Almogaren XXVII / 1996 Hallein 1996 375 - 393
Uwe Topper
Neue Feldforschung im Hohen Atlas
1.1.
Zur Kenntnis der Felsbilder des HohenAtlas (Marokko) gibt es wieder einige
Entdeckungen zu berichten, nebenbei auch Hinweise auf wenig beachtete
Literatur (z.B. Luquet 1967). Außer den seit 1953 veröfentlichten und von mir
in Almogaren XXIII ebenfalls beschriebenen Felsgravuren des Tizi-n-Tirgist
am Jebel Rat (oder Ghat = Gat, die Aussprache ändert sich, wenn man das
Bergmassiv umrundet) gibt es dort eine ganze Reihe weiterer Felsbilderstellen,
die noch nicht veröfentlicht sind. Der Bergsteiger Fougerolle (1981: 136) zählt
7 oder 8 Ortsnamen auf, die aber bei den Einheimischen keine oder irreführende
Assoziationen auslösen. Entweder bezog er die Namen aus Bergsteigerkarten,
die in dieser Hinsicht recht sorglos angelegt sind, oder aus nachträglichen
Erkundigungen bei den Einheimischen, was wegen der Sprachbarriere
leicht zu Fehlinformationen führt. Zwei dieser Namen, Anamru und lgudlan,
werden auch bei Searight und Hourbette (1992: 8 3) genannt und die Gravuren
etwas näher beschrieben. Die beiden Autorinnen erwähnen darüberhinaus zwei
Stellen mit Gravuren am Nordhang des Bergmassivs zwischen Inigden und
Tarbat-n-Tirsal: "Amdrus, ein einzelner Felsblock, schwierig zu finden, mit
einer einzigen Szene, noch schwieriger zu entdecken, die eine sexuelle Szene
zwischen Mann und Frau sowie eine dazugehörende größere Figur, etwa eine
Fruchtbarkeitsgottheit, darstellt." Und zweitens nennen sie Tizi-n-Ugna (dieser
Paßname ist weder auf Landkarten zu finden noch bei Einheimischen bekannt),
laut Kartenskizze am Nordwesteck des Berges, laut Text im Südwesten
des Rat, mit Bildern, die denen des Tirgist ähneln.
Wir haben weder diese beiden noch die von Fougerolle genannten Stellen
finden können, bei unserer diesjährigen Suche aber wieder mehrere Häufungen
von Gravuren entdeckt. Sie befinden sich im Umkreis der Alm Asferyalt
am nordwestlichen Längshang des langgestreckten Massivs, etwa 1000 m unter
dem Gipfel des Rat, also auf (geschätzt) 2800 m Höhe, am Verbindungsweg
zwischen Inigden und Tarbat-n-Tirsal.
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1.2. Asferyalt I
Wenn man von Inigden kommt und die Westschulter des Rat-Massivs umrundet
hat, behält der Weg längere Zeit dieselbe Höhe. Linker Hand ergibt
sich ein freier Blick in mehrere Täler, unermeßlich weit nach Norden, rechts
reichen die vom Gipfel herableitenden Schneehänge (im April) bis an den
Weg. Nach einer Quelle, die allen Hirten bekannt ist, erreicht man linker
Hand einen der zahlreichen Balkons, das sind große, fast ebene Felsvorsprünge,
deren Kante viele hundert Meter senkrecht abstürzt. Von allen Balkons
dieser Gegend, die wir absuchten, trägt einer einige sehr alte Gravuren,
die eine persönliche Note zeigen, wenn sie sich auch insgesamt in den
Rahmen der Felsbilder des Hohen Atlas gut einfügen. Von den nur wenige
Wegstunden entfernten Bildern des Tizi-n-Tirgist sind sie deutlich verschieden.
Wir zählten 26 Zeichen, vor allem altertümliche Bronzedolche in Umrißlinien,
daneben auch jüngere Dolchtypen in Vollpunzung. Auffällig sind einige
schachbrettartige Spielfelder, rechteckig, etwa vom Typ Mühle, das ja hier
bei den Berbern ein höchst beliebtes Spiel ist, viel gewitzter als unsere deutsche
Version. Ferner sahen wir einige Schriftzeichen (Typ Tifinag), Schlangenlinien
und eine der großen Menschendarstellungen, die für den Tirgiststil
typisch sind (77,5 x 45 cm). Unweit des Felsbalkons liegt nach Osten die Alm
Asferyalt, die im April noch leerstand. Sie ist weit im Umkreis bekannt, die
Deutung des Namens allerdings schwierig, vermutlich mit botanischem Bezug.
Asferyalt II
Von der Alm aus in derselben Richtung weitergehend gelangt man zur zweiten
Häufung von Felsbildern, die sich durch einige sehr alte, kaum noch erkennbare
Rundschilde (vom Tirgiststil) auszeichnet. Auf einer Felsplatte sieht
man vier Pferdereiter, nahebei einige Dolche, einen gehenden Mann, drei sehr
fein gepunzte Umrißbilder, die eher als Schriftzeichen anzusprechen sind, aber
doch nicht zur Tifinag gehören. Auf einem einzelnen Block ist ein alter Dolch
eingepunzt.
