Herbert NOWAK, Hallein
ARCHÄOLOGISCHE MONUMENTE DER KANARENINSEL LANZAROTE
1. Teil: ,,Queseras", Monolithen, Steinfunde, Felsbilder
Die Inseln Lanzarote (Abb. 1) und Fuerteventura gehören wohl zu den am wenigsten
durchforschten Inseln des Kanarischen Archipels. Sicherlich haben die jüngsten
Forschungen um das „Castillo von Zonzamas" (1. DUG GODOY, 1972-1973,
117 -123) und die unermüdlichen Arbeiten von J uan Brito Martln um die Errichtung
des Archäologischen Museums in Arrecife, der Hauptstadt Lanzarotes, dazu beigetragen,
gerade Lanzarote in den Blickpunkt der kanarischen Archäologie zu rücken,
doch ist der intensive wissenschaftliche „boom", der die anderen Inseln der Kanaren
betrifft, hier doch noch ausgeblieben.
Es darf allerdings nicht vergessen werden, daß die schweren Vulkanausbrüche
zwischen 1730 und 1736 fruchtbares Land vernichtet haben, daß schwere Aschenund
Lapilliauswürfen große Zonen der Insel bedecken. Ebensowenig haben die
permanenten Einfälle von Piraten und Sklavenjägern dazu beigetragen, Konstruktionen
der Ureinwohner zu erhalten. Wenig sorgsam ist auch die neuerste Zeit mit
den archäologischen Monumenten umgegangen, wie wir im folgenden noch sehen
werden. Erschwerend für unsere Beobachtungen ist auch der noch immer schleppende
Zugang auf die diversen Fachpublikationen, wie dies schon einmal beklagt wurde
(NOWAK, 1970), wenngleich sich die Situation etwas gebessert hat.
In den Berichten über die Insel Lanzarote tauchen immer wieder Namen wie
,,Queseras", ,,Casas Hondas" und „Estelas" auf, ohne daß auf diese sicherlich interessanten
archäologischen Reste näher eingegangen wurde.
Dank der großzügigen Förderung durch den „Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen
Forschung" in Wien konnten nun an Ort und Stelle Untersuchungen
angestellt werden, deren Ergebnis hiermit vorgelegt werden soll. Besonderes Augenmerk
mußte den älteren Quellen gelten, da in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche
prähistorische Monumente durch Unvernunft und Unwissen zerstört worden sind.
Die „ Queseras"
Die „Quesera" ist ein für die Insel Lanzarote typisches prähistorisches Monument, das
bisher noch für keine andere Insel nachgewiesen werden konnte.
Es handelt sich dabei um aus Basaltplatten herausgearbeitete Gruppen von Rinnen
verschiedener Breiten und Tiefen, die an etwas erhöhten oder höheren Punkten angetroffen
werden. Soweit bekannt ist, gibt es auf Lanzarote mehrere Anlagen, die als
,,Quesera" bezeichnet werden. Der Name bedeutet schlechthin „Käseglocke" (Langenscheidt
Deutsch-Spanisch, 1966) und wurde diesen Anlagen deshalb gegeben,
weil sie „aludiendo a una vaga semejanza con los moldes he hacer quesos" (E. SERRA
RAFOLS, 1942, 127) aufweisen.
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In der „Revista de Historia" (Universidad de La Laguna, Tenerife) Nr. 58, 1942,
berichtet E. Serra Rafols von einer Studienreise nach Fuerteventura und Lanzarote.
Nach einer Besichtigung des „Castillo de Zonzamas" und seiner zwei Monolithen,
von denen noch die Rede sein wird, beschreibt er erstmals eine „Quesera": "Pero el
monumento mas sorprendente de que nos habfa hablado Perez Saavedra y que nos
mostr6 ahora Rijo, su descubridor, se halla a media hora de marcha hada levante de
Zonzamas, al extremo de la montafia del mismo nombre que se yergue a mediodfa
del castillo, hacfa la de Maneje, a 160 metros sobre el nivel del mar. Es una gran roca
basaltica labrada, de unos 3,90 mts. de dimensi6n maxima, conocida por los pastores
(pues se halla fuera de los cultivos) con el nombre de La Quesera, aludiendo a una
vaga semejanza con los moldes de hacer quesos .... En seguida se piensa en uso ritual
o religioso, porque parece el unico que puede justificar semejante esfuerzo y tenacidad
de parte de unas gentes con seguridad poco dif iciles para satisfacer sus necesidades
materiales. Es prematura decir mas" (E. SERRA RAFOLS, 1942, 127-128;
1960, Abb. 8, 9).
