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ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM83 48-49/2017-2018 ICDIGITAL Separata 48-49/4 84MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 ICDIGITAL Eine PDF-Serie des Institutum Canarium herausgegeben von Hans-Joachim Ulbrich Technische Hinweise für den Leser: Die vorliegende Datei ist die digitale Version eines im Jahrbuch "Almogaren" ge-druckten Aufsatzes. Aus technischen Gründen konnte – nur bei Aufsätzen vor 1990 – der originale Zeilenfall nicht beibehalten werden. Das bedeutet, dass Zeilen-nummern hier nicht unbedingt jenen im Original entsprechen. Nach wie vor un-verändert ist jedoch der Text pro Seite, so dass Zitate von Textstellen in der ge-druckten wie in der digitalen Version identisch sind, d.h. gleiche Seitenzahlen (Pa-ginierung) aufweisen. Der im Aufsatzkopf erwähnte Erscheinungsort kann vom Sitz der Gesellschaft abweichen, wenn die Publikation nicht im Selbstverlag er-schienen ist (z.B. Vereinssitz = Hallein, Verlagsort = Graz wie bei Almogaren III). Die deutsche Rechtschreibung wurde – mit Ausnahme von Literaturzitaten – den aktuellen Regeln angepasst. Englischsprachige Keywords wurden zum Teil nach-träglich ergänzt. PDF-Dokumente des IC lassen sich mit dem kostenlosen Adobe Acrobat Reader (Version 7.0 oder höher) lesen. Für den Inhalt der Aufsätze sind allein die Autoren verantwortlich. Dunkelrot gefärbter Text kennzeichnet spätere Einfügungen der Redaktion. Alle Vervielfältigungs- und Medien-Rechte dieses Beitrags liegen beim Institutum Canarium Hauslabgasse 31/6 A-1050 Wien IC-Separata werden für den privaten bzw. wissenschaftlichen Bereich kostenlos zur Verfügung gestellt. Digitale oder gedruckte Kopien von diesen PDFs herzu-stellen und gegen Gebühr zu verbreiten, ist jedoch strengstens untersagt und be-deutet eine schwerwiegende Verletzung der Urheberrechte. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten: institutum-canarium.org almogaren.org Abbildung Titelseite: Original-Umschlag des gedruckten Jahrbuches. Institutum Canarium 1969-2018 für alle seine Logos, Services und Internetinhalte ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM85 Inhaltsverzeichnis (der kompletten Print-Version) Franz Trost Tierfabeln und Tiergeschichten der Twareg (Kel-Ahaggar und Kel-Adrar) ........................................................................ 7 Hans-Joachim Ulbrich Phalli and vulvae as apotropaic geoglyphs in a sacred plain south of Albacete (Spain) ....................................................... 39 Alain Rodrigue Note sur le gisement paléolithique de Tibasksoutine (Zagora, Maroc) ............................................................... 79 Friedrich Berger Neue Überlegungen zur geographischen Lage von Jam .............................. 87 Andoni Sáenz de Buruaga Notas y reflexiones acerca del proceso de la investigación arqueológica en el Sahara Occidental: hitos históricos, implicaciones políticas y orientaciones teóricas de futuro en la gestión patrimonial ......... 125 Enrique Gozalbes Cravioto & Helena Gozalbes García Jebabra (región de Asilah), un nuevo centro megalítico y de cazoletas (cupules) en el Norte de Marruecos ..................................... 159 Hans-Joachim Ulbrich Zum Thema Trockenstein-Technik: ein kleiner Rundbau bei Máguez (Lanzarote) ............................................. 189 Hartwig-E. Steiner, Paz Fernández Palomeque, María Luisa Morales Ayala, Marcos Sarmiento Pérez Islas Salvages de José Agustín Álvarez Rixo del legado del erudito canario universal ..................................................... 199 Paul Horley & Hartwig-E. Steiner Face petroglyphs in Easter Island caves as a possible sign of their special status ...................................................... 253 Hartwig-E. Steiner Ana Mata eine Höhle mit Make Make-Petroglyphen beim Nordkap der Osterinsel / Rapa Nui, Polynesien ................................. 303 • 86MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Berger, Friedrich (2018): Neue Überlegungen zur geographischen Lage von Jam.- Almogaren 48-49 / 2017-2018 (Institutum Canarium), Wien, 87-124 Zitieren Sie bitte diesen Aufsatz folgendermaßen / Please cite this article as follows: ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM87 Almogaren 48-49 Wien 2018 87 - 124 Friedrich Berger Neue Überlegungen zur geographischen Lage von Jam Keywords: Egypt, Nubia, Yam, Tekhebet, Wawat, Tjemehu Zusammenfassung: Der Fund einer Inschrift am Jebel Uweinat gibt Anlass, erneut über die geographische Lage des Landes der Jam nachzudenken. Hierbei ist die Beziehung von Jam zu dem Ge-biet von Wawat in Unternubien zu berücksichtigen und die zu den Tjemehu in der west-lichen Wüste von Ägypten. Es werden zwei Zentren für Jam vorgeschlagen, die beiden Befestigungen "Djedefre's Water Mountain" und "Gala el Sheikh". Beide sind charakte-risiert durch sogenannte Wasserbergsymbole. Die Leute von Jam waren Vasallen der Ägypter. Sie erlaubten den Ägyptern Kontakt zu anderen Völkern vom Westen bis zum Süden. Dies schließt die Leute von Tekhebet ein, welche möglicherweise die Kompass-gräber im Tibesti und seinem weiteren Umland angelegt haben. Summary: The discovery of an inscription at Jebel Uweinat gives a reason to reconsider the geographical location of the country of Yam. This has to take into account the relationship of Yam to the area of Wawat in Lower Nubia and to the Tjemehu people in the Western Desert of Egypt. Two centres are proposed for Yam, the fortifications called "Djedefre's Water Mountain" and "Gala el Sheikh". Both are characterized by so-called water mountain symbols. The people of Yam were vassals of the Egyptians and assisted them to get into contact with other people between west and south. This includes the people of Tekhebet, who may have been the builders of the compass graves in the Tibesti and its neighbourhood. Resumen: El hallazgo de una inscripción en Jebel Uweinat da lugar a replantear la ubicación del país de Yam. En este contexto debe tenerse en cuenta la relación del reino de Yam con la zona de Wawat, en la Baja Nubia, así como con la población de los Tjemehu. Se han sugerido dos centros para la posible ubicación de Yam: las dos construcciones conocidas como la "Montaña de agua de Djedefre", así como "Gala el Sheikh". Ambas se caracterizan por contar con los denominados símbolos de la montaña de agua. Las gentes de Yam eran vasallos de los antiguos egipcios. Gracias a ellos, los egipcios pudieron entrar en contacto con otros pueblos, desde el oeste hasta el sur. Esto incluye a las gentes de Tekhebet, quienes posiblemente construyeron las denominadas "tumbas compás" (Kompassgräber) en la región del Tibesti y en sus alrededores. 88MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 1. Quellen zu Jam Jam (Yam, Iam) ist der Name eines der Länder, zu denen die alten Ägypter Handelsbeziehungen hatten und von wo sie Arbeiter und Rekruten bezogen. Es gibt mehrere Schreibweisen des Namens, u.a. und , Umschrei-bung Im (z.B. Dixon, 1958:40; Zibelius, 1972:78; Priese, 1974:33). In den Inschriften des Uni (Weni) wird berichtet (Breasted, 1906: 311): "His majesty made war on the Asiatic Sand-dwellers and his majesty made an army of many ten thousands: in the entire south, southward to Elephantine: and northward to Aphroditopolis; in the Northland on both sides entire in the stronghold and in the midst of the strongholds, among the Irthet negroes, the Mazoi negroes, the Yam negroes, among the Wawat negroes, among the Kau negroes, and in the land of Temeh." Strudwick (2005:Nr. 256) ersetzt "negroes" durch "Nubians". Weiter heißt es in den Inschriften des Uni (Weni) bei Breasted (1906: 324): "His majesty sent [me] to dig five canals in the South and to make 3 cargo-boats and 4 row-boats of acacia wood of Wawat. Then the negro chiefs of Irthet, Wawat, Yam and Mazoi drew timber therefor, and I did the whole in only one year. They were launched and laden with very large granite blocks for the pyramid (called) 'Merenre-Shines-and-is-Beautiful'. " Jam wird in den Reiseberichten des Harkhuf erwähnt (z.B. Breasted, 1906:333-336,351-354; Edel, 1955:71-73; Goedicke, 1981:1-2,9). Drei Reisen unternahm Harkhuf in der Zeit des Pharao Merenre (2283-2278 v. Chr.; Zäh-lung nach P. A. Clayton, 2006), die vierte in der Zeit von Pepi II (2278-2184 v. Chr.) aus der sechsten Dynastie des Alten Reiches. Das Grab Harkhufs mit den Inschriften über die Reisen wurde 1885 zusammen mit anderen Gräbern bei Assuan entdeckt. Seitdem wurden die Inschriften mehrfach interpretiert und Theorien zu der geographischen Lage von Jam entwickelt. Die "neun Bogen" sind ein Element der ägyptischen Mythologie. Sie sym-bolisieren die dem Pharao untertanen Völker (Lurker, 1991:71). Sie gliedern sich in drei Gruppen. Die ersten beiden Bogen repräsentieren den äußersten Norden und den äußersten Süden (Cooney, 2011:74-75). Die nächsten vier, Ta- Shema (Oberägypten), Sekhet-Yam im Westen, Ta-Mehu (Unterägypten) und Pedjetiu-Shu im Osten entsprechen den vier Himmelsrichtungen. Die letzten drei, darunter Tjehenu, stehen für die drei "Rassen" außerhalb Ägyptens. Auf einer Stele von Buhen, dem ägyptischen Fort gegenüber von Wadi Halfa, ist einer von zehn Gefangenen als Jam bezeichnet (Smith, 1976:39-40). Giddy (1987) hat altägyptische Schriftdokumente in Bezug auf die Oasen in der westlichen Wüste untersucht (außer für Siwa). In diesem Zusammen-hang beschreibt sie von dem Ausgrabungsmaterial von 'Ayn Aīl, dem phara- ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM89 onischen Hauptort östlich von Balat in den Dakhla-Oasen, einen menschli-chen Torso aus Ton mit Arm- und Halsstümpfen. Dieser befand sich im Füll-material der Phase I für die Vorbereitung der Phase II (1987:202; veröffent-licht von Grimal, 1985). Auf dem Torso finden sich gemalte Inschriften in roter Farbe auf beiden Seiten. Sie werden in die 6. oder 5. Dynastie (2498- 2181 v. Chr.) datiert. Es könnte sich um Listen handeln. Auf beiden Seiten tauchen die Namen Im (Jam) und Rsyw auf, die aus Karawanenrouten be-kannt sind (1987: Fußnote 222 auf S.233-234). Giddy ordnet diese geographi-schen Begriffe südlichen Gebieten zu entsprechend den damaligen Ansich-ten. Zu Rsyw äußert sie sich nicht weiter. Mark Borda und Mahmoud Marai fanden 2007 eine Hieroglyphen-Inschrift am Jebel Uweinat, die mitteilt, dass Repräsentanten von Jam und Tekhebet dem Pharao Mentuhotep II (2055-2004 v. Chr., Mittleres Reich) Geschenke brachten (Clayton et al. 2008:129-134). Dies wirft ein neues Licht auf die mögliche geographische Lage von Jam. 2. Die vier Reisen des Harkhuf Mögliche Hinweise zur Lage von Jam kann man den Berichten über die vier Reisen des Harkhuf entnehmen. Die Berichte über die Reisen finden sich auf den Seiten des Eingangs zum Grab des Harkhuf. Mir liegen vier Überset-zungen vor, von Breasted (1906:333-336,350-354), Edel (1955:71-73), Goedicke (1981:1-2,9) und Obsomer (2007). Die Berichte bestehen aus fünf Teilen. Die ersten zwei Reisen und der Anfang der dritten Reise werden rechts des Eingangs zum Grab dargestellt. Der vierte Teil befindet sich auf der lin-ken Seite. Breasted nennt diesen vierten Teil "Supplement to Third Journey". Edel berichtet separat über die beiden Teile der dritten Reise. Goedecke macht keine Trennung von beiden. Am Anfang des Teiles rechts des Eingangs ist der Text beschädigt. Über die vierte Reise gibt es keinen Bericht. Sie ergibt sich aus einem Brief des Pharao Pepi II, den Harkhuf nachträglich auf der rechten Seite der Fassa-de seines Grabes eingravieren ließ. Die Übersetzung dieses Briefes ist bei Breasted wörtlich wiedergegeben. Die erste Reise ging nach Jam. Sie dauerte sieben Monate. Einzelheiten werden nicht berichtet. Die zweite Reise ging über den "Elephantine road" / "ivory road". Auf dem Rückweg passierte Harkhuf Irthet, Mekher, Tereres und Irtheth (Umschrift nach Breasted, 1906:334). Die Reise dauerte acht Monate. Auf dem Rück-weg erforschte er die Gebiete von Sethu und Irthet. Die dritte Reise begann an einem unleserlichen Ort und ging über den "Uhet road" (Breasted), bzw. sie begann im Thinite Distrikt und ging über den "Oasis 90MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 road" (Edel, Goedicke). Harkhuf fand heraus, dass der Herrscher von Jam unterwegs war, die Temeh/Tjemehu zu schlagen. Harkhuf folgte diesem und besänftigte ihn. Laut des zweiten Teils des Berichtes kam er zurück zwischen Irthet und Sethu und traf den Herrscher von Irthet, Sethu und Wawat. Er hatte Luxusgüter mit sich auf 300 Eseln und war begleitet von einer Truppe von Jam. Der Herrscher gab ihm Bullen und Rinder (oder Gazellen oder Esel) mit und führte ihn durch das Hochland von Irthet. Bezüglich der dritten Reise gibt es einen Bruch, sowohl in der Darstellung auf beiden Seiten des Grabes, als auch im Verlauf. Auf diesen Bruch geht nur Breasted ein. Bei der vierten Reise brachte Harkhuf einen kleinwüchsigen Menschen mit, an dem Pepi II sehr interessiert war. 3. Bisherige Interpretationen der Reiserouten Harkhufs Ich habe den Eindruck, dass die "Übersetzung" von ägyptischen Texten durch Ägyptologen sich aus mehreren Teilaspekten zusammensetzt. Dazu gehört neben der eigentlichen Übersetzung die Ergänzung unleserlicher oder beschädigter Textstellen, die Korrektur von Fehlern der Schreiber, die Deu-tung von unbekannten Wörtern und Phrasen, schließlich Ergänzungen, die sich aus dem Zusammenhang des Textes ergeben, aber nicht im Text selbst mitgeteilt werden. Breasted übersetzte die Reiseberichte Harkhufs ins Englische. Zu den Rei-serouten äußerte er sich nicht, mit einer Ausnahme: Er übersetzt das Wort "uhet" nicht als "Oase", sondern als "Steinbruch". Als Ausgangspunkt der drit-ten Reise sieht er deshalb den bestehenden Weg vom ersten Katarakt des Nils zu den Steinbrüchen im Westen an (1906:335). Yoyotte (1953) stellt fest, dass drei der von Harkhuf benutzte Pisten nach Dunqul führen, (a) vom Niltal über Kharga, (b) von Elephantine über Kurkur und (c) von Tomâs. Er identifiziert deshalb Jam mit Dunqul. Die Tjemehu ver-mutet er in Dakhla. Edel (1955; 1960; 1967) übersetzte die Berichte ins Deutsche. Er verlegt den Ausgangspunkt der Expeditionen des Harkhuf nach Memphis, der Residenz des Pharao. Dies wird mit keinem Wort in den Berichten des Harkhuf erwähnt. Edel meint, weil die Expeditionen nach Memphis zurückkehrten und dort ihre mitgebrachten Güter ablieferten, diese somit auch von dort gestartet seien. Edel kalkuliert die Entfernung von Jam aus den Angaben der Reisedauer von sieben Monaten für die erste Reise und von acht Monaten für die zweite bei einer mittleren Marschgeschwindigkeit von 15 km/d. Die Interpretation der Richtung nach Jam ergibt sich aus der Erwähnung der Länder Wawat, Irtjet und Setju entlang des Nils, die Harkhuf durchquerte (1955:59-62). Wawat ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM91 wird in einer Inschrift bei Korosko erwähnt. Irtjet ist durch eine Felsinschrift bei Tomâs (nahe Derr) belegt, Setju durch eine beschriftete Steinplatte bei Toshka (1967:140-143). Die ungefähre Lage der Orte wird in Abbildung 1 ge-zeigt. Wawat wird später der Name für das gesamte Unternubien. Nach Edels Interpretation liegt Jam auf der rechten Seite des Nils in dem Bogen zwischen Kerma und dem vierten Katarakt (1955:59). Das Land der Tjemehu legt er ins Wadi el Qa'ab westlich von Old Dongola. Dixon (1958) unterstützt Edel in Bezug auf den Reisebeginn in Memphis. Er liest aus der Inschrift nicht "der Elephantine-Weg", sondern "der Weg nach Elephantine". Er widerspricht jedoch Edels Rechenmethode für die Bestim-mung der Entfernung und damit der Lage von Jam. Seine Überlegungen schlie-ßen damit, dass Jam nicht südlich 22°N gelegen haben kann (etwa die geogra-phische Breite des Ortes Wadi Halfa). Trigger (1965:80-83) folgt dem Vorschlag von Edel (1955, 1960), dass Jam bei Kerma gelegen haben soll. Er meint aber, Wawat habe weiter nördlich gelegen. Murray (1965) war "Director of the Topographical Survey of Egypt". Er behandelt nur die dritte Reise des Harkhuf. Für ihn lag Jam südlich des zwei-ten Katarakts. Er meint, Harkhuf traf den Anführer der Jam in der Oase Sheb, als dieser gegen die Tjemehu zog, welche er im Gebiet der südlichen liby-schen Wüste vermutet (Sheb, Safsaf, Tarfawi usw.). Harkhuf wäre dann zu-rückgekehrt von Sheb über die Steinbrüche nach Koshka ins Niltal. Priese (1974:8,34-41) erläutert, dass Jam später Irame hieß und zwischen Kerma und Kawa (gegenüber Dongola) lag, in Übereinstimmung mit Edel. Er meint, dass es enge Beziehungen zu Kerma hatte. Den Feldzug von Jam nach Westen deutet er so, dass Eindringlinge ins Niltal abgewehrt wurden, die sich dann weiter nördlich in Nubien als Träger der C-Gruppe niederließen. Möglicherweise hat das Land den Namen für Kerma geliefert (Ka Érma = Haus des Érma). Kitchen (1977:216-219) berichtet über die Inschriften auf zwei Stelen von der Insel Sai und von Amara West. Darin wird dokumentiert, dass ein Feld-herr von Sethos I (1294-1279 v. Chr., Ramses-Periode) die Leute von Irem schlug. Irem wird für die Zeit der 19. Dynastie lokalisiert in dem Gebiet der "sechs Brunnen" im Süden des Wadi el Qa'ab. Vercoutter vermutet Jam und Irem im Süden des Wadi el Qa'ab (1980:Fig.2). Anhand von mehreren Menschen-Darstellungen (1980: Fig.3-6, Pl.XXII) zeigt er, dass die Ägypter Kontakt zu Neger-Völkern hatten. Goedicke (1981) übersetzte die Berichte ins Englische. Er stellt fest, dass die zweite Reise von Harkhuf über den "Ivory Road" ging, nicht den 92MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 "Elephantine Road". Elfenbein sei über den Darb el-Arba'in importiert wor-den, jedoch über den Abzweig Selima – Dunqul – Kurkur – Assuan/ Elephantine. Er widerspricht dem Ausgangspunkt Memphis. Die zweite Reise begann also in Elephantine und führte über Kurkur und Dunqul. Diese lagen nach Goedecke (1981:7-8) in Jam. Er identifiziert sie deshalb mit Terers und Irtjetj. Auf der dritten Reise ging Harkhuf vom Thinite Distrikt über den "Oasis"-Weg nach Kharga. Er traf den Herrscher von Jam nicht an. Aus die-sem Grund identifiziert Goedicke Kharga mit Jam (1981:10). Aus dieser Lo-gik folgert er, dass Dakhla das Land der Libyer (Tjemehu) war. O'Connor (1986) widerspricht einem Ausgangspunk Memphis der Reisen mit dem Argument, dass es unpraktisch wäre, eine Eselskarawane nilaufwärts über Land zu führen. Der Expeditionsleiter mag per Schiff von Memphis an-gereist sein, dann aber seine Eselskarawane am Anfangspunkt der Landreise zusammengestellt haben. Er widerspricht einer Lage von Jam in Kurkur, Dunqul oder Kharga sowie nördlich des 22-ten Grades, weil diese nicht zur Dauer der Reisen passen. Er bezweifelt auch, dass Kharga zwei Namen ge-habt habe, "Oasis" und "Jam". Da keine weiteren Orte für den Verlauf der beiden Hinreisen erwähnt werden, vermutet O'Connor, dass diese über Selima nicht zum Nil, sondern zum Wadi el Qa'ab gingen und von dort zur Piste durch die Bayuda-Wüste (heute Merowe – Atbara). Jam hätte in dem Zweistrom-land zwischen Nil und Atbara (-Fluss) gelegen, Abbildung 2. Für die Rückrei-se schlägt er ebenfalls die Piste durch die Bayuda-Wüste vor, dann, nach Über-querung des Nils, die Meheila-Piste (heute Karima – gegenüber Dongola). In das letztere Gebiet verlegt er das Land Setju. Das heutige Dar Mahas (nörd-lich von Kerma) deutet er als Irtjet. Die beiden Pisten durch Irtjet würden einmal entlang des Nilbogens und zum anderen auf direktem Wege nach Nor-den führen. Etwa in Höhe der Insel Sai ging die Piste dann nach Selima. Shinnie (1991:50) weist darauf hin, dass in dem von O'Connor vorgeschla-genen Gebiet keine Siedlungsreste bekannt sind, die auf einen machtvollen Herrscher wie den von Jam schließen lassen. Belova (1993) liest den Bericht über die zweite Reise von Harkhuf anders als die übrigen Interpreten. Sie denkt, dass Harkhuf bei seiner zweiten Reise nicht nach Jam gelangt sei und seine Tribute im Lande Irthet erhalten habe. Da er Jam nicht gefunden habe, hätte der Pharao ihn auf die dritte Reise geschickt. Belova verlegt Irthet in die Oasen Dunqul und Kurkur, Sethu nach Selima und Wawat ins Niltal mit der Südgrenze bei Tumas. Das Land Jam vermutet sie südwestlich der Linie Tenida-Baris und das Gebiet der Tjemehu westlich der Dakhla-Oasen, Abbildung 3. Sall (1995) bemerkt, dass Expeditionen in Afrika im 18-ten Jahrhundert ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM93 Marschgeschwindigkeiten von 30 km/d erreichten. Unter solchen Bedingun-gen hätte Harkhuf bis zum Viktoria-See vordringen können. Da Harkhuf als Tribute Leopardenfelle und einen Pygmäen mitbrachte, müsste er bis in Steppengebiete und in die Nähe von Waldgebieten gekommen sein. Sall ver-mutet deshalb, dass Jam in Darfur lag. Manzo (1999:18-19,Pl.16-17) kommentierte, welche der vier Lokationen für Jam in Frage kommen: Die Region von Kerma (Edel), Dunqul (Yoyotte), Dunqul/Kurkur (Goedecke) oder im Zweistromland zwischen Nil und Atbara (O'Connor). Er hält es für wesentlich, dass Güter einfach von Jam nach Ägyp-ten transportiert werden konnten, sowohl Holz unter Weni, als auch exotische Produkte unter Harkhuf. Unter den vier Gebieten hält er nur Kerma und Nil/ Atbara für einen Transport auf dem Nil für geeignet. Nach Kendall (2007:406) lag Jam südlich des zweiten Katarakts, möglicher-weise sogar südlich des dritten. Er identifiziert es mit der Insel Sai oder mit Kerma. Obsomer (2007) übersetzte die Texte von Harkhufs Grab ins Französische. Dem Beispiel Edels folgend vermutet Obsomer die Gebiete Wawat, Irthet und Sethu in dem engen Bereich des Niltales zwischen erstem und zweitem Kata-rakt, zwischen Assuan und Wadi Halfa. Wie Edel glaubt er, dass alle Reisen in Memphis begannen, der erste Teil jedoch jeweils per Schiff auf dem Nil durch-geführt wurde. Nach seiner Interpretation ging der weitere Teil der zweiten Reise dann von Elephantine über Kurkur, Dunqul und Selima zum Nil gegenüber von Kerma. Das Land Jam wird auf der rechten Seite des Nils südlich von Kerma vermutet. Die Rückreise ging über Selima zum Nil bei Aniba (Irthet) und weiter entlang des Nils nach Elephantine. Die dritte Reise verlief auf dem Nil bis Assiut und von dort über Kharga und Selima bis gegenüber Kerma nach Jam. Die Rückreise folgte der gleichen Route wie die zweite, von Aniba jedoch über die Berge nach Dunqul und weiter nach Elephantine. Clayton et al. (2008) betrachten die Stelle am Jebel Uweinat mit der In-schrift als einen Treffpunkt der Vertreter von Ägypten, Jam und Tekhebet zum Austausch von Handelsgütern. Sie nehmen an, dass Jam und Tekhebet südlich oder südwestlich des Jebel Uweinat lagen. Schneider (2011) interpretiert den Abu Ballas-Weg, zusammen mit seiner geradlinigen Fortsetzung nach SW und mit dem Mega-Tschadsee als die rea-len Vorbilder für die ersten drei Tage des Amduat, des ägyptischen Toten-buchs (z.B. Hornung, 1991:15-58). Zur Zeit des Mittleren Reiches war der Mega-Tschadsee wieder zerfallen in den Bodélé-See und den vergrößerten 94MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Tschadsee (sowie den kleinen Fitri-See). Schneider leitet die Begriffe "Wernes" und "Apophis" des Amduat aus den Sprachen der Tibu/Teda ab: Apophis = große Schlange; Wernes = Wasserfläche, Fluss, See. Wegen der Inschrift am Jebel Uweinat meint auch Cooney (2011:216- 219,227-228), dass Jam jenseits von Uweinat gelegen haben kann. Cooper (2012) vermutet Tekhebet, einem Vorschlag Claytons et al. (2008:131) folgend, nahe beim Jebel Uweinat. Jam legt er in das Gebiet zwi-schen Jebel Uweinat und die Paläo-Seen im NW-Sudan, von denen bis heute Nukheila/Merga geblieben ist (2012: Fig. 1). Er denkt, dass Harkhuf bei seiner zweiten Reise von Elephantine (Aswan) über Kurkur, Dunqul, Selima und Laqiya Arba'in in das Gebiet von Nukheila gezogen sei. Die Rückreise sei dann über Wadi Hariq ("verbranntes Wadi", von den Archäologen so genannt wegen starker Brandspuren und gefritteter Sedimente; Lange, 2007; Jesse, 2007: Figs. 6-7) zum Nil bei Kerma oder alternativ weiter südlich entlang des Wadi Howar zum Nil bei Old Dongola gegangen. Von dort sei die Route nil-abwärts bis in die Nähe von Amarna West verlaufen und dann über Selima zurück nach Elephantine (Aswan), siehe Abbildung 4. Bei der dritten Reise sei Harkhuf aus der Gegend von Abydos nach Balat gezogen. Von dort sei er dem Abu Ballas-Pfad zum Jebel Uweinat gefolgt und hier nach Nukheila abgebogen. Für die Rückreise wurde wieder die Route zum Nil bei Kerma und nach Elephantine gewählt. Pantalacci (2013:Tab.1) berichtet von zehn Ortsnamen aus den ägyptischen Texten, die bisher in Dakhla gefunden wurden, einschließlich des Namens Jam. Zwei von den zehn Ortsbegriffen beziehen sich auf weit entfernte politi-sche Einheiten, Dmjw und hmj. Pantalacci verweist auf die (zufällige?) Ähn-lichkeit des Namens von Dmjw (bei Strudwick Demiu) und dem des moder-nen Ortes Demi im nordöstlichen Tschad (2013:289). In seiner Dissertation, die mehrere Jahre in Arbeit war, geht Förster zunächst aus von einer Lage Jams südlich des 3. Katarakts (2015:476). Den Abu Ballas-Weg betrachtet er ursprünglich als eine großräumige Umgehung von Unternubien mit dem Ziele Jam am Nil. Nach dem Bekanntwerden der Inschriften am Jebel Uweinat (Clayton et al. 2008) ändert er seine Meinung und verlegt Jam in das Gebiet zwischen Ennedi, Darfur und dem Niltal süd-lich des 3. Kataraktes (2015:486). Der Abu Ballas-Weg wird bei ihm dann zu einer Trans-Sahara-Route. Kommentare zu den obigen Interpretationen: Edel (1967) und mehrere andere Autoren verlegen die Lage von Irtjet und Setju an genau die Stellen, wo Inschriften mit diesen Namen gefunden wur-den. Diese geographische Zuordnung ist allerdings nicht zwingend. Es gibt ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM95 andere Inschriften, die solchen Zuordnungen widersprechen (O'Connor, 1986:35-39), ein Ort muss nicht dort liegen, wo sein Name graviert ist. Allerdings wird der Name "Wawat" für Unternubien bis in die Zeit von Ptolemäus benutzt, so dass eine Lage von Jam jenseits von Unternubien (Wawat) akzeptiert werden sollte. Die Ansätze von Edel (1955:66) und Sall (1995:61), nämlich die Entfernung von Jam aus der Reisedauer des Harkhuf von sieben und acht Monaten und einer angenommenen durchschnittlichen Marschgeschwindigkeit abzuschät-zen, kann nur zu einer ungefähren Lage von Jam führen. Dabei dürften 15 km/d (Edel) eine Untergrenze und 30 km/d (Sall) eine Obergrenze sein. In Bezug auf Salls Vorschlag ist zu berücksichtigen, dass die direkte Route von Selima über Atrun nach Kobe in Darfur möglicherweise damals noch nicht bestanden hat (Shaw, 1929), u.a. wegen fehlender Wasserstellen für Esel. Der erste Europäer, der diese Route 1793-96 benutzt und davon berichtet hat, war Browne (1799/2005:180-313). Frühere Reisende waren in Selima abgebogen zum Nil bei Argo südlich Kerma (Poncet 1698, Krump 1701, du Roule 1704). Eine Lage von Jam im S oder SW von Jebel Uweinat (Clayton et al. 2008; Cooney, 2011:216-219,227-228) erscheint unwahrscheinlich, wenn der Rück-weg von Harkhuf über Wawat führte und er von Jam Begleiter mitbrachte. Der Ansatz von Cooper (2012) für die Route der dritten Reise ist unwahr-scheinlich. Ein kürzerer Weg nach Nukheila führt über Kharga-Sheb-Selima oder von Mut über die Krugdepots "Son of Abu Ballas", "Abu Ballas II" und über Tarfawi. Wenn man akzeptiert, dass die Tjemehu in der Westlichen Wüste Ägyptens lebten (Cooney), ist es schlecht möglich, dass Jam südlich von Kerma lag (Edel, Priese, Vercoutter, O'Connor, Sall, Manzo). Der Zugang zum Nil als Transportweg war auch möglich für Gruppen, die nicht unmittelbar am Nil wohnten (Manzo). Die vorgeschlagenen Routen für die dritte Reise machen nur Sinn, wenn unter "oasis" Kharga zu verstehen ist. Ist mit "oasis" jedoch Dakhla gemeint (Cooney, 2011:216), so macht die Vertreibung der Tjemehu von dort nach Westen mehr Sinn. Gleichzeitig unterstützt das den Verdacht, dass die beiden Teilberichte zu verschiedenen Reisen gehören. Dies lässt sich aber nicht klä-ren. 4. Zusätzliche neue Informationen Seit etwa 2300 v. Chr. siedelten in den Dakhla-Oasen neben der lokalen Bevölkerung auch Ägypter (d.h. Menschen aus dem Niltal). Die lokale Bevöl-kerung produzierte die sog. Sheikh Mukftah-Keramik, benannt nach einer kleinen Ortschaft. Ägypter sind nachgewiesen in Qasr Gedida, in der Nähe 96MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 von Mut und besonders bei 'Ayn Aīl nahe Balat. Zum Ende der ersten Zwi-schenzeit verschwand die Sheikh Mukftah-Kultur und die ägyptischen Sied-lungen waren reduziert (Mills, 1999). Da es in Kharga nur geringe Anzeichen von ägyptischer Präsenz gibt, ist eher Dakhla als das "Oasis" der Ägypter anzusprechen (Cooney, 2011:216) Es gibt hieroglyphische Inschriften in der westlichen Wüste. Diese sind die sog. Mery-Inschrift aus dem Mittleren Reich (Burkard, 1997) oder aus dem Alten Reich (Kuhlmann, 2002:156-158) und die Inschriften am Wasserberg des Djedefre (DWM, Djedefre's Water Mountain) aus dem Alten Reich (Kuhlmann, 2002:132-138; 2005). An mehreren Stellen gibt es Felskunst in einem "ägyptischen Stil" (u.a. mit Booten, einem Krokodil), die westlichste an dem Hügel von Abu Ballas. Carlo Bergmann (u.a. 2001:367-463) fand die Eselspiste von Balat zum Jebel Uweinat mit den Wasserdepots unterwegs. Die Krüge aus den Depots werden datiert auf Altes Reich / Erste Zwischenzeit, Zweite Zwischenzeit und Neues Reich (Förster, 2007; 2015). Möglicherweise haben ägyptische Prospekteure Ocker ge-wonnen an einer Stelle nahe bei dem Hügel Abu Ballas (Negro et al. 2005). Nach den Studien Cooneys lebten die Tjemehu während des Alten und Mittleren Reiches in Gebieten westlich des Nils und waren auf dem Landweg über die Oasen von den Ägyptern erreichbar (2011:106-107,117-125,161,171- 172,314). Ein Fort nahe dem heutigen Mersa Matruh wurde später von den Ägyptern auf Tjemehu-Land errichtet. Ihr Gebiet könnte bis zum "oasis road" im Osten gereicht haben. Berger und Steiner inspizierten Satellitenkarten und identifizierten eine Vielzahl von Steinkreisen in ringförmiger Anordnung (2013; 2014; 2017). Die Ringe bestehen zum Teil aus mehr als fünfzig Steinkreisen. Die Mehrzahl findet sich in der westlichen Wüste Ägyptens (2014:Fig. 2). Es wird angenom-men, dass die Ringe von größeren Gruppen von Menschen planmäßig ange-legt wurden. Von insgesamt rund 360 Ringen haben wir bisher 45 am Boden bestätigt. Archäologische Untersuchungen hierzu fehlen allerdings. Den Ar-chäologen sind nur einzelne dieser Ringe bekannt, von Untersuchungen wur-de nichts berichtet (Förster, 2015:97). Ein anderer Typ von Bauwerken sind die sog. Kompassgräber. Sie finden sich westlich von etwa 25° E bis an den Westrand des Murzuk-Beckens. Die geringe Überlappung dieser beiden ar-chitektonischen Komplexe könnte auf zwei unterschiedliche Völker als Urhe-ber hinweisen, Abbildung 5. Die Erbauer der Ringe von Steinkreisen waren vermutlich nicht kleine Gruppen von Jägern, sondern größere Gruppen, die von Rinderzucht und Giraffenjagd lebten – Giraffen sind ein Hauptmotiv der Felskunst in diesem ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM97 Gebiet. Beide, die Ringe von Steinkreisen und die Felskunst reichen bis etwa 25°30' N nach Norden. Damit ergibt sich die Frage nach der Reichweite der jährlichen Regenperiode nach Norden bzw. nach Süden. 5. Niederschläge Kuper und Kröpelin (2006) haben die zeitliche Verschiebung der Gebiete verschiedener Niederschlagshöhen kartiert. In Abbildung 6 ist die Nordgrenze der Niederschlagshöhe von 150 mm/y eingetragen für den Zeitraum 8500 – 7000 v. Chr. Nach dieser Interpretation wäre Rinderhaltung im südlichen Teil der westlichen Wüste möglich gewesen, die Grenze hierfür liegt bei etwa 100 mm/y (Pachur, 2006:562). Nach Kuper et al. (2006) liegt die Grenze für 50 mm/y Niederschläge im Zeitraum 5300 – 3500 v. Chr. knapp südlich von 22°N, der Grenze zwischen Ägypten und Sudan. Für 3500 – 1500 v. Chr., also für die pharaonische Zeit, liegt diese Grenze etwa bei Laqiya Arbain, nördlich von 20°N. Die Fundplätze im ägyptischen Teil der westlichen Wüste beschreibt Kuper et al. als: "Occupation in ecological refuges, episodic transhumant settlements". Offensichtlich passt diese Interpretation von Klimadaten nicht zu der Lage der Ringe von Steinkreisen und der Lage von DWM. Es gab allerdings auch Regen vom Mittelmeer. Linstädter und Kröpelin (2004) interpretierten an einem Sedimentationsprofil einer Düne für den Gilf Kebir den Übergang von seltenen heftigen Sommerregen während des Tages aus dem Süden (8400 – 4900 v. Chr.) zu gelegentlichen sanften Dauerregen während der Nacht aus dem Norden (4900 – 3800 v. Chr.). Gegen 3600 v. Chr. brach die das Tal abschließende Düne wegen zu hohen Wasserdruckes. Ähnlich zeigt das Pflanzeninventar aus der Umgebung der Djara-Höhle, etwa in der Mitte zwischen Farafra und Assiut, eine Überlappung von Winter-regen aus dem Norden und Westen mit Sommerregen aus dem Süden (Kinder-mann et al. 2005). Die archäologischen Befunde aus dem Wadi el Obeiyid nördlich Farafra liefern ähnliche Ergebnisse. Die Pflanzen stammen aus dem Süden und vom Mittelmeer. Das Klima war warm und es gab zwei Regenzei-ten (Fahmy, 2014). Auch für das nördliche Rote Meer sind Winterregen nach-gewiesen (Arz et al. 2003). Damit wird die Linie für Niederschlagshöhen von Kuper unglaubwürdig. Abbildung 6 zeigt auch die Nordgrenze für Funde von Kapern-Holz. Dies stellt eine andere Nordgrenze für das Auftreten von Sommerregen während des Monsuns vor 8000 Jahren dar (Darius & Nussbaum, 2007). Wie weit die beiden Regenquellen einen Einfluss auf das Vorkommen der Ringe von Steinkreisen haben, ist archäologisch noch nicht geklärt. 6. Die Bewohner des Niltales vom vierten Katarakt abwärts Die Reiseberichte des Harkhuf liefern bedeutende Informationen über die 98MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Geographie und die Völkerschaften Südägyptens und des heutigen Nordsudan. Sie entsprachen den Erfordernissen der alten Ägypter, sind allerdings für un-sere wissenschaftlichen Anforderungen zu ungenau und haben deshalb zu vielfältigen, teilweise widersprüchlichen Interpretationen geführt. Zur Klä-rung der Herkunft und des Wohnsitzes der Jam ist es sinnvoll, Nubien und die Nubier sowie die Berber zu untersuchen, zu denen die Tjemehu gezählt wer-den. Es folgen einige Überlegungen hierzu. 6.1 Anthropologische Untersuchungen el Batrawi (1935;1945) hat die Schädel aus vielen Friedhöfen im Niltal ver-messen und die Messungen anderer Wissenschaftler ausgewertet. Alles Mate-rial stammt aus dem ägyptischen Staatsgebiet, außer Vergleichsmaterial aus Palästina, Großbritannien, Deutschland, Kerma, Siwa und von modernen Galla + Somalis. Er übernimmt (1935:161) ein Ergebnis der Untersuchungen von Elliot Smith (Arch. Sur. Nub. 1907-1908, II:21): "The Early Predynastic man was on average about 163 cm in height and the woman 151 cm, so that these people were appreciably below the average height of mankind. ... Their hair was dark brown or black, straight, wavy or slightly curled, but not negroid. .." Seit dem frühen Neolithikum gibt es im Niltal Ägyptens zwei Menschen-gruppen mit unterschiedlichen Schädelmerkmalen, eine in Mittelägypten und die andere in Oberägypten (el Batrawi, 1945:154-155; für Unterägypten liegt kein Untersuchungsmaterial vor). Die Grenze lag ursprünglich südlich von Abydos. Die Oberägypter breiteten sich in prädynastischer Zeit nach Nubien aus. Der mittelägyptische Typ erscheint zum ersten Mal in der dynastischen Zeit in Theben, also weiter südlich. Seit der 18. Dynastie (1570-1293 v. Chr.) herrscht er in Ägypten vor bis Denderah (nördlich von Theben). Zur Zeit des Mittleren Reiches (2040-1782 v. Chr.) und der C-Gruppe in Unternubien, gibt es einen leichten Einfluss negroider Elemente in Unter-nubien unter den Frauen (1945:99). Während des Neuen Reiches (1570-1070 v. Chr.) ist die Bevölkerung Unternubiens wieder ähnlich der von Oberägypten, verbunden mit einem Rückgang des negroiden Elements. Es ist möglich, dass dies eine Überflutung Unternubiens durch Zuwanderung aus Oberägypten darstellt oder durch Rückwanderer aus Kerma bewirkt wurde, die in der Hyksos-Periode (1663-1555 v. Chr.) aus Ägypten geflohen waren (1945:145). Nach dem Neuen Reich (nach 1070 v. Chr.) gibt es in Nubien erneut einen starken Einfluss negroider Elemente (1945:155). MacGaffey hält die Interpretationen von el Batrawi in Bezug auf negroide Elemente für zweideutig (1961:182-183). Etwa 150 km westlich von Aniba liegt Jebel Ramlah in der westlichen Wüste. Dort wurde ein neolithischer Friedhof gefunden (Schild et al. 2002, Kobu- ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM99 siewicz et al. 2004, Wendorf & Schild 2004). Er enthielt 30 Skelette in 13 Grä-bern als primäre und sekundäre Bestattungen aus der Zeit 4940- 4455 v. Chr. Es wurden reiche Grabbeigaben gefunden mit Herkunft aus dem Sinai, dem Roten Meer, dem nubischen Niltal. Es gibt Keramik ähnlich der von Badari im Niltal. Auf der Basis der Zähne wurde festgestellt, dass die Menschen aus zwei Gebieten stammten, Nordafrika und südlich der Sahara, und es gab Mischformen (Irish, 1998). Dies beweist lange Kommunikationswege für die Menschen dieser Zeit und für ihre Gebrauchsgüter. Auf der Basis der ABO-Blutgruppen unterscheiden sich moderne Ägypter von den Nordsudanesen. Ägypter haben einen geringeren Anteil an Blutgrup-pe O und einen höheren Anteil an der Blutgruppe A im Vergleich zu verschie-denen Bevölkerungsgruppen aus dem Sudan, aus Äthiopien, Westafrika und Syrien (Rife & Rendall, 1953:176-178). 