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Almogaren XXVI/ 1995 Hallein 1995 213 -350 Hans-Joachim Ulbrich Prahispanische Ortsnamen von Lanzarote (Kanarische Inseln) l. Einführung Der Erfolg wissenschaftlicher Arbeit beruht nicht zuletzt auf einem ausreichenden Fundament an Informationen, die Rückschlüsse und Hypothesen weniger unsicher machen. Diese nicht neue Erkenntnis sei deshalb so betont, da die Erforschung der altkanarischen -also vorspanischen -Sprachen des nordwestafrikanischen Archipels ( das sogenannte guanche bei manchen spanischen Autoren) zwar auf zahlreiche interessante Quellen zurückgreifen kann, die jedoch zum Gro8teil mit au8erster Vorsicht zu verwenden sind. Als die Konquistadoren im 15. Jh. auf die Eingeborenen trafen, wurden sie mit einer vollig unverstandlichen Sprache konfrontiert, die zudem noch von Insel zu Insel dialektale oder sonstige Unterschiede aufwies. Einige der Eroberer nahmen glücklicherweise in ihre geschichtlichen Aufzeichnungen auch zahlreiche Worter der Eingeborenen auf, die sie in direktem Kontakt mit ihnen zu horen bekamen. Andere Worter wurden von frühen europaischen Chronisten und Reisenden festgehalten, solange sie noch unter den eingeborenen Arbeitern und in landlichen Gebieten verwendet wurden, oder sie gelangten in die amtlichen Dokumente jener Zeit. Ein gewisser Prozentsatz altkanarischer und pseudo-altkanarischer Worter wurde auch in den Sprachgebrauch des Inselspanischen übemommen, wozu die vielen Ortsnamen mit prahispanischem (vor 1341 Gran Canaria, vor 1402 Lanzarote) und rezent-berberischem (8. - 17. Jh.) Ursprung gehoren. In vielen Fallen schlichen sich dabei starke Veranderungen ein, die entweder in der Fehlerhaftigkeit der aufzeichnenden und kopierenden Personen lagen oder in der umgangssprachlichen Entwicklung über die Generationen hinweg. Hinsichtlich der Ortsnamen ist gerade letzteres ausschlaggebend, so da8 es für den Untersuchenden hilfreich ist, wenn er moglichst mehrere Quellen für Vergleichszwecke heranziehen kann. Die Wichtigkeit eines Grundstocks an gesammelten Vokabeln für die Erforschung der altkanarischen Sprachen erkannten schon im 19. Jh. und Anfang des 20. Jhs. zahlreiche Autoren; hier sind vor allem die einheimischen Forscher Juan Bethencourt Alfonso, Gregorio Chil y Naranjo, Maximiano Aguilar und José Agustín Álvarez Rixo zu nennen sowie die Franzosen Sabin Berthelot und Jean-Baptiste Bory de St. Vincent. Doch keinem dieser 213 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Autoren war es gelungen, die Wortsammlungen bis zu einem gewissen Grad an Vollstandigkeit voranzutreiben -wobei mit Vollstandigkeit eine zumindest weitgehende Auswertung der damaligen umgangssprachlichen und schriftlichen/dokumentarischen Überlieferung gemeint ist. Es kommt dem gro6en Emeuerer der Altkanarierforschung, dem Ósterreicher Dominik JosefWolfel, das Verdienst zu, diese gewaltige Aufgabe Mitte unseres Jahrhunderts in Angrif genommen zu babeo. Seine Monumenta Linguae Canariae (posthum Graz 1965) beruhen vorwiegend auf der Auswertung der primaren Quellen (Konquistadoren-Berichte, Beschreibungen zeitgenossischer Besucher, amtliche Dokumente, Landvergabe-Akten, Chronisten), erganzt um Wortmaterial der vorgenannten Autoren sowie Extrakte aus Landkarten, Ortsstatistiken und anderen sekundaren Quellen. Wolfel erkannte dabei auch den Wert der altkanarischen Ortsnamen, die den groBten Teil des überlieferten altkanarischen Wortschatzes ausmachen. Die Fülle des Materials und der verschiedenen Quellen bot ihm Vergleichsmoglichkeiten zwischen Namen, die ofenkundig den gleichen Ort betrafen, aber unterschiedlich geschrieben überliefert wurden. Er versuchte nicht nur, eine sprachanalytische bzw. etymologische K.larung herbeizuführen, sondem auch auf die ursprünglichste Schreibform eines Ortsnamens zurückzustoBen -daB dies in vielen Fallen sehr schwierig oder überhaupt nicht moglich war, bringt er mehrmals zum Ausdruck. Auch wenn der Umfang von Wolfels Monumenta beeindruckend ist, so war es ihm natürlich nicht moglich, alle Quellen für Ortsnamen auszuschopfen; dies gibt er selbst zu und dies wird auch für alle seine Nachfolger gelten. Vor allem die amtlichen und kirchlichen Dokumente, die bis heute zahlreich in den Archiven schlummern, enthalten Ortsnamen, die in heutigen Landkarten nicht mehr auftauchen und auch vom Volksmund nicht mehr verwendet werden. Zu Zeiten der europaischen Besiedlung der Kanarischen Inseln im 15. und 16. Jh. (auf Gran Canaria teilweise schon Mitte des 14. Jhs.) neigte man weit mehr als heute dazu, auch kleinste Landschaftseinheiten-z.B. aufállige Felsen - mit einem Namen zu belegen; besonders die Hirten, die abseits der Siedlungen mit ihren Schaf- und Ziegen-Herden unterwegs waren, sind für viele Flurnamen verantwortlich. Bereits bestehende Ortsnamen der Ureinwohner wurden dabei oft übernommen oder es wurden altkanarische Sachbegrife -zum Beispiel dise oder tegala (s.u.) -zur Bildung neuer Ortsnamen verwendet. Die Kenntnis dieser Ortsnamen ist leider im Schwinden begrifen (Landflucht, Abwandern in nicht-landwirtschaftliche Berufe, Auswanderung nach Lateinamerika). Fragt man heute Einheimische nach alten 214 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Ortsnamen, dann erhalt man oft nur ein Achselzucken. Trotzdem scheint es sinnvoll, das noch bestehende Wissen der Landbevolkerung aufzuzeichnen, wie es León Hemandez et alii (1988) vorschlagen und bezüglich Heimatkunde der Inseln Fuerteventura und Lanzarote selbst schon praktiziert babeo. Als weitere Quellen für Ortsnamen bieten sich amtliche Archive an, die auf Lanzarote teilweise bis in die Mitte des 17. Jhs. zurückreichen (z.B. Archivo Parroquial in Haría); Schenkungs- und Erbangelegenheiten, Rechtsstreitigkeiten über Grundbesitz, Bauakten und ahnliches dürften noch einige Ortsnamen enthalten, die heute bereits vergessen sind. Leider sind die amtlichen Archive von Lanzarote in desolatem Zustand (Hemández García & León Arbelo 1990): Die Art und Weise der Aufbewahrung der Akten schützt nicht immer vor Zerfall durch Feuchtigkeit, Pilze und Insekten; eine umfassende Katalogisierung gibt es bis jetzt nicht und die Auswertung schreitet nur minimal voran. Auch Privatarchive von verstorbenen Heimatforschem und lokalen Intellektuellen des 19. und 20. Jhs. sind in vielen Fallen nicht oder nur unvollstandig ausgewertet worden; hier sind u.a. die Aufzeichnungen der Schriftsteller José Betancort Cabrera (Pseud. Angel Guerra), Agustín de la Hoz, Leandro Perdomo und Jesús Maria Godoy Pérez zu nennen sowie jene der Rechtsanwalte Eugenio Rijo Rocha und Antonio Maria Manrique y Saavedra. Nicht konsequent ausgewertet sind auch alte Landkarten von Lanzarote, die allerdings in den meisten Fallen wenig Neues bieten und Verschreibungen enthalten. Trotz dieser ungünstigen Sachlage ist im Lauf der Jabre vereinzelt immer wieder Quellenmaterial verofentlicht worden, das es lohnend macht, die Arbeiten von Wolfel und seinen Vorgangem hinsichtlich altkanarischer Ortsnamen fortzusetzen. Unter den aktuellenArbeiten sind vor allem die Untersuchungen der kanarischen Linguistin Carmen Díaz Alayón zu nennen, die bereits für La alma (1987) und La Gomera (1994 mit Javier Castillo; siehe auch ihre Aufsatze in diesem Jahrbuch) solche Ortsnamensammlungen vorstellen konnte. Für Hierro liegt eine kleine Arbeit von Alfonso de Armas Ayala vor, die bereits 1944 erschien, sowie eine Ortsnamenliste von Álvarez Delgado (1946). Sehr ausführlich bringt Juan Bethencourt Alfonso die altkanarischen Ortsnamen seiner Heimatinsel Tenerife (Ms. 1912 / Druck 1991). Ebenfalls um Tenerife geht es in einer Zusammenstellung von Pérez Pérez (1981 ). Von altkanarischen Ortsnamen und anderen "vocablos de uso antiguo" von Fuerteventura fertigte bereits 1887 Ramón Femández Castañeyra eine Liste an (Druck 1991). Absicht des Autors der vorliegenden Arbeit ist es nun, dies für Lanzarote - auf dem Wissensstand von 1995 - ebenfalls zur Verfügung zu stellen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk nicht auf etymologischen 215 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Versuchen, sondem darauf, die bekannten Ortsnamen1 moglichst lückenlos zu erfassen, ihre Quellen darzustellen und bei den Schreibvarianten die "Spreu vom Weizen zu trennen", d.h. Verschreibungen sowie sprachliche Abschleifungen und Verstümmelungen herauszufiltem. Moge die Sammlung damit zu weitergehenden linguistischen Untersuchungen des prahispanischen Wortschatzes von Lanzarote anregen. 2. Die Quellen Als Quellen für altkanarische Ortsnamen und Begriffe von Lanzarote kommen zunachstjene Autoren in Betracht, die bereits von Wolfel benützt wurden: • Konquistadoren-Berichte - Pedro Gómez Escudero - Antonio Sedeño (Ce[r]deño) - Crónica Lagunense (basierend auf Alonso Jaimez de Sotomayor) - Crónica Matritense (basierend auf Alonso Jaimez de Sotomayor und anderen). Die Crónica Ovetense war W olfel noch nicht bekannt. • Frühe Chronisten des 15. und 16. Jahrhunderts - die Kaplline Pierre Boutier und Jean Leverrier ("Le Canarien") - Fray Juan de Abreu Galindo - Leonardo Torriani - Andrés Bernáldez - Francisco López de Ulloa • Reisende - George Glas (18. Jh.) - Gaspar Fru(c)tuoso (16. Jh.) • Akten und Dokumente - Mayorazgo de Lanzarote (Biblioteca Nacional, Madrid; MS 2729/25) - "Información sobre cuyo es el derecho de Lanzarote y conquista de las Canarias" (= "Pesquisa de Cabitos") • Historiker des 17. und 18. Jahrhunderts - Pedro Agustín del Castillo y Ruiz de Vergara - José de Viera y Clavijo - Tomas Arias Marín de Cubas - Damaso de Quezada y Chaves • Forscher des 19. und frühen 20. Jahr-hunderts - Maximi(li)ano Aguilar - José Agustín Álvarez Rixo - Sabin Berthelot - Jean-Baptiste Bory de St. Vincent - Gregorio Chil y Naranjo - Agustín Millares Torres (d. Á.) • Statistiker, amtliche Geographen - Conde de Floridablanca (1789) - D. Tomas González (1829) - Pascual Madoz (1845-1850) - Pedro de Olive (1885; Kooperation mit der Diputación Provincial de Canarias) 1 Die Liste von Alvar (1972) über Lanzarote enthilt nur wenige der bekannten vorspanischen Ortsnamen. Juan Álvarez Delgado schrieb 1949 eine "Toponimia tinerfeña". Leider ging das Manuskript auf dem Weg zur Verofentlichung in Madrid verloren; Teile daraus konte der Autor rekonstruieren und in verschiedene Aufsitze einbauen. Eine spezielle Darstellung der altkanarischen Ortsnamen von Gran Canaria fehlt; hier sei auf die Arbeiten von Chil, Bethencourt Alfonso und Wolfel verwiesen. 216 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die hier genannten Autoren sind besonders dann von Nutzen für unser Thema, wenn sie geografisches Material bringen, daB nicht sekundar kompiliert bzw. von einander abgeschrieben ist, sondern auf eigener Erfassung (z.B. Befragung der Landbevolkerung) beruht. Auch das spat im 19. Jh. und Anfang des 20. Jhs. erfaBte Sprachrnaterial enthalt zum Teil noch Neues. Berthelot und Álvarez Rixo haben Lanzarote selbst besucht; ebenso Bethencourt Alfonso, der darüberhinaus auf Lanzarote Informanten besaB, die ihm brieflich Linguistisches und Folkloristisches mitteilten. Die Endredaktion der Monumenta von Wolfel (Ortsnamen dort siehe besonders S. 807-900) geht bis 1945, so da8 der Autor zahlreiche Arbeiten bzw. Quellen nicht mehr benutzte oder - durch seinen Tod 1963 - nicht mehr benutzen konnte. Dies bietet uns Gelegenheit, noch nicht aufgearbeitetes Namensmaterial (vor allem aus Dokumenten) darzustellen und auch auf Interpretationsvarianten und den einen oder anderen lrrtum hinzuweisen (siehe Kapitel 5). In denAuflistungen erscheinen die Ortsnamen von Lanzarote in alphabetischer Reihenfo lge, erganzt um geografische und quellenkundliche Angaben. Vorangestellt ist jeweils die vom Verfasser als am wahrscheinlichsten angenommene Schreibvariante, wobei dies in einigen Fallen nur einen Versuch darstellen kann. Es folgen die vorwiegend heutige kastilische ( oder zum Teil kanarische) Aussprache und spanische Erganzungen wie Playa de ... oder Baranco de ... ; letzteres um den Originalcharakter der Ortsangabe, wie er in der Literatur oder in Landkarten auftaucht, beizubehalten (Übersetzungen dieser Begrife weiter unten). Bringen mehrere Autoren einen Namen in gleicher Schreibweise, dann wird nur die alteste Quelle genannt. Die Autorenangabe entfállt, wenn der Ortsname heute noch in seiner ( vermutlich) ursprünglichen Form benutzt wird. Kapitel 3 enthalt Namensbildungen mit prahispanischen und rezent-berberischen Elementen; unsichere prahispanische und mi8verstandene oder pseudo-altkanarische Ortsnamen sind in Kapitel 4 bzw. 5 in eigenen Listen zusammengefa8t. Quellen für herangezogene Ortsnamen der anderen Inseln werden nur genannt, wenn der Name auf heutigen Karten schwierig oder nicht mehr nachzuvollziehen ist. Namensbeispiele und Parallelen von anderen Inseln betrefen immer Ortsnamen, es sei denn, daB ausdrücklich auf Personennamen oder Sachworter hingewiesen wird. Übersetzung der in den folgenden Kapiteln verwendeten spanischen Bezeichnungen: albergue aldea barranco Herberge (kleines) Dorf, Weiler (Trocken-)Tal, Schlucht 217 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 cabezo cabo caldera caldereta caleta calle camino campo cañada cancela casa casa de labranza caserio castillo cerro chafari(z) charco, charca choza corral cortijo cuesta cueva degollada dehesa finca fuente gavia granja hendidura hoya,hoyo islote jable jameo ladera llano/llanura localidad lomo/loma lugar malpaís manantial mareta mojón montaña (Mña.) montañeta monte 218 Hügel, Gipfel Kap eigentlich "Kessel"; auf Lanzarote meist Vulkan-Krater (im geologischen Sinn Einsturz- oder Erosionskrater) Senke, Mulde (kleine Caldera) Bucht (von port. calheta) StraBe StraBe, Weg, Gang Feld, Acker, Land(-schaft) Senke zwischen zwei Hügeln Gattertor Haus Bauernhof Dorf Burg, Befestigung (SchloB) Hügel (künstliches) Wasserbecken, gefaBte Quelle kleiner Tümpel Hütte umziunte Viehweide, Gehege Gehoft flacher Hügel, Anhohe Hohle Sattel oder Einschnitt in einer Bergkette (kanar. dialektal goyá) Vieh-Weide, Koppel Bauernhof, Grundstück Quelle Entwasserungsgraben; hier Jehmige Mulde, die Wasser autfángt, oder bewasserter Garten Farm, Bauernhof hier Felsspalt Niederung, Grube kleine Insel; im übertragenen Sinn Hügel ( oder alter Vulkan), der von jüngerer Lava umflossen wurde Sand- und Dünenlandschaft (teilweise Jandwirtschaftlich genutzt) Durchbruch durch die Lavadecke zur darunterliegenden Erde (Landwirtschaft); oder Hohle im AnschluB an die Einbruchstelle einer Lavarohre (siehe Nr. 88) Berghang Ebene Ortlichkeit, Ort Bergriicken, Hügel Ort steiniges Brachland (vulkanischen Ursprungs) Quelle natürliche oder künstliche Senke, um Regenwasser zu speichem Grenzstein, Wegweiser, Anhaufung Berg kleiner Berg, Hügel (bewaldeter) Berg © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 morrete morro/morra oratorio pago peña pico picón playa poblado poceta pozo pueblo puertecito puerto punta quesera región rincón risco rofero salina salto tegala término terreno tope valle vega vereda villa volcán zona kleiner Hügel Hügel hier Ort der Anbetung, Heiligtum (Bethaus, Hauskapelle) kleines Dorf, Weiler; bestimmtes (abgegrenztes) Landstück Felsen (Berg-) Spitze vulkanische Asche (rofe, Lapilli) Strand Siedlung kleine Felsmulde, in der sich eine Pfütze bildet; tiefste Stelle eines Bachbetts oder eines Brandungsgebietes; kleines ummauertes Aufangbecken für Wasser Brunnen Ansiedlung, Dorf Anlegestelle Hafen Landspitze, kleines Kap im archaologischen Sinn künstliche Gruppe von breiten und tiefen Rillen im Fels ( eigentlich Holzunterlage zur Herstellung von Kase mit Ablaufrinnen für die Molke) Region, Gegend, Landstrich Winkel, "ruhige Gegend" Klippe, Steilhang (Steilküste) Ansammlung oder Abbaustelle von Vulkanasche Saline Absturz, jaher Abhang Ausguck; hochgelegener Punkt für Feuerzeichen; heute auch Wetterschutz-Mauer für Hirten hier Gemeindegebiet (Gemeindegrenze) Boden, Grund, Gelande, Gebiet (Berg-) Spitze Tal Aue, fruchtbare Ebene Fu8weg, Pfad (Klein-) Stadt Vulkan(berg); oft auch wie Lavafeld Zone, Gebiet 3. Die sicheren Ortsnamen mit prahispanischen Elementen Die in der Kapitelüberschrift angesprochene Sicherheit bei der Klassifizierung als prahispanisches Toponym ist in bestimmter Hinsicht relativ zu sehen. Wir haben an anderer Stelle (Ulbrich 1991: 56-57) bereits ausgeführt, da8 • von den Grafen bzw. Herzogen von Lanzarote ab 1455 und noch bis in die zweite Halfte des 16. Jhs. zahlreiche Berber (moros) vom Festland geraubt wurden, um den Mangel an billigen Arbeitskraften zu beseitigen; • andere "Untemehmer" diese Praxis der Sklavenbeschaffung bis zum Be- 219 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ginn des 17. Jhs. fortsetzten; • dadurch aufLanzarote im 16. Jh. der berberische Anteil zumindest die Halfte der nur etwa 300 Seelen starken Bevólkerung ausmachte (Lobo Cabrera 1990: 291), wenn nicht sogar noch mehr: Torriani spricht 1590 von 80 % Berber-Anteil (vermutlich hat er Mischlinge mit eingerechnet); • sich gerade in landlichen Gegenden ausgesprochen berberische Siedlungen entwickelten (z.B. El Jable; siehe Ronquillo Rubio 1991: 232t). Die wenig behutsame Ansiedlung von "moros" (hier Berber und Araber) und auch Negroiden in allen Teilen Lanzarotes und Fuerteventuras führte sogar dazu, daB alteingesessene spanische Christen wieder auswanderten (Casorla 1595), so daB auch dadurch das Überwiegen der berberophonen (und arabisierten) Bevólkerung in den landlichen Gebieten gefürdert wurde - dort, wo die nicht-spanischen und móglicherweise pseudo-prahispanischen Ortsnamen zahlreich sind. Der Marqués von Lanzarote, Agustín de Herrera y Rojas (16. Jh. ), gründete sogar eine Kompanie seiner Milizen nur mit Berbem; diese sollte als seine Leibwache fungieren und erhielt den Namen "Naturales Berberiscos". Aufgrund dieser Tatsachen muJ3 bei jedem berberisch etymologisierbaren Ortsnamen von Lanzarote hinterfragt werden, ob er nun auf diese spatmittelalterlichen bis früh-neuzeitlichen Berber zurückgeht, oder tatsachlich aufBerber der Zeitenwende. Berberische Namensgebung des 15. , 16. und 17. Jhs. dürfte auf allen Inseln existent sein - besonders aber auf den beiden Ostinseln Lanzarote und Fuerteventura, die, wie wir im 6. Kapitel noch darstellen werden, enge sprachliche Beziehungen aufweisen. Es stellt sich weiterhin die Frage, wieviel Berber bei den arabisch-marokkanischen Besuchen des 9. bis 12. Jhs. auf den Inseln zurückgeblieben sind und in welchem Umfang dadurch eine sprachliche Beinflussung stattfand. Auch die libysch-berberischen Felsinschriften von Lanzarote kónnen nicht nur einem alt-berberischen Schriftstil der Antike zugerechnet werden; modemere Elemente des T ifinagh (tifina'¡() sind zum Teil ebenfalls erkennbar. Die Sicherheit der Einstufung ist natürlich auch dort eingeschrankt, wo ein Ortsname nur bei einem einzigen Autor auftaucht und nicht durch aktuelle Karten bestatigt werden kann. Sinnvollerweise wurden auch einige Ortsnamen auf genommen, die mit einem altkanarischen Element gebildet sind, aber erst in spanischer Zeit entstanden. Darüberhinaus sind in diesem Kapitel Ortsnarnen zu finden, die berberische Sprachelemente enthalten, die móglicherweise auf lateinische oder griechische Lehnwórter zurückgehen. Die zahlreich auftretenden Varianten werden nur erlautert, wenn sie linguistisch interessant sind oder eine mogliche, echt praktizierte Aussprache betrefen (z.B. eine mundartliche Abweichung). Sind sie dagegen nur eine 220 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Verschreibung oder Verlesung des Kompilators oder ein Fehler des Schriftsetzers, dann wird nicht na.her darauf eingegangen. Besonders die Ortsbeschreibungen von Madoz (1845-1850 / 1986) enthalten unverhaltnismaBig viele Setzfehler, die in der untenstehenden Tabelle zusammengefa8t sind ( auffallend sind die zahlreichen Vertauschungen von f und t). Da8 es sich um Setzfehler und eine nachlassige Redaktion handelt zeigt die Tatsache, da8 die Ortsnamen auch in ihrer richtigen Schreibweise bei Madoz auftauchen. Eine besondere Vorbereitung des Lesers ist für die Aussprache der Zeichenfolge gui notwendig, die in den Ortsnamen mal gui und mal güi geschrieben wird. Gui wird im Kastilischen normalerweise /gil ausgesprochen, es sei denn, da8 ausdricklich ü (für /u/ beziehungsweise umgangssprachlich /w /) geschrieben wird. Es stellt sich nun die Frage, ob die Überlieferer der Ortsnamen immer streng zwischen der Schreibweise gui und güi unterschieden haben. Da8 gui als altkanarisches Element vielfach ein mehr oder weniger schwach betontes aber lauthaftes u (oder w) enthalt, la8t sich nicht nur aus Güime (Nr. 77), Magüi (Nr. 95), Güingua (Nr. 79) und Tenegüime (Nr. 158) ablesen, sondem auch aus vielen weiteren Ortsnamen von anderen Inseln, die mit güi geschrieben werden (z.B. Güi-Güi auf Gran Canaria). Dort wo heute (vielleicht auf frühere Nachlassigkeit zurückgehend) gui geschrieben wird, konnte in bestimmten Fallen eine Hispanisierung vorliegen, die den u/w-Laut unterdrückt. Auch Mundartliches dürfte eine Rolle spielen; selbst ein spanisches Wort wie fuiste kann im Volksmund der Inseln zu fiste werden. 1 1 Verschreibungen bei MADOZ (184S-18SO) falsch richtif.!: falsch richtig Aria Haría Manique Muñique Arriete Arrieta Marqués, Maques Máguez Carcbe, Cbarcbe Cbacbe Masaga Mozaga Cbiburque Cbibusque Maselacbe Masdacbe Daimas Diama Quenia Guenia Fancara, Jamara, Tamara Famara Tagicbe, Tajicbe, Tapicbe Tabicbe Fenause, Tenabuse Fenauso Tamaren Tomaren Filamar Tilama Tas Tao Gaiza Yaiza Temes Femés Gaya Gayo Tenmime Temuime Guasineta Guasimeta Tiguaton Tinguatón Guatiza Guatisea Tinaja Tinajo Guestajay, Huestayai Guastajay Tinascoria Tinasoria Jabago, Yabago Yagabo Tiquinineo, Tiguinineo Fiquinineo Juso Yuco Unil Conil Maches Macber Zancomas Zonzamas 221 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Dazu ein weiteres Beispiel: Guiguan (Nr. 72) wird heute sowohl /gigwanJ als auch /gwjgwanJ ausgesprochen. Letztlich ist jedoch die Beziehung der heute gui geschriebenen Silbe zur ursprünglichen altkanarischen Wurzel im Einzelfall zu beurteilen, den der w-Laut kann auch spater dialektal eingefügt sein. Zu prüfen sind auch gua für /gwaJ oder /wa/ und gue für /ge/, /gwe/ oder /we/. Wolfel (1965) und Godoy (1969: 158) sind der Meinung, da/3 sich in einigen Fallen güi = /gwiJ zu gi = /gi/ wandelte oder güe = /gwe/ zu ge = /ge/ sowie /gwaJ zu /gal; dies bestatigt sich mehrmals. Das ofters auf allen Inseln in Ortsnamen auftretende guan (altkan. und berb. wa-n-) dürfte die Bedeutung "dieser (derjenige welcher) von .. ./ der des ... " haben und im übertragenen Sinn fallweise auch "Mensch, Mann" (Bory gibt für Lanzarote -als einziger-sogar "Sohn, Bursche"). Bei der Behandlung der Ortsnamen wurden über das Libysch-Berberisch hinaus auch anklingende Parallelen aus lebenden und vergangenen Sprachen der iberischen Halbinsel (Baskisch, Spanisch, Portugiesisch, Iberisch, Keltiberisch, Lusitanisch sowie Regionaldialekte wie Galizisch, Aragonesisch usw.) und des Mittelmeerraumes (Punisch, Lateinisch, Griechisch) herangezogen - im BewuBtsein, da8 phonetische Áhnlichkeiten ohne detaillierte linguistische Untersuchungen nur von begrenztem Wert sind. Eine tiefgehende Analyse solcher Parallelen und ihr Verháltnis zu einem vorberberischen Substrat auf den Kanarischen Inseln hátte jedoch den Rahmen dieses Aufsatzes gesprengt, so daB der Leser gebeten ist, zunáchst seine eigenen Rückschlüsse zu ziehen. Siehe auch die Ausführungen in Kapitel 6 (S. 310-315, 323-324), FuBnote 26 und Tabelle 5. Verwendete Symbole und Abkürzungen: 181 = aktuelle bzw. amtliche Ortsbezeichnung (laut Cartografía Militar de España 1:25.000/1985 und 1:50.000/1950, wenn nicht anders vermerkt) [!l rekonstruiert (Schreibweise oder Aussprache eines Namens) lil- Literaturquelle(n) [Yl = von W olfel (1965) bearbeitet -ohne etymologischen Versuch = von Wolfel (1965) bearbeitet-mit etymologischem Versuch BA = Bethencourt Alfonso (1991) ON = Ortsname PN = FN V N = Personenname Familienname Volksname * = Platzhalter in Wurzeln und Wortelementen für einen Vokal • Platzhalter für einen entfallenen oder hypothetischen Konsonanten Jh. = Jahrhundert; s.u. = siehe unten; s.d. = siehe dort idg. indogermanisch (indoeuropáisch) 222 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 1 1 Die bel den Ortsnamen und Tabellen verwendeten konsonantlschen Lautwert-Zelchen Okkluslve Frlkatlve Afrl- Aspl- Nasale Lateral Vlbrant Semi-stimmlos sdmhaft stimnfos stimmhaft kate rata konsonanten Bilabiale p b b m w Labiodental f lnterdentale e• b* Dentale t d Alveolare s** z n 1 r Pripalatale § z e (t§J n Palatal y Velare k g h 1 • Llspellaute lm Kanarischen Uvular " eher st-interdental * s im narlschen meist pra- Pharyngal h dorsodental Hlnwels: Bel Zltaten erschelnen die vom zltlerten Autor verwendeten Lautwert-Zelchen Achache /acace/ Peñas de ... (Los Valles) 01 IJI- Tavira (1795/1991: 165) Peñas del Chache Varianten: Chacha (Chil 1876: 420), Chaché (Berthelot 1978: 137) Aufgrund der Notierung von Chil konnte die ursprüngliche Form auch Achacha [!l gelautet haben, wobei sich das auslautende /a/ zu /e/ wandelte. "Chache" taucht bei Wolfel (1965: 208) im Register auf, wird aber im Text nicht behandelt. Achache und Afache (Nr. 3) sind vermutlich sprachlich eng verwandt. Acoche /akuce/ casa de labranza (El Jable) 02 IJI- Chil (1876: 418), Olive (1885: 18) [}y] 846 Der Ort ist heute versandet. Quasi gleich klingt Tacoutche (Berthelot 1978: 143) auf Gran Canaria; ebenfalls von dort meldet der Chronist Bernáldez (BA: 391) ein Arcachu. FürTenerife gibt BA (S. 403) ein Aracuche an. AufTenerife bezeichnete altkan. cuche einen Wein aus Palmsaft oder Mocan-Früchten. Afache /aface/ montañas (Fémes) 03 IJI- Berthelot (1978: 137) Los Ajaches (mit span. Plural-S) [}y] 808, 831 Varianten: Montes Ahaches (Serra Rafols 1964: Karte S. 204), Montañas de Sahaches (Karte bei Sapper 1906) Wir sehen den bekannten Wechsel von /f/ zu /h/ bzw. /g/. Der auslautende Vokal war vermutlich ein schwach betontes /a/, das zu /e/ verkümmerte. Bei den im Ajaches-Gebirge auftauchenden Bergnamen "Hacha Chica" und 223 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 "Hacha Grande" hat man wohl versucht, das mask. altkan. Wort mit dem f em. span. Wort hacha ("Fackel, Axt, Stierhom"; siehe auch bei Nr. 215 das verwandte altspan. Wort faya = "Fackel, Kienspan") zu reinterpretieren - in richtiger mask. Form erscheinen die beiden Bergnamen als Ajache Grande und Ajache Chico in einer einheimischen Karte (Lancelot Especial 1990). Die mannliche Form taucht wenige Kilometer entfernt nochmal in dem ON Los Haches auf. Siehe auch Peñas del Chache (Nr. 1), wo das Wort chache ebenfalls mannlich ist; eine weitere Parallele auf Lanzarote ist vielleicht Mña. de Faja (Nr. 215). Konnte afache mit (a)faya verwandt sein? Die Zeichenfolge faya ist auf Lanzarote in mehreren Bergnamen enthalten: Timanfaya, Tinguafaya, Guatifay. Eine berb. Etymologie für faya wurde bis jetzt nicht gefunden (weitere Informationen siehe Nr. 215 mit span.-leonesisch faya für "steiler Berg"). Wir wissen auBerdem, da8 im alteren Inselspanisch j und y auch wie /z/ oder wie /s/ ausgesprochen wurden; von diesen Lautwerten zu /e/ ist der phonetische Sprung nicht weit, zumal auf den Kanarischen lnseln /e/ oft einen sehr geringen frikativen Anteil hat, der zu /z/ oder gar /y/ tendiert. Paya taucht auch im Zusammenhang mit Bezeichnungen für hochgestellte oder korperlich groBe Personlichkeiten auf, was die Anahme zulaBt, daB es generen "hoch, hochstehend" bedeutet (faya2 = "Hauptling, Edelmann", fayahuracan = "Kriegshauptling" auf Gran Canaria; Mifaya, eine Prinzessin von Fuerte ventura laut Alvarez Rixo 1991: 95; Fayan, Name eines Riesen auf Fuerteventura lautVasco DiazTanco [ca. 1520)). Die Entstehung der Ortsnamen Nr. 1, 3 und 54 konnte deshalb folgendermaBen abgelaufen sein: 2 Altkanarisch fay(a)can/faysan bzw. faycaglfaycay ("Gouvemeur" und/oder "Priester" nach den Quellen) scheint einen anderen Stamm zu haben: fazak- mit -an als Sufix (y für Fil und /k/ zum Teil dialektal nach /§,s/ schwankend). Die Schreibweise fagzan bei Bemáldez konnte die Folge eines zusatzlichen Schreibfehlers sein (g für y). AlvarezDelgado (1981: 42) meint, altkan. fahlan/fayikán "Priester" (also nicht "Gouvemeur") sei der Plural von altlib. fsk "Tempel", obwohl alle al ten Quellen fay(a)can durchgingig als Singular bezeichnen. Alvarez Delgado unterscheidet auch nicht zwischen fay(a)can!faysan "Vizekonig, Gouvemeur" und faycag "Oberpriester" (wie Wolfel 1965: 454f aufgrund verschiedener Überlieferungen in den Quellen), sondem bei ihrn ist das ye in faycag eine Schreibweise von ry/§. Priesteramt und Regionalherrschaft konten natürlich in einer Hand gelegen haben. Trotzdem ist das Problem der unterschiedlichen lnterpretationen aus sprachlicher Sicht nicht ganz gelost. Alvarez Delgado (1942: 4) interpretiert faya in einem früheren Aufsatz allzu hypothetisch mit "Feuer", wobei er selbst auf die schwierige Deutung hinweist. Es ist eben nicht sinnvoll, faya nur zusammen mit dem Vulkannamen Timanfaya (Nr. 171) zu betrachten, sondem man mu8 auch die anderen bei Nr. 3 genannten Wortbildungen mit faya - besonders jene, die auf Personen oder Tite! bezo gen sind- berücksichtigen. 224 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 /caca/-.:;/cace/ /afaza/ /aafya/ /aafca/ -'; /ahac/a -'; /acac/a '-; /acace/ j ------ . /apaya/ und /afya/ 1 /a.t}ace/-.:; /gacel Die heutigen Schreibweisen -faya/-apaya,Ajache/Hache und Chache würden demnach drei verschiedene Entwicklungsstrange desselben Basiswortes darstellen. AufTenerife gibt es laut BA ein Afoche, ein Ifaya (/i/ im Anlaut statt /a/), ein Afazes (/z/ für /y/), ein Ajache (Bergname mit Wechsel /f/ > fb/), ein Asache (Wechsel /f/ > /s/), ein Abache (Wechsel /f/ > /b/) und ein Chafache (t-aface); auf Fuerteventura ebenfalls ein Abache (Morera 1994: 207) und laut Olive (1885: 294) ein Apuy (/f/ > /p/ und Vokalvariante). Madoz (1986: 37) gibt für Gomera ein Chipaya (t-ipaya ebenfalls mit Wechsel /f/ > /p/). Eine deutliche Parallele zu dem ON Afache gibt es darüberhinaus in dem PN Afche, der uns aus der Eroberungschronik Lanzarotes (Le Canarien) bekannt ist. Dies unterstützt die Annahme, daB es sich um ein Wort handelt, das sowohl auf Personen als auch Dinge (Berge) angewendet wurde. Darüberhinaus sind vi ele altkan. PN eng mit ON verbunden. Wolfel (1965: 650) sieht die Verwandtschaft von afache und afche als Moglichkeit an, bezeichnet sie aber als unsicher aufgrund der ebenfalls überlieferten Schreibweise asche des PN. Nach meiner Einschatzung der beiden Versionen des "Canarien", aus denen afche bzw. asche stammt, kommt der Variante afche aber mit Sicherheit die groBere Authentizitat zu (man denke auch an das Schwanken zwischen f und s). Vollig kontrar zu den ortlichen Verhaltnissen auf Lanzarote und damit abzulehnen ist die berb. Etymologie von Cubillo Ferreira (1980: 32), der afche/afache mit "kleiner Abgrund" übersetzt. Absolut phantastisch und abwegig ist die Meinung von Muñoz Jiménez (1994: 242), der PN afche sei mit Za.nata ( ein Berberstamm) und wa-n-t.inec (Guanche) verwandt. Áfete /áfete/ peñas (Haría) .,. BethencourtAlfonso (1991: 384) Vermutlich dieselbe Lokalitat, wie die folgende (Nr. 5). 