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Alois CLOSS, Graz ALTKANARIER UND INDOGERMANENTUM, RELIGIONS- UND KULTURVERGLEICHEND Die erste, für die handschriftlich gebliebene Schützfestschrift vom Jahre 1949 gelieferte, auf das Urindogermanentum ausblickende Fassung wird hier mit Rücksicht auf den inzwischen eingetretenen Fortschritt in der Megalithund in der Beziehungsforschung erganzt und verbessert. Auch der Titel ist dementsprechend elastischer formuliert. Die maBgeblichen Arbeiten waren: l. Für die Megalithwesen der Vortrag von R. HEINE-GELDERN ,,Das Megalithproblem" auf dem l. Ósterreichischen Anthropologensymposion in Wartenstein (Bericht Horn 1959, 162-182). 2.) Für die Beziehungsforschung die beiden in den ,,Mitteilungen zur Kulturkunde" I ( = NF Paideuma 1966) erschienenen Artikel, a) von J. HAEKEL ,,Die kulturhistorische Methode der Ethnologie in kritischer Sich t" (l. c. 2 2-30) und b) C. A. SCHMITZ ,,Das Problem der abhangigen Konvergenzen" (l. c. 31-40). Es sind dies ahnliche Forderungen ,,komplexer Entsprechungen" in viel geschlosseneren Teilgebieten wie auch auf der linguistischen Ebene. Der vorliegende Beitrag wurde dem damaligen Vorgesetzten des V erfassers gelegentlich seines 60. Geburtstages zur Erinnerung an ein schopferisch nachhaltiges Ereignis seiner Frühzeit, namlich an seine Reise zu den ,,Insulae Fortunatae" 1 , überreicht. AuBer mehreren erfreulichen Begegnungen, darunter mit einem Nachkommen eines der namhaftesten Erforscher dieser Inseln, des Geologen L. von BUCH, hat sie ihm an seinem Lebensbaum eine doppelte kostbare Frucht getragen, künstlerisch den Gedichtzyklus ,,Goldene Westfahrt" (1916), und wissenschaftlich die ,,Bausteine zu einer Bibliographie der Canarischen, Madeirischen und Kap V erdischen Inseln" ( 192 9). über die ethnischen und kulturellen Verhaltnisse im Kanarischen Archipel entstand in der letzten Zeit unter den Fachleuten, nachdem durch den Ethnologen F. PAUDLER (Anthropos 12/13, 1917/19, 641 ff.) und den damals führenden deutschen Anthropologen F. FISCHER 2 das Vorhandensein der hochwüchsigen und breitgesichtigen crómagnoniden Rasse in dieser Gegend und in Nordafrika ins helle Licht gerückt worden war, im Banne der kulturellen Hochwertung des blonden Elementes eine wissenschaftliche 35 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Diathese. Es traten namlich um den Romanisten W. GIESE einige jüngere, nordistisch orientierte Interessenten den eigentlichen Kanaristen gegenüber. Sie behaupteten ihnen gegenüber einen mehr oder weniger entscheidenden Anteil van Indogermanen am alten Kanariertum. Am Kontinent war unter ihren Gegnern ohne Frage der am meisten eingearbeitete Experte D. J. Wolfel. Durch Archivforschungen, vor allem aber durch die Herausgabe der archaologisch bedeutsamsten Quelle, des Torrianibuches3 , und durch die Vorbereitung des zusammenfassenden Werkes der ,,Monumenta Linguae Canariae" 4 war er in die Reihen der prominentesten Kenner dieser Materie eingerückt, und als der Satz der genannten Monumenta in Leipzig bei einem Bombenangrif zerstort wurde, nahm WOLFEL dies zum AnlaB, die damals schon weitgediehene Arbeit zu vervollstandigen und zu vervollkommnen. Und zur Zeit, da unser Artikel entstand, und er vom Verfasser dazu mehrfach zu Rate gezogen wurde, war er an dieser seiner erst posthum vollendet erschienenen Hauptleistung noch am Werke. Die wesentliche Ansicht, zu der er bei seinen Studien gelangt war, ging dahin, daB das alte Kanariertum in der zuerst vom Archaologen C. SCHUCHARDT 5 aufgestellten frühen ,,Westkultur" mit dem Megalithikum als ihrem Hauptinhalt wurzle; den SCHUCHARDT'schen Begrif hat dann O. SPENGLER in sein System der groBen Kulturen aufgenommen und ihn dadurch gewisserma.Ben popular gemacht. WOLFEL selbst schrieb freilich an diesem die zirkummediterrane Frühzeit umfassenden Begrif für die Kanaren den nordafrikanischen V erhaltnissen die grundlegendere Bedeutung zu, und er war sich dabei der Gemischtheit der altkanarischen Kultur wohl bewuBt. Um ihrer Tatsache die gebührende Aufmerksamkeit zu sichern, legte er groBen Wert darauf, die Unrichtigkeit der schon im Werk ,,Geschichte und Beschreibung der Kanarischen Inseln" van J. B. BORY de St. VINCENT (Deutsche Ausgabe, mit neuem Vorwort van H. BIEDERMANN, Graz 1970, S. 52 etc.) enthaltenen Redeweise van den Guanchen, als waren samtliche Kanarier so zu nennen, ins ofentliche BewuBtsein zu bringen. Der Ausdruck bezeichne ursprünglich nur die Leute van Tenerife6 , unter denen auch der cromagnonide Anteil am starksten sei, bei denen zwar das Megalithikum in keinen Steinbauten vorliege, aber doch ideologisch eingewirkt habe. Auf einen solchen EinfluB war er u. a, die Bezeichnung Atlas für den Pie Teide auf Tenerife zurückzuführen geneigt, die (nach A. HUMBOLDT), hierin einer Notiz des Torriani (S. 165) entsprechend, ursprünglich an diesem Berg gehaftet habe. Die den wahren Sachverhalt verschiebende nordistische These hatte zu 36 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ihrem ersten Vertreter M. LOHER 7, der eine ganze Wortliste, allerdings nur van Gran Canaria, der Insel mit den meisten und mannigfachsten Megalithen, aufstellte und das V orhandensein die ser W orter auf einen Einbruch der Vandalen, also einer sehr speziellen Teilgruppe der Germanen, zurückführte. Demgegenüber hat dann erst ein Jahr nach der früheren Fassung diese Artikels ein afrikanischer Linguist, E. ZYHLARZ 8 , den Sprachbestand auf den Kanaren insgesamt vor dem Erscheinen der Konquistadoren auf verschiedene Komponenten zurückgeführt, unter denen immerhin auf Gran Canaria, und gerade dort, kelt-iberisches Wortgut sich finde. Dies vertrat ZYHLARZ zu einer Zeit, noch bevor bekannt geworden war, daB schon um 1200 v. Chr. auf der Pyrenaischen Halbinsel noch andere indogermanische Dialektgruppen vorhanden waren. Nicht nur gegen die kelt-iberischen Erklarungen, sondern gegen die ganze ZYHLARZ'sche These hat sich WOLFEL leidenschaftlich erhoben, indem er sie als scharlatanisch und dilettantisch brandmarkte 9 • Er stellte dagegen hartnackig seine systematische Herleitung des Hauptbestandes des Altkanarischen, auch auf Gran Canaria, aus dem Berberischen, an der ZYHLARZ gewiB zu achtlos vorbeigegangen ist. In diesen Dingen hangt alles an sprachwissenschaftlichen Diskussionen. V om linguistischen Aspekt war das Thema aber schon vorher durch O. HUTH in einem Artikel ,,Die Gesittung der Kanarier als Schlüssel zum Verstandnis des Urindogermanentums" (Germanien 2, 1937) auf die kulturell- religiose Seite verschoben worden, unter gleichzeitiger Rückbeziehung van Germanischem (in übergehung des allerdings erst spater van ZYHLARZ geltend gemachten Kelt-Iberischen) auf die Anfange des Indogermanentums. Van den Einzelphanomenen, die in diesem Zusammenhang zur Sprache kamen, oder auch kommen konnten, seien hier nur jene zwei kritisch erwogen, über die in eigenen Aufsatzen gehandelt wurde. l.) O. HUTH selber brachte zuerst in diesem Zusammenhang im Jahre 1939 10 die am ursprünglichsten van ABREU bezeugten und van LOHER sprachlich auf das deutsche Magd bezogenen Maguadas von Gran Canaria aufs Tapet, deren auch sonstige Dokumentation van WOLFEL (MLC IV, S 128) genau angeführt ist. O. HUTs Bemühung geht hauptsachlich dahin, diese Maguadas als Hüterinnen eines Staatsfeuers zu erweisen und sie in dieser Rolle an eine angeblich grundindogermanische Kultweise und Institution anzuschlieBen. Die Grundvoraussetzung seiner diesbezüglichen SchluBfolgerungen, daB sie eben ,,Vestalinnen" waren, erscheint dadurch, daB nur spanische Ausdeuter der Originalberichte sie so nennen, zwar nicht jeden Zweifels enthoben. Immerhin weiB BER THELOT, hierin sich auf ABREU 37 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 herufend, in dessen uns hekannten Werk sich diese Aussage aher nicht findet, von einer Serfakaera, einer Oherpriesterin auf Gran Canaria, deren N amen WOLFEL (MLC IV, § 127), der faka mit lateinisch focus zusammenhringt, als ,,die unserem Feuer Vorangehende" gedeutet hat. Auf meine Anfrage, oh der Name nicht vielleicht hloE mit dem Erzeugen des Neujahrsfeuers zusammenhangen konne, entgegnete WOLFEL, ein solcher Brauch sei für die Kanaren ehenso wenig hezeugt wie das Feuerhüten durch die Maguadas, für dessen ühung die Amtshezeichnung ihrer Oherin als Serfakaera doch starker ins Gewicht falle. Auch den Namen Maguada sieht er für eine Bestatigung des Feuerkultes dieses jungfraulichen Kollegiums an, denn er lasse sich auf das Partizip eines herherischen Wortes ekked, d. h. verhrennen, zurückführen und als Form dieser Tatigkeit kame, wenigstens unter anderem, auch das Erzeugen von ,,argüeros", d. h. von Vorzeichen aus selhstverursachten Rauchentwicklungen in Frage, wie es nach ESCUDERO in den ,,Tempeln" von Fuerteventura und Lanzarote der Brauch war. Die WOLFELsche Angahe verarheitete der Verfasser dieser Zeilen im Anthropos 35/36, 1940/41, 474 im Zusammenhang mit der Anm. 21a auf der vorhergehenden Seite. Wenn sich der Ausdruck argüeros in den MLC nicht findet, so kommt dies daher, daE das Wort nicht altkanarisch, sondern spanisch ist. Dadurch nun, daE der Name des uns hekanntesten unter jenen ,,Tempeln", namlich eine Rundanlage auf Fuerteventura, efequenes genannt (MLC IV, § 114 u. 116), auch das Element faka enthalt, nahert sich dieser Komplex, einschlieElich der von der Serfakaera geführten Maguadas, dem Bereich der um das Megalithikum schwehenden Angelegenheiten. Zwar nicht dem Grundphanomen, künstlich errichteter Geistersitze, doch den damit hier und dort enger assoziierten Strukturen, also gewissermaEen vom Rande her. Von dieser Art ware die Situation der Maguadas im Barranco de Valerón hei Guia in der Nahe von Galdar gewesen, wo sich der Faican, der Sakralkonig von Gran Canaria hefand, wenn die dortigen Hohlenhauten, wie sie WOLFEL im Torrianihuch Taf. XIVh ahhildet und S. 108 deutet, ihr Kloster gewesen waren. Denn nach CASTILLO war (WOLFEL, Torrianihuch 112) der Eingang dazu von zwei Türmen flankiert, die in der WOLFELschen Sicht als Behalter eines heiligen Feuers gelten konnten. Jetzt werden sie freilich durch M. PELLICER mit Berufung auf derartige Anlagen in Nordafrika 11 nur als Getreidekammern interpretiert. Oh solche nicht selher mit kultischen Raumen verhunden waren, mag dahingestellt hleihen. Auch mit einer negativen Antwort ware der Faden zum Megalithikum nicht ganz ahgerissen: denn ahgesehen von der Lokalisierung kame für die Maguadas noch die von 38 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 O. HUTH (ARW 36, 1939, 113, Anm. 3) herangehalte Parallele van feuerbehütenden Nannen in Kildare in Irland in der Nahe der Konigsstadt Tara in Betracht, zumal der Kannex der Maguadas mit dem Faican van Galdar klar bezeugt ist. Nach BOR Y (l. c. 105) begleiteten sie ihn bei einer graBen Prozessian, die er in Natzeiten zum nahegelegenen, ihm affenbar zugeardneten Berg Tirma unternahm. Danach ware hierin die übereinstimmung Gran Canarias mit Irland gr6Ber als mit Ram, was namlich den unmittelbaren Zusammenhang mit einem Konigtum betrift, das im Grunde genammen auf Gran Canaria und in Irland ein Dappelkonigtum war, und als salches un ter allen Herrschaftsformen, zumal dart, wa es durch paarige Stabe symbalisiert ist 12, in ein Megalithwesen eingefügt sein konnte. Auf den Kanaren begegnet man gerade dieser Symbalik nicht; die Einbettung der Maguadas ins dartige Megalithikum scheint trotzdem deutlich genug gegeben zu sein. Die gesellschaftliche Bedeutsamkeit der Frau im ganzen westeurapaischen Megalithikum und auch bei den Berbern ware einer salchen Annahme nur günstig. Am romischen Madell der Vestalinnen mutet am meisten der Rundtempel megalithisch an. Durch seine Abdachung zwar verschieden, ist er in seinem GrundriB dem Typus efequenes, d. h. einem Steinkreis mit einer Feuerstelle an der Mittelsaule, dach sehr verwandt. Wahl lage für eine entwicklungsgeschichtliche Erklarung die van B. CROME (E. MOGK-Festschrift 1924, 510 f.) beschriebene Dorfeueranlage südlich des Harzes, alsa auf prakeltischem Baden, in einer cromagnaniden Bevolkerung (G. PERRET Cromagnantypen im Nealithikum. Ein Beitrag zur Rassengeschichte Niederhessens. Stuttgart 1938) naher, und man ware versucht, daran zu denken, daB man in der Prahistarie (EBERT Reallexikan für Vargeschichte XIV, 292) vereinzelt angenammen hat, die Latiner stammten aus Westfalen. Nun hat jedach C. KOCH (Altitalische Gestirnverehrung. Frankfurt a. M. 1923, 102) den altitalischen Vestakult van Lavinium hergeleitet und nicht, wie es nach jener Annahme sein müBte, der latina-faliskischen, sandern der umbrosabellischen Welle zugeteilt. Vielleicht gehen aber die verschiedenen Teilstücke des Vestakultes nicht auf die gleiche Wurzel zurück. Diese Fragestellungen betreffs einer etwaigen megalithischen V erankerung der Entsprechungen zum Institut der Maguadas und dieses selbst werden nicht hinfallig durch den van E. M. LOEB 13, einem amerikanischen Ethnalagen, varlaufig nur angekündigten, jedach nach in keiner systematischen Untersuchung verofentlichten Beleg der Kambinatian van ,,Staatsfeuer und Vestalinnen" in Ostafrika, in Rhadesien und bei den Palynesiern. Das Megalithwesen gibt es bei den einen wie den anderen. Sein V arkammen in den 39 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 afrikanischen GroBreichen, in denen sich nach WÓLFEL 14 überall das heilige Staatsfeuer, und manchmal auch ein jungfrauliches Feuerhüterkollegium, findet, erklart sich jedenfalls viel ungezwungener aus ihrer Akkulturation mit dem Megalithikum der mediterranen Welt. Eine rassische Zuordnung an eine ,,nordische" Bevolkerung widerstrebt weit mehr klar gegebenen Tatsachen. Obwohl kein gesichertes Ergebnis, überragt unter diesen Umstanden doch die Ansicht, das der Staatsführung angegliederte Feuerhütertum habe sich im Megalithikum herausgebildet, an Wahrscheinlichkeit weit seine Herleitung aus dem Grundindogermanentum durch O. HUTH. Auch gegen eine Entstehung des Megalithwesens aus dem Grundindogermanentum sprechen entscheidende Gründe. 