Karl A. Wipf
DIE RELIGION DER UREINWOHNER DER
INSEL EL HIERRO, KANARISCHE INSELN
Einleitung
Wie das materielle Kulturgut und die Sprachen auf jeder der
Kanarischen Insel von der anderen deut lieh verschieden ist,
dennoch aber eine gemeinsame Grundstruktur bei allen vorwaltet,
so ist auch die Ausformung der Religion im Einzelnen
zwar verschieden, in der Grundstruktur aber dennoch
g leich.
Ob es unter diesen Vorausset zungen tauglich ist,
ausgerechnet der Insel Hierro, die von den Chronisten am
stiefmütterlichsten behandelt wird, eine Einzelstudie und zumal
die erste zu widmen, kann zu recht gefragt werden.
Merkwürdiges in religiöser Hinsicht gibt es allerdings genug,
doch fliessen die Quellen, wie überhaupt auf den Kanarischen
Inseln in dieser Hinsicht, karg. Da der Religionswissenschafter
auf die meisten Fragen, die er stellt, eine direkte
Antwort daher nicht erhält, muss Vieles indirekt, d.h.
v ergleichend erschlossen werden.
Da eine neolithische Erwanderung aus dem südwestlichsten
Raum der Iberischen Halbinsel (Tajo-Mündung und
südwärts) und dem mediterranen Raum, sowie zwei kupferzeitliche,
eine möglicherweise aus dem Gebiet der Los Miliares-
Kultur im Südosten und eine höchstwahrscheinlich zu
machende aus dem Gebiet um die Tajo-Mündung (nach Sav
ory Tajo-Kultur benannt) in Portugal angenommen werden
dürfen, so muss sich natürlicherweise die Auf merksamtkeit in
erster Linie dorthin wenden, wenn es Vergleiche anzustellen
g ilt. Die Spärlichkeit des Materials in jeder Hinsicht macht
es ausserdem nötig, alles Vorhandene genauest zu befragen.
Daher stellt sich auch sofort die Gefahr der Überinterpr etat
ion der Einzelphänomene ein.
Wie immer empfiehlt es sich, sozusagen von den
Grundelementen der Religionswissenschaft auszugehen und von
den einfachsten Dingen aufzusteigen, d.h. von den einfachsten
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Erschein ungen zu den höheren fortzuschrei ten.
Lokalnumina
Lokaln um ina sind solche, d ie an einen best imm ten Platz geb
unden sind. Sie kön nen ihn nicht v erlassen, denn ihre
Existe nz und Macht beru ht auf eben dem ganz best immten
Sosein des Ortes, an dem sie sich befinden. Lokalgot theiten
k ön nen Berge, Seen, Fl üsse, Felsen, Bäume u.a.m. sein. Von
den aufgezählte n sind m indeste ns zwei in Hierro nachzu weisen:
Felsen und Bäume.
1. 1. Der Bentayca
"Adoraban los nat urales de esta isla del Hierro dos dioses
1dolos, que los fing'ian macho y hembra. Al macho llamaban
Eraoranzan y a la hembra Moneiba. Los hombres eran devotos
del v ar6n, y las mujeres de la hembra; y esta devoci6n se
ente ndia por los juram ientos, ruegos y pet iciones que hac1an.
No les sacr ificaban mas de rogarles po r los tempo rales,
para yerbaje a sus ganados. Y a estos sus 1dolos o dioses
no los ten1an hechos de alg una materia, s ino solamente
eran intelect u ales, fingiendo que su hab i taci6n y l ugar para
hacerles b ien era en dos pefiascos cump l idos a manera de
mojones, qu e estan en un term ino que llamaban Bentayca,
q ue hoy llaman los Sant illos de los Ant ig uos; y qu e desp ues
de o'idos y cump l ido el ru ego, se sub1an al cielo." (1)
"Die E ingeborenen dieser Insel verehrten zwei Gö t ter (in
Form von) Idolen, von denen sie be hau pteten, sie seien
männl ichen und weibl ichen Geschlechts. Das männl iche (Idol)
nannten sie Eraoranzan und das weib l iche Moneiba. Die M än ner
waren dem männl iche (Idol ) i n Verehrung zugetan und
d ie Frauen dem wei b l ichen. Die Ergebenhei t v erstand sich
f ür E id e, Bi t ten und Ersuchen, d ie sie hat ten. Sie opferten
i hnen nur, wenn sie um lange andauernden Regen für ihre
Herd en baten. Diese ihre Idole oder Gö t ter hat ten sie nicht
aus irgendeinem M ater ial gemacht , sondern sie waren nur
g eist ig. S ie be hau pteten. dass ihre Wohnung und ihr Platz, wo
man es ihnen recht machen konnte, in zwei grossen Felsen sei.
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Diese waren in der Art (längl icher) Grenzsteine gestalt
et , die sich in einem Geb iet bef inden, d as Bentayca hiess.
Heute wird es "Die kleinen Heil igen der Alten" genannt.
(Sie behaupten ferner), dass sie sich, nachdem sie sie gehört
h ät te n und die Bitte n erfül lt worden seien, in den Himmel
erh oben".
Wo sich dieser Bentayca genannte Ort auf Hierro
genau bef indet, konnte bis heute nicht schlüssig nachgewiesen
werden.
Torriani, der diese Numina gleichfal ls erwähnt,
weicht beträcht lich von Abreus Beschreibung ab (2). Insbesondere
betont er, die Eingebo renen hät ten keinerlei Opfer
dargebracht, und von einer exak ten Lokal isat ion der Felsen
weiss er offenbar ebenfal ls nichts, s ondern man könnte meinen,
Eraoranzan und Moneiba seien generel l auf al len hohen
Felsen verehrt worden.
Macht man mit Abreus Beschreibung ernst, dann
h ät te n die Herrenos nicht die Felsen als Eraoranzan und Moneiba
verehrt, sondern in ih nen nur die Wohnsitze der beiden
Nu mina gesehen. Es passt auch schlecht zu Abreus Behauptung,
die Eingeborenen hät ten eine rein geist ige Anschauung
v on den beiden Göt tern gepflegt, wenn die Felsen mit den
Nu mina ident isch gewesen wären. Dem Tex t nach zu schl iessen,
stellte n die Herrefios überhaupt keine F ig uren von den
b eiden Numina her, ein Schluss, der sich mit al lergrösster
Wahrscheinl ichkei t als falsch erweisen wird, wie ich später
zeigen werde (3). So sind denn die beiden Felsen einerseits
und Eraoranzan und Moneiba andererseits zunächst einmal
zwei völ lig verschiedene Dinge.
Was bedeuten dann aber die Felsen? Von der Natur
auf fällig oder sel tsam gestaltete Formen jegl icher Art
gel te n dem seel isch archaisch stru kturierten Menschen - ich
nenne ih n im Folgenden Archaike r - als Einsitz numinoser
Mächte. Daher werden solche Orte mit rel ig iöser Scheu bet
rachtet und verehrt . Man spr icht von Lokalnumina, denn es
s ind solche, die an den Ort gebunden sind und die sich von
d iesem nicht e nt fernen können. Hingegen umg ibt sie je nach
Mächt igkeit ein weites oder weniger weit sp ürbares Kräftefeld.
Der Archaiker meid et daher solche Orte bewusst, weil
e ine Berührung mit dem Nu minosen jegl iche Folgeerscheinung
zei t igen kann, die der Mensch nicht zu lenke n versteht und
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zunächst auch gar nicht zu lenken denkt. Oder aber er naht
sich dem Ort mit allen Zeichen der Unterwürfigkeit und unter
Beobachtung einer genauen Verhaltensweise (Ritual), insbesondere
wenn er in mittel oder unmittelbarer Nähe eines
solchen Numens wohnt. Nur Wanderer können es sich leisten,
Lokalnumina herauszufordern (4).
Unter allen Lokalnumina sind es nament lich die
Berge, die Verehrung geniessen (5) und hier wieder insbesondere
Felsnadeln oder -nasen, seltsam gestaltete Berg kuppen
und natürlich vor allem Vulkane.
Auf den Kanaren finden sich ausserordent lieh gute
Beispiele für die Verehrung auf fälliger Bergspitzen bzw. Felsen.
Ich denke da an den Roque Bentaiga und Gran Canaria
und an den Idafe auf La Palma. Entsprechendes liegt
auf Hierro vor. Nicht umsonst dürfte Abreu für die Beschreibung
der beiden Felsen des Eraoranzan und der Moneiba
das spanische Wort "mojon" verwendet haben, das auf
einen länglichen S tein hindeutet, also offenbar zwei Felsnasen
bezeichnet.
Da ich der Überzeugung bin, dass die ersten Besiedler
der Kanaren den west lichen Ausläufer der Kultur mit
Cardium-Keramik bzw. einer ihrer frühesten Folgekulturen
bildeten, so können die religiösen Erscheinungen bei den
Altkanariern mit denen des Vorderen Orients verglichen werden.
Nun fliessen die Quellen, die Religionsgeschichte
betreffend, im Vorderen Orient spätestens von der ersten
Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. an auch literarisch vergleichbar
reichlich (6), sodass man für die· vorliterarische
Zei t eine Menge erschliessen kann. Bekannt ist z.B. die Verehrung
des Ba'al und der Asirat auf Berghöhen, von der auch
im Alten Testament (Jeremia 3, 6) zu lesen steht.Auf diesen
Berg heilig tümern stand der Baum Asirat, oder, falls ein solcher
nicht vorhanden war, rammte man einen mannshohen
P fahl als Symbol für den Baum des Lebens ein. Daneben
stand für gewöhnlich der Altart isch für Ba'al (7). Man kennt
schliesslich die Mythen, die von Ba'al und Anat/Asirat (8),
Tamuz und Istar und Dummuzi in Inanna erzählen.
Von all dem ist i Au genblick nur die Verehrung
von Ba'al und Anat/ Asirat wicht ig. Ich möchte vermuten, das
im Vorderen Orient diese Höhenheilig tümer ursprünglich
nichts anderes als Orte waren, an denen numinose Mächte
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(Lokalnumina) verehrt wurden, bevor sie Einsitz eines männlichen
und weiblichen Got tes wurden, die die frühen Züge
des späteren Ba'al und der Airat trugen. Diese Wa ndlung
k önnte im allmählichen Übergang vom nomadischen Wa nderh
irtentum zum sesshaften Ackerbau geschehen sein, also noch
vor jener Expansion, die das Bauertum westwä.rts über Europa
und den Mittelmeerraum verbreitete. Als diese schliesslich
begann, war jene Wa ndlung bereits abgeschlossen. Was die
Auswanderer mitnahmen, war die Anschauung, dass auf Berg höhen
eine männliche und eine weibliche Got theit wohnten.
Diese hät ten sie bzw. ihre Na chkommen auf die Kanaren
mitgebracht.
Was in den Berichten Abreus aber so seltsam berührt,
ist die ausdrückliche Feststellung, dass die Männer
ausschliesslich den männlichen Felsen, die Frauen den weiblichen
verehrten. Diese scharfe Trennung weist möglicherweise
auf eine Tabuisierung hin, d.h., für die Männer war
der Frauenfelsen, für die Frauen der Männerfelsen tabu. Da
man sich nun vorzustellen hat, dass der männliche Felsen mit
männlicher Mächt ig keit, der weibliche mit weiblicher aufgeladen
war, so könnte hinter der Tabuisie rung für die Geschle
chter eine Schutzfunktion ste cken, die wie folgt aussähe:
Würden sich die Männer dem weiblichen Felsen nähern
oder ihn verehren, die Frauen den männlichen, so erlitten
sie wegen der entgegengesetzten Potenz an ihrer Männlichkeit
bzw. Weiblichkeit Schaden. Möglich ist aber au ch,
dass die Verehrung der Männer beim weiblichen Felsen und
die der Frauen beim männlichen nichts genütz t hä tte. Hier
wäre nach Parallelerscheinungen im Vorderen Orient zu su chen.
