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Almogaren XXIV-XXV/ 1993-1994 Hallein 1994 45 - 73 Helmut Stumfohl Das westmediterrane Substrat: ein Versuch 1. Einleitendes Die Arbeit bewegt sich teilweise, aber notwendigerweise, im Hypothetischen. Das berühmte, oft zitierte Wort "hypotheses non fingo" - frei übersetzt "mit bloßen Annahmen arbeite ich nicht" (verschiedenen Gelehrten oder Philosophen zugeschrieben) - ist in Wirklichkeit nicht einmal in den sogenannten exakten Naturwisenschaften anwendbar. Man muß mit Hypothesen arbeiten, mit Annahmen, Modellvorstellungen, Hilfsvorstellungen,ja wie in der Mathematik mit Axiomen, notwendigen Annahmen, die nicht beweisbar, aber unumgänglich sind. Hierher gehören auch Wahrscheinlichkeitsannahmen. Im Praktischen dienen sie dazu, Lücken unseres Wissens auszufüllen oder zu überbrükken. In allen sprachgeschichtlichen Betrachtungen, die sich in Gebieten ohne Textüberlieferung bewegen, sind Hypothesen als Wahrscheinlichkeitserwägungen nicht zu umgehen. Hypothesen halten etwa die Mitte zwischen bloßer Spekulation - für die gar keine Gründe genannt werden können - und der Theorie, die ein Komplex verifizierter, bewiesener, höchst wahrscheinlich gemachter Hypothesen ist. Daß die Sprache jener Kreter, die Linear-B schrieben, Griechisch gewesen sei, war zunächst nichts als eine - für sehr unwahrscheinlich - gehaltene Hypothese des Ausgräbers von Knossos, Arthur Evans. Sie wurde bestätigt als Michael Ventris und John Chadwick Linear-B entziferten und die Sprache eindeutig als altertümliches Griechisch erwiesen. Im folgenden bringe ich nur eine notwendigerweise willkürliche Auswahl des riesigen Materials; dazu kommt, daß zahlreiche Teilgebiete von mir schon in verschiedenen Vorträgen bzw. Abhandlungen im Rahmen des IC behandelt wurden. 2. Zum Begrif des Substrats Obschon mehrfach von mir erörtert, muß der Begrif des Substrats noch einmal gestreift werden. Das Wort entstammt dem Jat. "substratus" "unterge- 45 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 streut" (von "sternere" - "streuen" - die Wörter sind urveiwandt). Als Substantivum ist das Wort erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts im Gebrauch. Wer es zuerst veiwendete, gelang mir nicht festzustellen; die italienische Sprachwissenschaft scheint das Wort am frühesten gebraucht zu haben (vielleicht G. 1. Ascoli). Der griechische Ausdruck "hypothesis" bedeutet im Grunde dasselbe. Im sprachwissenschaftlichen Sinn bedeutet Substrat eine Sprachschicht, einen Wortschatz älterer Herkunft, veiwandt oder unveiwandt, in einer jüngeren Sprache z.B. Alpen- und Pyrenäenwörter vor-idg. bzw. vorrömischen Ursprungs, die auf ein gemeinsames Substrat in z.T. unveiwandten Sprachen deuten - etwa im Baskischen und im Albanischen oder im Baskischen und Sardischen. Im Wesen eines solchen Substrats, das durch Überschichtung - friedlich oder gewaltsam - kulturelle Durchdringung, Bewahrung eines Sondeiwortschatzes aufgrund einer Tätigkeit, die eine unterlegene, unteiworfe ne Schicht ausübt - z.B. der Wortschatz der vorgeschichtlichen Almwirtschaft, liegt es, daß es nur trümmerhaft überliefert sein kann. Ein in sich geschlossenes Substrat, das wir etwa gar grammatisch darstellen könnten, ist unerreichbar, obgleich es vorhanden gewesen sein muß (1). Es ist klar, daß sich die Substratforschung einer Reihe von Hilfswissenschaften bedienen muß, besonders der Archäologie, aber auch der Kulturgeschichte und der Ethnologie bzw. Volkskunde. Keine Quelle, keine Analogie darf verachtet werden, wenn sie sich als brauchbar eiweist, besonders ethnologische Parallelen. Bei der Erörterung des Substratbegrifes wird häufig übersehen, daß mit ihm notwendig der Begrif der Mehrsprachigkeit und der Mischsprache verbunden ist. Die Übernahme von Sprachgewohnheiten geht meist in zwei Richtungen - vom Überlegenen zum Unterlegenen, aber auch das Gegenteil hat statt; auch der Unteiworfene trägt sprachlich bei, besonders wenn er eine Tätigkeit spezieller Art ausübt, die der überlegene scheut - etwa die Almwirtschaft. Es gibt Sprachwissenschaftler, die die zweite Möglichkeit für unmöglich erklären - demnach müßten die zahlreichen Bantuwörter im Afrikaans darauf zurückgehen, daß die Bantus die herrschende Schicht waren. In der Geschichte jeder Sprache, die Substratwörter oder sonstige Substratwirkungen aufweist, muß es eine Periode oder eine Bevölkerungsgruppe gegeben haben, die mehr oder weniger zweisprachig war, etwa Legionäre und Händler in den Randzonen des römischen Reiches. Zur Mischsprache ist zu sagen, daß es überhaupt keine reine "ungemischte" Sprache gibt - ausgenommen vielleicht die Sprachen kleiner Restvölker. Keine der großen Kultursprachen ist "ungemischt", wie sich dies die deutschen Romantiker vorstellen. 46 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Auch ethnogenetische und anthropologische Probleme ergeben sich. Anthropologisch herrscht trotz zahlreicher Zuwanderungen und Überschichtungen rings um das Mittelmeer verhältnismäßige Einheitlichkeit. Die zuwandernden idg. Gruppen - spätestens um 2000 v. Chr. im Osten (Griechenland, Kleinasien) und am Beginn des zweiten vorchristlichen Jahrtausends im Westen - können nirgendwo sehr zahlreich gewesen sein, das mediterrane Volkstum erwies sich als stärker, auch kamen die idg. Gruppen selbst mit Sicherheit bereits rassisch gemischt an. Die alte Vorstellung - die uns auch den Begrif der Völkerwanderung geboren hat, daß ganze Völker geschlossen gewandert seien, beschreibt nur selten die Wirklichkeit; in den meisten Fällen sickern immer wieder kleinere Gruppen ein. Der Vorgang läßt sich z.B. in der Geschichte und Volkwerdung der Spartaner deutlich zeigen: kleinere, aber militärisch mächtige Gruppen, unterwerfen die vordorischen Griechen und machen sie zu Heloten, die von einer rücksichtslosen z.T. unmenschlichen militärischen Diktatur beherrscht werden. Mehr oder weniger muß sich dieser Vorgang zahllose Male in der Indogermanisierung des mediterranen Raumes abgespielt haben. Damit gehen auch ethnologische Überlegungen in unsere Darlegung ein. Die eigentliche Volkwerdung vollzieht sich fast immer erst in den letzten Wohnsitzen, in denen sich das Volk um einen festen sprachlichen und gesellschaftlichen Nukleus herum konsolidiert - so vollzog sich die Volkwerdung der Etrusker auf italischem Boden über einem indogermanischen Substrat, das seinerseits schon Vorindogermanisches aufg enommen haben muß. Im iberischen Raum ist mit wenigstens vier Volkstümern zu rechnen, den Basken und Aquitanem, den Ligurern, den Iberern und den Tartessiem, die wohl mit den Iberern verwandt waren. Eine teilweise Indogermanisierung tritt durch vorkeltische Gruppen (spätestens 1800 v. Chr.) und spätere keltische Gruppen ein, die die Keltiberer ergaben. Noch später erscheinen Phönizier und Griechen. Ihnen folgten die Römer und die Goten, die vom Islam überrannt werden. Anthropologisch bedeutet dies keine besondere Veränderung, denn die Eroberer waren ihrerseits größtenteils arabisierte Berber - engverwandte Volkstümer trafen da aufeinander. Ethnogenetische Vorstellungen und Substratforschung können sich so gegenseitig erhellen. Zur Methodik gehört in unserem Bereich die Berufung auf das analoge Beispiel, das wir in der Indogermanisierung, bei Etruskern und den Vorgängen auf der iberischen Halbinsel kurz berührt haben. Bei analogen Beispielen aber müssen wir uns hüten, heutige nationalstaatliche und einheitssprachliche Gesichtspunkte in die Vergangenheit zurück- 47 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zuprojizieren. Keines der antiken Reiche war auch nur im entferntesten ein Nationalstaat. Selbst eine Macht wie die heutige USA, die sich dem Bilde eines einheitlichen Nationalstaates weitgehend zu nähern scheint, weist zahlreiche nicht assimilierte Minderheit auf, die sehr zäh an ihrer Sprache festhalten - wie etwa Armenier und Litauer in W orcester, Massachusetts oder die fast eine Million Sprecher zählende Gruppe der Pennsylvania Dutch in Pennsylvanien oder Ohio. Auch haben es immerhin einige indianische Gruppen geschaft. dem Ansturm der modernen Zivilisation zu widerstehen - Navajos, Pueblos, Oklahomas. Anthropologisch ist der Begrif der Rasse, der leider politisch und ideologisch in unserem Jahrhundert so mißbraucht wurde, in seiner revidierten und auf den wissenschaftlichen Stand gebrachten Form nicht zu vermeiden (2). Sergi hat den Begrif der mediterranen Rasse vor einem Jahrhundert ins Spiel gebracht und wir können ihn annehmen, wenn wir kurz bedenken, daß das Genetische einen weiteren Spielraum hat, eine viel weitere Variationsbreite, als die ideologisch verzerrten Rassenbegrife bei den Deutschen, den Engländern. den Franzosen und Amerikanern wahrhaben wollen; daß fernerhin gewisse Merkmale wie Hautfarbe und Kopform bei weitem nicht das Gewicht haben. das man ihnen einst zumaß; daß populationsgenetische Überlegungen unbedingt angestellt werden müssen, nämlich die Tatsache, daß in keinem Individuum alle Erbanlagen seiner Gruppe verwirklicht sind, sondern eben nur in einer Gruppe, über deren Größe allerdings keine Einigkeit besteht. Das heißt übrigens auch, daß Wahrscheinlichkeitserwägungen und Statistisches mit einbezogen werden müssen. Die mediterrane Rasse stellt sich uns als eine Gruppe nahe verwandter Rassepopulationen dar, die mit Übergängen sowohl nach Nordafrika als bis Indien reichen (3). Man spricht von Übergängen und Spielformen, bis zu den dunkelhäutigen Europäiden Afrikas und den ebenfalls stark pigmentierten indiden Rassengruppen Indiens. Eine solche Klassifikation betrift auch die Berberbevölkerungen, die an allen diesen Spielarten teilhaben; das Bild wird dadurch komplizierter. da es ja auch berberische Unterschichten wie bei den Tuareg gibt, die negrid sind. Ein armenoides Element sehen wir durch den ganzen Mittelmeerraum ziehen, von den Glockenbecherleuten angefangen bis Kleinasien und dem Kaukasus, wo sich das armenoide, dinarische Element bis heute bewahrt hat; auch dieses Element reicht über die Gebirgsbögen Europas (Balkan) und Kleinasien bis in den Hindukusch. Ich sah im östlichen Taurus Typen, die vollständig tirolisch aussahen, man hätte ihnen nur noch die richtigen Hüte aufsetzen müssen. 48 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Auch die Betrachtung anthropologischer Fakten gehört zur Substratforschung ( 4). 3. Der geographische Raum Noch einige Bemerkungen über den geographischen Raum des westmediterranen Substrats: es umfaßt für unsere Zwecke die iberische Halbinsel, den westlichen europäischen Küstensaum bis nach Schottland und Irland, das westliche Nordafrika, Sardinien-Korsika. Italien und Malta vermitteln bereits in den östlichen Raum des Mittelmeers. Ausstrahlungen gibt es jedenfalls bis in die Alpen, das Rheingebiet und das südliche Frankreich. Wir haben natürlich keine scharfe Grenze und können sagen, daß das westliche Substrat doch etwas stärker ausgeprägt ist als das östliche, das einer stärkeren Indogermanisierung unterlag. 4. Ein kurzer Blick auf das Megalithproblem Es gab kein völlig einheitliches Megalithikum (5). Weder läßt es sich als einheitliche religiöse Strömung erweisen, die vielleicht gar missionierend aufgetreten wäre, noch ist das Megalithikum in einem einheitlichen geographischen Raum angesiedelt, wobei sich das westliche Megalithikum etwas stärker einheitlich hervorhebt. Es entstand sicher durch Difusion vom Meer her, es nimmt ja die Häufigkeit der Denkmäler im Landesinneren ab. Das westliche Megalithikum verfügt über das ganze Inventar megalithischer Möglichkeiten - Ganggräber, Dolmen, Kuppelgräber, Steinkreise, Steinreihen, Menhire - mit Sonderausprägungen wie Stonehenge, das noch megalithischem Denken in der ursprünglichen Anlage verpflichtet ist und das Hypogeum von Hai Saflieni in La Valetta, Malta. Die Dolmen dürften größtenteils doch Grabkammern gewesen sein, eine Art künstliche Höhle, die ursprünglich wohl alle von Hügeln überwölbt waren. Die Menhire können wohl kaum etwas anderes als Seelensitze gewesen sein und so mit dem Ahnenkult zusammenhängen. Daß man beim Bau der Grabkammern so gewaltige Anstrengungen unternahm, deutet einerseits auf strafe Häuptlingsorganisation, die solche Arbeiten koordinieren konnte, andrerseits auf eine gewichtige religiöse Motivation; ursprünglich galt der Tote wohl als in seiner Grabkammer wohnend, als fortlebender Toter. Steinkistengräber aus Mitteleuropa und dem Kaukasus zeigen eine spirituellere Aufassung, indem ein Seelenloch geschafen wurde, das keinen anderen Zweck gehabt haben kann als der Seele Ausgang zu verschafen. Heute ist klar, daß das westliche Megalithikum die älteste Ausprägung 49 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dieses Glaubenskomplexes darstellt. Neueste kalibrierte RadiokarbonDatierungen rücken die Entstehungszeit etwa von New Grange (Irland) ein volles Jahrtausend weiter in die Vergangenheit, ins fünfte Jahrtausend (v. Chr.) zurück (6). Daß das westliche Megalithikum irgendwie mit dem Kult der großen Mutter und mit einigen stärker mutterrechtlichen Zügen verknüpft war, scheint mir unzweifelhaft (7), ebenso mit dem Kult eines Himmelsgottes. Heute ist klar, daß das westliche Megalithikum lange vor den Pyramiden entstand, deren Vorbild, das Mastabagrab sehr wohl noch megalithische Erinnerungen bewahrt haben könnte. Auch im Ostmittelmeer findet sich Megalithisches, in Palästina, im Ostjordanland, in Arabien und im Kaukasus. Das westliche Megalithikum reicht noch in die Bronzezeit hinein und der Kultur der Glockenbecherleute parallel, die z.T. megalithische Gräber für Nachbestattungen benützten. Das indische Megalithikum, das eisenzeitlich bis rezent ist, war wohl besonders stark einerseits mit der Verehrung der großen Mutter verknüpft. Noch heute sind Dorfsteine der Mati geweiht, andrerseits, besonders bei den Nagastämmen Nordostindiens mit Verdienstfesten verbunden. Das naturvölkische Megalithikum, ebenfalls eisenzeitlich bis rezent, reicht über Indonesien weit ins Melanesische und Polynesische hinein (8). Aus der Verschiedenheit dreier geographischer Räume, die voneinander z.T. außerordentlich weit entfernt sind und aus dem gänzlich verschiedenen chronologischen Ansatz kann zwingend geschlossen werden, daß es kein einheitliches Megalithikum gab; für den westmediterranen Raum ist nach allem, was wir jetzt wissen können, eine Diffusion megalithischer Gedankengänge von West nach Ost anzunehmen. Sehr früh dürfte Malta erreicht worden sein, das eine Art sekundäres Zentrum darstellte, mit Beziehungen nach Sizilien und Nordafrika. Zieht man lange Zeiträume in Betracht, dann ergibt sich ein Hin und Her in unserem Raum, Bandkeramiker und Glockenbecherleute kamen von Osten her, vielleicht teilweise seefahrend, sonst entlang der Küste wandernd. Der Megalithisierung folgt die Neolithisierung, die aber die klassischen Elemente des Neolithischen - das keine plötzliche Revolution gewesen ist - in verschiedenen Weilen bringt; Ackerbau, Töpferei, Seßhaftigkeit kamen nicht en bloc. Wie in Jericho kann der ursprüngliche Ackerbau noch ohne Keramik existiert haben (9). Aus der Verschiedenheit der megalithischen Räume und Zeiten kann übrigens geschlossen werden, daß es keine einheitliche Megalithsprache gab, allenfalls im Westen einen kleinen megalithischen Wortschatz, der im Substrat verankert war und mit der Diffusion wanderte (l 0). 50 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Mit den Glockenbecherleuten, vielleicht aber schon mit den Bandkeramikern kamen vielleicht auch die kaukasischen Elemente im Baskischen und vielleicht im Sardischen mit (I 1). 