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Almogaren XXVII / 1996 Hallein 1996 207 - 256 W emer Pichler Die podomorphen Darstellungen unter den Felsbildern Fuerteventuras 1. Tindaya Die Montafia Tindaya (28°35'42" n.B./13°58'30" w.L.) liegt im Gemeindegebiet von La Oliva unmittelbar nördlich des Ortes Tindaya. Sie erhebt sich als überaus markanter Berg aus den Llanos de Esquinzo, wobei die Besonderheit weniger auf ihrer Höhe (nur 401 m) als auf ihrem geologischen Aufbau beruht: Es handelt sich um die stark erodierten Überreste einerTrachytkuppel, die sich in Form und Farbe deutlich von den umgebenden Hügeln abhebt. 1.1. Forschungsgeschichte Die Entdeckung der Petroglyphen des Tindaya datiert in die 70er Jahre und ist nicht unumstritten. Ihre Aufindung ist damit relativ spät erfolgt, berücksichtigt man die Attraktivität des Berges und die Vielzahl der Petroglyphen an Stellen, die beim Besteigen des Berges passiert werden. Erklärbar ist das nur durch den hohen Verwitterungsgrad der Darstellungen und die intensive Bedeckung mit Flechten. Über die Entdeckung selbst gibt es zwei Versionen. Hemandez Perez; Martin Socas (1980:14) schreiben, daß sie im Dezember 1978 von E. Dominguez über die Existenz der Petroglyphen informiert worden seien, daß als eigentlicher Entdecker aber C. Vera zu betrachten sei. Demgegenüber schreibt Carrefio Fuentes (1979:10), daß er die Petroglyphen des Tindaya schon im Mai 1973 entdeckt, sich aber erst wieder 1978 anläßlich der Lektüre einer Publikation von Dr. Beltran daran erinnert habe. Daraufhin habe am 3. Februar 1979 zusammen mit Martinez Encinas die erste wissenschaftliche Begehung stattgefunden. Wie dem auch sei, fest steht, daß Carrefio Fuentes die für Fuerteventura doch sensationelle Entdeckung in einem kurzen Artikel in der Zeitschrift Aguayro (März 1979) erstmals der Öfentlichkeit vorstellt. Carrefio Fuentes äußert sich darin nicht über die Anzahl der gefundenen Paneele, erwähnt aber im Absatz „estructura de los grabados" neben den Fußdarstellungen einen Phallus, zwei Eier und zwei durch einen Kreis verbundene Füße. Die Gipfel- 207 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 fläche beschreibt er folgendermaßen: ,,Esta planicie de unos 25 metros cuadrados de extensi6n esta totalmente repleta de inscripciones. En ella se encuentra un efequen o altar que los aborigenes solian rociar con leche de cabra, quando realizaban sus actos rituales. En medio de la piedra esta grabado un circulo que se asemeja al disco solar" (1979:11). Keiner dieser Funde ist durch ein Foto oder eine Zeichnung dokumentiert. Es ist auch keinem der zahlreichen Forscher, die sich seither mit dem Tindaya beschäftigt haben, gelungen, diese Funde zu verifizieren. U.a. stellt das Naranjo Rodriguez in einem Aguayro-Artikel vom Oktober 1981 fest, in dem er schreibt, daß diese Funde „no existen o hay que hacer un gran esfuerzo imaginativo para verlos". Den ersten Versuch einer wissenschaftlichen Dokumentation unternehmen im Jahre 1980 Hemandez Perez und Martin Socas. Sie dokumentieren 17 Paneele in Wort und Bild und vermeinen drei Typen von Darstellungen unterscheiden zu können. Sieben Jahre später erscheinen im Band II der I. Jornadas de historia de Fuerteventura y Lanzarote drei verschiedene Beiträge, die sich mit der Montafia Tindaya befassen. Tejera Gaspar und Gonzalez Anton widmen sich im Kapitel „lugares de culto" ihres Beitrages „Las manifestaciones religiosas de los aborigenes de Fuerteventura" im wesentlichen dem Tindaya, wobei sie die bisherigen Forschungsergebnisse zusammenfassen und die zeichnerische Dokumentation von Hemandez Perez und Martin Socas anfügen. Castro Alfin erwähnt in seinem Beitrag „Los petroglifos des Tindaya" die Existenz von „mehr als 20 Paneelen", wovon er allerdings nur 10 durch Fotos dokumentiert. Die bislang umfangreichste Arbeit liefert Cortes V azquez (1987a) mit ihrem Beitrag „Los petroglifos podomorfos de Montafia Tindaya". Auf 48 Seiten bietet sie neben einer zeichnerischen Dokumentation von 36 Paneelen statistische Auswertungen der Gruppierungen, Fußgrößen, Anbringungstechnik, Strichbreite, Orientierung, stilistische Unterschiede etc. Die Dokumentation besticht auf den ersten Blick durch die Genauigkeit des Zahlenmaterials: Die Höhe der Fundstellen und die Abstände einzelner Fundstellen werden auf 1 Zentimeter genau, die Ergebnisse der statistischen Auswertungen auf hundertstel Prozent genau angegeben. Auf einen zweiten Blick wird klar, daß es sich hier um jene Pseudogenauigkeit handelt, die Walter Krämer in seinem Buch „So lügt man mit Statistik" anprangert (1991:13f). Welchen Sinn hat es wirklich, die Abstände von Paneelen, die sich sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen über mehrere Dezimeter erstrecken, mit 1 Zentimeter Genauigkeit anzuge- 208 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ben?. Welchen Sinn hat die Angabe, daß es sich bei 24,49 % der Darstellungen um rechte Füße handelt, wenn gleichzeitig konzediert wird, daß sich die Hälfte der Darstellungen nicht in diesem Sinne (rechts/links) identifizieren läßt? Welchen Sinn hat die Angabe, es gäbe 2,86 Punzierungen pro Paneel, wenn die Berechnung auf der völlig unzulänglichen Basis von 36 Paneelen beruht und damit auch mehrere zu diesem Zeitpunkt schon publizierte Paneele nicht enthält? Darüber hinaus muß dieser Dokumentation vorgeworfen werden, daß leicht eruierbare Fakten wie die geographische Lage des Berges nach Längen- und Breitengraden oder die Orientierung der Paneele falsch angegeben werden. Insgesamt kann also festgestellt werden, daß trotz zahlreicher Publikationen bisher keine verläßliche Dokumentation der Petroglyphen des Tindaya vorliegt. In aller Deutlichkeit sei hier betont, daß auch die vorliegende Arbeit keinen Anspruch auf Perfektion erhebt. Es ist durchaus möglich, daß in den nächsten Jahren noch weitere Paneele gefunden werden. Im Verlaufe meiner Dokumentationsarbeiten, die sich - verteilt auf mehrere Jahre - über etwa 14 Tage erstreckten, ist eine weitere Problematik deutlich geworden. Von den zehn ( oder mehr?) Fundstellen, die sich auf losen Felsblöcken in der Mulde südöstlich des Gipfels befanden, konnte 1992 nur noch eine aufgefunden werden. Daß die Funde nicht der Phantasie der Autorin Cortes V azquez entsprangen, ist durch mehrere Fotos aus den 80er Jahren belegt. Die Fotos geben die Fundstellen leider aus zu großer Entfernung und aus ungünstigen Blickwinkeln wieder, sodaß sie für eine zeichnerische Darstellung nicht herangezogen werden können. Diese Paneele werden daher in der vorliegenden Arbeit so wiedergegeben, wie sie Cortes Vazquez gezeichnet hat, ohne die Gewähr für ihr tatsächliches Aussehen geben zu können. Die spannende Frage dahinter war aber einige Zeit lang die, wie es zum Verschwinden dieser Felsblöcke kommen konnte. Ein Abtransport mit konventionellen Mitteln (Menschen- oder Tierkraft) ist aufgrund des Geländes und des Gewichtes der Objekte völlig undenkbar. EinAbtransport mit modernen technischen Mitteln (z.B. Hubschrauber) ist technisch denkbar, aber aus mehreren Gründen schwer vorstellbar. Daß das Wasser - und nur dieses Element kommt in Frage - schon wenige Meter unterhalb des Gipfels derartige Kräfte entwickeln kann, um gut im Boden verankerte Blöcke von mehreren Tonnen Gewicht in Richtung Tal zu bewegen, das schien mir lange Zeit nicht glaubhaft. Es waren auch im Gelände keinerlei Spuren einer derartigen „Naturkatastrophe" erkennbar. Im Jänner 1994 konnte ich dann aber nach einwöchigen heftigen Stürmen und Regenfällen tatsächlich beobachten, daß weitere Felsblöcke aus der Mulde unterhalb des Gipfels verschwunden waren, dies- 209 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 mal unter Zurücklassung deutlicher Rutschspuren und Beschädigungen der Vegetation. Ein Abstieg durch die steile und glatte Gipfelrinne brachte die endgültige Bestätigung. Etwa 30 Meter unterhalb der Mulde fand ich das Bruchstück eines abgestürzten Blockes mit einem Teil einer Fußdarstellung (Paneel 53). Dieser Felsblock wird bei folgenden Unwettern mit großer Wahrscheinlichkeit weiter in Richtung Tal abstürzen. Die Suche nach Bruchstücken von punzierten Blöcken am unteren Ende der Rinne erbrachte kein Ergebnis: Die Blöcke sind hier ofensichtlich schon zu stark zerbrochen, um Punzierungen noch entdecken zu können. 1.2. Dokumentation In die folgende Dokumentation wurden alle derzeit bekannten Paneele der Montafia Tindaya aufgenommen. Der weitaus überwiegende Teil der Darstellungen ist tatsächlich unschwer als podomorph zu identifizieren. Die wenigen übrigen können entweder als unfertig (6, 7, 8 etc.), als fragmentarisch (10, 19, 25 etc.) oder als überaus plumpe, ungeschickte Versuche (17, 23) interpretiert werden. Nur Paneel 2 bildet hier eine Ausnahme: es sieht aus wie eine Übungsstelle für Punzieren. Die Abzeichnungen der Paneele 1 - 53 basieren auf eigener Dokumentationsarbeit. Die verschwundenen Paneele 54, 55 und 58 - 65 wurden nach Cortes Vazquez (1987) dargestellt, Größenangaben waren nicht möglich, da sie im Original nicht ablesbar sind. Die verschwundenen Paneele 56 und 57 wurden nach eigenen Fotos abgebildet, für die leider ebenfalls keine Größenangaben vorliegen. Die Zeichnung des Paneels 66 stammt von Castro Alfin (1987), die der Paneele 67 - 69 von Hemandez Perez/Martin Socas (1980). Felsstrukturen (Risse, Absplitterungen) wurden nur dort zeichnerisch dargestellt, wo die Punzierungen davon betrofen sind. Die bei jedem Paneel angegebene Längeneinheit entspricht 10 Zentimeter. 1.3. Parallelisierung der Fundstellen Pichler Cortes V azauez Castro Alfin Hemandez Perez 1 17 2 3 4 1/4 14 5 36 1/3 13 6 7 8 1/2 12 9 35 10 10 34 9 210 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 11 33 12 13 32 14 31 8 15 30 7 16 17 5 18 6 19 29 20 15 1/5 21 18 11/6 2 17 11/2 23 24 22 11/1 25 26 21 27 20 28 29 23 11/3 4 e---lQ. 24 3 31 25 32 6 33 34 35 28 36 27 37 26 38 39 40 41 42 43 4 45 46 47 48 1 2 49 2 so 3 1 51 5 52 4 11/4 53 54 19 55 16 56 57 58 14 59 13 60 7 61 8 62 9 63 12 64 10 65 11 66 11/5 67 11 68 15 69 16 211 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anmerkung: Die Paneele 54 - 65 sind verschollen, die Paneele 67 - 69 konnten trotz intensiver Suche nicht gefunden werden. 1.4.Auswertung der Fundumstände In den meisten Publikationen über den Tindaya wurden die näheren Fundumstände kaum einer Untersuchung gewürdigt. Das liegt daran, daß es sich zum Teil nur um kurze Zeitschriftenaufsätze handelt (Carrefio Fuentes 1979, Naranjo Rodriguez 1981), zum Teil nur um Kapitel innerhalb umfassenderer T hemen (Tejera Gaspar; Gonzalez Anton 1987). Wo Ansätze einer Auswertung vorliegen, sind die Ergebnisse aus heutiger Sicht überholt, da nur eine sehr geringe Zahl von Paneelen untersucht wurde: Hernandez Perez; Martin Socas 1980: 17 Paneele, Castro Alfin 1987: ca. 20 Paneele. Eine Ausnahme davon macht einzig und allein Cortes Väzquez (1987a), deren Ergebnisse in die folgende Untersuchung vergleichend einbezogen werden sollen. Verteilung: Insgesamt konnten bisher auf dem Tindaya etwa 220 Fußabdrücke auf 69 Paneelen dokumentiert werden. Es dominieren ganz klar paarweise abgebildete Füße, gefolgt von Vierergruppen und einzelnen Füßen. Am seltensten sind ungerade Zahlen (3,5), die zumindest zum Teil durch einen fragmentarischen Erhaltungszustand erklärbar sind. Die Angabe von Cortes Vazquez, daß mehr als die Hälfte der Fundstellen auf horizontalen Flächen zu finden ist, ist irreführend. Exakt horizontal ist kein einziges Paneel. Ganz klar überwiegend sind flach geneigte Felsplatten (10° - 20°), nur 7 Paneele finden sich auf sehr steilen bzw. senkrechten Felspartien. Legt man den einigermaßen rekonstruierbaren Zustand der 70er Jahre zugrunde, so war damals etwa ein Fünftel der Paneele auf losen Felsblöcken zu finden. Anzahl der Füße Häufigkeit 1 18 % 2 41 % 3 3% 4 23 % 5 3% mehr als 5 10% Dimensionen: Von den Fußsohlendarstellungen auf die Fuß- bzw. Körpergröße der Urheber zu schließen, ist aus mehreren Gründen problematisch. Einerseits ist nicht 212 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 bewiesen, daß die Schöpfer der Punzierungen darauf Wert legten, ihre Fußgröße realistisch