Almogaren XXVII/ 1996 Hallein 1996 359 - 374
Walter B. Hähne}
Die Pyramiden von Tenerife
Es ist eine merkwürdige Feststellung, daß es auf der Insel Tenerife zahlreiche
Stufenbauwerke gibt, deren Alter und Zweck unbekannt sind. Erst vor
etwa sechs Jahren sind diese Konstruktionen in die öfentliche Diskussion
gelangt. Vorher hat sich niemand um diese Bauten gekümmert. Sie tauchen
auch zu keiner Zeit in irgend welchen Dokumenten auf - auch nicht nach der
Eroberung der Insel durch die Spanier Ende des 15. Jahrhunderts. Kein berühmter
Besucher der Insel hat je diese Bauten erwähnt.
Es handelt sich um Stufenbauwerke, die es nicht nur aufTenerife, sondern
auch auf den beiden anderen kanarischen Inseln Gran Canaria und La Palma
gibt. In der Bevölkerung der Inseln werden diese Bauwerke als Steinhaufen
angesehen, die die Bauern errichtet haben, um steinfreies Ackerland zu gewinnen.
Aber nicht nur die Bevölkerung, auch die kanarischen Archäologen haben
erklärt, daß diese Konstruktionen für sie kein archäologisches Interesse besitzen.
Diese Einstellung hat dazu geführt, daß bereits etliche dieser Bauten
noch in jüngster Zeit zerstört wurden.
Diese Stufenbauwerke sind sehr exakt gebaut und in Anlehnung an ähnliche
Konstruktionen in Mittel- und Südamerika hat man sie als "Pyramiden"
bezeichnet, obgleich sie eigentlich keine Pyramidenform haben. Es handelt
sich um langgestreckte, 20 - 50 m lange, 10 - 16 m breite und bis zu 8 m hohe
Konstruktionen mit 5 - 12 Stufen. Sie sind aus dem vulkanischen Gestein der
Inseln aufgebaut, ohne ein Bindemittel wie Zement oder Gips.
Die Pyramiden von Güimar
Auf Tenerife befinden sich Pyramiden bei Güimar im Südosten der Insel
und im Bereich des Municipio (Gemeinde) Icod de los Vinos an der Nordwest-
Küste (siehe Abb. 3). Am Nordrand der Stadt Güimar liegen in einem
Bereich von ca. 250 x 150 m, Chacona genannt, fünf Pyramiden und fünf
weitere Plattformen mit geringerer Höhe. Durch das Gelände zieht sich ein
zentraler Weg von ca. 250 m Länge. Im nördlichen Bereich des Geländes sind
entlang einer ca. 150 m langen Mauer drei Pyramiden und eine aufgehöhte
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Fläche angeordnet ( die Pyramiden wurden vom Verfasser numeriert; siehe
Abb. 1).
Die Pyramide CD liegt am Nordost-Ende der Mauer. Sie hat eine Grundfläche
von 10 x 20 m, ist 4 m hoch und weist an der Ostseite 7 Stufen, an der
Westseite, zur auf gehöhten Fläche hin, 4 Stufen auf, in deren Mitte sich eine
schmale Treppe befindet. Vor der Nordost-Ecke der Pyramide liegt eine kleine
Pyramide mit 3 Stufen. An der Südost-Ecke führt eine Rampe aus dem
tieferen Gelände an die Basis der Pyramide CD herauf. An der Südwest-Ecke
befindet sich eine Treppe.
Die an die Pyramide CD anschließende aufgehöhte Fläche ist ca. 42 m lang
und 20 - 24 m breit; sie ist trapezförmig. An der Nordseite ist sie ca. 2 m
auf gehöht, an der Südseite ca. 4,5 m mit einer terrassierten Stützmauer.