Bevor ich nun weiter auf die Felsen und ihre Verehrung
als Eraoranza n und Moneiba eingehen kann, ist zunächst
noch ein anderes Phänomen zu behandeln.
1. 2. Der Garoe
Ein klassisches Lokalnumen ist der Baum. Das eindrücklichste
Beispiel der Ka naren, wenn nicht der Welt überhaupt,
ist der sogenannte Garoe (Torriani: Garoa).
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Abreu berichte t:
" Las aguas en esta isla son pocas, a unque algunos escri tores,
tratando desta isla, la hacen tan esteril de agua, que
afirman no haber otra agua en toda la isla, si no es la que
dist ila del ärbol, que t ienen con mucha guarda. Y cie rto dehie
ran de ser informados de alguna pe rsona que estuvo de
paso en ella, y se debi6 contentar con simple relaci6n, sin
anadi r pregunta para satisfacer al a pe ti to del deseo, como lo
dice Francisco Tamara, mi maestro de gramätic a en Cadiz,
en el libro que compus o de las Costumbres de todas las
gentes; y G6mara, en la Histo ria general de las Indias. Porque
realmente hay otras aguas de fuente s, a unque la principal
d e que se sus tentan los vecinos y sus ganados es la que
distila todo el dia y la noche de un ärbol, que estä en un
termino que llaman los naturales Tigulahe, y al ärbol llaman
garoe, y al presente los vecinos Arbol Santo, que cierto parece
cosa maravillosa y sobrenatural; y asi lo escribi6 po r
tal Pedro Mex1a, en su Varia Lecci6n. Pero, sabid o que
dist ilaci6n es, c6mo y po r que caus a se hace, se entenderä
como cosa natural; lo que no quisieron investigar los autores,
para lo escribi r; antes los dejaron a sabiendas, po r que se
apeteciese mäs su lectura. Aunque es de agradecer el hecho,
como cosa de la mano de Di as, que quiso proveer de este
remedio, para que los habi ta dores de esta isla se pudiese sus
tentar y que haya tantos anos sustentado all1 aquel ärbol,
que a lo menos desde el afio de 12 despues del naci miento
de Nuest ro Sefior Jesucristo se tiene not icia del, seg(m se
colige de Plinio, que ha mäs de mil y quinientos y noventa
arios; y antes de que naciese mäs de cuarenta y nueve anos.
Pero, si se nota y advierte bien, es una cosa de las mäs
maravillosas que hay; y asi la escribire, como mejor pudiere,
para contento del lecto r.
Este lugar y termino donde estä es te ärbol se llama
Tigulahe, el c ual es una canada que va por un valle arrib
a desde el mar, a dar a un front6n de un risco, d onde esta
nacid o en el mismo el Arbol Santo, que dicen llamarse en su
lengua garoe; el cual por tantos arios se ha conserv ado sano,
entern y fresco; c uyas hojas distilan tanta y tan continua
agua, que da de beber a la isla toda, h abiendo proveid o Naturaleza
esta mila grosa fuente a la sequedad y necesid ad de
la mesma tierra.
Es ta del mar como legua y media, y no se sabe que
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que especie de arbol sea, mas de que quie ren deci r que es
t il. Esta solo, sin que de su especia haya otro arbol al l1.
El tronco tiene de ci rcui to y grosor 12 pal mos, y
de ancho cuat ro pal mos; y de alto tiene cuarenta desde el
p ie hasta lo mas alto, y la copa en redondo ciento y veinte
p ies en torno; las ramas, mu y extendidas y coposas, una vara
alto de la t ierra. Su f ruto es como bel lotas, con su capi l lo y
f ruto como pifi6n, gustoso al comer y aromat ico, aunque mas
b lando. Jamäs pierde este ärbol la hoja, la cual es como la
hoja del laurel , aunque mas grande, ancha y encorvada, con
verdor pe rpetuo, po rque la hoja que se seca e cae luego, y
queda siempre la verde. Esta abrazada a este arbol una zarza,
que coge y eine muchos de sus ramos. Cerca de este arbol
, en sus contornos, hay al gunas hayas, brezos y zarzas.
Desde su t ronco o planta, a la parte del Norte, estan dos
tanques o pi las grandes, cada uno de el los de veinte pies de
cuadrado y de hondura de 16 pal mos, h echos de piedra tosca,
que los divide, para que, gastada el agua de uno, se
pueda limpiar, sin que lo estorbe el agua del otro.
La manera que tiene en el di st ilar el agua este
Arbol Santo o garoe, es que todos los dias por las mananas
se levanta una nube o niebla del mar, cerca de este val le, la
que va subiendo con el viento Sur o Levante de la marina
por la canada arriba, hasta dar en el front6n; y , como
hal la al li este arbol espeso, de muchas hojas, asientase en el
la nube o niebla y rec6gela en s'i, y vase deshaciendo y dist
i lando por las hojas todo el dia, como suele hacer cual quier
arbol que, despues de pasado el aguacero, queda dist ilando
el agua que recogi6; lo mesmo hacen los brezos que
estan en aquel conto rno, cerca de este arbol ; sino que, como
tienen la hoja mas disminuida, no recogen tanta agua como
e l til, que es mucho mas ancha; y esa que recogen, tambien
la aprovechan, aunque es poca, que solo se hacen caudal del
agua que dist i la el garoe; la cual es bastante a dar agua
para los vecinos y ganados, juntamente con la que queda del
invierno recogida por los charcos de los barrancos. Y, cuando
e l afio es de muchos levantes, hay aquel afio mayor copia de
agua, porque con este viento Levante son mayores las nieblas
y las di st ilaciones mas abundantes. C6gense cada dia mas de
veinte botas de agua. Esta junto a este arbol una guarda que
t iene puesto el concejo, con casa y salario, el que da a cada
vecino siete bot ijas de agua, sin la que se da a los sen.o-
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es de la isla y gente pr inci pal, que es otra mu cha cant idad"
(9).
"Auf dieser Insel (sc. Hierro) gib t es wenig Wasser, obwohl
e inige Au toren, die diese Insel erwähnen, sie so wasserleer
beschreibe n, dass sie versichern, es gäbe auf dieser Insel
kein anderes Wasser, ausser dem, d as von dem Baum tropfe,
den sie (sc. die Eingeborenen) sorgfä ltig hüten. Sicherl
ich mussten sie (sc. die Au toren) von irgendeiner Person
unterrichtet worden sein, die nur vorübergehend auf ihr
(sc. der Insel ) war, und man musste mit einer einfachen
Beschreibung zufrieden sein, ohne eine Frage hinzufügen zu
können, die die W issbe gier hä t te befriedigen können, wie
Francisco Tamara, mein Grammat ik lehrer in Cadiz, in seinem
Bu ch "Costu mbres de todas las gentes" sagt; und G6-
mara in seiner "Historia general de las Indias".
In W irk l ichkeit aber gibt es noch andere Wasserquel
len, obwohl die Hau ptquel le, von der die Bewohner und
ihr Vieh leben, ein Baum ist, von dem es Tag und Nacht
tropft. Er befindet sich an einem abgelegenen Ort, den die
Eingeborenen Tigulahe nennen. Den Baum nennen die Eingeborenen
Garoe und die Einwohner bis heute: Heil iger Baum.
Er erscheint tatsächl ich als wunderbare und übe rnat
ürl iche Sache. So ist er von einem gewissen Pedro Mex1a in
seinem Bu che "Varia lecci6n" beschrieben. Aber wenn man
weiss, was Dest il lat ion ist, wie und waru m sie sich ereignet,
wird man sie als eine natürl iche Sache verstehen. Das ist es
aber nicht, was die Au toren zu untersuchen wünschen, wenn
s ie darübe r schreiben, im Gegenteil, sie unterlassen es wissent
lich, damit man mehr darüber zu lesen wünscht.
Obgleich man die Sache dahingehend aufbauschen
könnte, es handle sich um eine Sache aus Got tes Hand,
mö chte ich (l ieber) für eine Erk lärung sorgen, warum die
Bewohner dieser Insel davon leben konnten und warum sie
dort v iele Jahre von jenem Baum lebten, über den man m indestens
sei t dem Jahre 12 n. Chr. Nachricht hat, wie man
von Pl inius (röm ischer Universalgelehrter 23 -79 n. Chr.) erfährt,
der vor ungefähr 1590 Jahren leb te und ungefähr 49
Jahre zu vor geboren wurde. Wenn man es richt ig besieht, so
ist es eines der wunderbarsten Dinge, die es gibt. Ich werde
es zur Zufriedenhei t des Lesers, so gut ich vermag, beschreiben.
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Der Pla tz und der abgelegene Ort, wo sich der Baum befindet,
heisst T igula he. Es handelt sich dabei um einen Engpass,
der von einem Tal, das vom Meer nach oben steigt, abzweigt,
um in einer Felsk lip pe einen Kessel zu bilden. Dort,
in derselben F elsk lip pe, ist der Heilige Baum gewachsen, den
s ie in ihrer Sprache Garoe nennen. W ährend v ieler Ja hre hat
er sich gesund, kräft ig und frisch erhalten. Seine B lät ter
t ropfen v iel und so unausgesetz t Wa sser ab, das er der ganz
en Insel zu t r inken gibt. Die Natur hat diesen wunderbaren
Quell wegen der Trockenheit geschaffen, und weil es für die
Erde notwendig ist. Er ist vom Meer ca. 1 1/2 Leguas (ca.
8 5 km) entfernt. Ma n weiss nicht, was für eine Art Baum
es ist . Die meiste n möchten sagen, es sei ein Til (St inkender
Lorbe er). Es ist der einz ige, ohne dass es dort einen anderen
Baum von dieser Art gäbe.
Der Stamm m isst im Umfang und Dicke 12 Spannen
(ca. 2,5 m) und im Durchmesser 4 Spannen (ca. 0,84
m). Seine Höhe beträgt vom Fuss bis zum W ipfel 4 0 Spannen
(8,4 m). Die Krone misst ringsum 120 Fuss (ca. 34,8 m).
Die Zweige, die sich wei t ausbreiten und dicht belaubt sind,
beginnen eine E lle (ca. 0,84 m) über dem Boden. Seine
Fru cht sieht wie eine E ichel aus, mit ihrer Knosp e und
Fru cht wie eien Piniennuss. Sie ist schmackhaft und aromat
isch, aber recht mild zu essen. Dieser Baum verliert das
Laub, das wie die B lät ter des Lorbeers aussieht, aber grösser,
breiter und gekrümmter ist, nie. Er ist immergrün, denn
das vertrocknete Laub fällt sofort ab und so bleib t er st ändig
grün. Ein Brombeerstrauch umklammert diesen Baum, der
v iele von seinen Zweigen umfasst u nd umwindet. In der Umgebung
dieses Baumes gibt es einige Heister, Heidekraut und
Brombeersträu cher.
