Almogaren XX/ 2 / 1989 Halleinl~ 163 - 203
Hans-Joachim Ulbrich
Timanfaya - eine altkanarische Kulturlandschaft
im Wandel der Jahrhunderte.
Geographisch-historische Betrachtungen.
Im Westen der Kanareninsel Lanzarote (861,71 km2) besteht seit der
großen Naturkatastrophe des 18. Jhs. eine unfruchtbare Gesteinswüste. Als
Jean de Bethencourt und Gadifer de la Salle 1402 die Insel mit Lizenz des
spanischen Königs Enrique III. eroberten, gehörte diese Landschaft zu den
bevorzugten Siedlungsgebieten der Ureinwohner und in Folge auch der spanischen
Kolonisten. Heute ist es zu einem großen Teil ein modern geführter
Naturpark, der dank seiner strengen Schutzbestimmungen täglich über tausend
Touristen verkraftet.
1. Die Kornkammer der Mahos
Unser Wissen über die vorspanische Periode des Gebietes um den
Timanfaya-Vulkan beruht auf wenigen Quellen des 14. bis 16. Jahrhunderts
und auf einigen archäologischen Hinweisen. Aufgrund dieser Hinweise können
wir als Schwerpunkt landwirtschaftlichen Anbaus der lanzarotischen
Ureinwohner (mahos) die Ebenen zwischen Yaiza und Tinajo und das JableGebiet
annehmen.
Eine der ältesten Quellen ist der Eroberungsbericht ("Le Canarien")
der Kapläne Pierre Boutier und Jean Leverrier, die La Salle und Bethencourt
auf ihrer Kanaren-Expedition (1402-1407 /11) begleiteten. Dort lesen wir
(spanische Ausgabe Sta. Cruz de Tenerüe 1986: 38), daß auf Lanzarote zur
Versorgung der europäischen Eindringlinge "große Mengen Gerste" gesammelt
wurden. Noch älter als der "Canarien" ist eine Einfügung in diesen, die
von AL V AREZ DELGADO (1977) als "rotero andaluz'' erkannt wurde. Diese
Sammlung von Seefahrer-Nachrichten (rotero) dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit
auf den Handel andalusischer Kaufleute mit den Kanarischen Inseln
zurückzuführen sein, der sich in den 90er Jahren des 14. Jhs. entwickelt hatte.
Hier wird über Lanzarote berichtet (S. 69): "Es gibt gutes Land zum Bearbeiten
und es wächst viel Gerste".
Der Chronist Francisco LOPEZ DE GOMARA (1552) beschreibt die
damalige Situation der Kanarischen Inseln, die präzise auch auf Lanzarote
zutrifft, mit folgenden Worten: "Wo die Kanarischen Inseln fruchtbar sind,
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Abb.1
LANZAROTE
Maßstab 1 : 430.000
• Manche
Bienes
Tiagua •
• Tao
TEGUISE •
M....C orona
Cueva
delosn
• Verdes
A HARIA
Penas det
Chache
671m
• Mozaga
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Punta de Papagayo
Masdache • , •
• S. BARTOLOME • Testelna
sind sie höchst fruchtbar, wo sie steril sind, sind sie höchst stenl". Was auf den
anderen Inseln zum großen Teil durch die klimatischen Unterschiede der
Höhenstufen bedingt ist, kann auf dem vergleichsweise niedrigen Lanzarote
( und Fuerteventura) neben Erosion und Regenmangel auf die Existenz vegeta
tionsf eindlicher Lavafelder und Dünengürtel zurückgeführt werden.
Detaillierte geografische Informationen gibt uns der kanarische Bischof
Pedro Manuel DAVILA Y CARDENAS (1737), der sich im Januar 1733
anläßlich eines Pastoralbesuches auf Lanzarote aufhielt. In seinem Werk
"Sinodales del Obispado de Canaria" hat er die Namen der zu dieser Zeit
bereits zerstörten (aber bis 1730 noch existenten) Ortschaften im Zentrum
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der Insel genau festgehalten. Unter diesen finden wir auch einige mit eindeutig
altkanarischem Ursprung, was davon zeugt, daß dieses Areal bereits zu
Zeiten der Ureinwohner ein geschätzter Kulturraum war: Tingafa, Timanfaya,
Masdache, Testeina, Iguaden (in alten Dokumenten auch Inaguaden oder
Iniguaden), Guagäro, Guagal, Conil, Geria, Masintafe, Mafaga, Guatisea, Uga
u.a .. Weitere vorspanische Namen benachbarter Ortschaften, die nicht durch
Lava oder Aschenregen zerstört wurden, runden das sprachliche Bild ab: Y aiza,
Guiguan, Tajaste, Tinajo, Tiagua, Tinguaton, Tegoyo, Tao.
Von archäologischer Seite wird dies durch zahlreiche Funde im Randgebiet
bestätigt: Noch Ende des 19. Jhs. konnte der französische Anthropologe
Rene VERNEAU Reste einer "casa honda" (halb in die Erde eingelassener
Trockensteinbau der Ureinwohner) im unzerstörten Teil von Masdache
in Augenschein nehmen (heute verschwunden). 1968 entdeckte man Skelettreste
eines erwachsenen und eines jugendlichen Ureinwohners in der Cueva
La Chifletera nördlich von EI Golfo (SERRA RAFOLS 1969). In Testeina,
das ebenfalls nur teilweise zerstört wurde, fand man vorspanische Keramik
(ROSENFELD 1963). In und um San Bartolome, dem Ajei der Ureinwohner,
existierten ehemals zwei "queseras" (vermutlich kultisch gebrauchte Rinnen
im Felsboden). Felsbilder bei Mozaga (Abb.2), die Fundstelle "Lomo de
San Andres", die "Cueva del Ma jo" bei Tiagua, Siedlungsspuren in EI Bebedero,
Las Cruces, Muiüque und Fiquinineo sind weitere Zeugnisse für diese
vorspanische Kulturlandschaft.
Die von den Eingeborenen bearbeiteten Flächen blieben zum Teil in
ihrem Besitz oder wurden von den europäischen Einwanderern (zuerst Franzosen,
dann Spanier) übernommen bzw. ausgebaut. Dies wurde, neben frucht/"
\
0 2 3cm
barer Erde, auch dadurch begünstigt,
daß hier einige der wenigen auf Lanzarote
befindlichen Quellen das in
Zisternen und Auffangbecken
(maretas) gesammelte Wasser ergänzten.
Regenwasser aufzufangen
wurde schon bei den Eingeborenen
praktiziert. In der Vega del Tablero
zwischen Uga und der Mfla.
Chupaderos soll sogar ein kleiner
Tümpel existiert haben (GABRIEL
1983). Eine Bemerkung des italie-
Abb. 2 Linear-geometrische Felsritzung
der Ureinwohner von der Pena de Mozaga
(Lanzarote); Aufnahme H.-J. Ulbrich
1989
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nischen Ingenieurs und Festungsbauers Leonardo TORRIANI, der Lanzarote
1590 im Auftrag Philipps II. von Spanien besuchte und von "anmutigen Ebenen
von großer Fruchtbarkeit" schreibt, unterstreicht die Angaben über günstige
Anbau-Verhältnisse. Demnach lohnte sich hier das Anlegen von "haciendas",
wobei man sich auch der Hilfe auf dem afrikanischen Festland geraubter
Berber-Sklaven bediente. Das Landgut "lnaguaden" zum Beispiel gehörte
zum gräflichen Besitz des Agustin de Herrera. Unter seinen dort als Landarbeiter
und Hirten eingesetzten Berber-Sklaven zettelte der algerische Pirat
Morato Arräez 1586 einen Aufstand an. Der Ortsname "Masi6n" eines Weilers
bei Fernes geht auf ein Landgut des normannischen Gouverneurs Maciot
de Bethencourt zurück.
Das Gebiet wurde aber von den Europäern nicht nur für Ackerbau
(und etwas Weinbau) genutzt, sondern weite Landstriche auch für die Viehhaltung.
Ziegenherden gediehen hier auf das prächtigste. Noch heute erinnern
die Namen einiger Vulkane an Ziegenzüchter, wie (Miia.) Pedro Perico, (Mna.)
Maria Hernandez oder (Mö.a. de la) Vieja Gabriela, die damals im Süden des
hier behandelten Gebietes ihre Ranch besaßen.
All diesen landwirtschaftlichen Bemühungen wurden durch die katastrophalen
Vulkanausbrüche des 18. Jhs. ein abruptes Ende gesetzt.
2. Die Naturkatastrophen Lanzarotes im Spiegel alter Berichte
Dem deutschen Geologen und wissenschaftlichen Reisenden Leopold
von Buch verdanken wir einen der wenigen und zudem historisch und naturgeschichtlich
außerordentlich wichtigen Berichte über die größte Naturkatastrophe
der Kanarischen Inseln in geschichtlicher Zeit. Als sich der Gelehrte
Anfang des 19. Jhs. in Santa Cruz de Tenerife aufhielt, entdeckte er in einer
Privat-Bibliothek ein Manuskript des Pfarrers von Yaiza, Don Andres Lorenzo
Curbelo Perdomo. In diesem "Diario de apuntaciones de las circunstancias
que acaecieron en Lanzarote cuando ardieron los volcanes, ano 1730 hasta
1736" genannten Tagebuch (gewidmet dem kanarischen Bischof Don Juan
Francisco Guillen), beschreibt der Pfarrer hautnah die Vulkanausbrüche des
18. Jhs., die in unmittelbarer Nachbarschaft seines Sprengels stattfanden. Der
Titel seines Manuskriptes, das heute leider verschollen ist, wurde uns durch
VIERA Y CLA VIJO (1772-83) überliefert.
Der Pfarrer verließ zusammen mit seinen verängstigten Gemeindemitgliedern
Anfang des Jahres 1732 den lebensgefährlich gewordenen Heimatort
in Richtung Gran Canaria. Sein Bericht umfaßt deshalb nur die ersten 16 Monate
der Katastrophe, die ungewöhnlich lange vom 1. September 1730 bis zum 16.
April 1736 anhielt - genau 5 Jahre und 228 Tage! Von BUCH war von den
Schilderungen so beeindruckt, daß er sie ins Deutsche übersetzte und in sei-
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nen Aufsatz "Physicalische Beschreibung der Canarischen Inseln" aufnahm,
der 1825 in Berlin erschien. Die deutsche Wiedergabe von Buchs und eine
1836 davon gefertigte französische Übersetzung stellten nahezu ein Jahrhundert
lang die einzigen greifbaren Versionen dar. Erst 1909 übersetzte der spanische
Geologe Eduardo HERNANDEZ PACHECO (1910, 1960) den Bericht
zurück ins Spanische.
Über die Person des Don Curbelo sind uns einige Daten erhalten: Er
war gebürtiger Lanzarotefio aus Sta. Catalina, einem heute unter den Lavamassen
begrabenen Ort im Zentrum des Ausbruchsgebietes. Ab 1722 war er
Pfarrer der Gemeindekirche N.S. de los Remedios in Yaiza. Nach dem Exil
auf Gran Canaria wurde er-1736 Pfarrer der Gemeindekirche N .S. de la Encamaci6n
von Haria im Norden Lanzarotes (Dokumente über ihn aus dieser
Zeit existieren von 1749 und 1755; > MC) und schließlich Beneficiado (Nutznießer)
der Kirchengemeinde N.S. de Guadalupe in der damaligen Inselhauptstadt
Teguise. Er starb am 13. Februar 1769 in Haria (Fußnote von A. Cioranescu
in VIERA Y CLAVIJO 1982, II: 884) oder in Teguise (MILLARES
CARLO & HERNANDEZ SUAREZ 1977: 307). Es existiert ein Testament
vom 3. Februar 1768.