Asferyalt III
Am Wege abwärts nach Tarbat-n-Tirsal sieht man auf den letzten großen
Felsplatten einige weniger bedeutende Punzungen, meist Dolche jüngeren Stils.
Durch eine gezielte Suche auf den zahlreichen Balkons im Norden, die mindestens
einen ganzen Tag beanspruchen würde, müßten weitere Felsbilder zu
finden sein, vielleicht einige der von Fougerolle gesehenen.
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1.3. Tizi-n-Tirgist
Meine diesjährige, nunmehr dritte Begehung des Felsbilderplateaus am
Tirgistpaß brachte wiederum einige Überraschungen. Direkt im Bereich der
bekannten Bilder entdeckte ich ein Rind vom ältesten Stil, wo nur ein einziges
nach vorne gebogenes Horn, jeweils nur ein Vorder- und Hinterbein und im
Leib ein ausgesparter Fleck (Fellzeichnung oder Embryo?) zu sehen sind. Bilder
dieser Art kenne ich von Oukaimeden (Hoher Atlas) und vor allem aus
dem Anti-Atlas (Almogaren X/2). Am Rat waren diese Bilder noch nicht
berichtet worden. Auf der Suche nach den von Searight und Hourbette (1992:
83) beschriebenen, aber auf ihrer Kartenskizze ofensichtlich falsch eingetragenen
Felsbilderstellen Agudal Tamrij, Assif Anamru und Igudlan, die sich
alle in etwa 2 km Entfernung von der Hauptbilderstelle befinden sollen, entdeckten
wir insgesamt 15 Gruppen mit Felsbildern, alle im genannten engeren
Bereich. Vom Haus des Wächters der Felsbilder am Paß ausgehend schlugen
wir einen Halbkreis im Uhrzeigersinn bis zur AlmAnamru, wobei das gesamte
Plateau erfaßt wird.
Tizi-n-Tirgist II
Im Nordwesten beginnend, nach etwa 1 km, sieht man folgende Bilder: eine
sehr alte Lanze, ein Menschenidol mit zwei Kreisen, einen Reiter, ein Pferd
und einige verstreute Zeichen.
Tizi-n-Tirgist III
Einen halben Kilometer weiter nach NW gibt es drei Fußspuren im Umriß;
eine davon ist unvollendet. Ferner befindet sich hier das Abbild eines Mannes
mit Rundschild, der auf einem Pferd steht und eine enorm große Lanze hochhält.
Die übertrieben große Darstellung der Lanze läßt auf einen Kult schließen,
der auch von den europäischen Felsbildern dieser Zeit bekannt ist.
Tizi-n-Tirgist IV
Eine höchst eigenartige stilisierte lineare Punzung von zweifellos hohem
Alter könnte ein Nashorn wiedergeben, dessen Auge übergroß fast im Mittelpunkt
des Bildes liegt (27 x 44 cm).
Tizi-n-Tirgist V
Einzelne Zeichen, auch kleine Tiere und eine Fußspur.
Tizi-n-Tirgist VI
Sehr alte, stark verwitterte Zeichen, kaum erkennbar.
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Tizi-n-Tirgist VII
N eben einem Menschenzeichen, zwei Kreisen und einigen Schlangenlinien
sieht man ein ungewöhnliches Bild aus sehr fein gepunzten geraden Linien,
das wie eine moderne technische Zeichnung anmutet, aber aufgrund seines
Verwitterungsgrades als alt eingestuft werden muß (24 x 16 cm). Es könnte
etwas mit der Bronzegußtechnik zu tun haben. Daneben, etwa gleichgroß, befindet
sich eine weitere Linienzeichnung, die durch ihren Rundcharakter eher
den übrigen Bildern von Tirgist gleicht.
Tizi-n-Tirgist VIII
Fünf einzelne schriftartige Zeichen.
Tizi-n-Tirgist IX
Ältere grobe Kreiszeichen.
Tizi-n-Tirgist X
Große Felsplatte am äußersten Rand des Plateaus, dort , wo sich die Einschnitte
nach Norden senken, mit zahlreichen Zeichen versehen, vor allem Schilde, Dolche
und ein großes Idol, das sehr verworren aussieht; es hat vier Hände, einen Kopf mit
zwei Augen, ein ankerförmiges Zeichen (165 x 107 cm). Ferner gibt es hier Lanzen
und verschlungene Linien. Alle Bilder auf dieser Platte sind schwarz verwittert.
Tizi-n-Tirgist XI
Eine vereinzelte rote Steinplatte mit Reitern im Stil der bekannten Bilder
von Tirgist.
Tizi-n-Tirgist XII
Stein mit mittelalten Rundschilden.
Tizi-n-Tirgist XIII
Ein Reiter sowie Kreise und undefinierbare Reste.
Tizi-n-Tirgist XIV
Auf dem großen Felsblock an der verfallenen Almhütte sind einige nicht
erkennbare Zeichen eingepunzt.
Tizi-n-Tirgist XV
Ein vierbeiniges Tier mit enorm langem Hals in waagrechter Richtung, vielleicht
spaßeshalber dargestellt.