5. Die Indogermanisierung des Westens Die Bandkeramiker waren noch keine Indogermanen, wohl aber entstand aus ihnen, aus Sondergruppierungen, spätestens im 5. vorchristlichen Jahrtausend, die Gruppe der frühen Indogermanen. Sie hatten keine völlig einheitliche Sprache, sondern eine Gruppe nahe verwandter Dialekte wurde durch politisch-militärisch-ökonomischen Druck vereinheitlicht (12). Für den Westen gilt, daß schon vorkeltische Gruppen über Frankreich nach der iberischen Halbinseln zogen. Wo immer die idg. Populationen entstanden - meiner Neigung nach in dem riesigen Raum zwischen Osteuropa, dem Schwarzen Meer, dem Kaukasus und dem Ural - im Raum des westmediterranen Substrats entstanden sie nicht. Diese frühe Indogermanisierung kann nur einen dünnen ethnischen Überzug über vorindg. Populationen gebildet haben. Einen Hinweis darauf gibt uns übrigens die alteuropäische Hydronomie im Sinne Hans Krahes; sie stellt ein Museum der Indogermanisierung dar, indem nämlich zahlreiche Wasserworte in Fluß- und Gewässernamen indogermanisiert wurden; die große Zahl dieser Gewässerworte, die man einer Einzelsprache nicht zubilligen kann, weist schon auf Übernahme hin, ebenso die Tatsache, daß der Vokal a außerordentlich häufig ist, was auf alte Lallworte deutet. Wenn sich auch ostindogermanische Beziehungen der Wasserworte nicht gänzlich ausschließen lassen, so ist doch ihre überwiegende Mehrzahl mittel- und westeuropäisch. Ein Teil allerdings ist schon gemeinidg., womit ich nicht meine, daß es ein völlig einheitliches Urindogermanisch je gegeben habe - dieses ist eine Konstruktion, indem sie sprachliche Erscheinungen aus ganz verschiedenen Zeiten und Räumen auf einen Zeithorizont projiziert (13). Man möchte annehmen, daß die ersten Indogermanen den Westen erreichten, als sich Hügel- und Urnengräberkulturen noch nicht herausgebildet hatten. Sie trafen schon in NW-Deutschland auf voridg. Spuren in Gewässernamen, vielleicht auch in einigen rheinischen Stammesnamen (14). In der alteurupäi:schen Hydronomie (15) haben wir erstarrte Reste der Indogermanisierung des Westens vor uns. Die vielen von Substratpopulationen übernommenen Wasserwörter wurden ins idg. System eingefügt, aber so früh, daß sie nicht als normale Appellative verwendet wurden, sondern nur mehr in Gewässernamen auftreten. Tovar will die gesamte alteuropäische Hydronomie 51 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 für nichtidg. (16) erklären, was aber wegen der östlichen Beziehungen nicht angeht; wohl aber ist ein bedeutender Teil dieser Wasserwörter aus dem Substrat übernommen worden. Ihre große Zahl beweist, daß es sich um zahlreiche Populationen gehandelt hat, die mehr oder weniger miteinander verwandt waren - um Populationen, die mehr oder weniger einheitlich waren, aber sicher auch isolierte Gruppen und Sprachen aufwiesen. Man kann sich diesen sprachlichen Zustand nach der Analogie der ostkaukasischen Sprachen vorstellen: zahlreiche kleine, kleinere und kleinste Sprachpopulationen, oft nur Dorfsprachen, isoliert, regionalisiert, mehr oder weniger vereinheitlicht. Eine noch trefendere Analogie bietet uns Neuguinea anHunderte von Sprachen und Dialekten auf relativ kleinem Raum, oft von Dorf zu Dorf nicht nur verschieden, sondern unverständlich, wenn auch meist von derselben Struktur. Wolfgang Schmid (17) hat gezeigt, daß es für diesen Wortschatz auch östliche Anknüpfungen gibt. Die baltischen Sprachen scheinen hier eine ver - mittelnde Rolle gespielt zu haben; so ist der ostpreußische Bachname Indus (bei Tilsit) vom litauischen Bachnamen Indura nicht zu trennen, der zu altind. "indu" = Tropfen gehört. Dazu stellen sich die Inde bei Jülich, die Innerste (aus Indrista) im Harz. Aber auch das alte Reimwort zu "indu" - altind. "sindhu" hat seinen mitteleuropäischen Gefährten, nämlich die Sinn, die zum Main fließt. Schmid (18) schließt auch noch ir. Shannon an. Dazu wäre noch der isolierte skythische (?) Volksnamen Sintoi/Sindoi zu stellen (19). Es könnte sich wie bei den Sintoi auf Lemnos um skythisierte Gruppen handeln. Dabei ist freilich zu bedenken, daß verschiedene Völker denselben Namen tragen können - ein bekanntes Beispiel sind die Veneter. überhaupt ist auf die Gefahr hinzuweisen, politische, kulturelle, administrative Bezeichnungen als ethnisch zu verstehen; ein Beispiel bietet die römische Provinz Illyricum, was eben nicht heißt, daß alle Bewohner ethnische Illyrer gewesen wären; ebenso wenig sind Namen wie Hunnen oder Skythen als ethnische Bezeichnungen aufzufassen. Ein kleiner Teil dieses Wortschatzes, der östliche und westliche Beziehungen hat, kann schon auf ein bandkerarnisches Substrat zurückgehen, wie etwa das alte Wasserwort, das im Namen des Don steckt. Dazu gehören sicher Danapris (Dnjepr) und Danastris (Dnjester), vielleicht auch der Name der Düna, der freilich große sprachliche Schwierigkeiten bietet. Aber sicher gehören dazu der schottische und nordenglische Don, der sich auch in der Bretagne findet, aber ebenso der kleine Donebach im Odenwald und die Donne in Württemberg. Durch diese indogermanisierten Wasserworte der alteuropäischen und gemeinidg. Hydronomie hindurch blicken wir auf das Trümmerfeld des westeuropäischen Substrats und dessen Indogermanisierung als erstarrtem Rest 52 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der ersten Begegnung - im Westen - idg. Gruppen mit nichtidg. Die trümmerhafte Vielfalt dieser weit mehr als hundert Wasserwörter spiegelt in der Erstarung der Überlieferung auch die trümmerhafte Vielfalt der zugrundeliegenden Substratpopulationen wider. Schwer erkennbare Reste finden sich aber auch in historischen Völkerschaften, den Iberern, Aquitanern, Ligurern, Etruskern, Pikten und, in noch lebenden Sprachen, im Irischen und im Baskischen. 6. Die Pikten Die Pikten - in Schottland siedelnd - waren ohne Zweifel in ihrem Kern ein Rest des voridg. Westeuropa und haben mit den Bewohnern des ganzen westeuropäischen Küstensaums und damit möglicherweise auch mit dem westlichen Megalithikum ein gemeinsames Substrat, eben das westmediterrane, besessen. Historisch treten sie uns nur mehr oder weniger idg. überschichtet entgegen. Beda Venerabilis (20) sagte, sie seien auf langen Schifen aus Skythien gekommen; dabei hätten sie sich auf dem ofenen Meer verirrt und wären zuerst in Irland gelandet. Dort hätte man ihnen die Aufnahme verweigert, sie aber auf Schottland verwiesen. Da sie nur wenige Frauen gehabt hätten, hätten sie sich welche von den Iren erbeten, was ihnen unter der Bedingung bewilligt wurde, daß die Thronfolge in weiblicher Linie zu erfolgen hätte; dies wurde von den Pikten auch eingehalten. Zu seiner Zeit, sagt Beda, sprach man auf der britischen und irischen Insel fünf Sprachen, nämlich Anglisch, Britisch ( die Sprache der überlebenden Kelten), Irisch, Lateinisch und Piktisch. Er weiß auch, daß die Vorfahren der Briten aus dem Süden kamen. Die piktische Herkunftslegende enthält in verzerrter und mißverständlicher Form brauchbare historische Hinweise. Dabei steht Skythien für ein unbekanntes Land - was man nicht unterbringen konnte, siedelte man in Skythien an, das ja für das antike Verständnis dem Beda noch verpflichtet ist, bis nahe an die Nordsee reichte. Zugleich soll mit der angeblichen Herkunft aus Skythien das Fremdartige der Pikten betont werden. Die Thronfolge in weiblicher Linie ist zweifellos ein mutterrechtlicher Zug und weist aufVoridg. hin. Dio Cassius (21) beschreibt die Pikten als halbwild, sehr abgehärtet und fremdartig. Sie praktizieren Weibergemeinschaft und ziehen alle Kinder auf. Das kann nur heißen, daß es bei den Pikten, im Gegensatz zu Römern und Griechen, keine Kindesaussetzung gab und natürlich keine Vaterschaftsfeststellung. Ihr karger Heimatboden trieb sie auch zur Seeräuberei; jedenfalls machten sie den Römern schwer zu schafen, die gegen sie ja den Trajans- und 53 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 den Hadrianswall erbauten. Die Caledonii / Caledones werden von Tacitus als nächstverwandte Stämme erwähnt (22). Im Namen der Caledonii dürfte das voridg. Wort "*kala" stecken, das vermutlich einen befestigten Platz bedeutete. Die Namen der Unterstämme - Dicaledones / Duecaledones, Vecturiones, Meates - tragen keltisches Gepräge. Aus all diesen Nachrichten kann der Schluß gezogen werden, daß Picti und Caledonii ursprünglich Nichtindogermanen waren, aber schon stark idg. überschichtet waren, als sie ins Licht der Geschichte treten. Ja von Caledonii wird sogar hervorgehoben, daß sie "germanischen" Typs seien, groß, blond, rothaarig (23). Ein Stamm namens Velabri wird erwähnt, dessen Name die nichtidg. Silbe -bri enthält wie der Name der spanischen Cantabri. Noch heute lassen sich im Typus der Bewohner des Hochlandes und der Inseln die zwei Typen gut unterscheiden - der rothaarige Schotte germanischkeltischen Typs und ein kleiner dunkler mediterraner Schlag, der als klein, dunkel, ja kraushaarig geschildert wird. 7. Das nichtidg. Substrat im Altirischen Auch die irischen Stammessagen enthalten, wenn auch stark entstellt und mißverstanden, historische Nachrichten von besonderer Bedeutung. In der Erinnerung waren verschiedene Stämme festgehalten, die nacheinander Irland betraten, so besonders eine frühe Schicht, Fir Bolg genannt. Wörtlich übersetzt heißt dies "Männer, Leute der Blase". Das Wort "bolg" selbst ist idg. und erhalten in unserem Worte "Blasebalg". Nach Pokornys einleuchtender Vermutung handelt es sich um eine eskimoide Vorbevölkerung, die sich von der "iberischen" deutlich unterscheidet (24), ja im Typus der heutigen Bevölkerung, besonders der gälischen Bereiche noch deutlich sichtbar ist: kleine, dunkelhäutige Leute, langschädelig, manchmal sogar mit schräg gestellten Augen. Die Fir Bolg waren die "Leute des Sackspeers", eine eindeutige eskimoische Erfindung - eine Harpune, mit einer großen Blase verbunden, sodaß der getroffene Seehund nicht tauchen konnte und der Speer, die Harpune nicht verloren gehen konnte. Die nichtidg. Vorbevölkerung nennt Pokorny meist "baskisch-hamitisch", wofür wir besser "proto-iberisch" oder "mediterran" einsetzen (25). Ein sprachliches Beispiel: Pokorny verweist auf altir. "boss", was "Hand" bedeutet; das Wort findet sich in baskisch "bost, bortz", im Baskischen "fünf', im Berberischen als "a-fus" - "Hand" und im gallolat. "*ambi-bosta" - "was man mit beidhändig hält". 54 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Das Substrat ist meist nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell; dabei ist zu beachten, daß ein Substrat aufgrund kultureller und sozialer Faktoren durch lange Zeit nur im Untergrund sein Leben fristen kann und erst spät durch Umwälzungen sozialer Art hervortritt: Ältestes kann sehr spät erst belegt werden. Die von Nordafrika herkommenden Mediterranen bringen das nordafrikanische Langhornrind mit, von dem sowohl das Hereford-Rind wie auch das schottische Langhornrind bstammen. Der irische Wolfshund - eine der größten und schwersten Hunderassen - entstammt einer Kreuzung zwischen dem altmediteranen Windhund und einem Wolfsabkommen. Auch das iberische Hausschwein lebt im Cornwall-Schwein noch fort. Aber auch düstere Bräuche leben fort. So hatten die alten Iren den barbarischen Brauch, die Leichen verstorbener Verwandter zu essen (26), um sich deren Lebenskraft anzueignen (27), Zu den eigentlichen Bräuchen gehört das Männerkindbett, die sogenannte Couvade: die Frau begann sofort nach der Geburt mit der täglichen Arbeit, während der Ehemann das Gebaren der Wöchnerin nachahmte, sich pflegen ließ etc. P.W. Schmidt meinte (28) daß der Ausdruck Männerkindbett irreführend sei, denn der Mann ahme nicht den Geburtsakt nach, sondern übe auf diese Weise magisch bewirkte Fürsorge aus. Die ältere - hier wohl zutrefendere Meinung - will hingegen in der Couvade einen Akt der Aneignung sehen, da ja dem Mann in einer mutterrechtlichen Gesellschaft kein Anteil an seinem Kinde zustehe (29). Die Couvade fand sich bei vielen Völkern und Gruppen, in Korsika, bei dem altkleinasiatischen Stamm der Tibarener, auf den Banks-Inseln (Melanesien), auf den Neuen Hebriden, in Indien, auf den Salomonen, bei den Uitoto am Orteguasa (einem Nebenfluß des Amazonas). Daß die Nachahmung des Geburtsaktes mindestens bei einem Teil der in Frage stehenden Völker beabsichtigt war, lehrt das Beispiel der Totora, eines peruanischen Stammes. Hier ging der Mann mit verbundenem Kopf zu Bett und spielte die Wehen vier Tage lang, während ihn seine Frau, ungeachtet der Tatsache, daß sie eben erst geboren hat, zu pflegen hatte (30). Bei den Kariben Britsh-Guayans hingegen hielten Frau und Mann gemeinsam und gleichzeitig die Couvade (31). Besonders wichtig ist für unseren Zusammenhang die Bemerkung Strabos über die alten Iberer (32) wonach sich die Frauen nach der Geburt sofort wieder dem Ackerbau widmeten und ihre Männer zu Bett schickten. Im Raum des westlichen Substrats ist die Couvade entschieden häufiger zu belegen als im 55 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 östlichen Bereich; immerhin haben wir in Kleinasien die schon erwähnten Tibarener (33), die an der Südküste siedelten und vielleicht sogar versprengte Skythen waren. Die Couvade gehört zu den sogenannten "rites de passage", den Übergangsriten. Während solcher Übergänge, wie dies ein Geburtsakt ist, sind die Beteiligten besonders dämonengefährdet; in der Couvade zieht der Mann diese Bedrohung auf sich und wendet sie von Mutter und Kind ab (34). In der Couvade der Tibarener erhielt sich wohl Brauchtum des nichtidg. Substrats, wie man es wohl auch von der Kopfjagd der Skythen und der alten Gallier annehmen kann (35). Mit spontaner Entstehung ist allerdings zu rechnen, Spuren von Kopfjagd oder Reste eines Schädelkults bei den Langobarden, die das freilich von einem fortlebenden keltischen Substrat übernommen haben könnten. Vom Sprachlichen her gesehen, enthält das Altirische zweifellos Spuren einer nichtidg. Substratschicht. Pokornys Bezeichnung als "hamitisch" entspricht den Aufassungen seiner Zeit; statt berberisch-hamitisch sagen wir besser westmediterran und drücken damit die Vorstellung aus, daß dem Altirischen und dem Berberischen ein gemeinsames Substrat zugrundelagen. Pokorny findet, daß das Altirische sich einem agglutinierenden Typ nähere, als ob die Berbersprachen im Sinne jener heute etwas veralteten Terminologie "agglutinierend" wären wie das Baskische. Zur Typologie ist kritisch zu sagen, daß es überhaupt keine "reinen" Sprachen gibt, die also nur einer einzigen Erscheinigungsform zugewiesen werden können - auch im Strukturellen und Morphologischen gibt es Entlehnungen, Substratisches. Besonders aufallend ist im Irischen die Inkorporation des besitzanzeigenden Fürwortes, das also als Infix auftritt. Zwischen dem iberischen und dem keltischen Raum gibt es zweifellos alte Beziehungen - so haben wir den Silurus Mons (36) in der Sierra Nevada, der vom Stamm der Silures/Siluri (3 7) wohl nicht zu trennen ist. Die Aquitaner, eine Konföderation iberisch-baskisch gemischter Stämme - etwa das heutige Südwestfrankreich von der Garonne bis zu den Pyrenäen umfassend, hatten einen Kriegsgott Neto (38), der sprachlich sehr gut dem altirischen Kriegsgott Neith/Ned entspricht. Das altirische benn = Horn, das keine brauchbare idg. Etymologie besitzt, erscheint im alten Namen des Gardasees, des Lacus Ben(n)acus; das bezieht sich klärlich auf die Halbinsel Sirmione, die wie ein Horn nach Norden in den See ragt. Die Beziehung läßt sich am besten durch ein altes Substrat erklären, das im Ligurischen stecken dürfte. Aber auch der andere Name der Halbinsel - antik Sirmio - hat weitere 56 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Beziehungen und verbindet mit dem illyrischen Sirmium an der Save, das auch keine idg. Grundlage zu haben scheint. Ein anderes Substrat für Horn ist altir. adarc, das im gallischen adarca, im baskischen adar erscheint. Das baskische aran = Tal hat seine genaue Entsprechung im kymrischen (walisischen) aran, das Feld bedeutet. Der Wechsel der Bedeutung von Tal zu Feld erklärt sich leicht: nur Tallagen waren die ursprünglichen landwirtschaftlichen Nutzflächen. 9. Die Druiden wahrscheinliche Erben des voridg. Substrats Mit den Druiden betreten wir ein sehr umstrittenes Gebiet, auf dem sich schon seit Jahrhunderten Phantasten und Scharlatane getummelt haben. Seit der Renaissance, besonders aber seit der Aufklärung, bestand in Frankreich und England die Tendenz alles Vorgeschichtliche als druidisch zu erklären, wozu sich ganz besonders Stonehenge eignete. Die keltische Ursprungssage will wissen (39), daß die Druiden sich selbst für autochthon hielten und sich von den Einwanderern, den frühen Kelten absetzten. Die Gallier betrachteten die britische Insel als den Hauptsitz und Ursprung des Druidentums (40). Von der britischen Insel aus sei es nach Süden gebracht worden. Das Wort Druiden - Caesar schreibt Druides, Pomponius Meta Druidae, das Lexikon der Suda hat Druidai (41). Die modernen keltischen Formen des Wortes sind walisisch derwyddh, gälisch druidh/draoth. Schon Diefenbach ( 42) stellte das Wort zum idg. Namen der Eiche, walisisch und gälisch daur, bretonisch derf/der6; dieses entspricht dem griech. drys, dem got. triu, unserer Nachsilbe der/ter in Baumnamen: Flieder, Wacholder, Heister, Rüster. Das Wort ist als Kompositum aufzufassen, wörtlich etwa "Eichen-Wissender", d.h. jemand, der sein Wissen einem heiligen Orakelbaum verdankt. Das ist gewiß genauer zu analysieren; es ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß hier Eiche eine ganz spezielle Bedeutung hatte; daß das Wort, das ursprünglich jeden Baum bezeichnete, einfach einen heiligen Baum schlechthin bezeichnete, daß wir also einer hermetischen Wortsymbolik begegnen (43). Guyonvarch folgend, könnte man dann etwa "Eichenorakelpriester" oder "Priester, Initiierter des heiligen Baumes" übersetzen. Ferner ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß es sich um die Übersetzung oder volksetymologische Umbildung eines nichtidg. Ausdrucks handeln könnte. Die Druiden waren im römischen Reich neben den Christen die einzige Religionsgemeinschaft, die direkt verfolgt wurde; den Römern schienen sie nicht religiös, sondern politisch gefährlich - eine Interpretation, die ja auch bei der Verfolgung der Christen eine Rolle spielte. 57 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die Römer, wohl weitgehend vom Urteil Caesars abhängig, müssen die Druiden als politisch besonders gefährlich empfunden haben, als die eigentliche Führung der gallischen und britischen Völkerschaften. Sie standen einer Kaste gegenüber, die ihr gesamtes Wissen in jahrzehntelanger Schulung auswendig bewahrte, ohne schriftliche Aufzeichnungen, obwohl die Idee der Schrift mit Sicherheit, von Massilia und Iberien ausstrahlend, gegeben sein mußte. Auch waren natürlich die häufigen Menschenopfer durch die Druiden ein willkommener Anlaß des Abscheus, obgleich die Römer ja selbst gelegentlich Menschenopfer brachten. Ihren Landsleuten galten sie sicher als die Eingeweihten und Wissenden, allein mit dem Rüstzeug ausgestattet, mit Göttern und Dämonen umzugehen. Im Besonderen waren sie durch den Glauben an die Wiedergeburt gekennzeichnet, die nebenbei bemerkt auch als Motivation furchtloser Todesverachtung dienen konnte. Römer und Griechen konnten sich eine solche Idee nur als Einwirkung des Pythagoreismus erklären und daran mag sogar etwas Wahres sein, denn von Massilia aus muß so manches Griechische nach Norden ins Keltisch-Ligurische ausgestrahlt sein. Ja man dachte sogar an indischen Einfluß, den man in jenen merkwürdigen Statuetten bestätigt fand, die einen in Buddhahaltung sitzenden Gott darstellen. Wir haben etwa dreißig Beispiele davon, die meisten aus dem Osten des mittleren Galliens. Ein besonders merkwürdiges Beispiel ist eine weibliche Statuete im Britischen Museum, die sogar ein Hirschgeweih trägt ( 44). Ganz verschiedene Gottheiten haben diese Stellung, die man vielleicht besser als einen modifizierten Hocker bezeichnen könnte. Weder griechische noch indische Einflüsse muß man in diesen Hockern erkennen, sondern das Fortleben sehr altertümlicher Sitzweisen; Hocken statt Sitzen. Pokorny ( 45) möchte in den Druiden völlig Nichtindogermanisches erkennen; er bringt sie mit seiner (etwas hypothetischen) eskimoiden Urbevölkerung zusammen, die den Sackspeer und das Lederboot - coracle - in ihrer Ausstattung aufweisen. Das würde die Druiden in die Nähe von Schamanen und Stammeszauberern rücken. Weit eher aber leben in den Druiden teilweise voridg. Sichtweisen und Riten fort. Als aber die Römer Gallien erobert hatten und auf der britannischen Insel vordrangen, fanden sie die Kaste der Druiden als eine mächtige Priesterschaft vor, die auch über politische Macht verfügte. Caesar schildert dies, z. T. auf Poseidonios zurückgehend, auf dessen verschollenes Werk "Über den Ozean", die Druiden recht ausführlich, vielleicht etwas übertreibend, um ihre Macht besonders hervorzuheben - was Caesars Sieg dann eben um so großartiger macht. Vor allen Dingen wurde durch Caesars Schilderung die Notwendigkeit sie zu bekämpfen und zu vernichten bewiesen. Es ist 58 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 anzunehmen, daß die Ursprünge des Druidentums in den "gutuatri" zu suchen sind, der Kaste der Seher und Orakelpriester, wobei das ursprünglich nichtidg. Element stark idg. überformt wurde. Überhaupt ist mit starker Umformung nichtidg. Elemente überall dort zu rechnen, wo sich idg. Gruppen über ältere voridg. Gruppen legten. So erscheinen Druidentum, die apa-Namen, die andrNamen, ein Teil der idg.