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Alois CLOSS, Graz DER MEGALITHISCHE ASPEKT AN KANARISCHEN STEiNDENKMÄLERN Vortrag anläßlich der Tagung 197 5 des INSTITUTUM CANARIUM in Hallein. Die drei vorangegangenen Themen, von H.STUMFOHL (zur Sprache der Altkanarier), J. KRÜSS (über Leben und Zivilisation der Kanaren-Ureinwohner) und H. NOWAK (zu „Religion und Kulte der Kanarier"), wären natürlich für sich allein schon ein vollwertiges kanarisches Symposion. Innerhalb des Institutum Canarium fehlt ihnen aber noch etwas, das zum Urprogramm dieser Anstalt gehört, nämlich der Bezug auf die Hauptthese ihres „geistigen Vaters", des österreichischen, mitteleuropäischen, von der Ethnologie, und zwar von der kulturhistorischen Richtung ausgehenden Kanaristen, D. J. WÖLFEL. Von dieser Position aus behauptete er 1) einen beträchtlichen Anteil der kanarischen Kultur am Megalithwesen und einen Zusammenhang vor allem durch dieses mit den Kulturen am Westrand Eurafrikas. Der Autor war bei seinem Eintritt in dieses Forschungsgebiet an der Seite des damals führenden Anthropologen E. FISCHER im Jahre 1934 von der Ausweitung des Megalithbegriffes auf die schriftlosen Völker durch den Wiener Ethnologen R. HEINEGELDERN 2), in der damit gegebenen Ergänzung des Gräbermegalithikums durch ein Denkmalmegalithikum mit den Leitmotiven Menhir und Steinkreis als Geistersitze, ausgegangen. Dabei betrachtete er aus Weißafrika vor allem die Berber als die auch in dieser Sache den Kanariern Nächstverwandten. Nur wenn es feststünde, daß er, wie dies selbstverständlich ist, nicht nur in kleineren und nebensächlichen Dingen irrte, sondern auch in dieser Hauptthese, wäre ein Abrücken von der Megalithfrage bei den Kanaren auch unsererseits begründet und berechtigt, ja sogar notwendig. Zur Eröffnung dieser Problematik habe ich bei der vorjährigen Jahres-Hauptversammlung über die Streitfragen hinsichtlich des Megalithikums zunächst im allgemeinen, d. h. in seiner Verbreitung in den verschiedenen Erdteilen, gehandelt3). Zweifel und Einwände an den Anschauungen, wie sie über diese Kulturform WÖLFEL in seinen Arbeiten durch fünfzehn Jahre unbehelligt vorgetragen hatte, waren auf dem 1. Symposion österreichischer Ethnologen in Wartenstein schon im Jahre 1958 erhoben worden, und zwar durch denselben Ethnologen R. HEINEGELDERN, von dessen Grundposition in dieser Sache WÖLFEL ausgegangen war4). Doch konnte ich im Jahre 1966 gelegentlich der ersten gemeinsamen Tagung der deutschen und österreichischen Ethnologen in Wien im Rahmen der dabei abgehaltenen 80-Jahrfeier des genannten Forschers vor ihm feststellenS), daß er doch nur die Art, wie WÖLFEL von einer Megalithkultur mit soziologisch dazugehörigem Mutterrecht und einer Religion des Himmelsherrschers sprach, beanstandet habe6), nicht eigentlich die Bestimmung kanarischer Steindenkmäler und Kultplätze als megalithisch; diese sei ja nur nach jenen Merkmalen erfolgt, die er, HEINE-GELDERN, selbst dafür als das allein Ausschlaggebende erklärt habe, nämlich aufgrund emes 67 ahnenkultischen Bezuges von Steindenkmälern, sei es von Gräbern oder von Geistersitzen mit den erwähnten Leitmotiven. Welche unter den kanarischen Steindenkmälern - es sind hauptsächlich solche auf Gran Canaria und den östlicher davon gelegenen Inseln, und sonst am signifikantesten just auf der südwestlichsten Insel in Hierro - WÖLFEL für megalithisch erklärt und wie er sie in die erstmals von ihm (RE 194-248, 253-314) aufgestellte Typologie des Megalithikums zugeordet, findet sich in dem erwähnten Festartikel von A. CLOSS angeführt. Danach, in welcher Hinsicht sich an der Geltung seiner Zuordnung der betreffenden Beispiele zum Megalithikum und ihrer typologischen Bezeichnung vielleicht Fragen erheben, wurde damals noch nicht gefragt. So z.B. blieb noch offen, ob im Gräbermegalithikum auf den Kanaren, neben einigen Vorkommen von Steinkistengräbern auf Gran Canaria, die casa honda auf Fuerteventura wirklich ein Ganggrab war und nicht anderen Zwecken diente, und ob z.B. die efquenes auf Lanzarote, deren Eigenschaft als Steinkreis wohl feststeht, auch, wie WÖLFEL meinte, einen Menhir in dessen Mitte hatten. Unabhängig davon konnte die Deutung eines der nur im Grundriß bekannten Türme von Galdar als Nuraghen, wie sie WÖLFEL in Torrianibuch vornahm, schon an sich mangels jeder Kenntnis ihres Aufbaues über dem Grundriß nicht als gesichert gelten, ganz abgesehen davon, daß den Nuraghen ein ahnenkultischer Charakter fehlt, und daß sie wohl nur von Megalithbauten angeregte Wehrbauten waren, während Galdar sicher ein bedeutender Kultplatz war. An diesem Punkt wird offenbar, daß es am kanarischen, wie noch mehr am allgemeinem Megalithikum, noch andere Probleme gibt als jene, die HEINE-GELDERN aufrollte (bzw. gar nicht aufrollen wollte). Der Verfasser des vorliegenden Artikels ging ihnen, schon in der Absicht seinen diesmaligen Vortrag vorzubereiten, in seinem vorjährigen Referat universal und systematisch nach, und zwar in ihrer Fortsetzung bis heute, wo man neuestens in der Ethnologie sogar von der HEINE-GELDERN'schen Verbindung archäologischer Befunde mit ethnologischen im allgemeinen abrückt, bzw. entgegen den dafür bestehenden Gründen abrücken möchte 7). WÖLFELs Megalithforschung ist davon allerdings nur indirekt mitbetroffen, insoferne das Pendel der Megalithforschung wieder ganz auf die archäologische, d. h. prähistorische Ebene zurückschlüge. Der von WÖLFEL angenommene eurafrikanische Ausgangspunkt für die Erklärung eines kanarischen Megalithikums auf der Seite der Schriftlosen, in diesem Falle der alten Berber, bliebe dann freilich nur noch durch auf sie beziehbare prähistorische Schichten Weißafrikas auf dem Tapet. Gibt es solche, dann kann WÖLFELs Gesamtbild von den kanarischen Megalithen noch immer nicht für erledigt gelten. Das von mir nun für heute übernommene Thema ließe sich zwar wohl, und ansatzweise war im Vorjahr sogar daran gedacht, in der Weise durchführen, daß von den vorangegangenen allgemeinen Erörterungen der Probleme nun speziell auf die Kanaren hinübervisiert wird. Und an sich ließe sich gegen diesen vom Allgemeinen auf das Besondere gerichteten Weg kaum ein ernster Einwand erheben. Doch hätte der umgekehrte, vom Besonderen zum Allgemeinen, in diesem Fall von den kanarischen Zuständen auf das Megalithikum und seine Probleme überhaupt, den Vorteil konkreter zu sein, wenn er sich als gangbar erwiese. Dies ist der Fall durch einen uns 68 erst jetzt bekannt gewordenen Aufsatz von M.PELLICER (1971)8a) (= PELLICER 11), der sich stärker als ein früherer desselben Autors (1968/69)8) (= PELLICER I) mit dem kanarischen Megalithikum befaßt und eine konkrete Anknüpfung ermöglicht. 1. Der spanische Verfasser, M. PELLICER, in seiner jetzigen Stellung Archäologe in Sevilla, stand an der Universität La Laguna in Tenerife in Kontakt mit dem seinerzeitigen Hauptprotektor WÖLFELs, E. SERRA RA.POLS (gestorben 1972, Kurzbiographie in I. C.-Nachrichten 11, 1973, 2). Am Schluß seines früheren Aufsatzes (PELLICER I, 94) führt er an, worin er mit RA.POLS übereinstimme, vor allem hinsichtlich des Vorwurfes einer mangelhaften Entwicklung der kanarischen Archäologie, deren früherer spanischer Sachwalter auf der Insel Gran Canaria, S. JIMENEZ SANCHEZ aber mit RA.POLS und außerdem auch mit WÖLFEL freundschaftlich verbunden war. über WÖLFEL äußerte sich PELLICER I in verschiedener Hinsicht noch mehrfach günstig, er nannte in diesem seinen, die Geschichte der Kanarienforschung darstellenden Artikel, auch die „Monumenta Linguae Canariae" ehrenvoll ( 86) und anerkannte das ursprüngliche Anknüpfen WÖLFELS mit E. FISCHER an die biologische und morphologische Anthropologie ( 84), sowie seine Bemühungen um die Petroglyphen und Inschriften ( 85). Nicht zuerkannte er unserem österreichischen Kanaristen einen besonderen Anstoß zu jenem Forschungszweig, auf den sich PELLICER schon damals spezialisiert hatte und in dem ihm der Fortschritt der kanarischen Archäologie aus ihrer unfruchtbaren Beschäftigung mit dem Megalithikum gelegen scheint, nämlich zu einer systematischen Teamarbeit bei der Aufdeckung der Schichtenfolgen auf den einzelnen Inseln. Um sie hat er sich inzwischen selbst bereits hauptsächlich auf der Insel La Palma verdient gemacht und damit auch schon auf Hierro begonnen. In seinem zweiten Aufsatz (PELLICER 11) wendet er sich nun mit dem Vorwurf der Vernachlässigung dieser Seite der Archäologie noch deutlicher als früher gegen S. JIMENEZ sANCHEZ, und diesmal wegen der von ihm in einem Vortrag über das kanarische Megalithikum9) zutage tretenden Unzulänglichkeiten. Indirekt trifft er damit aber, ohne ihn hier ausdrücklich zu nennen, D. J. WÖLFEL, den JIMENEZ SANCHEZ seinerseits, allerdings nur mit dessen vergleichenden Ausblicken nach Alteuropa, Kreta und Mesopotamien, zustimmend nennt und sich insoferne an dessen Bemühung um die Erkenntnis der Fernzusammenhänge des kanarischen Megalithikums und um ihre Interpretation vielfach aus diesem Licht anschließt. In beiden Artikeln tadelt PELLICER an JIMENEZ SANCHEZ die Anwendung der aus der traditionellen Behandlung des Megalithikums stammenden „N omenklatur" auf die kanarischen Steindenkmäler (1, 92); hierin verrate sich im Megalithartikel des JIMENEZ SANCHEZ eine „cierta confusi6n" (PELLICER II, 59). In der Liste der nach seiner Ansicht nicht geeigneten, vor JIMENEZ sANCHEZ von WÖLFEL in dieser Sache gebrauchten Termini finden sich allerdings zwei, die keiner der beiden Autoren in diesem Zusammenhang erwähnt hat, nämlich taro (ein nur aus Tenerife bezeugter Ausdruck für Turm, wozu es aber gerade auf dieser Insel kein altes Denkmal gibt) und quesera, eine Bezeichnung für auf Steinplatten eingeritzte 69 Libationsrinnen, die auf der östlichen Insel des Archipels und in Nordafrika angetroffen werden; nun rechnen beide Forscher zwar wohl die Libation, besonders jene mit Milch, zu den megalithischen Riten, zumal auf den Kanaren, gebrauchen aber hiefür nicht den erwähnten Ausdruck. Bei der Beanstandung einerseits der von den beiden Autoren wirklich verwendeten Ausdrücke tagoror und banco votivo und andererseits von betilo und estela erspart es sich PELLICER, an den vielen ausführlichen Beispielen, die für jede dieser Kategorien JIMENEZ sANCHEZ a u f g r u n d s e i n e r A u s g r a b u n g e n v o r f ü h r t , den gerügten Mangel zu erweisen; doch nur so gewänne seine Beschuldigung an Gewicht, wenn er die Gründe entkräftete, die der Prähistoriker für die Zuordnung der betreffenden k o n k r e t e n F ä 11 e an das Megalithikum anführt. Natürlich ist almogaren im generellen Sinn von Versammlungsplatz mehrdeutig, so kann es auch Gerichtsstätte sein, allerdings auch dies ursprünglich gewiß nicht, ohne daß an den in Frage stehenden Orthostaten wenigstens eine Beratung am ahnenbezogenen Platz stattgefunden hätte, wie dies an Stellen aus Homer von HEINE-GELDERN belegt ist. Solche Orthostaten hatten die Funktion von „Votivbänken." Tagoror aber kann zwar wohl auch, die WÖLFEL in den MLC ohnedies vermerkt, bloß eine Viehhütte, also etwas ganz Unkultisches bedeuten. In jenen Fällen aber, wo JIMENEZ SANCHEZ in seinem Aufsatz sich dieses Ausdruckes bedient (160), sprechen die Umstände eben ganz klar für ein ahnenkultisches, also megalithisches Denkmal. Ein durchschlagendes Beispiel ist jenes von Tauro Alto (Almogaren II 1971, 205 Abb. 17), wo es vom tumulo, einem von Orthostaten umstellten Grab, einerseits zu einem tagoror, sicher keiner Viehhütte, sondern einem kultischen Versammlungsplatz führt, nach der anderen zu einem obelisco, der mit vollem Recht als eine estela funeraria bezeichnet wird; ihm den Charakter eines Menhirs abzusprechen, weil kein direktes Zeugnis dafür vorhanden ist, daß er für einen Geistersitz gehalten wurde, bedeutet Hyperkritik angesichts der sonstigen megalithischen Zusammenhänge auf näher bekannten westkontinentalen Gebieten mit unbestreitbarem Megalithikum. Hier ist also die megalithische Funktion sowohl des tagoror als auch der estela durch die Fundumstände verifiziert. An den über 400 Ausgrabungen, auf die sich JIMENEZ SANCHEZ in seinem Megalithvortrag (77) beruft, mag der Autor hie und da in der Beurteilung der verschiedenen Voraussetzungen für ein megalithisches Objekt zu lässig gewesen sein, im großen und ganzen lassen seine Ausführungen diesbezüglich durchaus die nötige Sorgfalt erkennen und jemanden, der überhaupt, wie schließlich auch PELLICER selbst, grundsätzlich die Möglichkeit anerkennt, durch Ausgrabungen zum mindesten eine nichtmegalithische Qualität einer Struktur zu erkennen, so z.B. in Gomera (gegen H.NOWAK in: Raggi 9, 1969, 123-134), stünde es schlecht an, nicht auch die gegenteilige Möglichkeit ernstlich zu erwägenlO). Noch vor seinem Megalithartikel vom Jahre 1966 hatte JIMENEZ SANCHEZ schon im Jahre 19 53 die Begräbnisformen, also gewissermaßen das Gräbermegalithikum, das in seinem Vortrag nachher dann weniger zur Sprache kam, behandelt, allerdings nur jenes von Gran Canaria, und er war dabei zu nicht unbedeutenden Ergebnissen über die dortige Andersartigkeit dieser Art des Megalithikums gegenüber dessen Entwicklung in Westeuropa gekommen; in Ausweitung der damit sich einstel- 70 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lenden Fragen auf die Grabdenkmäler der anderen Inseln des Archipels ergeben sich daraus indirekt manche aufschlußreiche Gesichtspunkte11). Der kanarische Ausdruck für eine kultische estela, nämlich fayra, ist das altkanarische Synonym für Menhir, denn BOR Y gibt an, daß diese Steinsäule mit Milch und Schmalz eingerieben wurde (MLC IV, 114); damit ist sie schon genügend für das Megalithikum indiziert. Anfechtbar aber scheint nach unserer Meinung die kategorische Zusammenstellung von betilos y falos (JIMENEZ sANCHEZ S. 158 f.), wobei für die letztere Bezeichnung nicht weniger als drei oben verdickte Steine aus verschiedenen Gegenden genannt werden; sie sind förmliche Phallussteine, wie sie in Äthiopien häufig sind, nach dem Anm. 4 Gesagten sind sie aber nicht Geistersitze, sondern Repräsentationen des Toten und nur in diesem modifizierten Sinn doch megalithisch. Von ganz anderer Art sind aber die Bätyle, denn dieser von den beiden LEISNER in ihrem Werk über die spanischen Megalithen für Steinsäulen regelmäßig gebrauchte Ausdruck biblischer Herkunft drückt in seiner Urbedeutung gerade das am drastischesten aus, was ein megalithischer Kultstein im eigentlichsten Sinn ist, nämlich der Erscheinungsort eines höheren geistigen Wesens. Phallussteine und Bätyle gehören also keineswegs in eine Gruppe zusammengefaßt. So ist gewiß an der Terminologie des Artikels von JIMENEZ sANCHEZ dort und da etwas auszusetzen, aber doch nicht so ausgiebig, wie es PELLICER gemeint hat. Eine gänzliche Bestreitung des Vorhandenseins von Megalithen auf den Kanarischen Inseln würde sich auch bei einer viel weiter gehenden Geltung des besprochenen Einwandes von PELLICER nicht ergeben, und dieser Kritiker hat sie wohl auch mit ihm gar nicht beabsichtigt. Es sei denn, er wollte dies mit seinem schon am Beginn seines zweiten Artikels stehenden (S. 4 7) Satz behaupten, er habe un eco fiel de otra cultura continental an keiner der kanarischen Strukturen finden können. Hier kommt alles darauf an, wie weit absolute Gleichartigkeit Voraussetzung für die Annahme einer Übertragung, in diesem Fall von megalithischen Bauweisen, von „auswärts" in Frage kommt. Irgendwelche Veränderungen, mehr oder weniger aber doch in Wahrung des Substantiellen, entstehen ja bei Übertragungen fast regelmäßig, und sie werden umso merklicher, je größere Hindernisse bei diesem Prozeß zu überwinden waren. So kann es sehr wohl sein, daß sich insbesondere, wenn, wie WÖLFEL meint, diese Übertragungen in mehreren Wellen und wenigstens teilweise schon gemischt mit anderen, darunter sogar hochkulturellen Elementen, stattgefunden haben, im ganzen am betreffenden Komplex, worunter hier der megalithische gemeint ist, eine eigene Fazies davon entstanden ist. Und es ist dann diesbezüglich eben Aufgabe der vergleichenden Forschung, diese besondere Fazies und womöglich auch ihre Ursächlichkeit, genauer nachzuweisen. Dazu wäre vor allem jenes Gebilde geeignet, durch das sich die kanarischen Steinsetzungen von den westeuropäischen am meisten unterscheiden und deren Entsprechungen auch auf der weißafrikanischen Seite doch nur sehr unvollkommen sind, wie es sich weiter unten für die sogenannten Stumpfkegel auf Gran Canaria (Almogaren II, 1971, 202 Fig.11) herausstellen wird. Ganz ausgeschlossen ist es freilich nicht, daß eine Grundtendenz, ahnenkultische Denksteine zu errichten, in verschiedenen Gegenden eigene, anderswo nicht entstandene Formen hervorgebracht haben könnte. 