Jürgen HOHNHOLZ, Tübingen
DER MENSCH IM TROCKENGRENZRAUM NORDAFRIKAS, l. Teil
Nordafrika hat Anteil an zwei Klimabereichen: an dem subtropischen
Winterregengebiet des Mediterranraumes und an dem Wüstenklima der
Sahara. Die durch den Sonnenstand bedingte winterliche Verlegung des
Passatgürtels nach Süden erlaubt das Nachrücken der wandernden Mínima der
gemafügten Zone nach Nordafrika und führt zu einer Beregnung des AtlasBereiches.
Die dadurch hervorgerufene natürliche Wachstumsperiode wird
unterbrochen, wenn im Sommer der Passatgürtel bis über das Mittelmeer
hinaus nach Norden greift.
Die Grenze der winterlichen Verlegung des Passatgürtels nach Süden ist
gleichzeitig die Grenze der regelma.Bigen Niederschlage, da der kontinuierlich
wehende subtropische Passat ein Eindringen der feuchten Mínima in seinen
Bereich verhindert.
Die Abgrenzung des Mediterrangebietes von dem der Sahara
Nur selten werden zwei Naturlandschaften durch eine lineare Grenze
voneinander abgetrennt; meist erstreckt sich zwischen beiden ein mehr oder
weniger breiter Raum des überganges, in dem die eine Landschaft allmahlich
ihr Gesicht wandelt und in eine andere übergeht. Die sogenannte Trockengrenze
ist eine gedachte Linie, die den Wüstenbereich vom humiden Bereich
trennt. Sie verlauft dort, wo auf natürlicher Grundlage keine Vegetation
mehr existieren kann, dem Menschen also jede Moglichkeit fehlt, ohne
künstliche Bewasserung seine Grundnahrungsmittel anzubauen. Es soll hier
vermieden werden, auf die auBerst schwierige Definition der lokalen Trokkengrenzformeln
einzugehen, denn eine absolut gültige Trockengrenzformel
scheint es hinsichtlich einer exakten quantitativen Ariditatsdefinition für die
gesamte Erde nicht zu geben. Wir wollen hier nur zwei Grenzen anführen, die
den Trockengrenzbereich am besten umklammern. ALBRECHT PENCK
zieht seine Trockengrenze dort, wo die Verdunstung den Niederschlag überwiegt.
Sie beginnt in dem Bereich, wo sich keine perennierenden Flüsse mehr
bilden konnen, wo die Sonne den Boden ausdorrt und somit zur Krustenbildung
führt.
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Da aber die V egetation in sehr groBem MaBe van der jahrlichen Verteilung
der Niederschlage abhangt und manchmal schon ein oder zwei humide
Monate ausreichen, um zur Bildung van Hartgrasern und anderen zahen
Pflanzen zu führen, stellt dieser Pencksche Wert nicht die absolute Trockengrenze
dar. Diese finden wir im nordafrikanischen Bereich bei ungefahr
100 mm Niederschlag im J ahresmittel.
Die Karte 1 zeigt, daB zwischen beiden Linien ein verhaltnismafüg groBer
Landstrich des übergangs liegt. Er ist in seinem mittleren Teil van den
Schotts - den Salzseen, die den Khewiren Persiens entsprechen - gekennzeichnet.
Sie zeigen an, daB die Verdunstung den Niederschlag weitgehend
überwiegt, wir uns also in dem Gebiet jenseits der Penckschen Trockengrenze
befinden. Vom Süden her stoBen bis zur 100 mm Jahresisohyete die groBen
Sandgebiete - Ergs genannt - und die Wüstenform der Hamada vor.
Aufgrund dieser beiden Trockengrenzen konnen wir den nordafrikanischen
Raum des Maghreb in drei klimatisch bedingte Zonen aufteilen, das
humide Gebiet des Nordens, das übergangsgebiet der Schotts und das
Trockengebiet der Wüste.
