José ALCINA FRANCH, Tenerife, Dezember 1970.
BERICHT ÜBER DAS
,,l. INTERNATIONALE SYMPOSIUM ÜBER MOGLICHE
VORKOLUMBISCHE TRANSATLANTISCHE BEZIEHUNGEN"
Aus dem Spanischen übersetzt von Dipl. Dolm. Helmfried Knoll, Wien.
Zwischen dem 6. und 12. Dezember 1970 wurde auf den Kanarischen
Inseln das ,,l. Internationale Symposion über mogliche vorkolumbische transatlantische
Beziehungen" abgehalten. Das Trefen, das von den Professoren
Luis Pericot und José Alcina einberufen worden war, konnte dank der
Patronanz des ,,Consejo Superior de Investigaciones CientÍficas" (,,Hoheren
Wissenschaftlichen Forschungsrates"), des Instituts für afrikanische Studien
und der Generaldirektion für kulturelle Beziehungen des Spanischen AuBenministeriums
abgewickelt werden. In mobiler Form organisiert, hatte es seine
Tagungsstatten nacheinander in La Laguna (Universitat), Santa Cruz de
Tenerife (Inselrat), Sant Cruz de la Palma (Inselrat), Puerto de la Cruz und
Las Palmas de Gran Canaria (Museo Canario).
Da die Theorien wohlbekannt sind, welche die Herkunft des Menschen
und der Kulturen der Neuen Welt nach Ostasien, dem asiatischen Südosten,
der Inselwelt Ozeaniens oder Australien verlagern, wurde der atlantische Weg
niemals ernstlich als Moglichkeit angesehen, um wissenschaftlich den kulturellen
Ursprung des vorkolumbischen Amerika zu erklaren, obwohl verschiedene
Autoren die Notwendigkeit einer ahnlichen Erwagung in mehr
oder minder weitlaufigem Sinn und für verschiedene Epochen aufgeworfen
haben. So hatten die Arbeiten von Biedermann, Carter, Clegg, Cruxent,
Davidson, Heyerdahl, Jefreys, Jett y Carter, Pericot, Wuthenau und des
Verfassers dieser Zeilen, unter anderen, ein für ein Treffen dieser Art günstiges
Klima geschaffen. Gesprache zwischen Helmut de Terra, Pericot und
Alcina führten schlieBlich zur Einberufung eines ersten Symposions über das
Thema, bei dem man wahrend der Zusammenkunft einer begrenzten Anzahl
von an der Frage interessierten Spezialisten vorlaufig einmal Probleme aufrollen
und sekundar Forschungen anregen konnte, die darauf abzielten,
konkrete Fragen aufzuhellen.
In Anbetracht dessen, daB moglicherweise die Kanarischen Inseln eine der
Schlüsselstellen für diese Hypothese darstellen, trat die Versammlung zu-
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sammen, und wahlte als Tagungsort mehrere der Inseln, mit dem Ziel, die
Lokalstudien in Verbindung mit der Kenntnis der prahistorischen Kulturen
des Archipels anzuregen.
Bei der Erofnungszeremonie dieses Symposions, die in der Universitat La
Laguna (Tenerife) stattfand, wurde das Thema durch einen brillanten Vortrag
des Prasidenten des Symposions, Dr. Luis Pericot, zur Diskussion gestellt,
der über das Thema ,,Das Problem des Atlantiks in der Vorgeschichte"
referierte, wobei er die hervorragende Rolle der Kanarischen Inseln sowohl in
bezug auf das Thema der Kontakte mit der Mittelmeer-, der afrikanischen
und nordatlantischen Welt hervorhob, als auch in der Funktion von moglichen
Verbindungen nach Amerika. Dieselbe Rolle der Diskussionserofnung
über das vorgeschlagene Thema spielte der Bericht Dr. Helmut de Terras, als
er über ,,Neue Hinweise auf alte transatlantische Kontakte in Amerika"
sprach, womit die erste ordentliche Sitzung der Versammlung begann.
