Dominik JosefWOLFEL t
DIE VERSKLAVUNG DER GOMEROS
Die Epoche um und nach dem Tod des Hernán Peraza
aufgrund der Geschichtsquellen
Im Jahre 1933 erschien in der Nr. 1 der Zeitschrift ,,El Museo Canario" in Las Palmas de
Gran Canaria die historische Publikation D. J. Wolfels ,,Los Gomeros vendidos por Pedro
de Vera y doña Beatriz de Bobadilla". Eine gekürzten Auszug aus dieser Arbeit drucken
wir hier mit Einwilligung der Witwe des Gelehrten, Frau Hilde Wolfel, ah. Damit soll das
Andenken Dominik Josef Wolfels, zu dessen 10. Todestag am 27.4.1973 geehrt und
seine wissenschaftliche Arbeit einer neuen Generation von Interessierten nahegebracht
werden. Die Übersetzung aus dem Spanischen verdanken wir Dipl. Dolm. Helmfried
Knoll, Wien. Die ungekürzte Version mit dem kompletten kritischen Apparat liegt im
Sekretariat auf.
Wie ich schon 1930 aufgezeigt habe, wurde die Insel Gomera weder von
Bethencourt noch von Fernán Peraza, dem Vater der Dona Inés erobert,
sondern letztlich und endgültig durch Pedro de Vera. Vor den Grausamkeiten
des Eroberers von Gran Canaria war Gomera friedlich zivilisiert worden:
zunachst durch die Portugiesen und hernach durch die Spanier. Die Episode
mit Don Fernando de Castro auf Gomera, von der Abreu Galindo in Kapitel
XVI des l. Buches ,,Historia de la Conquista de las siete Islas de Gran
Canaria" (geschrieben vom Ew. P. Fray Juan de Abreu Galindo [Jahr 1632],
1848; Sta. Cruz de Tenerife, fortan zitiert als ,,Abreu" oder ,,Abreu Galindo")
spricht, ist historisch, mit Ausnahme dessen, da.B Fernando de Castro
Portugiese war und wahrend des Pontifikats Eugens IV. auf die Insel kam.
Schon vor ihm hatten die Hauptleute Heinrichs des Seefahrers Verbindung
mit Gomera, und dieser Fürst bewahrte sich noch bis 1478 einen oder
zwei der vier Stamme der Insel als Verbündete. Die Unterstützung, die
damals die Portugiesen auf der Insel fanden und von der in der Koniglichen
Bulle die Rede ist, die am 26. Mai 1478 zu Sevilla erlassen wurde, wird von
Castillo erwahnt. Gema.B Register des Archivs von Simancas wird bereits von
einem Aufstand eines Tells der Gomerer gegen Hernán Peraza gesprochen:
dies als Folge seines schmahlichen Verrats an den befreundeten christlichen
Gomerern, die er betrog und verkaufte und die von Bischof D. Juan de Frías
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(,,La Curia", S. 1020-1023) errettet und in Freiheit gesetzt wurden. Damals
endete die Intervention der Portugiesen auf der Insel, obwohl ihre letzte
Expedition gegen die spanische Armada bei der Eroberung Gran Canarias
nicht an der Insel vorübergehen sollte, ohne da.B die alten Beziehungen
wiederaufgenommen worden waren.
Dennoch blieb Gomera halb unabhangig; es behielt seine alte Gesellschaftsstruktur
mit den vier Stammen bei, die sich zwei und zwei in der Ehe
als mutterrechtliche Phratrien (Stammesuntergruppen) verbanden; allein
Hernán Peraza, der Sohn der Doña Inés, besa.B die Farberflechte, einen
Zehent auf die Viehherden und die Oberherrschaft über Hafen und Kastell
mit ihrer kleinen Garnison und Bevolkerung aus Europaern und Eingeborenen
von den anderen Inseln, ·den einzigen nichtgomerischen Bewohnern der
Insel, wie dies die Ereignisse der beiden folgenden Aufstande zeigen.
Gómez Escudero gibt uns ein Bild (,,Historia de la Conquista de la Gran
Canaria por el capellán y licenciado Pedro Gómez Escudero, 1484." Handschriftliche
Kopie von D. Agustín Millares Torres, abgefa.Bt nach einer anderen,
von D. Tomás Marín y Cubas angefertigten Kopie; aufbewahrt im
Museo Canario, Archivo Canario, 1-D-14. Reproduktion in meinem
,,Archivum Canarium". Portan angeführt als: ,,Escudero" oder ,,PseudoEscudero")
des Zustands der Insel zu dieser Zeit.
,,Auf dieser Insel Gomera gab es seit der Zeit ihrer Eroberung eine Unterteilung
in vier Parteien, die sich in Edle und Nichtadelige unterschieden;
diese wiederum vereinten sich zu je zweien bei Festen oder Lustbarkeiten
oder bei ihren Versammlungen; die Namen der Dorfer waren Agana, Arenes
( Oro ne), Pala und Amilgua."
Die Geschichte der Aufstande der Gomerer konnen wir jetzt aufgrund a11
der Schriftsteller rekonstruieren, die sich mehr oder minder als Urquellen
aufassen lassen. Dabei schlieEen wir von vornherein die Abschreiber und
Kompilatoren aus. Ebenso lassen sich die Aufstande auf der Basis der 120
Simancas-Dokumente rekonstruieren. Wir werden sehen, da.B diese letzteren
genügen werden, um das Wesentliche davon klarzulegen. Bevor man jedoch
an dieses Rekonstruktionswerk geht, ist es vonnoten, festzustellen, wer die
Bischofe waren, die in der Tragodie der Gomerer eine Rolle spielten.
