Almogaren XXXI / 2000 W ien2000
Hans-Joachim Ulbrich
Die Ilhas Selvagens (Portugal)
im Spiegel der Geschichte
Zusammenfassung:
143 - 191
Die zwischen Madeira und Tenerife gelegenen, portugiesischen "Ilhas Selvagens"
werden hinsichtlich Geografie und Natur sowie besonders bezüglich
der Geschichte und menschlichen Einflussnahme beschrieben. Die wirtschaftliche
Nutzung des heutigen Naturreservats war erstaunlich umfangreich.
Summary:
The Portuguese "Selvagens Islands" which are situated between Madeira and
Tenerife are described. The focus lies on history and human influences. Some
geographical, geological and biological data is also given. The islands which
were used to a great extent commercially in the past are now a nature reserve.
Sumario:
Damos una descripci6n de las "Islas Salvajes" (Portugal), situadas entre
Madeira y Tenerife, en cuanto a sus aspectos geograficos, geol6gicos y bio-
16gicos, asi como, particularmente, en relaci6n a Ja influencia humana e hist6rica
ejercida sobre ellas. La explotaci6n econ6mica de las islas por canarios
y maderenses fue enorme. Hoy las islas son un Parque Natural protegido.
Unbekannte Inseln am Rande Afrikas
Selbst unter gebildeten Bevölkerungsschichten begegnet einem des Öfteren
ein verständnisloser Blick, wenn man nach den Ilhas Selvagens fragt. Diese
kleine portugiesische Inselgruppe zwischen den Madeiren und Kanaren ist
dem Europäer so fern und so fremd wie beispielsweise die Chagos-Inseln im
Indischen Ozean - obwohl sie bei klarem Wetter vom Flugzeug aus gut erkennbar
ist1
• Doch, wie wir sehen werden, blieben sie von der Zivilisation
nicht völlig unberührt.
Ihren Namen "wilde Inseln", sowohl im Portugiesischen (Ilhas Selvagens)
wie auch im Spanischen (Islas Salvajes), haben sie wohl verdient; er bezieht
sich nicht nur auf die kargen, felsigen Inseln und bizarren Eilande, sondern
1 Mehrere Flugkorridore von bzw. nach Tenerife, Gran Canaria und Südamerika verlaufen
direkt über den Selvagens oder streifen sie.
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Abb. 1 Nordwestafrikanische Küste mit den zentralmakaronesischen Inselgruppen
auch auf die klippenreichen, gefährlichen Gewässer in ihrer Umgebung, die
schon manchem Schiff zum Verhängnis wurden. Bis zur Errichtung von
Leuchtfeuern aufSelvagem Grande und Selvagem Pequena galten die Selvagens
als ausgesprochener Schiffsfriedhof. Im Portugiesischen hat selvagem
auch die Bedeutung von "roh, wüst", so dass auch in dieser Hinsicht der Name
seine volle Berechtigung hat. Der Portugiese Gaspar Frutuoso (1590: Livro
Segundo) drückte es folgendermaßen aus: Sie heißen so, "weil sie öde sind
und ungünstig sowohl für die Navigation als auch die Menschen".
Nichtsdestoweniger standen die Selvagens von Anfang an - d.h. parallel
zur Entwicklung der regionalen Seefahrt - im Interesse des frühgeschichtlichen,
mittelalterlichen und neuzeitlichen Menschen, über das hier berichtet
werden soll. Ob es eine vorgeschichtliche Kenntnis oder gar Besiedlung der
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Selvagens gab, entzieht sich weitgehend unserer Einschätzung; entsprechende
Forschungen wurden von ausschließlich naturkundlich ausgerichteten Expeditionen
des 19. und 20. Jhs. nie unternommen. Erst die vom Institutum
Canarium (Wien) initiierte Expedition von 1999 widmete sich auch diesem
Thema; erste archäologische Ergebnisse im Bereich "Baureste" können dem
vorliegenden Jahrbuch entnommen werden.
Bei den Inselnamen werden die portugiesischen Bezeichnungen bevorzugt;
spanische Bezeichnungen werden nur in entsprechendem Kontext (z.B. Fahrten
der Canarios) verwendet.
Da der Schwerpunkt auf geschichtlichen Daten und der menschlichen Einflussnahme
auf die Ilhas Selvagens liegt, werden die naturkundlichen Informationen
nur kurz behandelt; für weitergehende Studien in dieser Richtung
möge man die bei Ulbrich (2000) zusammengestellten Arbeiten heranziehen.
Geografische Situation und geologischer Aufbau
Die Ilhas Selvagens befinden sich ungefähr 280 km südlich von Madeira,
beziehungsweise rund 170 km nördlich der Kanareninsel Tenerife (von Lanzarote
oder Graciosa aus beträgt die Entfernung rund 230 km). Aus afrikanischer
Sicht liegen sie ungefähr 580 km westlich von Agadir (Marokko). Mit
dieser Lage (Abb. 1) sind die Selvagens auch das südlichste Territorium des
portugiesischen Staates. Bezüglich Verwaltung und Gerichtsbarkeit gehören
die Inseln zum Distrikt Funchal (Madeira). Die Längen- und Breitengrade sind
wie folgt: 30° 01' 35" bis 30° 09' 10" Nord und 15° 5 6' 15" bis 16° 03' 05" West.
Wie die Karte (Abb. 2) zeigt, bestehen sie aus drei größeren Inseln (Selvagem
Grande 2,45 km2; Selvagem Pequena2 0,2 km2 ; Ilheu de Fora 0,081 km2)
und zahlreichen kleinen Felseilanden, Klippen und Untiefen. Die nordöstliche
Gruppe mit Selvagem Grande (Abb. 3, 4) trennt ein Meereskanal von 18,75
km Breite und maximal 650 m Tiefe von der südwestlichen Gruppe. Die höchste
Erhebung mit 153 m ist der Pico da Atalaia ("Burt Peak" in einigen älteren
englischen Karten ) auf Selvagem Grande. Landeplätze sind aufgrund der unberechenbaren
Untiefen und der teilweise durchgehend anzutrefenden Steilküste
äußerst rar. Auf Selvagem Grande, der größten und geschichtlich interessantesten
Insel (Karte Abb. 3), gilt die Enseada das Cagarras (Abb. 9/10) als
die beste Anlegestelle. Die Steilküste ist auf der Karte gut erkennbar.
2 Für Selvagem Pequena (oder Pitao Grande bzw. Pit6n Grande auf manchen Karten) ist
ein Wert angegeben, der dem am häufigsten anzutrefenden Ausmaß entspricht. Die Inselfläche
schwankt je nachjahreszeitlicher Ebbe bzw. Flut zwischen 0,16 und 0,65 km2
• Diese
Insel soll laut Sarmento (1906) noch einige wenige Mauerreste von primitiven Schutzhütten
aufweisen, bei denen als Dach ein Segel benützt wurde.
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llhas Selvagens
(Portugal) 1000
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Abb. 2 Der Archipel im Überblick (Zeichnung aus Mitchell-Thome 1976)
Das Klima kann als suptropisch-maritim-subarid bezeichnet werden. Für
die Selvagens bedeutet das ausgeglichene Temperaturkurven, lange, trockene
Sommerperioden und insgesamt geringe Niederschläge im Herbst und Winter
(Kämm er 1982: 21 ). Unter den Winden ist der von Nordost wehende Passat
vorherrschend, wobei sich aufgrund der geringen Höhe der Inseln keine regenbringenden
Wolken kondensieren. Gelegentliche und dabei meistens sehr
heftige Regengüsse ergeben sich bei herbstlichen und winterlichen Stürmen;
dieses Wasser versickert sofort in dem sandigen Boden und in den vielen Felsspalten
oder spült über undurchlässige Partien der Oberfläche sehr schnell
hinweg, sofern nicht Mulden zu vorübergehenderT ümpelbildung führen. Der
hin und wieder direkt von Ost wehende Wind bringt Hitze und Saharastaub
(Baez Fumero 1980: 18). Der Teide (3718 m) aufTenerife ist bei sehr klaren
Wetterlagen von Selvagem Grande aus am Horizont erkennbar; die Madeiren
nicht, da der sichtbare Horizont vom höchsten Punkt der Selvagens ca. 110
Seemeilen beträgt (Bravo 1988: 30).
Zwei von den Portugiesen auf Selvagem Grande angelegte Zisternen (die
ältere am Südwestfuß des Pico dosT ornozelos; die jüngere im Vale da Cisterna
Nova) sammeln das spärliche Oberflächenwasser. Letztere wurde 1976 durch
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500 1000 m
Palheiro do Mar
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Noroeste
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Palheiro da Terra
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Abb. 3 Die nordöstliche Gruppe der Ilhas Selvagens (Adaption des Verfassers einer
Zeichnung von JH.F. Fernandes auf der Basis der amtlichen port. Seekarte Nr. 156).
Abb. 4 Selvagem Grande von Südosten (Photo aus Bravo & Coello 1978b)
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Selvagem Grande
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Abb. 5 Geologische Karte von Selvagem Grande (Zeichnung aus Mitchell-Thome 1976,
nach geol. Daten von Honnorez 1966): 1 = Basaltische Lava, 2 = Verfestigte basaltische
Pyroklastika, 3 = Lockere basaltische Pyroklastika, 4 = Jüngere vulkanische
Phase, 5 = Konglomerate, Tufe und Kalk, 6 = Intermediäre Sedimente, 7 = Phonolithische
Tufe, 8 = Phonolithische Laven, 9 = Ältere vulkanische Phase, 10 = Fossile
Fundstätten, 11 = IOOm-Höhenlinie, 12 = Talbildung, 13 = Zisternen, 14 = Astronomische
Markierung.
einen Neubau abgelöst. Die einzige ganzjährig aktive "Quelle" ist die Fonte
das Galinhas oberhalb der gleichnamigen Bucht; sie befindet sich in einem
kleinen Abri und ist gefasst. Sie kann nach heutigem Stand jedoch nur als
Tropfwasserstelle bezeichnet werden, deren Qualität als ungenießbar einzustufen
ist. Weitere, aber nur gelegentlich Wasser führende Quellen sind die
Fonte das Ovelhas am Fuß des Pico da Atalaia und die Fonte Salgada südöstlich
des Pico do Inferno (Elucidario 1946 III: 303). Auf den niedrigen Inseln
Selvagem Pequena und llheu de Fora gibt es keine Quellen.
Ihre Entstehung verdanken die Inseln im wesentlichen vulkanischen Aktivitäten
innerhalb der marinen Plattform, zu der auch die Kanarischen Inseln
gehören; hinzu kommen in kleinerem Umfang äolische Vorgänge und Landhebungen
(tektonisch und/oder eustatisch). Die vorherrschenden Gesteine sind
prämiozäne Phonolithe, die das Fundament der Inseln bilden, und Basalte, die
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tären Phase gehören; dazwischen als 8
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Die vierte Phase ist durch
quartäre Kalksande gekennzeichnet
- zum Teil mit subfossilen Land-
C) schnecken, die auf ein feuchteres Kli- "' ma zu einem früheren Zeitpunkt deu-ten.
Man sehe auch das für Selvagem
Grande abgebildete geologische Pro-fil
(Abb. 5, 6) sowie die ausführlichen
Zusammenfassungen bei Bravo &
Coello (1978b) und Mitchell-Thome
(1976).
Teilweise wunderschön ausgebil-dete
Basaltsäulen (im span. Volks-mund
6rganos, aufgrund ihrer Ähn-lichkeit
zu Orgelpfeifen) können in
C) den Erosionsbereichen der Steilküste .,, "
von Selvagem Grande, z.B. Fonte das
Galinhas, angetroffen werden (Bravo
& Coello 1978b: Fig. 6). In der Küs-tenzone
dieser Insel befinden sich
8 auch mehrere Höhlen, ehemalige
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Lavaröhren oder aufgelöste Kalk-gänge
- drei davon größeren Ausma-
8 . ßes: die Gruta do Inferno unterhalb
des Pico do Inferno, eine zweite Höh-
8 Je gegenüber (schwer zugänglich und .
ca. 45 m tief) und die Gruta das Par-
8. delas ("Funras" auf der Karte) an der
Ostküste. In der Gruta do Inferno
wurden Auskristallisierungen von
Gips gefunden und die Höhle scheint
sich über den begehbaren Bereich -
C) immerhin rund 150 m - hinaus fort-zusetzen
(Gage! 1911 ). Die von der
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tischen Fördergänge (englisch d1kes,
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spanisch diques) können mehrfach als mauerartige Gebilde (im spanischen
Volksmund pared) auf einigen der Inseln betrachtet werden.
Die vulkanische Aktivität ist nicht beendet, wie Gasemissionen anzeigen,
die 1972 noch auf Selvagem Grande in der Nähe des Ankerplatzes beobachtet
wurden (Bravo & Coello 1978a: 24). Interessant sind auch einige magnetische
Anomalien (Bravo & Coello 1978a: 31), die schon 1842/43 der englische KapitänA.
T.E. Vidal beobachtete: Mechanische Uhren gingen angeblich falsch.
Flora und Fauna
Die Flora der Selvagens kann als intermediär zwischen der madeirischen
und kanarischen angesehen werden, wobei die Verbindungen zur kanarischen
Flora etwas enger sind. Möglicherweise besteht eine "Trittstein" -Funktion bei
der innermakaronesischen Gefäßpflanzenausbreitung (Kämmer 1982: 45).