2.) Nicht ganz gleichartig verhalt es sich mit der zweiten Arbeit, in der Kanarisches eng an das Grundindogermanische angeschlossen wird, namlich mit dem Artikel von O. RÓSSLER 15 über einen Weltsaulenglauben der Kanarier. Hier wird nicht ein religions-soziologisches, sondern ein mythisches Element als Bindeglied hingestellt, eben der Weltsaulenglaube, um dessen Stellung innerhalb verwandter und mehr oder weniger damit zusammengehoriger Motive zum Nachteil des heuristischen Wertes seiner Arbeit der Verfasser nicht fragt. Typologisch steht neben dem Weltsaulenglauben auf der einen Seite die V orstellung vom W eltenberg, die nach dem o ben Gesagten angeblich, noch bevor sie auf den Atlas in Marokko übertragen wurde, auf den hochsten Berg im Kanarischen Archipel, den Pie Teide auf Tenerife, bezogen wurde, was von RÓSSLER jedoch nicht miterwogen wird. Auf der anderen Seite trifft man auf den nach COOK bei den Griechen mit Zeus zusammengebrachten Weltenpfeiler, mit dem in der romischen Religion irgendwie die J upitergigantensaulen zusammenhangen. AuBerdem gibt es aber auch noch die Vorstellung von einem Weltenwirtel, der durch den Polarstern geht, die ofenkundig eher bei nordischen Volkern ihre Wurzel hat; er ist auf den Kanaren nicht nur unbegrenzt, sondern er war aller Wahrscheinlichkeit nach auch unbekannt, wahrend er dem Indogermanentum kaum ganz fehlt. O. RÓSSLER beschrankt sich auf ein weiter westlich von Tenerife, also auf einem noch weit weniger megalithischem Gebiet, befindliches aufragendes Naturgebilde, den bei ABREU Y GALINDO, ,,Historia de la Conquista de las siete Islas de Canaria" (Hrsg. A. CIORANESCU, Santa Cruz de Tenerife 19 5 5, 2 7 O) erwahnten, in einem weiten Kraterfeld ( c,.J.dera) auf La Plama hoch emporgetriebenen schlanken Basaltkegel, Idafe genannt. ABREU sagt: "un roque o peñasco muy delgado, y de altura de más de 40 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 cien brazas, donde veneraban a Idafe, por cuya contemplación al presente se llama el roque de Idafe". Die Hohenangabe "mas de cien brazas" würde nach dem heutigen Sprachgebrauch mehr als 100 Klafter bedeuten; das entspricht jedoch nicht der wirklichen Ausdehnung (diese betragt nur ungefahr 100 Ellen) und es fragt sich, ob das Wort braza zur Zeit des ABREU nicht entsprechend dem italienischen braccia eben Elle bedeutete. Von gro.Berer Wichtigkeit ist am Satz des ABREU, da.B am Schlu.B von einem ,,Felsen des Idafe" die Rede ist, was die Moglichkeit ofen la.Bt, da.B Idafe der Name nicht des Naturgebildes, sondern des dahinterstehend gedachten Geistes ist. Weil nun das Fundamentale am Megalithikum die Annahme von Geistersitzen ist, spielt bei diesem Felsen die Frage herein, ob er nicht von einem megalithischen Denken umhegt wurde. Dabei darf freilich nicht übersehen werden, da.B künstliche Steinbauten, die in erster Linie zum Megalithikum gehoren, vom Kontinent aus über Gran Canaria zu den Westinseln nicht mehr hinüberreichen. So ware schon eine an den Pico de Teide sich knüpfende Vorstellung von der Weltsaule nur aus einer übertragung megalithischen Denkens (nicht einer Zubereitung von Megalithen) zu verstehen, noch weniger der Idafe auf La Palma. ROSSLER geht auf die Megalithfrage überhaupt nicht ein, sondern er interpretiert den Idafe eben als eine Weltsaule: wie schon gesagt, ohne genauere Diferenzierung dieses Begriffes und ohne nach seinem Ursprung zu forschen. Er stützt seine Deutung auf einen von ABREU am Ende des betreffenden Abschnittes erzahlten Brauch der Eingeborenen, Gekrose von Opfertieren mit den Worten an diesen Felsen hinzuwerfen: ,,Idafe, da.B er nicht falle" und der Autor denkt dabei wohl daran, da.B von den Iberern gesagt ist, sie seien von Angst darüber erfüllt gewesen, der Himmel konne einfallen. So hatten die Leute von La Palma den Felsen des Idafe als eine Stütze des Himmels angesehen, deren Bestand durch Opfer und Gebete zu festigen sei. Um die in dieser Meinung enthaltene Beziehung des Namens des Idafe-Felsens zum Himmel zu stützen, bedient sich ROSSLER einer Konjektur von J. ABERCROMBY, dem Verfasser eines Buches über die kanarische Sprache, wonach der Name des Himmelsgottes von Tenerife: arguaicha (MLC IV, § 11) über eine Form iguaja (MLC IV, § 30) einerseits auf ein wa ittafen zurückführbar sei (ableitbar vom Verbum ettef in der angeblichen Bedeutung tragen, halten), andererseits dem Idafe auf La Palma wortlich entsprache. Diese Kombination erklarte WOLFEL zuerst in einem ausführlichen Brief an mich für irrig und die Gründe seiner Ablehnung trug er dann in abgekürzter 41 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Form in den MLC IV, § 18 u. § 104 vor. Diese sind: Der Himmelsgott von La Palma habe eigene Namen, namlich ahora und tigotan (über ihn wird noch spater zu sprechen sein), dem Verbum ettef aber komme nicht die oben erwahnte Grundbedeutung zu, sondern es besage, wie sich aus dialektischen Formen im Berberischen ergabe, ein Bewachen, Beaugapfeln und dgl., so daB sich, auf Idafe angewendet, die Bezeichnung für einen Pfosten, der als Wachter jener Gegend aufgefaBt wurde, ergabe; damit falle der Begriff himmeltragende Saule weg und dafür trete umso starker die Zugehorigkeit der Auffassung von diesem Felsen zum Megalithikum, bzw. seine Deutung aus dem megalitischen Denken hervor, da ja im obigen Text des ABREU der Felsen als solcher des Idafe gekennzeichnet ist, dieser Idafe also auf dem Felsen seinen Sitz hat; es ware der Basaltkegel daher ein Geistersitz, ahnlich einem fayra (MLC IV,§ 114), d. h. einem Monolithen (Menhir), nur daB mit diesem Ausdruck zunachst ein künstlich errichteter Geistersitz bezeichnet wird. Der Ausdruck fayra, der nach WOLFEL eben einen solchen bedeutet, findet sich merkwürdigerweise, d. h. weil künstliche Monolithen auf dieser Insel nicht nachgewiesen sind, trotzdem, gema.E dem von WOLFEL an der angegebenen Stelle angeführten Belegen, auch auf La Palma. Einer weiteren SchluBfolgerung daraus steht jedoch leider der Umstand entgegen, daB WOLFEL gerade für dieses Wort keine Entsprechungen aus der alteurafrikanischen Umgebung, auch nicht aus dem Berberischen, versucht hat. Weniger fallt wohl ins Gewicht, daB er anklingende Namen numinoser Berge in anderen Gegenden, besonders den des Ida auf Kreta, weder in dessen eigener Grundbedeutung erwogen noch zum Vergleich herangezogen hat. Je einleuchtender, abgesehen davon, seine Interpretation des Idafe ist, desto mehr verdunkelt sich der ROSSLERsche Ausblick zum Indogermanischen, und umso heller wird die Sicht hinüber zur megalithischen Komponente im eurafrikanischen Substrat. Dies begründet sich aus dem Vorkommen von künstlich errichteten Geistersitzen (von Baetylen, Menhiren), ethnologisch beurteilt nach R. HEINE-GELDERN (Anthropos 23, 1928) der Grundform megalithischer Anlagen, ringsum von La Palma, auf Gomera (H. NOWAK, Almogaren I, 1970, Abb. nach S. 57), auf Hierro (Anthropos 63/64, 1968/69, 899 und Almogaren I, 87) und in Anaga, dem nordostlichsten Teil von Tenerife (Almogaren 11, 1971, 169-177). Wenn auch aus La Palma selbst zum Zeitpunkt dieses Artikels noch keine solche Nachricht vorliegt, so schlieBt dies doch nicht aus, daB die Bewohner dieser Insel von jenen Stelen wuBten und bei ihrer Deutung des Idafe als Geistersitz davon beeinfluBt waren. 42 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Es ist aber auch nicht ganz ausgeschlossen, daB sich unter günstigen Umstanden, zumal in Gegenden mit reicher und diferenzierter entfalteten Megalithen, namlich auf den Ostinseln, sogar an gestalthaft noch weiter als der Idafe vom Urtyp des Feira entfernten Naturgebilden, wie Bergen, besonders wenn es Kultberge waren, megalithische Vorstellungen knüpften. Dies wird umso eher angenommen werden konnen, wenn solche Berge, bzw. dahinter gedachte Geister, als ,,Vater" bezeichnet wurden, selbst wenn darunter nicht ein Stammvater, sondern nur ein fürsorglich wirkendes Numen gemeint sein sollte. Deutlicher ware die Nahe zum Megalithikum allerdings dann gegeben, wenn dabei die Stammvaterbeziehung klar feststünde, denn mit ihr ware ja das ahnenkultische Moment, das für das ursprüngliche Megalithikum konstituierend ist, mit eingeschlossen. Eine derartige Verbindung van Motiven laBt sich am hochsten Berg des Archipels, am Pico de Teide auf Tenerife, einem vulkanischen Kegel, der nach dem in ihn hineingedachten ,,Hollengeist" benannt ist, viel weniger feststellen 16 als am religionspolitisch bedeutsamen Kultberg im Nordwesten van Gran Canaria, namens Tirma, wohin sich, wie schon erwahnt (gemaB dem Bericht des ABREU, Ausgabe CIORANESCU 156, 157) der Sakralkonig des westlichen Teiles der Insel mit den Maguadas in feierlicher Prozession begeben hat. Die auf Abb. 26 reproduzierte Abbildung dieses Berges aus der Besch.reibung van S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ 17 zeigt einen sanften Anstieg van Osten her und einen Steilabfall gegen die Küste nach W esten zu. V on dort stürzten sich verzweifelte Eingeborene in die Tiefe (ABREU l. c. 234) mit dem Rufe ,,atis-Tirma", was nach WOLFEL (MLC IV,§ 5) entweder ,,Vater Tirma" oder ,,Vater des Tirma" bedeutet. Im zweiten Fall lage, abseits des Vatertitels, eine Parallele zum Idafe insof erne vor, als auch hier, wie bei diesem, ein hinter dem Naturgebilde stehendes Geistwesen durch den Namen bezeichnet ware. Diese Interpretation wird van WOLFEL dadurch besser unterbaut, daB er den Namen Tirma vom berberischen Verbum etrem herabsteigen (MLC IV, § 120) her erklart, d. h. also als ein gelegentlich auf den Berg herabsteigendes Geistwesen. Zwar ist die Bezeichnung des Himmelsgottes als Himmelsgeist nur für Tenerife ausdrücklich bezeugt (D. J. WOLFEL in: Die Sprache 2, 1951, 175 f.), doch steht kaum etwas dagegen, daB auch der acoran (dies der Name des Himmelsgottes auf Gran Canaria) als solcher gedacht war. DaB der Himmelsgott in dieser Sondereigenschaft als auf den heiligen Kultberg sich zuweilen herniederlassendes Geistwesen gedacht worden sei, lieBe sich aus der megalithischen Weltanschauung gut verstehen. Und im erwahnten Artikel des S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ wird 43 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 am Fu.Be des Tirma eine Grabanalage abgebildet, die ein von drei Steinkreisen umgebenes Steinkistengrab (Almogaren I, 104, 105) darstellt, d. h. eine sonst auf den Kanaren seltene Form des (schon weitergebildeten) Grabermegalithikums. Es ist dies jedoch nur eine Einzelheit in der auf Gran Canaria im V erhaltnis zu den ostlichen Inseln intensiv und mannigfach vorliegenden Entfaltung des Megalithikums, so daB die geschilderte Verflechtung von megalithisch zu verstehenden Zügen im Tirma in einen breiten entsprechenden Hintergrund eingebettet erscheint. Aus ihm, d. h. aus dem megalithischen Komplex, ware der Tirma jedoch auch dann verstandlich, wenn an Stelle der erwahnten WOLFELschen Herleitung des Namens Tirma eine andere, die auBer im Berberischen noch im Baskischen verankert schiene, in Betracht ka.me. Wie WOLFEL selbst (MLC IV, § 318) angibt, entspricht einem im Zenaga vorhandenen Wort irmi für etwas Aufragendes, namlich für eine Stadt (wie sie sich einem ihr aus der Wüste sich nahernden Beschauer darbietet) ein baskisches orma, das auch C. C. UHLENBECK (Anthropos 35/36, 1940/41, 207) anführt 18 • Nimmt man dazu, daB es nach WOLFEL (Torrianibuch 300) im Kanarischen ein ti als Prafix gibt, das als solches auch in La Palma im dortigen Namen des Himmelsgottes tigotan vorkommt, so erscheint, nicht zuletzt deshalb, weil das Tirma auch in der Form dyrma (MLC IV, § 120) bezeugt ist, das ti in diesem Fall als Artikel ablosbar. Dieses y ist lang und es konnte dahinter ganz gut ein Doppel-i stehen und dadurch die Zerlegung des Namens Tirma in ti irma (unter Berücksichtigung der Bedeutung von etwas Aufragendem für irma) moglich sein. Dann ware der Idafe ein natürliches Gegenstück zu einem künstlichen fayra, und insoferne stünde auch er in einer megalithisch bestimmten Sphare, wenngleich nicht in so signifikanter Weise wie im Fall der