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Almogaren XXI / 1 / 1990 1. V orhemerkungen Hallein 199 l Helmut Stumfohl Die Pelasger (1986) l l - 41 Bei dem antiken Volksnamen "Pelasger", dessen Bedeutung unbekannt ist, geht es um Probleme des vorgriechischen und des ostmediterranen Substrats. Die herkömmliche klassische Philologie bzw. Archäologie sah nur die Griechen und da nur die der sogenatmten klassischen Periode, d.h. des perikleischen Zeitalters und des Hellenismus - das war im Grunde die Fortsetzung einer schon altgriechischen Denkweise: Den Griechen waren nur die Griechen interessant, alle anderen Völker hingegen Barbaren, deren Sprache rauh, eben "barbarophönos" war. Man sah sie als Kuriositäten an, nahm sie allenfalls als Sklaven zur Kenntnis, ausgenommen Herodot, dessen unersättliche Neugierde uns mit anderen Schriftstellern viele, aber meist strittige und mehrdeutige Nachrichten hinterließ. Den gebildeten Griechen waren die Zwischensiedler, die zwischen den griechischen Stämmen saßen, deren Sprache(n) oder Dialekt(e) sie nicht verstanden, Barbaren, Pelasger genannt; man unterschied sich von ihnen um so mehr, als es mit der starnmesmäßigen "Reinheit" der griechischen Stämme gar nicht zum besten stand. Manchmal scheint man sie auch für mindere Griechen gehalten zu haben, deren Dialekt man nicht verstand, eine Haltung, die man noch heutigentags antrefen kann, z.B. den griechischen Albanern gegenüber, die in Attika, auf Salamis, auf vielen ägäischen Inseln, in Arkadien siedeln. "Da drüben wohnen Griechen, deren Dialekt ich nicht verstehe", sagte mir ein Grieche im innersten Arkadien und wies auf das nächste Dorf. Er war erstaunt von mir zu vernehmen, daß es sich überhaupt nicht um Griechen, sondern um "Arnavitzi", also Albaner handele - und dies, obwohl er unweit davon geboren und aufgewachsen war. Die Bezeichnung Pelasger verbirgt die Tatsache, daß es sich nicht um eine einheitliche Bevölkerung gehandelt hat; was wir heute Pelasgisch, Ägäisch, Vorgriechisch, Protogriechisch, Protindogermanisch, Tyrsenisch, Karisch-Lelegisch, Eteokretisch nennen oder nennen hören, ist grundsätzlich nicht gleichzusetzen. Die Bezeichnw1gen überschneiden sich aber teilweise auf gemeinsamen Grunde, eben dem ostmediterranen Substrat. Über den klassischen griechischen Lebensraum hinaus wußten die Griechen besonders von kleinasiatischen und afrikanisch-libyschen Beziehungen. Indem die Sage Sarpedon, den Bruder des kretischen Minos, nach einem Streit nach Kleinasien gehen läßt, nach Lykien - es gab übrigens auch ein Orakel eines Apollo Sarpedonios in Kilikien - und dort zum König werden läßt, zeigt sich ein dunk- 11 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 les Bewußtsein der alten Beziehungen. Der Iykische Sarpedon kämpft gegen die Achäer im Dienste Trojas. ( 1) Sarpedon gilt als Sohn der Europe oder der Laodameia, der Tochter des lykischen Helden Bellerophon (der vielleicht ein semitischer Bel-Raphon ist). In diesen Namen drückt sich ein Beziehungsgefüge aus, das Kreta, Griechenland, Kleinasien, Vorderasien umfaßt. Modem gefaßt würden wir vom "ostmediterranen Substrat" sprechen. Wer waren also die Pelasger? Waren sie einfachhin Vertreter des ostmediterranen Substrats? Semiten? Anatolier? Reste des balkanischen voridg. Substrats'! Kaukasier? Luwier? Hethiter? Etrusker? Thraker'! Illyrier'' Die Fülle der Fragen weist auf mehrere Lösungsmöglichkeiten hin. Mit den Pelasgern tauchen Seitenprobleme auf, die nicht ganz umgangen werden können. 2. Das Problem der griechischen Ethnogenese Dies ist das Problem der Indogermanisierung Griechenlands. Da wir von Griechen sprechen, erhebt sich die Frage, seit wann es ein griechisches Gesamtbewußtsein gegeben habe? Ein solches Selbstverständnis begründet sich teils fiktiv, teils real genetisch, besonders aber auch religiös, weniger politisch. Die Griechen der kretisch-mykenischen Zeit (von der Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends an etwa) haben gewiß kein griechisches Selbstbewußtsein im modernen Sinne besessen: " ... die Griechen der mykenischen Zeit sind noch nicht zum Bewußtsein ihrer selbst gelangt." So Alfred Heuß. (2) Es bedurfte, ihm zufolge, eines mächtigen äußeren Anstoßes, um die griechischen Stämme zum Bewußtsein ihrer Identität zu bringen: "Die große Wanderung (Heuß meint die dorische Wanderung) brachte zusammen mit der endgültigen Beseitigung der kretischen Restbestände, dem Zusammenbruch der vorderasiatischen Großreiche (Hethiter, einschließlich Ägyptens) Ereignisse, die außer für die Griechen auch den Israeliten und den Phönikern die Grundlage ihrer Entwicklung gaben." (3) Die Perserkriege (4) vollendeten diesen Prozeß und bezeichnen zugleich das Ende der archaischen Geschichte. "Zwischen dem Ende der großen Wanderung - 12. bis 1 I. Jahrhundert v.Chr. - und dem Beginn der Perserkriege, also in der archaischen Zeit, haben die Griechen Zeit und Gelegenheit zu einem einheitlichen Bewußtsein zu gelangen." Folgende Faktoren spielen laut Heuß eine besondere Rolle, die alle zum hellenischen Gesamtbewußtsein beitragen: a) die Erfindung, d.h. Übernahme der semitischen Alphabetschrift (von Heuß ins 10. Jahrhundert verlegt; sie fand eher im 9. statt), b) die Ausbildung der olympischen Religion, die die vielen z.T. vorgriechischen Lokalkulte überlagert und die dazu beiträgt, das Mythische zu historisieren (5), c) deutliche Ausbildung der Stämme, deren Zusammengehörigkeitsgefühl dann analog auf eine größere Einheit übertragen wird und zum "Inbegrif des Volkes" führt ' d) die Wirkung der Kolonisation, die sich besonders auch in den Zulassungsbe- 12 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dingungen der großen Wettspiele, besonders der olympischen, widerspiegelt: diese waren in erster Linie religiöse Feste und nur Griechen waren zugelassen, und endlich e) die Ausbildung der Polis und innerhalb der Polis der Aufstand der Tyrannis gegen die Adelsherschaft. Heuß gibt, wie fast alle Historiker. also nur die Bewußtseinsgeschichte, nicht aber was zuvor, im Spannungsfeld zwischen dem Vorgriechischen und Griechischen, zur Ethnogenese führte. Einige Hauptdaten als Rahmen einer mehr oder weniger absoluten Chronologie: Die teilweise Zerstörung der frühhelladischen Kulturen. wo sich der Kulturhorizont plötzlich verändert - was übrigens nicht überall der Fall ist - spätestens zwischen 2200 bis 2000 v.Chr. wird allgemein als Beginn der achäischen Eroberung bzw. Einwanderung angesehen, die sicher auch teilweise Einsickern kleinerer Gruppen gewesen ist, was vermutlich schon früher begann. Es ist möglich, daß sich erst während und als Folge der frühachäischen Einwanderung das Griechische, wie wir es kennen, ausbildete, daß aber frühachäische Sprachreste neben der vollendeten Griechisierung als Unterschicht übrigbleiben, wobei der Ausprägung nach dieses Frühachäisch nähere Beziehungen zum Proto-Illyrischen gehabt haben könnte. Unser Problem wird dadurch verschärft, daß uns die balkanischen Sitze unserer Frühgriechen unbekannt sind, wo sie in enger Nachbarschaft mit proto-illyrischen Gruppen gelebt haben werden. (6) Diese Griechen gründeten die mittelhelladische und mykenische Kultur, die ihrerseits wieder von Seitenverwandten. spätestens im 14. Jahrhundert abgelöst wurde, möglicherweise spielte dabei auch die Verheerung eine Rolle, die der Ausbruch des Santorin bis nach Kreta verursachte. Eine spätere Schicht konstituiert die eigentliche dorische Wanderung, die wieder von der Seevölkerbewegung, die Vorderasien und Ägypten berennt, nicht getrennt werden kann. Dieser Teil der Griechen konstituiert sich als die eigentlichen Dorer, die sicher einen starken Grund illyrischer Beimischung haben; die möglichen Verwandten der Dorer, die Danaoi tauchen als Danuna unter den Seevölkern auf, (7) hinterließen ihre Spuren vielleicht sogar im Namen des israelitischen Stammes der Dan. Es gab daher auch keine Ur-Griechen, die als geschlossenes Volk aus ihren balkanischen Sitzen eingewandert wären, sondern verschiedene verwandte Gruppierungen - wir nennen sie Populationen - mit den verschiedensten Querbeziehungen und Gruppenbildungen wandern zu verschiedenen Zeiten in den griechischen Raum und verschmelzen aufgrund weitreichender Assimilation mit den voridg. und idg. aber vorgriechischen Bewohnern zu den griechischen Stämmen, die wir kennen und die ihrerseits allmählich zur Nation werden - was im Begrif "Hellenen" steckt. So betont Mucke ( 8) mit recht, daß es kein griechisches Urvolk gegeben habe, zieht aber daraus den falschen Schluß einer extremen Autochthonie - ihm 13 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zufolge hat es überhaupt keine Einwanderung gegeben - und preßt die Vorgeschichte viel zu stark in das eiserne Korsett eines weltbestimmenden Gegensatzes zwischen Berg- und Talbewohnern, der stets auch ethnisch und sprachlich zu verstehen wäre. So wie es kein griechisches Urvolk gab, so auch kein pelasgisches, sondern nur dazwischensiedelnde Griechen anderer Stämme und Nichtgriechen verschiedener Herkunft. (9) Diese vorgriechische Bevölkerung hat sowohl balkanische, wie anatolische und afrikanische Beziehm1gen. ( 10) Kretschmer ( 11) nennt die beiden Hauptschichten die "anatolische" und die "donauländische". Der lange Streit darüber, ob nun die Bandkeramiker - denn das ist unter "donauländisch" zu verstehen - Indogermanen gewesen seien oder nicht, kann durch einen Kompromiß entschärft werden: Die frühesten Bandkeramiker waren noch keine eigentlichen Indogermanen, aber innerhalb des bandkeramischen Kreises entwickeln sich jene Populationen, die auf das ldg. zuführen, Protindogermanen, wenn man will im Sinne Kretschmers. Dabei hat das bandkeramische Element, das sich besonders in Südrußland zum Idg. hin entwickelt starke Beziehungen zum kamkeramischen Kreis (Urverwandtschaft mit dem Finno-Ugrischen), zum Kaukasischen (Beziehungen zum ostmediterranen Substrat) und damit auch zum Libysch-Berberischen. Dies aber auch besonders über gemeinsame Substrate und Konvergenzen hinweg. Diese kaukasische Beziehung zeigt sich im anatolischen Bereich, den Protohattiern - also dem nichtidg. Substrat der Hethiter, den Karern und Lelegern. Damit ist nicht gesagt, daß Urartäisch und das damit verwandte Hurritisch-Mitanische, Lelegisch-Karisch, Elamisch und Sumerisch direkte Kaukasusverwandte gewesen wären - wohl aber wird es ein gemeinsames, also ostmediterranes Substrat in all diesen Sprachen gegeben haben müssen. Mit der südrussischen Tripolje-Kultur am Dnjepr fassen wir bandkeramische Entwicklungen, die schon sicher idg. waren - schon Tripolje A (3100 bis 2700 v.Chr.). So könnten schon die Kulturen von Butmir bei Sarajewo, Vinfa bei Belgrad, Sesklo und Dimini in Thessalien, Stentinello in Sizilien, Molfetta in Süditalien (alle 4. bis 3. vorchristl. Jalirtausend) proto-idg. Elemente enthalten haben. Die mitteleuropäischen bandkeramischen Kulturen zeigen, ebenso wie die mediterranen, Berührungen mit dem megalithischen Bereich, der sicher von W esten her auszustralllen begann, wenigstens vom Beginn des 4. vorchristlichen Jahrtausends an. Dazu kommen für West- und Mitteleuropa Einflüsse der Glockenbecherkultur (2250 bis 1500 v.Chr.). Daraus folgt aber auch, daß schon die voridg. Populationen Griechenlands mit dem Idg. urverwandte Elemente enthalten haben müssen, ebenso wie die anatolischen. Daraus erklären sich z.B. auch die pseudo- oder proto-idg. Anklänge, die etwa das Etruskische aufweist. Welchem Element nun - dem "donauländischen" also balkanischen oder 14 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dem "anatolischen" - die zeitliche Priorität gebührt, ist von vornherein schwer auszumachen. Dies hängt wesentlich davon ab, wohin man den Ausgangspunkt oder -raum der Bandkeramik verlegt, so wie den der sogenannten neolithischen Revolution, also der Entstehung des Ackerbaus. Hier denkt man an anatolische und vorderasiatische Anstöße, die Entwicklungsrichtung wird aber kaum einseitig gewesen sein, mit Wanderbewegungen und Difusionen zu beiden Seiten des Schwarzen Meeres ist zu rechnen. 3. Die antiken Nachrichten über die Pelasger Hier werden nur die wesentlichsten vorgeführt; alle sind mehrdeutig und unbestimmt und bedürfen der Interpretation. (12) Herodot - die Hauptquelle - berichtet uns, daß die Athener als "alt" und "pelasgisch" gelten, wobei sie in Gegensatz zu den Dorern gestellt werden, welche echte Griechen seien; in moderne Sprache übersetzt heißt dies, daß nach Meinung Herodots die Athener griechisierte Pelasger waren. (13) Zu Herodots Zeiten lebten noch Pelasger nördlich der Tyrsener in Krestön, der Stammeshauptstadt des thrakischen Stammes der Krestönes oder Grastönes (der Anlaut deutet vielleicht aufMakedonen), die zwischen dem Unterlauf des Axios (heute Wardar) und des Strymon (beute Struma) lebten - beide Flüsse tragen thrakische Namen. Die Pelasger nördlich davon werden von Thrakem und Tyrsenem unterschieden, mit welch letzeren sie aber oft zusammen genannt werden. (14) Nach anderen Pelasgern in Plakia und Sylake am Hellespont urteilt Herodot, daß ihre Sprache nichtgriechisch sei; auch die Bewohner von Krestön (oder der Gegend von Krestön) gehörten hierher, die sich mit den Sylakem und Plakiaten verständigen könnten. Die Bevölkerung Attikas war ursprünglich pelasgisch, ging aber später zum Griechischen über, da ihre Zahl gering war. Im Laufe der Zeit schlossen sich noch viele andere Volkssplitter an. (15) Hier könnte auch mit einem illyrischen Einschlag gerechnet werden - der Name Plakias erinnert sehr an alban. "plak" = alt, ein Name, der auch bis zum heutigen Tage an der Altstadt Athens haftet, die ursprünglich fast rein albanisch besiedelt war: Plaka. Die Ionier Kleinasiens sind Herodot zufolge (16) stark gemischt, nämlich mit Minyern aus Orchomenos ( dem böotischen, nicht dem arkadischen), Kadmeiern, Dryopen, Phokern, Molossem, Pelasgern, Dorern aus Epidauros. Die Minyer waren Griechen mykenischer Kultur, als deren Ahnherr der Gründer von Orchomen6s -Minyas - galt. ( 17) Sein Name ist vielleicht eins mit dem des kretischen Minos und könnte "Weiser" oder "Herscher" bedeuten. Unter den Kadmeiem sind die Thebaner zu verstehen, die Nachkommen des Kadmos. Während der Name des Minyas wohl zu einer weit verbreiteten mediterranen Wortsippe gehört, ( 18) ist die alte Meinung, daß Kadmos semitisch sei, noch imer die am besten begründete. (19) Daß die Griechen sich des gemischten Charakters dieser Populationen bewußt waren, zeigt schon die Tatsache, daß man Kadmos einen 15 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Sohn Illyrios zuschrieb. (20) Herodot hingegen bezeichnet Kadmos einfach als einen Tyrier. ( 2 l) Unter den Dryopen ist ein vennutlich ursprünglich illyrischer Stamm zu verstehen - oder Stammessplitter - der nach einer Gegend hieß, in der reichlich Eichen wuchsen; nachträglich abstrahierte man daraus Dryops und Dryope. Unter den Phokern sind Nordwestgriechen zu verstehen, die ihrerseits ein starkes illyrisches Substrat hatten; dasselbe gilt vom epirotischen Hauptstamm der Molosser, deren Name - mit dem voridg. Sufix -assos etc. versehen - wohl zu alban. mal/mol gehört: "Berg, Bergwald", also die "Gebirgler". Von den griechischen Göttern stammten die meisten nach Herodots Auffassung aus Ägypten; diejenigen, die nicht aus Agypten stammten, waren pelasgisch, (22) mit Ausnahme des Poseidon, der aus Libyen stammte. In heutiger Ausdrucksweise würde Herodot sagen: die griechischen Götter entstammen größtenteils dem mediterranen Substrat. Die Insel Samothrake - ursprünglich von Thrakern besiedelt, die schon eine ägäische Bevölkerung vorfanden, von der sie den Namen "Samos" = Höhe, Bergland übernahmen - wurde von denselben Pelasgern besiedelt, die aus Athen vertrieben worden waren. ( 23) Von ihnen hatten die Athener den ityphallischen Hermes kennengelernt, hinter dem sich ein mißverstandener Begleiter der großen mediteranen Mutter verbirgt, was in den samothrakischen Mysterien von den Kabiren erzählt wird, die als einstige pelasgische Götter erscheinen. Ganz Griechenland hieß einst Pelasgia. (24) Beziehungen zu Ägypten deuten sich in dem nachfolgenden Mythos an: Eine Tochter des Danaos brachte zuerst das Fest der Thesmophorien aus Ägypten und lehrte es die Pelasgerinnen. Die Thesmophorien waren ein Fest für Demeter und Kore-Persephone und entstanden aus einem Fruchtbarkeitsfest magischen Bezugs, das der großen Mutter galt. In Eletisis und Megara, wo sie unterirdische Kulträume hatte, wurde sie besonders verehrt, die Thesmophorien blieben ein Fest der Frauen. (25) Megara gehört zum semitischen "maghara" = Höhle und ist von dem idg. Wort "megaron" = Halle zu trennen. Die Nachkommen der Argonauten, die auf Lernos mit den männerlosen Frauen Kinder gezeugt hatten, wurden später von den Pelasgern vertrieben und segelten nach Lakedairnon. (26) Hier treten die Pelasger nicht als Ureinwohner, sondern spätere Invasoren auf und sind wenigstens teilweise mit jener Gruppe gleichzusetzen, von der die Lernos-Inschriften stammen, also mit den oft mit den Pelasgern zusammen genannten Tyrsenem, die den Etruskern nahestehen. Die ältesten Bewohner sind die Sintoi oder Sintioi (27), deren Name vielleicht dem der Inder entspricht, womit er einer der vielen Völkernamen wäre, die sich in ethnisch verschiedenen Gruppen finden, wie die Veneti, Enetoi, Vinidae, Umbri/ Ambrones, Germani am Rhein und in Hispanien etc .. Die Namen der Inseln - Lernos, Samothrake setzen eine ägäische Urbevölkerung voraus, die zunächst thrakisiert, dann tyrsenisiert, endlich griechisiert wurde. Die Fabel von den män- 16 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 nerlosen Frauen erinert einesteils an die Amazonensagen, andernteils aber sind sie ein mißverstandener Reflex sowohl der stärkeren Stellung der Frauen in der mediterranen Welt als auch der Gewohnheit frauenloser erobernder Männerbünde, sich mit einheimischen Frauen zu verbinden. Als Otanes, der Nachfolger des Megabazes - zur Zeit Darius d. Großen, um 492 v.Chr. - die Inseln Lemnos und Imbros erobert, sind sie von Pelasgern bewohnt, unter denen wir Tyrsener erblicken müssen. (28) Hingegen waren die Bewohner der ionischen Inseln, die Herodot zufolge einst "pelasgische Agialeer" hießen. (29) die späteren Ionier und die Aiolier (die "Gemischten") früher Pelasger. Die von den Athenern nach Lemnos vertriebenen Pelasger wohnten einst am Fuße des Hyrnettos, der ja wie der Lykabettos und der Ardettos einen pelasgischen Namen trägt. (30) Diesen Landstrich hatten die Athener einst den Pelasgern als Lohn für die Erbauung der großen Mauem der Akropolis - der pelasgischen oder kyklopischen - überlassen; sie belästigten aber die athenischen Frauen und Mädchen, die an der Quelle Enneakrounos - dem "Neunerbrun" - Wasser holten; dies ist vermutlich die noch heute besuchte Quelle von Kesariani am Fuße des Hyrnettos (Kaisariane). Die Pelasger rächten sich ihrerseits für die Vertreibung, indem sie athenische Frauen raubten; deren Kinder aber sprachen attisches Griechisch und sonderten sich von den pelasgischen Knaben ab. (31 ) Nach Herodot (32) besaßen die Pelasger einst ganz Griechenland, das daher auch Pelasgia hieß. Diese frühen Pelasger heißen oder nannten sich selbst Kranaoi, d.h. Felsenleute, zu kranaos "felsig", das dem wohlbekanten mediterranen Stamm kar - "Fels" angehört (mit Metathesis). Später, unter dem König Kekrops, hießen sie Kekropidai; auch in Kekrops - wohl aus Kerkops. einem alten Flurnamen. "wo es viele Steine gibt" - steckt eine Form der Wurzel kar-. (33) In beiden Fällen haben wir einen Hinweis auf die Akropolis und ferner Hinweise darauf. daß die Pelasger die Kunst verstanden. große Mauem zu bauen, daß sie über die Quellen verfügten und gute Ackerbauer waren. (34) Aus Herodot (35) geht auch hervor, daß Dodona im Epirus besonders mit den Pelasgern verknüpft war; es galt als das älteste Orakel und war zu Herodots Zeit das einzige der griechischen Welt. Die Pelasger fragten an, ob sie die ägyptischen Götternamen ( für die griechischen Götter) verwenden sollen; das Orakel bejaht die Frage. Herodot deutet eine Beziehung zwischen Griechenland, Libyen und den Phönikern an, (36) wenn er die Geschichte von den heiligen Frauen erzählt, die von den Phönikern aus Theben nach Libyen und in andere Landschaften Griechenlands - damals Pelasgia - verkauft wurden. Eine dieser Frauen, an die Thesproter verkauft, gründete Dodona; die Thesproter waren neben den Molossern ein ebenfalls ursprünglich illyrischer Stamm im Epirus. Die Übernahme eines durch eine Frau gegründeten Orakels durch einen mänlichen Gott symbolisiert 17 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 die Ablöse der mediterranen Betonung des Weiblichen durch die stärker partriarchal bestimmte idg. Welt. Schon aus dem Obigen geht hervor, daß die Pelasger kein einheitliches Ethnikum gewesen sein können; sie sind auch nicht einfach Illyrier, wie LochnerHüttenbach will, (37) auch wenn zweifellos ein starker illyrischer und "protoillyrischer" Anteil bestand; sie sind aber nicht einfach "Ägäer", also samt und sonders Nichtindogermanen. (38) Aischylos (39) verknüpft Argos auf dem Peloponnes besonders mit den Pelasgern. Pelasgos im Gespräch mit Danaos und seinen Töchtern nennt sich "erdgeboren" (chth6nios), er beherrscht nicht nur Argos und das Gebiet von Dodona, sondern auch das Gebiet, durch das der heilige Fluß Strymon fließt; d.h. die Pelasger werden hier mit "Illyrern" und "Thrakern" in Beziehung gebracht. Argos, zweifellos nichtidg., kommt einige Male als Orts- oder Flurname vor, am Golf von Ambrakia, in Makedonien; er war so häufig und bestimmend, daß die ersten Griechen einfach Argeioi, lat. Argivi heißen konnten. Argos, der Gründer der gleichnamigen Stadt, soll auch den Getreidebau aus Libyen eingeführt haben - ein pelasgischer Kulturheros. Der Name Argos, an