04 Áfite /áfite/ peñas (Maguez; bzw. am südlichen FuB des Monte Corona) os .,. BethencourtAlfonso (1991: 384) 181 Peñas de Agite /abite/ Der Wechsel von /f/ zu /h/ oder fb/ tritt ofters auf. Vielleicht besteht ein Zusamenhang mitTamazight fti "Vieh zur Weide führen" (Taifi 1991: 137). Agacido /aga9ido/ localidad (Lage ?) . Chil (1876: 419) - [Yl 841 225 06 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Eine quasi exakte Parallele haben wir in Aguesita (Fuerteventura; BA: 357). Die Analyse konte aga-sido oder a(r)-gasi-do lauten. Die Lautfolge agalaca ist in den altkanarischen Ortsnamen aller Inseln mehrfach vertreten. Es ist aber auch an die Moglichkeit zu denken, daB aga in bestimten Fallen ursprünglich /a-gwaf lautete. Auch dafür gabe es zahlreiche Parallelen auf den anderen Inseln. Zu -g(w)asi siehe Guacia (Nr. 48). Zu -sido gibt es den ON Cyte aufTenerife (Datas; Pérez Pérez 1981: 49); zu -seit(e) sebe man Nr. 187 und Nr. 204. Ein Zaide (arabisch oder autochthon ?) gibt es in der galizischen Provinz Lugo. 07 Aganada /aganada/ montaña, degollada y cortijo, Risco de ... (Guinate) IJl, Bethencourt Alfonso (1991: 384), Simony (1892: 355) 675, 793, 835 (zur Variante Aganá) Varianten: Agará (Tavira y Almazán 1795),Aganá (Aguilar in Chil 1876: 419; Madoz 1986: 116) W olfel (1965: 836) bringt das Tuareg-Wort aggan "Erhebung". Zu der W olfel unbekannten Form Aganada paBt auch Tamazight agnil;l "Büschel einer zwergwüchsigen Palme" (Wurzel gm;f; Tarfi 1991: 160). Anklingend sind Agana (Gran Canaria, Gomera) und Agando (Gomera, Fuerteventura). 08 Aguza /aguza/ fuente (Y é) IJl, Aguilar (in Chil 1876: 419); "Puentecilla del Agusa" Lanzarote-Karte bei Vareta y Ulloa (1788) 18:i Gusa (ein steiler Abhang), Fuente de Gusa (Quelle) 730, 841 Varianten: Acusa/Arcusa (Berthelot 1978: 162) Als Parallelen haben wir Acusa/ Aracusen (Artenara, G.C.) und Argusa (Tenerife; BA: 406); Alvarez Delgado (1946: 292) meldet ein Gusán für Hierro. Die exakte berb. Entsprechung ist agus (Sil) mit der Bedeutung "Pfahl 11• Diese Interpretation wird durch die landschaftlichen Verhaltnisse vor Ort unterstützt. Die Quelle liegt am auBersten Nordende der Insel, das aus schmalen, spitzen Graten und Felszinnen besteht. Das span. Verb aguzai3 wird für "schleifen, wetzen, zuspitzen, ermuntern, anregen" eingesetzt. Dies kommt teilweise an die Bedeutung des SilWortes heran. DaB aguza hier jedoch kein spanisches Wort ist, zeigt besonders die Schreibweise bei Vareta. Auch der mask. PN akoze (Zentral-Sahara) konnte hierhergehoren (siehe Nr. 152 und dort eguise für "schlank"). Eine weitere Moglichkeit ist Tamazight guss "schrag, abfallend" (Wurzel gs; Taifi 1991: 170). 3 Das span. Verb kommt von lat. acuere "schirfen, anspitzen, antreiben", was in dem verwandten acus (lat. für "Nadel") auch dem berb. agus "Pfahl" als Vorlage gedient hat. 226 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Ajey /al}ei/ caserío, campo (San Bartolomé) 09 .,. Aguilar (in BA: 384) 181 Cuesta Ajei (lt. León Hemández et alii 1990: 291) [Yi] 898f Das Dorf San Bartolomé ist nach der Überlieferung unweit ( oder an der Stelle) des prahispanischen Ajei entstanden; zu Zeiten von M. Aguilar Ende des 19. Jhs. soll es sogar noch einen Ortsteil von San Bartolomé dieses Namens gegeben haben. Noch heute nennt sich eine lokale Folkloregruppe nach diesem alten ON. In dem Namen einer kleinen Anhohe (cuesta) südostlich von San Bartolomé hat sich das Wort ebenfalls erhalten; nach León Hernández et alii (1989, 1990) soll es dort vorspanisches Oberflachenmaterial geben, so daB es sich um den alten Siedlungsplatz der Ureinwohner handeln konnte ( etwas nordlich davon soll auch eine heute verschwundene Quesera existiert haben). Anklingend sind auf Fuerteventura Ajajei und Ajui und auf Tenerife Ajeja (bei lgueste). Für janejey (Fuerteventura) gibt BA (S. 252) die Bedeutung "Pferch zur Fütterung" (siehe auch Guanajey Nr. 53 und dort die Problematik fb/ aus ursprünglich /g/). Auf Gomera gibt es den altkan. Begrif ejey :für "ja / in Ordnung" (BA: 273). Aldana /aldana/ casa de labranza, aldea (Tias) 010 .,. Olive (1885: 64) [Yi] 825 Variante: Aldaña (Chil 1876: 419) lm Tamazight gibt es aldun "Kugel, GeschoB" (Tai:fi 1991: 369). Man denke an die zahlreichen Lavabomben, die über die Landschaft verstreut sind. Andía /andía/ Peña(s) de ... (Orzola) 011 181 Peña de Andia [Yi] 655 Variante: Dehesa de Andia (Mayorazgo de Lanzarote in Wolfel 1965: 655) Die alteste Form dürfte Fandía gewesen sein (siehe Ulbrich 1993b: 95-96). Eine Parallele finden wir in Fandía/Andía auf Fuerteventura (heute Jandía); laut Manuskripten des 15. und 16. Jhs. (Pesquisa de Cabitos 1990: 155; Melian de Betancor in Rumeu de Armas 1978: 67) wurde auch auf der Nachbarinsel der anlautende Konsonant zum Teil weggelassen. Álvarez Delgado (1957a: 67) halt die Verwandtschaft zu Jandía :für moglich, denkt aber auch an einen bask. Ursprung von Andía, da sich in dieser Gegend im Norden von Lanzarote einige Basken niederlieBen. Nach der Beschreibung bei Sapper (1906: 177) müBte es jener Felsen sein, der bei ihm "Torrecilla de los Apares" heilt und zu einer Felsgruppe gehort, die heute "Peñas Hendidas" genannt wird. 227 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 012 Ánes /ánes/ caldereta (Femés) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 3 84) Anklingend ist Ansite (Gran Canaria). Im Tamazight steht tanast für "kleiner Topf'' (Wurzel ns; Taffi 1991: 497); das wire die direkte Entsprechung zu span. caldereta. Binen vielleicht wurzelverwandten ON Anes gibt es in Asturien. 013 Aramas /aramas/ - (Rubicón) t8l Los Aramasos (in der amtlichen Karte falsch "Los Anamasos"). Aufgrund der ortlichen Küstenbildung glaubt Pallarés Padilla (1990: 399f) in aramaso einen altkan. Begrif für natürliche Wasserbecken (charcos) im Brandungsgebiet sehen zu konnen. Dies ist wohl moglich aber doch sehr hypothetisch. Einer Beziehung des ON (mit span. Plural-Endung -os) zu dem berb. Pflanzennamen aremas (hier für das salzliebende Suaeda vermiculata) würde ich den Vorrang geben. Berberisch aremas wiederum scheint auf ein griech. Lehnwort zurückzugehen, siehe dazu die Ausführungen bei Nr. l 09. Eine andere Analyse ware ara-maso mit den weit verbreiteten altkan. Elementen ara- und maso (zu letzterem siehe auch Nr. 226). 014 Argana /argana/ caserío, lugar, Llanos de ... (heute Stadtteil von Arrecife) t8l Argana - 835f Varianten: Argona (Verschreibung von Chil 1876: 419; bei Berthelot korrekt "Argana"), Argano (Quezada y Chavez laut Wolfel 1965: 835) W olfels Etymologie geht von dem altkan. Prifix ar- und Tuareg aggan "Erhebung, Abhang" aus. Andererseits haben wir den galizischen praromanischen Begrif argana "Stelle, an der die Spreu des Weizens verrottet" (Corominas 1992-1: 327) oder "Weizen-Granne" (García 1990: 60), der auch in galiz. ON auftaucht: Afgana, Argane. Die Beziehung des lanzarotischen ON zu dem galiz. Wort konnte durchaus vorspanisch sein und nicht nur mittelalterlich oder neuzeitlich (zu di eser Problematik siehe S. 315, S. 3 24 und Nr. 77). Díaz Gutiérrez (1990: 453) hilt argana ebenfalls für altkan. und zitiert ohne Quellenangabe die Bedeutung campo de mieses "Feld mit reifem Korn". 01s Asefe /asefe/ Pozos de ... , Playa de ... (Rubicón) .,. Dok. von 1691 (in Hernández Delgado & Rodríguez Armas 1993: 17) t8l Playa (de las) Colorada(s) [die Brunnen befinden sich in unmittelbarer Strandnihe; "Pozos de Juan Dávila" laut Karte bei Varela y Ulloa 1788] 590, 880 (W olfels Hinweis auf Asife in Kap.V, § 90 ist nicht korrekt.) Varianten: Asife (Álvarez Rixo 1850/1991: 61 und Aguilar in Chil 1876: 419), Aeifé ("Eco de Comercio", Sta. Cruz de Tenerife, no. 1736, Sept. 1868), Afe (Serra Rafols 1964: 184 bzw. Volksmund in den 60er Jabren), Áfe (BA: 3 84). 228 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Das Weglassen des s (besonders am Wortende) gehort auf allen Inseln zu den oft beobachteten Sprecheigenarten; besonders die Variante von 1868 deutet diesen Vorgang an. Auf Hierro haben wir die deutliche Parallele (Fuente de / Mña. de) Azofa bei San Andrés und auch aufTenerife gab es ein Asofa/ Axofo (Datas) sowie eine Quelle (!) namens Ta1tofote (Datas). Die sichere Bedeutung "Quelle/Bach" la8t sich aus dem Berberischen gut belegen, wie vor Wolfel schon George Glas feststellte (Glas 1767: 275 aseil; im Tamazight asif "FluB, Bach"). Interessanterweise gibt es aber auch eine bask. Parallele (zupu = "Brunnen, Tümpel"). Vielleicht war das lanzarotische Asefe auch der Platz einer eingeborenen Siedlung, die sich nur 2 km entfemt von der franz.-span. Siedlung "San Marcial del Rubicón" befand (1402 bis Ende des 15. Jhs.). Aufg rund archaologischer Erkennntisse wissen wir, daB zwischen den Eingeborenen und den Europaern die ser Siedlung eine friedliche K.oexistenz, ja zum Teil ein Zusammenleben herrschte. Bayan /hayan/ lomo (Bezirk Teguise) 016 . BA: 384 Anklingend sind Bayuyo (Fuert.; BA: 358) und Bayon/Boyon (G.C.; Chil 1876: 541). Im alten Algerien gab es den lib.-berb. PN BYN(RIL 121). Aber auch das Arabische hat mit bayün "enger zum Grund hin" und bayan "Klarheit, Einfachheit" gute Parallelen zu bieten. Letzteres wurde auch in das Kabylische und Tamazight übemommen (Jbeyina "Hinweis, Argument, Beweis"). Bisico /bisiko/ peña (Yaiza) 017 "Bethencourt Alfonso (1991: 384) Auf Tenerife gibt es ein Biseché (Berthelot 1978: 132) und auf Gran Canaria ein Bizbique (Agaete). Wenn man bi-sico analysiert, dann klingen Sego (Nr.239) und Segoya (Nr. 122) an. Die Rekonstruktion konnte auch [!] bis-biko lauten (b heute entfallen); siehe dann Ubigue Nr. 193. 1st bi-/bis- lateinischen Ursprungs ("zweifach") oder das altkan. Prafix be-? Zu dem Element ico bei einer Analyse bis-ico siehe Nr. 80 (ebenfalls bei Yaiza). Es konnte auch kein Kompositum vorliegen. Boiajo /boyal}o/ Vega de ... (Westen) 018 " "Descripzion ... " 1731 Die Endsilbe war eventuell ursprünglich -go oder -ko oder sogar -w/-zo. Das Gebiet wurde 1730/31 bei der groBen Vulkankatastrophe zerstort. Nahe anklingend ist Bayuyo (Fuerteventura; BA: 358). Chamada /camada/ playa (Lage ?) 019 "Torriani (span. Ausgabe S. 287) 229 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Laut Torriani ist der Ort rund 17 km (3 leguas) von Teguise entfernt und wird zusammen mit Landeplatzen der Südostküste genannt; dies laBt den SchluB zu, daB es sich um · einen Strand handelt, der heute bei Puerto del Carmen liegen würde. Zu analysieren ist ca-mada, wie bei Nr. 26, 27, 28 und vielleicht auch Nr. 29. Passen würde Tamazight tamda "Pfütze, Tümpel" (die Wurzel md hangt mit "abstehen von Wasser'' zusammen; Taifi 1991: 402). Kleine Strandseen mit Brackwasser sind überall im Küstenbereich Lanzarotes zu finden.4 020 Chametistafe /cametistafe/ pago (Lage ?) . Bethencourt Alfonso (1991: 3 85) Ein Chamastilafe/Chamoristafe wird für Fuerteventura gemeldet (Berthelot 1978: 137). Dies dürfte mit dem Chamastitafe identisch sein, daB Bethencourt Alfonso ( 1991: 3 5 8) in seiner Liste von Fuerteventura nennt. Die Versionen von Berthelot sehen stark nach Verschreibungen aus. Die Endung -t-afe ist auf Lanzarote auch in Macintafe (Nr. I 09) belegt; das Element metis begegnet uns in Metisai (Nr. 229). Wir konnen also ta-metis-t-afe analysieren. 021 Chaquea /cakea/ lugar (Soo) . León Hernández et alii (1988: 163) El Cortijo Dieser Name einer kleinen (heute verschwundenen), maurischen Ansiedlung nordlich der Mña. Juan del Hierro konnte erst im 15. oder 16. Jh. entstanden sein. Anklingend sind Checuidat (Nr. 22) und Cheque (Gran Canaria). Auf Fuerteventura gab es im 16. und 17. Jh. den Familiennamen Chaqueada (Lobo Cabrera 1991: 61, 81, l l 7), der moglicherweise ebenfalls berberischen oder altkanarischen Ursprungs ist (in der Liste der kanarischen Familiennamen von Platero Fernández taucht der Name nicht auf). 022 Checuidat /cekwidat/ localidad (Lage ?) . Aguilar (in BA: 385) 819 Das schilchische takuit ("Hügel ") paBt hier ganz gut. Anklingend sind Chaquea (Nr. 21) und Cheque (Güímar, Gran Canaria). Wolfel extrahiert aber auch cuida mit Afixklammer te- -t(e), wozu er die berb. Parallele ekade (Tuareg Ahaggar "Felsen") bringt. 4 Natürlich trift das berberische Wort- im Hinblick auf die Nummem 26-29 - auch aufbinnenlandische Pfützen oder Lachen zu, die nach Regengüssen entstehen konnen und in vor Sonne und W ind geschützten Lagen nicht sofort verdunsten. 230 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Chibesque /cibeske/ localidad, término (Tinaja) 023 Aguilar (in BA: 385) [W 504 Variante: Chiveque (Álvarez Rixo 1991: 67) Der ON ist wahrscheinlich identisch mit Chibusque bei Mozaga (Nr. 24). Chibusque /cibuske/ montaña, rincón, valle (s.u.) 024 Rincón de Chibusque (Tavira y Almazán 1795/1991: 165) Mña. Chibusque, Valle de Chibusque (westl. von Mozaga) [W 504, 815 Laut Bethencourt Alfonso (1994: 423) und Álvarez Rixo (1991: 48) ist "Chíbusque" der altkan. Name einer wildwachsenden Hülsenfrucht (moglicherweise Astragalus laut Kunkel 1986: 81). Die Bildung von ON mit Hilfe von Pflanzennamen ist auf Lanzarote mehrmals zu beobachten; in diesem Fall kann die Bildung auch erst in spanischer Zeit erfolgt sein, wenn die span. Siedler den altkan. Fruchtnamen weiterverwendeten. Anklingend sind Chimbesque (Tenerife; Aguilar in BA: 419), Chavesque (Tenerife; Berthelot 1978: 132), Chabaque (Tenerife; Aguilar in BA: 413), Chabique (Tenerife; BA: 414), Chibegue (Tenerife; BA: 418) und Chabasco (Gomera, Álvarez Rixo 1991: 65) sowie Nr. 23. Die erste Silbe (Prafix ?) schwankt zwischen ti- und ta-. Chilichibito /cilicibito/ - (Haría ?) 02s BA: 385 Variante: Chibilchibito ("pago en Haría" BA: 385) Chibilchibito wird von BA unabhangig von Chilichibito genannt; der merkwürdig zusammengesetzte Name sieht aber doch stark nach einer Verschreibung oder Lautumstellung von letzterem aus. BA (S. 277) notiert auch den altkanarischen Begrif chinichibito aus der Hirtensprache von Fuerteventura, der soviel wie "Durchführung des Pferchwechsels" bedeutet. Wenn wir den moglichen Wandel n > l annehmen, dann haben wir exakt den Ortsnamen Chilichibito vor uns. Wir konnten also ti-ni-ti-bito analysieren und finden dazu Tamazight bettu "trennen, aufteilen, verlassen" (Taifi 1991: 10), was zu dem obengenannten Hirtenbegrif gut passen würde. Eine andere Spur führt zu dem altkanarischen (noch heute verwendeten) Pflanzennamen tebete, der auf Lanzarote und Fuerteventura für Patellifolia patellaris steht (Kunkel 1982: 101; Kunkel 1986: 246). Wir hatten dann den "Ort der Tebete-Pflanze". Nach dieser weit verbreiteten Pflanze heillen moglicherweise vier Lokalitaten auf Fuerteventura: Tebeto (Castafleyra 1991: 96; BA 363). Das anklingende Tamazight- Wort tibuda "Rohrkolben [Typha angustifolia]" (Wurzel bd; Taifi 1991: 8) paBt jedoch botanisch gesehen nicht. 231 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 026 Chimadatagaste /cimadatagaste/ lugar, caserio (Tina jo) .,. CL 1731 181 Tajaste Varianten: Tajarte (Chil 1876: 424), Tayaste (Hartung 1857: 153), Tahaste (Dok. in Benítez Inglott 1945: 76) Entweder ist Tajaste - heute ein Ortsteil von Tinajo - eine abgekürzte Form von Chimadatagaste oder es handelt sich um zwei benachbarte Orte, was das Dokument von 1731 bei Romero Ruiz (1991: 51 unten) andeutet ("Chimada, Tagaste"). Die Reihenfolge der Ortsaufzahlung in dem Brief der Behorden von Lanzarote lassen den SchluB zu, daB Chimadatagaste in der Gegend von Tina jo lokalisiert werden kann. Der Wandel /g/ > fb/ ist moglich. Hoz (1965: 162) halt Tajaste für punisch, ohne naher darauf einzugehen. Parallelen zu chi-mada-finden wir in Chamada (Nr. 19), Chimidan (Nr. 27) und Chimidas (Nr. 28). Klare Parallelen zu -ta-gas-te sind Tagaste (G.C.), Tagaste/Tagasote (Fuerteventura lt. Aguilar und Castañeyra), Tegueste (PN und ON auf Tenerife) sowie Tejeste (Fuerteventura; BA:364) und Tajas(t)e (Hierro). Auch eine Verwandtschaft mit dem altkan. (palmesischen) Pflanzenamen tagasaste konnte vorliegen (siehe Nr. 48). Wolfel (1965) kommt bei Tagasaste (S. 573), Tegueste (S. 765) und Tagaste (S. 841) zu verschiedenen berb. Parallelen, wobei kabylisch [und auch Tamazight] tagzut "Feld, flache Gegend" vom Sinn her gut zu dem lanzarotischen ON paBt. Wenn das y in Gayo (Nr. 45) für ein altes /si oder /s/ steht, dann konnten wir vielleicht auch diesen ON heranziehen. 027 Chimidan /cimidan/ montaña (Teguise) .,. Dokument von 1586 (in Benítez Inglott 1945: 73) 181 Mña. Chimia - [W 864 Chimidan ist zu Chimia verkürzt (siehe auch Ulbrich 1993b: 92). Eine klare Parallele haben wir in Chimia/Chimida (Fuerteventura). Und auch in Guamk mia/-s.imia (Castañeyra 1991: 88) bzw. Guarichimía (Bethencourt Alfonso 1985: 293), ebenfalls Fuerteventura, begegnet uns die Lautfolge /cimia/ oder eben /cimida/. Zu analysieren ist wohl ci-mida-n. Das Element mada!mida taucht damit in Nr. 19, 26, 27 und 28 auf und vielleicht auch in Nr. 29 mit muda. SchluB-n konnte Plural sein; zur berberischen Bedeutung von mada/ mida siehe Nr. 19. 02a Chimidas /cimidas/ localidad, casa de labranza (San Bartolomé) .,. Chil (1876: 420), Olive (1885: 319) 656 Klar verwandt ist Nr. 19/27 und der ON Medes (Fuerteventura laut BA: 362). Siehe auch Nr. 26 und Nr. 29. SchluB-s ist hier wahrscheinlich span. Plural. 232 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Chinuda /cinuda/ localidad (Lage ?) 029 Aguilar (in Chil 1876: 420) - 820 Bei Wechsel m > n waren die Nr. 26-28 verwandt, also eventuell ci-muda. Coscofe /koskofe/ localidad (Lage ?) 030 Aguilar (in BA: 384) Laut Viera (1982b: 129, 13 9) sind cofe-cofe und cosco beides altkan. Begrife für dieselbe Mittagsblume (Mesembryánthemum nodiflorum); siehe auch Wolfel (1965: 573). Nach Bethencourt Alfonso (1994: 424) sind aber mit c6fe-c6fe = span. "barilla" und cosco = span. "vidrio" zwei unterschiedliche Pflanzen gemeint; bei Moeller (1984: 158, 160) und Kunkel (1977: 81) bezeichnet Barilla Mesembryánthemum crystállinum und Cosco Mesembryánthemum nodiflorum. Beide Mittagsblumen-Arten sind auf allen Inseln weit verbreitet; ihre Samen wurden früher sowohl von den Ureinwohnem als auch von den Spaniern bei Hungersnoten als Getreide-Ersatz zu Mehl vermahlen und anschlie8end durch Rostung zum Teil zu gofio weiterverarbeitet. Beide Pflanzennamen ( cofe-cofe und cosco) konnten für sich allein oder in Kombination dem Ortsnamen Coscofe zugrunde liegen; am wahrscheinlichsten ist jedoch kosko-fe (mit Sufix -fe). Auf Fuerteventura babeo wir den Ortsnamen Cofete, der ebenfalls mit cofe-cofe zusammenhangen dürfte. Cuaco fkwako/ Llano de ... (ostl. von Mancha Blanca) 031 Madoz (1986: 186), Coello (Lanzarote-Karte von 1849) (YtJ 832 Auf Tenerife babeo wir die Parallele Guaco (bei Güímar). Die südamerikanisch- spanischen Bedeutungen von guaco/huaco passen hier nicht. Diamar /diamar/ caserío, montaña (La Gería) Berthelot (1978: 137 "localité"), Mña. Diama - (YtJ 826 Varianten: Diama (BA: 385 "caserío y montaña"; Olive 1885: 322 "caserío"); Siamar (Karte von Lanzarote in Chil 1876; eine Verschreibung), Diana ("Lanzarote" Mini-Ediciones David, Barcelona 1984: 29) Im Tamazight gibt es das arabisch-stammige admer "Passage zwischen zwei Hügeln" (Taifi 1991: 68), was vom Sino her gut paBt. Oder Diamar kommt direkt aus dem Arabischen: t;lamr "enge Stelle" (Grom 1983: 70). 032 Dise /dize/ poceta (s.u.) 033 Bethencourt Alfonso (Ms. 1912; Druck 1991: 385) Morro de los Dises, Barranco de los Dises, (Playa de) Los Dises (Femés) 233 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 181 Los Dises, Fuera de los Dises (Küste bei Soo) 181 Los Dises (Playa Tenezar) 181 Los Dises, Morro de los Dises (La Graciosa) 181 Dise Blanco (Los Valles) 181 El Dise (Guatiza), El Dise (Mala), Peña del Dise (La Tiñosa), Barranco de los Di ses (Soo ), Ladera del Dise (Los Valles),B arranco del Disadero (Tinaj o), Islote del Dise de la Pared (Tinajo); alle aus Pallarés Padilla (1990: 396,399). "Dise" wurde ofenbar auf der ganzen Insel zur Bildung von Ortsnamen benützt und stammt nicht aus dem Kastilischen oder Portugiesischen, wie Pallarés Padilla (1990: 396-399) eruiert hat. Mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit seiner Überlegungen kommt der Autor zu dem SchluB, da6 dise mit span. poceta (siehe Übersetzungen in Kap. 2) umschrieben werden kann. Es handelt sich wohl um einen Begrif im Zusammenhang mit natürlichen Mulden für Regenwasser, der von den Spaniem übemommen wurde, so da6 die ON mit "Dise" im strengen Sinn nicht immer vorspanisch sein müssen aber sehr wohl aus einer Zeit der Koexistenz von Kolonisten und Ureinwohnern stammen konnen. Die lnterpretation von Pallarés Padilla konnte eine deutliche Unterstützung durch Dijá bekommen, Name einer Que lle auf Fuerteventura (BA: 359), wenn j hier für /s/ steht. Ebenfalls auf Fuerteventura haben wir die klare Parallele Alto del Dice Blanco (Femández Castañeyra 1991: 60). Auch (Aguas de) Diios auf Tenerife (laut BA: 422 heute /diyos/ ausgesprochen) konnte hierher gehoren, wenn das zweite i für ein altspanisches j/y steht, das früher wie /z/ oder /si ausgesprochen wurde. Generen ist damit zu rechnen, da8 alte Schreibweisen erhalten blieben, die aber gemaB den heutigen Sprachregeln des Spanischen anders als ursprünglich ausgesprochen werden. Etymologisch konnte gut lat. dis "reichlich, fruchtbar, kostbar" 5 zugrundeliegen, was bei einer Wasserstelle Sinn ergabe. 034 Eque /eke/ Aldea de ... (vermutlich im Zentrum der Insel) Pesquisa de Cabitos (Aznar Vallejo 1990: 132) - [yt] 657 W olfel zitiert nur das blanke Wort, ohne naher darauf einzugehen. Bethencourt Alfonso (1991: 277) gibt im Zusammenhang mit Fuerteventura für eque/feque die Bedeutung "Platz zur Markierung von Vieh" (wahrscheinlich die Sekun- 5 Schon Schuchardt (1918: 74) zieht eine Beteiligung romanischer und arabischer Lehnworter an der "berberischen Mundart der alten Guanchen" in Betracht (siehe auch FuBnote 27). Wenn es auch zu verallgemeinemd ist, die Sprache der Guanchen als "berberische Mundart" zu bezeichnen, so hat Schuchardt in bezug aufLehnworter sicher recht. Dies gilt natürlich auch für das Punische, da8 in manchen landlichen Gebieten Nordafrikas noch bis ins 3. und 4. Jh. hinein angewendet wurde. 234 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 darnutzung eines efequen, siehe Nr. 40); dies konnte auch für Lanzarote zutreffen (also [!] Feque). Im Baskischen gibt es egi für "Hang". Zu weiteren Erklarungsmoglichkeiten und ON-Parallelen siehe Ulbrich (1993b: 92ft). Famagui /famagi/ Mare(ta)s de ... (ostl. der Mña. Guanapay ?) Pesquisa de Cabitos (1990: 156) IR] 657 Im Text der Pesquisa heifü es "dos mares de Famagui", wornit vermutlich die beiden ehemaligen "Maretas de Jarnillas y de las Mares" unweit von Teseguite gemeint sind (siehe Karte von Coello 1849). Fama- taucht moglicherweise in Femés (Nr. 39) und in Fama (Tenerife; Olive 1885: 379) auf. Die Lautfolgen /gi/ und /gwif sind auch am Wortende mehrfach nachgewiesen (ausführlich bei Ulbrich 1993b: 94-95). Ein auslautendes -gi (/gil) mit der Bedeutung "Ort, Gegend" ist in zusammengesetzten Wortern des Baskischen zu finden. Wahrscheinlich ist aber fa-magwi zu analysieren; wir hatten dann eine gute Parallele in Magüi (Nr. 95). Fa- ist als Prafix verbreitet. Wolfel zitiert nur das blanke Wort, ohne naher darauf einzugehen. 035 Famara /famara/ huerta, risco, casa, caleta, rincón (Nordwestküste) 036 Rincón de Famara ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730) 181 Risco de Famara, Casas de Famara, Playa de Famara IR] 656 Varianten: Tamara (Puerta Canseco 1897/1988: 76; Lanzarote-Karte bei Chil 1876; Berthelot 1978: 138, 162; Lanzarote-Karte bei Vareta y Ulloa 1788), Hamara (Viera 1982b: 382), Penara (Bruquetas de Castro 1995: 160). Funde von Keramikscherben aus vorspan. Zeit in der Umgebung der Casas de Famara zeugen von der einstigen Prasenz der Ureinwohner. Haben wir ein Kompositum wie fa-mara vor uns oder einen kompletten Stamm? Die berb. Wurzel fñat teilweise mit überragen zu tÜn (Sus afa "Hügel, Hohe ", Kabylisch und Tamazight Iziyan af"übertreffen, besser sein", panberb. f-/fa- "auf''). Afa bedeutet in einigen Berberdialekten auch "Feuer/Licht, Licht der Gestirne, Klarheit/Helle"; davon dürfte das fe= "Halbmond" abgeleitet sein, das Bory für Lanzarote und Fuerteventura meldet - eine Bedeutung, die bei .Eamara und anderen lanzarotischen ON mit fa-/fe- jedoch nicht paBt. Für das Element mara bieten sich unter anderem lat. mare "Meer" und panberberisch amur "Stück, Teil" an. Zu mara als altkan. Element siehe auch Wolfel (1965: S. 424 bzw. S. 723 mit Ginamar/Himar, Gran Canaria, und Ginama[r], Hierro), Tamaraoya (Nr. 135) und Tomarase (Nr. 187). Sollte jedoch die Variante rnit t (Tamara) die ursprünglichere sein (das Schwanken t H f ware moglich), dann paBt Tamazight tamra "Rand, steiler Abhang" sehr gut (auch hier die Wurzel 235 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 mr; Taifi 1991: 428). Exakt tamara ist aber auch ein kelt. Gewassername (Albertos Firmat 1966: 219). Das port.-kan. Wort támara "Dattel" gibt keinen Sinn. 037 Faría /faría/ lugar (Norden der Insel) Gaspar Frutuoso (kanar. Ausgabe S. 14) - Haría (heute /arla/) - rtlJ 665 Varianten: Aria (Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote 1598 in Viera 1982a-I: 749; Madoz 1986: 107), Harya (Quezada y Chaves), Jaria ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730) Das anlautende h war nicht immer stumm. Die Notierung "Paria" des Portugiesen Frutuoso, der die Kanaren Ende des 16. Jhs. besuchte, konnte den schon oft beobachteten Wechsel von /f/ zu /h/ oder /bf andeuten. Letzteres wurde als h geschrieben und je nach Schreiber auch mal weggelassen; im modernen Spanisch verstummte es schlie8lich. Es gibt zwar den alten port. FN "Paria" (Platero Fernández 1992: 304) und seit dem 15. Jh. siedelten sich aufLanzarote auch Portugiesen an, aber dies dürfte hier keine Rolle spielen, da der Nachname "Paria" in Haría nicht gelaufig ist. Haria (Datas, BA: 428) und Jaría (Pérez Pérez 1981: 108) werden auch für Tenerife gemeldet. Vielleicht ist ein berb. Latinismus im Spiel: Schuchardt (1918: 50) gibt als Ableitung von lat. riga die Worter targa, harga, taria, aria, usw. (für "Bewasserungsgraben, Rinne"; siehe dazu auch Wolfel 1965: 875 und das klare Beispiel "Targa", Quelle auf Gomera). Liegt ein Kompositum wie fa-ri(g)a vor?' Das Hochtal wurde schon immer landwirtschaftlich genutzt. Sollte das f von Frutuoso nicht stimmen, dann konnte der ON direkt aus hargalaria entstanden sein. Passen würde dann auch Tamazight eari"Wald" (siehe auch Nr. 223). Taifi (1991: 853) weist nicht auf einen Arabismus hin, aber arab. l)arij "begrenzter Platz mit dichtem Baumbestand" klingt doch sehr stark an. Beides konnte sich gut auf den Palmenhain von Haría beziehen, der früher viel dichter war. 038 Fataya /fataya/ región (San Bartolomé) Bethencourt Alfonso (1991: 385) Zu Fataga (G.C.) und Taya (G.C. & Hierro) siehe W olfel (1965: 728, 740) und zu Tamazight taga "Blattwerk der Wild-Artischocke" siehe Nr. 168. 039 Femés /femés/ caserío, Valle de ... (Ajaches-Gebirge) Femés - rtlJ 827 - Variante: Femez ("Descripzion ... " 1731) 6 Als Kuriosum sei erwahnt, daJ3 B. Bonnet Reverón ("Estudios etnográficos - los primitivos habitantes de Canarias", Revista de Historia, La Laguna 1930) einen arischen Stamm vom afrikanischen Festland kommen lilt, der sich mahu-aria nannte, woraus sich Majoreros, der Name der Ureinwohner Fuerteventuras gebildet habe. Pinto de la Rosa (1954: 78) greift dies unkritisch aufund meint, daB das lanzarotische Haria ebenfalls auf diese "Arier" (bei ihm eigentlich mehr "Karthager") zurückgehen konnte. Bonnet will übersehen, da.B die Endung -rero eine Hispanisierung ist (zu maho siehe Nr. 97). 236 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Ein Temes gibt es in der galiz. Provinz Lugo (t > f ware moglich). Man sehe auch Ai (Hierro; Aguilar), Tames (Tenerife; Chil 1885: 71) und Fama(> Nr. 35). Fiquen +- efequen /fiken/ localidad, región (El Jable) 040 l- Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote 1598 (Viera 1982a-I: 749) 181 Fiquinineo (Volksmund; in den amtlichen Karten nicht enthalten) [YtJ 827; 448f; Álvarez Delgado (1981: 40, 43) Varianten: Fiquinimo (BA: 385), Fiquininco (Dávila y Cárdenas 1737/1991: 150), Figuinineos (Bethencourt Alfonso 1985: 170), Fieneque (Acuerdos del Ayuntamiento de Teguise 1834 in León & Robayna 1989: 28; Buchstabendreher von q und n), T iguinineo (Madoz 1986: 218), Fequeneneo (Broquetas 1995: 160). Fiquinineo finden wir bereits bei Torriani (1590; Lanzarote-Karte) und in Dokumenten des Amtsschreibers J. de Figueras (1620; Archivo Histórico Provincial, Las Palmas). Die Endungen auf-ineo usw. sind Hispanisierungen des ursprünglichen Wortes, das uns gut bekannt ist: efequén, ein Plural (Abreu Galindo 1977: 56). Es bezeichnet einen Kultplatz, der bei Torriani und Abreu Galindo beschrieben ist. Efequén taucht auch auf Fuerteventura in zahlreichen Varianten auf (esquinzo, esguinzo, esquen, esquines, esquey, esque, (a)facay, feque, facae mit zum Teil f zu s), und auf Tenerife (Afaque; BA 398)7. Die Variante von Madoz wurde von Wolfel (1965: 837) nicht erkannt. Zugrunde liegt wohl die berb. Wurzel tk "schenken, darbieten [opfern]" oder "Sonne" (Taifi 1991: 110,111). Fiquinineo war i m 15 .-17. Jh. durch berb. Landarbei ter und Prostitui erte und spater durch Mischlinge und Spanier bewohnt; schon Anfang des 19. Jhs. wurde es als Folge eines Sturms, der die Hauser zerstorte und alles mit Sand zudeckte, verlassen. Gagancho /gaganco/ llanura (Yaiza) 041 l- Bethencourt Alfonso (1991: 385) Ga-(gwa- ?) konnte Prafix sein. Zu dem Element -ganco/-ganso siehe Nr. 139. Gaida /gai'da/ montaña (Valle de la Gería; La Asomada) 042 181 Caldera de Gaida Varianten: Gáida (BA: 385), Grahide (Lanzarote-Karte bei O. Stone 1889) 7 Ein Salvador de Umpiérez von Fuerteventura hatte noch 1605 auf einem seiner Grundstücke einen efequén, der nach seinem GroBvater "Efequén de Simón de Morales" benannt wurde; das entsprechende Dokument (Lobo Cabrera 1991: 127) bestatigt damit, daB zur Zeit von Toriani (Ms. 1590) und Abreu Galindo (Ms. Ende 16. Jh., siehe Barrios García 1995) noch solche Kultbauten existierten. Morera Pérez (1989: 602) meint: "[Altkanarische] Substantive wie ... efequén ... sind bloB noch klassifizierende Worter, ohne irgendeinen innewohnenden linguistischen Inhalt". Er meint damit wohl, daB viele solche altkan. Begrife durch ihre Aufnahme ins Inselspanisch einen Teil ihrer ursprunglichen, konkretisierenden Bedeutung verloren haben. 