6.2 Die C-Kultur, die Berber Mehr als 600 Jahre nach dem Erlöschen der A-Kultur folgte im nubischen Niltal die C-Kultur, sie ist etwas später als die frühe Kerma-Kultur. Ihr Ur-sprung ist unklar. Da die ersten Siedlungen am Westufer des Nils lagen, wird ihre Herkunft aus dem Westen vermutet (Bietak, 1968:143; 1987:115-116). Während der Zeit der sechsten Dynastie (etwa ab 2250 v. Chr.) bis zum Neuen Reich (etwa 1550 v. Chr.) besetzten die Träger der C-Gruppe das gleiche Ge-biet wie vorher die A-Gruppe zwischen erstem und zweitem Katarakt. Hester & Hobler (1969:33,57,152) fanden Keramik in Dunqul und Kurkur, die sie als "Oasis C-Group" bezeichnen und zur C-Gruppe des Niltales rechnen. Bietak meint, dass sich die C-Gruppe nicht aus der A-Gruppe entwickelt hat, aber einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund hat (1987:115). Zu Be-ginn entsprachen die Leute der C-Gruppe physisch denen der A-Gruppe (1987:117). Später gab es variierende Elemente. Zunächst waren die Leute Nomaden (1987:118). Man unterscheidet im Niltal mehrere Entwicklungsstu-fen, die sich u.a. in der Bauweise der Häuser und in den Begräbnissitten, z.B. in der Richtung der Grablegung unterscheiden (Bietak, 1968; 1987; Bonnet, 1996). Keramik wurde auch aus Ägypten importiert. Während der zwölften Dynastie (1991-1782 v. Chr.) wurde Nubien von den Ägyptern besetzt bis Sem-nah südlich des zweiten Katarakts. Forts wurden errichtet zur Sicherung der Handelswege nach Süden und zu den Goldbergwerken im Osten. Arkell glaubt, dass die Leute der C-Gruppe mit denen der A-Gruppe verwandt waren und dass sie aus einem Gebiet außerhalb des Niltales südlich des 2. Ka-taraktes kamen (1973:48-54). Sie entwickelten sich zu seßhaften Rinderhirten. Während der Zeit des Harkhuf unterschied man in Nubien die Gebiete der Irthet, Sethu und Wawat und bei Weni zusätzlich die Mazoi, die Jam und die 100MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Kau. Ob diese bereits zur C-Gruppe gehörten, ist unklar (Bietak, 1968:144- 148). Edel betrachtet die Völker Irthet, Sethu und Wawat bereits als Träger der C-Kultur (1967:147-153). Schon während der Reisen des Harkhuf fand eine Konsolidierung der Herrschaftsverhältnisse statt. Zur Zeit der zwölften Dy-nastie wird nur noch Wawat erwähnt, welches damit synonym für die C-Grup-pe steht. Bei den Skeletten tritt zunehmend ein negroider Einfluss auf (Bietak, 1968:141; Bates, 1970:245). Etwa ab 1675 v. Chr. war die ägyptische Herrschaft in Unternubien nicht mehr wirksam. Einflüsse von Kerma aus dem Süden nehmen zu und auch die Medjayu (Mdj.w), die Vertreter der Pan-Gräber aus dem Osten verbreiteten sich im Niltal. Nach der Wiedereroberung Unternubiens etwa 1550 v. Chr. unter Pharao Ahmose ging die C-Kultur in der ägyptischen unter (Bietak, 1987: 122- 124). Bates definiert als Sprache "Berber ... the modern language of the Libyan race, in all its dialects" (1914/1970:xxi). Er spezifiziert für die libysche Wüste als Berber die Gruppen "Teenu, Temeu, Rebu, Meshwesh" (1970:46-47). Bates vermutet, daß die Vertreter der C-Gruppe von den Libyern abstammen und zwar vom braunen Berbertyp (1970:245-252). Er denkt, dass sie von Nor-den über Kharga in das Gebiet zwischen dem ersten und zweiten Katarakt kamen. Hölscher (1937) vermutet, dass die Tehenu-Leute Ägypter waren aus Fayum und Wadi Natrun. Er denkt, dass die Temehu-Leute aus dem Südwesten ka-men und sich im Westen des Niltales von Nubien bis zum Mittelmeer ansie-delten. Die C-Gruppe steht mit den Temehu in Verbindung. Libu und Maschwesch sind Teile der Temehu. Von denen waren die Maschwesch be-schnitten und trugen die Penistasche, die Libu nicht. Nach Edels Interpretation war das Reich Jam alteingesessen im Bereich von Dongola (1967:154-157). Die Berber der C-Gruppe könnten von Kordofan kommend den Nil am zweiten Katarakt erreicht haben. Die Kerma-Leute könnten etwas später angekommen sein. Die Tjemehu wären dann nach den C-Gruppen-Leuten und den Kerma-Leuten die letzen Vertreter von Berber-stämmen, welche die Jam-Leute abzuwehren versuchten. Er gibt keine Erläu-terung, warum die hellhäutigen Berbergruppen aus Kordofan kommen sol-len. Gegen die Annahme, dass die Träger der C-Gruppe zu den Tjemehu gehör-ten oder deren Verwandte waren, spricht, dass die Ägypter sie nie als Tjemehu bezeichnet haben, sondern immer als Nśj.w, manchmal als Stj.w oder Jwn.tjw. Tjemehu wurden außer im Bericht des Harkhuf nie so weit südlich festge-stellt (Bietak, 1968:147). Sie wurden nicht zu den Nubiern gezählt. ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM101 Bietak vermutet, dass Jam kurz nach der Harkhuf-Expedition der Kerma- Kultur zum Opfer gefallen sei (1968:148). Behrens (1985:153-160) fand folgende Lehnwörter aus (modernen) Berber-sprachen im Nobiin: aman (Wasser, Nil), iskid (Staub), kúlli (jeder), gōs (Holz-schüssel), fille (Zwiebel), jellek (Wolf), jigir (Maus). Nobiin ist Mitglied der nilosaharischen Sprachfamilie, die Berbersprachen gehören zur afro-asiatischen Familie. Man nimmt an, dass der Kontakt zwischen Nobiin-Spre-chern und Berbern am Nil zwischen 4. und 2. Katarakt stattfand. Diese Ber-ber- Sprecher werden als die Leute der C-Gruppe interpretiert und mit den Tjemehu gleichgesetzt (Behrens, 1981:37, 1985:138). Behrens meint (irrtüm-lich?), dass die C-Gruppen-Leute zwischen 2. und 3. Katarakt siedelten. Da die Ägypter ihre südlichen Nachbarn nie als Tjemehu bezeichnet haben, ist diese Gleichsetzung fragwürdig. Behrens verweist auf archäologische Ähn-lichkeiten zwischen C-Kultur und Kerma-Kultur, setzt Jam = Kerma und führt alle auf die Tjemehu zurück (1981:37-39). Ein Hinweis auf Tjemehu findet sich auf einer Stele im Wadi es-Sebua süd-lich von Assuan (Yoyotte, 1951; Cooney, 2011:156,159) aus der Zeit von Ramses II (1279-1212 v. Chr.). Die Inschrift enthält den Plan, dass Tjemehu-Leute ge-fangen werden sollten, um beim Bau von Tempeln zu helfen. Behrens (1985:139) bezieht dies auf die C-Gruppen-Leute. Behrens unterscheidet zwischen südlichen und nördlichen Tjemehu (1985:139-142). Zu den südlichen zählt er die bei Harkhuf erwähnten, die Leu-te der C-Gruppe und die im Wadi es-Sebua erwähnten Menschen. Westlich des Nildeltas lebten um 1962 v. Chr. andere Tjemehu, die nördlichen Tjemehu. Während des Neuen Reiches werden sie jetzt als die Stämme rbw (Rebu Libu = Libyer) und mšwš (Meschwesch) bezeichnet (Behrens, 1985:139-140). Cooney hingegen meint, dass die Herkunft der Rebu unbekannt ist (2011:319- 320). Sie kamen mit den "Seevölkern" und wurden von den Ägyptern schließlich westlich des Deltas angesiedelt. Die Griechen trafen sie dort viel später und entwickelten aus der Bezeichnung "Rebu" den Namen "Libyen". Die Meschwesch wurden zum ersten Mal unter Tuthmosis III (1504-1450 v. Chr.) erwähnt und unter Ramses III (1182-1151 v. Chr.) dargestellt. Im Gegen-satz zu den Rebu tragen sie eine Penistasche (Cooney, 2011:97-98). Die Koali-tion von Rebu, Sepedu und Meschwesch wurden von den Ägyptern unter Ramses III unter dem Begriff Tjehenu zusammengefasst und bei den Tjemehu angetroffen, sie stammten aus dem Lande Buriru (2011:165-166). Die Lage des Landes Buriru ist unbekannt. Rebu und Meschwesch wurden unter Ramses III umgesiedelt und konnten auch später als unterschiedliche Gruppen identi-fiziert werden (2011:275-278). 102MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Behrens verarbeitete die Vorstellungen von Hester & Hobler über die Klima-entwicklung in der Sahara (1969:157-167). Diese vermuteten, dass es selbst während des Klimaoptimums einen Streifen gab mit weniger als 50 mm Niederschlagshöhe, der sich in etwa Ost-West-Richtung von Nordsudan über Südägypten quer durch Libyen erstreckte. Behrens meint, Proto-Berber seien um 2300 v. Chr. im Nordsudan nach Westen aufgebrochen und in Zentral-algerien durch eine Lücke im Trockenheitsgürtel nach Norden gezogen. In Nordalgerien hätten sie sich nach Westen und Osten ausgebreitet und schließlich um 2000 v. Chr. das Nildelta erreicht. Im Delta hätten die Ägypter sie nach 300 Jahren wiedererkannt und dort auch als Tjemehu bezeichnet. Die Klimavorstellung von Hester & Hobler ist irrig, siehe oben und Abbildung 6. Die Berber hätten innerhalb von 300 Jahren zielstrebig mehr als 7000 km zurücklegen müssen, was unwahrscheinlich ist. Behrens geht von 400-650 mm Niederschlagshöhe für Rinderhaltung aus (1985:141), nach Pachur reichen 100 mm (2006:562). Während Hölscher, Edel, Behrens, Bechhaus-Gerst und andere ein Vordrin-gen von Berber-Gruppen aus dem Südwesten zum Niltal vermuteten, gibt es alternative Hypothesen. Ehret (z.B. 1995), Le Quellec (1998:483-515) und Hachid (2000:20-39) haben sich mit den Berbern und besonders mit deren Sprache beschäftigt. Danach fand die Aufspaltung der Sprachen Ägyptisch- Berber-Semitisch in der Nähe des Nildeltas statt. Von dort wanderten die Ber-ber- Sprecher nach Westen und die Semitisch-Sprecher nach Osten. Unter die-sen Umständen hätte es also nie einen Kontakt zwischen Nobiin-Sprechern und Berbern gegeben, nur mit Sprechern einer Vorform der Sprache, aus wel-cher auch Ägyptisch hervorging. Allerdings fand Bechhaust-Gerst nur einzel-ne Lehnwörter aus dem Alt-Ägyptischen im Alt-Nubischen (1985:104). Häufi-ger sind Lehnwörter aus dem Koptischen nach der Zeitenwende. Später gab es mögliche weitere Einflüsse durch Berber. Nach der Erobe-rung Nordafrikas durch die Araber und die Islamisierung zogen mehrere Berberstämme, besonders die Ketáma, unter den Fatimiden vom westlichen Nordafrika nach Osten und eroberten Ägypten 969 n.Chr. Andere folgten. Die Howára siedelten in Oberägypten. Sie dehnten ihre Macht bis Mahas aus, bis sie 1813 von Ibrahim Pascha geschlagen wurden. Heute leben die Hawawir in der Bayuda bei Dongola, und die Howara haben Kolonien in Kordofan und Darfur (MacMichael, 2011:I/151-153; Streck, 1989:128). Arkell sieht einen Ein-fluss der Tuareg entlang des Südrandes der Sahara nach Osten. Er meint, der schwarze Gesichtsschleier der Tungur-Sultane sei von den vornehmen Tua-reg übernommen worden (1951:207-210). Das Volk der Anag sei auch unter dem Namen Abu Qonaan bekannt und der Name "Anag" sei herzuleiten aus ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM103 dem Tuareg-Ausdruck Kel Annag = die Leute des Ostens (1951:210). MacMichael erwähnt eine Kolonie von Tuareg, die "Kenín" in der Nähe von el Fasher (2011:I/114). Die Anag leben in den Haraza-Bergen etwa 300 km WSW von Khartoum. Nach Fuchs (1979:II, 221) handelt es sich bei den Anag um arabisierte Nuba. Die Gruppe ist so klein, dass sie bei Bechhaus-Gerst (1985) nur auf deren Karte 1 vermerkt ist. MacMichael und Arkell äußern sich nicht zu den Sprachen der Tungur, der Anag und der Howara. Die Herkunft der Tungur oder Tundjer ist unbekannt. Selbst wenn sie ein arabisch-berberisches Mischvolk waren (Fuchs, 1979:199), haben sie kaum den Nobiin-Sprechern ein berberisches Vokabular gebracht, da sie in Darfur und Wadai siedelten. Die Deutung des Namens "Anag" durch Arkell ist möglicherweise irrig. Die Howara betrachteten sich seit dem 14. Jahrhundert in Oberägypten als Araber (MacMichael, 2011:I/152). Die Ber-ber- Lehnwörter im Nobiin dürften also nicht nach der Islamisierung Nord-afrikas übernommen worden sein. Arkell spekuliert, dass der Name Temehu im Namen Tama weiterlebt (1973:44,49-50). Bei den Tama gibt es eine Tradition, dass sie früher nahe Bir Natrun gelebt haben. Ihre Frauen sind Töpferinnen. Dar Tama liegt heute in Wadai, südlich der Kobe-Zaghawa. Laut Fuchs (1979:200) sind die Tama nach der Machtergreifung der Tundjer (14.–17. Jahrhundert) aus Dar Fur nach Wes-ten ausgewandert. 6.3 Nubien, Nubier Die Ägypter nannten eine größere Völkergruppe außerhalb ihres Reiches Nehesyu. Weni rekrutierte Soldaten unter den Leuten von Irtjet, Medja, Yam, Wawat, und Kau, die zu den Nehesyu gehörten (Breasted, 1906:311). Ver-mutlich handelte es sich um Leute aus dem Süden. Zumindest ist dies für Wawat aus späteren Dokumenten belegt. Breasted übersetzt den Begriff Nehesyu mit "Neger", spätere Autoren mit "Nubier". In den "neun Bogen" gibt es Begriffe für die drei Rassen außerhalb Ägyp-tens, darunter Iwntiw-setet oder Ta-setet für die südliche (Cooney, 2011). Der Name "Nubien" ist zuerst belegt im griechischen und oder in der latinisierten Form Nobatae. Es könnte über das koptische NOYBT (flechten) mit dem ägyptischen nebed (die mit den geflochtenen Haaren) zu-sammenhängen. Auch eine Ableitung von ägyptisch nubu (Gold) wird vermu-tet (MacMichael, 2011:I/12). Alternativ wird eine Entstehung aus Napata (Nabata) erwähnt (Arkell, 1955:178). Man muss zwischen dem geographischen Begriff Nubien und den Spre-chern nubischer Sprachen unterscheiden. Geographisch erstreckt sich Nubien 104MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 von nördlich Assuan bis zur Nilinsel Tangassi etwa bei Debba im Süden. Als Grenze zwischen Unter- und Obernubien wird der zweite Katarakt betrachtet. Zur prädynastischen Zeit unterschieden sich die Bewohner Oberägyptens und Unternubiens nicht (s.o.; MacMichael, 1922/1:15). Kulturell gibt es jedoch Unterschiede. Die Bewohner Unternubiens waren Träger der sogenannten A-Kultur. Keramik der nubischen A-Kultur gibt es nicht nur im Niltal, sondern auch bei Bir Sahara (Gatto, 2002) und in der Laqiya-Region (Lange, 2006). Damit erstreckt sich die A-Kultur über ein großes Gebiet westlich des Nils und dauerte rund 1000 Jahre bis etwa 3000 v. Chr. Später gab es in Laqiya Einflüsse aus dem Niltal mit Keramik des Alten Reiches (Lange, 2004:317). Francke (1986) berichtet von einer walk-in-well im Wadi Shaw und einer Ansammlung von 37 Steinkreisen auf einem benachbarten Hügel. Lange (2006:112) vermutet, dass die Kultur der A-Gruppe im Niltal endete wegen des starken ägyptischen Einflusses, während sie im Wadi Shaw weiterlebte. Etwa zur Zeit der dritten Dynastie (2686-2613 v. Chr.) begannen sich negro-ide Menschen bis Assuan niederzulassen (MacMichael, 1922:15). Nubische Sprachen gibt es auch außerhalb des Niltales. Früher unterschied man im Niltal die Barábra im Norden und Danágla (Leute von Dongola) im Süden (MacMichael, 2011:I/13). Rife et al. (1953:171) benutzen irrtümlich die Bezeichnung "Barbara" für die Nubier. Nach Herzog (1957:6) ist Barabra die arabische Bezeichnung für die Nubier, in europäischen Sprachen wurde diese Bezeichnung zu Berberiner oder Berberins, Namen, die nicht mit den Ber-bern verwechselt werden sollten. Nach ihrer eigenen Bezeichnung lebten die Kenuzi südlich von Aswan, die Sukkot zwischen Wadi Halfa und Abri, die Mahas zwischen Abri und Kerma und die Danagla zwischen Kerma und Debba. Zu den modernen nubischen Sprachen gehören Nilnubisch, Bergnubisch (Kordofan), Birgid (südliches Darfur) und Meidob (Norddarfur). Von Süd nach Nord sind die Dialekte des Nilnubischen Dongolawi, Mahasi, Fadijja, von Korosko bis Sebua Einschaltung einer Arabisch sprechende Bevölkerung, von Sebua bis Assuan Kenuzi. Man fasst die Dialekte zusammen zu zwei Grup-pen, Nobiin und Dongolawi/Kenuzi. Vor dem Bau des Assuan-Dammes wur-de die dortige Bevölkerung umgesiedelt (Bechhaus-Gerst, 1985:9-13). Bezüglich des Ursprungs und der Verbreitung der nubischen Sprachen wer-den zwei Alternativen gesehen, der Ursprung im Niltal und die Einwande-rung ins Niltal. MacMichael und Herzog (und andere) glauben an einen Ur-sprung der Sprachen im Niltal. Nach den Berichten bei MacMichael (1922 (2):78-80) werden für die Bired (Birgid) und Mídób (Meidob) Ursprünge im Niltal angegeben. Herzog hält die Entwicklung der verschiedenen nubischen ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM105 Dialekte im Niltal für das Ergebnis unterschiedlicher Besatzungen nach dem Vordringen der Fundj (Fung) von Süden und der Türken von Norden. Es kam 1517 zu einer Grenzziehung am 3. Katarakt (1957:60-61). Die Kenuzi im Nor-den blieben im Wesentlichen unbehelligt durch die Garnisonen in Derr und Ibrim. Im südlich anschließenden Gebiet wurden Truppenteile aus den ver-schiedensten Gegenden des osmanischen Heeres angesiedelt und hatten dem-entsprechend Einfluss auf die Entwicklung der Sprache. Südlich des 3. Kata-rakts fehlte der Einfluss auf die Sprache wieder. Unter anderem Zylharz und Bechhaus-Gerst vertreten die Meinung einer Einwanderung der nubischen Sprachen ins Niltal. Zylharz (1922, zitiert nach Herzog 1957:35-37) hält Kordofan für das Ursprungsgebiet der Nubier. Dort habe es bereits zwei Gruppen A und B mit etwas unterschiedlichen Sprachen gegeben (nicht zu verwechseln mit der A-Keramik, s.o.). Ein Teil der A-Grup-pe sei ausgewandert ins Midob-Gebiet, ein anderer Teil an das Nilknie (Mahas- Gebiet). Später, nach der Zeitenwende sei der Rest der A-Gruppe ausgewan-dert nach Kharga und in das Gebiet von Dongola. Die B-Gruppe sei in Kordofan geblieben. Die Teilgruppe aus Kharga sei zum Ende des 3.Jahrhun-derts umgesiedelt worden an den Nil und bildete die Kenuzi-Gruppe. Die Analysen von Bechhaus-Gerst (1985; 2000:450) zeigen, dass das Nilnubische nicht im Niltal entstanden ist. Anhand der Bezeichnungen für "Pferd" und "Eisen" wird nachgewiesen, dass sich das Nobiin vor 1500 v. Chr. von den anderen nubischen Sprachen getrennt hat (1985:106-109). Es wird vermutet, dass nubische Sprachelemente in Ortsbezeichnungen bei Tuthmosis III (1504-1450 v. Chr.) enthalten sind (1985:105-106). Nach Bechhaus-Gerst (1985:115-122) sind die Sprecher des Nobiin zur Zeit des Neuen Reiches etwa 1000-1500 v. Chr. ins Niltal eingewandert. Um diese Zeit verschwindet die C-Kultur. Die Sprecher des Dongolawi/Kenuzi trafen später ein, etwa um die Zeitenwende. Ab 1500 v. Chr. werden die Menschen schwarz dargestellt mit negroiden Zügen, die Skelette haben negroide Ele-mente. Im Verlauf der 19. Dynastie (1293-1185 BC) wandelt sich der Begriff Nehesyu von einem geographischen zu einem ethnographischen (Bechhaus- Gerst, 1985:98-99). Bemerkenswert ist, dass im Nobiin ein Lehnwort aman für Wasser auftritt, welches aus dem Berberischen stammen kann. Im Nobiin wird es in mehreren Komposita für die Nilfauna verwendet (Bechhaus-Gerst, 1985:109-113). Es gibt alternative Interpretationen: Adams betrachtet alle modernen Men-schen vom ersten Katarakt bis südlich des Zusammenflusses von Weißem und Blauem Nil bei Khartoum als Nubier (1978:22). Im Bereich südlich von ed- Debba sprechen sie arabisch, da sie seit dem Mittelalter von Arabern überla- 106MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 gert wurden. Als Alternative zur vorherrschenden Interpretation sieht er auch die Möglichkeit einer kontinuierlichen Besiedelung des Gebietes durch Nubier, die dann nacheinander die verschiedenen Kulturen wie A-Gruppe, C-Gruppe usw. entwickelten (1978:20-22). 