die zwanzigmal belegt, dürfte so etwas wie "Burgfried, Bereich um einen Burgberg" bedeutet haben, der selbst Larisa hieß, ein Name, der ebenfalls ziemlich häufig war: in Thessalien, in der Phthiotis, auf Kreta, in der Troas, im äolischen Kleinasien. Kallimachos v. Kyrene (Hymnus auf Pallas = Hymnus V) (40) besingt die "xanthai Pelasgiades" - die blonden Töchter des Pelasgos; falls es sich nicht einfach um einen Topos handelt, wird hier wohl auf Illyrier angespielt. Für Apollonios Rhodios ( 41) ist "pelasgisch" synonym mit "thessalisch". Er nennt in den "Argonautica" die hohen Berge der Pelasger, (42) die Felsen des Pelion (43) und Pelias, den Herrscher (44), der über das pelasgische Iolokos herrscht. Die Zusammenrückung von Pelasgoi, Pelion und Pelias legt den Verdacht nahe, daß Apollonios an einen etymologischen Zusammenhang gedacht haben könnte. Ebenso erscheint bei Baton v. Sinope - der einen mediterranen Namen trägt, dessen Wortstamm quer durch die ganze Mediterranea reicht (45) - ein Peloros, der sich bei Pelasgos meldet, um ihm von einem Erdbeben im Tempetal zu berichten, das den innerthessalischen Binnensee ablaufen ließ, worauf viel Land gewonnen wurde. Pelasgos bewirtete darauf den Peloros, woraus das Fest der Peloria entstand. (46) Strabo (47) hält die Pelasger für einen alten Volksstamm, läßt sie aus Arkadien und Kreta kommen, wo sich Pelasgisch zu den anderen kretischen Sprachen gesellt, (48) die von den Eteokretern, Kydoniern, Doriern und eben den "edlen Pelasgern" gesprochen werden. (49) Auch die Insel Lesbos - die einen voridg. Namen trägt - hieß einst Pelasgia und selbst in der Troas lebten Pelasger. (50) 18 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Der Topos vom "edlen Pelasger" leitet über zur "romantischen" Weiterung und die Griechen werden später einfach Pelasger genannt. Strabo (5 l) kennt den Pelasgerkönig "Maleos", der einst in Regis Villa, unweit des etruskischen Caere geherrscht haben soll. Maleos trägt einen mediterran-proto-illyrischen Namen, der soviel wie "Bergherrscher, Gebirgler" bedeuten könnte. Unter den italischen Pelasgern könnten aber auch einfach Tyrsener zu verstehen sein. Pelasger und Tyrsener werden von Strabo (52) zusammen genannt; sie hätten die Osker bei Pompeji und Herculaneum vertrieben und wären ihrerseits von den Samniten abgelöst worden. Strabo betont, daß das Orakel von Dodona eine Gründung der Pelasger sei, die den pelasgischen Zeus verehren. (53) Über die Diener des Heiligtums, die "mit den ungewaschenen Füßen", "die auf der Erde liegen", weiß er so viel, daß sie sicher Barbaren sind; ob sie aber Helloi oder Selloi heißen, weiß er nicht, vermutet aber mit Apollodoros, daß ihr Name vielleicht mit dem Namen des Flusses Selleis zusammenhänge und daß daher Selloi als die filtere Form zu betrachten sei. In ihnen, die ofenbar eine filtere Stufe des Erdorakels darstellen, das einmal weiblich bestimmt war, begegnen wir einem Wort, das in echt griechischer und ungriechischer Form zugleich vorliegt - mit dem ungriechischen sAnlaut so wie in dem parallelen Paar "sys - hys" (Schwein). Außer in der Troas und auf dem Peloponnes werden Pelasger noch weiter im Osten genannt, ( 54) nämlich die Kaukones, als Nachbarn der thrakischen Mariandyner am Flusse Parthenios in Paphlagonien. Man hält sie teils für Skythen, teils für Makedonen, teils für Pelasger. (55) Die Schwarzmeer-Kaukones werden in der Ilias (56) unter den Hilfsvölkern der Trojer genannt. Diese östlichen Kaukones setzt Strabo anderenorts (57) in Phrygien an. In ihrem Namen begegnen wir wieder einmal einem der Völkernamen, die an verschiedenen Völkern haften; er klingt an den der germanischen Chauci/Cauci an; waren sie nun wirklich Indogermanen, so könnte ihr Name - nicht ihr Volkstum - tatsächlich damit verbunden werden und dasselbe Wurzelwort wie im german. hauha/hauga = "hoch" darin erblickt werden, zu dem auch lit. kaukani "Hügel" gehört. Der Name könnte die "Hochgemuten" oder "Höhenbewohner" bedeuten. Strabo meint, die Pelasger seien einst ein großes Volk gewesen (58) und hätten auch einige der Insel bewohnt, vor allen Dingen Chios, dessen Bewohner aus dem thessalischen Argos gekommen sein wollen. Überhaupt sei einst ganz Griechenland von Barbaren bewohnt gewesen, namentlich von Dryopern, Kaukones, Lelegern etc., wozu Danaos aus Ägypten Einwanderer gebracht hätte, Pelops hingegen aus Phrygien. Dionysios v. Halikarnassos dagegen scheint Griechen und Pelasger gleichzusetzen, indem er sie zu allgemeinen griechischen Ahnen macht. (59) Auch die italischen Pelasger kamen aus Thessalien, (60) während die Arkader die ersten griechischen Siedler waren. (61) Die italischen Pelasger verbanden sich mit den 19 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 italischen Aborigenes, aufgrund ihrer Verwandtschaft. um gegen die Sikeloi zu kämpfen. ( 62) Dionysios mythisiert die Pelasger, indem er sie weite Teile Italiens erobern läßt; weil sie aber den Göttern den ihnen zustehenden zehnten Teil nicht opferten, besonders Zeus, Apollo und den Kabiren. wurden sie über weite Teile der Erde zerstreut. Hier bildet sich dunkel ein nicht mehr ganz ven.tandener Mythos ab, der die vielerlei Sprachen w1d die Zerstreuung der Völker erklären will, wie die Sprachenverwirung nach dem Bau des babylonischen Tumis. ( 63) Dionysios schreibt den Pelasgern gute Kenntnisse im Seewesen zu, weil sie Nachbarn der Tyrsener gewesen seien bzw. der Tyrrhener. (64) Thukydides setzt Pelasger und Tyrrhener einfach gleich, ( 65) besonders jene, die einst Athen und Lernos bewohnten. Andererseits aber bekämpft Dionysios die Meinung, daß Pelasger und Tyrrhener dieselbe Sprache sprächen ( 66) w1d beruft sich dabei auf Herodot (67). In den seetüchtigen Tyrrhenem verbirgt sich ein Hinweis auf die etruskischen Seeräuber und die Tursa/Turusa, die unter dem Pharao als Verbündete des Libyerkönigs Merjej um 1230 v.Chr. Ägypten berannten. Bei Pausanias (68) wird der arkadische König Pelasgos zum ersten Menschen überhaupt, zum Urheros und Kulturstifter, der als Sohn der Erde im Gebirge geboren wird, also völlig autochthon ist. Wir sehen also, daß erst spätere Romantisierung die Pelasger zu einem einheitlichen Volk und Ahnen des ganzen Griechentums macht, während Herodot und Strabo noch ein Bewußtsein der Vielfalt besitzen. Indem sie Pelasger auch auf italischem und kleinasiatischem Boden kennen, lassen sie eine dunkle Ahnung eines trotz aller Verschiedenartigkeit gemeinsamen Untergrunds erkennen - wir würden Substrat sagen - der Mutterboden verschiedener vorgriechischer Völker und der Griechen wurde. 4. Der Name der Pelasger Schon die alten Griechen wußten mit ihm nichts anzufangen und suchten nach Erklärungen. So lesen wir (69), daß die Bewohner Attikas die Pelasger eigentlich "pelargoi" = Störche genannt hätten, weil sie unstet wie Störche waren. Eduard Meyer (70) meint, daß der alte Name der kyklopischen Mauer um die Akropolis - Pelasgikon teichos - ein Mißverständnis aus "pelargikon teichos" sei, "Storchenmauer", weil darauf die Störche ihre Nester gebaut hätten - eine typische Stubengelehrtenansicht, denn schwerlich hätte ein Storch mit Selbstachtung auf Mauem ein Nest gebaut, deren Kronen von Brüstungen, Brustwehren und Grund.mauem von Tempeln eingenommen worden waren. An erwägenswerten Etymologien bieten sich an: l . Könnte "Pelasgos" (Substantiv wie Adjektiv, pelasgikos wurde erst sekundär gebildet) zum makedonischen "Pella" gehören (die makedonische Hauptstadt dieses Namens hieß so, also "Felsennest, Steinburg") und somit stammverwandt mit 20 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 unserem "Fels" sein - somit wären die Pelasger entweder idg. benannt, falls das Wort nicht zum urverwandten Wortschatz mediterran-idg. gehört. Freilich, die Nachsilbe macht auf alle Fälle lautlich wie morphologisch Schwierigkeiten. Die Pelasger wirden demnach "Felsbewohner" heißen oder weiter gefaßt "Gebirgler", was sich gut zum Gedanken fügen wirde, daß sie ja größtenteils in Rückzugsgebieten gewohnt haben müssen. 2. Eine zweite Möglichkeit bestünde darin, das Wort mit "pelagos" zu verknüpfen, "Meer", aber dessen ursprüngliche Bedeutung "Fläche" heranzuziehen; so gesehen wären die Pelasger Flachlandbewohner, was angesichts ihres Rückzugscharakters wenig wahrscheinlich ist, falls nicht ein sehr alter Zustand damit bezeichnet wirde, als die Pelasger noch Herren des Landes waren und eher in flacheren Lagen (um Burgberge herum) hausten. 3. Eine dritte Deutung wiirde das Wort mit Kretschmer zum Adjektiv "pelios" "dunkel" stellen und damit in die Gruppe Pelops, Pelias, Pelion stellen, wie immer "pelios" im einzelnen aufzufassen wäre: dunkel, dunkelhäutig, unbekannt? (71) Möglicherweise bezeichnete das Wort - sei es nun idg. oder mediterran - zunächst nur eine kleinere Gruppe, vermutlich die thessalischen Pelasger; wie so oft wurde der Name dann auf andere, verwandte oder unverwandte Gruppen ausgedehnt, wie dies beim Namen der Germanen, der Skythen, der Hunnen der Fall war, alles Namen, die nur cum grano salis ethnisch aufgefaßt werden können, ursprünglich aber Kulturgemeinschaften oft ganz verschiedener Herkünfte bezeichneten. Jedenfalls gab es eine Zeit, in der man alle Zwischensiedler, die man für Nichtgriechen hielt, Pelasger nannte, bis man begann, die Griechen selbst als Pelasger zu bezeichnen. Die Griechen selbst hatten ja schon die verschiedensten Theorien über die Pelasger entwickelt. (72) 5. Die Pelasger als nichtgriechische Nichtindogermanen a) Zum pelasgischen Wortschatz Dieser findet sich, wie zu erwarten, in erster Linie in den Namen von Örtlichkeiten, Fluren, Bergen, Flüssen, in zweiter Linie im kulturellen Wortschatz. (73) Infolge der Urverwandtschaft zwischen mediterranen und idg. Sprachen und der Möglichkeit, daß sich im "Pelasgischen" Sprachschichten der Bandkeramiker erhielten, die auf dem Wege zum Idg. waren, besteht in vielen Fällen die Möglichkeit idg Etymologien, die oft allerdings nur scheinbar sind. Auf diese Weise entstehen, besonders wenn man das Pelasgische von vornherein für nur idg. hält, sehr zweifelhafte Etymologien, wie z.B. bei Windekens. Einige Beispiele seien hier analysiert, die das scheinbar nur Idg. in einen weiteren Rahmen stellen. Daß die Namen auf -ssos, -ttos vorgriechisch und mit ziemlicher Sicher- 21 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 heit nicht idg. sind, ist oft bemerkt worden. Nichtsdestoweniger etymologisiert Windekens in den Contributions etc. den Namen des Ardett6s-Hügels in Athen idg., d.h. ausschließlich idg. Er stellt mit Recht lat. arduus "hoch, steil, anstrengend" hierher, das gr. Adverb "arden" = aufwärts, altir. "ard/aird" = hoch, avest. "sadra" dass. dazu. Aber auch gr. "ärdis" = Spitze, gr. "othrys" Berg / Name eines balkanischen Gebirges, gr. "orthos" = hoch, gerade, aufrecht, aber auch die gallokelt. Personennamen Arda, Ardacus (zum selben Grundwort, wie das von Windekens herangezogene "Arduenna" = Ardennen), der Ort Arduacus (heute Arde in der Vendee), Ardea, die Hauptstadt des latinischen Stames der Rutuli (vielleicht italisierte Illyrier). Auch die Ardiaioi, ein dalmatinischer Volksstamm zwischen Neretva und Hvar (Naron und der Insel Pharos) sind hierherzustellen, die meiner Meinung nach nicht vom herber. "adrar/adar/ardar" = Berg, Höhe getrennt werden kann. (74) In weiterer Linie gehört zu unserer mediterran-idg. Wurzel wohl auch der Berg Ordymnos auf Lesbos und Ort und Fluß Ordess6s an der Nordküste des Schwarzen Meeres. Der Lepetymnos, ein Berg auf Lesbos, gehört nach Windekens zum Stamm von "lep-", der sich in "lepas" = Stein findet. Dazu stellt Windekens sicher zurecht den Lapithos-Berg in Arkadien, die kyprische Stadt Lapethos und die Festung Lapathus in Thessalien, im Tempe-Tal. Aber auch die Lapithai, eine einstige vorgriechische Adelsschicht Thessaliens (75) - in der bildende Kunst als Kentaurenbekämpfer dargestellt, worin sich kriegerische Auseinandersetzm1gen zwischen idg. Reiterseharen und voridg. Pelasgern verbergen - gehören mit Windekens hierher, ebenso der spartanische Hafen Lapithes. (76) In allen diesen Fällen wird der Name soviel wie "Bewohner von Bergfestungen" bedeuten. Windekens verdirbt seine gute Zusammenstellung und entwertet sie, indem er "lepas" etc. für idg. erklärt: "sans aucune doute d'origine indoeuropeenne". (77) Idg. Anklingendes findet sich im Namen des Flusses Amnisos. Windekens vergleicht das zunächst verblüfend anklingende lat. "amnis" = Fluß, das aus abnis entstanden gedacht ist und zu kelt. ab- "Wasser, Fluß" gestellt wird, ir. "abrum", walis. "avon" - Name eines guten Dutzends von Flüssen auf der britischen Indel. Windekens vergleicht dazu gr. "aphenos" = Überfluß und zieht dazu die Wurzel ap- mit zahlreichen idg. Entfaltungen heran, die dann assiriert worden wäre. Allerdings fühlt sich Windekens dabei unsicher, er denkt auch an am-, gleichfalls ein Wasserwort, das der in der alteuropäischen Hydronomie eine Rolle spielt - von Amisia (heute Ems) bis Amantia (heute Amance in Frankreich, zur Saone ). an alban. "ame" = Flußbett, gr. "amara" = Wassergraben. (78) Eher ist an Urverwandtschaft zu denken, denn Amnisos ist mit der bekannten nichtidg. Nachsilbe - sos ebenfalls denkbar; es handelt sich allenfalls um eine hybride idg.-nichtidg. Bildung. Dasselbe gilt für Amarynthos, das Windekens herru1zieht: mru1 kö1mte allenfalls an das Grm1dwort denken, das im Namen des bayrischen Flusses Ammer steckt. 22 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Eine große Rolle im voridg. Wortschatz unseres Bereichs spielen bekanntlich die Wörter mit den Nachsilben -nth, -nt, -nd. Sie sind oft behandelt worden und der allgemeine Konsens hält sie für nichtidg. (79) Kretschmer meint (1943), daß nt die ursprüngliche Form und bandkeramisch sei und stellt auch Beziehungen zum Etruskischen her: Ferentis bei Viterbo - heute Ferento mit etruskischer Betonung - wozu er die Ortsnamen Levanto, Otranto, Taranto stellt - wie verhält sich übrigens der Name der Insel Levanzo bei Sizilien zu Levanto? Windekens vergleicht, Kretschmer folgend, auch die illyrischen Beispiele (oder doch solche aus dem illyrischen Raum) wie Kokyndios in Bruttium; dazu sind die östlichen Beispiele aus dem hethitisch-luwischen Raum zu stellen (80); am oberen Euphrat haben wir Taranta und Kapriandos, weiter westlich Nazianzos (aus Nadiandios), Silenda, Thunta, Diginda, Tarantos/Darandosam Bosporus, Byzantion (mit i-Erweiterung), Alabanda, Labraunda/Labraundos (zu vergleichen mit dem kretischen Labyrinthos), in Griechenland finden wir Erymanthos, Korinthos, Arakynthos, Kerinthos; wir haben die Inseln Kynthos und Zakynthos. Auf dem Balkan finden sich Maluntum, Dalluntum, Argyruntum; Piquentum (Istrien); Aguntum, Carnuntum (Noricum, Panonien); Tridentum (Oberitalien), Surrentum (südlich Neapels), Soluntum, Agrigentum (Sizilien) etc. Aus der Masse der Belege kann der Schluß gezogen werden, daß die ursprüngliche Form -nt war, die sich möglicherweise mit einer zufällig anklingenden ( oder urverwandten) idg. Form kreuzte; -nt wurde im griechischen Bereich spirantisiert zu -nth (=vö) und im kleinasiatischen Bereich stimmhaft -nd, aufgrund hethitisch-luwischen Einflusses. Außer Ortsnamen bildete das Suffix auch Personennamen - so Hyakinthos, Name eines ursprünglichen Fruchtbarkeitsgottes - und Appellativa, wie bolinthos "Stier" (neben idg. oder mediterran-urverwandt tauros), asaminthos (Badewanne, ursprünglich aus Stein). Darüber hinaus gibt es zahlreiche Parallelbezeichnw1gen, eine davon nichtidg.-vorgriechisch; etwa "akara" = Biene neben "melitta/melissa", "deban/dephas" = Schlange neben "ophis", "sialos" = Mastschwein neben "hys/sys" (das ofenbar ursprünglich das wilde Schwein bezeichnete), "sminthos" = Maus neben "mys" etc. Darüber hinaus etwa "erebinthos, lebynthos, odolinthos" = Kichererbse; die verworrene Lautgestalt zeigt schon Übernalime aus einer anderen Sprache mit andersartigen phonetischen Gewohnheiten; "elaion" = Öl, "simblos" = Bienenstock, "leirion" = Lilie, "rhodon" = Rose (möglicherweise ein kaukasisches Wanderwort), "byssos, bytine" = feines Leinen, "ptele" = Kalk, "ksyphos" = Schwert neben dem idg. spathe, "daphne" = Lorbeer, "gephyra" = Brücke, "anax" = König (mykenisch "wanax") etc. (81). In der Namensgebung gelten die Namen auf -eus als voridg.; die Nachsilbe war aber auch in späterer Zeit aktiv und konnte an gut idg. Stämme treten; Theseus, Atreus, Achilleus sind wohl voridg.; Namen dieser Art sind schon im mykenisch-minoischen Griechischen von Linear B häufig. Obwohl sich z.B. der Name des Odysseus idg. erklären läßt ("Der Zornige"), zeigt die Nebenform 23 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Olysseus den gut mediterranen Wechsel von d/ I . ( 82) Für Kreta gelten teilweise andere Bedingungen. Für die Insel, d.h. für die Sprache von Linear A wollen einige, wie C.H. Gordon (83), Semitisches in Anspruch nehmen, mit besonderem Bezug zu Ugarit. Dies scheint nicht sehr wahrscheinlich; am ehesten dürfte aus Linear A - falls es je entzifert wird, was Ventris, der Entziferer von Linear B für unmöglich hielt - eine "ägäische", also im strengen Sinn des Wortes "pelasgische" Sprache hervortreten, die westhethitischluwische Berührungen hatte. Die starke Mischung verschiedener Elemente, die die spärlichen Reste des Eteokretischen zeigen, könnten auf eine solche Komponente hindeuten. Was die Ortsnamen betrifft, so nimmt Kreta im allgemeinen am ägäischen Namenmaterial teil, allerdings mit etwas geringerem Anteil an -nth-Namen. Wir haben das wohlbekannte Knossos/Knosos, das Windekens als idg. erklären will (84) - kaum zu recht; Aharna, Phalasarna mit dem ägäischen -ma-Suffix, das vielleicht die "pelasgische" aspirierte Form des schon erwähnten "pella" enthält, also etwa "Felsenburg" bedeuten könnte; im Besonderen würde dazu gut "phelleus" = Felsengegend stimmen. Wir haben Gortyn, das sicher mit Gortys in Arkadien eins ist, das auch als Kortys überliefert ist; aber auch Kroton in Unteritalien und Gordion in Phrygien, vielleicht auch die ostanatolische Landschaft Gordyene/Gordyaia wird hierher gehören. Zweimal erscheint auf Kreta das aus Thessalien und anderen Bereichen bekannte Larisa. In Marathousa streckt wie in Marathon in Attikum "marathos" = Fenchel, mit einem Bildungselement -usa, das besonders im Namen von Quellen und Inseln erscheint: Lampedusa, Arethousa, Aigusa (griechischer Name der Insel Favignana an der Westküste Siziliens). Pyranthos, Syrinthos, Rhytiassous, Tylissos vervollständigen das Bild. (85) Die letzten Reste des kretischen Vorgriechischen, des sogenannten Eteokretischen, sind uns in den fünf Inschriften von Prasos erhalten. (86) Kretschmer versucht eine Übersetzung, die bei dem Mangel an Worttrennern eine zusätzliche Unsicherheit enthält. Die Analyse des sogenannten Nomos-Textes (weil er das griechische Wort "nomos" = Gesetz enthält) ergibt eine Mischsprache (87), in der Achäisch, Kydonisch (als eine idg. Sprache, die zum Phrygischen tendiert), Dorisch, Pelasgisch und Eteokretisch sich mischen. Die nichtidg. Teile weisen besonders zum Karischen Beziehungen auf; so wird die Figur Sarpedons, den wir schon erwähnten, noch einmal deutlich, (88) wie auch in der Parallele zwischen dem karischen Miletos und dem kretischen Milatos, dem kretischen Kyrba, dem karischen Kourba und dem pamphylischen Kyrbe. Ein Name, wie Knos(s)os, gehört als Ableitung zum Personennamen Knös, der zu einem verbreiteten Typ kleinasiatischer Namen, wie Plos, Mos, Tos, gehört - also etwa "Besitz eines Knos"; schon daraus erhellt die Unwahrscheinlich- 24 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 keit einer idg. Etymologie für Knos(s)os (das "Anhöhe" bedeute), wie sich Windekens versuchte. Gegen Kretschmer ist zu sagen, daß das Pelasgische nicht neben dem Eteokretischen steht, sondern daß Pelasgisch und Tyrsenisch zwei Möglichkeiten ein und derselben Substratschicht darstellen. Die voridg. "pelasgische" Schicht enthält noch eine Reihe weiterer Ableitungsmöglichkeiten durch Suffixe, wie die auf -en(e): Mykene, Mytilene, Troizen, Leben. Sodann solche auf -na wie Myrina, das mit dem "morinail" der Lemnos-lnschrift zusammengeht: "Mann aus Myrina"; darin erscheint ein -1- Sufix, das bis zwn Kaukasischen über das Hethitische hinweg verbindet: hethitisch "nesili" aus Nesa, georgisch -eli wie in Rustaweli "Mann aus Rustawi". Larisa gibt uns ein Beispiel dafür, wie ein Wortstam mit verschiedenen Sufixen verbunden sein kann: Larymna. (89) Auch das -1nn-Sufix spielt eine bedeutende Rolle: Sedamnos, ein Fluß auf Kreta. b) Karer und Leleger Nach Herodot (90) gibt das Orakel des Apollo Ptoos in Südwestkleinasien seine Wahrsprüche in karischer Sprache - Herodot war selbst karischer Abstammung und wußte wovon er sprach - die nach Homer (91 ), eine barbarisch klingende Sprache ist, "barbarophönos", was nach Strabo allerdings nur bedeutet, daß sie das Griechische schlecht sprechen. Herodot zufolge (92) gehören Karer, Kaunier und Lykier zusammen, besonders Karer und Kaunier sprechen eine älmliche Sprache, (93) auch wenn ihre Bräuche nicht ganz dieselben sind. Strabo wendet sich gegen die Behauptung, daß das Karische rauh und hart sei; (94) überdies habe es viele griechische Wörter. Der zeitliche Abstand zwischen Herodot und Strabo ist genügend lang, um eine Änderung des Sprachcharakters anzunehmen: das Kariscbe hatte sich ZWJehmend griechisiert, wenigstens in der Oberschicht. Herodots Vater Lyxes trägt übrigens einen Namen, der gut mit dem der Lykier zusammengehen könnte - ein verkürzter Lykises. Der Name der Lykier, der zuerst unter den Seevölkern erscheint, hängt kaum mit dem Wort für Wolf zusammen, das ist erst eine griechische Volksetymologie. Die Karer verehrten den Zeus Stratios in Labranda oder Labraunda bei Mylasa (95) (heute Mi las), den karischen Zeus, den auch Strabo zufolge die Lydier verehren, aber nach Herodot nur die Karer; Strabo gibt uns eine spätere Entwicklung. Übrigens zeigt sich im Nebeneinander von Labranda/Labraunda vermutlich eine karische Sprachgewohnheit: eine breite diphthongierende Aussprache des a. Die Verehrung der Doppelaxt, der labrys, wonach Labranda heißt - "Ort der Doppelaxt" - weist wiederum nach Kreta. Überall ist mit starker Griechisierung auf kleinasiatischem Boden zu rechnen - so heiraten die kleinasiatischen Ionier Herodot zufolge karische Frauen. (96) Die Karer waren gute Seefahrer - und das hieß immer auch Seeräuber. 