Geltung des Zusammenhanges mit etrem. Vorbehaltlich des kritischen Befundes seitens der Sprachwissenschaft weitet sich von der immerhin doch auch erwagenswerten anderen Deutung, also unter Zugrundelegung des irmi, der vergleichende Blick hinüber zur zwar ferneren und ethnisch andersartigen, aber in einem megalithischen Umkreis stehenden germanischen Irminsul. In Monographien 19 über dieses zur Zeit Karls des Gro.Ben an den Lippequellen westlich des Teutoburgerwaldes und südlich von den Externsteinen gelegenen (kaum in ihnen zu vermutenden) ,,fanum famosum" (Chron. laur.) der Sachsen kommt gerade das nicht zur Sprache, oder es steht doch nicht so, wie es hier zu geschehen hat, im Mittelpunkt der Erorterung darüber, oh es mehr in einem eurasiatischen oder in einem westeuropaischen megalithischen Zusammenhang verhaftet er- 44 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 scheint. Es ist dabei zu entscheiden, oh diese Alternative sich ausschlieBt oder beides gleichzeitig als Mischungsergebnis in Frage kommt. Hatte R. MERINGER bei seiner Besprechung des Heiligtums unter dem Aspekt der Pflock- und Saulenverehrung 20 schon die J. ROEDERsche Verofentlichung über Pfahl und Menhir 21 zur Verfügung gehabt, so ware er auch auf die megalithische Bedeutung gestoBen, die seitens der Prahistorie C. SCHUCHARDT vertreten hat, noch bevor R. HEINE-GELDERN die ethnologische Grundlage der Urrelation zwischen den beiden ROEDERschen VergleichsgroBen aufgedeckt hat. Die AnschluBform an das Alteuropaische, die C. SCHUCHARDT im Auge hatte, war der antike Pfeilerkult 22 , dem eine megalithische Note kaum abgesprochen werden kann, und dies ist das tragende Fundament der Interpretation durch SCHUCHARDT. Nun wurde allerdings an einer gründlichen systematischen archaologischen Untersuchung der Menhire Mitteleuropas durch H. KIRCHNER 23 gewissermaBen als Ergebnis herausgestellt, daB die Irminsul, weniger deshalb, weil sie nicht aus Stein bestand, sondern in ihrer Eigenschaft als ,,columna universalis quasi sustinens omnia", aus der Gruppe der Menhire überhaupt herausfalle und in der eurasiatischen Religionswelt wurzle. Schon vorher hat auch WÚLFEL die zuletzt genannte Herkunft insoferne herausgespürt, als er 24 erklart, die Irminsul ,,scheine sich (von den Bautasteinen Skandinaviens), also von den nordlichen Menhiren zu unterscheiden"; doch fügt er bedeutsam dazu: ,,ohne deshalb aus diesem Rahmen (namlich dem megalithischen) herauszufallen". Das heiBt, er denkt an eine Verflechtung zweier in sich verschiedener Anschauungsweisen, von denen nur die eine megalithisch ist. Dies la.Bt sich gegen KIRCHNER insoferne vertreten, als, wie immer es sich um die megalithische Eigenart der nahen Externsteine verhalten mag, aus dem norddeutschen Raum, den KIRCHNER nicht mehr mitbehandelt, mehrere Gruppen von Riesensteingrabern 25 nahe an die Gegend der Irminsul heranreichen. Unter diesen Umstanden konnten die dortigen Heiligtümer sehr wohl vom megalithischen Denken miterfaBt sein. Die Frage, die sich hier dieshezüglich stellt, ist die, wie weit sich aus dem Vergleich mit den kanarischen Beispielen am Irminglauben 26 und am Irminkult ein megalithischer Einschlag bestatigt. Besonders dieses Problem wird nach der sprachwissenschaftlichen Seite erst spater zu durchstrahlen sein, religions- und kulturgeschichtlich ist es vom Standort der Germanenreligion hier zu erortern, und dies geschieht am besten auf dem Untergrund der Stellungnahme von J. de VRIES 27 wobei freilich mannigfach Umstrittenes auch daran offen bleibt. Sachlich besteht zwischen der Irminsul und dem 45 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dem Namen nach immerhin entfernt, jedoch nicht zwingend anklingenden Tirma auf Gran Canaria keine Gemeinsamkeit, wohl aber mit dem entfernteren Idafe, insbesondere dann, wenn man von der ROSSLERschen Interpretation als Weltsaule ausgeht. Doch darf auch dann nicht übersehen werden, daB die Bestimmung als ,,columna universalis quasi sustinens omnia" sich keineswegs mit dem Begriff einer Weltsaule überhaupt decken muB, denn dieser hat eine betrachtliche Variationsbreite und zwischen einem natürlichen Monolithen, wie der Idafe es ist, und einem künstlich aufgerichteten, also nicht mehr erdverbundenen truncus, der nach RUDOLF VON FULDA die Irminsul war, tut sich ein betrachtlicher Unterschied auf. Noch groBer ist der Abstand natürlich dann, wenn man beim Idafe mit der WOLFELschen Deutung als monolithischer Geistersitz den Vergleich ansetzt. Die Rolle eines Wachters der Umgebung, die nach WOLFEL der Idafe gehabt hatte, hat freilich mit jener des Heimdall als des am Weltenbaum postierten Wachters (J. de VRIES 11, S. 238, 240, 493) nichts zu tun, und der Idafe selbst als ,,Geist" jener Felsnadel la.Bt sich kaum mit dem Tiwaz vergleichen, der nach J. de VRIES mit dem Irmin identisch ware. Nach allem ka.me ein Zusammenhang beider Typen, des Idafe und der Irminsul ( und noch mehr des Berges Tirma), innerhalb des Megalithikums nur dann in Betracht, wenn dieses, was ja nicht ausgeschlossen ist, in sich recht verschiedenartige Gebilde umfaBt. Zu diesem sich weit ausspannenden Thema wird speziell mit Bezug auf die Kanaren und von dorther wieder indirekt zur Irminsul am SchluB dieses Artikels noch einiges zu sagen sein. Vorher muB jedoch noch auf zwei, von WOLFEL in dieser Sache vorbetonte, von R. HEINE-GELDERN aber in ihrer essentiellen Zugehorigkeit zum Megalithikum in Frage gestellte Gesichtspunkte eingegangen werden, erstens auf den Konnex Megalithikum und Himmel(s-Gott) und zweitens auf den megalithischen Himmelsgott in der Rolle des W eltkonigs. Beim Ausdruck für den Himmel auf La Palma (tigotan) wird von WOLFEL (Torrianibuch 300) ein etwaiger Zusammenhang mit dem Idafe ofen gelassen, am Wort aber ein tig als Stamm abgelost mit der Bemerkung, daB es Anzeichen für ein tig, t'iw in der alten Westkultur zur Bezeichnung des Himmels gebe, was dann für den germanischen Himmelsgott tiwaz (und für Jupiter und Zeus, ungeachtet der etymologischen Verbindbarkeit mit dyaus!) ein Substrat aus der ,,Megalithsprache" abgabe und ( ohne einen sprachlichen Zlsammenhang) sinnhaft das hinter dem Tirma stehende Numen (als Himmelsgott) mitbetrefen konnte. Eine, wenn auch nur recht undeutliche, Verbindungslinie zum Irmin, wie ihn J. de VRIES versteht, ware damit gegeben. Sie würde in 46 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ihrer megalithischen Beschafenheit deutlicher, wenn sich dieser Tiwaz in stammvaterlicher Eigenschaft als Heros eponymos der Erminonen (J. de VRIES 11, 15) streng erweisen líe.Be. über eine gewisse Wahrscheinlichkeit kommt man freilich in diesem Punkt nicht hinaus. Immerhin ware eine stammvaterliche Beziehung aus der ahnenkultischen Grundlage des Megalithikums gut verstandlich und der germanische Tiwaz würde sich, nach J. de VRIES (11, 16 ), samt einer Nachwirkung im keltischen Eremon, von der inhaltlich ganz blassen, ohne Verbindung mit der Weltsaulenvorstellung dastehenden, ostindogermanischen Bezeichnung des indogermanischen Himmelsgottes plastisch abheben. Bine weitere inhaltliche Erbschaft aus der Zugehorigkeit zum altwesteuropaischen Himmelsgott ware dessen Rolle als Weltenherrscher 28 • Durch diese erweise sich, so behauptete WOLFEL (aben Anm. 24, 348), der Regnator omnium der Semnonen als ein Element aus dieser megalithischen Grundlage. DaE dieser Regnator mit dem Irmin identisch sei oder in ihm mitenthalten sei, war die These meiner Arbeit über die Semnonenreligion. Für den Tyr (Tiwaz), der auch nach J. de VRIES sowohl hinter dem Irmin als auch jenem Regnator steht, ist ein Konigstitel immerhin im Namen eines hof-hilmir (J. de VRIES 11, S. 17) bezeugt. Für den kanarischen Himmelsgott macht WOLFEL diesbezüglich im § 92 des IV. Teils von MLC aus Originalberichten den Titel menceito (d. h. dieser Konig) geltend. Das Wort mencey war jedoch nur für den Himmelsgott in Tenerife gebraucht, und wie WOLFEL selbst aus berberischen Parallelen erklart, bedeutet mencey nicht mehr als der Vorderste, d. h. Fürst. Bine spezifisch herrscherliche Funktion, besonders eine allherrscherliche, liegt darin nicht ausgedrückt. Auch zum beherrschenden Berg dieser Insel und des ganzen Archipels, zum Pie Teide, dessen Rolle als Weltenberg, wie schon erwahnt, für die altkanarische Zeit nicht erweisbar ist, wird keine Beziehung des ,,Fürsten" dieser Insel (ahnlich jener des faican auf Gran Canaria zum Tirma) ausgesagt. Es fehlt hier der kultische Kontakt des irdischen Konigs mit einem zum Himmelsgeist bezogenen heiligen Berg. Nun wird allerdings auch der Pico de Teide dyrma genannt (genau: ay = Berg MLC IV 452 dyrma). Die primare Quelle des Gewahrsmannes hierfür, namlich des BERTHELOT (MLC, S. 452), ist nicht bekannt, eher wurde der Name des Tirma von Gran Canaria auf den Pico de Teide übertragen als umgekehrt. Auch eine urgemeinsame Bezeichnung beider Berge mit diesem Ausdruck ware nicht zu bestatigen, selbst wenn das aben erwahnte Element irmi mit der Grundbedeutung erhaben, groE, auch für die Kanaren im allgemeinen in Betracht kame 29 • 47 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 So versteht es sich auch, warum R. PETTAZZONI in seinem Werk über den regnator omnium deus 30 für dieses Numen kein kanarisches Vergleichsstück anführt. Vielleicht hatte er sich aber van der WOLFELschen Aussage (Sprache 2, 1951, 178-181) beeindrucken lassen, daB die Vorstellung vom Himmelsgott als Weltenkonig sich auBer bei den Berbern auch in Südeuropa und Eurafrika finde. Nur hatte es für die van ihm ins Treffen geführten sprachlichen Belege noch den Nachweis entsprechender kultureller und religioser Tatsachen im vorindogermanischen Europa und vor der Überformung dieses ganzen Raumes durch die Abrahamsreligionen bedurft. Bei der hier erst zu leistenden Vergleichsarbeit - noch ist daran nichts erwiesen, und ob es erweisbar ist, ist noch fraglich - muB jedenfalls auf bestehende Unterschiedlichkeiten besonders geachtet werden. Denn sowohl die Relation zwischen Himmel und Gottheit als auch zwischen Himmel und All ist mehrdeutig, und das im Kult sich ausdrückende und in dieser Zusammenstellung einzigartige mysterium tremendum der ,,allherrschenden" (man streitet darüber, ob man nicht besser sagt der ,,allwaltenden") semnonischen Gottheit, laBt sich aus den Aussagen über den Irmingott ( der Glaube an einen solchen ist gegenüber der Bestreitung durch MEISSNER durch den niederlandischen Gottesnamen Ermelo genügend gesichert) nicht erklaren. So sehr sich eine Verschmelzung des Irminglaubens mit dem betont machthabenden gottlichen Herrn des Semnonenhains andeutet, so wenig laBt sich die Andersartigkeit beider Numina verkennen, und der Irmingott ist an das megalithische Erbe immerhin noch eher anzuschlieBen. Keinen AufschluB gewinnt man über die Andersartigkeit beider Numina aus den Zustanden und Verhaltnissen des Führungsamtes bei den Germanen, in diesem Fall speziell den Semnonen, und auf den Kanaren, denn es ist hier wie dort ziemlich gleichartig 31, namlich, um mit WOLFEL (Paideuma 4, 1950, 237) zu sprechen, ein ,,Primus-inter-Pares-Konigtum" und jedenfalls kein ,,despotisches Eroberer-Konigtum". Nur das erste halt WOLFEL für megalithisch, obwohl das van ihm der Hauptsache nach ebenfalls aus dem Megalithikum erklarte Konigtum der Westafrikaner zum groBeren Teil despotisch, aber auch dort kein Eroberer-Konigtum ist. Es machen sich hier neue Schwierigkeiten in der scharfen Gegenüberstellung bemerkbar, die umso groBer sind, als sich gerade das semnonische Konigtum einer Einordnung in die van O. HOFLER 32 aufgestellte Gegensatzlichkeit van Thing- und Gefolgschaftskonigtum deutlich entzieht. Ein weiteres Hemmnis für eine klare Scheidung erhebt sich auch daraus, daB sich nicht nur für den Irminnamen (gemaB dem aben Gesagten) mogliche Zusammenhange nach dem alten 48 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Westen erofnen, sondern auch der Rextitel, zunachst wohl nur für den irdischen Konig 33 , dann aber bei den Semnonen auch für den Himmelsgott, vom Keltischen her verbreitet hat, bekundet sich noch kaum ein durchschlagendes Zeugnis für die Herkunft der spater durch den Regnatortitel gekennzeichneten Vorstellung vom Himmelsgott aus dem Megalithikum. Der im Rexbegrif der Semnonen liegende religiose Gedanke konnte sich aber mit dem im Irmintitel des Gottes gegebenen Grundgedanken des Hoch-Erhabenen und weiterhin Waltenden verschwistert haben. Im ührigen zeigt sich nun erst recht an der ganzen bisherigen Auseinandersetzung üher altkanarische Religionselemente, daB diese Dinge auf der engen Vergleichsebene zwischen Kanarier- und Indogermanenreligion nicht ganz zu entscheiden sind. Sie drangen vielmehr hinaus in eine Konfrontation von Megalithikum im allgemeinen und Indogermanentum. Dazu vermochte allerdings nur eine noch gründlichere Analyse des kanarischen Megalithikums und seiner Detailbeziehungen zu Nordafrika und zur Iberischen Halbinsel und zu ganz Alteuropa, als sie bisher in der spanisch- kanarischen archaologischen Lokalforschung im in Frage stehenden Archipel 34 und religionsethnologisch 35 , wenn auch in einigen Punkten noch ohne Kenntnis spaterer Feststellungen durch andere 36 , vorliegt, beizutragen. Dabei müBten aber bei der Erweiterung auf das umfassendere Thema noch sorgfaltiger die eingangs genannten maBgeblichen von C. SCHMITZ und von J. HAEKEL inzwischen klarer herausgestellten Regeln der Beziehungs- und Difusionsforschung beachtet werden. Die von WÓLFEL für moglich gehaltene und versuchte Aufdeckung der ,,Sprache des Urmegalithikums" 37 erweist sich in sich selber mit zu groBer Fraglichkeit behaftet, als daB sie jene kritische und weiter ausgreifende sachliche V ergleichsarbeit ersetzen konnte. Das bedeutet jedoch keine Unterschatzung der vergleichenden Sprachforschung, auch bei dieser Aufgabe. Mit Rücksicht darauf werden alle im vorstehenden Aufsatz aufgetauchten linguistischen Einzelfragen im anschlieBenden Artikel durchleuchtet. 