Sebastian JIMENEZ SANCHE Z
Die Gebiete von T irma auf der Insel Gran Canaria:
Lomo de las Casillas de Cana r ios, Morro de l os
Canarios und Llanos de la Pimienta
Übersetzt von Dipl. Dolm . Elisabeth Turezky, Wien, aus
Noticiario Arqueol6gico Hispanico, VIII und IX, 1-3, 1964-
1965, Madrid, 1966.
Lage, Beschreibung und Allgemeine Merkmale
In der weiten Zone von Tirma, im nordwestlichen Winkel de r
Insel Gran Canaria, liegen jene archä ologischen Punkte, deren
Namen in der Überschrift genannt sind. Das " Tirma" b e nannte
Gebiet, jenes "Tirmac" der alten Ges chichtss chreibe i
umfaßt eine Reihe von Kratern, Hochebenen und unwegsamen
Schluchten, mit Erhebungen von 578 m über dem Meeres spie
gel; im Südwesten wird es durch das breite Tal von San Nic o las
de Tolentino und den "Barranco de El Furel" begrenzt, ü
Norden und Nordosten von den Pinienwäldern von II Tamadaba'
und "Alta Vista", und im Norden durch den "Anden Verde"
und den "Barranco de El Risco" innerhalb des Gemeindebezir
kes von Artenara, der sich auf einer schmalen Zunge, die
steilab fallend die beiden letztgenannten Naturformationen bildet,
zur Küste neigt.
Um in dieses Gebiet zu gelangen, muß man von der Hauptstadt
ungefähr 68 km entlang der Nordküste und des Nordwestens
Gran Canarias zurücklegen, bis zum sogenannten
''Anden Verde", einer felsigen Steilküste mit unwegsamen
Abgründen über dem Meer. An diesem Küstenstrich, durch
den sich die schmale Straße schlängelt, beginnt beim 11 Morro
und "Barranquillo de G6ngora" eine 2 km lange, harte und
schlechte Straße, Eigentum der "Comunidad de Tirma S. A. 11
.
die im Zickzack steil bergan in die Gegend von Tirma führt.
Das unter dem Namen Tirma bekamte Gebiet wird durch eine
ausgeprägte, weite ovale, etwas faltige Hochebene gebildet,
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begrenzt von stolzen Bergen und mächtigen Höhen, durch welche
sich die Schlucht des "Barranco de Guguy Grande'' schneidet,
die in den "Barranco de El Risco" einmündet, der seinen
Ursprung in diesem Gebiet hat. Hier liegt auch der Krater
und die Ebene oder Meseta von Tirma, mit dem Gutshof "La
Marquesair und vor allem natürlich der "Montana de Tirma"
mit ihren rauhen Ausläufern, Klippen und Schluchten über
dem "Barranco de El Risco" und den "Anden Verde". Im Hintergrund
erheben sich als eindrucksvolles Naturschauspiel
die Bergketten und die Pinienwälder von "Tamadaba", "Alta
Vista", "Las Carrer,as" etc. , von wo aus sich zur gegenüberliegenden
Seite unc. den hochgelegenen Dörfern von Artenara
und Tejeda einer der schönsten und eindrucksvollsten Rundblicke
auf Gran Canaria eröffnet.
Die Gegend ist ödes Weidegebiet und weist keinerlei Besonderheiten
auf. Der Boden ist trocken, wenngleich die Feuchtigkeit
der Passatwinde diese Trockenheit zeitweise etwas
mildert. Hier liegt ein Gutshof, der der "Comunidad de Tirma
S. A. '' als Verwaltungssitz dient, jener Gesellschaft, die
zur Wassernützung eine Wehre und ein Netz von Kanälen und
Reservoirs angelegt hat. Die Vegetation ist spärlich, aber
typisch für diese Region: kanarische "pinos", Reste des ehemaligen
ausgedehnten Kiefernwaldes, Disteln, Ginster und
verschiedene Arten von "Tabaibas", Salbei, "Melosillas",
Verodes", Harzkraut, Goldwurz, Eseldisteln etc. etc. Es
ist ein Gebiet mit Viehwirtschaft.