25 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (97) Sie waren dies gemeinsam mit den Joniem, mit denen sie auch als Söldner in Ägypten auftragen. (98) Strabo sagt von ihnen, daß sie einst unter dem Befehl des Minos gestanden hätten. Ursprünglich seien sie Bewohner der ägäischen Inseln gewesen und hätten erst nachträglich das Festland besiedelt. Ihr eigentlicher Name sei aber Leleger gewesen; später hätten sie auf dem Festland sowohl Pelasger wie andere Leleger vertrieben. Auch Pomponius Mela (99) nennt Karer und Leleger zusammen; dazu sagt er: "Karien ... ist von Leuten unbestimmter Herkunft bewohnt; andere sind Ureinwohner, welche Pelasger sind, die sich für Kreter halten." Zur Sprache der Karer (100) bemerkt Cicero (1 01 ), daß Karisch, Phrygisch, Mysisch gleich vokalreich klingen. Typisch karisch war die Behandlung von d und l als ein Phonem, so daß die Griechen in der Wiedergabe der betrefenden karischen Laute bald -11-, bald -ld- zu hören glaubten. so Mausollos/Mausoldos, wobei -ollos/-oldos eine Nachsilbe darstellt, die eine Tätigkeit bezeichnet, nach Brandensteins Deutung; er führt K6Iöldos an, als "Kämpfer für den Gott Kol" gedeutet oder Ktouboldos "Vernichtungskämpfer". Labranda deutet er als "an Mauem reich". während wir die schon oben vorgebrachte Deutung "Ort der Doppelaxt" aus religionsgeschichtlichen Gründen vorziehen. Er vergleicht lydisch "laprisa" = Mauern - doch das Grundwort ist ein altes mediteranes Wort für "Stein", das in vielen Varianten erscheint. ( 102) Analysiert man den geringen überlieferten Wortschatz. so gewinnt man den Eindruck, daß das Karische größtenteils nichtidg. war, mit geringen Spuren eines idg. Superstrats, das sich mit den idg. Anteilen der hethitischen Nachfolgesprachen Lydisch und Lykisch. bzw. mit dem des Luwischen in Beziehw1g setzen läßt. Das Verhältnis zu den Lelegem läßt sich etwa so darstellen: Sie sind die nichtidg. Grundschicht der Karer. die ihre Herrenschicht darstellten; beide enthalten dasselbe nichtidg. "ägäische" Element, aber in verschiedener Stärke. Dabei sind die Leleger als Vertreter der altkleinasiatischen Urbevölkerung vielleicht mit dem Kaukasus in Beziehung zu setzen, wofür besonders Paul Kretschmer eintrat. ( l 03) Er betrachtet die Leleger, deren Namen er zum nichtidg. Lehnwort "läg" = Mensch im Ossetischen und zu dem Namen der Lakken zieht. als die letzten Nachfahren der Lakken. eines noch heute lebenden kaukasischen Volkes im daghestanischen Teil des Kaukasus, zwischen den Awaren und den verwandten Darginern siedelnd. Die Vorfahren der Lakken, die Leleger also - es ist auch das Simplex Lex überliefert, Leleger stellt einen nicht mehr verstandenen präfigierenden Plural dazu dar - siedelten einst in Kleinasien und sind unter den Hethitern nachzuweisen als Hintersassen unter hethitischer Herrschaft; später >wurden sie in die Rückzugslagen des Kaukasus zurückgedrängt; westliche Reste aber gerieten unter die Herrschaft einer neuen Einwanderungswelle, die Kretschmer als "raetisch-pelasgisch-tyrsenische" Einwanderung begreift, die protindogermanisch 26 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 oder indogermanoid gewesen sei. Diese überlagerte die mediterrane Urbevölkerung, der die Leleger entstammten. Es muß darauf hingewiesen werden, daß viele Lesungen des Karischen noch höchst unsicher sind; dabei mischen sich in der karischen Schrift alphabetische Zeichen mit einigen silbischeh. Stoltenberg (104) zieht das Lykische, das er Termilisch nennt, zur Deutung heran. Uns scheint es, daß Leleger, Karer und Tyrsener verschiedenartig ausgeprägte Reste eines mehr oder weniger einheitlichen Substrats sind und daß die Einbeziehung des dalmatinischen Ortsnamens Raitinon w1d des arkadischen Ortsnamens Raiteai - die nach Kretschmer den Wanderweg der Raeter bezeichnen - auf zufälliger Lautähnlichkeit zu beruhen scheint. c) Pelasger und Etruskerfyrsenerffyrrhener Nach Herodot ( 105) lebten Pelasger und Tyrsener in enger Nachbarschaft mit Thrakern in Kreston und Umgebung im Gebiet des Stryrnon (heute bulgarisch Struma). Die Pelasger von Lemnos ( 106) scheinen nun wirklich Tyrsener gewesen zu sein, also Etruskerverwandte; griech. "opuiö" = "ich freie" hat seine nächste Entsprechung in etruskisch "puia" = Ehefrau. Dazu kommt (107) das ethnische Suffix -n-, -en-, in kleinasiatisch-griechisch -enos, -anos, -ene, -ana. Hierher gehören auch auf festländisch-griechischem Boden Athenai (der Plural dazu), fern in Athen der attische Demos Atene ohne Aspiration; Mykene - das nur volksetymologisch zu mykes = Pilz gehört - Mytilene/Mytilana, Troizen. Kretschmer zieht auch das attische Hyttenia heran, den früheren Namen von Tetrapolis, das ihn übersetzt; dazu müßte etruskisch "huth" gehören, das "vier" bedeutet oder danach bedeuten müßte; dies bleibt freilich problematisch, denn etruskisch "huth" könnte auch "sechs" bedeuten! ( l 08) Erwägt man aber die verschiedenen Möglichkeiten, so scheint sich - trotz Pfifigs anderer Meinung - die Waage für ''huth" = sechs zu neigen. Für Kretschmer liegt "die Annalme einer Verwandtschaft der vorgriechischen Urbevölkerung mit den Etruskern ... in der ganzen Richtung unserer Forschung." (] 09) Kretschmer gewinnt diese ihm sehr walrrscheinliche Analme unter anderem durch Wortanalysen, so z.B. von gr. "hier6s = heilig, das er von etrusk. "aisar" = Götter, marsisch "esos" = dasselbe, oskisch "aisusis" = bei Opfern, aber auch dem altind. "isirah" = kräftig, dem lat. "aesar" = Gott ( l 10) nicht trennen will. Dazu stellt er die alteuropäischen Flußnamen vom Typus "Isara": Isere, Isar, den Esaro (einst Aisaros) bei Cortona (Kroton) in Süditalien. Er meint, daß das gr. Wort seine Bedeutung, d.h. den Übergang von "kraftvoll, schnell" zu "heilig" - durch das pelasgische Substrat erhielt. Man würde eher sagen, daß hier wieder einmal die Urverwandtschaft von mediterranem und idg. Sprachgut durchschimmert, falls es sich nicht um zufällige Konvergenz ähnlich klingender und bedeutender Wortstämme handelt. Ähnliches gilt für das schon erwähnt Kro- 27 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ton ( 111 ), das nicht nur mit dem kretischen und arkadischen Gortys/Gortyn/Kortys, sondern auch mit dem iberischen Korton ( 112) (heute Cardona) zusammenhängt, wobei die Möglichkeit besteht, daß der Stamm des idg. "ghorto", gr. "chortos" = Hof, Gehege, phryg. "-gordum" = Stadt, ahd. "gart"= Einfriedung entweder urverwandt war oder sich damit überdeckte. In ein weiteres Beziehungsfeld setzt Kretschmer das Etruskische durch die Konstruktion seines schon erwähnten "raeto-pelasgisch-tyrrhenischen Sprachstamms", aus einem älteren "Protindogermanisch" abzuleiten: "Das Raetische erwies sich uns als eine mit dem Etruskischen verwandte, aber doch eine eigene Sprache, deren Unterschied vom Etruskischen bei der Natur unserer Texte hauptsächlich im Wort- Wld Namensschatz zu beobachten ist. Es gehört also zum selben Sprachstamm, wie das Etruskische, die Sprache der Pelasger w1d der Tyrrhener von Lemnos Wld Lusitanien." ( 114) Man könnte es - ohne auf das etwas spekulative "protindogermanisch" weiter einzugehen - bündiger sagen: Alle diese Sprachen sind Ausprägungen des mediteranen Substrats, soweit es den nichtidg. Wortschatz betrift. Kretschmer analysiert z.B. die Sprache der Inschrift des Bronze-Eimers von Caslir (Name einer Höhle im Zimmertal - Val di Cembra, nö. Trients; "caslir" ist die welschtirolische Form von lat. castellarium w1d bezeichnet eine vorgeschichtliche Befestigung oder natürliche Fluchtburg). Die Inschrift ( 115) enthält eine WidmW1g an einen Gott Velchanu (dessen Zusammenhang mit dem lat. Vulcanus durchaus ungewiß bleibt), dessen Name im Dativ gegeben ist: "Dem Velchanos Lupnos widmet Pitiave Kusenkus die Phelna". (Phelna ist ein Gefäß. wohl ein Libationsgefäß.) Velchanos entspricht dem kretischen Vegetationsgott Felchanos (Hesychios), der dem Zeus gleichgesetzt wurde; hierzu gehört der (ergänzte) Name des Gottes Velchans auf dem 11. Feld der Bronzeleber von Piacenza; dieser erscheint auch in etruskischen Gentilnamen. Aus all dem muß daher nicht unbedingt der Schluß auf einen durch sprachliche Spuren beweisbaren Wanderweg der Tyrsener/fyrrhener aus Lydien über Lemnos und Kreta nach Italien gezogen werden. (116) d) Pelasger und Semiten Hier sind nicht die eindeutig semitischen Lehnwörter im Griechischen gefragt (117), sondern sprachliche Relikte möglicher semitischer Siedlung, die von den Griechen als "pelasgisch" aufgefaßt worden sein könnten. Es geht dabei um die Frage, ob es eine phönikische oder vorphönikische Siedlung gegeben haben könnte, was grundsätzlich zu bejahen ist, archäologisch freilich eindeutig für Zypern nachweisbar (Kition). Ferner für Rhodos (Kameiros, Ialysos), Kreta (Itanos), aber nicht für das griechische Festland. Für dieses sind wir auf Sage und Überlieferung angewiesen, die sich auf den thebanischen Raum konzentriert. Hier ist das Herrschergeschlecht b. die Adelsgruppe der Kadmeier zu nennen, die 28 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sich auf einen Heros Kadmos zurückführten, den Herodot (118) einfach einen Tyrer nennt. Pausanias schreibt ihm einen Sohn Illyrios zu, ( 119) was jedenfalls auf den gemischten Charakter der Bevölkerung deutet. Hier ist schon mit vormykenischer, sicher aber mykenischer, also vorphönikischer semitischer Beziehung bzw. Siedlung zu rechnen, die nach Syrien hin orientiert war, nach Ugarit, wo es eine mykenische Handelskolonie gab, was den Schluß nahelegt, daß es eine ugaritische im Raume Thebens gegeben haben könnte. U garit hatte seine größte Entfaltung zwischen 1500-1200 v.Chr., worauf es dem Seevölkersturm erlag. (120) In der Möglichkeit vorphönikischer. schon minoischer semitischer Siedlung auf Kreta geht C.H. Gordon sicherlich zu weit, wenn er sowohl Linear A wie die Sprache des Diskos von Phaistos semitisch sein läßt. Hier nimmt W ebster den maßvolleren Standpunkt ein. ( 121) Gewisse Berg- und Flußnamen machen einen semitischen Eindruck. Dreimal finden wir einen (kleineren) Fluß namens Järdanos (Kreta, Elis, Lydien). Im Jardanos ( 122) fassen wir aber am ehesten eine vorsemitische und vorgriechischeivoridg. Benennung, die verblüfend zum hebr. Jarden, dem Namen des Jordans stimmt. Der Name müßte also nicht notwendigerweise auf griechischem Boden durch das Semitische gegangen sein, sondern könnte unmittelbar einem gemeinsamen Substrat entstammen; vielleicht trefen beide Möglichkeiten mit verschiedenen Wortstämmen zu. Sicher handelt es sich nicht um ein semitisches Lehnwort - wie chrysos, chiton, kinnyra etc. Der Wortstamm läßt eine gute semitische Deutung zu, deren Grundwort man natürlich auch dem Substrat zuschreiben könnte; die hehr. Wurzel "ered" = herabfließen liegt hier zugrunde. Merkwürdig bleibt der Anklang an englische und deutsche, ja rätoromanische Flußnamen wie Erden (England; zur Mosel) und die Arduna in Graubünden. Aber auch gr. "ardö" bewässern und der Name Arethousa, den so viele Quellen tragen (lthaka, Euboia, Sizilien) gehören wohl zur selben Wurzel. Der Atabyrion, der Name des höchsten Berges auf Rhodos, gehört wohl mit prothetischem Vokal zwn Stamm von kar. "taba", sabin. "teba" = Fels, Berg, Hügel. ( 123) Dazu stellt sich der Name des palästinensischen Tabor. In allen Fällen - Theben, Tabai in Pisidien, Tabor - handelt es besonders um mehr oder weniger isolierte oder sonst herausragende Berge oder Burgfelsen. Die Mysteriengötter von Lemnos, Samothrake und Theben - die Kabiren - auch die "Großen Götter" genant, obwohl sie auch als zwergige Kobolde gedacht sind - sind schon lange mit dem semitischen "kabir" = groß, mächtig in Beziehung gesetzt worden. ( 124) Nach Kretschmer freilich ( 125) sind sie nicht semitisch, sondern altkleinasiatisch und mit dem armen. "kibir/kabar" = Kupfer zu vergleichen. Als Söhne Hephaistos - der auch einen mediterranen Namen trägt, der bis jetzt unerklärt blieb - sind sie auch als Schmiedezwerge oder -kobolde aufzufassen. Dem widerspricht freilich, daß es auch weibliche Kabiren gibt; so sind die Kabiren wohl ursprünglich eher Vegetationsgötter. (126) 29 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Kadmos, der thebanische Urheros, wurde als Bruder der Europe, des Phoinix und des Kilix betrachtet. Mit seinem Sohn Illyrios, den wir schon erwähnten und seiner wohl semitisch zu etymologisierenden Gattin Harmonia ( 127) steht er also schon in der Sage in einem vielvölkischen Beziehungsgeflecht, in dem besonders K.ilix, der Heros Eponymos der kilikischen Landschaft, auffällt; die Sage macht Kilix überdies noch zu einem Onkel Sarpedons, so daß auch kretische Beziehungen angedeutet werden. Kadmos ist trotz aller idg. Anknüpfungsversuche wohl sicher zu semit. bzw. hebr. "qadim" = vorwärts, erst, zu stellen und erweist sich damit - wie so oft bei alten Namen, als alter Titel, etwa "Fürst", der zum Namen wurde. Für die im vorigen Jahrhundert weit verbreitete aber durchaus unbewiesene Meinung, daß die Pelasger insgesamt Semiten gewesen seien, gibt es keine Stütze. So haben auch Versuche, den Namen der Pelasger mit dem der Philister zu verknüpfen - die vermutlich Indogermanen waren und irgendwie dem Illyrischen nahestanden - keine Aussicht. 6. Das Pelasgische und das Indogermanische So wenig das nichtidg. "Pelasgisch" 'Nirklich einheitlich ist, sondern Vielfalt der Entfaltungen auf gemeinsamen Grund darstellt, so wenig sind die idg. Teile des "Pelasgischen" einheitlich. Eine Reihe von Forschem glaubt, die idg. Teile - also die vorgriechischen, aber idg. - des Pelasgischen einer oder gar mehrerer völlig ausgebildeter Sprache zuweisen zu können. Demgegenüber ist grundsätzlich zu bedenken: So wenig aus den französischen und lateinischen Lehnoder Fremdwörtern des Deutschen auf eine französische oder lateinische Herrenschicht - ein Superstrat - erschlossen werden kann (und ebenso wenig ein derartiges Substrat), so wenig kann zunächst aus den nicht "echt" griechischen Wörtern des Griechischen auf ein andersartiges, sagen wir illyrisches oder thrakisches oder makedonisches oder phrygisches Substrat geschlossen werden, also eine durchgebildete geschlossene eigenständige Sprache. Fremder Wortschatz in einer Sprache kann durch Substrate, seltener durch Superstrate erklärt werden. muß es aber nicht. Anders gesagt: Rein sprachliche Prämissen reichen dazu nicht aus; kulturgeschichtliche, allgemein geschichtliche und sprachfremde Prämissen - z.B. archäologische - müssen mit bedacht werden. So ist z.B. Merlingens Behauptung, daß Lehnwörterschichten nur von Superstraten her kämen, bedeutend einzuschränken. ( 129) Auch Substratschichten und gerade diese liefern Lehnwörter, Reliktwörter, besonders aus Wirtschaftsbereichen und Tätigkeiten, die von einer etwaigen Herrenschicht nicht ausgeübt, vielleicht sogar verachtet werden. Die Lehnwörter aus den Bantusprachen im heutigen Afrikans beweisen kein Superstrat einer einstigen Herrschaft der Bantus! Es handelt sich vielmehr um Tiere, Pflanzen, Tätigkeiten, geographische Bezeichnungen, für die es in der Sprache der "Herren" kein Äquivalent gab. Die lateinischen Lehnwörter im Germanischen 30 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 beweisen keine römische Herrenschicht der Germanen, sondern Kulturdiffusion, z.B. Kenntnis besserer Techniken (Holzbau gegen Steinbau etwa). Die Sprache der wolgatürkischen Herren der späteren slawischen Bulgaren lieferte so gut wie kein wolgatürkisches Wort ins Bulgarische, erst das Osmanisch-Türkische tat dies. Restbevölkerungen als Zwischen- und Rückzugssiedler - z.B. in den Alpen und Pyrenäen - liefern viele Reliktwörter für spezielle Tätigkeiten und örtlichkeiten. Windekens z.B. will Westindogernanisches im Griechischen als pelasgische Schicht erkennen. (130) Es handelt sich um Wörter, die oft neben "echt" griechischen stehen. Teilweise dieselben Wörter verwendet Merlingen als Basis für seine Rekonstruktion des "Akhäischen" ( 131) z.B. echt griechisches "tymbos" neben akhäisch "taphos" = Grab. Bei Windekens (132) finden wir etwa gr. "akylus" = Eichel, das er zum Stamm von germ. "aik-" stellt, al1d. "eih/eihh" und damit gr. "aigilöps" = eine unbestimmte Art Eiche vergleicht ( der Baum heißt vennutlich "eichelreich"). Dazu wären noch "aigeros" = eine Art Schwarzpappel und der zweite Teil von "krataigos" = ein nicht genau bestimmbarer Baum. vermutlich Weiß- oder Rotdorn (pharmazeutisch crataegus). Ich glaube aber nicht, daß es sich um eine ganze Sprachschicht handelt, auch nicht wirklich an westindogermanische Beziehungen. Es handelt sich eher um eine Variantenbildung, die innerhalb eines neu zu interpretierenden Verhältnisses zwischen Kentum- und Satemsprachen zu behandeln wäre. Es ist ja schon lange klar, daß sich die scharfe Trennung zwischen beiden Gruppen des Idg. - die sich durch die Behandlung der alten Gutturale unterscheiden (Kentumsprachen bewahrten die Gutturale, Satemsprachen verwandelten sie in Sibilanten: gr. kyon = Hund zu altind. svan; lat. centum zu avest. satem, lit. simtas). Aber die scharfe Trennung läßt sich nicht aufrecht erhalten, da vor allen Dingen Satemsprachen auch Kentumformen in ein und demselben Wortstamm nebeneinander haben, lit. akmuo = Stein neben asmuo = Schärfe. In diesen Rahmen gehört die Debatte um die Stellung des Illyrischen und Thrakischen; für beide wurde sowohl Kentumwie Satemcharakter behauptet. Wenn nun Proto-Illyrisches und Proto-Thrakisches, wie man korrekt sagen müßte, sich im idg. Anteil des Vorgriechischen finden, so ist die Bestimmung als Satem- oder Kentumsprache von vornherein durch Unsicherheit gekennzeichnet und kann kein eindeutiges Kriterium der Entscheidung abgeben. Andererseits sind Windekens westindogermanische Bezüge keineswegs eindeutig im Westen verankert - so hat "ichor" Saft in den Adern der Götter, aber auch "Flüssigkeit, Blut, Eiter, Jauche" (!) sowohl westliche wie östliche Beziehungen: mittelir. "iuchair", kirchenslaw. "ikra" = Rogen. Gr. "kedos" = Sorge, Trauer, Bestattung, wird gerne mit "kedistos" = Liebster, avest. "sadra" = Leid, got. "hatis" = Haß zusammengestellt, wozu noch gallokelt. "katu-" = Held zu stellen wäre. Semantisch aber liegen die Wörter so weit voneinander ab, so daß 31 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wohl mit zwei einander überdeckenden Wurzeln zu rechnen ist. Merlingen ( 133) zieht aus seinem Material die Folgerw1g, es habe sich bei seinem "Akhäisch" um eine Satemsprache gehandelt (Windekens Pelasgisch, Georgiews Vorgriechisch) und um eine Oberschicht der Griechen, ein Superstrat. Darüber hinaus will er eine zweite idg. vorgriechische Sprache konstituieren, die er Psi-Griechisch nennt, nach einem Stock von mit ps- anlautenden Wörtern, denen "echt" griechische mit Verschlußlauten gegenüberstehen: "psallo/psello" = schlage zu lat. pello und parallel dazu mit ks- anlautende, wie "xanthos" = blond zu lat. candidus. ( 134) Merlingens Rekonstruktion wirkt etwas involviert: PsiGriechisch, älter als Akhäisch, habe auf dieses eingewirkt, dieses dann auf das Griechische, das auch als das eigentlich autochthone Element erscheint gegenüber den von Kreta kommenden Psi-Griechen und den vom Balkan kommenden Akhäern. ( 135) Im Rahmen dieser Rekonstruktionen stellt sich das Problem der -nth-/-ndNamen wiederum, nämlich ob sie nicht doch teilweise idg. seien, vielleicht gar einer eigenen Sprache entstammten. Pelasgisch einfach dem Illyrischen zuzuschreiben ist unter jedem Betracht zu einfach, wie Lochner-Hüttenbach meinte, (136) so wenig wie Georgiews Vorgriechisch einfach eine Form des Thrakischen wäre. Bei den -nth-, -nd-, -nt-Wörtern ist grundsätzlich mit Voridg. zu rechnen, das sich aber mit älmlichen idg. Nachsilben, besonders -nt traf und überdeckte. Die kleinasiatischen -nd-Namen ( es gibt aber solche auch auf dem Balkan) könnten entweder von jenen hethitischen Wörtern mit dem Nominalsufix -want (wanda, -anda) abstammen oder sich mit ihren Ableitungen gekreuzt haben. Es bedeutet ja "reichlich mit etwas versehen". ( 137) Etwa psidisch Sibidunda, "Ort, an dem Granatäpfel vorkommen" zu "sibde" = Granatapfel. Die Nebenform "side" ergab übrigens den Namen der Stadt Side, in der eine eigene nichtidg. Sprache gesprochen wurde, vielleicht auch eine Nachfolgesprache des Hethitischen, das Siderische. Ein interessantes Problem wirft in diesem Zusammenhang A. Leyden auf. (138) Er untersucht die Behauptung Herodots, nach der sich unter den Vorfahren der Dorer Ägypter befänden, nämlich von deren Führungsschicht, die einen Ahnhern Agyptios verehrte. (139) Hierher gehören auch die Vorfaltren der Danae = wörtlich der Danaerin, wozu man unter den Seevölkern die Denyen/Danuna zu vergleichen hat. (140) Auch im Stammbaum des Herakles erscheinen an 9. Stelle die beiden Brüder Aigyptios und Danaos. (141) Leyden gewinnt, indem er die Stammbäume wörtlich nimmt und die Generationenfolgen durchrechnet, etwa die Mitte des 2. vorchristlichen Jalrtausends, also ungefähr die Hyksoszeit der 15. Dynastie und setzt die Achäer mit den idg. Teilen der Hyksos gleich. Mindestens waren sie nach ihm nahe Verwandte, die sich auch untereinander verschwägerten - Argos mit Ägypten - und die letztlich der idg. Kubankultur entstammen. Diese Möglichkeiten sind a priori nicht auszuschließen - unter den 32 