Die Pyramide greift mit 6 m in die aufgehöhte Fläche hinein. Die Pyramide
ist ca 35 m lang, 16 m breit, 4 m hoch und hat 6 Stufen. Am Westrand
der auf gehöhten Fläche führt eine 1,5 m breite Rampe an die Basis der Pyramide
hinauf.
Die Pyramide Q) grenzt ohne Absatz an die Pyramide an. Die Pyramide
Q) ist ebenfalls etwa 35 m lang, 13 m breit, 4 m hoch und hat 4 Stufen. Sie ist
etwas steiler gebaut als Pyramide. Daß die Pyramide Q) schmäler ist, sieht
man nur an der Südseite. Dort, wo beide Pyramiden aneinandergrenzen, besteht
ein Winkel, in dem an dem schmalen Stück Westseite der Pyramide
eine Treppe hinaufführt. Die Pyramide Q) hat ebenfalls an der Westseite eine
Treppe (Abb. 2).
An der Südseite der beiden Pyramiden - dort, wo sie zusammentrefen -
beginnt unmittelbar an der Basis ein zentraler Weg ungefähr in Nord-SüdRichtung,
der etwa 250 m lang und ca. 2,5 m breit ist. Hier befindet sich keine
Aufahrmöglichkeit! Der Weg endet im Süden unmittelbar an der Westseite
der Pyramide ® in einer Treppe, die mit 8 Stufen in das tiefere Gelände
hinunterführt.
Die Pyramide® ist die größte der Pyramiden von Tenerife. Sie ist 50 m
lang, 15 m breit, 5 m hoch und hat 6 Stufen. Sie hat den kleinsten Eckwinkel
von nur 68° an der Nordwest-Ecke. In der Mitte der Nordseite liegt in den
oberen zwei Stufen ein 2 m breiter Einschnitt, ca. 1 m tief. Vermutlich hatte
diese Pyramide auch an der Westseite eine Treppe, aber bauliche Veränderungen
erlauben keine eindeutige Aussage. Ca. 4 m neben dem Einschnitt an
der Nordseite befindet sich eine schmale Treppe in den oberen zwei Abstufungen
(Abb. 2).
Von der Pyramide Ci) sind nur Reste erhalten, an denen man erkennen
kann, daß es sich einmal eine Pyramide gehandelt hat; 4 Stufen sind an der
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Südseite erhalten (inzwischen restauriert). Die Pyramide wurde von Menschen
zerstört bzw. abgebaut.
Die Plattform@ liegt im tiefsten Bereich des Geländes. Sie ist 40 m lang,
15 m breit, hat 3 Stufen und ist ca. 2 m hoch. Die Plattformen (j) - @) befinden
sich in Hanglagen und sind problematisch. Nur die Nr. ® erscheint wie eine
sehr flache Pyramide mit sechs sehr breiten, aber niedrigen Stufen und ist
etwa 2,5 m hoch.
Die Stufen der Pyramiden in Güimar sind etwa 50 - 60 cm breit und 70 - 80
cm hoch. Der Bau wurde in der Weise vorgenommen, daß zuerst die unterste
Stufe errichtet wurde. Entsprechend der Breite der Stufe wurde die Mauer der
nächsten Stufe zurückgesetzt.
Die Pyramiden im Municipio Icod de los Vinos
Im Bereich des Municipios Icod de los Vinos gibt bzw. gab es in drei Bezirken
Pyramiden (Abb. 3).
Im Bereich Santa Barbara im Südosten der Stadt befinden sich :ftinf Pyramiden
unterschiedlicher Form, von denen zwei als fraglich zu bezeichnen
sind (Abb. 4 ).
Die Pyramide A erscheint fünfeckig, wenn man sie vom Süden her betrachtet;
sie ist aber nur viereckig mit unterschiedlich langen Seiten. An der
Nordwest-Seite hat sie 8 Stufen, an der Südseite 7 Stufen. Die nördliche Ecke
hat einen Winkel von 78°. Diese Ecke ist abgerutscht. Die Breite der Stufen
beträgt etwa 30 cm (Abb. 5).