49 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ANMERKUNGEN 1 Fortunatae insulae, P AUL Y-WISSOWA, Reallexikon des klassischen Altertums VII, 1912, 42 f. Nach F. C. Müller hatten die antiken Schriftsteller darunter zuerst Madeira verstanden, dieser Name sei aber schon zur Zeit des Juba für die Kanaren verwendet worden. 2 E. FISCHER, Lit. bei WÓLFEL, Torrianibuch S. XXI. Noch vor Fischers Nachweis (1936) hatte seitens der Ethnologie F. PAUDLER (Anthropos 12/13, 1917/18, 641 f.) auf die Cro-Magnon-Rasse im Atlas und auf den Kanaren hingewiesen. Die nahere Verteilung der anderen Rassentypen neben dem cromagnoniden Typ wurde durch J. SCHWIDETZKY, Die vorspanische Bevolkerung der Kanarischen Inseln, Gottingen 1963, aufgezeigt und durch M. FUSTE weiter gefordert. 3 D. J. WÓLFEL (Hrsg.): Leonardo TORRIANI, Die Kanarischen Inseln und ihre Urbewohner, Koehler-Verlag, Leipzig 1940. 4 D. J. WÓLFEL, Monumenta Linguae Canariae, Die kanarischen Sprachdenkmaler (zitiert als: MLC), Graz 1965. Besprechungen: G. MUKAROWSKI in: Wiener volkerkundliche Mitteilungen, 13, 1966; H. JUNGRAITHMA YR in: Almogaren 11, Hallein, 1971. 5 C. SCHUCHARDT, Westeuropa als alter Kulturkreis. Sitzungsberichte Akad. d. Wissenschaften Berlín, Philhist. Kl.,37, 1913, 734-765. Andere Literatur von WÓLFEL und BIEDERMANN zitiert Anthropos 63/64, 1968/69. 6 Der Ausdruck Guanchen bezog sich ursprünglich nach NUÑEZ de la PEÑA (MLC IV, § 486) nur auf die Leute (guan) von Tenerife (ebd. § 38). Aber schon J. B. G. M. BORY de St. VINCENT, Geschichte und Beschreibung der Kanarischen Inseln (Original franz. Paris 1803. Deutsche Neuausgabe mit Vorwort von H. BIEDERMANN, Graz 1970) gebrauchte ihn (ab S. 52 ff.) für die Kanarier im allgemeinen. 7 F. LÓHER, Nach den glücklichen Inseln. Bielefeld-Leipzig 1876. Ders. Kanarierbuch. München 1895. 8 E. ZYHLARZ, Das kanarische Berberisch in seinem sprachgeschichtlichen Milieu. Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft 100, 403-460, 1950. 9 D. J. WÓLFEL, Dilettantimus und Scharlatanerie in der Erforschung der Eingeborenensprache der Kanarischen Inseln, Memorial A. BASSET, Paris 1957. 10 O. HUTH, Der Feuerkult der Germanen, Archiv für Religionswissenschaft, 36, 1939. 11 M. PELLICER, Panorama und Perspektiven der Kanarischen Archaologie, in: Almogaren 11, 92, Hallein 1971. 12 R. MUCH, Raos und Raptos, Zeitschrift für Deutsches Altertum, 36, 4 7 f, 1892, Der Autor halt das Doppelkonigtum (in spateren Arbeiten auch sonst bei germanischen Stammen) für gekoppelt mit dem Glauben an das heldenhaft hilfreiche gottliche Brüderpaar, zu dem es auf den Kanaren keine Parallele gibt. Umgekehrt fehlt es an jeglichem Indicium auch für ein Doppelkonigtum schon auf der grundindogermanischen Stufe, wodurch diese von der altkanarischen Kultur noch weiter abgerückt ist. Wichtig ware es, wenn sich auf der Linie des um das Verstandnis der kanarischen Kultur von der altitalischen her bemühten Romanisten W. GIESE ein alterer Zusam- 50 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 menhang zwischen dem Doppelkonigtum des Romulus und Remus und den Vestalinnen als mit den Dioskuren herausstellte, die demgegenüber wohl überhaupt abseits stehen. Eine Entscheidung darüber ware natürlich eine Aufgabe für Spezialisten der altromischen Religion. 13 l. E.M. LOEB, Staatsfeuer und Vestalinnen (Paideuma 8, 1962, 1-24). Ohne Huth zu erwahnen wird Spezielles aus dem indogermanischen Bereich nur über Griechenland und Rom behandelt (S. 8-13). 14 D. J. WÓLFEL, Die Religionen des vorindogermanischen Europa, in: Christus und die Religionen der Erde, Band I, 514, Wien 1951. 15 O. RÓSSLER, Die Weltsaule im Glauben und Brauch der Kanarier, Archiv für Religionswissenschaft 1940/ 41. 16 K. WEYERSBERG, Das Motiv der Himmelsstütze in der altagyptischen Kosmologie (Zt. für Ethnologie 86, 1961). Atlas Stammvater (PW 2, 1896, 2120 f.). - N. GERHARD, Konig Atlas im Hesperidenmythos, 1941. - J. WETIER, Der Mythos vom Atlas und seine neueren Deutungen, 1858. 17 S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ, Localidades de Tirma, Noticiario Arqueológico Hispánico VII-IX, 1964-65, Madrid 1966. Deutsch: Almogaren I, 91-107, Hallein 1970. 18 Das Nebeneinander dieses Wortes im Berberischen und Baskischen sichert einigermaBen seine Originalitat gegenüber den unten in der Anmerkung 29 vermerkten und "wohl auch andersprachlichen ,,Parallelen". 19 K. SCHOPPE, Die Irminsul. Paderborn 1947. Die Gestalt dieser Saule faBt der Autor mit J. TRIER gemaB den Quellen auf als einen errichteten, also nicht mehr verwurzelten, entasteten Baumstrunk mit einer Gabelung nach oben in einem heiligen Hain. Die Lokalisierung an den Externsteinen durch TEUDT und ANDREE wird mit guten Gründen bestritten ( 17-19) und der Standort auf der Iburg (bei Triburg) recht wahrscheinlich gemacht. 20 R. MERINGER, Pflock- und Saulenverehrung bei den Indogermanen, Indogermanische Forschungen, 21, 1907. 21 J. ROEDER, Pfahl und Menhir. Neuwied 1949 ( Studien zur westeuropaischen Altertumskunde 1). 22 J. G. EV ANS, Mycenean Tree and Pillar Cult and its Mediterranean relations. London 1901. - Dazu die ohne Rücksicht auf den Mischcharakter vorgebrachten Zeugnisse für den Pfeiler in der Zeusreligion von B. COOK, Zeus. Cambridge 1914. 23 H. KIRCHNER, Die Menhire Mitteleuropas, Menhir und Menhirgedanke, Abh. Akad. Wiss. u. Lit. Mainz Ges. Kl. No. 9, 1957. 24 D.J. WÓLFEL, wie oben Anm. 14,357. 25 E. SPROCKHOFF, Die nordische Megalithkultur. Handbuch der Urgeschichte Deutschlands 3. Berlin 1938. 26 Al. CLOSS, Irminglaube in: Religionswissenschaftliches Worterbuch (Hrsg. F. Konig). Freiburg i. Br. 1956, 386-388. 27 J. de VRIES, Altgermanische Religionsgeschichte, Band I, Berlin 1956 (Bespr. Al. Closs in Anthropos 51, 771-775, 1956) und Band 11, 1957 (Bespr. Al. Closs in Anthropos 54, 593-597, 1959). 28 H. GÜNTERT, Der arische Weltkonig und Heiland, Halle 1923. 51 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 29 Einem Uad Ermima (mit Steinsetzungen) in der Spanischen Sahara (H. NOWAK, Almogaren 11, Hallein 1971/58) in einer Gegend mit stark arabisierter Bevolkerung steht ein Wadi Irma (H. v. WISSMANN, Saeculum, 1953, 73, 78) in Südarabien gegenüber. Der von H. STRAUBE (Westkuschitische Volker Süd-Aethiopiens. Stuttgart 1963, 35) erwahnte Name Tirma für eine alte Gruppe der Tschako deutet auf Bodenstandigkeit hin. 30 R. PETTAZZONI, Regnator omnium deus, in: Essays on the history of religions, 136-150, Leiden 1954. 31 Die Verschiedenheiten der Typologie des Herrschertums wurden erst besser erkennbar durch den Tagungsbericht des 8. Intern. Religionshistorikerkongresses in Rom 1955 ,,Le Regalitá Sacr". 32 O. HOFLER, Germanisches Sakralkonigtum I, Tübingen 1952. 33 Al. CLOSS, Die Heiligkeit des Herrschers (Anthropos 56, 1961, 469-480). über das Wort rex und seine Stellung in der zweifachen, das Verhaltnis zwischen Tyr und Odin in bezug auf das Megalithikum nur teilweise erhellenden Konigstypologie O. HOFLERs handelt dieser Aufsatz auf S. 475 f. 34 S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ, Exponentes megalíticos cultuales de los anarios aborígenes, in: Actes du ye Congres Panafricain de Préhistoire et de l'étude du Quarternaire, Nl". 6, Santa Cruz de Tenerife, 1966. Deutsch in: Almogaren I, 75-90, Hallein 1970. 35 Al. CLOSS, Das kanarische Megalithikum, Probleme und Deutungen; Wiener Volkerundl. Mitt. 13, 1966. - Ders., Fragen und Gesichtspunkte an kanarischen Steindenkmalern, Mitt. zur Kulturkunde = Paideuma 17, 1966, 102-116. - Ders., ,,Los Concheros". Kultur- und Religionshistorisches über Steinbauten und Felsen auf Hierro, ANTHROPOS 63/64, 1968/69, 892-903. - Die von M. PELLICER (Almogaren 11, 1971, 92) erhobene Forderung nach einem ,,Aufgeben der verwirrenden Nomenklatur" der primaren und sekundaren Quellen, u. a. auch der Ausdrücke betilo, estela rechtfertigt sich kaum, wenn solche Daten mit Ausgrabungsergebnissen übereinstimmen. DaB sie aber an solchen erst. zu verifizieren sind, mu.13 als richtunggebend anerkannt werden. - Zum Vergleich hinüber nach den germanischen Verhaltnissen: Al. CLOSS, Germanischer Anteil am Megalithwesen, und Ethnologische Bestimmung des Altgermanentums, in Akten des 2. Osterr. Anthropologensymposions in Wartenstein vom Jahre 1959, 173 f, Druck Horn 1961. 36 Auf den Bahnen WOLFELs forderten in Einzelheiten die Forschung in dieser Richtung vor allem H. BIEDERMANN und H. NOWAK. 37 D. J. WOLFEL, Eurafrikanische Wortschichten als Kulturschichten. Acta Salamanticensia, Salamanca 1955. - Einwande gegen die ErfaBbarkeit einer Megalithsprache würdigt der Afrikanist H. JUNGRAITHMA YR in seiner Besprechung der ,,Monumenta Linguae Canariae" in Almogaren 11,272, Hallein 1971. Nicht mehr rechtzeitig erreichbar waren zwei Mannus-Aufsatze (MANNUS, Zeitschr. f. Dt. Vorgesch., Bonn): K. PAULSDORF, Neue überlegungen zur Irminsulfrage (36, 1970) und R. DEHNKE, Die Kultur der GroBsteingraberbauer in Norddeutschland und das Indogermanenproblem. (38, 1972). 52 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 SUMMARY D.J. Wolfel took his stand against Loher's, Zyhlarz' (Gran Canaria) and Huth's and Rossler's attempts to link religious traits of the natives of the Canaries with the Germanic world. His own attempt to explain Güntert's thesis of the Aryan Celestial Ruler in terms of megalithic mentality is criticized with the help of the belief in Irmin, according to Schuchardt's and Meringer's views and in regard to Kirchner's opposition to both of them. Although certain vague but nevertheless probable indications of megalithic influences on the belief in Irmin and Idafe and on the role of the Sky God as the World Ruler are established, the connection of the "sacred kingdoms" with the belief in a Sky God or Celestial Ruler is not proven. RESUMEN Hace algun tiempo, D. J. Wolfel rechazó abierta y rotundamente los trabajos de Loher y Zyhlarz. También rechazó los intentos de O. Huth y O. Rossler de interpretar los elementos religiosos de La Palma y Gran Canaria a partir de los germánicos o indogermánicos. A. Closs, autor del presente trabajo, acomete el intento de verificar, valiéndose de la fe en Irmin, la tesis de Wolfel, según la cual la fe en un Rey celestial del universo (atribuida por H. Günter a los arios) procedería del Megalítico. Esto lo lleva a cabo basándose en las opiniones de Schuchardt y Maringer, pero a la vez con las reservas que H. Kircher observó a este mismo respecto. No obstante, la discusión acerca de este conjunto de problemas, según A. Closs, permanece aún abierta. 53 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Lan,=o(? La Pal= n Tonorife Gran Canaria era ierro Abb.1-Di'e Kanarischen Inseln Mogan • • Moya Arucas • Artenara X• BTeenjtedaia ga • Sdae n 'r iB. rarajtaolnaom fl Abb. 2/a - Insel Gran C anana © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 2/b - Insel Tenerife /Cldra de i >e ..-"raburient :Idafe de •Los Llanos Abb. 2/c - lnsel La Palma © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 El RISCO Abb. 3/a - Ti · ) Ans1. c ht und are rma (Gran ::r;. Jimúez Sánchez) ,..ORRO losCdrio.s Poblado canatJ", '".-, pasta' haolog1. sc h e Fundstatten © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 3/b - Cenobio de Valerón (Gran Canaria) aus: Gran Canaria, Editorial Planeta, Barcelona Abb. 4 - Idafe in der Caldera de Taburiente, Insel La Palma © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 O 5 10km gez. 8.Baier Abb. 5 - Irminsul (nach K. Schopper) © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017
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Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Altkanarier und Indogermanentum, religions- und kulturvergleichend |
Autor principal | Closs, Alois |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 03 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1972 |
Páginas | pp. 035-058 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias |
Notas | Resumen: Hace algun tiempo, D. J. Wolfel rechazó abierta y rotundamente los trabajos de Loher y Zyhlarz. También rechazó los intentos de O. Huth y O. Rossler de interpretar los elementos religiosos de La Palma y Gran Canaria a partir de los germánicos o indogermánicos. A. Closs, autor del presente trabajo, acomete el intento de verificar, valiéndose de la fe en Irmin, la tesis de Wolfel, según la cual la fe en un Rey celestial del universo (atribuida por H. Günter a los arios) procedería del Megalítico. Esto lo lleva a cabo basándose en las opiniones de Schuchardt y Maringer, pero a la vez con las reservas que H. Kircher observó a este mismo respecto. No obstante, la discusión acerca de este conjunto de problemas, según A. Closs, permanece aún abierta. |
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Texto | Alois CLOSS, Graz ALTKANARIER UND INDOGERMANENTUM, RELIGIONS- UND KULTURVERGLEICHEND Die erste, für die handschriftlich gebliebene Schützfestschrift vom Jahre 1949 gelieferte, auf das Urindogermanentum ausblickende Fassung wird hier mit Rücksicht auf den inzwischen eingetretenen Fortschritt in der Megalithund in der Beziehungsforschung erganzt und verbessert. Auch der Titel ist dementsprechend elastischer formuliert. Die maBgeblichen Arbeiten waren: l. Für die Megalithwesen der Vortrag von R. HEINE-GELDERN ,,Das Megalithproblem" auf dem l. Ósterreichischen Anthropologensymposion in Wartenstein (Bericht Horn 1959, 162-182). 2.) Für die Beziehungsforschung die beiden in den ,,Mitteilungen zur Kulturkunde" I ( = NF Paideuma 1966) erschienenen Artikel, a) von J. HAEKEL ,,Die kulturhistorische Methode der Ethnologie in kritischer Sich t" (l. c. 2 2-30) und b) C. A. SCHMITZ ,,Das Problem der abhangigen Konvergenzen" (l. c. 31-40). Es sind dies ahnliche Forderungen ,,komplexer Entsprechungen" in viel geschlosseneren Teilgebieten wie auch auf der linguistischen Ebene. Der vorliegende Beitrag wurde dem damaligen Vorgesetzten des V erfassers gelegentlich seines 60. Geburtstages zur Erinnerung an ein schopferisch nachhaltiges Ereignis seiner Frühzeit, namlich an seine Reise zu den ,,Insulae Fortunatae" 1 , überreicht. AuBer mehreren erfreulichen Begegnungen, darunter mit einem Nachkommen eines der namhaftesten Erforscher dieser Inseln, des Geologen L. von BUCH, hat sie ihm an seinem Lebensbaum eine doppelte kostbare Frucht getragen, künstlerisch den Gedichtzyklus ,,Goldene Westfahrt" (1916), und wissenschaftlich die ,,Bausteine zu einer Bibliographie der Canarischen, Madeirischen und Kap V erdischen Inseln" ( 192 9). über die ethnischen und kulturellen Verhaltnisse im Kanarischen Archipel entstand in der letzten Zeit unter den Fachleuten, nachdem durch den Ethnologen F. PAUDLER (Anthropos 12/13, 1917/19, 641 ff.) und den damals führenden deutschen Anthropologen F. FISCHER 2 das Vorhandensein der hochwüchsigen und breitgesichtigen crómagnoniden Rasse in dieser Gegend und in Nordafrika ins helle Licht gerückt worden war, im Banne der kulturellen Hochwertung des blonden Elementes eine wissenschaftliche 35 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Diathese. Es traten namlich um den Romanisten W. GIESE einige jüngere, nordistisch orientierte Interessenten den eigentlichen Kanaristen gegenüber. Sie behaupteten ihnen gegenüber einen mehr oder weniger entscheidenden Anteil van Indogermanen am alten Kanariertum. Am Kontinent war unter ihren Gegnern ohne Frage der am meisten eingearbeitete Experte D. J. Wolfel. Durch Archivforschungen, vor allem aber durch die Herausgabe der archaologisch bedeutsamsten Quelle, des Torrianibuches3 , und durch die Vorbereitung des zusammenfassenden Werkes der ,,Monumenta Linguae Canariae" 4 war er in die Reihen der prominentesten Kenner dieser Materie eingerückt, und als der Satz der genannten Monumenta in Leipzig bei einem Bombenangrif zerstort wurde, nahm WOLFEL dies zum AnlaB, die damals schon weitgediehene Arbeit zu vervollstandigen und zu vervollkommnen. Und zur Zeit, da unser Artikel entstand, und er vom Verfasser dazu mehrfach zu Rate gezogen wurde, war er an dieser seiner erst posthum vollendet erschienenen Hauptleistung noch am Werke. Die wesentliche Ansicht, zu der er bei seinen Studien gelangt war, ging dahin, daB das alte Kanariertum in der zuerst vom Archaologen C. SCHUCHARDT 5 aufgestellten frühen ,,Westkultur" mit dem Megalithikum als ihrem Hauptinhalt wurzle; den SCHUCHARDT'schen Begrif hat dann O. SPENGLER in sein System der groBen Kulturen aufgenommen und ihn dadurch gewisserma.Ben popular gemacht. WOLFEL selbst schrieb freilich an diesem die zirkummediterrane Frühzeit umfassenden Begrif für die Kanaren den nordafrikanischen V erhaltnissen die grundlegendere Bedeutung zu, und er war sich dabei der Gemischtheit der altkanarischen Kultur wohl bewuBt. Um ihrer Tatsache die gebührende Aufmerksamkeit zu sichern, legte er groBen Wert darauf, die Unrichtigkeit der schon im Werk ,,Geschichte und Beschreibung der Kanarischen Inseln" van J. B. BORY de St. VINCENT (Deutsche Ausgabe, mit neuem Vorwort van H. BIEDERMANN, Graz 1970, S. 52 etc.) enthaltenen Redeweise van den Guanchen, als waren samtliche Kanarier so zu nennen, ins ofentliche BewuBtsein zu bringen. Der Ausdruck bezeichne ursprünglich nur die Leute van Tenerife6 , unter denen auch der cromagnonide Anteil am starksten sei, bei denen zwar das Megalithikum in keinen Steinbauten vorliege, aber doch ideologisch eingewirkt habe. Auf einen solchen EinfluB war er u. a, die Bezeichnung Atlas für den Pie Teide auf Tenerife zurückzuführen geneigt, die (nach A. HUMBOLDT), hierin einer Notiz des Torriani (S. 165) entsprechend, ursprünglich an diesem Berg gehaftet habe. Die den wahren Sachverhalt verschiebende nordistische These hatte zu 36 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ihrem ersten Vertreter M. LOHER 7, der eine ganze Wortliste, allerdings nur van Gran Canaria, der Insel mit den meisten und mannigfachsten Megalithen, aufstellte und das V orhandensein die ser W orter auf einen Einbruch der Vandalen, also einer sehr speziellen Teilgruppe der Germanen, zurückführte. Demgegenüber hat dann erst ein Jahr nach der früheren Fassung diese Artikels ein afrikanischer Linguist, E. ZYHLARZ 8 , den Sprachbestand auf den Kanaren insgesamt vor dem Erscheinen der Konquistadoren auf verschiedene Komponenten zurückgeführt, unter denen immerhin auf Gran Canaria, und gerade dort, kelt-iberisches Wortgut sich finde. Dies vertrat ZYHLARZ zu einer Zeit, noch bevor bekannt geworden war, daB schon um 1200 v. Chr. auf der Pyrenaischen Halbinsel noch andere indogermanische Dialektgruppen vorhanden waren. Nicht nur gegen die kelt-iberischen Erklarungen, sondern gegen die ganze ZYHLARZ'sche These hat sich WOLFEL leidenschaftlich erhoben, indem er sie als scharlatanisch und dilettantisch brandmarkte 9 • Er stellte dagegen hartnackig seine systematische Herleitung des Hauptbestandes des Altkanarischen, auch auf Gran Canaria, aus dem Berberischen, an der ZYHLARZ gewiB zu achtlos vorbeigegangen ist. In diesen Dingen hangt alles an sprachwissenschaftlichen Diskussionen. V om linguistischen Aspekt war das Thema aber schon vorher durch O. HUTH in einem Artikel ,,Die Gesittung der Kanarier als Schlüssel zum Verstandnis des Urindogermanentums" (Germanien 2, 1937) auf die kulturell- religiose Seite verschoben worden, unter gleichzeitiger Rückbeziehung van Germanischem (in übergehung des allerdings erst spater van ZYHLARZ geltend gemachten Kelt-Iberischen) auf die Anfange des Indogermanentums. Van den Einzelphanomenen, die in diesem Zusammenhang zur Sprache kamen, oder auch kommen konnten, seien hier nur jene zwei kritisch erwogen, über die in eigenen Aufsatzen gehandelt wurde. l.) O. HUTH selber brachte zuerst in diesem Zusammenhang im Jahre 1939 10 die am ursprünglichsten van ABREU bezeugten und van LOHER sprachlich auf das deutsche Magd bezogenen Maguadas von Gran Canaria aufs Tapet, deren auch sonstige Dokumentation van WOLFEL (MLC IV, S 128) genau angeführt ist. O. HUTs Bemühung geht hauptsachlich dahin, diese Maguadas als Hüterinnen eines Staatsfeuers zu erweisen und sie in dieser Rolle an eine angeblich grundindogermanische Kultweise und Institution anzuschlieBen. Die Grundvoraussetzung seiner diesbezüglichen SchluBfolgerungen, daB sie eben ,,Vestalinnen" waren, erscheint dadurch, daB nur spanische Ausdeuter der Originalberichte sie so nennen, zwar nicht jeden Zweifels enthoben. Immerhin weiB BER THELOT, hierin sich auf ABREU 37 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 herufend, in dessen uns hekannten Werk sich diese Aussage aher nicht findet, von einer Serfakaera, einer Oherpriesterin auf Gran Canaria, deren N amen WOLFEL (MLC IV, § 127), der faka mit lateinisch focus zusammenhringt, als ,,die unserem Feuer Vorangehende" gedeutet hat. Auf meine Anfrage, oh der Name nicht vielleicht hloE mit dem Erzeugen des Neujahrsfeuers zusammenhangen konne, entgegnete WOLFEL, ein solcher Brauch sei für die Kanaren ehenso wenig hezeugt wie das Feuerhüten durch die Maguadas, für dessen ühung die Amtshezeichnung ihrer Oherin als Serfakaera doch starker ins Gewicht falle. Auch den Namen Maguada sieht er für eine Bestatigung des Feuerkultes dieses jungfraulichen Kollegiums an, denn er lasse sich auf das Partizip eines herherischen Wortes ekked, d. h. verhrennen, zurückführen und als Form dieser Tatigkeit kame, wenigstens unter anderem, auch das Erzeugen von ,,argüeros", d. h. von Vorzeichen aus selhstverursachten Rauchentwicklungen in Frage, wie es nach ESCUDERO in den ,,Tempeln" von Fuerteventura und Lanzarote der Brauch war. Die WOLFELsche Angahe verarheitete der Verfasser dieser Zeilen im Anthropos 35/36, 1940/41, 474 im Zusammenhang mit der Anm. 21a auf der vorhergehenden Seite. Wenn sich der Ausdruck argüeros in den MLC nicht findet, so kommt dies daher, daE das Wort nicht altkanarisch, sondern spanisch ist. Dadurch nun, daE der Name des uns hekanntesten unter jenen ,,Tempeln", namlich eine Rundanlage auf Fuerteventura, efequenes genannt (MLC IV, § 114 u. 116), auch das Element faka enthalt, nahert sich dieser Komplex, einschlieElich der von der Serfakaera geführten Maguadas, dem Bereich der um das Megalithikum schwehenden Angelegenheiten. Zwar nicht dem Grundphanomen, künstlich errichteter Geistersitze, doch den damit hier und dort enger assoziierten Strukturen, also gewissermaEen vom Rande her. Von dieser Art ware die Situation der Maguadas im Barranco de Valerón hei Guia in der Nahe von Galdar gewesen, wo sich der Faican, der Sakralkonig von Gran Canaria hefand, wenn die dortigen Hohlenhauten, wie sie WOLFEL im Torrianihuch Taf. XIVh ahhildet und S. 108 deutet, ihr Kloster gewesen waren. Denn nach CASTILLO war (WOLFEL, Torrianihuch 112) der Eingang dazu von zwei Türmen flankiert, die in der WOLFELschen Sicht als Behalter eines heiligen Feuers gelten konnten. Jetzt werden sie freilich durch M. PELLICER mit Berufung auf derartige Anlagen in Nordafrika 11 nur als Getreidekammern interpretiert. Oh solche nicht selher mit kultischen Raumen verhunden waren, mag dahingestellt hleihen. Auch mit einer negativen Antwort ware der Faden zum Megalithikum nicht ganz ahgerissen: denn ahgesehen von der Lokalisierung kame für die Maguadas noch die von 38 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 O. HUTH (ARW 36, 1939, 113, Anm. 3) herangehalte Parallele van feuerbehütenden Nannen in Kildare in Irland in der Nahe der Konigsstadt Tara in Betracht, zumal der Kannex der Maguadas mit dem Faican van Galdar klar bezeugt ist. Nach BOR Y (l. c. 105) begleiteten sie ihn bei einer graBen Prozessian, die er in Natzeiten zum nahegelegenen, ihm affenbar zugeardneten Berg Tirma unternahm. Danach ware hierin die übereinstimmung Gran Canarias mit Irland gr6Ber als mit Ram, was namlich den unmittelbaren Zusammenhang mit einem Konigtum betrift, das im Grunde genammen auf Gran Canaria und in Irland ein Dappelkonigtum war, und als salches un ter allen Herrschaftsformen, zumal dart, wa es durch paarige Stabe symbalisiert ist 12, in ein Megalithwesen eingefügt sein konnte. Auf den Kanaren begegnet man gerade dieser Symbalik nicht; die Einbettung der Maguadas ins dartige Megalithikum scheint trotzdem deutlich genug gegeben zu sein. Die gesellschaftliche Bedeutsamkeit der Frau im ganzen westeurapaischen Megalithikum und auch bei den Berbern ware einer salchen Annahme nur günstig. Am romischen Madell der Vestalinnen mutet am meisten der Rundtempel megalithisch an. Durch seine Abdachung zwar verschieden, ist er in seinem GrundriB dem Typus efequenes, d. h. einem Steinkreis mit einer Feuerstelle an der Mittelsaule, dach sehr verwandt. Wahl lage für eine entwicklungsgeschichtliche Erklarung die van B. CROME (E. MOGK-Festschrift 1924, 510 f.) beschriebene Dorfeueranlage südlich des Harzes, alsa auf prakeltischem Baden, in einer cromagnaniden Bevolkerung (G. PERRET Cromagnantypen im Nealithikum. Ein Beitrag zur Rassengeschichte Niederhessens. Stuttgart 1938) naher, und man ware versucht, daran zu denken, daB man in der Prahistarie (EBERT Reallexikan für Vargeschichte XIV, 292) vereinzelt angenammen hat, die Latiner stammten aus Westfalen. Nun hat jedach C. KOCH (Altitalische Gestirnverehrung. Frankfurt a. M. 1923, 102) den altitalischen Vestakult van Lavinium hergeleitet und nicht, wie es nach jener Annahme sein müBte, der latina-faliskischen, sandern der umbrosabellischen Welle zugeteilt. Vielleicht gehen aber die verschiedenen Teilstücke des Vestakultes nicht auf die gleiche Wurzel zurück. Diese Fragestellungen betreffs einer etwaigen megalithischen V erankerung der Entsprechungen zum Institut der Maguadas und dieses selbst werden nicht hinfallig durch den van E. M. LOEB 13, einem amerikanischen Ethnalagen, varlaufig nur angekündigten, jedach nach in keiner systematischen Untersuchung verofentlichten Beleg der Kambinatian van ,,Staatsfeuer und Vestalinnen" in Ostafrika, in Rhadesien und bei den Palynesiern. Das Megalithwesen gibt es bei den einen wie den anderen. Sein V arkammen in den 39 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 afrikanischen GroBreichen, in denen sich nach WÓLFEL 14 überall das heilige Staatsfeuer, und manchmal auch ein jungfrauliches Feuerhüterkollegium, findet, erklart sich jedenfalls viel ungezwungener aus ihrer Akkulturation mit dem Megalithikum der mediterranen Welt. Eine rassische Zuordnung an eine ,,nordische" Bevolkerung widerstrebt weit mehr klar gegebenen Tatsachen. Obwohl kein gesichertes Ergebnis, überragt unter diesen Umstanden doch die Ansicht, das der Staatsführung angegliederte Feuerhütertum habe sich im Megalithikum herausgebildet, an Wahrscheinlichkeit weit seine Herleitung aus dem Grundindogermanentum durch O. HUTH. Auch gegen eine Entstehung des Megalithwesens aus dem Grundindogermanentum sprechen entscheidende Gründe. 