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Achäer- oder Dorervorfahren könnten sich auch Angehörige der Hyksos oder der Seevölker befunden haben - beides ja Koalitionen, die idg. wie nichtidg. Volkssplitter, Abenteurer, Seeräuber und Landsucher in bunter Mischung enthielten. Lochner-Hüttenbach stützt sich in seiner Bestimmung des Pelasgischen als illyrisch (142) besonders auf den Namen des Pelasgers Teutamos, der rein illyrisch sei. Das scheint zunächst zweifellos, er gehört zu dem Stammwort "teuta", das Volk, Gemeinde, Land bedeutet und zahlreiche illyrische, keltische und germanische Bildungen geliefert hat, so den Namen der illyrischen Königin Teutana, was also nichts weiter als Herrscherin bedeutet, im ahd. "diot" = Volk, das unser deutsch geliefert hat, im Namen des keltischen Gottes Teutates, im Namen der Teutonen und ihres Anführers Teutoboduus, der einen rein keltischen Namen träb>t - es wird sich wohl um einen germanischen Stamm mit teilweise keltisierter Oberschicht gehandelt haben. Aber Teutamos hat Söhne mit rein griechischen Namen, Hippothoos, den "Rossebegeisterten" und Pylaios, "den vom Festungstor", und überdies erscheint der Name auch in der Gruppe karischer Personen- und Ortsnamen mit -m-Sufix. ( 143) Er gilt da als Vater des Bias aus Priene, der karischen Küstenstadt. Andererseits gilt Teutamos als Sohn des Doros, dem wiederum ein Bruder Aiolos zugeschrieben wird - "der Gemischte", womit wieder einmal im Gefüge der Genealogien der heroischen Adelswelt auf die ethnische Mischung angespielt wird. Aber auch Teuthras, der eponyme König Mysiens, der Auges Sohn Telephos adoptiert, wird hierher gehören. Telephos wiederum deutet auf Zusammenhänge zwischen dem Vorgriechischen, dem Etruskischen und hethitischen Nachfolgesprachen hin. Telephos, vermutlich ein verblaßter arkadischer Licht- oder Sonnengott - der fernhin Leuchtende - wird nach Mysien gebracht und dort dem hethitischen Gott Telepinu gleichgesetzt. (14) Darin erhielt sich, nach Schachermayrs gut begründeter Ansicht, die mysische Version der Etruskerherkunft gegenüber den von Herodot (145) vertretenen lydischen. Telephos werden die Söhne Tarchon und Tyrsenos zugeschrieben. Weite Teile des späteren griechischen Siedlungsgebiete waren einst thrakisch besiedelt: Nordostgriechenland, die Chalkidike, Samothrake, Imbros, Lemnos, Kos. Lesbos, das Gebiet der heutigen Dardanelle, des Bosporus; schon von daher ist ein sprachliches Substrat zu erwarten. Dazu kommen thrakische Heroen w1d Götter, die in die griechische Mythologie übergingen: Orpheus, Rhesos, Semele. Thrakische Wörter oder solche thrakischen Ursprungs waren den Griechen vertraut: "brytos" = Bier, eigentlich Gebrautes; "skalme" = Schwert; "myrmax/ bormax" = Ameise mit dem typischen Wechsel von m/b im Anlaut. Unter den alten Familien z.B. die Familie der Thrakidai in Delphi; vielleicht auch Dionysos, der freilich schon in den Linear-B-Täfelchen vorkommt, was chronologische Schwierigkeiten macht. Namen wie Rhesos. Wörter wie "zelmos" = Fell zeigen das 1uakische als eine Sprache vom Satem-Typ, während im verwandten Phry- 33 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gischen gelegentlich Satem- und Kentmn-Formen wechseln: die Stadt Manegordum erscheint auch als Manezordum. ( 146) Die Antike hielt Thraker und Illyrier oft nicht auseinander. So gilt der Stamm der Darsioi bald als thrakisch, bald als illyrisch; dem illyrischen Quellgott Bindos entspricht ein thrakischer Bendos ( 147), wozu wohl auch die thrakische Bendis/Mendis gehört. (148) Die trojanischen Schichten VI-VII ( 13. -12. Jh.) zeigen thrakischen und/oder phrygischen Einfluß; die Trojaner, ein thrakisch-phrygisch- ägäisches Gemisch mit Einflüssen von hethitischen Nachfolgeresten her, hatten wohl eine griechisierte Oberschicht. In diesen Zusammenhang gehört etwa das umstrittene Volkstum der Dardaner. ( 149) Es war im illyrisch-thrakischen Grenzbereich zuhause und hate in der Troas einen Außenposten: Dardanos wird ja als Ahnher des Priamos geführt, der seinerseits einen vermutlich thrakischen (oder phrygischen?) Namen trägt, der wohl kaum etwas anderes als ursprünglich "Fürst, Anführer" bedeutet haben kann - vielleicht handelt es sich bei den Dardani/ Dardanoi um einen ursprünglich illyrischen Stamm, der thrakisiert, später griechisiert wurde. Wie immer man die Stellung des idg. Anteils des "Pelasgischen" zum Illyrischen oder Phrygischen beurteilen will, es ist zu bedenken, daß wir von beiden Sprachgruppen nicht viel mehr wissen, als daß sie vermutlich Satemsprachen waren - was kentumsprachliche Parallelen, wie wir gesehen haben, nicht ausschließt. Dabei müssen wir für das 2. vorchristliche Jahrtausend, in dem sich die für das Griechische wesentlichen sprachlichen Bewegungen vollzogen, eher mit proto-illyrischen und proto-thrakischen Dialektpopulationen rechnen, deren Sprachen nicht als Ganzheiten, sondern nur in bestimmten Wortfeldern und - schichten in das entstehende Griechisch (seiner vollen Ausbildung nach gesehen) inkorporiert wurden. Sicherlich waren starke nichtgriechische Unterschichten vorhanden. (150) Streng genommen sollte man nur die nichtidg. Anteile als "Pelasgisch" bezeichnen, besonders die Sprache der Silben -nth, -ass- etc. ( 151) 7. Schlußbemerkungen "Pelasgisch" stellt keine einheitliche vorgriechische Sprachfonn vor, wie Georgiew, Windekens oder Schachermayr jeweils von verschiedenen Standpunkten aus dachten. Auch die Zerlegung in einen idg. und einen nichtidg. Anteil bereinigt das Problem noch nicht. Beide Anteile sind ihrerseits in sich vielfältig. Der idg. Anteil läßt sich in eine westliche und eine östliche Komponente teilen - die westliche, die irgendwie dem Illyrischen nahestand, das sich schon uneins gewesen sein muß: Protoillyrisches, ausgebildetes Illyrisches und Konvergenzbereiche sowohl zwischen verschiedenen Möglichkeiten des Illyrischen als auch zwischen dem Illyrischen und Thrakischen; die östliche, die irgendwie dem Thrakischen, weniger dem Phrygischen nahestand, wobei die frühere enge Bindung des Thrakischen an das Phrygische aufgegeben ist: Kein thrako-phrygischer 34 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Sprachstamm wird mehr vorausgesetzt, womit noch Kretschmer operierte. Der nichtidg. Anteil ist seinerseits vielfältig und uneinheitlich; er umfaßt Altkleinasiatisches mit kaukasischen Bezügen. Ägäisches. das weniger oder gar keine kaukasischen Beziehungen zu haben scheint, Tyrsenisches, das zum Etruskischen hinüberverbindet. Dies alles aber auf einem gemeinsamen Grund, dem mediterranen Substrat in seiner östlichen Ausprägung, aber mit Bezügen, die nach Westen reichen. Die indogermanischen Züge in Teilen des pelasgischen Wortschatzes, besonders im Etruskischen, erklären sich einerseits aus der vorauszusetzenden Urverwandtschaft zwischen dem mediterranen Substrat und dem Indogermanischen, andererseits aus verschiedenartigen idg. Berührungen, die teilweise schon vor den Wanderungen der uns bekannten idg. Völker - Thraker, Illyrier, Griechen - das östliche Mittelmeer und Kleinasien ereicht haben und so zu indogermanoiden Erscheinungen beitrugen, die Kretschmer seiner raeto-pelasgischtyrsenischen Einwanderungswelle zuschrieb. So gesehen zeigen uns die nichtidg. wie die idg. Sprachschichten, die schon vorgriechisch sind. auch trümmerhaft und ausschnittsweise den Prozeß der lndogermanisierung des östlichen Mittelmeerraums. Mit dem Pelasgischen in unserer Definition, die eigentlich nur den nichtidg. Anteil erfassen sollte, fassen wir einen Zipfel oder mehrere kleinere des großen mediteranen Sprachnetzes, für das das alte Wort gilt: Vielfalt, die sich dennoch als Einheit darstellt. Anmerkungen: < 1) Homer: Ilias XIII, 449-553; XIV, 321; XVIII, 590-606; Odyssee XI, 331-335, 568-573; XIX, 178-181. (2) Alfred Heuß: Die archaische Zeit Griechenlands als geschichtliche Epoche, in: Antike und Griechenland II, Hamburg 1946, p. 27. (3) Heuß: op. cit. p. 28 (4) Heuß: p. 28-29 (5) Heuß: unter Berufung aufHesiod: Theogonie 33; 38: die Musen heißen Hesiod, Vergangenes, Gegenwärtiges. Künftiges zu künden. (6) Franz Hampl: Die Chronologie der Einwanderung der griech. Stämme und das Problem der Nationalität der Träger der mykenischen Kultur, in: Museum Helveticum 17, 1960, pp. 57-86; Peter Waren: Die ägäischen Kulturen, München 197 5, pp. 10-11; Nikolas Platon: Kreta, in: Die Großen Kulturen der Welt. Archäologia Mundi, München 1968/3, pp. 206-207; J.B. Haley: The Coming of the Greeks, in: Arnerican Journal of Archaeology 32, 1928, pp. 141-145 (7) Zu den Seevölkern vgl. N.K. Sandars: The Sea Peoples, Warriors of the Ancient Mediterranen, London 1978, bes. pp. 161-162; Warren hält die Seevölker für Hethiterverwandte. (8) Johann Richard Mucke: Die Urbevölkerung Griechenlands und ihre allmähliche Entwicklung zu Volksstämmen, l. Halbband, Leipzig 1927 /2 35 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (9) Mucke: op. cit. p. 53 (10) Vgl. dazu den mykenischen Namen Aigyptios = ai-ku-pi-ti-jo, nach Jula Kerschensteiner: Die mykenische Welt in ihren schriftlichen Zeugnisse München 1970, Tusculum-Schriften, p. 39 ( l l ) Paul Kretschmer: Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten, in: Glotta 28, 1940, pp. 231-278; der zweite Teil in Glotta 30, 1943, pp. 84-278; Fritz Schachermayr: Prähistorische Kulturen Griechenlands, in: Pauly Wissowas Realencyclopädie etc. 4. Halbband, Stuttgart 1954, bes. pp. 1.475-1.494 über Völkerbewegungen und 1.494-1.548 über vorgriechische Sprachreste; zu den Bandkeramikern vgl. Carl Schuchhardt: Alteuropa 1935/3, Berlin, bes. pp. 175-180; Herbert Kühn: Vorgeschichte der Menschheit 2, Köln 1963, pp. 76-103; HansJürgen Eggers: Einführung in die Vorgeschichte, München 1959, pp. 192-193; Richard Pittioni: Der urgeschichtliche Horizont der vorgeschichtlichen Zeit, in: Propyläen-Weltgeschichte 1, Berlin 1961, p. 233; dazu Fischer Weltgeschichte 1. p. 115 (12) Fritz Lochner-Hüttenbach: Die Pelasger, Wien 1960; Arbeiten aus dem Institut für vergleichende Sprachwissenschaft, herausgegeben von Wilhelm Brandenstein, Graz. Für Herodot wurde die zweisprachige Tusculum-Ausgabe von JosefFeix, München 1963, benützt. (13) Strabo: Geographia (Loeb Classical LibraryJ VII, 331-341. (14) Herodot I, 57 ( 15) Herodot: ibidem (16) Herodot I, 146 (17) J.A.R. Munro: Pelasgians and Ionians, in: The Journal of Hellenic Studies 54, 1934, pp. 109-125, der Aioler und Ionier für hellenisierte Pelasger hält; vgl. Herodot VII, 94-95 (18) Vgl. Verfasser in: Alteuropäisch und Altkanarisch, eine Abgrenzung, in: Kanarische Studien 1, Hallein 1986, bes. p. 41, bzw. Almogaren XIII-XIV, 1982/83, p.41 (19) Michael C. Astour: Helleno-Semiticia. An ethnic and cultural study ofWest Semitic Impact on Mycenaean Greece, Leiden 1965, p. 153; Astour geht gelegentlich zu weit in seinen semitischen Etymologien. (20) Pausanias XX (21) Herodot II, 49 (22) Herodot II, 50 (23) Herodot II, 51 (24) Herodot II, 56 (25) Pausanias (Loeb Classical Library) I, 39,5 (26) Herodot IV, 145 (27) Homer: Ilias I, 594; Odyssee VII, 294 (28) Herodot V, 26 36 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (29) Herodot VII, 94-95 (30) Herodot VI, 137 (31) Herodot VI, 138 (32) Herodot VIII, 44 (33) Vgl. Verfasser Almogaren XIII-XIV op. cit. pp. 39-40 (34) Herodot VI, 136, 140 (35) Herodot Il, 52 (36) Herodot II, 65 (37) Lochner-Hüttenbach: Die Pelasger op. cit. pp. 177-180 (38) Gustav Glotz: The Aegaean Civilization, London 1951/1, 1968/2, p. 11 / 31 (39) Bei Aischylos: vgl. Lochner-Hüttenbach op. cit. p. 12 (40) Kallimachos: Hymnen (Loeb Classical Library) V, 4 = Hymnus für Pallas Athene; vgl. Hymnus II, 60: blonde Libyerinnen (41) Apollonios Rhodios: Argonautica (Loeb Classical Library) I, 580 (42) Apollonios Rhodios op. cit. II, 239 (43) ibidem I, 380 (44) Homer: Odyssee XII, 235 (45) Vgl. Verfasser: Alteuropäisch und Altkanarisch, op. cit. pp. 40-41 (46) Nach Lochner-Hüttenbach op.cit. p.27=Fragmenta Graec. Historie. 268 F5 (47) Strabo V, 2, 4 (48) Odyssee XIX, 175 (49) Ilias XVI. 233 ( 50) Ilias II, 840 (51) Strabo V, 2,8 (52) ibidem V, 4,8 (53) ibidem VII, 7,10; vgl. Odyssee XII, 233 (54) Strabo XII, 3,5 (55) Odyssee III, 366 ( 56) Ilias X, 429 (57) Strabo VIII, 345 (58) Strabo XIII, 3,3 (59) Dionysios v. Halikarnassos: Antiquitates Roman. (Loeb C'Iassical Library) I, 22- 24 ( 60) Dionysios v. Halik. op. cit. I, 11,2; ibidem I, 17 ( 61) ibidem I, 11,2 (62) I, 17; 18-20 ( 63) I, 22-24 (64) l, 25 (65) Thukydides: Der peloponnesische Krieg IV, 109,2 (66) Dionysios v. Halikarnassos: op. cit. I, 29 (67) Herodot I, 57 37 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ( 68) Pausanias: Beschreibung Griechenlands, VIII, 1,4 (69) Strabo V, 15 (70) Vgl. Eduard Meyer: Die Pelasger in Attika und Lemnos, in: Philologus N.F. 2, 1889, pp. 466-468; Meyer läßt die attischen Pelasger erst nachträglich durch Hekataios erfunden sein - eine willkürliche Anahme. (71) Für weitere z.T. phantastische Deutungsversuche vgl. Lochner-Hüttenbach, op. cit. pp. 143-147 (72) Vgl. J. L. Myres: A History of the Pelasgian Theory, in: Journal of Hellenic Studies 27, 1907, pp. 170-225; Myres bespricht die antiken Deutungsversuche ( 73) Schachennayr: RE op. cit. coll. 1.494-1.548; Reallexikon der Vorgeschichte, ed. Max Ebert, IV, 2, Berlin 1962, pp. 521-528; Paul Kretschmer: Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache, Göttingen, 1896; J. Albert Windekens: C'ontributions a l'etude de l'onomastique pelasgique, Louvain 1954, in: Bibliotheque du Museon 35; Schachermayr hält das Pelasgisch-Ägäische für eine einheitliche voridg. Sprachschicht; Windekens bringt oft zweifelhafte idg. Etymologien. (74) Vgl. Verfasser: Alteuropäisch und Altkanarisch, op. cit. pp. 39-40; Walter Steinhauser: Der Name des Atlasgebirges, in: Glotta 25, 1936, pp. 229-238 = Festschrift für P. Kretschmer zum 70. Geburtstag (75) Ilias II, 738; Strabo IX, 439-443 (76) Pausanias III, 20, 7 (77) Windekens: op. cit. p. 37 (78) Vgl. Hans Krahe: Sprache und Vorzeit, Heidelberg 1956, p. 49 (79) Windekens: op. cit. pp. 1-5; Schachermayr: op. cit. coll. 1.502-1.510; Kretschmer: Einleitung op. cit. pp. 293-311; ders.: Die vorgriechischen Sprach- w1d Volksschichten II, op. cit. pp. 237-248; Albrecht Debruner: Eberts Reallexikon op. cit. pp. 524-525; Kretschmer: Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten II, op. cit. pp. I 04-111; Paul Faure: Kreta, Stuttgart 1978/2, pp. l 09-118; Kral1e: op. cit. pp. 145-146 (80) Schachennayr: op. cit. coll. 1.507, Karte 6 (8 l)Glotz: op. cit. pp. 386-387; Schachermayr: op. cit. pp. 1.517-1.518 (82) Schachermayr: op. cit. coll. 1.519 ( 83) C'yrus Herz! Gordon: Notes on Minoan Linear A, in: Antiquity 1957, p. 124; dazu (vorsichtiger) R.W. Hutchinson: Prehistoric C'rete, Penguin Books 1962, p. 79 (84) Windekens: op. cit. (85) Faure: op. cit. (86) P. Kretschmer: Die ältesten Sprachschichten aufKreta, in: Glotta 31, 1951, pp. 1-20 (87) Odyssee XIX. 175-177 (88) Strabo XII, 573 38 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (89) Krahe: op. cit. pp. 143-160; zur Lemnos-Inschrift p. 153 (90) Herodot VIII, 135 (91) Bias II, 867 (92) Herodot I, 171 (93) Herodot I, 172 (94) Strabo XIV, 2,28 (95) Strabo XIV, 2,23; Herodot V, 119 (96) Herodot VII, 96 (97) Herodot II, 152 (98) Herodot II, 163; Strabo XVI, 2,27 (99) Pomponius Mela: De Chorographia I, 16 ( 100) Wilhelm Brand:!nstein: in RE Supplement VI, Stuttgart 1935, col. 140-146 ( l O l) Cicero: De oratore, 25 ( 102) Vgl. Verfasser: Sprache und Vorgeschichte in den Alpen, Vortrag in Hallein 1985, im Manuskript pp. 13-14 (103) Wilhelm Brandenstein: Der Name Labyrinth, in: Die Sprache II, 2, 1950, pp. 74-75; Paul Kretschmer: Die Leleger und die ostmediterrane Urbevölkerung, in: Glotta 32, 1953, pp. 161-203 ( 104) Hans L. Stoltenberg: Neue Lesung der karischen Schrift, in: Die Sprache IV, 1958, pp. 139-151 ( 105) Herodot I, 57 ( 106) Herdot IV, 145 ( 107) Paul Kretscluner: Pelasger und Etrusker, in: Glotta 11, 1921, pp. 276-285 (108) Ambros Josef Pfifig: Die etruskische Sprache. Versuch einer Gesamtdarstellung, Graz 1969, pp. 123-130; Emil Vetter: Die etruskischen Zahlwörter von 1-6, in: Die Sprache VII, 2, 1962, pp. 123-141; H.L. Stoltenberg: Die Bedeutung der etruskischen Zahlennamen, in: Glotta 30, 1943, pp. 234-24 (109) P. Kretschmer: Pelasger und Etrusker op. cit. pp. 277-285 ( 110) Suetonius: Kaiserbiographien, Augustus 97 ( 111 ) Herodot I, 57 (112) Pausanias V, 7,1; Odyssee III, 294 ( 113) P. Kretschmer: Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten H, op. cit. pp. 213-218 (114> op. cit. p. 213 (115) op. cit. pp. 170-173 ( 116) Massimo Pallaottino: Die Etrusker, Frankfurt a.M. 1963 = Fischerbücherei 604, bes. pp. 61-63 ( 117) Vgl. Astour op. cit. ( 118) Herodot II, 49 (119) Pausanias IX, 5,3 (120) Sabatino Moscati: Die Kulturen des alten Orients, München 1962, pp. 184- 39 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 209; derselbe: Geschichte und Kultur der semitischen Völker, Stuttgart 1953, pp. 88-91; C.H. Gordon: Tue Greeks and the Hebrews, in: The Scientitic American, February 1965, pp. 102-111. Derselbe: Evidence for the Minoan Language, Ventnor N.Y. 1966, rez. Wolfgang Dressler, in: Wiener Studien 80 = N.F. 1, 1967, pp. 252-253 ( 121) T.B.L. Webster: Von Mykene bis Homer, München/Wien 1960, pp. 23-24, 95-99, 119-120 ( 122) Ilias VII, 135 (123) Vgl. Verfasser: Sprache m1d Vorgeschichte in den Alpen, op. cit. Nr. 15 = pp. 23-24 des Manuskripts (124) Herodot II, 51; Astour: op. cit. pp. 155-157 (125) P. Kretschmer: Zeitschrift f. vergl. Sprachforschung 55, 1928, p. 82 (126) Karl Kerenyi: Die Mysterien der Kabiren, in: Eranos-Jahrbuch 11, 1944, pp. 11-53; und dasselbe in: Albae Vigiliar, N.F. 1945, pp. 42-78 (127) Pausanias IX, 21,1 (128) Astour: op. cit. p. 112 (129) Weriand Merlingen: Das Vorgriechische und die sprachwissenschaftlichvorhistorischen Grundlagen, Wien 1956, p. 51 ( 130) Windekens: Pelasgisch und Indogermanisch, Neues Material, in: Die Sprache IV, 1958, pp. 128-138; derselbe: Le pelasgique. Essai sur une langue prehellenique, Louvain 1952; Contributions etc. op. cit. (131) Das Vorgriechische etc. op. cit. (132) Windekens: Pelasgisch und Indogermanisch, op. cit. pp. 128-130; Merlingen: op. cit. p. 10 ( 133) Merlingen: op. cit. pp. 42-45 (134) Weriand Merlingen: Eine ältere Lehnwörterschicht im Griechischen I-11, Öst. Akad. d. Wissensch. Phil.-Hist. Kl., Schriften der Balkenkommission, Linguist. Abteilung 17-18. Wien 1963-1967. (135) Merlingen: Eine ältere Lehnwörterschicht etc. II, op. cit. pp. 85-97; ders. (für Akhäisch) Fair Play for Pelasgian, in: Lingua 18, 1967, pp. 144-167; Wladimir Georgiew: Vorgriechische Sprachwissenschaft, Sofia 1941-1945; zur Kritik an Merlingen bes. Heinz Kronasser: Eine ältere Lehnwörterschicht im Griechischen? in: Die Sprache XIV, 2, 1968, pp. 166-167; die Kritik ist grundsätzlich zutrefend, oft aber überspitzt. (136) Lochner-Hüttenbach: op. cit. pp. 187-181 (137) Günter Neumann: Beiträge zum Lykischen II, in: Die Sprache VIII, 2, 1962, pp. 209-212 (138) A. Leyden: Herodot und das barbarische Europa/ Die Herkunft der Griechen, in: Mannus. Bibliothek, N.F. 22, Bonn 1985, bes. pp. 62-73 (139) Herodot VII, 53 (140) Sandars: Tue Sea Peoples, op. cit. pp. 161-164 40 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (141) Vgl. die Tafel II bei Leyden, op. cit. (142) Lochner-Hüttenbach: op. cit. pp. 151-154 ( 143) Ilias II, 840-843 ( 144) Fritz Scbachermayr: Telephos und die Etrusker, in: Forschungen und Betrachtungen zur griechischen und römischen Geschichte, herausgegeben aus Anlaß seines 80. Geburtstages, Wien 1974, pp. 322-328 (145) Herodot I, 94 (146) Herodot I, 57; Strabo VII, 331; Ilias I. 594 ( 147) Kretschmer: Einleitung etc. op. cit. p. 236 ( 148) Herodot IV, 3 3 (149) Joseph Wiesner: Die Thraker, Stuttgart 1963, pp. 56-59 ( 150) Weriand Merlingen: Eine ältere Lehnwörterschicht etc. op. cit. (151) Lochner-Hüttenbach: op. cit. pp. 180-181 Abstract Tue Pelasgians do not constitute a uniform pre-Greek or/and pre-Indoeuropean people or linguistic stratum, as Georgiew, Windekens. Schachennayr. Lochner-Hüttenbach once thought, starting from diferent premises. Even simply dividing the Pelasgians into an indo-european and a non-indoeuropean part does not solve our problem: who were the Pelasgians? The ie. elements are to be divided up into a group. which had strong relations to the Illyrian dialects and another group, that had a similar relationship to Thracian. This is comparatively simple. Much more complicated were the relations between the various non-ie. groups. constituting the element, which the Greeks themselves feit to be completely alien. Here we have Aegean, ancient Anatolian, Caucasian, Tyrsenic, leading to Lemnic and Etruscan. Al 1 these populations must have a common basis, which we call the mediterranean substratwn in its eastern development. But even in these groups there are linguistic traits which sound ie. This has a number of causes: some kind of relationship between IE., Caucasian and Mediterranean; secondary relationships by migration and diffusion. Small ie. groups must have reached the eastem Mediterranean long before the ancestors of the Greeks arived; this does not mean "Proto-Greeks" ( "Urgriechen" ). The Greeks or Hellenes rather constituted themselves as a nation much later after h:wing reached present-day Greece. The story of the Pelasgians allows us a glimps at the process we call "indo-europeanization", ie. at some of its stations. Dealing with Pelasgian we get hold of a comer of the vast web of the Mediterranean. 4 1 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017
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Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Die Pelasger |
Autor principal | Stumfohl, Helmut |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 21-1 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1990 |