Wirtschaftsformen im Trockengrenzgebiet
Für unsere Frage nach dem Menschen im Trockengrenzraum ist es wichtig,
zu erfahren, mit welchen Wirtschaftsformen sich der Mensch den klimatischen
Gegebenheiten anpaBt. Der humide Bereich erscheint weitgehend als
ehemaliges kolonial-franzosisches Farmland. Hier gilt es nur, die sommerliche
Trockenheit mit Hilfe van künstlicher Bewasserung zu überwinden. Wir
finden dort die besten Boden, und so ist es nicht schwer zu verstehen, daB
die franzosischen Bauern sich dieses, ihrem Heimatlande sehr ahnelnde
Gebiet als Kolonialbesitz aussuchten. Eine permanente Siedlung, groBzügige
Plantagen und Gartenkulturen kennzeichnen diese Region. In dem für diese
Untersuchung interessantesten Bereich, dem des Überganges, la.Et die zunehmende
Trockenheit einer permanente Siedlung teilweise nicht mehr zu,
sondern zwingt zu einem Seminomadismus mit den verschiedenen Formen
der einfachen und der doppelten Transhumanz. Wenn wir hier noch seBhafte
Bauern finden, so sind es zumeist nur einzelne Stammesteile, die sich der
Bodenbearbeitung unterziehen, wahrend ein anderer Teil mit den Herden
wandert (Karte 2).
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Traditionelle Bewasserungsformen
J enseits der Trockengrenze wird eine permanente Siedlung, die sich vorwiegend
auf ackerbauliche Erzeugnisse stützt, nur durch künstliche Bewasserungen
ermoglicht. Da zu keiner Jahreszeit genügend Niederschlag fallt, um
eine geschlossene V egetation hervorzurufen, liegen die Siedlungen wie grüne
Inseln im unbewohnbaren Meer der Wüste. V oraussetzung zur Bildung einer
Oase ist es, daB man auf irgendeine Weise das lebensnotwendige Wasser
herbeischafen kann. Wenn man die Moglichkeiten der modernen Technik,
die Tiefenbohrungen bis zu 3000 m ermoglicht, auBer acht la.Et, so gibt es
drei verschiedene natürliche Wasserreservoire: das episodische Regenwasser,
das FluBwasser und das unterirdische Wasser. Selbst mitten in der Wüste
treten wasserführende Schichten bis dicht unter die Erdoberflache und lassen
Quellen austreten, oder es werden Brunnen in diese Schichten gegraben, in
die das Wasser hineinsickert, um dann mittels einer Hebevorrichtung genutzt
zu werden.
Die im ganzen Mittelmeer gebrauchlichste Art, das durch Brunnen erschlossene
Wasser an die Erdoberflache zu fordern, ist die des Gopelwerks, Noria
genannt. Ein Zugtier, Esel oder Kamel, marschiert, am Ende eines Balkens
angebunden, immer im Kreis herum. Die waagrechte Bewegung wird durch
eine einfache Kronenradübertragung in die Vertikale umgesetzt, und ein
endloses Seil, an dem die SchopfgefaBe befestigt sind, hebt das Wasser aus
der Tiefe. Bei dieser Art der Wasserforderung kann nur ein verhaltnisma.Big
kleiner Hohenunterschied überwunden werden; wo es gr6Bere Tiefen zu überwinden
gibt, werden die sogenannten Arhours benutzt, Schachte, aus denen
Kamele oder andere Zugtiere das Wasser in Ziegenfellsacken emporziehen.
Das Zugkamel marschiert einen aufgeschütteten Berg hinab und zieht den
wassergefüllten Sack mit einem Seil hinauf, das über eine Umlenkrolle geführt
ist. Das Gefalle erleichtert dem Tier die Zuglast. Bewegt sich das Kamel
bergauf, taucht der entleerte Ziegenschlauch wieder in die Tiefe. über groEe
Strecken hort man in Tafilalt das Quietschen der Rollen.
Die komplizierteste Art der Wassergewinnung ist die mit Hilfe von Quanaten.
Es sind unterirdische Kanale, die in ihrem Anfangspunkt eine wasserführende
Schicht anzapfen und an ihrem Ende einen Brunnen besitzen, aus
dem das Wasser entnommen wird. Senkrechte Entlüftungs- und Einstiegsschachte,
in kürzeren Abstanden ausgehoben, bilden, aus dem Flugzeug
gesehen, Ketten von Einstiegslochern und durch ihren ringartig aufgetürmten
Aushub markante Linien in einer von Quanaten durchzogenen Landschaft
(Skizze).
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Schon die Vielfalt der Bezeichnungen für die gleiche Form der Bewasserung
(Quanat, Ghanat, Karez, Kariz, Karis, Foggara, Rhettara, Khettara
usw.) zeigt, daB es sich um eine sehr wichtige Bewasserungsart im alten
Orient von Persien bis Marokko handelt.