Es dauerte dann bis zum Jahre 1960, ehe ein weiterer Bericht über eine neue
„Quesera" erscheint. Der Geologe Telesforo Bravo fand sie bei Untersuchungen des
,,malpafa" des Vulkanes La Corona und des Jameo de Agua (T. BRAVO, 1960,
94-98). Es war erneut der illustre E. Serra Rafols, der sodann im April 1960 diese
„Quesera" studierte und ohne weitere Kommentare in seinem Bericht in der „Revista
de Historia" auch einige Bilder publiziert (E. SERRA RAFOLS, 1960, 340-341,
Abb. 5, 6, 7).
über diese „Quesera" im Malpafa de la Coronas schreibt auch Agusdn de la Hoz
im Jahre 1966 in seinem Buch über die Höhle "Cueva de los Verdes" und bringt
darin erstmals kurze Aussagen von Fachleuten. So bestätigt ihm F. ZEUNER, daß
die „Queseras" seiner Meinung nach "son todavia dispositivos arcanos", während
E. SERRA RAFOLS aussagt: "Le repito mi felicitaci6n por sus hallazgos: es evidente
que, con las variantes que sea, lo que llamamos 'queseras' era un dispositivo frecuente
a las majadas de pastores. Pensado y aunque no conosco precedente alguno, he
llegado a creer que eran destinadas al sacrificio de las reses; acaso tenfan algo de
ritual, pues toda practica repetida tiene tendencia a revestir ese caracter. Es una
hip6tesis! "(A. de la HOZ, 1966, 96).
Es blieb J. Alvarez Delgado vorbehalten, in diesen „Queseras" kanarisch-afrikanische
Parallelen zu entdecken. Nach Bildern von Alexis Denis (Casablanca) von marokkanischen
Fundstätten werden Analogien hergestellt, die selbst bei besten Willen nur
darin gesehen werden können, daß es sich beidemale um Rinnen in Felsen handelt
(J. ALVAREZ DELGADO, 1967, 194-197, Abb. 2, 3, 3, 5, 6). Jedenfalls versucht
Alvarez Delgado einen Libationskult anzusprechen, ohne dies wenigstens annähernd
herauszuarbeiten. Freilich könnten die „Queseras" für Trankopfer verwendet
worden sein, die marokkanischen „Belege" (Abb. 2, 4, 5, 6 bei J. ALVAREZ DELGADO,
1967), die A. Denis „rigoles" nennt und die in Marokko in großer Zahl vorkommen
sollen (wo?), scheinen wenig „Analoges" herzugeben, wenngleich Alvarez
Delgado schreibt: "Se resiste a pensar que tambien pudieran ser lugares para la
practica de libaciones con leche o de caracter ritual. En cualquier caso me parece
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impresionante su semejanza con las llamadas 'queseras', como las de Lanzarote en
Zonzamas: ..." (ALVAREZ DELGADO, 1967, 196 ).D iese vielzitierten Möglichkeiten
gleich als „Analogias" zu bezeichnen, erscheint mehr als gewagt.
Die "Quesera" von Zonzamas (Quesera de los Majos ) wird später noch einmal besprochen,
da bei dieser einige Felsgravierungen gefunden wurden, die jedoch wenig
aufschlußreich sind (REVISTA DE HISTORIA, 1968/1969, 30 4 mit 3 Abb.).
Wie mir unser Freund Juan Brito Martin im Jahre 1976 mitteilte, sind auf Lanzarote
mehrere Queseras bekannt:
1., ,Quesera de los Majos" oder „Piedra de los Majos". Dies ist die uns bekannte
,,Quesera de Zonzamas".
2., ,Quesera de Bravo 1" und „Quesera de Bravo 11".B eide führen wir wegen ihrer
Zusammengehörigkeit unter „Quesera de Bravo".