Páginas | pp. 011-041 |
Materias | Historia Antigua ; Grecia |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 1257294 Bytes |
Texto | Almogaren XXI / 1 / 1990 1. V orhemerkungen Hallein 199 l Helmut Stumfohl Die Pelasger (1986) l l - 41 Bei dem antiken Volksnamen "Pelasger", dessen Bedeutung unbekannt ist, geht es um Probleme des vorgriechischen und des ostmediterranen Substrats. Die herkömmliche klassische Philologie bzw. Archäologie sah nur die Griechen und da nur die der sogenatmten klassischen Periode, d.h. des perikleischen Zeitalters und des Hellenismus - das war im Grunde die Fortsetzung einer schon altgriechischen Denkweise: Den Griechen waren nur die Griechen interessant, alle anderen Völker hingegen Barbaren, deren Sprache rauh, eben "barbarophönos" war. Man sah sie als Kuriositäten an, nahm sie allenfalls als Sklaven zur Kenntnis, ausgenommen Herodot, dessen unersättliche Neugierde uns mit anderen Schriftstellern viele, aber meist strittige und mehrdeutige Nachrichten hinterließ. Den gebildeten Griechen waren die Zwischensiedler, die zwischen den griechischen Stämmen saßen, deren Sprache(n) oder Dialekt(e) sie nicht verstanden, Barbaren, Pelasger genannt; man unterschied sich von ihnen um so mehr, als es mit der starnmesmäßigen "Reinheit" der griechischen Stämme gar nicht zum besten stand. Manchmal scheint man sie auch für mindere Griechen gehalten zu haben, deren Dialekt man nicht verstand, eine Haltung, die man noch heutigentags antrefen kann, z.B. den griechischen Albanern gegenüber, die in Attika, auf Salamis, auf vielen ägäischen Inseln, in Arkadien siedeln. "Da drüben wohnen Griechen, deren Dialekt ich nicht verstehe", sagte mir ein Grieche im innersten Arkadien und wies auf das nächste Dorf. Er war erstaunt von mir zu vernehmen, daß es sich überhaupt nicht um Griechen, sondern um "Arnavitzi", also Albaner handele - und dies, obwohl er unweit davon geboren und aufgewachsen war. Die Bezeichnung Pelasger verbirgt die Tatsache, daß es sich nicht um eine einheitliche Bevölkerung gehandelt hat; was wir heute Pelasgisch, Ägäisch, Vorgriechisch, Protogriechisch, Protindogermanisch, Tyrsenisch, Karisch-Lelegisch, Eteokretisch nennen oder nennen hören, ist grundsätzlich nicht gleichzusetzen. Die Bezeichnw1gen überschneiden sich aber teilweise auf gemeinsamen Grunde, eben dem ostmediterranen Substrat. Über den klassischen griechischen Lebensraum hinaus wußten die Griechen besonders von kleinasiatischen und afrikanisch-libyschen Beziehungen. Indem die Sage Sarpedon, den Bruder des kretischen Minos, nach einem Streit nach Kleinasien gehen läßt, nach Lykien - es gab übrigens auch ein Orakel eines Apollo Sarpedonios in Kilikien - und dort zum König werden läßt, zeigt sich ein dunk- 11 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 les Bewußtsein der alten Beziehungen. Der Iykische Sarpedon kämpft gegen die Achäer im Dienste Trojas. ( 1) Sarpedon gilt als Sohn der Europe oder der Laodameia, der Tochter des lykischen Helden Bellerophon (der vielleicht ein semitischer Bel-Raphon ist). In diesen Namen drückt sich ein Beziehungsgefüge aus, das Kreta, Griechenland, Kleinasien, Vorderasien umfaßt. Modem gefaßt würden wir vom "ostmediterranen Substrat" sprechen. Wer waren also die Pelasger? Waren sie einfachhin Vertreter des ostmediterranen Substrats? Semiten? Anatolier? Reste des balkanischen voridg. Substrats'! Kaukasier? Luwier? Hethiter? Etrusker? Thraker'! Illyrier'' Die Fülle der Fragen weist auf mehrere Lösungsmöglichkeiten hin. Mit den Pelasgern tauchen Seitenprobleme auf, die nicht ganz umgangen werden können. 2. Das Problem der griechischen Ethnogenese Dies ist das Problem der Indogermanisierung Griechenlands. Da wir von Griechen sprechen, erhebt sich die Frage, seit wann es ein griechisches Gesamtbewußtsein gegeben habe? Ein solches Selbstverständnis begründet sich teils fiktiv, teils real genetisch, besonders aber auch religiös, weniger politisch. Die Griechen der kretisch-mykenischen Zeit (von der Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends an etwa) haben gewiß kein griechisches Selbstbewußtsein im modernen Sinne besessen: " ... die Griechen der mykenischen Zeit sind noch nicht zum Bewußtsein ihrer selbst gelangt." So Alfred Heuß. (2) Es bedurfte, ihm zufolge, eines mächtigen äußeren Anstoßes, um die griechischen Stämme zum Bewußtsein ihrer Identität zu bringen: "Die große Wanderung (Heuß meint die dorische Wanderung) brachte zusammen mit der endgültigen Beseitigung der kretischen Restbestände, dem Zusammenbruch der vorderasiatischen Großreiche (Hethiter, einschließlich Ägyptens) Ereignisse, die außer für die Griechen auch den Israeliten und den Phönikern die Grundlage ihrer Entwicklung gaben." (3) Die Perserkriege (4) vollendeten diesen Prozeß und bezeichnen zugleich das Ende der archaischen Geschichte. "Zwischen dem Ende der großen Wanderung - 12. bis 1 I. Jahrhundert v.Chr. - und dem Beginn der Perserkriege, also in der archaischen Zeit, haben die Griechen Zeit und Gelegenheit zu einem einheitlichen Bewußtsein zu gelangen." Folgende Faktoren spielen laut Heuß eine besondere Rolle, die alle zum hellenischen Gesamtbewußtsein beitragen: a) die Erfindung, d.h. Übernahme der semitischen Alphabetschrift (von Heuß ins 10. Jahrhundert verlegt; sie fand eher im 9. statt), b) die Ausbildung der olympischen Religion, die die vielen z.T. vorgriechischen Lokalkulte überlagert und die dazu beiträgt, das Mythische zu historisieren (5), c) deutliche Ausbildung der Stämme, deren Zusammengehörigkeitsgefühl dann analog auf eine größere Einheit übertragen wird und zum "Inbegrif des Volkes" führt ' d) die Wirkung der Kolonisation, die sich besonders auch in den Zulassungsbe- 12 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dingungen der großen Wettspiele, besonders der olympischen, widerspiegelt: diese waren in erster Linie religiöse Feste und nur Griechen waren zugelassen, und endlich e) die Ausbildung der Polis und innerhalb der Polis der Aufstand der Tyrannis gegen die Adelsherschaft. Heuß gibt, wie fast alle Historiker. also nur die Bewußtseinsgeschichte, nicht aber was zuvor, im Spannungsfeld zwischen dem Vorgriechischen und Griechischen, zur Ethnogenese führte. Einige Hauptdaten als Rahmen einer mehr oder weniger absoluten Chronologie: Die teilweise Zerstörung der frühhelladischen Kulturen. wo sich der Kulturhorizont plötzlich verändert - was übrigens nicht überall der Fall ist - spätestens zwischen 2200 bis 2000 v.Chr. wird allgemein als Beginn der achäischen Eroberung bzw. Einwanderung angesehen, die sicher auch teilweise Einsickern kleinerer Gruppen gewesen ist, was vermutlich schon früher begann. Es ist möglich, daß sich erst während und als Folge der frühachäischen Einwanderung das Griechische, wie wir es kennen, ausbildete, daß aber frühachäische Sprachreste neben der vollendeten Griechisierung als Unterschicht übrigbleiben, wobei der Ausprägung nach dieses Frühachäisch nähere Beziehungen zum Proto-Illyrischen gehabt haben könnte. Unser Problem wird dadurch verschärft, daß uns die balkanischen Sitze unserer Frühgriechen unbekannt sind, wo sie in enger Nachbarschaft mit proto-illyrischen Gruppen gelebt haben werden. (6) Diese Griechen gründeten die mittelhelladische und mykenische Kultur, die ihrerseits wieder von Seitenverwandten. spätestens im 14. Jahrhundert abgelöst wurde, möglicherweise spielte dabei auch die Verheerung eine Rolle, die der Ausbruch des Santorin bis nach Kreta verursachte. Eine spätere Schicht konstituiert die eigentliche dorische Wanderung, die wieder von der Seevölkerbewegung, die Vorderasien und Ägypten berennt, nicht getrennt werden kann. Dieser Teil der Griechen konstituiert sich als die eigentlichen Dorer, die sicher einen starken Grund illyrischer Beimischung haben; die möglichen Verwandten der Dorer, die Danaoi tauchen als Danuna unter den Seevölkern auf, (7) hinterließen ihre Spuren vielleicht sogar im Namen des israelitischen Stammes der Dan. Es gab daher auch keine Ur-Griechen, die als geschlossenes Volk aus ihren balkanischen Sitzen eingewandert wären, sondern verschiedene verwandte Gruppierungen - wir nennen sie Populationen - mit den verschiedensten Querbeziehungen und Gruppenbildungen wandern zu verschiedenen Zeiten in den griechischen Raum und verschmelzen aufgrund weitreichender Assimilation mit den voridg. und idg. aber vorgriechischen Bewohnern zu den griechischen Stämmen, die wir kennen und die ihrerseits allmählich zur Nation werden - was im Begrif "Hellenen" steckt. So betont Mucke ( 8) mit recht, daß es kein griechisches Urvolk gegeben habe, zieht aber daraus den falschen Schluß einer extremen Autochthonie - ihm 13 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 zufolge hat es überhaupt keine Einwanderung gegeben - und preßt die Vorgeschichte viel zu stark in das eiserne Korsett eines weltbestimmenden Gegensatzes zwischen Berg- und Talbewohnern, der stets auch ethnisch und sprachlich zu verstehen wäre. So wie es kein griechisches Urvolk gab, so auch kein pelasgisches, sondern nur dazwischensiedelnde Griechen anderer Stämme und Nichtgriechen verschiedener Herkunft. (9) Diese vorgriechische Bevölkerung hat sowohl balkanische, wie anatolische und afrikanische Beziehm1gen. ( 10) Kretschmer ( 11) nennt die beiden Hauptschichten die "anatolische" und die "donauländische". Der lange Streit darüber, ob nun die Bandkeramiker - denn das ist unter "donauländisch" zu verstehen - Indogermanen gewesen seien oder nicht, kann durch einen Kompromiß entschärft werden: Die frühesten Bandkeramiker waren noch keine eigentlichen Indogermanen, aber innerhalb des bandkeramischen Kreises entwickeln sich jene Populationen, die auf das ldg. zuführen, Protindogermanen, wenn man will im Sinne Kretschmers. Dabei hat das bandkeramische Element, das sich besonders in Südrußland zum Idg. hin entwickelt starke Beziehungen zum kamkeramischen Kreis (Urverwandtschaft mit dem Finno-Ugrischen), zum Kaukasischen (Beziehungen zum ostmediterranen Substrat) und damit auch zum Libysch-Berberischen. Dies aber auch besonders über gemeinsame Substrate und Konvergenzen hinweg. Diese kaukasische Beziehung zeigt sich im anatolischen Bereich, den Protohattiern - also dem nichtidg. Substrat der Hethiter, den Karern und Lelegern. Damit ist nicht gesagt, daß Urartäisch und das damit verwandte Hurritisch-Mitanische, Lelegisch-Karisch, Elamisch und Sumerisch direkte Kaukasusverwandte gewesen wären - wohl aber wird es ein gemeinsames, also ostmediterranes Substrat in all diesen Sprachen gegeben haben müssen. Mit der südrussischen Tripolje-Kultur am Dnjepr fassen wir bandkeramische Entwicklungen, die schon sicher idg. waren - schon Tripolje A (3100 bis 2700 v.Chr.). So könnten schon die Kulturen von Butmir bei Sarajewo, Vinfa bei Belgrad, Sesklo und Dimini in Thessalien, Stentinello in Sizilien, Molfetta in Süditalien (alle 4. bis 3. vorchristl. Jalirtausend) proto-idg. Elemente enthalten haben. Die mitteleuropäischen bandkeramischen Kulturen zeigen, ebenso wie die mediterranen, Berührungen mit dem megalithischen Bereich, der sicher von W esten her auszustralllen begann, wenigstens vom Beginn des 4. vorchristlichen Jahrtausends an. Dazu kommen für West- und Mitteleuropa Einflüsse der Glockenbecherkultur (2250 bis 1500 v.Chr.). Daraus folgt aber auch, daß schon die voridg. Populationen Griechenlands mit dem Idg. urverwandte Elemente enthalten haben müssen, ebenso wie die anatolischen. Daraus erklären sich z.B. auch die pseudo- oder proto-idg. Anklänge, die etwa das Etruskische aufweist. Welchem Element nun - dem "donauländischen" also balkanischen oder 14 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dem "anatolischen" - die zeitliche Priorität gebührt, ist von vornherein schwer auszumachen. Dies hängt wesentlich davon ab, wohin man den Ausgangspunkt oder -raum der Bandkeramik verlegt, so wie den der sogenannten neolithischen Revolution, also der Entstehung des Ackerbaus. Hier denkt man an anatolische und vorderasiatische Anstöße, die Entwicklungsrichtung wird aber kaum einseitig gewesen sein, mit Wanderbewegungen und Difusionen zu beiden Seiten des Schwarzen Meeres ist zu rechnen. 3. Die antiken Nachrichten über die Pelasger Hier werden nur die wesentlichsten vorgeführt; alle sind mehrdeutig und unbestimmt und bedürfen der Interpretation. (12) Herodot - die Hauptquelle - berichtet uns, daß die Athener als "alt" und "pelasgisch" gelten, wobei sie in Gegensatz zu den Dorern gestellt werden, welche echte Griechen seien; in moderne Sprache übersetzt heißt dies, daß nach Meinung Herodots die Athener griechisierte Pelasger waren. (13) Zu Herodots Zeiten lebten noch Pelasger nördlich der Tyrsener in Krestön, der Stammeshauptstadt des thrakischen Stammes der Krestönes oder Grastönes (der Anlaut deutet vielleicht aufMakedonen), die zwischen dem Unterlauf des Axios (heute Wardar) und des Strymon (beute Struma) lebten - beide Flüsse tragen thrakische Namen. Die Pelasger nördlich davon werden von Thrakem und Tyrsenem unterschieden, mit welch letzeren sie aber oft zusammen genannt werden. (14) Nach anderen Pelasgern in Plakia und Sylake am Hellespont urteilt Herodot, daß ihre Sprache nichtgriechisch sei; auch die Bewohner von Krestön (oder der Gegend von Krestön) gehörten hierher, die sich mit den Sylakem und Plakiaten verständigen könnten. Die Bevölkerung Attikas war ursprünglich pelasgisch, ging aber später zum Griechischen über, da ihre Zahl gering war. Im Laufe der Zeit schlossen sich noch viele andere Volkssplitter an. (15) Hier könnte auch mit einem illyrischen Einschlag gerechnet werden - der Name Plakias erinnert sehr an alban. "plak" = alt, ein Name, der auch bis zum heutigen Tage an der Altstadt Athens haftet, die ursprünglich fast rein albanisch besiedelt war: Plaka. Die Ionier Kleinasiens sind Herodot zufolge (16) stark gemischt, nämlich mit Minyern aus Orchomenos ( dem böotischen, nicht dem arkadischen), Kadmeiern, Dryopen, Phokern, Molossem, Pelasgern, Dorern aus Epidauros. Die Minyer waren Griechen mykenischer Kultur, als deren Ahnherr der Gründer von Orchomen6s -Minyas - galt. ( 17) Sein Name ist vielleicht eins mit dem des kretischen Minos und könnte "Weiser" oder "Herscher" bedeuten. Unter den Kadmeiem sind die Thebaner zu verstehen, die Nachkommen des Kadmos. Während der Name des Minyas wohl zu einer weit verbreiteten mediterranen Wortsippe gehört, ( 18) ist die alte Meinung, daß Kadmos semitisch sei, noch imer die am besten begründete. (19) Daß die Griechen sich des gemischten Charakters dieser Populationen bewußt waren, zeigt schon die Tatsache, daß man Kadmos einen 15 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Sohn Illyrios zuschrieb. (20) Herodot hingegen bezeichnet Kadmos einfach als einen Tyrier. ( 2 l) Unter den Dryopen ist ein vennutlich ursprünglich illyrischer Stamm zu verstehen - oder Stammessplitter - der nach einer Gegend hieß, in der reichlich Eichen wuchsen; nachträglich abstrahierte man daraus Dryops und Dryope. Unter den Phokern sind Nordwestgriechen zu verstehen, die ihrerseits ein starkes illyrisches Substrat hatten; dasselbe gilt vom epirotischen Hauptstamm der Molosser, deren Name - mit dem voridg. Sufix -assos etc. versehen - wohl zu alban. mal/mol gehört: "Berg, Bergwald", also die "Gebirgler". Von den griechischen Göttern stammten die meisten nach Herodots Auffassung aus Ägypten; diejenigen, die nicht aus Agypten stammten, waren pelasgisch, (22) mit Ausnahme des Poseidon, der aus Libyen stammte. In heutiger Ausdrucksweise würde Herodot sagen: die griechischen Götter entstammen größtenteils dem mediterranen Substrat. Die Insel Samothrake - ursprünglich von Thrakern besiedelt, die schon eine ägäische Bevölkerung vorfanden, von der sie den Namen "Samos" = Höhe, Bergland übernahmen - wurde von denselben Pelasgern besiedelt, die aus Athen vertrieben worden waren. ( 23) Von ihnen hatten die Athener den ityphallischen Hermes kennengelernt, hinter dem sich ein mißverstandener Begleiter der großen mediteranen Mutter verbirgt, was in den samothrakischen Mysterien von den Kabiren erzählt wird, die als einstige pelasgische Götter erscheinen. Ganz Griechenland hieß einst Pelasgia. (24) Beziehungen zu Ägypten deuten sich in dem nachfolgenden Mythos an: Eine Tochter des Danaos brachte zuerst das Fest der Thesmophorien aus Ägypten und lehrte es die Pelasgerinnen. Die Thesmophorien waren ein Fest für Demeter und Kore-Persephone und entstanden aus einem Fruchtbarkeitsfest magischen Bezugs, das der großen Mutter galt. In Eletisis und Megara, wo sie unterirdische Kulträume hatte, wurde sie besonders verehrt, die Thesmophorien blieben ein Fest der Frauen. (25) Megara gehört zum semitischen "maghara" = Höhle und ist von dem idg. Wort "megaron" = Halle zu trennen. Die Nachkommen der Argonauten, die auf Lernos mit den männerlosen Frauen Kinder gezeugt hatten, wurden später von den Pelasgern vertrieben und segelten nach Lakedairnon. (26) Hier treten die Pelasger nicht als Ureinwohner, sondern spätere Invasoren auf und sind wenigstens teilweise mit jener Gruppe gleichzusetzen, von der die Lernos-Inschriften stammen, also mit den oft mit den Pelasgern zusammen genannten Tyrsenem, die den Etruskern nahestehen. Die ältesten Bewohner sind die Sintoi oder Sintioi (27), deren Name vielleicht dem der Inder entspricht, womit er einer der vielen Völkernamen wäre, die sich in ethnisch verschiedenen Gruppen finden, wie die Veneti, Enetoi, Vinidae, Umbri/ Ambrones, Germani am Rhein und in Hispanien etc .. Die Namen der Inseln - Lernos, Samothrake setzen eine ägäische Urbevölkerung voraus, die zunächst thrakisiert, dann tyrsenisiert, endlich griechisiert wurde. Die Fabel von den män- 16 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 nerlosen Frauen erinert einesteils an die Amazonensagen, andernteils aber sind sie ein mißverstandener Reflex sowohl der stärkeren Stellung der Frauen in der mediterranen Welt als auch der Gewohnheit frauenloser erobernder Männerbünde, sich mit einheimischen Frauen zu verbinden. Als Otanes, der Nachfolger des Megabazes - zur Zeit Darius d. Großen, um 492 v.Chr. - die Inseln Lemnos und Imbros erobert, sind sie von Pelasgern bewohnt, unter denen wir Tyrsener erblicken müssen. (28) Hingegen waren die Bewohner der ionischen Inseln, die Herodot zufolge einst "pelasgische Agialeer" hießen. (29) die späteren Ionier und die Aiolier (die "Gemischten") früher Pelasger. Die von den Athenern nach Lemnos vertriebenen Pelasger wohnten einst am Fuße des Hyrnettos, der ja wie der Lykabettos und der Ardettos einen pelasgischen Namen trägt. (30) Diesen Landstrich hatten die Athener einst den Pelasgern als Lohn für die Erbauung der großen Mauem der Akropolis - der pelasgischen oder kyklopischen - überlassen; sie belästigten aber die athenischen Frauen und Mädchen, die an der Quelle Enneakrounos - dem "Neunerbrun" - Wasser holten; dies ist vermutlich die noch heute besuchte Quelle von Kesariani am Fuße des Hyrnettos (Kaisariane). Die Pelasger rächten sich ihrerseits für die Vertreibung, indem sie athenische Frauen raubten; deren Kinder aber sprachen attisches Griechisch und sonderten sich von den pelasgischen Knaben ab. (31 ) Nach Herodot (32) besaßen die Pelasger einst ganz Griechenland, das daher auch Pelasgia hieß. Diese frühen Pelasger heißen oder nannten sich selbst Kranaoi, d.h. Felsenleute, zu kranaos "felsig", das dem wohlbekanten mediterranen Stamm kar - "Fels" angehört (mit Metathesis). Später, unter dem König Kekrops, hießen sie Kekropidai; auch in Kekrops - wohl aus Kerkops. einem alten Flurnamen. "wo es viele Steine gibt" - steckt eine Form der Wurzel kar-. (33) In beiden Fällen haben wir einen Hinweis auf die Akropolis und ferner Hinweise darauf. daß die Pelasger die Kunst verstanden. große Mauem zu bauen, daß sie über die Quellen verfügten und gute Ackerbauer waren. (34) Aus Herodot (35) geht auch hervor, daß Dodona im Epirus besonders mit den Pelasgern verknüpft war; es galt als das älteste Orakel und war zu Herodots Zeit das einzige der griechischen Welt. Die Pelasger fragten an, ob sie die ägyptischen Götternamen ( für die griechischen Götter) verwenden sollen; das Orakel bejaht die Frage. Herodot deutet eine Beziehung zwischen Griechenland, Libyen und den Phönikern an, (36) wenn er die Geschichte von den heiligen Frauen erzählt, die von den Phönikern aus Theben nach Libyen und in andere Landschaften Griechenlands - damals Pelasgia - verkauft wurden. Eine dieser Frauen, an die Thesproter verkauft, gründete Dodona; die Thesproter waren neben den Molossern ein ebenfalls ursprünglich illyrischer Stamm im Epirus. Die Übernahme eines durch eine Frau gegründeten Orakels durch einen mänlichen Gott symbolisiert 17 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 die Ablöse der mediterranen Betonung des Weiblichen durch die stärker partriarchal bestimmte idg. Welt. Schon aus dem Obigen geht hervor, daß die Pelasger kein einheitliches Ethnikum gewesen sein können; sie sind auch nicht einfach Illyrier, wie LochnerHüttenbach will, (37) auch wenn zweifellos ein starker illyrischer und "protoillyrischer" Anteil bestand; sie sind aber nicht einfach "Ägäer", also samt und sonders Nichtindogermanen. (38) Aischylos (39) verknüpft Argos auf dem Peloponnes besonders mit den Pelasgern. Pelasgos im Gespräch mit Danaos und seinen Töchtern nennt sich "erdgeboren" (chth6nios), er beherrscht nicht nur Argos und das Gebiet von Dodona, sondern auch das Gebiet, durch das der heilige Fluß Strymon fließt; d.h. die Pelasger werden hier mit "Illyrern" und "Thrakern" in Beziehung gebracht. Argos, zweifellos nichtidg., kommt einige Male als Orts- oder Flurname vor, am Golf von Ambrakia, in Makedonien; er war so häufig und bestimmend, daß die ersten Griechen einfach Argeioi, lat. Argivi