Von seinem Stamm oder Fuss gegen Norden gelegen,
befinden sich zwei Behälter oder grosse aus unbehauenen
Steinen gefügte Bru nnentröge, jeder von ihnen 20 Fuss
im Quadrat (ca. 33,6 m2) und 16 Spannen (ca. 3,36 m) t ief.
Die Be hälter sind voneinander getrennt, damit man sie, wenn
das Wa sser des einen aufgebraucht ist, reinigen ka nn, ohne
dass man das Wa sser des anderen auf wühlt.
W ie und warum es sich so verhält, dass dieser Heilige
Baum oder Garoe das Wa sser abtropft, beru ht darauf,
dass jeden Ta g am Morgen eine Wolke oder ein Nebel vom
Meer auf steigt, das Tal einhüllt, mit dem Süd- oder Ostwind
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v om Meer durch den Eng pass in die Höhe steig t, b is er in
den Kessel gelangt. Da sich dort nun dieser stat tliche Baum
m it den vielen Blät tern befindet, lässt sich in ihm die Wolke
bzw. d er Nebel nieder und sammelt sich in ihm. Die Wolke
oder der Nebel laufen aus, indem sie sich auflösen und tropfen
wegen der Blät ter den ganzen Tag ab, wie es jeder
Baum zu tun pflegt, der nach einem Regenschauer das Wasser
ab tropft, das er gesammelt hat. Dasselbe macht das
Heidekraut, das sich in jener Umgebung um diesen Baum befindet,
aber da es kleineres Laub hat, sammelt es nicht so
v iel Wasser wie der Til, der sehr viel breiter ist. Und das,
was es sammelt, braucht es auch, sowenig es ist, so dass
man allein das Wasser, das vom Garoe tropft, wertschätz t.
Dieses genüg t mit dem Zusammen, was vom W inter in den
Brunnenstuben des Barrancos bleibt, u m den Einwohnern und
dem Vieh Wasser zu geben. Und wenn in einem Jahr häufig
d ie Ost winde wehen, gibt es in dem Jahr eine grössere Menge
Wasser, weil mit dem Ostwind ausgedehnte Nebel kommen,
was wieder zu reichlichen Abtropfungen führt. Es sammeln
sich jeden Tag mehr als 20 Fässer (ca. 10.320 Liter
nach spanischem Mass) Wasser.
Bei diesem Baum befindet sich eine vom S tadt rat
e ingesetz te Wa che mit Haus und Gehalt, die jedem Einwohner
sieben K rüge mit Wasser gibt, ausser dem, das man den
Herren und den vornehmen Leuten gibt, was eine weitere erheb
liche Menge ausmacht."
Es ist begrei flich, dass die Existenz eines solchen Wunderbaumes
zunächst in Frage gestellt und dann ganz offen geleugnet
und ins Reich der Fabel verwiesen wurde, was umso
leichter geschehen konnte, als den Baum wahrscheinlich 1610
e in Hurrikan fällte, denn in einer Ak te vom 12. Juni 1610
heisst es:
"Por cuanto el Arbol Santo se cay6, y con la madera
del, y rama t iene ocupadas las charcas donde se recogfa
el agua, ya es necesario que todo se saque y se limpie
la tierra, que asimismo cay6 •... " (10)
"Weil der Heilige Baum umst ürz te, die Wasserbehälter, in
denen sich das Wasser sammelte, mit seinem Holz und dem
Geäst bedeckte, sodass man alles wegräumen und von der
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Erde reinigen muss, die ebenfal ls herabf iel."
Neben diesem Ze ugnis aber gab es Augenze ugen
d ieses Baumes und seiner S p uren. Was das "Wasserwunder"
betrifft , s o glaube ich nicht, dass es in Abrede zu stellen
ist , s o vorsicht ig man im allgemeinen den Chronisten gegenübe
r sein muss. Die Erk lärung, die Abreu gibt - und auch
er ist weit davon ent fernt, ein Wunder in der Sache zu sehen
- tönt , wenn auch verb lüf fend, so doch nicht unwahrscheinl
ich. Man erinnere sich etwa, welch beacht liche Mengen
Wasser auf einer taufeuchten grossen W iese zu finden
s ind.
Für die alten Herrenos freil ich war der Garoe ein
Numinosum, wie schon die Bezeichnung "Sagrado Arbol" nahelegt.
Ich halte diese T itulatur für eine Überset zung aus
der kanarischen Sprache. Seine offensicht liche, geradezu übernatürlich
anmutende W irks amkeit musste ihn als Manifestat
ion einer Got theit erscheinen lassen. Es ste ht für mich
ausser Zweifel, dass es sich dabei um ein weib liches Numen
handelte. Musste der Vorgang nicht geradezu Anlass geben,
d ie auf steigenden Nebelwolken, die sich im Gezweige des
Baumes fingen und danach ihr Nass abtropfte, als Beiwohnung
des Himmels- und Wettergot tes bei seiner Gemahlin
ansehen?
Mit Blick auf den Vorderen Orient , wo der Baum
d ie Verkörperung der Göttermutter Airat war, wäre zu fragen,
ob man hier nicht Moneiba zu vermute n hätte, denn sie
nimmt, wie ich später zeigen werde (11) eine Asirat ents
prechende Stel lung ein, wie auch ihre Ident ifizierung mit
der Jungfrau Maria nahelegt.
2. Die Gottheiten
2. 1. Eraoranzan
Was übe r Eraoranzan zu erfahren ist, habe ich zum
Teil s chon im Abschnitt über die Lokalnumina erwähnt ( 12).
Hier . ist noch einmal einzuset zten. Es hiess dort, dass die
Eingeborenen das männliche Idol Eraoranzan genannt hätten,
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u nd das nur Männer verehrten. Ich frage zu erst nach der Bedeutung
des Namens. Zunächst ist der Hiat "ao'' auf fäll
ig. Ich halte ihn nicht für ursprüng lich, sondern als ent s
tanden aus dem Schwund eines Lautes, u nd zwar um den
aus vielen Sprachen und auch aus dem Kanarischen bekannt
en intervokalischen Gu t turalschwund (13). Die ursprüng liche
Form des Göt ternamens hät te demnach "Eracoranzan" gelautet
, welche Form Wölfel in seinen Monumenta ausdrückl
ich, aber meiner Meinung nach fälschlicherweise, ablehnt
( 14).
Wölf el war wohl zu sehr in der Idee des Hochgot tg
laubens befangen, die aus der W iener Schule Pater W.
Schmidts stammte, als dass er unbefangen auf Namen und
Charakterist ika des Got tes, die Abreu und Torriani geben,
h ät te blicken können.
Es handelt sich bei diesem Namen um eine Zus ammenziehung
von "er-a-coran-zan". "Er-" mag, wie Wölfel erk
lärt , Demonst rat iv pronomen "jener" sein ( 15); "coran" gibt
Wölf el selbst nach Abreu mit "hombre", "Mann, Mensch",
( 16) an. Dem widerspricht nicht , d ass Abreu und andere Aut
oren dafür "Dios", "Got t ", ( 17) geben, wie gezeig t wird.
Dass zu diesem Era(c)oranzan der Acoran von Gran Canaria,
der Achoran Tenerifes und der Acora von La Palma gehört,
leuchtet ohne weiteres ein. Von al len diesen Namen trenne
ich das anlautende "a-" ab, also "A-coran", "A-choran",
"A-cora". Könnte dieses "a-" eine verst ärkende Part ikel
sein, die das nachfolgende Wort als Besonderes erscheinen
lässt und et wa den Sinn von "über" oder "ober" hät te, so
d ass "A-coran" eigent lich der "Über-mann, Ober-mann, der
Mann schlechthin, der Mann an sich" hiesse, also einen, dem
Männlichkeit in so hohem Masse innewohnt , dass es, über
Menschliches hinausgehend, ins Numinose reicht? Wenn man
s ich daran erinnert , dass bei der Besprechung der beiden
Felsen als Lokalnumina der des Eraoranzan als mit hoher
Männlichkeit begabt wahrscheinlich gemacht wurde, so träfe
der Name mit der Charakterist ik genau zusammen.
Wie die Endung des Namens wirk lich lautet , ist offenbar
durch die Überlieferung verderb t. Der mir vorl iegende
Text Abreus gibt Eraoranzan (habe Eraoranhan (18)), Torrian
i hat Eraoranzan ( 19), heisst es in der Ausg abe, während
der mir zu gäng liche, von Wölfel herausgegebene Torriani Text
Eraorahan bringt. In den Monumenta gibt Wölfel für Abreu wie
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Torriani Eraoranhan (21). Bei einer solchen Ungenauig kei t
der Ausgabe - ein Blick ins Original täte not -- ist natürlich
n icht zu arbei ten. Wölfet wollte offenbar "han" lesen, denn
in seinem An hang zu Torriani bemerkt er darüber, dass diese
Lautgru ppe Pluralendungen seien. Ich kann damit nichts
anfangen, möchte aber darauf hinweisen, dass "h" Hiat trenner
sein kann. Es ist aber doch wohl wegen des zuvor geschriebenen
Hiats "ao" n icht daran zu denken, hier "h" in
d ieser Funkt ion zu sehen. Was er aber meint, weiss ich nicht
(22).
In diesem Era/c/oranzan summierte sich demnach
alle männliche Kraft. Solches passt nicht übel in eine vorderorientalische
Tradit ion, die in Ba'al, bzw. Ba'ais-St ier,
ursprünglich, wie ich vermu te, ein Ba'als-W idder bzw. -Ziegenbock,
die Verkörperung der männlichen Fru cht barkei tskraft
sah.
Hieran nun schliesst sich ein Regenbit t-Ritu al, das
Abreu schildert:
"Y, como el principal sustento de los herrenos era el ganado,
y que por la sementera no les pusiese cuidado la falta
del agua, pon'ianles por los yerbajes y pasto para el ganado.
Y as'i, cuando veian tardar las aguas en el invierno, juntabanse
en Bentayca, donde fingian estar sus 1dolos, y alrededor
de aquellos periascos estaban sin comer tres dias, los
cuales con la hambre lloraban y el ganado balaba, y ellos
daban a los dioses idolos, que les mandasen agua." (23)
"Und wie der hauptsächliche Lebensunterhalt der Herrenos
ihr Vie h war, s o hät te Wassermangel sie nicht für die Saat
in Angst verset z t, wohl aber ängsteten sie sich um die Triften
und die Weid en für ihr Vieh. Und so, wenn sie sahen,
dass das Wasser im W inter ausb lieb, versammelten sie
sich in Bentayca, wo sie glaubten, dass ihre Idole seien. Sie
h ielten sich ohne zu essen drei Tage um jene grossen Felsen
auf. Sie hungerten und weinten und das Vieh blökte, und sie
schr ien zu ihren Göt teridolen, dass sie ihnen Wasser senden
möchten."
Das Weinen der Bit tenden ist als sympathiemagischer Akt
aufzufassen. Durch die Tränen sollte der Himmel dazu bewegt
werden, Regen zu senden. Eine religionsgeschicht liche
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P arallele und zugleich Konve rgenze rscheinung wäre jenes Kindesopf
er in Yu catan (Mexiko), bei dem das Weinen des zum
Opfer geführten Kindes als regenverheissend gedeutet wurde.
Torriani erg änz t übrigens wie best ät igend:
"gridauano al cielo acqua" (24)
"Sie schrien zum Himmel und riefen: Wasser".
