Herbert NOW AK, Hallein
NEUE FELSBILDST ATIONEN IN DER SPANISCHEN SAHARA
Der hier vorliegende Bericht soll einen überblick (siehe Kartenskizzen) über die
Ergebnisse der im August 1975 durchgeführten Forschungsfahrt in die Spanische
Sahara geben. Da bei der derzeitigen politischen Situation dieses Gebietes, das 1976
von Spanien abgegeben werden soll, sich nicht abschätzen läßt, wann und ob weitere
Fahrten gestartet werden können, wird diese resümierende Darstellung mit praktischen
Erfahrungen, wie sie bereits in unserem Felsbilderband (NOWAK/ORTNER,
197 5) festgehalten wurden, ergänzt. Die nun im August 197 5 durchgeführte
Forschungsfahrt, deren Mittel der Fond zur Förderung der Wissenschaftlichen
Forschung in Wien großzügigst bereitstellte, wurde sowohl zu einem klimatisch wie
auch politisch wenig günstigen Zeitpunkt durchgeführt. Es muß hervorgehoben
werden, daß trotz aller zuhause geschaffenen Voraussetzungen zu einem Gelingen
der Forschungsfahrt diese ohne das großzügige Mitwirken der spanischen Behörden
hätte nie durchgeführt werden können. Horrende Preisforderungen bei Wagenmiete
(bis zu ö.S. 30,-/km), Fahrern und Führern sowie das Fehlen jeglicher persönlicher
Sicherheit hätten die Fahrt schon in El Aaiun beendet. Durch die Mitwirkung der
Behörden konnten einmal die Kosten im möglichen Rahmen gehalten werden, zum
anderen wurde durch die Stellung von Begleitpersonal - bis zu 16 Mann - für die
optimale Sicherheit der Expeditionsteilnehmer gesorgt. Dies war vor allem im Gebiet
von Smara eine unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Feldarbeit.
Es darf an dieser Stelle den führenden Herren der Spanischen Botschaft in Wien
und des Gobierno General de Sahara in El Aaiun aufrichtigst gedankt werden. Dieser
Dank muß auch an die verantwortlichen Herren in Smara, Villa Cisneros und Auserd
gerichtet werden, ohne jene treuen Saharauis zu vergessen, die selbst im schwersten
irifi (Sandsturm) die richtige Route nie verfehlten.
Es war eigentlich gerade das Verhalten der Saharier, die mit echter Begeisterung
die Felsbilder betrachteten, ausschlaggebend, einen neuen Forschungsweg zu
beschreiten: Einsatz von Einheimischen. Voraussetzung dafür ist natürlich neben
einer unbedingten Agilität auch eine fotografische Schulung. All dies wurde mit
unserem treuen Freund Feidal-lah Uld Endadia bereits im Mai initiiert und im
August praktisch erprobt. Feidal-lahs Intelligenz und Aufgeschlossenheit führte
dazu, daß ich ihm Filmmaterial, Maßstäbe und eine Kamera überließ. Bei Neufunden
sollte das belichtete Filmmaterial nebst einer Fundplatzbeschreibung nach Österreich
gesandt werden. Man kann nach wenigen Monaten schon sagen, daß dieses
„Experiment" voll gelungen ist. Die Felsbilderfunde von Uad Ymal, Amgala und
dem südlichen Uad Miran bestätigen dies. Leider lassen die politische Entwicklung
und die sich daraus ergebenden Konsequenzen befürchten, daß die in diese
Forschung gesteckten Mittel für einige Zeit kaum Früchte tragen werden, weil als
Grundbedingung ein reibungsloser postalischer Kontakt angesehen werden muß.
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Dieser ist - verständlicherweise - in diesem Krisengebiet derzeit nicht gegeben.
Angekündigte Fundplatzbeschreibungen und Filme sind hier nicht mehr eingelangt.