Die ganze Zone von Tirma liegt innerhalb des Gebietes der
sogenannten "Isla Vieja" oder "Tamaran", wie es von den
Geologen, vor allem aber vom Forscher Dr. Boucard, genannt
wird. Dieser Teil der ",Isla Vieja", im Südwesten Gran
Canarias, wird durch die großen Krater von Arguinegurn, Fataga,
Tirajanas, Tunte, La Plata, Timagada, Tejeda, Tirma
und dem Tal von San Nicolas de Tolentino gebildet. Der
übrige Teil Gran Canarias entfällt auf den Nordosten, es ist
das sogenannte "Neo-Canaria" oder "Isla Nueva", wo die
Vulkankegel das Landschaftsbild beherrschen und der Geologe,
Prof. Macau, 1 71 Vulkane im Norden und 94 im Gebiet
des mittleren Ostens festgestellt hat.
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Tirma, Heiliger Berg, Stätte antiker Riten
Vom Gebiet um Tirma wurde bereits sehr viel, wenn auch nm
oberflächlich, im Zusammenhang mit den kanarischen Ureinwohnern
gesprochen. Es wird von den ältesten Chronisten und
bekanntesten Historikern des 16., 17. und 18. Jahrhunderts
genannt (1). Man erwahnte, daß hier ein heiliger Ort oder
"Almogar~n" lag, den die primitiven Einwohner der Insel aufsuchten,
um ihre Gottheit zu ehren. Die ältesten Chronisten
aus der Zeit der Eroberung der Insel Gran Canarias bestätige
daß die Insel in heidnischer Zeit über zwei Heilige Stätten ode
Almogarenes verfügte, eine in Tirma und die andere in Humiaga,
im Nordosten bzw. im Süden, und daß die Bewohner in
schweren Zeiten, wie bei Streitigkeiten, Invasion, Trockenheit,
Pest oder Hunger Bitt- und Opfergänge nach Tirma unternahmen.
All dies ist jedoch in mythische Dunkelheit getaucht.
Mehr erfuhren wir darüber bei unserer Forschungsund
Ausgrabungsarbeit, bei der wir auf zahlreiche Almogarenes
oder Heilige Stätten gestoßen sind, die sich entweder unte
freiem Himmel, oder in natürlichen oder aus dem Fels geschlagenen
Höhlen befanden, immer jedoch an besonders ausgewählten
Stellen und innerhalb der Bereiche eines kantonalen
Hirtenstammes, der ja deutliche Spuren hinterließ. Hier
bei Tirma jedoch haben wir den "klassischen" begrenzten ode
künstlich errichteten Almogaren nicht gefunden. Tirma war,
wie unsere Forschung ergab, dank seiner privilegierten Lage
und außergewöhnlichen Szenerie, ein "heiliger Berg",
eine Art Olymp, wie es auch der "Roque Nublo", 11 Roque Bentaiga",
"El Baladero" (Telde}, "La Montafieta" (Moya). "La
Fortaleza" (Tirajana}, "Cuatro Puertas", "Riscos Blancos"
(das Humiaga der Chronisten) etc. waren.
Im vergangenen 19. Jahrhundert bestätigte der Forscher
Grau-Bassas, daß in Tirma keine Almogarene oder Heilige
Stätten gefunden wurden. Deshalb nehmen wir an, daß Tirma
für die kanarischen Ureinwohner des Nordwestens Gran Canarias,
wenn auch innerhalb des allgemeinen Begriffes eine
Kultstätle so doch andere Bedeutung besaß; daher stammen
die Ausdrücke wie 11Atis-Tirma11 und "Atis-Amagro", die
auch auf andere liturgische Opferhandlungen angewendet wurden.
Dies alles mag auf die außergewöhnliche Szenerie der
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Montana de Tirma zurückzuführen sein, eines natürlichen
Aussichtspunktes, von dem aus an klaren und hellen Tagen
der Blick weit über den Horizont schweift und man gegen
den Westen in der Ferne, z wischen Wolken, die Silhouetten
und Erhebungen der benachbarten Inseln Tenerife und Gomera
wahrnimmt; im Norden sieht man die zerklüftete Küste
Gran Canarias, die "Playa de las Nieves" in Agaete, die
"Punta de Sardina del Norte" in Galdar und die "Montana de
Amagro", ebenfalls in Galdar, ein heiliger Berg, wie es
auch jene von Tirma, Roque Bentaiga, in Tejeda, Riscos
Blancos (Humiaga) in Tirajana und andere mehr waren.