Wie eindringlich und klar in seiner Wortwahl der Bericht des Geistlichen
ausgefallen war, zeigen beispielhaft die folgenden Textauszüge: "Am 1.
September 1730, zwischen 9 und 10 Uhr in der Nacht, brach plötzlich die
Erde auf, zwei Stunden (leguas) von Yaisa, in der Nähe von Chimanfaya.
Schon in der ersten Nacht hatte sich ein beträchtlich hoher Berg gebildet.
Flammen brachen hervor und brannten 19 Tage unaufhörlich fort. ... Durch
den Rauch fuhren in großer Menge rote und blaue glänzende Blitze, mit gleichem
Donner, wie bei Gewittern, welches für die Umwohner ebenso neu als
erschreckend war, weil sie auf ihrer Insel Gewitter nicht kennen ... Aber am
25. Dezember 1731 fühlte man das stärkste von allen Erdbeben, seit zwei, in
so heftigem Aufruhr verlebten Jahren; und am 28. Dezember kam aus dem
emporgeworfenen Kegel ein Lavastrom nach Jaretas, verbrannte das Dorf
und zerstörte die Kapelle San Juan Bautista nahe vor Yaisa."
Der bereits erwähnte Bischof DA VILA Y CARDENAS (1737) hat in
seinem Reisebericht von Lanzarote akribisch Anzahl und Namen der zerstörten
Ortschaften festgehalten, wobei er sogar die Zahl der obdachlos gewordenen
Familien aufführt. Demnach wurden durch Lava 10 Dörfer zerstört und
212 Familien vertrieben, und durch Aschenregen weitere 13 Weiler mit 208
Familien. Allen zeitgenössischen Berichten ist gleichermaßen zu entnehmen,
daß die rund 350 von Lava- und Aschemassen begrabenen Gehöfte auf dem
fruchtbarsten Boden Lanzarotes standen.
Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß rund 30 größere und über
70 kleinere Emissionszentren schätzungsweise 5 km3 (BRAVO 1964) vulka-
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Abb. 3 Primitive Darstellung der Vulkan-Ausbrüche auf Lanzarote (aus einer zeitgenössischen
Landkarte von 1730, Archivo de Simancas, Spanien)
nisches Material ausstießen und damit ein Areal von 167,2 km2 (COELLO et
al. 1985) mit Lava und Aschenregen verwüsteten, also ca. ein Fünftel der
Inselfläche. Wie schon die Lavafelder der Urvulkane, so wurde auch dieses
unfruchtbare Gebiet, auf dem sich jetzt eine bis zu 10 m mächtige Schicht
steriler Gesteinsmassen auftürmte, von den Einheimischen "malpais" (schlechtes
Land) genannt. Dem Bericht Curbelos zufolge gingen den einzelnen LavaEmissionen
stets heftige Explosionen voran (Abb. 3). Ihr infernalischer Krach
war bis zu dem 240 km entfernten Tenerife zu hören.
Extrem dünnflüssig, schoben sich die Lavaströme in alle Himmelsrichtungen
(Abb. 4): nach Nordosten bis in das EI Jable-Dünengebiet; nach Norden,
wo sie die Ortschaft Mancha Blanca bedrohten; nach Osten 20 km bis zum
Hafen von Arrecife; nach Südosten bis La Tiiiosa, dem jetzigen Puerto del
Carmen; nach Süden, wo sie den Hafen von Janubio vom Meer abtrennten
und aus der Bucht eine Lagune machten (die heute als Saline genutzt wird);
und nach Westen bzw. Nordwesten, wo sie die Insel um einige Quadratkilometer
vergrößerten.
Eine erste kartographische Darstellung der Verwüstungen existiert bereits
aus der Zeit wenige Monate nach dem Beginn der Eruptionen in einer alten
Landkarte von 1730 (Archivo de Simancas): Deutlich sind in grünem (landwirtschaftlich
genutzt) und rötlich-braunem (brach) Umfeld drei schwarze
Lavaströme erkennbar, die an der Westküste neue Landzungen gebildet hatten.
Dieser Küstenverlauf wurde allerdings durch die Lavaergüsse der folgen-
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Abb. 4 Die Ausdehnung der LavaEmissionen
von 1730-36 auf Lanzarote
(aus ROMERO et al. 1986)
den Jahre wieder weitgehend begradigt. Die Lavaströme "umspülten" dabei
auch einige der alten, vor Jahrtausenden entstandenen Vulkane und Lavafelder,
die daraufhin vom Volksmund "islotes" (Inselchen) genannt wurden, wie
der lslote de Hilario oder die lslotes de Betancores. Der Name "Betancor"
weist auf eine alte lanzarotische Familie hin, deren Stammbaum sich bis auf
Maciot de Bethencourt, einen Verwandten des Eroberers Jean de Bethencourt,
und die Familie des eingeborenen Königs "Guadarfra" im frühen 15.
Jh. zurückverfolgen läßt (ULBRICH 1989).
Die Bedrohung des Ortes Mancha Blanca durch die Lavamassen hatte
nachhaltige Auswirkungen auf das religiöse Leben der Insulaner: Vorbei an
der Caldera Quemada bewegte sich der Glutfluß auf Mancha Blanca und Tinajo
zu. Obwohl die Tiere zur Küste flüchteten und Vögel von den giftigen Dämpfen
betäubt herabstürzten, hielt die Bevölkerung standhaft aus (HOZ 1962) . • Es war Anfang April 1736, als ein Franziskaner-Padre die Bevölkerung zu
einer Bitt-Prozession mit dem Bildnis der Nuestra Seöora de las Angustias
aufrief, das damals in der Ermita de San Roque, heute die Pfarrkirche von
Tinajo, aufbewahrt wurde. Sollten die Gebete erhört und die Lava aufgehal-
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ten werden, so versprach man, würde für das Bild der Hin. Jungfrau eine
neue Kapelle errichtet werden. Als die Prozession stattfand, stellte sich - mit
einem Holzkreuz in den Händen - ein mutiger und gottesfürchtiger Mann
(unbekannten Namens) der Menge voran und rammte das Kreuz vor der glühenden
Lava in den Boden. Wie durch ein Wunder stockte der Lavastrom vor
dem Kreuz und obwohl der Ausstoß noch mehrere Tage anhielt, wechselte er
seine Richtung und ergoß sich über schon verwüstetes Gebiet. Am 16. April
1736 hörten die Eruptionen sogar ganz auf. Aber wie es so ist, die Menschen
vergaßen in den folgenden Jahren des Aufatmens und des Wiederaufbaus ihr
Versprechen und errichteten keine neue Kirche.
1774 jedoch, als die neunjährige Hirtentochter Juana Rafaela Acosta
einige Ziegen auf den fruchtbaren Wiesen der Caldera de Guiguan (Mna. de
los Dolores) hütete, trat eine Frau in Trauerkleidern auf sie zu und sagte sinngemäß:
"Kleine, geh zu deinen Eltern und erinnere sie und die anderen Dorfbewohner
an ihr Versprechen, sonst wird die Lava aufs neue fließen". Das
Mädchen maß dem Erlebnis keine große Bedeutung zu, erzählte es aber seinen
Eltern. Diese allerdings hielten es für kindliche Phantasterei und reagierten
nicht. Einige Tage später erschien die unbekannte Frau dem Mädchen
erneut und wiederholte ihre Warnung. Juana aber gab der Frau zu bedenken,
daß sie befürchtete, wieder als Lügnerin angesehen und bestraft zu werden
und deshalb lieber nicht noch einmal davon anfangen wolle. Die Frau legte
ihr eine Hand auf die Schulter und versprach, daß man ihr diesmal glauben
werde. Als Juana zuhause ihren Eltern gegenübertrat, waren diese sprachlos
angesichts der übernatürlichen Erscheinung, die sie sahen: Wie einen Heiligenschein
sah man über der Schulter des Mädchens den Abglanz einer zierlichen
Hand. Jetzt gab es kein Zweifeln mehr und das Mädchen wurde nach
Teguise gebracht, wo es von den kirchlichen Autoritäten eindringlich befragt
wurde. Und als man ihr Bildnisse der Mutter Gottes zeigte, erkannte sie jenes
der N.S. de los Dolores als die Frau in Schwarz wieder.
Der Glaube an das Wunder war nun unerschütterlich und Arm wie
Reich strebten nach der Einlösung des alten Versprechens. Es dauerte allerdings
bis ca. 1781, als in Mancha Blanca, an der Stelle der heutigen Kirche,
eine einfache Kapelle zu Ehren der N .S. de los Dolores errichtet wurde. Ob
dort tatsächlich das bei der Bittprozession von 1736 verwendete Bild aufgestellt
wurde, läßt sich aufgrund der Zerstörung der kirchlichen Unterlagen bei
einem Brand in Teguise nicht nachvollziehen. Vermutlich blieb das Bild in der
Pfarrkirche von Tinajo, denn 1872 führte eine Maria Rosa Valenciano mit
dem Pfarrer von Tinajo einen Tausch durch, bei dem er für das alte, bei der
Prozession verwendete, ein neues erhielt. Jenes alte Abbild wurde erst 1910
im Haus des Esteban Velazquez wiederentdeckt. Woher auch immer das erste
Bildnis der Hln. Jungfrau der Kapelle von Mancha Blanca stammen mochte,
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es entwickelte sich zur Schutzheiligen der ganzen Insel. Das wiederaufgefundene
Original-Bildnis befindet sich nun in der Sakristei der Kirche von Mancha
Blanca, die, nachdem der ursprüngliche Bau durch Raub und Vernachlässigung
einige harte Zeiten hinter sich hatte, 1861-62 restauriert und ausgebaut
wurde. Heute ist die Kirche und ihre Reliquie unter dem Namen Nuestra Sefiora
de los V olcanes bekannt und erfreut sich besonders bei der jährlichen Fiesta
am 15. September einer nach wie vor ungebrochenen Verehrung.
Wie schwer die verheerenden Naturgewalten die Bevölkerung damals
trafen, gibt ein Brief der Inselregierung vom 17. Oktober 1730 an die königlichen
Behörden wieder (HOZ 1962). ln dem Text heißt es u.a.:" ... alles hier
Angedeutete ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, Männer, Frauen und
Kinder weinen zu sehen, weil sie vor dem Ruin stehen, Hab und Gut verloren
haben und auf den Feldern der Unbarmherzigkeit der Witterung ausgesetzt
sind." Das Unglück hatte nicht nur die Bewohner der zerstörten Dörfer getroffen,
sondern viele andere mehr, da giftige Dämpfe auch im Umkreis die
Bevölkerung vertrieben und Vieh töteten. Auch der andauernde Krach der
Explosionen machte Mensch und Tier zu schaffen. So wird berichtet, daß Ziegen
wahnsinnig wurden und mit dem Kopf gegen die Wand rannten, bis sie verendeten.
Die entsetzten Menschen verbargen sich in der Cueva de los Verdes
und in den Jameos de! Agua, die zu einem großen Höhlensystem im Norden
der Insel gehören, oder flohen mit Booten zur Nachbarinsel Fuerteventura.
Aber selbst die Bewohner dieser Insel blieben nicht ganz verschont, denn je
nach Windrichtung wurde vulkanische Asche auch zu ihnen hinübergetrieben
(HOZ 1962: 179).