Insgesamt sind nach dem Stand von 1976 nur 92 Phanerogamen (Samenpflanzen)
auf den Selvagens heimisch, sowie 144 Kryptogamen (Sporenpflanzen
/ Moose, Farne, Algen, Flechten) (Perez de Paz & Acebes Ginoves 1978:
83). Die rund 30 Flechtenarten (Sanchez-Pinto 1978: 73) wurden zum Teil auch
wirtschaftlich genutzt.
Während die Hochebene von Selvagem Grande hauptsächlich durch riesige
Teppiche von Mesembryanthemum gekennzeichnet ist, haben sich vor allem
in Rückzugsgebieten der Steilhänge - ungestört durch Menschen und
importierte Säugetiere - Arten wie Suaeda, Senecio, Lobularia, Limonium,
Argyranthemum (Margeriten), Asparagus, Frankenia und Lotus erhalten.
Das ursprünglich baumlose Gesamtbild von Selvagem Grande war durch
niedrig wachsende Kraut- und Buschgemeinschaften charakterisiert. Der tropische,
schnell wachsende Baumtabak (Nicotiana glauca; bis zu 4 m hoch)
wurde im 19. Jh. zur Gewinnung von Brennholz auf Selvagem Grande eingeführt;
mittlerweile hat er sich aber - wie auf den Kanaren - aggressiv verbreitet
und verdrängt andere Pflanzen. Durch sein sparriges Wachstum wird er
darüber hinaus zur Falle für den Gelbschnabel-Sturmtaucher (Council ofEurope
1993: 9), der in seinem Geäst ein Nest anzulegen versucht und sich beim
Anflug (Flügelspannweite von über 1 m) verheddert. Neuerdings wird versucht,
die ursprüngliche Flora wieder herzustellen; dabei steht die Ausrottung
des Baumtabaks mittels künstlichen Pilzbefalls im Vordergund (BatistaMarques
et al. 1998).
Interessanter als Selvagem Grande in botanischer Hinsicht sind die vom
Menschen unbehelligten Eilande Selvagem Pequena und Ilheu de Fora, die
mit mehreren Endemiten aufwarten können: darunter die vom ehemaligen
Direktor des Botanischen Gartens von Las Palmas, Eric Sventenius, gefunde-
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nen Arten Scilla madeirensis var. melliodora und Lotus salvagensis sowie die
Sukkulente Euphorbia anachoreta; letztere ist auf der Ilheu de Fora interessanterweise
der Lebensraum eines flügellosen, ebenfalls endemischen Käfers
(Deucalion oceanicus Wolf) (Council of Europe 1993: 13). Den fotogenen,
gelb blühenden Schmarotzer Cistanche phelipaea findet man besonders häufig
in den sandigen Böden von Selvagem Pequena.
Die Selvagens können als einzigartiges Seevogel-Reservat gelten. Neben
den lokalen Arten sind auch viele zu beobachten, die bei ihrer herbstlichen
Reise von West- und Nord-Europa nach Afrika einen Zwischenstop auf den
Inseln einlegen. Bei starkem Ostwind werden auch ungewohnte Arten "herangeweht",
die ofenbar von ihrem Kurs über dem afrikanischen Festland abgekommen
sind. Der Gelbschnabel-Sturmtaucher ( Calonectris diomedea borealis;
span. pardela cenicienta, kanarisch pardelo, port. cagarra) hat hier sogar
seine größte Nestansammlung innerhalb der atlantischen Inseln (Council
of Europe 1993: 6, 8). Ein häufiger Vogel ist auch die Silbermöwe (Larus argentatus
atlantis). Zur Vorsicht beim Begehen der Inseln veranlassen die unterirdisch
angelegten Tunnelnester der Weißgesicht-Sturmschwalbe (Pelagodroma
marina) (Baez Fumero 1980: 20); als Feind dieses Vogels (port. calcamar)
hat sich eine bestimmte Ratten-Art entwickelt, die sich über die Eier
hermacht und auch den Vogel selbst angreift (Elucidario 1946 III: 175).
Unter den anderen heimischen Tieren sind besonders die Insekten, Spinnen,
Reptilien (Gekkos, Eidechsen) und Mollusken (u.a. subfossile Landschnecken)
zu erwähnen, die - sofern flugunfähig - entweder eine Landbrücke
benötigen oder ein Medium (Treibholz, Schife etc.), um auf Inseln
wie die Selvagens zu gelangen. Wie entwickeln sich solche Arten in einem
begrenzten Lebensraum? Welche fossilen Arten charakterisieren die Sedimentschichten?
Neben den Vögeln haben deshalb immer wieder auch diese
Tierarten das Interesse der europäischen Naturforscher gefunden (siehe unten).
Aufgrund des starken Windes überwiegen z.B. unter den Insekten die
flügellosen - eine Anpassung an das Ambiente: Würde man während eines
Fluges auf das Meer abgetrieben, gäbe es keine Rückkehr.
Im Gezeitenbereich sind zahlreich Meeresschnecken der groß wachsenden
Art Patella candei anzutrefen, die von den Besuchern gerne verzehrt bzw.
kommerziell verarbeitet wurde, wie die Concheros ("Muschelhaufen") anzeigen,
die auf Selvagem Grande und Selvagem Pequena allenthalben vorgefunden
werden (Baez Fumero 1980: 20; Perez de Paz &Acebes Ginoves 1978: 89,
Bravo 1988: 37).
Die Selvagens wiesen ursprünglich keine Säugetiere auf. Im 15. Jh. wurden
jedoch auf Geheiß des portugiesischen Prinzen Don Henrique Ziegen auf
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© Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017
Selvagem Grande ausgesetzt, die sich sehr schnell vermehrten. Sie sollten zur
Ernährung der auf der Insel Arbeitenden beitragen. Später kamen aus dem
gleichen Grund Kaninchen hinzu und aufgrund der Schiffsbesuche auch Ratten
und Mäuse. Alle diese Arten haben das ökologische System der Insel -
besonders in botanischer Hinsicht - stark beschädigt. Die Ziegen starben aufgrund
von ÜberjagungAnfang des 20. Jhs. aus, während die Kaninchen heute
noch in großer Zahl anzutrefen sind (Council of Europe 1993: 8); ihre Verbreitung
ist jedoch mittlerweile aufgrund der immer schlechteren Ernährungsmöglichkeiten
selbstbegrenzt - besonders in trockenen Jahren.
Walfischknochen, die 1856 auf Selvagem Pequena gefunden wurden (Ostler
1990: 100), zeugen davon, dass diese Meeressäuger hier - und übrigens
auch in den kanarischen Gewässern - sehr verbreitet waren; heute sind sie
wie die Seehunde stark reduziert, obwohl die Pottwale seit 1986 in portugiesischen
Gewässern geschützt sind. Die Mönchsrobbe (Monachus monachus)
wurde von den Fischern in den madeirischen und selvagischen Gewässern
nahezu ausgerottet, da man sie als Konkurrenten beim Fischfang ansah; heute
kann sich ihr Bestand an der Küste von Deserta Grande, das zu den ebenfalls
geschützten Ilhas Desertas gehört, wieder langsam erholen (1998 nur ca.
24 Exemplare).
Die Fischwelt der Selvagens kann sowohl mengen- als auch artenmäßig als
außerordentlich reichhaltig bezeichnet werden, wie wir im Kapitel "Wirtschaftliche
Nutzung" noch sehen werden.
Entdeckungsgeschichte und Besitzverhältnisse
Das Institutum Canarium und besonders der Verfasser dieser Zeilen waren
schon immer der Auffassung, dass die Erstbesiedlung der Kanarischen Inseln
viel komplexer ist, als nur die Beschränkung auf Protoberber Nordwestafrikas;
vielmehr sind auch mediterrane und iberische Einflüsse erkennbar, die letztlich
auch eine Beteiligung von Menschen dieser Regionen wahrscheinlich
machen. Eine spätneolithische Überfahrt ausgehend von der südlichen Iberischen
Halbinsel kann nicht nur aufgrund der Meeresströmungen angenommen
werden, sondern wird auch im Hinblick auf neueste Erkenntnisse über
die Ausbreitung der Glockenbecherkultur (Ende 3. -Anfang 2. Jahrtausend v.
Chr.) immer wahrscheinlicher. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus möglich,
dass die Ilhas Selvagens als zufälliger Brückenkopf auf dem Weg zu den
Kanaren gestreift oder sogar betreten wurden. Eine längere vorgeschichtliche
Besiedlungsphase der Selvagens ist jedoch aufgrund der einfachen nautischen
Möglichkeiten dieser Menschen (keine Rückkontakte) und der sehr beschränkten
Wasservorräte und pflanzlichen Nahrungsressourcen nicht anzunehmen
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oder zumindest sehr problematisch. Da Madeira vor- und frühgeschichtlich
nicht bewohnt war, kommt ein Start von dieser Insel nicht in Frage.
Bekannt ist die Nutzung der fischreichen Gewässer vor den Küsten Marokkos
durch tartessische, gaditanische und phönizisch-punische Fischerei-Unternehmer;
einzelne Bootsmannschaften mögen dabei auch Bekanntschaft mit
den Selvagens gemacht haben. Tunfische, Bonitos und Makrelen, die auch in
den selvagischen Gewässern heimisch sind, waren in der Antike äußerst wichtig
für die Herstellung der im Mittelmeerraum so beliebten garum-Soße. Die
dafür notwendigen Fabriken zogen sich im Westen von der Algarve über die
Straße von Gibraltar bis zur marrokkanischen Atlantikküste (Ponsich &
Tarradell 1965: 2). Millin Le6n (1998: 140f) ist sich aufgrund zahlreicher Hinweise
in der antiken Literatur nahezu sicher, dass die Kanaren mehrmals von
Schifen aus Gades/Gadir (dem heutigen Cadiz) kontaktiert wurden; die Selvagens
liegen unweit der direkten Route. Ob die um 20 v.Chr. ausgesandte
Kanaren-Expedition des mauretanischen Königs Juba II. auch Kenntnis über
die Selvagens erlangte, ist ungewiss. Nicht so hypothetisch ist jedoch die Möglichkeit,
dass phönizische Purpur-Sammler bei den mit hoher Wahrscheinlichkeit
stattgefundenen Besuchen der Madeiren und Kanaren (Hennigl944:
40ff) auch auf die Selvagens stießen, deren Flora wie alle zentral-makaronesischen
Inseln (Madeiren, Selvagens, Kanaren) die verschiedenen Arten der
Färberflechte reichlich aufweist.
Einen etwas konkreteren Anhaltspunkt für die Selvagens in der Antike unter
den vielen mehr oder weniger vagen Hinweisen auf die Kanaren und Madeiren
liefert uns der Direktor der großen Bibliothek von Alexandria, Claudius
Ptolemaios (100-178 n.Chr.): Er fasst in griechischer Sprache das geographische
Wissen seiner Zeit zusammen und benennt eine der "Glücklichen Inseln"
mit Aprositus, die "Unzugängliche". Da alle großen Kanarischen Inseln
sehr wohl von allen Seiten zugänglich sind, drängt sich die Vermutung auf,
dass hier Selvagem Grande mit seinen Steilküsten gemeint ist; es kommt hinzu,
dass Ptolemaios Aprositus als die nördlichste der Kanaren bezeichnet, so
dass nicht das leicht anlandbare Lanzarote oder Alegranza gemeint sein können,
wohl aber die Selvagens, die im Norden der Kanaren liegen. Dies scheint
mir stimmiger zu sein, als Aprositus mit San Borond6n/Sanct Brandan gleichzusetzen,
eine fiktive Insel mit christlichem Ursprung, die im Mittelalter und
noch in der frühen Neuzeit sehr leichtgläubig als real angenommen wurde.
Alvarez Delgado (1945) kommt zu dem Schluss, dass das von Plinius (Nat.
Rist.) genannte Ombrios/Ombrion (griech. für "Regen") mit Salvaje Grande
zu identifizieren ist; da die Selvagens aber insgesamt ein sehr trockenes Klima
besitzen, scheint mir das nicht schlüssig zu sein. Viel Regen - nicht nur
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einen gelegentlichen, vielleicht sogar untypischen Wolkenbruch oder Sturm
- konstatieren zu können, setzt auch voraus, längere Zeit auf einer Insel zu
leben. Für weitere Details sehe man die Aufsätze von Cabrera Perera (1988),
Krüss (1976), Monod (1986), Tous Melia (1996) und Millan Le6n (1998).
In einer Bulle von Papst Klemens V II (Amtszeit 1523-34) wurden die Selvagens
sogar mit "Gorgones" bezeichnet (Enciclopedia Universal t. LIII,
Espasa-Calpe, Madrid 1926; S. 438); dies war wohl eine Reminiszenz an die
bei antiken Autoren wie Herodot und Hesiod erwähnten drei westlichen Inseln
"Gorgones". Ihren Namen kann man mit "furchtbar, wild" übersetzen,
was neben der Dreierzahl zu den Selvagens passen würde. Doch Krüss (1976:
38) hat wahrscheinlich Recht: Da die Etymologie griechisch ist, dürfte es sich
bei den Gorgones um Inseln handeln, die zunächst in der Ägäis angesiedelt
waren, bevor man sie mit sagenhaften Inseln westlich des Atlas gleichsetzte.
