j Almogaren XXXII-XXXIII/ 2001-2002 j Wien 2002
Hans-Martin Sommer
Amphorenfunde auf Lanzarote:
217 - 234
Hilfsmittel zur Erforschung der Inselgeschichte
Keywords: Canary Islands, Lanzarote, amphoras, Phoenicians, wine, oil
Zusammenfassung:
Es erfolgt eine Darstellung der in den letzten Jahren an den Küsten von
Lanzarote (Kanarische Inseln ) gefundenen Amphoren, wobei eine typologische
Einstufung in die Zeit vor und nach der spanischen Eroberung (conquista)
erfolgt. Besonders erwähnenswert sind zwei Fundstücke aus der vorspanischen
Zeit, die höchstwahrscheinlich in den antiken phönizischen bzw.
ägäischen Kulturkreis weisen.
Resumen:
Sigue una presentaci6n de las anforas encontradas en los ultimos afios en Ja
costa de Lanzarote (Islas Canarias) a traves de una clasificaci6n tipol6gica en
el tiempo antes y despues de Ja conquista espafiola. Especialmente digno de
menci6n son dos objetos hallados de Ja epoca prehispanica que muy
probablemente indican Ja cultura antigua fenicia o sea egea.
Abstract:
This is a description ofthe amphoras found along the coastline ofLanzarote
(Canary Islands) in recent years. lt includes a typological classification to the
period before and after the Spanish conquest. Two finds from the preHispanic
age are worthy of special mention, as they are very probably indicative
of the ancient Phoenician and Aegean cultures.
Einleitung
Die Geschichte der Unterwasserarchäologie auf den Kanarischen Inseln,
speziell auf Lanzarote ist noch sehr jung. Gegenüber dem Stand auf dem spanischen
Festland und dem übrigen Europa kann man sie eigentlich als unterentwickelt
bezeichnen. Das hat zum Einen seine Ursachen in einem Mangel
an ausgebildeten Unterwasser- Archäologen, zum Anderen aber auch in der
Mentalität der spanischen Archäologie, die nur in sehr geringem Umfang
qualifizierte Laienkräfte an unterwasserarchäologischen Untersuchungen teilhaben
lässt.
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Die ersten bekannt gewordenen Unterwasserfunde (Amphoren und -bruchstücke)
stammen aus der Meerenge zwischen Lanzarote und La Graciosa. Sie
wurden 1964 und in den folgenden Jahren von Fischern und Sporttauchern
geborgen. Einige wurden illegal ins Ausland gebracht, andere verschwanden
in Privatsammlungen und nur wenige Stücke wurden in verschiedene Museen
verbracht. (7)
Die erste und einzige "Unterwasser- Ausgrabung" fand im Jahre 1986 statt
(8). Eine kurze Notiz sagt aus, daß die 1824 vor der Südküste Lanzarotes gesunkene
Schoner-Brigantine "Casualidad" durch Sporttaucher in den 60er
Jahren systematisch zerstört wurde. Erst 1986 erfolgten Prospektionen durch
den Archäologen Delgado. Die dabei geborgenen Funde wurden in das Archäologische
Museum von Arrecife gebracht.
Ein Ausbildungsschema wie etwa das Programm der englischen Nautical
Archaeology Society existiert in Spanien nicht und wird größtenteils auch
abgelehnt, um Sporttaucher nicht zur "Schatzsuche" und der daraus resultierenden
Zerstörung von Fundstätten zu animieren. Aus eigenem Erleben kann
gesagt werden, dass das Gegenteil eingetreten ist. Dem Autor sind mehrere
Privatsammlungen mit z. T. wichtigen Stücken bekannt, welche oftmals zur
Datierung bzw. Kontextbearbeitung herangezogen werden könnten, aber in
der Regel nicht zur Verfügung stehen.
Gesetze zum Schutz des kulturellen Erbes gibt es in Spanien seit dem Jahre
1911. Diese wurden 1931 mit der Konstitution der Republik verbessert und
erreichten mit dem Gesetz 16/ 1985 (1) europäischen Standard mit entsprechenden
regionalen Modifikationen. In der Praxis werden sie jedoch mehr als
lasch angewandt.