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Tizi-n-Tirgist XVI
Nahe der AlmAnamru befindet sich ein weiteres Bild eines Rindes im allerältesten
Stil, allerdings fehlt das Horn; im Leib sind drei rundliche Flecken
ausgespart. Eine Schlangenlinie, die häufig zu den Bronzezeitbildern gehört,
überschneidet das Bild an seinem unteren Rand. Nahebei sieht man auf einem
Stein zwei Reiter mit Lanzen gegeneinander stehen, wohl einen Kampf oder
ein Turnier beginnend. Der rechte Reiter trägt Rundschild.
11.1. Die kultische Wagenstrecke
Die vermutete sakrale Fahrbahn für Pferdewagen (Topper 1994: 340) habe
ich auch diesmal wieder untersucht. Da im vergangenen Jahr (1994) eine für
Geländewagen benützbare Piste vonAbaschku über den Tirgist-Paß nach Iskad
und Tarbat-n-Tirsal gebaut wurde - die allerdings nicht benützt wird, da sie in
zu schlechtem Zustand ist - läßt sich nun erklären, wie die vorgeschichtlichen
Wagenleute hier heraufgekommen sein könnten. Zugleich wird aber auch deutlich,
daß die von mir vermutete alte Piste nichts mit der modernen zu tun
haben kann, denn sowohl ihre Bauart als auch ihre Wegführung sind von der
modernen völlig verschieden. Und was hätte eine ovale Schleife für einen
Sinn, wenn die Piste des Felsbilderplateaus in diesem Jahrhundert angelegt
worden wäre? Wir müssen nämlich damit rechnen, daß die Landschaft zur
Zeit der Felsbilder (Bronze- und Eisenzeit) beträchtlich anders aussah als heute,
nicht nur hinsichtlich des Pflanzenwuchses - damals gab es hier viel Wald
und es wurden überall Kornfelder angelegt (Topper 1994: 340) - sondern
auch hinsichtlich der Gebirgsform. Damals existierten die heutigen Schluchten
noch nicht, das Gebirge lag insgesamt noch nicht so hoch über dem Meeresspiegel,
woraus auch ein milderes Klima resultiert, und die Flüsse führten
noch ganzjährig Wasser.
Zufälligerweise hat Paula im selbenAlmogaren XXIV-XXV einen Aufsatz
über die nordafrikanischen Wagenbilder gebracht, der klarstellt, daß die
Wagenpisten in Alt-Europa zum Kult gehörten, meist zu Ehren der Verstorbenen
benützt wurden, auch solche Kehren wie die von Tirgist aufwiesen (Paula
1994: 376) und vermutlich mit Wagen befahren wurden, die aus Europa stammten,
denn neben Esche und Ulme, die im Atlas vorkommen, wurden auch
Materialien von Birke und Buche verwendet, die in Marokko und ganz Nordafrika
nicht wuchsen. Dieser aufschlußreiche Aufsatz geht auch das Datierungsproblem
an, wobei Muzzolini (1982) erwähnt wird, der für eine jüngere
Datierung eintritt. In einem neueren Aufsatz (1990) legt Muzzolini klar, daß
die Darstellungen pferdegezogener Wagen - es handelt sich hier meist um
Rennwagen, nicht Kampfwagen - in Gravuren wie Malereien in Nordafrika
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nicht vor 700 v.Chr. entstanden sein können und eher ins 6. Jh. v.Chr. zu datieren
seien. Muzzolini ordnet die in Zusammenhang mit den Wagen abgebildeten
Wafen - Wurflanze, Rundschild und Dolche - in denselben Zeitraum ein .
Die Garamanten, d.h. Wagenmänner werden wohl kaum vor 500 v. Chr. ihre
ephemeren Herrschaften über die Hochgebirge angetreten haben.
11.2. Kuppelgräber
Nachdem durch Paula klargestellt wurde, daß die Wagenrennen kultisch zu
Ehren Verstorbener auf geführt wurden, kommt den Grabbauten im Umkreis
der Felsbilder erneut Bedeutung zu. Das Gebirgsmassiv des Rat gilt bis heute
als heiliges Territorium, was angesichts der besonderen Lage und seltsamen
Gestalt dieses Bergsockels verständlich erscheint An der Südwestschulter
befindet sich das bekannteste Heiligtum Ifri-n-Ait Rabbi, die "Höhle der Leute
Gottes" (ein völlig unislamischer Name), wo alljährlich eine Wallfahrt abgehalten
wird (auf 3700 m Höhe).
So ist es sicher auch nicht unwichtig, die Megalithgräber des Umkreises zu
betrachten. Eine Neuentdeckung möchte ich kurz vorstellen: Bei meiner Wanderung
vom Tasselnt-Tal zum Tizi-n-Fedgat fand ich nahe der Alm Adrärzän
direkt am Wege auf den Paß eine Gruppe von fünfTumuligräbern, deren jedes
etwa 12 Meter im Durchmesser groß war. Sie sind kreisförmig und bestehen
aus roten Steinblöcken in ebenmäßiger Bauweise mit falscher Kuppel. Diese
ist im allgemeinen eingestürzt, sodaß man das Innere der runden Kammer
anschauen kann, ebenso den schmalen Zugang, der von außen versperrt ist.