Jedoch so, wie Pfarrer Curbelo, kehrten auch die anderen Lanzarotefios
auf ihre Insel zurück - viele schon vor dem Ende der Ausbruchsperiode.
Und mit bewunderungswürdiger Ausdauer begannen sie, ihre Dörfer wieder
bewohnbar zu machen und den Boden zu rekultivieren. Letzeres führte zu
den genialen Methoden des "enarenado natural" bzw. "enarenado artificial"
genannten Trockenfeldbaus (MATZNETTER 1958), der mit Hilfe der vielfältigen
Wirkung der vulkanischen Asche (HANLE 1961) auf so wunderbare
Weise reiche Ernten trotz regenarmen Klimas ermöglicht; in einem Gebiet,
"donde Ja flor se nutre de Ja llama", wo sich die Blume von der Flamme ernährt,
wie der kanarische Archäologe Luis Diego Cuscoy in einem Sonett poetisch
formulierte.
Was die Bewohner damals über alle Maßen in Angst und Schrecken
versetzte und aus naturwissenschaftlicher Unkenntnis heraus zu abergläubischen
Spekulationen führte, wurde bereits einige Jahrzehnte später Objekt
nüchterner Untersuchungen. Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt, Historie,
Ethnologie und Klima der Kanarischen Inseln übten seit dem Beginn des 19.
Jhs. unter den europäischen Wissenschaftlern und naturwissenschaftlich inter-
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essierten Reisenden eine verstärkte Anziehungskraft aus.
Für jene, die auch Lanzarote besuchten, war ein Ausflug zu den Feuerbergen
bei Yaiza ein absolutes Muß. Stets war der Anblick der damals noch
weit mehr als heute exotisch anmutenden Lavafelder und Krater ein herausragendes
Erlebnis, daß dementsprechend seinen Niederschlag in den Reisetagebüchern
fand. So schreibt Leopold von BUCH (1825) in altertümlichem
Deutsch: "Es ist unbeschreiblich, welche grausenvolle Zerstörung sich von
dieser Höhe den Blicken eröffnet. ... Nicht ein Haus, kein Baum, kein Kraut
steht auf der rauhen Fläche; so weit das Auge reicht, ist Alles todt und erschreckend."
Sowohl von der Dauer, als auch von der Zusammensetzung des
ausgestoßenen Materials her, gehört diese Ausbruchsperiode zu den für die
Wissenschaft bedeutendsten in historischen Zeiten. So ist denn auch das Timanfaya-
Gebiet neben anderen Bereichen Lanzarotes ein beliebtes Forschungsfeld
für namhafte Geologen aus aller Welt. Auch Deutsche bzw. Deutschsprachige
haben hier regen Anteil: angefangen mit Leopold von Buch, der Lanzarote
schon 1815 besuchte, über Hartung, von Fritsch, Simony, Sapper und
Gagel bis zu Peter Rothe und dem Vulkanologen Hans-Ulrich Schmincke tmserer
Tage.
Der deutsche Zoologe Ernst HAECKEL (1923) hielt sich 1867 auf
Lanzarote auf, um die Meeresfauna (hauptsächlich Medusen) der Küstengewässer
zu erforschen. Kurz vor seiner Abreise benutzte er die dreimal wöchentlich
verkehrende Maultierkutsche, die Arrecife mit Y aiza auf der damals
einzigen Fahrstraße Lanzarotes verband. Von Yaiza ging es auf einem schlechten
Fußpfad weiter in das Gebiet der Mftas. del Fuego und vom Gipfel des
Timanfaya schreibt er, an Dantes Inferno denkend: "Die Aussicht, durch welche
ich hier überrrascht wurde, war außerordentlich merkwürdig und eigentümlich.
Eine ödere, wüstere und traurigere Landschaft ist nicht denkbar ... .Die
vorherrschende Farbe des nackten Landes ist kohlschwarz, an manchen Stellen
in ein düsteres Braun, hie und da in lebhaftes Rot oder Gelb übergehend".
Haeckels Forschungskollege und Begleiter, Richard GREEFF (1868), schreibt
von der gleichen Timanfaya-Besteigung: "Wie ein wildes schwarzes Meer, dessen
finstre Wogen aufbrausend dereinst plötzlich erstarrt sind, liegen die kolossalen
ein paar Quadratmeilen bedeckenden Lavamassen vor uns .... Kein Leben
ringsum, so weit das Auge reicht, kein Laut als das Rauschen des Windes, der
den kahlen Berg umkreist und heiße schwefelige Luft uns entgegen führt".
Ähnlich empfand auch der deutsche Botaniker Oscar BURCHARD (1929),
der in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts Lanzarote untersuchte und bei
den "schwarzroten Höllenbergen" eine "selten starke Kontrastfülle" vermerkte.
Wissenschaftlich ungeklärt ist nach wie vor die Tatsache, daß auf lange
Zeiträume vulkanischer Untätigkeit eine Periode relativ eng beieinanderlie-
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gender Ausbruchsserien folgte. Die letzten Eruptionen vor 1730 (Monte Corona,
Los Helechos usw.) sind mit einem Alter von 3000-5000 Jahren anzusetzen,
während es nach 1736 keine 100 Jahre dauerte, bis Lanzarote erneut
von Ausbrüchen heimgesucht wurde. Auch über diese Ereignisse liegen uns
verschiedene Augenzeugenberichte vor. Der ausführlichste ist die "Noticia del
volcan que ha hecho erupci6n eo la ysla de Lanzarote. Aiio de 1824" des
Oberbürgermeisters und Kapitäns der Bürgerwehr, Don Gines de Castro y
Alvarez (RUMEU DE ARMAS 1982). Ein anderes interessantes Manuskript
wird unter dem Titel "Libro de los proveedores y funciones del seiior San
Roque y de nuestra Seiiora de los Dolores" im Pfarr-Archiv von Tinajo aufbewahrt
(HERNANDEZ PACHECO 1910, 1960). Den Berichten zufolge
kündigte sich die vulkanische Tätigkeit bereits seit 1812 durch kleinere, lokale
Erdstöße an, um dann 1824 an drei verschiedenen Stellen auszubrechen: am
31. Juli die Miia. del Clerigo Duarte, am 29. September die Miia. del Chinero
und am 16. Oktober der Volcan Nuevo. In das Gebiet des heutigen Nationalparks
fällt der Ausbruch der Montaiia del Chinero nördlich des Islote de Hilario.
Von allen drei Emissionszentren ging hier die meiste Lava aus. Die Lavaströme
bewegten sich zuerst nordöstlich in Richtung Miia. de Mazo, um dann
nach NNW umzuschwenken und vorbei an der Caldera Berme ja bis zum Meer
zu fließen, wo sie ein neues Kap, die Punta del Volcan Nuevo, bildeten (Abb.6).
2. Der Nationalpark: geologisches Lehrbuch, Biotop und Wirtschaftsfaktor
Die Gründung des Timanfaya-Nationalparks verdanken wir dem lanzarotischen
Maler, Bildhauer, Architekten und Umweltschützer Cesar Manrique.
Schon in den 40er Jahren existierte, abgehend von der Strecke YaizaTinajo,
ein Weg, der in das Kerngebiet des späteren Nationalparks führte.
Anläßlich eines Besuches Francos 1950 wurde er ausgebaut und "Pista del
Generalissimo" getauft. 1957 wurde der Fahrweg auch der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Als Manrique eines Tages im Jahr 1969 mit Freunden
auf der Suche nach ökologischen Sünden die Insel abfuhr, entdeckten sie im
Gebiet der Timanfaya-Berge neu plazierte Grenzmarkierungen (FOGEL &
SACK 1987). Die Absicht, die dahinter stand war klar: Würde den "claims"
nicht widersprochen, fiele das Land mit allen Rechten an die unbekannten
Spekulanten. Manrique nahm es auf sich, die weiß gekennzeichneten Steine
einfach verschwinden zu lassen und alarmierte die Inselregierung, den Cabildo
Insular. Dieser nahm seinen Vorschlag auf, das einmalig schöne Naturschauspiel
der Feuerberge schützen zu lassen und setzt~ dies erfolgreich in
Madrid durch. Am 9. August 1974 wurde das Gebiet um den Timanfaya per
Dekret Nr. 2615 des Landwirtschaftsministeriums zum Nationalpark erklärt.
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Der Parque Nacional de Timanfaya nimmt eine Fläche von 51,07 km: ein,
wovon 95,88% Gemeindegebiet sind und 4,12% privaten Besitzern gehören.
Lage und Grenzen des Schutzgebietes können der Übersichtskarte (Abb. 1
bzw. 5) entnommen werden. Die geographische Position ist wie folgt:
28 °58'59" und 29°03'40" nördliche Breite,
13 ° 49'53" und 13 ° 42'52" westliche Länge.
Die Besitzverhältnisse im Timanfaya-Nationalpark (nach ORTUNO MEDINA 1980)
Gemeindegelände des Ayuntamiento de Tinajo
Gemeindegelände des Ayuntamiento de Yaiza
Privatbesitz (21 Fincas) innerhalb der Gemarkung Tinajo
Privatbesitz (114 Fincas) innerhalb der Gemarkung Yaiza
ha
2.197
2.700
9
201
43,02
52,86
0 , 17
,,___ 3 ,95 _______________________ _
Summe 5.107 100,00
Der höchste Gipfel innerhalb des Schutzgebietes ist mit 518 m die Miia.
de Seiialo (nach der amtl. ICONA-Karte von 1979; 514 m nach der amtl.
Karte 1:25.000 von 1976), der zweithöchste mit 510m der Timanfaya, wobei
sich beide ca. 150 m über die Umgebung erheben. Der Timanfaya ist gleichzeitig
höchster Teil eines größeren, vulkanischen Komplexes, der allein von
15 Kratern unterschiedlicher Größe übersät ist und "Macizo del Fuego" (FeuerMassiv)
genannt wird. Die Höhe des Timanfaya-Gipfels exakt zu ermitteln,
wurde schon seit Leopold von BUCH (1825; 1378 Fuß) und WEBB & BERTHELOT
(1836-50; 478m) versucht. Karl von FRITSCH (1867) stellte 1863
mit seinem Aneroiden 530m fest. Ziemlich genau maß 1890 der Österreicher
SIMONY (1892) mit 520m. Ein etwas ungenaueres Ergebnis gelang 1897. In
diesem Jahr landete - mit amtlichem Auf trag unterwegs nach Gabun - das
französische Schiff "Cygne" in Arrecife. Unter den Passagieren befanden sich
die Herren N. Ballay, Doktor der Medizin, und Prof. A. Stahl, Mitglied der
Societe Geographique. Sie organisierten eine Exkursion zu den Feuerbergen,
zu deren Teilnehmern auch der Notar von Arrecife Don Antonio Maria
MANRIQUE Y SAA VEDRA gehörte, dem wir die Aufzeichnung des Berichtes
verdanken. Trotz "erstickender" Ausdünstungen nahmen die Franzosen
auf dem Gipfel des Timanfaya Messungen mit einem Hypsometer vor,
die 528m ergaben.
Doch zurück zur Entwicklung des Schutzgebietes: Unter Mithilfe von
Cesar Manrique begann der Cabildo Insular die Einrichtungen des Nationalparks
landschaftsgerecht auszubauen. Zur Besichtigung des Geländes wurde
unter Verwendung des dort vorhandenen Materials eine äußerst subtil einge-
174
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Holcon~s
IG7m.
PARQUE NACIONAL
DE TIMANFAYA
~:is/O(PS
= ruta s
YAIZA
Trem~sano 11,m.