6.4 Kommentare Die Berichte der Anthropologen, Ägyptologen und Linguisten lassen sich nur schwer unter einen Hut bringen. Berber als Menschentyp tauchen bei den Anthropologen nicht im ägyptischen Niltal auf. Das macht nur Sinn, wenn sie mit den Ägyptern verwechselbar ähnlich sind oder sie gar nicht ins Niltal kamen oder nicht so weit im Niltal nach Norden vordrangen. Die C-Kultur geht offenbar nicht von Berbern aus. Es könnte sein, dass Menschen aus den Gebieten von Bir Sahara und Laqiya westlich des Nils, welche möglicherweise mit den Trägern der A-Kultur ver-wandt waren und Keramik der A-Kultur benutzten, ins Niltal wanderten und dort die C-Kultur entwickelten. Diese wären später von Oberägyptern wäh-rend des Neuen Reiches nach 1500 v. Chr. überrannt worden. Möglicherweise sind die Nobiin-Sprecher 1500-1000 v. Chr. zunächst nur zwischen 4. und 2. Katarakt ins Niltal gelangt. Erst bei ihrer späteren Ausbrei-tung nach Norden hätten sie dann zu einer Zunahme negroider Elemente nach 1070 v. Chr. beigetragen. Die Dongolawi/Kenzu-Sprecher im Süden und Nor-den sind sowieso erst um die Zeitenwende aufgetreten. Folgt man hingegen MacMichael und Herzog bezüglich der Entstehung der nubischen Sprachen im Niltal, so bleibt offen, wie sie dort entstanden ist. Damit bleiben der geographische Aufenthalt der Berber und der Ort der Übernahme von deren Vokabular durch die Nobiin-Sprecher offen. Der Ver-gleich von Wörterlisten über ein Zeitintervall von mehreren tausend Jahren ist erstaunlich. Trotzdem mag es richtig sein, dass die Nobiin-Sprecher Wör-ter aus einer Berbersprache übernahmen. Es kann aber auch reiner Zufall sein, dass gleiche Wörter gebildet wurden. Dies besagt aber nichts über die Sprache der Leute in Kerma und die Sprache der Tjemehu. Die Tjemehu wurden von den Jam-Leuten nach Westen verdrängt. Ihre Existenz in Nubien ist nur dann belegt, wenn die Jam im Süden von Nubien bestätigt sind. Auf der Stele im Wadi es-Sebua ergibt sich nichts über den Ort der Herkunft dieser Tjemehu. Bei der Erwähnung der Tjemehu als Gegner der Jam könnte es sich auch um eine Verwechslung handeln. Bei den Gegnern könnte es sich um Bewohner des Laqiya-Gebietes oder des Wadi Hariq gehandelt haben (siehe Jesse, 2007). Die Jam sind weder identisch mit den Bewohnern von Kerma, noch sind sie der Kerma-Kultur zum Opfer gefallen, wie die Inschrift am Jebel Uweinat zeigt. ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM107 7. Pygmäen In seinem Brief an Harkhuf schrieb Pharao Pepi II: "Thou hast said in this thy letter: that thou hast brought a dancing dwarf (dng = deneg) of the god from the land of spirits, like the dwarf which the treasurer of the god Burded (B-wr-dd) brought from Punt in the time of Isesi (Yssy). Thou hast said to my majesty: Never before has one like him been brought by any other who has visited Yam" (nach Breasted, 1906:351). Isesi (Pharao Djedkare) lebte 2414- 2375 v. Chr. Vercoutter verweist darauf, dass der Begriff deneg auch in den Pyramidentexten vorkommt, welche möglicherweise älter sind (1979:20). Die Ägypter hatten mehrere Bezeichnungen für kleinwüchsige Menschen, dng und nmw (= nem gebildet wurden sowohl Pygmäen als auch chondrodystrophe Zwerge. Sie waren Tänzer, Begleiter ihrer Herren mit Hun-den und Affen, Kammerdiener. Die pathologischen Zwerge waren auch Gold-schmiede (Dawson, 1927 mit vielen Beispielen; Dawson, 1938; Naster, 1972; Heymer, 1993:124-142; 1995:41-55). Im Mittleren Reich wurden die patholo-gischen Zwerge nur noch als nmw bezeichnet. Später wurden Zwerge durch die Bes-Figuren ersetzt. Das ägyptische Wort dng für "Zwerg" ist verwandt mit den analogen Wör-tern dink, dinki (Kuschitisch), dink (Omotisch), dnk (Amharisch), denki-t (Tigrin - a) (Behrens, 1985:161). Die Pygmäen sind eine eigenständige menschliche Rasse, die Männer mit etwa 143 cm und die Frauen mit etwa 136 cm Größe. Sie waren ursprünglich Jäger und Sammler und leben im tropischen Regenwald Afrikas, teilweise auch in der Savanne. Seit langer Zeit haben sie sich rassisch und in ihrer Le-bensweise an ihre normalgroßen Nachbarn angepasst. Eine Pygmäensprache ist nicht bekannt. Sie sprechen die Sprachen ihrer Nachbarn, teilweise mit veränderter Aussprache. Bei vielen Gruppen ist die Bezeichnung "Twa" für Pygmäen verbreitet (Seitz, 1977:14-23). Die Pygmäen werden meist als die ältesten Bewohner ihres Lebensraumes angesehen. Sozial stehen sie normalerweise auf der untersten Stufe der Bewertungsleiter. Ihnen werden magische Fähigkeiten zugesprochen. In die-sem Zusammenhang können sie auch in die herrschenden Gruppen aufstei-gen. Heymer (1995:56-57) gibt dafür Beispiele aus Sierra Leone im Westen und bei den Mututsi im Osten. Bei vielen Völkern im Osten spielten Pygmäen eine Rolle im Rahmen des sakralen Königtums (Seitz, 1977:185-211). Heute sind die nördlichsten Lebensräume von Pygmäen folgende: Die Bedzan-Pygmoiden in der Tikar-Ebene bei Yoko in Kamerun, eine Gruppe in Südsudan und eine Gruppe im Süden Äthiopiens (Seitz, 1977:34; Wikipedia 2016-07-11). Krapf erfuhr von einem Informanten über die Doko-Pygmäen 108MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 (1858/1964:76-79) im nördlichen Tanganjika. Er berichtet von dort über das Fangen von Sklaven. In Abbildung 7 sind die angegebenen modernen Lokati-onen gezeigt in Bezug auf den Megatschadsee und den stark vergrößerten Sudd. Daraus ergibt sich, dass der einfachste Zugang von Ägypten zu Pyg-mäen über Äthiopien ging. Früher mag es auch in nördlicheren Gegenden Pygmäen gegeben haben als heute. Kommentar: Wegen der Ähnlichkeit der ägyptischen Bezeichnung dng (deneg) für den Zwerg mit der Bezeichnung in südlichen Sprachen, wegen der Parallelen von deren Bedeutung im Königtum und wegen der geographischen Zugänglichkeit stammt der Zwerg des Harkhuf vermutlich aus Südäthopien und wurde als Sklave über Zwischenhändler erworben. 8. Neue Spekulation Nach der herkömmlichen Sicht der Ägyptologen war die Geographie Ägyp-tens im Wesentlichen eindimensional. Das Land erstreckte sich entlang des Nils. Südlich von Ägypten wurden die Länder Nubiens ebenfalls als aufge-reiht am Nil aufgefasst. Nachdem jetzt bekannt ist, dass die Ägypter wieder-holt mindestens bis zum Jebel Uweinat vorgedrungen sind, dass die Nubian A-Kultur sich weit nach Westen ausdehnte, dass das Gebiet Selima-Nukheila- Wadi Howar besiedelt war und es ein großes Gebiet mit Ringen von Stein-kreisen unbekannter Bedeutung in der westlichen Wüste gibt, ist eine stärkere zweidimensionale Betrachtungsweise erforderlich. Die Suche nach Jam kann sich nicht auf ein kleinräumiges Gebiet am oder nahe beim Nil beschränken. Für eine Charakterisierung der Leute von Jam und für die Lokalisation ih-res Gebietes ist folgendes zu berücksichtigen: Die Jam gehörten zu den Nehesyu, den Süd-Völkern. Sie waren spätestens zur Zeit des Merenre (2283-2278 v. Chr.) in Ägypten bekannt, d.h. vor dem Vordringen von dunkelhäutigen Menschen im Niltal nach Norden. Vermut-lich waren sie rassisch den Ägyptern verwandt, wie die Leute der A-Grup-pe (siehe el Batrawi). Möglicherweise gilt das auch für ihre Sprache. Es ist also falsch, sie als Neger zu bezeichnen. Die Bezeichnung als Nubier ist irreführend, da der Begriff Nubien erst später geprägt wurde. Jam muss einerseits so nahe bei Ägypten gelegen haben, dass eine Bereit-stellung von Arbeitskräften und Soldaten logistisch sinnvoll war. Anderer-seits war es so weit entfernt, dass eine Reise dorthin einschließlich Vorbe-reitungen, Zwischenaufenthalten und Besuchen bei benachbarten Völkern sowie Rückreise sieben bis acht Monate dauert. Jam muss irgendwie Beziehungen haben zu den Informationspunkten Dakhla, Buhen und Jebel Uweinat. Diese liegen am Nil bzw. westlich des Nils. Das passt zu dem Begriff Sekhet-Yam als Symbol für den Westen in ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM109 den "neun Bogen". Jam ist ein südliches Land jenseits von Wawat und es hat direkten oder indirekten Zugang zu exotischen Produkten sowie zu einem Pygmäen aus dem Süden. Die Herkunft des Pygmäen liegt eher im Süden (Äthiopien) als im Südwes-ten (Kamerun), kann aber früher weiter nördlich gewesen sein. Jam hat die Möglichkeit, die Tjemehu nach Westen zu vertreiben. Außer der Beziehung zu Jam ist der südlichste Punkt mit einer Erwähnung der Tjemehu im Wadi es-Sebua. Cooney vermutet die Tjemehu in der west-lichen Wüste mit einer Ostgrenze in der Nähe von Dakhla-Kharga. Nach Norden reicht ihr Gebiet bis ans Mittelmeer. Damit könnten die Ringe von Steinkreisen zu ihnen gehören. Wenn wir akzeptieren, dass das Land Jam von Ägypten gesehen jenseits von Wawat im heutigen Nubien lag und auf dem Wege dorthin keine weiteren als die angegebenen Orte berührt wurden (O'Conner, 1986), bietet sich für die Lage von Jam das Wadi el Qa'ab an. Dies ist kein Wadi im Sinne eines Trocken-flusses, sondern eine etwa Nord-Süd verlaufende Senke parallel zum Niltal entlang dessen westlichen Ufers etwa von der geographischen Breite Kermas bis zu einer Breite südlich Dongolas. Wadi el Qa'ab ist kein ehemaliges Niltal, es reicht aber an einigen Stellen bis in eine ähnliche Tiefe wie das Niltal und hat einen hohen Grundwasserstand (Pachur & Altmann, 2006:236-238). Bis heute gibt es viele Brunnen und Anpflanzungen. Ein signifikanter Ort im Wadi el Qa'ab ist Gala el Sheikh (Kröpelin, 2006; Kröpelin & Kuper, 2007; qalca = Befestigung, Burg), ein befestigter Hügel etwa 40 km WSW von Dongola, Abbildungen 8-10. Dazu gehört eine kleinere ebenfalls befestigte Nebenanlage etwa 200 m südlich. Sie liegen mitten in dem Gebiet mit oberflächennahem Grundwasser ( - = Brunnen). Beide Befestigungen sind in Trockenmauerung ausgeführt. Bemerkenswert sind Gravierungen von sog. "Wasserbergsymbolen", wie sie von bestimmten Stellen aus der Western Desert in Ägypten bekannt sind. Etwa 1 km im SW liegt das Dorf Urumbeti (siehe Abbildungen 9-10; russ. Karte Karima und Google Earth; Sudan, Northern State Administrative Map, OCHA). Die briti-schen Forscher verpassten die Befestigung bei der Erkundung 1884 (Gleichen, 1905:204). Die deutschen Forscher verpassten die Siedlungen 2006. Ein Gegenstück zur Befestigung Gala el Sheikh ist der sogenannte Wasser-berg des Djedefre (DWM, Djedefre's Water Mountain) etwa 70 km westlich von Mut. Hier ist die Terrasse an einem Hügel durch eine Trockenmauer be-festigt, Abbildung 11 (siehe Bergmann & Kuhlmann, 2001). Abbildung 12 zeigt ein Wasserbergsymbol, welches als Kartusche für den Namen von Djedefre 110MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 benutzt wurde, nachdem das Innere vorher "gereinigt" worden war. Diese Petroglyphe gab dem Hügel seinen Namen, sie geht auf die Zeit vor Djedefre (2566-2558 v. Chr.) zurück. Auf der Felswand finden sich weitere Petroglyphen und hieroglyphische Inschriften (Kuhlmann, 2005). In Abbildung 13 ist ein anderes Beispiel eines Wasserbergsymbols gezeigt von einer anderen Lokati-on ohne hieroglyphische Inschriften. Zur Zeit sind neunzehn Lokationen mit Wasserbergsymbolen bekannt. Achtzehn liegen in der näheren Umgebung von DWM, eine weitere etwa 65 km im SE, Abbildung 14. Wir können nun unsere Spekulation fortsetzen. Wegen der gleichen Bau-weise wie bei Gala el Sheikh und wegen der Wasserbergsymbole könnte es sein, dass DWM zu Anfang von den Jam-Leuten angelegt wurde und später von den Ägyptern aus dem Niltal übernommen wurde. Von hier konnten sie die Tjemehu nach Westen treiben. Die Kommunikation zwischen DWM und Gala el Sheikh erfolgte wohl über Dakhla – Baris – Sheb – Selima – Wadi el Qa'ab mit dazwischen liegenden weiteren Brunnen. Gala el Sheikh wurde wohl ebenfalls von Ägyptern übernommen – Kröpelin erwähnt demotische Schrift-zeichen. Um 1900 lebten in dem Gebiet Kababish-Araber. Wie kamen die Jam-Leute zum Jebel Uweinat? Offenbar waren die Jam- Leute Vasallen der Ägypter. Wahrscheinlich haben sie die Ägypter bei der Anlage des Eselspfades von Balat zum Jebel Uweinat unterstützt oder sie ha-ben dessen Westteil schon vorher selbst angelegt. Etwa 50-80 km entfernt im E und SE von Jebel Uweinat gibt es einige isoliert liegende Hügel mit flacher Kuppe, die oben einen Ring haben wie eine einfache Befestigung, ein Bei-spiel in Abbildung 15 (siehe auch Borda et al. 2013:Fig. 19-21). Eine oder meh-rere könnten temporäre Lagerplätze der Jam-Leute gewesen sein. Eine direk-te Verbindung von Jebel Uweinat nach Gala el Sheikh ist schwer vorstellbar, da die wasserlosen Strecken für Esel wohl zu lang sind. Esel mit Lasten sind in der Felskunst am Jebel Uweinat nachgewiesen. Das Gebiet zwischen Selima und Nukheila könnte ebenfalls zu Jam gehört haben oder von anderen Völkern bewohnt worden sein. Bei dieser Spekulation würde den Leuten von Jam ein sehr großes Gebiet zugeordnet. Das Bindeglied sind die Wasserbergsymbole. Die mörtellose Bau-weise ist kein spezifisches Merkmal für die Jam-Leute, da sie auch an ande-ren Bauwerken benutzt worden ist, z.B. bei Gala Abu Ahmed mit trapezför-migem Grundriss im Wadi Howar (Kröpelin, 1990:289-295; Jesse & Kuper, 2004) und bei dem quadratischen Fort bei El Kueibi etwa 35 km SW von Gala el Sheikh (Hinkel, 1979:125). Die Nähe von DWM zu den Steinkreisen mag die Konflikte zwischen Jam und Tjemehu erklären. Andere Konflikte gab es östlich von Nukheila im Wadi Hariq. ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM111 Tekhebet wird sonst nicht in der ägyptischen Literatur erwähnt. Wahr-scheinlich war das Land abgelegen. Möglicherweise können die Kompass-gräber dessen Bewohnern zugeordnet werden. Abbildung 16 zeigt solch eine Situation. Der Eselspfad von Balat bis Jebel Uweinat ist eingezeichnet. Diese Deutung ist nur beweisbar, wenn weitere ägyptische Inschriften oder archäo-logische Dokumente gefunden werden, die sie bestätigen. Die zweite Reise Harkhufs ging vermutlich von Assuan aus über Kurkur und Dunqul in den südlichen Teil von Jam. Er kehrte durch das Niltal zurück. Bei der dritten Reise zog er vom Niltal nach Kharga oder eher nach Dakhla. Irgendwo erfuhr er, dass der Führer der Jam-Leute gegen die Tjemehu gezo-gen war, wohl nach W oder NW. Er folgte diesem und besänftigte ihn. Da er zum Schluss aus dem Süden zurückkam, muss er anschließend im Südteil von Jam gewesen sein. Über die erste und vierte Reise gibt es keine Informatio-nen. Harkhuf könnte bei diesen Gelegenheiten weiter nach Süden oder über den Eselspfad zum Jebel Uweinat gereist sein. Falls nicht, ist die letztere Rou-te spätestens unter Pharao Mentuhotep II (2010-1998 v. Chr.) erneut von Ägyp-tern benutzt worden. Eine Fortsetzung des Eselspfades könnte über den Erg Idrisi bis nach Faya verlaufen sein. Dort lag das Ufer des Tschadsees bei seiner größten Ausdeh-nung (Schneider, 2010). Bibliographie: Adams, Y. 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(1997) Abb. 8: Gala el Sheikh (Google Earth, Maßstab 100 m) ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM121 Abb. 9: Gala el Sheikh und Dongola (russische Militärkarte Blatt Karima, Maßstab 10 km) Abb. 10: Gala el Sheikh und Umgebung (Google Earth, Maßstab 400 m) 122MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Abb. 11: Wasserberg des Djedefre (Djedefre's Water Mountain, DWM) Abb. 12: "Gereinigtes" Wasserbergsym-bol als Kartusche für den Namen des Pharao Djedefre Abb. 13: Wasserbergsymbol ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM123 Abb. 14: Lage der Felsen mit Wasserbergsym-bolen (russische Militärkarte Blatt Mut, Maß-stab 20 km) Abb. 15: Hügel mit flacher Kuppe und Umran-dung (Google Earth, Maßstab 50 m) 124MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Abb. 16: Vorschlag für die Lage von Jam und Tekhebet mit Eselspfad zum J. Uweinat und Darb el Arba'in, Maßstab 200 km 035°
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Calificación | |
Colección | Almogaren |
Título y subtítulo | Neue Überlegungen zur geographischen Lage von Jam |
Autor principal | Berger, Friedrich |
Entidad | Institutum Canarium |
Publicación fuente | Almogaren |
Numeración | Número 48-49 |
Tipo de documento | Separata |
Lugar de publicación | Wien |
Editorial | Institutum Canarium |
Fecha | 2017-2018 |
Páginas | pp. 087-124 |
Materias | Prehistoria ; Islas Canarias ; Egipto |
Copyright | http://biblioteca.ulpgc.es/avisomdc |
Formato digital | |
Tamaño de archivo | 2439168 Bytes |