Auf alle Fälle ist die Einbeziehung Einheimischer zeit- und kostensparender als
eigene Suchaktionen nach Felsbildstationen. Diese vorentdeckten Fundstellen
können bei einer Expedition in das jeweilige Territorium dann direkt angefahren
werden, wenn die übersandten Unterlagen nicht voll ausreichend sein sollten. Die
ersparte Zeit und Kosten lassen sich auf längere Sicht in echt eingesparte
Expeditionswochen ausdrücken. Sicherlich steht und fällt eine derartige Zusammenarbeit
mit der Persönlichkeit des jeweiligen Einheimischen; in dieser Hinsicht hat uns
mit Feidal-lah Uld Endadia im wahrsten Sinn des Wortes das Glück begünstigt.
SHADDAD KAID SALAH (1975) schreibt wörtlich über Feidal-lah: ,,Pues bien,
aqui tienen a un hombre, perdido en el interior del desierto, que hace su esfuerzo
personal por ayudar en las investigaciones y estudios .. . Con un fin claro y diafano:
conocer y dar a conocer esta apasionate tierra."
Zum bei unseren Expeditionen (1971, 1973, 1975) in die Westsahara verwendeten
Filmmaterial noch einige Bemerkungen. Der Agfachrome 50 S, Format 120 und
135, hat sich voll bewährt. Neben diesem Colorfilm wurde anfangs noch der
Schwarzweiße Ilford und späterhin der Agfapan 1000 mit bestem Erfolg verwendet.
Alle diese Filme erlitten selbst bei Schattentemperaturen um 55 Grad Celsius keine
Emulsionsschäden, wenn der Film schnell ausgeknipst wurde. Im August 197 5
wurden nur jene zwei Agfachrome 50 S 135/36 gelbstichig, die über drei Tage dem
„Hitzeschock" in der Kamera ausgesetzt waren. Die Formate 120, die nur
3-4 Stunden in der Kamera verblieben, allerdings bei Sonneneinstrahlungstemperaturen
von über 75 Grad Celsius, hielten, trotz einer Lagerungstemperatur von über
50 Grad C im Schatten für den belichteten Film, voll durch. Die Fotoapparate Agfa
Selectronic, Mamiya C 330 Prof. und die alte Agfa Silette wurden selbst bei
Sandstürmen - ihr Gebrauch war unumgänglich - den gestellten Anforderungen
vollauf gerecht.
über die körperliche Verträglichkeit des für Europäer außergewöhnlichen Klimas
berichtete D. Ortner ausführlich (NOWAK/ORTNER, 1975, 13). Den klimatischen
Belastungen des August 197 5 wurden durch gezielte Einnahme von Salztabletten
und des dem spanischen Militär zur Verfügung stehenden „Vitaminas y Sales
Minerales"-Präparates begegnet. Der Salz-Wasser-Haushalt blieb voll im Gleichgewicht.
Selbst bei den für uns extremen Temperaturen zwischen 48 und 55 Grad
Celsius war eine tägliche Flüssigkeitsmenge von 5-6 Litern ausreichend. Nur am
19. 8. 1975, als der Landrover havariert über 6 Stunden in einem glutheißen
Sandsturm liegenblieb, stieg mein Flüssigkeitsverbrauch auf 11 Liter Wasser an. Es
kam jedoch nie zu den Hitzeschäden, wie sie etwa 19 7 3, als keine zusätzliche
Salzzugabe erfolgte, auftraten. Der Kuriosität halber sei jedoch festgehalten, daß
ich nur bei Wassertemperaturen bis 30 Grad Celsius das Gefühl hatte, den Durst
gestillt zu haben, während bei den „normalen" Wassertemperaturen unseres Trinkwassers,
die doch zwischen 35 und 50 Grad Celsius lagen, ich immer, selbst bei einer
Wassereinnahme von 1 Liter binnen 10 Minuten, noch starkes Durstgefühl hatte;
selbst dann, als im Rahmen eines Tests soviel Wasser zugeführt wurde, daß es zum
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Brechreiz kam. Die Durststillung schien nur mit Flüssigkeiten gegeben, die in der
Temperatur niedriger lagen als die Körpertemperatur. Trotz eines guten körperlichen
Befindens mußte nach intensiver 4-5stündiger Arbeit im Terrain vor allem ein
starker „geistiger" Abfall festgestellt werden. Ich ertappte mich immer wieder dabei,
daß ich fotografische Aufnahmen auf ein „andermal" verschieben wollte oder das
Anbringen des mitgeführten Maßstabes bei Felsbilderaufnahmen als „unwichtig"
erachtete. Durch die heißen Winde und Stürme brachte auch, trotz starker
Ermüdung, die Nachtruhe kaum vor 3 Uhr früh den ersehnten Schlaf, zumal die
Nachttemperatur selten unter 44 Grad Celsius absank.
