Alois CLOSS, Graz
DIE NAUTISCHEN VORAUSSETZUNGEN DER KANARISCHEN
LANDNAHME UND TRANSATLANTISCHER KULTUREINFLÜSSE
AUS DEM ALTEURAFRIKANISCHEN ,,WESTEUROPA"
An Stelle des bei der J ahreshauptversammlung des I.C. im Mai 1971 von
mir gewünschten und zunachst auch zugesagten Berichtes über meine Begegnung
mit D.J. Wolfel das oben formulierte Thema zu behandeln, dafür gab es
mehrere Gründe.
Am entscheidendsten war die neue "Forschungssituation, die entstanden
ist einerseits durch das Gelingen der zweiten Ra-Expedition HEYERDAHLs
1 , andererseits durch das daran sich schlieBende von J. ALCINA
FRANCH initiierte Symposion über transatlantische Kontakte nach Amerika
in Tenerife2 und dann noch auf Grund von Beobachtungen bei der Expedition
des I.C. in die Spanische Sahara 3
, die H. NOWAK und S. und
D. ORTNER unternommen haben. Alle Erorterungen, in die die genannten
Unternehmungen ausklingen, würden an innerer Tragfahigkeit ohne Frage
gewinnen, wenn es über die alte und voreuropaische Schifahrt in dem von
G. SCHOTT 4 geografisch behandelten und in seinen Stromungs- und Windverhaltnissen
beschriebenen Atlantik bereits eine ebenso zusammenfassende
übersicht gabe, wie die von J. HORNELL 5 und O. HOVER 6 für den Pazifischen
Ozean. Zwar fehlt es nicht an regionalen Vorarbeiten, die für eine
solche einschlagig waren. Von den Daten aus dem mediterranen Bereich 7
und den erst am SchluB miteinzubeziehenden Umstanden der Schiffahrt der
Wikinger vorlaufig abgesehen, enthalt auch für den Mittelatlantik reiches
Material der von A. LITTLE ( 1945) 8 vermittelte Einblick in die Schiffahrt
der Kelten, vor allem aber sind aufschluBreich die Aufsatze von J. ÁL V AREZ
DELGADO (1950)9 und E. SÉRRA-RÁFOLS (1957 und 1959) 10 im Zusammenhang
mit den von W. HESS in seiner ( im Geist des Erforschers der
ethnologischen Entdeckungsgeschichte, H. PLISCHKE, verfaBten) Gottinger
Dissertation (1950)II und die beim Kapitel über die kanarische Schiffahrt
(S. 1 79) herangezogenen al ten Autoren P. REMUSCE ( 15 64), G. G RA VIER
(1876) und DE MOSTO (1927). Woran es aber noch fehlt, ist eine systematische
Beurteilung der Moglichkeiten einer Westfahrt zur Zeit des Juba sowie
vor dieser Epoche auf Grund der Gegebenheiten im Seewesen der Mittelmeerlander.
Die bei weitem bedeutendste Originalangabe über die Verhaltnisse auf den
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Kanaren findet sich bei TORRIANI, da.B namlich die Einheimischen kleine
Barken aus Einbaumen mit Palmenblattsegeln verwendeten (WOLFEL,
Torrianibuch S.123 und S.241), deren Name ,,guihon", von WOLFEL (Monumenta
Linguae Canariae, § 290) mit dem Berberischen nicht erfolgreich in
Verbindung gebracht werden konnte. Doch ist der hier abgebildete, von
D.J. WOLFEL
( 19 5 5) 12 behandelte neolithische-bronzezeitliche Schiffstypus, der in einer
Felsgravierung in Barranco de Balas, Gran Canaria, in der Na.he von frühestens
bronzezeitlichen Inschriften im Umkreis eines vermutlichen Heiligtums
(Nachrichten des Institutum Canarium Nr.6, 1971, Seite 4), dargestellt ist
und eine aufgesetzte Kabine zeigt, sicher nicht in derselben Art wie jene
Einbaume, denn die Umrisse diese Schifes haben eine auf beiden Seiten
aufgehohte Gestalt, so da.B sie, selbst wenn damit ein Holzboot gemeint sein
sollte, eher an die Binsenboote erinnern, die HEYERDAHL auf Abbildungen
in Agypten aufgefallen sind, die er am Tschadsee und in Peru in Gebrauch
fand, die, wie er sagt, heute noch im Westen von Sardinien und in Marokko
in Gebrauch stehen und nach denen er sein Expeditionsboot konstruiert hat.
WOLFEL selbst bildete (Umschau 9, 58, 1958, S.274, Abb.7) die unten
wiedergegebene Darstellung auf einer gesprungenen Elfenbeinplatte des HorAha
aus der früh-dynastischen Zeit Agyptens zum Vergleich ah.
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Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, da.B die auch ohne Segel verwendeten
Schiffe ,,im alten Westafrika" (Nachrichten des Institutum Canarium,
Nr.6, 1971, Seite 16) ebenfalls so geformt waren. über das Verhaltnis dieses
Typs zu dem von Torriani beschriebenen ,,guihon", von dem weder eine
aufgesetzte Kabine noch aufgebogene Enden berichtet sind, au.Bert sich
WOLFEL nicht, noch weniger blickt er in dieser Sache vergleichend nach
dem Osten hin, wo solche Boote nicht, wie auf den Kanaren aus Holz,
sondern aus Binsen hergestellt wurden. Nach BOR Y13 gibt es wenigstens
eine Abart der Binse auf diesen Inseln.