-voridg. Hydronomie als museale Reste der Indogermanisierung. Ebenso weist die Erwähnung weiblicher Druiden, die in Parallele zu den germanischen Wala-Figuren zu stellen sind, aufVoridg. -Mutterrechtliches hin, selbst in dem eingeschränkten Sinn, den eine kritische Betrachtung der Postulate Bachofens diesen noch zugestehen kann. Eine Druidin soll Diokletian ermahnt haben, nicht geizig oder gierig zu sein ( 46). Ein Reflex dieser Druidinnen zeigt sich in den Nachrichten über die jungfräulichen Priesterinnen der Insel Sena an der französischen Atlantikküste; diese wurden Gallisenas genannt (47). Sie können Stürme erregen-wie unsere Hexen - sich in andere Wesen verwandeln, in die Zukunft schauen, aber dies nur für Seefahrer, die sie eigens befragen ( 48). Es wird sich um Besessenheitspriesterinnen gehandelt haben, ähnlich jenen Priesterinnen vom Stamme der Samnites, die auf einer Insel vor der LoireMündung wohnten und von "Dionysos" besessen wurden - natürlich einem keltischen ekstatischen Gott in der interpretatio graeca vel romana. Jährlich mußte einmal aus uns unbekannten Gründen der Tempel abgedeckt und innerhalb eines Tages neu gedeckt werden. Die Frau, die dabei Stroh fallen ließ, wurde von ihren Mitschwestern zerrissen ( 49). Das könnte darauf zurückgehen, daß der vollständige, bedachte Tempel als besonders numinos betrachtet wurde; wer sich daran versündigt - indem er die Arbeit durch Ungeschick aufhielt, wurde bestraft. 10. Die Sarden und Sardinien Neben den Basken bewahrte Sardinien am stärksten Vorindogermanisches. Die westlichen Mittelmeerinseln, die Balearen, aber auch Sardinien, Korsika, Sizilien, Malta, Pantelleria, zeigen deutliche Spuren des voridg. Substrats. Am deutlichsten zeigt es sich auf Malta in archäologischer, auf Sardinien in archäologischer, kultureller und sprachlicher Hinsicht. Das Sardische bewahrte in seinen drei Hauptdialekten besonders altertümliche Züge. Dieses voridg. Substrat ist natürlich keine einheitliche Größe; lassen wir alles Indogermanische weg, haben wir nicht einfach das Substrat, die Substratsprache vor uns, sondern das Ergebnis vieler Überschichtungen und Verflechtungen, an denen das lberi- 59 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehe, Ligurische, Megalithische, Proto-Baskische, die Sprache der Glockenbecherleute (falls einheitlich) beteiligt waren. Auf Sardinien ist die Zeit vor dem Bau der Nuraghen, also das 4.-3. vorchristliche Jahrtausend megalithisch bestimmt. Ihre Denkmäler sind Iberien, Südfrankreich, aber auch vielleicht Nordafrika anzuschließen; darauf deutet die alte Überlieferung hin, daß die Iberer Sardiniens aus Nordafrika gekommen seien. Die vomuraghische Zeit weist viele Denkmäler auf ( 50). Zu den Leitfunden gehört die Cardium-Keramik, die sich ums ganze Mittelmeer verfolgen läßt. Aber auch das frühe Neolithikum, das sich mit der Nuraghenzeit teilweise überschneidet, hat zahlreiche Analogien außerhalb Sardiniens, so in Pienza (bei Siena), auf der Insel Pianosa, auf Elba (51). Mit den frühneolithischen Gruppen treten auch die Glockenbecherleute auf, die sowohl mit Iberien wie mit dem Kaukasus Verbindung haben. Ihr kaukasischer Bezug lebt ofenbar im Baskischen fort. Die Glockenbecherleute - die sich archäologisch scharf von anderen Gruppen abheben, scheinen ursprünglich aus dem kaukasischen Raum gekommen zu sein; sie zogen später wieder in östlicher Richtung weiter, bis nach Südpolen und Niederösterreich, ofenbar als eine Gruppe wandernder Händler und Schmiede. Ihr spezieller Totendienst bestand ofenbar aus einem Trinkgelage, das eine jenseitige Mahlzeit widerspiegelte; dem dienten die Becher, nach denen sie heißen. Sie verklammern gewissermaßen Megalithisches und Neolithisches. Einige sardische Wörter analysiert: Im sardischen Wortstamm "manzu" = junges Rind, Färse, Kuh, die noch nicht gekalbt hat, finden wir einen Wortstamm, der sowohl westliche wie östliche Verbindungen hat (52). Walde-Pokorny vereinigen aber unter dieser Wurzel Wörter, die gewiß nicht zusammengehören, vom löblichen Bestreben getrieben, möglichst viel an idg. Etymologien zu retten. So rekonstruieren sie eine m.E. unmögliche Wurzel "*amnd-11, die säugen bedeutet hätte. Sicher zu unserem Wortstamm gehören mittelrheinfrk. "Menzel" = junger Stier, tirol. "menze" = junge Kuh. Nicht aber gr. 11mast6s11 Brust, wohl aber hingegen bask. "mando11 Maultier. Der Wortstamm bezeichnet einfach ein junges Haustier; die Beziehung zu alban. "mas" = männliches Füllen geht hingegen eher über den Wortstamm, zu dem lat. "masculinus" gehört. Das sard. "m6goro" = Hügel entspricht genau dem Namen eines Hügels bei Huesca in Spanien, Mocor6n. Unstreitig aber sind die Beziehungen zum gr. "rnagula" = Hügel, das rumänische und slawische Beziehungen besitzt und durch Entlehnung aus der slawischen Sprache auch in unserem II Mugel II fortlebt (vgl. den Namen des illyrischen Grabhügels Großmugel in NÖ) (53). Wir begegnen natürlich auch Verbindungen zwischen idg. Wortstämmen 60 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 und nichtidg. Bildungselementen. Hubschmid führt als Beispiel etwa sard. "salippa" an, das feines Salz bedeutet - vom idg. *sal-, das einmal schmutzige Beimengung bedeutet haben muß. Hier ist -ipp- als nichtidg. Nachsilbe aufzufassen. In diesem Zusammenhang sei auf den Namen der Schildkröte im Spanischen, galapago hingewiesen, worin sich ein ganzer Komplex etymologischer Schwierigkeiten und Probleme verbirgt. Der Name der Schildkröte hat in verschiedenen Sprachen durch Tabuvorstellungen Entstellungen erlitten oder es gibt ausweichende Bezeichnungen, die, wie in rumän. "tartaruga" auf alte mythologische Elemente verweisen: die Schildkröte als unterirdisches Tier, das in der Tiefe die Welt trägt. Wir begegnen in unserem Zusammenhang mehreren ähnlichen, anklingenden Wörtern, die Schale oder Gefäß bedeutet - naheliegend bei der Form des Panzers der Schildkröte. So haben wir frz. "escalope" mit dem romanischen e-Vorschlag vor s, das seinerseits dem altmediterranen s-Vorschlag entstammt (54). Es lieferte das engl. Wort "scallop/scolopp". Das frz. Wort entstammt seinerseits dem niederdeutschen "schelp, schulpe, schulp", eine Muschel. Ein altes Wort für Schale, frz. "chaloupe", dem wir wiederum unser "Schaluppe" verdanken, was ein kleines schlechtes Boot bedeutet. Bezeichnungen für Schif und Gefäß laufen beständig durcheinander. Die gaskognische Nebenform "falop" gehört trotz des schwierig zu deutenden Anlauts (andere Phonetisierung des Reibegeräusches oder Analogie ?) sicher zu unserem Wortstamm. Hubschmid rekonstruiert "kaluppa" und als Weiterung dazu "*kalapako" als Grundlage für span. "galapago". Aber auch das span. "carapacho" = Muschelschale, Schildpatt dürfte hierher gehören und vielleicht einer anderen Substratschichte entstammen. Die Nuraghen tragen einen alten Namen, der von einem alten Wort für Felsnase oder Steinhaufen abzuleiten ist, das "*murru" oder "*nurru" gelautet haben muß und in zahlreichen Ortsnamen fortlebt,ja sogar als sardischer Familienname erscheint. Der größte Nuraghenkomplex Sardiniens, Losa bei Abbasante, trägt seinerseits einen weiteren Stein-namen, denn losa ist ein westmediterranes Wort für Steinplatte, das noch im Namen Laussels, dem paläolithischen Kultort, im Namen Lausannes und im tirol. Laas erscheint. Zum Wort Nuraghe gehört natürlich der Name des mythischen Gründers Norax (oder Nyrax) (55). Pausanias (56) erklärt die Stadt für die älteste Stadt Sardiniens und erklärt Norax (57) für einen Iberer, Sohn des Hermes und der Erytheia, in welch letzterem Namen sich eine Verbindung nach Westen abzeichnet. Aber auch Nura, der alte Name Menorcas und möglicherweise auch 61 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der Name des Königreiches und späteren Provinz Noricum dürften hierher zu stellen sein (58). Der ursprüngliche Name Sardiniens war Sard6, woraus Sardonion entstand; der lateinische Name Sardinia zeigt etruskische Vermittlung. Die ersten Siedler kamen aus Afrika und waren so etwas wie Proto-Iberer. Die Sarden sind mit großer Wahrscheinlichkeit mit den Schardana der Seevölker (59) gleichzusetzen und damit ist gesagt, daß sie schon lange im Mittelmeerraum saßen. Die Schardana treten schon unter Amenophis (1413 1358) als Söldner auf. Die Schardana, aber auch die Turscha und Schekelesch (Etrusker, Sizilier) zogen sich nach dem Scheitern der Invasion (60) wieder in ihre westlichen Sitze zurück. Unter den Seevölkern dürften sich auch idg. Splittergruppen befunden haben, so die Philister, die vielleicht den späteren Illyriern nahestanden. Sie sind aber, durch die Ägypter an der südpalästinensischen Küste angesiedelt und in einem Fünf-Städte-Bund vereinigt, rasch semitisiert worden. Die erste See- oder Nordvölker-Invasion fand unter dem Pharao Mernephta statt (1243 - 1220, 18. Dynastie) und die zweite zur Zeit Ramses III. (1195 - 1164, 19. Dynastie). Die erste Invasion - eine Koalitation von Völkern verschiedener Herkunft aus balkanischen, kleinasiatischen und mediterranen Herkunftsräwnen - umfaßte Libyer, Ekwesch (= Ahhi jawascha = Achäer), Teresch (Turscha = Etrusker), Lukka (= Lykier), Seherden (Schardana Sarden) und Schekelesch (Siculi), die zweite Invasion umfaßte Peleset (Philister), Tjejer (Teukroi), Schekelesch, Denyen (Danuna = Danaoi); ein Teil dieser Völker ging in die griechische Ethnogenese ein (Achäer, ein Teil der Danaoi, die Teukroi). Die Gleichsetzungen sind im allgemeinen gut begründet, dennoch gibt es Gegenstimmen (61). Reste und Abkömlinge der Seevölker gehen in die Ethnogenese einer Reihe mediterraner Völkerschaften ein. Die Teresch/furuscha - griechisiert Tyrsenoi - bilden den Kern der späteren Etrusker; diese überschichten eine idg. Schicht - Villanova-Kultur - und tragen so auch zur Ethnogenese der italischen Völker bei, die sich auf italischem Boden konstituieren und so schließlich zur Ethnogenese Roms. Schekelesch und Schardana besetzen die nach ihnen benannten Inseln, wobei Korsika dem sardischen Raum zuzuordnen ist. Dort finden sie eine afrikanisch-iberisch-libysche Vorbevölkerung vor, die ihnen möglicherweise ohnedies nahe verwandt war. Die Ekwesch-Ahhi jawascha (letzteres die hethitische Bezeichnung) endlich sind ein frühgriechischer Stamm, der älteste griechische Stammesschub, der aus dem Balkan kam und den Kern der mykenischen Griechen bildete, der Arkadier und Kyprier. Mit einem viel später nachrückenden Stamm, den Dorern, die stark illyrisch untermischt waren, 62 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 beginnt die eigentliche griechische Ethnogenese, die für uns faßbar ist; dabei sprach die dorische Propaganda, die sich in Mythen und Legenden niederschlug, von einer Rückkehr der Herakliden, um die eroberten Gebiete als altnationalen Besitz zu deklarieren. 11. Einige Einzelprobleme zur Problematik a) Das apa-Problem Man hatte schon lange beobachtet, daß es im nordwestdeutschen Raum zahlreiche Flußnamen gibt, die das Element apa- enthalten, das unzweifelhaft "Fluß/Wasser" bedeutet. Man hielt dies ursprünglich für keltisch, ohne daran zu denken, daß im Kontinetalkeltischen das p des Anfangs wegfiel und des Inlauts zweifelhaft war (vgl. Sequana). In den germanischen Abkömmlingen dieser Wortklasse erschien das p sowohl unverschoben wie verschoben, woraus auf beträchtliche Zeiträume und verschiedene Zeiten der Einwanderung geschlossen werden muß; dabei ergibt sich auch, daß Nordwestdeutschland kein ursprünglicher germanischer Siedlungsraum gewesen sein kann. Eine Alpe (aus *Arapa, mit Übergang vom r zu 1, ein häufiger Vorgang) fließt zur Aller (gleichfalls ein vorgerman. Name der alteuropäischen Hydronomie). Eine "Alpfen" gibt es im Badischen bei Waldshut, die früher als "Alofa" erscheint. Die Erft, aus der Eifel kommend und bei Neuß in den Rhein fallend, hieß einst "Arnefa" und geht also auf eine * Arnapa zurück. Esepe im Emsland entstand aus * Asapa wie die Aspe bei Lippstadt. Mit Franz Kuhn ( 62) kann man sagen, daß alle diese Namen insgesamt vorgermanisch und vorkeltisch sind und darunter verbirgt sich sicherlich Voridg., das ins Idg. einbezogen wurde. Mithin ist hier mit Ausläufern des westmediterranen Substrats bis in den nordwestdeutschen Raum zu rechnen. Dies dürfte im Kern der megalithischen Difusion an den Westküsten Europas entsprechen. Nun aber haben zahlreiche dieser Namen östliche, besonders baltische Entsprechungen. Schon altpreußisch erscheint "ape" als einfacher Simplex, "Wasser, Fluß" bedeutend. Hierher gehören die vielen Fluß- und daraus folgend Ortsnamen vom Typus Laukappen, Ardappen, Angerapp, Goldap, Santoppen etc. Daneben gibt es die ablautende Form "upe", die besonders, auch als selbständiges Wort im Litauischen erscheint: Upe, Upelis. Einige Prozent dieser Ortsnamen können nicht an idg. Wurzeln angeschlossen werden; man wird also sowohl mit idg. Grundbestand wie Volksetymologien nichtidg. Stämme und klar voridg. Wurzeln rechnen müssen (63). *apa paßt rein phonetisch gut ins 63 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 System der idg. Hydronomie, das ja zum guten Teil aus zweisilbigen Wurzeln mit der Vokalqualität a bestehen. Das Verhältnis von *apa zu *akua könnte auch auf einem zufälligen Gleichklang beruhen und man faßte *apa als Variante von *akua auf. b) Das -andr-Problem Richard Henning hat auf dieses Problem aufmerksam gemacht und gezeigt, daß in geographisch getrennten Räumen Fluß- und Ortsnamen zu finden sind, die das Suffix -andr- enthalten (64). Die Bereiche sind: der deutsch-holländisch- französische, der französisch-spanische, der nordbalkanische und der kleinasiatische. Im flämischen und westfälischen Bereich wurde die Nachsilbe meist zu -dorn oder -dem umgebildet. Dabei gehen Fluß- und Ortsnamen durcheinander. So haben wir Geseldom bei Münster, die Merendra (Merendre) bei Gent. Gelegentlich finden sich stimmlose Formen wie in Deventer (aus *Davantria); unweit davon Hellendoorn. Bei Barmen Callendoorn mit unverschobenem Grundwort. Das weist darauf hin, daß dieser Bereich Nordwestdeutschlands und Hollands ursprünglich nicht germanisch besiedelt war, sodaß die Verschiebung von k zu ch/h unterblieb. Ein stärker korrumpiertes Gegenbeispiel ist Kaidern bei Marburg a/Lahn (zuerst als Villa Calantra). In Frankreich fließt die Solondre bei Montpellier; dreimal erscheint der Flußname Simandre (Isere, Ain, Saone). Bekannt ist Santander an der spanischen Nordküste, der sicher mit dem Namen des kleinen Volksstammes der Santones am Unterlauf der Garonne zusammenhängt; die Santones dürften keine Kelten, sondern Aquitaner gewesen sein, also Nichtidg. (Holder hält sie für Indogermanen). Entsprechende Namen finden sich in Kleinasien, nicht aber in Griechenland. Bekannt ist der Flußname Maiandros. Im nördlichen Balkan haben wir Semendria - mit dem frz. Simandre wohl identisch; in Unteritalien nennen wir das kalabrische Chalandrus, das dem fuldaischen Calantra genau entspricht. Bei Tarent fließt der kleine Fluß Akelandros. In Kleinasien haben wir Sonderformen der Nachsilbe ohne und mit r: die Insel Telendos/Telendria (Lykien), der Ort Tymandos/Tymandria in Pisidicn. Bemerkenswert ist, daß das Sufix auch als selbständiges Wort erscheinen kann: der Insel Andros in der Ägäis entspricht die Insel Antros (65) in der Mündung der Garonne: man könnte eine Grundbedeutung "wasserumtlossenes Land" vermuten. Aber auch die Sippe von Calandra/Hollendorn enthält ein Simplex, das selbständig auftreten kann, nämlich *Cala/Cale, das wir im kampanischen Ort Cale und in Partus Cale an der Atlantikküste wiederfinden, aus dem ja der 64 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Name Portugals entstand. Dazu gehören das bithynische Cales und der nur in Kärnten und Steiermark aufrömischen Grabsteinen belegte Name Calendinus, falls er nicht zu Calendae gehört. Die enge geographische Eingrenzung weist eher auf ein nichtidg. Substrat im Norischen hin. Henning möchte in diesen Namen ein Indiz für prähistorische Handelswege sehen, die von der Ägäis ausgehend über Massilia nach Norden und Nordwesten führten und zur Besiedelung anregten, So sei insbesondere der Wortstam *cala - den Henning für idg. hält - verbreitet worden. Dieses stellt er zu lat. calare, gr. kallein "rufen" und konstruiert daraus die Bedeutung "Versammlungsplatz". Calare entspricht Jautgesetzlich dem ahd. challon/halon (heute holen). Weit eher könnte an einen Zusammenhang mit dem altnord. "hallr" = Stein, Klippe gedacht werden, das vermutlich voridg. ist. Danach könnte eher an eine Bedeutung "befestigter Platz" gedacht werden und man dürfte an das lusitanische Cale denken, das sicher voridg. ist. Vermutlich laufen hier mehrere gleichlautende oder ähnliche Stämme idg. und voridg. Herkunft durcheinander. Ganz ungeklärt bleibt das Verhältnis zu türkisch-arab. kala/ kale = Festung. c. Das Problem des Namens der Themse Das Problem wurde gewählt, um die Schwierigkeiten und komplexen Verflechtungen zu zeigen, die in unserem Problembereich statthaben (66). Ausgangspunkt ist die uns bekannte Themse, die ihr h nur gelehrter Spielerei verdankt, während die etymologisch richtige Aussprache ohne Reibelaut bis heute geblieben ist. Der Name erscheint in verschiedenen Formen (67). Caesar schreibt Tamesis, Tacitus Tamesa ( 68), später schreibt er aber auch Tamesis. Übrigens hatte die Themse auch eine deutsche, lautgesetzlich verschobene Form, nämlich Zamese oder Zemse. Im Gebiet der kornischen Zinngruben fließt die Tarnar, die ihr zweites a ebenfalls gelehrter Spielerei verdankt, weil man darin nämlich das phönizische Wort "tamar" = die Palme erblickte und den Flußnamen als Beweis der phönizischen Abstammung der Cornwall-Leute benützte. In Nordspanien gibt es eine Tambre, mit sekundärem b, als Sproßlaut nach m. Im Kampanischen fließt der Ta.mero, in der Antike Ta.marus, mit Rhotazismus wie der belgische Fluß Demer. In Y orkshire und Stafordshire fließen drei Flüsse namens Tarne, die offenbar das reine Grundwort ohne Nachsilbe - isa enthalten. Im westlichen Wales fließt die Taf ( mit Übergang von m zu t), im östlichen die Taff. Ein Nebenfluß der Tarnar ist die Tavy - ofensichtlich eine Verkleinerung des Grundwortes: 65 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 die kleine Tarnar. Das altertümliche ostfriesische Wort "tjamme" = kleiner Fluß und ein Fluß Ostfrieslands heißt sogar so: Tjamminge. Förster meint, daß hinter Themse die idg. Wurzel *tarn- stünde, die "dunkel" bedeutet; aber es scheint eher so zu sein, daß ein voridg. Wort ins Idg. übernommen und dem idg. System angepaßt wurde. 