Die vorliegende Arbeit basiert auf mehrjährigen selbständigen Forschungen,
die oftmals am Rande der Gesetze durchgeführt werden mussten. Alle
eigenen, geborgenen Funde die in keinem erkennbaren Kontext zu einem
Fundplatz standen, wurden zur Sicherstellung mit Genehmigung des Departamento
de Patrimonio Hist6rico geborgen. Nach der Dokumentation wurden
sie der zuständigen amtlichen Stelle übergeben.
Ein großer Teil der in dieser Arbeit vorgestellten Keramik befindet sich
nach wie vor in Privatsammlungen. Nur durch lange, vertrauensvolle Gespräche
waren die Besitzer bereit, die Stücke für die vorliegende Arbeit dokumentieren
zu lassen.
V ielleicht konnte durch diese aufklärenden Gespräche ein Kompromiss
gefunden werden, um einerseits die Fundstücke in Privatsammlungen zu belassen,
andererseits sie aber für Dokumentationen, Ausstellungen etc. zur
Verfügung zu haben.
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Für das Zustandekommen dieser Arbeit möchte ich stellvertretend für viele
Personen Frau M.A. Perera Betancort (Cabildo de Lanzarote, Depto. Patrimonio)
danken, die mir trotz Schwierigkeiten einige Wege ebnen konnte, Hern
Piero Berni Millet (Universität Barcelona), der mich mit wichtiger Literatur
versorgte, Herrn Prof Dr. Ludwig Zöller (Universität Bonn), in dessen Labor
wir die TL- Datierungen vornahmen, meinem alten "Lehrer", Dr. Volker
Schmidt, Neubrandenburg, und nicht zuletzt dem Schriftsteller Dr. Wolfram
Ziegler, Teguise, der mir immer wieder Mut zum Weitermachen zusprach.
Amphorentypen
Im Folgenden sollen die Amphorenfunde in präkonquistale und postkonquistale
Typen unterteilt werden. Eine große Anzahl der aufgeführten Stücke
befindet sich nach wie vor in Privatsammlungen. Eigene Funde wurden nach
der Dokumentation dem Cabildo de Lanzarote übergeben.
A. Präkonquistale Amphorenfunde
1. Unterteil einer Amphore, Abb. 1,
Fundort: Pedro Barba, La Graciosa
Funddatum: Oktober 1999
Typ und Datierung ( 4): Africana II, Typ a oder b, jedoch eher Typ a; Ende
2. Jh. AD. - spätes 4. Jh. AD (Tunesien/ Nordafrika)
Verbleib: Privatsammlung R
2. Unterteil eines amphorenartigen Gefäßes, Abb. 2,
Fundort: El Rio, Lanzarote
Funddatum: Oktober 1999
Typ und Datierung (4): Class 49, 4.- 6. Jh. AD, Gaza-Region (?)
Verbleib: Privatsammlung R
3. Rand einer Amphore, Abb. 3,
Fundort: El Rio, Lanzarote
Funddatum: August 2000
Typ und Datierung ( 4): Africana II, Typ a oder b, 2. Jh - 4. Jh AD (Tunesien/
Nordafrika)
Verbleib: Privatsammlung M
4. Bruchstück eines Unterteils eines amphorenartigen Gefäßes, Abb. 4,
Fundort: El Reducto, Arrecife de Lanzarote
Funddatum: 1998
Typ und Datierung (4): Class 47-"Hollow Foot-Amphora", 3.-4. century
AD, (Ägäis-Region);
(9): AGORA K 113, spätes 2. Jh. AD - 4. Jh. AD, (Ägäis-Region)
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Verbleib: Cabildo de Lanzarote
5. Oberteil eines amphorenartigen Gefäßes, Abb. 5
Fundort: Mala, Lanzarote
Funddatum: 1998
Typ: ( 4) Class 49/ Almagro 54, 4.- 6. Jh. AD (Südöstliche Mittelmeerregion)
Verbleib: Cabildo de Lanzarote
B. Postkonquistale Amphorenfunde
1. Amphore, Abb. 6
Fundort: Küstenregion bei Mala (?), Lanzarote
Funddatum: 1998
Typ und Datierung (5): Amphore Type C, Anfang 19. Jh. AD,
Verbleib: Privatsammlung S
2. Amphore, Abb. 7,
Fundort: Mala, Lanzarote,
Funddatum: 1998
Typ und Datierung (5): Olivenöl-Amphore Type B, Ende 17. Jh . AD
Verbleib: Cabildo de Lanzarote
3. Amphore, Abb. 8,
Fundort: Arrecife, Islote del Amor, Lanzarote
Funddatum: 1998
Typ und Datierung (5): Amphora Type B, ca. 1690 AD,
Verbleib: Privatsammlung R
4. Randstück einer Amphore, Abb. 9,
Fundort: Mala (?), Lanzarote
Funddatum: 1998 (?)