71 Mit solchen Fragen habe ich mich in meinem schon erwähnten vorjährigen Vortrag „Umstrittenes Megalithikum" beschäftigt. In manchen Punkten wurden dabei aber doch nun erst recht verschiedene „Unzulänglichkeiten und Irrtümer WÖLFELs" in seinen Ausführungen über Megalithisches offenbar. Davon hatte ich allerdings bereits in meiner zweiten Arbeit über das Megalithikum auf den Kanaren in den „Mitteilungen zur Kulturkunde" (1, 1966, 155) gesprochen, als ich mich mit der Absicht WÖLFELs befaßte, ethnologische Kulturhistorie habe sich (statt auf die früheren historisierenden Kulturschichtungen der Wiener Schule) auf Kulturmorphologie zu gründen. Ich hätte schon damals speziell mit Bezug auf das Megalithikum lieber gesagt, die „beziehungsforschende" Arbeit der ethnologischen Kulturhistorie bedürfe einer vorausgehenden „W esensforschung" gerade beim Megalithikum, und darüber wird am Schluß dieses Artikels noch näher die Rede sein. Auf die Einwände PELLICERs bezogen, bedeutet das die notwendige Unterscheidung zwischen der der stratigraphischen Methode unbedingt bedürftigen Datierung von Denkmälern und der in erster Linie doch zunächst nur auf Berücksichtigung der eine bestimmte Struktur bedingenden Formkriterien beruhenden Feststellung (bloßen Verifizierung) einer megalithischen Struktur. Das oben angeführte Beispiel von Tauro Alto ist ein hinlänglich beweisendes Grabungsergebnis, ohne daß der Schichtenbau in jener Gegend schon bekannt gewesen wäre. Das Feststellen von Zusammenhängen nach auswärts steht zwischen der nur formhaften und der chronologischen Bestimmung. In seiner Forderung nach vorangegangener stratigraphischer Gliederung scheint PELLICER hinsichtlich der Anerkennung von Zusammenhängen in der Keramik nach einer Äußerung auf S. 63 (PELLICER II), wo er diesbezüglich eine durch PEREZ DE BARRADOS im Jahre 1939 behauptete Verbindung zwischen der Sahara und La Palma ohne merkliche Beanstandung referiert, selber weniger streng zu denken. Doch trifft sich die HEINE-GELDERN'sche Beziehungsforschung am Megalithikum mit seinem allgemeinen Standpunkt in dieser Sache immerhin insoferne, als sie sich meist an chronologisch schon vorher feststehende Tatsachen anschließt. Das kann von WÖLFELs Methode an diesem Gegenstand wohl nicht behauptet werden. Vielleicht läßt es sich auch nicht ganz bestreiten, daß die nach der Ansicht von PELLICER zu voreilige Statuierung von Megalithen auf den Kanaren mit dazu beigetragen habe, die Landnahme und den Anfang der Kultur auf diesen Inseln zu früh zu datieren. Dies wäre dann umso mehr der Fall, wenn man die als ahnenkultisch, und insoferne als megalithisch, anzusprechenden Steindenkmäler als eine in sich geschlossene, selbständige Kultur, wie dies gemäß der Anm. 6 für das Megalithikum überhaupt problematisch ist, zusammenfaßte. WÖLFEL hat dies allerdings getan. Der in dieser Sache indirekt vor allem doch gegen ihn mit Recht in die Arena getretene PELLICER braucht sich deswegen, d. h. um die Megalithforschung in ihre Schranken zu weisen, nicht in seine von den maßgeblichen Fachleuten noch nicht allgemein anerkannte Theorie zu verbeißen, daß es zu einer Besiedlung des ganzen Archipels vor dem ersten Jahrtausend v. Chr. (ja nicht einmal vor 500 v. Chr.) nicht gekommen sei. Seine Argumente sind in dieser Allgemeinheit nicht durchschlagend, sie 72 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 betreffen nämlich nur einige, neuestens methodisch genau, sogar erst in nachchristliche Zeit datierte Denkmäler. Es gibt aber genug andere, deren chronologische Bestimmung noch ofen steht. Und selbst wenn PELLICER mit seinem späten Ansatz des Beginnes der Besiedlung auf den Kanaren recht hätte, wäre damit nichts gegen das Vorliegen von megalithischen Denkmälern auf den Inseln im allgemeinen entschieden. Wenn nämlich auch die Zeit des Hochmegalithikums in Westeuropa und in Alteuropa um 1000 v. Chr. schon vorüber war, so kann doch wenigstens die jüngste Form des Gräbermegalithikums nachgewirkt haben. Erhielt sich ja das Megalithikum in Irland auch in einer geographisch nicht unbeträchtlichen Distanz gegenüber der westlichen Entwicklung, hierin entfernt ähnlich jener zwischen den Kanaren und der Spanischen Sahara, noch bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. (RE 422). Somit läßt sich manches einwenden gegen die Tendenz PELLICERs, die Verbreitung des Megalithwesens auf den Kanaren möglichst einzuengen, wenn schon nicht ganz zu bestreiten. Sie richtet sich zwar direkt hauptsächlich gegen JIMENEZ SANCHEZ, betrift aber noch stärker das ihm vorangegangene Reden und Behaupten WÖLFELs über das Megalithikum auf den Kanaren. 2. Trotz der vorgebrachten, wohl nicht ganz ungewichtigen Gegengründe hat man sich aber in unserem Kreis sehr wohl noch mehr über eine förderliche Aufnahme der Kritik PELLICERs Gedanken gemacht. In den inzwischen auf der ethnologischen Ebene eingetretenen und vom Vortragenden auf der vorjährigen Jahresversammlung referierten Veränderungen in den Anschauungen über das Megalithikum in allgemeinen liegt doch auch wieder ein Ansporn zur A k t i v i e r u n g e i n e r s y s t e - m a t i s c h e n M e t h o d e d e r M e g a 1 i t h f o r s c h u n g , an der es bei WÖLFEL vielleicht noch mehr gefehlt hat als bei JIMENEZ SA.NCHEZ. So wurde in diesem Jahr das Symposion Canarium in der Weise aufgebaut, daß über Sprache, die gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse auf den Inseln in eigenen Referaten ohne Bezug auf die Frage vorhandener megalithischer Strukturen Bezug zu nehmen, gehandelt wurde, um erst nachher zum Schluß die megalithischen Aspekte an den Steindenkmälern aufzurollen. Ein erster Ansatz dazu liegt bereits in dem Artikel vor, den ich in der Festschrift des Anthropos vom Jahre 1968/69 für W. SCHMIDT veröffentlicht habe, um das Verhältnis WÖLFELs zu ihm zu charakterisieren, gerade über den südwestlichsten, vom kontinentalen Megalithikum am weitesten entfernten Kultplatz El Julan auf der Insel Hierro12); darin habe ich zum Unterschied von den zwei früheren Veröfentlichungen im Titel den Ausdruck „megalitisch" bereits vermieden. Für die Auswahl des Themas waren verschiedene Gründe maßgebend. Einige davon ließen eine noch stärkere, schon programmatisch gewordene Distanz gegenüber den Ausführungen WÖLFELs gerade über das Megalithikum auf dieser Insel ratsam erscheinen in Ergänzung der bereits erwähnten, in den „Mitteilungen zur Kulturkunde" ( 1, 1966, 115) festgestellten „Unzulänglichkeiten und Irrtümer" WÖLFELs (in der Beurteilung der Megalithkultur und der Megalithreligion und in der Deutung der Türme von Galdar als Nuraghen). In der Untersuchung des Megalithikums auf Hierro stellten sich neue, tiefer liegen- 73 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 de Fraglichkeiten dazu heraus. L. DIEGO CUSCOY aber hat in derselben Veröffentlichung des Panafrikanischen Kongressesl3 ), nachdem er schon vorher 194 7 über die ganze Insel Hierro gehandelt hatte, über den zunächst wenigstens anscheinend am meisten megalithischen Bezirk El Julan, ohne dafür dieses Beiwort zu gebrauchen, in einer Weise berichtet, daß er sich aus die von WÖLFEL übernommene Abbildung VERNEAUs (= Abb. 4 in Almogaren I) und auf die Beschreibung, die dieser von der bezeichneten Kultstätte im mittleren Süden der Insel gab, ebensowenig bezogen hat wie auf die von WÖLFEL erst später (RE 4 26) in ihren Einzelheiten näher charakterisierten Verhältnisse in dieser Kultlandschaft. Der in der Mitte der Südseite dieser Insel gelegene Kultplatz „Los Concheros" dessen Grundbedeutung (,,Muschelhaufen") SERRA RAFOLS für Tenerife hervorhob, wird von VERNEAU erwähnt und WÖLFEL schließlich als einer Bedeutung Rechnung tragend herausgestellt. Nach Mitteilung von H. NOW AK befindet sich am Rande der prähistorischen Steindenkmäler ein großer Muschelhaufen (= Conchero), dem die Kultanlage den Namen „Los Concheros" zu verdanken hat. Diese Frage war zunächst zu klären, dazu kamen aber noch andere Fragen, das Megalithikum betreffend, die sich an Kreise bei VERNEAU knüpften, darunter auch an jene, die in dieser Skizze nur Hirtenhütten andeuten (Anthropos 1968/69, 896 Anm. 5), bedurften diesbezüglich einer Klärung. Sie konnten nur durch einen Augenschein an Ort und Stelle, also durch Feld-Forschung, gewonnen werden, zumal die Skizze bei DIEGO CUSCOY (Lam 1 am Schluß des Aufsatzes) den Bezirk El Julan nur in einem sehr eng gezogenen Halbkreis ohne alle Details darstellt. Unser sprachkundiger und mit alten Nachrichten voll vertrauter Kollege Herbert NOW AK hat diese Aufgabe übernommen, dazu eine VERNEAU und DIEGO CUSCOY ergänzende Karte geliefert, und vor allem hat er die eine Sakralität klar anzeigende, mit Steindenkmälern am deutlichsten besetzte Westseite auf die Restbestände der einstigen Anlage genau geprüft und eingezeichnet. Nichts konnte er von einer ursprünglichen cella feststellen, die WÖLFEL als Überdachung eines Altars im Inneren eines engeren Steinkreises, der von einem weiteren umgeben war und noch umgeben ist, vermutet hatte. Außerdem konnte H. NOWAK nichts über noch am Boden liegende Blockreste zweier einst aufgemauerter Steinsäulen beobachten, die auf einer Abbildung von BER THELOT über diese Gegend zu sehen sind. Hätte sich die Figur bei BERTHELOT (Abb. 3 in: Almogaren I) bestätigen lassen, dann wäre das megalithische Hauptindiz, das auf dieser Insel wie auf keiner anderen im Archipel vorhanden ist, nämlich ein in Monolithen vergegenwärtigtes Stammelternpaar (als höchste Wesen gedacht), erst recht gesichert. Doch auch so würde der in den alten Angaben berichteten Vergegenwärtigung des Stammelternpaares auf Bergspitzen, also in natürlichen Monolithen, immerhin ein gewisser Zeugniswert für ein megalithisches Denken auf dieser Insel zukommen. Der Streit, der sich um die Lokalisierung der natürlichen Monolithen zwischen ALVAREZ DELGADO, der sie in einer Felsenformation östlich von El Julan vermutete, und H. NOWAK, der an Felstürme auf den obersten Bergrücken denkt14), ist nicht so bedeutsam, wie die unbestreitbare Tatsache der Vorstellung von einem monolithischen deifizierten Ahnenpaar an sich. 74 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Nicht ohne weiteres leuchtet ein, daß der ganze heilige Bezirk von El Julan von dieser Grundvorstellung bestimmt sein soll und so megalithisch zu verstehen wäre. Der in beiden Hauptquellen, TORRIANI und ABREU, berichtete Name tacuitunta (MLC IV, 121), den WÖLFEL als eine Gegend deutet, in der herangeführte Kleintiere durch Blöken die Gottheit zur Sendung eines Regens bewegen sollten, ist nicht deutlich genug auf alle dort befindlichen Denkmäler bezogen, am wenigsten paßt er wohl auf die am weitesten im Osten gelegene Orakelhöhle mit einem Orakelschwein. Die WÖLFEL'sche Behauptung, es gäbe zu ihr eine megalithische Entsprechung in Südostasien, wo aber statt des Schweines das Rind das Orakeltier sei, steht leider ebenso ohne die notwendigen Belege da wie die andere, wonach das Schwein zum Wahrsagen seines erwünschten Regens zu den Monolithen gebracht worden sei (WÖLFEL RE 435). Nur wenn beides einwandfrei dokumentiert wäre, könnte mit voller Sicherheit diese Höhle als eine kultische Einheit mit den megalithischen Steinsetzungen im Westen gelten. Aber auch ohne diese Belege hätte sie ein gewissen Gegenstück in der „Räucherorakelhöhle" von La Montafieta bei Moya auf Gran Canaria, die JIMENEZ sANCHEZ an erster Stelle ( 15 7) unter den „cuevas oraculos" nennt. Das Harmonisieren der auf VERNEAUs Angaben sich stützenden megalithischen Interpretation der westlichen Denkmäler in El Julan mit deren Besprechung von CUSCOY erweist sich als unmöglich, weil die vielen Ortsangaben in diesem Kapitel in der beigegebenen Skizze nicht aufscheinen. Das vom Autor als „im Westen liegend" bezeichnete „Steindenkmal", von ihm als taro (Turm) signalisiert, entspricht am ehesten der Aufschichtung aus Steinplatten, nach VERNEAU westlich von den Steinkreisen (Abb. 5 in: Almogaren 1). CUSCOY schreibt ihm keine kultische Rolle zu, hätte er eine solche gehabt, dann war er doch ein Altar (hierüber siehe H.NOWAK, Anm.14). Das Fehlen eines Namens dafür macht sich hier ebenso störend bemerkbar wie der Mangel eines altkanarischen Terminus, der dem berberischen „Kerkur" entspricht, welcher nicht nur einen Steinhaufen, sondern auch einen Steinkreis, ja sogar einen aus Platten bestehenden Altar wie diesen bedeuten kann (WÖLFEL Re 187, 296) und sich so als Bezeichnung einer megalithischen Reihe verstehen ließe. Wenn schon die Ergebnisse an der rein f o r m a 1 e n Seite der megalithischen Problematik beim Augenschein teilweise sogar negativ ausgefallen sind und im ganzen kaum durchschlagend waren, so wurden sie doch durch die Feldforschung in ihrer Tiefe besser erkennbar. Dazu wird hier nur anmerkungsweise, um die von unserem Institut ausgehenden Bestrebungen um die wissenschaftliche Sicherung des kanarischen Megalithbestandes auch nach der potentiellen Seite zu charakterisieren, auf die von B. v. RICHTHOFEN (l. c. 33) besonders gewürdigte Erschließung volkskundlicher Traditionen auf den Kanaren durch J. KRÜSS hingewiesen. Wenn schon Hierro von ihm in seine diesbezügliche Arbeit noch nicht einbezogen ist, so könnten doch in diesen Überlieferungen Bezüge auf die natürlichen und künstlichen Monolithen der anderen Inseln enthalten sein, die, etwa indirekt auf Hierro zurückstrahlend, von der Volkskunde her die Feldforschung daran ergänzen würden. Die entscheidende Voraussetzung für c h r o n o 1 o g i s c h e und e t h n i s c h e Zuordnung von Objekten oder gar von ihnen zugeschriebenen Zusammenhängen mit 75 „auswärtigen" Megalithdenkmälern wäre freilich erst die Vollendung der, von PELLICER immerhin schon begonnenen stratigraphischen Aufnahme der Schichten auf Hierro (PELLICER I, 89). Wenn er selber schon jetzt, noch bevor er das vielleicht daran Begonnene vorführt oder vorführen kann, eine Verbindung Hierros mit Gran Canaria in Betracht zieht (PELLICER I, 91 ), so scheint es, daß doch auch schon von der archäologischen, stratigraphisch noch nicht aufgeschlossenen Situation aus wenigstens im näheren Umkreis, in diesem Fall innerhalb des kanarischen Archipels, auch eine megalithische Beziehungsforschung Anregungen empfangen konnte. Nur hätte diese zunächst die Aufgabe, die Eigenart des Megalithikums auf Hierro, sogar besonders gegenüber Gran Canaria, ins rechte Licht zu stellen. Denn gerade für das entscheidenste Merkmal, das monolithische Ahnenpaar, gibt es nicht einmal auf Gran Canaria, der megalithischesten der Kanarischen Inseln, ein so nahe an die ahnenkultische Grundlage herankommendes Gegenstück. Andererseits folgt aus dem Fehlen der auf Gran Canaria so auffallenden Stumpfkegel und der dortigen Hügelgräber auf Hierro nicht mit Notwendigkeit, ein Zusammenhang im Megalithikum gerade mit Gran Canaria ausgeschlossen wäre. Die anthropomorphe, von Malpaso, nordwestlich von El Julan, abgerollte Steinsäule (Anthropos 1968/69, 894) und die Steinkreise, wenn auch nicht gerade der innere Kreis mit dem Altar, könnten, obwohl ein Almogaren auf El Julan ebenfalls nicht erkennbar ist, doch zu verschiedenem Einströmen der Megalith-,,praxis" auf Gran Canaria gehören, von denen die der Hügelgräber die jüngste ist und von der Entwicklung auf Hierro am weitesten absteht. Dort fehlen auch die drei Haupttypen des westeuropäischen Gräbermegalithikums, wie sonst auch auf den Inseln westlich von Gran Canaria, ganz, nur das Höhlengrab war üblich, am meisten im Nordosten der Insel15), also am nächsten von Gran Canaria. Doch war dieses, wie sich aus unserer Anm. 11 ergibt, neben den megalithischen Grabformen ja auch auf Gran Canaria, sogar in Verbindung mit dem Königskult16) noch gebräuchlich. Wie sich diese Dinge genetisch vielleicht noch genauer entwirren und horizontieren lassen, wird erst nach der stratigraphischen Aufnahme Hierros näher zu beurteilen sein. Besteht die Hauptfrage der Beziehungsforschung zu den ihr zunächst obliegenden Verhältnissen im Kanarischen Archipel auf der Heraushebung des Eigenartigen im Megalithikum, sowohl in den einzelnen Inseln als auch in ihrem Gesamtbereich, so läßt sich von der Ausrichtung der beziehungsforschenden Sonde auf das ferner liegende Gebiet am Kontinent in seinen drei möglichen Quellpunkten des Megalithikums, in Westeuropa, in der Mediterranis und in Weißafrika, ja nach ihrer größeren Nähe zu den Kanaren schon mancher Aufschluß über die Herkunft und über verschiedene megalithische Einströme auf die Kanaren erhofen. 3. Schon aus geographischen Gründen wären, wie bereits SERRA RAFOLS es betonte, DELGADO es an den „queseras" getan hat, und nun PELLICER mit Recht noch energischer fordert, die nordwestafrikanischen Verhältnisse zuerst zu beachten und unter ihnen kam, wie dies H. BIEDERMANN unter der Marke einer interdisziplinären Megalithforschung (1.-C.