Über eventuelle Unternehmungen der Römer (etwa die Abenteuer des Eustatius
Sebosus zwischen 125 und 25 v.Chr. oder die von Quintus Sertorius
erwähnten Seeleute zwischen 123 und 72 v.Chr.) und den in Nordafrika nachfolgenden
Byzantinern in Richtung Atlantik kann nur in hohem Maße spekuliert
werden. Auch bezüglich der Araber, die bis um 709 an den Atlantik vorgestoßen
waren, ist die Informationslage sehr dünn. Es kann zwar feststehen,
dass die Kanaren schon ab der Mitte des 9. Jhs. den Arabern bekannt waren
(Ulbrich 1990), ob dies aber auch auf die Selvagens zutrift, ist völlig offen.
Bei Edrisi (Ms. 1154, Druck 1866: 63f) in seiner Geschichte der "Acht Abenteurer"
wird Räcä, die "Vogelinsel" ( djazirato 't-toyour), erwähnt, auf der eine
große "Adler-ähnliche" Vogelart lebt, die sich von Meerestieren ernährt [wohl
der Seeadler]; da die Insel zwar nahe Madeira liegen soll, aber auch "Feigenähnliche"
Früchte hervorbringt [vermutlich die Kaktus-Frucht, hier Opuntia
ficus-barbarica], kann Selvagem Grande, auf dem keine Opuntien wachsen,
nicht gemeint sein, sondern nur Porto Santo oder Deserta Grande. Ein Schif
eines französischen Königs soll diese Vögel und Früchte wegen des [angeblich]
medizinischen Wertes des Blutes bzw. Fruchtfleisches gesucht haben,
kam aber nie zurück. War es vielleicht an den Selvagens zerschellt?
Die ersten Europäer, die möglicherweise, die Selvagens kannten, können
frühestens für das ausgehende Mittelalter angenommen werden. Hierfür kommen
folgende Personen in Frage:
- Der Genuese Lancelotto Malocello (Namensgeber der kanarischen Insel
Lanzarote), der sich ca. 1312-1332 - wahrscheinlich mit Unterbrechungen -
auf Lanzarote aufhielt und dort "Handel" betrieb. Dies bedeutet, für Nachschub
sorgen zu müssen, was wiederum Schifsverkehr voraussetzt, bei
dem die Selvagens entdeckt worden sein können.
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- Italiener, die in den Gewässern von Madeira kreuzten.
Es waren nämlich Italiener (vermutlich Genuesen ), die Madeira entdeckten,
und nicht Portugiesen, wie in der portugiesischen Geschichtsschreibung
immer wieder zu lesen ist. Dies geht aus der Bezeichnung legname
(ital. für "Holz" ) hervor, die bereits ab 1350 in alten Texten und ab 1351in
Seekarten für Madeira auftaucht und damit um 1345 entstanden sein dürfte.
Erst nach der Wiederentdeckung bzw. Inbesitznahme durch die Portugiesen
1419 oder 1420 bürgerte sich der port. Name "Madeira" ein, der ebenfalls
"Holz" bedeutet und eine wörtliche Übersetzung von kast. madera darstellt,
das wiederum auf ital. legname beruht.
- Ein anonymer andalusischer Franziskaner-Mönch schreibt um 1350 das
"Libro del Conoscimiento" und benennt darin die Kanarischen Inseln und
den kompletten madeirischen Archipel nahezu durchgängig mit italienischen
Namen. Dies lässt stark vermuten, dass er sie von italienischen Händlern
erhielt, die sich in Sevilla aufhielten. Und so dürfte das "Salvaje", welches
der Mönch für die Selvagens bringt, die kastilische Übersetzung von
italienisch "selvaggia" sein. Informanten für solch eine Namensgebung
könnten u.a. auch italienische Teilnehmer der international zusammengesetzten
portugiesischen Kanaren-Expedition von 1341 sein (unter der nautischen
Leitung des Genuesen Niccoloso da Recco, der zumindest ansatzweise
Kenntnisse dieser Gewässer gehabt haben muss), obwohl die Selvagens
in dem entsprechenden Bericht Reccos nicht ausdrücklich erwähnt
werden. Der Inselname ist jedenfalls keine originär port. Erfindung.
- Mallorkiner und andere Katalanen, die 1342-1386 im Auftrag oder mit Billigung
des mallorkinischen bzw. aragonesischen Königs die Kanarischen
Inseln anliefen und dort sogar missionierten.
- Im Atlas des CresquesAbraham von 1375 und in der Seekarte des Simon de
Villadestes von 1413- beide Mallorkiner - tauchen die Selvagens als "Insula
Saluatge" auf ( 10 kleine Punkte). Diese gemischt lateinisch-katalanische
Bezeichnung scheint die Übersetzung einer italienischen Namensgebung
zu sein (s.o. ). Die Genuesen frequentierten die Gewässer um die Selvagens
mindestens 25 Jahre früher als die Portugiesen, Katalanen und Kastilier.
- Kastilische, italienische und katalanische Sklavenjäger, die vor allem zwischen
1377 und 1402 die Bewohner der nordwestafrikanischen und kanarischen
Küsten heimsuchten.
- Die normannische Kanaren-Expedition von 1402-1405 und die dafür eingesetzten
andalusischen Versorgungsschiffe (in dem Bericht der begleitenden
Kapläne, "Le Canarien", werden die Selvagens jedoch nicht erwähnt).
- Schife mit französischen Siedlern (ab 1405) als Folge der normannischen,
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vom kastilischen König sanktionierten Kolonisierung der Kanaren.
- Reger kastilischer Schiffsverkehr als Folge der schrittweisen kastilischen
Landnahme auf den Kanaren, die erst 1496 mit der Eroberung von Tenerife
abgeschlossen war.
- Der portugiesische Seefahrer Diogo Gomes, der die Selvagens im Zeitraum
1444-1463 zufällig angelaufen hatte (siehe unten).
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- Der venezianische Seefahrer Alvise da Cadamosto, der 1454/55 von Madeira
aus zu den Kanaren segelte und möglicherweise zuerst auf Lanzarote
traf. Er müsste dabei fast zwangsweise die Selvagens gestreift bzw. gesichtet
haben. In seinem Bericht tauchen die Selvagens leider nicht auf; möglicherweise
wurden sie nicht als erwähnenswert empfunden.
- Christoph Columbus, der bei seiner 3. Seereise (1498 ) zunächst Funchal
anlief und sich dann an Tenerife vorbei Gomera zuwandte, könnte gut die
Selvagens, die auch als Orientierungspunkt3 galten, berührt haben. Columbus
war übrigens mit einer Edeldame von Porto Santo verheiratet und hielt
sich auch geschäftlich (Zuckereinkäufer) und privat auf den Madeiren auf
(Elucidario 1946 I: 286f; Pereira 1956 ).
- Weitere Details zu der vorangehenden Aufstellung bei Ulbrich 1990.
Die Genauigkeit der alten Karten ist sehr unterschiedlich: Auf der Karte
der nordwestafrikanischen Küste im Atlas des Andrea Benincasa (Ancona
1508; Biblioteca Vaticana) sind die Selvagens als Inselgruppe mit 14 kleinen
Punkten dargestellt. Ihre Bezeichnung "Isola Salvagen" deutet an, dass die
Selvagens im beginnenden 16. Jh. als portugiesisches Territorium angesehen
wurden. Bereits in den frühen Seekarten seines Vaters, Grazioso Benincasa,
tauchen die Selvagens auf- allerdings mit korrumpiertem Namen: 1424 "Satanazes"
und 1435 "Satanagio". Erst in dessen letzter Karte (Ancona 1482)
erscheint mit "Seluagia" (u für v) die exakte italienische Schreibweise. In der
Seekarte von 1460 der Biblioteca Ambrosiana (Milano) sind die Selvagens bereits
als 3 Inseln und 10 Klippen unter der katalanischen Schreibweise "Saluatgias"
vermerkt - eine der frühesten Karten, die zwischen den drei größten
Inseln des Archipels und den kleineren einen deutlichen Unterschied macht
(Abb. 7). In den folgenden Karten des 16.-20. Jhs. nehmen dann die Darstellungen
zu, in denen die drei Hauptinseln Selvagem Grande, Selvagem Pequena
und Ilheu de Fora im Verhältnis zu den anderen Eilanden größer abgebildet
werden, was von mehr Ortskenntnis und größerer Genauigkeit zeugt.
Als ofizielles - aber sicher falsches - Entdeckungsdatum wird heute von
den Portugiesen 1438 angegeben (Council of Europe 1993: 6 ); die entsprechende
Seereise wird in einem Bericht des Diogo Gomes (ca. 1463 ) beschrieben,
der allerdings an dieser Fahrt nicht beteiligt war. Hier die komplette Über-
3 In der Literatur werden sie gerne als "Kreuzpunkt dreier Kontinente", nämlich Europa,
Afrika und Südamerika, bezeichnet; tatsächlich liegen sie besonders im Bereich der Südamerika-
Route, wenn man z.B. von Sevilla aus startet. Da bereits kurz nach der Entdekkung
des Kontinents der kastilische Schifsverkehr zu und von Südamerika sehr schnell
anwuchs, wird verständlich, warum die klippenreichen Selvagens eine große Gefahr
darstellten. Zwei elektrisch betriebene Leuchtfeuer wurden erst im 20. Jh. aufgestellt.
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setzung der betreffenden Passage aus seinem lateinisch verfassten Text "De
Insula Seluagem":
"Eines Tages kam ich, Diogo Gomes, bei meiner letzten Dienstfahrt zurück
von Guinea, zwischen die Kanarischen Inseln und die Insel Madeira, als ich
eine Insel sah - und auch betrat - die Ilha Salvagem genannt wird. Sie ist
unfruchtbar, niemand lebt dort, und es gibt keine Bäume und Gewässer. Zu
jener Insel kam einst eine Karavelle des Don Infanten [Heinrich der Seefahrer,
portugiesischer Prinz mit starken kolonialistischen Ambitionen]. Als man
die Insel betrat, entdeckte man viel"ursellam" [Färberflechten], welches jenes
Kraut ist, das unsere Tücher rot einfärbt. Und es gab es [ das Kraut] dort in
großem Überfluss. Irgendwelche [Portugiesen, wahrscheinlich von Madeira]
ersuchten den Infanten, ob sie die Lizenz bekämen [ die Färberflechte zu sammeln];
so erteilte er sie ihnen. Auf diese Weise fuhren sie [die Unternehmer]
mit ihren Karavellen dorthin und verkauften diese Färberflechten bis nach
England und Flandern, wo sie viel Wert waren. Und an den Infanten, der ihnen
die Lizenz gegeben hatte, führten sie ein Fünfiel ihres Gewinnes, das er
ihnen auferlegt hatte, ab. Der Infant schickte dorthin [zur Versorgung der
Sammler] männliche und weibliche Ziegen, die sich in großer Zahl vermehrten.
"[Die Textstelle in Valentin Ferdinands portugiesisch abgefasstem Manuskript
"Das Ilhas do Mar Oceano" von 1506-1507 über die Selvagens ist
offenbar eine Zusammenfassung von Diogo Gomes' Bericht mit einigen Ergänzungen:
Valentin Ferdinand schreibt zusätzlich, dass es viele Seevögel
gibt und dass es 1438 war, als das Schiff des Infanten anlegte.]
Die vorgenannten Unternehmer können als die ersten Pächter der Selvagens
angesehen werden. Wem die (Wieder- )"Entdeckung" der Selvagens aus der
Sicht des 15 ./16. Jhs. tatsächlich zugebilligt werden kann, ist in den alten Dokumenten
widersprüchlich dargestellt: Gaspar Frutuoso (ca. 1590) nämlich,
ebenfalls ein Portugiese, meint, dass es die Kastilier waren.
Der italienische Ingenieur und Festungsbauer Leonardo Torriani - 1590 im
Auftrag des kastilischen Königs unterwegs auf den Kanarischen Inseln - vermerkt,
dass die Seefahrtsrouten zwischen den Kanaren und Spanien bzw. den
Kanaren und Portugal an den Selvagens vorbeilaufen und letztere als "Signal"
(Orientierungspunkt) für die Seeleute galten; von einer der Anlandungen
zwecks Vogelfang oder Ziegenjagd muss die Nachricht stammen, dass auf
Selvagem Grande eine kleine Quelle sickert (die heute noch existiert).
Als Chronist der neuzeitlichen llhas Selvagens kann - mehr noch als portugiesische
Autoren - der kanarische Historiker Jose Alvarez Rixo gelten
(1796-1883), der zahlreiche Notizen, Zeitungsausschnitte und Erste-Hand-Informationen
über die Inseln sammelte. Letztere konnte er besonders bei seinen
Aufenthalten aufMadeira (1813-1814) und Lanzarote (1810-1812, 1814-1816)
gewinnen, so dass ihm u.a. auch die besonderen Beziehungen Lanzarotes zu
den Islas Salvajes gut bekannt waren. Der tinerfenische Geologe Telesforo
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Bravo bringt in seiner Übersicht der wissenschaftlichen kanarischen SalvajesExpeditionen
(Bravo 1988) diese Notizen leider nicht vollständig, so dass uns
wertvolle Details über den Barilla-Anbau und die Besitzverhältnisse, auf die
Bravo nur hinweist, nicht zugänglich sind. Trotzdem können wir mit Hilfe
verschiedener verstreut publizierter Informationen ein gewisses Mosaikbild
der jüngeren menschlichen Beziehungen zu den Ilhas Selvagens entwerfen.