Typ und Datierung (5): Amphora Type A, ca. 1590 AD
Verbleib: Privatsammlung S
5. Drei Amphoren- Randbruchstücke, Abb. 10,
Fundort: Tabayesco, Quelle Chafariz, Lanzarote
Funddatum: 1999/2000
Typ und Datierung (5): siehe Text
Verbleib: Privatsammlung M
6. Vier Amphoren-Randbruchstücke, Abb. 11
Fundort: Famara, Lanzarote
Funddatum: 1998/ 99
Typ und Datierung (5): siehe Text
Verbleib: Privatsammlung M
7. Set von 4 Amphoren-Randbruchstücken, Abb. 12
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Fundort: Maciot, Lanzarote,
Funddatum: 2000
Typ und Datierung (5): siehe Text
Verbleib: Privatsammlung M
8. Set von 20 Amphoren-Randbruchstücken, Abb. 13
Fundort: La Vega de Mozaga, Lanzarote
Funddatum: 1998/ 1999
Typ und Datierung (5): siehe Text
Verbleib: Cabildo de Lanzarot
Präkonquistale Amphorenfunde
Nach mühevollen Recherchen konnten die vorstehenden Amphorenbruchstücke
(Abb. 1 -3) in Privatsammlungen lokalisiert werden. Gerade diese Stücke
sind von enormer Wichtigkeit für die Datierung der Entdeckung bzw. Erstbesiedlung
der Insel Lanzarote. Umso mehr verwundert es, dass sich die Funde
trotz mehrmaliger Hinweise immer noch in Privathand befinden.
Das Bodenstück der Amphore (Abb. 1 )mit der typischen Spitze lässt sich
recht einfach als eine tunesische, zylindrische Amphore bestimmen, die zum
Transport von Öl verwandt wurde. Der genaue Typ ist nur in Verbindung mit
der Randpartie festlegbar.
Weitaus schwieriger gestaltet sich die Zuordnung des zweiten Fundstückes.
Durch die starke Abrasion der Keramik sind die Konturen zur Bestimmung
etwas unscharf (Abb. 2). Alle noch erkennbaren Merkmale dieses Fundstückes
deuten jedoch darauf hin, dass es sich höchstwahrscheinlich um das Bodenstück
einer phönizischen Amphore handelt, die in der Literatur ( 4; 9) für die
Gaza-Region beschrieben wurde. Der Transport von Wein in diesem Gefäßtyp
ist belegt.
Von Materialproben dieser beiden Amphoren werden z.Zt. Thermolumineszenz-
Datierungen (9; 10) ausgewertet. Über die Ergebnisse wird in einem
späteren Artikel zu berichten sein.
Ein Fundstück, ebenfalls aus der Meerenge zwischen Lanzarote und La
Graciosa, ist ein vollständig erhaltener Rand (Abb. 3), dem man den Amphorentyp
"Africana 11" zuordnen kann. Zur exakten Datierung fehlt jedoch das
Bodenstück (siehe Fundstück 1 ).
Ein eigener Fund und eine kleine Sensation ist die wohl interessanteste
Amphore,welche im Jahre 1998 im Strandbereich von Arrecife geborgen wurde.
Es handelt sich um ein halbes Bodenstück einer sog. "Hollow Foot-Amphora"
(Abb. 4). Als einziger Amphorentyp hatte sie einen als Standring ausgebildeten
Boden, der ihm zu diesem Namen verhalf. Dieser Typ wurde im
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Ägäis-Raum hergestellt und diente wahrscheinlich zum Weintransport. Somit
ist dieser Amphorentyp hier erstmals für Lanzarote beschrieben (!).