Die Ernährung und Bekleidung unterschied sich nach den Erfahrungen von 1971
und 1973 grundsätzlich. Durch europäische Nahrungsmittel (Konserven) wurden
ausreichend Fett, Eiweiß und Kohlehydrate zugeführt; Vitamine gab das vorhin
angeführte spanische Präparat. Ein Verlangen nach Süßigkeiten trat eigenartigerweise
nicht auf. An Flüssigkeiten wurden fast nur Mineralwasser getrunken. Es gab
natürlich auch Tage mit einheimischem Trinkwasser, speziell dann, wenn von den
„Nativos" mein Mineralwasser zum Teekochen verwendet wurde. Die guten Leute
erklärten mir, daß ich von nichtabgekochtem Mineralwasser krank werden würde, da
Mineralwasser so schlecht sei, daß es für den typischen Tee gerade noch gebraucht
werden könne. Durch das Tragen heimischer Kleidung wurde ein außerordentliches
Wohlbefinden erreicht. Die Belastungen der Fahrten 1971 und 1973, die durch das
Tragen der zu engen europäischen Hosen und Hemden auftraten, waren nie gegeben.
Als Sonnenschutz auf dem Kopf ist dem heimischen „zan" (,,Turban"), gegenüber
unseren abenteuerlichen Hüten, absoluter Vorrang zu geben. Er ist trotz aller
klimatischen Unbill leicht und luftig.
Von den mitgeführten Nahrungsmitteln dürfen folgende Produkte gerne empfohlen
werden:
Dextropur plus, Haferflocken Knorr Ges.m.b.H., Wels, Österreich
Suchard express, Milka-Schokolade Suchard Ges.m.b.H., Bludenz, Österreich
Linomel-Riegel, Eiweißtabletten Herding/Herchemie, Klagenfurt, Österreich
Underberg Underberg Ges.m.b.H., Wien, Österreich
pront ovo Instant-Getränk Wander Ges.m.b.H., Wien, Österreich
Gold-Teefix, Fixmille, Fixmalve Teekanne Ges.m.b.H., Salzburg, Österreich
Coffo-Selt (schmerzstill. Präparat) Overta-Import G.m.b.H., Graz, Österreich
An Fahrzeugen wurden in der Spanischen Sahara immer die in Spanien gebauten
Santana-Landrover der Diesel-Version verwendet. Es handelt sich um bestens
gewartete Fahrzeuge. Bei all den vielen tausenden Kilometern, die anläßlich der
Expeditionen 1971, 1973 und 1975 zurückgelegt wurden, gab es nur zwei
unwesentliche Motordefekte und vier Reifenschäden; drei davon hatte ich leider
binnen weniger Stunden im August 1975. Es wäre allen Forschungsreisenden nur zu
wünschen, daß ihnen Autos derselben Güte zur Verfügung stehen würden.
Die von uns initiierten Forschungen in der Spanischen Sahara (1971: S. und
D. Ortner, H. Nowak; 1973: H. Biedermann, H. Nowak; 1975: H. Nowak, F. Endadia)
müssen aufgrund der politischen Entwicklungen vorläufig als abgeschlossen
betrachtet werden. Das noch unpublizierte Felsbildmaterial wird anschließend kurz
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vorgestellt. über die gleichzeitig aufgenommenen Steinbauten wird ein Beitrag
vorbereitet und soll in der kommenden Nummer dieses Jahrbuches publiziert
werden.
Der Band „Felsbilder der Spanischen Sahara" (NOWAK/ORTNER 1975) ist die
Grundlage für die Zuordnung von Fundstellen bzw. ihre fortlaufende Numerierung.