-Nachrichten 12/13, 1973, 9 f.) geltend machte, 76wieder die Spanische Sahara hiefür am meisten und zunächst in Betracht. Mit den dort von unseren Kollegen erzielten Erfolgen weitete sich damit bald der Blick von selbst über das ganze marokkanische und noch weiter östlich gelegene Weißafrika aus. Bei dieser Vergrößerung und stärkeren Ostverlagerung des Areals der Beziehungsforschung war es begreiflich, daß sich ein Zug nach Vorselbständigung der weißafrikanischen Megalithforschung von der Kanaristik bemerkbar machte. So weit sich aber dabei nun gleich auch eine gewisse Tendenz zur vollen Loslösung der Problematik des Megaltithikums auf den Kanaren sogar im Institutum Canarium selbst bemerkbar machte, konnte dies nur ein Irrweg sein. Erfreulicherweise hat sich der Blick der noch über die Denkmäler in der Spanischen Sahara hinaus tätigen Beobachter und Ausgräber in der letzten Zeit, auch wenn sie nicht Kanaristen waren, gewissermaßen von selber doch auf die Kanaren zurückgewendet. Zeugen dafür waren wir selbst auf dieser Tagung. Im Vortrag eines der aktivsten nordafrikanischen Feldforscher östlich der Spanischen Sahara, M. MILBURN 17), wurde an zwei Beispielen, Beobachtungen an der Anlage von Galdar aus der Sicht von Steindenkmälern in Marokko, eines davon betrifft den singulären „Stufenturm" in Tufia südlich von Galdar, die Zweckmäßigkeit und die Berechtigung dieses Rückblickes ofenbar. Natürlich ist es höchst wünschenswert, daß MILBURN sie nicht nur bald in einem eigenen Artikel ausführlich darlegt, sondern auch in ihrem Verhältnis einerseits zu den in einem gewissen Grade verwandten berberischen bassina, andererseits zu grankanarischen Stumpfkegeln untersucht. Deren näherer Anschluß nach Afrika hinüber schien sich schon früher aus Ausführungen von A. E. JEN SEN in seiner Studie über Simbabwe (Paideuma 1, 1938, 101-119) zu den Konso zu ergeben, mit anderen Worten, die Vergleichsarbeit zwischen den westafrikanischen und den kanarischen Steindenkmälern, und damit des Megalithikums auf beiden Seiten kommt nun, in Anknüpfung an die schon von WÖLFEL, intensiver aber erst von SERRA RAFOLS geforderten und von DELGADO in Einzelheiten eröfneten Ansätze in dieser Richtung, wenn auch noch nicht auf das Megalithikum, erst recht in Gang. Auch das zweite inzwischen besonders aktiv gewordene Pflegegebiet unseres Arbeitskreises, die Felsbilderforschung, drängt förmlich nach der Überprüfung der Unterschiede und doch auch wieder der Übereinstimmungen zwischen den bildhaften Ritzungen auf Steinen (und nicht nur der Schriftzeichen) in der Sahara und auf den Inseln im Kanarischen Archipel. Wenn nämlich auch die so plastischen Tierbilder in Weißafrika kein Gegenstück auf den Kanaren haben, so könnten doch sowohl die von S. JIMENEZ SANCHEZ behandelten anthromorphen Felsbilder auf Gran Canaria 18), unter denen manche, insbesondere jene von Tejeda, wie aus dem Capsien spätnachlebende und modifizierte Formen anmuten19), als auch die von S.JIMENEZ sANCHEZ schon erwähnten, aber erst jetzt näher bekannt gewordenen geometrischen Darstellungen in der Cueva Pintada bei Galdar20) , sehr wohl maßgebliche Entsprechungen in Weißafrika haben. Ein leider noch sehr entbehrter, aber von H. NOW AK bereits in Arbeit genommener Behelf wird eine generelle Zusammenarbeit und Darbietung der kanarischen Felsbilder sein. Unter diesen kommt jenen für das Megalithikum eine besondere Bedeutung zu, die darin einen näher dazugehörigen Symbolcharakter haben und in den I. C.-Nachrich- 77 ten schon mehrfach als solche hervorgehoben wurden, nämlich den Spiralen. Was daran signifikant ist für das Megalithikum, verbindet wieder in spezieller Weise megalithische Gebiete in Westafrika mit der Kanaristik. Es sind dies die von WÖLFEL als spezifisch megalithische Petroglyphen bezeichneten und in diesem Sinn dann von H. BIEDERMANN stärker herausgearbeiteten Varianten der Spirale. E. MEHL21} hat daran eine megalithische Sinnrichtung, den Eintritt in den Tod und die Rückkehr ins Leben, gesehen. Dies gilt freilich nur von einer ganz spezifischen Spirale. Auf den Kanaren kommt hiefür, wenigstens vorläufig, jene in der Belmacohöhle im Südwesten der Insel La Palma am meisten in Betracht. Seit man in Irland in einem Megalithgrab in Meath, 40 km nordwestlich von Dublin22), auf das Hineinstrahlen des Sonnenlichtes der Wintersonnenwende auf zwei über einem Altar im Innersten dieser Grabanlage dargestellten Spiralen aufmerksam wurde, andererseits aber das Vorkommen der Spirale bei sonstigem Fehlen in Westafrika ausnahmslos nur gerade bei den megalithischen Habbe23) festgestellt (briefliche Mitteilung des Herrn Professors MAUNY zu PELLICER II, 57 aus der DIETERLEIN'schen Monographie über diesen Stamm dto. 10. Mai 197 5) ist, kann hiefür der Begriff spezifisch megalithischer Petroglyphen nicht mehr bestritten werden. Nur darf man nicht übersehen daß E. BENINGER24) das erste Vorkommen der (einfachen) Spirale schon in der frühesten Linearkeramik noch ohne jeden Zusammenhang mit dem Megalithikum erwiesen hat. Megalithisch wäre also eine besondere Sinnbeziehung der Spirale in der von E. MEHL angegebenen Weise, nämlich der Symbolik des inneren Zusammenhanges mit dem megalithischen Gedanken des Dauerhaftmachens der dahingegangenen Ahnen unter den Lebenden. Auf die Ebene der Wesensforschung gebracht, der gegenüber die Beziehungsforschung zwar keineswegs überflüssig, aber doch sekundär ist, und die ohne klare Entscheidung über das Eigentliche am Megalithikum gar nicht möglich wäre, wäre diese signifikant megalithische Spiralsymbolik schlechthin richtunggebend. Demgegenüber aber hat 0. HUTH25) den „Stufenweg nach aufwärts" für den Grundgedanken des Megalithikums erklärt. Nun begegnet aber diese Vorstellung nachweisbar erst in Ägypten, und auch hier verhältnismäßig spät, und sie müßte, wenn schon früher vorhanden, nicht in die erst am Schluß unserer Ausführungen in ihrer Problematik noch näher zu behandelnden Anfänge des Megalithikums zurückreichen. Die Spiralsymbolik war jedenfalls noch älter und ihr im Megalithikum aufgekommener Sinn deckt sich nicht mit dem des „Stufenweges". Solche Pyramiden, wie in Ägypten, gibt es übrigens auf den Kanaren nicht, auch die „estructura piramidal", die JIMENEZ s.ANCHEZ von Fuerteventura vermerkt (163), ist nicht von dieser Art, denn der Autor führt sie nur neben der Überschrift „Cippen", das sind aus einem Stein geformte Spitzkegel, an. Aber auch so wären sie bereits, wie andere von WÖLFEL nur von den beiden östlichsten Inseln angeführte Bauwerke (wie subterrane Anlagen 428, ja sogar Kuppelbauten 425) unter hochkulturellem Einfluß26) entstanden. In dieser bereits hybriden Formation gewänne es für die Wesensforschung am Megalithikum an Bedeutung, daß WÖLFEL in seinem Aufsatz über die Kanarischen Inseln (Paideuma 4, 19 50, 25) erklärte, in dieser Zone des Megalithikums liege der 78 ,,Schlüssel zum Verständnis seines Geistes". N ur empfindet man diesen seinen Ausspruch wohl eher aufstachelnd als überzeugend. Wenn man nämlich den entscheidendsten Ausdruck der Mentalität des Megalithikums in der Gigantik von Steinsetzungen sieht ( daß es mit ihr schon begonnen habe, ist freilich keineswegs sicher, es könnte sich der Zug ins Große eben in der vollausgebildeten Form verwirklicht haben), dann stehen die künstlichen Steindenkmäler auf den Kanaren mit Ausnahme vielleicht der vorläufig nur in ihrem Grundriß bekannten Anlage von Galdar und der Struktur des „Zonzamas" in Fuerteventura im allgemeinen nicht unter dem Gesichtspunkt einer als mega zu bezeichnenden Formung. Doch begegnet man dem Zug ins Große auf den Kanaren immerhin in sehr intensiver Weise anders, im Denken über die natürlichen Monolithen, wozu die stammväterlich verstandenen, und insoferne megalithisch zu deutenden, heiligen Berge gehören. Unter den hochragenden natürlichen Monolithen wurde von 0. RÖSSLER der Idafe im großen Krater von La Palma als Weltsäule gedeutet und dadurch, wenn schon nicht direkt, so doch sinnhaft, mit dem Megalithikum in Verbindung gebracht27). Es fehlt hier aber die stammväterlich- ahnenkultische Beziehung, außer es wurde darin die Gestalt des Wächters über die Insel und seine Bevölkerung gesehen. Dies vertritt WÖLFEL, die Interpretation als Weltsäule daran ablehnend, indem er den Namen Idafe aus dem Berberischen erklärt. Eine stammväterliche Rolle wäre auch an einem solchen im zentralen Naturdenkmal der Insel angenommenen Numen schon eher denkbar, doch ist sie nicht bezeugt. Ohne die Dokumentation einer solchen Funktion wäre auch die Vorstellung von einer Weltsäule oder einem Weltenpfeiler in ihrer Zugehörigkeit zum Megalithikum, dessen fundamentalste Relation ja die ahnenkultische ist, fraglich. So weit sich auf diese Weise an den kanarischen Steindenkmälern in der Beziehung der natürlichen Monolithen zu den künstlichen diese Erwägung aufdrängt, im Zusammenhang mit der früher erwähnten Symbolik der megalithischen Petroglyphen, wird man wohl die WÖLFEL'sche Behauptung, dort liege der Schlüssel zur Erfassung des Geistes des Megalithikums, zu gewagt empfinden. Zum mindesten angesichts einer weit drastischeren Ausdrucksform in Ägypten, dessen großer Gedanke nach CZERMAK28) die sich dort intensivst in den Steindenkmälern kundtuende Strebeund Glaubensformel r D.det war, d.h. in Ewigkeit, in der Bedeutung, daß der Tote im vergänglichen Diesseits durch das ihm bereitete Haus unter den lebenden Menschen in dauernder kultureller Gemeinschaft verankert wird. Das könnte als die zuletzt zum Ausdruck kommende Prägung des Grundgedankens des Megalithikums gewertet werden. Dieser selbst könnte aber doch auch den kanarischen ahnenkultischen Denkmälern zugrundeliegen, wenn schon nicht in der ursprünglichen, so doch in einer weniger potenzierten Form. Der Meinung A. E. JENSENs, der Anfang des Pyramidenbaus liege gleichzeitig mit dem Beginn des Megalithikums im neolithischen Terrassenfeldbau 29), bei deren Geltung in diesem das Rätsel des „Geistes", der Mentalität des Megalithikums gelegen wäre, steht eine andere von R. HEINEGELDERN30) gegenüber, wonach sich in Südostasien der Stufenbau erst sekundär aus dem ethnologischen Megalithikum, wie er es bei den Naga und den Khasi angetroffen hat, entwickelt habe. Darüber ließe sich nur in einer universalen Überschau der Problematik des Megalithikums, in einem Vergleich der ägyptischen mit den 79 südostasiatischen und amerikanischen Stufenbauten, m Ägypten jener von Sakkara, ein Urteil gewinnen. ANMERKUNGEN 1) D. J. WÖLFEL entwickelte diese Anschauung systematisch zuerst in seinem Aufsatz über die Hauptprobleme Weißafrikas (1942) im Ausblick auf die Kanaren und dann in umfassender Weise in seinem großen Essay über die vorindogermanischen Religionen in Alteuropa in: Christus u. die Religionen der Erde. Hrsg. F. KÖNIG 1, 1951. Hier zitiert mit RE) hauptsächlich von den mediterranen Verhältnissen aus, wobei einerseits Westeuropa, andererseits Westafrika am stärksten in den Vergleich gezogen wurden. Zu dem an zweiter Stelle genannten großen Elaborat WÖLFELs ist inzwischen ein daran zu erprobendes Werk von M. GIMBUTAS, "Gods and godesses of old Europe" (Los Angeles 1972) erschienen. - Ohne die gleiche wissenschaftliche Strenge vom mediterranen Hochgebiet der alten in die neue Welt auf Auswirkungen megalithisch beeinflußter Herrschaftskulturen über den Atlantik und den Pazifik ausblickend, handelt in immerhin anregender Weise J. BAILEY in seinem Werk: "The God-Kings and the Titans". (London 1973). - Wie WÖLFEL von seinem an den Prähistoriker SCHUCHARDT anknüpfenden Begriff der Westkultur auf ein schon hochkulturell beeinflußtes Nordwestafrika als Ausgangsfeld hinüberwechselte, zeigt H. BIEDERMANN in Almogaren IV (1973, 7-17). 2) R. HEINE-GELDERN, Die Megalithen Südostasiens und ihre Bedeutung für die Klärung der Megalithfrage in Europa und Polynesien (Anthropos 23, 1928, 276-315). Für Afrika und für die von dort aus für die Kanaren sich ergebenden Fragen war freilich die Feststellung eines lebenden Megalithikums unter den Schriftlosen bei den Konso in Südäthiopien durch A. E.JENSEN Im Lande der Gada (Stuttgart 1956) wichtiger. Die von R. HEINE-GELDERN dem Megalithikum zugeschriebenen Verdienstfeste finden sich auf den Kanaren nicht. 3) Dieses Referat wurde bisher noch nicht gedruckt, weil sich bei der Ausarbeitung des weitgespannten Themas noch immer neue Gesichtspunkte ergeben; was sich daran aber auf die Kanaren bezieht, wird in die folgenden Ausführungen, möglichst unter Angabe der einschlägigen Literatur, mit eingearbeitet. 4) R.HEINE-GELDERN, Die Megalithfrage (I. Österr. Anthropologensymposion, Wartenstein 1958, Bericht Horn 1959, 161-182). Das Referat war deutlich hauptsächlich gegen WÖLFEL gerichtet, ohne daß dieser dazu eingeladen war und Stellung nehmen konnte. Diese kritische Note gegen ihn ist im nachfolgenden Megalithsymposion der Frankfurter Ethnologie, die der Wiener Schule durch ihre kulturhistorische Richtung am nächsten steht, kaum erkennbar (Bericht M. SCHUSTER, Die Diskussion des Megalithproblems. Paideuma 7, 1960). Es wurde dort hauptsächlich das von J. RÖDER (Pfahl und Menhir) schon vorher erkannte Vorstadium des Megalithikums in Holz systematischer bei den Schriftlosen zurückverfolgt und dabei der auch für die Kanaren belangreiche Umstand wenigstens indirekt angedeutet, daß eine Repräsentation des Toten, wie sie insbesondere bei Kopfjägern durch Stöcke vorgenommen werde, auch in Steinpfeilern, ohne daß diese als Geistersitze betrachtet werden, weiter erfolgte. Hiefür kommen vor allem die Phallensteine, die besonders häufig in Südäthiopien, vereinzelt aber auch auf den Kanaren vorkommen, in Frage. WÖLFEL hat diesen Gesichtspunkt neben der von R. HEINE-GELDERN betonten Errichtung von Geistersitzen für den Menhirtyp auf den Kanaren noch nicht aufgenommen. 5) Al. CLOSS, Das kanarische Megaltihikum (Wiener Völkerkundliche Mitteilungen 13, 1966, 1-7). 6) Am WÖLFEL'schen Begriff einer Megalith k u 1 t u r lehnte R. HEINE-GELDERN vor allem die erwähnten soziologischen und religiösen Koppelungen ab, weil sich beide bei den Schriftlosen mit ahnenkultischen Denkmalsetzungen zum mindesten nicht regelmäßig finden, und weil sich diese generelle Aufassung vom Megalithwesen zu sehr der anfechtbaren,ja schon als überwunden geltenden Konzeption von Kulturkreisen, wie sie GRAEBNER und W. SCHMIDT vertreten hatten, annähere. Tatsächlich äußert sich WÖLFEL (RE 170 f.) in diesem Sinne. Die diesbezüglichen Ausführungen HEINE-GELDERNs leiteten bereits über zu der nachher immer mehr in den Vordergrund kommenden Verwendung des zuerst von Archäologen für die neben der Einzelgräberkultur in Nordwestdeutschland gelegene Megalithzone gebräuchlichen Ausdruckes Megalithkultur zur Bedeutung: Kulturen mit stärkerem Einschlag von Megalithen (aber nicht von Grund auf und universell durch das Megalithwesen bestimmten kulturellen Einheiten). Vom Standort einer „ganzheitlichen Ethnologie als integrale Kulturwissenschaft" (E. STIGLMA YR, Wien 1970) war zum mindesten dieser letzte innerhalb der ausklingenden Wiener Schule aus der Archäologie in die Ethnologie übernommene Kulturbegriff in seiner Problematik genau zu prüfen, darzustellen und zu beurteilen ( darüber in Zs. für Ganzheitsforschung NF 17, 1973, 171). 80 Ein volkstümliches Mutterrecht auf den Kanaren erklärte WÖLFEL selbst für aus den Quellen unbeweisbar (RE 439); aus den eurafrikanischen Verhältnissen hielt er es aber auch für den Kanarischen Archipel mit genügender Sicherheit erschließbar. Über das Problematische an der Behauptung des megalithischen Charakters der Vorstellung vom Himmelsherrscher siehe Al. CLOSS Almogaren III, 1972, 45 ff. - Nicht erörtert wurde von HEINE-GELDERN die immerhin in weiten Kreisen der Religionsethnologen befremdend empfundene Bezeichnung des Megalithikums als einer eigenen Religion, zumal als der ersten Weltreligion © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (WÖLFEL RE 253), an die sich dann S. CLES-REDEN in ihrem populärwissenschaftlichen Buch über das Megalithikum Europas (Die Spur der Zyklopen, Köln 1960) im Untertitel angeschlossen hat. Die Grundlage für diese zu weit gehende Charakterisierung des Megalithikums durch WÖLFEL war die von ihm angenommene, schon von der Wurzel an bestehende Verbindung mit dem Himmelsgottglauben in Zusammenhang mit dem intensiven, vom Universalbegriff einer Religion nicht zu trennenden Seelenglauben, nur hat er dessen spezifische Qualität in diesem Komplex nicht charakterisiert. Geographisch verbreitet ist das Megalithikum immerhin in einer mittleren Zone der Erde ziemlich stark, nicht aber allgemein mondial verbreitet. Daß aber jener Himmelgottglaube diesem Komplex schon von den ersten derartigen Denkmälern an eigen gewesen sei, wäre, wenn diese Erscheinung bei den Schriftlosen begonnen hat, nicht bestätigt. Das megalithisch Spezifische des Seelenglaubens scheint weitgehend von der Vorstellung der Rastlostigkeit einer noch nicht bestatteten Seele mitbestimmt zu sein. Die J enseitsgerichtetheit des Totenglaubens wurde, dafür spricht manches, im Megalithikum mehr oder weniger durch ein starkes Streben nach Bewerkstelligung der Fortdauer der Ahnen im Diesseits zu deren unzerstörbarer Verankerung in der kulturellen Gemeinschaft umgewendet. Dahin modifiziert sich die von A. PFIFFIG (Almogaren III 1972, 114) behauptete Tendenz auf , , E r 1 ö s u n g (?) und Ewigkeit" im Megalithikum; durchaus treffend ist aber eine Charakteristik des Megalith-Wesens „nicht eigentliche Religion", sondern nur „religiöse Bewegung". 