237 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 043 Gambuesa /gambwesa/ s.u. 181 La Gambueza (Kap bei Tinajo) 181 Las Gambuesas (Soo; lt. León Hernández & Robayna Fernández 1989: 77) 495 Gambuesa bezeichnet sowohl den Vorgang des Markierens von Vieh, als auch den Ort dieser Handlung. Das altkanarische Wort wurde von den Spaniern übernommen und ist infolgedessen Bestandteil zahlreicher Ortsnamen auf allen Inseln des Archipels. Der Wortursprung ist nicht geklart. 044 Garomas /garomas/ región (Bezirk Teguise) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 385) Parallelen haben wir in Garonas und Garome (beide La Palma). Ziemlich klar liegt das bedingt altkanarische (arabisch-stammige) Wort arehonase für "grüne Feige" zugrunde (siehe Nr. 109). Anklingend istjedoch auch der altlibysche PN garamas (Augustinus Ep. I/9l .12). 045 Gayo /gayo/ montaña, punta, fuente (Máguez) 181 Gayo (montaña) 181 Punta de Gayo, Fuente de Gayo Varianten: Caldera del Gallo (Sapper 1906: 177), El Gallo (I :50.000 von 1950), Gaya (Madoz 1986: 122; Berthelot 1978: 137) Die Variante von Sapper (ein Synonym für den unweit des Gayo-Gipfels gelegenen Vulkan "La Quemada") beruht auf der Auskunft eines Einheimischen, der wahrscheinlich unbewuBt eine span. Erklarung (gallo = "Hahn, Beule") in den Bergnamen hineininterpretierte. Auch dem Verfasser dieser Zeilen wurde in einer Dorfkneipe in Haría II statt y buchstabiert; beides wird heute zunehmend gleich ausgesprochen und regt zu Verwechslungen an. W are gallo richtig, dann müfite es eher Punta del Gallo und Fuente del Gallo heiBen ( dies galte auch, wenn der ON auf port. gaio = "Haber" zurückgehen sollte ). Die moderne amtliche Karte l :25.000 zeigt mehrmals Gayo wie schon Pascual Madoz (1986: l l 6) Mitte des 19. Jahrhunderts. Nach der Beschreibung von Madoz taucht Gayo ein zweites mal in dem Ortsnamen "Gayo de Termeris" auf (Nr. 163). Wolfel (1965: 844) untersuchte nur die (falsche) Schreibweise von Berthelot, da ihm die richtige Form (Gayo) nicht bekannt war. Wolfel zieht als berb. Parallele das schilchische Wort für "Kopf' (agayuliguya) heran, was hier ganz gut paBt. Auf kanarischer Seite haben wir u.a. als Parallelen Te (Nr. 149), Ta (La Palma), Goye (Tenerife lt. Aguilar) und eventuell Tamar (Tenerife; BA: 440). Wenn das y in Gayo nach /z/ schwankt, dann konnten wir auch Tagasote (ta-gaso-te; Fuerteventura) und Gasio (Tenerife; BA: 425) heranziehen. Gaya/Gala existiert als altlibyscher PN (z.B. Va- 238 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ter des Numider-Fürsten Masinissa, t 206) und auch der lat. PN Gaius ist nicht ganz auszuschlieBen (siehe auch Nr. 163). Gay/gayá/gayo!goy(o)lgoya ist clarüberhinaus Stammelement in vielen galizischen ON. Gería fbería/ caserío (Valle de Gería) La Gería (de los V inos) [YiJ 665 Varianten: Jeria (Aguilar in Chil 1876: 423; Karte in Chil 1876); Gerias ("Descripzion" 1731), Gena (eine Verlesung des Ms. von Alvarez Rixo durch Wolfel 1965: 893, was Pérez Pérez 1981: 63 nicht erkannte), Heria (Berthelot 1978: 142). Sollte hier der Wandel /gwe/ zu hispanisiert fbe/ stattgefunden haben, dann ware eventuell gweria [!I zu rekonstruieren. BA gibt (S. 217) berb. ieria für "Korn" (welcher Dialekt ?). Berthelot (1978: 142) sieht einen Zusammenhang mit altkan. herolheres "Zisterne" (H, T ). Man sebe auch im Tamazight die Wurzeln mit gr(Taifi 1991: 163ft). Anklingend sind Gerian (Gomera), Mña. Gayria (Fuertev.), Garía/Jaría (Datas; Pérez Pérez 1981: 63, 108) und Haria (Nr. 37). Gera, Geré und Heria/Herías gibt es in Galizien, bei Valladolid ein Geria. Auch lat. ager "Acker" mag nicht ganz fremd sein. Unser La Gería wurde bei den V ulkanausbrüchen von 1730-36 von Asche bedeckt; man grub nun zur Wiederbelebung der Landwirtschaft trichterfürmige Vertiefungen (jameos), um zur ursprünglichen Erdschicht vorzudringen. Wurde auf diese mühsame Weise ursprünglich Lein im Gería-Tal angepflanzt, so wurde er einige Jabre spater durch Weinreben ersetzt - daher der Zusatz im heutigen Namen. 046 Goire /goire/ 047 181 Los Goires (bei Güime) Variante: Los Goises (Hoz 1962: 279) Es handelt sich um altkan. gorolgore "einfacher Stall, kleines Gehege" (> Nr. 130). BA (S.252) gibt goizyfür Fuerteventura. Der Wechsel r/s tritt ofters auf. Guacía /gwasía/ - (s.u.) 048 181 Guasía (nordl. der Mña. T éjida), Guacía (ostl. der Mña. Hurón) Gut paf3t Tamazight agasis "Pflanze mit Stielen ohne Blatter" (Wurzel gs; Taifi 1991: 170): auf Lanzarote das sukkulente Kleinia neriifolia (kanarisch "berode"). Der w-Laut im heutigen ON konnte eine dialektale Einfügung sein. Anklingend ist auch Guasa (Tenerife; BA: 427). Verschiedene Autoren melden gacia/gasia! gacio als Pflanzenname von La Palma und Hierro (für eine Teline-Art, früher Cytisus, die es auf Lanzarote nicht gibt). Stefen (1956: 70) leitet dieses gacia rein lautlich von acacialguacia (Akazie) ab, was meines Erachtens aufgrund des deutlich unterschiedlichen Pflanzenbaus (andere Blüten) nicht überzeugt. 239 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 049 Guaguaro /gwagwaro/ lugar (San Bartolomé) .,. Guaguaro (CL 1730a in Romero Ruiz 1991: 28) [yt] 832 Varianten: Guegaro (Godoy Pérez 1969: 159), Guagáro (Dávila y Cárdenas 1737) Der Ort w urde von Asche der Ausbruchsphase 1730-33 bedeckt (siehe auch Nr. 65). 050 Guaita /gwaita/ Peña de ... (Maguez) .,. Bethencourt Aifonso (1991: 385) Eine Parallele ist (Cueva de) Guaite aufTenerife (Olive 1885: 313; siehe auch Guáites bei BA: 426); vermutlich auch Gaida (Nr. 42). 051 Guajime /gwaoime/ localidad (Lage ?) .,. Berthelot (1978: 137) [yt] 893 Variante: Gagime (Berthelot 1978: 137) In Bezug auf das Element -!J.ime ist moglicherweise Tenegime (te-ne-bime) auf Hierro vergleichbar. Sollte bei -gime der Wandel von /gwime/ zu /gime/ stattgefunden babeo? Wenn ja, dann ware das Stammelement für das lanzarotische und das herrenische Beispiel -güime und wir hatten dann eine exakte Parallele zu Tenegime (Hierro) in Tenegüime (Nr. 158). 052 Guamaza /gwarnasa/ districto (Gebiet Famara-Teguise) .,. "Descripzion ... " 1731 [yt] 834 (über den gleichnarnigen ON von Tenerife) Quasi exakt gleich sind die folgenden ON von Tenerife (BA: 426): Guamaza (Tacoronte ), Guamaso ( Güimar) und Guarnazo (El Portillo). Siehe auch Mazo (Nr. 226) sowie die berb. Wurzeln gms und gms bei Taifi (1991: 157, 192). 053 Guanajey /gwanaoei/ montañeta (Yaiza) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 385) Hier hat sich ofenbar jemand aus Ajey (San Bartolomé) bei Yaiza angesiedelt. Die ON mit initialem gua-n- scheinen zu den wenigen zu gehoren, die sich von einem PN oder einer Person ableiten. Nicht auszuschlieBen ist -ajeyvon -egui(n), eine starke Dialektisierung wie sie vielleicht auch in dem anklingenden Paar Ganeguin/janejeyvon Fuerteventura vorliegt (siehe Nr. 9 ajeyund Nr. 78). 054 Guanapaya /gwanapaya/ montaña (Teguise) .,. Viera y Clavijo (1982a-I: 757) 181 Mña. Guanapay (Vulkan), Castillo de Guanapay 655f 240 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Varianten: Guanapai ("Disinio de la villa de Teuguise" 1686 von Castillo in Rumeu de Armas "Piraterías" II-1: 335), Vuenapay (Mayorazgo de Lanzarote ). Castillo kennt - rund 100 Jabre vor V iera - das auslautende a nicht. Auf Gomera gibt es ein PapQJla)'.. Zieht man den moglichen Wechsel f/p in Betracht, dann kommen sogar die bei Nr. 3 zur Diskussion geste liten Ausführun-gen über faya ins Spiel: wa-n-afaya [!) = "der von oben" (-paya = -faya vermutete schon Abercromby 1917: 121). Sollte hier der Genuese Malocello gemeint sein, der auf dem Guanapay um 1313 ein kleines Fort erbaute und ca. 20 Jabre lang Handel mit den Eingeborenen betrieb (siehe auch Nr. 152)? Guanche /gwance/ La Finca del ... (Los Valles)*, Peña del ... (Femés)** 055 .,. *Tejera Gaspar (1984), heute "Paso del Cerón";** lokale Tradition Diese ON sind sicher in span. Zeit entstanden. Das Wort Guanche wird in zahlreichen ON auf allen Inseln verwendet, bezeichnet aber ursprünglich nur den Eingeborenen von Tenerife (dazu W olfel 1965: 609f). Leider wird Guanche auch von Journalisten und Fachautoren verallgemeinert, obwohl jede Insel eine eigene Bezeichnung für ihre prahispanischen Bewohner hat. Guantesive /gwantesibe/ región, lomo (Los Valles) 056 Lomo Guantesive Varianten: Guantecira (Aguilar in BA: 386), Guantesiba/Guantesia (BA: 386), Guantesivi (Pallarés Padilla 1990: 400-401) Die Analyse konnte [!) wa-n-t-esigwe lauten (zu -tesigue siehe das nur wenige Kilometer entfernte Teseguite (Nr. 165). Verwandt ist sicher auch Guestesive (Nr. 70). Guantecira ist nicht lokalisierbar; rnit gro8er Wahrscheinlichkeit ist es eine Verschreibung von Guantesiba. Wolfel (1965: 883, 888) kennt letzteres nicht und bringt Guantecira (wa-n-te-sira) mit Tesera (Hierro) in Verbindung. Guantevén /gwanteben/ Peña de ... (Los Valles) 057 Peña de Guantevén Varianten: Guantebé (BA: 386), Buen Tebé (Alvar 1972: 88) Alvar horte fbwentebé/ von einern Lanzarotefio und hat dies ofenbar als Verstürnrnelung von Juan Estévez interpretiert. Für die altkan. Einstufung sprechen aber die Endung auf -n (wie bei Nr. 68) und die ahnlich konstruierte Nr. 56. Zu analysieren ware [!) wa-n-tegWe-n (zu tegue siehe Nr. 150, 203). Guardilama /gwardilama/ montaña (La Gería) 058 Guardilama - l:W 838 Variante: Guadilama (Hernández-Pacheco 1961: 241) Das Elernent -dilarna (-di-lama ?) hat eine klare Parallele in Tilarna (Nr. 170). Ob 241 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 das r in guar genuin altkan. ist, steht nicht fest, da es auch eine dialektale span. Einfügung sein kann. Guad- konnte hier arab. "FluB, Bach[bett], baranco" sein, und -lama kan. für "Film auf abgestandenen Flüssigkeiten, Krankheit oder Überzug auf Pflanzen". AufTenerife gab es allerdings den fem. PN Guara. 059 Guasimeta /gwasimeta/ playa, caserío (ostl. des Flughafens) Guasimeta (Landstrich), Playa de Guasimeta - 658, [W 883 Varianten: Guacimeta ("caserío y aljibes" Álvarez Rixo 1991: 70; siehe dort auch die Fu13note Nr. 170 der Bearbeiter Díaz Alayón & Tejera Gaspar), Guacineta (Olive 1885: 460), Guacimeda (Lanzarote-Karte von Castillo in Rumeu de Armas "Piraterías" III-1: 26), Guarimeta (Lanzarote-Karte, Torriani) Guarimeta bei Torriani zeigt das Schwanken r/s. Die Analyse ist ofen: Der feminine PN Guacimara (Tenerife) laBt an gwa-s-imeta denken; die berb. Parallele, die Wolfel findet, tagessimt "Kürbis" (Ahaggar Fouc. [und auch Tamazight]), führt zu gwasime-ta. Auf Hierro bezeichnet altkan. guásimo/ guá(r)samo ein Astloch, um trinkbare Feuchtigkeit aufzufangen. 277 Guastachide /gwastacide/ lugar (vermutlich im 1730-36 zerstorten Westen) ., Dok. von 1618-1650 (Broquetas de Castro 1995: 160) Die Endung -acide erinnert an -eceide (Nr. 180). Zu guas-t- siehe Nr. 60. 060 Guastajay /gwastat}ai/ casa, cortijo (Nazaret) ., Dávila y Cárdenas (1737) - [W 842 Varianten: Guestajay (Chil 1876: 422), Guartajay (Aguilar in BA: 386), Guestejay ("AMC" in Wolfel 1965: 842), Guastay (Anonymus 1776) Die Analyse dürfte l!l gwa-s-t-afay oder gwa-r-t-afay lauten (Schwanken r/s und Wechsel f > b), womit der ON eine klare Parallele zu Nr. 61 ware. Guas ist vielleicht ebenfalls Stamm; siehe Tegueste (Tenerife) und Tamazight tgguss "schrág/abfallend sein [Terrain]" (Wurzel gs; Taifi 1991: 170). 061 Guatifay /gwatifai/ montaña (Guinate) Guatifay 842f Variante: Guartifay (Millares Torres 1895: 216) Wolfels Vermutung, die Namen Nr. 60 und Nr. 61 seien die gleichen (für zwei verschiedene Lokalititen), trift wahrscheinlich zu. Das auslautende a der Rekonstruktion l!l /gwa-t-ifaya/ konnte entfallen sein. Zu ifaya siehe afaya bei Nr. 3 bzw. dort auch Ifaya (Tenerife). 062 Guatisea /gwatisea/ caserío, montaña (San Bartolomé) Mña. Guatisea 242 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 659 Varianten: Guaticea ("casa de labranza" Olive 1885: 467), Guatizea (Madoz 1986: 119), Cucalisea (Hernández-Pacheco 1961: 248), Guatiza (Madoz 1986: 148), Guarticea (Millares Torres 1895: 216) Das Dorf wurde 1736 durch Lava zerstórt. Sprachlich eng verwandt ist sic her Nr. 63 und 64. Die Herkunft konnte arabisch sein (wie Guadaisa bei Malaga; "Bach des Isa" laut Asín Palacios 1944: 109); oder wir haben es mit gwa-tisea zu tun - man sebe das nur 3 km entfernte Tesee (Nr. 164). Guatiza /gwatisa/ ·lugar, Vega de ... (Guatiza) 181 Guatiza (Dorf), Vega de Guatiza (Landstrich) [YiJ 659 Varianten: Guatisa (Viera 1982a-I: 794), Guatissa (Anonymus 1776/1991: 19), Guatisse (Mayorazgo de Lanzarote; Wolfel 1965: 659), Guatize (CAML-11: 316) Guatiza und seine Umgebung sind altes Kulturland der Ureinwohner {Felsritzungen, OberfUichenfunde von Keramik) . Sprachlich eng verwandt ist sicher Guatisea (Nr. 62). Siehe auch Nr. 64. 063 Guatizelo /gwatizelo/ lugar (Westen) 064 .,. "Descripzion ... " 1731 Der ON konnte eine span. Verkleinerungsform von Guatiza (Nr. 63) oder Guatisea (Nr. 62) sein, z.B. durch Leute aus einem dieser beiden Orte, die sich in einem anderen Teil der Insel ansiedelten. Das Gebiet von Guatizelo mit der Vega de V ilaflor und der Vega Nueva gehorte zum fruchtbarsten Teil Lanzarotes und wurde 1730 durch Lava zerstort. Guayazo /gwayazo/ lugar {Testeina) 065 .,. CL 1730a (in Carracedo & Rodríguez 1991: 43) Varianten: Guagal {CL 1730b in Hoz 1962: 179), Guaguaro (CL 1730a in Romero Ruiz 1991: 28) Sowohl Carracedo & Rodríguez als auch Romero Ruiz stützen sich auf die Originaldokumente des Archivo de Simancas. Hoz besaB ofenbar eine Kopie, die zum Teil moderneres Spanisch benützt aber auch alte dialektale Schreibweisen verwendet (Jaxetas für Jaretas). Klare Parallelen zu Guayazo (wayaso) waren Guayasen (PN Gran Canaria) und Ayose (ON/PN Fuerteventura); siehe auch Nr. 195. Trotzdem scheint Guayazo eine Verlesung zu sein ( oder eine Aussprachevariante mit /g/ > /y/ und /r/ > /si), denn die Variante Guaguaro erhalt ihre Bestitigung durch Guagáro (Nr. 49; 173 7) und betrift hochst wahrscheinlich denselben Ort. Der Kopist der Hoz'schen Version hat bei Guagal vermutlich l für r eingesetzt und das SchluB-o weggelassen. 243 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 066 Guayé /gwayé/ región (Haría) ., Bethencourt Alfonso (1991: 386) Vermutlich handelt es sich hier um ein dialektal abgewandeltes Element der Ortsnamen-Kombination "dehesa de eye y gueye.r'', die Wolfel (1965: 657) in den Akten des Mayorazgo de Lanzarote fand (Biblioteca Nacional, Madrid) und die Berthelot (I 978: 138) verkürzt als "Yegre" bringt. Bei Berthelot (I 978: 138) ist Yé der Name einer Weide; darüberhinaus hat Yé (Nr. 201 ), wie Wolfel (I 965: 665) vermutet, auch inhaltlich mit Weide zu tun. So lite Yé eine Verkürzung von eye sein? Span. dehesa in Verbindung mit eye ware dann ein unbewuBter Pleonasmus der europaischen Siedler. An gueyer klingt stark das mit dem Arabischen verwandte Tamazight-Wort ageyyer "Mühe, Kummer, Traurigkeit" (Taifi 1991: 212) an, was zu einer kargen Weide passen konnte. 067 Guenia /gental caseríó, montaña (Guatiza) Montaña (de) Guenía, Las Veguetas de Guenía [NJ 835 Variante: Guénia (Olive 1885: 468) Die Mña. Guenia und ihre Umgebung sind altes Kulturland der Ureinwohner (Felsritzungen, Lithophon). Parallelen sind eventuell Guinea auf Hierro und Guinea bei Valdegovía (Prov. Alava). In La Laguna und Icod (Tenerife) wird guinea auf den Riesenkürbis angewendet (Alvar 1959: 186). Sollte das kanarische guinea die Hispanisierung eines altkan. Wortes sein, das ursprünglich für eine einheimische Kürbisart galt (z.B. Citrulus, Bryonia, Sechium)? Oder besteht bei den Ortsnamen ein Zusammenhang mit port. guiné "Windwinkel"? 068 Guenteden /genteden/ localidad (Arrecife) ., Aguilar (in Chil 1876: 422 bzw. Wolfel 1965) [NJ 837 Der Ort scheint aufgrund der Nahe zu Arrecife nicht identisch mit Nr. 57 zu sein. 069 Güérman /gwérman/ cancela y camino (T ías) ., Bethencourt Alfonso (1991: 3 86) Variante: Guerma (Dok. von 1731 in Romero Ruiz 1991: 51 unten) Parallelen sind Guerime und Huriame(n)/Guriamen (Fuert.); ersteres erklart Wolfel (1965: 744) berberisch: "Mauerwerk, befestigtes Dorf''. Anklingend sind auch die altkan. PN Rumen, Romén, Ruiman und Deriman von Tenerife, die wohl trotz aller Bedenken von Wolfel (1965: 772) nicht erfunden sind (Bethencourt Alfonso 1994: 129, 142ft); der PN zruman, den G. Picard (Karthago V III [Paris] 1957: 91) als lib.-berb. einstuft, zeigt die tatsachliche Existenz dieses Namenstyps an. Vermutlich keltiber. ist uanan, was Correa 244 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (1990: 13 9) als Titel eines Führers ansieht. Und schlieBlich ist gwman ( Caceres & Salas 1995: 37) die autochthone kan. Bezeichnung für die Pflanze Tolpis proustii, die jedoch nur auf Gomera und Hierro wáchst. Guestesive /gestesi'be/ región (Teguise) 070 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 386) Lokalisierbar ist der Ort nicht. Der ON konnte eine Verschreibung oder dialektale Variante von Guantesive (Nr. 56) sein (s für n); zu analysieren ware dann gwa-nt- esigwe (siehe auch Nr. 165). Gues-/guas- scheint jedoch als Prafix zu existieren. Guezma /gezma/ término (mittlerer Westen) 071 . CL 1731 Der Ort wurde durch Vulkanasche des Ausbruchs von 1730 verschüttet. 1st Guezma sprachlich mit Nr. 69 verwandt? R zu s wáre moglich. Guigua /gigwaf calle (Arrecife) 072 .,. Plano Guía de Arrecife (Cab. Ins. de Lanz., D.L. Barcelona 1989) Siehe Nr. 73, Nr. 74, Guisqué (Nr. 220) und Güingua (Nr. 79). Guiguan /gigwan/ caserío, montaña (Tinajo) 073 181 Guiguan (heute Teil von Tinajo) Varianten: Guiga, Guiguán (beide BA: 386). Der ON dürfte Plural von Nr. 72/7 4 sein. Im Tamazight fin den wir uggug!uggugn bzw. igigligign "Damm, KanalverschluB, Abzugsgraben" und agig!igaggen "Zeltstange" (beides Taifi 1991: 145). Guigue /gige/ región (Haria) 07-t .,. Bethencourt Alfonso (1991: 386) Variante: Huigue (Chil 1876: 422) Ein Schwanken im Anlaut zwischen Velaren wie /g/ und fb/ ist denkbar. D arüberhinaus kann ein lauthaftes h heute noch in manchen lándlichen Gebieten der Inseln gehórt werden. Als Parallelen haben wir Guigui/Güigüi (Gran Canaria), Nr. 72/73 und- bei Wegfall von s - auch Guisqué (Nr. 220). Guihafuso /gihafuso/ aldea (Zentrum) 075 .,. Pesquisa de Cabitos (S. 132) - [Y1) 657 Die Analyse konnte gui-h-afuso lauten (siehe die vielen Tamazight-Worter mit der Wurzel fs, Taifi 1991: 131ft), mit h als dialektaler Behauchung des a. Oder gui-hafuso mit h als mehr oder weniger aspiriertem Teil des Stammes (einst g ?). 245 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 076 Guilame /gilame/ lomo (Haria) Bethencourt Alfonso (1991: 386) Das Element -Jame tritt auf Lanzarote auch in Form von -Jama auf (Nr. 58, 170). Guillama (Tenerife, Datas; Gomera, Olive 1885: 491) dürfte eine weitere Parallele sein. Der franz. PN Guillaume als Ursprung ist wohl weniger wahrscheinlich. 077 Güime(s) /gwime[s]/ aldea, pago, caserío (San Bartolomé) 181 Güime (Dorf bei San Bartolomé), Los Güimes (Landstrich bei Muñique) 658 Varianten (für Güime bei S. Bartolomé): Goime (Hoz 1962: 277), Gonire (Lanzarote- Karte von Castillo, schwer lesbar), Güimes/Góime (BA: 385-386), Guinex (Berthelot 1978: 137), Guyne (1578, CAML-11: 316), Guine (Quezada 1770) Der Wechsel u/o bzw. rn/n tritt ofters auf. Das -s konnte zum Teil altkan. sein und zum Teil span. Plural (nachdem ersteres entfallen ist). Eine Parallele für Güime haben wir in Tene (Nr. 158). Ein A(ra)güimes gibt es auf Gran Canaria (siehe auch Ulbrich 1993b: 95). Das nordspan. prarom. Wort árgoma bedeutet "Ginster [Ulex], Aulaga, stachelige Pflanze", das port. Pendant argomas "unnützes kleines Gezweig unten am Stamm" und galiz./port. gume "Schneide"; alle drei, wie auch galiz. argana(> Nr. 14) und der astur.ON Argame, sind verwandt mit dem port. Verb gomar"[spitz ... ] sprossen, keimen". Ein Güemes existiert in Kantabrien; Goibe (evtl. m> b) und Güin mehrfach in Galizien. CIL VII: 17081 nennt den PN gumez, der gut zu gumes "Charme haben" (Ahaggar Fouc.) paBt. Geradezu abenteuerlich im lanzarotischen Kontext ist Guine von wi-n-za (Muñoz Jiménez 1994: 238). 078 Guinaguadén /ginagwadén/ localidad, cortijo, montañ.a (La Vegueta) Dokument von 1616 (Torres Santana 1990: 329) 181 Mñ.a. Iguadén 657f (die Variante von 1616 war Wolfel nicht bekannt) Varianten: Iniguaden/Inaguaden/lñ.aguadén (Viera 1982a-I: 743,746,788,794), Iguadén (Dávila y Cárdenas 1737), lguadin (Berthelot 1978: 137),Ynaguadon (Mayorazgo de Lanzarote in Wolfel 1965: 67), lgualdez ("Lanzarote" MiniEdiciones David, Barcelona 1984: 37), Hainaguaden (Torriani: LanzaroteKarte 1590), Ynaguaden (Dok. von 1586 in Benítez lnglott 1945: 69) Obwohl Torrianis Notierung von 1590 (er war vermutlich Gast auf diesem Landgut der señ.orialen Familie) und das Dokument von 1586 alter sind als das Dokument von 1616, dürfte letzteres die authentischste Version des ON anzeigen. Das anlautende g w urde umgangssprachlich entweder zu b frikativiert oder entfiel ganz. Den vokalischen Wandel von (g)i(na) zu (b)ai(na) deutet auch der ON uin auf F uerte ventura an. Als klare Parallele ha ben w ir Guiniguada (G.C.) zu dem Wolfel (1965: 360) die Bedeutung "dort-in- 246 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dem-gleichen-Niveau" findet, ausgehend von berb. ugdu "gleich sein, auf einer Linie angeordnet sein" (Ahaggar Fouc.). Die Endung -en sieht Wolfel (1965: 658) als Pluralbildung an. Das Element guadkommt bei Álvarez Rixo (1991: 112) und Morera Pérez (1990: 367) von arab. widlwidf für " Flu8, Bach, Flu8bett, Schlucht". Dies pa8t hier jedoch aus geografischen Gründen nicht; ebensowenig die Verbindung zu Quelle/Wasser/Meer (Wólfel 1965: 658) und auch nicht "nahe dem Wasser" (Alvarez Delgado 1954: 29). Die kleine Mña. lguadén liegt im flachen Inselinneren und erhebt sich nur ca. 80 m über die Umgebung, ohne jegliche Quelle. Sie befindet sich jedoch exakt auf einer Linie mit den drei westlichen Nachbarvulkanen. Der Plural ergábe Sinn, wenn man "dort, wo sie in einer Reihe liegen" als einstigen Oberbegrif für diese Landschaft annimmt. Auch Guinate/Guiniguate [!](Nr. 81) liegt am FuB einer Vulkan-Kette (darunter der bei Nr. 163 erwáhnte "La Quemada"). Güíngua /gwílJgwa/ montaña (Tinajo) 079 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 386) - Varianten: Güinga/Huinga (BA: 386) Als Parallele hátten wir die Rekonstruktion von Nr. 81. Oder Güíngua ist sogar eine verkürzte Variante des wenig entfernten Guinaguadén (Nr. 78). Guínigos /gínigos/ barranco (Yaiza) 080 .,. Bethencout Alfonso (1991: 3 86) 1st -igo Stamm oder das altkan. Sufix -iko? leo war ein fem. PN auf Lanzarote und altkan. ganigo "Tonschüssel" klingt ebenfalls an. Das s ist wohl span. Plural. Zu analysieren ware gi-n-igo(-s). Siehe auch Guingo (Tenerife; Pérez Pérez 1981: 67), Guinega (Gomera; Aguilar), Chigüiguos (Fuerteventura; Morera 1994: 207), Nr. 234 und das vielleicht verwandte Bisico (Nr. 17; /gwi/ zu /bi/ ?). Guiniguate [!] /ginigwate/ s.u. (Maguez) 081 181 Guinate (Dorf), Valle de Guinate /ginate/ [i{lJ 837 Varianten: Ginate (Berthelot 1978: 137; Karte bei Chil 1876), Guinigate (BA: 386), Guinate (Chil 1876: 422) Vorausgesetzt, die Notierung Guinigate ("Región en Haría") von Bethencourt Alfonso betrift tatsachlich das heutige Guinate, dann konnte die Rekonstruktion /gi-n-igwate/ [!] richtig sein und wir hátten deutliche Parallelen in Nr. 78 und in Guiniguada (Gran Canaria; siehe Wolfel 1965: 360). Siehe auch Nr. 78 zur Frage, ob guada hier mit arab. wid verwandt ist. Guirre /girre/ Corral del ... (Argana) .,. Anonymus (Ms. 1776) 247 082 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 559, Álvarez Rixo (1992: 99), Díaz Alayón (I 988: 116) Guirre ist das kan. Wort für Schmutzgeier (span. alimoche), das in zahlreichen ON der Inseln auftaucht. Viera (I 982b) meint, span. buitre = Geier (mit andalusischem Wechsel von /b/ zu /g/) erkennen zu konnen, was Wolfel ablehnt. Wolfel findet gut passende berb. Parallelen, die einen altkan. oder rezent-berb. Charakter des Wortes nahelegen. Biologisch wenig nachvollziehbar ist Alvar (1959: 186), der ein onomatopoetisches span. Dialektwort für "Mauersegler" heranzieht (guirle, guiri usw.); Alvar hat sich ofenbar spater (1982: XXXI) der Meinung Wolfels angeschlossen. 083 Hize /hize/ localidad (Lage ?) IJl, Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote von 1598 (in Viera 1982a-I: 749) 897 Eine klare Parallele ist Gice (Gomera; Aguilar in BA). Es scheint /h/ nicht nur die Folge eines behauchten i sein. W olfel zieht berb. ahez "nahe sein, nahe bei" ( Ahaggar Fouc.) heran. 084 Humaren /(h]umarén/ Casa de ... (ostl. El Jable) IJl, Acuerdos del Ayuntamiento de Teguise 1834 (León & Robayna 1989: 28) 181 Peña Umar Variante: Peña Humar (León Hernández et alii 1988: 163) Das h konnte eine dialektale (ursprünglich nicht vorhandene) span. Behauchung des anlautenden u sein, oder es zeigt einen nicht-span. Guttural an, der in der modemen span. Aussprache verstummt. Vielleicht lag ganz ursprünglich ein g vor, das zunehmend aspiriert wurde; dann klingen Güimar (Tenerife) und Gomera/Gomara (Nr. 77, Fufinote 26) an. Es handelt sich aber wahrscheinlich um den arab. PN cumar mit arab. Genitiv-Sufix -ein (i bei den Spaniem entfallen). Umar (umbar) taucht jedoch auch als iberisches PNElement auf ( Albertos Firmat 1966: 254). 085 Jacomar fbakomar/ -(Soo) IJl, León Hernández et alii (1988: 163) 181 Las Sacominas Nach der Lagebeschreibung von León Hernández konnte Jacomar mit Las Sacominas (Karte 1 :25.000) identisch sein. Wir hatten dann wieder den Fall, daB j wie / ausgesprochen wird. Interessanterweise gibt es auch auf Fuerteventura ein Jacomar/Jacoman (BA: 360). Altspanisch ságoma "Matrize, Schablone" kommtjacomarund sacomina lautlich nahe, ergibt aber ñir einen ON keinen Sino. Besser passen dagegen lat. sacomarius "zum Gewicht/Gegengewicht dienend" (z.B. Kürbisse und Melonen, die hier traditionell - vielleicht 248 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 schon seit den Ureinwohnern - angebaut werden) oder sacomarium "ofentliche Waage", mit denen das altspan. Wort verwandt ist. Anklingend sind aber auch der lusit. PN Sacomius (Mallon & Marín 1951: 37) und -falls sacomar ein Kompositum ist - der altkan. PN Saco (G.C. laut Abreu Galindo). Auf Tenerife haben wir ein Jaco/XacoNaco (Granadilla) bei dem ebenfallsj, y, x für / deutlich wird, wie in Chasru.Q ( ebenfalls Tenerife ). Auf Gomera gibt es ein Jaque und ein Ja&.Qchime, aufLa Palma ein Ja&.Qla und aufHierro den FN "de Jacomar" (Espinosa de la Barreda 1974: 2 l l; Wolfel 1965: 668 vermutet, daB durch einen Siedler der ON von Fuerteventura zum FN auf Hierro wurde). Die Wurzeln s•g•/s•k• finden sich in Nr. l l 8, 122, 165, 239, 244 sowie vielleicht in Nr. 85, 86, l l2, 126. Jagar fbagar/ pefias (Bezirk Teguise) 086 l> Bethencourt Alfonso (1991: 386) Vielleicht ist Saga (Nr. 118) verwandt, wennj für ein altes /z/ oder // steht. Im Tamazight gibt es asegri (Wurzel sgr) für "fuchsrot, blond" (Taifi 1991: 687). Jais fbais/ cuesta, jable ( westl. Nazaret) 087 l> BA: 386 ("Cuesta en Teguise") [81 Jable de Vuelta Jai, Cuesta Jai AufFuerteventura haben wir einen Barranco Tin (La Oliva). Siehe auch Jaisa/ Yaiza (Nr. 199). Baskischjai "Fest" gibt hier spontan wenig Sinn. Jameo fbameo/ cueva (ganze Insel) 088 [81 Jameo de los Verdes, Jameos de Arriba u.a. (Malpaís de la Corona) [81 Jameo Mosegue (Alegranza) 551 Varianten: Jameio (Sapper 1906: 177; Álvarez Delgado 1942: 11), Harneo (Alonso Luengo 1947: 57) Das prahispanische oder rezent-berberische Wortjameo bezeichnet auf den Kanarischen Inseln einen künstlichen Durchbruch durch Lava oder einen Aushub in Vulkanasche, um in der darunterliegenden Erde pflanzen zu konnen, sowie eine Hohle im AnschluB an die Einsturzstelle einer Lavarohre (manchmal auch die Einsturzstelle selbst).8 Das Wort wurde in den Sprachschatz des Inselspanischen aufgenommen, so da8 die Bildung von ON mit 1 Eine sehr spezielle Erklirung liefert Álvarez Rixo (1992: 103 ), der von Tenerife stammt (geb. 1796) und einige Zeit auf Lanzarote lebte, mit "Vertiefung, die der Sturmtaucher [ein Seevogel] im Boden anlegt, um seine Jungtiere aufzuziehen und zu verbergen". 249 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Jameo auf Lanzarote alle in die Zeit ab der Conquista fallen. Aufgrund seiner berberischen Etymologisierung (a.l)bu "Hohle, Loch") kommt Wolfel zu der ursprünglichen Aussprache fbameu/ (mit Labialwechsel b/m), was sehr gut mit Jamú (Nr. 89) korrespondiert. Benítez (1912) erwahnt ein Jamehón für Fuerteventura (bei Antigua), das wahrscheinlich mit dem Jameo von BA (S. 361) und Fernández Castañeyra (1991: 89) identisch ist; für die Nachbarinsel notiert BA weiterhin ein James. Bei A deje, Tenerife, gibt es ein sehr ursprünglich klingendes Ajabo (a.l)bu a.l)abo). Wie immer bei den vordergründig altkanarisch bezeichneten W ortem ist auch bei jameo an eine Entstehung im 15. oder 16. Jahrhundert zu denken, als viele Berber auf die Inseln kamen und in der Landwirtschaft arbeiteten. 089 Jamó fbamú/ punta (Westküste bei Tinajo) 181 Teguedero de Punta Jamú (Concepción Francisco 1992: Karte S. 31) Die sprachliche Verwandtschaft mit Jameo (Nr. 88) dürfte klar sein. Die Aussprache des ON mit u ist sogar original berberisch. 090 Janubio fbanubio/ puerto, punta, hoya, charco, rada (Yaiza) 181 Playa de Janubio, Salinas de Janubio, Laguna de Janubio rm 664 Varianten: Anuvio (Lanzarote-Karte bei Torriani), Anubio ("Planta de la Y sla de Lanzarote" von P.A. del Castillo in Rumeu de Armas "Piraterías" 111-1: 26 oder in Díaz Alayón 1989a: 24) Die Varianten zeigen an, da8 der initiale b-Laut umgangssprachlich entweder entfiel oder erst in neuerer Zeit hinzukam; beides ware moglich. Díaz Alayón (1989a: 30) ist sich nicht sicher, ob der Ortsname altkanarisch ist. Sowohl für an*- und kan*- als auch -bio(s)l-iJio (-iwio) gibt es im Keltischen gute Parallelen; quasi gleichlautend ist der alt-walisische (kymrische) ON Canubio (Holder I: Spalte 736). Die Endung -bio finden wir auch in Mani.bi.Q (Nr. 103) sowie in Ibio, Argoli.bi.Q und MogobiQ (Galizien). Siehe aber auch den griechisch- romischen Personennamen Anubio (Solin 1982: 380). Von einigen Autoren (Chil / Fuerteventura-Karte; Berthelot, Millares Torres) wird auch für Fuerteventura ein Janubio erwahnt; laut BA (S. 361) und Castañeyra (1991: 89) ist die richtige Schreibweise aber Jarubo oder Jarugo. In modemen Karten von Fuerteventura tauchen Janubio und Jarubio auf; Alvar (1973) prazisiert auf "Jarubio". 