wiederzugeben. Andererseits ist bei den vielen Darstellungen ohne Zehen nicht feststellbar, ob damit die volle Fußlänge (incl. Zehen) gemeint ist oder nicht. Fast alle Darstellungen des Tindaya weisen eine Maximallänge von 17 bis 25 Zentimeter auf. Sie sind damit durchaus vergleichbar mit Fußdarstellungen anderer Regionen (Val Camonica; 16 - 21 Zentimeter, Frankreich: 17 - 23 Zentimeter). Extreme Größen knapp über 30 Zentimeter Länge sind absolute Ausnahmen. Technik: Die Fußdarstellungen des Tindaya sind fast ausschließlich Punzierungen. Die wenigenAusnahmefälle (Paneel 8) sind gut als sehr viel jüngere Nachahmungen erklärbar. Die von Cortes V azquez genannte Zahl von 96 % Umrißdarstellungen muß auf 82 % korrigiert werden, die restlichen 18 % der Füße wurden flächig in den Fels gearbeitet. Die weit fortgeschrittene Verwitterung und der starke Flechtenbewuchs machen exakte Angaben über die Art der verwendeten Werkzeuge unmöglich. Nach dem heutigen Aussehen der Punzierungen erscheint der Einsatz von Steinwerkzeugen wahrscheinlicher. Zehen: Ein beträchtlicher Teil der Fußdarstellungen präsentiert sich ohne Zehen (bei Cortes Vazquez 40 %, nach meinen Untersuchungen 60 %). Isoliert gesehen wären diese Darstellungen nur sehr schwer als Fußsohlen zu identifizieren, im Kontext des gesamten Fundortes sollte diese Zuordnung ovaler oder rechteckiger Umrisse bzw. Flächen dennoch unumstritten sein. In manchen Fällen sind die Zehen aufgrund des hohen Verwitterungs grades nur noch zu erahnen bzw. zu ertasten. Zur Anzahl der Zehen: Wenn Zehen gezeichnet wurden, so sind dies in der überwiegenden Mehrzahl fünf. Die wenigen Beispiele mit drei oder vier Zehen sind so schlecht erhalten, daß ihnen nicht Absicht und Bedeutung unterstellt werden kann, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit fragmentarische Erhaltung vorliegt. Es gibt allerdings auch etwa vier Fußdarstellungen mit sechs Zehen, die mit Absicht so dargestellt sein könnten. Orientierung: Dieser Teilaspekt der Fundortbeschreibung hat aus begreiflichen Gründen bisher am meisten Interesse erweckt, ist er doch für einige Interpretationsansätze durchaus entscheidend. Die bisherigen Ergebnisse sind widersprüch- 213 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lieh: Carrefio Fuentes registriert sowohl eine Ausrichtung nach Süden (Schutz vor den Passatwinden) als auch eine nach Norden (Schutz vor der Mittagssonne) . Castro Alfin glaubt, eine Bevorzugung der NW-Richtung erkennen zu können und Cortes Väzquez eine solche der SO-Richtung. Das Hauptproblem dieser Aussagen liegt aber darin, daß in keinem einzigen Fall erklärt wird, welche Art der Ausrichtung im konkreten gemeint ist: die Himmelsrichtung, in die die Felsfläche geneigt ist oder die Himmelsrichtung, in die die Füße weisen ( d.h. in die man blickt, wenn man sich auf die Fußabdrücke stellt). In diese Untersuchung können logischerweise nur jene Füße einbezogen werden, bei denen mit ausreichender Sicherheit vorn e und hinten unterschieden werden kann. In dieser Diferenzierung ergibt die Analyse ein klares Bild: Während über zwei Drittel der Paneele in die NO-Richtung weisen, orientiert sich eine fast gleich große Anzahl der Füße nach SW. Betrachtet man diese Orientierung noch etwas genauer, so erhärten sich die Indizien für die Vermutung, daß der Ausrichtung doch ein generelles Muster zugrunde liegt: 93 % der auswertbaren Paneele liegen mit ihrer Orientierung in der Bandbreite von NO bis SO, 82 % der auswertbaren Füße verweisen in die Richtung SW bis W. Totale Ausreißer wären dadurch erklärbar, daß einzelne Darstellungen als bloße Nachahmungen zu verstehen sind, wobei den Urhebern der generelle Plan nicht bekannt war. Stil: Im Gegensatz zu anderen Autoren bin ich der Meinung, daß es sich bei den Punzierungen desTindaya ausschließlich um podomorphe Darstellungen handelt, wen auch z.T. um sehr fragmentarische, z.T. um sehr plumpe. Einzig und allein auf den Paneelen 24 und 50 sind davon abweichende, lineare Darstellungen erkennbar. In den bisher erschienenen Veröfentlichungen wurden folgende Typologien vorgeschlagen: Hernändez & Martin: 1) netzartige geometrische Figuren 2) Umrisse des menschlichen Fußes 3) rechteckige und ovoide Figuren Cortes Väzquez: 1) rechteckig 2) trapezoid 3) rund Diese Gliederungsvorschläge sprechen nur beliebige Teilaspekte des graphischen Erscheinungsbildes an. Deshalb erscheint es mir angebracht, eine umfassende Typologie podomorpher Darstellungen anzubieten, die eine klare Strukturierung nach signifikanten Stilelementen aufweist (Abb. 1). 214 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Fläche U mriU 1 13 C ' G C .c 0 .c C,i 2 ü 14 "' f - ·- C - C "' ·- - - CM) i.. 3 15 u C C C .c = N 18 .c 4 5 6 16 17 . - ·e 1 ' 1 0 V 0 ;. 7 8 9 19 20 21 1 ..... ..... 11111 11111 II 111 - ' 1 0 V D C .c C C,i "' ·- CM) i. - 10 1 1 12 22 23 24 . e = - ' 1 0 V D = - l:)Jl r,:, C C .c .c N 25 26 27 . = .c 9 ö 0 = - - ·s oval trapezoid rechteckig oval trapezoid rechteckig Abb.1 215 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Wendet man diese Typologie auf die konkreten Funde des Tindaya an, so ergibt sich ein recht deutliches Bild: • Besonders auffällig ist das völlige Fehlen realistischer Fußformen (1-3/13- 15) sowie solcher mit innerer Struktur (25-27). • Über die Hälfte der Darstellungen entfällt auf den Teilbereich der besonders stark abstrahierten Formen: geometrisch/ohne Zehen (10-12/22-24). • Am zweithäufigsten sind Umrißdarstellungen mit Zehen (ca. 36 %). Im Gegensatz zu Cortes Vazquez (1987a: 37 - "realismo mas claro") vermag ich also keine realistischen Fußdarstellungen zu erkennen, sondern nur verschiedene Stufen der Schematisierung. Cortes V azquez glaubt, aus den stilistischen Unterschieden einen chronologischen Ablauf in folgenden Phasen ablesen zu können: • Naturalismus • Hyper-Naturalismus: flächige Form • Übergangsphase: trapezoide Form • Größte Schematisierung: rechteckige Form. Abgesehen davon, daß nicht bewiesen ist, daß hier eine Entwicklung vom Naturalismus zur Schematisierung und nicht umgekehrt vorliegt, wäre auch denkbar, daß die stilistischen Unterschiede auf verschiedene Urheber zurückzuführen sind. Kontext: W ährend es in anderen Fundregionen recht auffällige Assoziierungen von Fußdarstellungen mit anderen Petroglyphen gibt (z.B. in Frankreich Näpfchen und Schalen, in Skandinavien Radkreuze, in Italien Hüttenformen, Tiere und Wafen), konnte auf den Kanarischen Inseln bisher nichts Derartiges festgestellt werden. In keinem einzigen Fall ist eine bewußte Verknüpfung mit einer anderen Thematik anzunehmen. 2. Weitere Fundstellen auf Fuerteventura 2.1. Castillejo Alto Diese Fundstelle liegt auf der Halbinsel Jandia wenige Meter unter dem markanten Gipfel des Castillejo Alto (560 m). Das Fußpaar befindet sich im unteren Teil einer senkrechten Felswand, die von zahlreichen linearen Ritzungen bedeckt ist. Überlagerungen beweisen, daß die Punzierung der Füße jünger ist als die Ritzungen. Auffällig ist die unrealistisch schlanke Form der Fußabdrücke und die plumpe Darstellung der Zehen. Die Punzierung besteht aus relativ großen, gleichmäßigen Vertiefungen, was für die Verwendung eines Metallwerkzeuges spricht. Es gibt also mehrere Indizien für ein relativ geringes Alter dieser Punzierung (Abb. 2.1). 216 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 2.2. Majada de la Higueras Diese Fundstelle liegt im Betancuria-Massiv westlich der alten Hauptstadt und unweit des Gran Barranco. Wieder ist es eine grobe Umrißpunzierung, diesmal aber ohne Zehen. Die Vertiefungen sind von sehr unterschiedlicher Größe, was auf ein Steinwerkzeug schließen läßt. Das Fußpaar ist in eine mäßig geneigte Felsplatte eingearbeitet, der rechte Fuß ist durch die besonders starke Verwitterung nur noch zu erahnen (Abb. 2.2). 2.3. Barranco de Tinojay Bei der Auswertung der Fotos der unzähligen Ritzungen im Barranco de Tinojay fand sich - überlagert von einer netzartigen Darstellung - die Punzierung eines einzelnen Fußabdruckes. Die Umrißzeichnung mit Zehen erweckt aufgrund ihrer ungleichmäßigen Vertiefungen den Eindruck, als sei sie mit Steinwerkzeugen gefertigt worden. Die Darstellung präsentiert sich heute auf einer senkrechten Felsfläche, jedoch auf einem aus der Barrancowand abgestürzten Block, so daß die ursprüngliche Lage nicht feststellbar ist (Abb 2.3). 2.4. Tisajoyre Hemandez Diaz; Perera Betancort (o.J.: 17) berichten von einer weiteren Fundstelle, die jedoch bis heute nicht publiziert ist. Die Ureinwohner-Siedlung Tisajoyre liegt im Malpais de Arena bei La Oliva. Dort gibt es nach Aussage der Autoren „al menos dos rocas volcanicas tipo pahoe-hoe con cuatro grabados de pies sin dedos y descalzos. Cada roca por separado contiene un par de pies ejecutados con la tecnica del picado y con un surco grueso". 2.5. Zu ergänzen wären weiters Berichte über „Fußabdrücke der Jungfrau", die in der Literatur mehrfach erwähnt werden, ohne daß bisher eine Dokumentation vorliegt. Die Rede ist von einer Fundstelle „EI Pie de la Virgen" im Barranco del Cavadero und einer im Bereich der Kapelle „Nuestra Sefiora des la Pefia" im Barranco de Mal Paso. 3. Podomorphe Darstellungen auf den übrigen Kanarischen Inseln Mit Ausnahme von La Palma und Gomera wurden bisher auf allen übrigen Inseln Fußdarstellungen dokumentiert. Allerdings in sehr geringer Anzahl, keine einzige der Fundstellen ist auch nur annähernd mit dem Tindaya vergleichbar. 3.1. Lanzarote Ulbrich (1991: 68 und Abb. 45 - 52) dokumentiert ca. 25 Fußabdrücke an 4 217 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Fundstellen: Pefia del Conchero 2 Piedra del Majo 17 Casa de los Marqueses 2 Pozo de la Cruz 4 Es handelt sich dabei ausschließlich um stark abstrahierte Umrißdarstellungen, die zum Teil graviert, zum Teil vorpunziert und nachgeschabt wurden. Der überwiegende Teil weist keine Zehen auf (Typ 23 und 24), die Darstellungen mit Zehen verteilen sich auf die Typen 16 bis 18 und 21. 3.2. Hierro Jimenez G6mez (1991: 175) dokumentiert einige Punzierungen von EI Julan, von denen mindestens zwei als Fußdarstellungen deutbar sind. Interessant daran ist, daß sie eine innere Struktur aufweisen, wofür es bisher kein weiteres Beispiel auf den Kanarischen Inseln gibt (Abb. 3.1). 3.3. Gran Canaria Bei Hemandez Diaz/Perera Betancort (o.J.:15) wird der Barranco de Balos als Fundort von podomorphen Darstellungen genannt. Legt man die Monographie von Beltran Martinez (1971) zugrunde, so kommen dafür am ehesten die Paneele IX und XVI in Frage (Abb. 3.2). 3.4. Tenerife Bei Hemandez Diaz/Perera Betancort werden zwei Fundplätze auITenerife zitiert: San Miguel de Abona, Roque de Bento/Valle de San Lorenzo. Tejera Gaspar (1987:25) beschreibt sie als „f iguras rectangulares distribuidas en parejas y en ocasiones con representaci6n de los dedos. Estos grabados estan realizados con tecnica de piqueteado". 4. Parallelen in der übrigen Welt Wenn Cortes V azquez (1987a:30f) im Kapitel „Parallelen" feststellt, daß es Fußdarstellungen im gesamten Nordafrika gäbe, von Nubien bis zur westlichen Sahara und als Beleg 31 Fundstellen aufzählt, so ist das sachlich richtig, aber völlig unzureichend. Natürlich ist es berechtigt, auf der Suche nach Parallelen den ersten Blick auf das benachbarte afrikanische Festland zu richten, alle übrigen Fundregionen der Welt zu ignorieren, ist jedoch eine unzulässige Einschränkung des Blickwinkels. In Wirklichkeit ist das Phänomen der Darstellung von Fußsohlen ein weltweites. Eine lückenlose Erfassung der Verbreitung von Fußdarstellungen 218 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 würde allerdings den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen. Deshalb sei hier nur ein kurzer Überblick geboten. Ausgangspunkt ist mit Sicherheit die frühe Erfahrung des Menschen, daß seine Füße in lockerem, aufgeweichtem Boden Spuren seiner Anwesenheit hinterlassen. Im Lehmboden der Höhle von Niaux (Ariege) sind die Fußabdrücke jugendlicher Menschen aus dem Paläolithikum (Magdalenien) bis heute erhalten geblieben (Leroi-Gourhan 1971: Abb. 776-778). Von dieser Erfahrung führt ein logischer Weg zum bewußten Einsatz als Ausdrucksmittel: der graphischen Darstellung von Fußabdrücken auf den Höhlenwänden. Wir finden die Fußabdrücke aber nicht nur in den steinzeitlichen Höhlen Frankreichs und Spaniens, sondern ebenso auf den Bauten der Megalithkulturen und auf Felsplatten und Steinblöcken in Norddeutschland und Skandinavien. Die unzähligen alpinen Fundstellen reichen von den französischen Meeralpen über das Val Camonica und die Schweiz bis nach Österreich (siehe Priuli 1984). Die frühen Bewohner Nordafrikas und der Sahara haben ebenso Fußdarstellungen hinterlassen wie die Indianerstämme Nordamerikas und die Aborigenes Australiens. Im islamischen Kulturkreis ist die Thematik ebenso bekannt wie auf dem indischen Subkontinent und auf Sri Lanka. Obwohl er nirgends zu den „Ursymbolen" gezählt wird, ist der Fuß dennoch in den unterschiedlichsten Räumen und Zeiten, bei den verschiedensten Kulturen und Religionen als Sinnbild gegenwärtig. 