Es sollte damit eine bessere übersieht erreicht werden.
Udei Aasli Bu Querch, Fundplatz 3a Entdeckt von Sahariern (1975 ?)
Dieser Fundplatz befindet sich etwa 2 km nördlich des schon beschriebenen
Fundplatzes Aasli Bu Querch (NOWAK/ORTNER, 1975, 36). Auf einem flachen
Felsrücken geringer Breite befinden sich eine Reihe von Tierdarstellungen. Einige
davon beachtlichen Ausmaßes (Abb. 1-3). Dazu kommt noch eine Gruppe Strauße,
leider größtenteils zerstört (Abb. 4 ). Darstellungen von Gazellen und eine Glyphe
(Abb. 5 ), die M. Milburn bereits in Sidi Mulud und Ras Lentareg aufnehmen konnte
(NOWAK/ORTNER, 1975, Abb. 135, Abb. 144), runden das Bild dieser Fundstelle
ab.
Da dieser Fundplatz zum registrierten Fundplatz Nr. 3 „Udei Aasli Bu Querch"
zu zählen ist, wird er unter der Nr. 3a geführt werden. Basis dazu ist der schon
erwähnte Band NOWAK/ORTNER 1975.
Udei Aasli Bu Querch, Fundplatz 3
Das Bildmaterial dieser bekannten Fundstelle wurde weitgehend ergänzt. Der
Beschreibung des Fundplatzes selbst ist nichts hinzuzufügen (NOWAK/ORTNER,
197 5, 36 ). Zu den interessantesten Bildern der neuen Serie gehören ein unterteiltes
Rechteck (Abb. 6 ), ähnlich einigen Felsgravierungen gleicher Art auf der Kanareninsel
Hierro, dann ein sehr großer Strauß (Abb. 7), ferner eine Menschendarstellung
(Abb. 8), eine aus einem kleinen und großen Kreis zusammengesetzte Glyphe
(Abb. 9) und einige kreisförmige Punzierungen (Abb. 10) hellerer Patina. Wertvoll
erscheinen zwei Wagendarstellungen (Abb. 11, 12), die mit jenen der Loma de Aasli
(NOWAK/ORTNER 1975, 37 sowie Abb. 73 und 85) wie auch Gleibat El Musdar
(NOWAK/ORTNER, 1975, 63, Abb. 148, 149, 186, 187 und 188) verglichen
werden können.
Uad Ymal, Fundplatz 28 Entdeckt von Feidal-lah Uld Endadia, 1975
Im Rahmen der gemeinsam ausgearbeiteten systematischen Felsbildersuche untersuchte
Feidal-lah Uld Endadia das Uad Ymal im Gebiet „südöstlich von Smara" und
stieß in einem abri auf eine Fundstelle mit Felsmalereien. Leider war die Bildqualität
durch Hitzeeinwirkung auf den Film nicht mehr einwandfrei, doch aufschlußreich
genug, um die Bedeutung dieses Fundplatzes erkennen zu lassen. Die Malereien sind
in zwei verschiedenen Rottönen gehalten und zeigen jeweils Menschendarstellungen
zweier verschiedener Stilepochen. In hellerem Rot gehalten ist eine stark stilisierte
Menschengestalt, weitere in Dunkelrot sind naturalistisch. Die Abb. 13 und 14
zeigen die wichtigsten Felsbilder dieser Fundstelle. Der Höhlenboden zeigt die
typischen Wannen für Wohnhöhlen der Westsahara.
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Amgala, Fundplatz 19a Entdeckt von Feidal-lah Uld Endadia, 1975
Eine genaue Fundplatzbeschreibung sowie Bildmaterial sind noch nicht eingelangt.
Feidal-lah schreibt nur in einem Brief, daß der Fundplatz „die gleichen gravierten
Tiere enthält, wie ich sie in Aasli Bu Querch sah". Er meint damit die oben
beschriebenen Fundplätze 3 und 3a.