091 Jimar fbimar/ Islotes de ... (bei Mñ.a. Pedro Perico) IJI> Bethencourt Alfonso (1985: 275) Variante: Yimar (BA: 390) 250 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die wechselnde Schreibung vonj oder y la.13t eine dialektale Aussprache wie /z/ oder /M vermuten, was auf Is/ zurückgehen konnte. Man sehe dan Tamazight ssmar "beenden", ismurn "Ende, Abschlu8, Verschwinden", summer "der Sonne ausgesetzt sein" (Tarfi 1991: 645) und die pun. Wurzel Smr (bei Nr. 119). Lartisco /lartisko/ peña (Orzola) 092 .,. lokale Tradition Variante: Larticu (mundartliche Verstümmelung) Bine span. Erklarung findet sich nicht. Der altkan. Wortbeginn mit la- ist sel ten und nur auf wenigen Inseln vertreten (z.B. Barranco de Lairaga, G.C.). Das Element -isko erinnert an Iscan und Jésque (Fuerteventura). Im übrigen klingt der ON sehr iberisch; man denke an die PN laufiskef, leistikef, lortikirs (Untermann 1990: 228) und an das iberische Element iskelisker!esker. Man denke aber auch an das Sufix -*ko bzw. -ko(s) in keltiber. VN und ON (Untermann 1965: 197f; 1975: 86). Bei Strabon (Holder 11: 147) erscheint lartoin einem hispanischen Volksnamen. Macher /macer/ caserío, aldea (Tias) 093 181 Macher 852 Varianten: Máchar (Aguilar in BA: 387), Mache (Chil 1876: 423), Maschera (Lanzarote-Karte bei Chil 1876); Maches (Karte bei Sapper 1906) Mehrmals zu beobachtende Unterschiede zwischen Schreibweisen von ON im Text und auf der Lanzarote-Karte bei Chil, lassen die Vermutung zu, daJ3 die beigefügten Karten nicht von Chil betextet wurden. Es besteht die entfernte Moglichkeit, daB Macher auf einen span. Familiennamen zurückgeht; es gibt z.B. in Valencia den Familiennamen Nácher (Platero Femández 1992: 458). Als gute altkan. Parallelen haben wir jedoch Machar (San Sebastian, La Gomera) sowie Bacher (Chil 1876: 447) und Bachay (BA: 358) auf Fuerteventura. Máguez /máges/ aldea (Haría) 094 181 Máguez [W 853,854 Varianten: Magua (Berthelot 1978: 137,V iera 1982a-I: 794),M argues (Hartung 1857: 13), Maques (Lanzarote-Karte bei Chil), Masques (BA: 388) Parallelen gibt es in den ON C (Tenerife) und Tte (Fuerte ventura; BA 363) sowie in dem PN Tte (La Palma; Álvarez Delgado 1956: 424 ). W olefl hilt sogar eine spanische Pluralisierung für moglich,o hne den altkan. Charakter des Wortes anzuzweifeln. Im Inselspanischen gibt es 251 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 magua für "Kummer, Trostlosigkeit, Zom" (von portugiesisch mágoa fig. "Schmerz") und im Andalusischen magué für "mannliches Glied" (Plata 1993: 43), die aber beide kaum auf eine Landschaft anwendbar sind. Maiquez und Margües gibt es als Familienname auf der Halbinsel (Platero Femández 1992: 408,413). Gut paBt jedoch kelt. mag-os "Feld, Ebene" bzw. alt-irisch mag-es "ofenes Feld" (Holder 11: Spalte 384). 095 Magüi /magwi/ montaña (Yaiza) l> BethencourtAlfonso (1991: 387) Variante: Mahui (BA: 387) Anklingend sind Nr. 35 (wenn man fa-magui analysiert) und Máguez (Nr. 94) sowie Magua (Berg bei Arico, Tenerife). Der w-Laut konnte dialektal hinzugekommen sein. 096 Mahío /mahío/ Seele eines Verstorbenen,A hnengeist 181 El Mahío (Malpaís de la Corona; Hoz 1966: 26) W olfel war der Name dieser ehemaligen Eingeborenen-Siedlung nicht bekannt; er behandelt aber mahio im Rahmen der religiosen W orter (1965: 43 9f). 097 Maho > Majo lmabol Ureinwohner von Fuerteventura und Lanzarote 181 Cortijo El Majo (Costa Teguise), Playa del Majo (La Santa) 181 Cueva de los Majos (Tiagua), Cueva del Majo (Zonzamas)- beides Volksmund 181 Rincón del Majo (Yaiza; Auskunft eines Einheimischen) 181 Pefia del Majo / Quesera del Majo (südostl. Mfia. de Zonzamas; Volksmund) 530,606 Das altkan. Wort bezeichnet ursprünglich einen Fellschuh und soll den alteo Chronisten zufolge auch der Name der Eingeborenen von Fuerteventura und Lanzarote sein (zuerst vermutlich nur von F uerteventura). Die hispanisierte Form lautet mahorerolmajorero. Die genannten ON dürften alle in spanischer Zeit entstanden sein, bezeichnen aber durchweg Lokalitaten, die im Zusammenhang mit Ureinwohnem stehen. Zur Etymologie von mahoexistieren zahlreiche, teilweise sehr unterschiedliche Interpretationsversuche, auf die hier aus Platzgründen nicht eingegangen werden kann. 098 Majañasco /mabapasko/ peña (Yaiza) l> BethencourtAlfonso (1991: 387) Der ON klingt (inkl. der Endung) wie ein hispanisiertes keltiber. Wort (z.B. breton. magañ "ernahren, aufziehen"; hier ein Felsen bei einer Weide ?). Stark anklingend ist Majanicho (Fuerteventura; /k/ >/e/?). Siehe auch Nr. 99. 252 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Majena /magena/ volcán (San Bartolomé) 099 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 3 87) Variante: Magina (Chil 1876: 423) Anklingend ist Sierra Mágina (Jaén) von kelt. mageno "groB" (Corominas 1976: 162). Die kelt. Wurzel mak- bedeutet generen "(an)wachsen, (an)steigen". Siehe aber auch den pun. PN maginu (CIL V III: 19585). Mala /mala/ caserío, punta (Guatiza) 100 181Mala 856 Variante: Malha (Berthelot 1978: 137). Bei Granada gab es ein Landhaus "Mala", dessen Name laut Asín Palacios (1944: 118) von dem arab. Wort für "Satine" stammt. Da unser Mala abseits der Küste nie eine Saline besaB, scheidet eine Parallelitat aus; siehe auch Tinamala (Nr. 178) und -falls es nicht span. ist-Malagua (G .C. laut Berthelot 1978: 142). Im Idg. ist die Wurzel mal(a) teilweise mit "Berg, Ufer, Rand" verbunden. Im Keltischen ist mala verbreitet, z.B. galisch/irisch "[grasiger] Rand eines Gebirgskamms, Augenbraue", der keltiber. ON malia und der gallische ON malascus (Holder 11: Sp. 393t). Im Latein bedeutet mala "Wange, Backe". Port./kelt. mala "Kofer" paBt kaum. Wolfel findet berb. Parallelen im Bereich "weiB, weiBer Fels, Sand, sonniger Hang". Maneje /manebe/ hoya, montaña (s.u.) 101 181 Maneje (Landstrich nordlich von Arrecife) 181 Mña. Maneje (Tahiche ), Maneje (Landstrich nordl. der Mña. Maneje) Der Landstrich Maneje bei Arrecife (heute Stadtteil) soll laut Hoz (1962: 59) Fundstelle einer prahispanischen Nekropole gewesen sein. Die Mña. Maneje südwestlich von Tahiche ist zum Komplex von Zonzamas zu rechnen; in ihren Auslaufern sind einige Felsritzungen und ein Tagoror zu finden. Die Rekonstruktion des Ortsnamens konnte maneke [!] lauten (das heutige fb/ für ursprünglich /k/); dann klingt /munike/ (Nr. 114) an und das betische Maináke, eine Gründung massaliotischer Phokáer ca. 600 vor Christus. Manguía /m31Jgía/ caserío (Los Valles bzw. El Mojón) 102 181 Manguía (Weiler), Lomo de Manguía, Barranco de Manguía [W 660 Variante: Mangue (Quezada y Chaves), Monguia (Bruquetas 1995: 160) Als Parallele haben wir (Laderas de ... , Cueva de ... ) Munguía, Fuerteventura. In der Hohle soll der eingeborene Konig von Jandía gelebt haben (BA: 362, 488). Anklingend ist Munguía (baskischer ON und FN). 2 53 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 103 Manibio /manibio/ región (Bezirk Teguise) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 387) Der ON klingt ausgesprochen keltisch: Im Galischen bedeutet muin "Nacken, Rücken, Berg, über" und im Bretonischen maen "Fels" sowie man "Moos" (von idg. maní "feucht, naB"; siehe FuBnote 36). Zum vermutlich keltiber. -bio siehe Nr. 90. Holder (1904 11: Sp. 401) bringt den quasi gleichlautenden kymrischen ON Manayiiu. Lat. manubiae steht für "Beute, Raub". Auf Fuerteventura haben wir die ON Manitada (eine Quelle !), Mani(u)taga und Maninubre/Manenigre. 104 Maramazgo /maramazgo/ Fuente de ... (Teguise) .,. Ruiz Cermefio (Ms. 1772) - 181 Pico de Maramajo, Barranco de Maramajo Varianten: Barranco de Maramasgo ( Castro y Álvarez 1824 in Rumeu de Armas 1983: 42), Fuente de Marariazgo (Acuerdos del Ayuntamiento de Teguise 1825 in León Hemández & Robayna Femández 1989: 67) Die Silbe -ri- in der Variante von 1825 dürfte eine Verschreibungen oder Falschlesung von m sein; die heutige Schreibweise (die bereits 1912 existierte, wie die Notierung von BA S. 387 zeigt) erklart sich durch das Schreiben vonj für denLaut, wobei die aktuelle Aussprache lb/ ist. Das ehemals vorhandene g ist sicher belegt. Die Analyse konnte maramaz-go lauten; siehe dazu Tamazight amermii "Dachsparren, Keil, Riemen" (Wurzel mrm?; Taifi 1991: 423). Analysieren wir mara-mazgo, dann ware eventuell an Mozaga (Nr. 113) anzuknüpfen. Bei einer Analyse m(a)-aramas-go konnte man den griech.-berb. Pflanzennamen aremas heranziehen (siehe Nr. 13 und Nr. 109). Und schlieBlich zu mar-amazg-o die berb. Wurzel mr, die unter anderem mit "Land, Erde" zu tun hat, und Tamazight amazig"Berber" (-o eine Hispanisierung). Also vielleicht "Berber-Gebiet"? 105 Maramoya /maramoya/ Mareta de ... (Mfia. Timbaiba) .,. León Hernández et a lii (1990: 292) Dieses Wasserreservoir hieB bei den Spaniern "Mareta Bendita" und ist vor einigen Jahrzehnten durch Erdabtragungen verschwunden. Das Element moy/moya (mit y oder s für ursprünglich /z/) ist weit verbreitet: Finim Fenimoz, Tene.mus.a, Tene!ilj'.ase, Terne, Trese, Tarae (alle Fuerteventura; BA); sowie Moya (G.C., Tenerife; Olive), (Gomera; BA) und Imo.se. (Tenerife; BA). Das Element wurde als moá (Wegfall des s-Lautes) in den span. Dialekt von Fuerteventura übernommen und bedeutet "Pferch" (BA: 364). Zu mara siehe Nr. 36 und 104. In Galizien gibt es ein Maramiga (Lugo) und andere ON mit Mara-. 106 Marguijo /margil}o/ montafia, término, Vega de ... (Lage ?) .,. Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote 1598 (in Viera 1982a I: 749) [W 660 254 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Varianten: Masquijo (Torres Santana 1990: 326), Magiro (Mayorazgo de Lanzarote; Wolfel 1965:660), Maquigo/Machigo (Bruquetas 1995: 160). Magiro wurde von Wolfel hinzugestellt, worin wir ihm folgen konnen (Verlesung eines r für j). Die Endung ist wechselnd /gol oder /gol. Marofe /marofe/ localidad (Lage ?) 101 IJI> Aguilar (in Chil 1876: 423) - 859f Der ON sieht wie die Umstellung der Elemente aus, die in Famara (Nr. 36) enthalten sind: Lautet die Analyse bei letzterem moglicherweise (a)fa-mara, so konnte sie hier mar(a)-ofe lauten. Analysiert man ma-rofe, dann konnte das altkan. Wort für Vulkanasche eine Rolle spielen (siehe Nr. 117). Bei einem solchen Wort kann natürlich auch überhaupt kein Kompositum vorliegen. Masdache /mardace/ caserío (San Bartolomé) 10a IJI> "Amasdache" Dok. 1618-1650 (Bruquetas de Castro 1995: 160) Masdache - 824 Varianten: Mordache (Ruiz Cermeñ.o 1772 in Rumeu 1981: 439), Mandache (Berthelot 1978: 138), Masnache (Godoy 1969: 159), Mardache ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730), Mascache (Alvar 1972: Karte S. 93) Das Schwanken r H s ist moglich. Das anlautende a- in Amasdache ist vermutlich eine dialektale Anfügung der Spanier. In Masdache existierten noch bis ca. 1912 die Reste einer Eingeborenensiedlung (casa honda). BA (S. 361, 363) erwahnt ein Mardache und ein benachbartes Tastaina für Fuerteventura (vermutlich eine Verwechslung mit Lanzarote ). Der gleiche Autor (1991: 274) gibt für das tinerfenische ( wohl altkanarische) mesdache die Bedeutung "Verrenkung, Verstauchung". Wolfel bringt berb. dadi "Haus [mit Hof]" (Ghdames, Kabylisch), was zu -dace passen würde. Masintafe /masintafe/ lugar (Insel-Zentrum) 109 IJI> Dávila y Cárdenas (1737) - Ctl 662, 797 Variante: Macintafe (Viera 1982a I: 794) Der Ort wurde bei der Vulkankatastrophe von 1730-36 zerstort. Zu analysieren ware etwa masin-t-afe. Das Endung -t-afe erscheint auch in Chametistaft (Nr. 20), Muchicilaft (Fuertev.; Alvar 1973) und vielleicht in Nisdafe (Hierro) und in dem PN Gumidafe (GC). Interessanterweise haben wir masentin einer latino-kanarischen Felsinschrift bei Las Breñ.as, Lanzarote (ein diesbezüglicher Aufsatz ist in Vorbereitung). Aber auch auf Fuerteventura ist masa, mase(n) und masir in solchen Inschriften (PN laut Pichler 1994) nachgewiesen. Die Konsonanten ms/msn liegen mit abweichender Vokalisierung in zahlreichen ON vor: Tamasite (Fuerteventura), T™che und Aman'. (Tenerife; 255 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 BA). Diese ON hlingen moglicherweise mit den berberischen Wortem für "Feigenbaum" bzw. "Feige" zusammen: tamecitltimecin Djerid, tamset bzw. amussilimessan Mzab, tamessintltimesian bzw. amsilimsan Wargla (aus Wolfel 1965: 505). Sollte Masintafe ein "Feigenbaum-Hügel" sein (afa = "Hügel" Sus)? Eine andere Moglichkeit für Masintafe und für die Inschrift masentbesteht in dem lib.-berb. PN msnt(RIL Nr.506, 601); wir hatten dann eventuell einen "Hügel des Masint". Folgt man Schuchardt (1918: 24), dann verbirgt sich hinter dem berb. Pflanzennamen arem(m)aslarmaslarmes!ermes (Plural je nach Dialekt tiremmasin/tiremmasint/taremast/taramast) der griechische Pflanzenname halimon (bzw. halimos = salzig). Der berb. Pflanzenname bezeichnet die Chenopodiaceen ( GansefuB-Gewachse) Halimu s portulacoides oder Suaeda vermiculata; beide sind auf den Kanaren vertreten, letzteres auch auf Fuerteventura und Lanzarote. Bei Armacite (Datas; Tenerife) und Tán (La Palma) sowie bei den lanzarotischen ON Ta (Nr. 159) und Aramaso (Nr. 13) konnte der Pflanzenname zugrundeliegen. Für eine andere Gruppe von ON, z.B. Tamac.en/fe (F uerteventura), Tamasina (Hierro; Aguilar), T™ (Tenerife) und To™ (Nr. 188), liegt vermutlich das altkan. tamosen!temasen für "Gerste" vor (panberb. tim+in). Die ON Arcamaze (Tenerife) und Garomas (Nr. 44) sowie das altkan. arehonnase ("grüne Feigen") sind ziemlich klar mit marokkanisch-arabisch *armo "frische Feige" verwandt 505). Die Lautfolge mas und ihre Varianten sind also sehr heterogen. Pichler (1994: 173) sieht das mas der Inschriften von F uerteventura in unterschiedlichen Vokalisierungen zumindest teilweise als verwandt mit altlibysch ms (Herr, Gott). Dies und einige PN-Parallelen aus Nordafrika kónnten tatsachlich einen Teil dieser Inschriften als PN erklaren. Unter den bekannten altkan. Gottemamen und Gott-Umschreibungen taucht mas aber nicht auf, dürfte also in dieser Bedeutung keine groBe Rolle spielen. Es ist deshalb auch an andere Inhalte zu denken: im Fall von nugmasa z.B. an Tamazight anegmis = "Geschwitz, Gerücht" (Wurzel ngms; Taifi 1991: 480)9 • Darüberhinaus scheinen Inschriften von Fuerteventura wie mase, únase, masen und timamasir(letzteres siehe FuBnote 14) eher einen profanen Charakter gehabt zu haben, der wie die ON-Parallelen Tamasín, Tomasen und Imose, die Pichler erwahnt, zum Komplex "Feige", "Gerste" oder "Pferch" (siehe Nr. 105) gehort. Wir konnen davon ausgehen, da8 altkan. Felsinschriften auch Begrife des taglichen Lebens enthalten, entweder als Sachwort oder als PN, der auf einen ON zurückgeht - bei Vergleichen immer vorausgesetzt, da8 ein heutiges Berberwort einen moglichst alteo Zustand darstellt. ' Man denke auch an Tamazight nag "über, oben; besser"(Wurzel ng) und die vielen Wurzeln mit ms, z.B. "sein [Verb]", "zentral", "Feuer", "Fenchel", "Schafer" (Taift 1991: 435f, 474f). 256 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Meringa /meriIJga/ cueva (Bezirk Teguise) 110 1J1,- BA: 387,488 Auf Gomera gibt es ein stark anklingendes Merica/Meriga (BA: 371). Míjera /migera/ región, montañeta (El Cuchillo) 111 Míjera (Landstrich nordl. El Cuchillo) Mñta. Mihera (= Pico de Cuchillo; Hoz 1962: 151) Chil (1880: l 05) meldet ein Mijera auch für La Palma. Vielleicht hangt mije(n) ("Katzenloch,H ohlung,T iereinla8 im Pefrch ") damit zusammen,e in Dialektwort von Fuerteventura, das wohl einen altkan. Ursprung hat. Zur Lautfolge me!)e siehe auch Te (Nr. 154). Mijares gibt es in Spanien mehrmals. Mísgue /mísge/ peña (Haría) 112 1J1,- BA: 387 Anklingend sind Mosegue (Nr. 231) und Miscoy (Fuerteventura; BA: 362). Bethencourt Alfonso (1994: 417, 435) erklart mísgan (Fuerteventura) mit "Korridor, Einla8 [innerhalb einer Eingeborenensiedlung]". Mozaga /mozága/ caserío (San Bartolomé) 113 Mozaga, Vega de Mozaga 861 Varianten: Mosaga ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730), Mosoga/ Masaga (Viera 1982a-I: 788,7 94),M asaga/Maafga (Dávila y Cárdenas 1737), Mosdaga (BA: 387), Morsaga (Hartung 1867: 58), Moraga (Wolfel 1965: 796; Álvarez Rixo falsch lesend) Als Parallelen auf Lanzarote haben wir Mosegue (Nr. 231) und vielleicht Maramau (Nr. 104). Berthelot (1978: 135) und Aguilar erwahnen Mosaga/ Mosogas für Gomera; auf Fuerteventura gibt es ein Taniasej,Q (Castañeyra). In Galizien haben wir Mesego und Mésego (Pontevedra). Mozaga konnte die Abkürzung eines berb. Pflanzennamens sein (siehe amezzug bei Nr. 231). Munique /munike/ caserío (Tiagua) 114 IJI,- Viera (1982a-I: 794) Muñique - [W 660 Varianten: Munic (Lanzarote-Karte 1686 von Castillo), Manigue/Mañique (BA: 387), Munig (Lanzarote-Karte 1590 von Torriani), Miconque (Dávila y Cárdenas 173 7), Muñiqe ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730) Die altesten Quellen zeigen kein ñ (Jl.). Eine ganz merkwürdige Verschreibung liefert Dávila, der eigentlich Lanzarote-Kenner ist. Nachdem in seiner Ortsaufzahlung Muñique fe hit und Miconque (hinter El Cuchillo) bei keinem 257 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 anderen Autor auftaucht, kann es sich eigentlich nur um ersteres handeln. Ein Muniquetas-Astegui gibt es in der Prov. V izcaya und Parallelen mit fi wie Mufieca(s), Mufiicar, Muiico und Muiigo gibt es mehrere in Nordspanien. Das Element munelmuni ist bei keltiber. und lusit. PN (Albertos Firmat 1966: 161) gut nachgewiesen. Eine andere interessante Spur führt zu dem betischen ON Munigua, der mit dem aragon. Moneva (Zaragoza) verwandt ist (/gw/ H v/b) und - laut Corominas (1976: 123t) - mit dem Mainoba von Strabon, in dem Corominas eine lberifizierung von Mainake (siehe Nr. 101) vermutet, das kelt. PN-Element main- einbeziehend. Hier klingt auch moneiba an, Name einer altkan. femininen Gottheit von El Hierro. 115 Muyay /muyai/ llanuras (Yaiza) l> Bethencourt Alfonso (1991 : 3 8 7) Die Aussprache war vermutlich /muzai/ oder /muSai/. Anklingend ist Tamazight m;#y "klein sein" (Taifi 1991: 451). Es ware aber auch die Analyse muia-ai moglich wenn wir an das Sufix -ai denken (siehe moya Nr. 105 und S. 315 unten). 116 Paetén /paetén/ punta (Tinaja) l> Bethencourt Alfonso (1991: 387) Bine span. Erklarung findet sich nicht. In Galizien gibt es die ON Petán, Petín. 117 Rofe /rafe/ picón El Rofero (Barranco de las Piletas), Los Roferos del Castillo (Mia. Guanapay; Volksmund), Los Roferos (Mfia. Bermeja bei Güime) Rafe ist ein altkanarisches Wort für vulkanische Asche (picón, Lapilli), das von den Spaniem übemommen wurde. Ein rofero (mit hispanisierter Endung) ist eine Ansammlung von rofe, die für die Verwendung im Trockenfeldbau abgetragen wird. Wolfel (1965: 874) behandelt rofero kurz und ohne Ergebnis, da ihm die Bedeutung nicht bekannt war. 118 Saga /saga/ montafia (Costa Teguise) Mfia. de Saga Nach Bethencourt Alfonso (1994: 412) gab es hier um die Jahrhundertwende noch Siedlungsreste der Ureinwohner. Godoy (1969: 158), der selbst Lanzarotefio ist, spricht bei dem initialen S von "prapalatalem Schwirren"; also ein Frikativ wie /SI. Eine Interpretation des ON mit einer der spanischen oder portugiesischen Bedeutungen des Wortes saga, ergibt nichts Überzeugendes. Allerdings konnte lateinisch saga (Wahrsagerin) im Spiel sein; kultisch-religios tatige Frauen spielten bei den Eingeborenen von Lanzarote und Fuerteventura eine groBe Rolle (siehe auch Nr. l l9). Man denke auch an idg. sak 258 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 "heilig", was zu einem Berg passen würde. Siehe auch die ON Cha (Tenerife; Aguilar in Chil 1880: 57), Isasw (Tenerife; Datas) und Izan (Gran Canaria laut Torriani) sowie die Wurzel S*g* bei Nr. 85 und Nr. 239. Samarí /samarí/ Seher, Wahrsager 119 181 Samarí (Kap südl. Janubio) 181 Samarin (nordl. der Mña. Chica bei Sóo lt. León & Robayna 1989: 100) Ein samari(n) ist laut BA (S. 241) eine Art Priester mit prophetischen Gaben und der Ort seiner Unterrichtung und Initiation (meist eine Hohle) ist ein sámara. Beide Begrife finden sich in verschiedenen Varianten sehr haufig auf Tenerife, aber auch auf Lanzarote, Fuerteventura (Cueva de Zamorin bei La Antigua) und Gran Canaria (Cañaveral de Samarinas bei Telde). Vermutlich kann man von einem pankanarischen Wort der prahispanischen Ara sprechen. Auch in lanzarotischen FN lebte diese religiose Tradition weiter: Nach dem oben erwahnten Landstrich Samario bei Soo ist wahrscheinlich ein Maure namens Luis de Samarinas benannt, der gemaB der Überlieferung in dieser Gegend lebte (Hoz 1966: 76). 1581 gab es einen Juan Samarinas, Besitzer eines Negersklaven (Rumeu de Armas "Piraterías" I: 174), und Anfang des 17. Jhs. einen Gaspar de Samario (Galante Gómez & Pancho Lasso 1991: 142), der in Yuco Land besaB. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang mit pun. smr "Aufseher" (hebr. 11J11.U) bzw. zmr "stark sein, beschützen", smr "erhalten, aufpassen"; auch das berb. Verb ezmer "konnen, unterstützen" scheint semitischen Ursprungs zu sein (V ycichl 1962: 77f). Sameosen /sameosen/ región (Bezirk Teguise) 120 IJli> Bethencourt Alfonso (191 1 : 3 8 7) Anklingend ist jameo (fbameo/ Nr. 88), wenn wir bei Sameosen eine Palatalisierung des Velars annehmen. Die Endung -en deutet nach W olfel (1965) auf einen Plural; lib.-berb. -sen konnte aber auch ein Possessiv-Sufix 3. Pers. Plural mask. sein oder ein indirektes Objekt 3. Pers. Plural mask. Sedreces /sedre8es/ localidad, choza (Tias) 121 IJli> Chil (1876: 424), Olive (1885: 1058) 879 1st das SchluB-s ein span. Plural? Anklingend ist Tene (Hierro) und Sedra (Gomera laut Alvarez Delgado 1946: 298). Segoya /segoya/ "Barranco de las cuevas" (Femés) 122 IJli> Bethencourt Alfonso (1991: 388) Meint Bethencourt Alfonso "Barranco de las cuevas" als Synonym oder als 259 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 voranzustellende Erganzung zu Segoya? Das Element -goya finden wir auch in Tegoyo (Nr. 149) und Gayo (Nr. 45). Se-konnte über ce- aus te-entstanden sein, dann ware Segoya eine dialektale Variante von Tegoyo. Ist der ON kein Kompositum und steht y für IM (also Wurzel S*g*S* ), dann hatten wir in Tate (Tenerife; Pérez Pérez 1981: 109) und vielleicht in Taza2Qise (PN La Palma; i moglicherweise dialektal eingefügt) Parallelen. Siehe aber auch Sego (Nr. 239) und die Wurzel s•g• (Nr. 85) und das Sufix -ai (mit der Metathese -ia). 123 Silbijao /silbibao/ barranco y salto (Bezirk Teguise) l- Bethencourt Alfonso (1991: 388) In heutigen Karten ist der Barranco nicht lokalisierbar; er konnte eines der kleineren unbenannten Taler sein. Im Tamazight gibt es §elleb "hinken, behindert laufen [mit gefesselten Fil3en]" (Taifi 1991: 673), was sich hier vielleicht auffrei weidende Ziegen bezieht. Die Wortendung ist schwer deutbar. 124 Sóo /so'o/ caserío (nordl. Zentrum) 181 Sóo (Aussprache /só/) EWJ 879 Variante: Só (Testament von 1721 in Hemández Rivero 1991: 33) Die beiden Vokale sind ursprünglich wahrscheinlich getrennt ausgesprochen worden und sind nur in der heutigen Umgangssprache zu einem o verkürzt. Der spanische Fuhrmannsruf so! "hü" gibt keinen Sinn. Gut passen würde port. só "einsam, ode"; warum dann aber die Verdoppelung des Vokals? Das ON-Element So/Zo/Soo/Zoó ist in Galizien verbreitet. Von span. Siedlem aus Galizien ist in Sóo aber nichts bekannt - waren es vorspanische? Die Namensgleichheit ist verblüfend. 125 Tabaiba /tabaiba/ verschiedene Euphorbienarten 181 Islote de Tabaibas (Volcán Nuevo) 181 Las Tabaibitas (Orzola) [WJ 568 Die beiden span. Namensbildungen enthalten den altkan. Pflanzennamen. Wolfel stellt - mit Bezug auf den Stamm baiba - auch Timbaiba (Nr. 172) hierher. Auf Fuerteventura gibt es einen Barranco Tabaybe (Lobo Cabrera 1991: 107), auf La Palma den PN "Tabaifia" (Álvarez Delgado 1956: 424). Eine berberische Etymologie findet Wolfel nicht. Im lberischen gibt es tabaiben (Velaza 1991: Nr. 491). 126 Tabayesco /tabayesko/ caserío (Valle de Temisa) 181 Tabayesco - 657 260 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Varianten: Tabaiesco (Anonymus 1776), Tavayaseco (Viera 1982a-I: 794), Tauaiesco ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730), Tobaisco (Dok. von 1618-1650 in Broquetas de Castro 1995: 160). Ein identischer ON existiert auf Fuerteventura. Es gabe eine Etymologie im Hinblick auf den Vulkanismus oder die Erosion der Insel: lat. tabescere "schmelzen, sich zersetzen". Die Analyse lautet aber vielleicht tawa-yesko odet ta-bayes-ko. Die Variante von Viera la6t auch die Analyse ta-baya-seko zu; siehe dann Nr. 17,122,169,173,239 und Nr. 3 (eventuell faya >baya). Tafarnoyo /tafarnoyo/ valle (Bezirk Teguise) 127 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 388) Die Analyse konnte t-afar-n-oyo lauten. In den Datas (Tenerife) findet sich Afare, Afur, Tafur und Tafar. In der kanar. Hirtensprache bedeutet das altkan. tafor "Kolostrum" (Almeida & Díaz 1989: 158). Zu oyo!oya siehe Nr. 135. Ziemlich sicher liegt der altkan. Pflanzenname tajomoyo (Ferula lanzarotensis, Cáceres & Salas 1995: 55) zugrunde (mit Wechsel /f/ fb/); vielleicht beeinflu13t diese Ferula-Art das Kólostrum der Ziegen. In der P rovinz La Coruña gibt es ein Tafomelos. Táfio /táfio/ peña (Bezirk Teguise) 121 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 388) Siehe auch Tefio (Nr. 145) und Téfiro (Nr. 146). Tagaiago /tagasiago/ Dehesa de ... (Rubicón) 129 .,. Pesquisa de Cabitos (1990: 164) [Yl] 655 (siehe auch Ulbrich 1993b: 96) Varianten: Taraceago/Taciago (Pesquisa de Cabitos 1990: 166/195) Die Vermutung von Tejera Gaspar & Aznar Vallejo (1989: 27) konnte zutrefefn, d aB Tagaciago der altkanarische N ame jenes Gebietes ist,a uf dem Maciot de Bethencourt im 15. Jh. sein Landgut errichtete, das spater unter dem Namen "Casas de Maciot" und dann- hispanisiert- als "Masión" Eingang in die heutigen Karten fand. Eine mogliche Analyse konnte ta-gasia-go lauten, mit gasia als Stammelement; anklingend an letzteres ist Guacia (Nr. 48). Tagorón /tagorón/ localidad (Tahiche) 130 .,. Aguilar (in BA: 388), Álvarez Rixo (1991: 80) Das Wort tagoro(r) bedeutet - vornehmlich für Tenerife - "Versammlung" (die Handlung an sich oder die Gruppe der Ratsmitglieder), "Versammlungsplatz" (Steinkreis oder Gebaude/Hohle) oder "Verwaltungsdistrikt"; damit zusanunen hangt wohl tagora, eine Art Empfangsraum in eingeborenen Sied- 261 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lungen. Pankanarisch gebraucht wird heute noch gorelgoro für "einfacher kleiner Stall oder V iehhürde" und goranlgorona für "kreisfürmige Steinmauer zum Schutz von Tieren oder Pflanzen". Im konkreten Fall von Lanzarote konnte es sich um einen Tagoror handeln (hier ein Steinkreis), der heute noch westlich der Mña. Maneje zu sehen ist. Die Endung -ón ist eine Hispanisierung. Zu tagoror, tagora, gorousw. siehe Wolfel (1965: 475f) mit den berb. Wortem für "Hof, Garten, Steinreihe, Stall, kleiner Bezirk" (Wurzel gr). Auffallend anklingend und vom Sinn her exakt passend ist auch griech. agorá (&yopci) "Markt, Versammlungsplatz"; die altkanar. Bedeutung "Steinkreis" ware dann sekundar. Stammt das altkanarische Wort vom berberischen ab und dieses vielleicht vom griechischen? Oder basieren alle drei auf demselben mediterranen Substrat? 131 Tahiche /taíce/ caserío (nordl. Arrecife) Tahiche (Dorf), Mña. Tahiche, Vega de Tahiche Volcán de Tahiche (= Lavafeld nordl. Arrecife) l1'l 664 Varianten: Taguiche (Dávila y Cárdenas 1737, Berthelot 1978: 138), Tagiche (Viera 1982a-I: 131, 794; Lanzarote-Karte bei Chil), Taxiche (Aguilar in Chil 1876: 424); Tayhe (Buch 1825: 301,304), Tachiche (Álvarez Rixo 1982: 194), Tayche (Quezada y Chaves), Taíche (Viera 1982a-I: 746) Der Konsonant zwischen den beiden ersten Vokalen wurde wie /g/, /h/, fh/ oder /e/ ausgesprochen oder blieb ganz stumm; ursprünglich konnte er zum Stamm gehort haben. Wenn wir die alteste Nennung (Dávila) zugrundelegen, dann klingt Taguigo (Datas; Tenerife) an. Eine weitere Moglichkeit ware ein ursprüngliches !l Taguite, bei dem sich /g[w]ite/ zu fbice/ wandelte. Wolfel (1965: 889) erkannte nicht, daJ3 das Tayhe des Geologen von Buch ebenfalls Tahiche betrift. Cubillo Ferreira (1980: 64), Vertreter einer totalen BerberAbstammung der kanarischen Ureinwohner, entlarvt sich selbst als unglaubwürdig, wenn er nur die Schreibweise Taxiche aus dem 19. Jh. verwendet, x ungeachtet der anderen Varianten den Lautwert /ks/ gibt (und nicht etwa fh/) und dann den kabylischen Begrif taqsist für "Madchen" heranzieht - ganz abgesehen davon, daJ3 "Madchen" für einen berberischen oder altkananarischen ON ungewohnlich ware. 132 Tahosin /tagosin/ playa, punta (Janubio) El Tahosin Variante: Tajosín (BA: 388) Hier dürfte mit groBter Wahrscheinlichkeit der nicht-spanische (altkanarische ?) Vogelname taho/tahoce zugrundeliegen (für "pardela chica" = "Kleiner 262 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Stunntaucher" = Pufinus assimilis barol1). Der Vogel ist heute auf Lanzarote selten, war aber dort sicher eirunal haufiger anzutreffen, zumal er auf den vorgelagerten Isletas noch zu finden ist (Díaz Reyes & Trujillo Ramírez 1984). Hoz (1962: 187) halt tahosin für berberisch'º, so daB das Wort moglicherweise erst im 15.-17. Jh. auf die lnseln kam (siehe auch Wolfel 1965: 561). Bei den portugiesisch-stammigen Insulanern wurde der Tahoce (oder Tajóse) interessanterweise estapagao genannt (siehe unten Papagayo Nr. 235). Nach Webb & Berthelot (Histoire Naturelle des Iles Canaries. Phytographia canariensis.Paris 1835-50) und nach Kunkel (1986: 250) gibt es aber auch ein tajose, was auf Lanzarote eine endemische Thymian-Art bezeichnet (Thymus origanoides); Álvarez Delgado (1942: 13) sieht dies - bei ihm tajosé betont - als altkanarisch an (dazu auch Wolfel 1965: 582). Für unsere Überlegungen hier dürfte der Pflanzenname keine Bedeutung haben, da Thymus origanoides weder im südlichen Inselteil noch im Brandungsgebiet auf harter Lava wachst, sondern nur in den Hohenzügen des nordlichen Inselteils (Kunkel 1982: 21), wie auch sein anderer volkstümlicher Name, "orégano de monte", ausdrückt. Tajoyo /tagoyo/ cuesta, región (Máguez) 133 Bethencourt Alfonso (1991: 388) Variante: Tahoyo (Hoz 1962: 162) Als StraBenname (Calle Tahoyo) lebt der Flurname noch heute weiter. Eine mogliche Parallele existiert in Tegoyo (Nr. 149), wenn /g/ zu fb/ wurde. Siehe aber auch Tajoyo/Tahodio (Tenerife) und Nr. 272. Tamáino /tamáino/ localidad (Yaiza) 134 Aguilar (in BA: 388) - CS:YJ 864 Als klare Parallelen haben wir Tamaymo und Tamaino auf Tenerife, sowie Tamaimo auf La Gomera. Siehe auch Tamia (Nr. 136). Tamaraoya /tamaraoya/ fuente (Lage ?) 135 Bethencourt Alfonso (1991: 388; ibídem S. 383 für La Palma) Vielleicht sind (Ta-)mara(m)oya und Maramoya (Nr. 105) identisch; im einen Fall wird es als Quelle bezeichnet, im anderen als Mareta. Das Element oya ist vielleicht auch in t-afar-n-oyo (Nr. 127) zu finden. Auf Fuerteventura gibt es ein Tatilla (mit span. Diminutiv; siehe auch Tamariche FuBnote 26). Altkan. tamaran bezeichnete "die Mutigen" auf Gran Canaria, was wie berb. tamara "Kraft/Macht, namhafte Person (Ahaggar]; Kraft, Verpflichtung, Zwangslage, Schwierigkeit; Unglück, Armut, Schmerz [Kabylisch, Tamazight Jt. Taifi 1991: 1ºEs gibt auch ein sehr ahnlich klingendes arabisches Wort: tasín = "Befestigung" (verwandt mit hisn laut Groom 1983: 283). 263 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 427]" lateinischen Ursprungs sein dürfte (siehe Nr. 163). Siehe aber auch kelt. ta.mara (Nr. 36) und das PN-Suffix -oi, das Albertos Firmat (1966: 50, 188, 214, 276) für die Betis und Tartessos meldet, ohne seinen sprachlichen Ursprung unbedingt dort zu sehen. Ein Kompositum aus dem port./kan. Arabismus támara "Dattel" bzw. span. támara "Reisig" und einem nachgefügten span. hoya "Grube, Grab; von Bergen eingeschlossene Ebene" ware ungewohnlich. Wolfel (1965: 879) sieht eine Kombination von altkan.