5. Interpretation In den Felsen geritzte oder punzierte Fußsohlen sind mit absoluter Sicherheit mehr als bloße Darstellungen eines menschlichen Körperteils. Die damit verbundene Symbolik ist überaus komplex und vielschichtig. Es soll im folgenden versucht werden, möglichst viele Teilaspekte dieser Symbolik anzusprechen und mit Beispielen zu belegen. Nicht möglich ist in diesem Zusammenhang das konsequente Herausarbeiten des räumlich-zeitlichen Gefüges von Einflußnahme undAusbreitung. Dem Ausgangspunkt dieser Betrachtung entsprechend sollen im wesentlichen nur Darstellungen von Fußabdrücken berücksichtigt werden, eine Trennlinie zur Darstellung von Füßen ist allerdings nicht immer klar zu ziehen. 5.1. Das Stehen und Gehen des Menschen Dieser einfachste Erklärungsansatz geht von der natürlichen Funktion der unteren Gliedmaßen des Menschen aus. Fußdarstellungen können das Stehen (die Anwesenheit) und das Gehen (Wandern, Pilgern, Heimkehren etc.), in einem überhöhten Sinne aber auch das Fortschreiten im Leben ( den Lebensweg) bezeichnen. In der paläolithischen Höhle von La Pasiega (Santander) 219 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 finden wir die älteste bekannte Abbildung eines Fußpaares - mit plumpen Umrissen und angedeuteten Zehen (Abb. 4.1). Földes-Papp (1975:32) meint, daß dieses Fußpaar das Gehen von Menschen ( oder Tieren) versinnbildliche und schließt im konkreten Fall die gewagte Deutung an, hier sollte vor dem Zutritt zu den magischen Wohnstätten der Geister gewarnt werden. Aus dem alten Ägypten, aber auch aus dem Römischen Reich sind an heiligen Stätten zahlreiche Steine mit Fußabdrücken erhalten geblieben, z.B. beim Heiligtum der Isis auf der Nilinsel Philae. Die Bedeutung dieser Steine dürfte über die bloße Dokumentation der Anwesenheit von Pilgern am Wallfahrtsort hinausgehen. Sie könnte sowohl den Wunsch nach glücklicher und gesunder Heimkehr von der Pilgerfahrt (Inschrift: ,,faustos redire"!) als auch den Dank für wiedererlangtes Gehvermögen beinhalten (vgl. Aigremont 1909:3). In diesem Sinne sind wohl auch die Fußabbildungen auf römischen Votivsteinen zu deuten (CIL V I, 1, 829/ CIL V III, 7958 - Abb. 4.2). Biedermann (1985/86:57) meint, daß auch die Fußabdrücke auf Bergen die Anwesenheit auf einem zu Fuß nicht leicht erreichbaren Ort, z.B. einem heiligen Berg, dokumentieren sollten. 5.2. Die Anwesenheit eines Gottes Häufig werden Fußabdrücke oder auch nur ähnlich geformte schalen- und wannenförmige Vertiefungen im Fels als Dokumente der Präsenz übernatürlicher Wesen, mythischer Figuren, Religionsstifter oder Heiliger gedeutet. Ein besonderer Aspekt ist der der Darstellung von Fußabdrücken auf religiösen Bildern im Zusammenhang mit der Himmelfahrt Christi. Anknüpfend an Sacharja 14,4: ,,Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen" wurden besonders in volkstümlichen Darstellungen dieses Motivs unterhalb des in die Wolken entschwebenden Christus seine Fußabdrücke im Boden abgebildet. Die christliche Kirche beschritt in ihrem Umgang mit den uralten, heidnischen Kultstätten mit Fußabdrücken ( oder sonstigen Spursteinen) zwei unterschiedliche Wege. Sie wurden entweder christianisiert, d.h. Christus, Maria oder einem Heiligen zugeschrieben (Maria Rast, Liebfrauenstein, Engelstein, Herrgottstein etc.) und zum Teil sogar in Kapellen oder Kirchen integriert (z.B. in die Kirche „Domine quo vadis" in Rom), oder sie wurden dämonisiert, d.h. mit abschreckenden Attributen besetzt (Teufelsstein, Hexenstein, Götzenstein etc.). 5.3. Tod / Jenseitiges Leben Laut Aigremont (1909: 2f) standen bei den Ägyptern die Füße eines Men- 220 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen in sehr enger Beziehung zu den schwesterlichen Gottheiten Isis und Nephtys, letzterer als Leichengöttin wurden die Fußsohlen der Verstorbenen geweiht. Auch auf megalithischen Bauten sind Fußabdrücke zu f inden, z.B. auf dem berühmten Dolmen von Petit Mont/Morbihan (Abb. 4.3). Lissner (1961:82) vermutet, daß es sich um die Füße des unter dem Tumulus Beerdigten handelt, Niel (1977:236) schließt sich dieser Vermutung an. Am Gattberg bei Powe/Kreis Osnabrück läßt die Lage einer Fußsohlendarstellung inmitten eines Hügelgräberfeldes ebenfalls an einen unmittelbaren Zusammenhang denken (Capelle 1984:46). Noch deutlicher wird dieser Zusammenhang im Falle von Sandalen als Grabbeigaben. Im vordynastischen Ägypten wurden den Verstorbenen Sandalennachbildungen aus Elfenbein mit ins Grab gegeben (Reden 1978: 257), rituelle Sandalen wurden aber auch in megalithischen Gräbern iberischer Siedlungen gefunden (Ulbrich 1990: 62). 5.4. Fruchtbarkeit Die Vorstellung, daß der Fuß den Menschen mit der fruchtbaren mütterlichen Erde verbindet, ist uralt. Wahrscheinlich reicht er bis in die Zeiten matriarchaler Gesellschaftsordnungen zurück. Die Idee der fruchtbarkeitsund segenspendenden Kraft des männlichen Fußes ist sicher erst sekundär. So etwa, wenn in einer Legende von Buddha erzählt wird, daß er sich sofort nach seiner Geburt erhoben habe, sieben Schritte nach Osten gemacht habe, wobei jedem der Schritte eine Blume entsprossen sei (ein Motiv, das weltweit in unzähligen Märchen vorkommt). Oder wenn es von Jahwe in Psalm 65,12 heißt, seine Fußstapfen „triefen vom Fette". Wesentlich verbreiteter ist die primäre Vorstellung von der Kraft des weiblichen Fußes. Unzählige Fußabdrücke göttlicher Frauen auf hohen Felsen oder an Quellen sind vor allem im germanischen Siedlungsraum belegt: die „Mägdetrappen", gewidmet den Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttinnen Holda, Freya, Walpurgis, Verena etc. Tritt man - mit nackten Füßen - in die Fußstapfen der Göttin, so geht deren Segen und Kraft auf einen über, vor allem aber verhilft es zur ersehnten Schwangerschaft. 5.5. Besitzergreifung „Was man mit dem Fuße tritt, ist einem untertan" (Aigremont 1909:5). So wie der auf Menschen gestellte Fuß seit jeher Herrschaft und Unterjochung symbolisiert (vgl. Neumann 1980: Kap. V: Das Hohe und das Niedrige, Symbole und Riten des Triumphs), so gilt dies auch für den auf ein Stück Land 221 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gestellten Fuß: er ist eine Manifestation der Besitzergreifung, ,,der Fuß als Unterschrift" (Priuli 1984:7). Daß solche uralten Traditionen an manchen Stellen der Erde bis in die Gegenwart bewahrt wurden, belegt u.a. Hugot (1976:85) für das nördliche Afrika: ,,Wenn man imTassili n' Ajjer dem Wadi Djerat entlanggeht, stößt man auf seinem linken Ufer auf einen den Tuareg allein bekannten Stein. Hebt man ihn auf, so erkennt man darunter den sorgfältig geölten Abdruck eines menschlichen Fußes. Für die blauen Männer gibt es keinen Zweifel: Es ist dies das Zeichen, das ihr ältester Vorfahre hinterlassen hatte, als er in dieses Land gekommen war. Um zu vermeiden, daß die wertvolle Reliquie verwittert, bestreicht jeder Besucher sie ehrfürchtig mit Öl und setzt wieder den Stein darauf." 5.6. Ort der Rechtsprechung Cortes Vazquez (1987b) beschreibt einen Berg beiAmtoudi (Provinz Goulimine/ Anti-Atlas), den sie wegen seiner zahlreichen Fußdarstellungen für durchaus mit dem Tindaya vergleichbar hält. In der Berbersiedlung am Fuß des Berges erzählt man, daß der Berggipfel in früheren Zeiten ein Ort der Rechtsprechung gewesen sei: ,,EI reo se situaba de pie y otra persona grabada la siluete de sus pies dentro del ritual que acompafiaba a estas manifestaciones." (Cortes Vazquez 1987a: 36). 5. 7. Ort der Reinigung Für Lhote ( zitiert bei Pellicer Catalan et al. 1973/74:44) gibt es als Deutungsvariante der Fußabdrücke in der Spanischen Sahara u.a. auch die Vorstellung der „purificaci6n en sitios de paso determinados, e incluso para librarse de la presencia de seres demoniacos". 5.8. Brauch bei Eheschließungen Diese Interpretation dokumentierte Mindt (1977:230) in Guermessa, einer abgelegenen Bergoase in Südtunesien. Auf einer Bergkuppe über dem Dorf fand er Dutzende von eingemeißelten Fuß- und Sandalendarstellungen (Abb. 5.2). EinAngehöriger des dort ansässigen Halbnomadenstammes der Ghoumrassen gab dazu folgende Erklärung ab: ,,Das ist ein uralter Brauch. Das hier ist ein Felsen, der heilig ist. Wenn Mann und Frau heiraten, kommen sie von allen Oasen hierher und feiern in Guermessa drei Tage und Nächte Hochzeit. Dann gehen sie auf diesen Felsen hinauf und meißeln die Fußabdrücke mit einem Hammer in den Stein, Namen und Datum dazu. Dann feiern sie wieder in Guermessa, insgesamt eine Woche, und dann gehen sie wieder heim in ihre Oase." 222 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 5.9. Symbol der Weltordnung M.E.P. König (1973:326) interpretiert Fußsohlen als symbolische Darstellungen der Weltordnung. Sie bezieht sich dabei aber nur auf die stark generalisierten Darstellungen Skandinaviens, die alle Übergänge zum Ringkreuz kennen, und auf die des Val Camonica, die häufig innere Strukturen in Form von Linienkreuzen und Strichgruppen aufweisen. 5.10. Sinnbild des verflossenen Jahres In ihrem Buch „Felsbilder der Alpen" schreibt Ebers (1980:79): ,,Schuhoder Fußabdrücke gelten als Sinnbilder eines verflossenen Jahres." Nach einem Hinweis von Franz Wollenik stammt diese Interpretation wahrscheinlich von Schmutz-Höbarthen (1959:107): ,,Zwei Schuhe, als Nachgestaltung von Füßen ohne Zehen - Sinnbilder eines verflossenen Jahres." Auch Wirth (1980: 100) kennt diese nordisch-germanische Tradition: ,,Sonst wird der Jahrgang des Himmels- und Erden-Sohnes mit der Sonne mit dem üblichen Symbol der nordischen Megalithreligion, zwei Fußabdrücke, -sohlen oder auch einem Fußabdruck, einer Fußsohle als Frühjahrs-, Lenzsymbol wiedergegeben." 5.11. Sonnenkult Im Zusammenhang mit den zahlreichen Fußdarstellungen der Landschaft Haute Maurienne (Savoie) haben einige Autoren die Hypothese aufgestellt, daß es sich dabei um einen Sonnenkult handle. Sie gingen dabei von der Annahme aus, daß die Mehrzahl der Füße zur aufgehenden Sonne hin orientiert sei. Laut Nelh (1980:25) kann diese Behauptung keiner statistischen Analyse standhalten, die Ausrichtungen sind in Wirklichkeit „tres diferentes et, a premiere vue, anarchiques". Nelh glaubt eher an eine Art Höhen- (Gipfel-) Kult (Abb. 7.1) Im Falle der podomorphen Darstellungen des Tindaya darf diese Deutungsvariante aufgrund der Ergebnisse der Fundortanalyse allerdings nicht ausgeschlossen werden. H.-J. Ulbrich (1991: 19) hat zu dieser Interpretation in seinem Buch über die lanzarotischen Felsbilder ein interessantes Argument beigetragen: "Die Ureinwohner bezeichneten sowohl ihre Fußbekleidung (Fellschuhe), als auch sich selbst 'maho' oder 'majo' (kastilianisiert majorero ). Die Seelen der Verstorbenen wurden 'mahio' genannt. Hier scheint ein Bedeutungskomplex vorzuliegen, der neben dem ethnischen Selbstverständnis auch weite Teile des Religiösen umfaßte. Möglicherweise läßt sich auch eine linguistische und kultische Verbindung zu dem altkanarischen Wort 'magec' oder 'majec' für Sonne herstellen." 