Die Verwirrung der Autoren, die Dr. Chil anführt, ist nicht so groE, wie er
vermutete, und sie ist mehr augenscheinlich als tatsachlich. Der gro.Be Bischof
D. Juan de Frías war zum Zeitpunkt des an Doktor Rodrigo de Talavera
gerichteten Auftrags, die Habe und Beute des verstorbenen Bischofs von
Canaria für die Apostolische Kammer einzutreiben (Rom, 25. Janner 1486 ),
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bereits tot ( = Vatikanisches Archiv, Schrank 19, fol. 14 7 ff.). Am 24. Marz
desselben Jahres wird D. Fray Miguel López de la Serna (denn so hie.B er,
und nicht Cerda) zum Bischof von Canaria erhoben. Eine Konigliche Bulle
vom 3. April 1486, gegeben zu Medina del Campo (die ohne nahere Angaben
zitierten Dokumente stammen aus dem Simancas-Archiv [AS] und dem
Registro del Sello [RS], wie dies in ihrer Gesamtheit diejenigen des Dokumententeiles
[PD] sind. Von allen gibt es Fotokopien oder Reproduktionen
in meinem ,,Archivum Canarium") und gerichtet an den Lizenziaten
Lobón, Assistentstellvertreter von Sevilla, an den Gouverneur von Canaria
und an Dona Inés und Hernán Peraza, verlangt die Habe des Don Juan de
Frías für die Krone ,,kraft einer Ermachtigung, die durch Bullen und papstliche
Sendschreiben erteilt wurde". Ein Vorladungsschreiben, datiert zu Salamanca
am 18. Janner 1487, gegen Diego de Cabrera, Rodrigo de la Fuente,
Fernando de Miranda und Diego de Zurita, stellt Don Miguel de la Serna so
hin, als triebe er für seine Kirche den Zuckerzehent ein. Ein anderes Vorladungsschreiben
dokumentiert von diesem Bischof, da.B er die ,,vielen
beweglichen Güter verlangt, und Gold und Silber, und Schmuck und Hauser
im Wert von 200.000 Maravedís für den Dekan und Rat seiner Kirche und
da.B er au.Berdem den Todestag für Don Juan de Frías festlegt; es kann
anderthalb J ahre dauern." Demnach ware Don Juan de Frías im J uni oder
Juli 1485 verstorben.
Es ist kaum moglich anzunehmen, da.B zur Zeit als Dona Inés Peraza das
Majoratsgut innehatte, das zugunsten ihres zweiten Sohnes Hernán Peraza
errichtet wurde, dieser Junge bereits von den Gomerern getotet gewesen sein
sollte. Am 15. Februar 1488 lebte er noch, aber zwei Konigliche Bullen,
beide datiert zu Medina del Campo mit 4. Marz 1489 und gerichtet an Pedro
de Vera, den Gouverneur Gran Canarias, beweisen, da.B er schon tot war. Die
eine befahl ihm, er solle Doña Beatriz de Bobadilla, Hernán Perazas Frau,
unterstützen (Peraza war schon tot ). Die andere gebot ihm, Doña Inés Peraza
zu unterstützen, beide als Vormunde der Sohne des Verstorbenen in der
Beherrschung Gomeras. Diejenige, die an Doña Inés gerichtet ist, spricht
au.Berdem vom Mord an Hernán Peraza durch die Gomerer.
So konnte also Don Juan de Frías nicht in Geschehnisse eingreifen, die
eine Folge des Todes von Hernán Peraza waren; Don Miguel de Serna war es,
der die Bestrafung Pedro de V eras und die Freilassung jener Gefangenen
erwirkte, die im Anschlu.B an den Tod Perazas und an die darauffolgende
Erhebung gemacht worden waren. Damit aber wird nicht bewiesen, da.B die
Geschichtsschreiber, die von der Einmischung Don Juan de Frías' zugunsten
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der Gomerer und von ihren Kontroversen mit Pedro de Vera sprechen, einem
lrrtum zum Opfer gefallen waren. Ganz im Gegenteil, diese Einmischung ist
doppelt wahrheitsgetreu. Sie ist es angesichts des Prozesses, den Don Juan de
Frías betrefend die Freiheit der christlichen Gomerer anstrengte, die durch
V errat des Hernán Peraza gefangengenommen, auf Karavellen von Palos und
Moguer verladen und, 100 an der Zahl, nach Spanien verkauft worden waren.
Die Einzelheiten dieses Verrats und des Prozesses von 1477-1478, den der
Bischof gewann, publizierte ich an anderer Stelle (,,La Curia", Seiten
1020-1023). Sie ist au.Berdem noch wahrheitsgetreu durch die Verbindung
mit der ersten (in Wirklichkeit zweiten) Auflehnung der Gomerer gegen
Hernán Peraza, die zu dieser Zeit noch lebendig war und die uns Abreu
Galindó bewahrte. Denn dieser Schreiber ist, wie ich in mehreren Artikeln
aufgezeigt habe, der bestinformierte; daher wollen wir ihn von sich aus die
Ereignisse schildern lassen:
,,Pedro de Vera regierte gerade diese Insel Gran Canaria mit gro.Ber Ruhe
und Zufriedenheit. Er geno.B die Früchte der Anstrengungen, die der Krieg
mit sich zu bringen pflegt, als ihm Briefe Doña Inés Perazas zukamen, der
verwitweten Herrin von Lanzarote und Fuerteventura, worin sie ihn bat, er
moge nach Gomera ziehen, um ihren Sohn Hernán Peraza zu unterstützen,
den Herrn von Gomera und Hierro. Denn die Gomerer hatten sich erhoben
und wollten ihn toten. Sie selbst sende auch Leute und Schife, auf denen sie
hinfahren konnten, zu Hilfe.