7) Im Gegensatz zum Begriff Megalithkultur (siehe oben Anm. 6), der nur ein formaler ist, weil damit im extremsten Fall eine kulturelle Gruppierung nur nach dem sie formenden und einheitlich gestaltenden Faktor bezeichnet wird, jedoch ohne nähere historische oder zu historischen Schlüssen geeignete Einweisung, steht die Redeweise von einem Megalithkomplex (ahnenkultischer Denkmäler und ihrer Variationen), sobald man sie mit den Beiworten archäologisch und ethnologisch verbindet, im Arbeitsfeld einer historischen, d. h. die historischen Verhältnisse klärenden Ethnologie. Die Mittel einer solchen wären im Sinne von Al.CLOSS (Zs. für Ethnologie 1956, als „repräsentativer" Text gewertet und neu gedruckt von C.A.SCHMITZ. Historische Völkerkunde. Frankfurt a.M. 1967, 172-168) die Auswertung alter Berichte in ihrer geschichtlichen Abfolge und des archäologischen Befundes. Diesem käme in der bisherigen Wertung megalithischer Komplexe bei einer solchen „speziellen" historischen Ethnologie besondere, ja vielleicht sogar primäre Bedeutung zu, was sich ja auch deutlich darin ausdrückt, daß sich nach dem den archäologischen Faktor ausschaltenden Programm W. HIRSCHBERGs (Mitteilungen zur Kulturkunde 1, 1961, 61-69) und der dem entsprechenden Praxis im Wiener Völkerkundeinstitut unter den vielen dort in diesem Sinn durchgeführten Arbeiten keine findet, die sich auf eine megalithische Situation bezöge. Wissenschaftsgeschichtlich hat ja die Beschäftigung mit dem Megalithikum in der Archäologie begonnen und sie wurde erst sekundär auf die Ethnologie ausgeweitet. 8) M. PELLICER in: Revista de Historia Canaria 1968/69 (Deutsch in Almogaren II, 1971, 83-94, danach zitiert) = PELLICER I. 8a) M. PELLICER, Elementes cultuales de la prehistoria Canaria (Revista de Historia Canaria, T 34, Nr. 169, 1971/72, 47-72) = PELLICER II. - Hiezu Bolko Frh. v. RICHTHOFEN, Der Stand der Ur- und Frühgeschichtsforschung auf den kanarischen Inseln (Manus 41, 1975, 15-23). 9) S.JIMENEZ SANCHEZ,' Exponentes MegaHticos cultuales de los Canarios abodgines (Actas de! V Congreso Panafricano de Prehistoria y de Estudio de! Cuaternario. Santa Cruz de Tenerife 1966, 153-164. Deutsch in Almogaren I, 1970, 75-90. Danach zitiert). 10) Wegen des indirekten Bezuges auf in der Nähe liegende Naturmonolithen, die freilich auf Bischöfe gedeutet werden, was aber eine Nachwirkung alter megalithischer Auffassung von Felsnadeln sein könnte. Sollte damit die „Inschrift von Anaga" in irgendeinem Zusammenhang stehen, so wäre PELLICERs Erklärung (55), die Falsifikation dieser von P. TARQUIS RODRiGUEZ (Almogaren II, 1971, 169 ff.) neuerlich aufs Tapet gebrachten Angelegenheit sei unter den heimischen Fachleuten längst entschieden, schon die gebührende Antwort an den Anfrager. Für uns auswärtige Interessenten aber, denen die dortige Fachliteratur nur schwer zugänglich ist, wäre es doch sehr wünschenswert gewesen, die entscheidende, d. h. den Irrtum endgültig nachweisende Arbeit genau zitiert zu finden, so etwa wie der Wiener Prähistoriker R. PITTIONI die Fälschung der Runeninschrift von Maria Saal in einem klaren Aufsatz auch für die auswärtigen Runenforscher erwiesen hat. 11) S. JIMENEZ sANCHEZ, Monumentos funerarios des los grancanarios prehistoricos (Actas de! Congreso de Galicia 1973). Vom Gräbermegalithikum sind auf Gran Canaria einige sichere Vorkommen des dritten Typs, nämlich der Steinkistengräber, nachgewiesen, während das nur ganz vereinzelt aus Fuerteventura berichtete Beispiel der zweiten Stufe (Ganggrab), zum mindesten in der ausschließlichen Rolle als solches, fraglich ist. Für die erste Stufe (Dolmen) hat JIMENEZ SANCHEZ erst nachträglich, d.h. nachdem sein hier zu behandelnder Artikel schon erschienen war, auf Gran Canaria einige „dolmenartige" Strukturen angetroffen (Bericht Al. CLOSS in: Almogaren I, 1970, 28 mit Zitat Anm. 29). Die Stelle der eigentlichen Dolmen vertritt auf Gran Canaria nach seiner Meinung (Zitat Almogaren I, 1970, 35) der Typ der sehr niedrigen „Torrettas troncoconicas" mit dem in der Playa de Mogan im Südwesten von Gran Canaria befindlichen als dem Hauptbeispiel (Almogaren II, 1971, 183 ). Doch erklärt der Autor in seinem Sammelartikel über megalithische „Belege" (S. 162), solche kleine Türmchen seien nicht regelmäßig Grabanlagen, d.h. manchmal enthalten sie keinen Toten. Inzwischen wurde auf Gran Canaria noch eine eigene jüngste Schicht von Hügelgräbern bekannt. 81 12) Al. CLOSS, ,,Los Concheros". Kultur- und Religionshistorisches über Steinbauten und Felsen auf Hierro (Anthropos 63/64, 1968/69, 892-903 ). 13) L. D. CUSCOY, Notas Arqueol6gicas sobre el Julan, Isla de el Hierro (Actas de Congreso Panafricano . . . II, 26. Tenerife 1966, 43-52 f., mit wichtiger Abbildung einer W o h n höhle ohne erkennbare kultische Funktion). Die Gesamtskizze am Ende des Aufsatzes zeigt Hierro im ganzen, EI Julan, von dem der Artikel handelt, nur in einem sehr kleinen Halbkreis mitten am südlichen Teil der Insel ohne alle Detailangaben über die wichtigen im Text erwähnten Örtlichkeiten in diesem Bezirk. Für das am weitesten isoliert im Süden stehende Steindenkmal, eine Aufschichtung aus Steinplatten, verwendet der Autor - wenn wir ihn recht verstehen - die auf dieser Insel sonst nicht, besser gesagt überhaupt nicht bezeugte Bezeichnung taro (Turm). Dazu Näheres im Text. 14) H. NOWAK, Neue Gesichtspunkte zur Bearbeitung des kanarischen Megalithikums (Almogaren 1, 1970, 55-74): darin auch eine Auseinandersetzung mit L. D. CUSCOY (oben) Anm. 13. 15) L. D. CUSCOY, La Necropole de Hoyo de Los Muertos (Querazoca, Ile de Per) L'Anthropologie (Paris) 79, 1975, 5-37. Alter freilich erst 10. Jh. n. Chr. 16) D. J. WÖLFEL, posthum 1965 gedruckte Abhandlung über seinen Ausflug zu den „Höhlenpalästen" der alten Kanarier am Bentayga bei Tejeda (Adeva-Mitt. Graz, Okt. 1965 ). Ein Übergang von den Höhlengräbern zu „Hügelgräbern" (tumuli in d i e s e m Sinn}, wie ihn C. SCHUCHARDT annahm, wäre hier zwar am ehesten zu erwarten, doch fehlt auch da jedes Anzeichen dafür. Die Beschreibung der von WÖLFEL für megalithisch gehaltenen Ausschachtungen und Ausformungen der Gipfelpartie jenes Bentayga findet sich bei WÖLFEL erst RE 425. 17) M. MILBURN u. I. KÖBEL-WETTLAUFFER, Contribution to the Study of some lithic monuments of West Sahara (Almogaren IV, 1973, 141 Abb. 23). 18) S. JIMENEZ SANCHEZ, Pinturas rupestres en la isla de Gran Canaria (Actas del V Congreso Panafricano etc. Tenerife 1966. 147-152). 19) H. BIEDERMANN, Typologie der altkanarischen Kultur (Almogaren II, 1971, 39-46) beurteilt mit Mc BURNEY und R. VAUVREY die kanarische Kultur im ganzen als „Neolithikum mit Capsien-Tradition", hält dabei aber das Megalithikum doch eher für eine späte vom Capsien unabhängige Sache (41). 20) A. BELTRAN,J. M. ALZOLAY, La Cueva Pintada de Galdar. Zaragoza 1974. 21) E.MEHL, Der Ausweg aus dem Labyrinth. In: Volkskunde, Fakten und Analysen. Festgabe für L.SCHMIDT. Wien 1972, 402--418. Hier wird die Spirale als megalithisches Petroglyphicum mit der Vorstellung vom Labyrinth und dessen Sinnbild eines Ausweges aus dem Tode zusammengebracht (zum Labyrinth siehe später Anm. 26). Der Autor bezeichnet die Doppelspirale schon im Untertitel seines Aufsatzes ausdrücklich als ein megalithisches „Glaubenszeichen". 22) Die Nachricht darüber ging zunächst nur durch „Massenmedien", jedoch mit einer solchen Angabe von Details, daß die darin behauptete Beobachtung durch ein Team von Fachgelehrten wohl glaubwürdig erscheint. 23) Während die Spirale in der Felsbilderkunst Nordafrikas nach R. VAUFREY häufig begegnet, fehlt sie in Westafrika, ist aber, wie erwähnt, bei den Dogon im Lande Mali vorhanden. Über das Megalithikum bei diesem Stamm siehe bei WÖLFEL (RE I, 470). 24) E. BENINGER, Spirale und Mäander in der eiszeitlichen Bildnerei (Quartär 10/11, 1958/59, 63-78) unter Mitverwertung der Arbeiten von J. BÖHLAU, Die Spirale in der Bandkeramik (1928) und von G. KASCHNITZ- WEINBERG, Zur Herkunft der Spirale in der Ägäis (1949 und 1950). 25) 0. HUTH, Märchen (vom Glasberg) und Megalithreligion (Paideuma 5, 1950, 12-22). Das Motiv könnte auch für die Kanaren im Sinne des oben über J. KRÜSS Gesagten (Seite 75) erwägenswert scheinen, angesichts der wohl auf den Ausgrabungen und Veröffentlichungen von S. JIMENEZ SÄNCHEZ fußenden, von WÖLFEL aber ohne Detailangabe aufgestellten Behauptung über Gran Canaria (RE 423): ,,Der Tumulus hat dort normalerweise auch Stufen, gewöhnlich nicht mehr als zwei. Eine Ausnahme bildet ein großer Rundbau mit drei oder vier Stufen und Grabkisten". Daneben nimmt sich die Seite 77 berichtete, aus der Sicht von Weißafrika aber sorgfältigst verifizierte Angabe von M. MILBURN über ein einfaches Stufengrab bei Galdar bescheiden aus. Im Zusammenhang mit den vorher erwähnten Fällen verstärkt sich von ihm aus, das Zutreffen der WÖLFEL'schen Aussage vorausgesetzt, der Hinweis auf die Beschäftigung mit dem Aufsatz von O. HUTH anJ. KRÜSS. 26) In seinem Aufsatz „Megalithikum und archaische Hochkultur" (Handbuch der Weltgeschichte, Hrsg. A. RANDA, Olten 1961) hat es WÖLFEL leider unterlassen, von ihm für hochkulturell beeinflußt gehaltene ahnenkultische Denkmäler auf den Kanaren namhaft zu machen. An sich käme auch das Labyrinth, allerdings nicht als piktographisches Sinnzeichen, aber doch als Bauwerk (D. C. FOX, Labyrinth und Totenreich, Paideuma 1, 1940, 381-394) in Betracht. Merkwürdig ist, daß WÖLFEL die efquenes auf Fuerteventura in den MLC (IV, 116), so wie es TORRIANI abbildet, als Labyrinth bezeichnet, in RE 426 aber erklärt, das Vorhandensein de's (architektonischen) Labyrinthes auf den Kanarischen Inseln werde „bezweifelt"; von wem, wird nicht gesagt. Die efquenes haben tatsächlich nichts Layrinthisches an sich. 27) 0. RÖSSLER, Die Weltsäule im Glauben und im Brauch der Kanarier (Archiv für Religionswissenschaft 1940/41. Dazu Al. CLOSS, Almogaren III, 1972, 40 f. und 45 ff.). 28) W. CZERMAK, Vom großen Gedanken Ägyptens (Archiv Ae.A. aus dem Wiener Institut für Ägyptologie 82 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 1938, 205-214). Der Autor bringt den nach seiner Ansicht gewissermaßen den Zentralbegriff der ägyptischen Religion besagenden Ausdruck r D. det mit den megalithischen Denkmälern, vor allem mit dem Pyramidenbau in seiner solaren Beziehung, und zwar zur Abendsonne (207), in Zusammenhang. Dabei bedeutet r. D. det eine durch die Denkmäler beabsichtigte irdische Fortdauer, wenn auch im Zusammenhang mit der jenseitsigen, und in diesem Aufsatz wird von einer „cella" vor der Pyramide gesagt, daß sich dort der König, vom Hohen Priester begleitet, auf das Totenopfer im innersten Raum vorbereitete (208). Eine derartige hochmegalithische Funktion des Königs ist nicht einmal auf Gran Canaria, wo der Faikan mit den Vestalinnen eine Prozession auf einen heiligen Kultberg führt, oder aber von einem Ritus am oben S. 76 erwähnten Bestattungsberg der Könige mit Ritzbildern, die die Sonne betreffen (S. JIMENEZ SANCHEZ oben Anm. 11, 80), berichtet. Im wichtigen Aufsatz über das ägyptische Megalithikum von A.HOHENWARTGERLACHSTEIN, Some Problems of Megalithic Culture in Ancient Egypt (Wiener Völkerkundl. Mitt. 2, 1954, 128-131) sind zwar mehrere Angaben enthalten, aus denen sich ein hochpotenziertes Megalithikum gegenüber dem kanarischen ergibt, es wird in ihnen aber auf die Frage nicht eingegangen, in welchem der beiden Vergleichsgebiete sich wohl der „Geist" des Megalithikums, die Mentalität, das Wesen des Megalithikums, das im Errichten von Denkmälern besteht, in denen große Tote zur kulturellen Kooperation mit den Lebenden im Diesseits ein Haus oder einen Geistersitz erhalten, deutlicher ofenbart. An sich wäre es durchaus möglich, daß sich dieses Fundamentalste am Megalithikum erst nach und nach vollkommener in den Denkmälern und in den damit zusammenhängenden Riten ausdrückt. Über die „Schlüsselstellung" der ahnenkultischen Denkmäler gerade auf den Kanaren unter den im ganzen einfacher gebliebenen, gegenüber den ursprünglichen aber doch recht veränderten Verhältnissen, könnte man streiten. 29) A. E.JENSEN, Feldterrasse und Megalithen (Paideuma 7, 1960, 258-283). Der Autor geht bei seiner Theorie von den Konso in Südäthiopien aus, zieht aber dann auch die entsprechende Agrarmethode in Südostasien heran. 30) R. HEINE-GELDERN, Weltbild und Bauform Asiens (Wiener Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Asiens 5, 1930, 28 f.). ZUSAMMENFASSUNG Die Kritik M. PELLICERs am Megalithartikel von JIMENEZ SANCHEZ über die Kanaren erfordert in einem kanarischen Symposion im 1. C. eine Beantwortung. Der Vorwurf einer gewissen Konfusion von megalithischen Ausdrücken wird auf das rechte Maß zurückgeführt. Die über 400 Ausgrabungen von JIMENEZ SANCHEZ haben sehr wohl Aussagewert für das Vorhandensein megalithischer Strukturen, zum mindesten in einzelnen Fällen auch ohne die von PELLICER geforderte und mit Eifer verfolgte Stratigraphie. Nicht Entscheidendes ergibt sich gegen das Vorhandensein megalithischer Strukturen auf den Kanaren aus zwei von PELLICER aufgestellten Behauptungen, nämlich, daß keine der kanarischen Strukturen einer auswärtigen ganz entspricht und daß vor 1000 v. Chr. eine Besiedlung des Archipels nicht in Frage kommt. Durch die im 1. C. schon vorbereiteten und auf dieser Tagung erstmals am Beispiel des heiligen Bezirkes El Julan auf Hierro erprobten systematischen Megalithforschung schränken sich viele der Einwände PELLICERS ein. SUMMARY M. PELLICER's cnt1c1sm of essays by Jimenez Sanchez dealing with megalithic problems calls for a reply within a symposium on Canary Islands Studies of the Institutum Canarium. Pellicer's reproach regarding a certain confusion of megalithic terms is reduced to reasonable proportions. In fact the more than 400 excavations of Jimenez Sanchez bear evidence of the existence of megalithic structures, at least sometimes even without the stratigraphy for which Pellicer is asking zealously. Two of Pellicer's assertions (i. e. that no structure from the Canary Islands can be fully 83 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 compared with other ones from distant areas, and that a population of the archipelago cannot have begun before 1000 B. C.) are no real arguments against the existence of megalithic structures on the Canary Islands. Many of Pellicer's arguments are modified by the systematic research in megalithic problems as prepared by the Institutum Canarium and shown for an example at the annual meeting in Hallein (regarding the sacred district of El Julan, Hierro). RESUME La critique de M. PELLICER a propos de l'article de JIMENEZ sANCHEZ sur les problemes megalithiques appelle une reponse au sein du Symposium de l'I. C. consacre a l'etude des Iles Canaries. Le reproche de M. PELLICER a l'egard d'une certaine confusion, faite par JIMENEZ SANCHEZ, sur les termes megalithiques peut etre ramenee a des proportions raisonnables. En effet, plus de 400 fouilles realisees par JIMENEZ SANCHEZ prouvent parfois l'existence de structures megalithiques malgre l'absence de la stratigraphie que reclame avec insistence M. PELLICER. Aussi, deux des affirmations de M. PELLICER (a savoir: qu'aucune structure des Iles Canaries ne peut etre comparee avec d'autres de pays lointains; qu'aucune population n'a pu apparaftre sur l'Archipel avant l'an 1000 a. J. C.) ne sont pas des arguments valables contre l'existence du structure megalithiques auxlles Canaries. Par ailleurs, de nombreux arguments avances par M. PELLICER se trouvent contredits par les recherches systematiques sur les problemes megalithiques entreprises par l'I. C. dont les resultats ont ete presentes au Congres annuel de Hallein (Recherches effectuees dans le district sacre d'El Julan, dans l'Ile de Per). RESUMEN La cdtica de Pellicer relativa al articulo de Jimenez Sanchez sobre el tema megalitico sugiere una respuesta en el seno del simposio del I. C. consagrado al estudio de las Islas Canarias. El reproche de Pellicer con respecto a cierta confusi6n en los terminos megalfricos, por parte de Jimenez Sanchez, puede ser reducida a proporciones razonables. Mas de 400 busquedas realizadas por Jimenez Sanchez demuestran a veces la existencia de estructuras megaliticas a pesar de la ausencia de la estratigraffa reclamada con insistenica por Pellicer. Dos de las afirmaciones de Pellicer (a saber: que nfoguna estructura de las Islas Canarias puede ser comparada con la de otros paises lejanos; que poblaci6n alguna hizo su aparici6n en el archipielago con anterioridad al afio 1000 antes de J. C.) no son argumentos calidos en contra de la existencia de estructuras megali ticas en las Islas Canarias. Por otra parte, las busquedas sistematicas emprendidas por el I. C. sobre los problemas megaliticos (districto sagrado de El Julan en la Isla del Hierro), cuyos resultados fueron expuestos en el congreso anual de Hallein, contradicen numerosos argumentos avanzados por Pellicer. 84
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Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Der megalithische Aspekt an kanarischen Steindenkmälern |
Autor principal | Closs, Alois |
Autores secundarios | Pellicer, M. |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 05-06 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1974 |
Páginas | pp. 067-084 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias ; Megalítico |