2.) Nicht ganz gleichartig verhalt es sich mit der zweiten Arbeit, in der Kanarisches eng an das Grundindogermanische angeschlossen wird, namlich mit dem Artikel von O. RÓSSLER 15 über einen Weltsaulenglauben der Kanarier. Hier wird nicht ein religions-soziologisches, sondern ein mythisches Element als Bindeglied hingestellt, eben der Weltsaulenglaube, um dessen Stellung innerhalb verwandter und mehr oder weniger damit zusammengehoriger Motive zum Nachteil des heuristischen Wertes seiner Arbeit der Verfasser nicht fragt. Typologisch steht neben dem Weltsaulenglauben auf der einen Seite die V orstellung vom W eltenberg, die nach dem o ben Gesagten angeblich, noch bevor sie auf den Atlas in Marokko übertragen wurde, auf den hochsten Berg im Kanarischen Archipel, den Pie Teide auf Tenerife, bezogen wurde, was von RÓSSLER jedoch nicht miterwogen wird. Auf der anderen Seite trifft man auf den nach COOK bei den Griechen mit Zeus zusammengebrachten Weltenpfeiler, mit dem in der romischen Religion irgendwie die J upitergigantensaulen zusammenhangen. AuBerdem gibt es aber auch noch die Vorstellung von einem Weltenwirtel, der durch den Polarstern geht, die ofenkundig eher bei nordischen Volkern ihre Wurzel hat; er ist auf den Kanaren nicht nur unbegrenzt, sondern er war aller Wahrscheinlichkeit nach auch unbekannt, wahrend er dem Indogermanentum kaum ganz fehlt. O. RÓSSLER beschrankt sich auf ein weiter westlich von Tenerife, also auf einem noch weit weniger megalithischem Gebiet, befindliches aufragendes Naturgebilde, den bei ABREU Y GALINDO, ,,Historia de la Conquista de las siete Islas de Canaria" (Hrsg. A. CIORANESCU, Santa Cruz de Tenerife 19 5 5, 2 7 O) erwahnten, in einem weiten Kraterfeld ( c,.J.dera) auf La Plama hoch emporgetriebenen schlanken Basaltkegel, Idafe genannt. ABREU sagt: "un roque o peñasco muy delgado, y de altura de más de 40 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 cien brazas, donde veneraban a Idafe, por cuya contemplación al presente se llama el roque de Idafe". Die Hohenangabe "mas de cien brazas" würde nach dem heutigen Sprachgebrauch mehr als 100 Klafter bedeuten; das entspricht jedoch nicht der wirklichen Ausdehnung (diese betragt nur ungefahr 100 Ellen) und es fragt sich, ob das Wort braza zur Zeit des ABREU nicht entsprechend dem italienischen braccia eben Elle bedeutete. Von gro.Berer Wichtigkeit ist am Satz des ABREU, da.B am Schlu.B von einem ,,Felsen des Idafe" die Rede ist, was die Moglichkeit ofen la.Bt, da.B Idafe der Name nicht des Naturgebildes, sondern des dahinterstehend gedachten Geistes ist. Weil nun das Fundamentale am Megalithikum die Annahme von Geistersitzen ist, spielt bei diesem Felsen die Frage herein, ob er nicht von einem megalithischen Denken umhegt wurde. Dabei darf freilich nicht übersehen werden, da.B künstliche Steinbauten, die in erster Linie zum Megalithikum gehoren, vom Kontinent aus über Gran Canaria zu den Westinseln nicht mehr hinüberreichen. So ware schon eine an den Pico de Teide sich knüpfende Vorstellung von der Weltsaule nur aus einer übertragung megalithischen Denkens (nicht einer Zubereitung von Megalithen) zu verstehen, noch weniger der Idafe auf La Palma. ROSSLER geht auf die Megalithfrage überhaupt nicht ein, sondern er interpretiert den Idafe eben als eine Weltsaule: wie schon gesagt, ohne genauere Diferenzierung dieses Begriffes und ohne nach seinem Ursprung zu forschen. Er stützt seine Deutung auf einen von ABREU am Ende des betreffenden Abschnittes erzahlten Brauch der Eingeborenen, Gekrose von Opfertieren mit den Worten an diesen Felsen hinzuwerfen: ,,Idafe, da.B er nicht falle" und der Autor denkt dabei wohl daran, da.B von den Iberern gesagt ist, sie seien von Angst darüber erfüllt gewesen, der Himmel konne einfallen. So hatten die Leute von La Palma den Felsen des Idafe als eine Stütze des Himmels angesehen, deren Bestand durch Opfer und Gebete zu festigen sei. Um die in dieser Meinung enthaltene Beziehung des Namens des Idafe-Felsens zum Himmel zu stützen, bedient sich ROSSLER einer Konjektur von J. ABERCROMBY, dem Verfasser eines Buches über die kanarische Sprache, wonach der Name des Himmelsgottes von Tenerife: arguaicha (MLC IV, § 11) über eine Form iguaja (MLC IV, § 30) einerseits auf ein wa ittafen zurückführbar sei (ableitbar vom Verbum ettef in der angeblichen Bedeutung tragen, halten), andererseits dem Idafe auf La Palma wortlich entsprache. Diese Kombination erklarte WOLFEL zuerst in einem ausführlichen Brief an mich für irrig und die Gründe seiner Ablehnung trug er dann in abgekürzter 41 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Form in den MLC IV, § 18 u. § 104 vor. Diese sind: Der Himmelsgott von La Palma habe eigene Namen, namlich ahora und tigotan (über ihn wird noch spater zu sprechen sein), dem Verbum ettef aber komme nicht die oben erwahnte Grundbedeutung zu, sondern es besage, wie sich aus dialektischen Formen im Berberischen ergabe, ein Bewachen, Beaugapfeln und dgl., so daB sich, auf Idafe angewendet, die Bezeichnung für einen Pfosten, der als Wachter jener Gegend aufgefaBt wurde, ergabe; damit falle der Begriff himmeltragende Saule weg und dafür trete umso starker die Zugehorigkeit der Auffassung von diesem Felsen zum Megalithikum, bzw. seine Deutung aus dem megalitischen Denken hervor, da ja im obigen Text des ABREU der Felsen als solcher des Idafe gekennzeichnet ist, dieser Idafe also auf dem Felsen seinen Sitz hat; es ware der Basaltkegel daher ein Geistersitz, ahnlich einem fayra (MLC IV,§ 114), d. h. einem Monolithen (Menhir), nur daB mit diesem Ausdruck zunachst ein künstlich errichteter Geistersitz bezeichnet wird. Der Ausdruck fayra, der nach WOLFEL eben einen solchen bedeutet, findet sich merkwürdigerweise, d. h. weil künstliche Monolithen auf dieser Insel nicht nachgewiesen sind, trotzdem, gema.E dem von WOLFEL an der angegebenen Stelle angeführten Belegen, auch auf La Palma. Einer weiteren SchluBfolgerung daraus steht jedoch leider der Umstand entgegen, daB WOLFEL gerade für dieses Wort keine Entsprechungen aus der alteurafrikanischen Umgebung, auch nicht aus dem Berberischen, versucht hat. Weniger fallt wohl ins Gewicht, daB er anklingende Namen numinoser Berge in anderen Gegenden, besonders den des Ida auf Kreta, weder in dessen eigener Grundbedeutung erwogen noch zum Vergleich herangezogen hat. Je einleuchtender, abgesehen davon, seine Interpretation des Idafe ist, desto mehr verdunkelt sich der ROSSLERsche Ausblick zum Indogermanischen, und umso heller wird die Sicht hinüber zur megalithischen Komponente im eurafrikanischen Substrat. Dies begründet sich aus dem Vorkommen von künstlich errichteten Geistersitzen (von Baetylen, Menhiren), ethnologisch beurteilt nach R. HEINE-GELDERN (Anthropos 23, 1928) der Grundform megalithischer Anlagen, ringsum von La Palma, auf Gomera (H. NOWAK, Almogaren I, 1970, Abb. nach S. 57), auf Hierro (Anthropos 63/64, 1968/69, 899 und Almogaren I, 87) und in Anaga, dem nordostlichsten Teil von Tenerife (Almogaren 11, 1971, 169-177). Wenn auch aus La Palma selbst zum Zeitpunkt dieses Artikels noch keine solche Nachricht vorliegt, so schlieBt dies doch nicht aus, daB die Bewohner dieser Insel von jenen Stelen wuBten und bei ihrer Deutung des Idafe als Geistersitz davon beeinfluBt waren. 42 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Es ist aber auch nicht ganz ausgeschlossen, daB sich unter günstigen Umstanden, zumal in Gegenden mit reicher und diferenzierter entfalteten Megalithen, namlich auf den Ostinseln, sogar an gestalthaft noch weiter als der Idafe vom Urtyp des Feira entfernten Naturgebilden, wie Bergen, besonders wenn es Kultberge waren, megalithische Vorstellungen knüpften. Dies wird umso eher angenommen werden konnen, wenn solche Berge, bzw. dahinter gedachte Geister, als ,,Vater" bezeichnet wurden, selbst wenn darunter nicht ein Stammvater, sondern nur ein fürsorglich wirkendes Numen gemeint sein sollte. Deutlicher ware die Nahe zum Megalithikum allerdings dann gegeben, wenn dabei die Stammvaterbeziehung klar feststünde, denn mit ihr ware ja das ahnenkultische Moment, das für das ursprüngliche Megalithikum konstituierend ist, mit eingeschlossen. Eine derartige Verbindung van Motiven laBt sich am hochsten Berg des Archipels, am Pico de Teide auf Tenerife, einem vulkanischen Kegel, der nach dem in ihn hineingedachten ,,Hollengeist" benannt ist, viel weniger feststellen 16 als am religionspolitisch bedeutsamen Kultberg im Nordwesten van Gran Canaria, namens Tirma, wohin sich, wie schon erwahnt (gemaB dem Bericht des ABREU, Ausgabe CIORANESCU 156, 157) der Sakralkonig des westlichen Teiles der Insel mit den Maguadas in feierlicher Prozession begeben hat. Die auf Abb. 26 reproduzierte Abbildung dieses Berges aus der Besch.reibung van S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ 17 zeigt einen sanften Anstieg van Osten her und einen Steilabfall gegen die Küste nach W esten zu. V on dort stürzten sich verzweifelte Eingeborene in die Tiefe (ABREU l. c. 234) mit dem Rufe ,,atis-Tirma", was nach WOLFEL (MLC IV,§ 5) entweder ,,Vater Tirma" oder ,,Vater des Tirma" bedeutet. Im zweiten Fall lage, abseits des Vatertitels, eine Parallele zum Idafe insof erne vor, als auch hier, wie bei diesem, ein hinter dem Naturgebilde stehendes Geistwesen durch den Namen bezeichnet ware. Diese Interpretation wird van WOLFEL dadurch besser unterbaut, daB er den Namen Tirma vom berberischen Verbum etrem herabsteigen (MLC IV, § 120) her erklart, d. h. also als ein gelegentlich auf den Berg herabsteigendes Geistwesen. Zwar ist die Bezeichnung des Himmelsgottes als Himmelsgeist nur für Tenerife ausdrücklich bezeugt (D. J. WOLFEL in: Die Sprache 2, 1951, 175 f.), doch steht kaum etwas dagegen, daB auch der acoran (dies der Name des Himmelsgottes auf Gran Canaria) als solcher gedacht war. DaB der Himmelsgott in dieser Sondereigenschaft als auf den heiligen Kultberg sich zuweilen herniederlassendes Geistwesen gedacht worden sei, lieBe sich aus der megalithischen Weltanschauung gut verstehen. Und im erwahnten Artikel des S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ wird 43 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 am Fu.Be des Tirma eine Grabanalage abgebildet, die ein von drei Steinkreisen umgebenes Steinkistengrab (Almogaren I, 104, 105) darstellt, d. h. eine sonst auf den Kanaren seltene Form des (schon weitergebildeten) Grabermegalithikums. Es ist dies jedoch nur eine Einzelheit in der auf Gran Canaria im V erhaltnis zu den ostlichen Inseln intensiv und mannigfach vorliegenden Entfaltung des Megalithikums, so daB die geschilderte Verflechtung von megalithisch zu verstehenden Zügen im Tirma in einen breiten entsprechenden Hintergrund eingebettet erscheint. Aus ihm, d. h. aus dem megalithischen Komplex, ware der Tirma jedoch auch dann verstandlich, wenn an Stelle der erwahnten WOLFELschen Herleitung des Namens Tirma eine andere, die auBer im Berberischen noch im Baskischen verankert schiene, in Betracht ka.me. Wie WOLFEL selbst (MLC IV, § 318) angibt, entspricht einem im Zenaga vorhandenen Wort irmi für etwas Aufragendes, namlich für eine Stadt (wie sie sich einem ihr aus der Wüste sich nahernden Beschauer darbietet) ein baskisches orma, das auch C. C. UHLENBECK (Anthropos 35/36, 1940/41, 207) anführt 18 • Nimmt man dazu, daB es nach WOLFEL (Torrianibuch 300) im Kanarischen ein ti als Prafix gibt, das als solches auch in La Palma im dortigen Namen des Himmelsgottes