Als Pedro de Vera den gerechten Grund und die gerechte Klage von Doña
Inés Peraza sah und sich der Freundschaft erinnerte, die er ihr gegenüber
hegte, versammelte er einvernehmlich mit ihr soviele Leute er nur auftreiben
konnte und schifte sich mit ihnen auf zwei Karavellen und den Schifen ein,
die von Fuerteventura gekommen waren. Er zog nach Gomera, wo er rechtzeitig
anlangte und Hernán Peraza auf das Dorf und Kastell zurückgezogen
fand, das die Gomerer umzingelt hielten.
Als die Gomerer die Unterstützung sahen, die da eingetrofen war, zogen
sie sich auf eine gewisse Verteidigungslinie zurück, die es auf der Insel gibt.
Pedro de Vera machte sich an ihre Verfolgung, fa.Bte sie und statuierte an
einigen von ihnen ein Exempel. Hernán Peraza bat für einige von ihnen,
denen er verzieh. Und als Pedro de Vera die Insel befriedet hatte, kehrte er
nach Canaria zurück. Mit sich nahm er im Jahre 1488 mehr als zweihundert
Gomerer. Auf Gomera zurück blieb sehr glücklich und zufrieden Hernán
Peraza mit seinem Weibe, Doña Beatriz de Bobadilla."
Da man in der Geschichte Abreu Galindos hochst selten Irrtümer oder
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Ungenauigkeiten findet, wenn man sie den zahlreichen Dokumenten gegenüberstellt,
die von mir im Vatikanischen Archiv und in Simancas entdeckt
wurden, konnten wir seinem Bericht allein schon Glauben schenken. Wir
haben jedoch einen dokumentarischen Beleg in der Koniglichen Bulle zu
Córdoba vom 31. August 1484 (P. D., Nr. 1), die an die Bürger und Bewohner
Gomeras gerichtet ist. Schon von früher her gab es Streit auf der
Insel zwischen dem Herrn und seinen eingeborenen Vasallen, denn die fragliche
Bulle ist ein Dokument, das wiederum bekraftigt, daB ,,die Gomerer
ihm nicht gehorchen wollten und sich gegen Hernán Peraza gestellt hatten".
Für den Fall, daB sie abermals dem Ungehorsam anheimfielen, befahlen die
Konige ,,den Hauptleuten und Leuten und den anderen, im ersten Brief
Erwahnten, daB sie" - den Gomerern gegenüber - ,,alle im ersten Brief
erwahnten Strafen und Pressionen anwenden sollten". Meiner Ansicht nach
besteht kein Zweifel, daB dieser Brief eine Folge des Aufstands und der
Vorwand für die Greuel war, von denen uns Abreu Galindo an der zitierten
Stelle erzahlt.
Ehenso wie zuvor intervenierte Don Juan de Frías abermals zugunsten der
Gomerer. Pedro de Vera hatte daher ,,viele Diferenzen mit dem Bischof
D. Juan de Frías, die ihm gar viel zu schafen machten", wie Sedeño (,,Conquista
de la Isla de Gran Canaria por Antonio Sedeño, natural de Toledo,
uno de los conquistadores que vinieron con Juan Rejón y llamaban los
Pardillos". Kopie, handschriftlich von D. Agustín Millares Torres, aus einem
Manuskript des 17. J ahrhunderts, aufbewahrt im Museo Canario, Archivo
Canario, I-D-13. Reproduktion in meinem ,,Archivum Canarium", fortan
erwahnt als: ,,Sedeño") sagt und dabei, gleich den anderen Autoren, auBer
Abreu Galindo, den Aufstand von 1488 mit dem von 1484 verwechselt.
Als gewissenloser, überheblicher und brutaler Mensch tat Hernán Peraza
gar nichts, um den so berechtigten HaB seiner gomerischen Untertanen zu
besanftigen. Durch seine Liebschaften mit der Eingeborenen Iballa gab er der
Rache seiner Vasallen noch mehr Gelegenheit und Grund zum Handeln. Wir
müssen die Aufeinanderfolge der von den Schriftstellern verfaBten Berichte
richtigstellen, um den genauen Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren.
Indem er den Eindruck gibt, als hatte die alteste Expedition Pedro de
Veras nach Gomera unmittelbar vor dem Tode Hernán Perazas stattgefunden,
fahrt Abreu Galindo fort: (Le., Seiten 158 und 159):
,,Nachdem einige Tage verstrichen waren, vertrug sich Hernán Peraza mit
seinen Vasallen schlecht, behandelte sie mit Harte und Strenge, so daB ihm
Freund wie Feind alles erdenklich Schlechte wünschten. Nicht zufrieden mit
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derjenigen, die er im Hause hatte, versuchte er Liebesbeziehungen zu einer
schonen Gomererin, die in ein paar Hohlen in der Gemarkung von Guahedum
hauste, wo sie ihre Saatfelder hatte . . .