Notas | Resumen: La cdtica de Pellicer relativa al articulo de Jimenez Sanchez sobre el tema megalitico sugiere una respuesta en el seno del simposio del I. C. consagrado al estudio de las Islas Canarias. El reproche de Pellicer con respecto a cierta confusi6n en los términos megalfricos, por parte de Jimenez Sanchez, puede ser reducida a proporciones razonables. Mas de 400 busquedas realizadas por Jimenez Sanchez demuestran a veces la existencia de estructuras megaliticas a pesar de la ausencia de la estratigraffa reclamada con insistenica por Pellicer. Dos de las afirmaciones de Pellicer (a saber: que nfoguna estructura de las Islas Canarias puede ser comparada con la de otros paises lejanos; que poblaci6n alguna hizo su aparici6n en el archipielago con anterioridad al afio 1000 antes de J. C.) no son argumentos calidos en contra de la existencia de estructuras megali ticas en las Islas Canarias. Por otra parte, las busquedas sistematicas emprendidas por el I. C. sobre los problemas megaliticos (districto sagrado de El Julan en la Isla del Hierro), cuyos resultados fueron expuestos en el congreso anual de Hallein, contradicen numerosos argumentos avanzados por Pellicer. |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
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Texto | Alois CLOSS, Graz DER MEGALITHISCHE ASPEKT AN KANARISCHEN STEiNDENKMÄLERN Vortrag anläßlich der Tagung 197 5 des INSTITUTUM CANARIUM in Hallein. Die drei vorangegangenen Themen, von H.STUMFOHL (zur Sprache der Altkanarier), J. KRÜSS (über Leben und Zivilisation der Kanaren-Ureinwohner) und H. NOWAK (zu „Religion und Kulte der Kanarier"), wären natürlich für sich allein schon ein vollwertiges kanarisches Symposion. Innerhalb des Institutum Canarium fehlt ihnen aber noch etwas, das zum Urprogramm dieser Anstalt gehört, nämlich der Bezug auf die Hauptthese ihres „geistigen Vaters", des österreichischen, mitteleuropäischen, von der Ethnologie, und zwar von der kulturhistorischen Richtung ausgehenden Kanaristen, D. J. WÖLFEL. Von dieser Position aus behauptete er 1) einen beträchtlichen Anteil der kanarischen Kultur am Megalithwesen und einen Zusammenhang vor allem durch dieses mit den Kulturen am Westrand Eurafrikas. Der Autor war bei seinem Eintritt in dieses Forschungsgebiet an der Seite des damals führenden Anthropologen E. FISCHER im Jahre 1934 von der Ausweitung des Megalithbegriffes auf die schriftlosen Völker durch den Wiener Ethnologen R. HEINEGELDERN 2), in der damit gegebenen Ergänzung des Gräbermegalithikums durch ein Denkmalmegalithikum mit den Leitmotiven Menhir und Steinkreis als Geistersitze, ausgegangen. Dabei betrachtete er aus Weißafrika vor allem die Berber als die auch in dieser Sache den Kanariern Nächstverwandten. Nur wenn es feststünde, daß er, wie dies selbstverständlich ist, nicht nur in kleineren und nebensächlichen Dingen irrte, sondern auch in dieser Hauptthese, wäre ein Abrücken von der Megalithfrage bei den Kanaren auch unsererseits begründet und berechtigt, ja sogar notwendig. Zur Eröffnung dieser Problematik habe ich bei der vorjährigen Jahres-Hauptversammlung über die Streitfragen hinsichtlich des Megalithikums zunächst im allgemeinen, d. h. in seiner Verbreitung in den verschiedenen Erdteilen, gehandelt3). Zweifel und Einwände an den Anschauungen, wie sie über diese Kulturform WÖLFEL in seinen Arbeiten durch fünfzehn Jahre unbehelligt vorgetragen hatte, waren auf dem 1. Symposion österreichischer Ethnologen in Wartenstein schon im Jahre 1958 erhoben worden, und zwar durch denselben Ethnologen R. HEINEGELDERN, von dessen Grundposition in dieser Sache WÖLFEL ausgegangen war4). Doch konnte ich im Jahre 1966 gelegentlich der ersten gemeinsamen Tagung der deutschen und österreichischen Ethnologen in Wien im Rahmen der dabei abgehaltenen 80-Jahrfeier des genannten Forschers vor ihm feststellenS), daß er doch nur die Art, wie WÖLFEL von einer Megalithkultur mit soziologisch dazugehörigem Mutterrecht und einer Religion des Himmelsherrschers sprach, beanstandet habe6), nicht eigentlich die Bestimmung kanarischer Steindenkmäler und Kultplätze als megalithisch; diese sei ja nur nach jenen Merkmalen erfolgt, die er, HEINE-GELDERN, selbst dafür als das allein Ausschlaggebende erklärt habe, nämlich aufgrund emes 67 ahnenkultischen Bezuges von Steindenkmälern, sei es von Gräbern oder von Geistersitzen mit den erwähnten Leitmotiven. Welche unter den kanarischen Steindenkmälern - es sind hauptsächlich solche auf Gran Canaria und den östlicher davon gelegenen Inseln, und sonst am signifikantesten just auf der südwestlichsten Insel in Hierro - WÖLFEL für megalithisch erklärt und wie er sie in die erstmals von ihm (RE 194-248, 253-314) aufgestellte Typologie des Megalithikums zugeordet, findet sich in dem erwähnten Festartikel von A. CLOSS angeführt. Danach, in welcher Hinsicht sich an der Geltung seiner Zuordnung der betreffenden Beispiele zum Megalithikum und ihrer typologischen Bezeichnung vielleicht Fragen erheben, wurde damals noch nicht gefragt. So z.B. blieb noch offen, ob im Gräbermegalithikum auf den Kanaren, neben einigen Vorkommen von Steinkistengräbern auf Gran Canaria, die casa honda auf Fuerteventura wirklich ein Ganggrab war und nicht anderen Zwecken diente, und ob z.B. die efquenes auf Lanzarote, deren Eigenschaft als Steinkreis wohl feststeht, auch, wie WÖLFEL meinte, einen Menhir in dessen Mitte hatten. Unabhängig davon konnte die Deutung eines der nur im Grundriß bekannten Türme von Galdar als Nuraghen, wie sie WÖLFEL in Torrianibuch vornahm, schon an sich mangels jeder Kenntnis ihres Aufbaues über dem Grundriß nicht als gesichert gelten, ganz abgesehen davon, daß den Nuraghen ein ahnenkultischer Charakter fehlt, und daß sie wohl nur von Megalithbauten angeregte Wehrbauten waren, während Galdar sicher ein bedeutender Kultplatz war. An diesem Punkt wird offenbar, daß es am kanarischen, wie noch mehr am allgemeinem Megalithikum, noch andere Probleme gibt als jene, die HEINE-GELDERN aufrollte (bzw. gar nicht aufrollen wollte). Der Verfasser des vorliegenden Artikels ging ihnen, schon in der Absicht seinen diesmaligen Vortrag vorzubereiten, in seinem vorjährigen Referat universal und systematisch nach, und zwar in ihrer Fortsetzung bis heute, wo man neuestens in der Ethnologie sogar von der HEINE-GELDERN'schen Verbindung archäologischer Befunde mit ethnologischen im allgemeinen abrückt, bzw. entgegen den dafür bestehenden Gründen abrücken möchte 7). WÖLFELs Megalithforschung ist davon allerdings nur indirekt mitbetroffen, insoferne das Pendel der Megalithforschung wieder ganz auf die archäologische, d. h. prähistorische Ebene zurückschlüge. Der von WÖLFEL angenommene eurafrikanische Ausgangspunkt für die Erklärung eines kanarischen Megalithikums auf der Seite der Schriftlosen, in diesem Falle der alten Berber, bliebe dann freilich nur noch durch auf sie beziehbare prähistorische Schichten Weißafrikas auf dem Tapet. Gibt es solche, dann kann WÖLFELs Gesamtbild von den kanarischen Megalithen noch immer nicht für erledigt gelten. Das von mir nun für heute übernommene Thema ließe sich zwar wohl, und ansatzweise war im Vorjahr sogar daran gedacht, in der Weise durchführen, daß von den vorangegangenen allgemeinen Erörterungen der Probleme nun speziell auf die Kanaren hinübervisiert wird. Und an sich ließe sich gegen diesen vom Allgemeinen auf das Besondere gerichteten Weg kaum ein ernster Einwand erheben. Doch hätte der umgekehrte, vom Besonderen zum Allgemeinen, in diesem Fall von den kanarischen Zuständen auf das Megalithikum und seine Probleme überhaupt, den Vorteil konkreter zu sein, wenn er sich als gangbar erwiese. Dies ist der Fall durch einen uns 68 erst jetzt bekannt gewordenen Aufsatz von M.PELLICER (1971)8a) (= PELLICER 11), der sich stärker als ein früherer desselben Autors (1968/69)8) (= PELLICER I) mit dem kanarischen Megalithikum befaßt und eine konkrete Anknüpfung ermöglicht. 1. Der spanische Verfasser, M. PELLICER, in seiner jetzigen Stellung Archäologe in Sevilla, stand an der Universität La Laguna in Tenerife in Kontakt mit dem seinerzeitigen Hauptprotektor WÖLFELs, E. SERRA RA.POLS (gestorben 1972, Kurzbiographie in I. C.-Nachrichten 11, 1973, 2). Am Schluß seines früheren Aufsatzes (PELLICER I, 94) führt er an, worin er mit RA.POLS übereinstimme, vor allem hinsichtlich des Vorwurfes einer mangelhaften Entwicklung der kanarischen Archäologie, deren früherer spanischer Sachwalter auf der Insel Gran Canaria, S. JIMENEZ SANCHEZ aber mit RA.POLS und außerdem auch mit WÖLFEL freundschaftlich verbunden war. über WÖLFEL äußerte sich PELLICER I in verschiedener Hinsicht noch mehrfach günstig, er nannte in diesem seinen, die Geschichte der Kanarienforschung darstellenden Artikel, auch die „Monumenta Linguae Canariae" ehrenvoll ( 86) und anerkannte das ursprüngliche Anknüpfen WÖLFELS mit E. FISCHER an die biologische und morphologische Anthropologie ( 84), sowie seine Bemühungen um die Petroglyphen und Inschriften ( 85). Nicht zuerkannte er unserem österreichischen Kanaristen einen besonderen Anstoß zu jenem Forschungszweig, auf den sich PELLICER schon damals spezialisiert hatte und in dem ihm der Fortschritt der kanarischen Archäologie aus ihrer unfruchtbaren Beschäftigung mit dem Megalithikum gelegen scheint, nämlich zu einer systematischen Teamarbeit bei der Aufdeckung der Schichtenfolgen auf den einzelnen Inseln. Um sie hat er sich inzwischen selbst bereits hauptsächlich auf der Insel La Palma verdient gemacht und damit auch schon auf Hierro begonnen. In seinem zweiten Aufsatz (PELLICER 11) wendet er sich nun mit dem Vorwurf der Vernachlässigung dieser Seite der Archäologie noch deutlicher als früher gegen S. JIMENEZ sANCHEZ, und diesmal wegen der von ihm in einem Vortrag über das kanarische Megalithikum9) zutage tretenden Unzulänglichkeiten. Indirekt trifft er damit aber, ohne ihn hier ausdrücklich zu nennen, D. J. WÖLFEL, den JIMENEZ SANCHEZ seinerseits, allerdings nur mit dessen vergleichenden Ausblicken nach Alteuropa, Kreta und Mesopotamien, zustimmend nennt und sich insoferne an dessen Bemühung um die Erkenntnis der Fernzusammenhänge des kanarischen Megalithikums und um ihre Interpretation vielfach aus diesem Licht anschließt. In beiden Artikeln tadelt PELLICER an JIMENEZ SANCHEZ die Anwendung der aus der traditionellen Behandlung des Megalithikums stammenden „N omenklatur" auf die kanarischen Steindenkmäler (1, 92); hierin verrate sich im Megalithartikel des JIMENEZ SANCHEZ eine „cierta confusi6n" (PELLICER II, 59). In der Liste der nach seiner Ansicht nicht geeigneten, vor JIMENEZ sANCHEZ von WÖLFEL in dieser Sache gebrauchten Termini finden sich allerdings zwei, die keiner der beiden Autoren in diesem Zusammenhang erwähnt hat, nämlich taro (ein nur aus Tenerife bezeugter Ausdruck für Turm, wozu es aber gerade auf dieser Insel kein altes Denkmal gibt) und quesera, eine Bezeichnung für auf Steinplatten eingeritzte 69 Libationsrinnen, die auf der östlichen Insel des Archipels und in Nordafrika angetroffen werden; nun rechnen beide Forscher zwar wohl die Libation, besonders jene mit Milch, zu den megalithischen Riten, zumal auf den Kanaren, gebrauchen aber hiefür nicht den erwähnten Ausdruck. Bei der Beanstandung einerseits der von den beiden Autoren wirklich verwendeten Ausdrücke tagoror und banco votivo und andererseits von betilo und estela erspart es sich PELLICER, an den vielen ausführlichen Beispielen, die für jede dieser Kategorien JIMENEZ sANCHEZ a u f g r u n d s e i n e r A u s g r a b u n g e n v o r f ü h r t , den gerügten Mangel zu erweisen; doch nur so gewänne seine Beschuldigung an Gewicht, wenn er die Gründe entkräftete, die der Prähistoriker für die Zuordnung der betreffenden k o n k r e t e n F ä 11 e an das Megalithikum anführt. Natürlich ist almogaren im generellen Sinn von Versammlungsplatz mehrdeutig, so kann es auch Gerichtsstätte sein, allerdings auch dies ursprünglich gewiß nicht, ohne daß an den in Frage stehenden Orthostaten wenigstens eine Beratung am ahnenbezogenen Platz stattgefunden hätte, wie dies an Stellen aus Homer von HEINE-GELDERN belegt ist. Solche Orthostaten hatten die Funktion von „Votivbänken." Tagoror aber kann zwar wohl auch, die WÖLFEL in den MLC ohnedies vermerkt, bloß eine Viehhütte, also etwas ganz Unkultisches bedeuten. In jenen Fällen aber, wo JIMENEZ SANCHEZ in seinem Aufsatz sich dieses Ausdruckes bedient (160), sprechen die Umstände eben ganz klar für ein ahnenkultisches, also megalithisches Denkmal. Ein durchschlagendes Beispiel ist jenes von Tauro Alto (Almogaren II 1971, 205 Abb. 17), wo es vom tumulo, einem von Orthostaten umstellten Grab, einerseits zu einem tagoror, sicher keiner Viehhütte, sondern einem kultischen Versammlungsplatz führt, nach der anderen zu einem obelisco, der mit vollem Recht als eine estela funeraria bezeichnet wird; ihm den Charakter eines Menhirs abzusprechen, weil kein direktes Zeugnis dafür vorhanden ist, daß er für einen Geistersitz gehalten wurde, bedeutet Hyperkritik angesichts der sonstigen megalithischen Zusammenhänge auf näher bekannten westkontinentalen Gebieten mit unbestreitbarem Megalithikum. Hier ist also die megalithische Funktion sowohl des tagoror als auch der estela durch die Fundumstände verifiziert. An den über 400 Ausgrabungen, auf die sich JIMENEZ SANCHEZ in seinem Megalithvortrag (77) beruft, mag der Autor hie und da in der Beurteilung der verschiedenen Voraussetzungen für ein megalithisches Objekt zu lässig gewesen sein, im großen und ganzen lassen seine Ausführungen diesbezüglich durchaus die nötige Sorgfalt erkennen und jemanden, der überhaupt, wie schließlich auch PELLICER selbst, grundsätzlich die Möglichkeit anerkennt, durch Ausgrabungen zum mindesten eine nichtmegalithische Qualität einer Struktur zu erkennen, so z.B. in Gomera (gegen H.NOWAK in: Raggi 9, 1969, 123-134), stünde es schlecht an, nicht auch die gegenteilige Möglichkeit ernstlich zu erwägenlO). Noch vor seinem Megalithartikel vom Jahre 1966 hatte JIMENEZ SANCHEZ schon im Jahre 19 53 die Begräbnisformen, also gewissermaßen das Gräbermegalithikum, das in seinem Vortrag nachher dann weniger zur Sprache kam, behandelt, allerdings nur jenes von Gran Canaria, und er war dabei zu nicht unbedeutenden Ergebnissen über die dortige Andersartigkeit dieser Art des Megalithikums gegenüber dessen Entwicklung in Westeuropa gekommen; in Ausweitung der damit sich einstel- 70 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lenden Fragen auf die Grabdenkmäler der anderen Inseln des Archipels ergeben sich daraus indirekt manche aufschlußreiche Gesichtspunkte11). Der kanarische Ausdruck für eine kultische estela, nämlich fayra, ist das altkanarische Synonym für Menhir, denn BOR Y gibt an, daß diese Steinsäule mit Milch und Schmalz eingerieben wurde (MLC IV, 114); damit ist sie schon genügend für das Megalithikum indiziert. Anfechtbar aber scheint nach unserer Meinung die kategorische Zusammenstellung von betilos y falos (JIMENEZ sANCHEZ S. 158 f.), wobei für die letztere Bezeichnung nicht weniger als drei oben verdickte Steine aus verschiedenen Gegenden genannt werden; sie sind förmliche Phallussteine, wie sie in Äthiopien häufig sind, nach dem Anm. 4 Gesagten sind sie aber nicht Geistersitze, sondern Repräsentationen des Toten und nur in diesem modifizierten Sinn doch megalithisch. Von ganz anderer Art sind aber die Bätyle, denn dieser von den beiden LEISNER in ihrem Werk über die spanischen Megalithen für Steinsäulen regelmäßig gebrauchte Ausdruck biblischer Herkunft drückt in seiner Urbedeutung gerade das am drastischesten aus, was ein megalithischer Kultstein im eigentlichsten Sinn ist, nämlich der Erscheinungsort eines höheren geistigen Wesens. Phallussteine und Bätyle gehören also keineswegs in eine Gruppe zusammengefaßt. So ist gewiß an der Terminologie des Artikels von JIMENEZ sANCHEZ dort und da etwas auszusetzen, aber doch nicht so ausgiebig, wie es PELLICER gemeint hat. Eine gänzliche Bestreitung des Vorhandenseins von Megalithen auf den Kanarischen Inseln würde sich auch bei einer viel weiter gehenden Geltung des besprochenen Einwandes von PELLICER nicht ergeben, und dieser Kritiker hat sie wohl auch mit ihm gar nicht beabsichtigt. Es sei denn, er wollte dies mit seinem schon am Beginn seines zweiten Artikels stehenden (S. 4 7) Satz behaupten, er habe un eco fiel de otra cultura continental an keiner der kanarischen Strukturen finden können. Hier kommt alles darauf an, wie weit absolute Gleichartigkeit Voraussetzung für die Annahme einer Übertragung, in diesem Fall von megalithischen Bauweisen, von „auswärts" in Frage kommt. Irgendwelche Veränderungen, mehr oder weniger aber doch in Wahrung des Substantiellen, entstehen ja bei Übertragungen fast regelmäßig, und sie werden umso merklicher, je größere Hindernisse bei diesem Prozeß zu überwinden waren. So kann es sehr wohl sein, daß sich insbesondere, wenn, wie WÖLFEL meint, diese Übertragungen in mehreren Wellen und wenigstens teilweise schon gemischt mit anderen, darunter sogar hochkulturellen Elementen, stattgefunden haben, im ganzen am betreffenden Komplex, worunter hier der megalithische gemeint ist, eine eigene Fazies davon entstanden ist. Und es ist dann diesbezüglich eben Aufgabe der vergleichenden Forschung, diese besondere Fazies und womöglich auch ihre Ursächlichkeit, genauer nachzuweisen. Dazu wäre vor allem jenes Gebilde geeignet, durch das sich die kanarischen Steinsetzungen von den westeuropäischen am meisten unterscheiden und deren Entsprechungen auch auf der weißafrikanischen Seite doch nur sehr unvollkommen sind, wie es sich weiter unten für die sogenannten Stumpfkegel auf Gran Canaria (Almogaren II, 1971, 202 Fig.11) herausstellen wird. Ganz ausgeschlossen ist es freilich nicht, daß eine Grundtendenz, ahnenkultische Denksteine zu errichten, in verschiedenen Gegenden eigene, anderswo nicht entstandene Formen hervorgebracht haben könnte. 