Die Pyramide B ist teilweise zerstört. Die Westseite ist mit 6 Stufen erhalten.
Diese Pyramide ist in Nord-Süd-Richtung orientiert.
Die Pyramide C hat eine merkwürdige Form; sie ist dreieckig mit konkaven
Seiten. Die Nordseite hat 7 Stufen und ist etwa 5 m hoch. An der SüdostSeite
sind Veränderungen vorgenommen worden. Die Stufen der konkaven
Seiten sind in der Mitte bogenförmig erhöht.
Mit einer Mauer verbunden liegen südlich der Pyramide C die viereckigen
Pyramiden D und E in jeweils ca. 30 m Abstand von Pyramide C. Die Pyramiden
D und E sind teilweise abgegraben. Es sind fragliche Objekte, aber da
beide keine rechten Winkel haben, kann man annehmen, daß es sich um konstruierte
Bauten handelt (Abb. 6).
Der zweite Bereich des Municipios Icod de los Vinos, in dem sich Pyamiden
befanden, ist La Mancha im Osten der Stadt. Hier gab es zwei Pyramiden, die
im Zuge eines Straßenbaues im Herbst 1991 zerstört wurden. Die Pyramide A
war 45 m lang, 8 m hoch und hatte 10 Stufen. Sie stand etwa in Ost-WestRichtung.
Am Westende war sie an der Basis 13 m breit, am Ostende 16 m. An
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der westlichen Seite befand sich eine ca. 1,30 m breite Treppe (Abb. 7 und 8).
Die Pyramide B, ebenfalls zerstört, war in der Form eines Winkels gebaut;
sie war etwa 17 x 17 m groß mit vier Stufen und ca. 3,5 m Höhe. An der
Nordost-Seite war ein 3 x 8 m großer "Anbau" mit gleicher Höhe.
Der dritte Bereich des Municipios mit einer Pyramide liegt nahe der Bucht
von San Marco in der Gemarkung La Suerte. Diese Pyramide ist auch im
Winkel gebaut. Die Westseite ist ca. 23 m lang, die Nordseite 14 m, der Winkel
an der Nordost-Seite 5 x 7 m. Die Nordseite hat 12 Stufen und ist 8 m hoch.
Die Stufen der Pyramide sind besonders schmal, nur etwa 20 cm breit.
An der Westseite sind große Teile abgerutscht, ebenso an der NordostSeite
im Winkel. Die Pyramide hat an der Nordwest-Ecke einen relativ spitzen
Winkel von nur 76° (Abb. 5).
Kennzeichen der Pyramiden
Die Pyramiden und Plattformen sind aus vulkanischem Gestein (basaltisch)
errichtet. Die vertikalen Mauem der Stufen bestehen aus 30 - 50 cm großen
Blöcken, während das Innere der Pyramiden mit faustgroßen Gesteinsbrocken
ausgefüllt ist. Man hat bisher in den Pyramiden keine Kammern oder Grabräume
gefunden.
Es hat früher auf Tenerife sicher mehr Pyramiden gegeben. Es existieren
noch Fotos von zwei ehemaligen Pyramiden; eine befand sich bei Puerto de la
Cruz in der Nähe des Friedhofs, die andere im Orotava-Tal. Bei Icod de los
Vinos gibt es verschiedene terrassierte Mauerreste, bei denen man vermuten
kann, daß es einmal Pyramiden waren.
Bei einigen Pyramiden findet man kleine Treppen, z.B. an der SW-Ecke
der Pyramide CD oder am Ende des zentralen Weges in Güimar sowie bei der
Pyramide B in La Mancha. Diese Art Treppen findet man sonst nicht in den
Begrenzungsmauern der Felder, denn sie sind in die Mauem hineingebaut,
nicht davor gesetzt.