Ein Gomerer, der sich Pablo Hupalupa nannte - ein Greis, den die anderen
verehrten und wie einen Vater ansahen - hatte ihm sagen lassen, er salle
sich hüten und seine Vasallen gut behandeln; deswegen mochte ihn Hernán
Peraza nicht leiden und hielt ihn für verdachtig. Als Pablo Hupalupa sah, daB
er ihm verdachtig war, schlug er sich zu denen von der Mulagua-Partei, und
sie gingen zu einem Felsen. Dort hielten sie in Tagualache Ratschlag und
vereinbarten bloB, ihn gefangenzunehmen. Und sie kamen mit der Gomererin,
in die Hernán Peraza verliebt war, darin überein, daB sie ihn dorthin
schicken salle; und so tat sie."
Viel romantischer ist der Bericht von der Verschworung, die Marín y
Cubas (,,Historias de las Siete Islas de Canaria. Orígen, Descubrimiento y
Conquista, dividida en tres Libros", zusammengestellt von D. Thomás Marín
y Cubas, gebürtig aus Telde, Stadt auf der Insel Canaria. Er widmet sie
Ronquillo, im Jahr 1694. Handschriftliche Kopie aus dem 18. Jahrhundert:
Biblioteca Municipal de Tenerife, R-8-56, Reproduktion in meinem
,,Archivum Canarium". Neudruck des Textes, der den Gomerer-Aufstand
behandelt, bei Chil, Band 111, Seiten 278-285. Portan zitiert als : ,,Mar{n y
Cubas") und Castillo bringen. (,,Descripción histórica y geográfica de las Islas
de Canaria que dedica al principe Nuestro Señor D. Fernando de Barbón".
D. Pedro Agustín del Castillo, Ruis de Vergara, sesto Alférez mayor hereditario
y decano perpetuo de su cabildo y regimiento". Reproduktion des
Manuskripts der Biblioteca Municipal von Sta. Cruz de Tenerife in meinem
,,Archivum Canarium". Gedruckt 1848, Sta. Cruz de Tenerife. Imprenta
Isleña. Wir zitieren dieses Werk durch die Ausgabe.) Dieser sagt:
,,Da diese (Partei) Iballas (so hieB die Eingeborene) zur ersten (der Edlen)
gehorte, hatten sich ihre Verwandten über die schlechte Behandlung und die
MiBachtung beklagt, die ihr Herr ihnen zuteil werden lieB. Eifersüchtig trafen
sich drei der Nachststehenden und zogen sich auf eine vom Meer isolierte
Niederung zurück (Marín y Cubas, der auf seine W eise Castillo umschreibt,
spricht von einem ,,Fels im Meer, der vom Land aus nur durch Schwimmen
erreichbar war, eine VorsichtsmaBnahme, durch die der Fall nie bekannt
geworden ware"). Dort erklarten sie ihre Absicht, die erlittene Schmach zu
rachen, indem sie Hernán Peraza das Leben nehmen wollten. Und nachdem
die drei sich über die Tat einig waren, merkten sie bei der Rückkehr an Land
bei einem Lauheit; er sagte zu ihnen:
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'Freunde, es wird nicht verborgen bleiben konnen, daB der Herr umgebracht
wurde; es wird von der Justiz zurückgefordert werden, und so laBt uns
eine andere MaBnahme zur Genugtuung ergreifen.' Die zornigen Gomerer
líe.Ben ihm keine weitere Zeit für Begründungen und durchbohrten mit den
Speeren den Gefahrten und Verwandten. An der Stelle seines Todes fand er
auch sein Grab."
Das Datum des Stelldicheins, das die schone Iballa Hernán Peraza gab, ist
laut Abreu Galindo (l.c., Seite 158 ), ,,um den November herum", wobei das
Jahr vergessen wird; jedoch kann man aus dem Zusammenhang ableiten, daB
es 1488 war. Castillo hingegen gibt ein vollstandiges Datum: ,,20. November
des Jahres 1487". Wie wir jedoch schon aufgezeigt haben, lebte Hernán
Peraza zu diesem Zeitpunkt noch. So konnen wir uns nicht sehr auf den Tag
verlassen, obwohl es moglich ware, daB der Irrtum bloB ein J ahr betrüge,
wonach der 20. November 1488 das echte Datum ware, zumal der November
des darauffolgenden Jahres durch die Bulle vom 4. Marz 1489 (s.
P. D., Nr. 2) ausscheidet.
Abreu Galindo fahrt fort (l.c., Seite 159): ,,Hernán Peraza war tapfer,
mutig und waghalsig. Sein Schildknappe riet ihm, er solle nicht dorthin
gehen, wohin ihn die Gomererin gerufen habe; er aber wollte nur dort eintreten,
wo die schone Gomererin mit einer Alten war, mit ihr in einer Hohle
allein sein, und schickte den Schildknappen und den Pagen fort, auf daB sie
in eine andere Hohle gingen. Die Gomerer waren benachrichtigt und hatten
sich versammelt; Pablo Hupalupa und andere Gefahrten gingen zu der Hohle,
wo Hernán Peraza war, und alle die sie antrafen, machten sie darauf aufmerksam,
daB sie ihn fangen wollten; sie sollten bereit sein. Alle waren einverstanden.
Hupalupa blieb, da er alt war, ein wenig zurück; die anderen drangen
vor. Da war ein Bursche, der sich Pedro Hautacuperche nannte, der
hütete sein Vieh in Aseysele, in der Gemarkung Guahedum. Er war ein
Verwandter des Madchens. Man sagte ihm, er solle Hernán Peraza gefangennehmen,
der mit der Verwandten in Guahedum sei, und Pablo Hupalupa
komme mit ihnen zu diesem Zweck. Dieser war von der Mulagua-Partei, sehr
kühn, flink und entschlossen; er war von Hernán Peraza beleidigt worden und
wünschte, es moge sich ihm Gelegenheit zur Rache bieten; als er erfuhr, daB
Hupalupa unter ihnen sei, wurde er wegen des Respekts, den alle vor ihm
hatten, noch mutiger. Er sagte den Gefahrten, sie sollten nicht auf Hu pal upa
warten, denn der sei alt; er würde ihn (Peraza) gefangennehmen, sie seien
Leute genug.