Abb. 5 (aus KUNKEL 1978)
paßte und in ihren Attraktionen sich steigernde 14 km lange Einbahnstraße,
die "Rula de los Volcanes", gebaut. Auf dem lslote de Hilario wurden die
Rundbauten eines Restaurants mit "tienda" (Kiosk) errichtet. An diesem flach
gehaltenen, unaufdringlich wirkenden aber nichtsdestoweniger architektonisch
interessanten Bauwerk aus vulkanischem Gestein, "tea" (kanarisches Kiefernholz),
Stahl, Beton und Glas wird Manriques Fähigkeit deutlich, Eingriffe in
die Natur behutsam und einfühlsam vorzunehmen und dabei das landschaftliche
und kulturelle Umfeld eines Bauplatzes angemessen einzubeziehen. Ein
weiterer Kiosk (mit Bar) wurde 1985 am Südost-Fuß des Timanfaya fertiggestellt.
Er ist - welch einfache und lobenswerte Idee - unterirdisch angelegt, so
daß er das Landschaftsbild nicht stören kann.
Wer sich dem Nationalpark von dem hübschen, blumengeschmückten
Yaiza nähert, empfindet den Kontrast zu der lebensfeindlichen, grauschwarzen
Gesteinswüste, die den Ort von den ersten Feuerbergen trennt, besonders
deutlich. Der Malpais besteht hier aus einem unvorstellbaren Trümmerfeld
ineinander verschachtelter, spitzkantiger Lavaschollen und seltsam erstarrter
175
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Magmageschosse, die sich mit kleinen flächen grobkörniger vulkanischer Asche
ablösen, sogenannten Lapilli bzw. "pic6n" oder "rofe", wie die Einheimischen
sagen. Schroffes Gelände stellte auch der englische Ornithologe David BANNERMAN
(1922) fest, als er 1913 die Lavaströme bei Uga und Yaiza kennenlernte:
"Die Lava, scharf wie ein Messer, riß das Leder von den Schuhen
und schnitt ins Fleisch, wenn man unglücklich strauchelte und hinfiel". Die an
vielen Stellen auffallend weiße Färbung der Lavabrocken rührt von winzigen
176
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... .. .. . .. .. .. . .. . .. . . .. ... .. . . .. .. . .. . .. . .. ... .. .... . . . .. ... . . . . . . .. .. . . . . . . . . . . .. . . . ... . .. . .. . .. . ... .. . .. . .. . .. .. . . .. . .. . . . .. .. .. .. . .. ... .. .. .. ... .. .. .. . ...
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.it;.:-:•:-:-:-:•: L E YEN DA
:r]be: >>:/Abb. 6 Die Eruptionen von 1824: 1. = Miia. Clerigo
:\<·:-· .. :::: Duarte (bei Tao), 2 . = Miia. Chinero, 3. = Volcan Nue'
::.\:::::'.:: vo (linierte Fläche= Ausbrüche von 1730-36); nach ' ·: >: < < <::: einer Luftbildinterpretation von L. Garcia Cacho, In-':::::::\:
stituto de Geologia / C.S.I.C., Madrid.
::::::::::: C Krater
Flechten her, die das Gestein wie eine Patina überziehen.
Dort, wo die Strecke Yaiza - Tinajo den Fuß des Timanfaya berührt,
wurde ein Parkplatz und der bereits erwähnte Kiosk angelegt. Hier erhalten
Touristen die Möglichkeit, auf Dromedaren (einhöckrigen Kamelen) an einer
ca. 20-minütigen "Karawane" teilzunehmen, die bis auf fast die halbe Höhe
des Timanfaya aufsteigt. Die Tiere, von den Inselbewohnern der Einfachheit
halber "camello" genannt, werden aus Uga und Yaiza herangeführt.
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Für einige Familien dieser Ortschaften ist die Bereitstellung der Kamele
zu einer bescheidenen, aber dennoch unverzichtbaren Einnahmequelle
geworden. Diese Last- und Arbeitstiere sind auf Lanzarote seit dem 15. Jh.
im Einsatz. Nach einer älteren Zählung (HERNANDEZ 1989) waren 1959
6.000 Dromedare im landwirtschaftlichen Einsatz. Heute ist diese Zahl angeblich
auf rund 200* zusammengeschrumpft, von denen 160 Tiere für die
Touristen eingesetzt werden (*dies ist sicher untertrieben ist, denn eine Zucht
bei Uga besitzt alleine über 200 Tiere). In dieser *Zahl sind 111 Tiere enthalten,
die 1985 vom Cabildo Insular aus Mauretanien eingeführt wurden, um
den Bedarf an den Feuerbergen abzudecken. Der Preis betrug damals 60.000
Pts. pro Tier, ein Betrag der inzwischen inflationär .auf das Zehnfache (HERNANDEZ
1989) angestiegen ist (1.000 Pts. =ca.DM 15.-).
An den Feuerbergen sind es zur Zeit 32 Camelleros, die entweder als
Angestellte oder als Besitzer ihren Dienst tun. Die Abwicklung an der KamelStation
wird durch zwei Beamte der Gemeinde Yaiza geregelt, die täglich rund
1200 Tickets verkaufen (Auskunft eines der Beamten vor Ort). Je Person werden
800 Pts. berechnet, was bei durchschnittlich fünf Dromedaren pro Kamelführer
ungefähr 7 Aufstiege und ca. 30.000 Pts. Umsatz pro Tag und Herde
ausmacht. Nachzucht oder Neukauf, Unterhalt, Steuern und Versicherungen
schmälern allerdings den Reinverdienst erheblich.
Hinter der Kamelstation führt die Straße durch eine Gruppe von
"Hornitos" (Öfchen), parasitären Nebenvulkanen, die beim Entstehen des großen
Timanfaya wie Ventile wirkten. Die Hornitos sind zwar verhältnismäßig kleine
Vulkane, sind aber trotzdem für den Ausstoß großer Lavamengen verantwortlich.
Nach zwei Kilometern erreicht man dann die Abzweigung der mautpflichtigen
Zufahrtsstraße zum Islote de Hilario, einem 353m hohen Tuffkegel,
der bei den Ureinwohnern "Tinecheyde" hieß. Wer die Schranke passiert .
hat, durchfährt zunächst wieder ein Trümmerfeld, das im Norden durch die
mächtige Miia. de Mazo begrenzt wird und im Süden durch den Macizo del
Fuego, der hier mit einem eindrucksvollen Halbkrater aufwartet. Hinter diesem,
links der Straße, befindet sich unterhalb des Vulkans El Pajarito ein kleiner
Hornito, der aufgrund der braunen Farbe seiner Öffnung "Tacita de
Chocolate" (Kakao-Täßchen) genannt wird.
Die Straße mündet in einen Parkplatz auf dem Aschenbuckel des Islote
de Hilario direkt neben dem vom Cabildo Insular betriebenen Restaurant. In
seinem wandhoch verglasten Speisesaal befindet sich ein kleiner Innenhof, der
ein Stück Heimatgeschichte symbolisiert: Der Lanzaroteiio Hilario, zivilisationsmüde
von den Kämpfen auf den damals spanischen Philippinen, war der
erste, der sich nach der großen Katastrophe im 18. Jh. hier niederließ und
einen Feigenbaum pflanzte, der allerdings nie Früchte trug. Über 50 Jahre
hielt es der Eremit an dieser einsamen und unfruchtbaren Stelle aus. Dann
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starb er und mit ihm sein Kamel (HOZ 1962). Beide Freunde des Einsiedlers
- der Baum und das Kamel - sind (nachempfunden) als Gerippe in der "Jardin
Muerte" genannten Glasrotunde zu sehen.
Die Lage auf einem Gebiet starker geothermaler Anomalien hat dem
Restaurant den Namen "El Diablo" eingebracht und auch das Maskottchen
des Nationalparks ist ein kleiner Teufel, der - aus dem Holz abgewrackter
Boote geschnitzt - die Eingangstafeln an den verschiedenen Parkzugängen ziert.
Eine Attraktion des Restaurants macht sich diese vulkanische Erscheinung
zunutze: In einem breiten kaminartigen Bau wurde über einem 8m tiefen Schacht
ein Vulkangrill eingerichtet, auf dem Fleisch allein durch die natürliche Erdhitze
gegart wird. Schon Rene VERNEAU (1891) stellte fest, daß in den heißen
Aschen des Timanfaya Eier in wenigen Minuten hart werden.
Wie dünn die Erdkruste hier ist, spürt der Besucher am eigenen Leibe.
Die Schuhsohlen können an manchen Stellen bedenklich heiß werden. Trotz
Dauerwind flimmert die Luft vor Hitze und riecht mineralisch. Schon an der
Erdoberfläche werden Temperaturen bis zu 200 ° C gemessen, während Angaben
über die Temperatur in tieferen Schichten (10-12 m) zwischen 312°C
(ARA.NA & CARRACEDO 1979) und 600°C (ROMERO et al. 1986) schwanken.
Die Parkwächter demonstrieren dies auf anschauliche Weise durch die
Selbstentzündung von Aulaga-Reisig. Noch eindrucksvoller aber ist ein meterhoher
Dampfstrahl, der unter lautem Zischen in den Himmel schießt. Der
Wärter gießt hierzu Wasser in eine in den Boden eingelassene Eisenröhre und
nach wenigen Augenblicken verschafft sich das erhitzte Wasserexplosionsartig
Luft.
Neben diesem künstlichen Geysir existieren in der Umgebung aber auch
natürliche Dampfaustritte (Fumarolen), die um so rätselhafter sind, da durch
regenarmes Klima und die geringe Durchlässigkeit des Bodens kein Süßwasser
beteiligt sein kann. Eine restlose Klärung dieser geothermischen Phänomene
ist bislang noch nicht gelungen. Man nimmt jedoch an, daß unterirdisch
ein Zustrom von Meereswasser erfolgt, der sich in großer Tiefe in der Nähe
von langsam abkühlenden Magmakammern erhitzt und als Dampf durch Erdspalten
zutage tritt (ARANA & CARRACEDO 1979; siehe Abb. 7). Ein Phänomen
der Heißluftströme ist auch, daß sie die Zusammensetzung ihres Gasgemisches
wechseln können, sodaß sich die Färbung bestimmter Krater und
Spalten mitverändert. Hält der Ausstoß der Dämpfe über längere Zeit an,
dann setzen sich die darin befindlichen Salze an der Oberfläche ab und bilden
deutlich sichtbare, andersfarbige Verkrustungen. Dies kann man sehr schön
an den dunklen Aschehügeln südlich der Kamelstation sehen, deren Kuppen
mit einer hell-ockerfarbenen Schicht überzogen sind. Eine erste genauere Analyse
dieser Ausdünstungen nahm 1908 der Schweizer Vulkanologe Albert BRUN
vor. Auffallend ist auch, daß eine Binsenart (Juncus acutus) vielfach in Rei-
179
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=>
hauptsächlicher Grundwasserleiter
Konvektlonszone
maximale Konvektion
(hinsichtl. Volumen u. Geschwindigkeit)
mögliches flashlng
festgestellter Dampfaustritt
Grenze Konvektion/Zirkulation -
Nachfließen von Wasser
Hitzeherd
Zirkulation
Spaltensystem im Unterbau
Abb. 7 Modell der geothermalen Anomalie unter den Mnas. del Fuego (nach ARANA &
CARRACEDO 1979)
hen wachsend angetroffen wird. Dies wird so erklärt, daß sich unter der Lapilli-
Schicht, in der die Binse Wurzeln geschlagen hat, eine Spalte befindet,
aus der wasserhaltige Dämpfe aufsteigen, deren Kondensat die Binse bei ihrer
Vermehrung folgt. In einigen offenen Spalten mit andauernder Feuchtigkeit
und erhöhter Temperatur haben sich sogar Algen gefunden (KUNKEL
1978).