Die Besitzverhältnisse im 15. Jh. sind etwas verworren: 1433, also zu einer
Zeit, als die Selvagens noch gar nicht von den Portugiesen (wieder)entdeckt
waren, übergab König Duarte die Madeiren (Madeira, Porto Santo und die
Ilhas Desertas) in einer Schenkung (doarao) "für immer" dem portugiesischen
Ordem de Christo (Nachfolger des von Papst Klemens V. 1314 aufgelösten
Templer-Ordens), dessen Großmeister zu dieser Zeit sein Bruder, der Infant
Don Henrique, war. Die "Ritter Christi" unterhielten daraufhin auf Madeira
zwei Capitanias, Verwaltungsdistrikte (neben den weltlichen des jeweiligen
Zivilherrn) mit Sitz in Machico bzw. Funchal, die sich vor Ort um die kirchlichen
und profanen Belange des Ordens und das Seelenwohl der Bürger kümmerten
(Elucidario 1946 I: 368f, 373; III: 14f); der Hauptsitz des Ordens befand
sich im Kloster Tomar nordöstlich von Lissabon. Eines der Schiffe Henriques
entdeckte nun 1438 die Selvagens, wie wir bereits oben gesehen haben.
Nachdem Henrique "o Navegador" bei seinen kolonialistischen Unternehmungen
automatisch Verwalter der Krone in den neu gefundenen Gebieten wurde,
können wir davon ausgehen, dass er auch bei den Selvagens als Senhor
angesehen wurde. Dies stimmt mit der Nachricht überein, dass er an Landsleute
eine Lizenz für die wirtschaftliche Nutzung der Inseln vergab.
Henrique starb im November 1460; und noch im Dezember schenkte der
König, inzwischenAfonso V., die Madeiren (zu denen nun auch die Selvagens
gehörten) seinem Bruder, dem Infanten Don Fernando, Duque de Viseu, der
nicht nur der neue Großmeister des Christus-Ordens war, sondern seinem Onkel
Henrique auch als Erbe von Privilegien in den neu entdeckten Gebieten
folgte (Elucidario 1946 I: 369). Die Aktionen der Krone deuten an, dass sie
keinen großen Unterschied darin sah, ob die Madeiren nun dem Orden oder
dem betreffenden Infanten als Privatperson gehörten - da der Infant auch
Großmeister des Ordens war, blieb alles in einer Hand. So ist es erklärlich,
warum in der Literatur der Ordem de Christo manchmal als erster Besitzer
der Selvagens auftaucht (wie in Gr. Enc. Port. e Bras. 1981 ).
Erst durch ein Dekret König Manuels 1. von 1497, zu der Zeit ebenfalls
Großmeister des Christus-Ordens, wurden die Madeiren inklusive der Selvagens
ausschließlicher Kronbesitz. Es kam hinzu, dass der Papst 1514 die
erste Diözese in Funchal errichtete, was die kirchliche Jurisdiktion der Ritter
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Christi in Madeira quasi auf Null setzte und damit auch ihren Einfluss stark
verringerte. Die portugiesischen Könige, die von nun an das Großmeistertum
des Ordem de Christo automatisch inkorporierten, überließen die Selvagens
in der Folge Privatleuten in einer Art Erblehen. König Manuel I. übergab sie
erstmals an die madeirensische Familie Texeira Caiados; ein Mitglied dieser
Familie, der Domherr Manuel Ferreira Texeira vermachte sie 1560 an seine
Nichte, Filipa Cabral de Vasconcelos. Durch ihre Heirat mit Jose Ferreira de
Noronha Franco kam beider Sohn, Joäo T. Cabral de Noronha, in den Besitz
der Inseln, die dann durchgängig seinen Nachkommen (Majoratserben ) gehörten.
Aus dem Erblehen hatte sich ein Quasi-Besitztum entwickelt.
Ende des 19. Jhs. war ein gewisser Constantino Cabral de Noronha Besitzer,
der die Selvagens 1904 an den madeirischen Bankier Luis da Rocha Machado
verkaufte; bei dessen Tod 1921 erbte der Sohn die Inseln (Grande Enciclopedia
Portuguesa e Brasileira 1981; Elucidario 19461/III; Sarmento 1906).
In den 40er Jahren gehörten die Inseln der Familie Vieira de Castro. Vermutlich
von einem jüngeren Mitglied dieser Familie (ebenfalls mit Namen
Luis da Rocha Machado4) kaufte sie der portugiesische Staat am 17. Juli 1971
zurück. Mit dem Kauf verbunden war die Verschärfung der Bestimmungen
des bereits 20 Jahre vorher (Dekret Nr. 458/71 vom 29. Oktober 1971 ) gegründeten
Naturparks "Ilhas Selvagens", der von Madeira aus verwaltet wird: Der
volle Schutz durch die portugiesische Regierung soll Gefährdungen durch Ausbeutung
und Tourismus (unkontrollierte Segler) total ausschließen.
Zwei Wächter sind konstant anwesend, die in einem kleinen Gebäude auf
Selvagem Grande ihr Domizil haben und alle drei Wochen ausgetauscht werden.
Dreimal pro Tag wird Funkkontakt mit dem Marinestützpunkt auf Madeira
aufgenommen, der mit seinen Schifen auch das Seegebiet kontrolliert.
Die Funkstation unweit des kleinen, mit Solarstrom ausgestatteten Wohn- und
Amtsgebäudes befindet sich in einer ausgebauten Höhle, die ehemals von Vogelfängern
benützt wurde. Neben der naturkundlichen Arbeit beobachten die
Wächter auch den Fischfang rund um die Schutzzone und betreuen die wissenschaftlichen
Besucher, die nur mit Sondergenehmigung auf die Inseln dürfen.
In begrenztem Umfang werden auch für Hobby-Ornithologen streng reglementierte
Besuchserlaubnisse erteilt. Seit 1992 wird auf Selvagem Pequena
eine kleine Station unterhalten, die jedoch nur in den Monaten Mai bis September
von zwei Wächtern besetzt ist und jedesmal auf- und abgebaut wird.
Müll, der von Bord eine Schife s oder an fernen Küsten achtlos ins Meer
gekippt wird, findet seinen Weg bis zu den Selvagens; abgerissene Netze (z.B.
4 Persönliche Mitteilung von Paul Alexander Zino.
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von Stellnetzen, die mittlerweile in allen portugiesischen Gewässern verboten
sind), Plastikbehälter, Chemikaliendosen und von Öl verklebte tote Seevögel
werden von den Wächtern gesammelt und - soweit möglich - verbrannt.
1992 wurde der Naturpark vom Europarat mit dem "Europa-Diplom" ausgestattet
und als schützenswert anerkannt (Council of Europe 1993: 17); die
darin vorgesehene finanzielle Unterstützung der "Reserva Natural das Ilhas
Selvagens" als Untereinheit des "Parque Natural da Madeira" endete 1997.
In der Karte Abb. 5 befindet sich ein Hinweis auf eine astronomische Markierung.
Hierbei handelt es sich um einen Referenzpunkt des vom US- Verteidigungsministerium
ursprünglich für militärische Zwecke eingerichteten
NAVSTAR Global Positioning System (GPS). Neben diesen terrestrischen Bezugspunkten
für die Peilung umfasst das System auch 24 erdnahe GPS-Satelliten.
Sie ermöglichen bei Sichtlinienverbindung weltweit jederzeit den direkten
Empfang von Radiosignalen zur Bestimmung von Position, Geschwindigkeit
und Zeit. Die enorm genaue dreidimensionale Positionsbestimmung
mit Ge nach Akuratesse des Geräts und Autorisierung) nur 1 mm- 100 m Abweichung
darf mittlerweile auch zivil und privat eingesetzt werden, was von
der Schifffahrt, dem Flugverkehr, der Raumfahrt, Expeditionen und Globetrottern
in erheblichem Umfang genutzt wird. Das für die Selvagens benötigte
geodätische Datum lautet SELVAGEM GRANDE 1938 (Abb. 14). So sind die
abgelegenen Selvagens auch über die Zeit der Segelschife hinaus (siehe "Orientierungspunkt"
S. 157 /158) in die internationale Navigation eingebunden.
Wirtschaftliche Nutzung
An der wirtschaftlichen Ausbeutung der Selvagens ab der Mitte des 15. Jhs.
dürften von Anfang an nicht nur Portugiesen sondern auch Spanier, genauer
Canarios, beteiligt gewesen sein. Dafür spricht die Tatsache, dass die Inseln
näher bei Tenerife liegen als bei Madeira und dass der Herzog von Lanzarote
auf Befehl des spanischen Königs Felipe II. Madeira in einer mehr oder weniger
pazifierenden Aktion für kurze Zeit (1582-83) mit Truppen besetzte (Siemens
Hernandez 1979, Rumeu de Armas 1984), woraus besondere Beziehungen
zwischen Lanzarote und Madeira entstanden5
• Getreide von Lanzarote
wurde im 15. und 16. Jh. über die Häfen Arrieta und "Graciosa"6 nach Madeira
verschift ( Vieira 1990: 270f). Viele kanarische Familien, die z.B. im
5 Eine Pikanterie der Geschichte ist es, dass Lanzarote im 15. Jh. mehrere Male auch in
portugiesischer Hand war, allerdings mit negativen Folgen für die Lanzarotefios.
6 Ankerstelle im Norden Lanzarotes am bzw. im Rio de la Graciosa, einer geschützten
Meerenge mit Nähe zur Fuente de Gusa (Quelle des Famara-Massivs). Caleta del Sebo,
der einzige Hafen auf der Insel La Graciosa, wurde erst im 19. Jh. gegründet.
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Zuckeranbau auf Gran Canaria gearbeitet haben, können ihren Ursprung nach
Madeira zurückverfolgen. Bemerkenswert ist, dass die wiederholte Ausbeutung
der Selvagens von den Kanarischen Inseln aus die portugiesische Oberhoheit
und den Privatbesitz der Inseln total ignorierte; zu dieser Missachtung
mag beigetragen haben, dass Portugal und seine Inseln, also auch die Selvagens,
1580-1640 unter spanischer Herrschaft standen - allerdings unter weitgehender
Belassung der Selbständigkeit. Das unberechtigte Aufsuchen der
Ilhas Selvagens durch Canarios war Anlass für ständige Beschwerden der
Inselbesitzer; die von diesen alarmierte portugiesischen Regierung unternahm
jedoch nichts (Schmitz 1893: 141f). Es muss ergänzt werden, dass auch Personen
von Madeira (hauptsächlich Fischer), die nicht vom Inselbesitzer autorisiert
waren, die Selvagens anliefen; dies führte teilweise zur direkten Konkurrenz
bzw. Konfrontation mit kanarischen Fischern.
Unter den natürlichen Ressourcen, die die Selvagens zu bieten haben, befinden
sich einige Flechtenarten (Roccellaceae, Parmeliaceae), die vom 15. bis
19. Jh. sowohl von kanarischen als auch madeirischen Kleinunternehmern gesammelt
wurden, um sie zu rotem Färbemittel für Stofe und Papier weiterzuverarbeiten.
Der Handel mit diesen Farben oder dem Flechtenrohstof (span.
orchilla /franz. orseille, port. urzela) selbst erfolgte nicht nur in Portugal und
Kastilien bzw. Spanien, sondern bis nach England und Flandern, wie uns Diogo
Gomes bereits berichtet hat. Schon in der Antike konnten die Murex-Schnecken
die Nachfrage nach dem begehrten Purpur nicht befriedigen, so dass
immer mehr auf pflanzliche Ausgangsstofe zurückgegriffen wurde.
Weitere Pflanzen, die wirtschaftlich genutzt wurden, waren natriumhaltige
Arten der Küste wie Barilla (span. für Mesembryanthemum cristallinum), Cosco
(span. für Mesembryanthemum nodiflomm) und Mato moro (span. für Suaeda
vera). Barilla (port. barilha, deutsch Salzkraut, Eiskraut, Glaskraut, Sodapflanze),
die ergiebigste Art, wurde sogar auf der Hochfläche von Selvagem
Grande und vermutlich auch auf einem terrassierten Abhang der Insel von
Lanzarotefios und Madeirensern in großem Stil angebaut. Schmitz (1893: 144)
spricht von 1600 Zentnern, die allein die Portugiesen in einem Jahr einbringen
konnten. Nicht nur durch die nahezu totale Beseitigung des hierbei unerwünschten
"Unkrauts" wurde das botanische Gleichgewicht empfindlich gestört:
Als man diese Felder aufgab, verbreitete sich die Barilla noch weiter
über relativ große Flächen und ließ eine Rückkehr anderer heimischer Kräuter
erst gar nicht aufkommen. Um Soda (für die Herstellung von Seife, Bleichmitteln,
Glas, Papier usw.) zu gewinnen, müssen die geschnittenen Pflanzen
zuerst getrocknet und dann verbrannt werden. Reste der dafür notwendigen
Öfen konnte man 1968 noch auf Selvagem Grande sehen (Bravo 1988: 35);
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möglicherweise gab es auch extra angelegte Dörrflächen. Das gewonnene RohSoda
(Natriumkarbonat), eingebettet in die alkalische Asche, wurde barrenähnlich
geformt und dann auf Madeira bzw. auf den Kanaren7 mit Kalk dekarbonatisiert.
Der span. Begriff "Barilla" bürgerte sich, nicht zuletzt aufgrund
der hohen Qualität des aus Salsola-Arten (Verwandte der oben genannten Suaeda)
gewonnenen Roh-Sodas der spanischen Levante (hauptsächlich die Provinzen
Murcia und Alicante), sogar als internationale Handelsbezeichnung
für pflanzliches Roh-Soda ein. Ein 25- bis 40-prozentiger Sodaanteil galt als
gut bis sehr gut. Die Nachfrage nach Soda mit organischem Ursprung ließ um
1800 rapide nach, da N. Leblanc 1790 das nach ihm benannte erste Verfahren
zur chemischen Synthetisierung entwickelte, welches wiederum 1861 durch
das noch efizientere Solvay-Verfahren abgelöst wurde.