tigotan vorkommt, so erscheint, nicht zuletzt deshalb, weil das Tirma auch in der Form dyrma (MLC IV, § 120) bezeugt ist, das ti in diesem Fall als Artikel ablosbar. Dieses y ist lang und es konnte dahinter ganz gut ein Doppel-i stehen und dadurch die Zerlegung des Namens Tirma in ti irma (unter Berücksichtigung der Bedeutung von etwas Aufragendem für irma) moglich sein. Dann ware der Idafe ein natürliches Gegenstück zu einem künstlichen fayra, und insoferne stünde auch er in einer megalithisch bestimmten Sphare, wenngleich nicht in so signifikanter Weise wie im Fall der Geltung des Zusammenhanges mit etrem. Vorbehaltlich des kritischen Befundes seitens der Sprachwissenschaft weitet sich von der immerhin doch auch erwagenswerten anderen Deutung, also unter Zugrundelegung des irmi, der vergleichende Blick hinüber zur zwar ferneren und ethnisch andersartigen, aber in einem megalithischen Umkreis stehenden germanischen Irminsul. In Monographien 19 über dieses zur Zeit Karls des Gro.Ben an den Lippequellen westlich des Teutoburgerwaldes und südlich von den Externsteinen gelegenen (kaum in ihnen zu vermutenden) ,,fanum famosum" (Chron. laur.) der Sachsen kommt gerade das nicht zur Sprache, oder es steht doch nicht so, wie es hier zu geschehen hat, im Mittelpunkt der Erorterung darüber, oh es mehr in einem eurasiatischen oder in einem westeuropaischen megalithischen Zusammenhang verhaftet er- 44 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 scheint. Es ist dabei zu entscheiden, oh diese Alternative sich ausschlieBt oder beides gleichzeitig als Mischungsergebnis in Frage kommt. Hatte R. MERINGER bei seiner Besprechung des Heiligtums unter dem Aspekt der Pflock- und Saulenverehrung 20 schon die J. ROEDERsche Verofentlichung über Pfahl und Menhir 21 zur Verfügung gehabt, so ware er auch auf die megalithische Bedeutung gestoBen, die seitens der Prahistorie C. SCHUCHARDT vertreten hat, noch bevor R. HEINE-GELDERN die ethnologische Grundlage der Urrelation zwischen den beiden ROEDERschen VergleichsgroBen aufgedeckt hat. Die AnschluBform an das Alteuropaische, die C. SCHUCHARDT im Auge hatte, war der antike Pfeilerkult 22 , dem eine megalithische Note kaum abgesprochen werden kann, und dies ist das tragende Fundament der Interpretation durch SCHUCHARDT. Nun wurde allerdings an einer gründlichen systematischen archaologischen Untersuchung der Menhire Mitteleuropas durch H. KIRCHNER 23 gewissermaBen als Ergebnis herausgestellt, daB die Irminsul, weniger deshalb, weil sie nicht aus Stein bestand, sondern in ihrer Eigenschaft als ,,columna universalis quasi sustinens omnia", aus der Gruppe der Menhire überhaupt herausfalle und in der eurasiatischen Religionswelt wurzle. Schon vorher hat auch WÚLFEL die zuletzt genannte Herkunft insoferne herausgespürt, als er 24 erklart, die Irminsul ,,scheine sich (von den Bautasteinen Skandinaviens), also von den nordlichen Menhiren zu unterscheiden"; doch fügt er bedeutsam dazu: ,,ohne deshalb aus diesem Rahmen (namlich dem megalithischen) herauszufallen". Das heiBt, er denkt an eine Verflechtung zweier in sich verschiedener Anschauungsweisen, von denen nur die eine megalithisch ist. Dies la.Bt sich gegen KIRCHNER insoferne vertreten, als, wie immer es sich um die megalithische Eigenart der nahen Externsteine verhalten mag, aus dem norddeutschen Raum, den KIRCHNER nicht mehr mitbehandelt, mehrere Gruppen von Riesensteingrabern 25 nahe an die Gegend der Irminsul heranreichen. Unter diesen Umstanden konnten die dortigen Heiligtümer sehr wohl vom megalithischen Denken miterfaBt sein. Die Frage, die sich hier dieshezüglich stellt, ist die, wie weit sich aus dem Vergleich mit den kanarischen Beispielen am Irminglauben 26 und am Irminkult ein megalithischer Einschlag bestatigt. Besonders dieses Problem wird nach der sprachwissenschaftlichen Seite erst spater zu durchstrahlen sein, religions- und kulturgeschichtlich ist es vom Standort der Germanenreligion hier zu erortern, und dies geschieht am besten auf dem Untergrund der Stellungnahme von J. de VRIES 27 wobei freilich mannigfach Umstrittenes auch daran offen bleibt. Sachlich besteht zwischen der Irminsul und dem 45 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dem Namen nach immerhin entfernt, jedoch nicht zwingend anklingenden Tirma auf Gran Canaria keine Gemeinsamkeit, wohl aber mit dem entfernteren Idafe, insbesondere dann, wenn man von der ROSSLERschen Interpretation als Weltsaule ausgeht. Doch darf auch dann nicht übersehen werden, daB die Bestimmung als ,,columna universalis quasi sustinens omnia" sich keineswegs mit dem Begriff einer Weltsaule überhaupt decken muB, denn dieser hat eine betrachtliche Variationsbreite und zwischen einem natürlichen Monolithen, wie der Idafe es ist, und einem künstlich aufgerichteten, also nicht mehr erdverbundenen truncus, der nach RUDOLF VON FULDA die Irminsul war, tut sich ein betrachtlicher Unterschied auf. Noch groBer ist der Abstand natürlich dann, wenn man beim Idafe mit der WOLFELschen Deutung als monolithischer Geistersitz den Vergleich ansetzt. Die Rolle eines Wachters der Umgebung, die nach WOLFEL der Idafe gehabt hatte, hat freilich mit jener des Heimdall als des am Weltenbaum postierten Wachters (J. de VRIES 11, S. 238, 240, 493) nichts zu tun, und der Idafe selbst als ,,Geist" jener Felsnadel la.Bt sich kaum mit dem Tiwaz vergleichen, der nach J. de VRIES mit dem Irmin identisch ware. Nach allem ka.me ein Zusammenhang beider Typen, des Idafe und der Irminsul ( und noch mehr des Berges Tirma), innerhalb des Megalithikums nur dann in Betracht, wenn dieses, was ja nicht ausgeschlossen ist, in sich recht verschiedenartige Gebilde umfaBt. Zu diesem sich weit ausspannenden Thema wird speziell mit Bezug auf die Kanaren und von dorther wieder indirekt zur Irminsul am SchluB dieses Artikels noch einiges zu sagen sein. Vorher muB jedoch noch auf zwei, von WOLFEL in dieser Sache vorbetonte, von R. HEINE-GELDERN aber in ihrer essentiellen Zugehorigkeit zum Megalithikum in Frage gestellte Gesichtspunkte eingegangen werden, erstens auf den Konnex Megalithikum und Himmel(s-Gott) und zweitens auf den megalithischen Himmelsgott in der Rolle des W eltkonigs. Beim Ausdruck für den Himmel auf La Palma (tigotan) wird von WOLFEL (Torrianibuch 300) ein etwaiger Zusammenhang mit dem Idafe ofen gelassen, am Wort aber ein tig als Stamm abgelost mit der Bemerkung, daB es Anzeichen für ein tig, t'iw in der alten Westkultur zur Bezeichnung des Himmels gebe, was dann für den germanischen Himmelsgott tiwaz (und für Jupiter und Zeus, ungeachtet der etymologischen Verbindbarkeit mit dyaus!) ein Substrat aus der ,,Megalithsprache" abgabe und ( ohne einen sprachlichen Zlsammenhang) sinnhaft das hinter dem Tirma stehende Numen (als Himmelsgott) mitbetrefen konnte. Eine, wenn auch nur recht undeutliche, Verbindungslinie zum Irmin, wie ihn J. de VRIES versteht, ware damit gegeben. Sie würde in 46 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ihrer megalithischen Beschafenheit deutlicher, wenn sich dieser Tiwaz in stammvaterlicher Eigenschaft als Heros eponymos der Erminonen (J. de VRIES 11, 15) streng erweisen líe.Be. über eine gewisse Wahrscheinlichkeit kommt man freilich in diesem Punkt nicht hinaus. Immerhin ware eine stammvaterliche Beziehung aus der ahnenkultischen Grundlage des Megalithikums gut verstandlich und der germanische Tiwaz würde sich, nach J. de VRIES (11, 16 ), samt einer Nachwirkung im keltischen Eremon, von der inhaltlich ganz blassen, ohne Verbindung mit der Weltsaulenvorstellung dastehenden, ostindogermanischen Bezeichnung des indogermanischen Himmelsgottes plastisch abheben. Bine weitere inhaltliche Erbschaft aus der Zugehorigkeit zum altwesteuropaischen Himmelsgott ware dessen Rolle als Weltenherrscher 28 • Durch diese erweise sich, so behauptete WOLFEL (aben Anm. 24, 348), der Regnator omnium der Semnonen als ein Element aus dieser megalithischen Grundlage. DaE dieser Regnator mit dem Irmin identisch sei oder in ihm mitenthalten sei, war die These meiner Arbeit über die Semnonenreligion. Für den Tyr (Tiwaz), der auch nach J. de VRIES sowohl hinter dem Irmin als auch jenem Regnator steht, ist ein Konigstitel immerhin im Namen eines hof-hilmir (J. de VRIES 11, S. 17) bezeugt. Für den kanarischen Himmelsgott macht WOLFEL diesbezüglich im § 92 des IV. Teils von MLC aus Originalberichten den Titel menceito (d. h. dieser Konig) geltend. Das Wort mencey war jedoch nur für den Himmelsgott in Tenerife gebraucht, und wie WOLFEL selbst aus berberischen Parallelen erklart, bedeutet mencey nicht mehr als der Vorderste, d. h. Fürst. Bine spezifisch herrscherliche Funktion, besonders eine allherrscherliche, liegt darin nicht ausgedrückt. Auch zum beherrschenden Berg dieser Insel und des ganzen Archipels, zum Pie Teide, dessen Rolle als Weltenberg, wie schon erwahnt, für die altkanarische Zeit nicht erweisbar ist, wird keine Beziehung des ,,Fürsten" dieser Insel (ahnlich jener des faican auf Gran Canaria zum Tirma) ausgesagt. Es fehlt hier der kultische Kontakt des irdischen Konigs mit einem zum Himmelsgeist bezogenen heiligen Berg. Nun wird allerdings auch der Pico de Teide dyrma genannt (genau: ay = Berg MLC IV 452 dyrma). Die primare Quelle des Gewahrsmannes hierfür, namlich des BERTHELOT (MLC, S. 452), ist nicht bekannt, eher wurde der Name des Tirma von Gran Canaria auf den Pico de Teide übertragen als umgekehrt. Auch eine urgemeinsame Bezeichnung beider Berge mit diesem Ausdruck ware nicht zu bestatigen, selbst wenn das aben erwahnte Element irmi mit der Grundbedeutung erhaben, groE, auch für die Kanaren im allgemeinen in Betracht kame 29 • 47 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 So versteht es sich auch, warum R. PETTAZZONI in seinem Werk über den regnator omnium deus 30 für dieses Numen kein kanarisches Vergleichsstück anführt. Vielleicht hatte er sich aber van der WOLFELschen Aussage (Sprache 2, 1951, 178-181) beeindrucken lassen, daB die Vorstellung vom Himmelsgott als Weltenkonig sich auBer bei den Berbern auch in Südeuropa und Eurafrika finde. Nur hatte es für die van ihm ins Treffen geführten sprachlichen Belege noch den Nachweis entsprechender kultureller und religioser Tatsachen im vorindogermanischen Europa und vor der Überformung dieses ganzen Raumes durch die Abrahamsreligionen bedurft. Bei der hier erst zu leistenden Vergleichsarbeit - noch ist daran nichts erwiesen, und ob es erweisbar ist, ist noch fraglich - muB jedenfalls auf bestehende Unterschiedlichkeiten besonders geachtet werden. Denn sowohl die Relation zwischen Himmel und Gottheit als auch zwischen Himmel und All ist mehrdeutig, und das im Kult sich ausdrückende und in dieser Zusammenstellung einzigartige mysterium tremendum der ,,allherrschenden" (man streitet darüber, ob man nicht besser sagt der ,,allwaltenden") semnonischen Gottheit, laBt sich aus den Aussagen über den Irmingott ( der Glaube an einen solchen ist gegenüber der Bestreitung durch MEISSNER durch den niederlandischen Gottesnamen Ermelo genügend gesichert) nicht erklaren. So sehr sich eine Verschmelzung des Irminglaubens mit dem betont machthabenden gottlichen Herrn des Semnonenhains andeutet, so wenig laBt sich die Andersartigkeit beider Numina verkennen, und der Irmingott ist an das megalithische Erbe immerhin noch eher anzuschlieBen. Keinen AufschluB gewinnt man über die Andersartigkeit beider Numina aus den Zustanden und Verhaltnissen des Führungsamtes bei den Germanen, in diesem Fall speziell den Semnonen, und auf den Kanaren, denn es ist hier wie dort ziemlich gleichartig 31, namlich, um mit WOLFEL (Paideuma 4, 1950, 237) zu sprechen, ein ,,Primus-inter-Pares-Konigtum" und jedenfalls kein ,,despotisches Eroberer-Konigtum". Nur das erste halt WOLFEL für megalithisch, obwohl das van ihm der Hauptsache nach ebenfalls aus dem Megalithikum erklarte Konigtum der Westafrikaner zum groBeren Teil despotisch, aber auch dort kein Eroberer-Konigtum ist. Es machen sich hier neue Schwierigkeiten in der scharfen Gegenüberstellung bemerkbar, die umso groBer sind, als sich gerade das semnonische Konigtum einer Einordnung in die van O. HOFLER 32 aufgestellte Gegensatzlichkeit van Thing- und Gefolgschaftskonigtum deutlich entzieht. Ein weiteres Hemmnis für eine klare Scheidung erhebt sich auch daraus, daB sich nicht nur für den Irminnamen (gemaB dem aben Gesagten) mogliche Zusammenhange nach dem alten 48 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Westen erofnen, sondern auch der Rextitel, zunachst wohl nur für den irdischen Konig 33 , dann aber bei den Semnonen auch für den Himmelsgott, vom Keltischen her verbreitet hat, bekundet sich noch kaum ein durchschlagendes Zeugnis für die Herkunft der spater durch den Regnatortitel gekennzeichneten Vorstellung vom Himmelsgott aus dem Megalithikum. Der im Rexbegrif der Semnonen liegende religiose Gedanke konnte sich aber mit dem im Irmintitel des Gottes gegebenen Grundgedanken des Hoch-Erhabenen und weiterhin Waltenden verschwistert haben. Im ührigen zeigt sich nun erst recht an der ganzen bisherigen Auseinandersetzung üher altkanarische Religionselemente, daB diese Dinge auf der engen Vergleichsebene zwischen Kanarier- und Indogermanenreligion nicht ganz zu entscheiden sind. Sie drangen vielmehr hinaus in eine Konfrontation von Megalithikum im allgemeinen und Indogermanentum. Dazu vermochte allerdings nur eine noch gründlichere Analyse des kanarischen Megalithikums und seiner Detailbeziehungen zu Nordafrika und zur Iberischen Halbinsel und zu ganz Alteuropa, als sie bisher in der spanisch- kanarischen archaologischen Lokalforschung im in Frage stehenden Archipel 34 und religionsethnologisch 35 , wenn auch in einigen Punkten noch ohne Kenntnis spaterer Feststellungen durch andere 36 , vorliegt, beizutragen. Dabei müBten aber bei der Erweiterung auf das umfassendere Thema noch sorgfaltiger die eingangs genannten maBgeblichen von C. SCHMITZ und von J. HAEKEL inzwischen klarer herausgestellten Regeln der Beziehungs- und Difusionsforschung beachtet werden. Die von WÓLFEL für moglich gehaltene und versuchte Aufdeckung der ,,Sprache des Urmegalithikums" 37 erweist sich in sich selber mit zu groBer Fraglichkeit behaftet, als daB sie jene kritische und weiter ausgreifende sachliche V ergleichsarbeit ersetzen konnte. Das bedeutet jedoch keine Unterschatzung der vergleichenden Sprachforschung, auch bei dieser Aufgabe. Mit Rücksicht darauf werden alle im vorstehenden Aufsatz aufgetauchten linguistischen Einzelfragen im anschlieBenden Artikel durchleuchtet. 