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Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Prähispanische Ortsnamen von Lanzarote (Kanarische Inseln) |
Autor principal | Ulbrich, Hans-Joachim |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 26 |
Tipo de documento | Artículo |
Lugar de publicación | Hallein |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 1995 |
Páginas | pp. 213-350 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias ; Lanzarote |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 6120987 Bytes |
Texto | Almogaren XXVI/ 1995 Hallein 1995 213 -350 Hans-Joachim Ulbrich Prahispanische Ortsnamen von Lanzarote (Kanarische Inseln) l. Einführung Der Erfolg wissenschaftlicher Arbeit beruht nicht zuletzt auf einem ausreichenden Fundament an Informationen, die Rückschlüsse und Hypothesen weniger unsicher machen. Diese nicht neue Erkenntnis sei deshalb so betont, da die Erforschung der altkanarischen -also vorspanischen -Sprachen des nordwestafrikanischen Archipels ( das sogenannte guanche bei manchen spanischen Autoren) zwar auf zahlreiche interessante Quellen zurückgreifen kann, die jedoch zum Gro8teil mit au8erster Vorsicht zu verwenden sind. Als die Konquistadoren im 15. Jh. auf die Eingeborenen trafen, wurden sie mit einer vollig unverstandlichen Sprache konfrontiert, die zudem noch von Insel zu Insel dialektale oder sonstige Unterschiede aufwies. Einige der Eroberer nahmen glücklicherweise in ihre geschichtlichen Aufzeichnungen auch zahlreiche Worter der Eingeborenen auf, die sie in direktem Kontakt mit ihnen zu horen bekamen. Andere Worter wurden von frühen europaischen Chronisten und Reisenden festgehalten, solange sie noch unter den eingeborenen Arbeitern und in landlichen Gebieten verwendet wurden, oder sie gelangten in die amtlichen Dokumente jener Zeit. Ein gewisser Prozentsatz altkanarischer und pseudo-altkanarischer Worter wurde auch in den Sprachgebrauch des Inselspanischen übemommen, wozu die vielen Ortsnamen mit prahispanischem (vor 1341 Gran Canaria, vor 1402 Lanzarote) und rezent-berberischem (8. - 17. Jh.) Ursprung gehoren. In vielen Fallen schlichen sich dabei starke Veranderungen ein, die entweder in der Fehlerhaftigkeit der aufzeichnenden und kopierenden Personen lagen oder in der umgangssprachlichen Entwicklung über die Generationen hinweg. Hinsichtlich der Ortsnamen ist gerade letzteres ausschlaggebend, so da8 es für den Untersuchenden hilfreich ist, wenn er moglichst mehrere Quellen für Vergleichszwecke heranziehen kann. Die Wichtigkeit eines Grundstocks an gesammelten Vokabeln für die Erforschung der altkanarischen Sprachen erkannten schon im 19. Jh. und Anfang des 20. Jhs. zahlreiche Autoren; hier sind vor allem die einheimischen Forscher Juan Bethencourt Alfonso, Gregorio Chil y Naranjo, Maximiano Aguilar und José Agustín Álvarez Rixo zu nennen sowie die Franzosen Sabin Berthelot und Jean-Baptiste Bory de St. Vincent. Doch keinem dieser 213 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Autoren war es gelungen, die Wortsammlungen bis zu einem gewissen Grad an Vollstandigkeit voranzutreiben -wobei mit Vollstandigkeit eine zumindest weitgehende Auswertung der damaligen umgangssprachlichen und schriftlichen/dokumentarischen Überlieferung gemeint ist. Es kommt dem gro6en Emeuerer der Altkanarierforschung, dem Ósterreicher Dominik JosefWolfel, das Verdienst zu, diese gewaltige Aufgabe Mitte unseres Jahrhunderts in Angrif genommen zu babeo. Seine Monumenta Linguae Canariae (posthum Graz 1965) beruhen vorwiegend auf der Auswertung der primaren Quellen (Konquistadoren-Berichte, Beschreibungen zeitgenossischer Besucher, amtliche Dokumente, Landvergabe-Akten, Chronisten), erganzt um Wortmaterial der vorgenannten Autoren sowie Extrakte aus Landkarten, Ortsstatistiken und anderen sekundaren Quellen. Wolfel erkannte dabei auch den Wert der altkanarischen Ortsnamen, die den groBten Teil des überlieferten altkanarischen Wortschatzes ausmachen. Die Fülle des Materials und der verschiedenen Quellen bot ihm Vergleichsmoglichkeiten zwischen Namen, die ofenkundig den gleichen Ort betrafen, aber unterschiedlich geschrieben überliefert wurden. Er versuchte nicht nur, eine sprachanalytische bzw. etymologische K.larung herbeizuführen, sondem auch auf die ursprünglichste Schreibform eines Ortsnamens zurückzustoBen -daB dies in vielen Fallen sehr schwierig oder überhaupt nicht moglich war, bringt er mehrmals zum Ausdruck. Auch wenn der Umfang von Wolfels Monumenta beeindruckend ist, so war es ihm natürlich nicht moglich, alle Quellen für Ortsnamen auszuschopfen; dies gibt er selbst zu und dies wird auch für alle seine Nachfolger gelten. Vor allem die amtlichen und kirchlichen Dokumente, die bis heute zahlreich in den Archiven schlummern, enthalten Ortsnamen, die in heutigen Landkarten nicht mehr auftauchen und auch vom Volksmund nicht mehr verwendet werden. Zu Zeiten der europaischen Besiedlung der Kanarischen Inseln im 15. und 16. Jh. (auf Gran Canaria teilweise schon Mitte des 14. Jhs.) neigte man weit mehr als heute dazu, auch kleinste Landschaftseinheiten-z.B. aufállige Felsen - mit einem Namen zu belegen; besonders die Hirten, die abseits der Siedlungen mit ihren Schaf- und Ziegen-Herden unterwegs waren, sind für viele Flurnamen verantwortlich. Bereits bestehende Ortsnamen der Ureinwohner wurden dabei oft übernommen oder es wurden altkanarische Sachbegrife -zum Beispiel dise oder tegala (s.u.) -zur Bildung neuer Ortsnamen verwendet. Die Kenntnis dieser Ortsnamen ist leider im Schwinden begrifen (Landflucht, Abwandern in nicht-landwirtschaftliche Berufe, Auswanderung nach Lateinamerika). Fragt man heute Einheimische nach alten 214 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Ortsnamen, dann erhalt man oft nur ein Achselzucken. Trotzdem scheint es sinnvoll, das noch bestehende Wissen der Landbevolkerung aufzuzeichnen, wie es León Hemandez et alii (1988) vorschlagen und bezüglich Heimatkunde der Inseln Fuerteventura und Lanzarote selbst schon praktiziert babeo. Als weitere Quellen für Ortsnamen bieten sich amtliche Archive an, die auf Lanzarote teilweise bis in die Mitte des 17. Jhs. zurückreichen (z.B. Archivo Parroquial in Haría); Schenkungs- und Erbangelegenheiten, Rechtsstreitigkeiten über Grundbesitz, Bauakten und ahnliches dürften noch einige Ortsnamen enthalten, die heute bereits vergessen sind. Leider sind die amtlichen Archive von Lanzarote in desolatem Zustand (Hemández García & León Arbelo 1990): Die Art und Weise der Aufbewahrung der Akten schützt nicht immer vor Zerfall durch Feuchtigkeit, Pilze und Insekten; eine umfassende Katalogisierung gibt es bis jetzt nicht und die Auswertung schreitet nur minimal voran. Auch Privatarchive von verstorbenen Heimatforschem und lokalen Intellektuellen des 19. und 20. Jhs. sind in vielen Fallen nicht oder nur unvollstandig ausgewertet worden; hier sind u.a. die Aufzeichnungen der Schriftsteller José Betancort Cabrera (Pseud. Angel Guerra), Agustín de la Hoz, Leandro Perdomo und Jesús Maria Godoy Pérez zu nennen sowie jene der Rechtsanwalte Eugenio Rijo Rocha und Antonio Maria Manrique y Saavedra. Nicht konsequent ausgewertet sind auch alte Landkarten von Lanzarote, die allerdings in den meisten Fallen wenig Neues bieten und Verschreibungen enthalten. Trotz dieser ungünstigen Sachlage ist im Lauf der Jabre vereinzelt immer wieder Quellenmaterial verofentlicht worden, das es lohnend macht, die Arbeiten von Wolfel und seinen Vorgangem hinsichtlich altkanarischer Ortsnamen fortzusetzen. Unter den aktuellenArbeiten sind vor allem die Untersuchungen der kanarischen Linguistin Carmen Díaz Alayón zu nennen, die bereits für La alma (1987) und La Gomera (1994 mit Javier Castillo; siehe auch ihre Aufsatze in diesem Jahrbuch) solche Ortsnamensammlungen vorstellen konnte. Für Hierro liegt eine kleine Arbeit von Alfonso de Armas Ayala vor, die bereits 1944 erschien, sowie eine Ortsnamenliste von Álvarez Delgado (1946). Sehr ausführlich bringt Juan Bethencourt Alfonso die altkanarischen Ortsnamen seiner Heimatinsel Tenerife (Ms. 1912 / Druck 1991). Ebenfalls um Tenerife geht es in einer Zusammenstellung von Pérez Pérez (1981 ). Von altkanarischen Ortsnamen und anderen "vocablos de uso antiguo" von Fuerteventura fertigte bereits 1887 Ramón Femández Castañeyra eine Liste an (Druck 1991). Absicht des Autors der vorliegenden Arbeit ist es nun, dies für Lanzarote - auf dem Wissensstand von 1995 - ebenfalls zur Verfügung zu stellen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk nicht auf etymologischen 215 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Versuchen, sondem darauf, die bekannten Ortsnamen1 moglichst lückenlos zu erfassen, ihre Quellen darzustellen und bei den Schreibvarianten die "Spreu vom Weizen zu trennen", d.h. Verschreibungen sowie sprachliche Abschleifungen und Verstümmelungen herauszufiltem. Moge die Sammlung damit zu weitergehenden linguistischen Untersuchungen des prahispanischen Wortschatzes von Lanzarote anregen. 2. Die Quellen Als Quellen für altkanarische Ortsnamen und Begriffe von Lanzarote kommen zunachstjene Autoren in Betracht, die bereits von Wolfel benützt wurden: • Konquistadoren-Berichte - Pedro Gómez Escudero - Antonio Sedeño (Ce[r]deño) - Crónica Lagunense (basierend auf Alonso Jaimez de Sotomayor) - Crónica Matritense (basierend auf Alonso Jaimez de Sotomayor und anderen). Die Crónica Ovetense war W olfel noch nicht bekannt. • Frühe Chronisten des 15. und 16. Jahrhunderts - die Kaplline Pierre Boutier und Jean Leverrier ("Le Canarien") - Fray Juan de Abreu Galindo - Leonardo Torriani - Andrés Bernáldez - Francisco López de Ulloa • Reisende - George Glas (18. Jh.) - Gaspar Fru(c)tuoso (16. Jh.) • Akten und Dokumente - Mayorazgo de Lanzarote (Biblioteca Nacional, Madrid; MS 2729/25) - "Información sobre cuyo es el derecho de Lanzarote y conquista de las Canarias" (= "Pesquisa de Cabitos") • Historiker des 17. und 18. Jahrhunderts - Pedro Agustín del Castillo y Ruiz de Vergara - José de Viera y Clavijo - Tomas Arias Marín de Cubas - Damaso de Quezada y Chaves • Forscher des 19. und frühen 20. Jahr-hunderts - Maximi(li)ano Aguilar - José Agustín Álvarez Rixo - Sabin Berthelot - Jean-Baptiste Bory de St. Vincent - Gregorio Chil y Naranjo - Agustín Millares Torres (d. Á.) • Statistiker, amtliche Geographen - Conde de Floridablanca (1789) - D. Tomas González (1829) - Pascual Madoz (1845-1850) - Pedro de Olive (1885; Kooperation mit der Diputación Provincial de Canarias) 1 Die Liste von Alvar (1972) über Lanzarote enthilt nur wenige der bekannten vorspanischen Ortsnamen. Juan Álvarez Delgado schrieb 1949 eine "Toponimia tinerfeña". Leider ging das Manuskript auf dem Weg zur Verofentlichung in Madrid verloren; Teile daraus konte der Autor rekonstruieren und in verschiedene Aufsitze einbauen. Eine spezielle Darstellung der altkanarischen Ortsnamen von Gran Canaria fehlt; hier sei auf die Arbeiten von Chil, Bethencourt Alfonso und Wolfel verwiesen. 216 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die hier genannten Autoren sind besonders dann von Nutzen für unser Thema, wenn sie geografisches Material bringen, daB nicht sekundar kompiliert bzw. von einander abgeschrieben ist, sondern auf eigener Erfassung (z.B. Befragung der Landbevolkerung) beruht. Auch das spat im 19. Jh. und Anfang des 20. Jhs. erfaBte Sprachrnaterial enthalt zum Teil noch Neues. Berthelot und Álvarez Rixo haben Lanzarote selbst besucht; ebenso Bethencourt Alfonso, der darüberhinaus auf Lanzarote Informanten besaB, die ihm brieflich Linguistisches und Folkloristisches mitteilten. Die Endredaktion der Monumenta von Wolfel (Ortsnamen dort siehe besonders S. 807-900) geht bis 1945, so da8 der Autor zahlreiche Arbeiten bzw. Quellen nicht mehr benutzte oder - durch seinen Tod 1963 - nicht mehr benutzen konnte. Dies bietet uns Gelegenheit, noch nicht aufgearbeitetes Namensmaterial (vor allem aus Dokumenten) darzustellen und auch auf Interpretationsvarianten und den einen oder anderen lrrtum hinzuweisen (siehe Kapitel 5). In denAuflistungen erscheinen die Ortsnamen von Lanzarote in alphabetischer Reihenfo lge, erganzt um geografische und quellenkundliche Angaben. Vorangestellt ist jeweils die vom Verfasser als am wahrscheinlichsten angenommene Schreibvariante, wobei dies in einigen Fallen nur einen Versuch darstellen kann. Es folgen die vorwiegend heutige kastilische ( oder zum Teil kanarische) Aussprache und spanische Erganzungen wie Playa de ... oder Baranco de ... ; letzteres um den Originalcharakter der Ortsangabe, wie er in der Literatur oder in Landkarten auftaucht, beizubehalten (Übersetzungen dieser Begrife weiter unten). Bringen mehrere Autoren einen Namen in gleicher Schreibweise, dann wird nur die alteste Quelle genannt. Die Autorenangabe entfállt, wenn der Ortsname heute noch in seiner ( vermutlich) ursprünglichen Form benutzt wird. Kapitel 3 enthalt Namensbildungen mit prahispanischen und rezent-berberischen Elementen; unsichere prahispanische und mi8verstandene oder pseudo-altkanarische Ortsnamen sind in Kapitel 4 bzw. 5 in eigenen Listen zusammengefa8t. Quellen für herangezogene Ortsnamen der anderen Inseln werden nur genannt, wenn der Name auf heutigen Karten schwierig oder nicht mehr nachzuvollziehen ist. Namensbeispiele und Parallelen von anderen Inseln betrefen immer Ortsnamen, es sei denn, daB ausdrücklich auf Personennamen oder Sachworter hingewiesen wird. Übersetzung der in den folgenden Kapiteln verwendeten spanischen Bezeichnungen: albergue aldea barranco Herberge (kleines) Dorf, Weiler (Trocken-)Tal, Schlucht 217 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 cabezo cabo caldera caldereta caleta calle camino campo cañada cancela casa casa de labranza caserio castillo cerro chafari(z) charco, charca choza corral cortijo cuesta cueva degollada dehesa finca fuente gavia granja hendidura hoya,hoyo islote jable jameo ladera llano/llanura localidad lomo/loma lugar malpaís manantial mareta mojón montaña (Mña.) montañeta monte 218 Hügel, Gipfel Kap eigentlich "Kessel"; auf Lanzarote meist Vulkan-Krater (im geologischen Sinn Einsturz- oder Erosionskrater) Senke, Mulde (kleine Caldera) Bucht (von port. calheta) StraBe StraBe, Weg, Gang Feld, Acker, Land(-schaft) Senke zwischen zwei Hügeln Gattertor Haus Bauernhof Dorf Burg, Befestigung (SchloB) Hügel (künstliches) Wasserbecken, gefaBte Quelle kleiner Tümpel Hütte umziunte Viehweide, Gehege Gehoft flacher Hügel, Anhohe Hohle Sattel oder Einschnitt in einer Bergkette (kanar. dialektal goyá) Vieh-Weide, Koppel Bauernhof, Grundstück Quelle Entwasserungsgraben; hier Jehmige Mulde, die Wasser autfángt, oder bewasserter Garten Farm, Bauernhof hier Felsspalt Niederung, Grube kleine Insel; im übertragenen Sinn Hügel ( oder alter Vulkan), der von jüngerer Lava umflossen wurde Sand- und Dünenlandschaft (teilweise Jandwirtschaftlich genutzt) Durchbruch durch die Lavadecke zur darunterliegenden Erde (Landwirtschaft); oder Hohle im AnschluB an die Einbruchstelle einer Lavarohre (siehe Nr. 88) Berghang Ebene Ortlichkeit, Ort Bergriicken, Hügel Ort steiniges Brachland (vulkanischen Ursprungs) Quelle natürliche oder künstliche Senke, um Regenwasser zu speichem Grenzstein, Wegweiser, Anhaufung Berg kleiner Berg, Hügel (bewaldeter) Berg © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 morrete morro/morra oratorio pago peña pico picón playa poblado poceta pozo pueblo puertecito puerto punta quesera región rincón risco rofero salina salto tegala término terreno tope valle vega vereda villa volcán zona kleiner Hügel Hügel hier Ort der Anbetung, Heiligtum (Bethaus, Hauskapelle) kleines Dorf, Weiler; bestimmtes (abgegrenztes) Landstück Felsen (Berg-) Spitze vulkanische Asche (rofe, Lapilli) Strand Siedlung kleine Felsmulde, in der sich eine Pfütze bildet; tiefste Stelle eines Bachbetts oder eines Brandungsgebietes; kleines ummauertes Aufangbecken für Wasser Brunnen Ansiedlung, Dorf Anlegestelle Hafen Landspitze, kleines Kap im archaologischen Sinn künstliche Gruppe von breiten und tiefen Rillen im Fels ( eigentlich Holzunterlage zur Herstellung von Kase mit Ablaufrinnen für die Molke) Region, Gegend, Landstrich Winkel, "ruhige Gegend" Klippe, Steilhang (Steilküste) Ansammlung oder Abbaustelle von Vulkanasche Saline Absturz, jaher Abhang Ausguck; hochgelegener Punkt für Feuerzeichen; heute auch Wetterschutz-Mauer für Hirten hier Gemeindegebiet (Gemeindegrenze) Boden, Grund, Gelande, Gebiet (Berg-) Spitze Tal Aue, fruchtbare Ebene Fu8weg, Pfad (Klein-) Stadt Vulkan(berg); oft auch wie Lavafeld Zone, Gebiet 3. Die sicheren Ortsnamen mit prahispanischen Elementen Die in der Kapitelüberschrift angesprochene Sicherheit bei der Klassifizierung als prahispanisches Toponym ist in bestimmter Hinsicht relativ zu sehen. Wir haben an anderer Stelle (Ulbrich 1991: 56-57) bereits ausgeführt, da8 • von den Grafen bzw. Herzogen von Lanzarote ab 1455 und noch bis in die zweite Halfte des 16. Jhs. zahlreiche Berber (moros) vom Festland geraubt wurden, um den Mangel an billigen Arbeitskraften zu beseitigen; • andere "Untemehmer" diese Praxis der Sklavenbeschaffung bis zum Be- 219 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ginn des 17. Jhs. fortsetzten; • dadurch aufLanzarote im 16. Jh. der berberische Anteil zumindest die Halfte der nur etwa 300 Seelen starken Bevólkerung ausmachte (Lobo Cabrera 1990: 291), wenn nicht sogar noch mehr: Torriani spricht 1590 von 80 % Berber-Anteil (vermutlich hat er Mischlinge mit eingerechnet); • sich gerade in landlichen Gegenden ausgesprochen berberische Siedlungen entwickelten (z.B. El Jable; siehe Ronquillo Rubio 1991: 232t). Die wenig behutsame Ansiedlung von "moros" (hier Berber und Araber) und auch Negroiden in allen Teilen Lanzarotes und Fuerteventuras führte sogar dazu, daB alteingesessene spanische Christen wieder auswanderten (Casorla 1595), so daB auch dadurch das Überwiegen der berberophonen (und arabisierten) Bevólkerung in den landlichen Gebieten gefürdert wurde - dort, wo die nicht-spanischen und móglicherweise pseudo-prahispanischen Ortsnamen zahlreich sind. Der Marqués von Lanzarote, Agustín de Herrera y Rojas (16. Jh. ), gründete sogar eine Kompanie seiner Milizen nur mit Berbem; diese sollte als seine Leibwache fungieren und erhielt den Namen "Naturales Berberiscos". Aufgrund dieser Tatsachen muJ3 bei jedem berberisch etymologisierbaren Ortsnamen von Lanzarote hinterfragt werden, ob er nun auf diese spatmittelalterlichen bis früh-neuzeitlichen Berber zurückgeht, oder tatsachlich aufBerber der Zeitenwende. Berberische Namensgebung des 15. , 16. und 17. Jhs. dürfte auf allen Inseln existent sein - besonders aber auf den beiden Ostinseln Lanzarote und Fuerteventura, die, wie wir im 6. Kapitel noch darstellen werden, enge sprachliche Beziehungen aufweisen. Es stellt sich weiterhin die Frage, wieviel Berber bei den arabisch-marokkanischen Besuchen des 9. bis 12. Jhs. auf den Inseln zurückgeblieben sind und in welchem Umfang dadurch eine sprachliche Beinflussung stattfand. Auch die libysch-berberischen Felsinschriften von Lanzarote kónnen nicht nur einem alt-berberischen Schriftstil der Antike zugerechnet werden; modemere Elemente des T ifinagh (tifina'¡() sind zum Teil ebenfalls erkennbar. Die Sicherheit der Einstufung ist natürlich auch dort eingeschrankt, wo ein Ortsname nur bei einem einzigen Autor auftaucht und nicht durch aktuelle Karten bestatigt werden kann. Sinnvollerweise wurden auch einige Ortsnamen auf genommen, die mit einem altkanarischen Element gebildet sind, aber erst in spanischer Zeit entstanden. Darüberhinaus sind in diesem Kapitel Ortsnarnen zu finden, die berberische Sprachelemente enthalten, die móglicherweise auf lateinische oder griechische Lehnwórter zurückgehen. Die zahlreich auftretenden Varianten werden nur erlautert, wenn sie linguistisch interessant sind oder eine mogliche, echt praktizierte Aussprache betrefen (z.B. eine mundartliche Abweichung). Sind sie dagegen nur eine 220 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Verschreibung oder Verlesung des Kompilators oder ein Fehler des Schriftsetzers, dann wird nicht na.her darauf eingegangen. Besonders die Ortsbeschreibungen von Madoz (1845-1850 / 1986) enthalten unverhaltnismaBig viele Setzfehler, die in der untenstehenden Tabelle zusammengefa8t sind ( auffallend sind die zahlreichen Vertauschungen von f und t). Da8 es sich um Setzfehler und eine nachlassige Redaktion handelt zeigt die Tatsache, da8 die Ortsnamen auch in ihrer richtigen Schreibweise bei Madoz auftauchen. Eine besondere Vorbereitung des Lesers ist für die Aussprache der Zeichenfolge gui notwendig, die in den Ortsnamen mal gui und mal güi geschrieben wird. Gui wird im Kastilischen normalerweise /gil ausgesprochen, es sei denn, da8 ausdricklich ü (für /u/ beziehungsweise umgangssprachlich /w /) geschrieben wird. Es stellt sich nun die Frage, ob die Überlieferer der Ortsnamen immer streng zwischen der Schreibweise gui und güi unterschieden haben. Da8 gui als altkanarisches Element vielfach ein mehr oder weniger schwach betontes aber lauthaftes u (oder w) enthalt, la8t sich nicht nur aus Güime (Nr. 77), Magüi (Nr. 95), Güingua (Nr. 79) und Tenegüime (Nr. 158) ablesen, sondem auch aus vielen weiteren Ortsnamen von anderen Inseln, die mit güi geschrieben werden (z.B. Güi-Güi auf Gran Canaria). Dort wo heute (vielleicht auf frühere Nachlassigkeit zurückgehend) gui geschrieben wird, konnte in bestimmten Fallen eine Hispanisierung vorliegen, die den u/w-Laut unterdrückt. Auch Mundartliches dürfte eine Rolle spielen; selbst ein spanisches Wort wie fuiste kann im Volksmund der Inseln zu fiste werden. 1 1 Verschreibungen bei MADOZ (184S-18SO) falsch richtif.!: falsch richtig Aria Haría Manique Muñique Arriete Arrieta Marqués, Maques Máguez Carcbe, Cbarcbe Cbacbe Masaga Mozaga Cbiburque Cbibusque Maselacbe Masdacbe Daimas Diama Quenia Guenia Fancara, Jamara, Tamara Famara Tagicbe, Tajicbe, Tapicbe Tabicbe Fenause, Tenabuse Fenauso Tamaren Tomaren Filamar Tilama Tas Tao Gaiza Yaiza Temes Femés Gaya Gayo Tenmime Temuime Guasineta Guasimeta Tiguaton Tinguatón Guatiza Guatisea Tinaja Tinajo Guestajay, Huestayai Guastajay Tinascoria Tinasoria Jabago, Yabago Yagabo Tiquinineo, Tiguinineo Fiquinineo Juso Yuco Unil Conil Maches Macber Zancomas Zonzamas 221 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Dazu ein weiteres Beispiel: Guiguan (Nr. 72) wird heute sowohl /gigwanJ als auch /gwjgwanJ ausgesprochen. Letztlich ist jedoch die Beziehung der heute gui geschriebenen Silbe zur ursprünglichen altkanarischen Wurzel im Einzelfall zu beurteilen, den der w-Laut kann auch spater dialektal eingefügt sein. Zu prüfen sind auch gua für /gwaJ oder /wa/ und gue für /ge/, /gwe/ oder /we/. Wolfel (1965) und Godoy (1969: 158) sind der Meinung, da/3 sich in einigen Fallen güi = /gwiJ zu gi = /gi/ wandelte oder güe = /gwe/ zu ge = /ge/ sowie /gwaJ zu /gal; dies bestatigt sich mehrmals. Das ofters auf allen Inseln in Ortsnamen auftretende guan (altkan. und berb. wa-n-) dürfte die Bedeutung "dieser (derjenige welcher) von .. ./ der des ... " haben und im übertragenen Sinn fallweise auch "Mensch, Mann" (Bory gibt für Lanzarote -als einziger-sogar "Sohn, Bursche"). Bei der Behandlung der Ortsnamen wurden über das Libysch-Berberisch hinaus auch anklingende Parallelen aus lebenden und vergangenen Sprachen der iberischen Halbinsel (Baskisch, Spanisch, Portugiesisch, Iberisch, Keltiberisch, Lusitanisch sowie Regionaldialekte wie Galizisch, Aragonesisch usw.) und des Mittelmeerraumes (Punisch, Lateinisch, Griechisch) herangezogen - im BewuBtsein, da8 phonetische Áhnlichkeiten ohne detaillierte linguistische Untersuchungen nur von begrenztem Wert sind. Eine tiefgehende Analyse solcher Parallelen und ihr Verháltnis zu einem vorberberischen Substrat auf den Kanarischen Inseln hátte jedoch den Rahmen dieses Aufsatzes gesprengt, so daB der Leser gebeten ist, zunáchst seine eigenen Rückschlüsse zu ziehen. Siehe auch die Ausführungen in Kapitel 6 (S. 310-315, 323-324), FuBnote 26 und Tabelle 5. Verwendete Symbole und Abkürzungen: 181 = aktuelle bzw. amtliche Ortsbezeichnung (laut Cartografía Militar de España 1:25.000/1985 und 1:50.000/1950, wenn nicht anders vermerkt) [!l rekonstruiert (Schreibweise oder Aussprache eines Namens) lil- Literaturquelle(n) [Yl = von W olfel (1965) bearbeitet -ohne etymologischen Versuch = von Wolfel (1965) bearbeitet-mit etymologischem Versuch BA = Bethencourt Alfonso (1991) ON = Ortsname PN = FN V N = Personenname Familienname Volksname * = Platzhalter in Wurzeln und Wortelementen für einen Vokal • Platzhalter für einen entfallenen oder hypothetischen Konsonanten Jh. = Jahrhundert; s.u. = siehe unten; s.d. = siehe dort idg. indogermanisch (indoeuropáisch) 222 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 1 1 Die bel den Ortsnamen und Tabellen verwendeten konsonantlschen Lautwert-Zelchen Okkluslve Frlkatlve Afrl- Aspl- Nasale Lateral Vlbrant Semi-stimmlos sdmhaft stimnfos stimmhaft kate rata konsonanten Bilabiale p b b m w Labiodental f lnterdentale e• b* Dentale t d Alveolare s** z n 1 r Pripalatale § z e (t§J n Palatal y Velare k g h 1 • Llspellaute lm Kanarischen Uvular " eher st-interdental * s im narlschen meist pra- Pharyngal h dorsodental Hlnwels: Bel Zltaten erschelnen die vom zltlerten Autor verwendeten Lautwert-Zelchen Achache /acace/ Peñas de ... (Los Valles) 01 IJI- Tavira (1795/1991: 165) Peñas del Chache Varianten: Chacha (Chil 1876: 420), Chaché (Berthelot 1978: 137) Aufgrund der Notierung von Chil konnte die ursprüngliche Form auch Achacha [!l gelautet haben, wobei sich das auslautende /a/ zu /e/ wandelte. "Chache" taucht bei Wolfel (1965: 208) im Register auf, wird aber im Text nicht behandelt. Achache und Afache (Nr. 3) sind vermutlich sprachlich eng verwandt. Acoche /akuce/ casa de labranza (El Jable) 02 IJI- Chil (1876: 418), Olive (1885: 18) [}y] 846 Der Ort ist heute versandet. Quasi gleich klingt Tacoutche (Berthelot 1978: 143) auf Gran Canaria; ebenfalls von dort meldet der Chronist Bernáldez (BA: 391) ein Arcachu. FürTenerife gibt BA (S. 403) ein Aracuche an. AufTenerife bezeichnete altkan. cuche einen Wein aus Palmsaft oder Mocan-Früchten. Afache /aface/ montañas (Fémes) 03 IJI- Berthelot (1978: 137) Los Ajaches (mit span. Plural-S) [}y] 808, 831 Varianten: Montes Ahaches (Serra Rafols 1964: Karte S. 204), Montañas de Sahaches (Karte bei Sapper 1906) Wir sehen den bekannten Wechsel von /f/ zu /h/ bzw. /g/. Der auslautende Vokal war vermutlich ein schwach betontes /a/, das zu /e/ verkümmerte. Bei den im Ajaches-Gebirge auftauchenden Bergnamen "Hacha Chica" und 223 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 "Hacha Grande" hat man wohl versucht, das mask. altkan. Wort mit dem f em. span. Wort hacha ("Fackel, Axt, Stierhom"; siehe auch bei Nr. 215 das verwandte altspan. Wort faya = "Fackel, Kienspan") zu reinterpretieren - in richtiger mask. Form erscheinen die beiden Bergnamen als Ajache Grande und Ajache Chico in einer einheimischen Karte (Lancelot Especial 1990). Die mannliche Form taucht wenige Kilometer entfernt nochmal in dem ON Los Haches auf. Siehe auch Peñas del Chache (Nr. 1), wo das Wort chache ebenfalls mannlich ist; eine weitere Parallele auf Lanzarote ist vielleicht Mña. de Faja (Nr. 215). Konnte afache mit (a)faya verwandt sein? Die Zeichenfolge faya ist auf Lanzarote in mehreren Bergnamen enthalten: Timanfaya, Tinguafaya, Guatifay. Eine berb. Etymologie für faya wurde bis jetzt nicht gefunden (weitere Informationen siehe Nr. 215 mit span.-leonesisch faya für "steiler Berg"). Wir wissen auBerdem, da8 im alteren Inselspanisch j und y auch wie /z/ oder wie /s/ ausgesprochen wurden; von diesen Lautwerten zu /e/ ist der phonetische Sprung nicht weit, zumal auf den Kanarischen lnseln /e/ oft einen sehr geringen frikativen Anteil hat, der zu /z/ oder gar /y/ tendiert. Paya taucht auch im Zusammenhang mit Bezeichnungen für hochgestellte oder korperlich groBe Personlichkeiten auf, was die Anahme zulaBt, daB es generen "hoch, hochstehend" bedeutet (faya2 = "Hauptling, Edelmann", fayahuracan = "Kriegshauptling" auf Gran Canaria; Mifaya, eine Prinzessin von Fuerte ventura laut Alvarez Rixo 1991: 95; Fayan, Name eines Riesen auf Fuerteventura lautVasco DiazTanco [ca. 1520)). Die Entstehung der Ortsnamen Nr. 1, 3 und 54 konnte deshalb folgendermaBen abgelaufen sein: 2 Altkanarisch fay(a)can/faysan bzw. faycaglfaycay ("Gouvemeur" und/oder "Priester" nach den Quellen) scheint einen anderen Stamm zu haben: fazak- mit -an als Sufix (y für Fil und /k/ zum Teil dialektal nach /§,s/ schwankend). Die Schreibweise fagzan bei Bemáldez konnte die Folge eines zusatzlichen Schreibfehlers sein (g für y). AlvarezDelgado (1981: 42) meint, altkan. fahlan/fayikán "Priester" (also nicht "Gouvemeur") sei der Plural von altlib. fsk "Tempel", obwohl alle al ten Quellen fay(a)can durchgingig als Singular bezeichnen. Alvarez Delgado unterscheidet auch nicht zwischen fay(a)can!faysan "Vizekonig, Gouvemeur" und faycag "Oberpriester" (wie Wolfel 1965: 454f aufgrund verschiedener Überlieferungen in den Quellen), sondem bei ihrn ist das ye in faycag eine Schreibweise von ry/§. Priesteramt und Regionalherrschaft konten natürlich in einer Hand gelegen haben. Trotzdem ist das Problem der unterschiedlichen lnterpretationen aus sprachlicher Sicht nicht ganz gelost. Alvarez Delgado (1942: 4) interpretiert faya in einem früheren Aufsatz allzu hypothetisch mit "Feuer", wobei er selbst auf die schwierige Deutung hinweist. Es ist eben nicht sinnvoll, faya nur zusammen mit dem Vulkannamen Timanfaya (Nr. 171) zu betrachten, sondem man mu8 auch die anderen bei Nr. 3 genannten Wortbildungen mit faya - besonders jene, die auf Personen oder Tite! bezo gen sind- berücksichtigen. 224 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 /caca/-.:;/cace/ /afaza/ /aafya/ /aafca/ -'; /ahac/a -'; /acac/a '-; /acace/ j ------ . /apaya/ und /afya/ 1 /a.t}ace/-.:; /gacel Die heutigen Schreibweisen -faya/-apaya,Ajache/Hache und Chache würden demnach drei verschiedene Entwicklungsstrange desselben Basiswortes darstellen. AufTenerife gibt es laut BA ein Afoche, ein Ifaya (/i/ im Anlaut statt /a/), ein Afazes (/z/ für /y/), ein Ajache (Bergname mit Wechsel /f/ > fb/), ein Asache (Wechsel /f/ > /s/), ein Abache (Wechsel /f/ > /b/) und ein Chafache (t-aface); auf Fuerteventura ebenfalls ein Abache (Morera 1994: 207) und laut Olive (1885: 294) ein Apuy (/f/ > /p/ und Vokalvariante). Madoz (1986: 37) gibt für Gomera ein Chipaya (t-ipaya ebenfalls mit Wechsel /f/ > /p/). Eine deutliche Parallele zu dem ON Afache gibt es darüberhinaus in dem PN Afche, der uns aus der Eroberungschronik Lanzarotes (Le Canarien) bekannt ist. Dies unterstützt die Annahme, daB es sich um ein Wort handelt, das sowohl auf Personen als auch Dinge (Berge) angewendet wurde. Darüberhinaus sind vi ele altkan. PN eng mit ON verbunden. Wolfel (1965: 650) sieht die Verwandtschaft von afache und afche als Moglichkeit an, bezeichnet sie aber als unsicher aufgrund der ebenfalls überlieferten Schreibweise asche des PN. Nach meiner Einschatzung der beiden Versionen des "Canarien", aus denen afche bzw. asche stammt, kommt der Variante afche aber mit Sicherheit die groBere Authentizitat zu (man denke auch an das Schwanken zwischen f und s). Vollig kontrar zu den ortlichen Verhaltnissen auf Lanzarote und damit abzulehnen ist die berb. Etymologie von Cubillo Ferreira (1980: 32), der afche/afache mit "kleiner Abgrund" übersetzt. Absolut phantastisch und abwegig ist die Meinung von Muñoz Jiménez (1994: 242), der PN afche sei mit Za.nata ( ein Berberstamm) und wa-n-t.inec (Guanche) verwandt. Áfete /áfete/ peñas (Haría) .,. BethencourtAlfonso (1991: 384) Vermutlich dieselbe Lokalitat, wie die folgende (Nr. 5). 