Das theoretische und methodologische Problem wurde von verschiedenen
Standpunkten aus durch die Professoren Carmelo Lisón (Madrid), José
Alcina (Madrid) und Claudio Esteva (Barcelona) berührt. Erstgenannter
brachte einen Lagebericht über das Problem der Verbreitung und Entwicklung
der Anthropologie. Alcina (,,Das amerikanische Schopferische im Lichte
der moglichen, vom Atlantik her empfangenen Einflüsse") und Esteva (,,Der
Mittelmeerkreis und seine Beziehungen mit dem prahispanischen Amerika:
Ausstrahlung oder Parallelismus? ") bezogen sich auf den Vorgang der Ausstrahlung
vom Gesichtspunkt der Archaologie, bzw. der Ethnologie, wobei
sie verschiedene Beispiele im Zusammenhang mit dem vorgenommenen
Thema erwahnten. Zum SchluB gab Prof. Raymond Mauny (Paris) den
Standpunkt eines Afrikanisten in seinem Bericht:'unter dem Titel ,,Hypothéses
concernant les relations précolombiennes entre l'Afrique et l'Amérique"
(,,Vermutungen betrefend die vorkolumbischen Beziehungen zwischen
Afrika und Amerika") wieder.
Das Thema des Mythos von Atlantis - das bei einem Symposion wie dem
gegenwartigen unmoglich vermieden werden konnte - wurde mit Prazision und
Scharfsinn von den Professoren Manuel Ballesteros (Madrid) und Juan Schobinger
( Mendoza, Argentinien) studiert. Erstgenannter bezog sich auf das
Herausarbeiten des Mythos, wahrend der zweite über das Thema ,,Der platonische
Mythos von Atlantis gegenüber der Theorie von transatlantischen, prahistorischen
Verbindungen zwischen der Alten Welt und Amerika" sprach.
SchlieBlich behandelte Dr. Alfredo Jiménez (Sevilla) das Thema: ,,Geschwisterehe:
Ausstrahlung oder Parallelismus? " als ein Beispiel unter mehreren
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anderen, das die Ethnologie für diese Art vergleichender Studien bietet.
Eine Gruppe von Berichten bezog sich auf das Studium moglicher Beziehungen
zwischen den Kanaren, Afrika, dem Nordatlantik und dem Mittelmeer,
als Basis für das Verstandnis der Verbindungen mit der Neuen Welt. So
behandelte Prof. Antonio Beltrán (Zaragoza) das Thema ,,Die Hohlenkunst
der Kanaren im Vergleich zu derjenigen anderer atlantischer Gebiete";
Dr. Manuel Pellicer (Tenerife) bezog sich auf die ,,Chronologie der kanarischen
Kulturen"; Prof. Lionel Balout (París) sprach über ,,Die Kanaren und
Afrika in prahistorischen und protohistorischen Zeiten"; Prof. Luis Diego
Cuscoy (Tenerife) trug über ,,Die Nutzung des Lebensraumes auf den Kanaren
wahrend der prahistorischen Epoche" vor; Dr. Miguel Tarradell (Barcelona)
befaBte sich damit, die ,,Beziehungen zwischen der Mittelmeerwelt und
den Kanaren wahrend der prahistorischen Epoche" zu studieren und Frau
Prof. Johanna Schmidt (Tenerife) behandelte das Thema: ,,Historisch- geographische
Forschungen über mediterran-atlantische Kontakte in der Alten
Welt". SchlieBlich berührte Prof. Elías Serra Ráfols (Tenerife) in seinem
Beitrag das Problem der primitiven Seefahrten im afrikanischen Atlantik.
Die Probleme der Stromungen, Winde und biologischen Beschafenheiten
des Mittelatlantiks wurden in den Ausführungen Dr. Carmelo García Cabreras
vom Ozeanographischen Institut auf Tenerife studiert ( ,,Querverbindungen
zwischen der Meeresfauna des Karibischen Meeres und den Kanaren") und in
denjenigen der Professoren Emiliano Aguirra (Madrid) und Joaquín Meco
(Las Palmas) über: ,,Die Kanaren in der Phylogenie und der Wanderung
kanozoischer Mollusken".