71 Mit solchen Fragen habe ich mich in meinem schon erwähnten vorjährigen Vortrag „Umstrittenes Megalithikum" beschäftigt. In manchen Punkten wurden dabei aber doch nun erst recht verschiedene „Unzulänglichkeiten und Irrtümer WÖLFELs" in seinen Ausführungen über Megalithisches offenbar. Davon hatte ich allerdings bereits in meiner zweiten Arbeit über das Megalithikum auf den Kanaren in den „Mitteilungen zur Kulturkunde" (1, 1966, 155) gesprochen, als ich mich mit der Absicht WÖLFELs befaßte, ethnologische Kulturhistorie habe sich (statt auf die früheren historisierenden Kulturschichtungen der Wiener Schule) auf Kulturmorphologie zu gründen. Ich hätte schon damals speziell mit Bezug auf das Megalithikum lieber gesagt, die „beziehungsforschende" Arbeit der ethnologischen Kulturhistorie bedürfe einer vorausgehenden „W esensforschung" gerade beim Megalithikum, und darüber wird am Schluß dieses Artikels noch näher die Rede sein. Auf die Einwände PELLICERs bezogen, bedeutet das die notwendige Unterscheidung zwischen der der stratigraphischen Methode unbedingt bedürftigen Datierung von Denkmälern und der in erster Linie doch zunächst nur auf Berücksichtigung der eine bestimmte Struktur bedingenden Formkriterien beruhenden Feststellung (bloßen Verifizierung) einer megalithischen Struktur. Das oben angeführte Beispiel von Tauro Alto ist ein hinlänglich beweisendes Grabungsergebnis, ohne daß der Schichtenbau in jener Gegend schon bekannt gewesen wäre. Das Feststellen von Zusammenhängen nach auswärts steht zwischen der nur formhaften und der chronologischen Bestimmung. In seiner Forderung nach vorangegangener stratigraphischer Gliederung scheint PELLICER hinsichtlich der Anerkennung von Zusammenhängen in der Keramik nach einer Äußerung auf S. 63 (PELLICER II), wo er diesbezüglich eine durch PEREZ DE BARRADOS im Jahre 1939 behauptete Verbindung zwischen der Sahara und La Palma ohne merkliche Beanstandung referiert, selber weniger streng zu denken. Doch trifft sich die HEINE-GELDERN'sche Beziehungsforschung am Megalithikum mit seinem allgemeinen Standpunkt in dieser Sache immerhin insoferne, als sie sich meist an chronologisch schon vorher feststehende Tatsachen anschließt. Das kann von WÖLFELs Methode an diesem Gegenstand wohl nicht behauptet werden. Vielleicht läßt es sich auch nicht ganz bestreiten, daß die nach der Ansicht von PELLICER zu voreilige Statuierung von Megalithen auf den Kanaren mit dazu beigetragen habe, die Landnahme und den Anfang der Kultur auf diesen Inseln zu früh zu datieren. Dies wäre dann umso mehr der Fall, wenn man die als ahnenkultisch, und insoferne als megalithisch, anzusprechenden Steindenkmäler als eine in sich geschlossene, selbständige Kultur, wie dies gemäß der Anm. 6 für das Megalithikum überhaupt problematisch ist, zusammenfaßte. WÖLFEL hat dies allerdings getan. Der in dieser Sache indirekt vor allem doch gegen ihn mit Recht in die Arena getretene PELLICER braucht sich deswegen, d. h. um die Megalithforschung in ihre Schranken zu weisen, nicht in seine von den maßgeblichen Fachleuten noch nicht allgemein anerkannte Theorie zu verbeißen, daß es zu einer Besiedlung des ganzen Archipels vor dem ersten Jahrtausend v. Chr. (ja nicht einmal vor 500 v. Chr.) nicht gekommen sei. Seine Argumente sind in dieser Allgemeinheit nicht durchschlagend, sie 72 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 betreffen nämlich nur einige, neuestens methodisch genau, sogar erst in nachchristliche Zeit datierte Denkmäler. Es gibt aber genug andere, deren chronologische Bestimmung noch ofen steht. Und selbst wenn PELLICER mit seinem späten Ansatz des Beginnes der Besiedlung auf den Kanaren recht hätte, wäre damit nichts gegen das Vorliegen von megalithischen Denkmälern auf den Inseln im allgemeinen entschieden. Wenn nämlich auch die Zeit des Hochmegalithikums in Westeuropa und in Alteuropa um 1000 v. Chr. schon vorüber war, so kann doch wenigstens die jüngste Form des Gräbermegalithikums nachgewirkt haben. Erhielt sich ja das Megalithikum in Irland auch in einer geographisch nicht unbeträchtlichen Distanz gegenüber der westlichen Entwicklung, hierin entfernt ähnlich jener zwischen den Kanaren und der Spanischen Sahara, noch bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. (RE 422). Somit läßt sich manches einwenden gegen die Tendenz PELLICERs, die Verbreitung des Megalithwesens auf den Kanaren möglichst einzuengen, wenn schon nicht ganz zu bestreiten. Sie richtet sich zwar direkt hauptsächlich gegen JIMENEZ SANCHEZ, betrift aber noch stärker das ihm vorangegangene Reden und Behaupten WÖLFELs über das Megalithikum auf den Kanaren. 2. Trotz der vorgebrachten, wohl nicht ganz ungewichtigen Gegengründe hat man sich aber in unserem Kreis sehr wohl noch mehr über eine förderliche Aufnahme der Kritik PELLICERs Gedanken gemacht. In den inzwischen auf der ethnologischen Ebene eingetretenen und vom Vortragenden auf der vorjährigen Jahresversammlung referierten Veränderungen in den Anschauungen über das Megalithikum in allgemeinen liegt doch auch wieder ein Ansporn zur A k t i v i e r u n g e i n e r s y s t e - m a t i s c h e n M e t h o d e d e r M e g a 1 i t h f o r s c h u n g , an der es bei WÖLFEL vielleicht noch mehr gefehlt hat als bei JIMENEZ SA.NCHEZ. So wurde in diesem Jahr das Symposion Canarium in der Weise aufgebaut, daß über Sprache, die gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse auf den Inseln in eigenen Referaten ohne Bezug auf die Frage vorhandener megalithischer Strukturen Bezug zu nehmen, gehandelt wurde, um erst nachher zum Schluß die megalithischen Aspekte an den Steindenkmälern aufzurollen. Ein erster Ansatz dazu liegt bereits in dem Artikel vor, den ich in der Festschrift des Anthropos vom Jahre 1968/69 für W. SCHMIDT veröffentlicht habe, um das Verhältnis WÖLFELs zu ihm zu charakterisieren, gerade über den südwestlichsten, vom kontinentalen Megalithikum am weitesten entfernten Kultplatz El Julan auf der Insel Hierro12); darin habe ich zum Unterschied von den zwei früheren Veröfentlichungen im Titel den Ausdruck „megalitisch" bereits vermieden. Für die Auswahl des Themas waren verschiedene Gründe maßgebend. Einige davon ließen eine noch stärkere, schon programmatisch gewordene Distanz gegenüber den Ausführungen WÖLFELs gerade über das Megalithikum auf dieser Insel ratsam erscheinen in Ergänzung der bereits erwähnten, in den „Mitteilungen zur Kulturkunde" ( 1, 1966, 115) festgestellten „Unzulänglichkeiten und Irrtümer" WÖLFELs (in der Beurteilung der Megalithkultur und der Megalithreligion und in der Deutung der Türme von Galdar als Nuraghen). In der Untersuchung des Megalithikums auf Hierro stellten sich neue, tiefer liegen- 73 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 de Fraglichkeiten dazu heraus. L. DIEGO CUSCOY aber hat in derselben Veröffentlichung des Panafrikanischen Kongressesl3 ), nachdem er schon vorher 194 7 über die ganze Insel Hierro gehandelt hatte, über den zunächst wenigstens anscheinend am meisten megalithischen Bezirk El Julan, ohne dafür dieses Beiwort zu gebrauchen, in einer Weise berichtet, daß er sich aus die von WÖLFEL übernommene Abbildung VERNEAUs (= Abb. 4 in Almogaren I) und auf die Beschreibung, die dieser von der bezeichneten Kultstätte im mittleren Süden der Insel gab, ebensowenig bezogen hat wie auf die von WÖLFEL erst später (RE 4 26) in ihren Einzelheiten näher charakterisierten Verhältnisse in dieser Kultlandschaft. Der in der Mitte der Südseite dieser Insel gelegene Kultplatz „Los Concheros" dessen Grundbedeutung (,,Muschelhaufen") SERRA RAFOLS für Tenerife hervorhob, wird von VERNEAU erwähnt und WÖLFEL schließlich als einer Bedeutung Rechnung tragend herausgestellt. Nach Mitteilung von H. NOW AK befindet sich am Rande der prähistorischen Steindenkmäler ein großer Muschelhaufen (= Conchero), dem die Kultanlage den Namen „Los Concheros" zu verdanken hat. Diese Frage war zunächst zu klären, dazu kamen aber noch andere Fragen, das Megalithikum betreffend, die sich an Kreise bei VERNEAU knüpften, darunter auch an jene, die in dieser Skizze nur Hirtenhütten andeuten (Anthropos 1968/69, 896 Anm. 5), bedurften diesbezüglich einer Klärung. Sie konnten nur durch einen Augenschein an Ort und Stelle, also durch Feld-Forschung, gewonnen werden, zumal die Skizze bei DIEGO CUSCOY (Lam 1 am Schluß des Aufsatzes) den Bezirk El Julan nur in einem sehr eng gezogenen Halbkreis ohne alle Details darstellt. Unser sprachkundiger und mit alten Nachrichten voll vertrauter Kollege Herbert NOW AK hat diese Aufgabe übernommen, dazu eine VERNEAU und DIEGO CUSCOY ergänzende Karte geliefert, und vor allem hat er die eine Sakralität klar anzeigende, mit Steindenkmälern am deutlichsten besetzte Westseite auf die Restbestände der einstigen Anlage genau geprüft und eingezeichnet. Nichts konnte er von einer ursprünglichen cella feststellen, die WÖLFEL als Überdachung eines Altars im Inneren eines engeren Steinkreises, der von einem weiteren umgeben war und noch umgeben ist, vermutet hatte. Außerdem konnte H. NOWAK nichts über noch am Boden liegende Blockreste zweier einst aufgemauerter Steinsäulen beobachten, die auf einer Abbildung von BER THELOT über diese Gegend zu sehen sind. Hätte sich die Figur bei BERTHELOT (Abb. 3 in: Almogaren I) bestätigen lassen, dann wäre das megalithische Hauptindiz, das auf dieser Insel wie auf keiner anderen im Archipel vorhanden ist, nämlich ein in Monolithen vergegenwärtigtes Stammelternpaar (als höchste Wesen gedacht), erst recht gesichert. Doch auch so würde der in den alten Angaben berichteten Vergegenwärtigung des Stammelternpaares auf Bergspitzen, also in natürlichen Monolithen, immerhin ein gewisser Zeugniswert für ein megalithisches Denken auf dieser Insel zukommen. Der Streit, der sich um die Lokalisierung der natürlichen Monolithen zwischen ALVAREZ DELGADO, der sie in einer Felsenformation östlich von El Julan vermutete, und H. NOWAK, der an Felstürme auf den obersten Bergrücken denkt14), ist nicht so bedeutsam, wie die unbestreitbare Tatsache der Vorstellung von einem monolithischen deifizierten Ahnenpaar an sich. 74 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Nicht ohne weiteres leuchtet ein, daß der ganze heilige Bezirk von El Julan von dieser Grundvorstellung bestimmt sein soll und so megalithisch zu verstehen wäre. Der in beiden Hauptquellen, TORRIANI und ABREU, berichtete Name tacuitunta (MLC IV, 121), den WÖLFEL als eine Gegend deutet, in der herangeführte Kleintiere durch Blöken die Gottheit zur Sendung eines Regens bewegen sollten, ist nicht deutlich genug auf alle dort befindlichen Denkmäler bezogen, am wenigsten paßt er wohl auf die am weitesten im Osten gelegene Orakelhöhle mit einem Orakelschwein. Die WÖLFEL'sche Behauptung, es gäbe zu ihr eine megalithische Entsprechung in Südostasien, wo aber statt des Schweines das Rind das Orakeltier sei, steht leider ebenso ohne die notwendigen Belege da wie die andere, wonach das Schwein zum Wahrsagen seines erwünschten Regens zu den Monolithen gebracht worden sei (WÖLFEL RE 435). Nur wenn beides einwandfrei dokumentiert wäre, könnte mit voller Sicherheit diese Höhle als eine kultische Einheit mit den megalithischen Steinsetzungen im Westen gelten. Aber auch ohne diese Belege hätte sie ein gewissen Gegenstück in der „Räucherorakelhöhle" von La Montafieta bei Moya auf Gran Canaria, die JIMENEZ sANCHEZ an erster Stelle ( 15 7) unter den „cuevas oraculos" nennt. Das Harmonisieren der auf VERNEAUs Angaben sich stützenden megalithischen Interpretation der westlichen Denkmäler in El Julan mit deren Besprechung von CUSCOY erweist sich als unmöglich, weil die vielen Ortsangaben in diesem Kapitel in der beigegebenen Skizze nicht aufscheinen. Das vom Autor als „im Westen liegend" bezeichnete „Steindenkmal", von ihm als taro (Turm) signalisiert, entspricht am ehesten der Aufschichtung aus Steinplatten, nach VERNEAU westlich von den Steinkreisen (Abb. 5 in: Almogaren 1). CUSCOY schreibt ihm keine kultische Rolle zu, hätte er eine solche gehabt, dann war er doch ein Altar (hierüber siehe H.NOWAK, Anm.14). Das Fehlen eines Namens dafür macht sich hier ebenso störend bemerkbar wie der Mangel eines altkanarischen Terminus, der dem berberischen „Kerkur" entspricht, welcher nicht nur einen Steinhaufen, sondern auch einen Steinkreis, ja sogar einen aus Platten bestehenden Altar wie diesen bedeuten kann (WÖLFEL Re 187, 296) und sich so als Bezeichnung einer megalithischen Reihe verstehen ließe. Wenn schon die Ergebnisse an der rein f o r m a 1 e n Seite der megalithischen Problematik beim Augenschein teilweise sogar negativ ausgefallen sind und im ganzen kaum durchschlagend waren, so wurden sie doch durch die Feldforschung in ihrer Tiefe besser erkennbar. Dazu wird hier nur anmerkungsweise, um die von unserem Institut ausgehenden Bestrebungen um die wissenschaftliche Sicherung des kanarischen Megalithbestandes auch nach der potentiellen Seite zu charakterisieren, auf die von B. v. RICHTHOFEN (l. c. 33) besonders gewürdigte Erschließung volkskundlicher Traditionen auf den Kanaren durch J. KRÜSS hingewiesen. Wenn schon Hierro von ihm in seine diesbezügliche Arbeit noch nicht einbezogen ist, so könnten doch in diesen Überlieferungen Bezüge auf die natürlichen und künstlichen Monolithen der anderen Inseln enthalten sein, die, etwa indirekt auf Hierro zurückstrahlend, von der Volkskunde her die Feldforschung daran ergänzen würden. Die entscheidende Voraussetzung für c h r o n o 1 o g i s c h e und e t h n i s c h e Zuordnung von Objekten oder gar von ihnen zugeschriebenen Zusammenhängen mit 75 „auswärtigen" Megalithdenkmälern wäre freilich erst die Vollendung der, von PELLICER immerhin schon begonnenen stratigraphischen Aufnahme der Schichten auf Hierro (PELLICER I, 89). Wenn er selber schon jetzt, noch bevor er das vielleicht daran Begonnene vorführt oder vorführen kann, eine Verbindung Hierros mit Gran Canaria in Betracht zieht (PELLICER I, 91 ), so scheint es, daß doch auch schon von der archäologischen, stratigraphisch noch nicht aufgeschlossenen Situation aus wenigstens im näheren Umkreis, in diesem Fall innerhalb des kanarischen Archipels, auch eine megalithische Beziehungsforschung Anregungen empfangen konnte. Nur hätte diese zunächst die Aufgabe, die Eigenart des Megalithikums auf Hierro, sogar besonders gegenüber Gran Canaria, ins rechte Licht zu stellen. Denn gerade für das entscheidenste Merkmal, das monolithische Ahnenpaar, gibt es nicht einmal auf Gran Canaria, der megalithischesten der Kanarischen Inseln, ein so nahe an die ahnenkultische Grundlage herankommendes Gegenstück. Andererseits folgt aus dem Fehlen der auf Gran Canaria so auffallenden Stumpfkegel und der dortigen Hügelgräber auf Hierro nicht mit Notwendigkeit, ein Zusammenhang im Megalithikum gerade mit Gran Canaria ausgeschlossen wäre. Die anthropomorphe, von Malpaso, nordwestlich von El Julan, abgerollte Steinsäule (Anthropos 1968/69, 894) und die Steinkreise, wenn auch nicht gerade der innere Kreis mit dem Altar, könnten, obwohl ein Almogaren auf El Julan ebenfalls nicht erkennbar ist, doch zu verschiedenem Einströmen der Megalith-,,praxis" auf Gran Canaria gehören, von denen die der Hügelgräber die jüngste ist und von der Entwicklung auf Hierro am weitesten absteht. Dort fehlen auch die drei Haupttypen des westeuropäischen Gräbermegalithikums, wie sonst auch auf den Inseln westlich von Gran Canaria, ganz, nur das Höhlengrab war üblich, am meisten im Nordosten der Insel15), also am nächsten von Gran Canaria. Doch war dieses, wie sich aus unserer Anm. 11 ergibt, neben den megalithischen Grabformen ja auch auf Gran Canaria, sogar in Verbindung mit dem Königskult16) noch gebräuchlich. Wie sich diese Dinge genetisch vielleicht noch genauer entwirren und horizontieren lassen, wird erst nach der stratigraphischen Aufnahme Hierros näher zu beurteilen sein. Besteht die Hauptfrage der Beziehungsforschung zu den ihr zunächst obliegenden Verhältnissen im Kanarischen Archipel auf der Heraushebung des Eigenartigen im Megalithikum, sowohl in den einzelnen Inseln als auch in ihrem Gesamtbereich, so läßt sich von der Ausrichtung der beziehungsforschenden Sonde auf das ferner liegende Gebiet am Kontinent in seinen drei möglichen Quellpunkten des Megalithikums, in Westeuropa, in der Mediterranis und in Weißafrika, ja nach ihrer größeren Nähe zu den Kanaren schon mancher Aufschluß über die Herkunft und über verschiedene megalithische Einströme auf die Kanaren erhofen. 3. Schon aus geographischen Gründen wären, wie bereits SERRA RAFOLS es betonte, DELGADO es an den „queseras" getan hat, und nun PELLICER mit Recht noch energischer fordert, die nordwestafrikanischen Verhältnisse zuerst zu beachten und unter ihnen kam, wie dies H. BIEDERMANN unter der Marke einer interdisziplinären Megalithforschung (1.-C.