Almogaren XXIV-XXV/ 1993-1994 Hallein 1994 ll3 - ll5
Herbert Nowak
Die Tejeleita-Felsinschrift von EI Hierro
Bis vor einigen Jahren waren die Felsgravierungen der Kanarischen Inseln
ziemlich fest umrissen. Es gab die sogenannten "megalithischen Petrogl yphen",
typisch für die Insel La Palma. Dabei sind die Gravierungen von Spiralen,
konzentrischen Kreisen und Mäanderformen gemeint. Die klassischen Fundorte
dafiir sind die Höhle von Belmaco, das sogenannte Cementerio von EI Paso
und der Lomo de Ja Fajana, die Fuente de La Zarza, La Zarcita, die Fuente de
las Palomas und der gesamte Raum im Norden von La Palma um Santo Domingo
(Garafia); nicht vergessen werden soll die Felsklippe von Teneguia, südlich
des Vulkanes San Antonio bei Fuencaliente.
Auf zwei Inseln verteilt waren damals die "libysch-berberischen Inschriften"
(D. J. Wölfel, 1940, Tafel XVI) die ihren Namen der großen Ähnlichkeit
mit den Felsinschriften Nordwestafrikas verdanken. Zu denken ist dabei an die
Fundstellen im Barranco de Balos (Gran Canaria), das Gebiet von La Caleta,
den Barranco de Tejeleita und den Barranco de Candia (EI Hierro). Und letztlich
gab es die Inschriften "symbolischen Charakters". Diese waren vor allem in EI
Julan (EI Hierro) mit den Fundstellen Los Letreros I und II und Los Numeros I
und II vertreten.
In den letzten zehn Jahren kamen die "Fußabdrücke" der Montafia Tindaya
(Fuerteventura), weiters einige libysch-berberische Inschriften der Fuente de
Tajodeque (La Palma) und erstmals Felsritzungen auf Lanzarote dazu. Es handelte
sich bei letzteren um die Feldforschungen von Juan Brito, deren Ergebnisse
im Museum im Castillo de San Gabriel in Arrecife zu sehen sind.
In den letzten Jahren kam Bewegung in die "Felsinschriften-Szene" der
Kanaren. Kanarische Feldforscher fanden auf Lanzarote und Fuerteventura
einige Felsgravierungen, die als dem pompeyanische Alphabet zugehörig angesehen
und als solche in der Fachliteratur publiziert wurden ( J. Le6n Hernandez,
1988; 1. Hernandez Diaz, M.A. Perera Betancourt 1992). Diese Spur wurde in
den vergangenen Jahren auf Lanzarote von Hans-Joachim Ulbrich und von
Werner Pichl er auf Fuerteventura aufgenommen. Beide waren mehr als erfolgreich:
Sie vervielfachten die Fundstellen, wie die voriiegenden Publikationen
zeigen (H.-J. Ulbrich 1990; W. Pichler 1992).
Zu diesen Funden - es sei festgehalten, daß es sich hier nur um eine generelle
und skizzierende Darstellung der Erforschung der kanarischen Felsgra-
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vierungen handelt - kommen nun neue Funde, wie Antonio Tejera Gaspar etwa
für La Gomera mitteilt (persönliche Mitteilung im Februar 1994), die dem bisher
umrissenen Rahmen Neues hinzufügen, wenngleich sie noch nicht vorliegen.
Die neuen Inschriften auf Lanzarote und Fuerteventura, auch jene La
Gomeras, riefen uns eine Inschrift in Erinnerung, die auf der Insel EI Hierro im
Jahre 1982 entdeckt wurde. Sie wurde im Rahmen der Aufnahme der
Petroglyphen dieser Insel durch Don Fernando Diaz und den Verfasser gefunden.
Es handelt sich um eine Inschrift auf einem Felsblock im Barranco de
Tejeleita, die nach einer erneuten Begehung des Terrains und Überprüfung im
Februar 1994 hiermit vorgelegt wird. Der Block ist von einem darüberliegenden
Felsrücken, der auch eine der klassischen libysch-berberischen Felsinschriften
trägt, herabgefallen. Seine Breite beträgt 60 cm, sein Gewicht liegt bei mehreren
hundert Kilo. Er ist, aufgrund seiner gewaltigen Basis, kaum zu bewegen.
Die heutige Position des Felsblocks zeigt die Inschrift in vertikaler Ausrichtung;
daß sie einst horizontal war, ist mit Sicherheit anzunehmen. Das von der Basis
her gesehen erste Schriftzeichen Y ist 11,5 cm groß. Die Inschrift wirkt irgendwie
"grob", eine Punzierung der Zeichen ist klar erkennbar, die jedoch bei den
meisten Zeichen "nachgeschliffen" wurde. Klar erkenntlich ist die Punzierung
bei den beiden ersten "Buchstaben", vor allem jedoch bei dem $-ähnlichen, das
zwischen den Zeichen A und V liegt. Das einem i gleichenden Zeichen folgende
T ist sehr fein geschnitten und unterscheidet sich von den anderen Zeichen in
seiner Ausführung. Die drei Zeichen rechts der Inschrift sind grob und flach
gepunzt.
Es obliegt nun den Experten, sich mit dieser Inschrift (siehe Abb. unten) zu
befassen. Unsere Aufgabe war es, diese neue Variante der kanarischen Inschriften
vorzustellen.
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Literatur:
Le6n Hernandez, Jose; et al. (1988): La importancia de las vias metodol6gicas
de nuestro pasado, una aportaci6n concreta: Los primeros grabados latinos
hallados en Canarias.- Tebeto I, Puerto del Rosario
Hermindez Diaz, I.; Perera Betancort, M.A. (1992): Los grabados rupestres de
la Isla de Fuerteventura.- Cabildo Insular, Puerto del Rosario
Pichler, Werner (1992): Die Schrift der Ostinseln - Corpus der Inschriften auf
Fuerteventura.-Almogaren XXIII, Hallein
Ulbrich, Hans-Joachim (1990): Felsbildforschung auf Lanzarote.-Almogaren
XXI/2, Hallein
Wölfe 1, Dominik Josef (1940): Leonardo Torriani -Die Kanarischen Inseln und
ihre Urbewohner. Eine unbekannte Bilderhandschrift vom Jahre 1590.Leipzig
1940, Reprint Hallein 1979
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