Und als sie über der Hohle standen, in der Hernán Peraza war, sagte die
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Gomererin zu diesem - denn sie wuBte Bescheid und harte den Larm -, er
salle sich schnell ankleiden, denn ihre Verwandten wollten ihn gefangennehmen.
Hurtig zog er sich an; und zur Verschleierung legte er einen Weiberrock
an. Als er hinausging, rief die Alte drinnen, die eingeweiht war: ,Der da
ist's, der hinausgeht, packt ihn, laBt ihn nicht entwischen!'
Als Hernán Peraza das harte, drehte er sich drinnen um, sah die Leute, die
ihn erwarteten und sagte, sie mOten ihn in Mannerkleidung gefangennehmen
oder teten und nicht in Weibergewand. Er legte sich die Rüstung an, packte
Schild und Schwert und stellte sich an den Hohleneingang." (Es ist unglaubwürdig,
daB Hernán Peraza mit Rüstung und Schild zu einem amourosen
Rendezvous gegangen sein sollte; daB er das Schwert trug, ist wahrscheinlich.
Vermutlich wurde er in Weiberkleidung getotet, und dies auf der Flucht. Die
Legende suchte einen allzu schmahlichen Tod durch einen heldischeren zu
ersetzen.)
,,Oben stand Pedro Hautacuperche, mit einer Lanze als WurfgeschoB, mit
einem zwei Spannen langen Eisen daran. Er schleuderte sie, und sie drang
zwischen Rüstung und Nacken Perazas ein, spaltete das Genick van aben bis
unten, und dann fiel er tot um. Auch den Pagen toteten sie, den er mit sich
genommen hatte."
Tatsachlich ist die Schilderung, die Marín y Cubas gibt, in ihrem groBeren
Teil eine sehr literarische und poetische neue Paraphrase Escudero y Castillos.
Sie hat jedoch Details, die derartig gomerisch und dem Anschein nach so
wahrheitsgetreu sind, daB sie uns an eine alte dokumentarische oder erzahlende
Quelle denken la.Bt, die keinm anderen Autor bekannt war ... oder
an die seherischen Fahigkeiten des Poeten:
,,Hernán Peraza ... machte zeitig am Margen Pferd und Diener bereit und
folgte dem Weg, der drei Meilen van seinem Besitz und seiner Hohle entfernt
war. Er tat dies zu seinem Unglück und auf GeheiB seiner Iballa; ehe man
dort hinkommt, trift man, eine Viertelmeile entfernt, auf eine Quelle. Dort
stieg er ab und gab das Pferd dem Diener, damit er dort warte. Er selbst ging
heimlich weiter, betrat die Hohle, fand beide dort, Mutter und Tochter; nach
einer Stunde ging die Alte hinaus, und zwar auf einen Pfif, den ein Nachbarhirt
vom Felsen aus ertonen lieB. Dieser war ein Nefe, ein leiblicher Vetter
Iballas, namens Pedro Hautacuperche, und sie sagte zum Neffen: ,Los, geh'
und sag' ihnen, sie sallen kommen!', und dies in ihrer Sprache.
Sie kehrte in die Hohle zu ihrem Gast zurück, und als es schon Mittag war,
erscholl auf dem Felsen ein ungeheures Pfeifkonzert. Daraufhin ging die Alte
nochmals hinaus und sagte: ,,Er ist drinnen ".
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Dann ertonten viele und wiederholte Pfife, worüber Iballa erschrak und
zu Hernán Peraza sagte: ,Diese meine Verwandten wollen dich toten oder
gefangennehmen; fliehe, zieh' dir mein Gewand an, lauf' schnell zur Wasserquelle!'
Da zog er sich einen Rock aus grobem, blauem Tuch an, einen
weiteren schwarzen wand er sich um den Kopf und rannte mit einem Krug
un ter dem Arm aus der Hohle; die Alte, die ihn erkannte, rief ihnen zu,
obwohl sie weit entfernt war: ,Dort geht er, der ist's; verfolgt ihn!'
Auf diesen Ruf hin kam Iballa hervor und rief ihm in ihrer Sprache diese
Worte nach: ,Acheliles, chuxakes aventamares', die besagten: ,Flieh', die sind
deinetwegen gekommen ! ' Der Diener, der erschrocken wartete, bediente sich
des Pferdes, als er seinen Herrn fliehen und die Yerra.ter ihm auf den Fersen
sah. Er stürzte van ihm, wo er vom leiblichen Vetter Iballas eingeholt und
durch einen Lanzenstreich in den Rücken todlich getrofen wurde. Dort
steht bis heute ein Kreuz, so wie in Armigua das des Juan Rejón."
Viel davon ist novellesk, aber die Verstandigung mittels Pfifen, die van
Hernán Peraza nicht verstanden wurden, hingegen wohl van der Eingeborenen
und seiner Geliebten; die Worte in gomerischer Sprache, natürlich sehr
verstümmelt, aber doch authentisch, wie ich in meinen ,,Monumenta Lingua
Canariae" beweisen werde - sie sind sicherlich keine poetischen Erfindungen.
Bleibt ein MiBverhaltnis: Abreu stellt Iballa als Komplizin der Verschworer
dar, hingegen Castillo und MarÍn y Cubas als beseelt van dem
Wunsch, ihren Liebhaber zu retten.