Aus Holz gebaut, ware, so meint HEYERDAHL, ein derartiges Schif
nicht geeignet gewesen, die in nord-südlicher Richtung an der Küste dahineilende
Meeresstromung zu überqueren. Durch die Brandung ware es wie eine
Nu.Bschale an das felsige Gestade geschleudert worden und zerschellt. Jedenfalls
ist die Gefahr, nach Süden abgetrieben zu werden, hier bei unvollkommener
technischer Ausrüstung wesentlich gro.Ber als die Aussicht, nach
Westen hinauszufahren. Darüber wird mit Bezug auf eine ethnische Teilgruppe
der Berber, deren in Tenerife bezeugte Nachfahren bei der heutigen
Lage ihrer Verwandten in Marokko am ehesten von dort ausgefahren sein
konnten, noch Naheres zu sagen sein. Für die vorangegangene Urbevolkerung
wird zum gro.Bten Teil angenommen, da.B sie aus dem Nordosten hergekommen
sei, wo nach G. SCHOTT (S.259) nicht nur die Winde (NordostPassat),
sondern auch die Meeresstromungen einer überfahrt zu den Kanaren
zugute kommen. Gerade diesen ersten Landnehmern schreiben D.J. WOLFEL,
W. HESS (S.45) und andere, hierin dem Torriani (WOLFEL 242) folgend,
eine fortgeschrittenere Schiffahrt zu als sie in der Entdeckungszeit bei
den Kanariern angetrofen wurde; man vermutet, allerdings ohne sich auf
Zeugnisse von Eingeborenen oder auf Erkenntnisse aus der vergleichenden
Forschung stützen zu konnen, da.B die Insulaner durch eine Einwirkung von
Piraten auf einen primitiveren Stand der Seefahrt zurückgedrangt worden
seien.
WOLFEL operiert in dieser Sache mit dem Begrif einer auf die Landnahme
sich auswirkenden Thalassokratie - mit fortgeschrittenem Schifsbestand
- im ostlichen Teil des Atlantischen Ozeans (Torrianibuch 63,
Anm.19), und er meint, wegen der Teilnahme an dieser Thalassokratie seien
die Kanarier zur Zeit der phonikischen Fahrt im Atlantik noch so stark
gewesen, da.B Hanno, obwohl er Madeira erreicht habe (Torrianibuch 64,
Anm.29), einen Angriff auf diese Insel nicht gewagt habe. Darüber, wo jene
Thalassokratie ihr Zentrum gehabt habe, au.Berte sich WOLFEL nicht. Weder
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dort, wo nach A. HERRMANN an der Ozeanküste der Name Atlantis einst
haftete, namlich am Río de Oro in Westafrika, in verhaltnisma.Big nachster
Na.he des kanarischen Archipels 14
, noch in Tartessos in der Na.he von Cadix
an der Südwestküste Spaniens sind solche Ausgrabungen gemacht worden,
aus denen eine Seevormacht zu erschlieBen ware, oder wo überhaupt Schiffe
zutage gekommen waren. Die Nachrichten über Tartessos, das nach
J. SCHULTEN schon um 1150 v.Chr. bestanden haben soll 15, konkret aber
erst im 6. Jahrhundert v.Chr., also lange nach der kanarischen Landnahme,
bezeugt ist, lassen eine Blüte erst in der Mitte des l. Jahrtausends v.Chr.
erschlieBen, ohne daB eine Einhelligkeit unter den Fachleuten darüber bestünde,
welches die ersten ethnischen Inhaber dieses nautischen Vorpostens
im Atlantik waren. Für die Begründer von Tartessos halt SCHULTEN die
Etrusker 16
, deren Ausrüstung für die Schifahrt 17 sie an sich gewiB nicht nur
zur Seerauberei 18 befahigte, und denen M. Gattoni CELLI 19 sogar Einwirkungen
auf Mittelamerika zutraute. A. PFIFFIG, einer der besten Fachleute
unter den heutigen Etruskologen, sagt dazu, daB SCHULTEN in seinem
zweiten Klioaufsatz die Dinge schon vorsichtiger beurteilt, und inzwischen
habe es sich immer deutlicher herausgestellt, daB die seefahrenden Tyrsener
moglicherweise einem durch die Mediterranis über Kleinasien bis Indien
verbreiteten Substratum angehorten. Sie weisen nach PFIFFIG in gewissen
Einzelheiten der Religion und der archaischen Plastik u.a. zu Kreta Beziehungen
auf. So waren die vorphonikischen Tartessosleute noch gar nicht die
klassischen Etrusker gewesen. Auch bewegten sich die Seevolker 20
, zu denen
die Trw der Medinet-Habu-Texte gehoren, hauptsachlich auf der ostlichen
Seite des Mittelmeeres.
Ihre Vorganger in der Seefahrt des Mittelmeeres waren die Kreter. Deren
Nautik ist zum erstenmal gegen Ende des 3. Jahrtausends durch das Palaikastro-
Tonmodell ( ein Langboot mit hohem Bug) bezeugt. Sie erreicht ihren
Hohepunkt aber erst in der Zeit von minoisch 111 ( 1800-1700 v.Chr.). In
Nirou Khani wurden Trockendocks gefunden, die allem Anschein nach dem
Schiffbau gedient haben. Die Haupthafen waren Palaikastro, Mochlos,
Amnisos, Pseira und Leuke. Das Schifsinventar la.Bt sich aus Tonmodellen
und aus minoischen Siegeln erkennen. Nach Sp. MARINATOS 21 waren ihre
Fahrzeuge hochbugige Segelschife, zuerst, wie aus dem Tonmodell von
Mochlos geschlossen wird, aus Zypressenholz hergestellte Einbaume. Nach
HERODOT (111,12) ist Minos von Knossos dem Polykrates, der hierin unter
seinen griechischen Volksgenossen auch die seevolkischen Phokaer überholt
hat, vorangegangen. Die von THUKYDIDES, (1, 4) bezeugte Kriegsflotte der
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Kreter trat im Kampf mit den karischen Piraten, also im Osten, hervor, sie
diente aber mehr dem Schutz der Handelsflotte als einer politischen Seeherrschaft,
die von C.G. STARR 22 den Kretern bestritten wird. Ihre Hafenanlagen
waren nicht befestigt und befanden sich meist auf kleinen vorgelagerten
Inseln. Das spricht nicht für eine zentrale Thalassokratie, obwohl
HERODOT diesen Ausdruck gerade für sie verwendet. Aber auch mit ihrem
Handel waren sie im ganzen sicher mehr nach dem Os ten und N orden als
nach dem Westen gerichtet, wohin sich ihre Tatigkeit allerdings nach
R. HENNIG 23 schon um 2000 v.Chr. ebenfalls erstreckt hatte. Klare Beweise
dafür fehlen jedoch, noch weniger sind Aktionen der Kreter über die Saulen
des Herkules hinaus auch nur mit annahernder Sicherheit bezeugt. Das alles
schlagt, zumal betrefs der Kreter, deutlich gegen die von WOLFEL gelegentlich
geau.Berte Ansicht aus, es hatten zwischen dem Neolithikum und der
frühminoischen Zeit mediterrane Beziehungen nach Amerika bestanden.