Die Legenden, die dazu eruierbar sind, bieten leider keinen Aufschluß, sie
beinhalten aber die seltsame Gestalt der Gräber, was allein schon als Hinweis
gelten könnte, daß die heutigen Berber keinen Zugang mehr zur Vergangenheit
ihres Gebietes haben. Nennenswert ist eines der Wörter, mit denen die
Grabbauten belegt werden: Tifardin, was als Plural ähnlich klingt wie
Sefardim, die Bezeichnung der westlichen Juden.
111.1. "Portugiesenbauten"
Nach meiner Mitteilung von fünf sogannten Portugiesenwohnbauten im
HohenAtlas und parallelen Bezeichnungen im Anti-Atlas und der Sahara (Topper
1994: 335-344), die das Interesse einiger Kollegen geweckt hatte, richtete
ich bei meinem diesjährigen Aufenthalt im Gebirge mein Augenmerk ganz besonders
auf das Thema bertqez (="Portugiesen") und konnte eine ganze Reihe von
Höhlenbauten sehen sowie Hinweise und Überlieferungen dazu sammeln.
111.1.1. Im Tal der Tessaut, von unten aufwärtsgehend:
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1) Am westlichen Rande des von mir erkundeten Hochgebirges nahe Ait
Tamlil, zum Ort Wamirgot gehörend, gibt es eine große Höhlenöffnung inmitten
einer 200 Meter hohen Felswand. Dieser Eingang, der rund 100 Meter von
oben wie unten senkrecht entfernt liegt, ist in neuerer Zeit noch nie erreicht
worden. Der Versuch eines Bergsteigers aus Casablanca, am freischwingenden
Seil hineinzugelangen, schlug fehl. Angeblich haben einst Portugiesen in der
Höhle gewohnt und den Eingang gemauert.
2) Informationen über eine Höhle vom Typ der Qanun-i-Rumi bei Taglast
(Topper 1994:335, Nr.l): Beim Dorf Arg oberhalb von Anfag gäbe es Höhlen
mit Einstieg in der Form eines Brunnenschachtes, der aufwärts in einen Raum
führt. Die Stelle liegt angeblich unterhalb von Arg, etwa eine halbe Wegstunde
von den von mir beschriebenen "Qanun" entfernt.
3) Anders als bei den "Qanun" handelt es sich bei den folgenden Wohnhöhlen
um natürliche Felsöffnungen, eventuell künstlich vergrößert, deren
Eingänge mit Mauerwerk verschlossen wurden (also wie Topper 1994: 336,
Nr.2). Eine Ausnahme bildet nur der quadratische, angeblich von Portugiesen
gehauene Höhleneingang bei Ait-el-Habus, gegenüber dem Dorf Tagrut, unweit
von Tufgin kurz vor der Mündung des Fedgat-Flusses in die Tessaut.
Zwischen dieser Stelle und der Mündung der Tassili in die Tessaut wird der
Fluß auf beiden Seiten von fast senkrechten Felswänden flankiert, die etwa
auf halber Höhe, d.h. zwischen 50 und 100 Meter über dem jetzigen Talniveau,
je einen Verbindungsweg besitzen, der noch heute von den Hirten benützt wird.
Er ist stellenweise ausgebaut, jedoch muß die Arbeit schon sehr alt sein; die
heutigen Verbindungswege liegen tiefer und bequemer auf der Talsohle. Auf
den oberen alten Wegen erreichbar, teils aber nur für geübte Kletterer, befinden
sich einige Höhlen, die mit Mauerwek versehen sind und angeblich den
Portugiesen gehörten. Zwei Höhlen liegen nahe beieinander zwischen den
Ortschaften Ait Alla und lfulu auf dem rechten Flußufer nahe beim Dorf
Ilburan; sie werden Tazrar-n-Igerm genannt. Die linke der beiden Höhlen enthält
mehrere Kammern, von Mauem gebildet. Man sagt, es seien die Ställe.
Die rechte ist größer und heute unzugänglich.
Eine andere Höhle liegt direkt oberhalb von Ifulu und ist ebenfalls noch nie
erstiegen worden. Das gut sichtbare Außenmauerwerk unterscheidet sich deutlich
von der heutigen Bauweise.
Gegenüber von lfulu an der Einmündung des Tasselnt-Flusses liegt auf gleicher
Höhe wie die übrigen Höhlen eine große Portugiesenhöhle mit Außenmauer
aus flachen Steinen, die teils von Hirten zerstört ist, die mit einigem
Wagemut hineingelangten.
Sowohl unterhalb des Ortes Ait Hamza als auch beim Ort Isbaqqn sollen
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sich entsprechende Wohnhöhlen befinden, die ich aber nicht aufsuchte.
4) Im Tal von Tiftst, etwas oberhalb des Hauptortes gleichen Namens, ragt
auf der rechten Flußseite ein großer Felsvorsprung heraus und zwingt den Fluß
zu einer scharfen Schleife. Dieser Felsen heißt im Volksmund Amdrarund gilt
als Bergwerk der Portugiesen.Ich sah große Öffnungen und Löcher, war aber
enttäuscht, weil die Anlage kaum an ein Bergwerk erinnert, eher an Tagebau.