Mit dem Tode Hernán Perazas betreten wir vollends historischen Boden.
Wir wollen den Bericht fortsetzen und abermals Abreu Galindo das Wort
erteilen, (l.c., Seite 160):
,,Als der alte Pablo Hu pal upa sah, da.B Hernán Peraza tot war, beweinte er
ihn mit groBem Kummer und sagte zu den Gomerern, die dort waren, sie
müBten um ihn wehklagen. Sie sollten die Leiche aufbewahren. Und binnen
weniger Tage starb er vor Kummer. Die Gomerer, die Hernán Peraza erschlagen
hatten und auf die Hügel gestiegen waren, sagten in ihrer Spache: ,Der
'gánigo' van Guahedum ist schon zerbrochen'. ,Gánigo' bedeutet soviel wie
eine groBe Tonschüssel, aus der viele zusammen essen, und da alle kamen, um
Hernán Peraza Hochachtung und die letzte Ehre zu erweisen, sagten sie, sie
kamen aus ihm Milch trinken, wie aus einer Schüssel.
Doña Beatriz de Bobadilla lieB den Leichnam Hernán Perazas fortschaffen
und in hochster Eile begraben, und sie zog sich mit ihren Kindern und
Sebastián de Campo (de Ocampo) y Coronado, mit Alonso de Campo und
Antonio de la Peña, sowie mit anderen Bewohnern des Dorfes in den Turro
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zurück. Plotzlich sahen sie sich van vielen Gomerern umzingelt, die gekommen
waren, um Doña Beatriz de Bobadilla zu toten oder gefangenzunehmen.
Sie hielten sie viele Tage lang belagert, wahrend derer sie sehr leiden
muBte, obwohl die Bewohner des Dorfes und die Gomerer van der OronePartei
sie insgeheim versorgten. Als die Belagerer versuchten, in den Turm
einzudringen, verteidigten sich die drinnen tapfer, schossen mit Steinen und
Armbrüsten, die sie bei sich hatten. Hautacuperche, der Morder Hernán
Perazas, war so flink, daB er die Pfeile, die auf ihn abgeschossen wurden, mit
der Hand abfing und ihnen auswich. Er war es auch, der sich am meisten
drangte, in den Turm zu gelangen. Als Alonso de Ocampo sah, daB sie ihn
nicht teten konnten, lud er eine Armbrust mit einem Stein und lieB Antonio
de la Peña auf den Soller des Turms mit einer weiteren Armbrust hinaufsteigen;
van dort sollte er ihm (dem Morder) drohen, wenn sie angriffen, um ihn
abzulenken; er selbst schoB aus einer SchieBscharte auf ihn und traf ihn in
den Rücken, und er fiel tot um. Als die Gomerer sahen, daB ihr Anführer tot
war, zogen sie alle zu ihren festen Platzen zurück."
Ziemlich verschieden ist das, was Castillo (l.c., Seite 150) erzahlt: Er
childert, daB nach dem Tode Hernán Perazas die Gomerer Jagd auf den
Diener machten, der auf dem RoB seines Herrn davonritt: ,, ... so umzingelt,
daB sie ihm, als er eben in den Turm treten wollte, wo Doña Beatriz de
Bobadilla war, die Lanzen nachwarfen. Sie blieben in der Tür stecken, die er
gerade noch zumachen konnte. Und als die Wafen bereit waren, schickte
sich die übrige Familie zur Verteidigung an, angefeuert vom mannlichen Mut
der Doña Beatriz, damit nicht alle stürben, wie dies die Angreifer in ihrer
hartnackigen Wut ofenbarten, mit der sie den Turm berannten". Danach
ware der Leichnam Hernán Perazas auf den Felsen van Guahedum geblieben.
Wenden wir uns nunmehr der Chronik der Eroberung Gran Canarias zu,
die dem Conquistador Escudero zugeschrieben wird, um sie als Grundlage
unserer Rekonstruktion der Tatsachen zu gebrauchen. Meine berühmten
Freunde, D. Elías Serra Ráfols und D. Buenaventura Bonnet, nennen es im
V orwort zu ihrer meisterlichen Ausgabe der in La Laguna aufbewahrten
anonymen Chronik (,,Conquista de la Isla de Gran Canaria. Crónica anónima
conservada en un manuscrito de la Biblioteca Provincial de La Laguna." Text
und Einführung van Buenaventura Bonnet und Elías Serra Ráfols. La Laguna
(Tenerife) 1933, Seiten XXII und 42) ,,aus vielen und berechtigten Gründen"
den ,,Pseudo-Escudero". Die übereinstimmung seines Textes mit der
anonymen Chronik und die Wahrhaftigkeit dessen, was in den angefügten
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Passagen berichtet wird, verleihen ihm jedoch den Wert einer erstrangigen
Quelle.
Im Pseudo-Escudero hei.Bt es: ,, ... bevor es zur Eroberung von Tenerife
und La Palma kam, tauchte ein Schiff auf. Mit diesem teilte (Doña Beatriz de
Bobadilla) Pedro de Vera auf Canaria den unglücklichen Tod mit, den die
Gomerer ihrem Herrn Hernán Peraza gegeben hatten. Und wie Frau Beatriz
de Bobadilla weiter meldete, ta.ten sie aus Angst nicht ein Gleiches mit ihr
und einem ihrer kleinen Sohne namens Guillén Peraza, die sich in eine
Festung zurückgezogen hatten. Die Nachricht verursachte in Canaria groBes
Entsetzen; und sie zwang den Gouverneur Pedro de Vera, vierhundert Mann
unter den Conquistadoren zu sammeln, die ihm am besten zu Gesicht standen,
und dann nach Gomera aufzubrechen ...