Diese Tatsache un~ die angestellten Erwagungen veranlassen
uns zu glauben, daß Tirm~, obgleich man in diesem Gebiet
keine jener Gruben und Löcher mit Abflußrinnen etc. fand,
die für alle Almogarenes so typisch sind, als ganz besondere
Ausnahme, ein natürliches Heiligtum war. In den Höhen
von Tirma 1ühlte sich der Inselbewohner näher beim allmächtigen
Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde . Deshalb
kam er an klaren Nachmittagen zu diesem Berg - gegenüber
dem Teide - , 1,1m Alcorac, dem obersten Gott, seine gebührende
Verehrung zu erweisen, ihm zu danken oder seine
Gunst zu erbitten. Mit Amphoren voll Milch und Honig und
Zweigen in der Hand stiegen sie auf den Berg, um ihren Gott
um Hilfe und Schutz zu bitten, einen Gott, den sie manchmal
in der Sonne, die sie "Majec" nannten, oder im Mond sahen:
ein Kult, der für die neolithischen Volksstämme besonders
charakteristisch ist (2).
Die einfachen kanarischen Hirtenstämme, die in der Umgebung
von Tirma, in Höhlen _oder losen Steinbauten hausten,
mußten, überwältigt vom Anblick des Pico de Teide, der sich
majestätisch und mächtig, in eine Apotheose von Licht gehüllt,
in der Ferne erhob, in höchster Verzückung ihre Opfer
dargebracht haben; der ferne Gipfe l mußte sie, wie es auch
heute noch vorkommt, in ehrfürchtige Bewunderung versetzen
und Gott näherbringen.
Auf die Tatsache, daß Tirma im Altertum einer der 11 heiligen
Berge" Gran Canarias war, ein Olymp und Sitz der Gottheit,
wie u. a. auch Humiaga oder Ris cos Blancos in San Bartolome
de Tirajana, Roque Bentaiga und Roque Nublo in Tejeda, Amagro
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EL Rl~CO
FtG. 1.-TIRMA ( Isla de Gran Canaria ).
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FIG. 2.-TIRMA (Gran Canaria). Perfil de la comarca de TIRMA, con seiia lizaci6n
de localidades arqueol6gicas.
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FIG. 3 .-TIRMA (Gran Canaria). Planificaci6n arqueol6gica de Ja zona de TIRMA.
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in G.fldar, Ansite und La Fortaleza in Tirajana, ist zurückzuführen,
daß sich verfolgte Inselbewohner beiderlei Geschlechts,
in Furcht vor besonderem Drangsal, Haft, Verlust der Freiheit
oder in Todesangst, in seine Abgründe stürzten, nachdem
sie Alcorac, ihren Gott und ihre Insel Tamaran angerufen hatten.
Dies bestätigen auch, an der Steilküste von Tirma, die
Namen wie "Salto del Caballero", der auf den Sprung eines
"faican" oder hohen Priesters des Guanarteme oder Königs
von G.ildar, z urückgeht; der "Salto de las Mujeres", der an
die heldenhafte Tat einiger schöner kanarischer Frauen erinnert,
die, von Invusoren verfolgt, in die Tiefe sprangen;
Ereignisse, die in der Legende vom Vater auf den Sohn überliefert
wurden. Finer dieser Orte, an dem zahlreiche Opfer
dieser Art dargebra cht wurden, ist die Erhebung des "Anden
Grande", in der Montana de Tirma, "Morro de los Canarios"
genannt.
Sektoren, die das Gut (Cortijo) von Tirma bilden.
Das große archäologische Gebiet von Tirma umfaßt folgende
Sektoren: die "Montafia de Tirma", die über dem Steilabfall
des s~genannten "Anden Ve rde11 liegt und den "Anden Grande"
bildet; den "Cerro del Punt6n Geografico", den "El Lomo de
las Casillas de Canarios", "El Morro de los Canarios", "La
Marquesa" (zentrale Bauernhöfe), "El Paso Canario11 (Ansammlung
von Höhlenwohnungen und Grabhöhlen), 11Barranco de
Guguy", "Casa del Guarda del Cortijo de Tirma" und "El
Llano de la Pimienta 11
•
Montafia de Tirma. Wohnstätten der Kanarier.