12. Die Rolle der Basken Ihre Sprache stellt eine Art Museum des Voridg. dar, besonders in dem kleinen, aber wesentlichen Teil des Wortschatzes, der nicht auf Entlehnung beruht. Am Baskischen können Probleme der Sprachwissenschaft studiert wer - den, z.B. das Problem der Mischsprache. Für das Baskische gilt, daß es dennoch nicht als Mischsprache im vollen Sinne des Wortes gelten kann, weil eine "echte" Mischsprache auch die Übernahme wesentlicher Strukturelemente einer anderen Sprache mit einschließt; im Baskischen aber sind alle wesentlichen Strukturelemente nichtidg. Ein Hauptproblem ist natürlich das Problem seiner möglichen Verwandtschaftsbeziehungen, womit zugleich das Problem der Ethnogenese gesetzt ist (69). Hier kann nur eine knappe Zusammenfassung gegeben werden. Am nichtidg. und isolierten Charakter des Baskischen kann kein vernünftiger Zweifel bestehen. Es ist aber auch nicht einfach eine fortlebende Megalithsprache oder gar einfach das fortlebende westmediterrane Substrat, sondern es enthält unter anderen Elementen Reste davon (70). Ebensowenig ist das Baskische einfach fortlebendes Iberisch oder etwa ein Zweig des Berberischen. Es ist ein sprachlicher Kern vorauszusetzen, der lange vor den Substratsprachen des mediterranen Raumes liegt, um den sich mehrere Sprachschichten sozusagen anreichern. Besonders Proto-Iberisches, das wohl nahe verwandt einem vorauszusetzen Proto-Berberischen war; erst dieser Komplex wurde durch eine mediterrane Sprachschicht überformt, die ihrerseits Beziehungen zum Kaukasischen gehabt haben muß, genauer: zum Westkaukasischen. Dieses proto-iberische Substrat, das auch in den hamitischen Sprachen und hier besonders im Berberischen enthalten sein muß, war einst die ganze europäische Westküste verbreitet und von einem mediterranen Volkstum getragen - einer kleinwüchsigen dunkelhaarigen Bevölkerung, die man nicht immer in Spuren an diesen Küsten antrefen kann. Das Baskische stammt also keinesfalls von einem Berbersubstrat ab, sondern Baskisch wie Berberisch enthalten dasselbe Substrat, das seinerseits in 66 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zwei Schichten auftrat: Proto-Iberisch und Proto-Berberisch (71). Schon Georg v. d. Gabelentz (72) - dessen sprachwissenschaftliche Gedanken z.T. noch nicht überholt sind - hielt das Baskische für eine "entartete" Sprache hamitischen Ursprungs (73). Man sieht wie hier v. d. Gabelentz wie auch seinerzeit W ölfel mit neuen Begrifen ringt, aber nicht über das neuere Begriffsvokabular verfügt wie Mischsprache, Sprachpopulation, Substrat, Konvergenz etc .. V. d. Gabelentz wertet noch die Sprachen - eine "Sünde" des 19. Jahrhunderts. Gabelentz' Gleichungen, die auf den Dialekten von Guiputcoa, Niedemavarra und Labourde beruhen, sind z.T. überzeugend, aber die Schlußfolgerungen auf eine nahe Verwandtschaft falsch; das Problem ist eben nur mit Hilfe der Substrattheorie zu lösen; die meisten Gleichungen entstammen der Sprache der Tuareg und der Kabylen. So etwa bask. "aide" = Verwandte, entspricht natürlich dem Tuareg "ait" = Stamm; bask. "azkar" = stark und Tuareg "izeger"; bask. "eresia" = wünschen und kabyl. "ira". V.d. Gabelentz begeht aber mehrere methodische Fehler, abgesehen vom Mangel eines Substratbegrifs: er zieht Lallwörter heran wie bask. "aita" = Vater und "ama" = Mutter; und er berücksichtigt die lateinischen Lehnwörter im Baskischen und Berberischen nicht, die natürlich für die Sprachverwandtschaft nichts ergeben. Gleichungen wie bask. "berri" = neu und koptisch "berri" =neu reichen bis in den ostmediterranen Raum. Einige Gleichungen reichen bis ins Westkaukasische, wie bask. "gari" = Weizen und georg. "kheri", an welches das griech. "krithe" (aus *kirthe) anklingt. Hugo Schuchhardts Meinung, daß das Baskische nur die Fortsetzung eines iberischen Dialekts sei, ist eine gewaltsame Vereinfachung (74). Ebenso ist Löpelmann abzulehnen, der sich gegen jede Beziehung des Baskischen zum Kaukasischen wendet (75). Aber auch Bouda, der Hauptverfechter der kaukasischen Theorie schießt weit übers Ziel hinaus; viele seiner Gleichungen sind vage und unsicher (76), aber es bleibt ein unbestreitbarer Rest. Beziehungen zum Berberischen und zum Westkaukasischen, die im Rahmen der Substrattheorie zu definieren sind, können als einigermaßen gesichert gelten (77). Da die Iberer erst eisenzeitlich von Osten her ins kastilische Hochland einrückten und die Basken viel älter eingesessen sind, können sie keine IbererNachkommen seiu. Da es aber iberische Beziehungen gibt, kann dies nur im Rahmen der Substrattheorie oder als Ergebnis einer späteren Überschichtung oder Berührung angesehen werden (78). Ortsnamen, die man aus dem baskischen Gebiet kennt, wiederholen sich im iberischen Siedlungsbereich. So etwa der nordostspanische Ortsname Arriaca 67 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (Ebro. überlaut), der sicher mit Arriege in Südfrankreich identisch ist und zu bask. "harri/arri" = Stein gehört (79). Jungmann glaubt sogar aus phonetischen Gründen ein vorbaskisches Substrat herausarbeiten zu können (80), das man dann als späten Ausläufer der Sprache jener Cro-Magnon- oder Capsien-Gruppen ansehen müßte, die die südfranzösischen und spanischen Höhlenbilder schufen. Er findet bezeichnend diese Schicht etwa den Übergang von m zu n, wie er im Verhältnis von sard. murru/nurru erscheint und die weitere Entwicklung von n zu einer "Nullstelle". Dies bedeutet in der Sprachwissenschaft den Ausfall eines Lautes oder anderen sprachlichen Erscheinung, die vom System her gefordert wäre. Bei bask. "ituri" = Quelle/Bach und sard. lthrui (aus *lthuri) fällt es schwer, nicht an die acht deutschen Bäche namens Itter zu denken (nicht hingegen an das tirol. Itter, das anders zu erklären ist). Das würde natürlich einen Hinweis auf ein voridg. Substrat bedeuten - keine baskische Besiedelung Westdeutschlands! 13. Schlußfolgerungen Aus einer sehr großen Menge von Einzelheiten wurden einige Kapitel und Bereiche ausgewählt, um einmal die Problematik vorzuführen. Dabei haben wir uns notwendig z.T. im hypothetischen Raum bewegt, im Raum von Annahmen, die einfach gemacht werden mußten, um überhaupt Ordnung in die sehr verwickelten sprachlichen und historischen Erscheinungen zu bringen. Das mir vorliegende Material wirklich aufzuarbeiten, würde die Kraft eines Einzelnen übersteigen, wenigstens eine Lebensarbeit darstellen. Vieles brachte ich in den letzten Jahren schon in Einzelaufsätzen für den "Almogaren". Das Baskische, Etruskische, Iberische und Altkanarische stellen nicht einfach fortlebendes Substrat oder gar eine Megalithsprache dar, sondern das Substrat, das seinerseits nicht einheitlich gewesen ist, sondern aus vielen miteinander verwandten Sprachpopulationen bestand, erhielt sich in Restbeständen. Dasselbe gilt notwendig auch für das Altkanarische - wir gingen den Spuren des westmediterranen Substrats nach, um das Gewonnene analog auf das Altkanarische anwenden zu können, wozu eine eigene Arbeit nötig wäre. Unsere Darstellung zeigt auch, daß vorgeschichtliche sprachliche Erscheinungen verwickelt und komplex sind. Dabei stellen sowohl das Baskische wie auch das Berberische und das Altkanarische eine Art von Musealbeständen dar. Diese komplexen sprachlichen Erscheinungen sind ohne ein neueres Begrifsinventar nicht in den Grif zu bekommen. Unsere Darstellung können 68 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wir einem Indizienprozeß vergleichen, der uns berechtigt, zwingende Schlüsse zu ziehen, denn auch die althergebrachte Sprachwissenschaft - z.B. in der Indogermanistik, beruht in hohem Maße auf Hypothesen, die wir gerne geneigt sind, für bare Münze zu nehmen, ohne ihren Nennwert genau zu betrachten. Anmerkungen: (1) Hehnut Stumfohl, Sprache und Vorgeschichte in den Alpen und in den Pyrenäen, in: Ahnogaren XVII, Hallein 1986, pp. 67-112. Johannes Hubschmid, Pyrenäenwörter vorromanischen Ursprungs und das vorromanische Substrat in den Alpen, Salamanca 1954. (2) Vgl. die vernünftige und maßvolle Erörterung des Rassenbegrifs bei S. Landmann, Rasse und Kultur. Neue Literatur zur Rassenfrage, in: Numen 29, pp. 160-163; C. S. Coon, Tue Races ofEurope, New York 1939; Gustav Kafka, Was sind Rassen? Eine Kritik an den Grundbegriffen der modernen Erblichkeitslehre, München 1949; Bertil Lundmann, Geographische Anthropologie, Stuttgart 1967. (3) Helmut Stumfohl, in Almogaren XXII, 1991, pp. 7-10 "Das Mediterrane". ( 4) Helmut Stumfohl, Zum Begrif des Substrats. Substratprobleme, in: Ahnogaren XVIII-XIX, 1987-88, pp. 131-138; ders. Zum Problem des Substrats, in: Ahnogaren V-VI 1974-75, pp. 54-56 (Literaturauswahl) (5) Helmut Stumfohl, Das Megalithproblem, in: Ahnogaren XVIII-XIX, 1987- 88, pp. 115-123. (6) Colin Renfrew, Before Civilization. Tue radiocarbon revolution and prehistoric Europe, London 1973; ders. Carbon 14 and the Prehistory of Europe, in: Scientific American October 1971, Bd. 225, 4 pp. 63-72. (Alle RadiokarbonDaten für das westliche Megalithikum sind bis zu 700 Jahre zu spät - d.h. es ist nicht vom Osten, etwa Ägypten abhängig) (7) Helmut Stumfohl, Maga Mater Mediterranea, in: Almogaren XVII, 1986, pp. 7-66. (8) Karl J. Narr, Megalithik und Megalithkulturen, in: Saeculum-Weltgeschichte Bd. 1, Freiburg i. Br. 1965, pp. 229-235. (Für alle Erdteile - ohne Australien) Waldemar Barthel + Carl Atzenbeck, in: Handlexikon der deutschen Urgeschichte, München 1936, pp. 219-238. (9) Vgl. Archäologische Informationen. Mitteilungen zur Ur- und Frühgeschichte 16, 1, 1993. Der ganze Band ist Arbeiten zur Neolithisierung gewidmet. (10) Helmut Sturnfohl, Zum Problem einer möglichen Megalithsprache, in: Ahnogaren V-VI, 1974-75, pp. 56-59. (Ablehnend. D. J. Wölfel glaubte noch an die Möglichkeit). (11) Colin Renfrew, Colonialism and Megalithismus, in: Antiquity 41, 1967, pp. 69 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 76-86. (12) Antonio Tovar, Krahes alteuropäische Hydronomie und die westidg. Sprachen, in: Sitzb. d. Heidelberger Ak. d. W. Phil./Hist. Kl. 1977, 2), Heidelberg 1977). (13) Björn Collinder, Comparative Grammar of the Uralic Languages, UppsalaStockholm 1960. (14) Rolf Hachmann, Völker zwischen Germanen und Kelten. Schriftquellen, Bodenfunde und Namengut zur Geschichte des nördlichen Westdeutschlands um Christi Geburt. Neumünster 1962 (15) Hans Krahe, Sprache und Vorzeit, Heidelberg 1954; ders. Indogermanisch und Alteuropäisch, in: Saeculum 8, 1957, pp. 1-16. (16) s. Anm. 12. (17) Wolfgang Schmid, Alteuropäisch und Indogermanisch, in: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft 22, Innsbruck 1975. (18) nach Wolfgang Schmid. (19) Herodot IV, 28; Strabo II, 495; Plinius n.h. 6, 17. (20) Beda der Ehrwürdige, Kirchengeschichte I, I = Texte der Forschung 24, Darmstadt 1982, p. 303. (21) Dio Cassius XXV, 5, 5; XXVI, 12, 1, 4. (22) RE III= 5. Halbband, Stuttgart 1897, coll, 1347-1350 (Hübner) und Eberts Reallexikon d. Vorgeschichte II, 1925 pp. 141-144 (Reche) (23) Amrnianus Marcellus XXVII, 8, 5 (24) Julius Pokomy, Beiträge zur ältesten Geschichte Irlands, in: Zeitschr. f. celt. Philologie XVI, 1917, pp. 195-231. (25) ders. Keltisch-Baskisch. -Hamitisches, in: wie oben XVI, pp. 263-2 94, 231- 66; und ibidem XVIII, pp. 95-144 = 1927; und ibidem XVIII, pp. 233-248 = 1930. (26) G. L. Glomme, Ethnology in Folklore, London 1892. (27) Strabo IV, 5, 4. (28) P. W. Schmid, Gebräuche des Ehemannes bei Schwangerschaft und Geburt mit Richtigstellung des Begrifes "Couvade" in: Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik X, 1954. (29) Richard Thurnwald, in Eberts Reallexikon 3VIII, pp. 22-26 = 1927 (Männerkindbett) (30) Percy Harrison Fawcett, Colonel Fawcett, Arrow-Books 1963, p. 249. (31) Richard Schomburgk, Reisen in Britisch Guiana, Bd. 3, 1848, p. 459. (32) Strabo III, 4, 17 Männerkindbett bei den Iberern. (33) Apollonios Rhodios II, 1009-1014. (34) Ruy Coelho, The signifance of the couvade among the Black Caribs, in: 70 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 MAN 1940. (35) Jan de Vries, in: Keltische Religion Stuttgart 1961, pp. 254-255 über die Kopfjagd der alten Gallier. (36) A vienus, Ora maritima 433. (37) Tacitus, Agricola 11. (38) Macrobius I, 19, 5. (39) Ammianus Marcellinus, der Timagenes benützt XV, 9. (40) Caesar, B. G. VI, 13. (41) Pomponius Mela III, 3. ( 42) Lorenz Diefenbach, Die alten Völker Europas mit ihren Sippen und Nachbarn, Frankfurta/M 1861,pp. 312-321. (43) Christian J. Guyonvar'h, Keltische Wortsymbolik, in: Kairos 5, 1963, pp. 195-196. (44) Jan de Vries, Keltische Religion, op. cit. pp. 163-166. (45) Julius Pokorny, The Origin of Druidism, in: Annual Report of the Smithsonian Institution 1910, pp. 583-597; auf Deutsch als "Der Ursprung des Druidentums" in Mitteilg. d. anthropologischen Gesellschaft in Wien 38, 1908, pp. 34-45 - Pokorny beruft sich auf 0. Schrader und d'Arbois de Jubainville. (46) Historia Augusta XIII, über Vopiscus Flavius in der Biographie des Numerianus. (47) Pomponius Mela III, 48. (48) Jan de Vries, op. cit. pp. 111-112. (49) Jan de Vries, op. cit. pp. 217-219; dazu Strabo IV, 6, 4. (50) Die Kunst Sardiniens, Katalog der Ausstellung von 1980 in Karlsruhe, Baden-Baden 1967, pp. 30-66 (Giovanni Lilliu) (51) Vgl. Helmut Stumfohl, Die Religon der Phönizier im Rahmen der Mediterranea, Almogaren XXII, 1991, pp. 7-10 (52) Alois Walde+ Julius Pokorny, Vergl. Wörterbuch d. idg. Sprachen II, Berlin/Leipzig 1927, pp. 232-233. (53) Johannes Hubschmid, Thesaurus Praeromanicus, Faszikel 1-11, p. 100 (54) C. T. Onions/G. W. S. Friederichsen/R. W, Burchfield, Oxford 1985: das Wort entstammt vielleicht dem nd. schelpe/schulp = Muschel. (55) Diodorus Siculus, V, 15. (56) PausaniasX, 17,4. ( 57) Pausanias X, 17, 5. (58) Vgl. Maria Teresa Atzori, Glossario di Sardo Antico, Parma o.J. (= 1956) sub voce Nurace p. 248. (59) August Strobl, Der spätbronzezeitliche Seevölkersturm, ein Forschungsüberblick mit Folgerungen zur biblischen Exodusproblematik, Berlin/New York 71 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 1976. (60) Rainer Stadelmann, Die Abwehr der Seevölker unter Ramses III., in: Saeculum, 19, 1968, pp. 156-171; Fritz Schachermeyr, Die ägäische Frühzeit Bd. V, Öster. Ak, d. Wissensch. Phil. Hist, Kl. Wien 1982. (61) G. Steiner, Die Ahhijawa-Frage heute, in: Saeculum 15, 1964, pp. 365-392. Steiner ist gegen die Gleichsetzung. (62) Franz Kuhn, Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Ortsnamentypen, in: Sitzb. der Akad, d. Wissensch. u. Lit. Geistes- und sozialwissensch. Klasse, Mainz 1963, pp. 554-557. (63) H. Dittmaier, Das apa-Problem, in: Bibliotheka Onomastica I, Louvain (Löwen) 1955, pp. 51-52; H. Krahe, op. cit. p. 131. ( 64) Richard Henning, Auf alten Colonistenwegen, in: Zeitschr. f. deutsch. Altertum 59, 1922, pp. 145-159. ( 65) Pomponius Mela III, 2, I. (66) Max F örster, Der Flußname Themse und seine Sippe. Studien zur Anglisierung keltischer Flußnamen und zur Lautchronologie des Altbritischen, in: Sitzb. d. bayr. Ak. d. Wissensch. Phil. Hist. Kl. 1941, pp. 1-351. (67) Caesar B. G. V, 11, 8 (68) Tacitus, Annalen XIV, 32. ( 69) Vgl. Helmut Stumfohl, Alteuropäisch und Altkanarisch, eine Abgrenzung, in: Almogaren XIII-XIV, 1982-1983, pp. 7-56; darin: Ligurer pp. 14-17, Iberer pp. 17-22, Räter pp. 22-25, Etrusker pp. 25-29, Baskisch pp. 29-32; zu den Basken vgl. noch ders. Probleme der Ethnogenese, in: Almogaren XX, 2, 1989, pp. 125-132. (70) s. Anmerkung 10. (71) Hans G. Mukarovsky, Baskisch und Berberisch, in: Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 59/60, 1963, pp. 52-94; Dominik Josef Wölfe!, Eurafrikanische Sprachschichten, Salamanca 1955; Ernst Zyhlarz, Zur angeblichen Verwandtschaft des Baskischen mit afrikanischen Sprachen, in: Zeitschr. f. Prähistorie Wien 1932, pp. 69-77. (72) Georg v.d. Gabelentz, Die Verwandtschaft des Baskischen mit den Berbersprachen Nordafrikas, Braunschweig 1894. (73) v. d. Gabelentz, op. cit. p. 3 (74) Hugo Schuchhardt, Das Baskische und die Sprachwissenschaft, Sitzb. d. Ak. d. Wissensch. in Wien, Phil./Hist., Kl. 202, Wien 1925. (75) Martin Löpelmann, Etymologisches Wörterbuch der baskischen Sprache, Berlin 1968, pp. XVII-XIX. (76) Alfredo Trombetti, Le origini della lingua Basca, in: Memorie della Academia delle Scienze dell' Instituto di Bologna, 1926; Robert Bleichsteiner, 72 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die Verwandtschaftsbeziehungen des Baskischen, in: Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 38, 1932, pp. 215-239. (77) Karl Bouda, Neue Baskische Etymologien, in: Acta Salmanticensia V, 4, 1952. (78) Pedro Bosch-Gimpera s. v. Basken in Eberts Reallexikon der Vorgeschichte, Bd. l, Berlin 1924. (79) Alfredo Trombetti, Saggiuo de antica onomastica mediterranea, Firenze 19423, in: Studi Etruschi XII-XIV, pp. 1-2. (80) F. H. Jungmann, La teoria del sustrato y los dialectos hispano-romances y ghascones, Madrid 1956. 73 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017
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Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Das westmediterrane Substrat: ein Versuch |