223 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 5.12. Initiation Die eben genannten französischen Fußdarstellungen weisen bei einer Streuung von 16 bis 27 Zentimeter häufig Längen von 21 bis 22 Zentimeter auf, das entspricht einer Schuhgröße von etwa 34 - 35 (Nelh 1980:26). Von dieser Beobachtung ausgehend, haben sich einigeAutoren die Frage gestellt, ob man als Urheber generell einen besonders kleinen Menschentyp annehmen sollte, oder ob es sich um die Füße von Kindern und Jugendlichen handle. Letztere Annahme ließe einen Zusammenhang mit Initiationsriten denkbar erscheinen. Interessanterweise ist genau diese Hypothese auch schon über die Fußabdrücke in Höhlen mit paläolithischen Kunstwerken (z.B. Niaux) geäußert worden. Leroi-Gourhan (1971:408) zeigt sich dieser Auslegung gegenüber reserviert, indem er sie als ebenso unbeweisbar wie unwiderlegbar bezeichnet. Damit ist ein allgemeines Dilemma angesprochen, das auch für viele der anderen Interpretationsansätze gilt. 5.13. Regenkult Cortes Vazquez (1987a:34) erwähnt, daß einige Autoren die Fuß-Punzierungen des Tindaya als „lugares de ubicaci6n de un sacerdote y un faycän, para efectuar ritos de atracci6n al agua" interpretieren. Für diese Deutung gibt es weltweit keinen vergleichbaren Ansatz. 5.14. Brujeria Ein Zusammenhang der kanarischen Fußbilder mit der „brujeria" drängt sich insofern auf, als zwei der Fundstellen podomorpher Petroglyphen im Volksmund mit „Hexen" in Zusammenhang gebracht werden. Die Fundstelle „Pefia del Conchero" auf Lanzarote zählt zu einem Gebiet, das im Volksmund auch „Llano de las Brujas" genannt wird (Le6n Hernandez et al. 1982: 90); über den Tindaya gibt es mehrere Legenden, die von „hexerischen" Aktivitäten berichten (Domingo Baez 1982: 35, 46, 55, 66). AufTenerife konnte Garcia Barbuzano (1981) tatsächlich magische Praktiken dokumentieren, die noch in diesem Jahrhundert ausgeübt wurden und im Zusammenhang mit Fußsohlen stehen. Das „ritual del drago" wurde von Dofia Eloisa Exp6sito Mendoza (1887-1980) bzw. ihrem Bruder Don Crist6bal praktiziert und sollte gegen „hernia" (Bruch) helfen. Ort der Handlung war ein Kreuzungspunkt von vier Wegen in der Nähe der Finca de San Diego bei La Laguna. Die Ortsansässigen sagen, daß sich an dieser Stelle früher die Hexen zu ihren Zeremonien getrofen hätten. Das Ritual beginnt damit, daß sich der Patient bei Sonnenaufgang (!) vor einen Drachenbaum stellt und die Sohle eines Fußes gegen den Baumstamm preßt. Der Heiler ritzt mit einem Messer die Umrisse des Fußes in die Rinde. 224 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Schließt sich dieser Schnitt während eines Jahres, so wird der Patient geheilt. Bleibt er ofen, so muß der Vorgang im folgenden Jahr wiederholt werden (Abb. 5.3). Die Anleitung zu diesem Ritual erhielt Don Crist6bal nach eigenen Aussagen im Jahre 1917 aus Cuba, es wäre aber durchaus denkbar, daß es dorthin über kanarische Auswanderer gelangte. 6. Datierung Sehr vage Datierungen europäischer Fundstellen mit podomorphen Darstellungen reichen vom Neolithikum (Haute Maurienne) über die Bronzezeit (Portugal, Skandinavien) bis zur Eisenzeit (Val Camonica). Davon sind natürlich keinerlei Rückschlüsse auf die kanarischen Funde zulässig. Seriöserweise kann bisher keine Datierung vorgenommen werden, es wurden auch in der Literatur kaum diesbezügliche Vermutungen geäußert. Eines ist allerdings unumstritten: die Zugehörigkeit zur Kultur der Ureinwohner vor der Conquista. Ein Indiz in dieser Richtung sind die Keramik-Funde im unmittelbaren Bereich der Punzierungen. 7. Schlußbemerkung Innerhalb der bislang kleinen Gruppe von Fundorten mit Fußdarstellungen auf den Kanarischen Inseln stellt der Tindaya eine absolute Sonderrolle dar. Das Phänomen, daß innerhalb einer großen Felsbildregion (Kanarische Inseln) verstreuten Einzelfunden eine Fundstelle von überragender Bedeutung gegenübersteht, ist aber auch in anderen Regionen der Welt zu beobachten. Während podomorphe Darstellungen in den meisten französischen Fundregionen zu den seltenen Formen gehören, zählt man in der Region Haute Maurienne 332 Vorkommen, davon allein auf dem Felsen von Lanslevillard/ Pisselerand 82! (Mitteilung von Chr. Wagneur/GERSAR). In kleinerem Ausmaß gilt dies auch für den Schuhfelsen bei Lembach/Bas Rhin mit 19 Fußabdrücken. Auch in Nordafrika stehen zahlreichen Streufunden beachtliche Agglomerationen gegenüber, z.B. der Felsen vonAmtoudi/Marokko mit 56 Fußabdrücken. Betrachtet man die Thematik global, so bietet sich - wie wir gesehen haben - eine erstaunliche Vielfalt von Erklärungsmustern an. Welches davon tatsächlich auf den Tindaya zutrift, ist äußerst schwer zu entscheiden. Leider liefern uns weder mündliche noch schriftliche Tradition dafür eine Hilfestellung. Dennoch sollen die genannten Deutungsversuche nicht alle gleichwertig nebeneinander stehen. Die Thesen „Besitzergreifung", ,,Rechtsprechung", ,,Reinigung", ,,Weltordnung", ,,Sinnbild eines Jahres" und „Regenkult" scheinen mir am allerwenigsten belegbar zu sein. 225 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Daß die Ureinwohner mit dem Tindaya die Vorstellung eines heiligen Berges verbanden, ist gut denkbar. Ebenso plausibel ist eine Verknüpfung mit solaren Aspekten, da der weitaus überwiegende Teil der Füße in Richtung Sonnenaufgang zeigt. Nichts berechtigt allerdings zu der Annahme, daß sie in Prozessionen zum Gipfel anstiegen, angeführt vomfaycan, und dort auf einem Altar opferten (siehe Carrefio Fuentes). Die Autoren von Reisehandbüchern freilich wissen noch genauer Bescheid. Während Verdonk (1990: 82) noch vorsichtig schreibt, daß die „Guanchen" ihren Göttern Opfer dargebracht haben, weiß Lipps (1994:53) von Tieropfern und Rochford (1989: 38) von der Schlachtung junger Ziegen zu berichten. Solche Vorstellungen gehören in den Bereich der Fiktion, was nicht heißen soll, daß sie nicht der Realität entsprochen haben könnten. Aber weder für Prozessionen noch für einen Altar gibt es den geringsten Hinweis. Auch ein Zusammenhang mit dem Teide aufTenerife, wie er von manchen Autoren (u.a. von Cortes Vazquez 1987a: 35) vermutet wird, erscheint mir zu konstruiert. Die immer wieder angesprochene Sichtverbindung gibt es tatsächlich nur an wenigen Tagen des Jahres ( die Distanz beträgt etwa 250 Kilometer!), auch eine deutliche Präferenz der Himmelsrichtung, in der derTeide vom Tindaya aus gesehen liegt, kann nicht beobachtet werden. Bedenklich ist, daß in mehreren Reisehandbüchern bereits auf die Fußdarstellungen hingewiesen wird. Die meisten nennen nur recht allgemein „Zeugnisse der altkanarischen Kultur", Reifenberger (1992: 223) erwähnt ,,über 100 in den Fels geklopfte und geschlifene Fußumrisse", Lipps (1994: 53) ,,über 1000 (!) prähistorische Felsgravuren". Tatsächlich wird derTindaya alljährlich von zahlreichen Touristen bestiegen, aber eher wegen seiner markanten Gestalt und wegen des lohnenden Ausblicks. Gottseidank steigen die Touristen bislang achtlos über die Punzierungen hinweg ohne sie zu registrieren, noch gibt es keine organisierten Führungen. In anderer Form haben die Fußdarstellungen desTindaya allerdings bereits Einzug in den Komplex der Tourismus-Wirtschaft gehalten: als erster Ansatz zu einer Vermarktung kanarischer Petroglyphen. Ein Bekleidungsgeschäft in Corralejo benutzt die Fußabdrücke als Logo für ihre Produkte: die als „primitive inscriptions" deklarierten Füße verzieren Aufkleber, Einkaufstaschen, TShirts und Pullover. Ohne Zweifel nur ein winziger Teilaspekt der immer aktueller werdenden Frage nach den Möglichkeiten einer Vermarktung der altkanarischen Kultur (siehe Marschik 1994). 226 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Literatur: Aigremont (1909): Fuß-und Schuh-Symbolik und -Erotik.- Leipzig Baez, D. (1982): Cuentos de Bruja de Fuerteventura Beitran Martinez, A. (1971): Los grabados del barranco de Balos.- Las Palmas de Gran Canaria Biedermann, H. (1985/86): Zur Urgeschichte der Elementarzeichen.- Jahrbuch der GE.FE.BI., Graz, 52 - 59 Capelle, T. (1984): Norddeutsche Felsbilder.- Hildesheim Carrefio Fuentes, P. (1979): Los petroglifos de Tindaya.- Aguayro No. 109, Las Palmas de Gran Canaria, 10 - 11 CastroAlfin, D. (1987): Los petroglifos deTindaya.- I Jornadas de historia de Fuerteventura y Lanzarote, tomo II, Puerto del Rosario, 295 - 322 Cortes Vazquez, M. (1987a): Los petroglifos podomorfos de Montafia Tindaya (Fuerteventura): caracteristicas formales y significaci6n.- I Jornadas de historia de Fuerteventura y Lanzarote, tomo II, Puerto del Rosario, 13 - 63 Cortes V azquez, M. (1987b ): Los petroglifos de Amtoudi (Goulimine-Marruecos ).- Actas del XVIII Congreso Nacional de Arqueologia 1985, Zaragoza, 115-151 Ebers, E.; Wollenik, F. (1980): Felsbilder der Alpen.-Hallein Földes-Papp, K. (1975): Vom Felsbild zum Alphabet.-Bayreuth Garcia Barbuzano, D. (1981): Practicas y creencias de una santiguadora Canaria.- La Laguna Gualeni, T.C. ( o.J. ): La riserva naturale delle incisioni rupestri di Ceto, Combergo e Paspardo.- Centro Camuno di Studi Preistorici Hernandez Diaz, 1.; Perera Betancort, M.A. (o.J.): Los grabados rupestres de la Isla de Fuerteventura.- Puerto del Rosario Hernandez Perez, M.S.; Martin Socas, D. (1980): Nueva aportaci6n a la prehistoria de Fuerteventura. Los grabados rupestres de la Montafia de Tindaya.- Revista de Historia Canaria, No. 172, La Laguna, 13 - 41 Hugot, H.J.; Bruggmann, H. (1976): Zehntausend Jahre Sahara.- München/Luzern Jimenez G6mez, M. de la Cruz (1991): Magia y ritual en la prehistoria de EI Hierro.- Tabona VII, La Laguna, 159 -178 König, M.E.P. (1973): Am Anfang der Kultur.- Berlin Leroi-Gourhan, A. (1971): Prähistorische Kunst.-Freiburg Lipps, S. (1994): Fuerteventura.- München Lissner, 1. (1961): Die Rätsel der großen Kulturen.- Freiburg Marschik, M. (1994): Der atlantische Mythos. 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(1980): Europäische Urreligion und die Externsteine.- Wien Beschreibung der Abbildungen: Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4.1: Abb. 4.2: Abb. 4.3: Abb. 5.1: Abb. 5.2: Abb. 5.3: Abb. 6: Abb. 7.1: Abb. 7.2: S. 229-234: s. 235-236: S. 237-256: 228 Typologie podomorpher Darstellungen (siehe S. 215) Podomorphe Darstellungen der Fundplätze Castillejo Alto (2.1), Majada de Ja Higueras (2.2) und Barranco de Tinojay (2.3), Fuerteventura Podomorphe Darstellungen von EI Julan / Hierro (3 .1) und Barranco de Balos / Gran Canaria (3.2) La Pasiega / Santander (Spanien) CIL V III, 7958 (Algerien) Petit Mont / Morbihan, Bretagne (Frankreich) Leyad / ehern. Spanische Sahara Guermessa (Tunesien) Ritual del drago Podomorphe Darstellungen in Schweden (6.1/6.2), Karelien (6.3) und Norwegen (6.4) Pierre aux pieds de Pisselerand / Haute Maurienne (Frankreich) Foppe di Nadro / Val Camonica (Alpen, Italien) Fußabbildungen von Fuerteventura (neben jenen der Mfia. Tindaya) und andere internationale Beispiele (Abb. 2-7) Lagepläne der Fußabbildungen der Mfia. Tindaya (Fuerteventura) Dokumentation der Fußabbildungen der Mfia. Tindaya (Nr. 1-69) © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 2 1 2 3 229 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb.3 230 0 - 5 --=- 2 XVI IX © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 4 ' ' 2 7958 tabula marmorea alta m. 0,36, lata m. 0,38, litteris c. 3. Philippeville in museo. pedes euntis pede, redeunti8 DAC'L. AVG. SAC PADII/IVS • FELIX V• S • L • A 3 231 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 5 2 3 232 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 6 3 4 233 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb.7 •• " •f .l , · fff •.• . • _,., 1 . . ... 234 • • • •• 1 '·. . , ..: ·." ., ·'w"·. ·.. · . . " ' . . . .. . ·. r,, t . .;.,; ,:,,, • • n : . " 11: ;: t\ · '' . ... " . IJ; , ,;' i" r• • \11 . . , ,,:., . (, . ,,n ; ·. •. ,, . ll . .. - \ ···· • l • • 2 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ' ' ' ®\ ' ®@@)@ ' ' @\ ' @\ ' \@) ' ' ' @ ® @ ' ' ' '(:. \ 0. ' i:'"' ' / t ir' \ \ ' .p \ ' e'© '@ @) @ ' ' ( z ' ' ' ' ' ' '(:. \ .{• ' <. Y1 t, :r; ' \ \ ,'• \ ' ' ' ' e ' 0 ' ' ' ' ' ' ' (§ \ 8, ' 235 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 N \,μ MONTANA TINDAYA Lageplan der Fundstellen 2: Gipfel ..... ... '@ .... @. ' 4 .. .. I, ,, @,,' @ ,, , , lrr1 ,, GJPFELMULDE ; I \ RINNE I ®\ .. ... ,. .. ..... 10m © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. 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Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Die podomorphen Darstellungen unter den Felsbildern Fuerteventuras |