Hinsichtlich der Kanaren, die doch na.her liegen, hat WOLFEL übrigens kretische
Einflüsse selbst nur aus spaterer Zeit behauptet, und zwar sowohl an
den Megalithen, z.B. beim Brauchtum im Kult der Bauwerke von El Julan
auf Hierro24
, und vor allem an den dortigen Inschriften, und auch das nur als
indirekte übertragung (Torrianibuch 308). In der Sache des bloB behaupteten
sekundaren Einflusses, insbesondere auf die kanarische Schrift, der
nach BIEDERMANN doch noch eher in Betracht kame25
, sagt WOLFEL im
selben Buch sogar im Text ausdrücklich: ,,Trotzdem glaube ich nicht an
einen unmittelbaren Zusammenhang, zum mindesten nicht des vollminoischen
Kreta mit den Kanarischen Inseln." Das bedeutet aber, daB er eine
Abhangigkeit, der Urkanarier gerade von der kretischen Schiffahrt nicht vertritt.
Dem widerspricht es nicht, wenn er auf S.37, Anm.23, J. SCHOO beipflichtet,
daB vor der dorischen Wanderung ,,direkte Beziehungen" (in der
Heraklessage) aus der kretisch-mykenischen Zeit ,,bestanden ha ben müssen".
Er bezieht sich hier ja bloB auf spat- und nachminoische Kontakte dieser Art.
Das reicht dann aber natürlich nicht hin, einem speziellen Zusammenhang
mit den Kretern, an deren Insel nach W. BRANDENSTEIN 26 der Name
Atlantis ursprünglich haftete, die vermutete hohere Schriftausrüstung der
landnehmenden Urkanarier zuzuschreiben.
Aber auch Agypten27
, wo schon in der Pyramidenzeit, also vor 2500,
lange vor dem Aufstieg der kretischen Seefahrt, Sonnenboote mit hochgeschwungenem
Bug und aufwarts gerichtetem Steven (R. HERZOG) aus mit
Tauen zusammengefügtem Zedernholz gebaut wurden (B. LINDSTROM)
ka.me hiefür nicht in Betracht. Gleichviel, oh solche Schife ahnlich gestalte-
25
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26
CMadeira
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Sprachenverteilung
Nordwestafrikas in
Anlehnung an D. J.
Wolfel "Die Spra -
chen Weissafrikas
Semitisch: Arabisch
Berber: Sus (Silh)
Zenaga
Klassensprache: Ful
Sudansprache: Mande
Anmerkung: Hassania ist ein ziemlich
reines arabisches Idiom, das auf eine
berberische Volkssprache aufgepfropft
ist (nach W. Reichhold "Mauri tanien ",
Die Lander Afrikas, Band 28, Deutsche
Afrika Gesellschaft, Bonn, 1964)
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ten Binsenbooten naehgebildet wurden oder nicht - der Ethnologe R. HERZOG,
der dureh seine Arbeit über Punt mit den altagyptisehen Verhaltnissen
gut vertraut ist, vermerkt (Le. 614 ), daB in Agypten aueh Binsenfahrzeuge
,,mit steilem Bug und Aehtersteven" vorkommen - Hoehseefahrer waren, so
erklart HERZOG, die Agypter nieht, und man vermillt aueh alte Kaianlagen
dieses Volkes am Mittelmeer. Damit verliert aueh die an sich naheliegende
Annahme, der Aufsehwung der Sehiffahrt an der kleinasiatisehen Küste sei,
wenn sehon nicht aussehlieBlieh von den Kretern, eben von den Agyptern
herzuleiten, ihren Boden.
An diesem Aufsehwung naeh den Kretern nahmen vor allem die Seevolker
teil, neben denen aber mindestens seit 800 v.Chr. die Phonikier von ihrer
Küste aus als Seefahrer in den Vordergrund kamen. Von ihren Landsleuten
allein bezeugen klare Naehrichten, daB sie Fahrten an der atlantisehen Küste
unternahmen und bei Ausgrabungen kamen dort aueh Handelsplatze zutage,
die sie, wenn sehon nicht gegründet, so doeh besetzt haben. Es wird sogar
behauptet, ihre Atlantikfahrten hatten sie bis an die amerikanisehe Seite
hinübergeführt und sie seien dort sogar an der Küste auf- und niedergefahren
28. WOLFEL lieB sie aber nur als Küstenfahrer gelten, und ungeaehtet
der Bemerkung DIODORs (V, 19, 1), die Sardinier, also eines der Seevolker,
hatten mit den Phonikiern um eine atlantisehe Insel gestritten, hat WOLFEL,
speziell gegenüber ZYHLARZ 29, eine Landung der Phonikier auf den Kanaren
heftig bestritten.