Das letzte Fundstück dieser Kategorie stammt aus ca. 20 m Wassertiefe im
Norden Lanzarotes. Neben diesem Randbruchstück (Abb. 5), bei dem es sich
um den Typ "Class 49" handelt, wurden in unmittelbarer Nähe bei späteren
Tauchgängen eine Anzahl von großen Wandungsbruchstücken eines zylindrischen
Gefäßes entdeckt, was die Zuordnung zu diesem Amphorentyp zu bestätigen
scheint.
Zusammen mit dem Fundstück 2 und 4 belegt sie einen Kontakt, der weit
in die östliche Hälfte des Mittelmeeres reicht.
Postkonquistale Amphorentypen und Fundplätze auf Lanzarote
In der Literatur werden sowohl die prä- als auch die postkonquistalen
Amphoren vielfach als Einweg-Gefäße bezeichnet. Dem muss im Folgenden
zumindest für die Amphorentypen nach ca. 1500 n.Chr. widersprochen werden.
Unterteilt man diese nach dem System von Goggin (3), zeigen sich anhand
der Fundstellen einige Besonderheiten.
Der größte Typ der Gefäße (Typ A-botija-perulera) mit einem Fassungsvermögen
von bis zu 15 Litern, wurde auf Lanzarote nur in wenigen komplett
erhaltenen Exemplaren gefunden, die heute im Archäologischen Museum
(Arrecife) ausgestellt sind. Aus Landfunden sind bisher nur einige sicher datierbare
Randbruchstücke bekannt (Abb. 9).
Die Ursache für das spärliche Auftreten mag durch die Größe bedingt sein.
Die Wandstärke liegt im Allgemeinen zwischen 7 und 11 mm, so dass sich
dieser Typ zum einmaligen Transport eignete (vorwiegend Wein). Später ist
er möglicherweise zur Aufbewahrung von Wasser verwendet worden -
aufgrund seines Gewichts (gefüllt über 25 kg) wohl eher nicht zum Transport.
Ganz anders dagegen ist der Typ B (Yz arroba botija) einzuordnen. In verschiedenen
Publikationen (2) wird dieser Gefäßtyp für Lanzarote nicht beschrieben.
Dennoch sind die meisten Fundstücke, die für diese Arbeit aufgenommen
wurden, diesem Typ zuzuordnen. Durch das relativ geringe Volumen
von etwa 5 Litern, eignete sich dieses Gefäß hervorragend zum Transport
von Wasser, nachdem der eigentliche Zweck - die Aufbewahrung von
Olivenöl, seltener Aguardiente, eine Art Branntwein - erfüllt war. Diese
Mehrfachverwendung lässt sich an drei Beispielen sicher rekonstruieren:
Für die Zeit ab 1550 bis etwa 1760 sind zahlreiche Piratenattacken und
Anlandungen diverser spanischer Schiffe belegt ( 11 ).
Die erste Möglichkeit, nach der etwa einwöchigen Überfahrt vom Festland
auf Lanzarote an Land zu gehen, um die Wasservorräte aufzufüllen, bot die
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Bucht "La Garita" bei Arrieta. Einmal bietet sie einen relativ guten Schutz
gegen den Passatwind, zum anderen ist der sandige Meeresboden ein idealer
Ankergrund. Mit Beibooten konnte der flache, sandige Strand schnell erreicht
werden. Nur etwa 100 Meter vom Ufer entfernt befinden sich in einer Ebene
auf einer Fläche von ca. 5 ha 13 Brunnen; mit einer Tiefe bis zu 20 Metern.
Während einige Brunnen, bedingt durch die Nähe zum Meer leicht salzhaltiges
Wasser führen, konnte während einer Ausgrabungskampagne im Sommer
1998 festgestellt werden, dass einige Brunnen in unmittelbarer Nähe auch
trinkbares Süßwasser führen. Um dieses Phänomen zu klären, wären geologische
Untersuchungen notwendig.
Vereinzelt fanden sich in diesem Areal Keramikreste, die zwar den oben
genannten Amphorentypen zuzuordnen sind, aber durch Fehlen der Randpartie
keine eindeutige Datierung zulassen.