Dass man die Tiere hungern und vor allem dursten liess, bis
sie schrien, ist auch aus anderen Ku lturkreisen, z.B. dem and
inen, wohlbekannt . Der Mensch will dadurch die Göt ter unter
Druck set zen, indem er ihnen sozusagen zeig t, wie ungerecht
sie an der unschuldigen Kreat ur handeln. Am allf
älligen Tode der Tiere wären dann sie, die Göt ter, und
n icht die Menschen schuldig.
Ob der Anruf und die Erpressung wirklich beiden
Idolen galt, wie Abreus P lural g lauben machen wi ll, z iehe ich
a llerdings in Zweifel, die jeder mit mir tei len wird, wenn er
später sieht , wer die weib liche Partnerin Eraoranzans ist
(25). Der Schrei nach Wasser richtet sich in erstem Linie an
Eraoranzan. W ie die Ejakulat ion des Mannes die Frau befru
chtet , s o wird der Himmel als männliches Wesen aufgefasst
, das durch Herabsenden des Regens die Erde fruchtbar
macht. Man erinnere sich hier an das Geschehnis am Game.
So gesehen, rückt E raoranzan klar in die R olle eines Wet terund
Himmelsgot tes, eines Vaters Himmel.
Dann fährt Abreu fort: "Y, si con esta di ligencia
no llov'ia, uno de los naturales, a quien ellos tenian por sant
o, iba al termin o y lugar que llamaban Tacuytunta, d onde
esta una cueva que dedan Asteheyta, y, met iendose dentm e
invocando los di oses id olos, salia de dentm un animal en
f orma cochino, que llamaban A ranfaybo, que quie re deci r
"medianem"; porque, como aquellos gent i les v'ian que por sus
ruegos no alcanzaban lo que pedian, buscaban medianem para
e llo. Y a este Aranfaybo, que e.ra el demonio, tenian ellos
un lugar del santo, y que era amigo de Eraoranzan. Y1 como
salia, lo tomaba y lo llevaba debajo del tamarco adonde
estaban los demas esperando con sus ganados, alrededor de
a quellos pefiascos; y andaban todos dando gr itos y voces en
p rocesi6n, a la redonda de aquellos dos riscos, y llevando el
cuchin o debajo del tamarco. Y, como el demoni o es grande
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art'ifice de cosas naturales, h acia llover, po rque fuesen ciegos
tras su adora ci6n. Y, si v1a el que llevaba el cuchino
que era menester mas agua, teniase consigo este demonio y,
cuando le parecia que hab1a llovid o le necesario, largäbalo y
v ih1ase a su cueva, a vista de todos" (26).
"Wenn es trotz dieser Bemühungen nicht regnete , g ing einer
der Eingeborenen, d en sie für heilig hielten, in das Gebiet
und zu dem Ort , den sie Ta cuytunta nannten, wo sich eine
Höhle bef indet , die sie Aste heyta hiessen, und, nachdem er
h ineingegangen war und die G ö t teridole angerufen hat te , kam
v on dr innen ein T ier in Gestalt eines männliches Schweines
heraus, das sie Aranfaybo nannte n, was übersetz t 'Vermittler'
h eisst , weil jene Heiden, da sie sahen, dass sie aufg
rund ihrer B i t ten nicht das erhielten, worum sie baten, einen
Vermit tler dafür suchten. Diesen Aranfaybo, der der
Teufel war, hielten sie an Stelle eines Heiligen. Er war ein
Freund des Eraoranzan. Sobald es (das Schwein) herauskam,
nahm er (der Schamane) es und trug es unter dem Mantel
dorthin, wo die meisten mit ihrem Vieh um jene grossen
Felsblöcke versammelt warteten. Alle gingen, indem sie
Schreie und Worte ausst iessen, in einer Prazession um jene
b eiden Felsen herum, und er trug das Schwein unter dem
Mantel. Da der Teufel ein grosser Zauberer bez üglich nat ürlicher
Dinge ist , be gann es zu regnen, d enn sie waren durch
ihre Verehrung blind. Wenn der, d er das Schwein trug, sah,
dass mehr Wa sser nöt ig war, hielt er den Teufel bei sich
z urück, und wenn es ihm schien, dass es das Notwendige
geregnet habe , liess er es (das Schwein) los und es kehrte
unter den Augen aller in seine H öhle zurück."
Ich kann m ich des Eindru cks nicht erwehren, dass
das Ritual von Abreu nicht ko rrek t, bzw. nicht vollständig
überliefert ist .
Zunächst einmal ist festzustellen, das die Analo g
ien offenbar auch nicht den gewünschten Er folg zei tigen
k onnten. In diesem Fall griff man zu einem anderen, d .h. sicherlich
stärkeren M i t tel.
Um den Ablauf dieses zweiten Geschehens verfolgen
zu k önnen, ist der Text aufmerksam zu lesen und richt ig
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zu übersetzen. Etwa folgendes ist z.. verstehen:
Ein offenbar pr iesterliche Funk t ionen wahrnehmender
Eingeborener verfüg te sich zu einer Höhle namens Aste hey
ta, die sich am Ende eines Barranco, wie ich ihn parallel
zur Beschreibung und meiner dort igen eigenen Anschauung
des Garne annehmen muss, und der Ta cuy tunta geheissen
wurde. Nocheinmal flehte der Eingeborene (ich möchte ihn
e inen Schamanen nennen) die Got theiten an. Darauf erschien
das Aranfaybo genannte männliche Schwein, das der Schamane
ergr iff und unter seinem Mantel zur Stelle trug, an der
d ie Bi t tenden harrten. Daraufhin veransta lteten sie unter Anführung
des Schamanen, d er das Schwein unter dem Mantel
s tets verborgen hielt, eine Prozession um die Felsen, in dem
a lle laut wehklagten und offenbar wieder "Wa sser" schr ien.
Na ch längerer oder kürzerer Zei t, aber unfehlbar, begann
Regen zu fallen. Die Prozession ward nun solange fortgesetzt,
b is es dem Schamanen schien, es habe nun genug geregnet.
Dann erst liess der das Schwein los, das sofort in seine
Höhle zurückrannte .
Es ist eine lap idare Feststellung, d ie aber gemacht
werden muss, d ass das Herum tragen des Schweines den Regen
bewirk te . Abreu bezeichnet das T ier als den Teufel. Das
hat a ber keine Bedeutung, denn vor dem christ lichen Hintergrund
erschien alles N ichtchrist liche als Teufelswerk . Bedeutungs
voll aber ist, dass der Chronist sagt, s ie hät ten es ans
telle eines Heiligen gehalten, d.h., das Schwein spielte in
der Vorstellung und religiösen Praxis der Herrenos dieselbe
Rolle wie ein Heiliger in der katholischen K irche. Die wicht
igste Funk t ion eines Heiligen aber ist sein Vermittler- und
Fürb i t te ram t bei Got t. So nennt Abreu den Eber denn auch
"media nero", "Vermittler", was angeblich die Übersetzung
seines Namens Aranfaybo sein soll.
Au ch in der Deutung dieses Namens kann ich Wölf
el nicht folgen, wohl aber seinen Monumenta und dem Anhang
im Torriani. Ich gliedere "Ara-n-fay-bo". "ara" ist
höchst wahrscheinlich "hara", "W ildschwein, Eber", (27); "-n-"
(genet ivisch-)-relat iver Part ikel (28); "fay-" gehört zu
"faya", das "hombre poderoso" heisst (29), was ich als
"mächt iger Mensch, mächt iger Mann", im S inne eines Mannes,
der über seelisch-geist ige Kräfte verfüg t, verstehe, denn
"faicag" bezeichnet den "Priester" (30) und "fayacan" den
relig iösen König (31); "bo" könnte "tragen" heissen (32). So
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h iesse denn "Aranfaybo" n ic hts als "W ildschwein, (Eber) das
der Schamane trägt". Damit wäre m it dem Namen nur das,
was mit dem Schwein geschie ht, beschrieben, nichts aber
über sein Wesen gesagt. Oder soll man unter "fay-" ein fach
"mächt ig" als Adjektiv-Substant iv verste hen, so dass Aranfaybo
hiesse "W ildschwein (Eber), das M ächt iges (Macht )
trägt (hat )"? Wäre dem so, dann allerdings hätte Abreu
recht, wenn er sagt, "medianem" s ei die Übersetzung seines
Namens.
Welche Bedeutung aber ko mmt dem Schwein zu?
Man ke nnt die Funkt ion der trächt igen Muttersau in den relig
iösen Vorstellungen der mediterranen Welt des Neolithik
ums den Umständen entsprechend recht g ut. Es sei hier auf
das schöne Relief im Tarxien-Tempel in Malta mit der Muttersau
und ihren dreizehn Ferkeln hingewiesen (33). Erinnern
will ich auch an die germanische Göttin Freya, die mit ihrem
Beinamen "Syr", "Sau", h eisst. Nun gehört die Göttin
Freya zum Göttergeschlecht der Vanen. Ich habe anderwo
(34) d argelegt, d ass die Vanen die Götter der von den eindringenden
Indogermanen unterworfenen Be völkerung in der
Germania repräsent ieren. Diese Menschen aber sind die
Nachko mmen der Bauern, die einst vom Vorderen Orient her
Europa erwanderten und deren Sp uren man in der Bandkeramik
bis nach West- und Nordeuropa begegnet. Freya ist die
germanische Göttin der Liebe, d er Erot ik, d er Ze ugung und
der Fru chtbarkeit. W ie ihr Name Syr verrät, war die Muttersau
ihr Nagual, d.h. ihr tierisches Alter- Ego. Die Sau
war, so kann man schliessen, urspr ünglich im Vorderen Orient
des Neolith ikums und Chalkolithikums das Symbol der
Fruchtbarkeit.
Nun handelt es sich im Falle Hierros aber ausdrücklich
um einen Eber. Hier gilt es auf das Reittier und
Nagual des germanischen Got tes Freyr hinzuweisen, den Eber
Gullinb urst i, d en Goldborster. Unnöt ig zu sagen, dass Freyr
als Bruder der Freya gleichfalls Vane ist und damit zur selben
Be völkerungsschicht und in dieselbe Tradit ion gehört wie
seine Schwester. Wenn Freyr, der Gott der Fruchtbarkeit,
auf dem Gullinb urst i durch die W internacht reitet, so freut
s ich der germanische Bauer, denn er weiss nun, dass die
Felder im ko mmenden Jahr fruchtbar werden.
Hinzuweisen ist aber auch auf die Rolle, die der
Eber bei den Kelten gespielt hat (3 5) und für den ich Beweise
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habe, das s er erst in der keltis chen Zeit in die Chaos rol
le gedrängt wurde, ursprünglich aber ein Schützer der
Saatfluren war (36).
So hätte ich den Aranfaybo einge kreist. Er ist auf
Hierro ebenfalls ein Garant für die Befru chtung und die
Fru cht barkeit der Felder, bzw. der Weiden, und als s olcher
ist er ein Nagual d es Eraoranzan. Das ist es denn wohl auch,
was s ich hinter Abreus "amigo de Eraoranzan", "Freund des
Eraoranzan", (37) bzw. s einer Vermittlerrol le verbirgt.