Unter dem Namen "Montana de Tirma" versteht man jenen
äußersten Teil der gesamten Region gleichen Namens, die
bereits beschrieben wurde, vor allem aber jenen, der d€n
zerklüfteten Rand der unter der Bezeichnung "Anden Verde"
bekannten Steilküste bildet, der über den "Punta de G6ngora"
und der gleichnamigen Schlucht liegt. Dieses Gebirge ist es
auch, das den freien Durchgang und die von der "Sociedad de
Tirma S. A." gebaute Straße flankiert, auf der man bequem
dorthin gelangt. Das Gebirge wird in seiner ganzen Länge
vom"Anden Grande", "El Cerro del Punt6n Geogr.ifico",
11Lomo de las Casillas Canarias", 11 Morro de los Canarios",
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"El Fara116n,", und die eigentliche "Montafia de Tirma" gebildet;
letztere ca. 700 m hoch über dem Meeresspiegel, an
deren Fuß und in deren Schutz das Wächterhaus des Gutes liegt,
ein typischer und gemütlicher Bau. Von dieser Stelle aus
zweigt die Privatstraße ab, führt links bergan und schlängelt
sich, vorbei am Gut "La Marquesa", nach "Pinar de Tarnada -
ba" und "Pinar de Alta Vista", und dem Dorf von Artena ra,
und rechts weiter zum "Llano de la Pimienta", "Cueva Nueva",
"La Cardonera" und "El Furel" mit herrlichem Blick über
das breite Tal von San Nicolas de Tolentino.
Der "And~n Grande" ist eine eindrucksvolle geologische Naturformation,
die mit den kanarischen Ureinwohnern und bescriders
mit den oben angeführten heroischen Taten in engem
Zusammenhang steht. Er liegt gegenüber der großen Senke,
die die Schlucht des "Barranco del Risco" bildet. Der "Cerro
del Punt6n Geografico" mag ebenfalls als Anhaltspunkt dienen;
es handelt sich um einen Aussichtspunkt, von dem aus man
den weiten Horizont und die Küste in ihrer ganzen Schönheit
sehen kann. Deshalb wurde er von den Eingeborenen der Insel
nicht nur als Standplatz für ihre Lager genutzt, sondern
diente ihnen auch als wichtiger Aussichtsberg, um den Ozean
zu überblicken und die Gefahr herannahender Schiffe rechtzeitig
zu erkennen (siehe Pläne).
"El Lomo de las Casillas Canarias" ist einer jener Landstriche,
die nicht nur gut bewohnbar sind, sondern auch die verschiedenartigste
Vegetation aufweisen: "Oroval", Ginster,
"Gamona", "tabaiba morsica", die wilde "tabaiba", Espino,
"Melosilla", Brombeeren, Agaven, "Tunera", Salbei, "Altabaca",
"Ogarza", Schafszunge (lengua de oveja), Kratzdisteln,
"Berod", Weißdisteln etc. (3). Er liegt im Schutz des ebenfalls
hochliegenden, balkonartigen Gebietes "El Morro de los
Canarios''. Beide Namen weisen auf die prähistorischen Bewohner
der Kanarischen Inseln hin.
Die starken Regenfälle, die in dieser Zone oftmals niedergehen,
aber auch der Anbau, der durch moderne Methoden in
bescheidenem Ausmaß möglich ist, sowie die Nutzung als Weidegebiet
und nicht zuletzt die Tätigkeit der Jäger, haben die
Spuren der primitiven Bevölkerung sehr verwischt. So kommt
es auch, daß die einzelnen Teile der Wohnstätten fast überall
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h = 1.60
B1rr1nco
OETALLE OE 0
2
FIG. 4.-TIRMA (Gran Canaria).-1. Tipo de vivienda d·e planta
cruciforme.-2. Otro tipo de vivienda. Lomo de las Casillas
de Canarios.
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eingestürzt und zerstört sind oder zwischen üppigstem Dickicht
zerstreut liegen. Obgleich wir annahmen, daß wir zahlreiche
Überrest dieser Art finden würden, war es nicht so, denn wir
stießen nur zweimal auf Wohnstätten aus Stein; in rrEl Morro
de los Canariosrr entdeckten wir eine in Kreuzform und nicht
sehr großen Ausmaßes, und im rrLomo de las Casillas Canarias",
ebenfalls zwischen dichtem Gestrüpp, eine Anhäufung
von fünf Wohnstätten aus losem Stein mit Eingängen nach Süden
hin - eine logische Bauweise in dieser Gegend, durch die
sich die Bewohner in den offenen, hochgelegenen und zum Meer
gerichteten Wohnstätten vor dem starken Passatwinden zu
schützen suchten. Der Grundriß der genannten Wohnstätten
ist von typischer Kreuzform, aber nicht sehr großen Ausmaßes.