. . . In Gomera angekommen, ging er die Herrin besuchen. Die war sehr
betrübt und verweint, trug Trauer und fing wieder zu weinen an. Der Gouverneur
Vera trostete sie und versprach ihr, mit all seinen Kraften und allen
Mitteln ihr zu Diensten zu sein. Er gab Befehl, daB die Totenehrung für den
Verstorbenen vorbereitet werde und schickte einen Herold über die ganze
Insel mit dem Befehl, daB alle ihre Vasallen daran teilzunehmen hatten,
unter der Androhung, daB alle bestraft würden. Diejenigen, die ihm den Tod
gaben, waren ausgenommen. Und nach der Messe hielten sie alle fest, Freunde
und Feinde, um sie besser zur Rechenschaft ziehen zu konnen und damit
sie sich nicht wieder erhoben, wie sie dies schon getan hatten; und viele
Gefangene waren aber von den Parteien, die am Tod nicht beteiligt waren,
auch wenn Pedro de Vera alle für schuldig hielt". Abreu gibt mehr Einzelheiten:
(,,La Curia", Seiten 1076 und 1077). ,,Sie (Pedro de Vera und Beatriz
de Bobadilla) versuchten, der Schuldigen habhaft zu werden, um ihnen
ihre gerechte Strafe dafür zu geben, daB sie ihren Herrn getotet hatten. Die
Schuldigen hatten sich mit vielen anderen Gomerern auf eine Befestigung
zurückgezogen, die Garagonohe genannt wird (Castillo sagt ,,Garajonal",
Escudero ,,Jarajona", Marfu y Cubas ,,Garagonache"), die nicht mit Gewalt
genommen werden konnte. So kamen sie überein, daB es angebracht ware,
sich der übrigen Gomerer zu versichern, wenn man sie leicht fassen konnte,
denn vielleicht kamen sie nicht den übrigen Schuldigen zu Hilfe, wenn diese
sahen, daB sie mi.Bhandelt würden. So wurde Befehl gegeben, die Feierlichkeiten
für Hernán Peraza abzuhalten. Ein Herold sollte verkünden, daB alle
Gomerer in die Kirche zu kommen hatten, um bei der Feier dabei zu sein,
und zwar unter Androhung, daB derjenige als Verrater behandelt werde, der
nicht komme, uud daB man ihn als schuld am Tode seines Herrn bezeichnen
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werde. Die Gomerer kamen an dem Tage in die Kirche, denn es dünkte
ihnen, es konnte ihnen kein Leid geschehen, waren sie doch ohne Schuld."
Castillo fahrt fort (l.c., Seite 150):
,,Als alle Vasallen beisammen waren, besonders die von den Orone- und
Agana-Parteien, gab Pedro de Vera den Befehl, sie zu umzingeln und ohne
Ausnahme festzunehmen; und dies mit groBter Strenge, nachdem die Leichenfeier
vorüber war."
Wenden wir uns wieder dem Pseudo-Escudero zu:
,,SchlieBlich wurde vor einem ofentlichen Notar der Berichtsakt auf Betreiben
der Herrin niedergeschrieben, und es wurde befunden, daB sie aus
diesen beiden Parteien von Pala und Amilgua stammten und daB diese sich
auf einem Punkt namens J arajona verschanzt hatten. Als der Bericht zu Ende
war, zog der Gouverneur Vera mit seinen Leuten dorthin und lieB ihnen
durch Herolde verkünden, daB sie innerhalb einer begrenzten Frist erscheinen
müBten, um ihre Rechtlichkeit darzulegen und ihre Entlastung kundzutun,
falls sie dies konnten; und falls nicht, würde er gegen sie als Aufrührer und
halsstarrige Morder ihres Herrn vorgehen. Und da sie nicht innerhalb der
gegebenen Fristen erscheinen wollten befa hl er, daB sie dann mit Kriegsvolk
belagert würden und daB man sie mit Waffengewalt gefangennehme. Dabei
starben viele von ihnen, die dann an die Statte gebracht wurden." - ,,Die
aufstandischen Gomerer wurden herangeschafft und der Totschlag einbekannt;
obwohl der Morder wenige waren, gab es viele der zum Tode Verurteilten;
und es traf alle von fünfzehn Jahren aufwarts, so daB niemandem
vergeben wurde. Die Todesarten waren mannigfach, denn man henkte,
pfahlte, schleifte sie, befahl, sie lebend ins Meer zu werfen, mit Gewichten
um die Halse, wahrend anderen bei lebendigem Leib FüBe und Hande abgeschnitten
wurden; bei Pedro de Vera erregte es groBes Mitleid, solche Art von
Grausamkeit zu sehen. Die Madchen und Knaben verteilte der Gouverneur
nach seinem Willen, schenkte sie als Sklaven denen, die sie wollten. Er füllte
auch ein Schif mit diesen Kindern und schickte es aus, um damit die Ausgaben
des Kriegsvolks zu begleichen."