Die Pyramiden von Güimar sind von den Wissenschaftlern des Instituto de
Astrofisica de Canarias untersucht worden, ob es Anhaltspunkte für eine
Ausrichtung der Konstruktionen aufbestimmte Himmelsrichtungen gäbe. An
zwei Pyramiden von Güimar hat man festgestellt, daß ihre Ecken und Mauem
auf Strategische Himmelspunkte hinweisen (Zeitung Diario de Avisos, Sta.
Cruz de Tenerife 9.5.1992).
Es lassen sich einige wesentliche Kennzeichen dieser Stufenbauwerke aufzeigen.
Sie unterscheiden sich von den Steinhaufen der Bauern dadurch, daß
sie echt konstruiert sind. Die Stufen sind sehr exakt gebaut, wie mit dem
Lineal gezogen. Ecksteine sind formatisiert, um einen bestimmten Winkel zu
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erreichen. Keine Pyramide hat an den Ecken rechte Winkel. Die Winkel sind
nicht alle gleich; sie schwanken zwischen 68° und 85°. Eine dreieckige Pyramide
mit konkaven Seiten widerspricht jeder raumsparenden Aufhäufung von
Steinen. Mehrere Pyramiden haben an der westlichen Seite eine Treppe. Die
Pyramide G) in Güimar greift 6 m in die aufgehöhte Fläche hinein. Vor der
Pyramide CD ist eine kleine, gesonderte Pyramide auf gebaut. Die Pyramide
@ hat an der Nordseite einen 2 m breiten Einschnitt. Zwei Rampen führen an
die Basis der Pyramiden CD und G) hinauf. Die Formen der Pyramiden sind
sehr unterschiedlich. Fast alle Pyramiden sind etwa in Nord-Süd-Richtung
gebaut. Der tiefgelegene Teil des Bereiches von Güimar ist mit vielen, z.T.
nur sehr kleine Flächen abteilende Mauem bedeckt (Abb. 9 und 10).
Wie alt sind die Pyramiden?
Da Alter der Pyramiden der Kanarischen Inseln ist nicht bekannt. In Dokumenten
aus der Zeit nach der Eroberung der Inseln durch die Spanier (nach
1500) findet man keine Angaben über solche Bauwerke. In Berichten aus der
Zeit vor der Conquista gibt es nur Andeutungen, die evtl. mit den Pyramiden
in Zusammenhang gebracht werden können, aber keine eindeutigen Aussagen.
Wer soll nach der Besetzung der Inseln durch die Spanier diese konstruierten
Bauwerke errichtet haben? Es existierte zwar noch nach 1500 bei Güimar
eine Guanchen-Gemeinde, der Ureinwohner, aber es ist unwahrscheinlich,
daß sie noch in der Lage gewesen sein soll, diese Ansammlung von Pyramiden
auf einem kleinen Areal zu errichten. Darüber müßte es Dokumente geben,
denn die Landaufteilung wurde gleich nach der Eroberung vorgenommen
und amtlich festgehalten.
Die Guanchen betrieben Ackerbau und man muß annehmen, daß sie ebenso
wie die heutigen Bauern ihre Äcker von Steinen säuberten und daß große
Steinhaufen schon vor der Eroberung errichtet worden sind.
Eine überschlägige Rechnung ergibt, daß die gesamten Steinmassen einschließlich
der zahllosen Mauem, die sich in direktem Zusammenhang dort
befinden, nicht allein aus dem Gebiet Chacona gekommen sein können. Das
vorhanden gewesene Steinmaterial hätte vermutlich nur für die z.T. eng stehenden
Mauem gereicht.
Aufgrund der oben angegebenen Kennzeichen der Pyramiden ist anzunehmen,
daß sie für bestimmte, unbekannte Zwecke konstruiert wurden und daß
sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor 1500, vor der Conquista, vorhanden
waren.