3., ,Quesera Nueva", unweit der „Quesera de Bravo".
4., ,Quesera" etwa 2 km westlich von San Bartolome.I hre Lage ist heute unbekannt,
sie wurde wahrscheinlich zerstört oder verschüttet.K eine Details bekannt.
5., ,Quesera", ebenaflls bei San Bartolome, die bei einem Hausbau zerstört wurde.
Keine Details bekannt.
Wir wollen, um in nomenklatorischer Hinsicht keine weiteren Verwirrungen hervorzuruefn,
den nicht sehr glücklich gewählten Ausdruck „Quesera" beibehalten.E s
handelt sich, wie gezeigt werden konnte, um geglättete Steinflächen von unregelmäßiger
Form, die von eingeschliffenen Rillen, annähernd parallel verlaufend und
mit abgerundet-rechteckigem Querschnitt, durchzogen werden. Deutungsmöglichkeiten
dieser Anlagen sollen im kommenden Band dieses Jahrbuches diskutiert
werden.
a) Die „Quesera de Bravo"
Der Vulkan „La Corona", sein imposantes Lavafeld, ,,Malpais de la Corona" genannt,
und die großartigen Lavatunnels, die als „Cueva de los Verdes" heute eine
touristische Attraktion erster Ordnung bieten, sind eine geologische Einheit, zu denen
auch die „Jameos" gehören.D ie diversen Jameos sind „dolinenartige" Einbrüche, die,
der Linie der Cueva de los Verdes folgen, teilweise in das Tunnelsystem der Cueva
selbst münden und in den Epochen der Conquista und den Zeiten der Seeräubereinfälle
Verstecke für die Ureinwohner darstellten (Abb.2 .)
Westlich des „Jameo del Agua" befindet sich eine kleine Erhebung, wie es von der
Feme erscheint, aus getürmten Blockwerk gebildet, die über einen Pfad und später
einiges Blockwerk leicht zu erreichen ist.A uf der Kuppe findet man die aus porigem
Basalt geschlagene „Quesera", eine herausgearbeitete horizontale Fläche mit tiefen
künstlichen Rinnen. Die „Quesera" ist 7 m lang, 3,50 m breit und hat vier Kanäle,
deren Breite zwischen 0,22 und 0.41 m und Tiefe zwischen 0.21 und 0,35 m liegt
(Abb.3 , 4 .)
Die südlichste Rinne zeigt aufällige Unterteilungen in zweimal zwei kleine rechteckige
Wannen, die durch eine nicht mehr fertig ausgeschlagene fünfte Wanne ge-
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trennt sind (Abb. 5 ). Unterteilungen dieser Art konnten bei keiner anderen Quesera
mehr vorgefunden werden. Die Kanäle dieser Anlage liegen nahezu quer zu ihrer
Längserstreckung. Wie ihr Entdecker berichtet, war die gesamte Anlage von Lavablöcken
bedeckt und kaum kenntlich (T. BRAVO, 1960, 94-98).
Am östlichen Ende der Quesera - in der Hangneigung der kleinen Anhöhe gelegen,
aber an diese anschließend - finden sich Reste einer weiteren. Diese Quesera hat
einen Durchmesser von etwa 4 m, die zwei noch kenntlichen Kanäle haben eine
Breite zwischen 0,12 und 0,15 m, eine Tiefe von rund 0,20 m und sind über eine
Länge von rund 0,60 m, allerdings nur mehr sehr schlecht, erhalten (Abb. 6 ).
b) Die „Quesera de los Majos"
Die Namensgebung um diese „Quesera" ist etwa verwirrend, da sie sowohl unter den
Namen „Quesera de Zonzamas" wie auch „Quesera de los Majos" und „Piedra de los
Majos" bekannt ist.
Man erreicht sie am einfachsten, wenn man der Straße von Arrecife nach Tahiche
folgt. Sobald man den auf der rechten Straßenseite befindlichen Golfklub erreicht,
biegt man scharf links auf eine neue Straße ein, passiert in der Ebene einige Häuser
und fährt diese nun in einer Rechtskurve ansteigende Straße bis knapp oberhalb des
starken Einschnittes, wenn die Straße den Bergkamm durchschneidet. Links der
Straße steigt man zum Bergkamm auf und stößt nach kurzer Zeit zur unweit des
Abfalles nach Süden liegenden „Quesera" (Abb. 7, 8, 9).