Die Nautiker der Westkultur30 waren in seinen Augen die Megalithiker,
und es gesehieht ganz in seinem Sinn, wenn man vereinzelt die megalihtisehen
Handelsplatze an der Küste Westmarokkos, einsehlieBlieh desjenigen
am Rio de Oro, für erst spater von den Phonikiern besetzte altere Gründungen
erklart. Aueh lieBen sich, da in Agypten das Megalithikum sehon vor
dem J ahre 2000 vorhanden war, in Mittelamerika aber nur wenig vor der
Mitte des ersten Jahrtausends begonnen hat (R. HERZOG, Le. 615), megalithisehe
Kontakte über den Atlantik 31, abgesehen von der direkt auf den
Golf von Mexiko zugehenden Stromungsriehtung von der Südküste Westafrikas
leichter verstehen. Doeh war es wieder gerade WOLFEL, der aueh die
Megalithiker lediglieh als Küstenfahrer einsehatzte, womit er sich seine, wie
sehon gesagt, zeitlich weit zurüekgreifende transatlantisehe These32 nicht
eben leicht gemaeht hat.
Zwar nicht so in sieh widersprüehlieh, doeh deshalb nieht wahrseheinlieher,
mutet ein anderer Punkt seiner Ansehauungen über einen vorkolumbisehen
Seeverkehr im mittleren Atlantik an, namlieh die von ihm an
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W. HESS (l.c. 45) brieflich geauBerte Idee, die nordischen Amerikafahrer33
mit ihren Drachenschifen34 seien auf den Kanaren gelandet. WOLFEL kam
dazu, indem er entgegen allen Angaben im ofenbar hiefür in Anspruch
genommenen Text der Gronlandsaga den Bericht über die Fahrt des Tyrkir 35,
ins ,,Weinland" auf die Kanaren bezog. DaB er hiezu durch die Bezeichnung
Vinaria für eine dieser Inseln, vermutlich für Hierro, bei VINZENZ von
BEAUVAIS (H. BIEDERMANN, ADEVA-Mitteilungen 27, 1971, 14 f)
veranlaBt gewesen sein konnte, bezweifelt H. BIEDERMANN. Nach seiner
Meinung steht eher eine Partie aus einem Werk von Frithjof NANSEN36
dahinter. Nun sind aber die Ereignisse auf Helluland und Markland, die
zweifellos an der Küste des nordostlichen Amerika lagen, nach dem Tyrkirbericht
engstens mit dem Vinland der Wikinger verflochten, und die wirkliche
Entfernung von diesen Küstenlandern bis zu den Kanarischen Inseln ist
weit groBer, als die von NANSEN abgedruckte Karte zeigt, und nach der
ganzen Situation la.Bt sich auch kaum annehmen, daB ein Normannenschiff
über diese Strecke in den kanarischen Archipel verschlagen worden ware.
übrigens hat sich WOLFEL zur Stütze seiner oben erwahnten Ansicht auch
nicht auf den Namen Bristol für einen der beiden Machthaber von Lanzarote
(Torriani 12 v) berufen; auf diesen Namenstrager nimmt WOLFEL bei seiner
Erklarung (Monumenta Linguae Canariae V, 17) keinen Bezug und seine
Interpretation desselben Namens bei einem kanarischen Begleiter des Bethencourt
tragt nichts bei zur Einsicht in die gleich noch von einer anderen Seite
anzupeilende These einer Ankunft von Normannen auf den Kanaren, speziell
auf Gran Canaria, wo von Lo her einige W orter aus dem Germanischen gedeu
tet wurden.
Ernstere Beachtung verdient, allein schon weil wir damit zu unserem
Ausgangspunkt zurückkehren, ein Ausblick, den E. SÉRRA RÁFOLS 37 vom
mittleren Westafrika als dem Ausgangspunkt einer spateren Besiedlung von
Tenerife zu den Wikingerfahrten gemacht hat. Die betrefende Stelle lautet
"Pero, si en los mares hiperbóreos, con medios totalmente inadecuados, los
vikingos alcanzaron Groenlandia y América no me parece descabelládo creer
que los Zenagas, con medios sin duda más risibles, podieron cruzar el mar
de Canarias." Daran knüpfen sich freilich mehrere Fragen, weniger wegen des
Unterschiedes zwischen den Ureinwohnern und den Zenaga, als angesichts
der früher erwahnten starken Nordsüd-Stromung an der westafrikanischen
Küste, die ein übersetzen zu den Inseln mindestens sehr erschwert; es konnte
aber durch ablandige Winde (G. SCHOTT l.c. 259) erleichtert sein. Undurchsichtig
bleibt, welche Fahrzeuge den Zenaga für eine solche überfahrt, die
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dureh ein bereits bestehendes Wissen um solche Inseln begünstigt gewesen
sein kann, damals zur Verfügung standen. Im Felsbilderwerk des L. FROBENIUS
über den Nordwesten Weillafrikas, d.i. über Kleinafrika38
, findet
sich keine Abbildung von solchen Sehifen, aueh nicht vom Zenagaberg
(Taf.34-45, Text 9-12). Eindrueksvolle Beispiele von solehen Fahrzeugen
aus Nubien bei W .E.F. RESCH 39 zeigen eher den Typ des Binsenbootes, wie
ihn HEYERDAHL aus Agypten und vom Tsehadsee besehreibt. Sie werden
aus dem Werk von Reseh hier mit Erlaubnis des Verlages abgebildet.
Waren derartige Darstellungen aueh in Kleinafrika vorhanden, so hatten
sie gemaB der Erklarung von W.E.F. RESCH in seiner ethnologisehen Interpretation
des obengenannten Werkes von FROBENIUS über die Felsbilder
Kleinafrikas (auf S.80) einen betraehtliehen Aussagewert aueh für die
Zenaga, soweit namlieh die Ansieht Bestand hat, da.B die ostliehen Felsbilder
sich von den ibero-marusisehen herleiten. über Sehifsdarstellungen an spanisehen
Felsbildern orientiert der Beitrag H. OBERMAIERs im Werk des
FROBENIUS leider nicht. Vorlaufig hangt die These HEYERDAHLs in
diesem Punkt noeh in der Luft. Die vom ihm zum Beweis erwahnten Fiseherboote
an der Westküste Sardiniens, in der Na.he von Nuraghen (Le. 148 u.
