a maneira tinham dos mouros em seus costumes, porque tem suas moendas
de mäo, e usam de gofio como mouros, e parece, que ainda que mudaram
a linguagem que traziam de principio, näo mudaram alguns costumes de
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sua terra, que com os olhos viram, e lä entre si costumavam. E ainda que
os canärios tinham variedade, suas linguagens quasi t6das tem un mcxlo da
<los mouros." (" ... antwortete ihm Anton Delgado lächelnd, wo sollten sie
herkommen, wenn nicht aus der Berberei, die da so nahe war. Und Andre
Martins erwiderte, daß das nicht sein könne, denn wenn sie von daher
wären, hätten sie das Gesetz und Glauben der Mauren und dieselbe Sprache.
Darauf antwortete Ant6n Delgado und sagte, daß vermutlich in jener
Zeit, in der die Bewohner dieser Kanarischen Inseln nach hier von den
Ländern Afrikas gekommen wären, es noch nicht den Glauben Mohammeds
gegeben habe, den die Mauren jetzt hätten; denn ich verstehe drei
Sprachen, nämlich die von Canaria, die von Tenerife und die von Gomera;
und alle gleichen sich in etwa der Sprache der Mauren. Und weiter sagte
Anton Delgado, daß dies wohl so wäre, weil die Kanarier außerdem ihre
Bräuche von den Mauren hätten, denn sie benutzten ihre Handmühlen und
hätten den Gofio wie die Mauren, und es schiene, als - obwohl sich die
Sprachen, die sie zu Beginn mitbrachten, verändert haben - hätten sich
einige Bräuche aus ihrer Heimat, die sie mit eigenen Augen gesehen hätten
und die unter ihnen geläufig waren, nicht verändert. Und obwohl es unter
den Kanariern Unterschiede gäbe, hätten ihre Sprachen fast alle etwas von
der der Mauren.") Überraschenderweise ist der Originaltext in der Monumenta
Linguae Canariae (S. 137-138) abgedruckt.
(27) Siehe "Acta Salamanticensia" IX,1, Universität Salamanca.
(28) Siehe Lionel Galand "Berberisch, der Schlüssel zum Altkanarischen?"
in: Almogaren XVIII-XIX, 1987-1988, Institutum Canarium,
Hallein.
(28) Siehe "Revista de Historia" XVIII, Universität La Laguna.
(30) Siehe "EI Museo Canario" Nr.45-48, S. 1-64
(31) Aus dem Deutschen übersetzt von Raymond Rogett, "Hesperis" XLI,
Nr.1-2, 47-49. Diese französische Fassung ist in Wölfel, Monumenta (613-
645) abgedruckt.
(32) Diese Quelle wurde lange Zeit unerkannt in der Bibliothek der
Magliabecchi in Florenz aufbewahrt. Sie wurde zusammen mit andere~
Materialien von Sebastiano Ciampi in seiner Veröffentlichung "Monumento
d'un manuscritto autografo di Messer Gio. Boccaccio da Certaldo",
Florenz 1827, bekannt gemacht. Später zitierte S. Berthelot in seinem Buch
"L'Ethnographie et les Annales de la conquete" (S. 22-29) den lateinischen
Text und fertigte eine französische Übersetzung an. G. Chil reprcxluzierte
den Originaltext zusammen mit einer spanischen Übersetzung in Bd. I
seiner "Estudios hist6ricos, climatol6gicos y patol6gicos de las Islas Canarias",
Las Palmas de Gran Canaria 1876, 258-267.
(33) Siehe "Topografia de la Isla Afortunada Gran Canaria, Cabeza del
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Partido de toda la Provincia, comprensiva de las siete islas llamadas vulgarmente
Afortunadas ... ", Santa Cruz de Tenerife.
(34) Siehe "Historia de las siete islas de Canaria", Real Sociedad Econ6-
mica de Amigos del Pais de Gran Canaria, Las Palmas 1986, S. 269.
(35) Siehe "Estudios historicos ... ", op. cit. unter (32) , Bd. I, S. 558.
(36) Siehe "L'Ethnographie et les Annales de la conquete" , S. 190 und
226.
(37) Verschiedene Studien haben sich mit der Zählweise der alten Kanarier
befaßt, u.a. John Abercromby "A Study of the Ancient Speech of the
Canary Islands", op. cit., S. 117-121; Juan Alvarez Delgado "Sistema de
numeraci6n norteafricano. Estudio de lingüistica comparada", Madrid
1947; Wilhelm Giese "Acerca del caracter de la lengua guanche", Revista
de Historia VI, 1948; Werner Vycichl "La lengua de los antiguos canarios.
Introducci6n al estudio de la lengua y de la historia canarias", Revista de
Historia XVIII, 1952; Buenaventura Bonnet "La expedici6n portugesa a
las Canarias en 1341 (Nuevas investigaciones), Revista de Historia IX,
1943; Sabine Berthelot "L'Ethnographie et les Annales de la conquete" (S.
225-227).
(38) Memorial Andre Basset (1895-1956), Paris, S. 147-158. In spanischer
Fassung von Max Steffen wurde dieser Artikel in der Revista de Historia
XXIV, 1958, veröffentlicht.
(39) Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, 100.2, S.
403-460. Wilhelm Giese in "Los estudios de las lenguas canarias de E.
Zyhlarz", Revista de Historia XVIII, 1958, veröffentlichte eine lange Besprechung
über den Artikel von Zyhlarz.
(40) Francisco Navarro Artiles bemerkte schon diese Tatsache in seinem
Artikel "Cartas desde Majanicho. EI guanchismo boruca", La Provincia,
Las Palmas de Gran Canaria, 3.8.1979.
(41) Siehe auch die Wörter sama, estapagao (die, obwohl lautmalerischen
Ursprungs, mit den portugiesischen Elementen papagarro, patagarro und
estrapagado in Verbindung zu setzen sind), zato, mondiza und engodar.
(42) Siehe Carmen Diaz Alay6n "Materiales toponimicos de La Palma",
Excmo. Cabildo Insular de La Palma, 1987 (S. 68).
( 43) siehe "Monumenta" (S. 584-585)
(44) Nicht alle Irrtümer scheint man Wölfe} zuschreiben zu können. In der
Liste der bibliographischen Abkürzungen von Alois Closs (Monumenta, S.
908-910) wird die Abkürzung FERPER für Feman (oder Heman) Peraza
eingesetzt. W ölfel, ausgezeichneter Kenner der Vorgeschichte und der
ersten historischen Schritte der Kanaren, wußte, daß Feman Peraza - 1488
bei der Verschwörung der Gomeros in Guahedun erschlagen - kein schriftliches
Werk hinterlassen hat. Die Abkürzung FERPER bezieht sich auf
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Luis FERNANDEZ PEREZ und seine Arbeit "Palabras indigenas de la
isla de La Gomera" , Revista de Historia VII, 1940~1941 (S. 9-11).
(45) Siehe Wölfel "Dilettantismus und Scharlatanerie und die Erforschung
der Eingeborenensprache der Kanarischen Inseln", Memorial Andre Basset
(1895-1956), Paris 1957 (S. 1).
(46) Siehe Wölfel, Monumenta (S. 105).
(47) Siehe Wölfet, Monumenta (S. Xlll).
(48) Siehe Wölfel, Monumenta (S. XIV),
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