Ich kann mir nun nichts anderes vorstel len, als das
durch das Heru mtragen des Aranfaybo der Wetter- und
Himmels gott Eraoranzan unter Dru ck ges etzt wurde, s odas s
er regn en lies s . Das Herumtragen s eines Nagu als aber tut
ihm nicht weh. Es mus s s ich bei dies er Eberges chichte um
e in e ganz mas s ive Erpres s ung gehandelt haben, vo n der Abreu
aber nichts wus ste. Ich vermute, das s der Schamane
drohte, den E ber zu s chlachten, fal ls es nicht zu regn en beginne.
Das Alter-Ego zu töten, bedeutet aber, den Gott oder
Mens chen, zu dem das Nagual gehört, empfindlich, ja tödlich
zu treffen. Mit der Tötung des Alter-Ego wird letztlich die
Ex istenz des Nagualträgers in Frage gestel lt.
Ein Letzte s b lei bt noch.· Gemäs s Abreus Text identifizierte
n die christ ianis ierten Kanarier den christ lichen Gott
mit Eraoranzan. Es heis st dort:
"Y, como no teman otra not icia s in o esta fals a opini6n, des
pues de ganada la i s l a po r lo s crist ianos y doct rin ados e ins
truidos en la fe, aplicaron a Dios Nu estro Senor el nombre
Eraoranzan ..• " (38)
"Das s ie kein e andere Kenntnis hatte aus s er dies er fals chen
Meinung, bevor die Ins el durch Christen erobert, belehrt und
im G lauben unterrichtet wurden, s o belegten s ie Gott Uns eren
Herrn mit dem Namen Eraoranzan •.• ".
Die G leichs etzung erk lärt s ich ganz einfach aus dem Ums
tand, d as s der christ liche Gott der damal igen Zeit gleichfal
ls als Mann und als im Himmel wohnend betrachtet wurde
(39). Von daher findet man leicht den Weg, auf dem die
b las s e Bedeutung des Namens "Acoran", "Übermann, Supermann",
al lmählich in den Hintergrund rüc kte und dafür immer
s tärker die Bedeutung "Dios ", "Gott" hervortrat.
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2. 2. Moneiba
Sprachlich lässt sich mit dem Namen offenbar
n ichts anfangen, so dass sich für eine Deutung nur von dieser
Doppelverehrung des Eraoranzan und Moneiba ausgehen
k ann. Moneiba steht in der Verehrung dem Eraoranzan in
k einer Weise nach und wird nach Abreus Bericht mit "la
Virgen Mar ia" (40), "Jungfrau Maria", g leichgeset zt.
Nun wäre es ja auch angesichts der Tats ache der
k laren Dominanz weiblicher Idole auf Gran Canar ia und im
neol ithischen und chalkolithischen Mittelmeer al lgemein
höchst seltsam, wenn auf Hierro verg leichbares nicht gefunden
würde. Allerdings vernimmt man nichts von thronfähigen
König innen, hervorragenden Priesterinnen oder sakralen
Jungfrauen. König in Hierro war nach Torriani (41) der
reichste.
Die Ident ifikat ion der Moneiba mit der Jungfrau
Mar ia zeigt aber den hohen Rang der kanarischen Göt t in so
g ut an wie die von Abreu geschilderte Tats ache, dass sie
mit Eraoranzan zusammen in gleichem Masse verehrt wurde.
S ie ist die h ö c h s t e w e i b l i c h e Instanz der Insel
Hierro.
Mit Blick auf den Vorderen Orient steht in ihr die
Mut ter der Fru cht barkeit, die Mutter Erde und Mut ter der
Tiere zu vermuten, wie Darstel lungen aus dem Vorderen Orient
, Anatolien und des Mittelmeerraumes unm issverständl ich
zeigen (42). S ie wird in den späteren assyrisch-bab ylonischen
Mythologien als die verschleierte und nackte lstar im Doppelaspekt
der Frau als Jungfrau und Mut ter auftreten, den
man fig ürl ich nicht nur im Vorderen Orient und Mittelmeerraum,
s ondern auch auf den Kanaren nachweisen kann.
Er symbolisiert in der Jungfrau das zur Aussaat bereite, noch
unbestellte Feld, in der nackten Frau das abgeerntete, bedeutet
die Mutter, die geboren hat.
Es scheint mir aber, d ass dies noch nicht al les ist ,
was über Moneiba in Erfahrung gebracht werden kann.
Auf fal lend genug haben die Kanarischen Inseln ja
keine männlichen Schutzheiligen, die über eine ganze Insel
geb ieten, sondern sie ste hen al le unter dem Schut z der Mar
ia in den verschiedensten Spielformen. So herrscht sie als
Las Dolo res über Lanzarote , Nuest ra Sefiora de la P ina über
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Fuerteventura, Nuestra Sefiora del Pino über Gran Canaria,
Nuestra Sei'iora de la Candelaria über Tenerife, Nuestra Senora
de las Nieves über La Palma, Nuestra Seiora de Guadelupe
über Gomera und Nuestra Seiora de los Reyes über
Hierro. Mir erscheinen diese Marien als christ liche Vert
rete rinnen der einstmals kanarischen G ö t t innen, in deren
S chutz die Inseln standen.
Das Heilig tum von Hierros Jungfrau steht im äussersten
Weste n der Insel, wo vermu t lich auch die Felsen des
Eraoranza n und der Moneiba zu lokalisieren sind Allerd
ings befindet sich das S tandbild der Virgen nicht in der
Kirche, sondern es ist in einer nahegelegenen Höhle, der
Cueva de la Virgen, die sich in der unmit telbaren Umgebung
eines al t ka narischen Wohnplatzes, wie die vorhandenen
Concheros (Mus chelhaufen) verraten, in der Montana del Caracol
(43), auftut. Die Berg ung in dieser Höhle ist sicherl ich
n icht zufällig , denn Höhlen sind Zugänge in die Tiefe der
Erde, wo das Geheimnis der Fru chtbarkei t ruht, gel ten in
gewissen Ku lturkreisen, z.B . bei den Maya, auch als Ort, wo
d ie Tiere herkommen, sind nat ürlich auch Zugänge zur Erdmu
t ter.
Der für eine Maria merk würdige Aufenthal tsort
lässt mich vermu ten, d ass sie diese Wohnung von der hier
zuvor verehrten Moneiba, mit der sie ja ident ifiziert wurde,
übernommen hat. Die Höhle als Wohnort würde mit demCharak
ter der Erd- und Tiermu t ter aufs beste übereinst immen.
In dieser Hinsicht ist die Legende, die von der Herkunft
der Virgen berichtet , recht aufschlussreich.
"La Virgen vino en un barco. Se la camb iaron los pastores
por queso, le che y lana" (44).
"Die Jungfrau kam mit einem Schi ff, und die Hirten tauschten
sie für Käse, Milch und Wol le ein".
Diese Sä tze hal te ich für eine historische Remineszenz
an die E inführung der Got tesmu t ter Maria durch
Missionare. Möglich sogar, d ass das jetzt vorhandene S tandb
ild oder ein anderes den Hirten der Dehesa damals wirklich
gegen Bezahlung einer bestimm ten Menge von Käse,
Milch und Wol le überlassen worden war. Dann heisst es ganz
h arm los wei ter:
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"La pusieron en la Cueva del Caracol. La Virgen se iba de
n oche a un llanito y los curas predicaban que no quer1a
estar en la cueva. Luego los pasto res la pus ie ron en la cuev
a, y aSJ. varias veces. Al final ganaron los curas" (45).
"Sie (die Hirten) stellten sie in die Schneckenhöhle. Bei
Nacht begab s ich die Jungfrau auf eine kleine Ebene und die
Seels orger verk ündeten, d ass sie nicht in der Höhle zu bleiben
wünsche. Darauf stellten die Hirten sie (wieder) in die
Höhle, und auf diese Weise verschiedene Male. Schliessl
ich gewannen die Seelsorger (den Streit)".
In diesem Abschnitt 1st die Auseinanderset zung zwischen
den Herrenos und den christ lichen Seelsorgern dargestellt.
Die Hirten stellten die Jungfrau, die für sie ja mit
Moneiba ident isch war, in den al ten Wohnort, wo sie ihre
Mut ter der Frauchtbarkeit daheim wussten.
Sie erwiesen ihr Verehrungen, wie sie es zuvor mit
ihrer Göt t in getan hat ten. Nun scheint den Priestern, v ielleicht
in Valverde, zu Ohren gekommen zu sein, d ass in der
Dehesa der alte Moneiba-Kult weiter betrieben wurde. Daher
suchten sie die Maria aus der Höhle zu ent fernen und erfanden
das Märchen, die Jungfrau fühle sich in der Höhle nicht
wohl. Die Hirten Hessen sich aber nicht beirren. Erst ein
Ma chtspru ch von höheren Orts scheint dann den Streit zunächst
zugunsten der Priester ents chieden zu haben.
W ie die heut ige Situat ion aber zeigt, n icht endgült
ig. Es ist zu fragen, ob der Umschwung, der die heut igen
Verhältn isse schuf, nicht durch Ereignisse ausgelöst wurde,
v or denen die ehr ist liehen Priester ka pitulieren mussten. Es
s cheint nämlich zu katastrophalen Trockenheiten gekommen
zu sein, n ament lieh in den Jahren 1614 und 1740 (46). Auf
jeden Fall zogen die Hirte n 1614 in let zter Verzwei flung, wie
es scheint, mit ihrer Jungfrau von der Dehesa nach Valverde.
Was sie dort wollten, wird nicht gesagt. Könnte es aber
n icht sein, dass die Hirte n in einer friedl ichen Demonstrat ion
b ei Behörden und Klerus vorstellig wurden, um ihnen die
Trockenheit als Strafe dafür darzustellen, die ihre Muttergöt
t in zürnend über sie brachte, weil sie nicht in ihrer
gehörigen Behausung wohnen dur fte, wohl auch sonst nicht
mehr die gebührenden Ehrungen empfing?
Das k önnte sein, obwohl ich nicht recht daran glaube.
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M ir scheint, dass nicht erst durch dieses Ereignis sozusagen
d ie "Bajada de la Virgen" erfunden wurde, sondern meine
v ielmehr, dass die Hirten damit einen alten Brauch, näm lich
einen Umzu g mit der Moneiba wiederbelebten.
Einiges mag sich in den folgenden Jahren zuget ragen
haben, denn am 24.12.1643 erhält die Maria den Titel
einer "Patrona t itular de las aguas, de que tanto carece esta
isla y de la langosta", d .h. "Titularpat ronin der Wasser, die
d ieser Insel so sehr mangeln, und der Heuschreckenplage"
(47).
1740 wird der Umgang auf jeden Fall von Amtes
wegen anlässlich einer neuen fürchterlichen Dürre angeordnet
. 1741 beschloss man, die "Bajada" alle vier Ja hre durchzuführen.
Am 6 . Mai 1845 war es dann soweit. Die erste
Pr<YLession fand stat t (48). (Aus ferientechnischen Gründen
ist heute die Bajada auf Ende Juni verschoben worden (49) ).
Aus der Patronin armer Hirten war Maria die Schut z patronin
der ganzen Insel geworden. Moneiba, die alte Fruchtbark
ei tsmut ter, hat te in ihrer neuen Gestalt ihre alte Herrs
chaft wieder angetreten.
Bei der Bajada wird das Standbild der Got tesmutt
er in einer auf drei Seiten verschlossenen Tragsänfte über
den Höhenkamm der Insel Hierro von ihrer Eremita nach
Valverde getragen, ein Weg, der 40 km m isst (50). Ganz
Hierro ist dann auf den Beinen und jeder, der nicht durch
Krankheit, Alter oder Schwäche gehindert ist, nimmt an der
PrOLession teil. Selbst Herrenos, die im Ausland leben, ergrei
fen dann die Gelegenheit, anlässlich der Bajada nach
Hause zu kommen.