Autor principal | Stumfohl, Helmut |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 24-25 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1993 |
Páginas | pp. 045-073 |
Materias | Prehistoria ; Mediterráneo |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 882354 Bytes |
Texto | Almogaren XXIV-XXV/ 1993-1994 Hallein 1994 45 - 73 Helmut Stumfohl Das westmediterrane Substrat: ein Versuch 1. Einleitendes Die Arbeit bewegt sich teilweise, aber notwendigerweise, im Hypothetischen. Das berühmte, oft zitierte Wort "hypotheses non fingo" - frei übersetzt "mit bloßen Annahmen arbeite ich nicht" (verschiedenen Gelehrten oder Philosophen zugeschrieben) - ist in Wirklichkeit nicht einmal in den sogenannten exakten Naturwisenschaften anwendbar. Man muß mit Hypothesen arbeiten, mit Annahmen, Modellvorstellungen, Hilfsvorstellungen,ja wie in der Mathematik mit Axiomen, notwendigen Annahmen, die nicht beweisbar, aber unumgänglich sind. Hierher gehören auch Wahrscheinlichkeitsannahmen. Im Praktischen dienen sie dazu, Lücken unseres Wissens auszufüllen oder zu überbrükken. In allen sprachgeschichtlichen Betrachtungen, die sich in Gebieten ohne Textüberlieferung bewegen, sind Hypothesen als Wahrscheinlichkeitserwägungen nicht zu umgehen. Hypothesen halten etwa die Mitte zwischen bloßer Spekulation - für die gar keine Gründe genannt werden können - und der Theorie, die ein Komplex verifizierter, bewiesener, höchst wahrscheinlich gemachter Hypothesen ist. Daß die Sprache jener Kreter, die Linear-B schrieben, Griechisch gewesen sei, war zunächst nichts als eine - für sehr unwahrscheinlich - gehaltene Hypothese des Ausgräbers von Knossos, Arthur Evans. Sie wurde bestätigt als Michael Ventris und John Chadwick Linear-B entziferten und die Sprache eindeutig als altertümliches Griechisch erwiesen. Im folgenden bringe ich nur eine notwendigerweise willkürliche Auswahl des riesigen Materials; dazu kommt, daß zahlreiche Teilgebiete von mir schon in verschiedenen Vorträgen bzw. Abhandlungen im Rahmen des IC behandelt wurden. 2. Zum Begrif des Substrats Obschon mehrfach von mir erörtert, muß der Begrif des Substrats noch einmal gestreift werden. Das Wort entstammt dem Jat. "substratus" "unterge- 45 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 streut" (von "sternere" - "streuen" - die Wörter sind urveiwandt). Als Substantivum ist das Wort erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts im Gebrauch. Wer es zuerst veiwendete, gelang mir nicht festzustellen; die italienische Sprachwissenschaft scheint das Wort am frühesten gebraucht zu haben (vielleicht G. 1. Ascoli). Der griechische Ausdruck "hypothesis" bedeutet im Grunde dasselbe. Im sprachwissenschaftlichen Sinn bedeutet Substrat eine Sprachschicht, einen Wortschatz älterer Herkunft, veiwandt oder unveiwandt, in einer jüngeren Sprache z.B. Alpen- und Pyrenäenwörter vor-idg. bzw. vorrömischen Ursprungs, die auf ein gemeinsames Substrat in z.T. unveiwandten Sprachen deuten - etwa im Baskischen und im Albanischen oder im Baskischen und Sardischen. Im Wesen eines solchen Substrats, das durch Überschichtung - friedlich oder gewaltsam - kulturelle Durchdringung, Bewahrung eines Sondeiwortschatzes aufgrund einer Tätigkeit, die eine unterlegene, unteiworfe ne Schicht ausübt - z.B. der Wortschatz der vorgeschichtlichen Almwirtschaft, liegt es, daß es nur trümmerhaft überliefert sein kann. Ein in sich geschlossenes Substrat, das wir etwa gar grammatisch darstellen könnten, ist unerreichbar, obgleich es vorhanden gewesen sein muß (1). Es ist klar, daß sich die Substratforschung einer Reihe von Hilfswissenschaften bedienen muß, besonders der Archäologie, aber auch der Kulturgeschichte und der Ethnologie bzw. Volkskunde. Keine Quelle, keine Analogie darf verachtet werden, wenn sie sich als brauchbar eiweist, besonders ethnologische Parallelen. Bei der Erörterung des Substratbegrifes wird häufig übersehen, daß mit ihm notwendig der Begrif der Mehrsprachigkeit und der Mischsprache verbunden ist. Die Übernahme von Sprachgewohnheiten geht meist in zwei Richtungen - vom Überlegenen zum Unterlegenen, aber auch das Gegenteil hat statt; auch der Unteiworfene trägt sprachlich bei, besonders wenn er eine Tätigkeit spezieller Art ausübt, die der überlegene scheut - etwa die Almwirtschaft. Es gibt Sprachwissenschaftler, die die zweite Möglichkeit für unmöglich erklären - demnach müßten die zahlreichen Bantuwörter im Afrikaans darauf zurückgehen, daß die Bantus die herrschende Schicht waren. In der Geschichte jeder Sprache, die Substratwörter oder sonstige Substratwirkungen aufweist, muß es eine Periode oder eine Bevölkerungsgruppe gegeben haben, die mehr oder weniger zweisprachig war, etwa Legionäre und Händler in den Randzonen des römischen Reiches. Zur Mischsprache ist zu sagen, daß es überhaupt keine reine "ungemischte" Sprache gibt - ausgenommen vielleicht die Sprachen kleiner Restvölker. Keine der großen Kultursprachen ist "ungemischt", wie sich dies die deutschen Romantiker vorstellen. 46 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Auch ethnogenetische und anthropologische Probleme ergeben sich. Anthropologisch herrscht trotz zahlreicher Zuwanderungen und Überschichtungen rings um das Mittelmeer verhältnismäßige Einheitlichkeit. Die zuwandernden idg. Gruppen - spätestens um 2000 v. Chr. im Osten (Griechenland, Kleinasien) und am Beginn des zweiten vorchristlichen Jahrtausends im Westen - können nirgendwo sehr zahlreich gewesen sein, das mediterrane Volkstum erwies sich als stärker, auch kamen die idg. Gruppen selbst mit Sicherheit bereits rassisch gemischt an. Die alte Vorstellung - die uns auch den Begrif der Völkerwanderung geboren hat, daß ganze Völker geschlossen gewandert seien, beschreibt nur selten die Wirklichkeit; in den meisten Fällen sickern immer wieder kleinere Gruppen ein. Der Vorgang läßt sich z.B. in der Geschichte und Volkwerdung der Spartaner deutlich zeigen: kleinere, aber militärisch mächtige Gruppen, unterwerfen die vordorischen Griechen und machen sie zu Heloten, die von einer rücksichtslosen z.T. unmenschlichen militärischen Diktatur beherrscht werden. Mehr oder weniger muß sich dieser Vorgang zahllose Male in der Indogermanisierung des mediterranen Raumes abgespielt haben. Damit gehen auch ethnologische Überlegungen in unsere Darlegung ein. Die eigentliche Volkwerdung vollzieht sich fast immer erst in den letzten Wohnsitzen, in denen sich das Volk um einen festen sprachlichen und gesellschaftlichen Nukleus herum konsolidiert - so vollzog sich die Volkwerdung der Etrusker auf italischem Boden über einem indogermanischen Substrat, das seinerseits schon Vorindogermanisches aufg enommen haben muß. Im iberischen Raum ist mit wenigstens vier Volkstümern zu rechnen, den Basken und Aquitanem, den Ligurern, den Iberern und den Tartessiem, die wohl mit den Iberern verwandt waren. Eine teilweise Indogermanisierung tritt durch vorkeltische Gruppen (spätestens 1800 v. Chr.) und spätere keltische Gruppen ein, die die Keltiberer ergaben. Noch später erscheinen Phönizier und Griechen. Ihnen folgten die Römer und die Goten, die vom Islam überrannt werden. Anthropologisch bedeutet dies keine besondere Veränderung, denn die Eroberer waren ihrerseits größtenteils arabisierte Berber - engverwandte Volkstümer trafen da aufeinander. Ethnogenetische Vorstellungen und Substratforschung können sich so gegenseitig erhellen. Zur Methodik gehört in unserem Bereich die Berufung auf das analoge Beispiel, das wir in der Indogermanisierung, bei Etruskern und den Vorgängen auf der iberischen Halbinsel kurz berührt haben. Bei analogen Beispielen aber müssen wir uns hüten, heutige nationalstaatliche und einheitssprachliche Gesichtspunkte in die Vergangenheit zurück- 47 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zuprojizieren. Keines der antiken Reiche war auch nur im entferntesten ein Nationalstaat. Selbst eine Macht wie die heutige USA, die sich dem Bilde eines einheitlichen Nationalstaates weitgehend zu nähern scheint, weist zahlreiche nicht assimilierte Minderheit auf, die sehr zäh an ihrer Sprache festhalten - wie etwa Armenier und Litauer in W orcester, Massachusetts oder die fast eine Million Sprecher zählende Gruppe der Pennsylvania Dutch in Pennsylvanien oder Ohio. Auch haben es immerhin einige indianische Gruppen geschaft. dem Ansturm der modernen Zivilisation zu widerstehen - Navajos, Pueblos, Oklahomas. Anthropologisch ist der Begrif der Rasse, der leider politisch und ideologisch in unserem Jahrhundert so mißbraucht wurde, in seiner revidierten und auf den wissenschaftlichen Stand gebrachten Form nicht zu vermeiden (2). Sergi hat den Begrif der mediterranen Rasse vor einem Jahrhundert ins Spiel gebracht und wir können ihn annehmen, wenn wir kurz bedenken, daß das Genetische einen weiteren Spielraum hat, eine viel weitere Variationsbreite, als die ideologisch verzerrten Rassenbegrife bei den Deutschen, den Engländern. den Franzosen und Amerikanern wahrhaben wollen; daß fernerhin gewisse Merkmale wie Hautfarbe und Kopform bei weitem nicht das Gewicht haben. das man ihnen einst zumaß; daß populationsgenetische Überlegungen unbedingt angestellt werden müssen, nämlich die Tatsache, daß in keinem Individuum alle Erbanlagen seiner Gruppe verwirklicht sind, sondern eben nur in einer Gruppe, über deren Größe allerdings keine Einigkeit besteht. Das heißt übrigens auch, daß Wahrscheinlichkeitserwägungen und Statistisches mit einbezogen werden müssen. Die mediterrane Rasse stellt sich uns als eine Gruppe nahe verwandter Rassepopulationen dar, die mit Übergängen sowohl nach Nordafrika als bis Indien reichen (3). Man spricht von Übergängen und Spielformen, bis zu den dunkelhäutigen Europäiden Afrikas und den ebenfalls stark pigmentierten indiden Rassengruppen Indiens. Eine solche Klassifikation betrift auch die Berberbevölkerungen, die an allen diesen Spielarten teilhaben; das Bild wird dadurch komplizierter. da es ja auch berberische Unterschichten wie bei den Tuareg gibt, die negrid sind. Ein armenoides Element sehen wir durch den ganzen Mittelmeerraum ziehen, von den Glockenbecherleuten angefangen bis Kleinasien und dem Kaukasus, wo sich das armenoide, dinarische Element bis heute bewahrt hat; auch dieses Element reicht über die Gebirgsbögen Europas (Balkan) und Kleinasien bis in den Hindukusch. Ich sah im östlichen Taurus Typen, die vollständig tirolisch aussahen, man hätte ihnen nur noch die richtigen Hüte aufsetzen müssen. 48 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Auch die Betrachtung anthropologischer Fakten gehört zur Substratforschung ( 4). 3. Der geographische Raum Noch einige Bemerkungen über den geographischen Raum des westmediterranen Substrats: es umfaßt für unsere Zwecke die iberische Halbinsel, den westlichen europäischen Küstensaum bis nach Schottland und Irland, das westliche Nordafrika, Sardinien-Korsika. Italien und Malta vermitteln bereits in den östlichen Raum des Mittelmeers. Ausstrahlungen gibt es jedenfalls bis in die Alpen, das Rheingebiet und das südliche Frankreich. Wir haben natürlich keine scharfe Grenze und können sagen, daß das westliche Substrat doch etwas stärker ausgeprägt ist als das östliche, das einer stärkeren Indogermanisierung unterlag. 4. Ein kurzer Blick auf das Megalithproblem Es gab kein völlig einheitliches Megalithikum (5). Weder läßt es sich als einheitliche religiöse Strömung erweisen, die vielleicht gar missionierend aufgetreten wäre, noch ist das Megalithikum in einem einheitlichen geographischen Raum angesiedelt, wobei sich das westliche Megalithikum etwas stärker einheitlich hervorhebt. Es entstand sicher durch Difusion vom Meer her, es nimmt ja die Häufigkeit der Denkmäler im Landesinneren ab. Das westliche Megalithikum verfügt über das ganze Inventar megalithischer Möglichkeiten - Ganggräber, Dolmen, Kuppelgräber, Steinkreise, Steinreihen, Menhire - mit Sonderausprägungen wie Stonehenge, das noch megalithischem Denken in der ursprünglichen Anlage verpflichtet ist und das Hypogeum von Hai Saflieni in La Valetta, Malta. Die Dolmen dürften größtenteils doch Grabkammern gewesen sein, eine Art künstliche Höhle, die ursprünglich wohl alle von Hügeln überwölbt waren. Die Menhire können wohl kaum etwas anderes als Seelensitze gewesen sein und so mit dem Ahnenkult zusammenhängen. Daß man beim Bau der Grabkammern so gewaltige Anstrengungen unternahm, deutet einerseits auf strafe Häuptlingsorganisation, die solche Arbeiten koordinieren konnte, andrerseits auf eine gewichtige religiöse Motivation; ursprünglich galt der Tote wohl als in seiner Grabkammer wohnend, als fortlebender Toter. Steinkistengräber aus Mitteleuropa und dem Kaukasus zeigen eine spirituellere Aufassung, indem ein Seelenloch geschafen wurde, das keinen anderen Zweck gehabt haben kann als der Seele Ausgang zu verschafen. Heute ist klar, daß das westliche Megalithikum die älteste Ausprägung 49 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dieses Glaubenskomplexes darstellt. Neueste kalibrierte RadiokarbonDatierungen rücken die Entstehungszeit etwa von New Grange (Irland) ein volles Jahrtausend weiter in die Vergangenheit, ins fünfte Jahrtausend (v. Chr.) zurück (6). Daß das westliche Megalithikum irgendwie mit dem Kult der großen Mutter und mit einigen stärker mutterrechtlichen Zügen verknüpft war, scheint mir unzweifelhaft (7), ebenso mit dem Kult eines Himmelsgottes. Heute ist klar, daß das westliche Megalithikum lange vor den Pyramiden entstand, deren Vorbild, das Mastabagrab sehr wohl noch megalithische Erinnerungen bewahrt haben könnte. Auch im Ostmittelmeer findet sich Megalithisches, in Palästina, im Ostjordanland, in Arabien und im Kaukasus. Das westliche Megalithikum reicht noch in die Bronzezeit hinein und der Kultur der Glockenbecherleute parallel, die z.T. megalithische Gräber für Nachbestattungen benützten. Das indische Megalithikum, das eisenzeitlich bis rezent ist, war wohl besonders stark einerseits mit der Verehrung der großen Mutter verknüpft. Noch heute sind Dorfsteine der Mati geweiht, andrerseits, besonders bei den Nagastämmen Nordostindiens mit Verdienstfesten verbunden. Das naturvölkische Megalithikum, ebenfalls eisenzeitlich bis rezent, reicht über Indonesien weit ins Melanesische und Polynesische hinein (8). Aus der Verschiedenheit dreier geographischer Räume, die voneinander z.T. außerordentlich weit entfernt sind und aus dem gänzlich verschiedenen chronologischen Ansatz kann zwingend geschlossen werden, daß es kein einheitliches Megalithikum gab; für den westmediterranen Raum ist nach allem, was wir jetzt wissen können, eine Diffusion megalithischer Gedankengänge von West nach Ost anzunehmen. Sehr früh dürfte Malta erreicht worden sein, das eine Art sekundäres Zentrum darstellte, mit Beziehungen nach Sizilien und Nordafrika. Zieht man lange Zeiträume in Betracht, dann ergibt sich ein Hin und Her in unserem Raum, Bandkeramiker und Glockenbecherleute kamen von Osten her, vielleicht teilweise seefahrend, sonst entlang der Küste wandernd. Der Megalithisierung folgt die Neolithisierung, die aber die klassischen Elemente des Neolithischen - das keine plötzliche Revolution gewesen ist - in verschiedenen Weilen bringt; Ackerbau, Töpferei, Seßhaftigkeit kamen nicht en bloc. Wie in Jericho kann der ursprüngliche Ackerbau noch ohne Keramik existiert haben (9). Aus der Verschiedenheit der megalithischen Räume und Zeiten kann übrigens geschlossen werden, daß es keine einheitliche Megalithsprache gab, allenfalls im Westen einen kleinen megalithischen Wortschatz, der im Substrat verankert war und mit der Diffusion wanderte (l 0). 50 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Mit den Glockenbecherleuten, vielleicht aber schon mit den Bandkeramikern kamen vielleicht auch die kaukasischen Elemente im Baskischen und vielleicht im Sardischen mit (I 1). 