Castillo (l.c., Seite 151) sagt, eine Ebene oberhalb der Stadt San Sebastián
habe bis in seine Zeit ,,Galgenebene" geheiBen. Die Passage: ,,Obwohl der
Morder wenige waren, gab es viele der zum Tode Verurteilten" wird im
Pseudo-Escudero mehr oder weniger ebenso wiederholt wie bei Abreu und
MarÍn y Cubas. Dies ist für die Textkritik ein sicheres Indiz für eine gemeinsame
Quelle. Ein interessantes Beispiel dafür, wie MarÍn y Cubas seine Quelle
paraphrasiert, bietet eine Gegenüberstellung mit einer anderen Passage
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(Abreu): ,,Ein gewisser Alonso Cota ertrankte viele Gomerer, die er auf
einem seiner Schife nach Lanzarote verschleppte." (Marín y Cubas): Pedro
de Vera ,,befahl, da.B Alonso de Cota auf seiner Karavelle Verbannte für
diejenigen als Sklaven einschife, die sie haben wollten. Viele Kinder und
Frauen nach Lanzarote; und dann, als Doña Inés kam, befahl sie, da.B man sie
lebendig ins Meer werfe."
Die Bulle des Archivo de La Corona de Aragón, vgl. ,,La Curia"
S. 1062 f., bestatigt das vom Pseudo-Escudero Behauptete bezüglich der
Aufteilung von Gomerern als Sklaven unter den Hilfstruppen als Bezahlung
ihres Solds. In der Bulle hei.Bt es, ,,da.B sie (Pedro de Vera und Doña Beatriz)
sie zwischen ihm und Doña Beatriz und unter den Hauptleuten und Schifsbesatzungen
aufteilten, wie es sich gerade ergab". Dieselbe Bulle weist auch
nach, da.B Pedro de Vera ein gutes Geschaft mit der Bezahlung der Hilfstruppen
machte, denn er erhielt von Doña Beatriz ,,tausend Castellanos in
Gold und mehr als vierhundert Zentner Farberflechte, die weitere tausend
Castellanos wert waren. Und davon sollte er besagten Leuten den Sold bezahlen
und ihnen nicht das geben, was ihnen hernach genommen werden
mu.Bte (die vom Bischof weggenommenen Gomerer), denn das Obgenannte
sollte er nicht behalten, sondern es auf die besagten Leute aufteilen". Die
vielen Bewohner Gran Canarias, die in meinen Dokumenten als Verkaufer
gomerischer Sklaven aufscheinen, sind mit Ausnahme der Handlanger Pedro
de Veras, die teilweise für ihn verkauften, Personen, die Gomerer als Zuteilung
oder Bezahlung für diese Hilfe bekamen.
Die Situation auf Gomera nach der Schlachterei schildert Abreu Galindo
vom Standpunkt der Herrin aus: ,,(Pedro de Vera) lie.B Doña Beatriz de
Bobadilla beruhigt und besanftigt auf ihrer Insel zurück". Und Castillo
schreibt vom Standpunkt der Eingeborenen: ,,Nachdem (Pedro de Vera)
mehr als 500 gerichtet hatte, blieb die Insel mehr verodet als befriedet zurück."
Die ganze Geschichte des Aufstands beweist, da.B das nichtgomerische
Element der Bevolkerung bis zu besagtem Geschehen unbedeutend gewesen
war.
So wurde Gomera - wie dies korrekt die Eingeborenen Gran Canarias
unter den Hilfstruppen verstanden - zum ersten und letzten Mal erobert.
Pedro de Vera kehrte, beladen mit Dukaten, Farberflechte, Sklaven, Blut
und Infamie nach Gran Canaria zurück. ,,Und weil (wir benützen abermals
den Bericht im Pseudo-Escudero) der Proze.B oder der Bericht, den er (auf
Gomera) führte, alle Gomerer zu Komplizen machte, die auf Canaria waren
und die mit ihrem Herrn zur Conquista ausgezogen waren, und hernach
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andere, die insgesamt über dreihundert gewesen sein mogen, denen Nachricht
gegeben war, sie sollten sich an Land erheben, schwieg er einstweilen. Und
nachdem (auf Gomera) diese Gerichtshandlungen vollzogen waren, verabschiedete
er sich von Gomera und fuhr nach Canaria. Dort gab er Aviso an
die Conquistadoren von Guía, Telde, Arucas und anderen Landstrichen, daB
sie diese (dort wohnhaften Gomerer) ergreifen sollten, und tat hier dasselbe.
Er bestückte Galgen und Pfahlspitzen mit Menschenleibern, warf viele lebendig
ins Meer, gebunden und auf Schife verfrachtet, damit sie recht weit weg
kamen." Abreu gibt noch eine weitere Einzelheit: ,,Als Pedro de Vera nach
Canaria gekommen war, lieB er eines Nachts alle Gomerer gefangennehmen,
die es auf Canaria gab. Es mochten fast zweihundert gewesen sein, Frauen,
Manner und Burschen. Alle Manner verurteilte er zum Tode und vollstreckte
das Todesurteil; Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei getrieben ". (l.c.,
Seite 162).
DaB die Anklage falsch war, darüber besteht kein Zweifel. Sicherlich war
es Pedro de Veras Absicht, sich vor der gerechten Rache der auf Gran Canaria
ansassigen Gomerer zu sichern.
Abreu Galindo sagt nichts von den Wundern, die von den Heiligen an den
unschuldigen Gomerern vorgenommen wurden. Es sind dies Wunder, die vom
Pseudo-Escudero (Chil, Seite 269), Castillo (l.c., Seiten 151 und 152), Marín
y Cubas, Espinosa (l.c., Buch IV, Wunder 56) berichtet werden und von
Núnez de la Peña, indem er von diesem übertragt. Andere übergehen wir in
dieser Angelegenheit, denn wir haben nicht die Mittel, sie zu beweisen oder
sie abzustreiten ...
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