277), und die des Jolofstammes, unweit des groBten der megalithisehen
Landeplatze in Nordwestafrika auf der atlantisehen Seite (Le. 148), sind
flaeh und entbehren der Aufbiegung am Aehter und des sehief hinausragenden
Steven am Bug. Eben diese Gestaltung sei aber, so meint HEYERDAHL,
für das Sehilfrohr materialgereeht, und auf Holz sei sie erst naehtraglieh
übertragen worden. In Holz hat sie vor allem in Kreta das Seewesen beherrseht.
Da.B jene hoehgebogenen Binsenboote dafür das Vorbild waren,
dafür gibt es weder an den Ufern des Mittelmeeres noeh auf seinen Inseln
Anzeichen. Ein Zusammenhang mit Agypten ware in diesem Punkt aber
nicht ausgesehlossen.
Auf diesem Hintergrund gewinnt die wiedergegebene Felszeiehnung eines
Sehifes mit dem Sehnorkel am Hinterteil und dem naeh vorn hinausragenden
Bug auf Gran Canaria an Bedeutung, wenn aueh nicht festzustellen ist,
oh damit ein Binsen- oder ein Holzboot dargestellt werden soll. Im ersten
Fall konnte ein derartiges Fahrzeug bei der Landnahme insoferne gute
Dienste geleistet haben, als sieh das Sehilfboot HEYERDAHLs bei heftiger
Brandung besonders bewahrt hat, mit ihm sei man der Gefahr des Zersehellens
an der Küste leiehter entgangen, als dies mit einem Holzboot moglieh
gewesen ware (Le. 282 f). Binsenboote fanden sieh, wie gesagt, aueh an der
marokkanisehen Küste, an der aueh HEYERDAHL die Ausgangsbasis für die
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BIR KANAIS WADI HAMMAMAT
BIR KANAIS WADI EL BARRAMIYA
TOSHKA TOSHKA
Schiffsdarstellungen aus den Petroglyphen des nubisch-oberagyptischen Raumes. Nach
W. Resch, Die Felsbilder Nubiens, Graz 1967 (Akademische Druck- u. Verlagsanstalt).
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Zeichenerklarung:
-1 Cap Juby
z. Cap Bojador
3 Rio de Oro
4 Cabo Blanco
A Uad Draa
8 Sagia Hamra
Stromungsfahrtn
Fahrten mit Ruder
und Segel moglich
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landnehmenden Kanarier annimmt, die er freilich irrig generell als Guanehen
bezeichnet (Le. 189). An der Westküste Marokkos (nicht nur auf den Kanaren)
sei allerdings das Sehilf ,,Nicht in solcher Menge" vorhanden, daB man
sich damit für den Bau eines Sehiffes ,,versehen konnte" (Le. 79), d.h. wohl
eines solchen, wie er es sich naeh altagyptisehem Muster gebaut und mit
Segel und Ruder betrieben hat, den zwei nicht nur im Mittelmeer, sondern
aueh im Ostatlantik allgemein zu weiteren Fahrten als zur Fiseherei übliehen
Bewegungsmitteln, die allerdings auf der Felsgravierung in Gran Canaria und
auf der agyptisehen Parallelfigur nicht dargestellt sind. Moglieherweise zeigen
sie übergangsformen, an die die wendigen und voranstrebenden Wikingerboote
keinen AnsehluB haben. Hauptbeispiele von diesen sind die Sehiffe
von Nydam und Oseberg, sie erweisen sich als Plankenboote, d.h. sie sind so
gestaltet wie die Fahrzeuge der ,,Argonauten" der Südsee und sie waren
auBer zu Stromungsfahrten, wie die RA-Fahrt HEYERDAHLs eine war, aueh
zur Querung widriger Stromungen fahig. So konnten die Normannen, was
ihnen , wie sehon erwahnt, einige Gelehrte zutrauten, von der mittellandisehen
Küste Marokkos40 aus die Kanaren erreichen und sie waren, was
I I
SERRA RAFOLS nicht erwogen hat, natürlieh aueh den Zenaga bei einer
überfahrt von der ihrem heutigen Gebiet naehsten Küstenstelle dorthin, sei
es in direkter Querung oder aueh landaufwarts zu einer hiefür günstigeren
Bueht weit überlegen gewesen. Dabei muB es, weil man über die Sehife der
Urmegalithiker nichts weiB, dahingestellt bleiben, welche Sehiffstypen sieh
eher aus ihren herleiten, die Draehenboote der Wikinger oder die an den
Megalithplatzen an der westmarokkanisehen Küste vorhandenen, auf deren
Gebraueh aueh vom Inland ans Meer vorstoBende Berberstamme, die zunaehst
nur FluBfahrer waren, verhaltnisma.Big raseh umsehalten konnten.