Autor principal | Pichler, Werner |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 27 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1996 |
Páginas | pp. 207-256 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias ; Fuerteventura |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 1967672 Bytes |
Texto | Almogaren XXVII / 1996 Hallein 1996 207 - 256 W emer Pichler Die podomorphen Darstellungen unter den Felsbildern Fuerteventuras 1. Tindaya Die Montafia Tindaya (28°35'42" n.B./13°58'30" w.L.) liegt im Gemeindegebiet von La Oliva unmittelbar nördlich des Ortes Tindaya. Sie erhebt sich als überaus markanter Berg aus den Llanos de Esquinzo, wobei die Besonderheit weniger auf ihrer Höhe (nur 401 m) als auf ihrem geologischen Aufbau beruht: Es handelt sich um die stark erodierten Überreste einerTrachytkuppel, die sich in Form und Farbe deutlich von den umgebenden Hügeln abhebt. 1.1. Forschungsgeschichte Die Entdeckung der Petroglyphen des Tindaya datiert in die 70er Jahre und ist nicht unumstritten. Ihre Aufindung ist damit relativ spät erfolgt, berücksichtigt man die Attraktivität des Berges und die Vielzahl der Petroglyphen an Stellen, die beim Besteigen des Berges passiert werden. Erklärbar ist das nur durch den hohen Verwitterungsgrad der Darstellungen und die intensive Bedeckung mit Flechten. Über die Entdeckung selbst gibt es zwei Versionen. Hemandez Perez; Martin Socas (1980:14) schreiben, daß sie im Dezember 1978 von E. Dominguez über die Existenz der Petroglyphen informiert worden seien, daß als eigentlicher Entdecker aber C. Vera zu betrachten sei. Demgegenüber schreibt Carrefio Fuentes (1979:10), daß er die Petroglyphen des Tindaya schon im Mai 1973 entdeckt, sich aber erst wieder 1978 anläßlich der Lektüre einer Publikation von Dr. Beltran daran erinnert habe. Daraufhin habe am 3. Februar 1979 zusammen mit Martinez Encinas die erste wissenschaftliche Begehung stattgefunden. Wie dem auch sei, fest steht, daß Carrefio Fuentes die für Fuerteventura doch sensationelle Entdeckung in einem kurzen Artikel in der Zeitschrift Aguayro (März 1979) erstmals der Öfentlichkeit vorstellt. Carrefio Fuentes äußert sich darin nicht über die Anzahl der gefundenen Paneele, erwähnt aber im Absatz „estructura de los grabados" neben den Fußdarstellungen einen Phallus, zwei Eier und zwei durch einen Kreis verbundene Füße. Die Gipfel- 207 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 fläche beschreibt er folgendermaßen: ,,Esta planicie de unos 25 metros cuadrados de extensi6n esta totalmente repleta de inscripciones. En ella se encuentra un efequen o altar que los aborigenes solian rociar con leche de cabra, quando realizaban sus actos rituales. En medio de la piedra esta grabado un circulo que se asemeja al disco solar" (1979:11). Keiner dieser Funde ist durch ein Foto oder eine Zeichnung dokumentiert. Es ist auch keinem der zahlreichen Forscher, die sich seither mit dem Tindaya beschäftigt haben, gelungen, diese Funde zu verifizieren. U.a. stellt das Naranjo Rodriguez in einem Aguayro-Artikel vom Oktober 1981 fest, in dem er schreibt, daß diese Funde „no existen o hay que hacer un gran esfuerzo imaginativo para verlos". Den ersten Versuch einer wissenschaftlichen Dokumentation unternehmen im Jahre 1980 Hemandez Perez und Martin Socas. Sie dokumentieren 17 Paneele in Wort und Bild und vermeinen drei Typen von Darstellungen unterscheiden zu können. Sieben Jahre später erscheinen im Band II der I. Jornadas de historia de Fuerteventura y Lanzarote drei verschiedene Beiträge, die sich mit der Montafia Tindaya befassen. Tejera Gaspar und Gonzalez Anton widmen sich im Kapitel „lugares de culto" ihres Beitrages „Las manifestaciones religiosas de los aborigenes de Fuerteventura" im wesentlichen dem Tindaya, wobei sie die bisherigen Forschungsergebnisse zusammenfassen und die zeichnerische Dokumentation von Hemandez Perez und Martin Socas anfügen. Castro Alfin erwähnt in seinem Beitrag „Los petroglifos des Tindaya" die Existenz von „mehr als 20 Paneelen", wovon er allerdings nur 10 durch Fotos dokumentiert. Die bislang umfangreichste Arbeit liefert Cortes V azquez (1987a) mit ihrem Beitrag „Los petroglifos podomorfos de Montafia Tindaya". Auf 48 Seiten bietet sie neben einer zeichnerischen Dokumentation von 36 Paneelen statistische Auswertungen der Gruppierungen, Fußgrößen, Anbringungstechnik, Strichbreite, Orientierung, stilistische Unterschiede etc. Die Dokumentation besticht auf den ersten Blick durch die Genauigkeit des Zahlenmaterials: Die Höhe der Fundstellen und die Abstände einzelner Fundstellen werden auf 1 Zentimeter genau, die Ergebnisse der statistischen Auswertungen auf hundertstel Prozent genau angegeben. Auf einen zweiten Blick wird klar, daß es sich hier um jene Pseudogenauigkeit handelt, die Walter Krämer in seinem Buch „So lügt man mit Statistik" anprangert (1991:13f). Welchen Sinn hat es wirklich, die Abstände von Paneelen, die sich sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen über mehrere Dezimeter erstrecken, mit 1 Zentimeter Genauigkeit anzuge- 208 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ben?. Welchen Sinn hat die Angabe, daß es sich bei 24,49 % der Darstellungen um rechte Füße handelt, wenn gleichzeitig konzediert wird, daß sich die Hälfte der Darstellungen nicht in diesem Sinne (rechts/links) identifizieren läßt? Welchen Sinn hat die Angabe, es gäbe 2,86 Punzierungen pro Paneel, wenn die Berechnung auf der völlig unzulänglichen Basis von 36 Paneelen beruht und damit auch mehrere zu diesem Zeitpunkt schon publizierte Paneele nicht enthält? Darüber hinaus muß dieser Dokumentation vorgeworfen werden, daß leicht eruierbare Fakten wie die geographische Lage des Berges nach Längen- und Breitengraden oder die Orientierung der Paneele falsch angegeben werden. Insgesamt kann also festgestellt werden, daß trotz zahlreicher Publikationen bisher keine verläßliche Dokumentation der Petroglyphen des Tindaya vorliegt. In aller Deutlichkeit sei hier betont, daß auch die vorliegende Arbeit keinen Anspruch auf Perfektion erhebt. Es ist durchaus möglich, daß in den nächsten Jahren noch weitere Paneele gefunden werden. Im Verlaufe meiner Dokumentationsarbeiten, die sich - verteilt auf mehrere Jahre - über etwa 14 Tage erstreckten, ist eine weitere Problematik deutlich geworden. Von den zehn ( oder mehr?) Fundstellen, die sich auf losen Felsblöcken in der Mulde südöstlich des Gipfels befanden, konnte 1992 nur noch eine aufgefunden werden. Daß die Funde nicht der Phantasie der Autorin Cortes V azquez entsprangen, ist durch mehrere Fotos aus den 80er Jahren belegt. Die Fotos geben die Fundstellen leider aus zu großer Entfernung und aus ungünstigen Blickwinkeln wieder, sodaß sie für eine zeichnerische Darstellung nicht herangezogen werden können. Diese Paneele werden daher in der vorliegenden Arbeit so wiedergegeben, wie sie Cortes Vazquez gezeichnet hat, ohne die Gewähr für ihr tatsächliches Aussehen geben zu können. Die spannende Frage dahinter war aber einige Zeit lang die, wie es zum Verschwinden dieser Felsblöcke kommen konnte. Ein Abtransport mit konventionellen Mitteln (Menschen- oder Tierkraft) ist aufgrund des Geländes und des Gewichtes der Objekte völlig undenkbar. EinAbtransport mit modernen technischen Mitteln (z.B. Hubschrauber) ist technisch denkbar, aber aus mehreren Gründen schwer vorstellbar. Daß das Wasser - und nur dieses Element kommt in Frage - schon wenige Meter unterhalb des Gipfels derartige Kräfte entwickeln kann, um gut im Boden verankerte Blöcke von mehreren Tonnen Gewicht in Richtung Tal zu bewegen, das schien mir lange Zeit nicht glaubhaft. Es waren auch im Gelände keinerlei Spuren einer derartigen „Naturkatastrophe" erkennbar. Im Jänner 1994 konnte ich dann aber nach einwöchigen heftigen Stürmen und Regenfällen tatsächlich beobachten, daß weitere Felsblöcke aus der Mulde unterhalb des Gipfels verschwunden waren, dies- 209 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 mal unter Zurücklassung deutlicher Rutschspuren und Beschädigungen der Vegetation. Ein Abstieg durch die steile und glatte Gipfelrinne brachte die endgültige Bestätigung. Etwa 30 Meter unterhalb der Mulde fand ich das Bruchstück eines abgestürzten Blockes mit einem Teil einer Fußdarstellung (Paneel 53). Dieser Felsblock wird bei folgenden Unwettern mit großer Wahrscheinlichkeit weiter in Richtung Tal abstürzen. Die Suche nach Bruchstücken von punzierten Blöcken am unteren Ende der Rinne erbrachte kein Ergebnis: Die Blöcke sind hier ofensichtlich schon zu stark zerbrochen, um Punzierungen noch entdecken zu können. 1.2. Dokumentation In die folgende Dokumentation wurden alle derzeit bekannten Paneele der Montafia Tindaya aufgenommen. Der weitaus überwiegende Teil der Darstellungen ist tatsächlich unschwer als podomorph zu identifizieren. Die wenigen übrigen können entweder als unfertig (6, 7, 8 etc.), als fragmentarisch (10, 19, 25 etc.) oder als überaus plumpe, ungeschickte Versuche (17, 23) interpretiert werden. Nur Paneel 2 bildet hier eine Ausnahme: es sieht aus wie eine Übungsstelle für Punzieren. Die Abzeichnungen der Paneele 1 - 53 basieren auf eigener Dokumentationsarbeit. Die verschwundenen Paneele 54, 55 und 58 - 65 wurden nach Cortes Vazquez (1987) dargestellt, Größenangaben waren nicht möglich, da sie im Original nicht ablesbar sind. Die verschwundenen Paneele 56 und 57 wurden nach eigenen Fotos abgebildet, für die leider ebenfalls keine Größenangaben vorliegen. Die Zeichnung des Paneels 66 stammt von Castro Alfin (1987), die der Paneele 67 - 69 von Hemandez Perez/Martin Socas (1980). Felsstrukturen (Risse, Absplitterungen) wurden nur dort zeichnerisch dargestellt, wo die Punzierungen davon betrofen sind. Die bei jedem Paneel angegebene Längeneinheit entspricht 10 Zentimeter. 1.3. Parallelisierung der Fundstellen Pichler Cortes V azauez Castro Alfin Hemandez Perez 1 17 2 3 4 1/4 14 5 36 1/3 13 6 7 8 1/2 12 9 35 10 10 34 9 210 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 11 33 12 13 32 14 31 8 15 30 7 16 17 5 18 6 19 29 20 15 1/5 21 18 11/6 2 17 11/2 23 24 22 11/1 25 26 21 27 20 28 29 23 11/3 4 e---lQ. 24 3 31 25 32 6 33 34 35 28 36 27 37 26 38 39 40 41 42 43 4 45 46 47 48 1 2 49 2 so 3 1 51 5 52 4 11/4 53 54 19 55 16 56 57 58 14 59 13 60 7 61 8 62 9 63 12 64 10 65 11 66 11/5 67 11 68 15 69 16 211 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Anmerkung: Die Paneele 54 - 65 sind verschollen, die Paneele 67 - 69 konnten trotz intensiver Suche nicht gefunden werden. 