Texto | ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM83 48-49/2017-2018 ICDIGITAL Separata 48-49/4 84MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 ICDIGITAL Eine PDF-Serie des Institutum Canarium herausgegeben von Hans-Joachim Ulbrich Technische Hinweise für den Leser: Die vorliegende Datei ist die digitale Version eines im Jahrbuch "Almogaren" ge-druckten Aufsatzes. Aus technischen Gründen konnte – nur bei Aufsätzen vor 1990 – der originale Zeilenfall nicht beibehalten werden. Das bedeutet, dass Zeilen-nummern hier nicht unbedingt jenen im Original entsprechen. Nach wie vor un-verändert ist jedoch der Text pro Seite, so dass Zitate von Textstellen in der ge-druckten wie in der digitalen Version identisch sind, d.h. gleiche Seitenzahlen (Pa-ginierung) aufweisen. Der im Aufsatzkopf erwähnte Erscheinungsort kann vom Sitz der Gesellschaft abweichen, wenn die Publikation nicht im Selbstverlag er-schienen ist (z.B. Vereinssitz = Hallein, Verlagsort = Graz wie bei Almogaren III). Die deutsche Rechtschreibung wurde – mit Ausnahme von Literaturzitaten – den aktuellen Regeln angepasst. Englischsprachige Keywords wurden zum Teil nach-träglich ergänzt. PDF-Dokumente des IC lassen sich mit dem kostenlosen Adobe Acrobat Reader (Version 7.0 oder höher) lesen. Für den Inhalt der Aufsätze sind allein die Autoren verantwortlich. Dunkelrot gefärbter Text kennzeichnet spätere Einfügungen der Redaktion. Alle Vervielfältigungs- und Medien-Rechte dieses Beitrags liegen beim Institutum Canarium Hauslabgasse 31/6 A-1050 Wien IC-Separata werden für den privaten bzw. wissenschaftlichen Bereich kostenlos zur Verfügung gestellt. Digitale oder gedruckte Kopien von diesen PDFs herzu-stellen und gegen Gebühr zu verbreiten, ist jedoch strengstens untersagt und be-deutet eine schwerwiegende Verletzung der Urheberrechte. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten: institutum-canarium.org almogaren.org Abbildung Titelseite: Original-Umschlag des gedruckten Jahrbuches. Institutum Canarium 1969-2018 für alle seine Logos, Services und Internetinhalte ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM85 Inhaltsverzeichnis (der kompletten Print-Version) Franz Trost Tierfabeln und Tiergeschichten der Twareg (Kel-Ahaggar und Kel-Adrar) ........................................................................ 7 Hans-Joachim Ulbrich Phalli and vulvae as apotropaic geoglyphs in a sacred plain south of Albacete (Spain) ....................................................... 39 Alain Rodrigue Note sur le gisement paléolithique de Tibasksoutine (Zagora, Maroc) ............................................................... 79 Friedrich Berger Neue Überlegungen zur geographischen Lage von Jam .............................. 87 Andoni Sáenz de Buruaga Notas y reflexiones acerca del proceso de la investigación arqueológica en el Sahara Occidental: hitos históricos, implicaciones políticas y orientaciones teóricas de futuro en la gestión patrimonial ......... 125 Enrique Gozalbes Cravioto & Helena Gozalbes García Jebabra (región de Asilah), un nuevo centro megalítico y de cazoletas (cupules) en el Norte de Marruecos ..................................... 159 Hans-Joachim Ulbrich Zum Thema Trockenstein-Technik: ein kleiner Rundbau bei Máguez (Lanzarote) ............................................. 189 Hartwig-E. Steiner, Paz Fernández Palomeque, María Luisa Morales Ayala, Marcos Sarmiento Pérez Islas Salvages de José Agustín Álvarez Rixo del legado del erudito canario universal ..................................................... 199 Paul Horley & Hartwig-E. Steiner Face petroglyphs in Easter Island caves as a possible sign of their special status ...................................................... 253 Hartwig-E. Steiner Ana Mata eine Höhle mit Make Make-Petroglyphen beim Nordkap der Osterinsel / Rapa Nui, Polynesien ................................. 303 • 86MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Berger, Friedrich (2018): Neue Überlegungen zur geographischen Lage von Jam.- Almogaren 48-49 / 2017-2018 (Institutum Canarium), Wien, 87-124 Zitieren Sie bitte diesen Aufsatz folgendermaßen / Please cite this article as follows: ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM87 Almogaren 48-49 Wien 2018 87 - 124 Friedrich Berger Neue Überlegungen zur geographischen Lage von Jam Keywords: Egypt, Nubia, Yam, Tekhebet, Wawat, Tjemehu Zusammenfassung: Der Fund einer Inschrift am Jebel Uweinat gibt Anlass, erneut über die geographische Lage des Landes der Jam nachzudenken. Hierbei ist die Beziehung von Jam zu dem Ge-biet von Wawat in Unternubien zu berücksichtigen und die zu den Tjemehu in der west-lichen Wüste von Ägypten. Es werden zwei Zentren für Jam vorgeschlagen, die beiden Befestigungen "Djedefre's Water Mountain" und "Gala el Sheikh". Beide sind charakte-risiert durch sogenannte Wasserbergsymbole. Die Leute von Jam waren Vasallen der Ägypter. Sie erlaubten den Ägyptern Kontakt zu anderen Völkern vom Westen bis zum Süden. Dies schließt die Leute von Tekhebet ein, welche möglicherweise die Kompass-gräber im Tibesti und seinem weiteren Umland angelegt haben. Summary: The discovery of an inscription at Jebel Uweinat gives a reason to reconsider the geographical location of the country of Yam. This has to take into account the relationship of Yam to the area of Wawat in Lower Nubia and to the Tjemehu people in the Western Desert of Egypt. Two centres are proposed for Yam, the fortifications called "Djedefre's Water Mountain" and "Gala el Sheikh". Both are characterized by so-called water mountain symbols. The people of Yam were vassals of the Egyptians and assisted them to get into contact with other people between west and south. This includes the people of Tekhebet, who may have been the builders of the compass graves in the Tibesti and its neighbourhood. Resumen: El hallazgo de una inscripción en Jebel Uweinat da lugar a replantear la ubicación del país de Yam. En este contexto debe tenerse en cuenta la relación del reino de Yam con la zona de Wawat, en la Baja Nubia, así como con la población de los Tjemehu. Se han sugerido dos centros para la posible ubicación de Yam: las dos construcciones conocidas como la "Montaña de agua de Djedefre", así como "Gala el Sheikh". Ambas se caracterizan por contar con los denominados símbolos de la montaña de agua. Las gentes de Yam eran vasallos de los antiguos egipcios. Gracias a ellos, los egipcios pudieron entrar en contacto con otros pueblos, desde el oeste hasta el sur. Esto incluye a las gentes de Tekhebet, quienes posiblemente construyeron las denominadas "tumbas compás" (Kompassgräber) en la región del Tibesti y en sus alrededores. 88MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 1. Quellen zu Jam Jam (Yam, Iam) ist der Name eines der Länder, zu denen die alten Ägypter Handelsbeziehungen hatten und von wo sie Arbeiter und Rekruten bezogen. Es gibt mehrere Schreibweisen des Namens, u.a. und , Umschrei-bung Im (z.B. Dixon, 1958:40; Zibelius, 1972:78; Priese, 1974:33). In den Inschriften des Uni (Weni) wird berichtet (Breasted, 1906: 311): "His majesty made war on the Asiatic Sand-dwellers and his majesty made an army of many ten thousands: in the entire south, southward to Elephantine: and northward to Aphroditopolis; in the Northland on both sides entire in the stronghold and in the midst of the strongholds, among the Irthet negroes, the Mazoi negroes, the Yam negroes, among the Wawat negroes, among the Kau negroes, and in the land of Temeh." Strudwick (2005:Nr. 256) ersetzt "negroes" durch "Nubians". Weiter heißt es in den Inschriften des Uni (Weni) bei Breasted (1906: 324): "His majesty sent [me] to dig five canals in the South and to make 3 cargo-boats and 4 row-boats of acacia wood of Wawat. Then the negro chiefs of Irthet, Wawat, Yam and Mazoi drew timber therefor, and I did the whole in only one year. They were launched and laden with very large granite blocks for the pyramid (called) 'Merenre-Shines-and-is-Beautiful'. " Jam wird in den Reiseberichten des Harkhuf erwähnt (z.B. Breasted, 1906:333-336,351-354; Edel, 1955:71-73; Goedicke, 1981:1-2,9). Drei Reisen unternahm Harkhuf in der Zeit des Pharao Merenre (2283-2278 v. Chr.; Zäh-lung nach P. A. Clayton, 2006), die vierte in der Zeit von Pepi II (2278-2184 v. Chr.) aus der sechsten Dynastie des Alten Reiches. Das Grab Harkhufs mit den Inschriften über die Reisen wurde 1885 zusammen mit anderen Gräbern bei Assuan entdeckt. Seitdem wurden die Inschriften mehrfach interpretiert und Theorien zu der geographischen Lage von Jam entwickelt. Die "neun Bogen" sind ein Element der ägyptischen Mythologie. Sie sym-bolisieren die dem Pharao untertanen Völker (Lurker, 1991:71). Sie gliedern sich in drei Gruppen. Die ersten beiden Bogen repräsentieren den äußersten Norden und den äußersten Süden (Cooney, 2011:74-75). Die nächsten vier, Ta- Shema (Oberägypten), Sekhet-Yam im Westen, Ta-Mehu (Unterägypten) und Pedjetiu-Shu im Osten entsprechen den vier Himmelsrichtungen. Die letzten drei, darunter Tjehenu, stehen für die drei "Rassen" außerhalb Ägyptens. Auf einer Stele von Buhen, dem ägyptischen Fort gegenüber von Wadi Halfa, ist einer von zehn Gefangenen als Jam bezeichnet (Smith, 1976:39-40). Giddy (1987) hat altägyptische Schriftdokumente in Bezug auf die Oasen in der westlichen Wüste untersucht (außer für Siwa). In diesem Zusammen-hang beschreibt sie von dem Ausgrabungsmaterial von 'Ayn Aīl, dem phara- ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM89 onischen Hauptort östlich von Balat in den Dakhla-Oasen, einen menschli-chen Torso aus Ton mit Arm- und Halsstümpfen. Dieser befand sich im Füll-material der Phase I für die Vorbereitung der Phase II (1987:202; veröffent-licht von Grimal, 1985). Auf dem Torso finden sich gemalte Inschriften in roter Farbe auf beiden Seiten. Sie werden in die 6. oder 5. Dynastie (2498- 2181 v. Chr.) datiert. Es könnte sich um Listen handeln. Auf beiden Seiten tauchen die Namen Im (Jam) und Rsyw auf, die aus Karawanenrouten be-kannt sind (1987: Fußnote 222 auf S.233-234). Giddy ordnet diese geographi-schen Begriffe südlichen Gebieten zu entsprechend den damaligen Ansich-ten. Zu Rsyw äußert sie sich nicht weiter. Mark Borda und Mahmoud Marai fanden 2007 eine Hieroglyphen-Inschrift am Jebel Uweinat, die mitteilt, dass Repräsentanten von Jam und Tekhebet dem Pharao Mentuhotep II (2055-2004 v. Chr., Mittleres Reich) Geschenke brachten (Clayton et al. 2008:129-134). Dies wirft ein neues Licht auf die mögliche geographische Lage von Jam. 2. Die vier Reisen des Harkhuf Mögliche Hinweise zur Lage von Jam kann man den Berichten über die vier Reisen des Harkhuf entnehmen. Die Berichte über die Reisen finden sich auf den Seiten des Eingangs zum Grab des Harkhuf. Mir liegen vier Überset-zungen vor, von Breasted (1906:333-336,350-354), Edel (1955:71-73), Goedicke (1981:1-2,9) und Obsomer (2007). Die Berichte bestehen aus fünf Teilen. Die ersten zwei Reisen und der Anfang der dritten Reise werden rechts des Eingangs zum Grab dargestellt. Der vierte Teil befindet sich auf der lin-ken Seite. Breasted nennt diesen vierten Teil "Supplement to Third Journey". Edel berichtet separat über die beiden Teile der dritten Reise. Goedecke macht keine Trennung von beiden. Am Anfang des Teiles rechts des Eingangs ist der Text beschädigt. Über die vierte Reise gibt es keinen Bericht. Sie ergibt sich aus einem Brief des Pharao Pepi II, den Harkhuf nachträglich auf der rechten Seite der Fassa-de seines Grabes eingravieren ließ. Die Übersetzung dieses Briefes ist bei Breasted wörtlich wiedergegeben. Die erste Reise ging nach Jam. Sie dauerte sieben Monate. Einzelheiten werden nicht berichtet. Die zweite Reise ging über den "Elephantine road" / "ivory road". Auf dem Rückweg passierte Harkhuf Irthet, Mekher, Tereres und Irtheth (Umschrift nach Breasted, 1906:334). Die Reise dauerte acht Monate. Auf dem Rück-weg erforschte er die Gebiete von Sethu und Irthet. Die dritte Reise begann an einem unleserlichen Ort und ging über den "Uhet road" (Breasted), bzw. sie begann im Thinite Distrikt und ging über den "Oasis 90MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 road" (Edel, Goedicke). Harkhuf fand heraus, dass der Herrscher von Jam unterwegs war, die Temeh/Tjemehu zu schlagen. Harkhuf folgte diesem und besänftigte ihn. Laut des zweiten Teils des Berichtes kam er zurück zwischen Irthet und Sethu und traf den Herrscher von Irthet, Sethu und Wawat. Er hatte Luxusgüter mit sich auf 300 Eseln und war begleitet von einer Truppe von Jam. Der Herrscher gab ihm Bullen und Rinder (oder Gazellen oder Esel) mit und führte ihn durch das Hochland von Irthet. Bezüglich der dritten Reise gibt es einen Bruch, sowohl in der Darstellung auf beiden Seiten des Grabes, als auch im Verlauf. Auf diesen Bruch geht nur Breasted ein. Bei der vierten Reise brachte Harkhuf einen kleinwüchsigen Menschen mit, an dem Pepi II sehr interessiert war. 3. Bisherige Interpretationen der Reiserouten Harkhufs Ich habe den Eindruck, dass die "Übersetzung" von ägyptischen Texten durch Ägyptologen sich aus mehreren Teilaspekten zusammensetzt. Dazu gehört neben der eigentlichen Übersetzung die Ergänzung unleserlicher oder beschädigter Textstellen, die Korrektur von Fehlern der Schreiber, die Deu-tung von unbekannten Wörtern und Phrasen, schließlich Ergänzungen, die sich aus dem Zusammenhang des Textes ergeben, aber nicht im Text selbst mitgeteilt werden. Breasted übersetzte die Reiseberichte Harkhufs ins Englische. Zu den Rei-serouten äußerte er sich nicht, mit einer Ausnahme: Er übersetzt das Wort "uhet" nicht als "Oase", sondern als "Steinbruch". Als Ausgangspunkt der drit-ten Reise sieht er deshalb den bestehenden Weg vom ersten Katarakt des Nils zu den Steinbrüchen im Westen an (1906:335). Yoyotte (1953) stellt fest, dass drei der von Harkhuf benutzte Pisten nach Dunqul führen, (a) vom Niltal über Kharga, (b) von Elephantine über Kurkur und (c) von Tomâs. Er identifiziert deshalb Jam mit Dunqul. Die Tjemehu ver-mutet er in Dakhla. Edel (1955; 1960; 1967) übersetzte die Berichte ins Deutsche. Er verlegt den Ausgangspunkt der Expeditionen des Harkhuf nach Memphis, der Residenz des Pharao. Dies wird mit keinem Wort in den Berichten des Harkhuf erwähnt. Edel meint, weil die Expeditionen nach Memphis zurückkehrten und dort ihre mitgebrachten Güter ablieferten, diese somit auch von dort gestartet seien. Edel kalkuliert die Entfernung von Jam aus den Angaben der Reisedauer von sieben Monaten für die erste Reise und von acht Monaten für die zweite bei einer mittleren Marschgeschwindigkeit von 15 km/d. Die Interpretation der Richtung nach Jam ergibt sich aus der Erwähnung der Länder Wawat, Irtjet und Setju entlang des Nils, die Harkhuf durchquerte (1955:59-62). Wawat ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM91 wird in einer Inschrift bei Korosko erwähnt. Irtjet ist durch eine Felsinschrift bei Tomâs (nahe Derr) belegt, Setju durch eine beschriftete Steinplatte bei Toshka (1967:140-143). Die ungefähre Lage der Orte wird in Abbildung 1 ge-zeigt. Wawat wird später der Name für das gesamte Unternubien. Nach Edels Interpretation liegt Jam auf der rechten Seite des Nils in dem Bogen zwischen Kerma und dem vierten Katarakt (1955:59). Das Land der Tjemehu legt er ins Wadi el Qa'ab westlich von Old Dongola. Dixon (1958) unterstützt Edel in Bezug auf den Reisebeginn in Memphis. Er liest aus der Inschrift nicht "der Elephantine-Weg", sondern "der Weg nach Elephantine". Er widerspricht jedoch Edels Rechenmethode für die Bestim-mung der Entfernung und damit der Lage von Jam. Seine Überlegungen schlie-ßen damit, dass Jam nicht südlich 22°N gelegen haben kann (etwa die geogra-phische Breite des Ortes Wadi Halfa). Trigger (1965:80-83) folgt dem Vorschlag von Edel (1955, 1960), dass Jam bei Kerma gelegen haben soll. Er meint aber, Wawat habe weiter nördlich gelegen. Murray (1965) war "Director of the Topographical Survey of Egypt". Er behandelt nur die dritte Reise des Harkhuf. Für ihn lag Jam südlich des zwei-ten Katarakts. Er meint, Harkhuf traf den Anführer der Jam in der Oase Sheb, als dieser gegen die Tjemehu zog, welche er im Gebiet der südlichen liby-schen Wüste vermutet (Sheb, Safsaf, Tarfawi usw.). Harkhuf wäre dann zu-rückgekehrt von Sheb über die Steinbrüche nach Koshka ins Niltal. Priese (1974:8,34-41) erläutert, dass Jam später Irame hieß und zwischen Kerma und Kawa (gegenüber Dongola) lag, in Übereinstimmung mit Edel. Er meint, dass es enge Beziehungen zu Kerma hatte. Den Feldzug von Jam nach Westen deutet er so, dass Eindringlinge ins Niltal abgewehrt wurden, die sich dann weiter nördlich in Nubien als Träger der C-Gruppe niederließen. Möglicherweise hat das Land den Namen für Kerma geliefert (Ka Érma = Haus des Érma). Kitchen (1977:216-219) berichtet über die Inschriften auf zwei Stelen von der Insel Sai und von Amara West. Darin wird dokumentiert, dass ein Feld-herr von Sethos I (1294-1279 v. Chr., Ramses-Periode) die Leute von Irem schlug. Irem wird für die Zeit der 19. Dynastie lokalisiert in dem Gebiet der "sechs Brunnen" im Süden des Wadi el Qa'ab. Vercoutter vermutet Jam und Irem im Süden des Wadi el Qa'ab (1980:Fig.2). Anhand von mehreren Menschen-Darstellungen (1980: Fig.3-6, Pl.XXII) zeigt er, dass die Ägypter Kontakt zu Neger-Völkern hatten. Goedicke (1981) übersetzte die Berichte ins Englische. Er stellt fest, dass die zweite Reise von Harkhuf über den "Ivory Road" ging, nicht den 92MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 "Elephantine Road". Elfenbein sei über den Darb el-Arba'in importiert wor-den, jedoch über den Abzweig Selima – Dunqul – Kurkur – Assuan/ Elephantine. Er widerspricht dem Ausgangspunkt Memphis. Die zweite Reise begann also in Elephantine und führte über Kurkur und Dunqul. Diese lagen nach Goedecke (1981:7-8) in Jam. Er identifiziert sie deshalb mit Terers und Irtjetj. Auf der dritten Reise ging Harkhuf vom Thinite Distrikt über den "Oasis"-Weg nach Kharga. Er traf den Herrscher von Jam nicht an. Aus die-sem Grund identifiziert Goedicke Kharga mit Jam (1981:10). Aus dieser Lo-gik folgert er, dass Dakhla das Land der Libyer (Tjemehu) war. O'Connor (1986) widerspricht einem Ausgangspunk Memphis der Reisen mit dem Argument, dass es unpraktisch wäre, eine