Die größte weist eine innere Länge von 5 m auf, sodaß
sich innerhalb der Arme des Kreuzes die Maße von 2, 15 x
1, 65 ergeben. Die Höhe der eingestürzten Mauern betrug ca.
1, 60 m. Die äußere, ovale Form entspricht ganz jener der
übrigen kanarischen Wohnstätten, die bisher entdeckt und
studiert wurden. An genannter Stelle fand man aber auch den
Rest eines großen Hauses mit quadratischem Innengrundriß
von 4 x 3, 45 m mit einer rechteckigen Nische an der linken
Seitenwand, und mit rundem bis ovalem äußeren Grundriß.
Hervorzuheben ist, daß die inneren Ecken der Wände etwas
abgerundet sind. Die Stärke der Wände schwankt zwischen
2,50 und 1,50 m, bei einer Höhe von 1,30 m, wodurch es möglich
war, die Wohnstätten vor den in dieser Zone vorherrschenden
starken Winden etwas zu schützen. Der Eingang ist 1, 15 m
breit. Die Bauweise der Wohnstätten mit ausgewählten Steinen
in Form von Quadern, die an den Ecken hervortraten, entspricht
ganz der bereits bekannten. Die Nische ist 1, 30 x 0, 90 m
(Fig. 4,1 und 2) (4). In dieser Zone fand man kaum Material,
nur einige kleine neolithische Keramikstücke und MolluskenGehäuse.
Ca . 300 m von der beschriebenen Stelle entfernt und nahezu
in der Mitte des zerklüfteten Randgebietes, erhebt sich ein
Basaltkegel, von der Witterung ziemlich abgetragen, der den
einfachen Bewohnern dieser Orte verschiedenartiges Steinmaterial
für diverse Gebrauchsgegenstände, wie Steinmesser
(tabonas), Beile, Stichel, Schaber etc. geliefert hat.
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FIG. 5.-TIRMA (Gran Canaria).
Original planta de vivienda. Lomo
de Casillas de Canarios.
Frc. 6.-TIRMA (Gran Canaria). Amplia vivienda. Lomo de Casas Canarias.
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Gegenüber dieser Erhebung, aber in etwas tieferliegendem
und abfallenden Terrain, fand man neben einem Ziegelhaus,
das über einer alten kanarischen Wohnstätte errichtet worden
war: eine besonders bemerkenswerte Wohnstätte kanarischer
Ureinwohner, mit etwa rechteckigem Grundriß, im
Ausmaß von 4, 30 x 5 m, einem kleinen Nebenraum an der
linken Seite von 1, 45 x 1 m Höhe. Die Gesamthöhe des Hauses
betrug 2, 50 m. Die Außenwände sind 2, 30 und 3 m stark.
Die Türöffnung geht nach Osten und ist 1„ 20 m breit.
In einer Entfernung von ca. 65 m fand sich eine weitere Wohn
stätte, ähnlich den bereits beschriebenen. Es handelt sich um
einen großen Bau mit etwas ovalem Inneren, der an seiner Vor
derseite einen kleinen abgegrenzten Vorbei aufweist. welcher
von einer etwas geschwungenen Mauer, die eine Fortsetzung
der linken Mauer des eigentlichen Wohnraumes ist, geschützt
wird. Sie gleicht jenen anderen Wohnstätten dieser Art, die
wir in verschiedensten Orten Gran Canarias gefunden haben,
so z.B. im Gebiet von Arguinegurn. Tufia und im oberen Teil
von Mogan (5). Die Bauweise ist identisch mit der bereits beschriebenen.
Die Türöffnung ist 1, 2 5 m breit. Das Innere ist
oval mit einem Durchmesser von 2, 70 und 2 m, und einer
maximalen Höhe von 1, 20 m. Die Stärke der Wände beträgt
0, 70 m neben dem Eingang und beim Mäuerchen, welches den
kleinen Vorhof oder Vorbau begrenzt, und dessen Ausmaß
2, 60 x 2, 50 m betragen.