Durch die senkrechte Aufaltung des Gesteins können die zwischen den
Schichten liegenden (eventuellen ) Bodenschätze offen abgebaut werden. Das
Gestein hat - wie vielfach in dieser Gegend - starke Beimischung von Eisenoxyd,
aber das dürfte den Abbau nicht lohnen. Schwarze Adern im nahen Berghang
lassen auf Mangan schließen. Wenngleich mir von mehreren Seiten unabhängig
erklärt wurde, daß hier ein mad ( =Metall, Erz ) abgebaut wurde, konnte
ich nicht herausfinden, um welches Material es sich handelte. Der Name des
Berges, Am(a)drar geht wahrscheinlich auf Almadraba zurück, was Ort des
Schlagens, Hämmerns, bedeutet und eine Schmiedewerkstatt, besonders auch
eine Münze (sogar eine Thunfischfangstelle) bezeichnen kann.
Die tiefere der beiden Kuppen des Bergvorsprungs, die ebenfalls Löcher
vom Erzabbau enthält, habe ich nicht erstiegen.
5) Die im zitierten Aufsatz (1994: 337, Nr.3) erwähnte Höhle oberhalb von
Megdaz habe ich diesmal mit dem Fernglas von zwei Seiten aus untersucht
und fotografiert; hineinzusteigen ist möglich, aber recht riskant, besonders bei
Regenwetter. Das Mauerwerk hat die üblichen ungewohnten Formen. Es ist
auch hier völlig unersichtlich, warum eine so schwer zu benützende Höhle
bezogen worden sein soll, wenn man nicht den Überlieferungen der heutigen
Bewohner der Täler Glauben schenkt.
111.1.2. Überlieferungen
Auf meine Frage, wie denn die Portugiesen zu ihren Höhlen hinaufgekommen
seien, antwortete mir ein junger Gewährsmann ohne zu zögern:
"Sie stiegen nicht dort hinauf, sie lebten dort oben. Der Fluß floß damals auf
jener Höhe, sein Ufer lag nahe am Höhleneingang". Woher er das wisse? "Das
sagen alle Leute bei uns." Die Antwort ist sinnvoll. Man erkennt auch mit
geübtem Auge die vom Wasser ausgewaschene Linie, die stellenweise heute
noch als Verbindungsweg benützt wird, wie vorhin erwähnt. Dazu fügt sich
die Aussage des Muqaddim von Megdaz - eines Würdenträgers von 72 Jahren,
Gerichtsherr und unangefochten ehrenhaft - die er in Gegenwart anderer
Ortsbewohner machte: "Als die Portugiesen hier lebten, vor etwa vier Jahrhunderten,
floß unser Fluß auf der Höhe des heiligen Baumes (etwa 100 Meter
über der heutigen Talsohle) und alle Berge waren bewaldet. Das Tal war da-
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mals noch nicht so breit."
Man hat hier eine allgemeine Ehrfurcht vor den Portugiesen, betrachtet sie
aber nicht als die eigenen Vorfahren, die nach allgemeiner Ansicht vom Süden
her eingewandert sind. Viele Leute haben Angst vor den Dschinn (Geistern),
die in den Höhlen hausen sollen; nur die Tolba (Magiker) schafen sich manchmal
einen Zugang und suchen nach Gold und Schätzen in den Höhlen der
Portugiesen, finden aber selten etwas.
111.1.3. Vergleiche
Außer den schon im vorigen Aufsatz (1994: 338) herangezogenen Vergleichen
(Zellen der Harimaguadas auf Gran Canaria und bronzezeitlichen Höhlen
von Los Algarbes, Prov. Cadiz) möchte ich noch auf drei weitere architektonisch
ähnliche Höhlenbauten hinweisen: zum einen die in Kappadokien,
aber auch in Äthiopien bekannten christlichen Höhlenkirchen, zum anderen
die klosterzellenartigen Höhlen in der Gegend von Bahce Serai auf der Krim,
die allerdings leichter zugänglich sind. Eine geradezu frappierende Ähnlichkeit
der Höhlenwohnungen läßt sich in Nordamerika konstatieren, wo die vorgeschichtlichen
Bauten der sogenannten Sinagua-Indianer in unzugänglichen
Steilwänden noch heute Rätsel aufgeben. Sie befinden sich am Beaver Creek
in Arizona und stammen von unbekannten Leuten, die wenig mit den heutigen
Indianern der Gegend (Hopi und Apachen bis 1860 und 1875) gemeinsam haben.
Die Bewohner der Höhlenbauten waren Ackerbauern mit Kanalbewässerung
(wie die Berber des Hohen Atlas), beuteten Salzlager und Obsidian aus
und benützten Walnüsse als Hauptfettlieferant (wie im Hohen Atlas). Der zeitliche
Ansatz - von 700 bis 1400 AD - ist ganz vage und wurde nur auf Grund
von Töpfereivergleichen erstellt.
Die zu ebener Erde errichteten Pueblo-Bauten und besonders die vielen
Nahrungsspeicher sind den Tigremtder heutigen Berber ebenfalls verblüfend
ähnlich.