Eselskarawane nilaufwärts über Land zu führen. Der Expeditionsleiter mag per Schiff von Memphis an-gereist sein, dann aber seine Eselskarawane am Anfangspunkt der Landreise zusammengestellt haben. Er widerspricht einer Lage von Jam in Kurkur, Dunqul oder Kharga sowie nördlich des 22-ten Grades, weil diese nicht zur Dauer der Reisen passen. Er bezweifelt auch, dass Kharga zwei Namen ge-habt habe, "Oasis" und "Jam". Da keine weiteren Orte für den Verlauf der beiden Hinreisen erwähnt werden, vermutet O'Connor, dass diese über Selima nicht zum Nil, sondern zum Wadi el Qa'ab gingen und von dort zur Piste durch die Bayuda-Wüste (heute Merowe – Atbara). Jam hätte in dem Zweistrom-land zwischen Nil und Atbara (-Fluss) gelegen, Abbildung 2. Für die Rückrei-se schlägt er ebenfalls die Piste durch die Bayuda-Wüste vor, dann, nach Über-querung des Nils, die Meheila-Piste (heute Karima – gegenüber Dongola). In das letztere Gebiet verlegt er das Land Setju. Das heutige Dar Mahas (nörd-lich von Kerma) deutet er als Irtjet. Die beiden Pisten durch Irtjet würden einmal entlang des Nilbogens und zum anderen auf direktem Wege nach Nor-den führen. Etwa in Höhe der Insel Sai ging die Piste dann nach Selima. Shinnie (1991:50) weist darauf hin, dass in dem von O'Connor vorgeschla-genen Gebiet keine Siedlungsreste bekannt sind, die auf einen machtvollen Herrscher wie den von Jam schließen lassen. Belova (1993) liest den Bericht über die zweite Reise von Harkhuf anders als die übrigen Interpreten. Sie denkt, dass Harkhuf bei seiner zweiten Reise nicht nach Jam gelangt sei und seine Tribute im Lande Irthet erhalten habe. Da er Jam nicht gefunden habe, hätte der Pharao ihn auf die dritte Reise geschickt. Belova verlegt Irthet in die Oasen Dunqul und Kurkur, Sethu nach Selima und Wawat ins Niltal mit der Südgrenze bei Tumas. Das Land Jam vermutet sie südwestlich der Linie Tenida-Baris und das Gebiet der Tjemehu westlich der Dakhla-Oasen, Abbildung 3. Sall (1995) bemerkt, dass Expeditionen in Afrika im 18-ten Jahrhundert ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM93 Marschgeschwindigkeiten von 30 km/d erreichten. Unter solchen Bedingun-gen hätte Harkhuf bis zum Viktoria-See vordringen können. Da Harkhuf als Tribute Leopardenfelle und einen Pygmäen mitbrachte, müsste er bis in Steppengebiete und in die Nähe von Waldgebieten gekommen sein. Sall ver-mutet deshalb, dass Jam in Darfur lag. Manzo (1999:18-19,Pl.16-17) kommentierte, welche der vier Lokationen für Jam in Frage kommen: Die Region von Kerma (Edel), Dunqul (Yoyotte), Dunqul/Kurkur (Goedecke) oder im Zweistromland zwischen Nil und Atbara (O'Connor). Er hält es für wesentlich, dass Güter einfach von Jam nach Ägyp-ten transportiert werden konnten, sowohl Holz unter Weni, als auch exotische Produkte unter Harkhuf. Unter den vier Gebieten hält er nur Kerma und Nil/ Atbara für einen Transport auf dem Nil für geeignet. Nach Kendall (2007:406) lag Jam südlich des zweiten Katarakts, möglicher-weise sogar südlich des dritten. Er identifiziert es mit der Insel Sai oder mit Kerma. Obsomer (2007) übersetzte die Texte von Harkhufs Grab ins Französische. Dem Beispiel Edels folgend vermutet Obsomer die Gebiete Wawat, Irthet und Sethu in dem engen Bereich des Niltales zwischen erstem und zweitem Kata-rakt, zwischen Assuan und Wadi Halfa. Wie Edel glaubt er, dass alle Reisen in Memphis begannen, der erste Teil jedoch jeweils per Schiff auf dem Nil durch-geführt wurde. Nach seiner Interpretation ging der weitere Teil der zweiten Reise dann von Elephantine über Kurkur, Dunqul und Selima zum Nil gegenüber von Kerma. Das Land Jam wird auf der rechten Seite des Nils südlich von Kerma vermutet. Die Rückreise ging über Selima zum Nil bei Aniba (Irthet) und weiter entlang des Nils nach Elephantine. Die dritte Reise verlief auf dem Nil bis Assiut und von dort über Kharga und Selima bis gegenüber Kerma nach Jam. Die Rückreise folgte der gleichen Route wie die zweite, von Aniba jedoch über die Berge nach Dunqul und weiter nach Elephantine. Clayton et al. (2008) betrachten die Stelle am Jebel Uweinat mit der In-schrift als einen Treffpunkt der Vertreter von Ägypten, Jam und Tekhebet zum Austausch von Handelsgütern. Sie nehmen an, dass Jam und Tekhebet südlich oder südwestlich des Jebel Uweinat lagen. Schneider (2011) interpretiert den Abu Ballas-Weg, zusammen mit seiner geradlinigen Fortsetzung nach SW und mit dem Mega-Tschadsee als die rea-len Vorbilder für die ersten drei Tage des Amduat, des ägyptischen Toten-buchs (z.B. Hornung, 1991:15-58). Zur Zeit des Mittleren Reiches war der Mega-Tschadsee wieder zerfallen in den Bodélé-See und den vergrößerten 94MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Tschadsee (sowie den kleinen Fitri-See). Schneider leitet die Begriffe "Wernes" und "Apophis" des Amduat aus den Sprachen der Tibu/Teda ab: Apophis = große Schlange; Wernes = Wasserfläche, Fluss, See. Wegen der Inschrift am Jebel Uweinat meint auch Cooney (2011:216- 219,227-228), dass Jam jenseits von Uweinat gelegen haben kann. Cooper (2012) vermutet Tekhebet, einem Vorschlag Claytons et al. (2008:131) folgend, nahe beim Jebel Uweinat. Jam legt er in das Gebiet zwi-schen Jebel Uweinat und die Paläo-Seen im NW-Sudan, von denen bis heute Nukheila/Merga geblieben ist (2012: Fig. 1). Er denkt, dass Harkhuf bei seiner zweiten Reise von Elephantine (Aswan) über Kurkur, Dunqul, Selima und Laqiya Arba'in in das Gebiet von Nukheila gezogen sei. Die Rückreise sei dann über Wadi Hariq ("verbranntes Wadi", von den Archäologen so genannt wegen starker Brandspuren und gefritteter Sedimente; Lange, 2007; Jesse, 2007: Figs. 6-7) zum Nil bei Kerma oder alternativ weiter südlich entlang des Wadi Howar zum Nil bei Old Dongola gegangen. Von dort sei die Route nil-abwärts bis in die Nähe von Amarna West verlaufen und dann über Selima zurück nach Elephantine (Aswan), siehe Abbildung 4. Bei der dritten Reise sei Harkhuf aus der Gegend von Abydos nach Balat gezogen. Von dort sei er dem Abu Ballas-Pfad zum Jebel Uweinat gefolgt und hier nach Nukheila abgebogen. Für die Rückreise wurde wieder die Route zum Nil bei Kerma und nach Elephantine gewählt. Pantalacci (2013:Tab.1) berichtet von zehn Ortsnamen aus den ägyptischen Texten, die bisher in Dakhla gefunden wurden, einschließlich des Namens Jam. Zwei von den zehn Ortsbegriffen beziehen sich auf weit entfernte politi-sche Einheiten, Dmjw und hmj. Pantalacci verweist auf die (zufällige?) Ähn-lichkeit des Namens von Dmjw (bei Strudwick Demiu) und dem des moder-nen Ortes Demi im nordöstlichen Tschad (2013:289). In seiner Dissertation, die mehrere Jahre in Arbeit war, geht Förster zunächst aus von einer Lage Jams südlich des 3. Katarakts (2015:476). Den Abu Ballas-Weg betrachtet er ursprünglich als eine großräumige Umgehung von Unternubien mit dem Ziele Jam am Nil. Nach dem Bekanntwerden der Inschriften am Jebel Uweinat (Clayton et al. 2008) ändert er seine Meinung und verlegt Jam in das Gebiet zwischen Ennedi, Darfur und dem Niltal süd-lich des 3. Kataraktes (2015:486). Der Abu Ballas-Weg wird bei ihm dann zu einer Trans-Sahara-Route. Kommentare zu den obigen Interpretationen: Edel (1967) und mehrere andere Autoren verlegen die Lage von Irtjet und Setju an genau die Stellen, wo Inschriften mit diesen Namen gefunden wur-den. Diese geographische Zuordnung ist allerdings nicht zwingend. Es gibt ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM95 andere Inschriften, die solchen Zuordnungen widersprechen (O'Connor, 1986:35-39), ein Ort muss nicht dort liegen, wo sein Name graviert ist. Allerdings wird der Name "Wawat" für Unternubien bis in die Zeit von Ptolemäus benutzt, so dass eine Lage von Jam jenseits von Unternubien (Wawat) akzeptiert werden sollte. Die Ansätze von Edel (1955:66) und Sall (1995:61), nämlich die Entfernung von Jam aus der Reisedauer des Harkhuf von sieben und acht Monaten und einer angenommenen durchschnittlichen Marschgeschwindigkeit abzuschät-zen, kann nur zu einer ungefähren Lage von Jam führen. Dabei dürften 15 km/d (Edel) eine Untergrenze und 30 km/d (Sall) eine Obergrenze sein. In Bezug auf Salls Vorschlag ist zu berücksichtigen, dass die direkte Route von Selima über Atrun nach Kobe in Darfur möglicherweise damals noch nicht bestanden hat (Shaw, 1929), u.a. wegen fehlender Wasserstellen für Esel. Der erste Europäer, der diese Route 1793-96 benutzt und davon berichtet hat, war Browne (1799/2005:180-313). Frühere Reisende waren in Selima abgebogen zum Nil bei Argo südlich Kerma (Poncet 1698, Krump 1701, du Roule 1704). Eine Lage von Jam im S oder SW von Jebel Uweinat (Clayton et al. 2008; Cooney, 2011:216-219,227-228) erscheint unwahrscheinlich, wenn der Rück-weg von Harkhuf über Wawat führte und er von Jam Begleiter mitbrachte. Der Ansatz von Cooper (2012) für die Route der dritten Reise ist unwahr-scheinlich. Ein kürzerer Weg nach Nukheila führt über Kharga-Sheb-Selima oder von Mut über die Krugdepots "Son of Abu Ballas", "Abu Ballas II" und über Tarfawi. Wenn man akzeptiert, dass die Tjemehu in der Westlichen Wüste Ägyptens lebten (Cooney), ist es schlecht möglich, dass Jam südlich von Kerma lag (Edel, Priese, Vercoutter, O'Connor, Sall, Manzo). Der Zugang zum Nil als Transportweg war auch möglich für Gruppen, die nicht unmittelbar am Nil wohnten (Manzo). Die vorgeschlagenen Routen für die dritte Reise machen nur Sinn, wenn unter "oasis" Kharga zu verstehen ist. Ist mit "oasis" jedoch Dakhla gemeint (Cooney, 2011:216), so macht die Vertreibung der Tjemehu von dort nach Westen mehr Sinn. Gleichzeitig unterstützt das den Verdacht, dass die beiden Teilberichte zu verschiedenen Reisen gehören. Dies lässt sich aber nicht klä-ren. 4. Zusätzliche neue Informationen Seit etwa 2300 v. Chr. siedelten in den Dakhla-Oasen neben der lokalen Bevölkerung auch Ägypter (d.h. Menschen aus dem Niltal). Die lokale Bevöl-kerung produzierte die sog. Sheikh Mukftah-Keramik, benannt nach einer kleinen Ortschaft. Ägypter sind nachgewiesen in Qasr Gedida, in der Nähe 96MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 von Mut und besonders bei 'Ayn Aīl nahe Balat. Zum Ende der ersten Zwi-schenzeit verschwand die Sheikh Mukftah-Kultur und die ägyptischen Sied-lungen waren reduziert (Mills, 1999). Da es in Kharga nur geringe Anzeichen von ägyptischer Präsenz gibt, ist eher Dakhla als das "Oasis" der Ägypter anzusprechen (Cooney, 2011:216) Es gibt hieroglyphische Inschriften in der westlichen Wüste. Diese sind die sog. Mery-Inschrift aus dem Mittleren Reich (Burkard, 1997) oder aus dem Alten Reich (Kuhlmann, 2002:156-158) und die Inschriften am Wasserberg des Djedefre (DWM, Djedefre's Water Mountain) aus dem Alten Reich (Kuhlmann, 2002:132-138; 2005). An mehreren Stellen gibt es Felskunst in einem "ägyptischen Stil" (u.a. mit Booten, einem Krokodil), die westlichste an dem Hügel von Abu Ballas. Carlo Bergmann (u.a. 2001:367-463) fand die Eselspiste von Balat zum Jebel Uweinat mit den Wasserdepots unterwegs. Die Krüge aus den Depots werden datiert auf Altes Reich / Erste Zwischenzeit, Zweite Zwischenzeit und Neues Reich (Förster, 2007; 2015). Möglicherweise haben ägyptische Prospekteure Ocker ge-wonnen an einer Stelle nahe bei dem Hügel Abu Ballas (Negro et al. 2005). Nach den Studien Cooneys lebten die Tjemehu während des Alten und Mittleren Reiches in Gebieten westlich des Nils und waren auf dem Landweg über die Oasen von den Ägyptern erreichbar (2011:106-107,117-125,161,171- 172,314). Ein Fort nahe dem heutigen Mersa Matruh wurde später von den Ägyptern auf Tjemehu-Land errichtet. Ihr Gebiet könnte bis zum "oasis road" im Osten gereicht haben. Berger und Steiner inspizierten Satellitenkarten und identifizierten eine Vielzahl von Steinkreisen in ringförmiger Anordnung (2013; 2014; 2017). Die Ringe bestehen zum Teil aus mehr als fünfzig Steinkreisen. Die Mehrzahl findet sich in der westlichen Wüste Ägyptens (2014:Fig. 2). Es wird angenom-men, dass die Ringe von größeren Gruppen von Menschen planmäßig ange-legt wurden. Von insgesamt rund 360 Ringen haben wir bisher 45 am Boden bestätigt. Archäologische Untersuchungen hierzu fehlen allerdings. Den Ar-chäologen sind nur einzelne dieser Ringe bekannt, von Untersuchungen wur-de nichts berichtet (Förster, 2015:97). Ein anderer Typ von Bauwerken sind die sog. Kompassgräber. Sie finden sich westlich von etwa 25° E bis an den Westrand des Murzuk-Beckens. Die geringe Überlappung dieser beiden ar-chitektonischen Komplexe könnte auf zwei unterschiedliche Völker als Urhe-ber hinweisen, Abbildung 5. Die Erbauer der Ringe von Steinkreisen waren vermutlich nicht kleine Gruppen von Jägern, sondern größere Gruppen, die von Rinderzucht und Giraffenjagd lebten – Giraffen sind ein Hauptmotiv der Felskunst in diesem ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM97 Gebiet. Beide, die Ringe von Steinkreisen und die Felskunst reichen bis etwa 25°30' N nach Norden. Damit ergibt sich die Frage nach der Reichweite der jährlichen Regenperiode nach Norden bzw. nach Süden. 5. Niederschläge Kuper und Kröpelin (2006) haben die zeitliche Verschiebung der Gebiete verschiedener Niederschlagshöhen kartiert. In Abbildung 6 ist die Nordgrenze der Niederschlagshöhe von 150 mm/y eingetragen für den Zeitraum 8500 – 7000 v. Chr. Nach dieser Interpretation wäre Rinderhaltung im südlichen Teil der westlichen Wüste möglich gewesen, die Grenze hierfür liegt bei etwa 100 mm/y (Pachur, 2006:562). Nach Kuper et al. (2006) liegt die Grenze für 50 mm/y Niederschläge im Zeitraum 5300 – 3500 v. Chr. knapp südlich von 22°N, der Grenze zwischen Ägypten und Sudan. Für 3500 – 1500 v. Chr., also für die pharaonische Zeit, liegt diese Grenze etwa bei Laqiya Arbain, nördlich von 20°N. Die Fundplätze im ägyptischen Teil der westlichen Wüste beschreibt Kuper et al. als: "Occupation in ecological refuges, episodic transhumant settlements". Offensichtlich passt diese Interpretation von Klimadaten nicht zu der Lage der Ringe von Steinkreisen und der Lage von DWM. Es gab allerdings auch Regen vom Mittelmeer. Linstädter und Kröpelin (2004) interpretierten an einem Sedimentationsprofil einer Düne für den Gilf Kebir den Übergang von seltenen heftigen Sommerregen während des Tages aus dem Süden (8400 – 4900 v. Chr.) zu gelegentlichen sanften Dauerregen während der Nacht aus dem Norden (4900 – 3800 v. Chr.). Gegen 3600 v. Chr. brach die das Tal abschließende Düne wegen zu hohen Wasserdruckes. Ähnlich zeigt das Pflanzeninventar aus der Umgebung der Djara-Höhle, etwa in der Mitte zwischen Farafra und Assiut, eine Überlappung von Winter-regen aus dem Norden und Westen mit Sommerregen aus dem Süden (Kinder-mann et al. 2005). Die archäologischen Befunde aus dem Wadi el Obeiyid nördlich Farafra liefern ähnliche Ergebnisse. Die Pflanzen stammen aus dem Süden und vom Mittelmeer. Das Klima war warm und es gab zwei Regenzei-ten (Fahmy, 2014). Auch für das nördliche Rote Meer sind Winterregen nach-gewiesen (Arz et al. 2003). Damit wird die Linie für Niederschlagshöhen von Kuper unglaubwürdig. Abbildung 6 zeigt auch die Nordgrenze für Funde von Kapern-Holz. Dies stellt eine andere Nordgrenze für das Auftreten von Sommerregen während des Monsuns vor 8000 Jahren dar (Darius & Nussbaum, 2007). Wie weit die beiden Regenquellen einen Einfluss auf das Vorkommen der Ringe von Steinkreisen haben, ist archäologisch noch nicht geklärt. 6. Die Bewohner des Niltales vom vierten Katarakt abwärts Die Reiseberichte des Harkhuf liefern bedeutende Informationen über die 98MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Geographie und die Völkerschaften Südägyptens und des heutigen Nordsudan. Sie entsprachen den Erfordernissen der alten Ägypter, sind allerdings für un-sere wissenschaftlichen Anforderungen zu ungenau und haben deshalb zu vielfältigen, teilweise widersprüchlichen Interpretationen geführt. Zur Klä-rung der Herkunft und des Wohnsitzes der Jam ist es sinnvoll, Nubien und die Nubier sowie die Berber zu untersuchen, zu denen die Tjemehu gezählt wer-den. Es folgen einige Überlegungen hierzu. 6.1 Anthropologische Untersuchungen el Batrawi (1935;1945) hat die Schädel aus vielen Friedhöfen im Niltal ver-messen und die Messungen anderer Wissenschaftler ausgewertet. Alles Mate-rial stammt aus dem ägyptischen Staatsgebiet, außer Vergleichsmaterial aus Palästina, Großbritannien, Deutschland, Kerma, Siwa und von modernen Galla + Somalis. Er übernimmt (1935:161) ein Ergebnis der Untersuchungen von Elliot Smith (Arch. Sur. Nub. 1907-1908, II:21): "The Early Predynastic man was on average about 163 cm in height and the woman 151 cm, so that these people were appreciably below the average height of mankind. ... Their hair was dark brown or black, straight, wavy or slightly curled, but not negroid. .." Seit dem frühen Neolithikum gibt es im Niltal Ägyptens zwei Menschen-gruppen mit unterschiedlichen Schädelmerkmalen, eine in Mittelägypten und die andere in Oberägypten (el Batrawi, 1945:154-155; für Unterägypten liegt kein Untersuchungsmaterial vor). Die Grenze lag ursprünglich südlich von Abydos. Die Oberägypter breiteten sich in prädynastischer Zeit nach Nubien aus. Der mittelägyptische Typ erscheint zum ersten Mal in der dynastischen Zeit in Theben, also weiter südlich. Seit der 18. Dynastie (1570-1293 v. Chr.) herrscht er in Ägypten vor bis Denderah (nördlich von Theben). Zur Zeit des Mittleren Reiches (2040-1782 v. Chr.) und der C-Gruppe in Unternubien, gibt es einen leichten Einfluss negroider Elemente in Unter-nubien unter den Frauen (1945:99). Während des Neuen Reiches (1570-1070 v. Chr.) ist die Bevölkerung Unternubiens wieder ähnlich der von Oberägypten, verbunden mit einem Rückgang des negroiden Elements. Es ist möglich, dass dies eine Überflutung Unternubiens durch Zuwanderung aus Oberägypten darstellt oder durch Rückwanderer aus Kerma bewirkt wurde, die in der Hyksos-Periode (1663-1555 v. Chr.) aus Ägypten geflohen waren (1945:145). Nach dem Neuen Reich (nach 1070 v. Chr.) gibt es in Nubien erneut einen starken Einfluss negroider Elemente (1945:155). MacGaffey hält die Interpretationen von el Batrawi in Bezug auf negroide Elemente für zweideutig (1961:182-183). Etwa 150 km westlich von Aniba liegt Jebel Ramlah in der westlichen Wüste. Dort wurde ein neolithischer Friedhof gefunden (Schild et al. 2002, Kobu- ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM99 siewicz et al. 2004, Wendorf & Schild 2004). Er enthielt 30 Skelette in 13 Grä-bern als primäre und sekundäre Bestattungen aus der Zeit 4940- 4455 v. Chr. Es wurden reiche Grabbeigaben gefunden mit Herkunft aus dem Sinai, dem Roten Meer, dem nubischen Niltal. Es gibt Keramik ähnlich der von Badari im Niltal. Auf der Basis der Zähne wurde festgestellt, dass die Menschen aus zwei Gebieten stammten, Nordafrika und südlich der Sahara, und es gab Mischformen (Irish, 1998). Dies beweist lange Kommunikationswege für die Menschen dieser Zeit und für ihre Gebrauchsgüter. Auf der Basis der ABO-Blutgruppen unterscheiden sich moderne Ägypter von den Nordsudanesen. Ägypter haben einen geringeren Anteil an Blutgrup-pe O und einen höheren Anteil an der Blutgruppe A im Vergleich zu verschie-denen Bevölkerungsgruppen aus dem Sudan, aus Äthiopien, Westafrika und Syrien (Rife & Rendall, 1953:176-178). 