Stimmen neuere Messungen, dann wurde unter dem Timanfaya eine
geringe aber stetige Temperaturzunahme festgestellt. Ist eine weitere Katastrophe
möglich? Prof. Schmincke (KUNKEL 1987) jedenfalls schließt sogar
die Bildung einer neuen Insel in dieser vulkanisch aktiven Zone nicht aus ( der
letzte Ausbruch war 1971 auf La Palma ). Ein Erdbeben mit untermeerischer
Vulkantätigkeit riß erst im Mai 1989 vor der Südküste von Tenerife einen
40km langen Graben auf.
180
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Das Besondere am Timanfaya-Nationalpark ist das nahe Beieinander
so vieler vulkanischer Erscheinungsformen, die es gerade dem vulkanologischen
Laien einfach machen, tiefen Einblick in diese Materie zu nehmen. Er
sollte aus diesem Grund auch nicht versäumen, die Bustour auf der Ruta de
los Volcanes mitzumachen, zumal die Teilnahmeberechtigung in der Mautgebühr
für die Zufahrtsstraße enthalten ist. Die ca. 50-minütige Tour beginnt
dank mehrerer Busse alle 20 Minuten und bietet zahlreiche geologische Sehenswürdigkeiten.
Aber auch der Rundkurs selbst, der eine Meisterleistung
der Straßenbaukunst darstellt, ist eine Attraktion und geht auf die Ideen des
damaligen künstlerischen Beraters des Cabildo Insular, Jesus Soto, zurück.
Um die Straße möglichst unauffällig in die Landschaft einzupassen, wurde die
Streckenführung so intelligent gewählt, daß weder künstliche Böschungen noch
größere Abtragungen notwendig wurden. Dabei wurden Straßenbreite und
Kurvenradius exakt auf die Ausmaße eines Busses abgestimmt, was allerdings
den Fahrern ein gewisses Können abverlangt.
Folgen wir nun der Einfachheit halber der Vulkanroute, um die geologischen
und landschaftlichen Aspekte des Nationalparks kennenzulernen. Der
Bus fährt zunächst durch ein Gebiet kleinerer Öffnungen (Hornitos) um nach
wenigen Minuten beim "Manto de la Virgen" (Mantel der Jungfrau) den ersten
Halt zu machen. Dieses umhangf örmige, nur wenige Meter hohe Gebilde
entstand, als bei einer Explosion Schweißsehlacken blasenförmig nach oben
gedrückt und durch den Gasaustritt die Hälfte des Kegelmantels weggesprengt
wurde. Die Route durchquert nun einen Teil des "Mar de Lava" (auch "EI
Volcan" genannt), eine unzugängliche Steinwüste, die sich vom Timanfaya
8km bis hin zur Küste zieht und - einem vulkanologischen Lehrbuch gleich -
ein weites Spektrum an Ergußgesteinen und Erstarrungsformen aufweist. Für
diese haben sich unter den Geologen auch hawaiianische Begriffe eingebürgert,
so "aa" für scharfkantige, ineinander geschobene Brocken und Scherben,
die aus gasreicher, weniger heißer und damit zähflüssiger Lava entstanden
sind, oder "pahoehoe" für gasarme, sehr heiße, leichtflüssige Lava, die beim
Abkühlen relativ glatte Krusten bildet, die je nach Ausformung Fladen-, Strickoder
Gekröselava genannt werden.
Diese Formen fielen schon dem Schweizer Geologen Georg HARTUNG
(1857) auf, als er 1854 das Ausbruchsgebiet von 1730-36 durchstreifte: "Sobald
man das letztere betreten hat, überrascht der Wirrwarr der in unbeschreiblich
wildem Durcheinander aufgehäuften Schlackenmassen, über welchem die
von der Sonne erwärmte Luft in beständiger zitternder Bewegung gehalten
wird. Dazwischen verlaufen wie künstliche Dämme leicht gewölbte, in der
Mitte der Länge nach aufgerissene Erstarrungskrusten mit tauartig gekräuselter
Oberfläche." 36 Jahre später bemerkt der österreichische Naturforscher
Oscar SIMONY (1892): "Die Oberfläche der Schollen sind theils nur schwach
181
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gerunzelt, theils derart beschaffen, als wären aufgcfaserte, regellos gewundene
Schiffstaue in die noch plastische Masse eingepresst worden". Bei der Fahrt
durch diesen zu Stein gewordenen Glutfluß fallen auch bombenähnliche Gebilde
(bombas) auf, bei Explosionen ausgestoßenes Material, das durch Rotation
in der Luft abgerundete bis spindelartige Formen annehmen kann. Auch
andere vulkanische Lockerprodukte sind zu erkennen: Schlacken, feinkörnige
Aschen und die bereits beschriebenen Lapilli. Man sieht das Chaos längst
vergangener Zeiten so frisch und so beängstigend unmittelbar, als seien die
Urgewalten des Erdinneren erst vor wenigen Minuten zum Stillstand gekommen.
Zur chemischen Zusammensetzung des Materials (basaltische Serie IV)
siehe die Untersuchungen von IBARROLA & LOPEZ-RUIZ (1967).
Nach der Durchquerung dieses Malpais verläßt der Bus den Rundkurs,
um auf einer Nebenstrecke zum "Mirador de Rajada" hinaufzufahren, einem
Aussichtspunkt am westlichen Kraterrand der Mtia. Rajada. Der Blick von
dort oben über den südwestlichen Teil des Nationalparks gehört zum Eindrucksvollsten
der Tour: links die Mtia. Tremesana, bei der das Instituto
Geologico y Minero de Espaiia bereits Probebohrungen zur Untersuchung
der thermalen Energie vorgenommen hat (ein Plan zur Nutzung dieser Erdwärme,
z.B. zur Meerwasser-Entsalzung, wurde bislang nicht realisiert; >
CHAMORRO 1951) und zu Füßen des Aussichtspunktes eine Lavaröhre, die
sich, vorbei an der Caldera Rajada, bis zur M:öa. Encantada am Horizont schlängelt.
Solche auf Lanzarote bis zu 7 km langen vulkanischen Höhlen enstehen
dann, wenn sich unter bereits abgekühlter Kruste noch flüssige Lava weiterbewegt
und ausläuft. Bricht so eine Röhre ein, dann spricht man auf Lanzarote
von einem "jameo". Läuft dagegen ein Lavafluß ohne Deckenbildung aus,
dann ensteht einer jener unregelmäßigen Gräben, wie der "Barranco de Fuego",
den streckenweise die Vulkan-Route als Straßenbett benutzt.
Hier oben auf dem Mirador de Rajada fegt der Wind - meist von Nordosten
- mit wilder Kraft heran. Er treibt Passatwolken vor sich her, die durch
ihr Schattenmuster die ohnehin bizarre Szenerie noch fremdartiger werden
lassen. Zum Leidwesen der Bauern regnen sich die Wolken wegen der geringen
Höhe der Bergzüge selten ab, sondern segeln ungehindert dem Äquator
zu. So ist Lanzarote mit durchschnittlich 135mm jährlicher Niederschlagsmenge
die trockenste der sieben großen Kanaren-Inseln. Im Nationalpark selbst
sind jährlich 150mm normal, können aber in regenarmen Jahren bis auf 60mm
absinken (ORTUNO MEDINA 1980). Kurioserweise hat sich aus der Zeit
vor der Katastrophe eine einzige von ehemals mehreren Quellen erhalten, die
von den Bewohnern des Dorfes Los Miraderos benützt wurden, das heute
ungefähr zwischen der Mtia. Timanfaya und der Mtia. de Mazo unter der Lava
begraben liegt. Diese "Fuente de Crisanto" ( oder Fuente de Miraderos) befindet
sich in den nördlichen Ausläufern der subrezenten Mtia. Los Miraderos
182
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und soll sogar ganzjährig etwas Wasser führen.
Die während der Ausbruchsperiode vorherrschende Windrichtung läßt
sich am Bau der Vulkane ablesen: Die meisten Krater sind im Bereich West
bis Süd höher, was auf nördliche bis östliche Winde hindeutet.
Wieder auf dem Rundkurs, kann man am Südost-Fuß der Miia. Rajada
Akkretionskugeln erkennen. Wenn sich Lavaströme über steile Hänge ergießen,
können sich von der Spitze noch glühende Lavamengen ablösen, die beim
Abrollen weiteres Material aufnehmen und schließlich mehr oder weniger rund
abkühlen. Imposante Brocken dieser Art sind die berühmten "Huevos del Teide"
(Teide-Eier) auf Tenerife. Die Vulkanroute berührt nun eine auffallend geradlinige
Aufreihung von sechs kleineren Vulkanen, die "Calderas Quemadas"
genannt werden. Zu diesem Streckenabschnitt gehört auch die Fahrt durch
den Barranco de Fuego, an dessen Rändern man kleine Tropfformen ehemals
besonders flüssiger Gesteinsschmelze erkennen kann (zum Teil auch sogenannte
Haifischhaut-Lava).
Der nächste Halt beschert den Besuchern einen Anblick besonderer
Art: Einern Amphitheater gleich öffnet sich das ebenmäßig ausgeformte Halbrund
eines Kraters, den der Volksmund treffenderweise "Valle de la Tranquilidad",
Tal der Ruhe, getauft hat. Und tatsächlich, kein Vogel ist zu hören,
keine Grille zirpt, kein Zivilisationsgeräusch stört die Stille. Hänge wie Talgrund
sind mit grauen, schwarzen und rötlichen Lapilli bedeckt. Darin eingebettet
sieht man dunkle vulkanische Fragmente, als hätte ein Bildhauer seine
modernen Plastiken wahllos in dem wüstenartigen Terrain verstreut. Das
Erscheinungsbild dieses Stücks unverfälschter Natur ruft Assoziationen zur
Mondlandschaft hervor. Kein Wunder, daß sich die NASA die Ähnlichkeit
des Oberflächenmaterials zunutze gemacht hat, indem sie in den Aschenwüsten
der Feuerberge ihre Mondfahrzeuge erprobte. Auch Regisseure fanden
in der verrückten Vulkanlandschaft die ideale Kulisse für ihre Science FictionFtlme
(z.B. "Enemy Mine" von Wolfgang Petersen). Wie fremdartig muß dieses
Areal aber erst den Besuchern des letzten Jahrhunderts erschienen sein. Die
englische Schriftstellerin Olivia STONE (1889), eine der ersten emanzipierten
weiblichen Reisenden ihrer Zeit, besuchte 1884 zusammen mit ihrem Mann
die Feuerberge. Emotional beeindruckt schreibt sie: "Die Stille ist bedrükkend
und ehrfurchtgebietend. Nichts bewegt sich; es gibt keinen Zweig, der
anzeigt aus welcher Richtung der Wind weht; alles ist unfruchtbare Einöde".
Die Bustour führt vom Tal der Ruhe in den Macizo del Fuego, um an
der Ostflanke des Timanfaya, oberhalb des Umkehrpunktes der Kamelkarawanen,
Halt für einen grandiosen Panoramablick zu machen: Neben dem dunklen
Miraderos mit seinem Lavasee die ockerfarbene Caldera del Corazoncillo, die
bei ihrem Entstehen das Dorf Timanfaya zerstörte und deren Krater das Produkt
einer der heftigsten Explosionen ist, die überhaupt während der Ausbrü-
183
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ehe von 1730-36 stattfanden. Trotz nachrutschendcn Materials liegt der Kratcrboden
noch heute über 100 m unter der Höhenlinie des umgebenden Malpais.