heißen konnten. Argos, der Gründer der gleichnamigen Stadt, soll auch den Getreidebau aus Libyen eingeführt haben - ein pelasgischer Kulturheros. Der Name Argos, an die zwanzigmal belegt, dürfte so etwas wie "Burgfried, Bereich um einen Burgberg" bedeutet haben, der selbst Larisa hieß, ein Name, der ebenfalls ziemlich häufig war: in Thessalien, in der Phthiotis, auf Kreta, in der Troas, im äolischen Kleinasien. Kallimachos v. Kyrene (Hymnus auf Pallas = Hymnus V) (40) besingt die "xanthai Pelasgiades" - die blonden Töchter des Pelasgos; falls es sich nicht einfach um einen Topos handelt, wird hier wohl auf Illyrier angespielt. Für Apollonios Rhodios ( 41) ist "pelasgisch" synonym mit "thessalisch". Er nennt in den "Argonautica" die hohen Berge der Pelasger, (42) die Felsen des Pelion (43) und Pelias, den Herrscher (44), der über das pelasgische Iolokos herrscht. Die Zusammenrückung von Pelasgoi, Pelion und Pelias legt den Verdacht nahe, daß Apollonios an einen etymologischen Zusammenhang gedacht haben könnte. Ebenso erscheint bei Baton v. Sinope - der einen mediterranen Namen trägt, dessen Wortstamm quer durch die ganze Mediterranea reicht (45) - ein Peloros, der sich bei Pelasgos meldet, um ihm von einem Erdbeben im Tempetal zu berichten, das den innerthessalischen Binnensee ablaufen ließ, worauf viel Land gewonnen wurde. Pelasgos bewirtete darauf den Peloros, woraus das Fest der Peloria entstand. (46) Strabo (47) hält die Pelasger für einen alten Volksstamm, läßt sie aus Arkadien und Kreta kommen, wo sich Pelasgisch zu den anderen kretischen Sprachen gesellt, (48) die von den Eteokretern, Kydoniern, Doriern und eben den "edlen Pelasgern" gesprochen werden. (49) Auch die Insel Lesbos - die einen voridg. Namen trägt - hieß einst Pelasgia und selbst in der Troas lebten Pelasger. (50) 18 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Der Topos vom "edlen Pelasger" leitet über zur "romantischen" Weiterung und die Griechen werden später einfach Pelasger genannt. Strabo (5 l) kennt den Pelasgerkönig "Maleos", der einst in Regis Villa, unweit des etruskischen Caere geherrscht haben soll. Maleos trägt einen mediterran-proto-illyrischen Namen, der soviel wie "Bergherrscher, Gebirgler" bedeuten könnte. Unter den italischen Pelasgern könnten aber auch einfach Tyrsener zu verstehen sein. Pelasger und Tyrsener werden von Strabo (52) zusammen genannt; sie hätten die Osker bei Pompeji und Herculaneum vertrieben und wären ihrerseits von den Samniten abgelöst worden. Strabo betont, daß das Orakel von Dodona eine Gründung der Pelasger sei, die den pelasgischen Zeus verehren. (53) Über die Diener des Heiligtums, die "mit den ungewaschenen Füßen", "die auf der Erde liegen", weiß er so viel, daß sie sicher Barbaren sind; ob sie aber Helloi oder Selloi heißen, weiß er nicht, vermutet aber mit Apollodoros, daß ihr Name vielleicht mit dem Namen des Flusses Selleis zusammenhänge und daß daher Selloi als die filtere Form zu betrachten sei. In ihnen, die ofenbar eine filtere Stufe des Erdorakels darstellen, das einmal weiblich bestimmt war, begegnen wir einem Wort, das in echt griechischer und ungriechischer Form zugleich vorliegt - mit dem ungriechischen sAnlaut so wie in dem parallelen Paar "sys - hys" (Schwein). Außer in der Troas und auf dem Peloponnes werden Pelasger noch weiter im Osten genannt, ( 54) nämlich die Kaukones, als Nachbarn der thrakischen Mariandyner am Flusse Parthenios in Paphlagonien. Man hält sie teils für Skythen, teils für Makedonen, teils für Pelasger. (55) Die Schwarzmeer-Kaukones werden in der Ilias (56) unter den Hilfsvölkern der Trojer genannt. Diese östlichen Kaukones setzt Strabo anderenorts (57) in Phrygien an. In ihrem Namen begegnen wir wieder einmal einem der Völkernamen, die an verschiedenen Völkern haften; er klingt an den der germanischen Chauci/Cauci an; waren sie nun wirklich Indogermanen, so könnte ihr Name - nicht ihr Volkstum - tatsächlich damit verbunden werden und dasselbe Wurzelwort wie im german. hauha/hauga = "hoch" darin erblickt werden, zu dem auch lit. kaukani "Hügel" gehört. Der Name könnte die "Hochgemuten" oder "Höhenbewohner" bedeuten. Strabo meint, die Pelasger seien einst ein großes Volk gewesen (58) und hätten auch einige der Insel bewohnt, vor allen Dingen Chios, dessen Bewohner aus dem thessalischen Argos gekommen sein wollen. Überhaupt sei einst ganz Griechenland von Barbaren bewohnt gewesen, namentlich von Dryopern, Kaukones, Lelegern etc., wozu Danaos aus Ägypten Einwanderer gebracht hätte, Pelops hingegen aus Phrygien. Dionysios v. Halikarnassos dagegen scheint Griechen und Pelasger gleichzusetzen, indem er sie zu allgemeinen griechischen Ahnen macht. (59) Auch die italischen Pelasger kamen aus Thessalien, (60) während die Arkader die ersten griechischen Siedler waren. (61) Die italischen Pelasger verbanden sich mit den 19 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 italischen Aborigenes, aufgrund ihrer Verwandtschaft. um gegen die Sikeloi zu kämpfen. ( 62) Dionysios mythisiert die Pelasger, indem er sie weite Teile Italiens erobern läßt; weil sie aber den Göttern den ihnen zustehenden zehnten Teil nicht opferten, besonders Zeus, Apollo und den Kabiren. wurden sie über weite Teile der Erde zerstreut. Hier bildet sich dunkel ein nicht mehr ganz ven.tandener Mythos ab, der die vielerlei Sprachen w1d die Zerstreuung der Völker erklären will, wie die Sprachenverwirung nach dem Bau des babylonischen Tumis. ( 63) Dionysios schreibt den Pelasgern gute Kenntnisse im Seewesen zu, weil sie Nachbarn der Tyrsener gewesen seien bzw. der Tyrrhener. (64) Thukydides setzt Pelasger und Tyrrhener einfach gleich, ( 65) besonders jene, die einst Athen und Lernos bewohnten. Andererseits aber bekämpft Dionysios die Meinung, daß Pelasger und Tyrrhener dieselbe Sprache sprächen ( 66) w1d beruft sich dabei auf Herodot (67). In den seetüchtigen Tyrrhenem verbirgt sich ein Hinweis auf die etruskischen Seeräuber und die Tursa/Turusa, die unter dem Pharao als Verbündete des Libyerkönigs Merjej um 1230 v.Chr. Ägypten berannten. Bei Pausanias (68) wird der arkadische König Pelasgos zum ersten Menschen überhaupt, zum Urheros und Kulturstifter, der als Sohn der Erde im Gebirge geboren wird, also völlig autochthon ist. Wir sehen also, daß erst spätere Romantisierung die Pelasger zu einem einheitlichen Volk und Ahnen des ganzen Griechentums macht, während Herodot und Strabo noch ein Bewußtsein der Vielfalt besitzen. Indem sie Pelasger auch auf italischem und kleinasiatischem Boden kennen, lassen sie eine dunkle Ahnung eines trotz aller Verschiedenartigkeit gemeinsamen Untergrunds erkennen - wir würden Substrat sagen - der Mutterboden verschiedener vorgriechischer Völker und der Griechen wurde. 4. Der Name der Pelasger Schon die alten Griechen wußten mit ihm nichts anzufangen und suchten nach Erklärungen. So lesen wir (69), daß die Bewohner Attikas die Pelasger eigentlich "pelargoi" = Störche genannt hätten, weil sie unstet wie Störche waren. Eduard Meyer (70) meint, daß der alte Name der kyklopischen Mauer um die Akropolis - Pelasgikon teichos - ein Mißverständnis aus "pelargikon teichos" sei, "Storchenmauer", weil darauf die Störche ihre Nester gebaut hätten - eine typische Stubengelehrtenansicht, denn schwerlich hätte ein Storch mit Selbstachtung auf Mauem ein Nest gebaut, deren Kronen von Brüstungen, Brustwehren und Grund.mauem von Tempeln eingenommen worden waren. An erwägenswerten Etymologien bieten sich an: l . Könnte "Pelasgos" (Substantiv wie Adjektiv, pelasgikos wurde erst sekundär gebildet) zum makedonischen "Pella" gehören (die makedonische Hauptstadt dieses Namens hieß so, also "Felsennest, Steinburg") und somit stammverwandt mit 20 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 unserem "Fels" sein - somit wären die Pelasger entweder idg. benannt, falls das Wort nicht zum urverwandten Wortschatz mediterran-idg. gehört. Freilich, die Nachsilbe macht auf alle Fälle lautlich wie morphologisch Schwierigkeiten. Die Pelasger wirden demnach "Felsbewohner" heißen oder weiter gefaßt "Gebirgler", was sich gut zum Gedanken fügen wirde, daß sie ja größtenteils in Rückzugsgebieten gewohnt haben müssen. 2. Eine zweite Möglichkeit bestünde darin, das Wort mit "pelagos" zu verknüpfen, "Meer", aber dessen ursprüngliche Bedeutung "Fläche" heranzuziehen; so gesehen wären die Pelasger Flachlandbewohner, was angesichts ihres Rückzugscharakters wenig wahrscheinlich ist, falls nicht ein sehr alter Zustand damit bezeichnet wirde, als die Pelasger noch Herren des Landes waren und eher in flacheren Lagen (um Burgberge herum) hausten. 3. Eine dritte Deutung wiirde das Wort mit Kretschmer zum Adjektiv "pelios" "dunkel" stellen und damit in die Gruppe Pelops, Pelias, Pelion stellen, wie immer "pelios" im einzelnen aufzufassen wäre: dunkel, dunkelhäutig, unbekannt? (71) Möglicherweise bezeichnete das Wort - sei es nun idg. oder mediterran - zunächst nur eine kleinere Gruppe, vermutlich die thessalischen Pelasger; wie so oft wurde der Name dann auf andere, verwandte oder unverwandte Gruppen ausgedehnt, wie dies beim Namen der Germanen, der Skythen, der Hunnen der Fall war, alles Namen, die nur cum grano salis ethnisch aufgefaßt werden können, ursprünglich aber Kulturgemeinschaften oft ganz verschiedener Herkünfte bezeichneten. Jedenfalls gab es eine Zeit, in der man alle Zwischensiedler, die man für Nichtgriechen hielt, Pelasger nannte, bis man begann, die Griechen selbst als Pelasger zu bezeichnen. Die Griechen selbst hatten ja schon die verschiedensten Theorien über die Pelasger entwickelt. (72) 5. Die Pelasger als nichtgriechische Nichtindogermanen a) Zum pelasgischen Wortschatz Dieser findet sich, wie zu erwarten, in erster Linie in den Namen von Örtlichkeiten, Fluren, Bergen, Flüssen, in zweiter Linie im kulturellen Wortschatz. (73) Infolge der Urverwandtschaft zwischen mediterranen und idg. Sprachen und der Möglichkeit, daß sich im "Pelasgischen" Sprachschichten der Bandkeramiker erhielten, die auf dem Wege zum Idg. waren, besteht in vielen Fällen die Möglichkeit idg Etymologien, die oft allerdings nur scheinbar sind. Auf diese Weise entstehen, besonders wenn man das Pelasgische von vornherein für nur idg. hält, sehr zweifelhafte Etymologien, wie z.B. bei Windekens. Einige Beispiele seien hier analysiert, die das scheinbar nur Idg. in einen weiteren Rahmen stellen. Daß die Namen auf -ssos, -ttos vorgriechisch und mit ziemlicher Sicher- 21 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 heit nicht idg. sind, ist oft bemerkt worden. Nichtsdestoweniger etymologisiert Windekens in den Contributions etc. den Namen des Ardett6s-Hügels in Athen idg., d.h. ausschließlich idg. Er stellt mit Recht lat. arduus "hoch, steil, anstrengend" hierher, das gr. Adverb "arden" = aufwärts, altir. "ard/aird" = hoch, avest. "sadra" dass. dazu. Aber auch gr. "ärdis" = Spitze, gr. "othrys" Berg / Name eines balkanischen Gebirges, gr. "orthos" = hoch, gerade, aufrecht, aber auch die gallokelt. Personennamen Arda, Ardacus (zum selben Grundwort, wie das von Windekens herangezogene "Arduenna" = Ardennen), der Ort Arduacus (heute Arde in der Vendee), Ardea, die Hauptstadt des latinischen Stames der Rutuli (vielleicht italisierte Illyrier). Auch die Ardiaioi, ein dalmatinischer Volksstamm zwischen Neretva und Hvar (Naron und der Insel Pharos) sind hierherzustellen, die meiner Meinung nach nicht vom herber. "adrar/adar/ardar" = Berg, Höhe getrennt werden kann. (74) In weiterer Linie gehört zu unserer mediterran-idg. Wurzel wohl auch der Berg Ordymnos auf Lesbos und Ort und Fluß Ordess6s an der Nordküste des Schwarzen Meeres. Der Lepetymnos, ein Berg auf Lesbos, gehört nach Windekens zum Stamm von "lep-", der sich in "lepas" = Stein findet. Dazu stellt Windekens sicher zurecht den Lapithos-Berg in Arkadien, die kyprische Stadt Lapethos und die Festung Lapathus in Thessalien, im Tempe-Tal. Aber auch die Lapithai, eine einstige vorgriechische Adelsschicht Thessaliens (75) - in der bildende Kunst als Kentaurenbekämpfer dargestellt, worin sich kriegerische Auseinandersetzm1gen zwischen idg. Reiterseharen und voridg. Pelasgern verbergen - gehören mit Windekens hierher, ebenso der spartanische Hafen Lapithes. (76) In allen diesen Fällen wird der Name soviel wie "Bewohner von Bergfestungen" bedeuten. Windekens verdirbt seine gute Zusammenstellung und entwertet sie, indem er "lepas" etc. für idg. erklärt: "sans aucune doute d'origine indoeuropeenne". (77) Idg. Anklingendes findet sich im Namen des Flusses Amnisos. Windekens vergleicht das zunächst verblüfend anklingende lat. "amnis" = Fluß, das aus abnis entstanden gedacht ist und zu kelt. ab- "Wasser, Fluß" gestellt wird, ir. "abrum", walis. "avon" - Name eines guten Dutzends von Flüssen auf der britischen Indel. Windekens vergleicht dazu gr. "aphenos" = Überfluß und zieht dazu die Wurzel ap- mit zahlreichen idg. Entfaltungen heran, die dann assiriert worden wäre. Allerdings fühlt sich Windekens dabei unsicher, er denkt auch an am-, gleichfalls ein Wasserwort, das der in der alteuropäischen Hydronomie eine Rolle spielt - von Amisia (heute Ems) bis Amantia (heute Amance in Frankreich, zur Saone ). an alban. "ame" = Flußbett, gr. "amara" = Wassergraben. (78) Eher ist an Urverwandtschaft zu denken, denn Amnisos ist mit der bekannten nichtidg. Nachsilbe - sos ebenfalls denkbar; es handelt sich allenfalls um eine hybride idg.-nichtidg. Bildung. Dasselbe gilt für Amarynthos, das Windekens herru1zieht: mru1 kö1mte allenfalls an das Grm1dwort denken, das im Namen des bayrischen Flusses Ammer steckt. 22 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Eine große Rolle im voridg. Wortschatz unseres Bereichs spielen bekanntlich die Wörter mit den Nachsilben -nth, -nt, -nd. Sie sind oft behandelt worden und der allgemeine Konsens hält sie für nichtidg. (79) Kretschmer meint (1943), daß nt die ursprüngliche Form und bandkeramisch sei und stellt auch Beziehungen zum Etruskischen her: Ferentis bei Viterbo - heute Ferento mit etruskischer Betonung - wozu er die Ortsnamen Levanto, Otranto, Taranto stellt - wie verhält sich übrigens der Name der Insel Levanzo bei Sizilien zu Levanto? Windekens vergleicht, Kretschmer folgend, auch die illyrischen Beispiele (oder doch solche aus dem illyrischen Raum) wie Kokyndios in Bruttium; dazu sind die östlichen Beispiele aus dem hethitisch-luwischen Raum zu stellen (80); am oberen Euphrat haben wir Taranta und Kapriandos, weiter westlich Nazianzos (aus Nadiandios), Silenda, Thunta, Diginda, Tarantos/Darandosam Bosporus, Byzantion (mit i-Erweiterung), Alabanda, Labraunda/Labraundos (zu vergleichen mit dem kretischen Labyrinthos), in Griechenland finden wir Erymanthos, Korinthos, Arakynthos, Kerinthos; wir haben die Inseln Kynthos und Zakynthos. Auf dem Balkan finden sich Maluntum, Dalluntum, Argyruntum; Piquentum (Istrien); Aguntum, Carnuntum (Noricum, Panonien); Tridentum (Oberitalien), Surrentum (südlich Neapels), Soluntum, Agrigentum (Sizilien) etc. Aus der Masse der Belege kann der Schluß gezogen werden, daß die ursprüngliche Form -nt war, die sich möglicherweise mit einer zufällig anklingenden ( oder urverwandten) idg. Form kreuzte; -nt wurde im griechischen Bereich spirantisiert zu -nth (=vö) und im kleinasiatischen Bereich stimmhaft -nd, aufgrund hethitisch-luwischen Einflusses. Außer Ortsnamen bildete das Suffix auch Personennamen - so Hyakinthos, Name eines ursprünglichen Fruchtbarkeitsgottes - und Appellativa, wie bolinthos "Stier" (neben idg. oder mediterran-urverwandt tauros), asaminthos (Badewanne, ursprünglich aus Stein). Darüber hinaus gibt es zahlreiche Parallelbezeichnw1gen, eine davon nichtidg.-vorgriechisch; etwa "akara" = Biene neben "melitta/melissa", "deban/dephas" = Schlange neben "ophis", "sialos" = Mastschwein neben "hys/sys" (das ofenbar ursprünglich das wilde Schwein bezeichnete), "sminthos" = Maus neben "mys" etc. Darüber hinaus etwa "erebinthos, lebynthos, odolinthos" = Kichererbse; die verworrene Lautgestalt zeigt schon Übernalime aus einer anderen Sprache mit andersartigen phonetischen Gewohnheiten; "elaion" = Öl, "simblos" = Bienenstock, "leirion" = Lilie, "rhodon" = Rose (möglicherweise ein kaukasisches Wanderwort), "byssos, bytine" = feines Leinen, "ptele" = Kalk, "ksyphos" = Schwert neben dem idg. spathe, "daphne" = Lorbeer, "gephyra" = Brücke, "anax" = König (mykenisch "wanax") etc. (81). In der Namensgebung gelten die Namen auf -eus als voridg.; die Nachsilbe war aber auch in späterer Zeit aktiv und konnte an gut idg. Stämme treten; Theseus, Atreus, Achilleus sind wohl voridg.; Namen dieser Art sind schon im mykenisch-minoischen Griechischen von Linear B häufig. Obwohl sich z.B. der Name des Odysseus idg. erklären läßt ("Der Zornige"), zeigt die Nebenform 23 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Olysseus den gut mediterranen Wechsel von d/ I . ( 82) Für Kreta gelten teilweise andere Bedingungen. Für die Insel, d.h. für die Sprache von Linear A wollen einige, wie C.H. Gordon (83), Semitisches in Anspruch nehmen, mit besonderem Bezug zu Ugarit. Dies scheint nicht sehr wahrscheinlich; am ehesten dürfte aus Linear A - falls es je entzifert wird, was Ventris, der Entziferer von Linear B für unmöglich hielt - eine "ägäische", also im strengen Sinn des Wortes "pelasgische" Sprache hervortreten, die westhethitischluwische Berührungen hatte. Die starke Mischung verschiedener Elemente, die die spärlichen Reste des Eteokretischen zeigen, könnten auf eine solche Komponente hindeuten. Was die Ortsnamen betrifft, so nimmt Kreta im allgemeinen am ägäischen Namenmaterial teil, allerdings mit etwas geringerem Anteil an -nth-Namen. Wir haben das wohlbekannte Knossos/Knosos, das Windekens als idg. erklären will (84) - kaum zu recht; Aharna, Phalasarna mit dem ägäischen -ma-Suffix, das vielleicht die "pelasgische" aspirierte Form des schon erwähnten "pella" enthält, also etwa "Felsenburg" bedeuten könnte; im Besonderen würde dazu gut "phelleus" = Felsengegend stimmen. Wir haben Gortyn, das sicher mit Gortys in Arkadien eins ist, das auch als Kortys überliefert ist; aber auch Kroton in Unteritalien und Gordion in Phrygien, vielleicht auch die ostanatolische Landschaft Gordyene/Gordyaia wird hierher gehören. Zweimal erscheint auf Kreta das aus Thessalien und anderen Bereichen bekannte Larisa. In Marathousa streckt wie in Marathon in Attikum "marathos" = Fenchel, mit einem Bildungselement -usa, das besonders im Namen von Quellen und Inseln erscheint: Lampedusa, Arethousa, Aigusa (griechischer Name der Insel Favignana an der Westküste Siziliens). Pyranthos, Syrinthos, Rhytiassous, Tylissos vervollständigen das Bild. (85) Die letzten Reste des kretischen Vorgriechischen, des sogenannten Eteokretischen, sind uns in den fünf Inschriften von Prasos erhalten. (86) Kretschmer versucht eine Übersetzung, die bei dem Mangel an Worttrennern eine zusätzliche Unsicherheit enthält. Die Analyse des sogenannten Nomos-Textes (weil er das griechische Wort "nomos" = Gesetz enthält) ergibt eine Mischsprache (87), in der Achäisch, Kydonisch (als eine idg. Sprache, die zum Phrygischen tendiert), Dorisch, Pelasgisch und Eteokretisch sich mischen. Die nichtidg. Teile weisen besonders zum Karischen Beziehungen auf; so wird die Figur Sarpedons, den wir schon erwähnten, noch einmal deutlich, (88) wie auch in der Parallele zwischen dem karischen Miletos und dem kretischen Milatos, dem kretischen Kyrba, dem karischen Kourba und dem pamphylischen Kyrbe. Ein Name, wie Knos(s)os, gehört als Ableitung zum Personennamen Knös, der zu einem verbreiteten Typ kleinasiatischer Namen, wie Plos, Mos, Tos, gehört - also etwa "Besitz eines Knos"; schon daraus erhellt die Unwahrscheinlich- 24 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 keit einer idg. Etymologie für Knos(s)os (das "Anhöhe" bedeute), wie sich Windekens versuchte. Gegen Kretschmer ist zu sagen, daß das Pelasgische nicht neben dem Eteokretischen steht, sondern daß Pelasgisch und Tyrsenisch zwei Möglichkeiten ein und derselben Substratschicht darstellen. Die voridg. "pelasgische" Schicht enthält noch eine Reihe weiterer Ableitungsmöglichkeiten durch Suffixe, wie die auf -en(e): Mykene, Mytilene, Troizen, Leben. Sodann solche auf -na wie Myrina, das mit dem "morinail" der Lemnos-lnschrift zusammengeht: "Mann aus Myrina"; darin erscheint ein -1- Sufix, das bis zwn Kaukasischen über das Hethitische hinweg verbindet: hethitisch "nesili" aus Nesa, georgisch -eli wie in Rustaweli "Mann aus Rustawi". Larisa gibt uns ein Beispiel dafür, wie ein Wortstam mit verschiedenen Sufixen verbunden sein kann: Larymna. (89) Auch das -1nn-Sufix spielt eine bedeutende Rolle: Sedamnos, ein Fluß auf Kreta. b) Karer und Leleger Nach Herodot (90) gibt das Orakel des Apollo Ptoos in Südwestkleinasien seine Wahrsprüche in karischer Sprache - Herodot war selbst karischer Abstammung und wußte wovon er sprach - die nach Homer (91 ), eine barbarisch klingende Sprache ist, "barbarophönos", was nach Strabo allerdings nur bedeutet, daß sie das Griechische schlecht sprechen. Herodot zufolge (92) gehören Karer, Kaunier und Lykier zusammen, besonders Karer und Kaunier sprechen eine älmliche Sprache, (93) auch wenn ihre Bräuche nicht ganz dieselben sind. Strabo wendet sich gegen die Behauptung, daß das Karische rauh und hart sei; (94) überdies habe es viele griechische Wörter. Der zeitliche Abstand zwischen Herodot und Strabo ist genügend lang, um eine Änderung des Sprachcharakters anzunehmen: das Kariscbe hatte sich ZWJehmend griechisiert, wenigstens in der Oberschicht. Herodots Vater Lyxes trägt übrigens einen Namen, der gut mit dem der Lykier zusammengehen könnte - ein verkürzter Lykises. Der Name der Lykier, der zuerst unter den Seevölkern erscheint, hängt kaum mit dem Wort für Wolf zusammen, das ist erst eine griechische Volksetymologie. Die Karer verehrten den Zeus Stratios in Labranda oder Labraunda bei Mylasa (95) (heute Mi las), den karischen Zeus, den auch Strabo zufolge die Lydier verehren, aber nach Herodot nur die Karer; Strabo gibt uns eine spätere Entwicklung. Übrigens zeigt sich im Nebeneinander von Labranda/Labraunda vermutlich eine karische Sprachgewohnheit: eine breite diphthongierende Aussprache des a. Die Verehrung der Doppelaxt, der labrys, wonach Labranda heißt - "Ort der Doppelaxt" - weist wiederum nach Kreta. Überall ist mit starker Griechisierung auf kleinasiatischem Boden zu rechnen - so heiraten die kleinasiatischen Ionier Herodot zufolge karische Frauen. (96) Die Karer waren gute Seefahrer - und das hieß immer auch Seeräuber. 