6.2 Die C-Kultur, die Berber Mehr als 600 Jahre nach dem Erlöschen der A-Kultur folgte im nubischen Niltal die C-Kultur, sie ist etwas später als die frühe Kerma-Kultur. Ihr Ur-sprung ist unklar. Da die ersten Siedlungen am Westufer des Nils lagen, wird ihre Herkunft aus dem Westen vermutet (Bietak, 1968:143; 1987:115-116). Während der Zeit der sechsten Dynastie (etwa ab 2250 v. Chr.) bis zum Neuen Reich (etwa 1550 v. Chr.) besetzten die Träger der C-Gruppe das gleiche Ge-biet wie vorher die A-Gruppe zwischen erstem und zweitem Katarakt. Hester & Hobler (1969:33,57,152) fanden Keramik in Dunqul und Kurkur, die sie als "Oasis C-Group" bezeichnen und zur C-Gruppe des Niltales rechnen. Bietak meint, dass sich die C-Gruppe nicht aus der A-Gruppe entwickelt hat, aber einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund hat (1987:115). Zu Be-ginn entsprachen die Leute der C-Gruppe physisch denen der A-Gruppe (1987:117). Später gab es variierende Elemente. Zunächst waren die Leute Nomaden (1987:118). Man unterscheidet im Niltal mehrere Entwicklungsstu-fen, die sich u.a. in der Bauweise der Häuser und in den Begräbnissitten, z.B. in der Richtung der Grablegung unterscheiden (Bietak, 1968; 1987; Bonnet, 1996). Keramik wurde auch aus Ägypten importiert. Während der zwölften Dynastie (1991-1782 v. Chr.) wurde Nubien von den Ägyptern besetzt bis Sem-nah südlich des zweiten Katarakts. Forts wurden errichtet zur Sicherung der Handelswege nach Süden und zu den Goldbergwerken im Osten. Arkell glaubt, dass die Leute der C-Gruppe mit denen der A-Gruppe verwandt waren und dass sie aus einem Gebiet außerhalb des Niltales südlich des 2. Ka-taraktes kamen (1973:48-54). Sie entwickelten sich zu seßhaften Rinderhirten. Während der Zeit des Harkhuf unterschied man in Nubien die Gebiete der Irthet, Sethu und Wawat und bei Weni zusätzlich die Mazoi, die Jam und die 100MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Kau. Ob diese bereits zur C-Gruppe gehörten, ist unklar (Bietak, 1968:144- 148). Edel betrachtet die Völker Irthet, Sethu und Wawat bereits als Träger der C-Kultur (1967:147-153). Schon während der Reisen des Harkhuf fand eine Konsolidierung der Herrschaftsverhältnisse statt. Zur Zeit der zwölften Dy-nastie wird nur noch Wawat erwähnt, welches damit synonym für die C-Grup-pe steht. Bei den Skeletten tritt zunehmend ein negroider Einfluss auf (Bietak, 1968:141; Bates, 1970:245). Etwa ab 1675 v. Chr. war die ägyptische Herrschaft in Unternubien nicht mehr wirksam. Einflüsse von Kerma aus dem Süden nehmen zu und auch die Medjayu (Mdj.w), die Vertreter der Pan-Gräber aus dem Osten verbreiteten sich im Niltal. Nach der Wiedereroberung Unternubiens etwa 1550 v. Chr. unter Pharao Ahmose ging die C-Kultur in der ägyptischen unter (Bietak, 1987: 122- 124). Bates definiert als Sprache "Berber ... the modern language of the Libyan race, in all its dialects" (1914/1970:xxi). Er spezifiziert für die libysche Wüste als Berber die Gruppen "Teenu, Temeu, Rebu, Meshwesh" (1970:46-47). Bates vermutet, daß die Vertreter der C-Gruppe von den Libyern abstammen und zwar vom braunen Berbertyp (1970:245-252). Er denkt, dass sie von Nor-den über Kharga in das Gebiet zwischen dem ersten und zweiten Katarakt kamen. Hölscher (1937) vermutet, dass die Tehenu-Leute Ägypter waren aus Fayum und Wadi Natrun. Er denkt, dass die Temehu-Leute aus dem Südwesten ka-men und sich im Westen des Niltales von Nubien bis zum Mittelmeer ansie-delten. Die C-Gruppe steht mit den Temehu in Verbindung. Libu und Maschwesch sind Teile der Temehu. Von denen waren die Maschwesch be-schnitten und trugen die Penistasche, die Libu nicht. Nach Edels Interpretation war das Reich Jam alteingesessen im Bereich von Dongola (1967:154-157). Die Berber der C-Gruppe könnten von Kordofan kommend den Nil am zweiten Katarakt erreicht haben. Die Kerma-Leute könnten etwas später angekommen sein. Die Tjemehu wären dann nach den C-Gruppen-Leuten und den Kerma-Leuten die letzen Vertreter von Berber-stämmen, welche die Jam-Leute abzuwehren versuchten. Er gibt keine Erläu-terung, warum die hellhäutigen Berbergruppen aus Kordofan kommen sol-len. Gegen die Annahme, dass die Träger der C-Gruppe zu den Tjemehu gehör-ten oder deren Verwandte waren, spricht, dass die Ägypter sie nie als Tjemehu bezeichnet haben, sondern immer als Nśj.w, manchmal als Stj.w oder Jwn.tjw. Tjemehu wurden außer im Bericht des Harkhuf nie so weit südlich festge-stellt (Bietak, 1968:147). Sie wurden nicht zu den Nubiern gezählt. ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM101 Bietak vermutet, dass Jam kurz nach der Harkhuf-Expedition der Kerma- Kultur zum Opfer gefallen sei (1968:148). Behrens (1985:153-160) fand folgende Lehnwörter aus (modernen) Berber-sprachen im Nobiin: aman (Wasser, Nil), iskid (Staub), kúlli (jeder), gōs (Holz-schüssel), fille (Zwiebel), jellek (Wolf), jigir (Maus). Nobiin ist Mitglied der nilosaharischen Sprachfamilie, die Berbersprachen gehören zur afro-asiatischen Familie. Man nimmt an, dass der Kontakt zwischen Nobiin-Spre-chern und Berbern am Nil zwischen 4. und 2. Katarakt stattfand. Diese Ber-ber- Sprecher werden als die Leute der C-Gruppe interpretiert und mit den Tjemehu gleichgesetzt (Behrens, 1981:37, 1985:138). Behrens meint (irrtüm-lich?), dass die C-Gruppen-Leute zwischen 2. und 3. Katarakt siedelten. Da die Ägypter ihre südlichen Nachbarn nie als Tjemehu bezeichnet haben, ist diese Gleichsetzung fragwürdig. Behrens verweist auf archäologische Ähn-lichkeiten zwischen C-Kultur und Kerma-Kultur, setzt Jam = Kerma und führt alle auf die Tjemehu zurück (1981:37-39). Ein Hinweis auf Tjemehu findet sich auf einer Stele im Wadi es-Sebua süd-lich von Assuan (Yoyotte, 1951; Cooney, 2011:156,159) aus der Zeit von Ramses II (1279-1212 v. Chr.). Die Inschrift enthält den Plan, dass Tjemehu-Leute ge-fangen werden sollten, um beim Bau von Tempeln zu helfen. Behrens (1985:139) bezieht dies auf die C-Gruppen-Leute. Behrens unterscheidet zwischen südlichen und nördlichen Tjemehu (1985:139-142). Zu den südlichen zählt er die bei Harkhuf erwähnten, die Leu-te der C-Gruppe und die im Wadi es-Sebua erwähnten Menschen. Westlich des Nildeltas lebten um 1962 v. Chr. andere Tjemehu, die nördlichen Tjemehu. Während des Neuen Reiches werden sie jetzt als die Stämme rbw (Rebu Libu = Libyer) und mšwš (Meschwesch) bezeichnet (Behrens, 1985:139-140). Cooney hingegen meint, dass die Herkunft der Rebu unbekannt ist (2011:319- 320). Sie kamen mit den "Seevölkern" und wurden von den Ägyptern schließlich westlich des Deltas angesiedelt. Die Griechen trafen sie dort viel später und entwickelten aus der Bezeichnung "Rebu" den Namen "Libyen". Die Meschwesch wurden zum ersten Mal unter Tuthmosis III (1504-1450 v. Chr.) erwähnt und unter Ramses III (1182-1151 v. Chr.) dargestellt. Im Gegen-satz zu den Rebu tragen sie eine Penistasche (Cooney, 2011:97-98). Die Koali-tion von Rebu, Sepedu und Meschwesch wurden von den Ägyptern unter Ramses III unter dem Begriff Tjehenu zusammengefasst und bei den Tjemehu angetroffen, sie stammten aus dem Lande Buriru (2011:165-166). Die Lage des Landes Buriru ist unbekannt. Rebu und Meschwesch wurden unter Ramses III umgesiedelt und konnten auch später als unterschiedliche Gruppen identi-fiziert werden (2011:275-278). 102MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Behrens verarbeitete die Vorstellungen von Hester & Hobler über die Klima-entwicklung in der Sahara (1969:157-167). Diese vermuteten, dass es selbst während des Klimaoptimums einen Streifen gab mit weniger als 50 mm Niederschlagshöhe, der sich in etwa Ost-West-Richtung von Nordsudan über Südägypten quer durch Libyen erstreckte. Behrens meint, Proto-Berber seien um 2300 v. Chr. im Nordsudan nach Westen aufgebrochen und in Zentral-algerien durch eine Lücke im Trockenheitsgürtel nach Norden gezogen. In Nordalgerien hätten sie sich nach Westen und Osten ausgebreitet und schließlich um 2000 v. Chr. das Nildelta erreicht. Im Delta hätten die Ägypter sie nach 300 Jahren wiedererkannt und dort auch als Tjemehu bezeichnet. Die Klimavorstellung von Hester & Hobler ist irrig, siehe oben und Abbildung 6. Die Berber hätten innerhalb von 300 Jahren zielstrebig mehr als 7000 km zurücklegen müssen, was unwahrscheinlich ist. Behrens geht von 400-650 mm Niederschlagshöhe für Rinderhaltung aus (1985:141), nach Pachur reichen 100 mm (2006:562). Während Hölscher, Edel, Behrens, Bechhaus-Gerst und andere ein Vordrin-gen von Berber-Gruppen aus dem Südwesten zum Niltal vermuteten, gibt es alternative Hypothesen. Ehret (z.B. 1995), Le Quellec (1998:483-515) und Hachid (2000:20-39) haben sich mit den Berbern und besonders mit deren Sprache beschäftigt. Danach fand die Aufspaltung der Sprachen Ägyptisch- Berber-Semitisch in der Nähe des Nildeltas statt. Von dort wanderten die Ber-ber- Sprecher nach Westen und die Semitisch-Sprecher nach Osten. Unter die-sen Umständen hätte es also nie einen Kontakt zwischen Nobiin-Sprechern und Berbern gegeben, nur mit Sprechern einer Vorform der Sprache, aus wel-cher auch Ägyptisch hervorging. Allerdings fand Bechhaust-Gerst nur einzel-ne Lehnwörter aus dem Alt-Ägyptischen im Alt-Nubischen (1985:104). Häufi-ger sind Lehnwörter aus dem Koptischen nach der Zeitenwende. Später gab es mögliche weitere Einflüsse durch Berber. Nach der Erobe-rung Nordafrikas durch die Araber und die Islamisierung zogen mehrere Berberstämme, besonders die Ketáma, unter den Fatimiden vom westlichen Nordafrika nach Osten und eroberten Ägypten 969 n.Chr. Andere folgten. Die Howára siedelten in Oberägypten. Sie dehnten ihre Macht bis Mahas aus, bis sie 1813 von Ibrahim Pascha geschlagen wurden. Heute leben die Hawawir in der Bayuda bei Dongola, und die Howara haben Kolonien in Kordofan und Darfur (MacMichael, 2011:I/151-153; Streck, 1989:128). Arkell sieht einen Ein-fluss der Tuareg entlang des Südrandes der Sahara nach Osten. Er meint, der schwarze Gesichtsschleier der Tungur-Sultane sei von den vornehmen Tua-reg übernommen worden (1951:207-210). Das Volk der Anag sei auch unter dem Namen Abu Qonaan bekannt und der Name "Anag" sei herzuleiten aus ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM103 dem Tuareg-Ausdruck Kel Annag = die Leute des Ostens (1951:210). MacMichael erwähnt eine Kolonie von Tuareg, die "Kenín" in der Nähe von el Fasher (2011:I/114). Die Anag leben in den Haraza-Bergen etwa 300 km WSW von Khartoum. Nach Fuchs (1979:II, 221) handelt es sich bei den Anag um arabisierte Nuba. Die Gruppe ist so klein, dass sie bei Bechhaus-Gerst (1985) nur auf deren Karte 1 vermerkt ist. MacMichael und Arkell äußern sich nicht zu den Sprachen der Tungur, der Anag und der Howara. Die Herkunft der Tungur oder Tundjer ist unbekannt. Selbst wenn sie ein arabisch-berberisches Mischvolk waren (Fuchs, 1979:199), haben sie kaum den Nobiin-Sprechern ein berberisches Vokabular gebracht, da sie in Darfur und Wadai siedelten. Die Deutung des Namens "Anag" durch Arkell ist möglicherweise irrig. Die Howara betrachteten sich seit dem 14. Jahrhundert in Oberägypten als Araber (MacMichael, 2011:I/152). Die Ber-ber- Lehnwörter im Nobiin dürften also nicht nach der Islamisierung Nord-afrikas übernommen worden sein. Arkell spekuliert, dass der Name Temehu im Namen Tama weiterlebt (1973:44,49-50). Bei den Tama gibt es eine Tradition, dass sie früher nahe Bir Natrun gelebt haben. Ihre Frauen sind Töpferinnen. Dar Tama liegt heute in Wadai, südlich der Kobe-Zaghawa. Laut Fuchs (1979:200) sind die Tama nach der Machtergreifung der Tundjer (14.–17. Jahrhundert) aus Dar Fur nach Wes-ten ausgewandert. 6.3 Nubien, Nubier Die Ägypter nannten eine größere Völkergruppe außerhalb ihres Reiches Nehesyu. Weni rekrutierte Soldaten unter den Leuten von Irtjet, Medja, Yam, Wawat, und Kau, die zu den Nehesyu gehörten (Breasted, 1906:311). Ver-mutlich handelte es sich um Leute aus dem Süden. Zumindest ist dies für Wawat aus späteren Dokumenten belegt. Breasted übersetzt den Begriff Nehesyu mit "Neger", spätere Autoren mit "Nubier". In den "neun Bogen" gibt es Begriffe für die drei Rassen außerhalb Ägyp-tens, darunter Iwntiw-setet oder Ta-setet für die südliche (Cooney, 2011). Der Name "Nubien" ist zuerst belegt im griechischen und oder in der latinisierten Form Nobatae. Es könnte über das koptische NOYBT (flechten) mit dem ägyptischen nebed (die mit den geflochtenen Haaren) zu-sammenhängen. Auch eine Ableitung von ägyptisch nubu (Gold) wird vermu-tet (MacMichael, 2011:I/12). Alternativ wird eine Entstehung aus Napata (Nabata) erwähnt (Arkell, 1955:178). Man muss zwischen dem geographischen Begriff Nubien und den Spre-chern nubischer Sprachen unterscheiden. Geographisch erstreckt sich Nubien 104MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 von nördlich Assuan bis zur Nilinsel Tangassi etwa bei Debba im Süden. Als Grenze zwischen Unter- und Obernubien wird der zweite Katarakt betrachtet. Zur prädynastischen Zeit unterschieden sich die Bewohner Oberägyptens und Unternubiens nicht (s.o.; MacMichael, 1922/1:15). Kulturell gibt es jedoch Unterschiede. Die Bewohner Unternubiens waren Träger der sogenannten A-Kultur. Keramik der nubischen A-Kultur gibt es nicht nur im Niltal, sondern auch bei Bir Sahara (Gatto, 2002) und in der Laqiya-Region (Lange, 2006). Damit erstreckt sich die A-Kultur über ein großes Gebiet westlich des Nils und dauerte rund 1000 Jahre bis etwa 3000 v. Chr. Später gab es in Laqiya Einflüsse aus dem Niltal mit Keramik des Alten Reiches (Lange, 2004:317). Francke (1986) berichtet von einer walk-in-well im Wadi Shaw und einer Ansammlung von 37 Steinkreisen auf einem benachbarten Hügel. Lange (2006:112) vermutet, dass die Kultur der A-Gruppe im Niltal endete wegen des starken ägyptischen Einflusses, während sie im Wadi Shaw weiterlebte. Etwa zur Zeit der dritten Dynastie (2686-2613 v. Chr.) begannen sich negro-ide Menschen bis Assuan niederzulassen (MacMichael, 1922:15). Nubische Sprachen gibt es auch außerhalb des Niltales. Früher unterschied man im Niltal die Barábra im Norden und Danágla (Leute von Dongola) im Süden (MacMichael, 2011:I/13). Rife et al. (1953:171) benutzen irrtümlich die Bezeichnung "Barbara" für die Nubier. Nach Herzog (1957:6) ist Barabra die arabische Bezeichnung für die Nubier, in europäischen Sprachen wurde diese Bezeichnung zu Berberiner oder Berberins, Namen, die nicht mit den Ber-bern verwechselt werden sollten. Nach ihrer eigenen Bezeichnung lebten die Kenuzi südlich von Aswan, die Sukkot zwischen Wadi Halfa und Abri, die Mahas zwischen Abri und Kerma und die Danagla zwischen Kerma und Debba. Zu den modernen nubischen Sprachen gehören Nilnubisch, Bergnubisch (Kordofan), Birgid (südliches Darfur) und Meidob (Norddarfur). Von Süd nach Nord sind die Dialekte des Nilnubischen Dongolawi, Mahasi, Fadijja, von Korosko bis Sebua Einschaltung einer Arabisch sprechende Bevölkerung, von Sebua bis Assuan Kenuzi. Man fasst die Dialekte zusammen zu zwei Grup-pen, Nobiin und Dongolawi/Kenuzi. Vor dem Bau des Assuan-Dammes wur-de die dortige Bevölkerung umgesiedelt (Bechhaus-Gerst, 1985:9-13). Bezüglich des Ursprungs und der Verbreitung der nubischen Sprachen wer-den zwei Alternativen gesehen, der Ursprung im Niltal und die Einwande-rung ins Niltal. MacMichael und Herzog (und andere) glauben an einen Ur-sprung der Sprachen im Niltal. Nach den Berichten bei MacMichael (1922 (2):78-80) werden für die Bired (Birgid) und Mídób (Meidob) Ursprünge im Niltal angegeben. Herzog hält die Entwicklung der verschiedenen nubischen ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM105 Dialekte im Niltal für das Ergebnis unterschiedlicher Besatzungen nach dem Vordringen der Fundj (Fung) von Süden und der Türken von Norden. Es kam 1517 zu einer Grenzziehung am 3. Katarakt (1957:60-61). Die Kenuzi im Nor-den blieben im Wesentlichen unbehelligt durch die Garnisonen in Derr und Ibrim. Im südlich anschließenden Gebiet wurden Truppenteile aus den ver-schiedensten Gegenden des osmanischen Heeres angesiedelt und hatten dem-entsprechend Einfluss auf die Entwicklung der Sprache. Südlich des 3. Kata-rakts fehlte der Einfluss auf die Sprache wieder. Unter anderem Zylharz und Bechhaus-Gerst vertreten die Meinung einer Einwanderung der nubischen Sprachen ins Niltal. Zylharz (1922, zitiert nach Herzog 1957:35-37) hält Kordofan für das Ursprungsgebiet der Nubier. Dort habe es bereits zwei Gruppen A und B mit etwas unterschiedlichen Sprachen gegeben (nicht zu verwechseln mit der A-Keramik, s.o.). Ein Teil der A-Grup-pe sei ausgewandert ins Midob-Gebiet, ein anderer Teil an das Nilknie (Mahas- Gebiet). Später, nach der Zeitenwende sei der Rest der A-Gruppe ausgewan-dert nach Kharga und in das Gebiet von Dongola. Die B-Gruppe sei in Kordofan geblieben. Die Teilgruppe aus Kharga sei zum Ende des 3.Jahrhun-derts umgesiedelt worden an den Nil und bildete die Kenuzi-Gruppe. Die Analysen von Bechhaus-Gerst (1985; 2000:450) zeigen, dass das Nilnubische nicht im Niltal entstanden ist. Anhand der Bezeichnungen für "Pferd" und "Eisen" wird nachgewiesen, dass sich das Nobiin vor 1500 v. Chr. von den anderen nubischen Sprachen getrennt hat (1985:106-109). Es wird vermutet, dass nubische Sprachelemente in Ortsbezeichnungen bei Tuthmosis III (1504-1450 v. Chr.) enthalten sind (1985:105-106). Nach Bechhaus-Gerst (1985:115-122) sind die Sprecher des Nobiin zur Zeit des Neuen Reiches etwa 1000-1500 v. Chr. ins Niltal eingewandert. Um diese Zeit verschwindet die C-Kultur. Die Sprecher des Dongolawi/Kenuzi trafen später ein, etwa um die Zeitenwende. Ab 1500 v. Chr. werden die Menschen schwarz dargestellt mit negroiden Zügen, die Skelette haben negroide Ele-mente. Im Verlauf der 19. Dynastie (1293-1185 BC) wandelt sich der Begriff Nehesyu von einem geographischen zu einem ethnographischen (Bechhaus- Gerst, 1985:98-99). Bemerkenswert ist, dass im Nobiin ein Lehnwort aman für Wasser auftritt, welches aus dem Berberischen stammen kann. Im Nobiin wird es in mehreren Komposita für die Nilfauna verwendet (Bechhaus-Gerst, 1985:109-113). Es gibt alternative Interpretationen: Adams betrachtet alle modernen Men-schen vom ersten Katarakt bis südlich des Zusammenflusses von Weißem und Blauem Nil bei Khartoum als Nubier (1978:22). Im Bereich südlich von ed- Debba sprechen sie arabisch, da sie seit dem Mittelalter von Arabern überla- 106MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 gert wurden. Als Alternative zur vorherrschenden Interpretation sieht er auch die Möglichkeit einer kontinuierlichen Besiedelung des Gebietes durch Nubier, die dann nacheinander die verschiedenen Kulturen wie A-Gruppe, C-Gruppe usw. entwickelten (1978:20-22). 