Am Horizont sieht man die Ortschaften Mancha Blanca, La Geria, Uga
und Yaiza, sowie die Zentralkordillere der Vulkane des frühen Quartärs mit
einem Alter von maximal l Mio. Jahren. Diese Aufreihung der Vulkane ist
überall auf der Insel zu beobachten und geht darauf zurück, daß Lanzarote
auf einer tektonischen Bruchlinie liegt, die mehr oder weniger von Nordosten
nach Südwesten verläuft (Abb. 8/9) und sich über die Insel hinaus bis in das
, .. ..-
Lava mit Plattenbildung
c:,
~ Hornltos
~ Kraterrand
0 Explosionskrater
@ Vulkankegel • lslote
0 Lava-See
/ Eruptlvspalle
~ Dehnungsriss
.. Aufhäufung
~ Flußrichtung
Strukturlinie
M." RAJADA
--@:A RAJADA
184
N.
Abb. 8 Das EruptivSystem
der Miias. del
Fuego von 1730-1736
(nach ROMERO et al.
1981)
1 M .·DEl~
• CHINERO ••
MANTODE: 1 _./"° •
...... lA . '
'-Q,".. .yJ~?·~EN .~&/ 0~ 0 ° 1 ~ El
/.~ ,1- .' l;J ~ ISL~Tf '
DE
HILARIO
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Meer fortsetzt (ARANA & CARRACEDO 1979).
So wurden im Juni 1731 vor der Westküste submarine Ausbrüche beobachtet,
die so stark waren, daß mitten aus dem Meer Rauchwolken und
Flammen aufstiegen sowie große Mengen toter Fische an Land geschwemmt
wurden (CURBELO 1744). Diese Phänomene wurden auch dem englischen
Händler und Seefahrer George GLAS (1777) berichtet, als er sich 1764 auf
Lanzarote aufhielt. Diesem Umstand verdanken wir einige weitere Details,
die auf die Bildung des El Golfo-Kraters hindeuten: An der Südwestseite der
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I
CALDERA ROJA
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Tl AS
NEE
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ZONCITO ~ a
YAIZA
Abb. 9 Die haupsächliche Strukturlinie der Mnas. del Fuego (Blickwinkel WNW - OSO) von
ONO nach WSW (aus ARANA & CARRACEDO 1979)
Insel war ein Vulkan ausgebrochen, der "ungeheure Mengen von Asche und
großen Steinen auswarf. .. .In der See, nicht weit von diesem Vulkan, stieg eine
Säule von Rauch auf, und bald nachher erhub sich ein kleiner pyramidenförmiger
Felsen übers Wasser, der jetzt noch da ist. Dieser Felsen wurde durch
die Materie, die der Vulkan auswarf, mit der Insel (Lanzarote) verbunden".
Insgesamt überziehen 300 Vulkane die Insel. Auch der moderne Zivilisationsmensch
des 20. Jbs. kann sich dem besonderen Zauber dieser Landschaft nicht
entziehen, die trotz aller Kargheit eine herbe Schönheit enfaltet.
Die Panorama-Straße führt nun direkt durch den oberen Teil des Timanfaya-
Doppelkraters, der sich über einem älteren Vulkan gebildet hat, der
bereits von den Ureinwohnern "Timanfaya" genannt wurde. Unter den Lokkerprodukten
des Kraters findet man auch die für Geologen so interessanten
Xenolithe (Fremdgestein-Einschlüsse), die hier teilweise aus großer Tiefe stammen
und damit Auf schluß über den Erdmantel geben. Bei der Abfahrt vom
Macizo del Fuego - kurz vor dem Ende der Bustour - fallen merkwürdige
Linien auf. Die Spanier nennen sie "falsas sendas", "falsche Wege". Was aus
der Feme wie Pfade aussieht, sind in Wirklichkeit Absetzungsrisse.
3. Die Pflanzenwelt
Ein Charakteristikum der Landschaft ist die auf den ersten Blick hohe
Pflanzenarmut. Tatsächlich sind es aber knapp 200 Spezies höherer Pflanzen
(Farne, Blütenpflanzen), sowie über 200 niedere Arten (Flechten, Pilze*, Algen,
186
© Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca Universitaria, 2017
Moose), die hier überlebt oder sich wieder festgesetzt haben (KUNKEL 1978
/ siehe auch Tabelle). Diese Vorgänge werden im wesentlichen durch drei
Faktoren bestimmt: natürliche Entwicklung durch Vorreiter-Pflanzen, Überleben
von Pflanzen auf Islotes und Verbreitung von dort sowie Eindringen
von eingeführten Neoelementen. Aber nur auf den durch die Eruptionen schlagartig
unfruchtbar gewordenen Gebieten können die interessanten Mechanismen
einer bei Null beginnenden und sich sukzessiv ausbreitenden Vegetation
beobachtet werden. Unumstritten ist dabei die Pionierrolle der Flechten, die
innerhalb des Naturparks signifikant auf treten. Diese in vielen Farben anzutreffenden
Lebensgemeinschaften aus winzigen Pilzen und Algen haben sich
als extrem genügsame und überlebensfähige Lebewesen zuerst auf der frischen
Lava niedergelassen und tragen mit ihren Zersetzungsprozessen (Flechtensäuren)
zu der Jahrtausende dauernden Umwandlung in fruchtbaren Boden
bei. Bestimmte Flechtenarten (Abb.11) können dabei als Gradmesser für
die pflanzliche Besiedlungsfähigkeit des Malpais gelten: Stereocauletum vesuviani
Klement als Erstbesiedler, gefolgt von Ramalinetum bourgeanae Follmann,
dann bei geringsten Ansammlungen von Erde Diploschistetum albescentis
Klement und schließlich Roccelletum canariensis Follmann im Verein
mit den ersten Moosen, Gräsern und einfachen Kräutern (KUNKEL 1978).
Der Lichenologe G. Follmann (in KUNKEL 1978) schätzt die Anzahl der
verschiedenen Flechten-Arten im Nationalpark auf ungefähr 200.
Unter den öfters anzutreffenden Blüten-Pflanzen (Anthophyta) finden
wir:
Tabaiba salvaje
Aulaga
Ratonera
Salado blanco
Corazoncillo
Euphorbia obtusifolia Poir.
Launaea arborescens (Ball.) Murb.
Forsskaolea angustifolia Retz
Polycarpaea robusta (Pitard) Kunkel
Lotus lancerottensis Webb & Berth.
J unco J uncus acut us L.
Tebete Beta patellaris Moq.
Berode Kleinia neriifolia Haw.
Malvarrosa Pelargonium capitatum (L.) Aiton
Letztere, eine verwilderte Geranien-Art, fällt durch ihr frisches Grün und ihre
intensiv roten Blüten auf, die in starkem Kontrast zu den schwarzen Lapilli
stehen; gleichsam als "leuchtendes" Beispiel dafür, daß sich die Pflanzenwelt
hier wieder auf dem Vormarsch befindet. In Ihrem Überlebenskampf macht
sie sich dabei den Mineralienreichtum und die hygroskopische Eigenschaft
der vulkanischen Aschen zunutze. Palmen (Phoenix canariensis hart. ex Chabaud),
Agaven (Agave americana L.), Opuntien (Opuntia ficus-barbarica A.
Berger und Opuntia vulgaris Mill.), Pfirsichbäume (Amygdalus persica L.),
Weinreben (Vitis vinifera L.), Guaven (Psidium guajava L.) und Feigenbäu-
187
© Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca Universitaria, 2017
me (Ficus carica L.) wurden von Menschenhand gepflanzt (lslotes) und treten
zum Teil auch verwildert auf. Mais (Zea mays L.), Gerste (Hordeum vulgare
L.) und Hafer (Avena sativa L.) wurden mit dem Stroh für die Dromedare
eingeschleppt (Ställe bei der Miia. del Chinero). Der Anfang des 19. Jhs.
aus Südamerika eingeführte Venenero oder Wilde Tabak (Nicotiana glauca
Graham) hat sich auf den Kanarischen Inseln aggressiv verbreitet und ist auch
im Timanfaya-Nationalpark sehr häufig.
Statistik der im Timanfaya-Nationalpark entdeckten Pflanzenfamilien**
(inkl. Nutzpflanzen u.a. Importen***):
Klasse Familie Anzahl der Arten
Niedere Pflanzen:
Cyanophyceae (Blaualgen) 5
Lichenes (Flechten) 200 (ca.)
Musci (Laubmoose) 15 (220)
Höhere Pflanzen:
Pteropsida (echte Farne) Adiantaceae 1
Sinopteridaceae 1
Monocotyledoneae (einkeimblättrige
Bedecktsamer) Alliaceae 1
Cyperaceae 1
Juncaceae 2
Liliaceae 2
Poaceae 17
Dicotyledoneae (zweikeimblättrige
Bedecktsamer) *** Aga vaceae 1
Aizoaceae 1
Apiaceae 3
Arecaceae (Palmae) 1
Asteraceae 30
Boraginaceae 5
Brassicaceae 10
***Cactaceae 2
***Caesalpiniaceae 1
Campanulaceae 2
Caryophyl laceae 18
Celastraceae 1
Chenopodiaceae 5
Cistaceae 1
Convolvulaceae 1
Fortsetzung nächste Seite
188
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Crassulaceae 2
Cuscutaceae 1
Euphorbiaceae 4
Fabaceae 14
Frankeniaceae 1
Fumariaceae
Gentianaceae
Geraniaceae 8 + 1***
Lamiaceae 6
Linaceae
Malvaceae 1
Mesembryanthemac. 2
***Moraceae
***Myrtaceae 1
Papaveraceae 3
Plantaginaceae 4
Polygonaceae 3
Portulacaceae
Primulaceae 2
Ranunculaceae
Resedaceae 2
***Rosaceae 1
Rubiaceae 3
Scrophulariaceae 3
Solanaceae 5
Tamaricaceae 1
Urticaceae 3
***Vitidaceae 1
Zygophyllaceae 2 (187)
Summe 407 Arten
**nach den Angaben von KUNKEL (1978) zusammengestellt
Noch einige weitere statistische Angaben (nach KUNKEL 1978): Von
den Samenpflanzen des Timanfaya-Nationalparks sind 3 Lanzarote-Endemiten,
13 kanarische Endemiten (zwei und mehr Inseln) und 9 makaronesische
Endemiten. Von den Lanzarote-Endemiten ist Polycarpaea robusta (Pitard)
Kunkel als Lokal-Endemit für das Gebiet zwischen der Mna. Timanfaya und
La Geria einzustufen. 90 Taxa werden als sichere oder wahrscheinliche Idiochoren
(einheimisch oder natürlich zugewandert) angesehen und 68 Taxa (inkl.
Nutzpflanzen) als sichere oder wahrscheinliche Anthropochoren (von Men-
189
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190
Abb. 10 Typische Blütenpflanzen
des Timanfaya-Nationalparks:
a) Euphorbia
obtusifolia, b) Polycarpaea
robusta (lokaler Endemit), c)
Kleinia neriifolia (Zeichnungen
von Mary Anne Kunkel /
aus KUNKEL 1978).