25 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (97) Sie waren dies gemeinsam mit den Joniem, mit denen sie auch als Söldner in Ägypten auftragen. (98) Strabo sagt von ihnen, daß sie einst unter dem Befehl des Minos gestanden hätten. Ursprünglich seien sie Bewohner der ägäischen Inseln gewesen und hätten erst nachträglich das Festland besiedelt. Ihr eigentlicher Name sei aber Leleger gewesen; später hätten sie auf dem Festland sowohl Pelasger wie andere Leleger vertrieben. Auch Pomponius Mela (99) nennt Karer und Leleger zusammen; dazu sagt er: "Karien ... ist von Leuten unbestimmter Herkunft bewohnt; andere sind Ureinwohner, welche Pelasger sind, die sich für Kreter halten." Zur Sprache der Karer (100) bemerkt Cicero (1 01 ), daß Karisch, Phrygisch, Mysisch gleich vokalreich klingen. Typisch karisch war die Behandlung von d und l als ein Phonem, so daß die Griechen in der Wiedergabe der betrefenden karischen Laute bald -11-, bald -ld- zu hören glaubten. so Mausollos/Mausoldos, wobei -ollos/-oldos eine Nachsilbe darstellt, die eine Tätigkeit bezeichnet, nach Brandensteins Deutung; er führt K6Iöldos an, als "Kämpfer für den Gott Kol" gedeutet oder Ktouboldos "Vernichtungskämpfer". Labranda deutet er als "an Mauem reich". während wir die schon oben vorgebrachte Deutung "Ort der Doppelaxt" aus religionsgeschichtlichen Gründen vorziehen. Er vergleicht lydisch "laprisa" = Mauern - doch das Grundwort ist ein altes mediteranes Wort für "Stein", das in vielen Varianten erscheint. ( 102) Analysiert man den geringen überlieferten Wortschatz. so gewinnt man den Eindruck, daß das Karische größtenteils nichtidg. war, mit geringen Spuren eines idg. Superstrats, das sich mit den idg. Anteilen der hethitischen Nachfolgesprachen Lydisch und Lykisch. bzw. mit dem des Luwischen in Beziehw1g setzen läßt. Das Verhältnis zu den Lelegem läßt sich etwa so darstellen: Sie sind die nichtidg. Grundschicht der Karer. die ihre Herrenschicht darstellten; beide enthalten dasselbe nichtidg. "ägäische" Element, aber in verschiedener Stärke. Dabei sind die Leleger als Vertreter der altkleinasiatischen Urbevölkerung vielleicht mit dem Kaukasus in Beziehung zu setzen, wofür besonders Paul Kretschmer eintrat. ( l 03) Er betrachtet die Leleger, deren Namen er zum nichtidg. Lehnwort "läg" = Mensch im Ossetischen und zu dem Namen der Lakken zieht. als die letzten Nachfahren der Lakken. eines noch heute lebenden kaukasischen Volkes im daghestanischen Teil des Kaukasus, zwischen den Awaren und den verwandten Darginern siedelnd. Die Vorfahren der Lakken, die Leleger also - es ist auch das Simplex Lex überliefert, Leleger stellt einen nicht mehr verstandenen präfigierenden Plural dazu dar - siedelten einst in Kleinasien und sind unter den Hethitern nachzuweisen als Hintersassen unter hethitischer Herrschaft; später >wurden sie in die Rückzugslagen des Kaukasus zurückgedrängt; westliche Reste aber gerieten unter die Herrschaft einer neuen Einwanderungswelle, die Kretschmer als "raetisch-pelasgisch-tyrsenische" Einwanderung begreift, die protindogermanisch 26 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 oder indogermanoid gewesen sei. Diese überlagerte die mediterrane Urbevölkerung, der die Leleger entstammten. Es muß darauf hingewiesen werden, daß viele Lesungen des Karischen noch höchst unsicher sind; dabei mischen sich in der karischen Schrift alphabetische Zeichen mit einigen silbischeh. Stoltenberg (104) zieht das Lykische, das er Termilisch nennt, zur Deutung heran. Uns scheint es, daß Leleger, Karer und Tyrsener verschiedenartig ausgeprägte Reste eines mehr oder weniger einheitlichen Substrats sind und daß die Einbeziehung des dalmatinischen Ortsnamens Raitinon w1d des arkadischen Ortsnamens Raiteai - die nach Kretschmer den Wanderweg der Raeter bezeichnen - auf zufälliger Lautähnlichkeit zu beruhen scheint. c) Pelasger und Etruskerfyrsenerffyrrhener Nach Herodot ( 105) lebten Pelasger und Tyrsener in enger Nachbarschaft mit Thrakern in Kreston und Umgebung im Gebiet des Stryrnon (heute bulgarisch Struma). Die Pelasger von Lemnos ( 106) scheinen nun wirklich Tyrsener gewesen zu sein, also Etruskerverwandte; griech. "opuiö" = "ich freie" hat seine nächste Entsprechung in etruskisch "puia" = Ehefrau. Dazu kommt (107) das ethnische Suffix -n-, -en-, in kleinasiatisch-griechisch -enos, -anos, -ene, -ana. Hierher gehören auch auf festländisch-griechischem Boden Athenai (der Plural dazu), fern in Athen der attische Demos Atene ohne Aspiration; Mykene - das nur volksetymologisch zu mykes = Pilz gehört - Mytilene/Mytilana, Troizen. Kretschmer zieht auch das attische Hyttenia heran, den früheren Namen von Tetrapolis, das ihn übersetzt; dazu müßte etruskisch "huth" gehören, das "vier" bedeutet oder danach bedeuten müßte; dies bleibt freilich problematisch, denn etruskisch "huth" könnte auch "sechs" bedeuten! ( l 08) Erwägt man aber die verschiedenen Möglichkeiten, so scheint sich - trotz Pfifigs anderer Meinung - die Waage für ''huth" = sechs zu neigen. Für Kretschmer liegt "die Annalme einer Verwandtschaft der vorgriechischen Urbevölkerung mit den Etruskern ... in der ganzen Richtung unserer Forschung." (] 09) Kretschmer gewinnt diese ihm sehr walrrscheinliche Analme unter anderem durch Wortanalysen, so z.B. von gr. "hier6s = heilig, das er von etrusk. "aisar" = Götter, marsisch "esos" = dasselbe, oskisch "aisusis" = bei Opfern, aber auch dem altind. "isirah" = kräftig, dem lat. "aesar" = Gott ( l 10) nicht trennen will. Dazu stellt er die alteuropäischen Flußnamen vom Typus "Isara": Isere, Isar, den Esaro (einst Aisaros) bei Cortona (Kroton) in Süditalien. Er meint, daß das gr. Wort seine Bedeutung, d.h. den Übergang von "kraftvoll, schnell" zu "heilig" - durch das pelasgische Substrat erhielt. Man würde eher sagen, daß hier wieder einmal die Urverwandtschaft von mediterranem und idg. Sprachgut durchschimmert, falls es sich nicht um zufällige Konvergenz ähnlich klingender und bedeutender Wortstämme handelt. Ähnliches gilt für das schon erwähnt Kro- 27 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ton ( 111 ), das nicht nur mit dem kretischen und arkadischen Gortys/Gortyn/Kortys, sondern auch mit dem iberischen Korton ( 112) (heute Cardona) zusammenhängt, wobei die Möglichkeit besteht, daß der Stamm des idg. "ghorto", gr. "chortos" = Hof, Gehege, phryg. "-gordum" = Stadt, ahd. "gart"= Einfriedung entweder urverwandt war oder sich damit überdeckte. In ein weiteres Beziehungsfeld setzt Kretschmer das Etruskische durch die Konstruktion seines schon erwähnten "raeto-pelasgisch-tyrrhenischen Sprachstamms", aus einem älteren "Protindogermanisch" abzuleiten: "Das Raetische erwies sich uns als eine mit dem Etruskischen verwandte, aber doch eine eigene Sprache, deren Unterschied vom Etruskischen bei der Natur unserer Texte hauptsächlich im Wort- Wld Namensschatz zu beobachten ist. Es gehört also zum selben Sprachstamm, wie das Etruskische, die Sprache der Pelasger w1d der Tyrrhener von Lemnos Wld Lusitanien." ( 114) Man könnte es - ohne auf das etwas spekulative "protindogermanisch" weiter einzugehen - bündiger sagen: Alle diese Sprachen sind Ausprägungen des mediteranen Substrats, soweit es den nichtidg. Wortschatz betrift. Kretschmer analysiert z.B. die Sprache der Inschrift des Bronze-Eimers von Caslir (Name einer Höhle im Zimmertal - Val di Cembra, nö. Trients; "caslir" ist die welschtirolische Form von lat. castellarium w1d bezeichnet eine vorgeschichtliche Befestigung oder natürliche Fluchtburg). Die Inschrift ( 115) enthält eine WidmW1g an einen Gott Velchanu (dessen Zusammenhang mit dem lat. Vulcanus durchaus ungewiß bleibt), dessen Name im Dativ gegeben ist: "Dem Velchanos Lupnos widmet Pitiave Kusenkus die Phelna". (Phelna ist ein Gefäß. wohl ein Libationsgefäß.) Velchanos entspricht dem kretischen Vegetationsgott Felchanos (Hesychios), der dem Zeus gleichgesetzt wurde; hierzu gehört der (ergänzte) Name des Gottes Velchans auf dem 11. Feld der Bronzeleber von Piacenza; dieser erscheint auch in etruskischen Gentilnamen. Aus all dem muß daher nicht unbedingt der Schluß auf einen durch sprachliche Spuren beweisbaren Wanderweg der Tyrsener/fyrrhener aus Lydien über Lemnos und Kreta nach Italien gezogen werden. (116) d) Pelasger und Semiten Hier sind nicht die eindeutig semitischen Lehnwörter im Griechischen gefragt (117), sondern sprachliche Relikte möglicher semitischer Siedlung, die von den Griechen als "pelasgisch" aufgefaßt worden sein könnten. Es geht dabei um die Frage, ob es eine phönikische oder vorphönikische Siedlung gegeben haben könnte, was grundsätzlich zu bejahen ist, archäologisch freilich eindeutig für Zypern nachweisbar (Kition). Ferner für Rhodos (Kameiros, Ialysos), Kreta (Itanos), aber nicht für das griechische Festland. Für dieses sind wir auf Sage und Überlieferung angewiesen, die sich auf den thebanischen Raum konzentriert. Hier ist das Herrschergeschlecht b. die Adelsgruppe der Kadmeier zu nennen, die 28 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 sich auf einen Heros Kadmos zurückführten, den Herodot (118) einfach einen Tyrer nennt. Pausanias schreibt ihm einen Sohn Illyrios zu, ( 119) was jedenfalls auf den gemischten Charakter der Bevölkerung deutet. Hier ist schon mit vormykenischer, sicher aber mykenischer, also vorphönikischer semitischer Beziehung bzw. Siedlung zu rechnen, die nach Syrien hin orientiert war, nach Ugarit, wo es eine mykenische Handelskolonie gab, was den Schluß nahelegt, daß es eine ugaritische im Raume Thebens gegeben haben könnte. U garit hatte seine größte Entfaltung zwischen 1500-1200 v.Chr., worauf es dem Seevölkersturm erlag. (120) In der Möglichkeit vorphönikischer. schon minoischer semitischer Siedlung auf Kreta geht C.H. Gordon sicherlich zu weit, wenn er sowohl Linear A wie die Sprache des Diskos von Phaistos semitisch sein läßt. Hier nimmt W ebster den maßvolleren Standpunkt ein. ( 121) Gewisse Berg- und Flußnamen machen einen semitischen Eindruck. Dreimal finden wir einen (kleineren) Fluß namens Järdanos (Kreta, Elis, Lydien). Im Jardanos ( 122) fassen wir aber am ehesten eine vorsemitische und vorgriechischeivoridg. Benennung, die verblüfend zum hebr. Jarden, dem Namen des Jordans stimmt. Der Name müßte also nicht notwendigerweise auf griechischem Boden durch das Semitische gegangen sein, sondern könnte unmittelbar einem gemeinsamen Substrat entstammen; vielleicht trefen beide Möglichkeiten mit verschiedenen Wortstämmen zu. Sicher handelt es sich nicht um ein semitisches Lehnwort - wie chrysos, chiton, kinnyra etc. Der Wortstamm läßt eine gute semitische Deutung zu, deren Grundwort man natürlich auch dem Substrat zuschreiben könnte; die hehr. Wurzel "ered" = herabfließen liegt hier zugrunde. Merkwürdig bleibt der Anklang an englische und deutsche, ja rätoromanische Flußnamen wie Erden (England; zur Mosel) und die Arduna in Graubünden. Aber auch gr. "ardö" bewässern und der Name Arethousa, den so viele Quellen tragen (lthaka, Euboia, Sizilien) gehören wohl zur selben Wurzel. Der Atabyrion, der Name des höchsten Berges auf Rhodos, gehört wohl mit prothetischem Vokal zwn Stamm von kar. "taba", sabin. "teba" = Fels, Berg, Hügel. ( 123) Dazu stellt sich der Name des palästinensischen Tabor. In allen Fällen - Theben, Tabai in Pisidien, Tabor - handelt es besonders um mehr oder weniger isolierte oder sonst herausragende Berge oder Burgfelsen. Die Mysteriengötter von Lemnos, Samothrake und Theben - die Kabiren - auch die "Großen Götter" genant, obwohl sie auch als zwergige Kobolde gedacht sind - sind schon lange mit dem semitischen "kabir" = groß, mächtig in Beziehung gesetzt worden. ( 124) Nach Kretschmer freilich ( 125) sind sie nicht semitisch, sondern altkleinasiatisch und mit dem armen. "kibir/kabar" = Kupfer zu vergleichen. Als Söhne Hephaistos - der auch einen mediterranen Namen trägt, der bis jetzt unerklärt blieb - sind sie auch als Schmiedezwerge oder -kobolde aufzufassen. Dem widerspricht freilich, daß es auch weibliche Kabiren gibt; so sind die Kabiren wohl ursprünglich eher Vegetationsgötter. (126) 29 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Kadmos, der thebanische Urheros, wurde als Bruder der Europe, des Phoinix und des Kilix betrachtet. Mit seinem Sohn Illyrios, den wir schon erwähnten und seiner wohl semitisch zu etymologisierenden Gattin Harmonia ( 127) steht er also schon in der Sage in einem vielvölkischen Beziehungsgeflecht, in dem besonders K.ilix, der Heros Eponymos der kilikischen Landschaft, auffällt; die Sage macht Kilix überdies noch zu einem Onkel Sarpedons, so daß auch kretische Beziehungen angedeutet werden. Kadmos ist trotz aller idg. Anknüpfungsversuche wohl sicher zu semit. bzw. hebr. "qadim" = vorwärts, erst, zu stellen und erweist sich damit - wie so oft bei alten Namen, als alter Titel, etwa "Fürst", der zum Namen wurde. Für die im vorigen Jahrhundert weit verbreitete aber durchaus unbewiesene Meinung, daß die Pelasger insgesamt Semiten gewesen seien, gibt es keine Stütze. So haben auch Versuche, den Namen der Pelasger mit dem der Philister zu verknüpfen - die vermutlich Indogermanen waren und irgendwie dem Illyrischen nahestanden - keine Aussicht. 6. Das Pelasgische und das Indogermanische So wenig das nichtidg. "Pelasgisch" 'Nirklich einheitlich ist, sondern Vielfalt der Entfaltungen auf gemeinsamen Grund darstellt, so wenig sind die idg. Teile des "Pelasgischen" einheitlich. Eine Reihe von Forschem glaubt, die idg. Teile - also die vorgriechischen, aber idg. - des Pelasgischen einer oder gar mehrerer völlig ausgebildeter Sprache zuweisen zu können. Demgegenüber ist grundsätzlich zu bedenken: So wenig aus den französischen und lateinischen Lehnoder Fremdwörtern des Deutschen auf eine französische oder lateinische Herrenschicht - ein Superstrat - erschlossen werden kann (und ebenso wenig ein derartiges Substrat), so wenig kann zunächst aus den nicht "echt" griechischen Wörtern des Griechischen auf ein andersartiges, sagen wir illyrisches oder thrakisches oder makedonisches oder phrygisches Substrat geschlossen werden, also eine durchgebildete geschlossene eigenständige Sprache. Fremder Wortschatz in einer Sprache kann durch Substrate, seltener durch Superstrate erklärt werden. muß es aber nicht. Anders gesagt: Rein sprachliche Prämissen reichen dazu nicht aus; kulturgeschichtliche, allgemein geschichtliche und sprachfremde Prämissen - z.B. archäologische - müssen mit bedacht werden. So ist z.B. Merlingens Behauptung, daß Lehnwörterschichten nur von Superstraten her kämen, bedeutend einzuschränken. ( 129) Auch Substratschichten und gerade diese liefern Lehnwörter, Reliktwörter, besonders aus Wirtschaftsbereichen und Tätigkeiten, die von einer etwaigen Herrenschicht nicht ausgeübt, vielleicht sogar verachtet werden. Die Lehnwörter aus den Bantusprachen im heutigen Afrikans beweisen kein Superstrat einer einstigen Herrschaft der Bantus! Es handelt sich vielmehr um Tiere, Pflanzen, Tätigkeiten, geographische Bezeichnungen, für die es in der Sprache der "Herren" kein Äquivalent gab. Die lateinischen Lehnwörter im Germanischen 30 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 beweisen keine römische Herrenschicht der Germanen, sondern Kulturdiffusion, z.B. Kenntnis besserer Techniken (Holzbau gegen Steinbau etwa). Die Sprache der wolgatürkischen Herren der späteren slawischen Bulgaren lieferte so gut wie kein wolgatürkisches Wort ins Bulgarische, erst das Osmanisch-Türkische tat dies. Restbevölkerungen als Zwischen- und Rückzugssiedler - z.B. in den Alpen und Pyrenäen - liefern viele Reliktwörter für spezielle Tätigkeiten und örtlichkeiten. Windekens z.B. will Westindogernanisches im Griechischen als pelasgische Schicht erkennen. (130) Es handelt sich um Wörter, die oft neben "echt" griechischen stehen. Teilweise dieselben Wörter verwendet Merlingen als Basis für seine Rekonstruktion des "Akhäischen" ( 131) z.B. echt griechisches "tymbos" neben akhäisch "taphos" = Grab. Bei Windekens (132) finden wir etwa gr. "akylus" = Eichel, das er zum Stamm von germ. "aik-" stellt, al1d. "eih/eihh" und damit gr. "aigilöps" = eine unbestimmte Art Eiche vergleicht ( der Baum heißt vennutlich "eichelreich"). Dazu wären noch "aigeros" = eine Art Schwarzpappel und der zweite Teil von "krataigos" = ein nicht genau bestimmbarer Baum. vermutlich Weiß- oder Rotdorn (pharmazeutisch crataegus). Ich glaube aber nicht, daß es sich um eine ganze Sprachschicht handelt, auch nicht wirklich an westindogermanische Beziehungen. Es handelt sich eher um eine Variantenbildung, die innerhalb eines neu zu interpretierenden Verhältnisses zwischen Kentum- und Satemsprachen zu behandeln wäre. Es ist ja schon lange klar, daß sich die scharfe Trennung zwischen beiden Gruppen des Idg. - die sich durch die Behandlung der alten Gutturale unterscheiden (Kentumsprachen bewahrten die Gutturale, Satemsprachen verwandelten sie in Sibilanten: gr. kyon = Hund zu altind. svan; lat. centum zu avest. satem, lit. simtas). Aber die scharfe Trennung läßt sich nicht aufrecht erhalten, da vor allen Dingen Satemsprachen auch Kentumformen in ein und demselben Wortstamm nebeneinander haben, lit. akmuo = Stein neben asmuo = Schärfe. In diesen Rahmen gehört die Debatte um die Stellung des Illyrischen und Thrakischen; für beide wurde sowohl Kentumwie Satemcharakter behauptet. Wenn nun Proto-Illyrisches und Proto-Thrakisches, wie man korrekt sagen müßte, sich im idg. Anteil des Vorgriechischen finden, so ist die Bestimmung als Satem- oder Kentumsprache von vornherein durch Unsicherheit gekennzeichnet und kann kein eindeutiges Kriterium der Entscheidung abgeben. Andererseits sind Windekens westindogermanische Bezüge keineswegs eindeutig im Westen verankert - so hat "ichor" Saft in den Adern der Götter, aber auch "Flüssigkeit, Blut, Eiter, Jauche" (!) sowohl westliche wie östliche Beziehungen: mittelir. "iuchair", kirchenslaw. "ikra" = Rogen. Gr. "kedos" = Sorge, Trauer, Bestattung, wird gerne mit "kedistos" = Liebster, avest. "sadra" = Leid, got. "hatis" = Haß zusammengestellt, wozu noch gallokelt. "katu-" = Held zu stellen wäre. Semantisch aber liegen die Wörter so weit voneinander ab, so daß 31 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 wohl mit zwei einander überdeckenden Wurzeln zu rechnen ist. Merlingen ( 133) zieht aus seinem Material die Folgerw1g, es habe sich bei seinem "Akhäisch" um eine Satemsprache gehandelt (Windekens Pelasgisch, Georgiews Vorgriechisch) und um eine Oberschicht der Griechen, ein Superstrat. Darüber hinaus will er eine zweite idg. vorgriechische Sprache konstituieren, die er Psi-Griechisch nennt, nach einem Stock von mit ps- anlautenden Wörtern, denen "echt" griechische mit Verschlußlauten gegenüberstehen: "psallo/psello" = schlage zu lat. pello und parallel dazu mit ks- anlautende, wie "xanthos" = blond zu lat. candidus. ( 134) Merlingens Rekonstruktion wirkt etwas involviert: PsiGriechisch, älter als Akhäisch, habe auf dieses eingewirkt, dieses dann auf das Griechische, das auch als das eigentlich autochthone Element erscheint gegenüber den von Kreta kommenden Psi-Griechen und den vom Balkan kommenden Akhäern. ( 135) Im Rahmen dieser Rekonstruktionen stellt sich das Problem der -nth-/-ndNamen wiederum, nämlich ob sie nicht doch teilweise idg. seien, vielleicht gar einer eigenen Sprache entstammten. Pelasgisch einfach dem Illyrischen zuzuschreiben ist unter jedem Betracht zu einfach, wie Lochner-Hüttenbach meinte, (136) so wenig wie Georgiews Vorgriechisch einfach eine Form des Thrakischen wäre. Bei den -nth-, -nd-, -nt-Wörtern ist grundsätzlich mit Voridg. zu rechnen, das sich aber mit älmlichen idg. Nachsilben, besonders -nt traf und überdeckte. Die kleinasiatischen -nd-Namen ( es gibt aber solche auch auf dem Balkan) könnten entweder von jenen hethitischen Wörtern mit dem Nominalsufix -want (wanda, -anda) abstammen oder sich mit ihren Ableitungen gekreuzt haben. Es bedeutet ja "reichlich mit etwas versehen". ( 137) Etwa psidisch Sibidunda, "Ort, an dem Granatäpfel vorkommen" zu "sibde" = Granatapfel. Die Nebenform "side" ergab übrigens den Namen der Stadt Side, in der eine eigene nichtidg. Sprache gesprochen wurde, vielleicht auch eine Nachfolgesprache des Hethitischen, das Siderische. Ein interessantes Problem wirft in diesem Zusammenhang A. Leyden auf. (138) Er untersucht die Behauptung Herodots, nach der sich unter den Vorfahren der Dorer Ägypter befänden, nämlich von deren Führungsschicht, die einen Ahnhern Agyptios verehrte. (139) Hierher gehören auch die Vorfaltren der Danae = wörtlich der Danaerin, wozu man unter den Seevölkern die Denyen/Danuna zu vergleichen hat. (140) Auch im Stammbaum des Herakles erscheinen an 9. Stelle die beiden Brüder Aigyptios und Danaos. (141) Leyden gewinnt, indem er die Stammbäume wörtlich nimmt und die Generationenfolgen durchrechnet, etwa die Mitte des 2. vorchristlichen Jalrtausends, also ungefähr die Hyksoszeit der 15. Dynastie und setzt die Achäer mit den idg. Teilen der Hyksos gleich. Mindestens waren sie nach ihm nahe Verwandte, die sich auch untereinander