Im Jahr 1705 fand bei Güimar ein Vulkanausbruch statt, der von starken
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Erdbeben begleitet wurde. In Güimar wurden durch das Erdbeben 60 Häuser
zerstört. Selbst in den 13 bis 18 km entfernten Orten Orotava und Los Realejos
stürzten Häuser ein. Wenn die Pyramiden vorher existierten, dann müssen sie
das Erdbeben heil überstanden haben - es sei denn, sie sind nach 1705 errichtet
worden. An den Pyramiden von Güimar sind keine Schäden festzustellen.
Anders verhält es sich mit den Pyramiden bei Icod de los Vinos. Es hat
auch schon früher als 1705 Erdbeben auf Tenerife gegeben, so daß auch die
Pyramiden von Icod Erdbeben unterlegen gewesen sind. An zwei der dortigen
Pyramiden sind Teile abgestürzt, nicht abgegraben. An der Pyramide A
in Santa Barbara ist die Nordecke mit dem kleinsten Winkel abgerutscht. An
der Pyramide in La Suerte sind an zwei Stellen große Teile abgebrochen; der
Unterschied zu den Pyramiden von Güimar liegt darin, daß die Stufen der
Bauten hier wesentlich schmäler sind. Bei der Pyramide A sind die Stufen
etwa 30 cm breit, bei der Pyramide in La Suerte nur 20 cm, während in Güimar
die Stufen durchweg etwa 60 cm breit sind.
Die Pyramiden sind alle aus lose aufeinander gepackten Steinen aufgebaut,
ohne Bindemittel wie Zement. Es können keine Brüche entstehen, wenn
Erdbeben auftreten. In Güimar waren die Stufen breit genug, um ein Abrutschen
zu verhindern.
Wenn die Pyramiden vor 1500 errichtet wurden und wenn sie das Erdbeben
von 1705 heil überstanden haben, dann können sie auch älter sein.
Die Verwitterung der Bausteine gibt keinen Anhaltspunkt für das Alter der
Pyramiden. Unter dem bestehenden Klima der Kanarischen Inseln verwittert
das vulkanische Gestein, vorwiegend Basalt, sehr langsam. Auch der Bewuchs
von sehr langsam wachsenden Flechten läßt sich nicht zur annähernden Altersbestimmung
heranziehen. Das Wachstum der Flechten ist von den Licht- und
Feuchtigkeitsverhältnissen abhängig. In Güimar findet man kaum Flechten
auf den Steinen; das Klima ist dort zu trocken. Bei Icod de los Vinos an der
Nordküste sind wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und des höheren Niederschlags
die Steine an den Nordseiten der Pyramiden dicht mit Flechten bedeckt.
Über das Alter der Pyramiden und ihre Erbauer kann man nur Vermutungen
anstellen. Woher kam die Anregung zum Bau der Pyramiden? Wo finden
sich ähnliche Stufenbauwerke in anderen Kulturen?
Die Kanarischen Inseln sind bereits im Altertum bekannt gewesen. Um
800 v.Chr. erwähnt Homer die Inseln; 484 v.Chr. berichtet Herodot von den
Inseln des Ewigen Frühlings. 150 n.Chr. legt Ptolemäus den Null-Meridian
durch das am weitesten im Westen liegende bekannte Land, die Insel El Hierro
(Hierro = Ferro).
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Die erste Besiedlung der Inseln - so wird angenommen - soll um 4000 bis
3000 v.Chr. vor sich gegangen sein. Eine zweite Besiedlungswelle kam vermutlich
um 2000 v.Chr. von mediterranen Siedlern aus NW-Afrika und SWEuropa.
Sicher ist, daß Einwanderer aus Nordafrika gekommen sind. Dafür
sprechen Ähnlichkeiten in Sprache und Gewohnheiten der Guanchen. Aber
waren die Guanchen die einzigen und die ersten Einwanderer - wie es die
kanarischen Archäologen annehmen? Man weiß, daß Phönizier, Römer, Griechen,
Wikinger die Inseln besucht haben. Aber wer hat die Inseln zuerst besiedelt?