Der Weg, auf den sich die PrOLession um sechs Uhr
morgens macht , ist in Abs chnitte gegliedert, die durch sogenannte
"rayas", ein Aus druck aus der Hirtensprache, der
etwa "Grenze" bedeutet , voneinander geschieden sind. Der
Schut zh eilige der Region, durch die die Jungfrau jeweils
z ie ht, kommt ihr entgegen und schliesst sich ihrem Zuge an.
Das kommt m ir wie eine Huldig ungszeremonie von Provinzs
tat th altern ihrer Herrscherin gegenüber vor, und ist es im
Grunde genommen natürlich auch . Religionsgeschicht liehe Parallelen
gibt es genug.
Vor der S änfte der Jungfrau tanzen, bei jedem
Wegabschnitt wechselnd, Tänzer aus jener "Provinz", auf der
d ie PrOLession sich eben befindet , auch die Mus ik wechselt
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Klang und Rhythmus. Bei den Tänzern sol len sehr hohe Luftsprünge
eine besondere Spezialität sein (51). Sol che Luftsprünge,
deren Bedeutung mir unbekannt ist, es sei denn,
man fasse sie als Ausdruck der Freude auf, erwähnt bereits
Abreu:
"Cantaban a manera de endechas tristes en el tono y cortas.
Bailaban en rueda y en fol1a, yendo los unos cont ra los
otros para delante y tornando para at ras, asidos de las manos,
d ando grandes saltos para arriba, juntos y parejos, que
parecen pegados unos con ot ros y muchos; y en estos bailes
eran sus cantares los cuales, ni los bailes, hasta hoy no los
han dejado" (52).
"Sie sangen nach Art von Klagel iedern in traurigen und kurzen
Tönen. Sie tanzten im Kreis und einzeln, indem die einen
gegen die anderen vor gingen und (dann wieder) zurück wichen,
ergr iffen sich bei den Händen und machten riesige
Luftsprünge, (al le) zusammen und paarweise, so dass die einen
mit den andern und viele zusammengeleimt erschienen.
Diese Tänze waren gleichzeitig ihre Lieder, von denen sie
wie auch von den Tänzen bis heute nicht gelassen haben".
Unterwegs wird an einigen ganz best immten Orten
gerastet, die sich durch ihren weiten Rundb l ick auszeichnen.
Auf fäl lig ist dabei, dass an nicht wenigen dieser Orte Kreuze
stehen, die mögl icherweise auf Lokalnumina alter Zeiten
h inweisen könnten. Der Zweck der jeweil igen Auf enthal te
besteht darin, dass die Jungfrau die ihr von der bet reffenden
Stel le aus sichtbaren Gefilde segne (53).
In Cruz de los Reyes, in der M itte des Weges und
auf dem höchsten Punkt der Insel, wird zwei Stunden gerastet
(54), bevor die Pilgerschar die zweite Hälfte in Angriff
nimmt. An al len Orten wird die Jungfrau mit lauten Freudenrufen
empfangen, b is sie dann gegen Abend in Valverde
einz ieht. Dort b leibt die Got tesmutter einen Monat lang, bevor
sie wieder in ihre einsame Eremita zurückkehrt.
Was die Bajada für die Teilnehmer bedeutet, geht
wohl am schönsten aus dem Lied hervor, das in Cruz de los
Reyes gesungen wird:
"Parece que al bajar por la pendiente
nos alejamos mas y mas del cielo,
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volvemos a la prosa de la vida
con todas sus miserias y recelos,
aquel grato ideal vivi6 dos horas,
que pequena es la vida de lo bel lo!
As1 es breve la vida de las rosas!
As1 es breve la vida de los suenos!" (5 5)
"Es scheint , wenn man den Berghang hinuntersteigt,
dass wir uns mehr und mehr vom Himmel ent fernen.
W ir kehren ins prosaische Leben zurück
mit al l seinen Nöten und Sorgen.
Jenes liebliche Ideal lebte (nur) zwei Stunden.
Wie eingeengt ist das Leben des Schönen!
So kurz ist das Leben der Rosen!
So kurz ist das Leben der Träume!"
Der Zweck dieses Umganges auf der Insel liegt auf
der Hand und wird auch ausdrücklich bekannt. Der Beherrscherin
der Insel sol l diese gezeigt werden, damit sie sich
sozusagen mit eigenen Augen überzeuge, wie es um das Land
und seine Bewohner stehe. Zu gleich ist damit auch eine Segnung
der Weiden und Triften, so gut wie eine solche des
Viehes und der Menschen verb unden. Mag Abreu auch behaupten,
die Verehrung der Göt ter sei in Hierro rein intellektuel
l gewesen und die Eingeborenen der Insel hät ten keinerlei
Figuren, Idole oder Ähnl iches besessen, so mag das
auf Eraoranzan zutreffen, nicht aber auf Moneiba. Denn dieser
P rozessionsweg dürfte ural t sein und ursprüngl ich hät ten
die Herrenos die Moneiba auf diesem Wege herumgetragen.
Weshalb dieser Umgang nur al le vier Jahre geschah
- ein ähnl icher Umgang wird al le fünf Jahre auf La Palma
mit der Virgen de las Nieves veranstal tet -, kann viele
Gründe haben. Ich habe leider keinen konkreten Hinweis.
Zu m Beisp iel Hesse sich fragen, ob die Zahl vier nicht übereinst
imme mit den vier Himmels richtungen und den vier Jahreszeiten,
in der Hinsicht näm lich, dass nach Ab lauf der vier
Jahre gleichsam eine Art "Grossjahr" vorübergegangen wäre.
Dann stünde jedes Jahr beispielsweise unter der Herrschaft
einer der vier Himmelsrichtungen oder Jahreszeiten, die Jahreszeiten
wären dann wieder je einem Jahr zugeordnet usw.
Solche Erscheinungen gibt es auf der Wel t mehrere. Ich erwähne
die Mayas in Mittelamerika oder die chinesische Tra-
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d it ion. Aber das s ind natürl ich i m Fal le H ierros rei ne Spekulat
ionen.
Ich komme noch ein mal auf Eraoranza n und Moneiba
und die beiden Felsen zurüc k. Es w i rd von Ab reu gesagt,
dass die Felsen n icht Eraoranza n und Moneiba s ind,
sondern dass s ie dort nur Wohnun g gehabt hät ten. Wölfet
spr icht d ie beiden Felsen als Ah nensitze an. Das st immt, so
gesag1;,z kaum. Hin gegen ist es durchaus mög l ich, dass die
Herrenos diese beiden Felsen als Herkunftsorte von Ma nn und
Frau ansahen, d.h. , d as s ie überl iefert erhalten hat ten, dass
an diesem Ort Man n und F rau entsta nden, eventuel l aus diesem
Felsen gekommen seien. Auch für diese F rage g i b t es in
der Welt Beisp iele, w ie etwa in den Hoch kulturen Südamer ikas.
3. Die Mythen
3. 1. Die Wiederkunft des Gottes
Einern merkwürd igen Phänomen kommt man auf die
Spur , wenn man von den Prophezeiun gen einer künft igen
Rüc kkunft des Got tes Eraoranza n l iest.
So steht bei Ab reu die Sache zu lesen:
"Corno los naturales v ieron veni r los navfos b la nqueando las
velas, acordaronse del pron6st ico que ten1a n de un adiv i no,
que hab1a muchos anos era muerto, que les habia dicho que
su dios hab1a de veni r po r el mar, en unas casas b lancas;
que lo rec i b iense, que les hab1a de hacer b ien. Dicen que,
muchos anos antes que esta isla se conv i rt iese, h ubo en ella
un adiv ino que se dec1a Yone; y, a l t iempo de su muerte,
llam6 a todos los naturales y les dijo c6mo el se morfa,
y les av isaba que, desp ues de el muerto y su car ne
consum ida y hechos cenizas sus huesos, habia de ven i r por la
mar Eraoranza n, que era el que el los habian de adorar; que
habfa de veni r en una casa b lanca, que no peleasen n i huyesen
porque Dios los ven1a a ver" (56).
"Sobald die Ein geborenen die Schiffe m it den weissen Se-
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geln kommen sahen, erinnerten sie sich einer Voraussage, die
s ie von einem Wahrsager, der seit v ielen Jahren tot war, erhalten
und der gesagt hat te, d ass ihr Got t in weissen Häusern
über das Meer kommen werde. Sie sollten ihn empfangen
und er werde sie gut machen (zum Heil führen). Es wird
überliefert , dass viele Jahre, bevor diese Insel bekehrt wurde,
es auf ihr einen Wahrsager gegeben habe, der Yone hiess.
Bei seinem Tode rief er die E ingeborenen und sagte zu ihnen,
er werde sterben. Er unterrichtete sie darüber, dass,
nachdem er gestorbe n und sein Fleisch rerfallen und seine
Knochen zu Staub geworden seien, werde über das Meer
Eraoranza n kommen, und dass er es sein werde, d en sie zu
v erehren hä t ten. Er werde in einem weissen Haus kommen.
Sie sollten nicht kämpfen oder fliehen, denn Got t besuche
sie".
Ich glaube nicht, dass man diese Erk lärung lediglich
auf den E influss der Christen zurüc kführen darf, die damit
ihre Conquista legit imieren wollten, v ielmehr haben sie
sich diese Prophezeiung geschic k t zu Nut zen gemacht wie
s pä ter in Mit tel- und Südamerika. Nicht ausgeschlossen ist
es allerdings, dass dieser Yone einer der ersten mallorquinischen
Missionare war.
Der G laube an eine W iederkunft des Got tes persönlich
oder in Gestalt eines Sohnes, mit dem er ident isch oder
doch nicht ident isch ist , ist ein weltweit verbreitetes Phänomen
und findet sich wohlbekannt im Vorderen Orient im
Messiasg lauben, aber auch in Mexiko in der erwarteten
Rückkehr Quet zalcoat ls, d es Con Tiki Viracocha in den Anden
und wahrscheinlich auch in der Gefässikonographie der
Mo chic a dargestellt.
Der G laube an die W iederkehr eines Got tes gründet
in der von den Menschen festgestellten Unzulänglichkei t
d ieser Welt, die als Schöpfung einer Got theit eigent lich vollk
ommen sein sollte. Dieses Faktum wird nun wie folg t ausgelegt:
Am Ur-Sprung schafft der Urheber die Welt, deren
er aber, bevor er sie vollendet hat, überdrüssig wird. Er
überlässt die Welt in ihrem unvollkommenen Zusta nd sich
selbst und zieht sich an einen ent legenen Ort zurück. Dann
weiss man nichts mehr wei ter von ihm. Er kann weder durch
Gebete noch Opfer oder derg leichen erreicht, geschweige
denn beeinflusst werden. Daher wendet man sich nicht an ihn.
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Nur wenn das Gefüge der Welt auseinanderzubrechen droht,
wenn der Mensch die gegebene Ordnung in Frage gestellt
s ie ht, z.B. bei fürchterlichen K riegsverheerungen, Überschwemmungen,
Epidemien etc., dann ertönt ein verzwei felter
Auf schrei zu ihm. Do ch bevor sich dieser Urheber von der
Welt zurückzieht, hinterlässt er die Prophezeiung, dass er
selbst einst zurückkommen oder seinen Sohn senden werde,
um diese Welt zu vollenden und zu erret ten. Danach werde
e in paradiesischer Zustand anbrechen.