111.2.1. "Portugiesen" am Südhang des Hohen Atlas
Auf unseren Wanderungen im Bereich des Mogranstammes, also im südlich
an das Tessaut-Gebiet angrenzenden Gebirge jenseits der fast 4000 Meter
hohen Wasserscheide, trafen wir mehrfach auf Überlieferungen, die die bertqez
und die Alten Christen erwähnen. Mir schien es so, daß die Erinnerung daran
auf dieser Seite des Gebirges noch lebendiger erhalten ist, was auch in den
Aussagen der Leute selbst anklingt: Während man das Verschwinden der Portugiesen
im Tessaut-Tal etwa zehn Generationen (ins 16. und 17. Jh.) zurückverlegt,
sprach man am Südhang davon, daß alte Leute die Portugiesen noch
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aus direkter Überlieferung kannten, also von ihren Eltern oder Großeltern
davon gehört hatten. Dies würde ins 19. Jh. reichen.
Der Hauptort der Portugiesen im Land Mogran heißt Anxkam, offensichtlich
von ]Jakm "richten, urteilen", abgeleitet; die Ableitung iJukumt "Regierung"
wurde mir von einem Einheimischen bestätigt. Es heißt, daß dort der
Herrscher und das Gericht gesessen hätten, etwa bei Ixf-n-Oniks, auf der gegenüberliegenden
Talseite, im Dreieck, das die beiden Flüsse hier bilden. Es
handelt sich also um eine typisch "neutrale" Lage, die auch sonst für Heiligtümer
gewählt wurde. Der ebenfalls vorkommende Ortsname Agersefn, dessen
erster Wortteil dasselbe bedeutet wie unser Wort Acker, dürfte sehr alt sein.
Die Höhlen dieses Ortes, die wir leider nicht aufsuchen konnten, seien recht
groß und zahlreich. Eine einzelne abseits liegende werde Ifri-n-TabderaiJmant
"Höhle der Frau Abd-er Rahman" genannt, was auf das alte Berberrecht hinweist,
demzufolge die Wohnstätten Eigentum der Frau sind und von ihr vererbt
oder in die Ehe mitgebracht werden. Diese Gegend ist bemerkenswert
durch ihre Heiligtümer (Sidi Bu Msrir unterhalb von Imidr und der Aguram
Adagas, ein kleines Haus neben dem Friedhof) und durch eine für Speläologen
interessante Höhle, Imi-n-Uasif, aus der früher der Fluß austrat (daher der
Name), die voller Flußläufe sei und unter dem Gebirge hindurch bis zur Nordseite
verlaufe.
Unerreichbar hoch in der Felswand seien die Portugiesenhöhlen von Tazagt,
Igli und Imidr, erfuhr ich aus anderer Quelle. Flußab bei Tagrega soll es ebenfalls
Höhlen der Portugiesen geben, beim OrtAgurd-n-Ussamt. Dort befinden
sich auch heute noch wichtige Salzbergwerke.
Weiter flußauf, oberhalb vonAit-Ali-u-Musa, gibt es mehrere archäologisch
bedeutende Stellen (unveröfentlicht), die den Portugiesen oder "Römern"
(irumin "alte Christen") zugeschrieben werden. Auf einem sehr hohen Gipfel
sieht man die Ruine einer Speicherburg, die Timst-n-Rumin "Kamm der Römer"
genannt wird; die Mauerzacken sehen kammförmig aus.
Ein anderer Gipfel in der Nähe weist ebenfalls Mauerreste auf, Tigremt-nIrumin
"Speicher der Römer" oderTigremt-n-Bertqez "Speicher der Portugiesen"
genannt. Eine dritte ähnliche Ruine befände sich höher oben im Gebirge.
Man muß annehmen, daß das gesamte heute völlig kahle Gebirge damals mit
Wald und Ackerfeldern bedeckt gewesen war, sonst machen die Speicheroder
Fluchtburgen keinen Sinn.
Flußauf beim OrtAgerzga-n-Ait Hamd liegt tief unten in der Schlucht ein
einzelner Felsen, der kaum durch eine enge Verbindung begehbar ist, auf dem
sich grundrißartig Mauerreste abzeichnen, die ebenfalls als Ruinen der Portugiesen
bezeichnet werden. Das Tal wird auch Infernu genannt.
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111.2.2. Überlieferungen
Aufschlußreich ist folgende Überlieferung, die ich an dem letztgenannten
Ort erhielt: "Damals schmiedete man schon Eisen hier, aber man nahm es nur
für Sicheln zum Kornschneiden. Gewehre gab es noch nicht. Überhaupt kannte
man keinen Krieg."
Damit soll gewiß kein goldenes Zeitalter oder Paradies beschrieben werden,
denn die hiesigen Berber sind wehrhaft und schätzen den Krieg sehr.
Eher wollen sie ausdrücken, daß die Portugiesen töricht waren, weil sie keine
Wafen herstellten. Die uneinnehmbar angelegten Speicherburgen machen eine
Kriegsführung auch beinahe unmöglich.