Etwa 500 Meter westlich des Ortes Tabayesco, der sich an die Ebene anschließt,
entspringt in etwa 200 Meter Höhe im Temisa-Bergmassiv die Quelle
"Chafariz". Mehrmalige Prospektionen in unmittelbarer Umgebung erbrachten
eine Anzahl Rand- und Wandungsbruchstücke (Abb. 10) Die Datierung
(5) der Ränder sagt aus, dass die Gefäße zwischen 1680 und 1720 zu
Bruch gegangen sind.
Eine weitere Fundstelle befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des
gleichen Bergmassivs an der Westküste Lanzarotes. In der Nähe des Ortes
Famara ist die geologische Struktur, bestehend aus mehreren wasserführenden
und undurchlässigen Schichten auch für den Laien leicht erkennbar. Ein sicheres
Merkmal zur Erkennung einer Quelle ist sowohl hier als auch an der
"Chafariz"-Quelle der Bewuchs, bestehend aus kleinen Bäumen, Sträuchern
und verschiedenen Gräsern.
In den Jahren 1998/99 konnte während mehrerer Prospektionen eine größere
Menge Keramikmaterial erfasst werden, welches ebenfalls eine Datierung
(5) in die Wende vom 17. zum 18. Jh. zulässt (Abb. 11).
Eine dritte Fundstelle mit 5 Randruchstücken (Abb. 12) des B-Typs liegt in
der Nähe des Ortes Fernes, oberhalb der Papagayo-/Rubic6n- Ebene. Anhand
von Chroniken ist die Landung des Konquistadors Jean de Bethencourt im
Jahre 1402 belegt. Dieser beauftragte seinen Neffen Maciot mit der Aufrechterhaltung
der Ordnung auf der Insel Lanzarote, während er selbst mit der Eroberung
Fuerteventuras begann. Der Fundort der Keramiken liegt in einem
barranco, etwas unterhalb einer Quelle. Wie in Tabayesco und Famara gleichen
sich auch hier die Fundumstände. Diese Quelle war nicht sehr ergiebig;
die eigentlichen wasserbaulichen Anlagen zur Versorgung der Konquistadoren
wurden an den Papagayo-Stränden (12) errichtet.
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Somit wurden für diese Gebiete eindeutige Beweise für die Mehrfachnutzung
des Amphorentyps B erbracht.
Die beiden Amphoren (Abb. 7 und 8) sind die ersten vollständig erhaltenen
Gefäße des Typs B, welche auf Lanzarote geborgen wurden. Leider wurde die
Amphore (Abb. 7 ) von einem Tauchlehrer aus dem Meeresboden gerissen, so
daß das Bodenteil in situ verblieb und später nicht mehr aufindbar war.
Die Olivenöl-Amphore (Abb. 8) wurde in mehreren großen Bruchstücken
im alten Hafen von Arrecife geborgen.
Anhand der Randform lässt sie sich ziemlich sicher ins Ende des 17. Jh. AD
datieren. In unmittelbarer Nähe des Fundplatzes konnte eine Vielzahl von eisernen
Schifsnieten (absolut keine Holzreste) beobachtet werden. Ebenfalls
wurden 3 Kanonenkugeln sichergestellt, die vielleicht auf ein in Brand geschossenes
Schif hindeuten.
Der kleinste und auch zugleich jüngste Amphorentyp nach der Zuordnung
von Goggin ist die karottenförmige Keramik des Typs C (conica botija) mit
einem Inhalt von nur etwa 2 Litern. Ein typisches Beispiel ist die Abb. 6. Die
Randform und der Rauminhalt lassen eine Datierung um 1720 zu. Aufällig an
diesem Fund von der Nordküste Lanzarotes wie auch an vielen vergleichbaren
Stücken (z.B. im Museum von Arrecife) ist, dass in den meisten Fällen das
(massivste und damit stabilste) Fußteil fehlt. Denkbar ist folgendes: Gerade
diese kleine Amphore wird wohl am ehesten als Einweg-Gefäß an Bord der
Schiffe gedient haben. Nach Gebrauch wurden sie über Bord geworfen,
schwammen aber aufgrund ihrer Form recht stabil im Wasser und konnten so
ein ständiges Scharren und Klopfen an der Bordwand der Schife verursachen,
die wie ein Resonanzboden wirkt. Vielleicht aus diesem Grund hat man
die massive Spitze abgeschlagen, um ein schnelles Absinken herbeizuführen.