3. 2. Der Schöpfungsmythos
Schöpfungsmythen irgendwelcher Art sind von den
Kanaren meines W issens, b is auf ein Bruchstück in Tenerif
e, insgesamt nicht überliefert. Indirekt kann aber auf einen
solchen geschlossen werden. Wo immer Gesetz und Recht
gelten, wo Brauch und Sitte das Zusammenleben von Menschen
regeln, liegt irgendeine Art von Schöpfungsmythos vor.
Denn Gesetz, Recht, Brauch und Sitte stammen nicht von
den Menschen, sondern als der Urheber oder Schöpfergot t am
Ur-Sprung diese Welt schuf, ordnete er auch zugleich das
Zus ammenleben der Menschen. Was immer am Ur-Sprung der
Welt sich ereign ete, es war in der Welto rdnung verankert
und ist Gegenstand des Mythos vom Ur-Sprung.
Freilich, wenn man bedenkt, dass die neolith
isch- mediterrane Kultur als wichtigste Got theit die Muttergöttin
verehrte, so fragt es sich, wie ein solcher UrSprungs-
Mythos wohl ausgesehen haben mag, ob ein solcher
ein e Creatio ex nihilo zum Gegenstand hat te, oder ob
d iese Welt ein fach als eine Gegebenheit hingenommen wurde
und sich ein Ur-Sprungs-Mythos nicht nur auf die zent
raten Probleme des Weiblichen wie Zeugung, Schwangerschaft
und Geb urt beschränkte. Denn Fragen um eine Weltentste
hung aus dem Nichts entspr ingen mehr dem philosophisch-
spekula t iv veranlagten Geist der Männer, als dem auf
d ie Ordnung des Alltäglichen ausgerichteten Gemüt der
Frauen.
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4. Der Kreis des Lebens
M it zum religiösen Bereich gehören die Ereignisse
um Geb urt , Namengebung, Reife, Hei rat und Tod, allenfalls
um Häu ptlings- und Königswahl. Die Ereignisse gliedern das
menschliche Leben in seine ganz bestimmten Abschnitte und
bezeichnen stets die Zeitspanne, die zwischen dem Ende eines
Zustandes und dem Beginn eines neuen liegen. Sie kennzeichnen
Überg änge, Transitionen, in denen der Mensch, der
s ie durchläuft, s ich für eine k ürzere oder längere Zeit bef indet
, wenn er den einen Zustand stirbt, um im neuen wiedergebo
ren zu werden. Zustände sind Ordnungen von ganz best
immter Art und eigener Gesetzmässig keit, die damals,
am Ur-Sprung von der Got theit festgesetz wurden. Wer einen
Zustand verlässt, tritt aus einer festgefügten Ordnung. Das
Verlassen einer Ordnung bedeutet das Hinaustrete n in eine
Nicht-Ordnung, dh. ins Chaos. Während dieser Zeit des
Überganges in eine neue Ordnung ist der Mensch aufs äusserste
gefährdet, d enn es fällt den Dämonen, die den Menschen
beständig umlauern, am leichteste n, ihm in diesem
Zwischenstadium Schaden zuzufügen, bevor er wieder in die
neue Gesetzlichkeit eingegliedert wird. Deshalb t rachtet der
Mensch danach, diese Übergangszeit und den Übergangsraum
durch bestimmte Riten, sogenannte rites de passage zu
s chützen und die schädlichen M ächte abzuwehren. Solche Rit
en leben bis heute, zwar zu blossen Feierlichkeiten verb
lasst und ihres religiösen Inhaltes zumeist weitgehend entleert
, in der Folk lo re im weitesten Sinne des Wortes weiter.
Aber auch rücksichts dieser Übergangs feierlichkeiten
fallen die Chroniken beinahe völlig aus.
4. 1. Die Geburt
In dem dabei beobachteten Brauch der Couvade
(Männerk indbett), d er heute Zorrocloco, das ist "Schlaumeier",
genannt wird, hat sich verständlicherweise viel ursprünglich
Kanarisches m it Chr ist lichem vermischt. Er ist aber sicherlich
altkanarisch und konnte für die Inseln Lanzarote,
La Pal ma, Go me ra ( 5 7) und H i e r r o nachgewiesen werden.
Es ist anzunehmen, dass er ursprünglich auf allen Inseln vork
am. Der Brauch des Zorrocloco ist auch aus anderen Ku ltur-
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bereichen der Welt bekannt, so z.B. aus Nordamerika. Dabei
handelt es sich um folgendes:
Sobald eine Frau geboren hat, legt sich der Mann
in einem anderen Zimmer ins Bett und spielt den Kranken.
Alle Aufmerksamkeit wendet sich nun ihm zu, und man behandelt
ihn ganz so, als ob er, nie ht seine Frau, geboren
hätte. Man reicht ihm von dem famosen Getränk Aguamames,
von dem Abreu berichtet (58), und das sich aus M ilch
mit einrührtem Pulver der Farnkrautwurzel (59) zusammensetzt.
Nach Abreu allerdings bestand Aguamames wohl ursprünglich
aus gerösteten Farnwurzeln (60), mit Butter zerstossen
oder gekaut, zu seiner Zeit aber, so teilt er mit, sei
es aus geröstetem Gerstenmehl, mit Käse verkaut, hergestellt
worden.
Was geht' hier vor? Das kleine Wesen, das in der
Welt erscheint, wird auch sogleich von den negat iven Mächten
der Welt bedroht. Bis zu seiner Namengebung bleibt das
K ind diesen Mächten ausgel iefert, denn es hat den schützenden
Mutterleib verlassen, ist aber noch nicht in die Ordnung
dieser Welt eingegliedert. Die Einordnung wird erst mit
der Namengebung vollzogen. Am besten ist es daher, man
lässt die Dämonen erst gar nicht erfahren, dass das kleine
Menschlein bereits auf dieser Welt erschienen ist, sondern
täus cht weiterdauernde Schwangerschaft vor.
Da die Frau sich nun aber durch ihre Pfl ichten dem
Neugeborenen gegenüber wie Stillen, W ickeln etc. verraten
würde, übernimmt der Ehegatte den Part der Frau. Er legt
s ich nieder, und zwar in einem anderen Zimmer, und simuliert
die Schwangere. Die Angehörigen und besuchenden
Freunde gehen voll darauf ein. Die schädlichen Mächte, die
Dämonen, dumm wie sie sind - ich habe bis heute nicht
herausfinden können, warum die Menschen die Dämonen und
auch die Götter stets für dumm halten und für dumm verkaufen
- fallen selbstverständlich auf die Sa che herein, begeben
sich schleunig an den Ort, wo die scheinbar Schwangere
liegt und lauern hier weiter auf die bevorstehende Geburt.
So bleiben denn Mutter und Neugeborenes in Frieden.
Der Brauch des Zorrocloco ist also weiter nichts als ein für
Dämonen gedachtes Ablenkungsmanöver.
Der Täus chungsversuch allein aber scheint den Mens
chen noch nicht sicher genug. Kaum dass die Geburt vorüber
ist, befiehlt der Zorrocloco der Hebamme, Senf auf das
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Dach zu streichen, um weibliche Däm onen, jet z t Brujas (Hexen)
genannt, zu hindern, durch Ri tzen ins Haus einzu dringen,
wie das Liedchen, das der Scheinschwangere singt,
verrä t, und das sich dadurch als eigent licher Magiespru ch
entpuppt (61 ).
Wei tere däm onenabwehrende Vorke hrungen wie: zur
Kreuzform geöffnete Scheren unter das Bet t zu legen, einen
Palmenzweig so am Kopfende anzu br ingen, d ass das Palmenbüschel
nach oben ragt, haben wohl ihre vorchrist liehen Vorgänger,
sind aber nicht mehr durchschaubar.
4. 2. Die Taufe
Anlässlich der Taufe werden zwei Bräu che geübt.
Einmal spricht man den Paten sta t t mit dem gewohnten familiären
"Du" m i t "Sie" an. Das gründet vermu t lich in der
Konqu istadoren-Zei t (62) und ist daher für meine Betrachtungen
uninteressant. Zwei tens wirft der Pate nach vol lzogener
Taufe, beim Verlassen der Kirche, Zu ckerwerk o der Geld
unter die gaffenden ju gendlichen. Au ch diesen Brauch kann
i ch nicht einordnen und stelle daher le diglich die Frage, ob
damit wieder eine Ablenkung der Däm onen bzw. des Bösen
Blickes bezweck t wird. Hingegen ist der Ak t der Taufe mit
der damit verbundenen Namengebung natürlich wicht ig. Ich
gehe dabei nicht auf die Hintergründe des christ liehen Ri tu als
ein, sondern erk läre nur, was eine Namengebung bedeutet
, lässt sie sich doch wel twei t unter demselben Aspek t zu sammenfassen.
Was keinen Namen hat, ist eigent lieh nicht vorhanden
und wird von seiner Umgebung nicht unterschieden.
Das bis zu diesem Zei tpun k t namenlose E twas wird erst m i t
der Ansprache durch einen Namen zu einem eigenen We sen
und ist in eine beste hende Ordnung aufgenommen und eingeg
lie dert. Bei einigen Völkern ist die Taufe geradezu der ei- .
gent liehe Geburtsak t, indes die biologische Geburt nichts bedeu
te t.
Leider ist keinerlei Hinweis vorhanden, ob die Altk
anar ie r den Brauch einer Mehrfachnamengebung kannten.
Eine solche ist g leichfalls eine Schutzh andlung. Der Rufname
dient dazu , die Person des Namensträgers zu rufen, und
ist allgemein be kannt. Daneben besi t z t der Mensch einen zwei-
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ten Namen, den nur seine Int im i kennen. Er ruft das eigentliche
Wesen des Namenträgers, jenes Innerste, d as des Mens
chen eigent liches und wirklichs Selbst ist. Wer nur den
Rufnamen eines Menschen kennt , kann ihm nicht wirklich
schaden, denn es ist die Person, die dem Rufnamen
folgt, nicht eigent lich der wahre Mensch. Wer aber den geheimen
Namen, den eigent liehen Namen weiss, der kann den
wirklichen Menschen zit ieren und über ihn verfügen, denn
wer den Namen weiss, hat Ma cht über den Namenträger.
Hier sei als Beisp iel an das M ärchen vom Rumpelst ilzchen
erinnert.
4. 3. Die Reife
Es ist m ir kein Brauch bekannt geworden, der einer
Jünglings- oder Jungfernweih e entspräche, die den Übergang
von der Kindhei t ins Erwachsenendasein begleitet.
4. 4. Die Heirat
Für diese scheint es eine ganze Menge von Bräu chen
zu geben, von denen m ir einige bekannt wurden.
Das wäre zunächst das verbale Rühmen oder Verunglimpfen
der Braut. Möglich, d ass das ein M ittel sozialer
Art war, m it dem man die Braut leute auf die geltenden
Normen aufmerks am machte (63), die ja let ztlich in der
göttlichen Ordnung wurzeln. Der Brauch kann prähispanisch
sein.