Auf die Frage, wann dieser Zustand endete, erfuhr ich: "Vor etwa 150 Jahren.
Die Portugiesen flohen in ihr Heimatland, man tötete sie nicht."- "Es gab
auch einen Turm hier, der war hundert Meter hoch, von dort schauten sie weit
ins Land hinaus." (Erinnerung an die Türmebauer wie in Iberien, siehe Topper
1977). - "Damals waren alle Hänge bewaldet und die Flüsse voller Wasser."
111.2.3. Westliche Ausläufer des Hohen Atlas (Atlantiküste)
An der Atlantikküste zwischen Mazagan und Agadir, besonders in der
Umgebung von Mogador (portugiesisch Castelo Real, heute "arabisch"
Essaouira, wira) kann man in der Fischer- und Bauernbevölkerung häufig
Berichte über die frühere Portugiesenherrschaft hören. Die entsprechende Literatur
(siehe Topper 1994: 341, Anm.2) bestätigt viele Aussagen. Dennoch
bleiben einige Überlieferungen darunter, die nicht genau ins Bild passen (siehe
hierzu auch Topper 1992: 151-169).
Der Ort Tafedna (bei LeoAfricanus "Tefethne") gilt bei den Einheimischen
allgemein als Portugiesenstadt, obgleich die Historiker anderer Meinung sind.
Allerdings sieht man auf dem Hügel noch eine Kirchenruine und kann sich gut
vorstellen, wie die Portugiesen gegen 1500 in der noch tief ins Land reichenden
Lagune landeten. In der Nachbarschaft befinden sich mehrere Lokalitäten,
die den Portugiesen zugeschrieben werden:
Amsittn, ein Gipfel von 950 Meter Höhe mit einem Heiligtum und einer
Höhle, die bis zum Meer hinabführen soll,
Amagur, dessen Ruinen eher wie ein megalithischer Friedhof aussehen,
Talat-n-Gannu, südwestlich des vorigen, näher am Meer gelegen (gannu
soll "Johannes" heißen!);
Tasaguit, der große Berg südlich von Tasila-u-Merg.
An allen genannten Orten sollen wertvolle Metalle vorkommen, besonders
Gold, denn "die Portugiesen wollten nur Gold". Man versichert aber ausdrücklich,
daß es sich nicht um Münzen, sondern um pures Gold gehandelt habe.
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Besonders persistente Überlieferungen, die zunächst unglaublich klingen,
gehören in diesen Zusammenhang:
"Als die Portugiesen hier herrschten, mußte man viele Stunden weit gehen,
um ein Messer auszuborgen, denn die Portugiesen hatten den Handel mit Eisen
verboten." (Diese auf das 16. Jh. bezogene Aussage ist unmöglich).
"Wir vertrieben die Portugiesen mit Steinen und Knüppeln". (Unglaubwürdig,
denn die Portugiesen des 16. Jhs. lebten hier in festen Burgen mit Kanonen
und Reiterei).
"DenÄrgänbaum - die wirtschaftliche Grundlage aller Ihahan - haben die
Portugiesen hier angesiedelt." (Unsinn, der Ärgän ist ein endemisches tertiäres
Relikt und wächst nur im Bereich der westlichen Schilha-Berber).
IV. Versuche zur Lösung des Problems
Zunächst muß wohl einmal ernstgenommen werden, daß die Landschaft
"damals" ein anderes Aussehen hatte als heute. Ohne eine geologisch exakte
Vorstellung kann die Vorgeschichte des Hohen Atlas nicht rekonstruiert werden.
Mit folgender Überlieferung aus dem Bereich der Küstenberber (Topper
1986: 201) wird ein wichtiger Punkt angesprochen: "Die Erde war früher kleiner
als heute und wird in Zukunft größer sein." Dies entspricht den neuesten
Erkenntnissen der Geologie, daß die Erde sich fortwährend ausdehnt. Dadurch
reißen die Täler immer weiter auf, die Flüsse sinken immer tiefer; man kann
die einzelnen Hebungsstufen der Felswände an den Wassermarken und der
früheren Bewohnung ablesen.
Sodann dürfte ein Blick auf die spanische Seite, vor allem nach Andalusien,
eine wichtige Parallele aufzeigen: Dort bezeichnet die Bevölkerung praktisch
alle alten Bauten oder vorgeschichtlichen Überreste als Hinterlassenschaft der
moros, also der islamisch-arabischen Bewohner vor der Wiedereroberung. Dies
beruht ofensichtlich auf der Indoktrination durch Kirche und Schule, die bis
heute erfolgt. Die moderne wissenschaftliche Aufklärung stellt nun nicht nur
klar, daß es sich bei Megalithdenkmälern oder phönizischen Inschriften nicht
um Zeugnisse der Moros handelt, sondern geht noch einen Schritt weiter: Man
erkennt inzwischen, daß die Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die
Moslems keineswegs in der Weise vor sich gegangen sein kann, in der sie in
den Schulbüchern steht, sondern eher als monotheistische Mission mit politischen
Folgen, aber nur geringen ethnischen Verschiebungen aufzufassen
sei (Olagüe 1974). Entsprechend wurde auch mit der Wiedereroberung hauptsächlich
eine Religion durch die andere ersetzt, gleichzeitig auch Sprache
und Schrift, die Bevölkerung jedoch nur im geringen Maße.