Für die Annahme einer sehr frühen Besiedlung spricht folgendes: Im vorigen
Jahrhundert wurde von R. Verneau auf der Insel Lanzarote das "Kuppelgrab
von Tahiche" ausgegraben. (Zitiert bei Hans Biedermann, "Die Spur der
Alt-Kanarier", 1982). Der Innenraum des Kuppelgrabes hatte die Form eines
dreiblättrigen Kleeblattes und erinnerte an bretonische "Calvas" und an die
Steinbauten von Sardinien.
Grabhügel mit Innenräumen in Kleeblattform gibt es in der Bretagne. Auf
der Insel Malta befinden sich zahlreiche Tempelruinen mit kleeblatt-förmigen
Innenräumen. In England liegt bei Avesbury der West Kennet Long Barrow,
ein langgestreckter Erdhügel, an dessen Ostende sich ein kleeblatt-ähnlicher
Innenraum (mit 5 Kammern) befindet.
Die Grabhügel in der Bretagne wurden etwa 4500 v.Chr. errichtet, die Tempel
von Malta etwa 2500 v.Chr. und der West Kennet-Hügel um 2700 v.Chr.
Es gibt weitere Anhaltspunkte für Beziehungen zwischen den Kanarischen
Inseln und der Bretagne. Dort gibt es bei Bamenez, Departement Finisterre,
ein Stufenbauwerk, das 77 m lang, 17 m breit und 10 m hoch ist. Es enthält 11
Grabkammern. Neben diesem Bauwerk gab es ein zweites, etwa gleich groß,
das parallel dazu lag, das aber zerstört wurde. Die noch vorhandene "Stufenpyramide"
wurde in zwei Etappen erbaut, die ältere östliche Hälfte um 4700
v.Chr. und die westliche um 4300 v.Chr. Die Ähnlichkeit mit den Pyramiden
der Kanarischen Inseln ist ofensichtlich, außer daß bisher in den kanarischen
Pyramiden keine Grabkammern gefunden wurden (nach Harald Braem, "Das
Magische Dreieck", 1992).
Stufenbauwerke findet man in vielen Gebieten der Erde. In Süd- und Mittelamerika
sind sie bekannt. In Mesopotamien errichteten bereits die Sumerer
solche Bauwerke, die dann in der Folge in Babylon zu den Ziggurats entwikkelt
wurden. Auf Sardinien hat man vor einigen Jahren ein Stufenbauwerk
ausgegraben, das den Ziggurats von Babylon sehr ähnlich ist. In Cadiz (Südspanien)
wurde etwa 1000 v.Chr. ein Stufenturm errichtet, der erst um 1240
n.Chr. von den Arabern zerstört wurde.
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Es ist merkwürdig, daß sich weitab von diesen Beispielen auf der PazifikInsel
Tahiti Stufenbauwerke befinden, die den Pyramiden von Tenerife zum
Verwechseln ähnlich sind. Es sind Tempelpyramiden, die in der gleichen
Weise wie die kanarischen Bauten aus losen Steinpackungen errichtet sind.
Ihr Alter wird auf etwa 2000 Jahre geschätzt (Museum für Völkerkunde, Berlin).
Damit ist nicht gesagt, daß irgendwelche Verbindungen zu den Pyramiden
von Tenerife bestehen könnten.
Die Archäologen von Tenerife beharren immer noch auf dem Standpunkt,
daß es sich bei den Pyramiden lediglich um Steinhaufen der Bauern handele,
die vielleicht zum Trocknen von Feigen oder Cochenille-Läusen (zur Erzeugung
des roten Farbstofes) gedient haben mögen. Die Pyramiden von Güimar
seien ohne archäologisches Interesse (La Gazeta de Canarias, 14.8.1991).