In Marokko gibt es im oberen Todratal heute noch einen Stamm, der sich
ganz und gar der Anlage von Quanaten gewidmet hat. Die mannlichen
Stammesangehorigen sind aufgrund jahrhundertealter Tradition ausgebildet,
die schwierigen Berechnungen des Gefalles eines Quanats vorzunehmen.
Jedoch macht sich heutzutage ein allgemeiner Verfall der Quanate bemerkbar;
sie erforder sehr viel Wartung, denn haufig müssen eingefallene Teilstücke
wieder ausgehoben werden. Als noch die Haratins als Sklavenarbeiter zur
Verfügung standen, schickte man diese in die Einstiegslocher. Jetzt stehen
Tafilalt immer weniger Arbeitskrafte zur Verfügung, da ein groBer Teil der
jungen mannlichen Bevolkerung von der Industrialisierung und den besseren
Verdienstmoglichkeiten in den Stadten angelockt wird und abwandert.
In den groBen Sanddünengebieten Algeriens haben sich Gruppen von Menschen
überall dort angesiedelt, wo eine wasserführende Schicht moglichst
dicht an die Erdoberflache stoBt und durch natürliche Quellen oder Wasserlocher
greifbar ist. Wenn man die riesigen Ergs durchquert, ist man immer
wieder erstaunt, wie plotzlich aus dem Meer des Sandes einzelne grüne
Striche auftauchen. Man wird leicht dazu verführt, dies für eine Fata Morgana
zu halten, doch dann, im unmittelbaren Bereich der Oasen, sieht man
die MaBnahmen, mit denen versucht wird, den Sand festzuhalten, und man
erkennt die Bemühungen des Menschen, der Wüste seine Nahrung abzuringen.
Ein für den Geographen hochinteressantes Gebiet der Grundwasseroasen
ist die Region des Chott el Djerid. Diese groBte Salzpfanne Nordafrikas ist
das Ergebnis eines eingedampften pleistozanen Sees, wird aber heute noch
durch SüBwasserquellen, die dem Untergrund entstammen, mit Wasser versorgt.
Eine schwer begeh- oder befahrbare Sumpfzone umgibt den eigentlichen
Salzsee. Daran schlieBt die fast absolut ebene Salzflache an. Der zentrale
Teil wird durch das sogenannte Salzgebirge ausgefüllt. Hier hat sich das
Salz zu einem Hügel emporgepreBt (Karte 3 ).
Man ist erstaunt, daB bereits in der unwirtlichen Salzton-Sumpfzone erste
Oasen auftauchen. Hier schwimmt das SüBwasser auf dem Salzwasser und
wird durch die Sandhügel der nahen Dünen festgehalten. Das Wasser dient
nicht nur der Bewasserung, sondern auch als Trinkwasser.
Bewegen wir uns von dieser trockensten Region in Richtung der Trockengrenze
einen Schritt weiter nach Norden. Hier vermogen schon allochthone
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Flüsse, aus dem Atlas stammend, in den südlichen Bereich vorzudringen. Es
ist selbstverstandlich, daB dieses Wasser in Form van FluBoasen genutzt wird.
Wie grüne Bander ziehen sich die Palmen langs der Flüsse in den Kastentalern
in die Wüste. Im marokkanischen Bereich sind es der Qued Ziz, Rheris, Todra
und Dadés, die als echte allochthone Gebilde keinerlei weiteren ZufluB erhalten
und dort in einem Endsee, Daiet, Daia oder Schott, enden, wo sich ihr
Wasser weitgehend verzehrt hat.
1st die Stromung des Wassers noch stark genug, so zieht man einen kleinen
Damm quer durch das FluBbett und leitet das Wasser durch offene Kanale,
den sogenannten Sequías, den Feldern, zu. Bei diesem System kann kein
Hohenunterschied zwischen dem Wasserspiegel und der Bewasserungsflache
überwunden werden. Die Felder müssen auf einer Hohe mit dem Wasserspiegel
des Flusses liegen, beziehungsweise etwas darunter. Dann sorgt der
Schub des nachdrückenden Wassers für die Zirkulation. Diese Art der Wasserbesorgung
wirft besondere Probleme auf. Schon wenn der FluB nur etwas
Hochwasser führt, werden die kleinen Damme einfach hinweggespült, und bei
sehr niedrigem Wasserstand werden nur die Felder in der Na.he der oberen
Damme mit Wasser versorgt. Eine van den Hangen des Kastentals niederschieBende
Schichtflut macht vollends alle Bewasserungsarbeit zunichte, da
die mitgeführten Schlamm- und Gerollmassen die mühsam tiefergelegten
Felder ausfüllen. Trotz aller Schwierigkeiten ist diese Art der Bewasserung
sowohl im mittleren Unterlauf des Oued Ziz als auch des Ouéd Rheris die
gebrauchlichste.
