Mark MILBURN, London
FELSBILDER UND STEINBAUTEN IN DER ÓSTLICHEN
SAGUIA EL HAMRA, SPANISCHE SAHARA
Wahrend des Monats September 1972 wurde eine kurze archaologische
Kundfahrt im nordlichen Teil der Spanischen Sahara durchgeführt. Das
Gebiet umfaBte MAHBES, ECHDEIRIA, HAUSA, SEMARA, GUELTA
ZEMMUR, TIFARITI, EL FARSIA und gewisse Stellen, die von diesen
Orten leicht zuganglich sind.
Dank der Gastfreundschaft, Liebenswürdigkeit und begeisterten Mitarbeit
verschiedener spanischer Behorden war eine lohnende Ausbeute an Fotos
und Zeichnungen moglich.
Da wahrend der ganzen Kundfahrt nur eingeborene Militarführer verfügbar
waren, konnten nur bereits bekannte Fundarte in jedem Gebiet besucht
werden. Dadurch wurde die Arbeit jedoch noch interessanter: es kann sein,
daB wir einige Fundarte neu entdeckten bzw. neues Material an schon bekannten
Orten fanden.
Die absolute Genauigkeit der Angaben bezüglich der órtlichkeiten kann
nicht garantiert werden. Es standen zu keiner Zeit Militarkarten mit groBem
MaBstab zur Verfügung; man muBte sich auf Angaben verlassen, die spater
von Militarbehorden in jeder Zone gemacht wurden, wobei manchmal voneinander
abweichende Karten benutzt wurden. Die Kundfahrt hatte sich im
Vertrauen auf die bei den Militarstützpunkten vorhandenen umfangreichen
Unterlagen leider nicht mit eigenem Kartenmaterial ausgerüstet, mit dem die
Bestimmung genauer Positionen moglich gewesen ware.
Mitglieder des INSTITUTUM CANARIUM planen für 1973 eine Expedition,
wahrend der moglicherweise gr6Bere Teile dieses nordlichen Gebietes
im Detall erfaBt werden. Deshalb wurde diesen Mitgliedern soviel Material
wie moglich zur Verfügung gestellt, um sie bei ihren Arbeiten zu unterstützen.
Die Absicht dieses Artikels ist lediglich, gewisse Felszeichnungen
und Steinsetzungen wiederzugeben: es kann leicht sein, daB interessantere
Objekte gefunden werden.
Abgesehen von den absonderlichen Formen und Gestalten, die auf einigen
Felszeichnungen dargestellt werden, fanden wir Zeichnungen von StrauBen,
Boviden, Elefanten, Rhinozeros, Antilopen, Rotwild, Gazellen, Giraffen und
geometrischen Figuren.
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In einem oder zwei Fallen sieht man leider ,,Kunst" des 20. Jhs. neben
oder sogar über alteren Zeichnungen.
Die Ortsnamen variieren je nach der Nationalitatszugehorigkeit der Kartenzeichner.
Hier sind sie, soweit moglich, nach der Rechtschreibung der
spanischen Militarkarten von 1958/62, MaBstab 1:500.000 wiedergegeben.
Die Gebiete konnen auch annahernd in der Michelin-Karte 153, MaBstab
1 :4,000.000 gefunden werden. Karten mit Ortsnamen in }:Iassania oder klassischem
Arabisch kamen der Expedition nicht zu Gesicht.
Aufrichtiger Dank gebührt den spanischen Behorden, die diesen Besuch
ermoglichten, meinem Gefahrten Charles Freeman für das Anfertigen der
Skizzen und der Beschreibungen der Steinsetzungen, den Herren Guy de
Beauchéne und B. Champault vom Musée de l'Homme, Paris, und Lord
Rennell of Rodd für ihre Ermutigungen und Ratschlage. Frau Irma KoebelWettlauffer
bin ich für die Wiedergabe der Skizzen und Zeichnungen von
Fotos zu Dank verpflichtet, ebenso der Bayerischen Staatsbibliothek
München für verschiedene Publikationen, die mir Vergleiche ermoglichten.