Amgala, Fundplatz 19b Entdeckt von Braulio Cuenca, 1974
Diese Felsbilderstation gehört ebenso wie der Fundplatz 19a im weiteren Sinne zu
der von uns publizierten Fundstätte Odoloa Amgala (NOWAK/ORTNER, 1975, 44 ),
also der Zone von Amgala. Die 197 4 aufgefundenen Felsbilder befinden sich auf neun
Felsblöcken, die jedoch vom Fundort entfernt und in einem Lagerraum deponiert
wurden. Sie sind für die Aufstellung in einem ethnografischem Museum bestimmt
und zeigen Darstellungen von Girafen und Straußen, in Rillenschliftechnik, ähnlich
den Gravierungen unserer Abb. 4. Weitere Details sind dem Zeitungsbild nicht zu
entnehmen (LA REALIDAD, 1.10.1975). Von Don Braulio erbetenes Bildmaterial
ist (noch) nicht eingelangt.
Uad Miran, Fundplatz 8a Entdeckt von Feidal-lah Uld Endadia, 1975
Das Bildmaterial und die angekündigte Beschreibung eines von Feidal-lah Uld
Endadia neu entdeckten Fundplatzes im südlichen Uad Miran (siehe dazu NOWAK/
ORTNER, 1975, 42) ist hier nicht eingelangt. Nach einem Bericht handelt es sich
um ähnliche Darstellungen, wie sie bisher in dieser Zone aufgefunden wurden
(Girafen, Strauße, Gazellen, Elefanten).
Leyuad, Fundplatz 24, Station VI Entdeckt von H. Nowak, 1975
Diese neue Station des Massives von Leyuad befindet sich im Taleinschnitt der Berge
südlich der Station III (NOWAK/ORTNER, 1975, Abb. 159). Es handelt sich um ein
Abri geringer Höhe (maximal 2 m), jedoch von mindestens 6 m Tiefe. Der
Höhlenboden besteht aus Gesteintrümmern, Sand und teilweise gewachsenem Fels
mit typischen „Wannen". Die schlecht erhaltenen Malereien zeigen Menschendarstellungen
bis zu 1 m Größe, etwa 10 davon relativ gut erkennbar, die stilistisch mit
den Darstellungen des Abrigo del Capitan Justo in Galb Admar (NOWAK/ORTNER,
1975, 67, Abb. 207, 208, 280) sowie den mächtigen Gravierungen der Cueva del
Diablo, Leyuad Station I (NOWAK/ORTNER, 64-65, Abb. 161, 162, 182a, 164)
ident sind. Die Malereien waren teilweise mit neuen politischen Parolen in schwarzer
Farbe (Viva Frente Polisario) übermalt. Dazu kommt noch eine Inschrift in roter
Farbe vom Typus jener des Loma de Aasli (NOWAK/ORTNER, 1975, 37, Abb. 87),
mit der sich L. GALAND (1973, 81) auseinandersetzte (Abb. 15 ).
Eiy Fundplatz 29
Die Bergkuppen von Eiy liegen rund 10 km südlich von Leyuad und sind in
Bergform und Gruppierung eine Miniaturausgabe von Leyuad. Die Untersuchung
dieser Berge war schon 1973 für eine kommende Fahrt programmiert. Sie stand in
diesem Jahr unter den denkbar ungünstigsten Witterungsbedingungen. Permanente
147
Sandstürme, extreme Hitze und Reifenpannen beeinträchtigen den Forschungsablauf
stark, so daß Eiy schließlich nach vier Einsatztagen abgeschlossen werden mußte.
Immerhin konnten rund 85% des Berggebietes nach prähistorischen Resten
abgesucht werden, und dies erbrachte folgende Ergebnisse.