Das Lärmen m it Tontöpfen und das Auf stellen eines
roten Lichtes in der Brautnacht deuten eher auf altes
Tradit ionsgut und können als apotropäisch verstanden werden,
denn vor dem Lärmen fliehen die bösen Geister. Ob
dem Licht eine entsprechende Funkt ion zu kommt, weiss ich
n icht zu sagen, d och erinnere ich daran, dass ein aufges
telltes Licht in der Nacht Mücken, Schnaken, Falter usw.
anzieht. Da nun feindliche Geister gerne in Gestalt von Ungeziefer,
im Sinne des Wortes verstanden, erscheinen, könnte
das Auf stellen des Lichtes ein Ablenkungsmanöver sein, dam
it die Dämonen und Geister das Brautpaar in der Brautnacht
n icht be helligen und z. B. negat iv in den Zeugungsakt
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e ingreifen. Der Brauch, Blumen und Anis aus dem Fens
ter auf das in die Kirche schreitende Paar zu werfen, dürfte
ein Ak t der Fru chtbarkei tsmagie sein. Ob er prähispanisch
anzusetzen ist , möchte ich nicht ents cheiden, ist aber mögl
ich.
4. 5. Der Tod und die Ahnen
Sehr viel besser orient iert ist man dank der archäologischen
Funde und der heut igen Bräu che über die Rol le,
die der Tod und die Toten im Leben der Herrenos spielten.
Die ethnologischen Zeugnisse weisen darauf hin,
dass man auf den Ka naren und wohl auch auf Hierro den
Brauch üb te, das Feuer im Herd des Hauses, in dem jemand
starb, ausgehen zu lassen und nicht mehr anzuzünden
(64). Damit wird symbol isiert, d ass etwas zu Ende gegangen
ist. Der Haushal t ist g leichsam aus der Ordnung der Lebenden
herausgetreten und gehört, m indestens während der
Dauer, da der Tote sich noch im Haus bef indet, jenem anderen
Reich an. Hat der Verstorbene das Haus verlassen, so
wird der Haushal t durch Neuentzündung des Feuers wieder in
d ie Gemeinschaft der Lebenden aufgenommen.
Ans Lager des Toten treten Klageweiber (65). Ihre
Funkt ion ist nicht so sehr, den Toten zu bet rauem, als vielmehr
durch ihre Klagen die Dämonen, die bekannt l ieh sehr
l ärmempf indl ich sind, zu vertreiben. Von diesem Brauch ist
m it Best immtheit zu sagen, dass er al tka narisch ist.
Über eine Totenspeisung ist m ir nichts bekannt, es
muss dam it aber m it grosser Wahrscheinl ichkeit gerechnet
werden.
Der Tod ist in den Vorstel lungen der Archaiker
n ichts Endgültiges, Abschl iessendens, sondern gehört zum Leben
und ist ledig l ich ein Übergang. Die Toten sind n icht tot
in unserem S inne, s ondern nur in einen anderen Zusta nd des
Seins übergetreten und leben nun in diesem. Es sind lebendige
Tote.
Der Tote hat das Recht, best immte Ansprüche zu
s tel len, und die Lebenden die Pfl icht, diesen zu genügen.
Denn der Tote ist mächt ig . Daher tut man gut daran, den
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Toten zunächst einmal rite zu bestat ten und nichts, aber
auch schon gar nichts zu versäumen, d enn ein erz ürnter Toter,
der durch die Nachlässigkeit der Lebenden im Jenseits
z u leiden hät te, würde sich rächen, indem er als Gespenst
wiederk äme, auf Erden herumirrte und den Lebenden insgesamt,
wo immer er konnte, Schaden zufüg te.
Die Herreos mumifizierten ihre Toten, wobei ich
unter Mumifizierung jegliche Art der Präservat ion der Körper
verstehe, wovon die kunstvolle Art Ägyptens nur einen
speziellen Sonderfall darstellt. Die Bewahrung des Körpers
bedeutet , dass die Verstorbenen mindestens über eine gewisse
Zei t ihres Körpers noch bedurften. Die Seele, b zw. eine
der Seelen des Toten, die mit dem S terben freigeset zt
wurde, musste möglicherweise - zumindest eine zei tlang -
einen Bezugsort haben, an den sie zurückkehren konnte.
Wie in allen neolithischen Kulturen der von mir
besprochenen Gebiete waren die Ahnen, d.h. die Toten, für
d ie Lebenden äusserst wicht ig. Sie wurden in Hierro in Höhlen
bestat tet, was bedeutet, dass man sie zur Erdmut ter
brachte. Bei ihr sorg ten sie dafür, dass es ihren noch in dieser
Welt lebenden Nachkommen an nichts mangelte. Daher
wird verständlich, dass den Toten die besondere Sorgfalt
der Lebenden galt.
Es liegt nahe, nach dem Gesagten zu vermu ten,
dass die Herrefi.os das Totenreich als im Schosse der Erde
vorfindlich betrachteten, das unter der Herrschaft einer Totengöt
tin, die nichts anderes als ein anderer Aspek t der
Fruchtbarkei ts- und Erdgöt tin ist, stand.
Schlusbetrachtung
Nach diesem Versuch einer Einzeldarstellung der
Auspräg ungsformen, die die Religion der Herrenos hat te,
muss nun für jede andere Insel, soweit immer möglich, ein
G leiches geschehen. Dann wird man einen ersten überb lick
über die Erscheinungsformen der al tkanarischen Religion haben.
Es ste ht aufgrund der kulturellen Hinterlassenschaft zu
erwarten, dass man eine Reih e von gemeinsamen Z ügen in
verschiedenen Auspräg ungen findet, wird dabei auch fests
tellen müssen, d ass jede Insel - bei allen Gemeinsamkei ten
- ihre ganz spezielle Eigenausformung der Religion hat te.
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An merk u n gen
1 Abreu, 1977:90,3 ff.
2Torriani, 1979:188 f.
3 siehe unten, p. 18
4 Wipf, 1980b:88 ff.
5 Handbook, 1969:233 a,233b,352a u.a.
6 ANET, 1969:38
7 Schm öckel, 1961 :595
8 Schm öckel, 1961 :588
9 Abreu, 1977:83,22 ff.
10Dar'ias y Padr6n, 1980:71
11 siehe unten, p . 19
12 siehe oben, p . 1
13 Beisp iel seien "Taor" bzw. "Taoro" , von dem Wölfel annimmt,
sie seien aus "Tagoror" entstanden . Daz u Torriani,
1979:294, Nr. 184
14MLC, 1965:438 §100
1 5Torrian i, 1979:249, Nr. 12
16Torriani, 1979:291 , Nr. 177
1 7Torriani, 1979:248, Nr. 6
1 8Abreu, 1977:90, 4 Anm.
19 Abreu, 1977:90,4 An m.
20Torriani, 1979:188
21 MLC, 19.65:437 §100
22 siehe Wipf "Der sogen an nte Hochgottg lauben der A lten
Kan arier"
23Abreu, 1977:90, 21 ff.
24Torriani, 1979:188
25 siehe unten, p . 18 ff.
26 Abreu, 1977:91 , 4 ff.
27 MLC, 1965:439 § 102
28 MLC, 1965:439 § 102
29Torrian i, 1979:249, Nr. 14
30Torriani, 1979:272, Nr. 101
31 Torriani, 1979:289, Nr. 164. Wölfel, MLC, 1965:469,
§ 139 überset zt "Häu pt ling, E d elman n "
32Torriani, 1979:164
33Wipf, 1980a:282, Abb. 23, 24
34Wipf, 1982:110 f.
3 5 Mabin ogion, 1977:131 (in der Geschi chte
"C u lhwch and 01 wen ")
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36 Wipf, Vorlesung SS 1978 (Univ ersität Z ürich): Der My -
thos vom Gral.
3 7 Abreu, 1977:91, 12
38 Abreu, 1977: 14 ff.
39 Der Himmel war für die damaligen Christenmenschen im
Blau des Firmamentes genau so sichtbare Realität wie
für den steinzeitlichen Altkanarier.
4 0 Abreu, 1977:9 0, 16 f.
41 Torriani, 197 9:18 9
42 Müller-Karpe, 1968:67 Taf. Al ff. (Tell Halaf, Syrien);
89, Taf. 3a, Sa, 7 (Uru k, Irak); 1 17 , Taf. 1 ff.
(atal Hüy ük, Türkei); 125, Taf. 1 ff. (Ha cilar, Türkei)
Gimbutas, 1982: 156, Abb. 98 f.(Ha cilar, Türkei)
43 Perera, 1981:51
44 Perera, 1981:51
45 Perera, 1981:51
46Perera, 1981:51
47 Perera, 1981:51
48 Perera, 1981:51
49 Perera, 1981:5 3
SOPerera, 1981:53
51 H. Nowak, persönliche Mitteilung
52 Abreu, 1977:87
5 3 Perera, 1981:54
54 Perera, 1981:54
55 Perrera, 1981:54
56Abreu, 1977: 92, 11 ff.
57 H. Nowak, persönliche Mitteilung
58 Abreu, 1977:87
59 Hernandez, 1978:438a
6 0Abreu, 1977:87, 17 f. Zur Farnwurzel: Torriani, 197 9:188
61 Hernandez, 1978:438b
62 Hernandez, 1978:439a
63 Hernandez, 1978:439b
64 Hernandez, 1978:440a
65 H. Nowak, persönliche Mitteilung
Bibliographie (nur zitierte Werke)
Abreu - -- Fr. J. d e Abreu Galindo - Histo ria de la Conquista
de las siete Islas de Canaria, S/C. de Tenerife, 1977
-125-
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ANET --- Ancient Near Rastern Texts, relatin to the Old
Testament, ed. J. B. Pritchard, Princeton, 1969 (3. ed.)
Dar1as y Padr6n - -- Dacio V. Dar1as y Padr6n - Not icias
Generales Hist6ricas sobre la Isla del Hierro, Santa Cruz de
Tenerife,
Gimbutas - -- Marija Gimbutas, The Goddesses and Gods of
Old Europe, London, 1982 (2. ed.)
Handbook --- Handbook of Middle American Indians, vol. 7,
ed. E. Z. Vogt, Aust in, 1969
Herna.ndez - -- P. Herna.ndez Herna.ndez, Natura y Cultura de
las Islas Canarias, Las Palmas de Gran Canaria, 1978 (2.A.)
MLC --- Dominik Josef Wölfel - Monumenta Linguae Canariae,
Graz, 1965
Mabinogion --- The Mabinogion, trans. Gwyn and Thomas
Jones, London, 1977 (reprint )
Mü l ler-Karpe --- H. Mü l ler-Karpe - Handbuch der Vorgeschichte,
Bd. II: Jun gsteinzei t, Tafeln; München 1968.
Perera --- M. J. Lorenzo Perera - El Folk lore de la Isla de
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Schmöket --- H. Schmöket (Hg.) - Kulturgeschichte des A lten
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Torriani --- Dominik Josef Wölfel - Leonardo Torriani, Die
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Hal lein 1979 (reprint 1940)
Wipf --- Karl A. Wipf - Der Mythos vom Gral, Vorlesung
SS 1978 (Universi tät Zürich); - Die Grosse Mut ter in Malta,
in: Almogaren IX/X, Graz 1980a; - Wanderer in der
Nacht, Hal lein, 1980b; - Der Wel tbau bei den Germanen, 2.
Teil, in: Jahrbuch der Gesel lschaft für verg leichende Felsbildforschun
g, 3. Band, Feldkirchen bei Graz, 1982; - Der
sogenannte Hochgot tglauben der A ltkanarier, erscheint 1986.
-126-
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