04 Áfite /áfite/ peñas (Maguez; bzw. am südlichen FuB des Monte Corona) os .,. BethencourtAlfonso (1991: 384) 181 Peñas de Agite /abite/ Der Wechsel von /f/ zu /h/ oder fb/ tritt ofters auf. Vielleicht besteht ein Zusamenhang mitTamazight fti "Vieh zur Weide führen" (Taifi 1991: 137). Agacido /aga9ido/ localidad (Lage ?) . Chil (1876: 419) - [Yl 841 225 06 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Eine quasi exakte Parallele haben wir in Aguesita (Fuerteventura; BA: 357). Die Analyse konte aga-sido oder a(r)-gasi-do lauten. Die Lautfolge agalaca ist in den altkanarischen Ortsnamen aller Inseln mehrfach vertreten. Es ist aber auch an die Moglichkeit zu denken, daB aga in bestimten Fallen ursprünglich /a-gwaf lautete. Auch dafür gabe es zahlreiche Parallelen auf den anderen Inseln. Zu -g(w)asi siehe Guacia (Nr. 48). Zu -sido gibt es den ON Cyte aufTenerife (Datas; Pérez Pérez 1981: 49); zu -seit(e) sebe man Nr. 187 und Nr. 204. Ein Zaide (arabisch oder autochthon ?) gibt es in der galizischen Provinz Lugo. 07 Aganada /aganada/ montaña, degollada y cortijo, Risco de ... (Guinate) IJl, Bethencourt Alfonso (1991: 384), Simony (1892: 355) 675, 793, 835 (zur Variante Aganá) Varianten: Agará (Tavira y Almazán 1795),Aganá (Aguilar in Chil 1876: 419; Madoz 1986: 116) W olfel (1965: 836) bringt das Tuareg-Wort aggan "Erhebung". Zu der W olfel unbekannten Form Aganada paBt auch Tamazight agnil;l "Büschel einer zwergwüchsigen Palme" (Wurzel gm;f; Tarfi 1991: 160). Anklingend sind Agana (Gran Canaria, Gomera) und Agando (Gomera, Fuerteventura). 08 Aguza /aguza/ fuente (Y é) IJl, Aguilar (in Chil 1876: 419); "Puentecilla del Agusa" Lanzarote-Karte bei Vareta y Ulloa (1788) 18:i Gusa (ein steiler Abhang), Fuente de Gusa (Quelle) 730, 841 Varianten: Acusa/Arcusa (Berthelot 1978: 162) Als Parallelen haben wir Acusa/ Aracusen (Artenara, G.C.) und Argusa (Tenerife; BA: 406); Alvarez Delgado (1946: 292) meldet ein Gusán für Hierro. Die exakte berb. Entsprechung ist agus (Sil) mit der Bedeutung "Pfahl 11• Diese Interpretation wird durch die landschaftlichen Verhaltnisse vor Ort unterstützt. Die Quelle liegt am auBersten Nordende der Insel, das aus schmalen, spitzen Graten und Felszinnen besteht. Das span. Verb aguzai3 wird für "schleifen, wetzen, zuspitzen, ermuntern, anregen" eingesetzt. Dies kommt teilweise an die Bedeutung des SilWortes heran. DaB aguza hier jedoch kein spanisches Wort ist, zeigt besonders die Schreibweise bei Vareta. Auch der mask. PN akoze (Zentral-Sahara) konnte hierhergehoren (siehe Nr. 152 und dort eguise für "schlank"). Eine weitere Moglichkeit ist Tamazight guss "schrag, abfallend" (Wurzel gs; Taifi 1991: 170). 3 Das span. Verb kommt von lat. acuere "schirfen, anspitzen, antreiben", was in dem verwandten acus (lat. für "Nadel") auch dem berb. agus "Pfahl" als Vorlage gedient hat. 226 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Ajey /al}ei/ caserío, campo (San Bartolomé) 09 .,. Aguilar (in BA: 384) 181 Cuesta Ajei (lt. León Hemández et alii 1990: 291) [Yi] 898f Das Dorf San Bartolomé ist nach der Überlieferung unweit ( oder an der Stelle) des prahispanischen Ajei entstanden; zu Zeiten von M. Aguilar Ende des 19. Jhs. soll es sogar noch einen Ortsteil von San Bartolomé dieses Namens gegeben haben. Noch heute nennt sich eine lokale Folkloregruppe nach diesem alten ON. In dem Namen einer kleinen Anhohe (cuesta) südostlich von San Bartolomé hat sich das Wort ebenfalls erhalten; nach León Hernández et alii (1989, 1990) soll es dort vorspanisches Oberflachenmaterial geben, so daB es sich um den alten Siedlungsplatz der Ureinwohner handeln konnte ( etwas nordlich davon soll auch eine heute verschwundene Quesera existiert haben). Anklingend sind auf Fuerteventura Ajajei und Ajui und auf Tenerife Ajeja (bei lgueste). Für janejey (Fuerteventura) gibt BA (S. 252) die Bedeutung "Pferch zur Fütterung" (siehe auch Guanajey Nr. 53 und dort die Problematik fb/ aus ursprünglich /g/). Auf Gomera gibt es den altkan. Begrif ejey :für "ja / in Ordnung" (BA: 273). Aldana /aldana/ casa de labranza, aldea (Tias) 010 .,. Olive (1885: 64) [Yi] 825 Variante: Aldaña (Chil 1876: 419) lm Tamazight gibt es aldun "Kugel, GeschoB" (Tai:fi 1991: 369). Man denke an die zahlreichen Lavabomben, die über die Landschaft verstreut sind. Andía /andía/ Peña(s) de ... (Orzola) 011 181 Peña de Andia [Yi] 655 Variante: Dehesa de Andia (Mayorazgo de Lanzarote in Wolfel 1965: 655) Die alteste Form dürfte Fandía gewesen sein (siehe Ulbrich 1993b: 95-96). Eine Parallele finden wir in Fandía/Andía auf Fuerteventura (heute Jandía); laut Manuskripten des 15. und 16. Jhs. (Pesquisa de Cabitos 1990: 155; Melian de Betancor in Rumeu de Armas 1978: 67) wurde auch auf der Nachbarinsel der anlautende Konsonant zum Teil weggelassen. Álvarez Delgado (1957a: 67) halt die Verwandtschaft zu Jandía :für moglich, denkt aber auch an einen bask. Ursprung von Andía, da sich in dieser Gegend im Norden von Lanzarote einige Basken niederlieBen. Nach der Beschreibung bei Sapper (1906: 177) müBte es jener Felsen sein, der bei ihm "Torrecilla de los Apares" heilt und zu einer Felsgruppe gehort, die heute "Peñas Hendidas" genannt wird. 227 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 012 Ánes /ánes/ caldereta (Femés) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 3 84) Anklingend ist Ansite (Gran Canaria). Im Tamazight steht tanast für "kleiner Topf'' (Wurzel ns; Taffi 1991: 497); das wire die direkte Entsprechung zu span. caldereta. Binen vielleicht wurzelverwandten ON Anes gibt es in Asturien. 013 Aramas /aramas/ - (Rubicón) t8l Los Aramasos (in der amtlichen Karte falsch "Los Anamasos"). Aufgrund der ortlichen Küstenbildung glaubt Pallarés Padilla (1990: 399f) in aramaso einen altkan. Begrif für natürliche Wasserbecken (charcos) im Brandungsgebiet sehen zu konnen. Dies ist wohl moglich aber doch sehr hypothetisch. Einer Beziehung des ON (mit span. Plural-Endung -os) zu dem berb. Pflanzennamen aremas (hier für das salzliebende Suaeda vermiculata) würde ich den Vorrang geben. Berberisch aremas wiederum scheint auf ein griech. Lehnwort zurückzugehen, siehe dazu die Ausführungen bei Nr. l 09. Eine andere Analyse ware ara-maso mit den weit verbreiteten altkan. Elementen ara- und maso (zu letzterem siehe auch Nr. 226). 014 Argana /argana/ caserío, lugar, Llanos de ... (heute Stadtteil von Arrecife) t8l Argana - 835f Varianten: Argona (Verschreibung von Chil 1876: 419; bei Berthelot korrekt "Argana"), Argano (Quezada y Chavez laut Wolfel 1965: 835) W olfels Etymologie geht von dem altkan. Prifix ar- und Tuareg aggan "Erhebung, Abhang" aus. Andererseits haben wir den galizischen praromanischen Begrif argana "Stelle, an der die Spreu des Weizens verrottet" (Corominas 1992-1: 327) oder "Weizen-Granne" (García 1990: 60), der auch in galiz. ON auftaucht: Afgana, Argane. Die Beziehung des lanzarotischen ON zu dem galiz. Wort konnte durchaus vorspanisch sein und nicht nur mittelalterlich oder neuzeitlich (zu di eser Problematik siehe S. 315, S. 3 24 und Nr. 77). Díaz Gutiérrez (1990: 453) hilt argana ebenfalls für altkan. und zitiert ohne Quellenangabe die Bedeutung campo de mieses "Feld mit reifem Korn". 01s Asefe /asefe/ Pozos de ... , Playa de ... (Rubicón) .,. Dok. von 1691 (in Hernández Delgado & Rodríguez Armas 1993: 17) t8l Playa (de las) Colorada(s) [die Brunnen befinden sich in unmittelbarer Strandnihe; "Pozos de Juan Dávila" laut Karte bei Varela y Ulloa 1788] 590, 880 (W olfels Hinweis auf Asife in Kap.V, § 90 ist nicht korrekt.) Varianten: Asife (Álvarez Rixo 1850/1991: 61 und Aguilar in Chil 1876: 419), Aeifé ("Eco de Comercio", Sta. Cruz de Tenerife, no. 1736, Sept. 1868), Afe (Serra Rafols 1964: 184 bzw. Volksmund in den 60er Jabren), Áfe (BA: 3 84). 228 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Das Weglassen des s (besonders am Wortende) gehort auf allen Inseln zu den oft beobachteten Sprecheigenarten; besonders die Variante von 1868 deutet diesen Vorgang an. Auf Hierro haben wir die deutliche Parallele (Fuente de / Mña. de) Azofa bei San Andrés und auch aufTenerife gab es ein Asofa/ Axofo (Datas) sowie eine Quelle (!) namens Ta1tofote (Datas). Die sichere Bedeutung "Quelle/Bach" la8t sich aus dem Berberischen gut belegen, wie vor Wolfel schon George Glas feststellte (Glas 1767: 275 aseil; im Tamazight asif "FluB, Bach"). Interessanterweise gibt es aber auch eine bask. Parallele (zupu = "Brunnen, Tümpel"). Vielleicht war das lanzarotische Asefe auch der Platz einer eingeborenen Siedlung, die sich nur 2 km entfemt von der franz.-span. Siedlung "San Marcial del Rubicón" befand (1402 bis Ende des 15. Jhs.). Aufg rund archaologischer Erkennntisse wissen wir, daB zwischen den Eingeborenen und den Europaern die ser Siedlung eine friedliche K.oexistenz, ja zum Teil ein Zusammenleben herrschte. Bayan /hayan/ lomo (Bezirk Teguise) 016 . BA: 384 Anklingend sind Bayuyo (Fuert.; BA: 358) und Bayon/Boyon (G.C.; Chil 1876: 541). Im alten Algerien gab es den lib.-berb. PN BYN(RIL 121). Aber auch das Arabische hat mit bayün "enger zum Grund hin" und bayan "Klarheit, Einfachheit" gute Parallelen zu bieten. Letzteres wurde auch in das Kabylische und Tamazight übemommen (Jbeyina "Hinweis, Argument, Beweis"). Bisico /bisiko/ peña (Yaiza) 017 "Bethencourt Alfonso (1991: 384) Auf Tenerife gibt es ein Biseché (Berthelot 1978: 132) und auf Gran Canaria ein Bizbique (Agaete). Wenn man bi-sico analysiert, dann klingen Sego (Nr.239) und Segoya (Nr. 122) an. Die Rekonstruktion konnte auch [!] bis-biko lauten (b heute entfallen); siehe dann Ubigue Nr. 193. 1st bi-/bis- lateinischen Ursprungs ("zweifach") oder das altkan. Prafix be-? Zu dem Element ico bei einer Analyse bis-ico siehe Nr. 80 (ebenfalls bei Yaiza). Es konnte auch kein Kompositum vorliegen. Boiajo /boyal}o/ Vega de ... (Westen) 018 " "Descripzion ... " 1731 Die Endsilbe war eventuell ursprünglich -go oder -ko oder sogar -w/-zo. Das Gebiet wurde 1730/31 bei der groBen Vulkankatastrophe zerstort. Nahe anklingend ist Bayuyo (Fuerteventura; BA: 358). Chamada /camada/ playa (Lage ?) 019 "Torriani (span. Ausgabe S. 287) 229 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Laut Torriani ist der Ort rund 17 km (3 leguas) von Teguise entfernt und wird zusammen mit Landeplatzen der Südostküste genannt; dies laBt den SchluB zu, daB es sich um · einen Strand handelt, der heute bei Puerto del Carmen liegen würde. Zu analysieren ist ca-mada, wie bei Nr. 26, 27, 28 und vielleicht auch Nr. 29. Passen würde Tamazight tamda "Pfütze, Tümpel" (die Wurzel md hangt mit "abstehen von Wasser'' zusammen; Taifi 1991: 402). Kleine Strandseen mit Brackwasser sind überall im Küstenbereich Lanzarotes zu finden.4 020 Chametistafe /cametistafe/ pago (Lage ?) . Bethencourt Alfonso (1991: 3 85) Ein Chamastilafe/Chamoristafe wird für Fuerteventura gemeldet (Berthelot 1978: 137). Dies dürfte mit dem Chamastitafe identisch sein, daB Bethencourt Alfonso ( 1991: 3 5 8) in seiner Liste von Fuerteventura nennt. Die Versionen von Berthelot sehen stark nach Verschreibungen aus. Die Endung -t-afe ist auf Lanzarote auch in Macintafe (Nr. I 09) belegt; das Element metis begegnet uns in Metisai (Nr. 229). Wir konnen also ta-metis-t-afe analysieren. 021 Chaquea /cakea/ lugar (Soo) . León Hernández et alii (1988: 163) El Cortijo Dieser Name einer kleinen (heute verschwundenen), maurischen Ansiedlung nordlich der Mña. Juan del Hierro konnte erst im 15. oder 16. Jh. entstanden sein. Anklingend sind Checuidat (Nr. 22) und Cheque (Gran Canaria). Auf Fuerteventura gab es im 16. und 17. Jh. den Familiennamen Chaqueada (Lobo Cabrera 1991: 61, 81, l l 7), der moglicherweise ebenfalls berberischen oder altkanarischen Ursprungs ist (in der Liste der kanarischen Familiennamen von Platero Fernández taucht der Name nicht auf). 022 Checuidat /cekwidat/ localidad (Lage ?) . Aguilar (in BA: 385) 819 Das schilchische takuit ("Hügel ") paBt hier ganz gut. Anklingend sind Chaquea (Nr. 21) und Cheque (Güímar, Gran Canaria). Wolfel extrahiert aber auch cuida mit Afixklammer te- -t(e), wozu er die berb. Parallele ekade (Tuareg Ahaggar "Felsen") bringt. 4 Natürlich trift das berberische Wort- im Hinblick auf die Nummem 26-29 - auch aufbinnenlandische Pfützen oder Lachen zu, die nach Regengüssen entstehen konnen und in vor Sonne und W ind geschützten Lagen nicht sofort verdunsten. 230 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Chibesque /cibeske/ localidad, término (Tinaja) 023 Aguilar (in BA: 385) [W 504 Variante: Chiveque (Álvarez Rixo 1991: 67) Der ON ist wahrscheinlich identisch mit Chibusque bei Mozaga (Nr. 24). Chibusque /cibuske/ montaña, rincón, valle (s.u.) 024 Rincón de Chibusque (Tavira y Almazán 1795/1991: 165) Mña. Chibusque, Valle de Chibusque (westl. von Mozaga) [W 504, 815 Laut Bethencourt Alfonso (1994: 423) und Álvarez Rixo (1991: 48) ist "Chíbusque" der altkan. Name einer wildwachsenden Hülsenfrucht (moglicherweise Astragalus laut Kunkel 1986: 81). Die Bildung von ON mit Hilfe von Pflanzennamen ist auf Lanzarote mehrmals zu beobachten; in diesem Fall kann die Bildung auch erst in spanischer Zeit erfolgt sein, wenn die span. Siedler den altkan. Fruchtnamen weiterverwendeten. Anklingend sind Chimbesque (Tenerife; Aguilar in BA: 419), Chavesque (Tenerife; Berthelot 1978: 132), Chabaque (Tenerife; Aguilar in BA: 413), Chabique (Tenerife; BA: 414), Chibegue (Tenerife; BA: 418) und Chabasco (Gomera, Álvarez Rixo 1991: 65) sowie Nr. 23. Die erste Silbe (Prafix ?) schwankt zwischen ti- und ta-. Chilichibito /cilicibito/ - (Haría ?) 02s BA: 385 Variante: Chibilchibito ("pago en Haría" BA: 385) Chibilchibito wird von BA unabhangig von Chilichibito genannt; der merkwürdig zusammengesetzte Name sieht aber doch stark nach einer Verschreibung oder Lautumstellung von letzterem aus. BA (S. 277) notiert auch den altkanarischen Begrif chinichibito aus der Hirtensprache von Fuerteventura, der soviel wie "Durchführung des Pferchwechsels" bedeutet. Wenn wir den moglichen Wandel n > l annehmen, dann haben wir exakt den Ortsnamen Chilichibito vor uns. Wir konnten also ti-ni-ti-bito analysieren und finden dazu Tamazight bettu "trennen, aufteilen, verlassen" (Taifi 1991: 10), was zu dem obengenannten Hirtenbegrif gut passen würde. Eine andere Spur führt zu dem altkanarischen (noch heute verwendeten) Pflanzennamen tebete, der auf Lanzarote und Fuerteventura für Patellifolia patellaris steht (Kunkel 1982: 101; Kunkel 1986: 246). Wir hatten dann den "Ort der Tebete-Pflanze". Nach dieser weit verbreiteten Pflanze heillen moglicherweise vier Lokalitaten auf Fuerteventura: Tebeto (Castafleyra 1991: 96; BA 363). Das anklingende Tamazight- Wort tibuda "Rohrkolben [Typha angustifolia]" (Wurzel bd; Taifi 1991: 8) paBt jedoch botanisch gesehen nicht. 231 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 026 Chimadatagaste /cimadatagaste/ lugar, caserio (Tina jo) .,. CL 1731 181 Tajaste Varianten: Tajarte (Chil 1876: 424), Tayaste (Hartung 1857: 153), Tahaste (Dok. in Benítez Inglott 1945: 76) Entweder ist Tajaste - heute ein Ortsteil von Tinajo - eine abgekürzte Form von Chimadatagaste oder es handelt sich um zwei benachbarte Orte, was das Dokument von 1731 bei Romero Ruiz (1991: 51 unten) andeutet ("Chimada, Tagaste"). Die Reihenfolge der Ortsaufzahlung in dem Brief der Behorden von Lanzarote lassen den SchluB zu, daB Chimadatagaste in der Gegend von Tina jo lokalisiert werden kann. Der Wandel /g/ > fb/ ist moglich. Hoz (1965: 162) halt Tajaste für punisch, ohne naher darauf einzugehen. Parallelen zu chi-mada-finden wir in Chamada (Nr. 19), Chimidan (Nr. 27) und Chimidas (Nr. 28). Klare Parallelen zu -ta-gas-te sind Tagaste (G.C.), Tagaste/Tagasote (Fuerteventura lt. Aguilar und Castañeyra), Tegueste (PN und ON auf Tenerife) sowie Tejeste (Fuerteventura; BA:364) und Tajas(t)e (Hierro). Auch eine Verwandtschaft mit dem altkan. (palmesischen) Pflanzenamen tagasaste konnte vorliegen (siehe Nr. 48). Wolfel (1965) kommt bei Tagasaste (S. 573), Tegueste (S. 765) und Tagaste (S. 841) zu verschiedenen berb. Parallelen, wobei kabylisch [und auch Tamazight] tagzut "Feld, flache Gegend" vom Sinn her gut zu dem lanzarotischen ON paBt. Wenn das y in Gayo (Nr. 45) für ein altes /si oder /s/ steht, dann konnten wir vielleicht auch diesen ON heranziehen. 027 Chimidan /cimidan/ montaña (Teguise) .,. Dokument von 1586 (in Benítez Inglott 1945: 73) 181 Mña. Chimia - [W 864 Chimidan ist zu Chimia verkürzt (siehe auch Ulbrich 1993b: 92). Eine klare Parallele haben wir in Chimia/Chimida (Fuerteventura). Und auch in Guamk mia/-s.imia (Castañeyra 1991: 88) bzw. Guarichimía (Bethencourt Alfonso 1985: 293), ebenfalls Fuerteventura, begegnet uns die Lautfolge /cimia/ oder eben /cimida/. Zu analysieren ist wohl ci-mida-n. Das Element mada!mida taucht damit in Nr. 19, 26, 27 und 28 auf und vielleicht auch in Nr. 29 mit muda. SchluB-n konnte Plural sein; zur berberischen Bedeutung von mada/ mida siehe Nr. 19. 02a Chimidas /cimidas/ localidad, casa de labranza (San Bartolomé) .,. Chil (1876: 420), Olive (1885: 319) 656 Klar verwandt ist Nr. 19/27 und der ON Medes (Fuerteventura laut BA: 362). Siehe auch Nr. 26 und Nr. 29. SchluB-s ist hier wahrscheinlich span. Plural. 232 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Chinuda /cinuda/ localidad (Lage ?) 029 Aguilar (in Chil 1876: 420) - 820 Bei Wechsel m > n waren die Nr. 26-28 verwandt, also eventuell ci-muda. Coscofe /koskofe/ localidad (Lage ?) 030 Aguilar (in BA: 384) Laut Viera (1982b: 129, 13 9) sind cofe-cofe und cosco beides altkan. Begrife für dieselbe Mittagsblume (Mesembryánthemum nodiflorum); siehe auch Wolfel (1965: 573). Nach Bethencourt Alfonso (1994: 424) sind aber mit c6fe-c6fe = span. "barilla" und cosco = span. "vidrio" zwei unterschiedliche Pflanzen gemeint; bei Moeller (1984: 158, 160) und Kunkel (1977: 81) bezeichnet Barilla Mesembryánthemum crystállinum und Cosco Mesembryánthemum nodiflorum. Beide Mittagsblumen-Arten sind auf allen Inseln weit verbreitet; ihre Samen wurden früher sowohl von den Ureinwohnem als auch von den Spaniern bei Hungersnoten als Getreide-Ersatz zu Mehl vermahlen und anschlie8end durch Rostung zum Teil zu gofio weiterverarbeitet. Beide Pflanzennamen ( cofe-cofe und cosco) konnten für sich allein oder in Kombination dem Ortsnamen Coscofe zugrunde liegen; am wahrscheinlichsten ist jedoch kosko-fe (mit Sufix -fe). Auf Fuerteventura babeo wir den Ortsnamen Cofete, der ebenfalls mit cofe-cofe zusammenhangen dürfte. Cuaco fkwako/ Llano de ... (ostl. von Mancha Blanca) 031 Madoz (1986: 186), Coello (Lanzarote-Karte von 1849) (YtJ 832 Auf Tenerife babeo wir die Parallele Guaco (bei Güímar). Die südamerikanisch- spanischen Bedeutungen von guaco/huaco passen hier nicht. Diamar /diamar/ caserío, montaña (La Gería) Berthelot (1978: 137 "localité"), Mña. Diama - (YtJ 826 Varianten: Diama (BA: 385 "caserío y montaña"; Olive 1885: 322 "caserío"); Siamar (Karte von Lanzarote in Chil 1876; eine Verschreibung), Diana ("Lanzarote" Mini-Ediciones David, Barcelona 1984: 29) Im Tamazight gibt es das arabisch-stammige admer "Passage zwischen zwei Hügeln" (Taifi 1991: 68), was vom Sino her gut paBt. Oder Diamar kommt direkt aus dem Arabischen: t;lamr "enge Stelle" (Grom 1983: 70). 032 Dise /dize/ poceta (s.u.) 033 Bethencourt Alfonso (Ms. 1912; Druck 1991: 385) Morro de los Dises, Barranco de los Dises, (Playa de) Los Dises (Femés) 233 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 181 Los Dises, Fuera de los Dises (Küste bei Soo) 181 Los Dises (Playa Tenezar) 181 Los Dises, Morro de los Dises (La Graciosa) 181 Dise Blanco (Los Valles) 181 El Dise (Guatiza), El Dise (Mala), Peña del Dise (La Tiñosa), Barranco de los Di ses (Soo ), Ladera del Dise (Los Valles),B arranco del Disadero (Tinaj o), Islote del Dise de la Pared (Tinajo); alle aus Pallarés Padilla (1990: 396,399). "Dise" wurde ofenbar auf der ganzen Insel zur Bildung von Ortsnamen benützt und stammt nicht aus dem Kastilischen oder Portugiesischen, wie Pallarés Padilla (1990: 396-399) eruiert hat. Mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit seiner Überlegungen kommt der Autor zu dem SchluB, da6 dise mit span. poceta (siehe Übersetzungen in Kap. 2) umschrieben werden kann. Es handelt sich wohl um einen Begrif im Zusammenhang mit natürlichen Mulden für Regenwasser, der von den Spaniem übemommen wurde, so da6 die ON mit "Dise" im strengen Sinn nicht immer vorspanisch sein müssen aber sehr wohl aus einer Zeit der Koexistenz von Kolonisten und Ureinwohnern stammen konnen. Die lnterpretation von Pallarés Padilla konnte eine deutliche Unterstützung durch Dijá bekommen, Name einer Que lle auf Fuerteventura (BA: 359), wenn j hier für /s/ steht. Ebenfalls auf Fuerteventura haben wir die klare Parallele Alto del Dice Blanco (Femández Castañeyra 1991: 60). Auch (Aguas de) Diios auf Tenerife (laut BA: 422 heute /diyos/ ausgesprochen) konnte hierher gehoren, wenn das zweite i für ein altspanisches j/y steht, das früher wie /z/ oder /si ausgesprochen wurde. Generen ist damit zu rechnen, da8 alte Schreibweisen erhalten blieben, die aber gemaB den heutigen Sprachregeln des Spanischen anders als ursprünglich ausgesprochen werden. Etymologisch konnte gut lat. dis "reichlich, fruchtbar, kostbar" 5 zugrundeliegen, was bei einer Wasserstelle Sinn ergabe. 034 Eque /eke/ Aldea de ... (vermutlich im Zentrum der Insel) Pesquisa de Cabitos (Aznar Vallejo 1990: 132) - [yt] 657 W olfel zitiert nur das blanke Wort, ohne naher darauf einzugehen. Bethencourt Alfonso (1991: 277) gibt im Zusammenhang mit Fuerteventura für eque/feque die Bedeutung "Platz zur Markierung von Vieh" (wahrscheinlich die Sekun- 5 Schon Schuchardt (1918: 74) zieht eine Beteiligung romanischer und arabischer Lehnworter an der "berberischen Mundart der alten Guanchen" in Betracht (siehe auch FuBnote 27). Wenn es auch zu verallgemeinemd ist, die Sprache der Guanchen als "berberische Mundart" zu bezeichnen, so hat Schuchardt in bezug aufLehnworter sicher recht. Dies gilt natürlich auch für das Punische, da8 in manchen landlichen Gebieten Nordafrikas noch bis ins 3. und 4. Jh. hinein angewendet wurde. 234 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 darnutzung eines efequen, siehe Nr. 40); dies konnte auch für Lanzarote zutreffen (also [!] Feque). Im Baskischen gibt es egi für "Hang". Zu weiteren Erklarungsmoglichkeiten und ON-Parallelen siehe Ulbrich (1993b: 92ft). Famagui /famagi/ Mare(ta)s de ... (ostl. der Mña. Guanapay ?) Pesquisa de Cabitos (1990: 156) IR] 657 Im Text der Pesquisa heifü es "dos mares de Famagui", wornit vermutlich die beiden ehemaligen "Maretas de Jarnillas y de las Mares" unweit von Teseguite gemeint sind (siehe Karte von Coello 1849). Fama- taucht moglicherweise in Femés (Nr. 39) und in Fama (Tenerife; Olive 1885: 379) auf. Die Lautfolgen /gi/ und /gwif sind auch am Wortende mehrfach nachgewiesen (ausführlich bei Ulbrich 1993b: 94-95). Ein auslautendes -gi (/gil) mit der Bedeutung "Ort, Gegend" ist in zusammengesetzten Wortern des Baskischen zu finden. Wahrscheinlich ist aber fa-magwi zu analysieren; wir hatten dann eine gute Parallele in Magüi (Nr. 95). Fa- ist als Prafix verbreitet. Wolfel zitiert nur das blanke Wort, ohne naher darauf einzugehen. 035 Famara /famara/ huerta, risco, casa, caleta, rincón (Nordwestküste) 036 Rincón de Famara ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730) 181 Risco de Famara, Casas de Famara, Playa de Famara IR] 656 Varianten: Tamara (Puerta Canseco 1897/1988: 76; Lanzarote-Karte bei Chil 1876; Berthelot 1978: 138, 162; Lanzarote-Karte bei Vareta y Ulloa 1788), Hamara (Viera 1982b: 382), Penara (Bruquetas de Castro 1995: 160). Funde von Keramikscherben aus vorspan. Zeit in der Umgebung der Casas de Famara zeugen von der einstigen Prasenz der Ureinwohner. Haben wir ein Kompositum wie fa-mara vor uns oder einen kompletten Stamm? Die berb. Wurzel fñat teilweise mit überragen zu tÜn (Sus afa "Hügel, Hohe ", Kabylisch und Tamazight Iziyan af"übertreffen, besser sein", panberb. f-/fa- "auf''). Afa bedeutet in einigen Berberdialekten auch "Feuer/Licht, Licht der Gestirne, Klarheit/Helle"; davon dürfte das fe= "Halbmond" abgeleitet sein, das Bory für Lanzarote und Fuerteventura meldet - eine Bedeutung, die bei .Eamara und anderen lanzarotischen ON mit fa-/fe- jedoch nicht paBt. Für das Element mara bieten sich unter anderem lat. mare "Meer" und panberberisch amur "Stück, Teil" an. Zu mara als altkan. Element siehe auch Wolfel (1965: S. 424 bzw. S. 723 mit Ginamar/Himar, Gran Canaria, und Ginama[r], Hierro), Tamaraoya (Nr. 135) und Tomarase (Nr. 187). Sollte jedoch die Variante rnit t (Tamara) die ursprünglichere sein (das Schwanken t H f ware moglich), dann paBt Tamazight tamra "Rand, steiler Abhang" sehr gut (auch hier die Wurzel 235 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 mr; Taifi 1991: 428). Exakt tamara ist aber auch ein kelt. Gewassername (Albertos Firmat 1966: 219). Das port.-kan. Wort támara "Dattel" gibt keinen Sinn. 037 Faría /faría/ lugar (Norden der Insel) Gaspar Frutuoso (kanar. Ausgabe S. 14) - Haría (heute /arla/) - rtlJ 665 Varianten: Aria (Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote 1598 in Viera 1982a-I: 749; Madoz 1986: 107), Harya (Quezada y Chaves), Jaria ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730) Das anlautende h war nicht immer stumm. Die Notierung "Paria" des Portugiesen Frutuoso, der die Kanaren Ende des 16. Jhs. besuchte, konnte den schon oft beobachteten Wechsel von /f/ zu /h/ oder /bf andeuten. Letzteres wurde als h geschrieben und je nach Schreiber auch mal weggelassen; im modernen Spanisch verstummte es schlie8lich. Es gibt zwar den alten port. FN "Paria" (Platero Fernández 1992: 304) und seit dem 15. Jh. siedelten sich aufLanzarote auch Portugiesen an, aber dies dürfte hier keine Rolle spielen, da der Nachname "Paria" in Haría nicht gelaufig ist. Haria (Datas, BA: 428) und Jaría (Pérez Pérez 1981: 108) werden auch für Tenerife gemeldet. Vielleicht ist ein berb. Latinismus im Spiel: Schuchardt (1918: 50) gibt als Ableitung von lat. riga die Worter targa, harga, taria, aria, usw. (für "Bewasserungsgraben, Rinne"; siehe dazu auch Wolfel 1965: 875 und das klare Beispiel "Targa", Quelle auf Gomera). Liegt ein Kompositum wie fa-ri(g)a vor?' Das Hochtal wurde schon immer landwirtschaftlich genutzt. Sollte das f von Frutuoso nicht stimmen, dann konnte der ON direkt aus hargalaria entstanden sein. Passen würde dann auch Tamazight eari"Wald" (siehe auch Nr. 223). Taifi (1991: 853) weist nicht auf einen Arabismus hin, aber arab. l)arij "begrenzter Platz mit dichtem Baumbestand" klingt doch sehr stark an. Beides konnte sich gut auf den Palmenhain von Haría beziehen, der früher viel dichter war. 038 Fataya /fataya/ región (San Bartolomé) Bethencourt Alfonso (1991: 385) Zu Fataga (G.C.) und Taya (G.C. & Hierro) siehe W olfel (1965: 728, 740) und zu Tamazight taga "Blattwerk der Wild-Artischocke" siehe Nr. 168. 039 Femés /femés/ caserío, Valle de ... (Ajaches-Gebirge) Femés - rtlJ 827 - Variante: Femez ("Descripzion ... " 1731) 6 Als Kuriosum sei erwahnt, daJ3 B. Bonnet Reverón ("Estudios etnográficos - los primitivos habitantes de Canarias", Revista de Historia, La Laguna 1930) einen arischen Stamm vom afrikanischen Festland kommen lilt, der sich mahu-aria nannte, woraus sich Majoreros, der Name der Ureinwohner Fuerteventuras gebildet habe. Pinto de la Rosa (1954: 78) greift dies unkritisch aufund meint, daB das lanzarotische Haria ebenfalls auf diese "Arier" (bei ihm eigentlich mehr "Karthager") zurückgehen konnte. Bonnet will übersehen, da.B die Endung -rero eine Hispanisierung ist (zu maho siehe Nr. 97). 236 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Ein Temes gibt es in der galiz. Provinz Lugo (t > f ware moglich). Man sehe auch Ai (Hierro; Aguilar), Tames (Tenerife; Chil 1885: 71) und Fama(> Nr. 35). Fiquen +- efequen /fiken/ localidad, región (El Jable) 040 l- Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote 1598 (Viera 1982a-I: 749) 181 Fiquinineo (Volksmund; in den amtlichen Karten nicht enthalten) [YtJ 827; 448f; Álvarez Delgado (1981: 40, 43) Varianten: Fiquinimo (BA: 385), Fiquininco (Dávila y Cárdenas 1737/1991: 150), Figuinineos (Bethencourt Alfonso 1985: 170), Fieneque (Acuerdos del Ayuntamiento de Teguise 1834 in León & Robayna 1989: 28; Buchstabendreher von q und n), T iguinineo (Madoz 1986: 218), Fequeneneo (Broquetas 1995: 160). Fiquinineo finden wir bereits bei Torriani (1590; Lanzarote-Karte) und in Dokumenten des Amtsschreibers J. de Figueras (1620; Archivo Histórico Provincial, Las Palmas). Die Endungen auf-ineo usw. sind Hispanisierungen des ursprünglichen Wortes, das uns gut bekannt ist: efequén, ein Plural (Abreu Galindo 1977: 56). Es bezeichnet einen Kultplatz, der bei Torriani und Abreu Galindo beschrieben ist. Efequén taucht auch auf Fuerteventura in zahlreichen Varianten auf (esquinzo, esguinzo, esquen, esquines, esquey, esque, (a)facay, feque, facae mit zum Teil f zu s), und auf Tenerife (Afaque; BA 398)7. Die Variante von Madoz wurde von Wolfel (1965: 837) nicht erkannt. Zugrunde liegt wohl die berb. Wurzel tk "schenken, darbieten [opfern]" oder "Sonne" (Taifi 1991: 110,111). Fiquinineo war i m 15 .-17. Jh. durch berb. Landarbei ter und Prostitui erte und spater durch Mischlinge und Spanier bewohnt; schon Anfang des 19. Jhs. wurde es als Folge eines Sturms, der die Hauser zerstorte und alles mit Sand zudeckte, verlassen. Gagancho /gaganco/ llanura (Yaiza) 041 l- Bethencourt Alfonso (1991: 385) Ga-(gwa- ?) konnte Prafix sein. Zu dem Element -ganco/-ganso siehe Nr. 139. Gaida /gai'da/ montaña (Valle de la Gería; La Asomada) 042 181 Caldera de Gaida Varianten: Gáida (BA: 385), Grahide (Lanzarote-Karte bei O. Stone 1889) 7 Ein Salvador de Umpiérez von Fuerteventura hatte noch 1605 auf einem seiner Grundstücke einen efequén, der nach seinem GroBvater "Efequén de Simón de Morales" benannt wurde; das entsprechende Dokument (Lobo Cabrera 1991: 127) bestatigt damit, daB zur Zeit von Toriani (Ms. 1590) und Abreu Galindo (Ms. Ende 16. Jh., siehe Barrios García 1995) noch solche Kultbauten existierten. Morera Pérez (1989: 602) meint: "[Altkanarische] Substantive wie ... efequén ... sind bloB noch klassifizierende Worter, ohne irgendeinen innewohnenden linguistischen Inhalt". Er meint damit wohl, daB viele solche altkan. Begrife durch ihre Aufnahme ins Inselspanisch einen Teil ihrer ursprunglichen, konkretisierenden Bedeutung verloren haben. 