Station I Entdeckt von H. Nowak, 1975
An der Ostseite des Hauptstockes befindet sich einige Meter über dem Wüstenterrain
eine breite, bis zu 8 m tiefe, aber im Durchschnitt kaum 2 m hohe Halbhöhle. Der
Höhlenboden trägt viele Wannen und auf einem relativ niedrigen Teil der Decke
befinden sich ausgedehnte „geometrische" Muster in roter Farbe (Abb. 16 ). Auf
einen anderen Deckenstück weitere Zeichenfragmente sowie ein relativ gut erhaltener
„Reiter" (Abb. 17). Die Malereien dieser Station I erinnern stark an die
Darstellungen der „Cueva Pintada" von Leyuad, sowohl was den Reiter als auch was
die „geometrischen Muster" betrifft (NOWAK/ORTNER, 1975, 66, Abb. 192, 193,
194, 195)
Station II Entdeckt von Benedicto Gonzalez Fernandez, 1975
Diese Station befindet sich rechts oberhalb der Station I, und zwar in einer kleinen
Nischenhöhle auf der linken Wandseite. Es handelt sich um stark schematisierte
Darstellungen von Menschen und Reitern (Abb. 18) in Rot, darunter ein Reiter
,,metallise"-gelber Farbe. Die Menschendarstellungen erinnern an den schon bekannten
„Leyuad-Typus" (NOWAK/ORTNER, 1975, Abb. 162a), der als Malerei
erstmals von Capitan Justo in Galb Admar entdeckt wurde und seither immer wieder
auftaucht (Siehe Leyuad, Station VI in diesem Beitrag).
Station III Entdeckt von H. Nowak, 1975
Im von großen Blöcken übersäten Abhang südlich des Hasi Eiy, einer Süßwasserstelle,
die Europäern jedoch kaum empfohlen werden kann, befindet sich in einer der
vielen kleinen Höhlennischen ein weiterer Fundplatz. Es sind einige pferdeähnliche
Vierfüßer (Abb. 19), allerdings sehr stark verwittert, sichtbar. Diese Tiergravierungen
sind mit denen von Bu Lariah und der Station II von Leyuad voll
vergleichbar (NOWAK/ORTNER, 1975, 64-66, Abb. 151, 153, 154, 167, 168,
169). Vor fast jeder größeren Nischenhöhle befinden sich im Höhlenboden die schon
bekannten Wannen, ferner konnten viele Keramikfragmente, ein schön poliertes
Steinbeil und viele Steinklingen, jedoch keine der für dieses Gebiet so zahlreichen
Pfeilspitzen, gefunden werden. Eine fragmentarisch erhaltene Felsmalerei in roter
Farbe wurde unweit des Hasi Eiy aufgefunden, doch konnte infolge der starken
Zerstörung keine Deutung mehr erfolgen. Es wurde daher darauf verzichtet, diese
Fundstelle zu registrieren, zumal nicht mehr zu erkennen war, ob es sich um eine
Tierdarstellung oder ein mögliches Inschriftenfragment handelt.
Es darf mit Sicherheit angenommen werden, daß das Berggebiet von Eiy noch die
eine oder andere Fundstelle beherbergt, doch mußten aus den schon eingangs
angeführten Gründen die Untersuchungen eingestellt werden.
148
Daraa El Quelba
Es handelt sich um einige niedrigere Felskuppen rund 10 km westlich von Leyuad
bei der nicht permanenten Wasserstelle von Achguig, die jedoch im August 1975 von
etwa 10 jaimas (Nomadenzelten) besiedelt war. Dieses an sich vielversprechende
Gebiet kostete aufgrund seiner zahlreichen Halbhöhlen einen vollen Tag. Das
Ergebnis waren einige Wannen in Höhlenböden. Erst in einer großen, durch mächtige
Sturzblöcke versperrten Halbhöhle an der Südseite des Darra El Quelba konnte
reiches Felsmalereiinventar in roter Farbe(!) von islamischen Inschriften, die sich in
großer Fläche dicht über ältere Malereien lagerten, gefunden werden. Die Übermalung
war jedoch derart intensiv, daß eine Deutung der darunterliegenden
Zeichnung und Inschriften rein spekulativ gewesen wäre. Es wurde daher, schweren
Herzens, auf eine Aufnahme des Sichtbaren bzw. Registrierung dieser Stelle
verzichtet.