Die kleinen Samen des Cosco wurden auch zu einem billigen Mehlersatz
weiterverarbeitet, aus dem die Canarios besonders während der vielen Hungersnöte
des 16. - 20. Jhs. gofio herstellten, eine nahrhafte Knetmasse aus
dem gerösteten Mehl, das mit Honig, Milch, Brühe, Wasser, Olivenöl oder
anderen Ingredienzien angereichert wurde (Mora Morales 1986, Garcia
Quesada 1999). Doch auch schon den kanarischen Ureinwohnern dürfte die
Essbarkeit der Cosco-Samen bekannt gewesen sein.
Die größte Einnahmequelle auf den Selvagens war jedoch das Abschlachten
der bis zu 11h k schweren Jungvögel des Gelbschnabel-Sturmtauchers, dessen
Kolonie zeitweise bis zu 60.000 Exemplare umfasst haben muss. Canarios
(hauptsächlich von Tenerife und Lanzarote) und Madeirenser (aus den Ortschaften
Machico, Cani<;o und Sao Gonalo) hielten sich zu diesem Zweck
regelmäßig im September und Oktober auf den Inseln auf Von der Hl. Maria,
der in der Wohnhöhle dieser Leute eine heute noch vorhandene Votivfigur
gewidmet ist, erwartete man sich eine reichliche "Ernte", wie es damals gefühllos
hieß. Bis zu 20.000 oder sogar 22.000 Vögel fanden so jedes Jahr den
Tod, was zunächst den Bestand nicht gefährdete; erst als die motorgetriebenen
Boote des 20. Jhs. eine wetterunabhängige, ganzjährige Anfahrt ermöglichten
(Council of Europe 1993: 9), wurde es für das Fortbestehen der Art, die jedes
Jahr pro Elternpaar nur ein Junges hervorbringt, gefährlich.
Den genauen Hergang können wir Schmitz (18 93) entnehmen: Die Jagd auf
die Tiere war besonders in den Steilhängen nicht ungefährlich und verlangte
7 Die folgenden Arbeiten waren mir leider nicht zugänglich: Viera y Clavijo, Jose de (Ms.
1786): Memoria sobre el modo de quemar la yerba Barilla, Sosa, 6 Cofe-cofe, y de hacer
la sal alkalina.- Kopie in Colecci6n de obras ineditas de D. Jose Viera y Clavijo t. 13, Bibl.
Murr. de Sta. Cruz de Tenerife; Viera y Clavijo, Jose de (1790): Tratado sobre la barilla.Real
Soc. Econ6mica de Amigos de la Isla de Gran Canaria, Las Palmas de G.C., 58 S.
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aufgrund der Klettereien , der verschiedenen durchzuführenden Arbeiten und
des dauerndenAusweichens vor stark verletzenden Schnabelhieben der Vogeleltern
auch Akrobatisches. Die sich kaum wehrenden und wegen ihrer Fettleibigkeit
unbeholfenen Jungvögel wurden am Hals gepackt sofort durch einen
Biss in den Nacken getötet; gleich anschließend wurde der ölige Inhalt ihres
Magens - das sogenannte Brech-Öl (port. vomitadura) - in einen mitgenommenen
Eimer entleert (durch Druck auf den Körper wurde nachgeholfen). War
der Eimer voll, wurde der Inhalt in ein größeres Fass umgegossen, das dann
seinerseits zum Rand der Hochfläche und von dort zur Baracke der Jäger gebracht
werden musste. Die getöteten Tiere wurden an einem zentralen, windgeschützten
Rupfplatz (port. pelladeiro) des jeweiligen Jagdterrains aufgehäuft
und erst später ausgenommen, wobei Fettpolster unter der Haut und zwischen
den Eingeweiden herausgenommen und gesondert weiterverarbeitet wurden.
Man sammelte dieses Fettgewebe in Kübeln und setzte es 3-4 Tage der Sonne
aus, so dass es sich fast vollständig in Öl umwandelte; die verbleibenden
Gewebereste lieferten ausgezeichneten Fischköder. Kopf und Füsse wurden
abgeschnitten und weggeworfen. Das Rupfen der Tiere wurde durch Eintauchen
in siedendes Wasser erleichtert; es mussten demnach Feuer unterhalten
werden. Zum Schluss erfolgte das Waschen in Meerwasser und das Einsalzen
des Körpers, wobei der Hals, der als besondere Delikatesse galt, abgetrennt
und für sich behandelt wurde. Die Federn wurden zu Ballen zusammengebunden
und ebenfalls mitgenommen. Der Hauptteil davon wurde nach England
zur Herstellung von Federbetten exportiert; ein kleinerer Teil verblieb
auf Madeira zur Anfertigung künstlicher Blumen.
Die Fang- und Konservierungsmethoden der Spanier, die wohl Zeiten abwarteten,
in denen die Portugiesen nicht anwesend waren, dürften genauso
abgelaufen sein; Details über den Handel auf den Kanaren sind nicht bekannt.
Die Verarbeitung der Tierkörper noch auf den Inseln verhinderte ein vorzeitiges
Schlechtwerden des Fleisches. Bei einer sofortigen Verfrachtung zu den
Heimatinseln - man denke an die mehrere Tage dauernde Fahrt mit einem
beladenen Segelboot8 - wäre das Fleisch wohl verdorben.
Der Profit des Inselbesitzers und Expeditionsausrichters lag im Vogelfleisch
und in den Federn sowie in Mollusken und Kaninchen (siehe unten), während
Vogel-Hälse, Vogel-Leber, Brechöl und der Großteil des Fischköders zur Be-s
Schon mit einem einfachen Motorboot brauchte man je nach Ausgangspunkt und Motorleistung
ein bis zwei Tage. Bravo (1988: 34) spricht von mindestens 30 Stunden bei 4
Knoten von Lanzarote aus. Schmitz (1893: 141) gibt für eine Segeljacht, je nach Windverhältnissen
(zeitweise Windstillen), 1-5 Tage von Madeira aus an. Das moderne Küstenwachschif,
das die Naturschützer heute für den Mannschaftswechsel benützen, benötigt
um die 10 Stunden von Funchal aus.
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zahlung der Jäger und Arbeiter gehörten, die ansonsten nur einen geringen
Lohn bekamen. Das in Salzlake konservierte Vogelfleisch wurde bis nach Angola
und Mozambik exportiert (Bravo 198 8: 35). Aus einem Bericht des englischen
Konsuls auf Madeira, Henry Veitch (1813), wissen wir, dass der damalige
Besitzer der Selvagens bei einer der Fahrten sein Schif verlor und mit
seinen Arbeitern gerettet werden musste, was ihn zur Aufgabe dieses Geschäfts
zwang.
Das Abschlachten von jungen Seevögeln, Sammeln von Färberflechten und
Jagen von Kaninchen wurde übrigens auch auf den öden und kaum nennenswert
bewohnten (heute bis auf die Naturschützer menschenleeren ) Ilhas
Desertas südöstlich von Madeira praktiziert, wie uns Bowdich (1825: 13) berichtet.
Das gesalzene Vogelfleisch wurde wie jenes von den Selvagens hauptsächlich
an ärmere Bevölkerungsschichten verkauft; man schätzte seinen
fischartigen (!) Geschmack und den extremen Fettgehalt (Elucidario 1946 I:
185). Vogelfleisch von den Selvagens wurde in neuerer Zeit [bis 1976] wohl
auch getrocknet und galt auf den Madeiren als Delikatesse (May 1981: 62).
Die Vielzahl der Vögel auf den Selvagens muss sich Mitte des 18. Jhs. bis
nach Deutschland herumgesprochen haben, denn in Zedlers Universal-Lexikon
(1742) lesen wir von der "unbeschreiblichen Menge Canarien-Vögel", die
es auf ihnen gebe. Die Verwendung dieser Bezeichnung ist ein typischer Lapsus
aus Halbwissen, denn der Kanarienvogel, eine Finkenart (Serinus canaria),
ist auf den Selvagens nicht heimisch, wie die Liste bei Bacallado & Oromi
(1978 ) zeigt.
Die letzte große Jagd auf die Cagarras (Sturmtaucher) durch Portugiesen
fand 1976 statt; von dieser Schlachterei, die die Kolonie fast zerstörte, hat
sich die Population nur erholt, weil im gleichen Jahr noch permanente Naturschutzwächter
auf Selvagem Grande postiert wurden (Council ofEurope 1993:
9). Bei dieser Nahezu-Ausrottung wurde übersehen, dass die Vögel gerade für
die Fischer großen Wert haben, da sie als Indikatoren für Fische kleinerer
Arten gelten, die sich auf der Flucht vor gefräßigen Tunfischen in den oberen
Wasserschichten aufhalten und damit auf Tunfisch-Schwärme hinweisen
(Council ofEurope 1993: 5). Heute werden rund 36000 Sturmtaucher auf den
Inseln gezählt.
Die Vogel-"Sammler" auf Selvagem Grande betätigten sich gleichzeitig
auch als Kaninchenjäger. Die zahlreich geschossenen Tiere wurden gehäutet
und ebenfalls an Ort und Stelle ausgenommen, eingesalzen und in Fässern
gesammelt bzw. abtransportiert (Schmitz 1893: 142).
Eine weitere große Einnahmequelle war der immense Fischreichtum der
selvagischen Gewässer. Den Fischern von Orzola (Lanzarote), die früher bis
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zu den Islas Salvajes fuhren, sagt man großes Geschick beim Fang der Viejas
(Sparisoma cretense; deutsch "Seepapagei") nach. Dieser Fisch fühlt sich im
Seichtwasser mit Felsen und Algen wohl, von dem es in den selvagischen
Gewässern mehr als genug gibt. Die Fangperiode lag im Zeitraum April bis
Juli - ausgerechnet in der Zeit, in der die Wogen am höchsten sind (Hoz 1962:
110). Aber auch die Fischer von Graciosa kannten sich ausgezeichnet in den
Gewässern der Salvajes aus (Cabrera Socorro 1997: 125); Erfahrungen mit
Strömungen, Winden, Untiefen und Wettereigenarten hatte man "im Blut".
Für die 2- bis 3-monatige Fangaktion bei den Salvajes legte man Geld zusammen
und mietete ein größeres Boot, das in der Lage war, mehrere KleinstSegelboote
zu transportieren. Das große Boot wurde verankert und von den
wendigen Seglern aus wurden die Viejas geangelt. Diese wurden auf dem
"Mutterschiff' ausgenommen, mehr oder weniger gesalzen und sonnengetrocknet
(sogenanntes jarea-Verfahren), damit sie den Transport nach Tenerife
überstehen konnten und überhaupt haltbar wurden. Mit dem Erlös auf Tenerife
wurde das Mietboot bezahlt und unter den Teilnehmern - meist eine
Großfamilie - teilte man den Rest des Geldes auf (Gonzalez Viera et al. 1996:
191). Wie wichtig die per Jarea gewonnenen Fischvorräte für die Canarios waren,
zeigt ihr Eingang in das lokale Liedgut; auf Lanzarote zum Beispiel gibt
es einen sorondongo ( Tanzlied), in dem neben dem Gofio auch die Jarea besungen
wird (Falcon Dominguez 1978: 363).
Zu den von den Fischern Madeiras und der Kanaren ebenfalls geschätzten
Fischen der selvagischen Gewässer zählte neben den Sardinen (u.a. Sardinella
maderensis) auch der Braune Zackenbarsch (Epinephelus guaza; span. mero),
der Kleine Sägebarsch (Serranus atricauda und Serranus cabrilla; span. cabrilla
bzw. cabrilla reina), der Wrackbarsch (Polyprion americanum, span.
cheme), der Echte Bonito (Euthynnus pelamis; span. bonito oder listado) sowie
einige Muränen-Arten (span. morena). Verschiedene Tintenfische wie Calamares
und Pota wurden mit einem speziellen mehrarmigen Angelhaken
(potera) gefangen. Das Ausmaß des Fischreichtums illustriert die Nachricht,
dass (vermutlich im 19. Jh.) auf Selvagem Grande sogar primitive Gebäude
für die Weiterverarbeitung der Fänge errichtet wurden, deren Grundmauern
heute noch stehen (Mitchell-Thome 1976: 23; Baez Fumero 1980: 18). Die getrockneten
und gesalzenen Fische wurden radförmig aufgeschichtet und vor
zuviel Sonneneinstrahlung durch einfache, schirmartige Konstruktionen geschützt,
die die Frauen aus Reisig der Insel zusammenbauten (Cabrera Socorro
1997: 244). Dies war ofenbar die kommerziellere Vorgehensweise, an der
sich die oben geschilderten Fischer von Graciosa mit ihrer präkapitalistischen
"Mutterschiff-Methode" nicht immer beteiligten.
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Das Fischen wie das freie Ankern in der heutigen Schutzzone ist bis zur
Seetiefe von 200 m rings um die Inseln untersagt und die Einhaltung der Bestimmungen
wird von Selvagem Grande aus überwacht; die Naturschützer
verfügen dazu über ein kleines Motorboot (Council of Europe 1993: 14).