-Nachrichten 12/13, 1973, 9 f.) geltend machte, 76wieder die Spanische Sahara hiefür am meisten und zunächst in Betracht. Mit den dort von unseren Kollegen erzielten Erfolgen weitete sich damit bald der Blick von selbst über das ganze marokkanische und noch weiter östlich gelegene Weißafrika aus. Bei dieser Vergrößerung und stärkeren Ostverlagerung des Areals der Beziehungsforschung war es begreiflich, daß sich ein Zug nach Vorselbständigung der weißafrikanischen Megalithforschung von der Kanaristik bemerkbar machte. So weit sich aber dabei nun gleich auch eine gewisse Tendenz zur vollen Loslösung der Problematik des Megaltithikums auf den Kanaren sogar im Institutum Canarium selbst bemerkbar machte, konnte dies nur ein Irrweg sein. Erfreulicherweise hat sich der Blick der noch über die Denkmäler in der Spanischen Sahara hinaus tätigen Beobachter und Ausgräber in der letzten Zeit, auch wenn sie nicht Kanaristen waren, gewissermaßen von selber doch auf die Kanaren zurückgewendet. Zeugen dafür waren wir selbst auf dieser Tagung. Im Vortrag eines der aktivsten nordafrikanischen Feldforscher östlich der Spanischen Sahara, M. MILBURN 17), wurde an zwei Beispielen, Beobachtungen an der Anlage von Galdar aus der Sicht von Steindenkmälern in Marokko, eines davon betrifft den singulären „Stufenturm" in Tufia südlich von Galdar, die Zweckmäßigkeit und die Berechtigung dieses Rückblickes ofenbar. Natürlich ist es höchst wünschenswert, daß MILBURN sie nicht nur bald in einem eigenen Artikel ausführlich darlegt, sondern auch in ihrem Verhältnis einerseits zu den in einem gewissen Grade verwandten berberischen bassina, andererseits zu grankanarischen Stumpfkegeln untersucht. Deren näherer Anschluß nach Afrika hinüber schien sich schon früher aus Ausführungen von A. E. JEN SEN in seiner Studie über Simbabwe (Paideuma 1, 1938, 101-119) zu den Konso zu ergeben, mit anderen Worten, die Vergleichsarbeit zwischen den westafrikanischen und den kanarischen Steindenkmälern, und damit des Megalithikums auf beiden Seiten kommt nun, in Anknüpfung an die schon von WÖLFEL, intensiver aber erst von SERRA RAFOLS geforderten und von DELGADO in Einzelheiten eröfneten Ansätze in dieser Richtung, wenn auch noch nicht auf das Megalithikum, erst recht in Gang. Auch das zweite inzwischen besonders aktiv gewordene Pflegegebiet unseres Arbeitskreises, die Felsbilderforschung, drängt förmlich nach der Überprüfung der Unterschiede und doch auch wieder der Übereinstimmungen zwischen den bildhaften Ritzungen auf Steinen (und nicht nur der Schriftzeichen) in der Sahara und auf den Inseln im Kanarischen Archipel. Wenn nämlich auch die so plastischen Tierbilder in Weißafrika kein Gegenstück auf den Kanaren haben, so könnten doch sowohl die von S. JIMENEZ SANCHEZ behandelten anthromorphen Felsbilder auf Gran Canaria 18), unter denen manche, insbesondere jene von Tejeda, wie aus dem Capsien spätnachlebende und modifizierte Formen anmuten19), als auch die von S.JIMENEZ sANCHEZ schon erwähnten, aber erst jetzt näher bekannt gewordenen geometrischen Darstellungen in der Cueva Pintada bei Galdar20) , sehr wohl maßgebliche Entsprechungen in Weißafrika haben. Ein leider noch sehr entbehrter, aber von H. NOW AK bereits in Arbeit genommener Behelf wird eine generelle Zusammenarbeit und Darbietung der kanarischen Felsbilder sein. Unter diesen kommt jenen für das Megalithikum eine besondere Bedeutung zu, die darin einen näher dazugehörigen Symbolcharakter haben und in den I. C.-Nachrich- 77 ten schon mehrfach als solche hervorgehoben wurden, nämlich den Spiralen. Was daran signifikant ist für das Megalithikum, verbindet wieder in spezieller Weise megalithische Gebiete in Westafrika mit der Kanaristik. Es sind dies die von WÖLFEL als spezifisch megalithische Petroglyphen bezeichneten und in diesem Sinn dann von H. BIEDERMANN stärker herausgearbeiteten Varianten der Spirale. E. MEHL21} hat daran eine megalithische Sinnrichtung, den Eintritt in den Tod und die Rückkehr ins Leben, gesehen. Dies gilt freilich nur von einer ganz spezifischen Spirale. Auf den Kanaren kommt hiefür, wenigstens vorläufig, jene in der Belmacohöhle im Südwesten der Insel La Palma am meisten in Betracht. Seit man in Irland in einem Megalithgrab in Meath, 40 km nordwestlich von Dublin22), auf das Hineinstrahlen des Sonnenlichtes der Wintersonnenwende auf zwei über einem Altar im Innersten dieser Grabanlage dargestellten Spiralen aufmerksam wurde, andererseits aber das Vorkommen der Spirale bei sonstigem Fehlen in Westafrika ausnahmslos nur gerade bei den megalithischen Habbe23) festgestellt (briefliche Mitteilung des Herrn Professors MAUNY zu PELLICER II, 57 aus der DIETERLEIN'schen Monographie über diesen Stamm dto. 10. Mai 197 5) ist, kann hiefür der Begriff spezifisch megalithischer Petroglyphen nicht mehr bestritten werden. Nur darf man nicht übersehen daß E. BENINGER24) das erste Vorkommen der (einfachen) Spirale schon in der frühesten Linearkeramik noch ohne jeden Zusammenhang mit dem Megalithikum erwiesen hat. Megalithisch wäre also eine besondere Sinnbeziehung der Spirale in der von E. MEHL angegebenen Weise, nämlich der Symbolik des inneren Zusammenhanges mit dem megalithischen Gedanken des Dauerhaftmachens der dahingegangenen Ahnen unter den Lebenden. Auf die Ebene der Wesensforschung gebracht, der gegenüber die Beziehungsforschung zwar keineswegs überflüssig, aber doch sekundär ist, und die ohne klare Entscheidung über das Eigentliche am Megalithikum gar nicht möglich wäre, wäre diese signifikant megalithische Spiralsymbolik schlechthin richtunggebend. Demgegenüber aber hat 0. HUTH25) den „Stufenweg nach aufwärts" für den Grundgedanken des Megalithikums erklärt. Nun begegnet aber diese Vorstellung nachweisbar erst in Ägypten, und auch hier verhältnismäßig spät, und sie müßte, wenn schon früher vorhanden, nicht in die erst am Schluß unserer Ausführungen in ihrer Problematik noch näher zu behandelnden Anfänge des Megalithikums zurückreichen. Die Spiralsymbolik war jedenfalls noch älter und ihr im Megalithikum aufgekommener Sinn deckt sich nicht mit dem des „Stufenweges". Solche Pyramiden, wie in Ägypten, gibt es übrigens auf den Kanaren nicht, auch die „estructura piramidal", die JIMENEZ s.ANCHEZ von Fuerteventura vermerkt (163), ist nicht von dieser Art, denn der Autor führt sie nur neben der Überschrift „Cippen", das sind aus einem Stein geformte Spitzkegel, an. Aber auch so wären sie bereits, wie andere von WÖLFEL nur von den beiden östlichsten Inseln angeführte Bauwerke (wie subterrane Anlagen 428, ja sogar Kuppelbauten 425) unter hochkulturellem Einfluß26) entstanden. In dieser bereits hybriden Formation gewänne es für die Wesensforschung am Megalithikum an Bedeutung, daß WÖLFEL in seinem Aufsatz über die Kanarischen Inseln (Paideuma 4, 19 50, 25) erklärte, in dieser Zone des Megalithikums liege der 78 ,,Schlüssel zum Verständnis seines Geistes". N ur empfindet man diesen seinen Ausspruch wohl eher aufstachelnd als überzeugend. Wenn man nämlich den entscheidendsten Ausdruck der Mentalität des Megalithikums in der Gigantik von Steinsetzungen sieht ( daß es mit ihr schon begonnen habe, ist freilich keineswegs sicher, es könnte sich der Zug ins Große eben in der vollausgebildeten Form verwirklicht haben), dann stehen die künstlichen Steindenkmäler auf den Kanaren mit Ausnahme vielleicht der vorläufig nur in ihrem Grundriß bekannten Anlage von Galdar und der Struktur des „Zonzamas" in Fuerteventura im allgemeinen nicht unter dem Gesichtspunkt einer als mega zu bezeichnenden Formung. Doch begegnet man dem Zug ins Große auf den Kanaren immerhin in sehr intensiver Weise anders, im Denken über die natürlichen Monolithen, wozu die stammväterlich verstandenen, und insoferne megalithisch zu deutenden, heiligen Berge gehören. Unter den hochragenden natürlichen Monolithen wurde von 0. RÖSSLER der Idafe im großen Krater von La Palma als Weltsäule gedeutet und dadurch, wenn schon nicht direkt, so doch sinnhaft, mit dem Megalithikum in Verbindung gebracht27). Es fehlt hier aber die stammväterlich- ahnenkultische Beziehung, außer es wurde darin die Gestalt des Wächters über die Insel und seine Bevölkerung gesehen. Dies vertritt WÖLFEL, die Interpretation als Weltsäule daran ablehnend, indem er den Namen Idafe aus dem Berberischen erklärt. Eine stammväterliche Rolle wäre auch an einem solchen im zentralen Naturdenkmal der Insel angenommenen Numen schon eher denkbar, doch ist sie nicht bezeugt. Ohne die Dokumentation einer solchen Funktion wäre auch die Vorstellung von einer Weltsäule oder einem Weltenpfeiler in ihrer Zugehörigkeit zum Megalithikum, dessen fundamentalste Relation ja die ahnenkultische ist, fraglich. So weit sich auf diese Weise an den kanarischen Steindenkmälern in der Beziehung der natürlichen Monolithen zu den künstlichen diese Erwägung aufdrängt, im Zusammenhang mit der früher erwähnten Symbolik der megalithischen Petroglyphen, wird man wohl die WÖLFEL'sche Behauptung, dort liege der Schlüssel zur Erfassung des Geistes des Megalithikums, zu gewagt empfinden. Zum mindesten angesichts einer weit drastischeren Ausdrucksform in Ägypten, dessen großer Gedanke nach CZERMAK28) die sich dort intensivst in den Steindenkmälern kundtuende Strebeund Glaubensformel r D.det war, d.h. in Ewigkeit, in der Bedeutung, daß der Tote im vergänglichen Diesseits durch das ihm bereitete Haus unter den lebenden Menschen in dauernder kultureller Gemeinschaft verankert wird. Das könnte als die zuletzt zum Ausdruck kommende Prägung des Grundgedankens des Megalithikums gewertet werden. Dieser selbst könnte aber doch auch den kanarischen ahnenkultischen Denkmälern zugrundeliegen, wenn schon nicht in der ursprünglichen, so doch in einer weniger potenzierten Form. Der Meinung A. E. JENSENs, der Anfang des Pyramidenbaus liege gleichzeitig mit dem Beginn des Megalithikums im neolithischen Terrassenfeldbau 29), bei deren Geltung in diesem das Rätsel des „Geistes", der Mentalität des Megalithikums gelegen wäre, steht eine andere von R. HEINEGELDERN30) gegenüber, wonach sich in Südostasien der Stufenbau erst sekundär aus dem ethnologischen Megalithikum, wie er es bei den Naga und den Khasi angetroffen hat, entwickelt habe. Darüber ließe sich nur in einer universalen Überschau der Problematik des Megalithikums, in einem Vergleich der ägyptischen mit den 79 südostasiatischen und amerikanischen Stufenbauten, m Ägypten jener von Sakkara, ein Urteil gewinnen. ANMERKUNGEN 1) D. J. WÖLFEL entwickelte diese Anschauung systematisch zuerst in seinem Aufsatz über die Hauptprobleme Weißafrikas (1942) im Ausblick auf die Kanaren und dann in umfassender Weise in seinem großen Essay über die vorindogermanischen Religionen in Alteuropa in: Christus u. die Religionen der Erde. Hrsg. F. KÖNIG 1, 1951. Hier zitiert mit RE) hauptsächlich von den mediterranen Verhältnissen aus, wobei einerseits Westeuropa, andererseits Westafrika am stärksten in den Vergleich gezogen wurden. Zu dem an zweiter Stelle genannten großen Elaborat WÖLFELs ist inzwischen ein daran zu erprobendes Werk von M. GIMBUTAS, "Gods and godesses of old Europe" (Los Angeles 1972) erschienen. - Ohne die gleiche wissenschaftliche Strenge vom mediterranen Hochgebiet der alten in die neue Welt auf Auswirkungen megalithisch beeinflußter Herrschaftskulturen über den Atlantik und den Pazifik ausblickend, handelt in immerhin anregender Weise J. BAILEY in seinem Werk: "The God-Kings and the Titans". (London 1973). - Wie WÖLFEL von seinem an den Prähistoriker SCHUCHARDT anknüpfenden Begriff der Westkultur auf ein schon hochkulturell beeinflußtes Nordwestafrika als Ausgangsfeld hinüberwechselte, zeigt H. BIEDERMANN in Almogaren IV (1973, 7-17). 2) R. HEINE-GELDERN, Die Megalithen Südostasiens und ihre Bedeutung für die Klärung der Megalithfrage in Europa und Polynesien (Anthropos 23, 1928, 276-315). Für Afrika und für die von dort aus für die Kanaren sich ergebenden Fragen war freilich die Feststellung eines lebenden Megalithikums unter den Schriftlosen bei den Konso in Südäthiopien durch A. E.JENSEN Im Lande der Gada (Stuttgart 1956) wichtiger. Die von R. HEINE-GELDERN dem Megalithikum zugeschriebenen Verdienstfeste finden sich auf den Kanaren nicht. 3) Dieses Referat wurde bisher noch nicht gedruckt, weil sich bei der Ausarbeitung des weitgespannten Themas noch immer neue Gesichtspunkte ergeben; was sich daran aber auf die Kanaren bezieht, wird in die folgenden Ausführungen, möglichst unter Angabe der einschlägigen Literatur, mit eingearbeitet. 4) R.HEINE-GELDERN, Die Megalithfrage (I. Österr. Anthropologensymposion, Wartenstein 1958, Bericht Horn 1959, 161-182). Das Referat war deutlich hauptsächlich gegen WÖLFEL gerichtet, ohne daß dieser dazu eingeladen war und Stellung nehmen konnte. Diese kritische Note gegen ihn ist im nachfolgenden Megalithsymposion der Frankfurter Ethnologie, die der Wiener Schule durch ihre kulturhistorische Richtung am nächsten steht, kaum erkennbar (Bericht M. SCHUSTER, Die Diskussion des Megalithproblems. Paideuma 7, 1960). Es wurde dort hauptsächlich das von J. RÖDER (Pfahl und Menhir) schon vorher erkannte Vorstadium des Megalithikums in Holz systematischer bei den Schriftlosen zurückverfolgt und dabei der auch für die Kanaren belangreiche Umstand wenigstens indirekt angedeutet, daß eine Repräsentation des Toten, wie sie insbesondere bei Kopfjägern durch Stöcke vorgenommen werde, auch in Steinpfeilern, ohne daß diese als Geistersitze betrachtet werden, weiter erfolgte. Hiefür kommen vor allem die Phallensteine, die besonders häufig in Südäthiopien, vereinzelt aber auch auf den Kanaren vorkommen, in Frage. WÖLFEL hat diesen Gesichtspunkt neben der von R. HEINE-GELDERN betonten Errichtung von Geistersitzen für den Menhirtyp auf den Kanaren noch nicht aufgenommen. 5) Al. CLOSS, Das kanarische Megaltihikum (Wiener Völkerkundliche Mitteilungen 13, 1966, 1-7). 6) Am WÖLFEL'schen Begriff einer Megalith k u 1 t u r lehnte R. HEINE-GELDERN vor allem die erwähnten soziologischen und religiösen Koppelungen ab, weil sich beide bei den Schriftlosen mit ahnenkultischen Denkmalsetzungen zum mindesten nicht regelmäßig finden, und weil sich diese generelle Aufassung vom Megalithwesen zu sehr der anfechtbaren,ja schon als überwunden geltenden Konzeption von Kulturkreisen, wie sie GRAEBNER und W. SCHMIDT vertreten hatten, annähere. Tatsächlich äußert sich WÖLFEL (RE 170 f.) in diesem Sinne. Die diesbezüglichen Ausführungen HEINE-GELDERNs leiteten bereits über zu der nachher immer mehr in den Vordergrund kommenden Verwendung des zuerst von Archäologen für die neben der Einzelgräberkultur in Nordwestdeutschland gelegene Megalithzone gebräuchlichen Ausdruckes Megalithkultur zur Bedeutung: Kulturen mit stärkerem Einschlag von Megalithen (aber nicht von Grund auf und universell durch das Megalithwesen bestimmten kulturellen Einheiten). Vom Standort einer „ganzheitlichen Ethnologie als integrale Kulturwissenschaft" (E. STIGLMA YR, Wien 1970) war zum mindesten dieser letzte innerhalb der ausklingenden Wiener Schule aus der Archäologie in die Ethnologie übernommene Kulturbegriff in seiner Problematik genau zu prüfen, darzustellen und zu beurteilen ( darüber in Zs. für Ganzheitsforschung NF 17, 1973, 171). 80 Ein volkstümliches Mutterrecht auf den Kanaren erklärte WÖLFEL selbst für aus den Quellen unbeweisbar (RE 439); aus den eurafrikanischen Verhältnissen hielt er es aber auch für den Kanarischen Archipel mit genügender Sicherheit erschließbar. Über das Problematische an der Behauptung des megalithischen Charakters der Vorstellung vom Himmelsherrscher siehe Al. CLOSS Almogaren III, 1972, 45 ff. - Nicht erörtert wurde von HEINE-GELDERN die immerhin in weiten Kreisen der Religionsethnologen befremdend empfundene Bezeichnung des Megalithikums als einer eigenen Religion, zumal als der ersten Weltreligion © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (WÖLFEL RE 253), an die sich dann S. CLES-REDEN in ihrem populärwissenschaftlichen Buch über das Megalithikum Europas (Die Spur der Zyklopen, Köln 1960) im Untertitel angeschlossen hat. Die Grundlage für diese zu weit gehende Charakterisierung des Megalithikums durch WÖLFEL war die von ihm angenommene, schon von der Wurzel an bestehende Verbindung mit dem Himmelsgottglauben in Zusammenhang mit dem intensiven, vom Universalbegriff einer Religion nicht zu trennenden Seelenglauben, nur hat er dessen spezifische Qualität in diesem Komplex nicht charakterisiert. Geographisch verbreitet ist das Megalithikum immerhin in einer mittleren Zone der Erde ziemlich stark, nicht aber allgemein mondial verbreitet. Daß aber jener Himmelgottglaube diesem Komplex schon von den ersten derartigen Denkmälern an eigen gewesen sei, wäre, wenn diese Erscheinung bei den Schriftlosen begonnen hat, nicht bestätigt. Das megalithisch Spezifische des Seelenglaubens scheint weitgehend von der Vorstellung der Rastlostigkeit einer noch nicht bestatteten Seele mitbestimmt zu sein. Die J enseitsgerichtetheit des Totenglaubens wurde, dafür spricht manches, im Megalithikum mehr oder weniger durch ein starkes Streben nach Bewerkstelligung der Fortdauer der Ahnen im Diesseits zu deren unzerstörbarer Verankerung in der kulturellen Gemeinschaft umgewendet. Dahin modifiziert sich die von A. PFIFFIG (Almogaren III 1972, 114) behauptete Tendenz auf , , E r 1 ö s u n g (?) und Ewigkeit" im Megalithikum; durchaus treffend ist aber eine Charakteristik des Megalith-Wesens „nicht eigentliche Religion", sondern nur „religiöse Bewegung". 