Auf den Hohen Atlas angewandt bedeutet das, daß alle Bauten, die den
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Portugiesen oder Römern (die beiden Begriffe sind austauschbar) zugeschrieben
werden, einer Bevölkerung mit nichtislamischer Religion, sei sie christlich,
synkretistisch oder "megalithisch", angehören, und daß diese Bauten eigentlich
die Hinterlassenschaft der direkten Vorfahren der heutigen Berber
darstellen. Die Vertreibung der Portugiesen, die ja als relativ friedlich überliefert
wird, bezieht sich also auf die islamische Mission, wobei in diesem konkreten
Falle nicht einmal die Sprache ausgewechselt wurde. Mithin hat das
Verlassen der unzugänglich gewordenen Höhlen und sinnlos gewordenen
Speicherburgen geologische und nicht militärische Gründe.
Deutliche Reste christlicher Überlieferung im Hohen Atlas sind von verschiedenen
Autoren (Basset, Euloge, Topper u.a. ) mitgeteilt worden. Daraus
ergibt sich ein Bild, das auf das orthodoxe (byzantinische) Christentum, mithin
Alte Christen, paßt. Einer der Gewährsmänner, ein gebildeter Moslem, erklärte
mir den Namen des Flusses, der oberhalb von Megdaz herabströmt, Timuta,
als Eigennamen "eines Bischofs oder Schülers von Jesus, oder eigentlich Schülers
eines Schülers von Jesus" (Timitheos war Schüler von Paulus).
Weitere christliche Namen lassen sich entdecken. Gannu "Johannes" wurde
vorhin schon erwähnt. Tagrega, ein häufiger Ortsname in beiden Bereichen,
könnte auf Gregor, Hagios Gregorios, zurückgehen. Das vorgeschaltete T ist
sprachtypisch. Auch der erwähnte Flußname Infernu erinnert an christliche
Dogmatik ( = Hölle).
Aus der Sicht europäischer Historiker ist anzumerken, daß die Islamisierung
des Hohen Atlas erst im 16. Jh. stattfand (von einzelnen älteren islamischen
Zentren abgesehen), die dortige Überlieferung der 400 Jahre ist also gerechtfertigt.
Außerdem bestand im Anti-Atlas ein christliches Königreich bis spät
ins 19. Jh. mit Ausstrahlung zum Südhang des Hohen Atlas, womit die dortige
Überlieferung von 150 Jahren korrespondiert. Ich nehme darum an, daß mit
bertqezund rumin die Vorbewohner des Landes gemeint sind, in vielen Fällen
die direkten Vorfahren der jetzigen Einwohner.
Völlig ofen bleibt leider noch die zeitliche Einordnung der drei verschiedenen
Bautypen von Höhlenwohnungen.
Literatur:
Fougerolles,A. (1981): Le Haut Atlas Central, Guide Alpin.- Casablanca
Luquet, A. (1967): Gravures rupestres de la region de Demnate (Marrakech).-
Bull. Arch. Maroc 7, 579-592
Muzzolini,A. (19 90): Les chars des steles du sud-ouest de la peninsule lberique,
les chars des gravures rupestres du Maroc et la datation des chars sahariens.Actas
del Congreso Arqueologico de Ceuta, I, 361-387
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Olagüe, 1. (1974): La revoluci6n islamica en Occidente.- Barcelona
Paula, W. (1994): Wagendarstellungen in der Sahara und ihre Beziehungen zu
Alt-Europa.-Almogaren XXIV-XXV, Hallein, 375-387
Searight, S.; Hourbette, D. (1992): Gravures rupestres du Haut Atlas.- Casa-blanca
Topper, U. (1977): Das Erbe der Giganten.- Olten
Topper, U. (1986): Märchen der Berber.- Köln
Topper, U. (1992): Einige Notizen zur berberischen Fischerbevölkerung am
Atlantik.-Almogaren XXIII, Hallein, 151-169
Topper, U. (1994): Portugiesen-Bauten im Hohen Atlas.- Almogaren XXIVXXV,
Hallein, 335-344
Anonymus (1992): Montezuma Castle.- Southwest Parks (Arizona, USA)
Dolch
36 x 20 cm
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Mann
Asferyalt I
Stein 7
H: 22 cm
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Asferyalt II
Dolch Nr. 10
Asferyalt III
4 Dolche
H 24 cm, B 16 cm,
feine Linie gepunzt
H 27 cm, B 14 cm
Tizi-n-Tirgist VII
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0
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Asferyalt I
77,5 X 45 cm
Tizi-n-Tirgist I
Rind im ältesten Stil,
ganz gepunzt,
mit "Fellfleck"
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Tizi-n-Tirgist XVI
Rind im ältesten Stil,
darunter Schlange
Tizi-n-Tirgist IV
Nashorn(?)
27x44cm
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Asferyalt I: Dolch
Asferyalt I: "Mühle"
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Asferyalt I: "Solitaire"
Tizi-n-Tirgist X
165 x 107 cm
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