Vom Standpunkt der physischen Anthropologie aus wurde das Thema in
den beiden folgenden Beitragen behandelt; namlich durch Dr. Juan Bosch
Millares (Las Palmas), der ,,über Probleme der Knochen-Palaopathologie der
prahispanischen Eingeborenen der Kanaren" sprach, und durch Prof. Arturo
Valls (Barcelona), der das Problem mit Ausblicken auf künftige Forschungen
in seinem Vortrag über ,,Anthropogenetische Betrachtungen über die vorkolumbische
Besiedlung Amerikas" darstellte. Dr. Juan Comas (México), der
dem Trefen nicht beiwohnen konnte, sandte einen Beitrag über ,,Die angenommene
transatlantische Verbreitung der prahistorischen Trepanation"
ein.
Vielfaltig waren die Beitrage, die sich auf das Problem der transatlantischen
Beziehungen in verschiedenen geschichtlichen Perioden bezogen.
Prof. Enrique Marco Dorta (Madrid) behandelte in seinem Vortrag die ,,Zu-
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falligen Reisen von den Kanaren nach Amerika". Dr. Ferderico Pérez Castro
(Madrid) schilderte den gegenwartigen Stand der Diskussion über ,,Die phonizisch-
kananaische ,Inschrift' von Paraiba". Prof. Juan Vernet (Barcelona)
bezog sich auf die ,,Arabischen Texte von Reisen auf dem Atlantik";
Dr. Francisco Morales (Sevilla) auf ,,Die Atlantikfahrten wahrend des 14.
und 15. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Kanaren, Azoren und
Kapverden", wahrend Prof. Demetrio Ramos (Valladolid) ,,Die entscheidenden
atlantischen Kontakte vor Kolumbus' Reise" behandelte und Dr. Antonio
Rumeu (Madrid) sich mit der Kolumbusreise beschaftigte.
Obwohl die Abwesenheit mehrerer spanischer und auslandischer Professoren
- darunter S. Alcobé, M. Almagro, J. Álvarez Delgado, P. Armillas,
l. Bernal, H. Biedermann, H. Brücher, J. Comas, C. Evans, A. García Bellido,
C. Gordon, Lamb, J. Maluquer, J. Manzano und F. Perez Embid - zu bedauern
war, kann man dennoch sagen, daB dieses erste Trefen zur Behandlung
des Problems moglicher prakolumbischer transatlantischer Beziehungen
von riesigem Interesse gewesen ist. Unter den bedeutsamsten Folgerungen,
die daraus gezogen werden konnen, verdienen die nachstehenden hervorgehoben
zu werden:
1) das Thema ohne Vorurteile irgendwelcher Art als einen moglichen Weg
der Forschung mit Blickwinkel auf die Zukunft zu betrachten;
2) die Moglichkeit zufalliger und fallweiser Kontakte zu jeder Epoche zu
bestatigen;
3) ernsthaft das Problem der kulturellen Ausstrahlung auf lange Sicht zu
stellen, gema.B einer strengen Methodologie, die gleicherweise auf andere
Gebiete anwendbar ist;
4) die Moglichkeit von Analysen auf verschiedenen Gebieten zu eroffnen;
5) die Unmoglichkeit zu bekampfen, ernstlich bei dieser Art von Studien
weiterzukommen, wenn dies nicht auf interdisziplinarer Basis geschieht.
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RESUMEN
El autor, que fué uno de los promotores del "1 Simposio Internacional
sobre posibles Relaciones Trasatlánticas Precolombinas", relata las circunstancias
que contribuyeron a su creación. A continuación traza el balance
de la reunión extrayendo las ideas principales desarrolladas por cada especialista.
Concluye subrayando el gran interés que ha suscitado ese "I Simposio",
y enumera las principales consecuencias que se pueden extraer de él.
RÉSUMÉ
L'auteur, qui fut l'un des promoteurs du "ler Symposium International
sur les possibles Relations Transatlantiques Précolombiennes", décrit les
circonstances qui ont abouti a la mise sur pied de ce "Ier Symposium". 11 fait
ensuite le hilan de la réunion en retrac;ant les idées principales dévoloppées
par chaque spécialiste. 11 conclut en soulignant l'intéret qu'a soulevé ce "ler
Symposium" et en énumérant les principales conséquences qu'on peut en
tirer.
SUMMARY
The author was an organizing member of the first symposium on possible
transatlantic relations in pre-Columbian times and here gives an outline of its
most important papers. This congress could become the basis of future
research in this interesting complex of problems on an interdisciplinary basis.
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