Abueilai Leyuad
Das sich von der Station V der Fundstelle Leyuad in nordwestlicher Richtung
erstreckende Bergge biet ( Luftlinie etwa 6 km) wurde systematisch nach Wohnhöhlen
bzw. Felsbildern ohne registrierbares Ergebnis bis zur imposanten Felspyramide von
Abueilai Leyuad abgesucht. Auf halbem Weg am Fuße einer namenlosen Bergkuppe
eine Reihe von Bestattungen (Bumerang, Tumuli) vorgefunden. Der „Bumerang"
hat eine Ausdehnung von mehr als 20 m und eine maximale Höhe von 2 m. Die
Höhe der Tumuli liegt bei 1,50 m bei einem durchschnittlichen Durchmesser von
5-7 m.
Legteitira, Fundstelle 30 Entdeckt von H. Nowak und B. Gonzalez Fernandez, 1975
Etwa einen Kilometer NNO des großartigen Felsturmes von Legteitira (wird als
Legtitfra gesprochen) befindet sich, vom Sand fast zugeweht, eine Nischenhöhle von
rund 3 m Höhe, 4 m Tiefe und 20 m Breite. Diese Höhle birgt neben einer Reihe von
Wannen auch eine Gruppe von Felsmalereien, die die hintere Hälfte eines sehr
naturalistisch dargestellten Rindes sowie zwei Menschenfiguren zeigt. Die Größe,
aller Figuren kann mit rund 10 cm angegeben werden. Bei den Menschen könnte es
sich um Bogenschützen( ? ) handeln, wenngleich auch das Farbbild dies nicht so
genau wiedergibt, wie es in natura feststellbar ist. Da eine Farbreproduktion im
Rahmen dieses Jahrbuches nicht möglich ist, muß eine Umzeichnung diese
Fundstelle illustrieren (Abb. 20).
Zug Fundstelle 26
Die von M. Honrado Eguren aufgenommene Fundstelle (NOWAK/ORTNER, 1975,
67, Abb. 172-175) konnte kurz besucht werden. Die Ausdehnung der Fundstelle
und das Inventar würden für eine komplette Dokumentierung wenigstens fünf Tage
in Anspruch nehmen, vor allem deshalb, weil auf den fast waagrecht liegenden
mächtigen Steinplatten nur in den Sonnenaufgangs- bzw. Untergangspositionen
fotografisch erfolgreich gearbeitet werden kann. Für meine Aufnahmen, die sich auf
die wichtigsten und am besten erhaltenen Spiralmotive (Abb. 21) beschränken
149
mußten, standen mir im Rahmen einer militärischen Patrouillenfahrt lediglich
2 Stunden bei hochstehender Sonne zur Mittagszeit zur Verfügung. Die extreme
Hitze und Sonnenstrahlung erhitzte den Fotoapparat derart, daß er nach einer
Aufnahme wiederum in den Schatten des Landrovers (Schattentemperatur 54 Grad
Celsius) zur Abkühlung gebracht werden mußte. Es spricht für die Qualität des
verwendeten Filmes (Agfachrome 50 S Prof.), daß unter den vorgegebenen Bedingungen
keine Emulsionsschäden auftraten. Es müssen als Illustrationen wiederum
Umzeichnungen die wünschenwerten Farbbilder ersetzen. Bemerkt soll abschließend
noch werden, daß alle Spiralmotive sowie die Darstellungen von Girafen und
Boviden eine sehr dunkle Patina haben, während die „dekorativen" Gravierungen
eine weitaus hellere Patina aufweisen (Abb. 22).
Abschließend darf noch festgehalten werden, daß neben den Berggebieten von
Eiy, Daraa El Quelba, Abueilai Leyuad auch noch zahlreiche einzelne Bergkuppen
im Gebiet von Legteitira, Auserd und Leyuad, allerdings ohne Erfolg, abgesucht
wurden. Somit können bei eventuellen künftigen Fahrten neue große Berggebiete um
Legteitira und Duguech in Angriff genommen. Trotz der bisherigen Neufunde hat
die Forschung in Rio de Oro kaum mehr als den ersten Schritt getan. Die von der
Universität La Laguna angekündigte Publikation über Forschungen in dieser Zone,
darunter auch über das. geheimnisvolle Esmamit (NOWAK/ORTNER, 1975, 68),
darf mit Spannung erwartet werden.