5. Die Indogermanisierung des Westens Die Bandkeramiker waren noch keine Indogermanen, wohl aber entstand aus ihnen, aus Sondergruppierungen, spätestens im 5. vorchristlichen Jahrtausend, die Gruppe der frühen Indogermanen. Sie hatten keine völlig einheitliche Sprache, sondern eine Gruppe nahe verwandter Dialekte wurde durch politisch-militärisch-ökonomischen Druck vereinheitlicht (12). Für den Westen gilt, daß schon vorkeltische Gruppen über Frankreich nach der iberischen Halbinseln zogen. Wo immer die idg. Populationen entstanden - meiner Neigung nach in dem riesigen Raum zwischen Osteuropa, dem Schwarzen Meer, dem Kaukasus und dem Ural - im Raum des westmediterranen Substrats entstanden sie nicht. Diese frühe Indogermanisierung kann nur einen dünnen ethnischen Überzug über vorindg. Populationen gebildet haben. Einen Hinweis darauf gibt uns übrigens die alteuropäische Hydronomie im Sinne Hans Krahes; sie stellt ein Museum der Indogermanisierung dar, indem nämlich zahlreiche Wasserworte in Fluß- und Gewässernamen indogermanisiert wurden; die große Zahl dieser Gewässerworte, die man einer Einzelsprache nicht zubilligen kann, weist schon auf Übernahme hin, ebenso die Tatsache, daß der Vokal a außerordentlich häufig ist, was auf alte Lallworte deutet. Wenn sich auch ostindogermanische Beziehungen der Wasserworte nicht gänzlich ausschließen lassen, so ist doch ihre überwiegende Mehrzahl mittel- und westeuropäisch. Ein Teil allerdings ist schon gemeinidg., womit ich nicht meine, daß es ein völlig einheitliches Urindogermanisch je gegeben habe - dieses ist eine Konstruktion, indem sie sprachliche Erscheinungen aus ganz verschiedenen Zeiten und Räumen auf einen Zeithorizont projiziert (13). Man möchte annehmen, daß die ersten Indogermanen den Westen erreichten, als sich Hügel- und Urnengräberkulturen noch nicht herausgebildet hatten. Sie trafen schon in NW-Deutschland auf voridg. Spuren in Gewässernamen, vielleicht auch in einigen rheinischen Stammesnamen (14). In der alteurupäi:schen Hydronomie (15) haben wir erstarrte Reste der Indogermanisierung des Westens vor uns. Die vielen von Substratpopulationen übernommenen Wasserwörter wurden ins idg. System eingefügt, aber so früh, daß sie nicht als normale Appellative verwendet wurden, sondern nur mehr in Gewässernamen auftreten. Tovar will die gesamte alteuropäische Hydronomie 51 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 für nichtidg. (16) erklären, was aber wegen der östlichen Beziehungen nicht angeht; wohl aber ist ein bedeutender Teil dieser Wasserwörter aus dem Substrat übernommen worden. Ihre große Zahl beweist, daß es sich um zahlreiche Populationen gehandelt hat, die mehr oder weniger miteinander verwandt waren - um Populationen, die mehr oder weniger einheitlich waren, aber sicher auch isolierte Gruppen und Sprachen aufwiesen. Man kann sich diesen sprachlichen Zustand nach der Analogie der ostkaukasischen Sprachen vorstellen: zahlreiche kleine, kleinere und kleinste Sprachpopulationen, oft nur Dorfsprachen, isoliert, regionalisiert, mehr oder weniger vereinheitlicht. Eine noch trefendere Analogie bietet uns Neuguinea anHunderte von Sprachen und Dialekten auf relativ kleinem Raum, oft von Dorf zu Dorf nicht nur verschieden, sondern unverständlich, wenn auch meist von derselben Struktur. Wolfgang Schmid (17) hat gezeigt, daß es für diesen Wortschatz auch östliche Anknüpfungen gibt. Die baltischen Sprachen scheinen hier eine ver - mittelnde Rolle gespielt zu haben; so ist der ostpreußische Bachname Indus (bei Tilsit) vom litauischen Bachnamen Indura nicht zu trennen, der zu altind. "indu" = Tropfen gehört. Dazu stellen sich die Inde bei Jülich, die Innerste (aus Indrista) im Harz. Aber auch das alte Reimwort zu "indu" - altind. "sindhu" hat seinen mitteleuropäischen Gefährten, nämlich die Sinn, die zum Main fließt. Schmid (18) schließt auch noch ir. Shannon an. Dazu wäre noch der isolierte skythische (?) Volksnamen Sintoi/Sindoi zu stellen (19). Es könnte sich wie bei den Sintoi auf Lemnos um skythisierte Gruppen handeln. Dabei ist freilich zu bedenken, daß verschiedene Völker denselben Namen tragen können - ein bekanntes Beispiel sind die Veneter. überhaupt ist auf die Gefahr hinzuweisen, politische, kulturelle, administrative Bezeichnungen als ethnisch zu verstehen; ein Beispiel bietet die römische Provinz Illyricum, was eben nicht heißt, daß alle Bewohner ethnische Illyrer gewesen wären; ebenso wenig sind Namen wie Hunnen oder Skythen als ethnische Bezeichnungen aufzufassen. Ein kleiner Teil dieses Wortschatzes, der östliche und westliche Beziehungen hat, kann schon auf ein bandkerarnisches Substrat zurückgehen, wie etwa das alte Wasserwort, das im Namen des Don steckt. Dazu gehören sicher Danapris (Dnjepr) und Danastris (Dnjester), vielleicht auch der Name der Düna, der freilich große sprachliche Schwierigkeiten bietet. Aber sicher gehören dazu der schottische und nordenglische Don, der sich auch in der Bretagne findet, aber ebenso der kleine Donebach im Odenwald und die Donne in Württemberg. Durch diese indogermanisierten Wasserworte der alteuropäischen und gemeinidg. Hydronomie hindurch blicken wir auf das Trümmerfeld des westeuropäischen Substrats und dessen Indogermanisierung als erstarrtem Rest 52 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der ersten Begegnung - im Westen - idg. Gruppen mit nichtidg. Die trümmerhafte Vielfalt dieser weit mehr als hundert Wasserwörter spiegelt in der Erstarung der Überlieferung auch die trümmerhafte Vielfalt der zugrundeliegenden Substratpopulationen wider. Schwer erkennbare Reste finden sich aber auch in historischen Völkerschaften, den Iberern, Aquitanern, Ligurern, Etruskern, Pikten und, in noch lebenden Sprachen, im Irischen und im Baskischen. 6. Die Pikten Die Pikten - in Schottland siedelnd - waren ohne Zweifel in ihrem Kern ein Rest des voridg. Westeuropa und haben mit den Bewohnern des ganzen westeuropäischen Küstensaums und damit möglicherweise auch mit dem westlichen Megalithikum ein gemeinsames Substrat, eben das westmediterrane, besessen. Historisch treten sie uns nur mehr oder weniger idg. überschichtet entgegen. Beda Venerabilis (20) sagte, sie seien auf langen Schifen aus Skythien gekommen; dabei hätten sie sich auf dem ofenen Meer verirrt und wären zuerst in Irland gelandet. Dort hätte man ihnen die Aufnahme verweigert, sie aber auf Schottland verwiesen. Da sie nur wenige Frauen gehabt hätten, hätten sie sich welche von den Iren erbeten, was ihnen unter der Bedingung bewilligt wurde, daß die Thronfolge in weiblicher Linie zu erfolgen hätte; dies wurde von den Pikten auch eingehalten. Zu seiner Zeit, sagt Beda, sprach man auf der britischen und irischen Insel fünf Sprachen, nämlich Anglisch, Britisch ( die Sprache der überlebenden Kelten), Irisch, Lateinisch und Piktisch. Er weiß auch, daß die Vorfahren der Briten aus dem Süden kamen. Die piktische Herkunftslegende enthält in verzerrter und mißverständlicher Form brauchbare historische Hinweise. Dabei steht Skythien für ein unbekanntes Land - was man nicht unterbringen konnte, siedelte man in Skythien an, das ja für das antike Verständnis dem Beda noch verpflichtet ist, bis nahe an die Nordsee reichte. Zugleich soll mit der angeblichen Herkunft aus Skythien das Fremdartige der Pikten betont werden. Die Thronfolge in weiblicher Linie ist zweifellos ein mutterrechtlicher Zug und weist aufVoridg. hin. Dio Cassius (21) beschreibt die Pikten als halbwild, sehr abgehärtet und fremdartig. Sie praktizieren Weibergemeinschaft und ziehen alle Kinder auf. Das kann nur heißen, daß es bei den Pikten, im Gegensatz zu Römern und Griechen, keine Kindesaussetzung gab und natürlich keine Vaterschaftsfeststellung. Ihr karger Heimatboden trieb sie auch zur Seeräuberei; jedenfalls machten sie den Römern schwer zu schafen, die gegen sie ja den Trajans- und 53 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 den Hadrianswall erbauten. Die Caledonii / Caledones werden von Tacitus als nächstverwandte Stämme erwähnt (22). Im Namen der Caledonii dürfte das voridg. Wort "*kala" stecken, das vermutlich einen befestigten Platz bedeutete. Die Namen der Unterstämme - Dicaledones / Duecaledones, Vecturiones, Meates - tragen keltisches Gepräge. Aus all diesen Nachrichten kann der Schluß gezogen werden, daß Picti und Caledonii ursprünglich Nichtindogermanen waren, aber schon stark idg. überschichtet waren, als sie ins Licht der Geschichte treten. Ja von Caledonii wird sogar hervorgehoben, daß sie "germanischen" Typs seien, groß, blond, rothaarig (23). Ein Stamm namens Velabri wird erwähnt, dessen Name die nichtidg. Silbe -bri enthält wie der Name der spanischen Cantabri. Noch heute lassen sich im Typus der Bewohner des Hochlandes und der Inseln die zwei Typen gut unterscheiden - der rothaarige Schotte germanischkeltischen Typs und ein kleiner dunkler mediterraner Schlag, der als klein, dunkel, ja kraushaarig geschildert wird. 7. Das nichtidg. Substrat im Altirischen Auch die irischen Stammessagen enthalten, wenn auch stark entstellt und mißverstanden, historische Nachrichten von besonderer Bedeutung. In der Erinnerung waren verschiedene Stämme festgehalten, die nacheinander Irland betraten, so besonders eine frühe Schicht, Fir Bolg genannt. Wörtlich übersetzt heißt dies "Männer, Leute der Blase". Das Wort "bolg" selbst ist idg. und erhalten in unserem Worte "Blasebalg". Nach Pokornys einleuchtender Vermutung handelt es sich um eine eskimoide Vorbevölkerung, die sich von der "iberischen" deutlich unterscheidet (24), ja im Typus der heutigen Bevölkerung, besonders der gälischen Bereiche noch deutlich sichtbar ist: kleine, dunkelhäutige Leute, langschädelig, manchmal sogar mit schräg gestellten Augen. Die Fir Bolg waren die "Leute des Sackspeers", eine eindeutige eskimoische Erfindung - eine Harpune, mit einer großen Blase verbunden, sodaß der getroffene Seehund nicht tauchen konnte und der Speer, die Harpune nicht verloren gehen konnte. Die nichtidg. Vorbevölkerung nennt Pokorny meist "baskisch-hamitisch", wofür wir besser "proto-iberisch" oder "mediterran" einsetzen (25). Ein sprachliches Beispiel: Pokorny verweist auf altir. "boss", was "Hand" bedeutet; das Wort findet sich in baskisch "bost, bortz", im Baskischen "fünf', im Berberischen als "a-fus" - "Hand" und im gallolat. "*ambi-bosta" - "was man mit beidhändig hält". 54 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Das Substrat ist meist nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell; dabei ist zu beachten, daß ein Substrat aufgrund kultureller und sozialer Faktoren durch lange Zeit nur im Untergrund sein Leben fristen kann und erst spät durch Umwälzungen sozialer Art hervortritt: Ältestes kann sehr spät erst belegt werden. Die von Nordafrika herkommenden Mediterranen bringen das nordafrikanische Langhornrind mit, von dem sowohl das Hereford-Rind wie auch das schottische Langhornrind bstammen. Der irische Wolfshund - eine der größten und schwersten Hunderassen - entstammt einer Kreuzung zwischen dem altmediteranen Windhund und einem Wolfsabkommen. Auch das iberische Hausschwein lebt im Cornwall-Schwein noch fort. Aber auch düstere Bräuche leben fort. So hatten die alten Iren den barbarischen Brauch, die Leichen verstorbener Verwandter zu essen (26), um sich deren Lebenskraft anzueignen (27), Zu den eigentlichen Bräuchen gehört das Männerkindbett, die sogenannte Couvade: die Frau begann sofort nach der Geburt mit der täglichen Arbeit, während der Ehemann das Gebaren der Wöchnerin nachahmte, sich pflegen ließ etc. P.W. Schmidt meinte (28) daß der Ausdruck Männerkindbett irreführend sei, denn der Mann ahme nicht den Geburtsakt nach, sondern übe auf diese Weise magisch bewirkte Fürsorge aus. Die ältere - hier wohl zutrefendere Meinung - will hingegen in der Couvade einen Akt der Aneignung sehen, da ja dem Mann in einer mutterrechtlichen Gesellschaft kein Anteil an seinem Kinde zustehe (29). Die Couvade fand sich bei vielen Völkern und Gruppen, in Korsika, bei dem altkleinasiatischen Stamm der Tibarener, auf den Banks-Inseln (Melanesien), auf den Neuen Hebriden, in Indien, auf den Salomonen, bei den Uitoto am Orteguasa (einem Nebenfluß des Amazonas). Daß die Nachahmung des Geburtsaktes mindestens bei einem Teil der in Frage stehenden Völker beabsichtigt war, lehrt das Beispiel der Totora, eines peruanischen Stammes. Hier ging der Mann mit verbundenem Kopf zu Bett und spielte die Wehen vier Tage lang, während ihn seine Frau, ungeachtet der Tatsache, daß sie eben erst geboren hat, zu pflegen hatte (30). Bei den Kariben Britsh-Guayans hingegen hielten Frau und Mann gemeinsam und gleichzeitig die Couvade (31). Besonders wichtig ist für unseren Zusammenhang die Bemerkung Strabos über die alten Iberer (32) wonach sich die Frauen nach der Geburt sofort wieder dem Ackerbau widmeten und ihre Männer zu Bett schickten. Im Raum des westlichen Substrats ist die Couvade entschieden häufiger zu belegen als im 55 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 östlichen Bereich; immerhin haben wir in Kleinasien die schon erwähnten Tibarener (33), die an der Südküste siedelten und vielleicht sogar versprengte Skythen waren. Die Couvade gehört zu den sogenannten "rites de passage", den Übergangsriten. Während solcher Übergänge, wie dies ein Geburtsakt ist, sind die Beteiligten besonders dämonengefährdet; in der Couvade zieht der Mann diese Bedrohung auf sich und wendet sie von Mutter und Kind ab (34). In der Couvade der Tibarener erhielt sich wohl Brauchtum des nichtidg. Substrats, wie man es wohl auch von der Kopfjagd der Skythen und der alten Gallier annehmen kann (35). Mit spontaner Entstehung ist allerdings zu rechnen, Spuren von Kopfjagd oder Reste eines Schädelkults bei den Langobarden, die das freilich von einem fortlebenden keltischen Substrat übernommen haben könnten. Vom Sprachlichen her gesehen, enthält das Altirische zweifellos Spuren einer nichtidg. Substratschicht. Pokornys Bezeichnung als "hamitisch" entspricht den Aufassungen seiner Zeit; statt berberisch-hamitisch sagen wir besser westmediterran und drücken damit die Vorstellung aus, daß dem Altirischen und dem Berberischen ein gemeinsames Substrat zugrundelagen. Pokorny findet, daß das Altirische sich einem agglutinierenden Typ nähere, als ob die Berbersprachen im Sinne jener heute etwas veralteten Terminologie "agglutinierend" wären wie das Baskische. Zur Typologie ist kritisch zu sagen, daß es überhaupt keine "reinen" Sprachen gibt, die also nur einer einzigen Erscheinigungsform zugewiesen werden können - auch im Strukturellen und Morphologischen gibt es Entlehnungen, Substratisches. Besonders aufallend ist im Irischen die Inkorporation des besitzanzeigenden Fürwortes, das also als Infix auftritt. Zwischen dem iberischen und dem keltischen Raum gibt es zweifellos alte Beziehungen - so haben wir den Silurus Mons (36) in der Sierra Nevada, der vom Stamm der Silures/Siluri (3 7) wohl nicht zu trennen ist. Die Aquitaner, eine Konföderation iberisch-baskisch gemischter Stämme - etwa das heutige Südwestfrankreich von der Garonne bis zu den Pyrenäen umfassend, hatten einen Kriegsgott Neto (38), der sprachlich sehr gut dem altirischen Kriegsgott Neith/Ned entspricht. Das altirische benn = Horn, das keine brauchbare idg. Etymologie besitzt, erscheint im alten Namen des Gardasees, des Lacus Ben(n)acus; das bezieht sich klärlich auf die Halbinsel Sirmione, die wie ein Horn nach Norden in den See ragt. Die Beziehung läßt sich am besten durch ein altes Substrat erklären, das im Ligurischen stecken dürfte. Aber auch der andere Name der Halbinsel - antik Sirmio - hat weitere 56 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Beziehungen und verbindet mit dem illyrischen Sirmium an der Save, das auch keine idg. Grundlage zu haben scheint. Ein anderes Substrat für Horn ist altir. adarc, das im gallischen adarca, im baskischen adar erscheint. Das baskische aran = Tal hat seine genaue Entsprechung im kymrischen (walisischen) aran, das Feld bedeutet. Der Wechsel der Bedeutung von Tal zu Feld erklärt sich leicht: nur Tallagen waren die ursprünglichen landwirtschaftlichen Nutzflächen. 9. Die Druiden wahrscheinliche Erben des voridg. Substrats Mit den Druiden betreten wir ein sehr umstrittenes Gebiet, auf dem sich schon seit Jahrhunderten Phantasten und Scharlatane getummelt haben. Seit der Renaissance, besonders aber seit der Aufklärung, bestand in Frankreich und England die Tendenz alles Vorgeschichtliche als druidisch zu erklären, wozu sich ganz besonders Stonehenge eignete. Die keltische Ursprungssage will wissen (39), daß die Druiden sich selbst für autochthon hielten und sich von den Einwanderern, den frühen Kelten absetzten. Die Gallier betrachteten die britische Insel als den Hauptsitz und Ursprung des Druidentums (40). Von der britischen Insel aus sei es nach Süden gebracht worden. Das Wort Druiden - Caesar schreibt Druides, Pomponius Meta Druidae, das Lexikon der Suda hat Druidai (41). Die modernen keltischen Formen des Wortes sind walisisch derwyddh, gälisch druidh/draoth. Schon Diefenbach ( 42) stellte das Wort zum idg. Namen der Eiche, walisisch und gälisch daur, bretonisch derf/der6; dieses entspricht dem griech. drys, dem got. triu, unserer Nachsilbe der/ter in Baumnamen: Flieder, Wacholder, Heister, Rüster. Das Wort ist als Kompositum aufzufassen, wörtlich etwa "Eichen-Wissender", d.h. jemand, der sein Wissen einem heiligen Orakelbaum verdankt. Das ist gewiß genauer zu analysieren; es ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß hier Eiche eine ganz spezielle Bedeutung hatte; daß das Wort, das ursprünglich jeden Baum bezeichnete, einfach einen heiligen Baum schlechthin bezeichnete, daß wir also einer hermetischen Wortsymbolik begegnen (43). Guyonvarch folgend, könnte man dann etwa "Eichenorakelpriester" oder "Priester, Initiierter des heiligen Baumes" übersetzen. Ferner ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß es sich um die Übersetzung oder volksetymologische Umbildung eines nichtidg. Ausdrucks handeln könnte. Die Druiden waren im römischen Reich neben den Christen die einzige Religionsgemeinschaft, die direkt verfolgt wurde; den Römern schienen sie nicht religiös, sondern politisch gefährlich - eine Interpretation, die ja auch bei der Verfolgung der Christen eine Rolle spielte. 57 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die Römer, wohl weitgehend vom Urteil Caesars abhängig, müssen die Druiden als politisch besonders gefährlich empfunden haben, als die eigentliche Führung der gallischen und britischen Völkerschaften. Sie standen einer Kaste gegenüber, die ihr gesamtes Wissen in jahrzehntelanger Schulung auswendig bewahrte, ohne schriftliche Aufzeichnungen, obwohl die Idee der Schrift mit Sicherheit, von Massilia und Iberien ausstrahlend, gegeben sein mußte. Auch waren natürlich die häufigen Menschenopfer durch die Druiden ein willkommener Anlaß des Abscheus, obgleich die Römer ja selbst gelegentlich Menschenopfer brachten. Ihren Landsleuten galten sie sicher als die Eingeweihten und Wissenden, allein mit dem Rüstzeug ausgestattet, mit Göttern und Dämonen umzugehen. Im Besonderen waren sie durch den Glauben an die Wiedergeburt gekennzeichnet, die nebenbei bemerkt auch als Motivation furchtloser Todesverachtung dienen konnte. Römer und Griechen konnten sich eine solche Idee nur als Einwirkung des Pythagoreismus erklären und daran mag sogar etwas Wahres sein, denn von Massilia aus muß so manches Griechische nach Norden ins Keltisch-Ligurische ausgestrahlt sein. Ja man dachte sogar an indischen Einfluß, den man in jenen merkwürdigen Statuetten bestätigt fand, die einen in Buddhahaltung sitzenden Gott darstellen. Wir haben etwa dreißig Beispiele davon, die meisten aus dem Osten des mittleren Galliens. Ein besonders merkwürdiges Beispiel ist eine weibliche Statuete im Britischen Museum, die sogar ein Hirschgeweih trägt ( 44). Ganz verschiedene Gottheiten haben diese Stellung, die man vielleicht besser als einen modifizierten Hocker bezeichnen könnte. Weder griechische noch indische Einflüsse muß man in diesen Hockern erkennen, sondern das Fortleben sehr altertümlicher Sitzweisen; Hocken statt Sitzen. Pokorny ( 45) möchte in den Druiden völlig Nichtindogermanisches erkennen; er bringt sie mit seiner (etwas hypothetischen) eskimoiden Urbevölkerung zusammen, die den Sackspeer und das Lederboot - coracle - in ihrer Ausstattung aufweisen. Das würde die Druiden in die Nähe von Schamanen und Stammeszauberern rücken. Weit eher aber leben in den Druiden teilweise voridg. Sichtweisen und Riten fort. Als aber die Römer Gallien erobert hatten und auf der britannischen Insel vordrangen, fanden sie die Kaste der Druiden als eine mächtige Priesterschaft vor, die auch über politische Macht verfügte. Caesar schildert dies, z. T. auf Poseidonios zurückgehend, auf dessen verschollenes Werk "Über den Ozean", die Druiden recht ausführlich, vielleicht etwas übertreibend, um ihre Macht besonders hervorzuheben - was Caesars Sieg dann eben um so großartiger macht. Vor allen Dingen wurde durch Caesars Schilderung die Notwendigkeit sie zu bekämpfen und zu vernichten bewiesen. Es ist 58 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 anzunehmen, daß die Ursprünge des Druidentums in den "gutuatri" zu suchen sind, der Kaste der Seher und Orakelpriester, wobei das ursprünglich nichtidg. Element stark idg. überformt wurde. Überhaupt ist mit starker Umformung nichtidg. Elemente überall dort zu rechnen, wo sich idg. Gruppen über ältere voridg. Gruppen legten. So erscheinen Druidentum, die apa-Namen, die andrNamen, ein Teil der idg.