1.4.Auswertung der Fundumstände In den meisten Publikationen über den Tindaya wurden die näheren Fundumstände kaum einer Untersuchung gewürdigt. Das liegt daran, daß es sich zum Teil nur um kurze Zeitschriftenaufsätze handelt (Carrefio Fuentes 1979, Naranjo Rodriguez 1981), zum Teil nur um Kapitel innerhalb umfassenderer T hemen (Tejera Gaspar; Gonzalez Anton 1987). Wo Ansätze einer Auswertung vorliegen, sind die Ergebnisse aus heutiger Sicht überholt, da nur eine sehr geringe Zahl von Paneelen untersucht wurde: Hernandez Perez; Martin Socas 1980: 17 Paneele, Castro Alfin 1987: ca. 20 Paneele. Eine Ausnahme davon macht einzig und allein Cortes Väzquez (1987a), deren Ergebnisse in die folgende Untersuchung vergleichend einbezogen werden sollen. Verteilung: Insgesamt konnten bisher auf dem Tindaya etwa 220 Fußabdrücke auf 69 Paneelen dokumentiert werden. Es dominieren ganz klar paarweise abgebildete Füße, gefolgt von Vierergruppen und einzelnen Füßen. Am seltensten sind ungerade Zahlen (3,5), die zumindest zum Teil durch einen fragmentarischen Erhaltungszustand erklärbar sind. Die Angabe von Cortes Vazquez, daß mehr als die Hälfte der Fundstellen auf horizontalen Flächen zu finden ist, ist irreführend. Exakt horizontal ist kein einziges Paneel. Ganz klar überwiegend sind flach geneigte Felsplatten (10° - 20°), nur 7 Paneele finden sich auf sehr steilen bzw. senkrechten Felspartien. Legt man den einigermaßen rekonstruierbaren Zustand der 70er Jahre zugrunde, so war damals etwa ein Fünftel der Paneele auf losen Felsblöcken zu finden. Anzahl der Füße Häufigkeit 1 18 % 2 41 % 3 3% 4 23 % 5 3% mehr als 5 10% Dimensionen: Von den Fußsohlendarstellungen auf die Fuß- bzw. Körpergröße der Urheber zu schließen, ist aus mehreren Gründen problematisch. Einerseits ist nicht 212 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 bewiesen, daß die Schöpfer der Punzierungen darauf Wert legten, ihre Fußgröße realistisch wiederzugeben. Andererseits ist bei den vielen Darstellungen ohne Zehen nicht feststellbar, ob damit die volle Fußlänge (incl. Zehen) gemeint ist oder nicht. Fast alle Darstellungen des Tindaya weisen eine Maximallänge von 17 bis 25 Zentimeter auf. Sie sind damit durchaus vergleichbar mit Fußdarstellungen anderer Regionen (Val Camonica; 16 - 21 Zentimeter, Frankreich: 17 - 23 Zentimeter). Extreme Größen knapp über 30 Zentimeter Länge sind absolute Ausnahmen. Technik: Die Fußdarstellungen des Tindaya sind fast ausschließlich Punzierungen. Die wenigenAusnahmefälle (Paneel 8) sind gut als sehr viel jüngere Nachahmungen erklärbar. Die von Cortes V azquez genannte Zahl von 96 % Umrißdarstellungen muß auf 82 % korrigiert werden, die restlichen 18 % der Füße wurden flächig in den Fels gearbeitet. Die weit fortgeschrittene Verwitterung und der starke Flechtenbewuchs machen exakte Angaben über die Art der verwendeten Werkzeuge unmöglich. Nach dem heutigen Aussehen der Punzierungen erscheint der Einsatz von Steinwerkzeugen wahrscheinlicher. Zehen: Ein beträchtlicher Teil der Fußdarstellungen präsentiert sich ohne Zehen (bei Cortes Vazquez 40 %, nach meinen Untersuchungen 60 %). Isoliert gesehen wären diese Darstellungen nur sehr schwer als Fußsohlen zu identifizieren, im Kontext des gesamten Fundortes sollte diese Zuordnung ovaler oder rechteckiger Umrisse bzw. Flächen dennoch unumstritten sein. In manchen Fällen sind die Zehen aufgrund des hohen Verwitterungs grades nur noch zu erahnen bzw. zu ertasten. Zur Anzahl der Zehen: Wenn Zehen gezeichnet wurden, so sind dies in der überwiegenden Mehrzahl fünf. Die wenigen Beispiele mit drei oder vier Zehen sind so schlecht erhalten, daß ihnen nicht Absicht und Bedeutung unterstellt werden kann, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit fragmentarische Erhaltung vorliegt. Es gibt allerdings auch etwa vier Fußdarstellungen mit sechs Zehen, die mit Absicht so dargestellt sein könnten. Orientierung: Dieser Teilaspekt der Fundortbeschreibung hat aus begreiflichen Gründen bisher am meisten Interesse erweckt, ist er doch für einige Interpretationsansätze durchaus entscheidend. Die bisherigen Ergebnisse sind widersprüch- 213 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lieh: Carrefio Fuentes registriert sowohl eine Ausrichtung nach Süden (Schutz vor den Passatwinden) als auch eine nach Norden (Schutz vor der Mittagssonne) . Castro Alfin glaubt, eine Bevorzugung der NW-Richtung erkennen zu können und Cortes Väzquez eine solche der SO-Richtung. Das Hauptproblem dieser Aussagen liegt aber darin, daß in keinem einzigen Fall erklärt wird, welche Art der Ausrichtung im konkreten gemeint ist: die Himmelsrichtung, in die die Felsfläche geneigt ist oder die Himmelsrichtung, in die die Füße weisen ( d.h. in die man blickt, wenn man sich auf die Fußabdrücke stellt). In diese Untersuchung können logischerweise nur jene Füße einbezogen werden, bei denen mit ausreichender Sicherheit vorn e und hinten unterschieden werden kann. In dieser Diferenzierung ergibt die Analyse ein klares Bild: Während über zwei Drittel der Paneele in die NO-Richtung weisen, orientiert sich eine fast gleich große Anzahl der Füße nach SW. Betrachtet man diese Orientierung noch etwas genauer, so erhärten sich die Indizien für die Vermutung, daß der Ausrichtung doch ein generelles Muster zugrunde liegt: 93 % der auswertbaren Paneele liegen mit ihrer Orientierung in der Bandbreite von NO bis SO, 82 % der auswertbaren Füße verweisen in die Richtung SW bis W. Totale Ausreißer wären dadurch erklärbar, daß einzelne Darstellungen als bloße Nachahmungen zu verstehen sind, wobei den Urhebern der generelle Plan nicht bekannt war. Stil: Im Gegensatz zu anderen Autoren bin ich der Meinung, daß es sich bei den Punzierungen desTindaya ausschließlich um podomorphe Darstellungen handelt, wen auch z.T. um sehr fragmentarische, z.T. um sehr plumpe. Einzig und allein auf den Paneelen 24 und 50 sind davon abweichende, lineare Darstellungen erkennbar. In den bisher erschienenen Veröfentlichungen wurden folgende Typologien vorgeschlagen: Hernändez & Martin: 1) netzartige geometrische Figuren 2) Umrisse des menschlichen Fußes 3) rechteckige und ovoide Figuren Cortes Väzquez: 1) rechteckig 2) trapezoid 3) rund Diese Gliederungsvorschläge sprechen nur beliebige Teilaspekte des graphischen Erscheinungsbildes an. Deshalb erscheint es mir angebracht, eine umfassende Typologie podomorpher Darstellungen anzubieten, die eine klare Strukturierung nach signifikanten Stilelementen aufweist (Abb. 1). 214 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Fläche U mriU 1 13 C ' G C .c 0 .c C,i 2 ü 14 "' f - ·- C - C "' ·- - - CM) i.. 3 15 u C C C .c = N 18 .c 4 5 6 16 17 . - ·e 1 ' 1 0 V 0 ;. 7 8 9 19 20 21 1 ..... ..... 11111 11111 II 111 - ' 1 0 V D C .c C C,i "' ·- CM) i. - 10 1 1 12 22 23 24 . e = - ' 1 0 V D = - l:)Jl r,:, C C .c .c N 25 26 27 . = .c 9 ö 0 = - - ·s oval trapezoid rechteckig oval trapezoid rechteckig Abb.1 215 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Wendet man diese Typologie auf die konkreten Funde des Tindaya an, so ergibt sich ein recht deutliches Bild: • Besonders auffällig ist das völlige Fehlen realistischer Fußformen (1-3/13- 15) sowie solcher mit innerer Struktur (25-27). • Über die Hälfte der Darstellungen entfällt auf den Teilbereich der besonders stark abstrahierten Formen: geometrisch/ohne Zehen (10-12/22-24). • Am zweithäufigsten sind Umrißdarstellungen mit Zehen (ca. 36 %). Im Gegensatz zu Cortes Vazquez (1987a: 37 - "realismo mas claro") vermag ich also keine realistischen Fußdarstellungen zu erkennen, sondern nur verschiedene Stufen der Schematisierung. Cortes V azquez glaubt, aus den stilistischen Unterschieden einen chronologischen Ablauf in folgenden Phasen ablesen zu können: • Naturalismus • Hyper-Naturalismus: flächige Form • Übergangsphase: trapezoide Form • Größte Schematisierung: rechteckige Form. Abgesehen davon, daß nicht bewiesen ist, daß hier eine Entwicklung vom Naturalismus zur Schematisierung und nicht umgekehrt vorliegt, wäre auch denkbar, daß die stilistischen Unterschiede auf verschiedene Urheber zurückzuführen sind. Kontext: W ährend es in anderen Fundregionen recht auffällige Assoziierungen von Fußdarstellungen mit anderen Petroglyphen gibt (z.B. in Frankreich Näpfchen und Schalen, in Skandinavien Radkreuze, in Italien Hüttenformen, Tiere und Wafen), konnte auf den Kanarischen Inseln bisher nichts Derartiges festgestellt werden. In keinem einzigen Fall ist eine bewußte Verknüpfung mit einer anderen Thematik anzunehmen. 2. Weitere Fundstellen auf Fuerteventura 2.1. Castillejo Alto Diese Fundstelle liegt auf der Halbinsel Jandia wenige Meter unter dem markanten Gipfel des Castillejo Alto (560 m). Das Fußpaar befindet sich im unteren Teil einer senkrechten Felswand, die von zahlreichen linearen Ritzungen bedeckt ist. Überlagerungen beweisen, daß die Punzierung der Füße jünger ist als die Ritzungen. Auffällig ist die unrealistisch schlanke Form der Fußabdrücke und die plumpe Darstellung der Zehen. Die Punzierung besteht aus relativ großen, gleichmäßigen Vertiefungen, was für die Verwendung eines Metallwerkzeuges spricht. Es gibt also mehrere Indizien für ein relativ geringes Alter dieser Punzierung (Abb. 2.1). 216 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 2.2. Majada de la Higueras Diese Fundstelle liegt im Betancuria-Massiv westlich der alten Hauptstadt und unweit des Gran Barranco. Wieder ist es eine grobe Umrißpunzierung, diesmal aber ohne Zehen. Die Vertiefungen sind von sehr unterschiedlicher Größe, was auf ein Steinwerkzeug schließen läßt. Das Fußpaar ist in eine mäßig geneigte Felsplatte eingearbeitet, der rechte Fuß ist durch die besonders starke Verwitterung nur noch zu erahnen (Abb. 2.2). 2.3. Barranco de Tinojay Bei der Auswertung der Fotos der unzähligen Ritzungen im Barranco de Tinojay fand sich - überlagert von einer netzartigen Darstellung - die Punzierung eines einzelnen Fußabdruckes. Die Umrißzeichnung mit Zehen erweckt aufgrund ihrer ungleichmäßigen Vertiefungen den Eindruck, als sei sie mit Steinwerkzeugen gefertigt worden. Die Darstellung präsentiert sich heute auf einer senkrechten Felsfläche, jedoch auf einem aus der Barrancowand abgestürzten Block, so daß die ursprüngliche Lage nicht feststellbar ist (Abb 2.3). 2.4. Tisajoyre Hemandez Diaz; Perera Betancort (o.J.: 17) berichten von einer weiteren Fundstelle, die jedoch bis heute nicht publiziert ist. Die Ureinwohner-Siedlung Tisajoyre liegt im Malpais de Arena bei La Oliva. Dort gibt es nach Aussage der Autoren „al menos dos rocas volcanicas tipo pahoe-hoe con cuatro grabados de pies sin dedos y descalzos. Cada roca por separado contiene un par de pies ejecutados con la tecnica del picado y con un surco grueso". 2.5. Zu ergänzen wären weiters Berichte über „Fußabdrücke der Jungfrau", die in der Literatur mehrfach erwähnt werden, ohne daß bisher eine Dokumentation vorliegt. Die Rede ist von einer Fundstelle „EI Pie de la Virgen" im Barranco del Cavadero und einer im Bereich der Kapelle „Nuestra Sefiora des la Pefia" im Barranco de Mal Paso. 3. Podomorphe Darstellungen auf den übrigen Kanarischen Inseln Mit Ausnahme von La Palma und Gomera wurden bisher auf allen übrigen Inseln Fußdarstellungen dokumentiert. Allerdings in sehr geringer Anzahl, keine einzige der Fundstellen ist auch nur annähernd mit dem Tindaya vergleichbar. 3.1. Lanzarote Ulbrich (1991: 68 und Abb. 45 - 52) dokumentiert ca. 25 Fußabdrücke an 4 217 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Fundstellen: Pefia del Conchero 2 Piedra del Majo 17 Casa de los Marqueses 2 Pozo de la Cruz 4 Es handelt sich dabei ausschließlich um stark abstrahierte Umrißdarstellungen, die zum Teil graviert, zum Teil vorpunziert und nachgeschabt wurden. Der überwiegende Teil weist keine Zehen auf (Typ 23 und 24), die Darstellungen mit Zehen verteilen sich auf die Typen 16 bis 18 und 21. 3.2. Hierro Jimenez G6mez (1991: 175) dokumentiert einige Punzierungen von EI Julan, von denen mindestens zwei als Fußdarstellungen deutbar sind. Interessant daran ist, daß sie eine innere Struktur aufweisen, wofür es bisher kein weiteres Beispiel auf den Kanarischen Inseln gibt (Abb. 3.1). 3.3. Gran Canaria Bei Hemandez Diaz/Perera Betancort (o.J.:15) wird der Barranco de Balos als Fundort von podomorphen Darstellungen genannt. Legt man die Monographie von Beltran Martinez (1971) zugrunde, so kommen dafür am ehesten die Paneele IX und XVI in Frage (Abb. 3.2). 3.4. Tenerife Bei Hemandez Diaz/Perera Betancort werden zwei Fundplätze auITenerife zitiert: San Miguel de Abona, Roque de Bento/Valle de San Lorenzo. Tejera Gaspar (1987:25) beschreibt sie als „f iguras rectangulares distribuidas en parejas y en ocasiones con representaci6n de los dedos. Estos grabados estan realizados con tecnica de piqueteado". 