Tag6ror
Nur unweit der vorher genannten Wohnstätte fand man inmitten
üppigsten Gestrüpps einen ganz besonderen, etwa ovalen Bau
im charakteristischen und traditionellen Grundriß, der, wie
der Abschluß seiner Mauern und deren Neigung vermuten lie/3,
kein Dach getragen hat. Dieses Charakteristikum, sowie seine
Ähnlichkeit - wenngleich kleiner als dieser - mit dem "Tag6ror
de El Agujero", ebenfalls auf Gran Canaria, ließen uns
annehmen, daß es sich hierbei ebenfu.lls um einen "tag6ror"
harrlelte; um einen jener Plätze, auf denen Versammlungen,
familiäre Zusammenkünfte und Spiele stattfanden. Die maximale
Höhe seiner Mauern beträgt 1, 90 m an der Rückseite,
sonst 0, 90 m, die Breite 0, 90 m. Diese Ausmaße, aber auch
seine bevorzugte Lage in der Mitte des Dorfes und in einigem
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Abstand von den wichtigsten Wohnstä tten, unter denen sich
auch jene befunden hatte, die zur derzeitigen Hirtenbehausung
mit Doppeldach aus Ziegel umgebaut wurde, sowie
noch weitere Wohnstätten, die jedoch verschwunden sind,
bestätigten uns in dieser Annahme. Seine Innenmaße betragen
4 x 4 m (6).
Höhlen-Wohnungen und Höhlengräber
Im hochgelegenen und rückwärtigen Teil der welligen Hochebene
von Tirma , in der eigentlichen Schlucht des "Barranco
del Risco" und dort, wo diese mit der Schlucht des Guguy
zusammentrifft, kommt man auf einen Fußweg, den "Paso
Canario", an dem mehrere Wohn- und Grabhöhlen der kanarischen
Ureinwohner gefunden wurden, die jedoch keine nennenswerten
Einzelheiten bieten. In letzteren fanden sich
noch ganz spärli che Reste von Grabtüchern oder geflochtenen
Matten. In den Felsschluchten und auf freiem Feld wurden
Keramikstücke und einige Mollusken-Gehäuse gefunden.
El Llano de la Pimienta
Grabstätten
Linker Hand an der schlechten Privatstraße, die von "Casa
del Guarda del Cortijo de Tirma" {dem Wächterhaus des Gutes
von Tirma) nach "Cueva Nueva" führt, liegt der "Lomo
y Llano de la Pimienta" . Es ist ein unfruchtbares Gebiet, in
dem nur die "Tabaiba", "Altabaca", "Ogarzo", Brombeeren
"Espinillo", Weißdisteln und "Gomona", sowie andere bodenständige
Pflanzengattungen gedeihen. Der Ursprung des
Namens "Llano de la Pimienta" ist uns nicht bekannt.
Hier stießen wir auf eine Anhäufung überdurchschnittlich
großer Steine, die unsere Aufmerksamkeit erregten. Nach
eingehendster Untersuchung und Studium ergab sich für uns,
daß es sich um eine Grabstätte ganz besonderer Art für eine
Person handelt. Der Grundriß ist rund, eine in der Archäologie
Gran Canarias wiederholt vorkommende Form, wie
wir sie auch in den Gebieten von "El Agujero", "Llanos de
Botijas" und "La Guancha" in G~ldar, auf dem Hügel von
"El Castillo" in Artej~vez, der Stätte von "La Felisa" in
der tiefen Schlucht des "Barranco de Arguinegurn", in "Ca-
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Frc. 7.-TIRMA (Gran Canaria).-1. Elegante planta de vivienda con dependencia
Iateral.-2. Tumulo preeminente. Llano de Ja Pimienta.
FIG. 8.-TIRMA (Gran Canaria).
Tumba de canarios. Llano de Ja
Pimienta.
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sarones" im Bezirk von San Nicolas de Tolentino, in "1ufia"
bei Telde, in "Vinagrera" und "Barranco Mulato" in Mogan,
in "Degollada de G6mez" in San Nicolas de Tolentino, im
"Barranco del Peladero" in Tejeda etc. festgestellt haben. (7)
Die Grabstätte, mit der wir uns beschäftigen, besteht aus
drei konzentrischen Kreisen, die mit großen und mittleren,
besonders ausgewählten Steinen gebildet werden. In der Mitte
des letzten Kreises befindet sich die rechteckige "cista"
(Steinkiste), von lotrechten Steinen begrenzt und ihrerseits
von sechs großen Steinplatten bedeckt. Die Durchmesser des
größten Kreises betragen 6 und 5 m. Die Steinkiste (cista)
weist eine Länge von 2 m und Breite von 0 , 90 m auf. Sie ist
nordwestlich ausgerichtet. Die konzentrischen Kreise sind
mit mehr oder weniger flachen Steinen bedeckt . Da das Grab
vor einigen Jahren profaniert wurde, fehlen die menschlichen
Überreste; die Struktur der Grabstätte ist jedoch vollständig
erhalten ( siehe Abbildung).