Massenhaft auftretende Meeresschnecken, vor allem die großwüchsige Art
Patella candei (kanar. lapa; 0 des Gehäuses bis zu 85 mm) und die etwas
kleinere Osilinus atratus (kanar. burgado ), wurden wahrscheinlich noch bis in
die 60er Jahre (das letzte in der Literatur erwähnte Jahr ist 1921) in den Gezeitenzonen
der Selvagens gesammelt und vor Ort verarbeitet. Während die Madeirenser
die Schnecken einsalzten oder in Essig einlegten und in Fässern
abtransportierten (Elucidario 1946 III: 304, Schmitz 1893: 142), bevorzugten
die Lanzarotefios und Gracioseros die Trocknung an der Sonne und die anschließende
Aufreihung auf Schnüren (Cabrera Socorro 1997: 171). Die Arbeit
mit den Mariscos9 oblag bei den kanarischen Expeditionen meistens Frauen
und Jugendlichen, während die Männer fischten. Mindestens vier Jahrhunderte
lang waren so die Meeresschnecken und einige Muschelarten eine zusätzliche
Nahrungs- und Verdienstquelle für viele Familien von Madeira und
den Kanaren. Unter letzteren waren es vor allem Gran Canaria und Tenerife,
wo die Schnecken an Bessergestellte verkauft wurden. Der madeirische Inselbesitzer
exportierte die Mollusken hauptsächlich nach Britisch-Guayana und
Westindien (Schmitz 1893: 143).
Die von Lanzarote aus betriebene Ziegenhaltung auf Selvagem Grande
(Bravo 1988: 33), vermutlich im 17. bis 19. Jh., verlief höchst wahrscheinlich
ohne große Aufsicht: Man informierte sich - so ließe sich rekonstruieren -
nur bei den ohnehin anstehenden Aktionen im Frühjahr und Herbst über den
Zustand der Herden und nahm die benötigten Tiere mit. Ob Pferche, etwa
Mauem aus Lesesteinen, gebaut wurden oder ob man die Tiere mit Kennzeichnung
(auf den Kanaren traditionell durch Ohreinschneiden) frei herumlaufen
ließ, ist unbekannt. Die gegenseitige Missachtung von Besitztum zeigt sich in
der Tatsache, dass Madeirenser 1638 auf der Insel La Graciosa im Norden
Lanzarotes Ziegen raubten (Santana Perez 1996: 135).
Nach AC. de Noronha, einem Madeirenser (zitiert und interpretiert in Gagel
1911), befinden sich auf Selvagem Grande bis zu 3 m mächtige Spaltenfül-
9 Die Konservierung schon auf den Selvagens war aufgrund der relativ langen Überfahrt
zu den heimischen Inseln notwendig. Wurden die Schnecken zuhause, also auf den Kanarischen
Inseln, gesammelt, dann verkaufte man die großen Exemplare möglichst frisch
(sie brachten dann mehr Geld), während die kleinen Exemplare gekocht und mit Essig
und Knoblauch in Gläsern eingelegt wurden (Lapas und Burgados zusammen), die dann
zum Großteil ebenfalls in den Verkauf kamen (Cabrera Socorro 1997: 175).
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lungen aus marinem Kalk. Sie wurden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs.
in gewissem Umfang von Madeira aus kommerziell abgebaut; in Kalköfen
bei Funchal verarbeitete man das Bruchmaterial weiter (Elucidario 1946 II: 89).
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Nutzung der Selvagens für
den Eigenbedarf und für den Verkauf auf neun Produktbereichen beruhte:
- Sammeln der Färberflechten (auch "Lackmusflechte" genannt)
- Sammeln und Weiterverarbeiten der Soda pflanzen (Barilla usw.)
- Sammeln der Samen des Cosco zur Mehlherstellung
- Fangen bzw. Töten des Gelbschnabel-Sturmtauchers (Fleisch, Fett, Daunen)
- Jagen der Kaninchen
- Ziegenhaltung (zusätzlich zu den verwilderten Tieren)
- Fang und Weiterverarbeiten von Fischen
- Sammeln und Weiterverarbeiten von Mollusken (Schnecken, Muscheln usw.)
- Brechen von Kalk.
Die Präsenz der in der Addition zahlreichen Personen, die Jahr für Jahr
zumeist im Frühjahr und Herbst die Selvagens aufsuchten, wirft die Frage
auf, wo diese Menschen (Männer, Frauen und Kinder) während dieser Zeit
lebten bzw. aßen, tranken und schliefen10
• Die Boote dürften zu unbequem
und zu eng gewesen sein. Wahrscheinlich wurden primitive Hütten errichtet,
die heute schon längst wieder verschwunden sind oder nur sehr rudimentäre
Spuren hinterlassen haben. Mitchell-Thome (1976: 23), der sicher aus einer
anderen Quelle schöpft, spricht von Höhlen (angeblich auch künstlichen), die
als Unterkunft benutzt wurden. Sarmento (1906) erwähnt Hütten, die ohne
Dach gebaut wurden, weil man stattdessen Segel aufspannte. Das von der deutschen
Marine herausgegebene "Handbuch der Nordatlantischen Inseln" (Nachtrag
1925) meldet für die Selvagens "roh gezimmerte Hütten aus Treibholz"
und Trinkwasser, das in Fässern mitgebracht wurde.
Schütte & Deimer (1998 ) erwähnen fehlgeschlagene Besiedlungsversuche,
die vom Council of Europe (1993: 5) in das 15. Jh. gestellt werden. Viele der
alten und neueren Bauten bzw. Baureste dürften durch die unverantwortlichen
und ignoranten Zielübungen vorbeifahrender Kriegsschiffe mit großkalibrigen
Geschossen noch weiter zerstört worden sein, so dass heute - so lässt
sich vermuten - in manchen Fällen kaum noch Strukturen erkennbar sind, die
auf einen Zweck oder architektonischen Stil hinweisen könnten.
10 Nur acht Personen der 19-köpfigen portugiesischen Vogeljagd-Mannschaft von 1892
hatten in der oben erwähnten ausgebauten Höhle Platz ( Schmitz 1893: 141, 145). Der von
Schmitz erwähnte "große" Arbeits-"Schuppen" (an anderer Stelle als "Lagerhaus" bezeichnet)
wurde deshalb auch zum Essen und Schlafen verwendet. Der Aufenthalt auf Selvagem
Grande allein dieser Gruppe dauerte immerhin rund einen Monat.
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Im Blickfeld der Naturforscher
Dieses Kapitel ist einigen Persönlichkeiten gewidmet, die sich um die Erforschung
der Selvagens verdient gemacht haben. Einer der ersten, der die
Selvagens aus wissenschaftlichen Gründen aufsuchte, war der Baron do Castelo
de Paiva, der um 1864 nicht nur Spinnen auf den Selvagens sammelte,
sondern auch eine neue Crassulacee (er spricht noch von "Sempervivum"),
entdeckte. Es handelt sich um die in Spalten wachsende Sukkulente Monanthes
Jowei, die Paiva dem englischen Naturforscher Richard Thomas Lowe widmete,
der mehrere Jahre auf Madeira lebte. Lowe publizierte 1869 erstmals
eine Liste der auf den Selvagens wachsenden höheren Pflanzen; diese Liste
wurde später von Carlos Azevedo de Meneses (1923), dem illustren madeirensischen
Lexikographen und Botaniker, fortgeführt. Die neuesten botanischen
Listen sind bei Perez de Paz &Acebes Ginoves (1983), Hansen & Sunding
(1993) und Press & Short (1994) zu finden.
Der deutsche Pater Ernst Johann Schmitz (1845-1922), gebürtig aus Reydt
in Nordrhein-Westfalen, war nicht nur als Vizerektor des Seminario de Funchal
berühmt und beliebt auf den Madeiren, sondern machte sich auch als Naturforscher
einen Namen. Dabei untersuchte er neben dem madeirischen Archipel
auch die Selvagens. Sein Interesse galt vor allem den Vögeln, aber er war
auch ein großer Sammler, so dass seine Funde von anderen Fachleuten analysiert
und klassifiziert werden konnten. So wurden z.B. Spinnen, die er auf
Selvagem Grande entdeckt hatte, an der Universität Krakau von dem polnischen
Arachnologen Kulzcynski (1899) untersucht. Zahlreiche Spezies unter
den Vögeln, Käfern, Spinnen, Fischen, Mollusken, Korallen und Pflanzen
Madeiras und der Nachbarinseln sind in ihrem wissenschaftlichen Artnamen
durch die Kennzeichnung Schmitzii dem verdienten Forscher und Menschenfreund
gewidmet. 1920 wurde er Direktor des Hospiz St. Charles in Haifa
(Israel), wo er 1922 auch starb.
Adolfo Cesar de Noronha, Studiosus, Bibliothekar in Funchal, geistiger Vater
des dortigen "Museu de Ciencias Naturais" und fachkundiger Hobby-Naturforscher,
sammelte auf den Selvagens in den Jahren 1904-1910 zunächst
fossile Muscheln für den deutschen Paläontologen Johannes Böhm; danach
folgten Gesteinsproben von Selvagem Grande für die deutschen Geologen bzw.
Paläontologen Curt Gagel, L. Finckh und Z. Joksimowitsch. Das Schrifttum
von Noronha umfasst zahlreiche Artikel zu Themen der Geologie (Lavakanäle),
Biologie (Moose, Krebse, Muscheln) und Ethnologie (Tanzlieder), die im
Elucidario (1946: I-III) erschienen.
Gemessen an der Zahl der Fachaufsätze gilt der Erforschung der selvagischen
Vogelwelt wohl das größte Interesse. Großen Anteil daran hat der ma-
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deirensische Ornithologe Paul Alexander Zino, der die Forschungen ab 1963
mit modernen Methoden intensivierte. 1967, als er pro forma die Fangrechte
erwarb (aber natürlich nie ausübte), errichtete er eine einfache Beobachtungsstation
und begann die Beringung der Vögel (Council of Europe 1993: 14).
Sein Sohn Frances Zino hat die Liebe zu den Vögeln geerbt und setzt die Forschungen
fort. 1993 waren immerhin schon 30.000 Tiere beringt - eine wertvolle
Hilfe bei der Beurteilung des Zugverhaltens. W ie der Bericht der Italiener
Mario Lo Valvo und Bruno Massa zeigt (Bocagiana Nr. 124), werden auf
den Selvagens beringte Vögel auch im Mittelmeerraum angetroffen. Unter
den überdurchschnittlich aktiven Ornithologen auf den Selvagens sind weiterhin
die Franzosen Christian Jouanin und Jean Louis Mougin zu nennen.
Umfangreicher organisierte und wissenschaftlich ambitioniertere Expeditionen
setzten ab 195 3 ein (Details siehe übernächstes Kapitel ).
Piratenschätze und Schatzsucher
Die Selvagens sind auch als Schatzinseln in die Geschichte eingegangen;
mehrere, bis heute noch nicht gefundene Schätze, sollen in den einsamen
Buchten versenkt oder an abgelegenen Stellen vergraben sein. Hinzu kommen
einige Schife, die mit wertvoller Ladung gesunken sein sollen; ihre
Wracks haben ebenfalls das Interesse der vornehmlich englischen Schatzsucher
gefunden.
Die sich auf Selvagem Grande vermehrenden Ziegen und Kaninchen dürften
auch den in diesen Gewässern zahlreich operierenden spanischen, französischen,
englischen, holländischen, türkischen, portugiesischen und algerischen
Piraten die Möglichkeit geboten haben, auf unauffällige Weise Fleisch zu fassen,
so dass es einen guten Grund gab, diese Inseln zu kennen und anzulaufen.
Ähnlich verfuhren kastilische Schiffsmannschaften auf dem Weg zu den Kanaren:
Auf Porto Santo jagten sie lange vor den Portugiesen Ziegen, die ursprünglich
der Baske Juan Machin um 1415 dort ausgesetzt hatte (> Valentin Ferdinand;
Alvarez Delgado 1961). Eine französische Piraten-Armada unter der Leitung
des berüchtigten Bertrand de Montluc, die 15 66 mit Konsens der französischen
Behörden Madeira und Porto Santo überfiel und sich dann Lanzarote zuwandte
(Falgairolle 1895, Pereira 1965 ), könnte den Fleischvorrat aufSelvagem
Grande aufgefrischt haben, zumal die Historiker vermuten, dass ortskundige
Piloten an Bord waren. Sind bei Landgängen aufSelvagem Grande zum Zwecke
der Ziegen- und Kaninchenjagd auch Schätze vergraben worden?
Von dem kanarischen Pirat Angel Garcia ( 19. Jh. ), bekannt unter dem Spitznamen
Cabeza de Pero ("Hundskopf'), erzählte man sich so eine Schatzgeschichte,
was sogar zu einer Suchexpedition einiger kanarischer Leute zu den
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Islas Salvajes geführt habe (Baez Hernandez & Sanchez-Pinto 1983: 88). Über
seine Lebensgeschichte, seine grausamen Überfälle im kanarischen und kubanischen
Raum sowie seine Hinrichtung aufTenerife schrieb der kanarischkubanische
Schriftsteller Aurelio Perez Zamora einen historischen Roman,
der 1897 in Sta. Cruz de Tenerife erschien (Garcia Ramos 1999).