4. Parallelen in der übrigen Welt Wenn Cortes V azquez (1987a:30f) im Kapitel „Parallelen" feststellt, daß es Fußdarstellungen im gesamten Nordafrika gäbe, von Nubien bis zur westlichen Sahara und als Beleg 31 Fundstellen aufzählt, so ist das sachlich richtig, aber völlig unzureichend. Natürlich ist es berechtigt, auf der Suche nach Parallelen den ersten Blick auf das benachbarte afrikanische Festland zu richten, alle übrigen Fundregionen der Welt zu ignorieren, ist jedoch eine unzulässige Einschränkung des Blickwinkels. In Wirklichkeit ist das Phänomen der Darstellung von Fußsohlen ein weltweites. Eine lückenlose Erfassung der Verbreitung von Fußdarstellungen 218 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 würde allerdings den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen. Deshalb sei hier nur ein kurzer Überblick geboten. Ausgangspunkt ist mit Sicherheit die frühe Erfahrung des Menschen, daß seine Füße in lockerem, aufgeweichtem Boden Spuren seiner Anwesenheit hinterlassen. Im Lehmboden der Höhle von Niaux (Ariege) sind die Fußabdrücke jugendlicher Menschen aus dem Paläolithikum (Magdalenien) bis heute erhalten geblieben (Leroi-Gourhan 1971: Abb. 776-778). Von dieser Erfahrung führt ein logischer Weg zum bewußten Einsatz als Ausdrucksmittel: der graphischen Darstellung von Fußabdrücken auf den Höhlenwänden. Wir finden die Fußabdrücke aber nicht nur in den steinzeitlichen Höhlen Frankreichs und Spaniens, sondern ebenso auf den Bauten der Megalithkulturen und auf Felsplatten und Steinblöcken in Norddeutschland und Skandinavien. Die unzähligen alpinen Fundstellen reichen von den französischen Meeralpen über das Val Camonica und die Schweiz bis nach Österreich (siehe Priuli 1984). Die frühen Bewohner Nordafrikas und der Sahara haben ebenso Fußdarstellungen hinterlassen wie die Indianerstämme Nordamerikas und die Aborigenes Australiens. Im islamischen Kulturkreis ist die Thematik ebenso bekannt wie auf dem indischen Subkontinent und auf Sri Lanka. Obwohl er nirgends zu den „Ursymbolen" gezählt wird, ist der Fuß dennoch in den unterschiedlichsten Räumen und Zeiten, bei den verschiedensten Kulturen und Religionen als Sinnbild gegenwärtig. 5. Interpretation In den Felsen geritzte oder punzierte Fußsohlen sind mit absoluter Sicherheit mehr als bloße Darstellungen eines menschlichen Körperteils. Die damit verbundene Symbolik ist überaus komplex und vielschichtig. Es soll im folgenden versucht werden, möglichst viele Teilaspekte dieser Symbolik anzusprechen und mit Beispielen zu belegen. Nicht möglich ist in diesem Zusammenhang das konsequente Herausarbeiten des räumlich-zeitlichen Gefüges von Einflußnahme undAusbreitung. Dem Ausgangspunkt dieser Betrachtung entsprechend sollen im wesentlichen nur Darstellungen von Fußabdrücken berücksichtigt werden, eine Trennlinie zur Darstellung von Füßen ist allerdings nicht immer klar zu ziehen. 5.1. Das Stehen und Gehen des Menschen Dieser einfachste Erklärungsansatz geht von der natürlichen Funktion der unteren Gliedmaßen des Menschen aus. Fußdarstellungen können das Stehen (die Anwesenheit) und das Gehen (Wandern, Pilgern, Heimkehren etc.), in einem überhöhten Sinne aber auch das Fortschreiten im Leben ( den Lebensweg) bezeichnen. In der paläolithischen Höhle von La Pasiega (Santander) 219 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 finden wir die älteste bekannte Abbildung eines Fußpaares - mit plumpen Umrissen und angedeuteten Zehen (Abb. 4.1). Földes-Papp (1975:32) meint, daß dieses Fußpaar das Gehen von Menschen ( oder Tieren) versinnbildliche und schließt im konkreten Fall die gewagte Deutung an, hier sollte vor dem Zutritt zu den magischen Wohnstätten der Geister gewarnt werden. Aus dem alten Ägypten, aber auch aus dem Römischen Reich sind an heiligen Stätten zahlreiche Steine mit Fußabdrücken erhalten geblieben, z.B. beim Heiligtum der Isis auf der Nilinsel Philae. Die Bedeutung dieser Steine dürfte über die bloße Dokumentation der Anwesenheit von Pilgern am Wallfahrtsort hinausgehen. Sie könnte sowohl den Wunsch nach glücklicher und gesunder Heimkehr von der Pilgerfahrt (Inschrift: ,,faustos redire"!) als auch den Dank für wiedererlangtes Gehvermögen beinhalten (vgl. Aigremont 1909:3). In diesem Sinne sind wohl auch die Fußabbildungen auf römischen Votivsteinen zu deuten (CIL V I, 1, 829/ CIL V III, 7958 - Abb. 4.2). Biedermann (1985/86:57) meint, daß auch die Fußabdrücke auf Bergen die Anwesenheit auf einem zu Fuß nicht leicht erreichbaren Ort, z.B. einem heiligen Berg, dokumentieren sollten. 5.2. Die Anwesenheit eines Gottes Häufig werden Fußabdrücke oder auch nur ähnlich geformte schalen- und wannenförmige Vertiefungen im Fels als Dokumente der Präsenz übernatürlicher Wesen, mythischer Figuren, Religionsstifter oder Heiliger gedeutet. Ein besonderer Aspekt ist der der Darstellung von Fußabdrücken auf religiösen Bildern im Zusammenhang mit der Himmelfahrt Christi. Anknüpfend an Sacharja 14,4: ,,Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen" wurden besonders in volkstümlichen Darstellungen dieses Motivs unterhalb des in die Wolken entschwebenden Christus seine Fußabdrücke im Boden abgebildet. Die christliche Kirche beschritt in ihrem Umgang mit den uralten, heidnischen Kultstätten mit Fußabdrücken ( oder sonstigen Spursteinen) zwei unterschiedliche Wege. Sie wurden entweder christianisiert, d.h. Christus, Maria oder einem Heiligen zugeschrieben (Maria Rast, Liebfrauenstein, Engelstein, Herrgottstein etc.) und zum Teil sogar in Kapellen oder Kirchen integriert (z.B. in die Kirche „Domine quo vadis" in Rom), oder sie wurden dämonisiert, d.h. mit abschreckenden Attributen besetzt (Teufelsstein, Hexenstein, Götzenstein etc.). 5.3. Tod / Jenseitiges Leben Laut Aigremont (1909: 2f) standen bei den Ägyptern die Füße eines Men- 220 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sehen in sehr enger Beziehung zu den schwesterlichen Gottheiten Isis und Nephtys, letzterer als Leichengöttin wurden die Fußsohlen der Verstorbenen geweiht. Auch auf megalithischen Bauten sind Fußabdrücke zu f inden, z.B. auf dem berühmten Dolmen von Petit Mont/Morbihan (Abb. 4.3). Lissner (1961:82) vermutet, daß es sich um die Füße des unter dem Tumulus Beerdigten handelt, Niel (1977:236) schließt sich dieser Vermutung an. Am Gattberg bei Powe/Kreis Osnabrück läßt die Lage einer Fußsohlendarstellung inmitten eines Hügelgräberfeldes ebenfalls an einen unmittelbaren Zusammenhang denken (Capelle 1984:46). Noch deutlicher wird dieser Zusammenhang im Falle von Sandalen als Grabbeigaben. Im vordynastischen Ägypten wurden den Verstorbenen Sandalennachbildungen aus Elfenbein mit ins Grab gegeben (Reden 1978: 257), rituelle Sandalen wurden aber auch in megalithischen Gräbern iberischer Siedlungen gefunden (Ulbrich 1990: 62). 5.4. Fruchtbarkeit Die Vorstellung, daß der Fuß den Menschen mit der fruchtbaren mütterlichen Erde verbindet, ist uralt. Wahrscheinlich reicht er bis in die Zeiten matriarchaler Gesellschaftsordnungen zurück. Die Idee der fruchtbarkeitsund segenspendenden Kraft des männlichen Fußes ist sicher erst sekundär. So etwa, wenn in einer Legende von Buddha erzählt wird, daß er sich sofort nach seiner Geburt erhoben habe, sieben Schritte nach Osten gemacht habe, wobei jedem der Schritte eine Blume entsprossen sei (ein Motiv, das weltweit in unzähligen Märchen vorkommt). Oder wenn es von Jahwe in Psalm 65,12 heißt, seine Fußstapfen „triefen vom Fette". Wesentlich verbreiteter ist die primäre Vorstellung von der Kraft des weiblichen Fußes. Unzählige Fußabdrücke göttlicher Frauen auf hohen Felsen oder an Quellen sind vor allem im germanischen Siedlungsraum belegt: die „Mägdetrappen", gewidmet den Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttinnen Holda, Freya, Walpurgis, Verena etc. Tritt man - mit nackten Füßen - in die Fußstapfen der Göttin, so geht deren Segen und Kraft auf einen über, vor allem aber verhilft es zur ersehnten Schwangerschaft. 5.5. Besitzergreifung „Was man mit dem Fuße tritt, ist einem untertan" (Aigremont 1909:5). So wie der auf Menschen gestellte Fuß seit jeher Herrschaft und Unterjochung symbolisiert (vgl. Neumann 1980: Kap. V: Das Hohe und das Niedrige, Symbole und Riten des Triumphs), so gilt dies auch für den auf ein Stück Land 221 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gestellten Fuß: er ist eine Manifestation der Besitzergreifung, ,,der Fuß als Unterschrift" (Priuli 1984:7). Daß solche uralten Traditionen an manchen Stellen der Erde bis in die Gegenwart bewahrt wurden, belegt u.a. Hugot (1976:85) für das nördliche Afrika: ,,Wenn man imTassili n' Ajjer dem Wadi Djerat entlanggeht, stößt man auf seinem linken Ufer auf einen den Tuareg allein bekannten Stein. Hebt man ihn auf, so erkennt man darunter den sorgfältig geölten Abdruck eines menschlichen Fußes. Für die blauen Männer gibt es keinen Zweifel: Es ist dies das Zeichen, das ihr ältester Vorfahre hinterlassen hatte, als er in dieses Land gekommen war. Um zu vermeiden, daß die wertvolle Reliquie verwittert, bestreicht jeder Besucher sie ehrfürchtig mit Öl und setzt wieder den Stein darauf." 5.6. Ort der Rechtsprechung Cortes Vazquez (1987b) beschreibt einen Berg beiAmtoudi (Provinz Goulimine/ Anti-Atlas), den sie wegen seiner zahlreichen Fußdarstellungen für durchaus mit dem Tindaya vergleichbar hält. In der Berbersiedlung am Fuß des Berges erzählt man, daß der Berggipfel in früheren Zeiten ein Ort der Rechtsprechung gewesen sei: ,,EI reo se situaba de pie y otra persona grabada la siluete de sus pies dentro del ritual que acompafiaba a estas manifestaciones." (Cortes Vazquez 1987a: 36). 5. 7. Ort der Reinigung Für Lhote ( zitiert bei Pellicer Catalan et al. 1973/74:44) gibt es als Deutungsvariante der Fußabdrücke in der Spanischen Sahara u.a. auch die Vorstellung der „purificaci6n en sitios de paso determinados, e incluso para librarse de la presencia de seres demoniacos". 5.8. Brauch bei Eheschließungen Diese Interpretation dokumentierte Mindt (1977:230) in Guermessa, einer abgelegenen Bergoase in Südtunesien. Auf einer Bergkuppe über dem Dorf fand er Dutzende von eingemeißelten Fuß- und Sandalendarstellungen (Abb. 5.2). EinAngehöriger des dort ansässigen Halbnomadenstammes der Ghoumrassen gab dazu folgende Erklärung ab: ,,Das ist ein uralter Brauch. Das hier ist ein Felsen, der heilig ist. Wenn Mann und Frau heiraten, kommen sie von allen Oasen hierher und feiern in Guermessa drei Tage und Nächte Hochzeit. Dann gehen sie auf diesen Felsen hinauf und meißeln die Fußabdrücke mit einem Hammer in den Stein, Namen und Datum dazu. Dann feiern sie wieder in Guermessa, insgesamt eine Woche, und dann gehen sie wieder heim in ihre Oase." 222 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 5.9. Symbol der Weltordnung M.E.P. König (1973:326) interpretiert Fußsohlen als symbolische Darstellungen der Weltordnung. Sie bezieht sich dabei aber nur auf die stark generalisierten Darstellungen Skandinaviens, die alle Übergänge zum Ringkreuz kennen, und auf die des Val Camonica, die häufig innere Strukturen in Form von Linienkreuzen und Strichgruppen aufweisen. 5.10. Sinnbild des verflossenen Jahres In ihrem Buch „Felsbilder der Alpen" schreibt Ebers (1980:79): ,,Schuhoder Fußabdrücke gelten als Sinnbilder eines verflossenen Jahres." Nach einem Hinweis von Franz Wollenik stammt diese Interpretation wahrscheinlich von Schmutz-Höbarthen (1959:107): ,,Zwei Schuhe, als Nachgestaltung von Füßen ohne Zehen - Sinnbilder eines verflossenen Jahres." Auch Wirth (1980: 100) kennt diese nordisch-germanische Tradition: ,,Sonst wird der Jahrgang des Himmels- und Erden-Sohnes mit der Sonne mit dem üblichen Symbol der nordischen Megalithreligion, zwei Fußabdrücke, -sohlen oder auch einem Fußabdruck, einer Fußsohle als Frühjahrs-, Lenzsymbol wiedergegeben." 5.11. Sonnenkult Im Zusammenhang mit den zahlreichen Fußdarstellungen der Landschaft Haute Maurienne (Savoie) haben einige Autoren die Hypothese aufgestellt, daß es sich dabei um einen Sonnenkult handle. Sie gingen dabei von der Annahme aus, daß die Mehrzahl der Füße zur aufgehenden Sonne hin orientiert sei. Laut Nelh (1980:25) kann diese Behauptung keiner statistischen Analyse standhalten, die Ausrichtungen sind in Wirklichkeit „tres diferentes et, a premiere vue, anarchiques". Nelh glaubt eher an eine Art Höhen- (Gipfel-) Kult (Abb. 7.1) Im Falle der podomorphen Darstellungen des Tindaya darf diese Deutungsvariante aufgrund der Ergebnisse der Fundortanalyse allerdings nicht ausgeschlossen werden. H.-J. Ulbrich (1991: 19) hat zu dieser Interpretation in seinem Buch über die lanzarotischen Felsbilder ein interessantes Argument beigetragen: "Die Ureinwohner bezeichneten sowohl ihre Fußbekleidung (Fellschuhe), als auch sich selbst 'maho' oder 'majo' (kastilianisiert majorero ). Die Seelen der Verstorbenen wurden 'mahio' genannt. Hier scheint ein Bedeutungskomplex vorzuliegen, der neben dem ethnischen Selbstverständnis auch weite Teile des Religiösen umfaßte. Möglicherweise läßt sich auch eine linguistische und kultische Verbindung zu dem altkanarischen Wort 'magec' oder 'majec' für Sonne herstellen." 