Auf der angesehlossenen, von H. NOW AK gezeiehneten und freundlieherweise
zur Verfügung gestellten Karte sind alle Orte und Daten eingetragen,
die zum Verstandnis der obigen Ausführungen und der darauf bezügliehen
Partien am Beginn dieses Aufsatzes wünsehenswert sein konnten. An die
beiden oben erwahnten Bemerkungen, namlieh an die eine von WbLFEL
über die Zwisehenlandung des Tyrkir auf den Kanaren und die andere von
' ,
SERRA RAFOLS über die Bewaltigung der widrigen Stromung zwisehen der
Westküste Afrikas und den Kanaren dureh die Zenaga und eventuell aueh
dureh die Urkanarier, wollte ich zur geplanten und inzwisehen ersehienen
Gedaehtnissehrift für ERIXON 41 einen Aufsatz unter dem Titel ,,Insulae
fortunatae und ultima Thule" anknüpfen, um dabei die Probleme eines mehrfaeh
angenommenen Zusammenhanges im Megalithikum zwisehen Nord-
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europa und den Kanaren42 kritisch zu behandeln. Bine Augenerkrankung hat
mich verhindert, den Artikel rechtzeitig fertigzustellen. Insofern darin ethnische
und kulturelle Gegebenheiten am auBersten Westrand Europas in ihrer
etwaigen Beziehung zum Rückzugsgebiet van Eurafrika im Atlantik erorter
werden sollten, schlieBt sich in der vorliegenden Forro das umgestellte
Thema, obwohl dabei auf die Frage einer europaischen Beeiflussung Altamerikas
mit eingegangen wird, zwanglos an. Es fügt sich so in das Konzept
des Initiators einer europaischen Ethnologie43 erganzend ein.
ANMERKUNGEN
1 HEYERDAHL Th., Expedition Ra Gütersloh 1970. Bespr. v. BIEDERMANN H. in:
I.C.-Nachrichten 1970. Hallein 5, 1971 und vom Freiburger Ethnologen
HERZOG R. in: Umschau 71, Heft 16, 614-615 1971
2 Tagung über prakolumbische Beziehungen über den Atlantik in Tenerife, Vorsitzender
Pericot García. 8. Dez, 1970, Bericht von "El Dia", 5-17, Sta. Cruz de Tenerife.
3 NOWAK H., Selbstbericht über die RIO DE ORO-Kundfahrt 1971, in: I.C.-Nach-richten,
Hallein 5
4 SCHOTT G., Geographie des Atlantischen Ozeans, Hamburg 1942
5 HORNELL J., Water Transport, Origins and Early Evolution. Cambridge 1946
6 HOVER O., Altasien unter Segel. Braunschweig 1961
7 TORR C., Ancient Ships. Cambridge 1894
KOSTER A., Schiffahrt und Han del des ostlichen Mittelmeeres im 2. und 3. J ahrtausend
v.Chr., Leipzig 1924
Ders., Das antike Seewesen, Berlin 1925
KROLL W., Artikel Schiffahrt in: Pauly-Wissowa, Reall.d.Altertumsw., 1923 2. Reihe
2. Bd., 387-419
BEHN F., Artikel Schif und Schiffsbau in: Eberts Reallex. d. Vorgeschichte,
1927 /28. 235 f. Mit vielen Abb.
MILTNER E., Artikel Seewesen in: Pauly-Wissowa, 1931. Suppl. 5, 906-962. Mit
viel. Lit.; F. MIL TNER (Der Okaenos in der persischen Weltreichsidee. Saeculum
3, 1952) bezieht sich schon auf einen nach den Phoniziem bestehenden Zustand
und nicht auf die Hochseefahrt.
WALLINGA H.T., Nautika I in: Mnemosyne (Bibliotheca classica Butana 4, 19, 1-41)
1966. Mehr davon bisher nicht erschienen.
8 LITTLE G.A., Brandan, the Navigator. Dublin, 1946, Streitfrage bei LOPELMANN
M., Erinn, Brünn etc. O.J. Anm.405 zuro Text S.31 über ir. curah (Ruderboot)
neben ir. clesah (Segelschiff)
9 AL V AREZ DELGADO J., La navigación entre los prehispánicos; Archivo Español de
Arqueología, 19 50 164-17 4
33
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10 SÉRRA-RAFOLS D., La navigación primitiva en los mares de Canarias (Revista de
Historia Canaria 1957, 83-91) Ders., Sobre los medios primitivos de navigación en
el Atlantico, Crónica de V. Congr. Arqueolog. Nacional, Zaragoza 1959. Daneben
ohne entscheidenden Aussagewert für unser Thema
SYKES E., The Azores and the early exploration of the Atlantic. London 1965
11 HESS W.O., Die Kultur der voreuropaischen Bevolkerung der Canarischen Inseln. Ein
quellenkundlicher Beitrag zur Kulturgeschichte WeIBafrikas. Ungedruckte Diss.,
Gottingen 19 50
12 WÓLFEL D.J ., Bine Felsgravierung eines neolithischen-bronzezeitlichen Schiffstypus
und anderes aus der Archaologie der Kanarischen Inseln. D. Westermann- Festschrift.
Afrikanische Studien. Berlín 1955, 7-12
13 BOR Y DE St. Vincent, Geschichte und Beschreibung der Kanarischen Inseln 1804.
Neudruck Graz 1970, 371
14 HERRMANN A., Triton und die hellfarbigen Libyer, Rheinisches Museum, 1927 NF
Bd.86, Heft 1.
15 SCHULTEN J, Tartessos. Ein Beitrag zur altesten Geschichte des Westens. Hamburg
12-27 1950. Neue allerdings vorwiegend sprachliche Gesichtspunkte bei TOVAR
A.,
El escuro problema de la lengua de los Tartessios (V. Symposion internacional de
Prehistoría Peninsular 1968/69, 341-346)
16 SCHULTEN J., Die Etrusker in Spanien (Klio 23, 1930)
Ders., Die Tyrsener in Spanien (Klio 32, 1940)
W AINWRIGHT G.Ca., Zum Turaskaproblem im allgemeinen: The Teresh, the Etrucsians
and Asia Minor (Anatolian Studien 9 1959, 197 ff)
BISSING F.W.v., Die Überlieferung über die Turuska (Wiener Zeitschrift für Kunde
des Morgenlandes, 35, 1928, 177 ff)
17 BEHN F., Die Schifahrt der Etrusker (Rom. Mitt. 1919, 34, 1 ff)
18 BRANDENSTEIN W., Die tyrrhenische Stele von Lemnos (Mitt. altoriental. Gesellschaft
8, 1934, 3, Leipzig). Dazu SESTIER (N.), La piraterie dans l'antiquité. Rom
1880
19 CELLI M. Gattoni, Gli Etruschi, AISA, Terra Ameriga, Genova, 1967
20 RÓDER G., in: Eberts Reallexikon der Vorgeschichte 12, Berlín 1928, 3-4. In neueren
Arbeiten über die Seevolker wird auf die Schifahrt speziell nicht eingegangen.