Die graphischen Darstellungen erscheinen am Ende des Artikels und sind
mit denselben Nummern versehen wie die hier beschriebenen Fundplatze:
l. SIDI MULUD 26° 50'N 09° 12'W
Vgl.: V Vaufrey (Karte XXXII) - VII Monod (S. 79) - IX Beltrán
(S. 289) - XII Kühn (S. 171)
2. SIDI MULUD
3. SIDI MULUD
4. SIDI MULUD
Der Mann scheint einen Gegenstand in seinen Handen zu halten; der
Gegenstand geht über in die Gravierung eines groBeren Rhinozeros.
5. SIDI MULUD
6. SIDI MULUD
Vgl.: I Lhote (Skizze 682, 683, 777, 778, 782, 785) - V Vaufrey (Karte
XLIX, El Hosh, Agypten. Agyptisches Boot, an der linken Seite zwei
,,Sandalen-Abdrücke". - VII Monod (S. 16, 32, 37) - XII Kühn
(S. 171)
7. ERNI 26° 32'N 10° 16'W (geometrische Zeichnung)
Vgl.: 111 Almagro (Fig. 338) - IV Almagro (Fig. 143)
8. SACCA
9. SIDI AHMED LAAROSI 26° 52'N 11 ° 54'W (Wagen)
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Vgl.: I Lhote (S. 199. Es ist ungewiB, ob diese Wagen von Ochsen oder
Pferden gezogen werden, obwohl es an dieser Stelle eine Fülle von
Ochsengravuren gibt. In OUED TAMANART, einem Teil von OUED
DRAA, sind 8 bekannte Wagen an einer Stelle, wo es Ochsen-Gravuren
gibt.) - VIII Monod et Cauneille (Mehr als 100 Wagen in OGLATS
d'AOUINEGHT) - I Lhote (Skizze 809. CHAR SCHEMATIQUE a deux
roues, piquetage grossier) - III Almagro (Fig. 608. Karte der Orte, wo in
Afrika W agen-Gravuren gefunden worden sind. Diese Gegend hier wird
auf der Karte nicht gezeigt.) - IV Almagro (Fig. 245. Wagen, von Pferden
gezogen. GLEIBAT MOSDAT) - VII Monod (S. 52) - VI Monod
(S. 176.64) - II Mauny (Fig. 5,12) - XII Kühn (S. 178, Fig. LXI)
10. SEMARA 26° 40'N 11° 42'W
Vgl.: I Lhote (Skizze 137. Piquetage grossier total) - III Almagro
(Fig. 615)
11. SACCA (Mann)
Vgl.: I Lhote (Skizze 619. Hande) - III Almagro (Fig. 614. exquisite
detail) - IV Almagro (Fig. 217. POZO MECAITEB. Lendenschurz) - V
Vaufrey (S. 148 ... Une physiognomie peu diférente de celle des
Lybiens dont les Egyptiens nous ont laissé l'image) - IX Beltrán
(Lamina l. BALOS. Fig. A 3 und 4. Haltung der Arme. Hat auch Finger)
- VII Monod (S. 32. Hande.)
12. SACCA
13 ... . 27° lO'N 08° 58'W (,,Site one")
Ein abgelegener Ort, bestehend aus einem Erdhügel mit einem Steingefüge
auf dem Rücken. Angebliche Steingefüge gibt es in ahnlicher
Form an hoher gelegenen Stellen im Osten. Die Landschaft ist wellenformig
mit einigen Erhebungen im Südosten. Die Gegend selbst ist unfruchtbar.
Der Hügel hebt sich auffallend von der Landschaft ab. Er
konnte aufgeschüttet sein, obwohl kein Beweis für einen künstlich errichteten
Hügel besteht. Er ist ungefahr oval, 50 m lang und etwa 7 m hoch.
Auf der Spitze, westlich der Mitte, sieht man kreisformige Steinsetzungen
aus lokalem grauen Schiefer, aufgerichtet in einem ungefahren Kreis,
in Dreierreihen hintereinander. Die Mitte des Kreises ist frei. Der Radius
des Kreises ist etwa 2 m und hat keine Lücken. Der hochste Stein ist
etwa 60 cm hoch. Einige Steine sind mehr als 60 cm lang und die Breite
der hintereinander geschichteten Steine betragt etwa 40 cm. Eine oberflachliche
Untersuchung innerhalb des Kreises la.Bt keine Bebauung
erkennen, obwohl die groBe Anzahl herumliegender Steine eine solche
verbergen konnte.