237 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 043 Gambuesa /gambwesa/ s.u. 181 La Gambueza (Kap bei Tinajo) 181 Las Gambuesas (Soo; lt. León Hernández & Robayna Fernández 1989: 77) 495 Gambuesa bezeichnet sowohl den Vorgang des Markierens von Vieh, als auch den Ort dieser Handlung. Das altkanarische Wort wurde von den Spaniern übernommen und ist infolgedessen Bestandteil zahlreicher Ortsnamen auf allen Inseln des Archipels. Der Wortursprung ist nicht geklart. 044 Garomas /garomas/ región (Bezirk Teguise) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 385) Parallelen haben wir in Garonas und Garome (beide La Palma). Ziemlich klar liegt das bedingt altkanarische (arabisch-stammige) Wort arehonase für "grüne Feige" zugrunde (siehe Nr. 109). Anklingend istjedoch auch der altlibysche PN garamas (Augustinus Ep. I/9l .12). 045 Gayo /gayo/ montaña, punta, fuente (Máguez) 181 Gayo (montaña) 181 Punta de Gayo, Fuente de Gayo Varianten: Caldera del Gallo (Sapper 1906: 177), El Gallo (I :50.000 von 1950), Gaya (Madoz 1986: 122; Berthelot 1978: 137) Die Variante von Sapper (ein Synonym für den unweit des Gayo-Gipfels gelegenen Vulkan "La Quemada") beruht auf der Auskunft eines Einheimischen, der wahrscheinlich unbewuBt eine span. Erklarung (gallo = "Hahn, Beule") in den Bergnamen hineininterpretierte. Auch dem Verfasser dieser Zeilen wurde in einer Dorfkneipe in Haría II statt y buchstabiert; beides wird heute zunehmend gleich ausgesprochen und regt zu Verwechslungen an. W are gallo richtig, dann müfite es eher Punta del Gallo und Fuente del Gallo heiBen ( dies galte auch, wenn der ON auf port. gaio = "Haber" zurückgehen sollte ). Die moderne amtliche Karte l :25.000 zeigt mehrmals Gayo wie schon Pascual Madoz (1986: l l 6) Mitte des 19. Jahrhunderts. Nach der Beschreibung von Madoz taucht Gayo ein zweites mal in dem Ortsnamen "Gayo de Termeris" auf (Nr. 163). Wolfel (1965: 844) untersuchte nur die (falsche) Schreibweise von Berthelot, da ihm die richtige Form (Gayo) nicht bekannt war. Wolfel zieht als berb. Parallele das schilchische Wort für "Kopf' (agayuliguya) heran, was hier ganz gut paBt. Auf kanarischer Seite haben wir u.a. als Parallelen Te (Nr. 149), Ta (La Palma), Goye (Tenerife lt. Aguilar) und eventuell Tamar (Tenerife; BA: 440). Wenn das y in Gayo nach /z/ schwankt, dann konnten wir auch Tagasote (ta-gaso-te; Fuerteventura) und Gasio (Tenerife; BA: 425) heranziehen. Gaya/Gala existiert als altlibyscher PN (z.B. Va- 238 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 ter des Numider-Fürsten Masinissa, t 206) und auch der lat. PN Gaius ist nicht ganz auszuschlieBen (siehe auch Nr. 163). Gay/gayá/gayo!goy(o)lgoya ist clarüberhinaus Stammelement in vielen galizischen ON. Gería fbería/ caserío (Valle de Gería) La Gería (de los V inos) [YiJ 665 Varianten: Jeria (Aguilar in Chil 1876: 423; Karte in Chil 1876); Gerias ("Descripzion" 1731), Gena (eine Verlesung des Ms. von Alvarez Rixo durch Wolfel 1965: 893, was Pérez Pérez 1981: 63 nicht erkannte), Heria (Berthelot 1978: 142). Sollte hier der Wandel /gwe/ zu hispanisiert fbe/ stattgefunden haben, dann ware eventuell gweria [!I zu rekonstruieren. BA gibt (S. 217) berb. ieria für "Korn" (welcher Dialekt ?). Berthelot (1978: 142) sieht einen Zusammenhang mit altkan. herolheres "Zisterne" (H, T ). Man sebe auch im Tamazight die Wurzeln mit gr(Taifi 1991: 163ft). Anklingend sind Gerian (Gomera), Mña. Gayria (Fuertev.), Garía/Jaría (Datas; Pérez Pérez 1981: 63, 108) und Haria (Nr. 37). Gera, Geré und Heria/Herías gibt es in Galizien, bei Valladolid ein Geria. Auch lat. ager "Acker" mag nicht ganz fremd sein. Unser La Gería wurde bei den V ulkanausbrüchen von 1730-36 von Asche bedeckt; man grub nun zur Wiederbelebung der Landwirtschaft trichterfürmige Vertiefungen (jameos), um zur ursprünglichen Erdschicht vorzudringen. Wurde auf diese mühsame Weise ursprünglich Lein im Gería-Tal angepflanzt, so wurde er einige Jabre spater durch Weinreben ersetzt - daher der Zusatz im heutigen Namen. 046 Goire /goire/ 047 181 Los Goires (bei Güime) Variante: Los Goises (Hoz 1962: 279) Es handelt sich um altkan. gorolgore "einfacher Stall, kleines Gehege" (> Nr. 130). BA (S.252) gibt goizyfür Fuerteventura. Der Wechsel r/s tritt ofters auf. Guacía /gwasía/ - (s.u.) 048 181 Guasía (nordl. der Mña. T éjida), Guacía (ostl. der Mña. Hurón) Gut paf3t Tamazight agasis "Pflanze mit Stielen ohne Blatter" (Wurzel gs; Taifi 1991: 170): auf Lanzarote das sukkulente Kleinia neriifolia (kanarisch "berode"). Der w-Laut im heutigen ON konnte eine dialektale Einfügung sein. Anklingend ist auch Guasa (Tenerife; BA: 427). Verschiedene Autoren melden gacia/gasia! gacio als Pflanzenname von La Palma und Hierro (für eine Teline-Art, früher Cytisus, die es auf Lanzarote nicht gibt). Stefen (1956: 70) leitet dieses gacia rein lautlich von acacialguacia (Akazie) ab, was meines Erachtens aufgrund des deutlich unterschiedlichen Pflanzenbaus (andere Blüten) nicht überzeugt. 239 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 049 Guaguaro /gwagwaro/ lugar (San Bartolomé) .,. Guaguaro (CL 1730a in Romero Ruiz 1991: 28) [yt] 832 Varianten: Guegaro (Godoy Pérez 1969: 159), Guagáro (Dávila y Cárdenas 1737) Der Ort w urde von Asche der Ausbruchsphase 1730-33 bedeckt (siehe auch Nr. 65). 050 Guaita /gwaita/ Peña de ... (Maguez) .,. Bethencourt Aifonso (1991: 385) Eine Parallele ist (Cueva de) Guaite aufTenerife (Olive 1885: 313; siehe auch Guáites bei BA: 426); vermutlich auch Gaida (Nr. 42). 051 Guajime /gwaoime/ localidad (Lage ?) .,. Berthelot (1978: 137) [yt] 893 Variante: Gagime (Berthelot 1978: 137) In Bezug auf das Element -!J.ime ist moglicherweise Tenegime (te-ne-bime) auf Hierro vergleichbar. Sollte bei -gime der Wandel von /gwime/ zu /gime/ stattgefunden babeo? Wenn ja, dann ware das Stammelement für das lanzarotische und das herrenische Beispiel -güime und wir hatten dann eine exakte Parallele zu Tenegime (Hierro) in Tenegüime (Nr. 158). 052 Guamaza /gwarnasa/ districto (Gebiet Famara-Teguise) .,. "Descripzion ... " 1731 [yt] 834 (über den gleichnarnigen ON von Tenerife) Quasi exakt gleich sind die folgenden ON von Tenerife (BA: 426): Guamaza (Tacoronte ), Guamaso ( Güimar) und Guarnazo (El Portillo). Siehe auch Mazo (Nr. 226) sowie die berb. Wurzeln gms und gms bei Taifi (1991: 157, 192). 053 Guanajey /gwanaoei/ montañeta (Yaiza) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 385) Hier hat sich ofenbar jemand aus Ajey (San Bartolomé) bei Yaiza angesiedelt. Die ON mit initialem gua-n- scheinen zu den wenigen zu gehoren, die sich von einem PN oder einer Person ableiten. Nicht auszuschlieBen ist -ajeyvon -egui(n), eine starke Dialektisierung wie sie vielleicht auch in dem anklingenden Paar Ganeguin/janejeyvon Fuerteventura vorliegt (siehe Nr. 9 ajeyund Nr. 78). 054 Guanapaya /gwanapaya/ montaña (Teguise) .,. Viera y Clavijo (1982a-I: 757) 181 Mña. Guanapay (Vulkan), Castillo de Guanapay 655f 240 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Varianten: Guanapai ("Disinio de la villa de Teuguise" 1686 von Castillo in Rumeu de Armas "Piraterías" II-1: 335), Vuenapay (Mayorazgo de Lanzarote ). Castillo kennt - rund 100 Jabre vor V iera - das auslautende a nicht. Auf Gomera gibt es ein PapQJla)'.. Zieht man den moglichen Wechsel f/p in Betracht, dann kommen sogar die bei Nr. 3 zur Diskussion geste liten Ausführun-gen über faya ins Spiel: wa-n-afaya [!) = "der von oben" (-paya = -faya vermutete schon Abercromby 1917: 121). Sollte hier der Genuese Malocello gemeint sein, der auf dem Guanapay um 1313 ein kleines Fort erbaute und ca. 20 Jabre lang Handel mit den Eingeborenen betrieb (siehe auch Nr. 152)? Guanche /gwance/ La Finca del ... (Los Valles)*, Peña del ... (Femés)** 055 .,. *Tejera Gaspar (1984), heute "Paso del Cerón";** lokale Tradition Diese ON sind sicher in span. Zeit entstanden. Das Wort Guanche wird in zahlreichen ON auf allen Inseln verwendet, bezeichnet aber ursprünglich nur den Eingeborenen von Tenerife (dazu W olfel 1965: 609f). Leider wird Guanche auch von Journalisten und Fachautoren verallgemeinert, obwohl jede Insel eine eigene Bezeichnung für ihre prahispanischen Bewohner hat. Guantesive /gwantesibe/ región, lomo (Los Valles) 056 Lomo Guantesive Varianten: Guantecira (Aguilar in BA: 386), Guantesiba/Guantesia (BA: 386), Guantesivi (Pallarés Padilla 1990: 400-401) Die Analyse konnte [!) wa-n-t-esigwe lauten (zu -tesigue siehe das nur wenige Kilometer entfernte Teseguite (Nr. 165). Verwandt ist sicher auch Guestesive (Nr. 70). Guantecira ist nicht lokalisierbar; rnit gro8er Wahrscheinlichkeit ist es eine Verschreibung von Guantesiba. Wolfel (1965: 883, 888) kennt letzteres nicht und bringt Guantecira (wa-n-te-sira) mit Tesera (Hierro) in Verbindung. Guantevén /gwanteben/ Peña de ... (Los Valles) 057 Peña de Guantevén Varianten: Guantebé (BA: 386), Buen Tebé (Alvar 1972: 88) Alvar horte fbwentebé/ von einern Lanzarotefio und hat dies ofenbar als Verstürnrnelung von Juan Estévez interpretiert. Für die altkan. Einstufung sprechen aber die Endung auf -n (wie bei Nr. 68) und die ahnlich konstruierte Nr. 56. Zu analysieren ware [!) wa-n-tegWe-n (zu tegue siehe Nr. 150, 203). Guardilama /gwardilama/ montaña (La Gería) 058 Guardilama - l:W 838 Variante: Guadilama (Hernández-Pacheco 1961: 241) Das Elernent -dilarna (-di-lama ?) hat eine klare Parallele in Tilarna (Nr. 170). Ob 241 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 das r in guar genuin altkan. ist, steht nicht fest, da es auch eine dialektale span. Einfügung sein kann. Guad- konnte hier arab. "FluB, Bach[bett], baranco" sein, und -lama kan. für "Film auf abgestandenen Flüssigkeiten, Krankheit oder Überzug auf Pflanzen". AufTenerife gab es allerdings den fem. PN Guara. 059 Guasimeta /gwasimeta/ playa, caserío (ostl. des Flughafens) Guasimeta (Landstrich), Playa de Guasimeta - 658, [W 883 Varianten: Guacimeta ("caserío y aljibes" Álvarez Rixo 1991: 70; siehe dort auch die Fu13note Nr. 170 der Bearbeiter Díaz Alayón & Tejera Gaspar), Guacineta (Olive 1885: 460), Guacimeda (Lanzarote-Karte von Castillo in Rumeu de Armas "Piraterías" III-1: 26), Guarimeta (Lanzarote-Karte, Torriani) Guarimeta bei Torriani zeigt das Schwanken r/s. Die Analyse ist ofen: Der feminine PN Guacimara (Tenerife) laBt an gwa-s-imeta denken; die berb. Parallele, die Wolfel findet, tagessimt "Kürbis" (Ahaggar Fouc. [und auch Tamazight]), führt zu gwasime-ta. Auf Hierro bezeichnet altkan. guásimo/ guá(r)samo ein Astloch, um trinkbare Feuchtigkeit aufzufangen. 277 Guastachide /gwastacide/ lugar (vermutlich im 1730-36 zerstorten Westen) ., Dok. von 1618-1650 (Broquetas de Castro 1995: 160) Die Endung -acide erinnert an -eceide (Nr. 180). Zu guas-t- siehe Nr. 60. 060 Guastajay /gwastat}ai/ casa, cortijo (Nazaret) ., Dávila y Cárdenas (1737) - [W 842 Varianten: Guestajay (Chil 1876: 422), Guartajay (Aguilar in BA: 386), Guestejay ("AMC" in Wolfel 1965: 842), Guastay (Anonymus 1776) Die Analyse dürfte l!l gwa-s-t-afay oder gwa-r-t-afay lauten (Schwanken r/s und Wechsel f > b), womit der ON eine klare Parallele zu Nr. 61 ware. Guas ist vielleicht ebenfalls Stamm; siehe Tegueste (Tenerife) und Tamazight tgguss "schrág/abfallend sein [Terrain]" (Wurzel gs; Taifi 1991: 170). 061 Guatifay /gwatifai/ montaña (Guinate) Guatifay 842f Variante: Guartifay (Millares Torres 1895: 216) Wolfels Vermutung, die Namen Nr. 60 und Nr. 61 seien die gleichen (für zwei verschiedene Lokalititen), trift wahrscheinlich zu. Das auslautende a der Rekonstruktion l!l /gwa-t-ifaya/ konnte entfallen sein. Zu ifaya siehe afaya bei Nr. 3 bzw. dort auch Ifaya (Tenerife). 062 Guatisea /gwatisea/ caserío, montaña (San Bartolomé) Mña. Guatisea 242 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 659 Varianten: Guaticea ("casa de labranza" Olive 1885: 467), Guatizea (Madoz 1986: 119), Cucalisea (Hernández-Pacheco 1961: 248), Guatiza (Madoz 1986: 148), Guarticea (Millares Torres 1895: 216) Das Dorf wurde 1736 durch Lava zerstórt. Sprachlich eng verwandt ist sic her Nr. 63 und 64. Die Herkunft konnte arabisch sein (wie Guadaisa bei Malaga; "Bach des Isa" laut Asín Palacios 1944: 109); oder wir haben es mit gwa-tisea zu tun - man sebe das nur 3 km entfernte Tesee (Nr. 164). Guatiza /gwatisa/ ·lugar, Vega de ... (Guatiza) 181 Guatiza (Dorf), Vega de Guatiza (Landstrich) [YiJ 659 Varianten: Guatisa (Viera 1982a-I: 794), Guatissa (Anonymus 1776/1991: 19), Guatisse (Mayorazgo de Lanzarote; Wolfel 1965: 659), Guatize (CAML-11: 316) Guatiza und seine Umgebung sind altes Kulturland der Ureinwohner {Felsritzungen, OberfUichenfunde von Keramik) . Sprachlich eng verwandt ist sicher Guatisea (Nr. 62). Siehe auch Nr. 64. 063 Guatizelo /gwatizelo/ lugar (Westen) 064 .,. "Descripzion ... " 1731 Der ON konnte eine span. Verkleinerungsform von Guatiza (Nr. 63) oder Guatisea (Nr. 62) sein, z.B. durch Leute aus einem dieser beiden Orte, die sich in einem anderen Teil der Insel ansiedelten. Das Gebiet von Guatizelo mit der Vega de V ilaflor und der Vega Nueva gehorte zum fruchtbarsten Teil Lanzarotes und wurde 1730 durch Lava zerstort. Guayazo /gwayazo/ lugar {Testeina) 065 .,. CL 1730a (in Carracedo & Rodríguez 1991: 43) Varianten: Guagal {CL 1730b in Hoz 1962: 179), Guaguaro (CL 1730a in Romero Ruiz 1991: 28) Sowohl Carracedo & Rodríguez als auch Romero Ruiz stützen sich auf die Originaldokumente des Archivo de Simancas. Hoz besaB ofenbar eine Kopie, die zum Teil moderneres Spanisch benützt aber auch alte dialektale Schreibweisen verwendet (Jaxetas für Jaretas). Klare Parallelen zu Guayazo (wayaso) waren Guayasen (PN Gran Canaria) und Ayose (ON/PN Fuerteventura); siehe auch Nr. 195. Trotzdem scheint Guayazo eine Verlesung zu sein ( oder eine Aussprachevariante mit /g/ > /y/ und /r/ > /si), denn die Variante Guaguaro erhalt ihre Bestitigung durch Guagáro (Nr. 49; 173 7) und betrift hochst wahrscheinlich denselben Ort. Der Kopist der Hoz'schen Version hat bei Guagal vermutlich l für r eingesetzt und das SchluB-o weggelassen. 243 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 066 Guayé /gwayé/ región (Haría) ., Bethencourt Alfonso (1991: 386) Vermutlich handelt es sich hier um ein dialektal abgewandeltes Element der Ortsnamen-Kombination "dehesa de eye y gueye.r'', die Wolfel (1965: 657) in den Akten des Mayorazgo de Lanzarote fand (Biblioteca Nacional, Madrid) und die Berthelot (I 978: 138) verkürzt als "Yegre" bringt. Bei Berthelot (I 978: 138) ist Yé der Name einer Weide; darüberhinaus hat Yé (Nr. 201 ), wie Wolfel (I 965: 665) vermutet, auch inhaltlich mit Weide zu tun. So lite Yé eine Verkürzung von eye sein? Span. dehesa in Verbindung mit eye ware dann ein unbewuBter Pleonasmus der europaischen Siedler. An gueyer klingt stark das mit dem Arabischen verwandte Tamazight-Wort ageyyer "Mühe, Kummer, Traurigkeit" (Taifi 1991: 212) an, was zu einer kargen Weide passen konnte. 067 Guenia /gental caseríó, montaña (Guatiza) Montaña (de) Guenía, Las Veguetas de Guenía [NJ 835 Variante: Guénia (Olive 1885: 468) Die Mña. Guenia und ihre Umgebung sind altes Kulturland der Ureinwohner (Felsritzungen, Lithophon). Parallelen sind eventuell Guinea auf Hierro und Guinea bei Valdegovía (Prov. Alava). In La Laguna und Icod (Tenerife) wird guinea auf den Riesenkürbis angewendet (Alvar 1959: 186). Sollte das kanarische guinea die Hispanisierung eines altkan. Wortes sein, das ursprünglich für eine einheimische Kürbisart galt (z.B. Citrulus, Bryonia, Sechium)? Oder besteht bei den Ortsnamen ein Zusammenhang mit port. guiné "Windwinkel"? 068 Guenteden /genteden/ localidad (Arrecife) ., Aguilar (in Chil 1876: 422 bzw. Wolfel 1965) [NJ 837 Der Ort scheint aufgrund der Nahe zu Arrecife nicht identisch mit Nr. 57 zu sein. 069 Güérman /gwérman/ cancela y camino (T ías) ., Bethencourt Alfonso (1991: 3 86) Variante: Guerma (Dok. von 1731 in Romero Ruiz 1991: 51 unten) Parallelen sind Guerime und Huriame(n)/Guriamen (Fuert.); ersteres erklart Wolfel (1965: 744) berberisch: "Mauerwerk, befestigtes Dorf''. Anklingend sind auch die altkan. PN Rumen, Romén, Ruiman und Deriman von Tenerife, die wohl trotz aller Bedenken von Wolfel (1965: 772) nicht erfunden sind (Bethencourt Alfonso 1994: 129, 142ft); der PN zruman, den G. Picard (Karthago V III [Paris] 1957: 91) als lib.-berb. einstuft, zeigt die tatsachliche Existenz dieses Namenstyps an. Vermutlich keltiber. ist uanan, was Correa 244 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 (1990: 13 9) als Titel eines Führers ansieht. Und schlieBlich ist gwman ( Caceres & Salas 1995: 37) die autochthone kan. Bezeichnung für die Pflanze Tolpis proustii, die jedoch nur auf Gomera und Hierro wáchst. Guestesive /gestesi'be/ región (Teguise) 070 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 386) Lokalisierbar ist der Ort nicht. Der ON konnte eine Verschreibung oder dialektale Variante von Guantesive (Nr. 56) sein (s für n); zu analysieren ware dann gwa-nt- esigwe (siehe auch Nr. 165). Gues-/guas- scheint jedoch als Prafix zu existieren. Guezma /gezma/ término (mittlerer Westen) 071 . CL 1731 Der Ort wurde durch Vulkanasche des Ausbruchs von 1730 verschüttet. 1st Guezma sprachlich mit Nr. 69 verwandt? R zu s wáre moglich. Guigua /gigwaf calle (Arrecife) 072 .,. Plano Guía de Arrecife (Cab. Ins. de Lanz., D.L. Barcelona 1989) Siehe Nr. 73, Nr. 74, Guisqué (Nr. 220) und Güingua (Nr. 79). Guiguan /gigwan/ caserío, montaña (Tinajo) 073 181 Guiguan (heute Teil von Tinajo) Varianten: Guiga, Guiguán (beide BA: 386). Der ON dürfte Plural von Nr. 72/7 4 sein. Im Tamazight fin den wir uggug!uggugn bzw. igigligign "Damm, KanalverschluB, Abzugsgraben" und agig!igaggen "Zeltstange" (beides Taifi 1991: 145). Guigue /gige/ región (Haria) 07-t .,. Bethencourt Alfonso (1991: 386) Variante: Huigue (Chil 1876: 422) Ein Schwanken im Anlaut zwischen Velaren wie /g/ und fb/ ist denkbar. D arüberhinaus kann ein lauthaftes h heute noch in manchen lándlichen Gebieten der Inseln gehórt werden. Als Parallelen haben wir Guigui/Güigüi (Gran Canaria), Nr. 72/73 und- bei Wegfall von s - auch Guisqué (Nr. 220). Guihafuso /gihafuso/ aldea (Zentrum) 075 .,. Pesquisa de Cabitos (S. 132) - [Y1) 657 Die Analyse konnte gui-h-afuso lauten (siehe die vielen Tamazight-Worter mit der Wurzel fs, Taifi 1991: 131ft), mit h als dialektaler Behauchung des a. Oder gui-hafuso mit h als mehr oder weniger aspiriertem Teil des Stammes (einst g ?). 245 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 076 Guilame /gilame/ lomo (Haria) Bethencourt Alfonso (1991: 386) Das Element -Jame tritt auf Lanzarote auch in Form von -Jama auf (Nr. 58, 170). Guillama (Tenerife, Datas; Gomera, Olive 1885: 491) dürfte eine weitere Parallele sein. Der franz. PN Guillaume als Ursprung ist wohl weniger wahrscheinlich. 077 Güime(s) /gwime[s]/ aldea, pago, caserío (San Bartolomé) 181 Güime (Dorf bei San Bartolomé), Los Güimes (Landstrich bei Muñique) 658 Varianten (für Güime bei S. Bartolomé): Goime (Hoz 1962: 277), Gonire (Lanzarote- Karte von Castillo, schwer lesbar), Güimes/Góime (BA: 385-386), Guinex (Berthelot 1978: 137), Guyne (1578, CAML-11: 316), Guine (Quezada 1770) Der Wechsel u/o bzw. rn/n tritt ofters auf. Das -s konnte zum Teil altkan. sein und zum Teil span. Plural (nachdem ersteres entfallen ist). Eine Parallele für Güime haben wir in Tene (Nr. 158). Ein A(ra)güimes gibt es auf Gran Canaria (siehe auch Ulbrich 1993b: 95). Das nordspan. prarom. Wort árgoma bedeutet "Ginster [Ulex], Aulaga, stachelige Pflanze", das port. Pendant argomas "unnützes kleines Gezweig unten am Stamm" und galiz./port. gume "Schneide"; alle drei, wie auch galiz. argana(> Nr. 14) und der astur.ON Argame, sind verwandt mit dem port. Verb gomar"[spitz ... ] sprossen, keimen". Ein Güemes existiert in Kantabrien; Goibe (evtl. m> b) und Güin mehrfach in Galizien. CIL VII: 17081 nennt den PN gumez, der gut zu gumes "Charme haben" (Ahaggar Fouc.) paBt. Geradezu abenteuerlich im lanzarotischen Kontext ist Guine von wi-n-za (Muñoz Jiménez 1994: 238). 078 Guinaguadén /ginagwadén/ localidad, cortijo, montañ.a (La Vegueta) Dokument von 1616 (Torres Santana 1990: 329) 181 Mñ.a. Iguadén 657f (die Variante von 1616 war Wolfel nicht bekannt) Varianten: Iniguaden/Inaguaden/lñ.aguadén (Viera 1982a-I: 743,746,788,794), Iguadén (Dávila y Cárdenas 1737), lguadin (Berthelot 1978: 137),Ynaguadon (Mayorazgo de Lanzarote in Wolfel 1965: 67), lgualdez ("Lanzarote" MiniEdiciones David, Barcelona 1984: 37), Hainaguaden (Torriani: LanzaroteKarte 1590), Ynaguaden (Dok. von 1586 in Benítez lnglott 1945: 69) Obwohl Torrianis Notierung von 1590 (er war vermutlich Gast auf diesem Landgut der señ.orialen Familie) und das Dokument von 1586 alter sind als das Dokument von 1616, dürfte letzteres die authentischste Version des ON anzeigen. Das anlautende g w urde umgangssprachlich entweder zu b frikativiert oder entfiel ganz. Den vokalischen Wandel von (g)i(na) zu (b)ai(na) deutet auch der ON uin auf F uerte ventura an. Als klare Parallele ha ben w ir Guiniguada (G.C.) zu dem Wolfel (1965: 360) die Bedeutung "dort-in- 246 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 dem-gleichen-Niveau" findet, ausgehend von berb. ugdu "gleich sein, auf einer Linie angeordnet sein" (Ahaggar Fouc.). Die Endung -en sieht Wolfel (1965: 658) als Pluralbildung an. Das Element guadkommt bei Álvarez Rixo (1991: 112) und Morera Pérez (1990: 367) von arab. widlwidf für " Flu8, Bach, Flu8bett, Schlucht". Dies pa8t hier jedoch aus geografischen Gründen nicht; ebensowenig die Verbindung zu Quelle/Wasser/Meer (Wólfel 1965: 658) und auch nicht "nahe dem Wasser" (Alvarez Delgado 1954: 29). Die kleine Mña. lguadén liegt im flachen Inselinneren und erhebt sich nur ca. 80 m über die Umgebung, ohne jegliche Quelle. Sie befindet sich jedoch exakt auf einer Linie mit den drei westlichen Nachbarvulkanen. Der Plural ergábe Sinn, wenn man "dort, wo sie in einer Reihe liegen" als einstigen Oberbegrif für diese Landschaft annimmt. Auch Guinate/Guiniguate [!](Nr. 81) liegt am FuB einer Vulkan-Kette (darunter der bei Nr. 163 erwáhnte "La Quemada"). Güíngua /gwílJgwa/ montaña (Tinajo) 079 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 386) - Varianten: Güinga/Huinga (BA: 386) Als Parallele hátten wir die Rekonstruktion von Nr. 81. Oder Güíngua ist sogar eine verkürzte Variante des wenig entfernten Guinaguadén (Nr. 78). Guínigos /gínigos/ barranco (Yaiza) 080 .,. Bethencout Alfonso (1991: 3 86) 1st -igo Stamm oder das altkan. Sufix -iko? leo war ein fem. PN auf Lanzarote und altkan. ganigo "Tonschüssel" klingt ebenfalls an. Das s ist wohl span. Plural. Zu analysieren ware gi-n-igo(-s). Siehe auch Guingo (Tenerife; Pérez Pérez 1981: 67), Guinega (Gomera; Aguilar), Chigüiguos (Fuerteventura; Morera 1994: 207), Nr. 234 und das vielleicht verwandte Bisico (Nr. 17; /gwi/ zu /bi/ ?). Guiniguate [!] /ginigwate/ s.u. (Maguez) 081 181 Guinate (Dorf), Valle de Guinate /ginate/ [i{lJ 837 Varianten: Ginate (Berthelot 1978: 137; Karte bei Chil 1876), Guinigate (BA: 386), Guinate (Chil 1876: 422) Vorausgesetzt, die Notierung Guinigate ("Región en Haría") von Bethencourt Alfonso betrift tatsachlich das heutige Guinate, dann konnte die Rekonstruktion /gi-n-igwate/ [!] richtig sein und wir hátten deutliche Parallelen in Nr. 78 und in Guiniguada (Gran Canaria; siehe Wolfel 1965: 360). Siehe auch Nr. 78 zur Frage, ob guada hier mit arab. wid verwandt ist. Guirre /girre/ Corral del ... (Argana) .,. Anonymus (Ms. 1776) 247 082 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 559, Álvarez Rixo (1992: 99), Díaz Alayón (I 988: 116) Guirre ist das kan. Wort für Schmutzgeier (span. alimoche), das in zahlreichen ON der Inseln auftaucht. Viera (I 982b) meint, span. buitre = Geier (mit andalusischem Wechsel von /b/ zu /g/) erkennen zu konnen, was Wolfel ablehnt. Wolfel findet gut passende berb. Parallelen, die einen altkan. oder rezent-berb. Charakter des Wortes nahelegen. Biologisch wenig nachvollziehbar ist Alvar (1959: 186), der ein onomatopoetisches span. Dialektwort für "Mauersegler" heranzieht (guirle, guiri usw.); Alvar hat sich ofenbar spater (1982: XXXI) der Meinung Wolfels angeschlossen. 083 Hize /hize/ localidad (Lage ?) IJl, Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote von 1598 (in Viera 1982a-I: 749) 897 Eine klare Parallele ist Gice (Gomera; Aguilar in BA). Es scheint /h/ nicht nur die Folge eines behauchten i sein. W olfel zieht berb. ahez "nahe sein, nahe bei" ( Ahaggar Fouc.) heran. 084 Humaren /(h]umarén/ Casa de ... (ostl. El Jable) IJl, Acuerdos del Ayuntamiento de Teguise 1834 (León & Robayna 1989: 28) 181 Peña Umar Variante: Peña Humar (León Hernández et alii 1988: 163) Das h konnte eine dialektale (ursprünglich nicht vorhandene) span. Behauchung des anlautenden u sein, oder es zeigt einen nicht-span. Guttural an, der in der modemen span. Aussprache verstummt. Vielleicht lag ganz ursprünglich ein g vor, das zunehmend aspiriert wurde; dann klingen Güimar (Tenerife) und Gomera/Gomara (Nr. 77, Fufinote 26) an. Es handelt sich aber wahrscheinlich um den arab. PN cumar mit arab. Genitiv-Sufix -ein (i bei den Spaniem entfallen). Umar (umbar) taucht jedoch auch als iberisches PNElement auf ( Albertos Firmat 1966: 254). 085 Jacomar fbakomar/ -(Soo) IJl, León Hernández et alii (1988: 163) 181 Las Sacominas Nach der Lagebeschreibung von León Hernández konnte Jacomar mit Las Sacominas (Karte 1 :25.000) identisch sein. Wir hatten dann wieder den Fall, daB j wie / ausgesprochen wird. Interessanterweise gibt es auch auf Fuerteventura ein Jacomar/Jacoman (BA: 360). Altspanisch ságoma "Matrize, Schablone" kommtjacomarund sacomina lautlich nahe, ergibt aber ñir einen ON keinen Sino. Besser passen dagegen lat. sacomarius "zum Gewicht/Gegengewicht dienend" (z.B. Kürbisse und Melonen, die hier traditionell - vielleicht 248 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 schon seit den Ureinwohnern - angebaut werden) oder sacomarium "ofentliche Waage", mit denen das altspan. Wort verwandt ist. Anklingend sind aber auch der lusit. PN Sacomius (Mallon & Marín 1951: 37) und -falls sacomar ein Kompositum ist - der altkan. PN Saco (G.C. laut Abreu Galindo). Auf Tenerife haben wir ein Jaco/XacoNaco (Granadilla) bei dem ebenfallsj, y, x für / deutlich wird, wie in Chasru.Q ( ebenfalls Tenerife ). Auf Gomera gibt es ein Jaque und ein Ja&.Qchime, aufLa Palma ein Ja&.Qla und aufHierro den FN "de Jacomar" (Espinosa de la Barreda 1974: 2 l l; Wolfel 1965: 668 vermutet, daB durch einen Siedler der ON von Fuerteventura zum FN auf Hierro wurde). Die Wurzeln s•g•/s•k• finden sich in Nr. l l 8, 122, 165, 239, 244 sowie vielleicht in Nr. 85, 86, l l2, 126. Jagar fbagar/ pefias (Bezirk Teguise) 086 l> Bethencourt Alfonso (1991: 386) Vielleicht ist Saga (Nr. 118) verwandt, wennj für ein altes /z/ oder // steht. Im Tamazight gibt es asegri (Wurzel sgr) für "fuchsrot, blond" (Taifi 1991: 687). Jais fbais/ cuesta, jable ( westl. Nazaret) 087 l> BA: 386 ("Cuesta en Teguise") [81 Jable de Vuelta Jai, Cuesta Jai AufFuerteventura haben wir einen Barranco Tin (La Oliva). Siehe auch Jaisa/ Yaiza (Nr. 199). Baskischjai "Fest" gibt hier spontan wenig Sinn. Jameo fbameo/ cueva (ganze Insel) 088 [81 Jameo de los Verdes, Jameos de Arriba u.a. (Malpaís de la Corona) [81 Jameo Mosegue (Alegranza) 551 Varianten: Jameio (Sapper 1906: 177; Álvarez Delgado 1942: 11), Harneo (Alonso Luengo 1947: 57) Das prahispanische oder rezent-berberische Wortjameo bezeichnet auf den Kanarischen Inseln einen künstlichen Durchbruch durch Lava oder einen Aushub in Vulkanasche, um in der darunterliegenden Erde pflanzen zu konnen, sowie eine Hohle im AnschluB an die Einsturzstelle einer Lavarohre (manchmal auch die Einsturzstelle selbst).8 Das Wort wurde in den Sprachschatz des Inselspanischen aufgenommen, so da8 die Bildung von ON mit 1 Eine sehr spezielle Erklirung liefert Álvarez Rixo (1992: 103 ), der von Tenerife stammt (geb. 1796) und einige Zeit auf Lanzarote lebte, mit "Vertiefung, die der Sturmtaucher [ein Seevogel] im Boden anlegt, um seine Jungtiere aufzuziehen und zu verbergen". 249 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Jameo auf Lanzarote alle in die Zeit ab der Conquista fallen. Aufgrund seiner berberischen Etymologisierung (a.l)bu "Hohle, Loch") kommt Wolfel zu der ursprünglichen Aussprache fbameu/ (mit Labialwechsel b/m), was sehr gut mit Jamú (Nr. 89) korrespondiert. Benítez (1912) erwahnt ein Jamehón für Fuerteventura (bei Antigua), das wahrscheinlich mit dem Jameo von BA (S. 361) und Fernández Castañeyra (1991: 89) identisch ist; für die Nachbarinsel notiert BA weiterhin ein James. Bei A deje, Tenerife, gibt es ein sehr ursprünglich klingendes Ajabo (a.l)bu a.l)abo). Wie immer bei den vordergründig altkanarisch bezeichneten W ortem ist auch bei jameo an eine Entstehung im 15. oder 16. Jahrhundert zu denken, als viele Berber auf die Inseln kamen und in der Landwirtschaft arbeiteten. 089 Jamó fbamú/ punta (Westküste bei Tinajo) 181 Teguedero de Punta Jamú (Concepción Francisco 1992: Karte S. 31) Die sprachliche Verwandtschaft mit Jameo (Nr. 88) dürfte klar sein. Die Aussprache des ON mit u ist sogar original berberisch. 090 Janubio fbanubio/ puerto, punta, hoya, charco, rada (Yaiza) 181 Playa de Janubio, Salinas de Janubio, Laguna de Janubio rm 664 Varianten: Anuvio (Lanzarote-Karte bei Torriani), Anubio ("Planta de la Y sla de Lanzarote" von P.A. del Castillo in Rumeu de Armas "Piraterías" 111-1: 26 oder in Díaz Alayón 1989a: 24) Die Varianten zeigen an, da8 der initiale b-Laut umgangssprachlich entweder entfiel oder erst in neuerer Zeit hinzukam; beides ware moglich. Díaz Alayón (1989a: 30) ist sich nicht sicher, ob der Ortsname altkanarisch ist. Sowohl für an*- und kan*- als auch -bio(s)l-iJio (-iwio) gibt es im Keltischen gute Parallelen; quasi gleichlautend ist der alt-walisische (kymrische) ON Canubio (Holder I: Spalte 736). Die Endung -bio finden wir auch in Mani.bi.Q (Nr. 103) sowie in Ibio, Argoli.bi.Q und MogobiQ (Galizien). Siehe aber auch den griechisch- romischen Personennamen Anubio (Solin 1982: 380). Von einigen Autoren (Chil / Fuerteventura-Karte; Berthelot, Millares Torres) wird auch für Fuerteventura ein Janubio erwahnt; laut BA (S. 361) und Castañeyra (1991: 89) ist die richtige Schreibweise aber Jarubo oder Jarugo. In modemen Karten von Fuerteventura tauchen Janubio und Jarubio auf; Alvar (1973) prazisiert auf "Jarubio". 