Die Gräber mit rundem Grundriß, aber auch jene mit drei
Kreisen, die eine Art stufenförmigen Grabhügel bilden, sind
auf Gran Canaria, sowohl an der Küste, als auch in mittleren
und höhergelegenen Gebieten sehr häufig zu iinden. Unsere
laufenden Ausgrabungs- und Forschungsarbeiten brachten uns
diesbezüglich zahlreiche Funde. Auf Grund der eigenartigen
Struktur der drei konzentrischen Kreise sind einige Forscher
der prähistorischen Archäologie, unter ihnen die Französin
Dr. Marcelle Weissen-Szumlanska, die mit uns zahl,reiche
Kulturstätten dieser Art aufsuchte, der Meinung, daß in ihnen
drei Symbole oder Beziehungen zum Leben des Menschen zu
sehen sind. Sie behauptet, daß der erste oder äußerste Kreis
dem materiellen und menschlichen Leben, der zweite mittlere
dem psychologischen Leben und der dritte oder innerste
Kreis dem -göttlichen Leben entspricht; Kreise, die die Gräfin
Weissen-Szumlanska "Kylk y Abred", "Kylk y Gwynfyd"
und "Kylk y Kengant" nennt.
Nur wenige Meter von der beschriebenen Grabstätte entfernt,
aber etwas näher bei der Straße, die nach Tamadaba führt
und unweit der Stelle~ an der der "Barranco Guguy" beginnt,
haben wir eine andere Grabstätte mit ebenfalls rundem Grundriß
gefunden, wenn auch nicht von solcher Bedeutung, wie die
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vorher genannten. Der einzige Kreis, der die Steinkiste
(cista) umgibt , ist 3 , 50 mim Durchmesser. Die Steinkiste
mißt 2, 10 min der Länge und 0,80 min der Breite, bei einer
Höhe von 0, 65 m. Sie war teilweise mit langen Steinplatten
bedeckt. Auch dieses Grab wurde vor Jahren gewaltsam geöffnet.
Weitere Forschungen
Über die schlechte, kurvenreiche Straße fahren wir zur sogenannten
"Cueva Nueva", über unfruchtbares, verlassenes
Gebiet, von dem aus man in der Ferne die steilen Abhänge
des "El Furel" und die Mündung des fruchtbaren San Nicolas
de Tolentino-Tales, in seiner ganzen Breite, sehen kann,
eingebettet zwischen seltsam zerklüfteten Basalt-Erhebungen.
In den Bergen, die die unfruchtbare Landschaft von "Cueva
Nueva" umschließen, erheben sich grün und rötlich gefärbte
Felsmassen, hervorragende Steinbrüche, aus denen Quadersteine
zur Verzierung der Sommerhäuser und Chalets gebrochen
werden. In dieser ganzen letztgenannten Zone wurden
keinerlei archäologische Stätten gefunden.
Anmerkungen
(1) MARIN Y CUBAS, Tomas:Historiadelassieteislas
de Canarias, 1694. - Abreu Galindo, Fray Juan:
Historia de la conquista de las siete islas de Gran Canaria,
1632. - Sosa, Fray Jose de: Topograffä de la isla
Afortunada de la Gran Canaria, 1678. - Castillo Ruiz de
Vergara, Pedro Agustrn: Descripci6n hist6rica y geografica
de las islas de Canarias, 1737. - Viera y Clavijo,
Jose: Historia general de las Islas Canarias, 1 770.
(2) JIMENEZ SANCHEZ, Sebastian: Excavaciones
arqueol6gicas en la isla de Gran Canaria, de los planes
nacionales de 1942, 194 3 y 1 944; Publicaciones de la
"Comisarra General de Excavaciones", Band II, 1946,
Madrid. - Excavaciones arqueologicas en La Montaneta
de la villa de Moya, 1950. - Relaci6n de los ma'.s importantes
yacimientos arqueol6gicos de los canarios prehispa'.
nicos en la isla de Gran Canaria, Lanzarote y Fuerteventura,
1946. - Cuevas y tag6ror de la Montafia de
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Cuatro Puertas, 1942. - Riscos de la Santidad, in Tageszeitung
"Falange" vom 18. Mai 1954. - El almogaren
de Roque Bentaiga, in Tageszeitung "Falange" vom 7. 6 .