In einer kurzen Notiz bei Stone (1889: 2f) erfahren wir, dass im 18. Jh. von
Tenerife aus eine Barke startete, die bei den Salvajes nach Wracks suchte;
nachdem man keine fand (was vermutlich auf die schlechte Ausrüstung bzw.
primitiven Suchmethoden zurückzuführen ist), sammelte man Orchilla und
kehrte damit nach Tenerife zurück. Die Behörden von Madeira bekamen Wind
davon und man beschwerte sich beim spanischen Gouverneur auf den Kanaren,
worauf der unglückliche Kapitän ins Gefängnis wanderte. Ebenfalls bei
Olivia Stone lesen wir von einer vergeblichen Schatzsuche des 19. Jhs., die
nach einigen Wochen wegen Trinkwassermangel abgebrochen werden musste;
die Besatzung eines Dampfschifs, die einige Jahre später die Selvagens
betreten habe, hätte Gräben kreuz und quer über die Inseln entdeckt (wahrscheinlich
nur Selvagem Grande und Selvagem Pequena), was möglicherweise
auf diese Schatzsuche zurückzuführen sei.
Die spannendste Geschichte (ausführlich bei Ostler 1990: 93ft) ergab sich
jedoch 1804: Ein spanisches Schif auf der Fahrt von Südamerika nach Cadiz
hatte nicht nur Naturprodukte geladen, sondern in der Kapitänskajüte auch
mehrere Truhen mit nicht weniger als 2 Mio. Dollar in Gold, was offenbar der
Mannschaft bekannt war. Wenige Tage vor dem Zielhafen erfuhren sie von
einem anderen Schiff, dass englische Fregatten (England war damals im Krieg
mit Spanien) die Gewässer unsicher machen würden. Mit widerwilligem Einverständnis
der Mannschaft entschloss man sich, in Richtung nördliche Karibik
auszuweichen. Die Lage hinsichtlich Trinkwasser und Vorräte verschlimmerte
sich dadurch von Stunde zu Stunde, was den Unmut der Mannschaft bis
zu einer nur noch mühsam zurückgehaltenen Meuterei verstärkte. Als man in
die Gegend der Selvagens kam, war es ein Leichtes für einige kriminelle Elemente
in der Mannschaft, den Rest der Seeleute von der Meuterei und der
Übernahme des Goldes zu überzeugen; die Insel sah unbewohnt aus, so dass
niemand Verdacht schöpfen würde. Und so geschah es, dass der Kapitän erschlagen
und zusammen mit den Goldtruhen in einer kleinen Bucht oberhalb
der Wassermarke vergraben wurde. Der Kurs zur Karibik wurde wieder aufgenommen;
dort wollte man das Schif auf Grund laufen lassen, also einen
Unfall vortäuschen, und mit einem abgezweigten Teil des Goldes ein kleineres
Schif kaufen. Mit diesem (unter englischer oder neutraler Flagge) wollte
man dann den Schatz abholen und aufteilen. Aber alles kam anders: Anstatt
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Tobago zu erreichen, liefen sie bei einem Sturm auf ein Riff der Virgin Islands
und nur zwei Besatzungsmitglieder überlebten. Der eine wurde nach St.
Thomas gebracht, wo er starb; der andere, ein Spanier, heuerte in der Folge
auf anderen Schifen an, ohne seine Kenntnis des Schatzes irgendwie auszunützen.
Als er jedoch mit Gelbfieber im Krankenhaus von Sta. Cruz de Tenerife
lag und sein Ende nahen fühlte, vertraute er sein Wissen dem schwedischen
Seemann Christian Cruise an, den er von seiner letzten Heuer her kannte
und der gerade im Begrif war, sich von seiner Gelbfieber-Erkrankung wieder
zu erholen. Der Spanier starb und Cruise erstattete der britischen Admiralität
Bericht - allerdings erst einige Jahre später und mit der Garantie, von
dem Schatz etwas abzubekommen.
1813 wurde von den Engländern unter der Begleitung von Cruise eine geheime,
amtliche Expedition zu den Selvagens unternommen, obwohl sie portugiesisches
Territorium waren. Als Tarnung benützte man ein Schif, die "Prometheus"
unter Kapitän Hercules Robinson, welches sowieso nach Madeira
auslaufen sollte. Trotz intensiver Grabungen in einer sandigen Bucht an der
Ostküste von Selvagem Grande (müsste die Enseada das Pedreiras sein), die
der Beschreibung des Spaniers am nächsten kam, wurde nichts gefunden.
Robinson erstattete der Admiralität Bericht von dem Fehlschlag, woraufhin
diese die Sache auf sich beruhen ließ. Robinson, inzwischen Vize-Admiral,
wiederholte die Expedition jedoch 1856 mit der Yacht "Seadrift", musste sich
aber ein zweites Mal geschlagen geben. Eine dritte Expedition, die ofenbar
um 1860 von anderen Personen unternommen wurde, verlief ebenfalls ergebnislos.
Für die Presse und einige Schriftsteller waren diese Expeditionen
jedoch der Stoff aus dem man Träume macht; die Story war zu schön, um sie
brach liegen zu lassen (man sehe u.a. Ostler 1990, Bryce 1931, Azevedo 1964).
Eine Gruppe spanischer und holländischer Taucher, die Selvagem Grande
im Sommer 1958 aufsuchte (Ostler 1990: lülff), fand zwar drei Kanonen aus
Bronze bzw. Eisen, was jedoch auf einen Schiffbruch hindeutet und nicht auf
einen bewusst versenkten Schatz. Eine ebenfalls entdeckte Eisenkiste konnte
nicht vom Meeresgrund befreit werden, da sie durch Korallenwuchs fest mit
diesem verbunden war. Auch eine vier Monate später nochmals durchgeführte
Bergungsexpediton mit einem größeren Schiff und einer kräftigeren Winde
scheiterte an dem enormen Gewicht der Kiste. Reinhold Ostler, der deutsche
Fachmann für Schatzsuchen, hält Anstrengungen für die Hebung dieser Kiste
immer noch für gerechtfertigt, zumal auch die spanischen Silberschife aus
der Karibik und von Südamerika kommend diese Region einst passierten.
Eines dieser Schife könnte hier zerschellt sein; es würde sich dann aber nicht
um jenen Schatz handeln, den Christian Cruise beschrieb.
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Auf Madeira (Cossart 1984: 20, Elucidario 1946 III: 304f) erzählt man sich
auch von einem spanischen Piraten, der während des Krieges zwischen Mexiko
und den Vereinigten Staaten (1846-48) drei mexikanischen Schiffen ihre
Goldladung abgenommen und sie dann auf den Selvagens vergraben hätte;
trotz mehrfacher Suchaktionen von sieben Engländern auf Selvagem Grande
(1848, 1849, 1850) wurde der Schatz nie gefunden. 1851 suchten die gleichen
Leute erfolglos auch auf Selvagem Pequena und der Ilheu de Fora. Insgesamt
wurden 2.500 engl. Pfund ausgegeben - damals eine beträchtliche Summe.
Die Korvette "Rattler" wurde von der britischen Krone gestellt. Die Suche
basierte auf dem vagen Bericht eines angeblichen ehemaligen Besatzungsmitglieds
des Piratenschifes, das auf dem Sterbebett (ofenbar ein beliebtes,
mehr oder weniger erfundenes Detail von Seeräubergeschichten) den Schatz
auf einer "öden Insel nahe Tenerife" vergraben wissen wollte.
Die vorgehende Geschichte wird auch mit dem berühmten aber glücklosen
schottischen Piraten-Kapitän William Kidd (1645-1701) und den Reichtümern
der Kathedrale von Lima in Verbindung gebracht. Weder der Zeitunterschied
noch die Tatsache, das Captain Kidd schon zu Lebzeiten viel zu viel angedichtet
wurde, machen dies wahrscheinlich. Die richtige Schatzinsel von Captain
Kidd war schon bei seiner Festnahme bekannt - Gardiner Island bei Long
Island (New York) - und ein Großteil des Vergrabenen wurde entdeckt.
Ein Pirat unbekannter Nationalität vergrub im 18. Jh. einen Schatz auf
Selvagem Pequena und hinterließ eine Markierung mit drei Steinen, damit er
ihn wiederfinde. Doch seine Reue und sein überraschender Tod verhinderten
das Vorhaben. Er muss jedoch einigen Engländern etwas erzählt haben, die
daraufhin einen Schoner mit verschiedenen Grabwerkzeugen ausrüsteten und
auf der Insel zu suchen anfingen. Sie sollen tatsächlich einen Schatz im Wert
von 150.000 Pfund Sterling (darunter viel Schmuck) gefunden und nach London
gebracht haben (> Alvarez Rixo).
Im 18. Jh. soll ein französischer Korsar, beladen mit reicher Beute, bei den
Selvagens gestrandet sein. Diese Information entdeckte Anfang des 20. Jhs.
der damalige Besitzer der Inseln in einem englischen Journal, zusammen mit
der Nachricht, der berühmte englische Südpolarforscher Sir Ernest Henry
Shackleton wolle den Schatz bei der Rückkehr von seiner nächsten Forschungsfahrt
suchen. Aufgeregt telegrafierte der Besitzer nach London und
verbat sich jegliche Aktion auf seinen Inseln - ohne je eine Antwort zu bekommen,
woraufhin der Besitzer das Ganze als Zeitungsente zu den Akten
legte. Die Geschichte bekam dann doch Substanz, als Shackleton 1921 tatsächlich
bei seiner nächsten Fahrt zum Südpol (zur Erforschung von Enderby
Land) mit dem Schif "Quest" in Funchal landete und um Erlaubnis bat, die
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Inseln nach seiner Rückkehr durchsuchen zu dürfen; im Falle eines Erfolgs
solle der Schatz hälftig aufgeteilt werden. Der Besitzer war einverstanden.
Shackleton erwähnte außerdem Dokumente in den Archiven der britischen
Admiralität, die den Bericht eines Überlebenden des Schiffbruches der Piraten
wiedergebe (Elucidario 1946 III: 306). Shackleton starb jedoch auf dieser
Antarktis-Expedition und wurde 1922 auf Süd-Georgien begraben - und mit
ihm starb der Versuch, den Schatz der Franzosen zu heben.
Von einer merkwürdigen Geschichte erfahren wir aus den Aufzeichnungen
von J.A. Alvarez Rixo: Ein englisches Schif brachte im Sommer 1857 acht
Landarbeiter auf die Selvagens, damit sie dort in großem Umfang nach Schätzen
graben sollten. Der Proviant war für sechs Monate ausgelegt; doch sie
wurden von ihrem Arbeitsherrn nicht abgeholt und mussten einen Monat über
der Zeit ausharren, nahe dem Verhungern und Verdursten. Zum Glück kam
Februar 1858 ein anderes englisches Schiff vorbei und brachte sie nach Sta.
Cruz de Tenerife.
Von einem weiteren Schatz berichtet NestorAlamo (1960): Anfang des 19.
Jhs. befand sich ein englisches Schif auf der Flucht vor Piraten und wurde so
bedrängt, dass sich der Kapitän entschloss, den Schifstresor entweder auf
einer der Isletas nördlich von Lanzarote oder auf den Selvagens zu vergraben
- dieser wichtige Aspekt der Geschichte konnte nie ganz geklärt werden.
Kaum war der Schatz vergraben, wurde die Schiffsmannschaft von den Piraten
an Land angegrifen und bis auf einen Schiffsjungen restlos niedergemetzelt.
Dieser berichtete von der Geschichte jedoch erst auf seinem Sterbebett
in einem Londoner Hospital, ohne sich an genaue geografische Einzelheiten
zu erinnern. Die britische Regierung erfuhr davon und beauftragte den Konsul
der Vereinigten Staaten in Las Palmas de Gran Canaria, Don Juan Rodriguez
Gonzalez, mit Nachforschungen. Eine von ihm unternommene Expedition
zu den Selvagens blieb jedoch erfolglos. De la Torre (1966: 513) bemerkt
dazu, dass eine Suche auf La Graciosa, möglicherweise zum Ziel geführt hätte.
Tatsächlich war Graciosa eine der im 17.-19. Jh. von Piraten öfters aufgesuchten
kanarischen Inseln; mit ihren flachen Stränden und der vergleichsweise
geringeren Gefahr durch Rife ist sie für eine eilige Landung viel besser
geeignet, als die klippenreichen Selvagens mit ihren wenigen, damals nur
Ortskundigen zugänglichen Ankerplätzen. Auch die Sandstrände und Dünen
Graciosas sind für ein hastiges Eingraben von Truhen weitaus günstiger.
Die Geschichte mit dem Schiffsjungen veranlasste einige Autoren, in ihr
eine der Inspirationen des englischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson
für seinen populären Abenteuerroman "Die Schatzinsel" (1881-82 erstmals in
Heftform erschienen) zu sehen. Nach Stevensons eigenen Worten (sein Essay
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"Books which have influenced me") hat er sich zwar mit Seeräuber-Literatur
befasst, erwähnt aber nicht ausdrücklich diese Geschichte; trotzdem mag er
von ihr gewusst haben.
Die überall auf Selvagem Grande verteilten Geschossreste (einschließlich
der Patronenhülsen der Jäger) machen eine Schatzsuche mit modernen Metallortungsgeräten
nahezu nutzlos. Doch die Abgeschiedenheit kann auch anders
genutzt werden: In unseren Tagen fungierten die Selvagens zeitweise als Treffpunkt
angolanischer Diamantenschmuggler (Cossart 1984: 20).
Am Rande sei erwähnt, dass die Südspitze der Iberischen Halbinsel, die
Straße von Gibraltar und Marokko schon in der Antike von küstennah agierenden
Piraten heimgesucht wurden (Gozalbes Cravioto 1988). Daran beteiligt
waren auch lusitanische Piraten, die vom Süden Portugals aus operierten.