-voridg. Hydronomie als museale Reste der Indogermanisierung. Ebenso weist die Erwähnung weiblicher Druiden, die in Parallele zu den germanischen Wala-Figuren zu stellen sind, aufVoridg. -Mutterrechtliches hin, selbst in dem eingeschränkten Sinn, den eine kritische Betrachtung der Postulate Bachofens diesen noch zugestehen kann. Eine Druidin soll Diokletian ermahnt haben, nicht geizig oder gierig zu sein ( 46). Ein Reflex dieser Druidinnen zeigt sich in den Nachrichten über die jungfräulichen Priesterinnen der Insel Sena an der französischen Atlantikküste; diese wurden Gallisenas genannt (47). Sie können Stürme erregen-wie unsere Hexen - sich in andere Wesen verwandeln, in die Zukunft schauen, aber dies nur für Seefahrer, die sie eigens befragen ( 48). Es wird sich um Besessenheitspriesterinnen gehandelt haben, ähnlich jenen Priesterinnen vom Stamme der Samnites, die auf einer Insel vor der LoireMündung wohnten und von "Dionysos" besessen wurden - natürlich einem keltischen ekstatischen Gott in der interpretatio graeca vel romana. Jährlich mußte einmal aus uns unbekannten Gründen der Tempel abgedeckt und innerhalb eines Tages neu gedeckt werden. Die Frau, die dabei Stroh fallen ließ, wurde von ihren Mitschwestern zerrissen ( 49). Das könnte darauf zurückgehen, daß der vollständige, bedachte Tempel als besonders numinos betrachtet wurde; wer sich daran versündigt - indem er die Arbeit durch Ungeschick aufhielt, wurde bestraft. 10. Die Sarden und Sardinien Neben den Basken bewahrte Sardinien am stärksten Vorindogermanisches. Die westlichen Mittelmeerinseln, die Balearen, aber auch Sardinien, Korsika, Sizilien, Malta, Pantelleria, zeigen deutliche Spuren des voridg. Substrats. Am deutlichsten zeigt es sich auf Malta in archäologischer, auf Sardinien in archäologischer, kultureller und sprachlicher Hinsicht. Das Sardische bewahrte in seinen drei Hauptdialekten besonders altertümliche Züge. Dieses voridg. Substrat ist natürlich keine einheitliche Größe; lassen wir alles Indogermanische weg, haben wir nicht einfach das Substrat, die Substratsprache vor uns, sondern das Ergebnis vieler Überschichtungen und Verflechtungen, an denen das lberi- 59 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehe, Ligurische, Megalithische, Proto-Baskische, die Sprache der Glockenbecherleute (falls einheitlich) beteiligt waren. Auf Sardinien ist die Zeit vor dem Bau der Nuraghen, also das 4.-3. vorchristliche Jahrtausend megalithisch bestimmt. Ihre Denkmäler sind Iberien, Südfrankreich, aber auch vielleicht Nordafrika anzuschließen; darauf deutet die alte Überlieferung hin, daß die Iberer Sardiniens aus Nordafrika gekommen seien. Die vomuraghische Zeit weist viele Denkmäler auf ( 50). Zu den Leitfunden gehört die Cardium-Keramik, die sich ums ganze Mittelmeer verfolgen läßt. Aber auch das frühe Neolithikum, das sich mit der Nuraghenzeit teilweise überschneidet, hat zahlreiche Analogien außerhalb Sardiniens, so in Pienza (bei Siena), auf der Insel Pianosa, auf Elba (51). Mit den frühneolithischen Gruppen treten auch die Glockenbecherleute auf, die sowohl mit Iberien wie mit dem Kaukasus Verbindung haben. Ihr kaukasischer Bezug lebt ofenbar im Baskischen fort. Die Glockenbecherleute - die sich archäologisch scharf von anderen Gruppen abheben, scheinen ursprünglich aus dem kaukasischen Raum gekommen zu sein; sie zogen später wieder in östlicher Richtung weiter, bis nach Südpolen und Niederösterreich, ofenbar als eine Gruppe wandernder Händler und Schmiede. Ihr spezieller Totendienst bestand ofenbar aus einem Trinkgelage, das eine jenseitige Mahlzeit widerspiegelte; dem dienten die Becher, nach denen sie heißen. Sie verklammern gewissermaßen Megalithisches und Neolithisches. Einige sardische Wörter analysiert: Im sardischen Wortstamm "manzu" = junges Rind, Färse, Kuh, die noch nicht gekalbt hat, finden wir einen Wortstamm, der sowohl westliche wie östliche Verbindungen hat (52). Walde-Pokorny vereinigen aber unter dieser Wurzel Wörter, die gewiß nicht zusammengehören, vom löblichen Bestreben getrieben, möglichst viel an idg. Etymologien zu retten. So rekonstruieren sie eine m.E. unmögliche Wurzel "*amnd-11, die säugen bedeutet hätte. Sicher zu unserem Wortstamm gehören mittelrheinfrk. "Menzel" = junger Stier, tirol. "menze" = junge Kuh. Nicht aber gr. 11mast6s11 Brust, wohl aber hingegen bask. "mando11 Maultier. Der Wortstamm bezeichnet einfach ein junges Haustier; die Beziehung zu alban. "mas" = männliches Füllen geht hingegen eher über den Wortstamm, zu dem lat. "masculinus" gehört. Das sard. "m6goro" = Hügel entspricht genau dem Namen eines Hügels bei Huesca in Spanien, Mocor6n. Unstreitig aber sind die Beziehungen zum gr. "rnagula" = Hügel, das rumänische und slawische Beziehungen besitzt und durch Entlehnung aus der slawischen Sprache auch in unserem II Mugel II fortlebt (vgl. den Namen des illyrischen Grabhügels Großmugel in NÖ) (53). Wir begegnen natürlich auch Verbindungen zwischen idg. Wortstämmen 60 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 und nichtidg. Bildungselementen. Hubschmid führt als Beispiel etwa sard. "salippa" an, das feines Salz bedeutet - vom idg. *sal-, das einmal schmutzige Beimengung bedeutet haben muß. Hier ist -ipp- als nichtidg. Nachsilbe aufzufassen. In diesem Zusammenhang sei auf den Namen der Schildkröte im Spanischen, galapago hingewiesen, worin sich ein ganzer Komplex etymologischer Schwierigkeiten und Probleme verbirgt. Der Name der Schildkröte hat in verschiedenen Sprachen durch Tabuvorstellungen Entstellungen erlitten oder es gibt ausweichende Bezeichnungen, die, wie in rumän. "tartaruga" auf alte mythologische Elemente verweisen: die Schildkröte als unterirdisches Tier, das in der Tiefe die Welt trägt. Wir begegnen in unserem Zusammenhang mehreren ähnlichen, anklingenden Wörtern, die Schale oder Gefäß bedeutet - naheliegend bei der Form des Panzers der Schildkröte. So haben wir frz. "escalope" mit dem romanischen e-Vorschlag vor s, das seinerseits dem altmediterranen s-Vorschlag entstammt (54). Es lieferte das engl. Wort "scallop/scolopp". Das frz. Wort entstammt seinerseits dem niederdeutschen "schelp, schulpe, schulp", eine Muschel. Ein altes Wort für Schale, frz. "chaloupe", dem wir wiederum unser "Schaluppe" verdanken, was ein kleines schlechtes Boot bedeutet. Bezeichnungen für Schif und Gefäß laufen beständig durcheinander. Die gaskognische Nebenform "falop" gehört trotz des schwierig zu deutenden Anlauts (andere Phonetisierung des Reibegeräusches oder Analogie ?) sicher zu unserem Wortstamm. Hubschmid rekonstruiert "kaluppa" und als Weiterung dazu "*kalapako" als Grundlage für span. "galapago". Aber auch das span. "carapacho" = Muschelschale, Schildpatt dürfte hierher gehören und vielleicht einer anderen Substratschichte entstammen. Die Nuraghen tragen einen alten Namen, der von einem alten Wort für Felsnase oder Steinhaufen abzuleiten ist, das "*murru" oder "*nurru" gelautet haben muß und in zahlreichen Ortsnamen fortlebt,ja sogar als sardischer Familienname erscheint. Der größte Nuraghenkomplex Sardiniens, Losa bei Abbasante, trägt seinerseits einen weiteren Stein-namen, denn losa ist ein westmediterranes Wort für Steinplatte, das noch im Namen Laussels, dem paläolithischen Kultort, im Namen Lausannes und im tirol. Laas erscheint. Zum Wort Nuraghe gehört natürlich der Name des mythischen Gründers Norax (oder Nyrax) (55). Pausanias (56) erklärt die Stadt für die älteste Stadt Sardiniens und erklärt Norax (57) für einen Iberer, Sohn des Hermes und der Erytheia, in welch letzterem Namen sich eine Verbindung nach Westen abzeichnet. Aber auch Nura, der alte Name Menorcas und möglicherweise auch 61 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 der Name des Königreiches und späteren Provinz Noricum dürften hierher zu stellen sein (58). Der ursprüngliche Name Sardiniens war Sard6, woraus Sardonion entstand; der lateinische Name Sardinia zeigt etruskische Vermittlung. Die ersten Siedler kamen aus Afrika und waren so etwas wie Proto-Iberer. Die Sarden sind mit großer Wahrscheinlichkeit mit den Schardana der Seevölker (59) gleichzusetzen und damit ist gesagt, daß sie schon lange im Mittelmeerraum saßen. Die Schardana treten schon unter Amenophis (1413 1358) als Söldner auf. Die Schardana, aber auch die Turscha und Schekelesch (Etrusker, Sizilier) zogen sich nach dem Scheitern der Invasion (60) wieder in ihre westlichen Sitze zurück. Unter den Seevölkern dürften sich auch idg. Splittergruppen befunden haben, so die Philister, die vielleicht den späteren Illyriern nahestanden. Sie sind aber, durch die Ägypter an der südpalästinensischen Küste angesiedelt und in einem Fünf-Städte-Bund vereinigt, rasch semitisiert worden. Die erste See- oder Nordvölker-Invasion fand unter dem Pharao Mernephta statt (1243 - 1220, 18. Dynastie) und die zweite zur Zeit Ramses III. (1195 - 1164, 19. Dynastie). Die erste Invasion - eine Koalitation von Völkern verschiedener Herkunft aus balkanischen, kleinasiatischen und mediterranen Herkunftsräwnen - umfaßte Libyer, Ekwesch (= Ahhi jawascha = Achäer), Teresch (Turscha = Etrusker), Lukka (= Lykier), Seherden (Schardana Sarden) und Schekelesch (Siculi), die zweite Invasion umfaßte Peleset (Philister), Tjejer (Teukroi), Schekelesch, Denyen (Danuna = Danaoi); ein Teil dieser Völker ging in die griechische Ethnogenese ein (Achäer, ein Teil der Danaoi, die Teukroi). Die Gleichsetzungen sind im allgemeinen gut begründet, dennoch gibt es Gegenstimmen (61). Reste und Abkömlinge der Seevölker gehen in die Ethnogenese einer Reihe mediterraner Völkerschaften ein. Die Teresch/furuscha - griechisiert Tyrsenoi - bilden den Kern der späteren Etrusker; diese überschichten eine idg. Schicht - Villanova-Kultur - und tragen so auch zur Ethnogenese der italischen Völker bei, die sich auf italischem Boden konstituieren und so schließlich zur Ethnogenese Roms. Schekelesch und Schardana besetzen die nach ihnen benannten Inseln, wobei Korsika dem sardischen Raum zuzuordnen ist. Dort finden sie eine afrikanisch-iberisch-libysche Vorbevölkerung vor, die ihnen möglicherweise ohnedies nahe verwandt war. Die Ekwesch-Ahhi jawascha (letzteres die hethitische Bezeichnung) endlich sind ein frühgriechischer Stamm, der älteste griechische Stammesschub, der aus dem Balkan kam und den Kern der mykenischen Griechen bildete, der Arkadier und Kyprier. Mit einem viel später nachrückenden Stamm, den Dorern, die stark illyrisch untermischt waren, 62 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 beginnt die eigentliche griechische Ethnogenese, die für uns faßbar ist; dabei sprach die dorische Propaganda, die sich in Mythen und Legenden niederschlug, von einer Rückkehr der Herakliden, um die eroberten Gebiete als altnationalen Besitz zu deklarieren. 11. Einige Einzelprobleme zur Problematik a) Das apa-Problem Man hatte schon lange beobachtet, daß es im nordwestdeutschen Raum zahlreiche Flußnamen gibt, die das Element apa- enthalten, das unzweifelhaft "Fluß/Wasser" bedeutet. Man hielt dies ursprünglich für keltisch, ohne daran zu denken, daß im Kontinetalkeltischen das p des Anfangs wegfiel und des Inlauts zweifelhaft war (vgl. Sequana). In den germanischen Abkömmlingen dieser Wortklasse erschien das p sowohl unverschoben wie verschoben, woraus auf beträchtliche Zeiträume und verschiedene Zeiten der Einwanderung geschlossen werden muß; dabei ergibt sich auch, daß Nordwestdeutschland kein ursprünglicher germanischer Siedlungsraum gewesen sein kann. Eine Alpe (aus *Arapa, mit Übergang vom r zu 1, ein häufiger Vorgang) fließt zur Aller (gleichfalls ein vorgerman. Name der alteuropäischen Hydronomie). Eine "Alpfen" gibt es im Badischen bei Waldshut, die früher als "Alofa" erscheint. Die Erft, aus der Eifel kommend und bei Neuß in den Rhein fallend, hieß einst "Arnefa" und geht also auf eine * Arnapa zurück. Esepe im Emsland entstand aus * Asapa wie die Aspe bei Lippstadt. Mit Franz Kuhn ( 62) kann man sagen, daß alle diese Namen insgesamt vorgermanisch und vorkeltisch sind und darunter verbirgt sich sicherlich Voridg., das ins Idg. einbezogen wurde. Mithin ist hier mit Ausläufern des westmediterranen Substrats bis in den nordwestdeutschen Raum zu rechnen. Dies dürfte im Kern der megalithischen Difusion an den Westküsten Europas entsprechen. Nun aber haben zahlreiche dieser Namen östliche, besonders baltische Entsprechungen. Schon altpreußisch erscheint "ape" als einfacher Simplex, "Wasser, Fluß" bedeutend. Hierher gehören die vielen Fluß- und daraus folgend Ortsnamen vom Typus Laukappen, Ardappen, Angerapp, Goldap, Santoppen etc. Daneben gibt es die ablautende Form "upe", die besonders, auch als selbständiges Wort im Litauischen erscheint: Upe, Upelis. Einige Prozent dieser Ortsnamen können nicht an idg. Wurzeln angeschlossen werden; man wird also sowohl mit idg. Grundbestand wie Volksetymologien nichtidg. Stämme und klar voridg. Wurzeln rechnen müssen (63). *apa paßt rein phonetisch gut ins 63 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 System der idg. Hydronomie, das ja zum guten Teil aus zweisilbigen Wurzeln mit der Vokalqualität a bestehen. Das Verhältnis von *apa zu *akua könnte auch auf einem zufälligen Gleichklang beruhen und man faßte *apa als Variante von *akua auf. b) Das -andr-Problem Richard Henning hat auf dieses Problem aufmerksam gemacht und gezeigt, daß in geographisch getrennten Räumen Fluß- und Ortsnamen zu finden sind, die das Suffix -andr- enthalten (64). Die Bereiche sind: der deutsch-holländisch- französische, der französisch-spanische, der nordbalkanische und der kleinasiatische. Im flämischen und westfälischen Bereich wurde die Nachsilbe meist zu -dorn oder -dem umgebildet. Dabei gehen Fluß- und Ortsnamen durcheinander. So haben wir Geseldom bei Münster, die Merendra (Merendre) bei Gent. Gelegentlich finden sich stimmlose Formen wie in Deventer (aus *Davantria); unweit davon Hellendoorn. Bei Barmen Callendoorn mit unverschobenem Grundwort. Das weist darauf hin, daß dieser Bereich Nordwestdeutschlands und Hollands ursprünglich nicht germanisch besiedelt war, sodaß die Verschiebung von k zu ch/h unterblieb. Ein stärker korrumpiertes Gegenbeispiel ist Kaidern bei Marburg a/Lahn (zuerst als Villa Calantra). In Frankreich fließt die Solondre bei Montpellier; dreimal erscheint der Flußname Simandre (Isere, Ain, Saone). Bekannt ist Santander an der spanischen Nordküste, der sicher mit dem Namen des kleinen Volksstammes der Santones am Unterlauf der Garonne zusammenhängt; die Santones dürften keine Kelten, sondern Aquitaner gewesen sein, also Nichtidg. (Holder hält sie für Indogermanen). Entsprechende Namen finden sich in Kleinasien, nicht aber in Griechenland. Bekannt ist der Flußname Maiandros. Im nördlichen Balkan haben wir Semendria - mit dem frz. Simandre wohl identisch; in Unteritalien nennen wir das kalabrische Chalandrus, das dem fuldaischen Calantra genau entspricht. Bei Tarent fließt der kleine Fluß Akelandros. In Kleinasien haben wir Sonderformen der Nachsilbe ohne und mit r: die Insel Telendos/Telendria (Lykien), der Ort Tymandos/Tymandria in Pisidicn. Bemerkenswert ist, daß das Sufix auch als selbständiges Wort erscheinen kann: der Insel Andros in der Ägäis entspricht die Insel Antros (65) in der Mündung der Garonne: man könnte eine Grundbedeutung "wasserumtlossenes Land" vermuten. Aber auch die Sippe von Calandra/Hollendorn enthält ein Simplex, das selbständig auftreten kann, nämlich *Cala/Cale, das wir im kampanischen Ort Cale und in Partus Cale an der Atlantikküste wiederfinden, aus dem ja der 64 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Name Portugals entstand. Dazu gehören das bithynische Cales und der nur in Kärnten und Steiermark aufrömischen Grabsteinen belegte Name Calendinus, falls er nicht zu Calendae gehört. Die enge geographische Eingrenzung weist eher auf ein nichtidg. Substrat im Norischen hin. Henning möchte in diesen Namen ein Indiz für prähistorische Handelswege sehen, die von der Ägäis ausgehend über Massilia nach Norden und Nordwesten führten und zur Besiedelung anregten, So sei insbesondere der Wortstam *cala - den Henning für idg. hält - verbreitet worden. Dieses stellt er zu lat. calare, gr. kallein "rufen" und konstruiert daraus die Bedeutung "Versammlungsplatz". Calare entspricht Jautgesetzlich dem ahd. challon/halon (heute holen). Weit eher könnte an einen Zusammenhang mit dem altnord. "hallr" = Stein, Klippe gedacht werden, das vermutlich voridg. ist. Danach könnte eher an eine Bedeutung "befestigter Platz" gedacht werden und man dürfte an das lusitanische Cale denken, das sicher voridg. ist. Vermutlich laufen hier mehrere gleichlautende oder ähnliche Stämme idg. und voridg. Herkunft durcheinander. Ganz ungeklärt bleibt das Verhältnis zu türkisch-arab. kala/ kale = Festung. c. Das Problem des Namens der Themse Das Problem wurde gewählt, um die Schwierigkeiten und komplexen Verflechtungen zu zeigen, die in unserem Problembereich statthaben (66). Ausgangspunkt ist die uns bekannte Themse, die ihr h nur gelehrter Spielerei verdankt, während die etymologisch richtige Aussprache ohne Reibelaut bis heute geblieben ist. Der Name erscheint in verschiedenen Formen (67). Caesar schreibt Tamesis, Tacitus Tamesa ( 68), später schreibt er aber auch Tamesis. Übrigens hatte die Themse auch eine deutsche, lautgesetzlich verschobene Form, nämlich Zamese oder Zemse. Im Gebiet der kornischen Zinngruben fließt die Tarnar, die ihr zweites a ebenfalls gelehrter Spielerei verdankt, weil man darin nämlich das phönizische Wort "tamar" = die Palme erblickte und den Flußnamen als Beweis der phönizischen Abstammung der Cornwall-Leute benützte. In Nordspanien gibt es eine Tambre, mit sekundärem b, als Sproßlaut nach m. Im Kampanischen fließt der Ta.mero, in der Antike Ta.marus, mit Rhotazismus wie der belgische Fluß Demer. In Y orkshire und Stafordshire fließen drei Flüsse namens Tarne, die offenbar das reine Grundwort ohne Nachsilbe - isa enthalten. Im westlichen Wales fließt die Taf ( mit Übergang von m zu t), im östlichen die Taff. Ein Nebenfluß der Tarnar ist die Tavy - ofensichtlich eine Verkleinerung des Grundwortes: 65 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 die kleine Tarnar. Das altertümliche ostfriesische Wort "tjamme" = kleiner Fluß und ein Fluß Ostfrieslands heißt sogar so: Tjamminge. Förster meint, daß hinter Themse die idg. Wurzel *tarn- stünde, die "dunkel" bedeutet; aber es scheint eher so zu sein, daß ein voridg. Wort ins Idg. übernommen und dem idg. System angepaßt wurde. 