1953 . - El almogaren de El Baladero, in Tageszeitung
"Falange" vom 7. August 1953. - Sfntesis de la Prehistoria
de Gran Canaria, Las Pp-lmas de Gran Canaria, 1963. -
Exponentes megalrticos culturales de los canarios aborrgenes;
in: "V Congreso Panafricano de Prehi storia y de
Estudio del Cuaternario", Santa Cruz de Tenerife, 1963. -
Algunas manifestaciones del culto astral entre los grancanarios
prehispanicos, in: "IV Congreso International
de Ciencias Prehist6ricas y Protohist6ricas", Madrid,
1954 (herausgegeben in Zaragoza, 1956) . - Cultura canaria
neolrtica, Las Palmas, 1962. - Nuevas aprotaciones
al mejor conocimiento de los grabados y de las insculturas
del Barranco de Balos en la villa de Agüimes,
en la isla de Gran Canaria; in: "Anuario Estudios Atlanticos",
Nr. 8, Madrid, 1962 . - Ceramica grancana-ria
prehispanica de factura neolrtica; in: "Anuario Estudios
Atlanticos", Nr. 4, Madrid, 1958. -
Chil y Naranjo, Gregorio: Estudios hist6ricos, climato -
16gicos, etnol6gicos etc., 1881.
Wölfe 1, Dominik Josef: Cristo y las religiones de la Tierra,
(Span. Ausgabe in "Biblioteca de Autores Cristianos",
Madrid), Band!, Kap. VI, 1960.
(3) VIERA y CLAVIJO, Jose: DiccionariodeHistoria
Natural.
(4) JIMENEZ SANCH_EZ, Sebastian: Memoria de
las exca vaciones arqueol6gicas en la isla de Gran Canaria,
de los planes nacionales de 1942, 1943 y 1944~ Band
II der Publicaciones de la Comisarra General de Excavaciones
Arqueol6gicas, Madrid, 1946 .
(5) Wie(4). -JIMENEZ SANCHEZ, Sebasticin:
106
Yacimiento de Lomos de los Canarios, en Agaete, in:
Revista Faycan, Nr. 7, 1960. - Sfntesis de la Prehist6-
ria de Gran Canaria, Las Palmas de Gran Canaria,
1963.
© Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca Universitaria, 2017
(6) Siehe die obgenannten Publikationen des Verfassers . Ferner:
Principales yacimientos arqueol6gicos de las islas
de Gran Canaria, Lanzarote y Fuerteventura, descubiertos
y explorados .desde 1946 a 1951 inclusive, in Revista
Faycan, Nr. 1, 1952.
(7) JIMENE Z SANCHE Z, Sebastian: Memoria de las
excavaciones arqueol6gicas en la isla de Gran Canaria,
de los planes nacionales de 1942, 1943 y 1944, Band II
der Publicaciones de la Comisarra General de Excavaciones,
Madrid, 1946. - Excavaciones arqueol6gicas an las
isla de Gran Canaria, Lanzarote y Fuerteventura, de los
planes nacionales de 1945, 1946, 1947, 1948 y 1949 (vergriffen).
- Monumentes funerarios de los canarios prehispanicos,
in: Cr6nica del III Congreso Arqueol6gico Nacional,
Galicia, 1953, veröffentlicht von der Secretarra
General de los Congresos Nacionales, Zaragoza, 1955. -
Ferner (5) Sfntesis ... , 1963.
SUMMARY
The author describes the environs of Mt. Tirma, one of the
sacred mountains of the aborigines of the island of Gran Canaria,
where several "Almogarenes" (sacred places) have
been discovered. Around this mountain there are many archaec
logical sites (ruins of houses, partly with a cruciform groundplan,
a "tagoror" or meeting place, cave dwellings and burial
sites in ca ves etc. ) .
, ,
RESUME
L' auteur d~crit les environs du mont Tirma, un des sommets
sacr~s des aborig~nes de la Grande Canarie, ou plusieurs
"almogarenes" (lieux sacr~s) ont ~t~ d~j~ d~couverts. Les
alentours de ce sanctuaire sont d'une grande richesse arch~ologique
(Ruines d'habitations, en partie, sur base cruciforme,
un "tagoror" ou lieu de r~union, habitations troglodytes et
grottes s~pulcrales).
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