BIBLIOGRAPHIE
GALAND, LIONEL
1973 L'Inscription libyco-berbere de Loma de Aasli (Seguiet el-Hamra); Almogaren IV/1973,
Hallein-Graz. Dazu noch: Die afrikanischen und kanarischen Inschriften des libysch-berberischen
Typus; Almogaren IV/ 197 3, Hallein-Graz.
NOWAK, H, ORTNER, S. und D.
1975 Felsbilder der Spanischen Sahara; Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz
SHADDAD KAID SALAH
197 5 En Austria existe un instituto de investigaciones saharianas; Tageszeitung „La Realidad",
El Aaiun, 25. 7. 1975
TURRAU,JAVIER
197 5 Piedras rupestres con grabados de pastoreo, halladas por el maestro Sr. Cuenca y sus
alumnos en la zona de Angala, Tageszeitung „La Realidad", El Aaiun, 1. 10. 1975
150
Abb. 1: Udei Aasli Bu Querch, Fund platz 3a
151
Abb. 2: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3a
Abb. 3: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3a
152
Abb. 4: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3a
Abb. 5: Udai Aasli Bu Querch, Fund platz 3 a
153
Abb. 6: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3
154 Abb. 7: Udai Aasli Bu Querch, Fund platz 3
Abb. 8: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3
Abb. 9: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3 155
Abb. 10: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3
Abb. 11: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3
156
Abb. 12: Udai Aasli Bu Querch, Fundplatz 3
Abb. 13: Uad Ymal, Fundplatz 28, Menschendarstellung.
Retusche nach Foto: Feidal-lah Uld Endadia 157
Abb. 14: Uad Ymal, Fundplatz 28, Menschendarstellungen und Fragmente.
Retusche nach Foto von Feidal-lah Uld Endadia
.;,) '-) .c)
Abb. 15: Leyuad, Fundplatz 24, Station VI: Menschendarstellungen und Inschriften in roter
Farbe. Die Inschriften a) und b) liegen nebeneinander, die Inschrift c) etwas abseits. (Skizze
nach Dias)
158
Abb. 16: Eiy, Fundplatz 29, Station I, ,,Geometrische Muster"
0 Abb. 17: Eiy, Fundplatz 29, Station 1:
Reiter in roter Farbe (Skizze nach Dia)
159
3)
Abb. 18: Eiy, Fundplatz 29, Station II: 1) Reiter in roter Farbe, 2) Menschendarstellung in roter
Farbe, 3) Reiter auf Kamel(?) in gelber Farbe (Skizzen nach Dias)
Abb. 19: Eiy, Fundplatz 29, Station III
160
\
Abb. 20: Legteitira, Fundstelle 30: Menschen mit
Federschmuck (?) und Boviden (?).(Skizze n. Dia)
Abb. 21: Zug, Fundstelle 26: Typische Spiralmotive (Skizze nach Dias)
161
La
Güera
Abb. 22: Zug, Fundplatz 26
Kanarische Inseln t?
0
S:izze 1
Villa
;Algerien
Aa i un
.smara
!• Tinduf 1 ..
Bu Craa! is in Ben Ti l i .ir Moghrein
Zemmur• 1
Bir Enzaran •
Mauretanien
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SPANISCH-SAHARA
(Übersichtsskizze)
km
Skizze 1
nach
El Aaiun •t .. 1 ......
'
....
...
nach Vi 1 la Cisneros
''e.Auserd
• Zug
'f Daraa El Que 1 ba
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SAGUIA EL HAMRA (Smara)
(Detailskizze)
Maßstab ca. 1 l .000.000
'
Lechuaf
RIO DE ORO (Detailskizze)
Maßstab ca. 1:1.ooo.ooo
Skizze 3
r
163
Nowak, H. - S. and D. Ortner · Felsbilder der Spanischen Sahara
Text illustrations and map sketches by S. Ortner
Graz 1975. First publication. 1 vol., 74 pp. text with 48 illustrations and 5 map
sketches, 74 full-page plates (12 in colour), size: 27 x 35,5 cm, cloth.
List price: öS 580,- (ca. DM 83,-)** ISBN 3-201-00928-8
Abb. 49: Udei Aasli Bu Querch - Tier- und Menschendarstellungen.