6.4 Kommentare Die Berichte der Anthropologen, Ägyptologen und Linguisten lassen sich nur schwer unter einen Hut bringen. Berber als Menschentyp tauchen bei den Anthropologen nicht im ägyptischen Niltal auf. Das macht nur Sinn, wenn sie mit den Ägyptern verwechselbar ähnlich sind oder sie gar nicht ins Niltal kamen oder nicht so weit im Niltal nach Norden vordrangen. Die C-Kultur geht offenbar nicht von Berbern aus. Es könnte sein, dass Menschen aus den Gebieten von Bir Sahara und Laqiya westlich des Nils, welche möglicherweise mit den Trägern der A-Kultur ver-wandt waren und Keramik der A-Kultur benutzten, ins Niltal wanderten und dort die C-Kultur entwickelten. Diese wären später von Oberägyptern wäh-rend des Neuen Reiches nach 1500 v. Chr. überrannt worden. Möglicherweise sind die Nobiin-Sprecher 1500-1000 v. Chr. zunächst nur zwischen 4. und 2. Katarakt ins Niltal gelangt. Erst bei ihrer späteren Ausbrei-tung nach Norden hätten sie dann zu einer Zunahme negroider Elemente nach 1070 v. Chr. beigetragen. Die Dongolawi/Kenzu-Sprecher im Süden und Nor-den sind sowieso erst um die Zeitenwende aufgetreten. Folgt man hingegen MacMichael und Herzog bezüglich der Entstehung der nubischen Sprachen im Niltal, so bleibt offen, wie sie dort entstanden ist. Damit bleiben der geographische Aufenthalt der Berber und der Ort der Übernahme von deren Vokabular durch die Nobiin-Sprecher offen. Der Ver-gleich von Wörterlisten über ein Zeitintervall von mehreren tausend Jahren ist erstaunlich. Trotzdem mag es richtig sein, dass die Nobiin-Sprecher Wör-ter aus einer Berbersprache übernahmen. Es kann aber auch reiner Zufall sein, dass gleiche Wörter gebildet wurden. Dies besagt aber nichts über die Sprache der Leute in Kerma und die Sprache der Tjemehu. Die Tjemehu wurden von den Jam-Leuten nach Westen verdrängt. Ihre Existenz in Nubien ist nur dann belegt, wenn die Jam im Süden von Nubien bestätigt sind. Auf der Stele im Wadi es-Sebua ergibt sich nichts über den Ort der Herkunft dieser Tjemehu. Bei der Erwähnung der Tjemehu als Gegner der Jam könnte es sich auch um eine Verwechslung handeln. Bei den Gegnern könnte es sich um Bewohner des Laqiya-Gebietes oder des Wadi Hariq gehandelt haben (siehe Jesse, 2007). Die Jam sind weder identisch mit den Bewohnern von Kerma, noch sind sie der Kerma-Kultur zum Opfer gefallen, wie die Inschrift am Jebel Uweinat zeigt. ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM107 7. Pygmäen In seinem Brief an Harkhuf schrieb Pharao Pepi II: "Thou hast said in this thy letter: that thou hast brought a dancing dwarf (dng = deneg) of the god from the land of spirits, like the dwarf which the treasurer of the god Burded (B-wr-dd) brought from Punt in the time of Isesi (Yssy). Thou hast said to my majesty: Never before has one like him been brought by any other who has visited Yam" (nach Breasted, 1906:351). Isesi (Pharao Djedkare) lebte 2414- 2375 v. Chr. Vercoutter verweist darauf, dass der Begriff deneg auch in den Pyramidentexten vorkommt, welche möglicherweise älter sind (1979:20). Die Ägypter hatten mehrere Bezeichnungen für kleinwüchsige Menschen, dng und nmw (= nem gebildet wurden sowohl Pygmäen als auch chondrodystrophe Zwerge. Sie waren Tänzer, Begleiter ihrer Herren mit Hun-den und Affen, Kammerdiener. Die pathologischen Zwerge waren auch Gold-schmiede (Dawson, 1927 mit vielen Beispielen; Dawson, 1938; Naster, 1972; Heymer, 1993:124-142; 1995:41-55). Im Mittleren Reich wurden die patholo-gischen Zwerge nur noch als nmw bezeichnet. Später wurden Zwerge durch die Bes-Figuren ersetzt. Das ägyptische Wort dng für "Zwerg" ist verwandt mit den analogen Wör-tern dink, dinki (Kuschitisch), dink (Omotisch), dnk (Amharisch), denki-t (Tigrin - a) (Behrens, 1985:161). Die Pygmäen sind eine eigenständige menschliche Rasse, die Männer mit etwa 143 cm und die Frauen mit etwa 136 cm Größe. Sie waren ursprünglich Jäger und Sammler und leben im tropischen Regenwald Afrikas, teilweise auch in der Savanne. Seit langer Zeit haben sie sich rassisch und in ihrer Le-bensweise an ihre normalgroßen Nachbarn angepasst. Eine Pygmäensprache ist nicht bekannt. Sie sprechen die Sprachen ihrer Nachbarn, teilweise mit veränderter Aussprache. Bei vielen Gruppen ist die Bezeichnung "Twa" für Pygmäen verbreitet (Seitz, 1977:14-23). Die Pygmäen werden meist als die ältesten Bewohner ihres Lebensraumes angesehen. Sozial stehen sie normalerweise auf der untersten Stufe der Bewertungsleiter. Ihnen werden magische Fähigkeiten zugesprochen. In die-sem Zusammenhang können sie auch in die herrschenden Gruppen aufstei-gen. Heymer (1995:56-57) gibt dafür Beispiele aus Sierra Leone im Westen und bei den Mututsi im Osten. Bei vielen Völkern im Osten spielten Pygmäen eine Rolle im Rahmen des sakralen Königtums (Seitz, 1977:185-211). Heute sind die nördlichsten Lebensräume von Pygmäen folgende: Die Bedzan-Pygmoiden in der Tikar-Ebene bei Yoko in Kamerun, eine Gruppe in Südsudan und eine Gruppe im Süden Äthiopiens (Seitz, 1977:34; Wikipedia 2016-07-11). Krapf erfuhr von einem Informanten über die Doko-Pygmäen 108MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 (1858/1964:76-79) im nördlichen Tanganjika. Er berichtet von dort über das Fangen von Sklaven. In Abbildung 7 sind die angegebenen modernen Lokati-onen gezeigt in Bezug auf den Megatschadsee und den stark vergrößerten Sudd. Daraus ergibt sich, dass der einfachste Zugang von Ägypten zu Pyg-mäen über Äthiopien ging. Früher mag es auch in nördlicheren Gegenden Pygmäen gegeben haben als heute. Kommentar: Wegen der Ähnlichkeit der ägyptischen Bezeichnung dng (deneg) für den Zwerg mit der Bezeichnung in südlichen Sprachen, wegen der Parallelen von deren Bedeutung im Königtum und wegen der geographischen Zugänglichkeit stammt der Zwerg des Harkhuf vermutlich aus Südäthopien und wurde als Sklave über Zwischenhändler erworben. 8. Neue Spekulation Nach der herkömmlichen Sicht der Ägyptologen war die Geographie Ägyp-tens im Wesentlichen eindimensional. Das Land erstreckte sich entlang des Nils. Südlich von Ägypten wurden die Länder Nubiens ebenfalls als aufge-reiht am Nil aufgefasst. Nachdem jetzt bekannt ist, dass die Ägypter wieder-holt mindestens bis zum Jebel Uweinat vorgedrungen sind, dass die Nubian A-Kultur sich weit nach Westen ausdehnte, dass das Gebiet Selima-Nukheila- Wadi Howar besiedelt war und es ein großes Gebiet mit Ringen von Stein-kreisen unbekannter Bedeutung in der westlichen Wüste gibt, ist eine stärkere zweidimensionale Betrachtungsweise erforderlich. Die Suche nach Jam kann sich nicht auf ein kleinräumiges Gebiet am oder nahe beim Nil beschränken. Für eine Charakterisierung der Leute von Jam und für die Lokalisation ih-res Gebietes ist folgendes zu berücksichtigen: Die Jam gehörten zu den Nehesyu, den Süd-Völkern. Sie waren spätestens zur Zeit des Merenre (2283-2278 v. Chr.) in Ägypten bekannt, d.h. vor dem Vordringen von dunkelhäutigen Menschen im Niltal nach Norden. Vermut-lich waren sie rassisch den Ägyptern verwandt, wie die Leute der A-Grup-pe (siehe el Batrawi). Möglicherweise gilt das auch für ihre Sprache. Es ist also falsch, sie als Neger zu bezeichnen. Die Bezeichnung als Nubier ist irreführend, da der Begriff Nubien erst später geprägt wurde. Jam muss einerseits so nahe bei Ägypten gelegen haben, dass eine Bereit-stellung von Arbeitskräften und Soldaten logistisch sinnvoll war. Anderer-seits war es so weit entfernt, dass eine Reise dorthin einschließlich Vorbe-reitungen, Zwischenaufenthalten und Besuchen bei benachbarten Völkern sowie Rückreise sieben bis acht Monate dauert. Jam muss irgendwie Beziehungen haben zu den Informationspunkten Dakhla, Buhen und Jebel Uweinat. Diese liegen am Nil bzw. westlich des Nils. Das passt zu dem Begriff Sekhet-Yam als Symbol für den Westen in ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM109 den "neun Bogen". Jam ist ein südliches Land jenseits von Wawat und es hat direkten oder indirekten Zugang zu exotischen Produkten sowie zu einem Pygmäen aus dem Süden. Die Herkunft des Pygmäen liegt eher im Süden (Äthiopien) als im Südwes-ten (Kamerun), kann aber früher weiter nördlich gewesen sein. Jam hat die Möglichkeit, die Tjemehu nach Westen zu vertreiben. Außer der Beziehung zu Jam ist der südlichste Punkt mit einer Erwähnung der Tjemehu im Wadi es-Sebua. Cooney vermutet die Tjemehu in der west-lichen Wüste mit einer Ostgrenze in der Nähe von Dakhla-Kharga. Nach Norden reicht ihr Gebiet bis ans Mittelmeer. Damit könnten die Ringe von Steinkreisen zu ihnen gehören. Wenn wir akzeptieren, dass das Land Jam von Ägypten gesehen jenseits von Wawat im heutigen Nubien lag und auf dem Wege dorthin keine weiteren als die angegebenen Orte berührt wurden (O'Conner, 1986), bietet sich für die Lage von Jam das Wadi el Qa'ab an. Dies ist kein Wadi im Sinne eines Trocken-flusses, sondern eine etwa Nord-Süd verlaufende Senke parallel zum Niltal entlang dessen westlichen Ufers etwa von der geographischen Breite Kermas bis zu einer Breite südlich Dongolas. Wadi el Qa'ab ist kein ehemaliges Niltal, es reicht aber an einigen Stellen bis in eine ähnliche Tiefe wie das Niltal und hat einen hohen Grundwasserstand (Pachur & Altmann, 2006:236-238). Bis heute gibt es viele Brunnen und Anpflanzungen. Ein signifikanter Ort im Wadi el Qa'ab ist Gala el Sheikh (Kröpelin, 2006; Kröpelin & Kuper, 2007; qalca = Befestigung, Burg), ein befestigter Hügel etwa 40 km WSW von Dongola, Abbildungen 8-10. Dazu gehört eine kleinere ebenfalls befestigte Nebenanlage etwa 200 m südlich. Sie liegen mitten in dem Gebiet mit oberflächennahem Grundwasser ( - = Brunnen). Beide Befestigungen sind in Trockenmauerung ausgeführt. Bemerkenswert sind Gravierungen von sog. "Wasserbergsymbolen", wie sie von bestimmten Stellen aus der Western Desert in Ägypten bekannt sind. Etwa 1 km im SW liegt das Dorf Urumbeti (siehe Abbildungen 9-10; russ. Karte Karima und Google Earth; Sudan, Northern State Administrative Map, OCHA). Die briti-schen Forscher verpassten die Befestigung bei der Erkundung 1884 (Gleichen, 1905:204). Die deutschen Forscher verpassten die Siedlungen 2006. Ein Gegenstück zur Befestigung Gala el Sheikh ist der sogenannte Wasser-berg des Djedefre (DWM, Djedefre's Water Mountain) etwa 70 km westlich von Mut. Hier ist die Terrasse an einem Hügel durch eine Trockenmauer be-festigt, Abbildung 11 (siehe Bergmann & Kuhlmann, 2001). Abbildung 12 zeigt ein Wasserbergsymbol, welches als Kartusche für den Namen von Djedefre 110MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 benutzt wurde, nachdem das Innere vorher "gereinigt" worden war. Diese Petroglyphe gab dem Hügel seinen Namen, sie geht auf die Zeit vor Djedefre (2566-2558 v. Chr.) zurück. Auf der Felswand finden sich weitere Petroglyphen und hieroglyphische Inschriften (Kuhlmann, 2005). In Abbildung 13 ist ein anderes Beispiel eines Wasserbergsymbols gezeigt von einer anderen Lokati-on ohne hieroglyphische Inschriften. Zur Zeit sind neunzehn Lokationen mit Wasserbergsymbolen bekannt. Achtzehn liegen in der näheren Umgebung von DWM, eine weitere etwa 65 km im SE, Abbildung 14. Wir können nun unsere Spekulation fortsetzen. Wegen der gleichen Bau-weise wie bei Gala el Sheikh und wegen der Wasserbergsymbole könnte es sein, dass DWM zu Anfang von den Jam-Leuten angelegt wurde und später von den Ägyptern aus dem Niltal übernommen wurde. Von hier konnten sie die Tjemehu nach Westen treiben. Die Kommunikation zwischen DWM und Gala el Sheikh erfolgte wohl über Dakhla – Baris – Sheb – Selima – Wadi el Qa'ab mit dazwischen liegenden weiteren Brunnen. Gala el Sheikh wurde wohl ebenfalls von Ägyptern übernommen – Kröpelin erwähnt demotische Schrift-zeichen. Um 1900 lebten in dem Gebiet Kababish-Araber. Wie kamen die Jam-Leute zum Jebel Uweinat? Offenbar waren die Jam- Leute Vasallen der Ägypter. Wahrscheinlich haben sie die Ägypter bei der Anlage des Eselspfades von Balat zum Jebel Uweinat unterstützt oder sie ha-ben dessen Westteil schon vorher selbst angelegt. Etwa 50-80 km entfernt im E und SE von Jebel Uweinat gibt es einige isoliert liegende Hügel mit flacher Kuppe, die oben einen Ring haben wie eine einfache Befestigung, ein Bei-spiel in Abbildung 15 (siehe auch Borda et al. 2013:Fig. 19-21). Eine oder meh-rere könnten temporäre Lagerplätze der Jam-Leute gewesen sein. Eine direk-te Verbindung von Jebel Uweinat nach Gala el Sheikh ist schwer vorstellbar, da die wasserlosen Strecken für Esel wohl zu lang sind. Esel mit Lasten sind in der Felskunst am Jebel Uweinat nachgewiesen. Das Gebiet zwischen Selima und Nukheila könnte ebenfalls zu Jam gehört haben oder von anderen Völkern bewohnt worden sein. Bei dieser Spekulation würde den Leuten von Jam ein sehr großes Gebiet zugeordnet. Das Bindeglied sind die Wasserbergsymbole. Die mörtellose Bau-weise ist kein spezifisches Merkmal für die Jam-Leute, da sie auch an ande-ren Bauwerken benutzt worden ist, z.B. bei Gala Abu Ahmed mit trapezför-migem Grundriss im Wadi Howar (Kröpelin, 1990:289-295; Jesse & Kuper, 2004) und bei dem quadratischen Fort bei El Kueibi etwa 35 km SW von Gala el Sheikh (Hinkel, 1979:125). Die Nähe von DWM zu den Steinkreisen mag die Konflikte zwischen Jam und Tjemehu erklären. Andere Konflikte gab es östlich von Nukheila im Wadi Hariq. ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM111 Tekhebet wird sonst nicht in der ägyptischen Literatur erwähnt. Wahr-scheinlich war das Land abgelegen. Möglicherweise können die Kompass-gräber dessen Bewohnern zugeordnet werden. Abbildung 16 zeigt solch eine Situation. Der Eselspfad von Balat bis Jebel Uweinat ist eingezeichnet. Diese Deutung ist nur beweisbar, wenn weitere ägyptische Inschriften oder archäo-logische Dokumente gefunden werden, die sie bestätigen. Die zweite Reise Harkhufs ging vermutlich von Assuan aus über Kurkur und Dunqul in den südlichen Teil von Jam. Er kehrte durch das Niltal zurück. Bei der dritten Reise zog er vom Niltal nach Kharga oder eher nach Dakhla. Irgendwo erfuhr er, dass der Führer der Jam-Leute gegen die Tjemehu gezo-gen war, wohl nach W oder NW. Er folgte diesem und besänftigte ihn. Da er zum Schluss aus dem Süden zurückkam, muss er anschließend im Südteil von Jam gewesen sein. Über die erste und vierte Reise gibt es keine Informatio-nen. Harkhuf könnte bei diesen Gelegenheiten weiter nach Süden oder über den Eselspfad zum Jebel Uweinat gereist sein. Falls nicht, ist die letztere Rou-te spätestens unter Pharao Mentuhotep II (2010-1998 v. Chr.) erneut von Ägyp-tern benutzt worden. Eine Fortsetzung des Eselspfades könnte über den Erg Idrisi bis nach Faya verlaufen sein. Dort lag das Ufer des Tschadsees bei seiner größten Ausdeh-nung (Schneider, 2010). Bibliographie: Adams, Y. 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Abbildungen: Abb. 1: Ungefähre Lage der Orte zwischen Assuan und Wadi Halfa Abb. 2: Die Lage von Jam und die Reiserouten von Harkhuf nach O'Connor (1986) 118MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Abb. 3: Die Lage von Jam nach Belova (1993) und die Wüstenpisten Abb. 4: Die Lage von Jam und Tekhebet, die Reiserouten von Harkhuf nach Cooper (2012) ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM119 Abb. 5: Ringe von Steinkreisen (Ringe) und Kompassgräber (Tropfen), Google Earth, Maßstab 500 km Abb. 6: Ringe von Steinkreisen, dazu Linie gleicher Niederschlagshöhen nach Kuper et al. (2006; Nordgrenze von 150 mm/y für 8500 – 7000 B.C.E) und Nord-grenze der Funde von Kapernholz nach Darius et al. für 8000 B.C.E. (2007), Google Earth, Maßstab 250 km 120MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Abb. 7: Nördlichste heuti-ge Vorkommen von Pyg-mäen und Pygmoiden pro-jiziert auf die Karte von Pachur & Altmann ca. 8000 b.p. (1997) Abb. 8: Gala el Sheikh (Google Earth, Maßstab 100 m) ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM121 Abb. 9: Gala el Sheikh und Dongola (russische Militärkarte Blatt Karima, Maßstab 10 km) Abb. 10: Gala el Sheikh und Umgebung (Google Earth, Maßstab 400 m) 122MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Abb. 11: Wasserberg des Djedefre (Djedefre's Water Mountain, DWM) Abb. 12: "Gereinigtes" Wasserbergsym-bol als Kartusche für den Namen des Pharao Djedefre Abb. 13: Wasserbergsymbol ALMOGAREN 48-49/2017-2018MM123 Abb. 14: Lage der Felsen mit Wasserbergsym-bolen (russische Militärkarte Blatt Mut, Maß-stab 20 km) Abb. 15: Hügel mit flacher Kuppe und Umran-dung (Google Earth, Maßstab 50 m) 124MMALMOGAREN 48-49/2017-2018 Abb. 16: Vorschlag für die Lage von Jam und Tekhebet mit Eselspfad zum J. Uweinat und Darb el Arba'in, Maßstab 200 km 035° |
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