7) Im Gegensatz zum Begriff Megalithkultur (siehe oben Anm. 6), der nur ein formaler ist, weil damit im extremsten Fall eine kulturelle Gruppierung nur nach dem sie formenden und einheitlich gestaltenden Faktor bezeichnet wird, jedoch ohne nähere historische oder zu historischen Schlüssen geeignete Einweisung, steht die Redeweise von einem Megalithkomplex (ahnenkultischer Denkmäler und ihrer Variationen), sobald man sie mit den Beiworten archäologisch und ethnologisch verbindet, im Arbeitsfeld einer historischen, d. h. die historischen Verhältnisse klärenden Ethnologie. Die Mittel einer solchen wären im Sinne von Al.CLOSS (Zs. für Ethnologie 1956, als „repräsentativer" Text gewertet und neu gedruckt von C.A.SCHMITZ. Historische Völkerkunde. Frankfurt a.M. 1967, 172-168) die Auswertung alter Berichte in ihrer geschichtlichen Abfolge und des archäologischen Befundes. Diesem käme in der bisherigen Wertung megalithischer Komplexe bei einer solchen „speziellen" historischen Ethnologie besondere, ja vielleicht sogar primäre Bedeutung zu, was sich ja auch deutlich darin ausdrückt, daß sich nach dem den archäologischen Faktor ausschaltenden Programm W. HIRSCHBERGs (Mitteilungen zur Kulturkunde 1, 1961, 61-69) und der dem entsprechenden Praxis im Wiener Völkerkundeinstitut unter den vielen dort in diesem Sinn durchgeführten Arbeiten keine findet, die sich auf eine megalithische Situation bezöge. Wissenschaftsgeschichtlich hat ja die Beschäftigung mit dem Megalithikum in der Archäologie begonnen und sie wurde erst sekundär auf die Ethnologie ausgeweitet. 8) M. PELLICER in: Revista de Historia Canaria 1968/69 (Deutsch in Almogaren II, 1971, 83-94, danach zitiert) = PELLICER I. 8a) M. PELLICER, Elementes cultuales de la prehistoria Canaria (Revista de Historia Canaria, T 34, Nr. 169, 1971/72, 47-72) = PELLICER II. - Hiezu Bolko Frh. v. RICHTHOFEN, Der Stand der Ur- und Frühgeschichtsforschung auf den kanarischen Inseln (Manus 41, 1975, 15-23). 9) S.JIMENEZ SANCHEZ,' Exponentes MegaHticos cultuales de los Canarios abodgines (Actas de! V Congreso Panafricano de Prehistoria y de Estudio de! Cuaternario. Santa Cruz de Tenerife 1966, 153-164. Deutsch in Almogaren I, 1970, 75-90. Danach zitiert). 10) Wegen des indirekten Bezuges auf in der Nähe liegende Naturmonolithen, die freilich auf Bischöfe gedeutet werden, was aber eine Nachwirkung alter megalithischer Auffassung von Felsnadeln sein könnte. Sollte damit die „Inschrift von Anaga" in irgendeinem Zusammenhang stehen, so wäre PELLICERs Erklärung (55), die Falsifikation dieser von P. TARQUIS RODRiGUEZ (Almogaren II, 1971, 169 ff.) neuerlich aufs Tapet gebrachten Angelegenheit sei unter den heimischen Fachleuten längst entschieden, schon die gebührende Antwort an den Anfrager. Für uns auswärtige Interessenten aber, denen die dortige Fachliteratur nur schwer zugänglich ist, wäre es doch sehr wünschenswert gewesen, die entscheidende, d. h. den Irrtum endgültig nachweisende Arbeit genau zitiert zu finden, so etwa wie der Wiener Prähistoriker R. PITTIONI die Fälschung der Runeninschrift von Maria Saal in einem klaren Aufsatz auch für die auswärtigen Runenforscher erwiesen hat. 11) S. JIMENEZ sANCHEZ, Monumentos funerarios des los grancanarios prehistoricos (Actas de! Congreso de Galicia 1973). Vom Gräbermegalithikum sind auf Gran Canaria einige sichere Vorkommen des dritten Typs, nämlich der Steinkistengräber, nachgewiesen, während das nur ganz vereinzelt aus Fuerteventura berichtete Beispiel der zweiten Stufe (Ganggrab), zum mindesten in der ausschließlichen Rolle als solches, fraglich ist. Für die erste Stufe (Dolmen) hat JIMENEZ SANCHEZ erst nachträglich, d.h. nachdem sein hier zu behandelnder Artikel schon erschienen war, auf Gran Canaria einige „dolmenartige" Strukturen angetroffen (Bericht Al. CLOSS in: Almogaren I, 1970, 28 mit Zitat Anm. 29). Die Stelle der eigentlichen Dolmen vertritt auf Gran Canaria nach seiner Meinung (Zitat Almogaren I, 1970, 35) der Typ der sehr niedrigen „Torrettas troncoconicas" mit dem in der Playa de Mogan im Südwesten von Gran Canaria befindlichen als dem Hauptbeispiel (Almogaren II, 1971, 183 ). Doch erklärt der Autor in seinem Sammelartikel über megalithische „Belege" (S. 162), solche kleine Türmchen seien nicht regelmäßig Grabanlagen, d.h. manchmal enthalten sie keinen Toten. Inzwischen wurde auf Gran Canaria noch eine eigene jüngste Schicht von Hügelgräbern bekannt. 81 12) Al. CLOSS, ,,Los Concheros". Kultur- und Religionshistorisches über Steinbauten und Felsen auf Hierro (Anthropos 63/64, 1968/69, 892-903 ). 13) L. D. CUSCOY, Notas Arqueol6gicas sobre el Julan, Isla de el Hierro (Actas de Congreso Panafricano . . . II, 26. Tenerife 1966, 43-52 f., mit wichtiger Abbildung einer W o h n höhle ohne erkennbare kultische Funktion). Die Gesamtskizze am Ende des Aufsatzes zeigt Hierro im ganzen, EI Julan, von dem der Artikel handelt, nur in einem sehr kleinen Halbkreis mitten am südlichen Teil der Insel ohne alle Detailangaben über die wichtigen im Text erwähnten Örtlichkeiten in diesem Bezirk. Für das am weitesten isoliert im Süden stehende Steindenkmal, eine Aufschichtung aus Steinplatten, verwendet der Autor - wenn wir ihn recht verstehen - die auf dieser Insel sonst nicht, besser gesagt überhaupt nicht bezeugte Bezeichnung taro (Turm). Dazu Näheres im Text. 14) H. NOWAK, Neue Gesichtspunkte zur Bearbeitung des kanarischen Megalithikums (Almogaren 1, 1970, 55-74): darin auch eine Auseinandersetzung mit L. D. CUSCOY (oben) Anm. 13. 15) L. D. CUSCOY, La Necropole de Hoyo de Los Muertos (Querazoca, Ile de Per) L'Anthropologie (Paris) 79, 1975, 5-37. Alter freilich erst 10. Jh. n. Chr. 16) D. J. WÖLFEL, posthum 1965 gedruckte Abhandlung über seinen Ausflug zu den „Höhlenpalästen" der alten Kanarier am Bentayga bei Tejeda (Adeva-Mitt. Graz, Okt. 1965 ). Ein Übergang von den Höhlengräbern zu „Hügelgräbern" (tumuli in d i e s e m Sinn}, wie ihn C. SCHUCHARDT annahm, wäre hier zwar am ehesten zu erwarten, doch fehlt auch da jedes Anzeichen dafür. Die Beschreibung der von WÖLFEL für megalithisch gehaltenen Ausschachtungen und Ausformungen der Gipfelpartie jenes Bentayga findet sich bei WÖLFEL erst RE 425. 17) M. MILBURN u. I. KÖBEL-WETTLAUFFER, Contribution to the Study of some lithic monuments of West Sahara (Almogaren IV, 1973, 141 Abb. 23). 18) S. JIMENEZ SANCHEZ, Pinturas rupestres en la isla de Gran Canaria (Actas del V Congreso Panafricano etc. Tenerife 1966. 147-152). 19) H. BIEDERMANN, Typologie der altkanarischen Kultur (Almogaren II, 1971, 39-46) beurteilt mit Mc BURNEY und R. VAUVREY die kanarische Kultur im ganzen als „Neolithikum mit Capsien-Tradition", hält dabei aber das Megalithikum doch eher für eine späte vom Capsien unabhängige Sache (41). 20) A. BELTRAN,J. M. ALZOLAY, La Cueva Pintada de Galdar. Zaragoza 1974. 21) E.MEHL, Der Ausweg aus dem Labyrinth. In: Volkskunde, Fakten und Analysen. Festgabe für L.SCHMIDT. Wien 1972, 402--418. Hier wird die Spirale als megalithisches Petroglyphicum mit der Vorstellung vom Labyrinth und dessen Sinnbild eines Ausweges aus dem Tode zusammengebracht (zum Labyrinth siehe später Anm. 26). Der Autor bezeichnet die Doppelspirale schon im Untertitel seines Aufsatzes ausdrücklich als ein megalithisches „Glaubenszeichen". 22) Die Nachricht darüber ging zunächst nur durch „Massenmedien", jedoch mit einer solchen Angabe von Details, daß die darin behauptete Beobachtung durch ein Team von Fachgelehrten wohl glaubwürdig erscheint. 23) Während die Spirale in der Felsbilderkunst Nordafrikas nach R. VAUFREY häufig begegnet, fehlt sie in Westafrika, ist aber, wie erwähnt, bei den Dogon im Lande Mali vorhanden. Über das Megalithikum bei diesem Stamm siehe bei WÖLFEL (RE I, 470). 24) E. BENINGER, Spirale und Mäander in der eiszeitlichen Bildnerei (Quartär 10/11, 1958/59, 63-78) unter Mitverwertung der Arbeiten von J. BÖHLAU, Die Spirale in der Bandkeramik (1928) und von G. KASCHNITZ- WEINBERG, Zur Herkunft der Spirale in der Ägäis (1949 und 1950). 25) 0. HUTH, Märchen (vom Glasberg) und Megalithreligion (Paideuma 5, 1950, 12-22). Das Motiv könnte auch für die Kanaren im Sinne des oben über J. KRÜSS Gesagten (Seite 75) erwägenswert scheinen, angesichts der wohl auf den Ausgrabungen und Veröffentlichungen von S. JIMENEZ SÄNCHEZ fußenden, von WÖLFEL aber ohne Detailangabe aufgestellten Behauptung über Gran Canaria (RE 423): ,,Der Tumulus hat dort normalerweise auch Stufen, gewöhnlich nicht mehr als zwei. Eine Ausnahme bildet ein großer Rundbau mit drei oder vier Stufen und Grabkisten". Daneben nimmt sich die Seite 77 berichtete, aus der Sicht von Weißafrika aber sorgfältigst verifizierte Angabe von M. MILBURN über ein einfaches Stufengrab bei Galdar bescheiden aus. Im Zusammenhang mit den vorher erwähnten Fällen verstärkt sich von ihm aus, das Zutreffen der WÖLFEL'schen Aussage vorausgesetzt, der Hinweis auf die Beschäftigung mit dem Aufsatz von O. HUTH anJ. KRÜSS. 26) In seinem Aufsatz „Megalithikum und archaische Hochkultur" (Handbuch der Weltgeschichte, Hrsg. A. RANDA, Olten 1961) hat es WÖLFEL leider unterlassen, von ihm für hochkulturell beeinflußt gehaltene ahnenkultische Denkmäler auf den Kanaren namhaft zu machen. An sich käme auch das Labyrinth, allerdings nicht als piktographisches Sinnzeichen, aber doch als Bauwerk (D. C. FOX, Labyrinth und Totenreich, Paideuma 1, 1940, 381-394) in Betracht. Merkwürdig ist, daß WÖLFEL die efquenes auf Fuerteventura in den MLC (IV, 116), so wie es TORRIANI abbildet, als Labyrinth bezeichnet, in RE 426 aber erklärt, das Vorhandensein de's (architektonischen) Labyrinthes auf den Kanarischen Inseln werde „bezweifelt"; von wem, wird nicht gesagt. Die efquenes haben tatsächlich nichts Layrinthisches an sich. 27) 0. RÖSSLER, Die Weltsäule im Glauben und im Brauch der Kanarier (Archiv für Religionswissenschaft 1940/41. Dazu Al. CLOSS, Almogaren III, 1972, 40 f. und 45 ff.). 28) W. CZERMAK, Vom großen Gedanken Ägyptens (Archiv Ae.A. aus dem Wiener Institut für Ägyptologie 82 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 1938, 205-214). Der Autor bringt den nach seiner Ansicht gewissermaßen den Zentralbegriff der ägyptischen Religion besagenden Ausdruck r D. det mit den megalithischen Denkmälern, vor allem mit dem Pyramidenbau in seiner solaren Beziehung, und zwar zur Abendsonne (207), in Zusammenhang. Dabei bedeutet r. D. det eine durch die Denkmäler beabsichtigte irdische Fortdauer, wenn auch im Zusammenhang mit der jenseitsigen, und in diesem Aufsatz wird von einer „cella" vor der Pyramide gesagt, daß sich dort der König, vom Hohen Priester begleitet, auf das Totenopfer im innersten Raum vorbereitete (208). Eine derartige hochmegalithische Funktion des Königs ist nicht einmal auf Gran Canaria, wo der Faikan mit den Vestalinnen eine Prozession auf einen heiligen Kultberg führt, oder aber von einem Ritus am oben S. 76 erwähnten Bestattungsberg der Könige mit Ritzbildern, die die Sonne betreffen (S. JIMENEZ SANCHEZ oben Anm. 11, 80), berichtet. Im wichtigen Aufsatz über das ägyptische Megalithikum von A.HOHENWARTGERLACHSTEIN, Some Problems of Megalithic Culture in Ancient Egypt (Wiener Völkerkundl. Mitt. 2, 1954, 128-131) sind zwar mehrere Angaben enthalten, aus denen sich ein hochpotenziertes Megalithikum gegenüber dem kanarischen ergibt, es wird in ihnen aber auf die Frage nicht eingegangen, in welchem der beiden Vergleichsgebiete sich wohl der „Geist" des Megalithikums, die Mentalität, das Wesen des Megalithikums, das im Errichten von Denkmälern besteht, in denen große Tote zur kulturellen Kooperation mit den Lebenden im Diesseits ein Haus oder einen Geistersitz erhalten, deutlicher ofenbart. An sich wäre es durchaus möglich, daß sich dieses Fundamentalste am Megalithikum erst nach und nach vollkommener in den Denkmälern und in den damit zusammenhängenden Riten ausdrückt. Über die „Schlüsselstellung" der ahnenkultischen Denkmäler gerade auf den Kanaren unter den im ganzen einfacher gebliebenen, gegenüber den ursprünglichen aber doch recht veränderten Verhältnissen, könnte man streiten. 29) A. E.JENSEN, Feldterrasse und Megalithen (Paideuma 7, 1960, 258-283). Der Autor geht bei seiner Theorie von den Konso in Südäthiopien aus, zieht aber dann auch die entsprechende Agrarmethode in Südostasien heran. 30) R. HEINE-GELDERN, Weltbild und Bauform Asiens (Wiener Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Asiens 5, 1930, 28 f.). ZUSAMMENFASSUNG Die Kritik M. PELLICERs am Megalithartikel von JIMENEZ SANCHEZ über die Kanaren erfordert in einem kanarischen Symposion im 1. C. eine Beantwortung. Der Vorwurf einer gewissen Konfusion von megalithischen Ausdrücken wird auf das rechte Maß zurückgeführt. Die über 400 Ausgrabungen von JIMENEZ SANCHEZ haben sehr wohl Aussagewert für das Vorhandensein megalithischer Strukturen, zum mindesten in einzelnen Fällen auch ohne die von PELLICER geforderte und mit Eifer verfolgte Stratigraphie. Nicht Entscheidendes ergibt sich gegen das Vorhandensein megalithischer Strukturen auf den Kanaren aus zwei von PELLICER aufgestellten Behauptungen, nämlich, daß keine der kanarischen Strukturen einer auswärtigen ganz entspricht und daß vor 1000 v. Chr. eine Besiedlung des Archipels nicht in Frage kommt. Durch die im 1. C. schon vorbereiteten und auf dieser Tagung erstmals am Beispiel des heiligen Bezirkes El Julan auf Hierro erprobten systematischen Megalithforschung schränken sich viele der Einwände PELLICERS ein. SUMMARY M. PELLICER's cnt1c1sm of essays by Jimenez Sanchez dealing with megalithic problems calls for a reply within a symposium on Canary Islands Studies of the Institutum Canarium. Pellicer's reproach regarding a certain confusion of megalithic terms is reduced to reasonable proportions. In fact the more than 400 excavations of Jimenez Sanchez bear evidence of the existence of megalithic structures, at least sometimes even without the stratigraphy for which Pellicer is asking zealously. Two of Pellicer's assertions (i. e. that no structure from the Canary Islands can be fully 83 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 compared with other ones from distant areas, and that a population of the archipelago cannot have begun before 1000 B. C.) are no real arguments against the existence of megalithic structures on the Canary Islands. Many of Pellicer's arguments are modified by the systematic research in megalithic problems as prepared by the Institutum Canarium and shown for an example at the annual meeting in Hallein (regarding the sacred district of El Julan, Hierro). RESUME La critique de M. PELLICER a propos de l'article de JIMENEZ sANCHEZ sur les problemes megalithiques appelle une reponse au sein du Symposium de l'I. C. consacre a l'etude des Iles Canaries. Le reproche de M. PELLICER a l'egard d'une certaine confusion, faite par JIMENEZ SANCHEZ, sur les termes megalithiques peut etre ramenee a des proportions raisonnables. En effet, plus de 400 fouilles realisees par JIMENEZ SANCHEZ prouvent parfois l'existence de structures megalithiques malgre l'absence de la stratigraphie que reclame avec insistence M. PELLICER. Aussi, deux des affirmations de M. PELLICER (a savoir: qu'aucune structure des Iles Canaries ne peut etre comparee avec d'autres de pays lointains; qu'aucune population n'a pu apparaftre sur l'Archipel avant l'an 1000 a. J. C.) ne sont pas des arguments valables contre l'existence du structure megalithiques auxlles Canaries. Par ailleurs, de nombreux arguments avances par M. PELLICER se trouvent contredits par les recherches systematiques sur les problemes megalithiques entreprises par l'I. C. dont les resultats ont ete presentes au Congres annuel de Hallein (Recherches effectuees dans le district sacre d'El Julan, dans l'Ile de Per). RESUMEN La cdtica de Pellicer relativa al articulo de Jimenez Sanchez sobre el tema megalitico sugiere una respuesta en el seno del simposio del I. C. consagrado al estudio de las Islas Canarias. El reproche de Pellicer con respecto a cierta confusi6n en los terminos megalfricos, por parte de Jimenez Sanchez, puede ser reducida a proporciones razonables. Mas de 400 busquedas realizadas por Jimenez Sanchez demuestran a veces la existencia de estructuras megaliticas a pesar de la ausencia de la estratigraffa reclamada con insistenica por Pellicer. Dos de las afirmaciones de Pellicer (a saber: que nfoguna estructura de las Islas Canarias puede ser comparada con la de otros paises lejanos; que poblaci6n alguna hizo su aparici6n en el archipielago con anterioridad al afio 1000 antes de J. C.) no son argumentos calidos en contra de la existencia de estructuras megali ticas en las Islas Canarias. Por otra parte, las busquedas sistematicas emprendidas por el I. C. sobre los problemas megaliticos (districto sagrado de El Julan en la Isla del Hierro), cuyos resultados fueron expuestos en el congreso anual de Hallein, contradicen numerosos argumentos avanzados por Pellicer. 84 |
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