Wiederum einen Schritt na.her in Richtung der Trockengrenze konnen sich
auch kleinere FlüBchen allochthon in die Wüste ergieBen. Hier sorgen dann
groBe Wasserrader, van der Stromung getrieben, mit vielen Schaufeln, in
denen ununterbrochen kleinere Mengen van Wasser emporgehoben und in
eine Ablaufrohre gegossen werden, für die Bewasserung. Die Rohre mündet
im Hauptkanal, van dem aus man die einzelnen Felder versorgt.
Die einfachste und schonste Art der Bewasserung finden wir dort, wo
groBe Karstquellen genügend flieBendes SüBwasser zur V erfügung stellen.
Diese Karstquellen treten in der Na.he der Gebirge aus, besonders am hohen
Atlas. Hier sei nur die Source bleue de Mesqui im Tafilalt angeführt - seit
uralter Zeit ein Heiligtum, van den Franzosen zum Schwimmbecken umgebaut,
heutzutage wieder zu rituellen Waschungen dienend.
Als letzte Form der Bewasserung wollen wir die Seylbewéisserung im
direkten Trockengrenzbereich betrachten. Hier handelt es sich um eine
Bewasserung, die Ackerbau im Trockenraum der Erde aufgrund van Regen-
125wasser zulaBt. So paradox es klingen mag, ein Spruch aus den Trockengebieten
der Erde besagt, daB mehr Reisende in der Wüste ertrunken sind als
verdurstet. Man rechnet im allgemeinen in der Wüste mit Durst und Hitze
und schützt sich dagegen, nicht aher mit groBen Wassermassen, die in Form
von Schichtfluten Hange herahstürzen oder viele Kilometer entfernt vom
Gebiet des augenhlicklichen Niederschlags in vorgezeichneten Betten, den
Wadis, sich ergieBen. Dieses episodische Wasser kann genutzt werden; hesonders
am FuB der Berge, wo die Wahrscheinlichkeit, daB es einmal regnet,
etwas groBer ist, werden an breiten Hangen Damme aufgeworfen, die das
heranschieBende Wasser aufangen, vorühergehend stauen oder auf gr6Bere
Areale ableiten.
Wird einmal eine solche mit Dammen üherzogene Landschaft durch einen
RegenguB in kleine Seen verwandelt, so langt das einsickernde Wasser, um
das anhaufahige Gehiet einer Oase vorühergehend um ein Vielfaches zu vergr6Bern.
Die Oasenbauern und ihre Anbauprodukte
Sieht man von dieser letzteren Form der Bewasserung ah, die nur im
unmittelharen Trockengrenzbereich ihre Anwendung findet, so dient die
gesamte Bewasserung in den Wüstengehieten nur einem Ziel, namlich Palmen,
hesser gesagt, Dattelpalmen, anzupflanzen und zu nutzen. Der Reis in den
Feldern, die wenigen Rettiche, Tomaten oder anderen Gemüse dienen ausschlieBlich
der Selhstversorgung und bilden keinen Wirtschaftsfaktor, mit
dem Geld zu erzielen ware. Die wichtigste Pflanze der Oasen und in der
Wirtschaft von üherregionaler Bedeutung, an Ort und Stelle landschaftshestimmend,
bis ins letzte verwertet und so charakteristisch, daB segar auf
den amtlichen Karten als Symhol für Oase gewahlt, ist die Dattelpalme.
Allein die Zahl der Dattelbaume macht den Reichtum der Oase aus. Die
Stamme dienen zum Wohungsbau und stellen auch sonst das einzig verwerthare
Holz jener Landstriche dar. Die Blatter liefern das Rohmaterial für
Flechtarheiten aller Art, und die Früchte der Phoenix dactilifera henutzt der
Mensch als lange haltbare hochwertige Nahrung. In Tunesien waren es 1954
fast 400 000 Ztr. Datteln, die sich in der AuBenhandelshilanz als Wirtschaftsfaktor
hemerkbar machten. In Algerien betrugen die ofiziellen Produktionszifern
für 1956 etwa 900 000 Ztr. Datteln, die immerhin mit 15 Mill. DM zu
Buche schlugen.