223 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 5.12. Initiation Die eben genannten französischen Fußdarstellungen weisen bei einer Streuung von 16 bis 27 Zentimeter häufig Längen von 21 bis 22 Zentimeter auf, das entspricht einer Schuhgröße von etwa 34 - 35 (Nelh 1980:26). Von dieser Beobachtung ausgehend, haben sich einigeAutoren die Frage gestellt, ob man als Urheber generell einen besonders kleinen Menschentyp annehmen sollte, oder ob es sich um die Füße von Kindern und Jugendlichen handle. Letztere Annahme ließe einen Zusammenhang mit Initiationsriten denkbar erscheinen. Interessanterweise ist genau diese Hypothese auch schon über die Fußabdrücke in Höhlen mit paläolithischen Kunstwerken (z.B. Niaux) geäußert worden. Leroi-Gourhan (1971:408) zeigt sich dieser Auslegung gegenüber reserviert, indem er sie als ebenso unbeweisbar wie unwiderlegbar bezeichnet. Damit ist ein allgemeines Dilemma angesprochen, das auch für viele der anderen Interpretationsansätze gilt. 5.13. Regenkult Cortes Vazquez (1987a:34) erwähnt, daß einige Autoren die Fuß-Punzierungen des Tindaya als „lugares de ubicaci6n de un sacerdote y un faycän, para efectuar ritos de atracci6n al agua" interpretieren. Für diese Deutung gibt es weltweit keinen vergleichbaren Ansatz. 5.14. Brujeria Ein Zusammenhang der kanarischen Fußbilder mit der „brujeria" drängt sich insofern auf, als zwei der Fundstellen podomorpher Petroglyphen im Volksmund mit „Hexen" in Zusammenhang gebracht werden. Die Fundstelle „Pefia del Conchero" auf Lanzarote zählt zu einem Gebiet, das im Volksmund auch „Llano de las Brujas" genannt wird (Le6n Hernandez et al. 1982: 90); über den Tindaya gibt es mehrere Legenden, die von „hexerischen" Aktivitäten berichten (Domingo Baez 1982: 35, 46, 55, 66). AufTenerife konnte Garcia Barbuzano (1981) tatsächlich magische Praktiken dokumentieren, die noch in diesem Jahrhundert ausgeübt wurden und im Zusammenhang mit Fußsohlen stehen. Das „ritual del drago" wurde von Dofia Eloisa Exp6sito Mendoza (1887-1980) bzw. ihrem Bruder Don Crist6bal praktiziert und sollte gegen „hernia" (Bruch) helfen. Ort der Handlung war ein Kreuzungspunkt von vier Wegen in der Nähe der Finca de San Diego bei La Laguna. Die Ortsansässigen sagen, daß sich an dieser Stelle früher die Hexen zu ihren Zeremonien getrofen hätten. Das Ritual beginnt damit, daß sich der Patient bei Sonnenaufgang (!) vor einen Drachenbaum stellt und die Sohle eines Fußes gegen den Baumstamm preßt. Der Heiler ritzt mit einem Messer die Umrisse des Fußes in die Rinde. 224 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Schließt sich dieser Schnitt während eines Jahres, so wird der Patient geheilt. Bleibt er ofen, so muß der Vorgang im folgenden Jahr wiederholt werden (Abb. 5.3). Die Anleitung zu diesem Ritual erhielt Don Crist6bal nach eigenen Aussagen im Jahre 1917 aus Cuba, es wäre aber durchaus denkbar, daß es dorthin über kanarische Auswanderer gelangte. 6. Datierung Sehr vage Datierungen europäischer Fundstellen mit podomorphen Darstellungen reichen vom Neolithikum (Haute Maurienne) über die Bronzezeit (Portugal, Skandinavien) bis zur Eisenzeit (Val Camonica). Davon sind natürlich keinerlei Rückschlüsse auf die kanarischen Funde zulässig. Seriöserweise kann bisher keine Datierung vorgenommen werden, es wurden auch in der Literatur kaum diesbezügliche Vermutungen geäußert. Eines ist allerdings unumstritten: die Zugehörigkeit zur Kultur der Ureinwohner vor der Conquista. Ein Indiz in dieser Richtung sind die Keramik-Funde im unmittelbaren Bereich der Punzierungen. 7. Schlußbemerkung Innerhalb der bislang kleinen Gruppe von Fundorten mit Fußdarstellungen auf den Kanarischen Inseln stellt der Tindaya eine absolute Sonderrolle dar. Das Phänomen, daß innerhalb einer großen Felsbildregion (Kanarische Inseln) verstreuten Einzelfunden eine Fundstelle von überragender Bedeutung gegenübersteht, ist aber auch in anderen Regionen der Welt zu beobachten. Während podomorphe Darstellungen in den meisten französischen Fundregionen zu den seltenen Formen gehören, zählt man in der Region Haute Maurienne 332 Vorkommen, davon allein auf dem Felsen von Lanslevillard/ Pisselerand 82! (Mitteilung von Chr. Wagneur/GERSAR). In kleinerem Ausmaß gilt dies auch für den Schuhfelsen bei Lembach/Bas Rhin mit 19 Fußabdrücken. Auch in Nordafrika stehen zahlreichen Streufunden beachtliche Agglomerationen gegenüber, z.B. der Felsen vonAmtoudi/Marokko mit 56 Fußabdrücken. Betrachtet man die Thematik global, so bietet sich - wie wir gesehen haben - eine erstaunliche Vielfalt von Erklärungsmustern an. Welches davon tatsächlich auf den Tindaya zutrift, ist äußerst schwer zu entscheiden. Leider liefern uns weder mündliche noch schriftliche Tradition dafür eine Hilfestellung. Dennoch sollen die genannten Deutungsversuche nicht alle gleichwertig nebeneinander stehen. Die Thesen „Besitzergreifung", ,,Rechtsprechung", ,,Reinigung", ,,Weltordnung", ,,Sinnbild eines Jahres" und „Regenkult" scheinen mir am allerwenigsten belegbar zu sein. 225 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Daß die Ureinwohner mit dem Tindaya die Vorstellung eines heiligen Berges verbanden, ist gut denkbar. Ebenso plausibel ist eine Verknüpfung mit solaren Aspekten, da der weitaus überwiegende Teil der Füße in Richtung Sonnenaufgang zeigt. Nichts berechtigt allerdings zu der Annahme, daß sie in Prozessionen zum Gipfel anstiegen, angeführt vomfaycan, und dort auf einem Altar opferten (siehe Carrefio Fuentes). Die Autoren von Reisehandbüchern freilich wissen noch genauer Bescheid. Während Verdonk (1990: 82) noch vorsichtig schreibt, daß die „Guanchen" ihren Göttern Opfer dargebracht haben, weiß Lipps (1994:53) von Tieropfern und Rochford (1989: 38) von der Schlachtung junger Ziegen zu berichten. Solche Vorstellungen gehören in den Bereich der Fiktion, was nicht heißen soll, daß sie nicht der Realität entsprochen haben könnten. Aber weder für Prozessionen noch für einen Altar gibt es den geringsten Hinweis. Auch ein Zusammenhang mit dem Teide aufTenerife, wie er von manchen Autoren (u.a. von Cortes Vazquez 1987a: 35) vermutet wird, erscheint mir zu konstruiert. Die immer wieder angesprochene Sichtverbindung gibt es tatsächlich nur an wenigen Tagen des Jahres ( die Distanz beträgt etwa 250 Kilometer!), auch eine deutliche Präferenz der Himmelsrichtung, in der derTeide vom Tindaya aus gesehen liegt, kann nicht beobachtet werden. Bedenklich ist, daß in mehreren Reisehandbüchern bereits auf die Fußdarstellungen hingewiesen wird. Die meisten nennen nur recht allgemein „Zeugnisse der altkanarischen Kultur", Reifenberger (1992: 223) erwähnt ,,über 100 in den Fels geklopfte und geschlifene Fußumrisse", Lipps (1994: 53) ,,über 1000 (!) prähistorische Felsgravuren". Tatsächlich wird derTindaya alljährlich von zahlreichen Touristen bestiegen, aber eher wegen seiner markanten Gestalt und wegen des lohnenden Ausblicks. Gottseidank steigen die Touristen bislang achtlos über die Punzierungen hinweg ohne sie zu registrieren, noch gibt es keine organisierten Führungen. In anderer Form haben die Fußdarstellungen desTindaya allerdings bereits Einzug in den Komplex der Tourismus-Wirtschaft gehalten: als erster Ansatz zu einer Vermarktung kanarischer Petroglyphen. Ein Bekleidungsgeschäft in Corralejo benutzt die Fußabdrücke als Logo für ihre Produkte: die als „primitive inscriptions" deklarierten Füße verzieren Aufkleber, Einkaufstaschen, TShirts und Pullover. Ohne Zweifel nur ein winziger Teilaspekt der immer aktueller werdenden Frage nach den Möglichkeiten einer Vermarktung der altkanarischen Kultur (siehe Marschik 1994). 226 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Literatur: Aigremont (1909): Fuß-und Schuh-Symbolik und -Erotik.- Leipzig Baez, D. (1982): Cuentos de Bruja de Fuerteventura Beitran Martinez, A. (1971): Los grabados del barranco de Balos.- Las Palmas de Gran Canaria Biedermann, H. (1985/86): Zur Urgeschichte der Elementarzeichen.- Jahrbuch der GE.FE.BI., Graz, 52 - 59 Capelle, T. (1984): Norddeutsche Felsbilder.- Hildesheim Carrefio Fuentes, P. (1979): Los petroglifos de Tindaya.- Aguayro No. 109, Las Palmas de Gran Canaria, 10 - 11 CastroAlfin, D. (1987): Los petroglifos deTindaya.- I Jornadas de historia de Fuerteventura y Lanzarote, tomo II, Puerto del Rosario, 295 - 322 Cortes Vazquez, M. (1987a): Los petroglifos podomorfos de Montafia Tindaya (Fuerteventura): caracteristicas formales y significaci6n.- I Jornadas de historia de Fuerteventura y Lanzarote, tomo II, Puerto del Rosario, 13 - 63 Cortes V azquez, M. (1987b ): Los petroglifos de Amtoudi (Goulimine-Marruecos ).- Actas del XVIII Congreso Nacional de Arqueologia 1985, Zaragoza, 115-151 Ebers, E.; Wollenik, F. (1980): Felsbilder der Alpen.-Hallein Földes-Papp, K. (1975): Vom Felsbild zum Alphabet.-Bayreuth Garcia Barbuzano, D. (1981): Practicas y creencias de una santiguadora Canaria.- La Laguna Gualeni, T.C. 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(1980): Europäische Urreligion und die Externsteine.- Wien Beschreibung der Abbildungen: Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4.1: Abb. 4.2: Abb. 4.3: Abb. 5.1: Abb. 5.2: Abb. 5.3: Abb. 6: Abb. 7.1: Abb. 7.2: S. 229-234: s. 235-236: S. 237-256: 228 Typologie podomorpher Darstellungen (siehe S. 215) Podomorphe Darstellungen der Fundplätze Castillejo Alto (2.1), Majada de Ja Higueras (2.2) und Barranco de Tinojay (2.3), Fuerteventura Podomorphe Darstellungen von EI Julan / Hierro (3 .1) und Barranco de Balos / Gran Canaria (3.2) La Pasiega / Santander (Spanien) CIL V III, 7958 (Algerien) Petit Mont / Morbihan, Bretagne (Frankreich) Leyad / ehern. Spanische Sahara Guermessa (Tunesien) Ritual del drago Podomorphe Darstellungen in Schweden (6.1/6.2), Karelien (6.3) und Norwegen (6.4) Pierre aux pieds de Pisselerand / Haute Maurienne (Frankreich) Foppe di Nadro / Val Camonica (Alpen, Italien) Fußabbildungen von Fuerteventura (neben jenen der Mfia. Tindaya) und andere internationale Beispiele (Abb. 2-7) Lagepläne der Fußabbildungen der Mfia. Tindaya (Fuerteventura) Dokumentation der Fußabbildungen der Mfia. Tindaya (Nr. 1-69) © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 2 1 2 3 229 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb.3 230 0 - 5 --=- 2 XVI IX © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 4 ' ' 2 7958 tabula marmorea alta m. 0,36, lata m. 0,38, litteris c. 3. Philippeville in museo. pedes euntis pede, redeunti8 DAC'L. AVG. SAC PADII/IVS • FELIX V• S • L • A 3 231 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 5 2 3 232 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb. 6 3 4 233 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Abb.7 •• " •f .l , · fff •.• . • _,., 1 . . ... 234 • • • •• 1 '·. . , ..: ·." ., ·'w"·. ·.. · . . " ' . . . .. . ·. r,, t . .;.,; ,:,,, • • n : . " 11: ;: t\ · '' . ... " . IJ; , ,;' i" r• • \11 . . , ,,:., . (, . ,,n ; ·. •. ,, . ll . .. - \ ···· • l • • 2 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ' ' ' ®\ ' ®@@)@ ' ' @\ ' @\ ' \@) ' ' ' @ ® @ ' ' ' '(:. \ 0. ' i:'"' ' / t ir' \ \ ' .p \ ' e'© '@ @) @ ' ' ( z ' ' ' ' ' ' '(:. \ .{• ' <. Y1 t, :r; ' \ \ ,'• \ ' ' ' ' e ' 0 ' ' ' ' ' ' ' (§ \ 8, ' 235 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 N \,μ MONTANA TINDAYA Lageplan der Fundstellen 2: Gipfel ..... ... '@ .... @. ' 4 .. .. I, ,, @,,' @ ,, , , lrr1 ,, GJPFELMULDE ; I \ RINNE I ®\ .. ... ,. .. ..... 10m © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 •. • •• tf' . , . • • •• • t/A ••• G)I I .. - .l..• ,:•: •:\••·.. . - J . . .. . .... . . . ,. .. . ..: : t, - , ... ., .. .... .. 237 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 @ 238 ® (J) ® .J © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ® 239 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 •••• ® • •••• @ 240 . ' •••... , .. .. t .. © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 @ ® , .... •···· 241 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 @ @ 242 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 @ @ @ 243 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ••••• 244 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ' 1 @ ...... @ 245 © Del documento, los autores. 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