21 MARINATOS Sp., La marine créto-mycenienne (Bullet. correspond. hellenique 57,
París 1970 f.)
22 STARR Chester G., The Mythe of the Minoan Thalassocracy (Historia 3, Wiesbaden
1954/55, 282-291. Bezug auf die Abhangigkeit Mykenas von Kreta 290 und auf
die Ausbreitung nach dem Westen 286 oben.
23 HENNIG R., Terrae icognitae. 1, Leiden 1944
24 WÓLFEL D.J., Die Religionen des vorindogermanischen Europa, in: F. K6NIG,
Christus und die Religionen der Erde, Wien 1951, l. Bd., S.426
25 BIEDERMANN H., Altkreta und die Kanarischen Inseln, ADEVA-Mitteilungen 9,
Graz 1966.
26 BRANDENSTEIN W., Atlantis (Arbeiten aus dem Institut für allgemeine und vergleichende
Sprachwissenschaft Graz 3, Wien 1951)
27 ASSMANN E., Reallexikon der Vorzeit 11, Berlín 1927/28, 250 f.
LANDSTRÓM Bj., The Ships of the Pharaos. London 1970.
HERZOG R., Rezension der Expedition Ra und des Werkes von Heyerdahl Th. vom
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Standort der Agyptologie, in: Umschau 71, Heft 16, 614-615. Auch H. KEES
erwahnt in seinem Kapitel über Schiffe und Hafen in: Das alte Agypten (Berlín
1958, 56-62) keine Hafenplatze am Mittelmeer. Fahrten von Agypten nach
Byblos sind aber nachgewiesen.
28 Die Phonikier halt unter den mediterranen Volkern für das in den von dort aus
angenommenen Amerikafahrten aktivste Element Alf BAJOCCO, Fenici e Cartaginesi
sulle rotte Atlantiche (Terra Ameriga, Guena 6, 1969, 55-59). E. SYKES,
Phoenician explorers in the Americas (Atlantis 22, London 1969). Der zunachst
nur in Tageszeitungen gemeldete Fund von 7 phonikischen Schifen am Lago di
Mersala, Isola di Mozia (Trapani) durch Miss Henor FROST (L'Europeo, Anno 27,
dts, 7. Okt. 1971, 59 f.) erhoht unsere bisherige auf agyptischen Darstellungen
beruhende Kenntnis von phonikischen Schifen. Eine Monographie über sie gibt es
noch nicht. Bis zur Behauptung von küstenfahrenden Phonikiern an der Ostküste
Amerikas flihlte man sich berechtigt auf Grund eines flir kanaanaischsidonisch
erklarten inschriftlichen Fundes in Paraiba in Brasilien. DELE KA T L., Phonikier in
Amerika (Bonner Biblische Beitrage 32, 1969). Im selben Sinn C.H. GORDON
(Orientalia 37, 75-83). Absprechend H. SCHMOKEL, Die Brasilienfahrt der
Phoniker (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.8.1968- sowie W. SCHMOKEL,
Randbemerkungen zur sogenannten Paraibainschrift (Mélanges de l'Université
Saint Joseph, Beyrouth 45, 1969).
29 ZYHLARZ E. Das Kanarische Berberisch in seinem sprachgeschichtlichen Milieu, Zeitschrift
der deutschen morgenlandischen Gesellschaft, 100 n.F. 25, 1950, 431
30 SCHUCHHARDT C. Westeuropa als Kulturkreis, Sitzungsberichte der Akademie der
Wissenschaften, Wien 1913
WOLFEL D.J. Die Westkultur, Deutsche Zeitschrift für Spanien, 29, Barcelona 1947,
5-7
BIEDERMANN H. Bemerkungen zum Problem der ,,Westkultur" von D.J. Wolfel,
Nachrichten des Institutum Canarium, Nr.3/1970, Hallein.
31 Anregend in dieser Richtung ist der Aufsatz in H. BIEDERMANN, Dolmenlike Structures
in South America, Intern. Anthrop. and Ling. Review, Miami, Florida 1957.
32 WOLFEL D.J. Transatlantic Relations of ancient American High Culterer. Ungedruckter
Vortrag anlasslich des Ethnologen-Kongresses in Wien, 1952
HEINE-GELDERN R. halt am SchluBabsatz seines Artikels (Transozeanische Kultureinflüsse
im alten Amerika, Zeitschrift für Ethnologie 93, 1968, 15 f.) immerhin
vereinzelte übertragungen auch für den Atlantik für moglich. In seinem Torrianibuch
(S.218 und 219, Anm.167) führt D.J. WOLFEL 7 Falle von gutbezeugten
vorkolumbischen Verschlagungen nach Amerika (mit von dorther erfolgter
Rückkehr) an. Dazu ein legendare Nachricht, Columbus habe selbst auf Gomera
einen solchen Rückkehrer angetrofen.
33 Die jetzige Forschungslage zeigt H. BIEDERMANN, Ethnographische Bemerkungen
zum Problem der nordischen Vinlandfahrten, Mitteilungen der anthropologischen
Gesellschaft in Wien, 96/97, 1967, 100-114.
34 LA BAUME W., Zum Stand unserer Kenntnis vom germanischen Schifsbau. Hamburg
1949, 216 f.
KOSTER A., Das Schif der nordischen Felsbilder (Klio 32, Leipzig 1934.)