In den groBen Oasen finden wir auch Bananen und Zitrusfrüchte, für den
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lokalen Markt bestimmt. Der Erlos dient in erster Linie der Unterhaltssicherung.
Das Khammessat war früher die gebrauchlichste Wirtschaftsform in den
Oasen, Khammes bedeutet ein Fünftel. Der Khammes erhalt ein Fünftel der
Ernte zum Jahreslohn, und zwar aufgrund folgender Berechnung der Besitzverhaltnisse
in einer Oase:
l. Boden,
2. Saat,
3. Arbeitstier,
4. Arbeitsgerate und
5. die Arbeit selbst.
Meistens spielt aber auch das Wasserrecht noch eine groBe Rolle. Dann
werden Arbeitstiere und Arbeitsgerat als ein Teil gezahlt. Es ist nun nicht
gesagt, daB ein Landbesitzer gleichzeitig das Wasserrecht hat, oder daB er
genügend Arbeitstiere und Gerate besitzt, um .sein Land bewirtschaften zu
lassen. So wird dann die Ernte in fünf Teile geteilt, und der Khammes, der
nur seine Arbeit zur V erfügung stellt, erhalt einen Anteil, das heillt ein
Fünftel als Lohn. Heutzutage ist diese Wirtschaftsform in den Maghreblandern
weitgehend überholt, und nur ganz entfernte Oasen halten daran fest.
Im Jahre 1948 zahlte Algerien noch 131 900 Khammes in der ofiziellen
Statistik, sechs Jahre spater, 1954, nur noch 60 500, und heutzutage ist die
Zahl der Khammes nicht mehr anzugeben; man hat sich immer mehr auf ein
freies Lohnverhaltnis umgestellt.
AuBer bei den groBen, wehrhaften Kasbahs sind nicht die Oasenbauern
Eigentümer des Landes, sondern die Nomaden, die aufgrund ihrer kriegerischen
überlegenheit in der Lage waren, die Bauern zu unterdrücken. Immer
wieder tritt der Gegensatz zwischen den freien, nomadisierenden Stammen
und den seBhaften Oasenbauern im Trockengrenzraum auf. Die Feldbebauung
wurde von den Nomaden als niedere und unter ihrer Würde liegende
Arbeit betrachtet. Sie konnten aber auf die wichtigen Grundnahrungsmittel
der Oasenbauern nicht verzichten; was lag da na.her, als daB sie diese mit
Hilfe rauberischer Aktionen sich zu besorgen trachteten.
Dort, wo eine sparliche Vegetation noch die Herde der Nomaden ernahrt,
tritt dieser Gegensatz am starksten auf und findet seinen sichtbaren Niederschlag
in den wehrhaften Mauern der Kasbahs und Agadiren.
* * *
Der 2. Teil dieser Studie erscheint in Almogaren IV/1973
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SUMMARY
The author describes the anthropo-geographical basis of life in dry marginal
regions of North Africa. The mediterranean areas with subtropical
winter-rain must be distinguished clearly from the arid desert regions of the
Sahara. The inhabitants use draw-wells of different kinds as well as artificial
water tunnels (quanat) and canals (seguia). A further article in our next
annual publication will deal with the problems of "nomadism and seminomadism"
and "Kasbahs and municipal settlements".
RESUMEN
El autor describe las condiciones antropológico-geográficas del modo de
vida en los límites de la región seca del norte de Africa, en donde se separan
la zona mediterránea ( con lluvias subtropicales en el invierno) y la región
desértica del Sahara. Junto a cisternas de diversa fodole son también dignas
de atención las conducciones subterraneas de agua (Quanat), así como las
acequias (Seguia). Otra colaboración en el próximo Anuario se ocupará de
los problemas "Nomadismo y Seminomadismo" y "Kasbahs y poblaciones
urbanas".
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M'Zab
Hamada du Ora
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- - - 0encksche lrockengrenze
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Karte 1. Verlauf der Trockengrenzen in Nordafrika.
Wirtschaftsformen in Nordatrika
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D:::::: sem,nomad,smus Nomad1smus
...... 11ockengnm1e
Karte 2. Wirtschaftsformen in Nordafrika.
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Sch1chtstufe
REGION DES CHOTT EL DJERID Salzsumpfrandzone
O Gafsa Sa!ztonebene
Sa(zgeb1rge
Chott el Rharsa
.·. Douz
Karte 3. Region des Chott el Djerid.
Skizze Quanat (nach Krüger, S. 63).
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