49 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ANMERKUNGEN 1 Fortunatae insulae, P AUL Y-WISSOWA, Reallexikon des klassischen Altertums VII, 1912, 42 f. Nach F. C. Müller hatten die antiken Schriftsteller darunter zuerst Madeira verstanden, dieser Name sei aber schon zur Zeit des Juba für die Kanaren verwendet worden. 2 E. FISCHER, Lit. bei WÓLFEL, Torrianibuch S. XXI. Noch vor Fischers Nachweis (1936) hatte seitens der Ethnologie F. PAUDLER (Anthropos 12/13, 1917/18, 641 f.) auf die Cro-Magnon-Rasse im Atlas und auf den Kanaren hingewiesen. Die nahere Verteilung der anderen Rassentypen neben dem cromagnoniden Typ wurde durch J. SCHWIDETZKY, Die vorspanische Bevolkerung der Kanarischen Inseln, Gottingen 1963, aufgezeigt und durch M. FUSTE weiter gefordert. 3 D. J. WÓLFEL (Hrsg.): Leonardo TORRIANI, Die Kanarischen Inseln und ihre Urbewohner, Koehler-Verlag, Leipzig 1940. 4 D. J. WÓLFEL, Monumenta Linguae Canariae, Die kanarischen Sprachdenkmaler (zitiert als: MLC), Graz 1965. Besprechungen: G. MUKAROWSKI in: Wiener volkerkundliche Mitteilungen, 13, 1966; H. JUNGRAITHMA YR in: Almogaren 11, Hallein, 1971. 5 C. SCHUCHARDT, Westeuropa als alter Kulturkreis. Sitzungsberichte Akad. d. Wissenschaften Berlín, Philhist. Kl.,37, 1913, 734-765. Andere Literatur von WÓLFEL und BIEDERMANN zitiert Anthropos 63/64, 1968/69. 6 Der Ausdruck Guanchen bezog sich ursprünglich nach NUÑEZ de la PEÑA (MLC IV, § 486) nur auf die Leute (guan) von Tenerife (ebd. § 38). Aber schon J. B. G. M. BORY de St. VINCENT, Geschichte und Beschreibung der Kanarischen Inseln (Original franz. Paris 1803. Deutsche Neuausgabe mit Vorwort von H. BIEDERMANN, Graz 1970) gebrauchte ihn (ab S. 52 ff.) für die Kanarier im allgemeinen. 7 F. LÓHER, Nach den glücklichen Inseln. Bielefeld-Leipzig 1876. Ders. Kanarierbuch. München 1895. 8 E. ZYHLARZ, Das kanarische Berberisch in seinem sprachgeschichtlichen Milieu. Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft 100, 403-460, 1950. 9 D. J. WÓLFEL, Dilettantimus und Scharlatanerie in der Erforschung der Eingeborenensprache der Kanarischen Inseln, Memorial A. BASSET, Paris 1957. 10 O. HUTH, Der Feuerkult der Germanen, Archiv für Religionswissenschaft, 36, 1939. 11 M. PELLICER, Panorama und Perspektiven der Kanarischen Archaologie, in: Almogaren 11, 92, Hallein 1971. 12 R. MUCH, Raos und Raptos, Zeitschrift für Deutsches Altertum, 36, 4 7 f, 1892, Der Autor halt das Doppelkonigtum (in spateren Arbeiten auch sonst bei germanischen Stammen) für gekoppelt mit dem Glauben an das heldenhaft hilfreiche gottliche Brüderpaar, zu dem es auf den Kanaren keine Parallele gibt. Umgekehrt fehlt es an jeglichem Indicium auch für ein Doppelkonigtum schon auf der grundindogermanischen Stufe, wodurch diese von der altkanarischen Kultur noch weiter abgerückt ist. Wichtig ware es, wenn sich auf der Linie des um das Verstandnis der kanarischen Kultur von der altitalischen her bemühten Romanisten W. GIESE ein alterer Zusam- 50 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 menhang zwischen dem Doppelkonigtum des Romulus und Remus und den Vestalinnen als mit den Dioskuren herausstellte, die demgegenüber wohl überhaupt abseits stehen. Eine Entscheidung darüber ware natürlich eine Aufgabe für Spezialisten der altromischen Religion. 13 l. E.M. LOEB, Staatsfeuer und Vestalinnen (Paideuma 8, 1962, 1-24). Ohne Huth zu erwahnen wird Spezielles aus dem indogermanischen Bereich nur über Griechenland und Rom behandelt (S. 8-13). 14 D. J. WÓLFEL, Die Religionen des vorindogermanischen Europa, in: Christus und die Religionen der Erde, Band I, 514, Wien 1951. 15 O. RÓSSLER, Die Weltsaule im Glauben und Brauch der Kanarier, Archiv für Religionswissenschaft 1940/ 41. 16 K. WEYERSBERG, Das Motiv der Himmelsstütze in der altagyptischen Kosmologie (Zt. für Ethnologie 86, 1961). Atlas Stammvater (PW 2, 1896, 2120 f.). - N. GERHARD, Konig Atlas im Hesperidenmythos, 1941. - J. WETIER, Der Mythos vom Atlas und seine neueren Deutungen, 1858. 17 S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ, Localidades de Tirma, Noticiario Arqueológico Hispánico VII-IX, 1964-65, Madrid 1966. Deutsch: Almogaren I, 91-107, Hallein 1970. 18 Das Nebeneinander dieses Wortes im Berberischen und Baskischen sichert einigermaBen seine Originalitat gegenüber den unten in der Anmerkung 29 vermerkten und "wohl auch andersprachlichen ,,Parallelen". 19 K. SCHOPPE, Die Irminsul. Paderborn 1947. Die Gestalt dieser Saule faBt der Autor mit J. TRIER gemaB den Quellen auf als einen errichteten, also nicht mehr verwurzelten, entasteten Baumstrunk mit einer Gabelung nach oben in einem heiligen Hain. Die Lokalisierung an den Externsteinen durch TEUDT und ANDREE wird mit guten Gründen bestritten ( 17-19) und der Standort auf der Iburg (bei Triburg) recht wahrscheinlich gemacht. 20 R. MERINGER, Pflock- und Saulenverehrung bei den Indogermanen, Indogermanische Forschungen, 21, 1907. 21 J. ROEDER, Pfahl und Menhir. Neuwied 1949 ( Studien zur westeuropaischen Altertumskunde 1). 22 J. G. EV ANS, Mycenean Tree and Pillar Cult and its Mediterranean relations. London 1901. - Dazu die ohne Rücksicht auf den Mischcharakter vorgebrachten Zeugnisse für den Pfeiler in der Zeusreligion von B. COOK, Zeus. Cambridge 1914. 23 H. KIRCHNER, Die Menhire Mitteleuropas, Menhir und Menhirgedanke, Abh. Akad. Wiss. u. Lit. Mainz Ges. Kl. No. 9, 1957. 24 D.J. WÓLFEL, wie oben Anm. 14,357. 25 E. SPROCKHOFF, Die nordische Megalithkultur. Handbuch der Urgeschichte Deutschlands 3. Berlin 1938. 26 Al. CLOSS, Irminglaube in: Religionswissenschaftliches Worterbuch (Hrsg. F. Konig). Freiburg i. Br. 1956, 386-388. 27 J. de VRIES, Altgermanische Religionsgeschichte, Band I, Berlin 1956 (Bespr. Al. Closs in Anthropos 51, 771-775, 1956) und Band 11, 1957 (Bespr. Al. Closs in Anthropos 54, 593-597, 1959). 28 H. GÜNTERT, Der arische Weltkonig und Heiland, Halle 1923. 51 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 29 Einem Uad Ermima (mit Steinsetzungen) in der Spanischen Sahara (H. NOWAK, Almogaren 11, Hallein 1971/58) in einer Gegend mit stark arabisierter Bevolkerung steht ein Wadi Irma (H. v. WISSMANN, Saeculum, 1953, 73, 78) in Südarabien gegenüber. Der von H. STRAUBE (Westkuschitische Volker Süd-Aethiopiens. Stuttgart 1963, 35) erwahnte Name Tirma für eine alte Gruppe der Tschako deutet auf Bodenstandigkeit hin. 30 R. PETTAZZONI, Regnator omnium deus, in: Essays on the history of religions, 136-150, Leiden 1954. 31 Die Verschiedenheiten der Typologie des Herrschertums wurden erst besser erkennbar durch den Tagungsbericht des 8. Intern. Religionshistorikerkongresses in Rom 1955 ,,Le Regalitá Sacr". 32 O. HOFLER, Germanisches Sakralkonigtum I, Tübingen 1952. 33 Al. CLOSS, Die Heiligkeit des Herrschers (Anthropos 56, 1961, 469-480). über das Wort rex und seine Stellung in der zweifachen, das Verhaltnis zwischen Tyr und Odin in bezug auf das Megalithikum nur teilweise erhellenden Konigstypologie O. HOFLERs handelt dieser Aufsatz auf S. 475 f. 34 S. JIMÉNEZ SÁNCHEZ, Exponentes megalíticos cultuales de los anarios aborígenes, in: Actes du ye Congres Panafricain de Préhistoire et de l'étude du Quarternaire, Nl". 6, Santa Cruz de Tenerife, 1966. Deutsch in: Almogaren I, 75-90, Hallein 1970. 35 Al. CLOSS, Das kanarische Megalithikum, Probleme und Deutungen; Wiener Volkerundl. Mitt. 13, 1966. - Ders., Fragen und Gesichtspunkte an kanarischen Steindenkmalern, Mitt. zur Kulturkunde = Paideuma 17, 1966, 102-116. - Ders., ,,Los Concheros". Kultur- und Religionshistorisches über Steinbauten und Felsen auf Hierro, ANTHROPOS 63/64, 1968/69, 892-903. - Die von M. PELLICER (Almogaren 11, 1971, 92) erhobene Forderung nach einem ,,Aufgeben der verwirrenden Nomenklatur" der primaren und sekundaren Quellen, u. a. auch der Ausdrücke betilo, estela rechtfertigt sich kaum, wenn solche Daten mit Ausgrabungsergebnissen übereinstimmen. DaB sie aber an solchen erst. zu verifizieren sind, mu.13 als richtunggebend anerkannt werden. - Zum Vergleich hinüber nach den germanischen Verhaltnissen: Al. CLOSS, Germanischer Anteil am Megalithwesen, und Ethnologische Bestimmung des Altgermanentums, in Akten des 2. Osterr. Anthropologensymposions in Wartenstein vom Jahre 1959, 173 f, Druck Horn 1961. 36 Auf den Bahnen WOLFELs forderten in Einzelheiten die Forschung in dieser Richtung vor allem H. BIEDERMANN und H. NOWAK. 37 D. J. WOLFEL, Eurafrikanische Wortschichten als Kulturschichten. Acta Salamanticensia, Salamanca 1955. - Einwande gegen die ErfaBbarkeit einer Megalithsprache würdigt der Afrikanist H. JUNGRAITHMA YR in seiner Besprechung der ,,Monumenta Linguae Canariae" in Almogaren 11,272, Hallein 1971. Nicht mehr rechtzeitig erreichbar waren zwei Mannus-Aufsatze (MANNUS, Zeitschr. f. Dt. Vorgesch., Bonn): K. PAULSDORF, Neue überlegungen zur Irminsulfrage (36, 1970) und R. DEHNKE, Die Kultur der GroBsteingraberbauer in Norddeutschland und das Indogermanenproblem. (38, 1972). 52 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 SUMMARY D.J. Wolfel took his stand against Loher's, Zyhlarz' (Gran Canaria) and Huth's and Rossler's attempts to link religious traits of the natives of the Canaries with the Germanic world. His own attempt to explain Güntert's thesis of the Aryan Celestial Ruler in terms of megalithic mentality is criticized with the help of the belief in Irmin, according to Schuchardt's and Meringer's views and in regard to Kirchner's opposition to both of them. Although certain vague but nevertheless probable indications of megalithic influences on the belief in Irmin and Idafe and on the role of the Sky God as the World Ruler are established, the connection of the "sacred kingdoms" with the belief in a Sky God or Celestial Ruler is not proven. RESUMEN Hace algun tiempo, D. J. Wolfel rechazó abierta y rotundamente los trabajos de Loher y Zyhlarz. También rechazó los intentos de O. Huth y O. Rossler de interpretar los elementos religiosos de La Palma y Gran Canaria a partir de los germánicos o indogermánicos. A. Closs, autor del presente trabajo, acomete el intento de verificar, valiéndose de la fe en Irmin, la tesis de Wolfel, según la cual la fe en un Rey celestial del universo (atribuida por H. Günter a los arios) procedería del Megalítico. Esto lo lleva a cabo basándose en las opiniones de Schuchardt y Maringer, pero a la vez con las reservas que H. Kircher observó a este mismo respecto. No obstante, la discusión acerca de este conjunto de problemas, según A. Closs, permanece aún abierta. 53 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Lan,=o(? La Pal= n Tonorife Gran Canaria era ierro Abb.1-Di'e Kanarischen Inseln Mogan • • Moya Arucas • Artenara X• BTeenjtedaia ga • Sdae n 'r iB. rarajtaolnaom fl Abb. 2/a - Insel Gran C anana © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 2/b - Insel Tenerife /Cldra de i >e ..-"raburient :Idafe de •Los Llanos Abb. 2/c - lnsel La Palma © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 El RISCO Abb. 3/a - Ti · ) Ans1. c ht und are rma (Gran ::r;. Jimúez Sánchez) ,..ORRO losCdrio.s Poblado canatJ", '".-, pasta' haolog1. sc h e Fundstatten © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 3/b - Cenobio de Valerón (Gran Canaria) aus: Gran Canaria, Editorial Planeta, Barcelona Abb. 4 - Idafe in der Caldera de Taburiente, Insel La Palma © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 O 5 10km gez. 8.Baier Abb. 5 - Irminsul (nach K. Schopper) © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 |
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