12. Die Rolle der Basken Ihre Sprache stellt eine Art Museum des Voridg. dar, besonders in dem kleinen, aber wesentlichen Teil des Wortschatzes, der nicht auf Entlehnung beruht. Am Baskischen können Probleme der Sprachwissenschaft studiert wer - den, z.B. das Problem der Mischsprache. Für das Baskische gilt, daß es dennoch nicht als Mischsprache im vollen Sinne des Wortes gelten kann, weil eine "echte" Mischsprache auch die Übernahme wesentlicher Strukturelemente einer anderen Sprache mit einschließt; im Baskischen aber sind alle wesentlichen Strukturelemente nichtidg. Ein Hauptproblem ist natürlich das Problem seiner möglichen Verwandtschaftsbeziehungen, womit zugleich das Problem der Ethnogenese gesetzt ist (69). Hier kann nur eine knappe Zusammenfassung gegeben werden. Am nichtidg. und isolierten Charakter des Baskischen kann kein vernünftiger Zweifel bestehen. Es ist aber auch nicht einfach eine fortlebende Megalithsprache oder gar einfach das fortlebende westmediterrane Substrat, sondern es enthält unter anderen Elementen Reste davon (70). Ebensowenig ist das Baskische einfach fortlebendes Iberisch oder etwa ein Zweig des Berberischen. Es ist ein sprachlicher Kern vorauszusetzen, der lange vor den Substratsprachen des mediterranen Raumes liegt, um den sich mehrere Sprachschichten sozusagen anreichern. Besonders Proto-Iberisches, das wohl nahe verwandt einem vorauszusetzen Proto-Berberischen war; erst dieser Komplex wurde durch eine mediterrane Sprachschicht überformt, die ihrerseits Beziehungen zum Kaukasischen gehabt haben muß, genauer: zum Westkaukasischen. Dieses proto-iberische Substrat, das auch in den hamitischen Sprachen und hier besonders im Berberischen enthalten sein muß, war einst die ganze europäische Westküste verbreitet und von einem mediterranen Volkstum getragen - einer kleinwüchsigen dunkelhaarigen Bevölkerung, die man nicht immer in Spuren an diesen Küsten antrefen kann. Das Baskische stammt also keinesfalls von einem Berbersubstrat ab, sondern Baskisch wie Berberisch enthalten dasselbe Substrat, das seinerseits in 66 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zwei Schichten auftrat: Proto-Iberisch und Proto-Berberisch (71). Schon Georg v. d. Gabelentz (72) - dessen sprachwissenschaftliche Gedanken z.T. noch nicht überholt sind - hielt das Baskische für eine "entartete" Sprache hamitischen Ursprungs (73). Man sieht wie hier v. d. Gabelentz wie auch seinerzeit W ölfel mit neuen Begrifen ringt, aber nicht über das neuere Begriffsvokabular verfügt wie Mischsprache, Sprachpopulation, Substrat, Konvergenz etc .. V. d. Gabelentz wertet noch die Sprachen - eine "Sünde" des 19. Jahrhunderts. Gabelentz' Gleichungen, die auf den Dialekten von Guiputcoa, Niedemavarra und Labourde beruhen, sind z.T. überzeugend, aber die Schlußfolgerungen auf eine nahe Verwandtschaft falsch; das Problem ist eben nur mit Hilfe der Substrattheorie zu lösen; die meisten Gleichungen entstammen der Sprache der Tuareg und der Kabylen. So etwa bask. "aide" = Verwandte, entspricht natürlich dem Tuareg "ait" = Stamm; bask. "azkar" = stark und Tuareg "izeger"; bask. "eresia" = wünschen und kabyl. "ira". V.d. Gabelentz begeht aber mehrere methodische Fehler, abgesehen vom Mangel eines Substratbegrifs: er zieht Lallwörter heran wie bask. "aita" = Vater und "ama" = Mutter; und er berücksichtigt die lateinischen Lehnwörter im Baskischen und Berberischen nicht, die natürlich für die Sprachverwandtschaft nichts ergeben. Gleichungen wie bask. "berri" = neu und koptisch "berri" =neu reichen bis in den ostmediterranen Raum. Einige Gleichungen reichen bis ins Westkaukasische, wie bask. "gari" = Weizen und georg. "kheri", an welches das griech. "krithe" (aus *kirthe) anklingt. Hugo Schuchhardts Meinung, daß das Baskische nur die Fortsetzung eines iberischen Dialekts sei, ist eine gewaltsame Vereinfachung (74). Ebenso ist Löpelmann abzulehnen, der sich gegen jede Beziehung des Baskischen zum Kaukasischen wendet (75). Aber auch Bouda, der Hauptverfechter der kaukasischen Theorie schießt weit übers Ziel hinaus; viele seiner Gleichungen sind vage und unsicher (76), aber es bleibt ein unbestreitbarer Rest. Beziehungen zum Berberischen und zum Westkaukasischen, die im Rahmen der Substrattheorie zu definieren sind, können als einigermaßen gesichert gelten (77). Da die Iberer erst eisenzeitlich von Osten her ins kastilische Hochland einrückten und die Basken viel älter eingesessen sind, können sie keine IbererNachkommen seiu. Da es aber iberische Beziehungen gibt, kann dies nur im Rahmen der Substrattheorie oder als Ergebnis einer späteren Überschichtung oder Berührung angesehen werden (78). Ortsnamen, die man aus dem baskischen Gebiet kennt, wiederholen sich im iberischen Siedlungsbereich. So etwa der nordostspanische Ortsname Arriaca 67 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (Ebro. überlaut), der sicher mit Arriege in Südfrankreich identisch ist und zu bask. "harri/arri" = Stein gehört (79). Jungmann glaubt sogar aus phonetischen Gründen ein vorbaskisches Substrat herausarbeiten zu können (80), das man dann als späten Ausläufer der Sprache jener Cro-Magnon- oder Capsien-Gruppen ansehen müßte, die die südfranzösischen und spanischen Höhlenbilder schufen. Er findet bezeichnend diese Schicht etwa den Übergang von m zu n, wie er im Verhältnis von sard. murru/nurru erscheint und die weitere Entwicklung von n zu einer "Nullstelle". Dies bedeutet in der Sprachwissenschaft den Ausfall eines Lautes oder anderen sprachlichen Erscheinung, die vom System her gefordert wäre. Bei bask. "ituri" = Quelle/Bach und sard. lthrui (aus *lthuri) fällt es schwer, nicht an die acht deutschen Bäche namens Itter zu denken (nicht hingegen an das tirol. Itter, das anders zu erklären ist). Das würde natürlich einen Hinweis auf ein voridg. Substrat bedeuten - keine baskische Besiedelung Westdeutschlands! 13. Schlußfolgerungen Aus einer sehr großen Menge von Einzelheiten wurden einige Kapitel und Bereiche ausgewählt, um einmal die Problematik vorzuführen. Dabei haben wir uns notwendig z.T. im hypothetischen Raum bewegt, im Raum von Annahmen, die einfach gemacht werden mußten, um überhaupt Ordnung in die sehr verwickelten sprachlichen und historischen Erscheinungen zu bringen. Das mir vorliegende Material wirklich aufzuarbeiten, würde die Kraft eines Einzelnen übersteigen, wenigstens eine Lebensarbeit darstellen. Vieles brachte ich in den letzten Jahren schon in Einzelaufsätzen für den "Almogaren". Das Baskische, Etruskische, Iberische und Altkanarische stellen nicht einfach fortlebendes Substrat oder gar eine Megalithsprache dar, sondern das Substrat, das seinerseits nicht einheitlich gewesen ist, sondern aus vielen miteinander verwandten Sprachpopulationen bestand, erhielt sich in Restbeständen. Dasselbe gilt notwendig auch für das Altkanarische - wir gingen den Spuren des westmediterranen Substrats nach, um das Gewonnene analog auf das Altkanarische anwenden zu können, wozu eine eigene Arbeit nötig wäre. Unsere Darstellung zeigt auch, daß vorgeschichtliche sprachliche Erscheinungen verwickelt und komplex sind. Dabei stellen sowohl das Baskische wie auch das Berberische und das Altkanarische eine Art von Musealbeständen dar. Diese komplexen sprachlichen Erscheinungen sind ohne ein neueres Begrifsinventar nicht in den Grif zu bekommen. Unsere Darstellung können 68 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wir einem Indizienprozeß vergleichen, der uns berechtigt, zwingende Schlüsse zu ziehen, denn auch die althergebrachte Sprachwissenschaft - z.B. in der Indogermanistik, beruht in hohem Maße auf Hypothesen, die wir gerne geneigt sind, für bare Münze zu nehmen, ohne ihren Nennwert genau zu betrachten. Anmerkungen: (1) Hehnut Stumfohl, Sprache und Vorgeschichte in den Alpen und in den Pyrenäen, in: Ahnogaren XVII, Hallein 1986, pp. 67-112. Johannes Hubschmid, Pyrenäenwörter vorromanischen Ursprungs und das vorromanische Substrat in den Alpen, Salamanca 1954. (2) Vgl. die vernünftige und maßvolle Erörterung des Rassenbegrifs bei S. Landmann, Rasse und Kultur. Neue Literatur zur Rassenfrage, in: Numen 29, pp. 160-163; C. S. Coon, Tue Races ofEurope, New York 1939; Gustav Kafka, Was sind Rassen? Eine Kritik an den Grundbegriffen der modernen Erblichkeitslehre, München 1949; Bertil Lundmann, Geographische Anthropologie, Stuttgart 1967. (3) Helmut Stumfohl, in Almogaren XXII, 1991, pp. 7-10 "Das Mediterrane". ( 4) Helmut Stumfohl, Zum Begrif des Substrats. Substratprobleme, in: Ahnogaren XVIII-XIX, 1987-88, pp. 131-138; ders. Zum Problem des Substrats, in: Ahnogaren V-VI 1974-75, pp. 54-56 (Literaturauswahl) (5) Helmut Stumfohl, Das Megalithproblem, in: Ahnogaren XVIII-XIX, 1987- 88, pp. 115-123. (6) Colin Renfrew, Before Civilization. Tue radiocarbon revolution and prehistoric Europe, London 1973; ders. Carbon 14 and the Prehistory of Europe, in: Scientific American October 1971, Bd. 225, 4 pp. 63-72. (Alle RadiokarbonDaten für das westliche Megalithikum sind bis zu 700 Jahre zu spät - d.h. es ist nicht vom Osten, etwa Ägypten abhängig) (7) Helmut Stumfohl, Maga Mater Mediterranea, in: Almogaren XVII, 1986, pp. 7-66. (8) Karl J. Narr, Megalithik und Megalithkulturen, in: Saeculum-Weltgeschichte Bd. 1, Freiburg i. Br. 1965, pp. 229-235. (Für alle Erdteile - ohne Australien) Waldemar Barthel + Carl Atzenbeck, in: Handlexikon der deutschen Urgeschichte, München 1936, pp. 219-238. (9) Vgl. Archäologische Informationen. Mitteilungen zur Ur- und Frühgeschichte 16, 1, 1993. Der ganze Band ist Arbeiten zur Neolithisierung gewidmet. (10) Helmut Sturnfohl, Zum Problem einer möglichen Megalithsprache, in: Ahnogaren V-VI, 1974-75, pp. 56-59. (Ablehnend. D. J. Wölfel glaubte noch an die Möglichkeit). (11) Colin Renfrew, Colonialism and Megalithismus, in: Antiquity 41, 1967, pp. 69 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 76-86. (12) Antonio Tovar, Krahes alteuropäische Hydronomie und die westidg. Sprachen, in: Sitzb. d. Heidelberger Ak. d. W. Phil./Hist. Kl. 1977, 2), Heidelberg 1977). (13) Björn Collinder, Comparative Grammar of the Uralic Languages, UppsalaStockholm 1960. (14) Rolf Hachmann, Völker zwischen Germanen und Kelten. Schriftquellen, Bodenfunde und Namengut zur Geschichte des nördlichen Westdeutschlands um Christi Geburt. Neumünster 1962 (15) Hans Krahe, Sprache und Vorzeit, Heidelberg 1954; ders. Indogermanisch und Alteuropäisch, in: Saeculum 8, 1957, pp. 1-16. (16) s. Anm. 12. (17) Wolfgang Schmid, Alteuropäisch und Indogermanisch, in: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft 22, Innsbruck 1975. (18) nach Wolfgang Schmid. (19) Herodot IV, 28; Strabo II, 495; Plinius n.h. 6, 17. (20) Beda der Ehrwürdige, Kirchengeschichte I, I = Texte der Forschung 24, Darmstadt 1982, p. 303. (21) Dio Cassius XXV, 5, 5; XXVI, 12, 1, 4. (22) RE III= 5. Halbband, Stuttgart 1897, coll, 1347-1350 (Hübner) und Eberts Reallexikon d. Vorgeschichte II, 1925 pp. 141-144 (Reche) (23) Amrnianus Marcellus XXVII, 8, 5 (24) Julius Pokomy, Beiträge zur ältesten Geschichte Irlands, in: Zeitschr. f. celt. Philologie XVI, 1917, pp. 195-231. (25) ders. Keltisch-Baskisch. -Hamitisches, in: wie oben XVI, pp. 263-2 94, 231- 66; und ibidem XVIII, pp. 95-144 = 1927; und ibidem XVIII, pp. 233-248 = 1930. (26) G. L. Glomme, Ethnology in Folklore, London 1892. (27) Strabo IV, 5, 4. (28) P. W. Schmid, Gebräuche des Ehemannes bei Schwangerschaft und Geburt mit Richtigstellung des Begrifes "Couvade" in: Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik X, 1954. (29) Richard Thurnwald, in Eberts Reallexikon 3VIII, pp. 22-26 = 1927 (Männerkindbett) (30) Percy Harrison Fawcett, Colonel Fawcett, Arrow-Books 1963, p. 249. (31) Richard Schomburgk, Reisen in Britisch Guiana, Bd. 3, 1848, p. 459. (32) Strabo III, 4, 17 Männerkindbett bei den Iberern. (33) Apollonios Rhodios II, 1009-1014. (34) Ruy Coelho, The signifance of the couvade among the Black Caribs, in: 70 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 MAN 1940. (35) Jan de Vries, in: Keltische Religion Stuttgart 1961, pp. 254-255 über die Kopfjagd der alten Gallier. (36) A vienus, Ora maritima 433. (37) Tacitus, Agricola 11. (38) Macrobius I, 19, 5. (39) Ammianus Marcellinus, der Timagenes benützt XV, 9. (40) Caesar, B. G. VI, 13. (41) Pomponius Mela III, 3. ( 42) Lorenz Diefenbach, Die alten Völker Europas mit ihren Sippen und Nachbarn, Frankfurta/M 1861,pp. 312-321. (43) Christian J. Guyonvar'h, Keltische Wortsymbolik, in: Kairos 5, 1963, pp. 195-196. (44) Jan de Vries, Keltische Religion, op. cit. pp. 163-166. (45) Julius Pokorny, The Origin of Druidism, in: Annual Report of the Smithsonian Institution 1910, pp. 583-597; auf Deutsch als "Der Ursprung des Druidentums" in Mitteilg. d. anthropologischen Gesellschaft in Wien 38, 1908, pp. 34-45 - Pokorny beruft sich auf 0. Schrader und d'Arbois de Jubainville. (46) Historia Augusta XIII, über Vopiscus Flavius in der Biographie des Numerianus. (47) Pomponius Mela III, 48. (48) Jan de Vries, op. cit. pp. 111-112. (49) Jan de Vries, op. cit. pp. 217-219; dazu Strabo IV, 6, 4. (50) Die Kunst Sardiniens, Katalog der Ausstellung von 1980 in Karlsruhe, Baden-Baden 1967, pp. 30-66 (Giovanni Lilliu) (51) Vgl. Helmut Stumfohl, Die Religon der Phönizier im Rahmen der Mediterranea, Almogaren XXII, 1991, pp. 7-10 (52) Alois Walde+ Julius Pokorny, Vergl. Wörterbuch d. idg. Sprachen II, Berlin/Leipzig 1927, pp. 232-233. (53) Johannes Hubschmid, Thesaurus Praeromanicus, Faszikel 1-11, p. 100 (54) C. T. Onions/G. W. S. Friederichsen/R. W, Burchfield, Oxford 1985: das Wort entstammt vielleicht dem nd. schelpe/schulp = Muschel. (55) Diodorus Siculus, V, 15. (56) PausaniasX, 17,4. ( 57) Pausanias X, 17, 5. (58) Vgl. Maria Teresa Atzori, Glossario di Sardo Antico, Parma o.J. (= 1956) sub voce Nurace p. 248. (59) August Strobl, Der spätbronzezeitliche Seevölkersturm, ein Forschungsüberblick mit Folgerungen zur biblischen Exodusproblematik, Berlin/New York 71 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 1976. (60) Rainer Stadelmann, Die Abwehr der Seevölker unter Ramses III., in: Saeculum, 19, 1968, pp. 156-171; Fritz Schachermeyr, Die ägäische Frühzeit Bd. V, Öster. Ak, d. Wissensch. Phil. Hist, Kl. Wien 1982. (61) G. Steiner, Die Ahhijawa-Frage heute, in: Saeculum 15, 1964, pp. 365-392. Steiner ist gegen die Gleichsetzung. (62) Franz Kuhn, Grenzen vor- und frühgeschichtlicher Ortsnamentypen, in: Sitzb. der Akad, d. Wissensch. u. Lit. Geistes- und sozialwissensch. Klasse, Mainz 1963, pp. 554-557. (63) H. Dittmaier, Das apa-Problem, in: Bibliotheka Onomastica I, Louvain (Löwen) 1955, pp. 51-52; H. Krahe, op. cit. p. 131. ( 64) Richard Henning, Auf alten Colonistenwegen, in: Zeitschr. f. deutsch. Altertum 59, 1922, pp. 145-159. ( 65) Pomponius Mela III, 2, I. (66) Max F örster, Der Flußname Themse und seine Sippe. Studien zur Anglisierung keltischer Flußnamen und zur Lautchronologie des Altbritischen, in: Sitzb. d. bayr. Ak. d. Wissensch. Phil. Hist. Kl. 1941, pp. 1-351. (67) Caesar B. G. V, 11, 8 (68) Tacitus, Annalen XIV, 32. ( 69) Vgl. Helmut Stumfohl, Alteuropäisch und Altkanarisch, eine Abgrenzung, in: Almogaren XIII-XIV, 1982-1983, pp. 7-56; darin: Ligurer pp. 14-17, Iberer pp. 17-22, Räter pp. 22-25, Etrusker pp. 25-29, Baskisch pp. 29-32; zu den Basken vgl. noch ders. Probleme der Ethnogenese, in: Almogaren XX, 2, 1989, pp. 125-132. (70) s. Anmerkung 10. (71) Hans G. Mukarovsky, Baskisch und Berberisch, in: Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 59/60, 1963, pp. 52-94; Dominik Josef Wölfe!, Eurafrikanische Sprachschichten, Salamanca 1955; Ernst Zyhlarz, Zur angeblichen Verwandtschaft des Baskischen mit afrikanischen Sprachen, in: Zeitschr. f. Prähistorie Wien 1932, pp. 69-77. (72) Georg v.d. Gabelentz, Die Verwandtschaft des Baskischen mit den Berbersprachen Nordafrikas, Braunschweig 1894. (73) v. d. Gabelentz, op. cit. p. 3 (74) Hugo Schuchhardt, Das Baskische und die Sprachwissenschaft, Sitzb. d. Ak. d. Wissensch. in Wien, Phil./Hist., Kl. 202, Wien 1925. (75) Martin Löpelmann, Etymologisches Wörterbuch der baskischen Sprache, Berlin 1968, pp. XVII-XIX. (76) Alfredo Trombetti, Le origini della lingua Basca, in: Memorie della Academia delle Scienze dell' Instituto di Bologna, 1926; Robert Bleichsteiner, 72 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die Verwandtschaftsbeziehungen des Baskischen, in: Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 38, 1932, pp. 215-239. (77) Karl Bouda, Neue Baskische Etymologien, in: Acta Salmanticensia V, 4, 1952. (78) Pedro Bosch-Gimpera s. v. Basken in Eberts Reallexikon der Vorgeschichte, Bd. l, Berlin 1924. (79) Alfredo Trombetti, Saggiuo de antica onomastica mediterranea, Firenze 19423, in: Studi Etruschi XII-XIV, pp. 1-2. (80) F. H. Jungmann, La teoria del sustrato y los dialectos hispano-romances y ghascones, Madrid 1956. 73 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 |
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