Das Gebiet der Pyramiden von Güimar ist von der Olsen Line, einer Gesellschaft,
die Fährschife zwischen den Kanarischen Inseln betreibt, aufgekauft
worden, um dort einen Besucherpark anzulegen. Der norwegische Ethnologe
Thor Heyerdahl, der davon überzeugt ist, daß es sich bei den kanarischen
Pyramiden um Kultbauten handelt, hat die wissenschaftliche Leitung
des Projekts übernommen. In absehbarer Zeit sollen Ausgrabungen bei den
Pyramiden gemacht werden, um endlich das Alter der Pyramiden feststellen
zu können.
Anmerkung zu den Größenangaben der Bauwerke:
Die Pyramiden und Plattformen sind nicht exakt vermessen; die Längenmaße
wurden durch Abschreiten festgestellt mit einer Fehlergrenze von± 3 %. Die
Winkel wurden mit einer Fehlergrenze von ± 2° gemessen.
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Abb. 2
Die 4 größten Stufenbauwerke
von Chacona (Güimar)
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Pyramiden
Auf gehöhte Fläche
Zwei schräge Rampen
Zentraler Weg
(Aufnahme W. Hähne! 1992)
368
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Abb. 4
Pyramiden-Standorte
Santa Barbara
(kod de los Vinos)
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(Aufnahme W. Hähne! 1991)
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Abb. 5
370
ICOD DE LOS VINOS
Santa Barbara
PyramideA
(zum Teil abrutschend)
ICOD DE LOS VINOS
La Suerte / San Marco
Pyramide
(zum Teil abrutschend)
(Aufnahme W. Hähne! 1991)
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Abb.6
ICOD DE LOS VINOS
Santa Barbara
Pyramiden C, D, E
(zum Teil zerstört)
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(Aufnahme W. Hähne! 1991)
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50m
ICOD DE LOS VINOS
LaMancha
A Große Pyramide (zerstört)
B Eck-Pyramide (zerstört)
C Pyramiden-Rest
D Pyramiden-Rest und Treppen
---
-- - --.:_--
(Aufnahme W. Hähne! 1991)
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Abb. 8a
Abb. 8b (Aufnahme W. Hähne! 1991)
ICOD DE LOS VINOS
LaMancha
Eck-Pyramide B
( durch Straßenbau
September 1991 zerstört)
(Aufnahme W. Hähne! 1991)
ICOD DE LOS VINOS
LaMancha
Große Pyramide A
(durch Straßenbau
September 1991 zerstört)
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Abb. 9 Grundrisse und Ausrichtung der Pyramiden und Plattformen
GÜIMAR- Chacona
1
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ICOD DE LOS VINOS - Santa Barbara
tt> 07c
ICOD DE LOS VINOS - La Mancha
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ICOD DE LOS VINOSLa
Suerte
Abb. 10 Abmessungen der Pyramiden und Plattformen
Länae Breite Stufen Höhe Winkel
GÜIMAR-Chacona:
Pyramide1 20 10 7 4 SW72 °
Aufgehöhte Fläche A 4 20/28 SW7°
Pyramide2 35 16 6 4 SOS5°
Pyramide3 35 13 5 4
Pyramide4 50 15 6 5 NW68°
ramide5 7
attform6 40 15 3 2
Plattform? 18 8 5
Plattform8 18 10 8
Plattform9 25 12 6 2.5
Plattform 10 35 7 5 3
ICOD DE LOS VINOS
Santa Barbara:
PyramideA 11-18-20-20 10 7 N78°
Pyramide B ? ? 6 ?
PyramideC 2()-20-20 7 5
PyramideD 12 10 4 3
PyramideE 10 10 4 3
LaMancha:
Pyramide A 45 16-19 10 8 S07°
PyramideB 17 17 6 4
La Suerte / San Marco:
Pyramide 23 19 12 8 NW76°
374
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