Diese liegt, wie schon gesagt, im Gegensatz zur „Quesera de Bravo", am Rande
eines Höhenzuges in 160 m Seehöhe. Sie hat eine maximale Länge von 4 m und ist
wiederum aus dem Basalt geschnitten. Die Anlage ist relativ sehr gut erhalten und
besteht aus sechs Kanälen. Eine Trennwand ist nur mehr fragmentarisch erhalten, die
an Ort und Stelle aufgefundenen Stücke lassen eine teilweise Rekonstruktion zu; im
Gegensatz zur Skizze von Serra Rafols, 1942 (Abb. 10) befindet sich auf der Westseite
der Anlage eine weitere mächtige Rinne (Abb. 11 ), die jedoch teilweise zerstört
ist siehe (Abb. 9).
Es bleibt zu hofen, daß diese „Quesera" nicht im Zuge der Straßenbauarbeiten in
Mitleidenschaft gezogen wird, wie dies aufgrund des Bildmaterials ( 1976) leider zu
befürchten ist (Abb. 12).
c) Die „ Quesera nueva"
Im Lageplan seines Buches „Cueva de los Verdes" führt A. de la Hoz ( 1966) östlich
der Quesera de Bravo eine weitere Quesera mit drei Kanälen unter dem Namen
„Quesera nueva". Ihre Entdeckung geht auf A. de la Hoz zurück, der die Zone des
Jameo de Agua untersucht hatte (SERRA RAFOLS, 1963-1964, 230). Eine Abbildung
davon zeigt derselbe Bericht von Serra Rafols, der von Resten einer Quesera
spricht.
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Eine eigene Untersuchung des Terrains - grobblockiges Lavafeld - erbrachte kein
Ergebnis. Erst Mark Milburn konnte diese Reste im Winter 1977 erneut aufinden; er
hat in dankenswerter Weise Bildmaterial und einen Bericht zur Verfügung gestellt.
Beides zusammen ergibt von diesen "restos de una tercera quesera" ein recht negatives
Bild und läßt zu dem Schluß kommen, daß man hier kaum von einer „Quesera"
spechen kann. Weder die Kanalführung entspricht jener der anderen, schon beschriebenen
Queseras noch die Bearbeitung der Steinflächen, ja es fehlt überhaupt der
Boden des Kanales. Ein zweiter und dritter Kanal, wie A. de la Hoz sie im Lageplan
festhält, sind schlechthin eine Illusion. Die beigegebenen Abbildungen (Abb. 13, 14)
zeigen dies deutlich auf. Wohl ließe sich noch ein Kanal, und da auch nur dessen
Nordseite, als „bearbeitet" erkennen, wenn die Abbildungen selbst (Abb. 14) betrachtet
wird. Wegen des Fehlens des Kanalbodens sowie des Fehlens der bearbeiteten
Oberflächen der an diesen Kanal angrenzenden Lavablöke müssen wir diesen
Kanal - wie auch die ganze Quesera - als Irrtum eines sehr verdienten Heimatforschers
und Autors hinstellen. Man wird in diesem „malpafs" nur allzu leicht das
Opfer oft verblüfender Formen, die sich bei kritischer Prüfung jedoch als natürlich
herausstellen.
In diesen Zusammenhang muß auch noch festgehalten werden, daß die von A. de
la Hoz (siehe den mehrfach zitierten Lageplan) südwestlich der Quesera de Bravo angeführten
„estelas" nicht aufgefunden werden konnten. Jedenfalls haben sie das im
Durchschnitt kaum mehr als einen halben Meter hohe Sträucherwerk nicht überragt
und so eine für Stelen doch zu geringe Größe.
Die 1vlonolithen von Zonzamas
Im Jahre 194 2 berichtet der vor Jahren verstorbene E. Serra Rafols ( SERRA
RAFOLS, Elias, 1942, 127) von einem Felsblock, der innerhalb des „Castillo" von
Zonzamas gefunden wurde. Dieser Stein, der unmittelbar unter der Nordmauer vergraben
war, zeigt einige konzentrische Kreise. Ein zweiter Felsblock wurde nördlich
davon, jedoch außerhalb des Castillo - in der Ebene - halb vergraben aufgefunden.