091 Jimar fbimar/ Islotes de ... (bei Mñ.a. Pedro Perico) IJI> Bethencourt Alfonso (1985: 275) Variante: Yimar (BA: 390) 250 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Die wechselnde Schreibung vonj oder y la.13t eine dialektale Aussprache wie /z/ oder /M vermuten, was auf Is/ zurückgehen konnte. Man sehe dan Tamazight ssmar "beenden", ismurn "Ende, Abschlu8, Verschwinden", summer "der Sonne ausgesetzt sein" (Tarfi 1991: 645) und die pun. Wurzel Smr (bei Nr. 119). Lartisco /lartisko/ peña (Orzola) 092 .,. lokale Tradition Variante: Larticu (mundartliche Verstümmelung) Bine span. Erklarung findet sich nicht. Der altkan. Wortbeginn mit la- ist sel ten und nur auf wenigen Inseln vertreten (z.B. Barranco de Lairaga, G.C.). Das Element -isko erinnert an Iscan und Jésque (Fuerteventura). Im übrigen klingt der ON sehr iberisch; man denke an die PN laufiskef, leistikef, lortikirs (Untermann 1990: 228) und an das iberische Element iskelisker!esker. Man denke aber auch an das Sufix -*ko bzw. -ko(s) in keltiber. VN und ON (Untermann 1965: 197f; 1975: 86). Bei Strabon (Holder 11: 147) erscheint lartoin einem hispanischen Volksnamen. Macher /macer/ caserío, aldea (Tias) 093 181 Macher 852 Varianten: Máchar (Aguilar in BA: 387), Mache (Chil 1876: 423), Maschera (Lanzarote-Karte bei Chil 1876); Maches (Karte bei Sapper 1906) Mehrmals zu beobachtende Unterschiede zwischen Schreibweisen von ON im Text und auf der Lanzarote-Karte bei Chil, lassen die Vermutung zu, daJ3 die beigefügten Karten nicht von Chil betextet wurden. Es besteht die entfernte Moglichkeit, daB Macher auf einen span. Familiennamen zurückgeht; es gibt z.B. in Valencia den Familiennamen Nácher (Platero Femández 1992: 458). Als gute altkan. Parallelen haben wir jedoch Machar (San Sebastian, La Gomera) sowie Bacher (Chil 1876: 447) und Bachay (BA: 358) auf Fuerteventura. Máguez /máges/ aldea (Haría) 094 181 Máguez [W 853,854 Varianten: Magua (Berthelot 1978: 137,V iera 1982a-I: 794),M argues (Hartung 1857: 13), Maques (Lanzarote-Karte bei Chil), Masques (BA: 388) Parallelen gibt es in den ON C (Tenerife) und Tte (Fuerte ventura; BA 363) sowie in dem PN Tte (La Palma; Álvarez Delgado 1956: 424 ). W olefl hilt sogar eine spanische Pluralisierung für moglich,o hne den altkan. Charakter des Wortes anzuzweifeln. Im Inselspanischen gibt es 251 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 magua für "Kummer, Trostlosigkeit, Zom" (von portugiesisch mágoa fig. "Schmerz") und im Andalusischen magué für "mannliches Glied" (Plata 1993: 43), die aber beide kaum auf eine Landschaft anwendbar sind. Maiquez und Margües gibt es als Familienname auf der Halbinsel (Platero Femández 1992: 408,413). Gut paBt jedoch kelt. mag-os "Feld, Ebene" bzw. alt-irisch mag-es "ofenes Feld" (Holder 11: Spalte 384). 095 Magüi /magwi/ montaña (Yaiza) l> BethencourtAlfonso (1991: 387) Variante: Mahui (BA: 387) Anklingend sind Nr. 35 (wenn man fa-magui analysiert) und Máguez (Nr. 94) sowie Magua (Berg bei Arico, Tenerife). Der w-Laut konnte dialektal hinzugekommen sein. 096 Mahío /mahío/ Seele eines Verstorbenen,A hnengeist 181 El Mahío (Malpaís de la Corona; Hoz 1966: 26) W olfel war der Name dieser ehemaligen Eingeborenen-Siedlung nicht bekannt; er behandelt aber mahio im Rahmen der religiosen W orter (1965: 43 9f). 097 Maho > Majo lmabol Ureinwohner von Fuerteventura und Lanzarote 181 Cortijo El Majo (Costa Teguise), Playa del Majo (La Santa) 181 Cueva de los Majos (Tiagua), Cueva del Majo (Zonzamas)- beides Volksmund 181 Rincón del Majo (Yaiza; Auskunft eines Einheimischen) 181 Pefia del Majo / Quesera del Majo (südostl. Mfia. de Zonzamas; Volksmund) 530,606 Das altkan. Wort bezeichnet ursprünglich einen Fellschuh und soll den alteo Chronisten zufolge auch der Name der Eingeborenen von Fuerteventura und Lanzarote sein (zuerst vermutlich nur von F uerteventura). Die hispanisierte Form lautet mahorerolmajorero. Die genannten ON dürften alle in spanischer Zeit entstanden sein, bezeichnen aber durchweg Lokalitaten, die im Zusammenhang mit Ureinwohnem stehen. Zur Etymologie von mahoexistieren zahlreiche, teilweise sehr unterschiedliche Interpretationsversuche, auf die hier aus Platzgründen nicht eingegangen werden kann. 098 Majañasco /mabapasko/ peña (Yaiza) l> BethencourtAlfonso (1991: 387) Der ON klingt (inkl. der Endung) wie ein hispanisiertes keltiber. Wort (z.B. breton. magañ "ernahren, aufziehen"; hier ein Felsen bei einer Weide ?). Stark anklingend ist Majanicho (Fuerteventura; /k/ >/e/?). Siehe auch Nr. 99. 252 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Majena /magena/ volcán (San Bartolomé) 099 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 3 87) Variante: Magina (Chil 1876: 423) Anklingend ist Sierra Mágina (Jaén) von kelt. mageno "groB" (Corominas 1976: 162). Die kelt. Wurzel mak- bedeutet generen "(an)wachsen, (an)steigen". Siehe aber auch den pun. PN maginu (CIL V III: 19585). Mala /mala/ caserío, punta (Guatiza) 100 181Mala 856 Variante: Malha (Berthelot 1978: 137). Bei Granada gab es ein Landhaus "Mala", dessen Name laut Asín Palacios (1944: 118) von dem arab. Wort für "Satine" stammt. Da unser Mala abseits der Küste nie eine Saline besaB, scheidet eine Parallelitat aus; siehe auch Tinamala (Nr. 178) und -falls es nicht span. ist-Malagua (G .C. laut Berthelot 1978: 142). Im Idg. ist die Wurzel mal(a) teilweise mit "Berg, Ufer, Rand" verbunden. Im Keltischen ist mala verbreitet, z.B. galisch/irisch "[grasiger] Rand eines Gebirgskamms, Augenbraue", der keltiber. ON malia und der gallische ON malascus (Holder 11: Sp. 393t). Im Latein bedeutet mala "Wange, Backe". Port./kelt. mala "Kofer" paBt kaum. Wolfel findet berb. Parallelen im Bereich "weiB, weiBer Fels, Sand, sonniger Hang". Maneje /manebe/ hoya, montaña (s.u.) 101 181 Maneje (Landstrich nordlich von Arrecife) 181 Mña. Maneje (Tahiche ), Maneje (Landstrich nordl. der Mña. Maneje) Der Landstrich Maneje bei Arrecife (heute Stadtteil) soll laut Hoz (1962: 59) Fundstelle einer prahispanischen Nekropole gewesen sein. Die Mña. Maneje südwestlich von Tahiche ist zum Komplex von Zonzamas zu rechnen; in ihren Auslaufern sind einige Felsritzungen und ein Tagoror zu finden. Die Rekonstruktion des Ortsnamens konnte maneke [!] lauten (das heutige fb/ für ursprünglich /k/); dann klingt /munike/ (Nr. 114) an und das betische Maináke, eine Gründung massaliotischer Phokáer ca. 600 vor Christus. Manguía /m31Jgía/ caserío (Los Valles bzw. El Mojón) 102 181 Manguía (Weiler), Lomo de Manguía, Barranco de Manguía [W 660 Variante: Mangue (Quezada y Chaves), Monguia (Bruquetas 1995: 160) Als Parallele haben wir (Laderas de ... , Cueva de ... ) Munguía, Fuerteventura. In der Hohle soll der eingeborene Konig von Jandía gelebt haben (BA: 362, 488). Anklingend ist Munguía (baskischer ON und FN). 2 53 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 103 Manibio /manibio/ región (Bezirk Teguise) .,. Bethencourt Alfonso (1991: 387) Der ON klingt ausgesprochen keltisch: Im Galischen bedeutet muin "Nacken, Rücken, Berg, über" und im Bretonischen maen "Fels" sowie man "Moos" (von idg. maní "feucht, naB"; siehe FuBnote 36). Zum vermutlich keltiber. -bio siehe Nr. 90. Holder (1904 11: Sp. 401) bringt den quasi gleichlautenden kymrischen ON Manayiiu. Lat. manubiae steht für "Beute, Raub". Auf Fuerteventura haben wir die ON Manitada (eine Quelle !), Mani(u)taga und Maninubre/Manenigre. 104 Maramazgo /maramazgo/ Fuente de ... (Teguise) .,. Ruiz Cermefio (Ms. 1772) - 181 Pico de Maramajo, Barranco de Maramajo Varianten: Barranco de Maramasgo ( Castro y Álvarez 1824 in Rumeu de Armas 1983: 42), Fuente de Marariazgo (Acuerdos del Ayuntamiento de Teguise 1825 in León Hemández & Robayna Femández 1989: 67) Die Silbe -ri- in der Variante von 1825 dürfte eine Verschreibungen oder Falschlesung von m sein; die heutige Schreibweise (die bereits 1912 existierte, wie die Notierung von BA S. 387 zeigt) erklart sich durch das Schreiben vonj für denLaut, wobei die aktuelle Aussprache lb/ ist. Das ehemals vorhandene g ist sicher belegt. Die Analyse konnte maramaz-go lauten; siehe dazu Tamazight amermii "Dachsparren, Keil, Riemen" (Wurzel mrm?; Taifi 1991: 423). Analysieren wir mara-mazgo, dann ware eventuell an Mozaga (Nr. 113) anzuknüpfen. Bei einer Analyse m(a)-aramas-go konnte man den griech.-berb. Pflanzennamen aremas heranziehen (siehe Nr. 13 und Nr. 109). Und schlieBlich zu mar-amazg-o die berb. Wurzel mr, die unter anderem mit "Land, Erde" zu tun hat, und Tamazight amazig"Berber" (-o eine Hispanisierung). Also vielleicht "Berber-Gebiet"? 105 Maramoya /maramoya/ Mareta de ... (Mfia. Timbaiba) .,. León Hernández et a lii (1990: 292) Dieses Wasserreservoir hieB bei den Spaniern "Mareta Bendita" und ist vor einigen Jahrzehnten durch Erdabtragungen verschwunden. Das Element moy/moya (mit y oder s für ursprünglich /z/) ist weit verbreitet: Finim Fenimoz, Tene.mus.a, Tene!ilj'.ase, Terne, Trese, Tarae (alle Fuerteventura; BA); sowie Moya (G.C., Tenerife; Olive), (Gomera; BA) und Imo.se. (Tenerife; BA). Das Element wurde als moá (Wegfall des s-Lautes) in den span. Dialekt von Fuerteventura übernommen und bedeutet "Pferch" (BA: 364). Zu mara siehe Nr. 36 und 104. In Galizien gibt es ein Maramiga (Lugo) und andere ON mit Mara-. 106 Marguijo /margil}o/ montafia, término, Vega de ... (Lage ?) .,. Memorial Ajustado del Estado de Lanzarote 1598 (in Viera 1982a I: 749) [W 660 254 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Varianten: Masquijo (Torres Santana 1990: 326), Magiro (Mayorazgo de Lanzarote; Wolfel 1965:660), Maquigo/Machigo (Bruquetas 1995: 160). Magiro wurde von Wolfel hinzugestellt, worin wir ihm folgen konnen (Verlesung eines r für j). Die Endung ist wechselnd /gol oder /gol. Marofe /marofe/ localidad (Lage ?) 101 IJI> Aguilar (in Chil 1876: 423) - 859f Der ON sieht wie die Umstellung der Elemente aus, die in Famara (Nr. 36) enthalten sind: Lautet die Analyse bei letzterem moglicherweise (a)fa-mara, so konnte sie hier mar(a)-ofe lauten. Analysiert man ma-rofe, dann konnte das altkan. Wort für Vulkanasche eine Rolle spielen (siehe Nr. 117). Bei einem solchen Wort kann natürlich auch überhaupt kein Kompositum vorliegen. Masdache /mardace/ caserío (San Bartolomé) 10a IJI> "Amasdache" Dok. 1618-1650 (Bruquetas de Castro 1995: 160) Masdache - 824 Varianten: Mordache (Ruiz Cermeñ.o 1772 in Rumeu 1981: 439), Mandache (Berthelot 1978: 138), Masnache (Godoy 1969: 159), Mardache ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730), Mascache (Alvar 1972: Karte S. 93) Das Schwanken r H s ist moglich. Das anlautende a- in Amasdache ist vermutlich eine dialektale Anfügung der Spanier. In Masdache existierten noch bis ca. 1912 die Reste einer Eingeborenensiedlung (casa honda). BA (S. 361, 363) erwahnt ein Mardache und ein benachbartes Tastaina für Fuerteventura (vermutlich eine Verwechslung mit Lanzarote ). Der gleiche Autor (1991: 274) gibt für das tinerfenische ( wohl altkanarische) mesdache die Bedeutung "Verrenkung, Verstauchung". Wolfel bringt berb. dadi "Haus [mit Hof]" (Ghdames, Kabylisch), was zu -dace passen würde. Masintafe /masintafe/ lugar (Insel-Zentrum) 109 IJI> Dávila y Cárdenas (1737) - Ctl 662, 797 Variante: Macintafe (Viera 1982a I: 794) Der Ort wurde bei der Vulkankatastrophe von 1730-36 zerstort. Zu analysieren ware etwa masin-t-afe. Das Endung -t-afe erscheint auch in Chametistaft (Nr. 20), Muchicilaft (Fuertev.; Alvar 1973) und vielleicht in Nisdafe (Hierro) und in dem PN Gumidafe (GC). Interessanterweise haben wir masentin einer latino-kanarischen Felsinschrift bei Las Breñ.as, Lanzarote (ein diesbezüglicher Aufsatz ist in Vorbereitung). Aber auch auf Fuerteventura ist masa, mase(n) und masir in solchen Inschriften (PN laut Pichler 1994) nachgewiesen. Die Konsonanten ms/msn liegen mit abweichender Vokalisierung in zahlreichen ON vor: Tamasite (Fuerteventura), T™che und Aman'. (Tenerife; 255 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 BA). Diese ON hlingen moglicherweise mit den berberischen Wortem für "Feigenbaum" bzw. "Feige" zusammen: tamecitltimecin Djerid, tamset bzw. amussilimessan Mzab, tamessintltimesian bzw. amsilimsan Wargla (aus Wolfel 1965: 505). Sollte Masintafe ein "Feigenbaum-Hügel" sein (afa = "Hügel" Sus)? Eine andere Moglichkeit für Masintafe und für die Inschrift masentbesteht in dem lib.-berb. PN msnt(RIL Nr.506, 601); wir hatten dann eventuell einen "Hügel des Masint". Folgt man Schuchardt (1918: 24), dann verbirgt sich hinter dem berb. Pflanzennamen arem(m)aslarmaslarmes!ermes (Plural je nach Dialekt tiremmasin/tiremmasint/taremast/taramast) der griechische Pflanzenname halimon (bzw. halimos = salzig). Der berb. Pflanzenname bezeichnet die Chenopodiaceen ( GansefuB-Gewachse) Halimu s portulacoides oder Suaeda vermiculata; beide sind auf den Kanaren vertreten, letzteres auch auf Fuerteventura und Lanzarote. Bei Armacite (Datas; Tenerife) und Tán (La Palma) sowie bei den lanzarotischen ON Ta (Nr. 159) und Aramaso (Nr. 13) konnte der Pflanzenname zugrundeliegen. Für eine andere Gruppe von ON, z.B. Tamac.en/fe (F uerteventura), Tamasina (Hierro; Aguilar), T™ (Tenerife) und To™ (Nr. 188), liegt vermutlich das altkan. tamosen!temasen für "Gerste" vor (panberb. tim+in). Die ON Arcamaze (Tenerife) und Garomas (Nr. 44) sowie das altkan. arehonnase ("grüne Feigen") sind ziemlich klar mit marokkanisch-arabisch *armo "frische Feige" verwandt 505). Die Lautfolge mas und ihre Varianten sind also sehr heterogen. Pichler (1994: 173) sieht das mas der Inschriften von F uerteventura in unterschiedlichen Vokalisierungen zumindest teilweise als verwandt mit altlibysch ms (Herr, Gott). Dies und einige PN-Parallelen aus Nordafrika kónnten tatsachlich einen Teil dieser Inschriften als PN erklaren. Unter den bekannten altkan. Gottemamen und Gott-Umschreibungen taucht mas aber nicht auf, dürfte also in dieser Bedeutung keine groBe Rolle spielen. Es ist deshalb auch an andere Inhalte zu denken: im Fall von nugmasa z.B. an Tamazight anegmis = "Geschwitz, Gerücht" (Wurzel ngms; Taifi 1991: 480)9 • Darüberhinaus scheinen Inschriften von Fuerteventura wie mase, únase, masen und timamasir(letzteres siehe FuBnote 14) eher einen profanen Charakter gehabt zu haben, der wie die ON-Parallelen Tamasín, Tomasen und Imose, die Pichler erwahnt, zum Komplex "Feige", "Gerste" oder "Pferch" (siehe Nr. 105) gehort. Wir konnen davon ausgehen, da8 altkan. Felsinschriften auch Begrife des taglichen Lebens enthalten, entweder als Sachwort oder als PN, der auf einen ON zurückgeht - bei Vergleichen immer vorausgesetzt, da8 ein heutiges Berberwort einen moglichst alteo Zustand darstellt. ' Man denke auch an Tamazight nag "über, oben; besser"(Wurzel ng) und die vielen Wurzeln mit ms, z.B. "sein [Verb]", "zentral", "Feuer", "Fenchel", "Schafer" (Taift 1991: 435f, 474f). 256 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Meringa /meriIJga/ cueva (Bezirk Teguise) 110 1J1,- BA: 387,488 Auf Gomera gibt es ein stark anklingendes Merica/Meriga (BA: 371). Míjera /migera/ región, montañeta (El Cuchillo) 111 Míjera (Landstrich nordl. El Cuchillo) Mñta. Mihera (= Pico de Cuchillo; Hoz 1962: 151) Chil (1880: l 05) meldet ein Mijera auch für La Palma. Vielleicht hangt mije(n) ("Katzenloch,H ohlung,T iereinla8 im Pefrch ") damit zusammen,e in Dialektwort von Fuerteventura, das wohl einen altkan. Ursprung hat. Zur Lautfolge me!)e siehe auch Te (Nr. 154). Mijares gibt es in Spanien mehrmals. Mísgue /mísge/ peña (Haría) 112 1J1,- BA: 387 Anklingend sind Mosegue (Nr. 231) und Miscoy (Fuerteventura; BA: 362). Bethencourt Alfonso (1994: 417, 435) erklart mísgan (Fuerteventura) mit "Korridor, Einla8 [innerhalb einer Eingeborenensiedlung]". Mozaga /mozága/ caserío (San Bartolomé) 113 Mozaga, Vega de Mozaga 861 Varianten: Mosaga ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730), Mosoga/ Masaga (Viera 1982a-I: 788,7 94),M asaga/Maafga (Dávila y Cárdenas 1737), Mosdaga (BA: 387), Morsaga (Hartung 1867: 58), Moraga (Wolfel 1965: 796; Álvarez Rixo falsch lesend) Als Parallelen auf Lanzarote haben wir Mosegue (Nr. 231) und vielleicht Maramau (Nr. 104). Berthelot (1978: 135) und Aguilar erwahnen Mosaga/ Mosogas für Gomera; auf Fuerteventura gibt es ein Taniasej,Q (Castañeyra). In Galizien haben wir Mesego und Mésego (Pontevedra). Mozaga konnte die Abkürzung eines berb. Pflanzennamens sein (siehe amezzug bei Nr. 231). Munique /munike/ caserío (Tiagua) 114 IJI,- Viera (1982a-I: 794) Muñique - [W 660 Varianten: Munic (Lanzarote-Karte 1686 von Castillo), Manigue/Mañique (BA: 387), Munig (Lanzarote-Karte 1590 von Torriani), Miconque (Dávila y Cárdenas 173 7), Muñiqe ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730) Die altesten Quellen zeigen kein ñ (Jl.). Eine ganz merkwürdige Verschreibung liefert Dávila, der eigentlich Lanzarote-Kenner ist. Nachdem in seiner Ortsaufzahlung Muñique fe hit und Miconque (hinter El Cuchillo) bei keinem 257 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 anderen Autor auftaucht, kann es sich eigentlich nur um ersteres handeln. Ein Muniquetas-Astegui gibt es in der Prov. V izcaya und Parallelen mit fi wie Mufieca(s), Mufiicar, Muiico und Muiigo gibt es mehrere in Nordspanien. Das Element munelmuni ist bei keltiber. und lusit. PN (Albertos Firmat 1966: 161) gut nachgewiesen. Eine andere interessante Spur führt zu dem betischen ON Munigua, der mit dem aragon. Moneva (Zaragoza) verwandt ist (/gw/ H v/b) und - laut Corominas (1976: 123t) - mit dem Mainoba von Strabon, in dem Corominas eine lberifizierung von Mainake (siehe Nr. 101) vermutet, das kelt. PN-Element main- einbeziehend. Hier klingt auch moneiba an, Name einer altkan. femininen Gottheit von El Hierro. 115 Muyay /muyai/ llanuras (Yaiza) l> Bethencourt Alfonso (1991 : 3 8 7) Die Aussprache war vermutlich /muzai/ oder /muSai/. Anklingend ist Tamazight m;#y "klein sein" (Taifi 1991: 451). Es ware aber auch die Analyse muia-ai moglich wenn wir an das Sufix -ai denken (siehe moya Nr. 105 und S. 315 unten). 116 Paetén /paetén/ punta (Tinaja) l> Bethencourt Alfonso (1991: 387) Bine span. Erklarung findet sich nicht. In Galizien gibt es die ON Petán, Petín. 117 Rofe /rafe/ picón El Rofero (Barranco de las Piletas), Los Roferos del Castillo (Mia. Guanapay; Volksmund), Los Roferos (Mfia. Bermeja bei Güime) Rafe ist ein altkanarisches Wort für vulkanische Asche (picón, Lapilli), das von den Spaniem übemommen wurde. Ein rofero (mit hispanisierter Endung) ist eine Ansammlung von rofe, die für die Verwendung im Trockenfeldbau abgetragen wird. Wolfel (1965: 874) behandelt rofero kurz und ohne Ergebnis, da ihm die Bedeutung nicht bekannt war. 118 Saga /saga/ montafia (Costa Teguise) Mfia. de Saga Nach Bethencourt Alfonso (1994: 412) gab es hier um die Jahrhundertwende noch Siedlungsreste der Ureinwohner. Godoy (1969: 158), der selbst Lanzarotefio ist, spricht bei dem initialen S von "prapalatalem Schwirren"; also ein Frikativ wie /SI. Eine Interpretation des ON mit einer der spanischen oder portugiesischen Bedeutungen des Wortes saga, ergibt nichts Überzeugendes. Allerdings konnte lateinisch saga (Wahrsagerin) im Spiel sein; kultisch-religios tatige Frauen spielten bei den Eingeborenen von Lanzarote und Fuerteventura eine groBe Rolle (siehe auch Nr. l l9). Man denke auch an idg. sak 258 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 "heilig", was zu einem Berg passen würde. Siehe auch die ON Cha (Tenerife; Aguilar in Chil 1880: 57), Isasw (Tenerife; Datas) und Izan (Gran Canaria laut Torriani) sowie die Wurzel S*g* bei Nr. 85 und Nr. 239. Samarí /samarí/ Seher, Wahrsager 119 181 Samarí (Kap südl. Janubio) 181 Samarin (nordl. der Mña. Chica bei Sóo lt. León & Robayna 1989: 100) Ein samari(n) ist laut BA (S. 241) eine Art Priester mit prophetischen Gaben und der Ort seiner Unterrichtung und Initiation (meist eine Hohle) ist ein sámara. Beide Begrife finden sich in verschiedenen Varianten sehr haufig auf Tenerife, aber auch auf Lanzarote, Fuerteventura (Cueva de Zamorin bei La Antigua) und Gran Canaria (Cañaveral de Samarinas bei Telde). Vermutlich kann man von einem pankanarischen Wort der prahispanischen Ara sprechen. Auch in lanzarotischen FN lebte diese religiose Tradition weiter: Nach dem oben erwahnten Landstrich Samario bei Soo ist wahrscheinlich ein Maure namens Luis de Samarinas benannt, der gemaB der Überlieferung in dieser Gegend lebte (Hoz 1966: 76). 1581 gab es einen Juan Samarinas, Besitzer eines Negersklaven (Rumeu de Armas "Piraterías" I: 174), und Anfang des 17. Jhs. einen Gaspar de Samario (Galante Gómez & Pancho Lasso 1991: 142), der in Yuco Land besaB. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang mit pun. smr "Aufseher" (hebr. 11J11.U) bzw. zmr "stark sein, beschützen", smr "erhalten, aufpassen"; auch das berb. Verb ezmer "konnen, unterstützen" scheint semitischen Ursprungs zu sein (V ycichl 1962: 77f). Sameosen /sameosen/ región (Bezirk Teguise) 120 IJli> Bethencourt Alfonso (191 1 : 3 8 7) Anklingend ist jameo (fbameo/ Nr. 88), wenn wir bei Sameosen eine Palatalisierung des Velars annehmen. Die Endung -en deutet nach W olfel (1965) auf einen Plural; lib.-berb. -sen konnte aber auch ein Possessiv-Sufix 3. Pers. Plural mask. sein oder ein indirektes Objekt 3. Pers. Plural mask. Sedreces /sedre8es/ localidad, choza (Tias) 121 IJli> Chil (1876: 424), Olive (1885: 1058) 879 1st das SchluB-s ein span. Plural? Anklingend ist Tene (Hierro) und Sedra (Gomera laut Alvarez Delgado 1946: 298). Segoya /segoya/ "Barranco de las cuevas" (Femés) 122 IJli> Bethencourt Alfonso (1991: 388) Meint Bethencourt Alfonso "Barranco de las cuevas" als Synonym oder als 259 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 voranzustellende Erganzung zu Segoya? Das Element -goya finden wir auch in Tegoyo (Nr. 149) und Gayo (Nr. 45). Se-konnte über ce- aus te-entstanden sein, dann ware Segoya eine dialektale Variante von Tegoyo. Ist der ON kein Kompositum und steht y für IM (also Wurzel S*g*S* ), dann hatten wir in Tate (Tenerife; Pérez Pérez 1981: 109) und vielleicht in Taza2Qise (PN La Palma; i moglicherweise dialektal eingefügt) Parallelen. Siehe aber auch Sego (Nr. 239) und die Wurzel s•g• (Nr. 85) und das Sufix -ai (mit der Metathese -ia). 123 Silbijao /silbibao/ barranco y salto (Bezirk Teguise) l- Bethencourt Alfonso (1991: 388) In heutigen Karten ist der Barranco nicht lokalisierbar; er konnte eines der kleineren unbenannten Taler sein. Im Tamazight gibt es §elleb "hinken, behindert laufen [mit gefesselten Fil3en]" (Taifi 1991: 673), was sich hier vielleicht auffrei weidende Ziegen bezieht. Die Wortendung ist schwer deutbar. 124 Sóo /so'o/ caserío (nordl. Zentrum) 181 Sóo (Aussprache /só/) EWJ 879 Variante: Só (Testament von 1721 in Hemández Rivero 1991: 33) Die beiden Vokale sind ursprünglich wahrscheinlich getrennt ausgesprochen worden und sind nur in der heutigen Umgangssprache zu einem o verkürzt. Der spanische Fuhrmannsruf so! "hü" gibt keinen Sinn. Gut passen würde port. só "einsam, ode"; warum dann aber die Verdoppelung des Vokals? Das ON-Element So/Zo/Soo/Zoó ist in Galizien verbreitet. Von span. Siedlem aus Galizien ist in Sóo aber nichts bekannt - waren es vorspanische? Die Namensgleichheit ist verblüfend. 125 Tabaiba /tabaiba/ verschiedene Euphorbienarten 181 Islote de Tabaibas (Volcán Nuevo) 181 Las Tabaibitas (Orzola) [WJ 568 Die beiden span. Namensbildungen enthalten den altkan. Pflanzennamen. Wolfel stellt - mit Bezug auf den Stamm baiba - auch Timbaiba (Nr. 172) hierher. Auf Fuerteventura gibt es einen Barranco Tabaybe (Lobo Cabrera 1991: 107), auf La Palma den PN "Tabaifia" (Álvarez Delgado 1956: 424). Eine berberische Etymologie findet Wolfel nicht. Im lberischen gibt es tabaiben (Velaza 1991: Nr. 491). 126 Tabayesco /tabayesko/ caserío (Valle de Temisa) 181 Tabayesco - 657 260 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Varianten: Tabaiesco (Anonymus 1776), Tavayaseco (Viera 1982a-I: 794), Tauaiesco ("Mapa de la Isla, del volean y sus bocas" 1730), Tobaisco (Dok. von 1618-1650 in Broquetas de Castro 1995: 160). Ein identischer ON existiert auf Fuerteventura. Es gabe eine Etymologie im Hinblick auf den Vulkanismus oder die Erosion der Insel: lat. tabescere "schmelzen, sich zersetzen". Die Analyse lautet aber vielleicht tawa-yesko odet ta-bayes-ko. Die Variante von Viera la6t auch die Analyse ta-baya-seko zu; siehe dann Nr. 17,122,169,173,239 und Nr. 3 (eventuell faya >baya). Tafarnoyo /tafarnoyo/ valle (Bezirk Teguise) 127 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 388) Die Analyse konnte t-afar-n-oyo lauten. In den Datas (Tenerife) findet sich Afare, Afur, Tafur und Tafar. In der kanar. Hirtensprache bedeutet das altkan. tafor "Kolostrum" (Almeida & Díaz 1989: 158). Zu oyo!oya siehe Nr. 135. Ziemlich sicher liegt der altkan. Pflanzenname tajomoyo (Ferula lanzarotensis, Cáceres & Salas 1995: 55) zugrunde (mit Wechsel /f/ fb/); vielleicht beeinflu13t diese Ferula-Art das Kólostrum der Ziegen. In der P rovinz La Coruña gibt es ein Tafomelos. Táfio /táfio/ peña (Bezirk Teguise) 121 .,. Bethencourt Alfonso (1991: 388) Siehe auch Tefio (Nr. 145) und Téfiro (Nr. 146). Tagaiago /tagasiago/ Dehesa de ... (Rubicón) 129 .,. Pesquisa de Cabitos (1990: 164) [Yl] 655 (siehe auch Ulbrich 1993b: 96) Varianten: Taraceago/Taciago (Pesquisa de Cabitos 1990: 166/195) Die Vermutung von Tejera Gaspar & Aznar Vallejo (1989: 27) konnte zutrefefn, d aB Tagaciago der altkanarische N ame jenes Gebietes ist,a uf dem Maciot de Bethencourt im 15. Jh. sein Landgut errichtete, das spater unter dem Namen "Casas de Maciot" und dann- hispanisiert- als "Masión" Eingang in die heutigen Karten fand. Eine mogliche Analyse konnte ta-gasia-go lauten, mit gasia als Stammelement; anklingend an letzteres ist Guacia (Nr. 48). Tagorón /tagorón/ localidad (Tahiche) 130 .,. Aguilar (in BA: 388), Álvarez Rixo (1991: 80) Das Wort tagoro(r) bedeutet - vornehmlich für Tenerife - "Versammlung" (die Handlung an sich oder die Gruppe der Ratsmitglieder), "Versammlungsplatz" (Steinkreis oder Gebaude/Hohle) oder "Verwaltungsdistrikt"; damit zusanunen hangt wohl tagora, eine Art Empfangsraum in eingeborenen Sied- 261 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 lungen. Pankanarisch gebraucht wird heute noch gorelgoro für "einfacher kleiner Stall oder V iehhürde" und goranlgorona für "kreisfürmige Steinmauer zum Schutz von Tieren oder Pflanzen". Im konkreten Fall von Lanzarote konnte es sich um einen Tagoror handeln (hier ein Steinkreis), der heute noch westlich der Mña. Maneje zu sehen ist. Die Endung -ón ist eine Hispanisierung. Zu tagoror, tagora, gorousw. siehe Wolfel (1965: 475f) mit den berb. Wortem für "Hof, Garten, Steinreihe, Stall, kleiner Bezirk" (Wurzel gr). Auffallend anklingend und vom Sinn her exakt passend ist auch griech. agorá (&yopci) "Markt, Versammlungsplatz"; die altkanar. Bedeutung "Steinkreis" ware dann sekundar. Stammt das altkanarische Wort vom berberischen ab und dieses vielleicht vom griechischen? Oder basieren alle drei auf demselben mediterranen Substrat? 131 Tahiche /taíce/ caserío (nordl. Arrecife) Tahiche (Dorf), Mña. Tahiche, Vega de Tahiche Volcán de Tahiche (= Lavafeld nordl. Arrecife) l1'l 664 Varianten: Taguiche (Dávila y Cárdenas 1737, Berthelot 1978: 138), Tagiche (Viera 1982a-I: 131, 794; Lanzarote-Karte bei Chil), Taxiche (Aguilar in Chil 1876: 424); Tayhe (Buch 1825: 301,304), Tachiche (Álvarez Rixo 1982: 194), Tayche (Quezada y Chaves), Taíche (Viera 1982a-I: 746) Der Konsonant zwischen den beiden ersten Vokalen wurde wie /g/, /h/, fh/ oder /e/ ausgesprochen oder blieb ganz stumm; ursprünglich konnte er zum Stamm gehort haben. Wenn wir die alteste Nennung (Dávila) zugrundelegen, dann klingt Taguigo (Datas; Tenerife) an. Eine weitere Moglichkeit ware ein ursprüngliches !l Taguite, bei dem sich /g[w]ite/ zu fbice/ wandelte. Wolfel (1965: 889) erkannte nicht, daJ3 das Tayhe des Geologen von Buch ebenfalls Tahiche betrift. Cubillo Ferreira (1980: 64), Vertreter einer totalen BerberAbstammung der kanarischen Ureinwohner, entlarvt sich selbst als unglaubwürdig, wenn er nur die Schreibweise Taxiche aus dem 19. Jh. verwendet, x ungeachtet der anderen Varianten den Lautwert /ks/ gibt (und nicht etwa fh/) und dann den kabylischen Begrif taqsist für "Madchen" heranzieht - ganz abgesehen davon, daJ3 "Madchen" für einen berberischen oder altkananarischen ON ungewohnlich ware. 132 Tahosin /tagosin/ playa, punta (Janubio) El Tahosin Variante: Tajosín (BA: 388) Hier dürfte mit groBter Wahrscheinlichkeit der nicht-spanische (altkanarische ?) Vogelname taho/tahoce zugrundeliegen (für "pardela chica" = "Kleiner 262 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 Stunntaucher" = Pufinus assimilis barol1). Der Vogel ist heute auf Lanzarote selten, war aber dort sicher eirunal haufiger anzutreffen, zumal er auf den vorgelagerten Isletas noch zu finden ist (Díaz Reyes & Trujillo Ramírez 1984). Hoz (1962: 187) halt tahosin für berberisch'º, so daB das Wort moglicherweise erst im 15.-17. Jh. auf die lnseln kam (siehe auch Wolfel 1965: 561). Bei den portugiesisch-stammigen Insulanern wurde der Tahoce (oder Tajóse) interessanterweise estapagao genannt (siehe unten Papagayo Nr. 235). Nach Webb & Berthelot (Histoire Naturelle des Iles Canaries. Phytographia canariensis.Paris 1835-50) und nach Kunkel (1986: 250) gibt es aber auch ein tajose, was auf Lanzarote eine endemische Thymian-Art bezeichnet (Thymus origanoides); Álvarez Delgado (1942: 13) sieht dies - bei ihm tajosé betont - als altkanarisch an (dazu auch Wolfel 1965: 582). Für unsere Überlegungen hier dürfte der Pflanzenname keine Bedeutung haben, da Thymus origanoides weder im südlichen Inselteil noch im Brandungsgebiet auf harter Lava wachst, sondern nur in den Hohenzügen des nordlichen Inselteils (Kunkel 1982: 21), wie auch sein anderer volkstümlicher Name, "orégano de monte", ausdrückt. Tajoyo /tagoyo/ cuesta, región (Máguez) 133 Bethencourt Alfonso (1991: 388) Variante: Tahoyo (Hoz 1962: 162) Als StraBenname (Calle Tahoyo) lebt der Flurname noch heute weiter. Eine mogliche Parallele existiert in Tegoyo (Nr. 149), wenn /g/ zu fb/ wurde. Siehe aber auch Tajoyo/Tahodio (Tenerife) und Nr. 272. Tamáino /tamáino/ localidad (Yaiza) 134 Aguilar (in BA: 388) - CS:YJ 864 Als klare Parallelen haben wir Tamaymo und Tamaino auf Tenerife, sowie Tamaimo auf La Gomera. Siehe auch Tamia (Nr. 136). Tamaraoya /tamaraoya/ fuente (Lage ?) 135 Bethencourt Alfonso (1991: 388; ibídem S. 383 für La Palma) Vielleicht sind (Ta-)mara(m)oya und Maramoya (Nr. 105) identisch; im einen Fall wird es als Quelle bezeichnet, im anderen als Mareta. Das Element oya ist vielleicht auch in t-afar-n-oyo (Nr. 127) zu finden. Auf Fuerteventura gibt es ein Tatilla (mit span. Diminutiv; siehe auch Tamariche FuBnote 26). Altkan. tamaran bezeichnete "die Mutigen" auf Gran Canaria, was wie berb. tamara "Kraft/Macht, namhafte Person (Ahaggar]; Kraft, Verpflichtung, Zwangslage, Schwierigkeit; Unglück, Armut, Schmerz [Kabylisch, Tamazight Jt. Taifi 1991: 1ºEs gibt auch ein sehr ahnlich klingendes arabisches Wort: tasín = "Befestigung" (verwandt mit hisn laut Groom 1983: 283). 263 © Del documento, los autores. Digitalización realizada por ULPGC. Biblioteca, 2017 427]" lateinischen Ursprungs sein dürfte (siehe Nr. 163). Siehe aber auch kelt. ta.mara (Nr. 36) und das PN-Suffix -oi, das Albertos Firmat (1966: 50, 188, 214, 276) für die Betis und Tartessos meldet, ohne seinen sprachlichen Ursprung unbedingt dort zu sehen. Ein Kompositum aus dem port./kan. Arabismus támara "Dattel" bzw. span. támara "Reisig" und einem nachgefügten span. hoya "Grube, Grab; von Bergen eingeschlossene Ebene" ware ungewohnlich. Wolfel (1965: 879) sieht eine Kombination von altkan. |
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