Der größte und interessanteste Fundkomplex konnte bei Mozaga, in der
Nähe des geografischen Zentrums der Insel erschlossen werden (6). Auf einer
Fläche von nur etwa 400 m2 wurden in den Jahren 1998-2000 neben Keramikresten
der eingeborenen Majo-Kultur eine Vielzahl von Randbruchstücken (ca.
25 verschiedene) aller drei postkonquistalen Amphorentypen geborgen (Abb.
13a und 13b). Dies deutet auf eine Tausch- oder Handelstätigkeit hin, hatte
doch die relativ niedrig gebrannte Keramik (El Mojon und Majo-Keramik )
eine wesentlich geringere Verwendungsdauer als die glasierte und höhergebrannte
Ware der spanischen Seefahrer.
Aus dem nachstehenden Diagramm ist ersichtlich, daß auch auf dieser
Fundstelle der postkonquistale Amphorentyp B über 60 % der Fundstücke
ausmacht.
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12
10
8
.&:.
"'
6
Amphora rims from "La Vega de Mozaga" (Lanzarote)
(H.M. Sommer 2000; typology after Goggin)
1500/152 1550 1590 1620 1640
Amphora types
D typeA • typeB D typeC
1720 summary
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Bibliografie:
(1) Ley 16/1985, de 25 de Junio: Patrimonio Hist6rico Espafiol
(2) P. Atoche Pefia, et alii (1995): Evidencias arqueol6gicas de! mundo romano en
Lanzarote (Islas Canarias).- Rubic6n 3 (Cabildo Insular de Lanzarote), Arrecife
(D.L. San Sebastian), 149 S.
(3) John M. Goggin: "The Spanish Olive Jar - an introductory study", Yale University
Publications, Anthropology Nr. 62, 1960
(4) D.P.S. Peacock & D.F. Williams: "Amphorae and the Roman economy - an
introductory guide", London & New York, 1986, 1991
(5) Mitchell W. Marken: "Pottery from Spanish Shipwrecks 1500-1800", University
Press ofFlorida, 1994
(6) H. -M. Sommer ( Maguez 1998/1999): "Las bocas de las anforas de aceite en La
Vega de Mozaga", nicht publizierte Ausarbeitung für den Cabildo de Lanzarote,
Depto. de Patrimonio, Arrecife
(7) G. Escribano Cobo, A. Mederos Martin: 11Anforas romanas en las Islas Canarias?",
o.J.
(8) M. Sciallano & P. Sibella: "Amphores, comment !es identifier?", Edisud, 1994
(9) G.A.Wagner: "Altersbestimmung von jungen Gesteinen und Artefakten", Ferdinand
Enke Verlag, Stuttgart, 1995
(10) K. Mommsen: "Archäometrie", B.G. Teubner Verlag, Stuttgart, 1986
(11) A. Rumeu de Armas: "Piraterias y ataques navales contra las Islas Canarias",
Madrid, 1947- 1950
(12) P. Atoche Pefia u.a.: "Pozos con camara de factura antigua en Rubic6n (Lanzarote)",
V III. Jornadas de Estudios sobre Fuerteventura y Lanzarote, Sept. 1997
Abb. la
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La Graciosa / Pedro Bartla
(c) HMS 2000
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Abb. 2
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Abb. 3
Abb. 4
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@HMS 2000
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EI Rio, Lanzarote
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EI Reducto, Arrecife, Lanzarote
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Mala, Lanzarote, Sa
Lanzarote
Küstenregion bei Mala (?)
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Abb. 8a
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230
Mala, Lanzarote
lslote del Amor, Arrecife,
Lanzarote
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Abb. 8b
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Abb. 9
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232
:CW.'",=ccw 5cm
2
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4
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Abb. 11
Abb. 12
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Famara, Lanzarote
2
i
1 2
=-=-=Sem
3 Maciot 4
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Abb. 13a
rn
=-=-=5cm
Abb. 13b
C
La Vega de Mozaga, 13- 20
--=-·---, 5 cm
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