Dieser Block zeigt Rillen in Längs- und Querrichtung. Seit 1942 war jedoch über
diesen Felsblock in der kanarischen Fachliteratur keine Aussage mehr gemacht
worden. Nur Alvarez Delgado erwähnt ihn noch einmal im Jahre 1964 und bezeichnet
diesen Felsblock eigenartigerweise "la piedra zoomorfa de Zonzamas" (ALVAREZ
DELGADO, 1964, 19 und Fig. 1), obwohl man dabei kaum von einer Tierähnlichkeit
sprechen kann. Seine Abbildung im gleichen Band ist für uns jedoch sehr
wertvoll, da es den Monolithen in der Fundlage, leicht geneigt und etwa ein Drittel
in der Erde, zeigt (Abb. 15).
Im Jahre 1957 hat der Felsblock mit den konzentrischen Kreisen bei O.G.S. Crawford
Beachtung gefunden. Er wird von ihm den kanarischen Feldbildern des „GarafiaTypus",
also den Felsbildern der Kanareninsel La Palma zugeordnet (O.G. S. CRAWFORD,
1957, 129), die D. J. Wölfel als „megalithische Petroglyphen" bezeichnet,
„wie sie sich auf der ganzen Welt finden, wo das Megalithikum auftrat, aber eben nur
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an den Meeresküsten und den Ufern großer Ströme, also in rein maritimer Verbreitung"
(D. J. WÖLFEL, 1940, 307).
Anläßlich meines Besuches in Lanzarote konnte ich diese Felsblöcke als Ausstellungsstücke
im Archäologischen Museum, das im Castillo de San Gabriel in Arrecife,
der Haupstadt Lanzarotes, eingerichtet wurde, in Augenschein nehmen. Block 1
zeigt fünf konzentrische Kreise, der innere hat einen Durchmesser von 20 cm, der
äußere einen solchen von 46 cm, die anderen Halbkreise liegen in gleichmäßigen
Abständen dazwischen, die Breite der Gravierungen liegt zwischen 7 -10 mm, die
Tiefe im Schnitt bei 5 mm (Abb. 16).
Block 2 hat im oberen Teil vier Querrillen in Abständen von jeweils rund 6,5 cm,
daraufhin folgen fünf Längsrillen mit Abständen rund um 10-12 cm, an die sich
wiederum eine Querrille anschließt. Sowohl auf der linken als auch der rechten Seite
schließen an die Längsrillen der Oberseite jeweils drei Querrillen an, deren Abstände
voneinander rund 20 cm betragen. Die Rillenbreite erreicht nahezu 2 cm, ihre Tiefe
geht bis zu 1 cm. Die Unterseite des Blocks ist ohne Rillen (Abb. 17, 18, 19, 20).
Nach der Art dieses Monolithen, der Anbringung der Rillen, sowohl nach „oben"
als auch nach „unten" hin, und der Mächtigkeit seiner ungravierten „Unter-" bzw.
,,Rückseite", ist man nicht geneigt anzunehmen, daß der Block stehend, also vertikal,
montiert war. Die Abbildung bei Alvarez Delgado zeigt jedoch, daß der Stein gestanden
haben muß, mit der ungravierten Rückseite in Richtung Norden, während die
gravierte Vorderfront, mit den Querrillen oben, in Richtung Zonzamas blickte.
Sein „Zweck" liegt ebenso wie bei Block 1 im Dunkeln; vielleicht hätten sich bei
sorgsamer Freilegung der vom Erdreich bedeckten Steine Anhaltspunkte finden
lassen. Es ist heute unmöglich, Funddetails, die mehr als 35 Jahre zurückliegen, zu
erfahren. Beteiligte wie Forscher sind, wie man mir mitteilte und wie wir im Falle
des Gelehrten E. Serra Rafols wissen, verstorben. Spekulationen über „den Menhir"
( Block 2), der „genau" nördlich des „anderen Menhir" ( Block 1) gestanden haben
soll und daher wichtig für „die Orientierung" (welche?) war, sollen ebensowenig verfolgt
werden wie andere „detalles romanticos", die immer wieder gerne vorgebracht
werden.