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~ lslotes mit Altbestand
~ Richtung der Invasion
Straßen
Wege
Abb.11 Die floristische Sukzession des Timanfaya-Nationalparks nach KUNKEL (1978)
sehen eingeführt). Ungefähr 67% der wildwachsenden Blütenpflanzen des
Nationalparks sind damit idiochor. Die 177 wildwachsenden höheren Pflanzen
(Kormophyten) des Schutzgebietes entsprechen 32% der einheimischen
lanzarotischen Gefäßpflanzen (572 Spezies nach KUNKEL 1987 ohne Unterarten).
Gymnospermae (Nacktsamer), auf Lanzarote nur durch Ephedra frogilis
Desr. (Meerträubel) vertreten, sind im Nationalpark nicht existent. Die
gelegentlich auf Lanzarote anzutreffenden Kiefern- und Zypressen-Gewächse
wurden eingeführt.
*Mycophyta (Pilze) wurden von KUNKEL (1978) nicht beschrieben,
sind aber sicher in der einen oder anderen Form auf Islotes vorhanden. Auf
Lanzarote wurden bisher (BEL TRAN TEJERA 1980) fünf Arten saprophytischer
Basidiomyceten (Ständerpilze) festgestellt, die in besonders trockenen
Jahren allerdings nicht zu beobachten sind. Andere Makromyceten (höhere
Pilze) - Myxomyceten (Schleimpilze) und Ascomyceten (Schlauchpilze) - sind
191
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nach BELTRAN TEJERA (1980) auf Lanzarote nicht nachgewiesen. BURCHARD
(1929) berichtet jedoch für Fucrteventura und Lanzarote von dem
saharoiden Ascomycet Tuber album Desf. (Trüffelart) auf den Wurzeln von
Helianthemum canariense Pers .. Der einheimische Name "turmero" dieses
Zistrosengewächses, das auch im Timanfaya-Nationalpark vorkommt, geht auf
die Eigenschaft als Wirtspflanze für den "turma" genannten Speisepilz zurück.
Auch von der Existenz von Mikromyceten, z.B. parasitisch auf den höheren
Pflanzen der Islotes, ist auszugehen, was aber noch nicht untersucht wurde.
4. Die Tierwelt
Weniger noch als die Pflanzen zeigt die Fauna eine ins Auge springende
Präsenz. Speziell die Wirbeltiere sind äußerst rar. Neben einigen Vögeln,
Kaninchen und Feldmäusen lebt hier nur die öfters anzutreffende Haria-Eidechse
(Lacerta atlantica), die als Allesfresser offenbar genug Nahrung findet.
Die neben den Arthropoden - hauptsächlich Insekten und Spinnen - am
häufigsten beobachteten Tierarten sind zweifellos die Vögel, von denen aber
nur wenige echt ansässige Brüter sein dürften, wie die Kanarische Wildtaube
(Columba livia canariensis), der Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris
diomedea borealis) oder der Purpurarien-Turmfalke (Falco tinnunculus dacotiae).
Dieser dürfte wohl gemeint gewesen sein, als man einen Vulkan im
westlichen Küstengebiet des Naturparks "Miia. de Halcones" (Falken-Berg)
taufte. Zu den erkannten Arten (siehe untenstehende Tabelle) zählen auch
der Kolkrabe (Corvus corax tingitanus), nach dem die "Caldera de los Cuervos"
(oder auch "Caldera del Corazoncillo" nach einem endemischen Bohnengewächs
/ s.o.) benannt ist, und der Fischadler oder Guincho (Pandion
haliaetus), der Wappenvogel der Inselhauptstadt Arrecife.
Unter den terrestrischen Mollusken sind in den lslotes der Randgebiete
einige Schneckenarten anzutreffen, darunter Theba pisana, die oftmals in
dichten Reihen die Stengel verholzter Kräuter besiedelt. Zur Literatur der
kanarischen Mollusken siehe HEMMEN & GROH (1989).
Die sicher existenten Unterschiede der Meeresfauna und -flora der jungen
basaltischen Gezeitenzone im Küstenabschnitt zwischen EI Golfo und der Playa
Teneza zu jener der anderen, älteren lanzarotischen Küsten ist leider bislang
nicht untersucht. Ein Zeitunterschied von Jahrtausenden müßte in der Besiedlung
und in der Beschaffenheit des vulkanischen Materials (Verwitterung,
Sedimentierung, Bearbeitung durch das Meer) zu deutlich unterscheidbaren
Entwicklungen geführt haben - ähnlich der Sukzessionsvegetation des Inlandes.
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Die im Timanfaya-Nationalpark beobachteten Vogelarten
(nach ORTUNO MEDINA 1980)
Wissenschaftlicher Name lokaler Name deutscher Name*
Acanthis cannabina harteri millero, pitasilva* Hänfling
Alectoris barbara koenigi perdiz Felsenhuhn
Anthus bertheloti bertheloti caminero, chirringo* lnselpieper
Bucanetes githagineus amantum pajaro piano, pispo* Wüstengimpel
Calandrella rufescens polatzeki calandria Stummellerche
Calonectris diomedea borealis pardela, llantino* Gelbschnabel-
Sturmtaucher
Columba livia canariensis paloma roquera* Kanarische Wildtaube
Corvus corax tingitanus cuervo Kolkrabe
Cursorius cursor bannermani engana muchachos Rennvogel
Falco tinnunculus dacotiae cernicalo, San (Purpurarien-)Turmfalke
Nicolas*
Haematopus ostralegus tajora Austernfischer
Larus argentatus atlantis gaviota Silbermöwe
Motacilla cinerea canariensis alpispa, barranquera* Gebirgsstelze
Pandion haliaetus haliaetus guincho Fischadler
Parus caeruleus degener chirrero*, enfrenada* Blaumeise
Passer hispaniolensis hisp. gorri6n, pajaro pollo* Weidensperling
Phylloscopus collybita canariensis hornero, chivita*, Zilpzalp
cagona*
Upupaepops alpupu, tabobo*, Wiedehopf
abobito*
(* aktualisiert und ergänzt nach MORENO 1988)
5. Naturschutz
Ein weiterer Aspekt der Vulkanlandschaft, die Zone, in der die heißen
Lavaströme mit dem Meer zusammentrafen und allerlei bizarre Formen bildeten
(Zungen, Tore, Höhlen), ist innerhalb des Naturparks nicht zur Besichtigung
vorgesehen. Dafür bieten sich dem Interessenten genug Anschauungsobjekte
außerhalb des Schutzbereiches, z.B. die "Hervideros" südlich der EI
Goll o-Lagune.
Diese Einschränkung geht mit einigen anderen nachahmenswerten
Entscheidungen einher, so daß man dem Cabildo Insular und dem ICONA
(lnstituto Nacional para la Conservaci6n de la Naturaleza), der Forst- und
Naturschutzbehörde des spanischen Landwirtschaftsministeriums, in bezug auf
193
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die Schutzbestimmungen des Nationalparks nur gratulieren kann: Die Ruta de
los Volcanes darf nur von autorisierten Bussen befahren werden. Ein kurzes
Verlassen der Busse ist nur auf dem Mirador Rajada gestattet. Selbst auf der
Landstraße Yaiza-Tinajo, die den Nationalpark auf 2 km durchkreuzt, darf
nur bei der Dromedar- und der Mautstation ausgestiegen werden. Jegliches
eigenmächtiges Wandern (und damit auch Zelten und Übernachten) ist auf
dem gesamten Gebiet strengstens untersagt. Auch das Eindringen mit Fahrzeugen
auf landwirtschaftlichen Wegen abseits der Mautstraße ist mittlerweile
durch Sperrketten unterbunden worden. Warnschilder befinden sich an den
einsamsten Stellen. So wird der Fahrbetrieb in Grenzen gehalten, es gibt keine
Picnic-Plätze mit zurückgelassenem Müll und die Gefahr, daß sich Unvorsichtige
auf dem rauhen Gelände verletzen, wird herabgesetzt. Ebenfalls untersagt
ist die Mitnahme von Pflanzen und Gesteinen sowie jegliche Form von
Jagd. Die Einhaltung der Bestimmungen wird durch ICONA-Beamte überwacht.
Die seit 1990 mögliche Teilnahme an einer Art Lehrwanderung (ca. 2
Stunden) im Gebiet der Mö.a. Tremesana wird vom ICONA auf Anfrage für
kleine Gruppen organisiert und von einem seiner Beamten begleitet.
Ein seit 1978 geplantes Ökomuseum mit vulkanologischem Lehrpfad
("Casa de los Volcanes" in einer "Reserva Ecologica Educativa") zwischen
dem Volcan Nuevo und dem Pico Partido wurde bislang nicht realisiert und
ist wohl auch aus den Augen verloren worden (ARANA & CARRACEDO
1979). Dafür wurde in dem 1987 fertiggestellten, neuen Gebäudekomplex
oberhalb der Jameos del Agua (im Norden der Insel) ein "Museo de Piedra"*
eingerichtet, das einige petrologische Einblicke in die vulkanischen Gesteine
der Kanarischen Inseln vermittelt (*1987 zur Einweihung kurz geöffnet, seitdem
wegen Umbau wieder geschlossen/ Stand Okt. 1990).
Für den Großstadteuropäer sind die ungewöhnlichen Naturschönheiten
des Timanfaya-Nationalparks nur wenige Augstunden entfernt. Mögen
sie ihm durch rücksichtsvollen Tourismus noch lange in ihrer Einmaligkeit
und Unberührtheit erhalten bleiben - ein Anliegen, daß in anderen Gebieten
der Insel (z.B. Küste zwischen Costa Teguise und Playa Quemada) auf das
gröbste außer acht gelassen wurde. 1986 waren es immerhin über 383.000
Personen, die den Nationalpark besuchten; eine Zahl, die ohne Zweifel rigorose
Maßnahmen rechtfertigt. Weitere Besucherzahlen:
Besucher-Statistik des Timanfaya-Nationalparks
(nach Angaben der Direcci6n Centros Turisticos / Cabildo Insular de Lanzarote)
1981 1982 1983 1984 1985 1986
Zahlend 255.241 288.113 313.241 327.292 366.385
Eingeladen. 9.171 9.374 11.291 13.070 17.511
Summe 223.468 264.412 297.487 324.532 340.362 383.896
194
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6. Die geografischen Bezeichnungen
Dem linguistisch Interessierten werden einige lanzarotische Toponyme
aufgefallen sein, die dem Altkanarischen angehören und alle mit den Silben
"tim", "tin" oder Varianten davon beginnen. Damit eng verwandt dürfte auch
das phonetisch ähnlich klingende "chim" und "chin" sein, das auf Lanzarote
vereinzelt anzutreffen ist. Hier die fraglichen Ortsnamen des Ausbruchsgebietes
im Überblick sowie einige weitere zur Verdeutlichung der Ausführungen:
Timanfaya
Tingafa
Tindafe
Tinga
Tinguat6n
Tinecheyde
Tinache
Chimia
Chinuda
Tinamala
Tinasoria
Teneza(r)
Tenegüime
Temeje
Timbaiba
Temisa
Hauptgipfel des Macizo del Fuego (auf alten Karten
auch "Chimanfaya")
Name eines alten Vulkans unweit der Ortschaft Tingafa
(auch "Tingafaya" in einem alten Text; s.u.), die 1730-36
durch Lava verschüttet wurde
Namensvariante der Mfta. Tingafa (siehe Tabelle unten)
Name eines Vulkans westlich neben der Mfta. Colorada;
da es sich um einen Vulkan von 1730-36 handelt, muß
sich "tinga" auf einen schon vorher an dieser Stelle
existierenden Flurnamen beziehen.