Rund um den Steinkreis sind vier kleine Steingefüge. Auf der Skizze sind
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sowohl die Entfernungen zum Steinkreis als auch ihre Hohe zu erkennen.
14. SIDI AHMED LAAROSI (,,Site four")
V gl.: IV Almagro - XI N owak
Steingefüge B. Ein Komplex van kreisformigen Gefügen auf dem westlichen
der beiden Gebirgskamme. Die gr6Bere Steinsetzung, etwas verfallen,
besteht aus einem Hügel van 10 m Durchmesser, lose verstreute
Steine inbegriffen. Die Hohe betragt ungefahr 2.30 m. Etwa 75 cm hoch
verlauft ein Steinkreis rund um den Hügel, mit einem Durchmesser van
etwa 6.80 m. An einigen Stellen dehnt sich dieser Steinkreis so auf dem
Boden aus, daB sich daraus schlieBen laBt, der Hügel habe eine durchgehende
steinerne Grundflache in einer Hohe van 7 5 cm. Auf dieser
Grundflache befindet sich ein zweiter Steinkreis, 3,95 m im Durchmesser,
mit einem weiteren darauf im Durchmesser van 2.10 m. Die zweite
Schichte liegt etwa 75 cm über der ersten und die dritte liegt etwa SO cm
über der zweiten. So scheint der Hügel aus drei übereinanderliegenden
kreisformigen Steinsetzungen bestanden zu haben. Innerhalb der Steine
scheint der Hügel einen Kern aus Erde und Kieselsteinen zu haben.
Im SO des Haupthügels sind 10 kleine Steinkreise hochgebaut und mit
Erde und Steinen aufgefüllt, in einem allgemeinen Abstand van etwa 5 m
vom Haupthügel. Die durchschnittliche Hohe betragt etwa 70 cm (geschatzt
).
Zwei weitere kreisformige Gebilde befinden sich im NNW des Haupthügels.
Die MaBe sind in der graphischen Darstellung angegeben.
15. EL FARSIA (,,Site nine") 27° 06'N 09° 54'W
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Steingefüge A. Ein verfallener Steinkreis eines schon ofters gesehenen
Typs aus Steinen in Lagen, errichtet mit einem Durchmesser van etwa
4.50 m. An seiner hochsten Stelle, wo die Steine noch erhalten sind, ist
das Steingefüge 1.05 m hoch und besteht aus insgesamt ca. 12 Steinschichten.
Der Kern des Kreises ist mit Erde und Steinen aufgefüllt. Im
Westen dieses Steingefüges ist eine runde, fast schwach ovale Steineinzaunung
an die Seite des ersten Steingefüges gelehnt. Ihre eigenen
Seiten bestehen aus hochgestellten Steinplatten, van denen einige fehlen.
Die Hohe variiert zwischen 35 und 80 cm. Die Westseite steht an einer
steilen Boschung.
BIBLIOG RAPHIE
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XII. KÜHN, H. - The Rock Pictures of Europe, Sidgwick and Jackson,
London 1956.
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SUMMARY
The author reports on his exploration of the eastern part of Saguia El
Hamra (Spanish Sahara). He has located many sites presenting interesting
petroglyphs of considerable relevance for future research. He has also found
several pre-Islamic tumuli. The author expresses his gratefulness to the
Spanish authorities for their generous assistance.
RESUMEN
El autor expone el resultado de un viaje de investigación por la parte
oriental de Saguia El Hamra (Sahara Español). Se reconocieron numerosos
hallazgos de grabados rupestres en vistas a futuras investigaciones y se
comprobaron distintos lugares con tumbas preislámicos. El autor agradece
cordialmente a las autoridades españolas competentes la generosa ayuda que
le han prestado.
lnhaber : Siegfried Hollaus
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© Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017