Die Steinfunde
Zu den interessantesten archäologischen Fundstücken Lanzarotes gehören zweifellos
jene Steinfunde, die bei den Ausgrabungen im „Castillo von Zonzamas" zutage
traten. In ihrem Grabungsbericht teilt Ines Dug Godoy mit, daß im „Nivel IV", das
in einer Tiefe von rund 1 m begann und eine Mächtigkeit von 0,80 m aufweist, reiche
Steinfunde (Handmühlen usw.) auftraten. Unter diesen befanden sich „adornos"
(Schmucksteine), wobei vor allem ein trapezförmiges und poliertes Basaltstück von
9,5 cm Länge, 10,2 cm Breite und 1 cm Stärke seiner Gravierungen wegen auffiel
(Abb. 21). Des weiteren wurden „Anhänger" (colgantes) aus Basalt, Chalzedon,
Kalkstein und Muscheln gefunden, deren Größe zwischen 13 mm und 3,7 cm liegt
(Abb. 22), die in der Mitte künstlich tailliert oder mit einer Rille versehen sind. Die
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Muschelstücke sind teilweise ebenfalls tailliert oder weisen kleine Bohrlöcher aut.
Alle diese Fundstücke werden als „adornos o amuletos" (Schmuckstücke oder Amulette)
bezeichnet (1. DUG GODOY, 1972-1973, 117-123 und Tafeln).
Eine weitere Notiz über Steinfunde gibt es aus dem Gebiet von Tahiche. Hier
wurden ebenfalls „Schmucksteine" mit Rillen um die Steinmitte gefunden. Die
Größe dieser Steine liegt zwischen 50 und 65 mm, ihre Breite zwischen 35 und
40 mm (Abb. 23 ).
Der in Presseberichten einigermaßen sensationell geschilderte „Heuschreckenkopf"
von der Insel Lanzarote (ICN 20/1975, 7; 21/1976, 4) wird auch im einem kanarischen
Fachbericht aus dem Jahre 1975 (EL MUSEO CANARIO, 1972-1973) nur
durch die Abbildung nach Seite 130 erhellt (Abb. 24 ). Der Text spricht von einem
kleinen „betilo o estatuilla", der von Kindern bei Tahiche gefunden wurde. Die
Größe dieses Fundes beträgt 14 x 9 cm und hat selbstverständlich weder etwas mit
einem Baetyl noch mit einer kleinen Statue zu tun. Durch die „Mundkerbe" und die
,,Augenhöhlung" sowie seine „Halsfalten" könnte man, wenn schon an eine zoomorphe
Gestalt gedacht wird, eher an einen Schildkrötenkopf denken. Allerdings ist
die Schildkröte für die Kanaren ortsfremd, während die Heuschrecke auf den Kanaren
durch gelegentliche Flüge von der nahen Sahara noch denkbar wäre. Denkbar
wäre auch, daß ein Reptil in der Art der „lagarto de Salmor", Insel Hierro, Lacerta
simonyi Steind., dargestellt werden sollte. Echsen dieser Art sind heute die spärlichen
Relikte einer älteren Fauna, die auf mehreren Inseln des Archipels verbreitet
war (J. M. FERNANDEZ, 1966).
Zweifellos handelt es bei diesem Fund um ein Unikat in der kanarischen Archäologie.
V an Funden weiterer Bruchstücke dieser Art wird im Jahrbuch EL MUS EO
CANARIO, 1972/73, im Gegensatz zum seinerzeitigen Pressebericht (ICN 21/1976,
4 ), nichts erwähnt. Die vorgenannten Steinfunde befinden sich im neuen Archäologischen
Museum in Arrecife ausgestellt.
Die Felsbilder
Die Felsbilderfunde halten sich auf Lanzarote in bescheidenen Rahmen. Der jüngste
und nach mündlichen Berichten möglicherweise bedeutendste Fundplatz war im
Barranco de Quiquere östlich von Tias. Dieser Fundplatz wurde nach einem kürzlichen
Bericht von M. Milburn, der von Don Juan Brito in den Barranco de Quiquere
geführt wurde (März 1978), vor Jahren von einer Schubraupe total zerstört. Die
Meldung deckt sich mit der eigenen Erfahrung, den schon 1976 habe ich diese Felsbilder
vergeblich gesucht. Angeblich konnte aber A. Beltran Mardnez, Zaragoza, der
Verfasser des Bandes über die Felsbilder des Barranco de Balos (A. BELTRAN
MARTINEZ, 1971), diese Fundstelle noch aufnehmen.