Name des Hausbergs der Ortschaft Tinguat6n; verwechselbar
mit einer anderen Mfta. Tinguat6n ( oder Volcan
Nuevo), einem Vulkan von 1824 östl. der Mfta. Tingafa
alter Name des Islote de Hilario
Name eines alten Vulkans bei Tinajo
Name eines alten Vulkans bei Teguise (auch "Chimida")
Ort auf Lanzarote (aus WÖLFEL 1965:829); nicht lokakalisierbar
Name eines alten Vulkans bei Guatiza (auch Tunamala,
wobei dies der Versuch sein dürfte, ein alt.kanarisches
Wort mit der Bedeutung "schlechte Opuntie" zu kastilianisieren)
Name eines alten Vulkans zwischen Uga und Macher
Name eines alten Vulkans bei Tinajo
Schlucht (barranco) bei Guatiza
Name eines alten Vulkans bei Guatiza
Name eines alten Vulkans bei Tiagua
Tal bei Arrieta im Norden Lanzarotes
Dazu einige sprachliche Anmerkungen: Wir wissen von den anderen
Inseln des kanarischen Archipels, daß "time" die Bedeutung von "Berg" oder
"Klippe" hat. So finden wir auf La Palma den Berg (und heutigen Aussicht-
195
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spunkt) "El Time" und auf der Hauptinsel der Provinz den Inselnamen "Tenerife",
ebenfalls palmesischen Ursprungs. Nach gängiger Meinung bedeutet
"tener-ife" ( oder "~fe" bei VIERA Y CLA VIJO 1772-83) "weißer Berg"
oder "Schneeberg". Diese Übersetzung leitet sich von ESPINOSA (1591),
VIANA (1604) und ABREU GALINDO (1602) ab, wobei nur bei letzterem
"tener" für Berg und "ife" für weiß steht (bei den beiden ersten Autoren ist
die Zuordnung gerade umgekehrt). Dazu noch einige weitere Beispiele: EI
Time (Berg auf Fuerteventura), Teno (Gebirge auf Tenerife), Chimisay (Schlucht
auf Tenerife ), Chimiguada (Berg auf Tenerife ), Chinobre (Berg auf Tenerife
), Chinguarime (Barranco auf Gomera), Chinyero (Vulkan auf Tenerife),
Tenazo (Schlucht auf Tenerife ), Timbarombo (Berg auf Hierro ), Tenesedra
(Berg auf Hierro), Temejereque (Berg auf Fuerteventura), Tindaya (Berg auf
Fuerteventura), Temisas (Bergdorf auf Gran Canaria).
Diese kurze Aufzählung unterstreicht die schon lange vermutete und
von DIAZ ALAYÖN (1989 a/b) wohl endgültig nachgewiesene Durchgängigkeit
eines bestimmten altkanarischen Wortschatzes auf allen Inseln. Weiterhin
läßt sich folgende Hypothese ableiten: Die Silben tim, tin, tem, ten,
tene(r) sowie chim und chin (als phonetische Varianten) sind mit lokalen Dialektabweichungen
als eigenständige Worte dem Bedeutungskomplex BerglandBerg-
Klippe-Felsen-Abhang zuzuordnen. Sie wären damit in vielen Fällen nicht
dem mit "t" gebildeten, berberisch gedeuteten Präfix zuzurechnen. Unverständlich
ist in diesem Zusammenhang, warum WÖLFEL (1965) das palmesische
"time" als "Berg" anerkennt, bei "timanfaya" aber nur das berberische
tin-wa-n = "das (der Ort) des ... " anwendet, was sich anbietet, aber nicht zwingend
ist. ALVAREZ DELGADO (1942) versucht zwei Deutungen: timanfaya
= "Feuer-Berg" oder "hoher Berg", wobei die Übersetzung von faya mit
"Feuer" sehr gewagt und unsicher ist. Eber scheint für faya "hoch, mächtig"
zu gelten, das in dieser Bedeutung öfters anzutreffen ist (faycag / Oberpriester
auf Gran Canaria; faycan / Vizekönig oder Gauhäuptling auf Gran Canaria;
Fayna / lanzarotische Königin; Guatifay / hoher Berg im Norden Lanzarotes;
Tinguafaya / König auf Lanzarote).
Besondere Betrachtung verdient der lanzarotische Vulkan-Namen
"Tinecheyde", in dem wir die Worte tin für "Berg" und (tinerfetiisch) echeyde
für "Hölle" wiedererkennen. Aus dem Guanchen-Wort "echeyde", wie es
die alten Chronisten angeben, entwickelte sich der Name des (Pico de) Teide
auf Tenerife; oder beide Begriffe gehen auf das gleiche Wort (eheide) zurück,
wie ALVAREZ DELGADO (1945: 37f) vermutet.
Unter den Einheimischen Lanzarotes, aber auch unter den zahlreichen
Besuchern des 19. und 20. Jhs. waren bzw. sind für einzelne Vulkane des
Timanfaya-Nationalparks und angrenzender Gebiete die unterschiedlichsten
Namen im Umlauf, was dementsprechend zu einer manchmal schwer zu ent-
196
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wirrenden Namensvielfalt in der Literatur geführt hat. Deshalb an dieser Stelle
eine Übersicht der wichtigsten Namen mit ihren Varianten zur besseren
Orientierung:
Gebräuchlicher Name (nach
den aktuellen amtlichen Karten 1,
wenn nicht anders vermerkt)
Caldera de la Rjlla
Caldera del Corazoncillo
Caldera Riscada
Calderas Quemadas4120121
Cerro Tegoyo
Hoya Anton
Miia. Almurcia
Möa. Blanca
Moa. Colorada
Moa. Coruja
Namensvarianten
nach alten Karten und verschiedenen Beschreibungen
Caldera Sta. Catalina8
Caldera de los Cuervos2111/19122, Caldera de
Fuencaliente3, Corazoncito17
Moa. de Ricadero3
Mfias. Quemadas del Fuego5, Moas. de la
Alcaparrosa5113, Calderas Occidentales3,
Moas. del Fuego o de Timanfaya1, Moas.
del Fuego de Timanfaya8, Moas. del Fuego19120
("Calderas Quemadas" hat sich
allgemein durchgesetzt.)
Moa. de Asomada3
EI Piiiero3
Lalchusia3
Moa. Blanca de Perdomo415
Moa. Cascabulio3, Pedregul3 (spanisch wäre
"cascabullo" bzw. "pedregal" richtig)
Moa. del Cortijo9, Volcan del Cortijo21,
Moa. Corujo22
Moa. de la Peoa de Sta. Catalina Möa. Los Rodeos9
Moa. de las Lapas Möa. del Cuervo118
Möa. de la Vieja Möa. Moj6n3
Moa. del Chinero2 Nuevo del Fuego12, Möa. Negra 12118, Möa.
Möa. del Clerigo Duarte
Moa. de los Rostros
Moa. del Seoalo
Moa. de Mazo
Möa. de Timanfaya2
Moa. Guatisea
Moa. Mesa
Möa. Miguel Ruiz
Möa. Quemada
del Cuervo12, Möeta. Negra del Cuervo22
Moa. de Tao, Volcan de Tao12115121
Los Rostros de Mesa5
Pico Partido 1121
, Moa. Colorada 16
Caldera Roja9, Caldera Roja de Mazo21
Moa. Chimanfaya6114123, Moa. de(l) Fuego101n
11s
Mfta. Cucalisea4
Moa. Quemada3
Möa. del Cura3
Moa. Juan Perdomo12 (nicht zu verwech-
197
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Möa. Rajada
Möa. Rodeos
Möas. del Fuego517
Möa. Tinga3121122
Möa. Tingafa
Möa. Tinguat6n (1)
Islote de Hilario
Pico Partido
Volcan Nuevo
seln mit der "Fisura de Juan Perdomo"21 =
Vulkan Nr. 18,3-18 bei SAN MIGUEL DE
LA CAMARA & BRAVO 1976)
Möa. Quemada3
Möa. Colorada4, Möa. de los Cuervos24
Möas. Quemadas5
Möa. Sobaco4, Moa. Tingafa3
Möa. Tingafaya6, Möa. de Tindafe5
Möa. Tabaiba3
Tinecheyde25
Pico Partido 121
Möa. Tinguat6n (11) 41121 18
1Cartografia Militar de Espaöa, Serie 5V (1976), 1:25.000, Hoja no. 93-72; 94-
72 "Yaiza", Hoja no. 95-71 "Teguise" und Hoja no. 94-71 "Tinajo"
2Parque Nacional de Timanfaya 1:20.000, ICONA, Madrid 1979
3bei SAPPER ( 1906)
4bei HERNANDEZ PACHECO (1910)
5bei Castro y Alvarez, Gines: Noticia del volcan que ha hecho erupci6n en la
ysla de Lanzarote. Aöo de 1824.- in RUMEU DE ARMAS (1982)
6bei Andres Lorenzo Curbelo Perdomo in von BUCH (1825)
7heute der gebräuchlichste Sammelname für die ganze Gruppe der Vulkane
("Feuerberge") um die Möa. Timanfaya
8amtliche spanische Karte 1:50.000, Madrid 1950, Blatt Nr.1088 "Arrecife"
9amtliche spanische Karte 1:50.000, Madrid 1950, Blatt Nr.1083 "Teguise"
10Vermutlich in manchen neueren Touristen-Karten und Reiseführern
fälschlicherweise von dem Namen "Fuego" des amtlichen spanischen Vermessungspunktes
abgeleitet.
11Cabildo Insular de Lanzarote (Hrsg.): "Ruta de los Volcanes".- Toncassette
DISCAN, Las Palmas 1981 (Bestell-Nr. DC 0108, deutsch)
12bei FUSTER et al. (1968)
13bei Perdomo, Baltasar: "Noticias del volcan que revent6 eo la Isla de Lanzarote
el aöo 1824" (Manuskript des Pfarrers von San Bartolome, Lanzarote);
z.T. in HERNANDEZ PACHECO (1910, 1960)
14"Lansarote" (sie), Karte von 1730 im Archivo de Simancas (Valladolid)
15bei von FRITSCH (1867)
16bei SIMONY (1892)
17bei ARANA & CARRACEDO (1979)
18bei ARANA SAAVEDRA (1982)
19bei ROMERO RUIZ et al. (1981)
20bei ROMERO RUIZ et al. (1986)
198
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21bei SAN MIGUEL DE LA CAMARA & BRAVO (1967)
22bei HOZ (1962); Agustin de la Hoz erwähnt noch andere Namen (Mtia.
Amara, Miia. Tilama, Lomo Amarillo*), die nicht lokalisiert werden konnten.
(*Vielleicht identisch mit dem "Lomo de Azufre" von SAPPER3)
23Cabildo Insular de Lanzarote: Carta de 17. de Octubre de 1730 al Presidente
y Oidores de la Real Autoridad del Rey.- in HOZ (1962: 179)
24bei ORTUNO MEDINA (1980)
25bei TORRE (1966)
Lage und Namen der Vulkane des Kerngebietes der Montaiias del Fuego können
der Abb. 5 bzw. 8 entnommen werden.
7. Literaturhinweise
Zur besseren zeitlichen Einordnung ist bei manchen alten Chronisten als Bezugsjahr
das Jahr der Manuskript-Fertigstellung (*) oder des Erstdrucks angegeben
(**).
Abkürzungen:
AEA = Anuario de Estudios Atlanticos, Las Palmas / Madrid
RH = Revista de Historia, La Laguna
RHC = Revista de Historia Canaria, La Laguna
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