Ob sich diese Leute auch auf die hohe See wagten und dabei möglicherweise
die Madeiren und die Selvagens entdeckten, kann nur spekuliert werden. Die
nautischen Fähigkeiten jener Zeit waren dafür geeignet, ob aber die Abenteuerlust,
die Verproviantierung und die Bootstypen für soweit nach Süden führende
Routen ausreichten, sei dahingestellt.
Weitere Expeditionen und Schiffbrüche auf den Selvagens
Nur Daten ab 1500 werden hier in Form einer Liste dargestellt; für das
Mittelalter sehe man S. 154f. Die Jahreszahlen beruhen zum Teil auf Schätzungen
bzw. vermuteten Besuchen ( gekennzeichnet durch -), abgeleitet von
bestimmten Publikationen und ihren Erscheinungsjahren.
• 16. Th.: Der berühmte englische Reisebericht-Sammler Richard Hakluyt
erwähnt einen englischen Kaufmann, der die Selvagens betreten habe. Es
handelt sich um Nicolas Thorn aus Bristol, der Selvagem Grande, "which
Abb. 8
" "' .:; .. " " <. " . ,.. "
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Diese Silhouette zeigt Selvagem Grande von SSO; da hier die Entfernung nur 3
Seemeilen beträgt, erscheint die Insel w uchtiger und höher als bei Abb. 4. Die
Höhenangaben stimmen nur annäherungsweise und auch die Darstellung der Ponta
Espinha im Osten ist deutlich zu steil (Zeichnung aus Kerhallet & Le Gras 1868).
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hath neither tree nor fruit, but is onely food for goates", erlebt haben muss,
als gerade keine Madeirenser oder Canarios anwesend waren.
• 1687: Der irisch-englische Pflanzensammler und Naturforscher Sir Hans
Sloane auf dem Weg in die Karibik; er beschreibt u.a. den Vogelreichtum
(sein Bericht erschien 1707).
• 1762: Der französische Marine-Ofizier und Navigationstechniker Graf
Charles Pierre Claret de Fleurieu vermisst unterwegs mit dem Schiff "Isis"
die geographische Lage der Madeiren, Selvagens und Kanaren. Er benützt
einen von Ferdinand Berthoud neuentwickelten Navigationschronometer.
War es sein Fehler oder der des Zeichners: Die Lage der kleineren Inseln
relativ zu Selvagem Grande sind in der resultierenden Seekarte falsch wiedergegeben.
• 1771: Der französische Astronom P. Pingre sowie der Mathematiker und
Geodät J. Ch. Borda besuchen mit dem Schiff "La Flore" u.a. die Selvagens
und vermessen sie mit Hilfe weiterentwickelter Navigationschronometer
(u.a. Berthoud Nr. 8) und Sextanten.
• 1764: Der französische Kapitän und Weltumrunder L.A. de Bougainville
startet von Brest und sichtet auf dem Schiff "La Boudeuse" die Selvagens;
er bemerkt dadurch, dass er auf der Höhe von Gibraltar zu weit nach Osten
abgetrieben wurde (man vergleiche Abb. 1). Er kritisiert auch die von N.
Bellin in seiner Karte der Kanarischen Inseln (1746) eingezeichnete Lage
der Selvagens. In der Folge passiert er La Palma und El Hierro ohne anzulanden;
für die Strecke Selvagens-El Hierro benötigt er zwei Tage.
• 1768: Der englische Kapitän und Weltumsegler James Cook sichtet die Selvagens;
für die Strecke von dort nach Tenerife benötigt er über zwei Tage.
• 1785: Am 18. August dieses Jahres besucht der große französische Entdekker
Jean Frarn;ois de Galaup de LaPerouse die Selvagens auf seiner Route
von Madeira nach Tenerife. Trotz "verbrannten Bodens" und Baumlosigkeit
bezeichnet er ihre Lage als "gesund", womit er wohl den stets frischen Wind
gemeint hat. LaPerouse vermisst die geogr. Lage der Inseln und bestätigt
die Ergebnisse von Fleurieu, Borda und Verdun. Am nächsten Tag [ wohl
mit Hilfe günstiger Winde] wird Sta. Cruz de Tenerife erreicht.
• 1792: Königlich-spanische Schife bestimmen die geografische Lage.
• 1842-43: Der englische Marine-Kapitän A.T.E. Vidal vermisst, unterwegs
mit dem Kriegsschif "Styx", die Madeiren und die Selvagens; die daraus
resultierende britische Seekarte (eine der ersten detaillierten) erscheint 1847.
• 1860-68: Constantino Cabral de Noronha, der damalige Besitzer der Inseln,
sammelt für den englischen Kaplan R. Th. Lowe Pflanzen auf den Selvagens;
Lowe selbst besuchte die Selvagens nicht.
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• 1863: Die spanische Handelsfregatte "Numantina" zerschellt an den Klippen
der Selvagens; der einzige Überlebende wurde von der katalanischen
Bergantine "Veloz" auf hoher See gerettet.
• 1864: Die englische Bergantine "Hamon" sinkt bei den Rifen von Selvagem
Pequena; die Besatzung wird von dem spanischen Fischerboot "Adelaida"
gerettet.
• -1864: Der portugiesische Baron do Castelo de Paiva sammelt Spinnen und
Pflanzen.
• 1869: Eine französische Bergantine läuft auf ein Riff der Selvagens auf; die
Besatzung wird von Fischern und von einem Handelsschif gerettet.
• 1872: Eine amerikanische Fregatte zerschellt bei den Selvagens; ein Teil
der Besatzung zusammen mit dem Kapitän und seiner Familie wurde gerettet
und nach Las Palmas de Gran Canaria gebracht. Als man dort erfuhr,
dass es noch andere Schiffbrüchige geben müsse, wurde das Dampfschif
"Cadiz" ausgeschickt, das tatsächlich noch acht weitere Seeleute fand, die
sich inzwischen mühsam von Kräutern ernährt hatten [vermutlich Beta
procumbens, ein essbares Gänsefußgewächs].
• 1892: Der deutsche Naturforscher Pater Ernst Schmitz sammelt Spinnen
und beobachtet die Vogelwelt.
• 1895: der englische Ornithologe WR. Ogilvie-Grant
• 1904-1910: der madeirensische Naturkundler Adolfo Cesar de Noronha
• 1922: Der reiche englische Bankier und Hobby-Entomologe Charles Rothschild
entdeckt im Gefieder der Gelbschnabel-Sturmtaucher der Selvagens
eine Floh-Art und benennt sie Xenopsylla gratiosa.
• -1923: der portugiesische Botaniker Carlos Azevedo de Meneses
• -1932: der englische Vogelkundler P. Howe
• 1940: portugiesische Geologen auf dem port. Meeresforschungsschiff "Carvalho
Araujo"
• -1950: der französische Geologe E. Jeremine
• 1953: 1. kanarische wissenschaftliche Expedition. Die Idee dazu kam von
dem kanar. Arzt und Insektenforscher Celestino Gonzalez Padr6n und dem
schwedischen Botaniker Eric Sventenius (damals noch) vom Botanischen
Garten in Orotava, Tenerife. Die Vorbereitungen traf der damalige Bürgermeister
von Haria (Lanzarote) Mariano L6pez Socas, ein den Wissenschaften
stets aufgeschlossener Mann; er brachte die Forschergruppe, die mittlerweile
auch den Geologen Telesforo Bravo umfasste, mit dem Ortsvorsteher
von Caleta del Sebo (La Graciosa), Jorge Toledo, in Verbindung. Dieser
war auch Schifseigner und stellte seine Hafenbarkasse "Graciosero"
zur Verfügung, ohne Funk aber mit einem neuen Motor (Bravo 1988).
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• 1955: der portugiesische Botaniker M. de N6brega
• 1963: international besetzte wissenschaftliche Expedition des Museu Municipal
do Funchal (Madeira) auf dem madeirischen Walfangschiff "Persistencia"
mit Teilnehmern aus Portugal, England, Deutschland, Frankreich
und Belgien. An der Organisation beteiligt war der inzwischen verstorbene
deutsche Direktor des Museums, Günther E. Maul, dessen Forschungsgebiet
hauptsächlich die Ichthyologie war.
• 1968: 2. kanarische wissenschaftliche Expedition. Das Schiff, die "Jorge
Luis" von Graciosa, war diesmal etwas größer und legte mit den Wissenschaftlern
von Orzola (Lanzarote) ab.
• 1969-1971: der portugiesische Ornithologe Joaquim Rodrigues dos San tos
Junior bei 4 Forschungsaufenthalten
• 1972: 3. kanarische wissenschaftliche Expedition mit dem spanischen ozeanographischen
Forschungsschiff "Cornide de Saavedra", das von Sta. Cruz
de Tenerife ablegte
• 1976: 4. kanarische wissenschaftliche Expedition mit dem spanischen Forschungsschiff
"Agamen6n", organisiert vom Museo Insular de Ciencias Natural
es (Tenerife) und diesmal von den port. Behörden vorher genehmigt.
Die Ankunft der Spanier in den selvagischen Gewässern wurde von dem
portugiesischen Kriegsschif "Zambeze" überwacht.
• 1978, 1980: niederländische Ornithologen
• 1971: Das italienische Tankschiff "Cerno" strandet bei Selvagem Pequeno
- zum Glück ohne Ladung. 1994 war es durch Rost und die Jahr für Jahr
tosenden Winterstürme aufgebrochen. Heute ist es zum Großteil in den
Fluten verschwunden und dient Fischen als Behausung.
• 1981: Zwei britische Ornithologen warten in Funchal auf eine Überfahrt zu
den Selvagens. Zufällig war die königlich-englische Yacht "Britannia" im
Hafen von Funchal, Madeira (auf dem Weg in die Karibik ); der kommandierende
Admiral hörte davon und bot den beiden an, sie bei den Selvagens
abzusetzen. Als man sich dem klippenreichen Selvagem Grande näherte,
wollte man kein Risiko eingehen, worauf die beiden Wissenschaftler aus
sicherer Entfernung mit einem Helikopter des eskortierenden Schif es
"Naiad" an Land gesetzt wurden.
• -1982: zoologische Forschungen der Portugiesen auf Madeira und den
Selvagens
• 1985: Die madeirensischen Naturforscher M. Biscoito und F. Zino sammeln
nach einem regenreichen Winter Pflanzen auf Selvagem Grande für das
Herbarium des Museu Municipal do Funchal und entdecken neue Arten .
• 1987: internationale Gruppe von Ornithologen
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• 21.-28. Mai 1999: internationale wissenschaftliche Expedition mit dem Forschungsschif
"Corvette", initiiert vom Institutum Canarium (Wien). Fachleute
aus Portugal (Madeiren, Azoren), Deutschland, der Schweiz und Spanien
(Kanarische Inseln, Murcia) waren beteiligt.
Abb. 9 Selvagem Grande: die Landestelle Enseada das Cagarras im Südwesten mit
dem hellfarbigen Gebäude der Naturparkverwaltung und (links davon) dem kleinen
Haus der Familie Zino; links oben die im Text erwähnten Terrassierungen (Foto H.E.
Steinei).
Abb. 10 Selvagem Grande: die Enseada das Cagarras von Land aus, im Hintergrund
der Ankerbucht das Forschungsschif "Corvette" (Foto H.-E. Steiner).
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Abb. 11 Selvagem Grande: Blick über die Ostküste mit der Enseada das Pedreiras
und der Ponta de Leste; im Hintergrund der Pico do Inferno (Foto H .-E. Steiner).
Abb. 12 Selvagem Grande: Blick von der Ponta Espinha auf den Pico dos Tornozelos
(Foto H .-E. Steiner).
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. - -
Abb. 13 Selvagem Grande: Steilküste im Süden der Insel; an den Basalt-Säulen (Mitte)
wird der vorwiegend vulkanische Charakter der Insel deutlich. Knapp darüber ist
auch der Weg erkennbar, der von der Landestelle zur Hochebene führt; im Hintergrund
der Pico da Atalaia mit dem Leuchtturm (Foto H.-E. Steiner).
Abb. 14 Die im Text angesprochene "Astronomische Markierung" für die internationale
Satelliten-Navigation mit dem Peildatum "SELVAGEM GRANDE 1938" (Foto
H.-E. Steiner).
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Abb. 15 Selvagem Grande: Steilküste im Nordwesten der Insel; im Hintergrund die
Felsklippen der kleinen Ilheu Preto (Foto H.-E. Steiner).
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Abb. 16 Selvagem Grande: Steilküste im Westen der Insel mit Blick nach Süden;
links im Hintergrund der Pico da Atalaia (Foto H.-E. Steiner).
Abb. 17 Selvagem Pequena von Süden gesehen. Einzige Erhebung ist der Pico do
Veado mit 49 m (Foto H.-E. Steiner).
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Abb. 18 Blick von der Südwest-Spitze von Selvagem Pequena zur Ilheu de Fora; im
mittleren Sichtfeld einige Riffe (Foto H.-E. Steiner).
Abb. 19 Die flache Ilheu de Fora von Südwesten (Foto H.-E. Steiner). Bei den Spaniern
wird die kleine Insel manchmal auch "Isla de los Garajaos" genannt, was auf die
Beobachtung von Seeschwalben (Sterna birundo birundo) hinweist.
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Anmerkung:
Eine ausführliche bibliographische Übersicht über die Ilhas Selvagens mit rund
270 Zitaten kann Ulbrich (2000) entnommen werden.
Herrn Hartwig-E. Steiner, Stuttgart, danke ich für die Bereitstellung einiger
aktueller Photos (siehe S. 179-184).
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