M. Pellicer berichtet von Felsritzungen nahe der „Quesera de Zonzamas" (siehe
,,Quesera de los Majos") und beim „Palacio de Zonzamas" (,,Castillo de Zonzamas").
Von diesen Gravierungen erscheint nur die von ihm „Fünfeck" (pentagono) genannte
und der „Quesera de los Majos" zugeordnete bedeutend zu sein (Abb. 25 ), da sie
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stark an den trapezförmigen Steinfund von Zonzomas erinnert (siehe Abb. 21). Pellicer
befindet jedoch, daß all diese Felsritzungen zweifellos aus der Ureinwohnerzeit der
Insel stammen (M. PELLICER, 1968-1969, 304).
Die schönsten Felsgravierungen sind zweifellos die konzentrischen Kreise des
Monolithen des „Castillo de Zonzamas", über die bereits im Abschnitt „Die Monolithen
von Zonzamas" berichtet wurde (siehe Abb.16).
BIBLIOGRAPHIE
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Abb. 2: Zone der Jameos, Lage der Queseras im Malpais de la Corona (nach A. de la Hoz, 1966).
Abb. 3: ,,Quesera de Bravo", Gesamtansicht.
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Abb. 4: ,,Quesera de Bravo", Kanal 1 und 2.
Abb. 5: ,,Quesera de Bravo", Wannen im Kanal 4, links im Bild Kanal 3.
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· Abb. 6: ,,Quesera de Bravo", kleine Quesera, links und rechts des Maßstabes (20 cm) Kanal au. b.
Abb. 7: ,,Quesera de los Majos", linke Seite.
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Abb. 8: ,,Quesera de los Majos", Mittelteil.
Abb. 9: ,,Quesera de los Majos", rechte Seite.
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Abb. 11: Quesera de los Majos,
Aufnahme 1976.
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Abb. 10: Quesera de los Majos
(Skizze nach Serra Rafols, 1942).
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Abb. 12: ,,Quesera de los
Majos", Gesamtansicht.
Abb. 13: Die „Reste" der
angeblichen „Quesera
Nueva".
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Abb. 14: ,,Quesera Nueva": Zwei „Kanäle".
Abb. 15: Zonzamas, Bock 2.
Fundlage nach Alvarez Delgado 1964.
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Abb. 16: Fundort Zonzamas, Block 1 mit fünf konzentrischen Kreisen. Standort im Castillo de San
Gabriel. Arrecife.
Abb. 17: Fundort Zonzamas, Block 2 mit Längs- und Querrinnen. Standort 1m Castillo de San
Gabriel, Arrecife.
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Abb. 18: Fundort Zonzamas, Block 2, Detail der Oberfläche mit Rinnen.
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Abb. 19: Handskizze des Monolithen 2 mit oberer, linker und rechter Seite des Monolithen.
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Abb. 20: Schematische Skizze der Rillen (linke, obere und rechte Seite aufgeklappt)
des Monolithen 2.
Abb. 21: Castillo de Zonzamas,
trapezförmiges Basaltstück mit Rillen.
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B
Abb. 22: Castillo de Zonzamas, ,,Schmucksteine" mit Rille.
Abb. 23: Tahiche, ,,Schmucksteine" mit Rillen.
Abb. 24: Tahiche, Steinfund (,,Heuschrecke").
Abb. 25: Quesera de los Majos, Felsgravierung
(nach Revista de Historia, 1968-1969).
Fotos: Mark Milburn (Abb. 12, 13)
Herbert Nowak (Abb. 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 12, 16, 17, 18)
Illustrationen: Sibylle Feger
Die Fortsetzung dieses Berichtes 2. Teil: Das „Castillo de Zonzamas"; ,,Casas
Hondas"; Versuch einer Deutung der „Queseras" erscheint in Almogaren IX, 1978.
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