verschwägerten - Argos mit Ägypten - und die letztlich der idg. Kubankultur entstammen. Diese Möglichkeiten sind a priori nicht auszuschließen - unter den 32 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Achäer- oder Dorervorfahren könnten sich auch Angehörige der Hyksos oder der Seevölker befunden haben - beides ja Koalitionen, die idg. wie nichtidg. Volkssplitter, Abenteurer, Seeräuber und Landsucher in bunter Mischung enthielten. Lochner-Hüttenbach stützt sich in seiner Bestimmung des Pelasgischen als illyrisch (142) besonders auf den Namen des Pelasgers Teutamos, der rein illyrisch sei. Das scheint zunächst zweifellos, er gehört zu dem Stammwort "teuta", das Volk, Gemeinde, Land bedeutet und zahlreiche illyrische, keltische und germanische Bildungen geliefert hat, so den Namen der illyrischen Königin Teutana, was also nichts weiter als Herrscherin bedeutet, im ahd. "diot" = Volk, das unser deutsch geliefert hat, im Namen des keltischen Gottes Teutates, im Namen der Teutonen und ihres Anführers Teutoboduus, der einen rein keltischen Namen träb>t - es wird sich wohl um einen germanischen Stamm mit teilweise keltisierter Oberschicht gehandelt haben. Aber Teutamos hat Söhne mit rein griechischen Namen, Hippothoos, den "Rossebegeisterten" und Pylaios, "den vom Festungstor", und überdies erscheint der Name auch in der Gruppe karischer Personen- und Ortsnamen mit -m-Sufix. ( 143) Er gilt da als Vater des Bias aus Priene, der karischen Küstenstadt. Andererseits gilt Teutamos als Sohn des Doros, dem wiederum ein Bruder Aiolos zugeschrieben wird - "der Gemischte", womit wieder einmal im Gefüge der Genealogien der heroischen Adelswelt auf die ethnische Mischung angespielt wird. Aber auch Teuthras, der eponyme König Mysiens, der Auges Sohn Telephos adoptiert, wird hierher gehören. Telephos wiederum deutet auf Zusammenhänge zwischen dem Vorgriechischen, dem Etruskischen und hethitischen Nachfolgesprachen hin. Telephos, vermutlich ein verblaßter arkadischer Licht- oder Sonnengott - der fernhin Leuchtende - wird nach Mysien gebracht und dort dem hethitischen Gott Telepinu gleichgesetzt. (14) Darin erhielt sich, nach Schachermayrs gut begründeter Ansicht, die mysische Version der Etruskerherkunft gegenüber den von Herodot (145) vertretenen lydischen. Telephos werden die Söhne Tarchon und Tyrsenos zugeschrieben. Weite Teile des späteren griechischen Siedlungsgebiete waren einst thrakisch besiedelt: Nordostgriechenland, die Chalkidike, Samothrake, Imbros, Lemnos, Kos. Lesbos, das Gebiet der heutigen Dardanelle, des Bosporus; schon von daher ist ein sprachliches Substrat zu erwarten. Dazu kommen thrakische Heroen w1d Götter, die in die griechische Mythologie übergingen: Orpheus, Rhesos, Semele. Thrakische Wörter oder solche thrakischen Ursprungs waren den Griechen vertraut: "brytos" = Bier, eigentlich Gebrautes; "skalme" = Schwert; "myrmax/ bormax" = Ameise mit dem typischen Wechsel von m/b im Anlaut. Unter den alten Familien z.B. die Familie der Thrakidai in Delphi; vielleicht auch Dionysos, der freilich schon in den Linear-B-Täfelchen vorkommt, was chronologische Schwierigkeiten macht. Namen wie Rhesos. Wörter wie "zelmos" = Fell zeigen das 1uakische als eine Sprache vom Satem-Typ, während im verwandten Phry- 33 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 gischen gelegentlich Satem- und Kentmn-Formen wechseln: die Stadt Manegordum erscheint auch als Manezordum. ( 146) Die Antike hielt Thraker und Illyrier oft nicht auseinander. So gilt der Stamm der Darsioi bald als thrakisch, bald als illyrisch; dem illyrischen Quellgott Bindos entspricht ein thrakischer Bendos ( 147), wozu wohl auch die thrakische Bendis/Mendis gehört. (148) Die trojanischen Schichten VI-VII ( 13. -12. Jh.) zeigen thrakischen und/oder phrygischen Einfluß; die Trojaner, ein thrakisch-phrygisch- ägäisches Gemisch mit Einflüssen von hethitischen Nachfolgeresten her, hatten wohl eine griechisierte Oberschicht. In diesen Zusammenhang gehört etwa das umstrittene Volkstum der Dardaner. ( 149) Es war im illyrisch-thrakischen Grenzbereich zuhause und hate in der Troas einen Außenposten: Dardanos wird ja als Ahnher des Priamos geführt, der seinerseits einen vermutlich thrakischen (oder phrygischen?) Namen trägt, der wohl kaum etwas anderes als ursprünglich "Fürst, Anführer" bedeutet haben kann - vielleicht handelt es sich bei den Dardani/ Dardanoi um einen ursprünglich illyrischen Stamm, der thrakisiert, später griechisiert wurde. Wie immer man die Stellung des idg. Anteils des "Pelasgischen" zum Illyrischen oder Phrygischen beurteilen will, es ist zu bedenken, daß wir von beiden Sprachgruppen nicht viel mehr wissen, als daß sie vermutlich Satemsprachen waren - was kentumsprachliche Parallelen, wie wir gesehen haben, nicht ausschließt. Dabei müssen wir für das 2. vorchristliche Jahrtausend, in dem sich die für das Griechische wesentlichen sprachlichen Bewegungen vollzogen, eher mit proto-illyrischen und proto-thrakischen Dialektpopulationen rechnen, deren Sprachen nicht als Ganzheiten, sondern nur in bestimmten Wortfeldern und - schichten in das entstehende Griechisch (seiner vollen Ausbildung nach gesehen) inkorporiert wurden. Sicherlich waren starke nichtgriechische Unterschichten vorhanden. (150) Streng genommen sollte man nur die nichtidg. Anteile als "Pelasgisch" bezeichnen, besonders die Sprache der Silben -nth, -ass- etc. ( 151) 7. Schlußbemerkungen "Pelasgisch" stellt keine einheitliche vorgriechische Sprachfonn vor, wie Georgiew, Windekens oder Schachermayr jeweils von verschiedenen Standpunkten aus dachten. Auch die Zerlegung in einen idg. und einen nichtidg. Anteil bereinigt das Problem noch nicht. Beide Anteile sind ihrerseits in sich vielfältig. Der idg. Anteil läßt sich in eine westliche und eine östliche Komponente teilen - die westliche, die irgendwie dem Illyrischen nahestand, das sich schon uneins gewesen sein muß: Protoillyrisches, ausgebildetes Illyrisches und Konvergenzbereiche sowohl zwischen verschiedenen Möglichkeiten des Illyrischen als auch zwischen dem Illyrischen und Thrakischen; die östliche, die irgendwie dem Thrakischen, weniger dem Phrygischen nahestand, wobei die frühere enge Bindung des Thrakischen an das Phrygische aufgegeben ist: Kein thrako-phrygischer 34 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Sprachstamm wird mehr vorausgesetzt, womit noch Kretschmer operierte. Der nichtidg. Anteil ist seinerseits vielfältig und uneinheitlich; er umfaßt Altkleinasiatisches mit kaukasischen Bezügen. Ägäisches. das weniger oder gar keine kaukasischen Beziehungen zu haben scheint, Tyrsenisches, das zum Etruskischen hinüberverbindet. Dies alles aber auf einem gemeinsamen Grund, dem mediterranen Substrat in seiner östlichen Ausprägung, aber mit Bezügen, die nach Westen reichen. Die indogermanischen Züge in Teilen des pelasgischen Wortschatzes, besonders im Etruskischen, erklären sich einerseits aus der vorauszusetzenden Urverwandtschaft zwischen dem mediterranen Substrat und dem Indogermanischen, andererseits aus verschiedenartigen idg. Berührungen, die teilweise schon vor den Wanderungen der uns bekannten idg. Völker - Thraker, Illyrier, Griechen - das östliche Mittelmeer und Kleinasien ereicht haben und so zu indogermanoiden Erscheinungen beitrugen, die Kretschmer seiner raeto-pelasgischtyrsenischen Einwanderungswelle zuschrieb. So gesehen zeigen uns die nichtidg. wie die idg. Sprachschichten, die schon vorgriechisch sind. auch trümmerhaft und ausschnittsweise den Prozeß der lndogermanisierung des östlichen Mittelmeerraums. Mit dem Pelasgischen in unserer Definition, die eigentlich nur den nichtidg. Anteil erfassen sollte, fassen wir einen Zipfel oder mehrere kleinere des großen mediteranen Sprachnetzes, für das das alte Wort gilt: Vielfalt, die sich dennoch als Einheit darstellt. Anmerkungen: < 1) Homer: Ilias XIII, 449-553; XIV, 321; XVIII, 590-606; Odyssee XI, 331-335, 568-573; XIX, 178-181. (2) Alfred Heuß: Die archaische Zeit Griechenlands als geschichtliche Epoche, in: Antike und Griechenland II, Hamburg 1946, p. 27. (3) Heuß: op. cit. p. 28 (4) Heuß: p. 28-29 (5) Heuß: unter Berufung aufHesiod: Theogonie 33; 38: die Musen heißen Hesiod, Vergangenes, Gegenwärtiges. Künftiges zu künden. (6) Franz Hampl: Die Chronologie der Einwanderung der griech. Stämme und das Problem der Nationalität der Träger der mykenischen Kultur, in: Museum Helveticum 17, 1960, pp. 57-86; Peter Waren: Die ägäischen Kulturen, München 197 5, pp. 10-11; Nikolas Platon: Kreta, in: Die Großen Kulturen der Welt. Archäologia Mundi, München 1968/3, pp. 206-207; J.B. Haley: The Coming of the Greeks, in: Arnerican Journal of Archaeology 32, 1928, pp. 141-145 (7) Zu den Seevölkern vgl. N.K. Sandars: The Sea Peoples, Warriors of the Ancient Mediterranen, London 1978, bes. pp. 161-162; Warren hält die Seevölker für Hethiterverwandte. (8) Johann Richard Mucke: Die Urbevölkerung Griechenlands und ihre allmähliche Entwicklung zu Volksstämmen, l. Halbband, Leipzig 1927 /2 35 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (9) Mucke: op. cit. p. 53 (10) Vgl. dazu den mykenischen Namen Aigyptios = ai-ku-pi-ti-jo, nach Jula Kerschensteiner: Die mykenische Welt in ihren schriftlichen Zeugnisse München 1970, Tusculum-Schriften, p. 39 ( l l ) Paul Kretschmer: Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten, in: Glotta 28, 1940, pp. 231-278; der zweite Teil in Glotta 30, 1943, pp. 84-278; Fritz Schachermayr: Prähistorische Kulturen Griechenlands, in: Pauly Wissowas Realencyclopädie etc. 4. Halbband, Stuttgart 1954, bes. pp. 1.475-1.494 über Völkerbewegungen und 1.494-1.548 über vorgriechische Sprachreste; zu den Bandkeramikern vgl. Carl Schuchhardt: Alteuropa 1935/3, Berlin, bes. pp. 175-180; Herbert Kühn: Vorgeschichte der Menschheit 2, Köln 1963, pp. 76-103; HansJürgen Eggers: Einführung in die Vorgeschichte, München 1959, pp. 192-193; Richard Pittioni: Der urgeschichtliche Horizont der vorgeschichtlichen Zeit, in: Propyläen-Weltgeschichte 1, Berlin 1961, p. 233; dazu Fischer Weltgeschichte 1. p. 115 (12) Fritz Lochner-Hüttenbach: Die Pelasger, Wien 1960; Arbeiten aus dem Institut für vergleichende Sprachwissenschaft, herausgegeben von Wilhelm Brandenstein, Graz. Für Herodot wurde die zweisprachige Tusculum-Ausgabe von JosefFeix, München 1963, benützt. (13) Strabo: Geographia (Loeb Classical LibraryJ VII, 331-341. (14) Herodot I, 57 ( 15) Herodot: ibidem (16) Herodot I, 146 (17) J.A.R. Munro: Pelasgians and Ionians, in: The Journal of Hellenic Studies 54, 1934, pp. 109-125, der Aioler und Ionier für hellenisierte Pelasger hält; vgl. Herodot VII, 94-95 (18) Vgl. Verfasser in: Alteuropäisch und Altkanarisch, eine Abgrenzung, in: Kanarische Studien 1, Hallein 1986, bes. p. 41, bzw. Almogaren XIII-XIV, 1982/83, p.41 (19) Michael C. Astour: Helleno-Semiticia. An ethnic and cultural study ofWest Semitic Impact on Mycenaean Greece, Leiden 1965, p. 153; Astour geht gelegentlich zu weit in seinen semitischen Etymologien. (20) Pausanias XX (21) Herodot II, 49 (22) Herodot II, 50 (23) Herodot II, 51 (24) Herodot II, 56 (25) Pausanias (Loeb Classical Library) I, 39,5 (26) Herodot IV, 145 (27) Homer: Ilias I, 594; Odyssee VII, 294 (28) Herodot V, 26 36 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (29) Herodot VII, 94-95 (30) Herodot VI, 137 (31) Herodot VI, 138 (32) Herodot VIII, 44 (33) Vgl. Verfasser Almogaren XIII-XIV op. cit. pp. 39-40 (34) Herodot VI, 136, 140 (35) Herodot Il, 52 (36) Herodot II, 65 (37) Lochner-Hüttenbach: Die Pelasger op. cit. pp. 177-180 (38) Gustav Glotz: The Aegaean Civilization, London 1951/1, 1968/2, p. 11 / 31 (39) Bei Aischylos: vgl. Lochner-Hüttenbach op. cit. p. 12 (40) Kallimachos: Hymnen (Loeb Classical Library) V, 4 = Hymnus für Pallas Athene; vgl. Hymnus II, 60: blonde Libyerinnen (41) Apollonios Rhodios: Argonautica (Loeb Classical Library) I, 580 (42) Apollonios Rhodios op. cit. II, 239 (43) ibidem I, 380 (44) Homer: Odyssee XII, 235 (45) Vgl. Verfasser: Alteuropäisch und Altkanarisch, op. cit. pp. 40-41 (46) Nach Lochner-Hüttenbach op.cit. p.27=Fragmenta Graec. Historie. 268 F5 (47) Strabo V, 2, 4 (48) Odyssee XIX, 175 (49) Ilias XVI. 233 ( 50) Ilias II, 840 (51) Strabo V, 2,8 (52) ibidem V, 4,8 (53) ibidem VII, 7,10; vgl. Odyssee XII, 233 (54) Strabo XII, 3,5 (55) Odyssee III, 366 ( 56) Ilias X, 429 (57) Strabo VIII, 345 (58) Strabo XIII, 3,3 (59) Dionysios v. Halikarnassos: Antiquitates Roman. (Loeb C'Iassical Library) I, 22- 24 ( 60) Dionysios v. Halik. op. cit. I, 11,2; ibidem I, 17 ( 61) ibidem I, 11,2 (62) I, 17; 18-20 ( 63) I, 22-24 (64) l, 25 (65) Thukydides: Der peloponnesische Krieg IV, 109,2 (66) Dionysios v. Halikarnassos: op. cit. I, 29 (67) Herodot I, 57 37 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ( 68) Pausanias: Beschreibung Griechenlands, VIII, 1,4 (69) Strabo V, 15 (70) Vgl. Eduard Meyer: Die Pelasger in Attika und Lemnos, in: Philologus N.F. 2, 1889, pp. 466-468; Meyer läßt die attischen Pelasger erst nachträglich durch Hekataios erfunden sein - eine willkürliche Anahme. (71) Für weitere z.T. phantastische Deutungsversuche vgl. Lochner-Hüttenbach, op. cit. pp. 143-147 (72) Vgl. J. L. Myres: A History of the Pelasgian Theory, in: Journal of Hellenic Studies 27, 1907, pp. 170-225; Myres bespricht die antiken Deutungsversuche ( 73) Schachennayr: RE op. cit. coll. 1.494-1.548; Reallexikon der Vorgeschichte, ed. Max Ebert, IV, 2, Berlin 1962, pp. 521-528; Paul Kretschmer: Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache, Göttingen, 1896; J. Albert Windekens: C'ontributions a l'etude de l'onomastique pelasgique, Louvain 1954, in: Bibliotheque du Museon 35; Schachermayr hält das Pelasgisch-Ägäische für eine einheitliche voridg. Sprachschicht; Windekens bringt oft zweifelhafte idg. Etymologien. (74) Vgl. Verfasser: Alteuropäisch und Altkanarisch, op. cit. pp. 39-40; Walter Steinhauser: Der Name des Atlasgebirges, in: Glotta 25, 1936, pp. 229-238 = Festschrift für P. Kretschmer zum 70. Geburtstag (75) Ilias II, 738; Strabo IX, 439-443 (76) Pausanias III, 20, 7 (77) Windekens: op. cit. p. 37 (78) Vgl. Hans Krahe: Sprache und Vorzeit, Heidelberg 1956, p. 49 (79) Windekens: op. cit. pp. 1-5; Schachermayr: op. cit. coll. 1.502-1.510; Kretschmer: Einleitung op. cit. pp. 293-311; ders.: Die vorgriechischen Sprach- w1d Volksschichten II, op. cit. pp. 237-248; Albrecht Debruner: Eberts Reallexikon op. cit. pp. 524-525; Kretschmer: Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten II, op. cit. pp. I 04-111; Paul Faure: Kreta, Stuttgart 1978/2, pp. l 09-118; Kral1e: op. cit. pp. 145-146 (80) Schachennayr: op. cit. coll. 1.507, Karte 6 (8 l)Glotz: op. cit. pp. 386-387; Schachermayr: op. cit. pp. 1.517-1.518 (82) Schachermayr: op. cit. coll. 1.519 ( 83) C'yrus Herz! Gordon: Notes on Minoan Linear A, in: Antiquity 1957, p. 124; dazu (vorsichtiger) R.W. Hutchinson: Prehistoric C'rete, Penguin Books 1962, p. 79 (84) Windekens: op. cit. (85) Faure: op. cit. (86) P. Kretschmer: Die ältesten Sprachschichten aufKreta, in: Glotta 31, 1951, pp. 1-20 (87) Odyssee XIX. 175-177 (88) Strabo XII, 573 38 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (89) Krahe: op. cit. pp. 143-160; zur Lemnos-Inschrift p. 153 (90) Herodot VIII, 135 (91) Bias II, 867 (92) Herodot I, 171 (93) Herodot I, 172 (94) Strabo XIV, 2,28 (95) Strabo XIV, 2,23; Herodot V, 119 (96) Herodot VII, 96 (97) Herodot II, 152 (98) Herodot II, 163; Strabo XVI, 2,27 (99) Pomponius Mela: De Chorographia I, 16 ( 100) Wilhelm Brand:!nstein: in RE Supplement VI, Stuttgart 1935, col. 140-146 ( l O l) Cicero: De oratore, 25 ( 102) Vgl. Verfasser: Sprache und Vorgeschichte in den Alpen, Vortrag in Hallein 1985, im Manuskript pp. 13-14 (103) Wilhelm Brandenstein: Der Name Labyrinth, in: Die Sprache II, 2, 1950, pp. 74-75; Paul Kretschmer: Die Leleger und die ostmediterrane Urbevölkerung, in: Glotta 32, 1953, pp. 161-203 ( 104) Hans L. Stoltenberg: Neue Lesung der karischen Schrift, in: Die Sprache IV, 1958, pp. 139-151 ( 105) Herodot I, 57 ( 106) Herdot IV, 145 ( 107) Paul Kretscluner: Pelasger und Etrusker, in: Glotta 11, 1921, pp. 276-285 (108) Ambros Josef Pfifig: Die etruskische Sprache. Versuch einer Gesamtdarstellung, Graz 1969, pp. 123-130; Emil Vetter: Die etruskischen Zahlwörter von 1-6, in: Die Sprache VII, 2, 1962, pp. 123-141; H.L. Stoltenberg: Die Bedeutung der etruskischen Zahlennamen, in: Glotta 30, 1943, pp. 234-24 (109) P. Kretschmer: Pelasger und Etrusker op. cit. pp. 277-285 ( 110) Suetonius: Kaiserbiographien, Augustus 97 ( 111 ) Herodot I, 57 (112) Pausanias V, 7,1; Odyssee III, 294 ( 113) P. Kretschmer: Die vorgriechischen Sprach- und Volksschichten H, op. cit. pp. 213-218 (114> op. cit. p. 213 (115) op. cit. pp. 170-173 ( 116) Massimo Pallaottino: Die Etrusker, Frankfurt a.M. 1963 = Fischerbücherei 604, bes. pp. 61-63 ( 117) Vgl. Astour op. cit. ( 118) Herodot II, 49 (119) Pausanias IX, 5,3 (120) Sabatino Moscati: Die Kulturen des alten Orients, München 1962, pp. 184- 39 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 209; derselbe: Geschichte und Kultur der semitischen Völker, Stuttgart 1953, pp. 88-91; C.H. Gordon: Tue Greeks and the Hebrews, in: The Scientitic American, February 1965, pp. 102-111. Derselbe: Evidence for the Minoan Language, Ventnor N.Y. 1966, rez. Wolfgang Dressler, in: Wiener Studien 80 = N.F. 1, 1967, pp. 252-253 ( 121) T.B.L. Webster: Von Mykene bis Homer, München/Wien 1960, pp. 23-24, 95-99, 119-120 ( 122) Ilias VII, 135 (123) Vgl. Verfasser: Sprache m1d Vorgeschichte in den Alpen, op. cit. Nr. 15 = pp. 23-24 des Manuskripts (124) Herodot II, 51; Astour: op. cit. pp. 155-157 (125) P. Kretschmer: Zeitschrift f. vergl. Sprachforschung 55, 1928, p. 82 (126) Karl Kerenyi: Die Mysterien der Kabiren, in: Eranos-Jahrbuch 11, 1944, pp. 11-53; und dasselbe in: Albae Vigiliar, N.F. 1945, pp. 42-78 (127) Pausanias IX, 21,1 (128) Astour: op. cit. p. 112 (129) Weriand Merlingen: Das Vorgriechische und die sprachwissenschaftlichvorhistorischen Grundlagen, Wien 1956, p. 51 ( 130) Windekens: Pelasgisch und Indogermanisch, Neues Material, in: Die Sprache IV, 1958, pp. 128-138; derselbe: Le pelasgique. Essai sur une langue prehellenique, Louvain 1952; Contributions etc. op. cit. (131) Das Vorgriechische etc. op. cit. (132) Windekens: Pelasgisch und Indogermanisch, op. cit. pp. 128-130; Merlingen: op. cit. p. 10 ( 133) Merlingen: op. cit. pp. 42-45 (134) Weriand Merlingen: Eine ältere Lehnwörterschicht im Griechischen I-11, Öst. Akad. d. Wissensch. Phil.-Hist. Kl., Schriften der Balkenkommission, Linguist. Abteilung 17-18. Wien 1963-1967. (135) Merlingen: Eine ältere Lehnwörterschicht etc. II, op. cit. pp. 85-97; ders. (für Akhäisch) Fair Play for Pelasgian, in: Lingua 18, 1967, pp. 144-167; Wladimir Georgiew: Vorgriechische Sprachwissenschaft, Sofia 1941-1945; zur Kritik an Merlingen bes. Heinz Kronasser: Eine ältere Lehnwörterschicht im Griechischen? in: Die Sprache XIV, 2, 1968, pp. 166-167; die Kritik ist grundsätzlich zutrefend, oft aber überspitzt. (136) Lochner-Hüttenbach: op. cit. pp. 187-181 (137) Günter Neumann: Beiträge zum Lykischen II, in: Die Sprache VIII, 2, 1962, pp. 209-212 (138) A. Leyden: Herodot und das barbarische Europa/ Die Herkunft der Griechen, in: Mannus. Bibliothek, N.F. 22, Bonn 1985, bes. pp. 62-73 (139) Herodot VII, 53 (140) Sandars: Tue Sea Peoples, op. cit. pp. 161-164 40 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (141) Vgl. die Tafel II bei Leyden, op. cit. (142) Lochner-Hüttenbach: op. cit. pp. 151-154 ( 143) Ilias II, 840-843 ( 144) Fritz Scbachermayr: Telephos und die Etrusker, in: Forschungen und Betrachtungen zur griechischen und römischen Geschichte, herausgegeben aus Anlaß seines 80. Geburtstages, Wien 1974, pp. 322-328 (145) Herodot I, 94 (146) Herodot I, 57; Strabo VII, 331; Ilias I. 594 ( 147) Kretschmer: Einleitung etc. op. cit. p. 236 ( 148) Herodot IV, 3 3 (149) Joseph Wiesner: Die Thraker, Stuttgart 1963, pp. 56-59 ( 150) Weriand Merlingen: Eine ältere Lehnwörterschicht etc. op. cit. (151) Lochner-Hüttenbach: op. cit. pp. 180-181 Abstract Tue Pelasgians do not constitute a uniform pre-Greek or/and pre-Indoeuropean people or linguistic stratum, as Georgiew, Windekens. Schachennayr. Lochner-Hüttenbach once thought, starting from diferent premises. Even simply dividing the Pelasgians into an indo-european and a non-indoeuropean part does not solve our problem: who were the Pelasgians? The ie. elements are to be divided up into a group. which had strong relations to the Illyrian dialects and another group, that had a similar relationship to Thracian. This is comparatively simple. Much more complicated were the relations between the various non-ie. groups. constituting the element, which the Greeks themselves feit to be completely alien. Here we have Aegean, ancient Anatolian, Caucasian, Tyrsenic, leading to Lemnic and Etruscan. Al 1 these populations must have a common basis, which we call the mediterranean substratwn in its eastern development. But even in these groups there are linguistic traits which sound ie. This has a number of causes: some kind of relationship between IE., Caucasian and Mediterranean; secondary relationships by migration and diffusion. Small ie. groups must have reached the eastem Mediterranean long before the ancestors of the Greeks arived; this does not mean "Proto-Greeks" ( "Urgriechen" ). The Greeks or Hellenes rather constituted themselves as a nation much later after h:wing reached present-day Greece. The story of the Pelasgians allows us a glimps at the process we call "indo-europeanization", ie. at some of its stations. Dealing with Pelasgian we get hold of a comer of the vast web of the Mediterranean. 4 1 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 |
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