NORDEN A., Der Schifsbau der nordischen Bronzezeit, Mannus 1939
BROGGER A.W. und SHETELIG H. Viking Ships. Their ancestry and evolution I,
1953
35
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35 Gronlander und Farorer Geschichten (Sammlung Thule 2. Reihe, 13.Bd, Jena 1931,
55 f, CHRISTIANSEN R.Th., The Vikings and the Vikings Wars in Irish and
Gaelio Tradition. Oslo
36 NANSEN F., Nebelheim-Entdeckung und Erforschung der nordlichen Lander und
Meere, Leipzig 1911, Bd.1, Cap. IX Vinland das Gute, die Glücklichen Inseln und
die Entdeckung Amerikas, speziell S.415-417: ,, Vinland mit den afrikanischen
Inseln identisch". Mit Karte (S.416), die zeigt, wie man sich ,,nach der Vorstellung
der islandischen Literatur die Zusammenhange zwischen Gronland und den ,Fortunatae
Insulae' dachte".
37 SERRA RAFOLS E. La navigación primitiva en los mares de Canarias, in: Revista de
Historia de Canarias, La Laguna, 23, 30 1957, 91) Deutsch: ,,Jedoch wenn in den
hyperboraischen Meeren mit total inadaquaten Mitteln die Wikinger Gronland und
Amerika erreichten, scheint es mir nicht unsinnig (zu sein), zu glauben, daB die
Zenaga mit ohne Zweifel lacherlichen Mitteln das Kanarische Meer überqueren
konnten." Dazu vgl. ÁL V AREZ DELGADO, Anmerkung 9.)
38 FROBENIUS L. (u.) OBERMAIER H., Hadschra Maktuba. Urzeitliche Felsbilder
Kleinafrikas. Neudruck Graz 1965
39 RESCH W.F.E., Die Felsbilder Nubiens. Graz 1967
40 STEENSTRUP J., Normannerne, Kobenhavn 1978, 1, 91 F.u. 11 297 bezieht sich auf
in Marokko gelandete Normannen. Dazu COURTOIS Ch., Les Vandales et l'Afrique.
Paris 1955.
41 ERIXONIA (Gedenkschrift für Sigurd ERIXON). Ethnologia Europaa 2-3,
1966-1968.
42 Bezug genommen sollte dabei u.a. auch auf die betrefs der Megalithfrage bemerkenswerte
Tatsache werden, daB sich nach BIRKET-SMITH K. (Die Eskimos, Zürich
1948, 200-201) ein Steinkreis um ein Grab im Zentralgebiet der Eskimo an der
Hudsonbai (Abb.69, S.205) befindet, wahrend im Osten bei diesem Volk Steingraber
üblich seien.
43 ERIXON S., Regional European Ethnology, Stockholm 1938, 2 Bande.
36
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RESUMEN
El autor pasa revista a los trabajos sobre el tráfico marítimo prehistórico
en el Mediterráneo y en Europa, así como sobre la construcción de embarcaciones
por los Canarios prehispánicos. Esto, teniendo en cuenta posibles
centros marítimos en expansión cerca de las costas atlánticas, algunos de los
cuales eran de orígen megalítico. El autor se propone acentuar las argumentaciones
sobre la toma de posesión de las Islas Canarias, más o menos en
relación con los viajes transatlánticos precolombinos. No obstante, sería
emprender investigaciones aún más profundas para dar un paso adelante; es
decir, reunir las fechas, ya conocidas, en un conjunto coherente con el fin de
reconstituir la navegación megalítica, asi como sus repercusiones entre ciertos
pueblos, empeño muy díficil.
El presente artículo contiene, no obstante, anotaciones determinantes
sobre diversas opiniones de los expertos con respecto a la navegación de
altura existente, o no, entre los pueblos antiguos poseyendo conocimientos
náuticos. Señala también las posibilidades, y las dificultades, de una travesía
entre Africa Blanca, o Europa Occidental, y las Islas Canarias.
RÉSUMÉ
L'auteur donne un aperc;:u général sur le trafic mantlme dans le Bassin
méditerranéen et dans l'Europe préhistorique, ainsi que sur la construction
d'embarcations par les Canariens préhispaniques. Ceci en tenant compte de
possibles centres maritimes en expansion pres des cotes atlantiques dont
certains étaient d'origine mégalithique. L'auteur se propase d'étayer les
discussions sur la prise de possession des Iles Canaries, plus ou moins en
relation avec les voyages transatlantiques précolombiens. Cependant, il serait
nécessaire d'entreprende des recherches plus vastes pour avancer encare d'un
pas; c'est-a-dire, réunir les dates déja connues dans un ensemble cohérent
pour reconstituer ainsi la navigation mégalithique et ses répercussions entre
certains peuples, tache extremement dificile. Le présent article contient
toutefois des remarques déterminantes sur les diverses opinions des experts a
propos de la navigation hauturiere existant, ou non, chez les peuples antiques
ayant des connaissances nautiques. 11 signale aussi les possibilités et se rendre
aux Iles Canaries des cotes de l'Afrique Blanche ou de l'Europe Occidentale.
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SUMMARY
The author intends to contribute material to our knowledge of oceanic
traffic in the mediterranean world and in prehistoric Europe, particularly in
regard to possible maritime bases near the Atlantic coasts. Such nuclei of
ship-construction should be viewed in connection with the expansion of
megalithic cultures and the discovery and population of the Canary Islands.
This would provide a suitable basis for discussing the problem of the possibility
of voyages in pre-Columbian times. These data should be summarized
to approach the extremely difficult task of obtaining knowledge about
megalithic navigation from vestiges still extant among certain peoples. The
present article should be regarded as a first attempt to arrive at such a
summary with directive hints. It cites expert opinions on the lack of maritime
facilities among ancient peoples possessing nautical knowlegde and on
the possibilities and difficulties of reaching the Canary Islands from the
continental coasts of Western Europe and 'White Africa'.
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